November_RhPfalz_November_2022_GESAMT
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Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz<br />
76. Jahrgang<br />
<strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
THEMEN<br />
Reportage<br />
VdK-Mitglieder bei<br />
„Wetten dass..?“ Seite 3<br />
Pflege<br />
Beruf und Pflege sind<br />
kaum zu vereinbaren Seite 6<br />
Gesundheit<br />
VdK-Leseraktion zu<br />
den Herzwochen Seite 8<br />
VdK-TV<br />
Gemeindeschwestern für<br />
die Nächstenpflege Seite 12<br />
Verbraucher<br />
Hohe Kosten für Gas und<br />
Energie, was tun? Seite 21<br />
Aus dem<br />
Landesverband<br />
Landesfrauenkonferenz mit<br />
Familienministerin Seite 13<br />
Geben pflegenden Angehörigen eine Stimme: VdK-Präsidentin Verena Bentele und VdK-Mitarbeitende vor der Bundesgeschäftsstelle.<br />
VdK fordert Pflegelohn für Angehörige<br />
Aktuelle Studien: Finanzielle Sorgen sind tägliche Begleiter in der Nächstenpflege<br />
Foto: Reinhardt & Sommer Fotografen<br />
SEITE 5<br />
So hilft der VdK<br />
Foto: imago/blickwinkel<br />
Jutta Löppen-Pohl leidet unter<br />
massiven Gleichgewichtsstörungen<br />
und Gangunsicherheit.<br />
Doch die Rentenversicherung<br />
war der Ansicht, dass sie noch<br />
arbeiten kann. Für sein Mitglied<br />
hat der VdK Aschaffenburg-<br />
Alzenau für eine Erwerbsminderungsrente<br />
gekämpft – mit Erfolg.<br />
Einen Lohn für pflegende Angehörige<br />
hat VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele auf einer Pressekonferenz<br />
Ende September in Berlin gefordert.<br />
Im Rahmen der Nächstenpflege-Kampagne<br />
stellte der VdK<br />
zwei Studien zu der schwierigen<br />
finanziellen Situation von pflegenden<br />
Angehörigen vor.<br />
„Nächstenpflege macht arm. Das<br />
ist die erschütternde Wahrheit, die<br />
wir mit den Studien belegen können“,<br />
sagte Verena Bentele auf der<br />
Pressekonferenz. „Wir appellieren<br />
dringend an die Bundesregierung,<br />
pflegende Angehörige endlich finanziell<br />
besser abzusichern, um<br />
deren Armutsrisiko zu bekämpfen.“<br />
Nach der Studie des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) Berlin ist jeder<br />
fünfte pflegende Angehörige armutsgefährdet,<br />
bei pflegenden<br />
Frauen ist es sogar jede Vierte.<br />
Dr. Johannes Geyer vom DIW<br />
Berlin berechnete, dass sowohl ein<br />
Lohnersatz als auch ein fester<br />
Lohn für pflegende Angehörige<br />
das Armutsrisiko deutlich verringern<br />
könnten. Der Lohnersatz<br />
richtet sich nach dem letzten Gehalt,<br />
der Lohn dagegen nach dem<br />
Pflegegrad des Pflegebedürftigen<br />
und damit nach dem tatsächlichen<br />
Pflegeaufwand. Letzteres helfe<br />
insbesondere Frauen, die bereits<br />
ihre Wochenarbeitszeit reduziert<br />
oder ihren Job ganz aufgegeben<br />
haben, sowie Eltern von pflegebedürftigen<br />
Kindern. Damit sinke die<br />
Armutsgefährdungsquote von pflegenden<br />
Frauen am deutlichsten, so<br />
Dr. Geyer.<br />
Der VdK forderte die Bundesregierung<br />
auf, schnell die im Koalitionsvertrag<br />
versprochene Leistung<br />
für pflegende Angehörige zu<br />
schaffen. VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele sagte: „Die Höhe sollte<br />
sich nach dem Aufwand der Pflege<br />
richten, nicht nach dem letzten<br />
Gehalt. Die Pflege durch eine Geringverdienerin<br />
ist genauso viel<br />
wert wie die Pflege durch einen<br />
Gutverdiener.“<br />
Außerdem stellte Professor<br />
Dr. Dr. Andreas Büscher von der<br />
Hochschule Osnabrück neue Ergebnisse<br />
einer Online-Befragung<br />
unter pflegenden Angehörigen vor,<br />
die er im Auftrag des VdK 2021<br />
durchgeführt hat. 49 Prozent aller<br />
Pflegenden, die nicht mehr Vollzeit<br />
erwerbstätig sind, geben an, dass<br />
sie ihre Arbeitszeit aufgrund der<br />
Pflege reduziert haben. So verlieren<br />
sie Rentenpunkte und Einkommen.<br />
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen<br />
weiter: Für ein Drittel der<br />
Pflegenden sind finanzielle Sorgen<br />
tägliche Begleiter. Sie verzichten<br />
aus Kostengründen sogar auf<br />
wichtige professionelle Entlastung.<br />
Die Wahl der Pflegeleistungen<br />
wird davon bestimmt, wie viel ein<br />
Haushalt bezahlen kann. Über<br />
50 Prozent der Befragten geben an,<br />
Dienstleistungen wie den Pflegedienst,<br />
die Tages-, Verhinderungsoder<br />
Kurzzeitpflege nicht in Anspruch<br />
zu nehmen, weil sie zu viel<br />
dazuzahlen müssten.<br />
VdK-Präsidentin Bentele sagte<br />
dazu: „Es ist schockierend zu sehen,<br />
dass aus finanzieller Sorge<br />
heraus auf professionelle Unterstützung<br />
und Entlastung verzichtet<br />
wird. Wir müssen die Nächstenpflege<br />
jetzt stärken, sonst droht<br />
Deutschland ein Pflegedesaster.<br />
Pflegende Angehörige brauchen<br />
eine stabile finanzielle Basis, die<br />
ihnen ein gutes Auskommen jetzt<br />
und in der Rente sichert und auch<br />
für ihre Kranken-, Pflege- und<br />
Arbeitslosenversicherung sorgt.“<br />
<br />
Julia Frediani<br />
Lesen Sie mehr auf Seite 7<br />
Das Wohngeld wird reformiert<br />
Regierung weitet Hilfe für Menschen mit wenig Einkommen und kleinen Renten aus<br />
Ab 1. Januar 2023 sollen mehr Menschen<br />
einen Anspruch auf Wohngeld haben. Zudem<br />
ist ein Heizkostenzuschuss geplant.<br />
Derzeit haben rund 1,3 Millionen Menschen<br />
in 600 000 Haushalten einen Wohngeldanspruch,<br />
circa die Hälfte sind Rentnerinnen<br />
und Rentner. Durch die Reform<br />
sollen insgesamt etwa zwei Millionen<br />
Haushalte vom Wohngeld profitieren.<br />
„Das ist eine wichtige erste Maßnahme“,<br />
bewertet VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
den Entwurf. Doch ob die Hilfe so schnell<br />
bei allen Bedürftigen ankommt, wie sie<br />
gebraucht wird, ist fraglich.<br />
„Nur wer seinen Anspruch kennt, kann<br />
einen Antrag stellen. Viele wissen nichts<br />
von ihrem Recht auf Wohngeld, bei anderen<br />
ist die Scham so groß, staatliche Hilfe<br />
in Anspruch zu nehmen, dass sie sich davor<br />
scheuen“, weiß Bentele. Hier braucht es<br />
dringend Aufklärung.<br />
Zudem können die Ämter die vielen Anträge<br />
schon jetzt kaum bearbeiten. Anspruchsberechtigte<br />
müssen oft viele Monate<br />
auf ihr Geld warten. Durch die Reform<br />
wird sich diese Situation weiter verschärfen.<br />
Es braucht deshalb schnelle und unbürokratische<br />
Lösungen von den Ländern und<br />
Kommunen. So müssen Antragsformulare<br />
deutlich kürzer und die Prüfverfahren stark<br />
vereinfacht werden.<br />
„Es wird oft nicht ausreichen, nur einen<br />
pauschalen Zuschuss zu den Heizkosten zu<br />
zahlen, wenn die Preise weiter so rasant<br />
steigen“, so Bentele. Die tatsächlichen Energiekosten<br />
müssen abhängig von der Heizungsart<br />
im Wohngeld berücksichtigt und<br />
jährlich an die aktuellen Preissteigerungen<br />
angepasst werden, fordert der VdK. „Zwingend<br />
erforderlich ist, dass die Regierung das<br />
Problem an der Wurzel packt: Es braucht<br />
ein bezahlbares Kontingent für jeden Haushalt<br />
und jedes kleine Unternehmen für<br />
Strom und Gas.“<br />
Kristin Enge
2 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Politik<br />
Fast täglich erreichen den VdK<br />
Hilferufe von Mitgliedern, die sich<br />
Sorgen machen, wie sie mit den<br />
steigenden Energiepreisen klarkommen<br />
sollen. Der VdK fordert<br />
einen realistischen Blick auf die<br />
Bewältigung der Krise. Die angekündigten<br />
Maßnahmen zur Entlastung<br />
kommen für viele Bürgerinnen<br />
und Bürger jedenfalls zu spät.<br />
Die Energiekrise kennt neben<br />
unzähligen Verlierern ebenso Gewinner,<br />
auch in den Reihen der<br />
Strom- und Gasunternehmen –<br />
eine Entwicklung, die sich fortsetzen<br />
könnte. Denn wenn die Preise<br />
ins Unermessliche steigen, profitieren<br />
diese Konzerne noch einmal<br />
mehr. Und auch wenn alle Haushalte<br />
von den steigenden Energieund<br />
Heizkosten betroffen sind, so<br />
sind die Folgen davon höchst ungleich<br />
verteilt. VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele fasst die Empörung<br />
vieler Mitgliederzuschriften zusammen:<br />
„Wer genügend Geld hat,<br />
kann sogar Schwimmbad und<br />
Sauna weiterhin beheizen, und wer<br />
alt und krank ist oder zu einem<br />
Niedriglohn arbeitet, muss demnächst<br />
im Dunkeln sitzen und<br />
frieren. Das kann und darf nicht<br />
sein.“ Der VdK fordert deshalb<br />
schon seit Beginn der Krise einen<br />
sozial gerechten Ausgleich für untere<br />
und mittlere Einkommensgruppen.<br />
Die Gaskommission hat nun<br />
verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen.<br />
Unter anderem soll es<br />
eine einmalige Übernahme der<br />
Trotzdem frieren<br />
VdK kritisiert, dass Entlastungen zu spät kommen<br />
Die Gaspreisbremse soll erst im Frühjahr 2023 kommen.<br />
Haushaltsabschlagzahlungen für<br />
Gas und Fernwärme im Dezember<br />
geben. Weitreichender ist der Vorschlag<br />
einer Gaspreisbremse ab<br />
Frühjahr 2023 und die Einrichtung<br />
eines Härtefallfonds.<br />
Angst vor dem Winter<br />
Bis ins nächste Jahr hinein mit<br />
diesen Unterstützungen zu warten,<br />
sei für Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen<br />
und Pflegebedürftige<br />
mit wenig Einkommen aber viel zu<br />
spät, warnt Verena Bentele: „Ihnen<br />
bleibt die Angst vor einem Winter<br />
in einer kalten Wohnung.“ Auch<br />
der Härtefallfonds für Menschen<br />
mit kleinen Einkommen und Renten<br />
müsse unbedingt noch <strong>2022</strong><br />
eingeführt werden: „Wir riskieren<br />
sonst, dass in den nächsten Monaten<br />
unzählige Haushalte in Zahlungsschwierigkeiten<br />
geraten.<br />
Diese Menschen haben keine finanziellen<br />
Reserven, um diese Zeit<br />
zu überbrücken.“ Sie fordert deshalb<br />
die rasche Einführung eines<br />
vergünstigten Mindestkontingents,<br />
das sich am Normalverbrauch eines<br />
Haushalts orientiert.<br />
Zur Gegenfinanzierung schlägt<br />
Bentele steuerpolitische Maßnahmen<br />
vor: „In dieser Notlage große<br />
Unternehmen, die weiterhin gute<br />
Gewinne einstreichen, stärker an<br />
den Kosten zu beteiligen, würde<br />
das Vertrauen der Bevölkerung<br />
stärken, dass demokratische Institutionen<br />
gegenüber der Wirtschaft<br />
und dem Markt nicht ohnmächtig<br />
sind.“ Dr. Bettina Schubarth<br />
Foto: picture alliance/Ohlenschlaeger<br />
KOMMENTAR<br />
Betrogener Staat<br />
Jährlich entgehen dem Staat<br />
vermutlich 125 Milliarden Euro<br />
durch Steuerhinterziehung. Der<br />
Betrag, der an Hartz-IV-Empfängerinnen<br />
und -Empfänger zu<br />
Unrecht ausbezahlt wurde, weil<br />
diese Vermögen und Kapitalerträge<br />
verschwiegen haben, liegt<br />
nach Auskunft der Bundesregierung<br />
2021 bei 57,3 Millionen Euro.<br />
Nur 1,1 Prozent der Menschen im<br />
Hartz-IV-Bezug machen falsche<br />
Angaben. Das weiß man recht<br />
genau. Grundsicherungsbetrug<br />
wird im Gegensatz zu Steuerhinterziehung<br />
härter verfolgt.<br />
Es gibt einen großen Unterschied<br />
zwischen diesen beiden Delikten.<br />
Die 57,3 Millionen Euro holt sich<br />
der Staat wieder zurück. Von den<br />
125 Milliarden Euro landet nichts<br />
in der Staatskasse.<br />
Steuerhinterziehung scheint eine<br />
lässliche Sünde zu sein. Zumindest<br />
werden reiche Menschen<br />
nicht unter Generalverdacht gestellt,<br />
den Staat zu betrügen.<br />
Dagegen hängt das Bild von<br />
„Hartzlern“ als „Sozialschmarotzern“<br />
in vielen Köpfen fest.<br />
Vielleicht helfen ja Fakten beim<br />
Umdenken: Erstens gibt es zahlreiche<br />
Bezieherinnen und Bezieher,<br />
die definitiv ganz oder zeitweise<br />
nicht arbeiten können, weil<br />
sie etwa alleinerziehend, pflegende<br />
Angehörige oder krank<br />
sind. Zweitens haben 20 Prozent<br />
aller Menschen, die Hartz IV bekommen,<br />
einen Job. Sie müssen<br />
aufstocken, weil das Geld nicht<br />
reicht, oft sogar trotz Vollzeit. Und<br />
Verena Bentele<br />
VdK-Präsidentin<br />
drittens warne ich vor plakativen<br />
Rechnungen, die belegen sollen,<br />
dass man mit Hartz IV oder Bürgergeld<br />
besser fährt als mit anständiger<br />
Arbeit. Solche Gegenüberstellungen<br />
verschweigen auf<br />
Seiten der Erwerbstätigen meist<br />
erhebliche Posten wie Steuerfreibeträge,<br />
Kinder- und Wohngeld<br />
oder Rentenansprüche.<br />
Diskussionen wie diese verstellen<br />
den Blick. Der Staat braucht<br />
Geld, um die Krise abzufedern<br />
und den Sozialstaat zu stärken.<br />
Wenn Menschen sich abgehängt<br />
fühlen, und das tun viele arme<br />
Menschen, verlieren sie das Vertrauen<br />
in die Demokratie. Geld<br />
kommt in die Staatskasse, wenn<br />
gute Löhne bezahlt und alle Steuergesetze<br />
einfach mal angewendet<br />
würden. Dafür müssen die<br />
Kräfte gebündelt werden. Arme<br />
gegen Nicht-Arme auszuspielen,<br />
ändert die soziale Schieflage<br />
nicht. Im Gegenteil.<br />
Mehr barrierefreie<br />
Wohnungen nötig<br />
Millionen barrierefreie Wohnungen<br />
fehlen in Deutschland. Vor allem<br />
Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige<br />
sowie Seniorinnen und<br />
Senioren sind darauf angewiesen.<br />
Die KfW-Bank schätzt den Bedarf<br />
an barrierefreien Wohnungen<br />
auf rund 3,5 Millionen bis zum<br />
Jahr 2030. Wie groß er tatsächlich<br />
ist, ist nicht klar. Deshalb fordert<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
die Bundesregierung auf, diesen<br />
schnell und sachgerecht zu ermitteln<br />
und den Wohnungsbau voranzutreiben.<br />
Neuer Standard<br />
Der Sozialverband VdK, der sich<br />
im Bündnis „Bezahlbarer Wohnraum“<br />
engagiert, sieht im Neubau<br />
den Schlüssel zu mehr Barrierefreiheit.<br />
„Jede neue Wohnung muss so<br />
gebaut werden, dass sie problemlos<br />
barrierefrei gestaltet werden kann“,<br />
sagt Bentele. Neuer Standard müssen<br />
Wohnungen sein, die stufenlos<br />
erreichbar sind sowie breite Türen,<br />
ausreichend Bewegungsflächen<br />
und geräumige Bäder haben. Das<br />
Argument, dies würde zu teuer,<br />
lässt der VdK nicht gelten. Die Investitionskosten<br />
für barri erefreies<br />
Bauen liegen nur 0,83 Prozent über<br />
denen für herkömmliche Bauvorhaben.<br />
Dagegen kosten Nachrüstungen<br />
viel Geld.<br />
In einer barrierefreien Wohnung<br />
können Menschen bis ins hohe<br />
Alter leben. Auch das sei ein wichtiges<br />
Argument.<br />
ken<br />
49-Euro-Ticket zu teuer für soziale Teilhabe<br />
VdK-Präsidentin Bentele: „Digitale Variante schließt viele Menschen aus“<br />
Die Verkehrsminister von Bund und<br />
Ländern schlagen als Nachfolgelösung<br />
für das erfolgreiche 9-Euro-<br />
Ticket ein bundesweit gültiges<br />
Ticket zu einem monatlichen Preis<br />
von 49 Euro vor.<br />
Das neue 49-Euro-Ticket soll es nach Vorschlag der Verkehrsminister nur<br />
als digitale Variante geben. <br />
Foto: picture alliance/M.i.S./Cathrin Müller<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
hat den Vorschlag eines sogenannten<br />
Klimatickets kritisiert: „Es<br />
leistet einen Beitrag zur Mobilitätswende,<br />
aber nicht zur sozialen<br />
Teilhabe.“ Menschen in der Grundsicherung<br />
oder mit kleinen Einkommen<br />
und Renten werden diese<br />
Monatspreise nicht zahlen können.<br />
Dass es das neue Ticket nur<br />
als digitale Variante geben soll,<br />
sorgt ebenfalls für Kritik. „Alle,<br />
die kein Smartphone besitzen,<br />
werden es nicht benutzen können,“<br />
so Bentele.<br />
Für sie sei wichtig, dass mit Einführung<br />
eines kostengünstigen<br />
Tickets ein Mobilitätsangebot für<br />
alle geschaffen wird. Das heißt<br />
auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.<br />
„Bei all den<br />
Erfolgsmeldungen, wie Menschen<br />
mit dem 9-Euro-Ticket den öffentlichen<br />
Personennahverkehr für<br />
sich entdeckt haben, darf nicht<br />
vergessen werden, dass Menschen<br />
mit Behinderung im Sommer das<br />
Angebot kaum nutzen konnten“,<br />
so Bentele. Zu voll waren die<br />
Bahnsteige, zu viele Menschen in<br />
den Abteilen, zu wenig Plätze für<br />
Rollstühle oder Rollatoren. „Ein<br />
barrierefreier Ausbau des Nahund<br />
Regionalverkehrs ist zu Zeiten<br />
einer Energie- und Klimakrise<br />
eine folgerichtige Maßnahme, er<br />
ist auch eine Frage der sozialen<br />
Teilhabe“, so Bentele.<br />
Bessere Ausstattung<br />
Der VdK fordert eine bessere<br />
Ausstattung der Züge und vor allem<br />
mehr Sitzplätze für Menschen<br />
mit Mobilitätseinschränkungen.<br />
Diese müssen gut von außen erkennbar<br />
auf digitalen Anzeigen am<br />
Bahnhof ausgewiesen werden. Die<br />
Flächen für Rollatoren und Rollstühle<br />
müssen von den Fahrrädern<br />
getrennt werden. Wichtige Details,<br />
wie mehr Haltegriffe, eine bessere<br />
und für alle verständliche Beschilderung<br />
und mehr barrierefreie<br />
Toiletten, sollten eine Selbstverständlichkeit<br />
sein. Mit einer höheren<br />
Zugtaktung und besserer<br />
Personalausstattung könnte der<br />
ÖPNV einfacher nutzbar sein.<br />
In strukturschwachen Regionen<br />
muss es andere Möglichkeiten geben,<br />
um mehr Menschen mobiler<br />
zu machen. E-Mobilität, mehr<br />
Fahrgemeinschaften fernab von<br />
Bus- und Bahnlinien sowie in<br />
nicht allzu fernen Zukunft das<br />
autonome Fahren können Möglichkeiten<br />
sein. In einer alternden<br />
Gesellschaft müssen Senioren und<br />
Menschen mit Behinderung angesprochen<br />
werden. Bentele fordert:<br />
„Lösungen müssen von Anfang an<br />
barrierefrei geplant werden. Nachrüsten,<br />
spätere barrierefreie Umbauten<br />
sind immer teurer ,als gleich<br />
richtig zu planen.“ Julia Frediani<br />
Teuerungsrate auf<br />
Rekordniveau<br />
Sehr hohe Inflationsraten treffen<br />
die Verbraucher in Deutschland<br />
hart. Nach Schätzungen des Statistischen<br />
Bundesamtes sprang die<br />
jährliche Teuerungsrate auf zehn<br />
Prozent und damit auf den höchsten<br />
Stand seit rund 70 Jahren.<br />
Seit dem Frühjahr sind Energiepreise<br />
und Lebensmittel die größten<br />
Preistreiber. Der russische<br />
Angriff auf die Ukraine sowie<br />
Lieferengpässe haben die bereits<br />
angespannte Lage verschärft. Im<br />
September verteuerten sich Energie<br />
den vorläufigen Daten zufolge<br />
innerhalb eines Jahres um knapp<br />
44 Prozent und Nahrungsmittel<br />
um 18,7 Prozent. Menschen mit<br />
niedrigem Einkommen leiden nach<br />
einer aktuellen Studie des Instituts<br />
für Makroökonomie und Konjunkturforschung<br />
der Hans-Böckler-Stiftung<br />
besonders stark unter<br />
den hohen Inflationsraten.<br />
Massive soziale Krise<br />
Dazu erklärte VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele: „Immer mehr<br />
Menschen können die steigenden<br />
Kosten nicht abfedern. Auf der<br />
anderen Seite sehen wir, dass große<br />
Konzerne von der Krise profitieren.<br />
Um eine massive soziale<br />
Krise abzuwenden, brauchen wir<br />
starke Instrumente. Der VdK fordert<br />
die Einführung einer Vermögensabgabe<br />
und eine Übergewinnsteuer.<br />
Außerdem müssen die Regelsätze<br />
in der Grundsicherung<br />
deutlich angehoben werden.“ juf<br />
2 RHPfalz<br />
Allgemein
Reportage Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> 3<br />
Schmatzende Kühe und 20 Maßkrüge<br />
VdK-Mitglieder sorgten bei „Wetten, dass..?“ immer wieder für besondere Fernsehmomente<br />
„Wetten, dass..?“ ist bis heute die<br />
größte TV-Show Europas. Auch<br />
wenn sie jetzt nur noch einmal im<br />
Jahr zu sehen ist, sorgen die Kandidatinnen<br />
und Kandidaten mit<br />
ihren Wetten oft für Schlagzeilen.<br />
Darunter waren auch immer wieder<br />
VdK-Mitglieder, wie wir nach einem<br />
Aufruf erfahren haben. Vor der<br />
kommenden Sendung, die am<br />
19. <strong>November</strong> um 20.15 Uhr im ZDF<br />
laufen soll, sprach die VdK-ZEITUNG<br />
mit einigen von ihnen. Da sich so<br />
viele gemeldet hatten, kommen<br />
leider nicht alle zu Wort.<br />
Eine bunte Grafik über der<br />
Stalltür macht deutlich, dass es<br />
sich hier um einen besonderen<br />
Bauernhof handelt. Achim Jehle ist<br />
darauf zu sehen. In seiner rechten<br />
Hand hält er einen Apfel, mit der<br />
linken Hand herzt er eine Kuh.<br />
„Moggi-Hof“ und „‚Wetten dass..?‘<br />
8. Dezember 2007“ steht darauf.<br />
Zusammen mit seiner Schwester<br />
Sonja führt Achim Jehle im Nebenerwerb<br />
diesen Hof, und seine<br />
Kühe spielen nicht nur bei ihm<br />
zu Hause die Hauptrolle, sie waren<br />
auch die Stars einer „Wetten,<br />
dass..?“-Sendung.<br />
Wenn das VdK-Mitglied aus Sulmingen<br />
im Landkreis Biberach an<br />
der Riß von seinem Auftritt erzählt,<br />
klingt es so, als ob er immer<br />
noch nicht glauben kann, was<br />
damals alles passiert ist. Es begann<br />
mit einer privaten verlorenen Wette:<br />
Als er Äpfel aus seinem Garten<br />
an die Kühe verfütterte, sagte er zu<br />
seiner Schwester: „Die Kühe<br />
schmatzen ja alle anders.“ Darauf<br />
Mit seiner Kuh-Apfel-Wette gewann<br />
Achim Jehle am 8. Dezember 2007<br />
die Sympathien des Fernsehpublikums.<br />
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei<br />
meinte Sonja: „Das wäre doch was<br />
für ‚Wetten, dass..?‘“ Die würden<br />
das bestimmt annehmen. Achim<br />
wettete dagegen und verlor. Denn<br />
bereits wenige Tage, nachdem er<br />
an „Wetten, dass..?“ geschrieben<br />
hatte, rief die Redaktion an. Schon<br />
in der kommenden Sendung in<br />
Bremen sollte er auftreten. Doch<br />
er sagte, das gehe nicht. Seine Kühe<br />
würde er nicht so weit fahren.<br />
Daraufhin dachte er, es habe sich<br />
erledigt. Doch kurz danach rief der<br />
für die Außenwetten zuständige<br />
ZDF-Mitarbeiter an und schlug<br />
ihm vor, die Aufnahme bei ihm im<br />
Stall zu machen. Nun war er in der<br />
Pflicht. Zusammen mit seiner<br />
Schwester fingen sie an zu üben.<br />
Jetzt erst merkte er, wie schwer die<br />
Aufgabe ist. Unter anderem testeten<br />
sie verschiedene Apfel sorten<br />
und stellten fest, dass Braeburn am<br />
besten geeignet war.<br />
Rekord-Wettkönig<br />
Als das ZDF mit mehreren Lastwagen<br />
in der Woche vor der Show<br />
zu ihm nach Hause kam, stieg die<br />
Aufregung enorm an. Eine Straße<br />
musste extra gesperrt werden. Da<br />
wurde ihm das Ausmaß einer Live-<br />
Show erst richtig bewusst. Aus vier<br />
Kühen, die der Bürgermeister aussuchte,<br />
musste er drei erkennen.<br />
Bei der Generalprobe ging vieles<br />
schief. Doch in der Live-Sendung<br />
klappte alles. Achim Jehle erkannte<br />
gleich die ersten drei Rinder,<br />
und mit „Moggi, Moggi, Moggi“,<br />
einem selbst kreierten Kosewort,<br />
beruhigte er nicht nur die Kühe,<br />
sondern begeisterte auch das Millionenpublikum.<br />
Mit 89 Prozent der Stimmen<br />
wurde er Wettkönig – bis heute die<br />
höchste Zustimmung. Am Montag<br />
nach der Show berichteten lokale<br />
und bundesweite Zeitungen über<br />
ihn, es folgten Auftritte in TV-Talkshows,<br />
bei Veranstaltungen, und<br />
er spielte sogar in einem Werbespot<br />
Eine Gruppe um VdK-Mitglied Reinhold Schwarzmüller entkorkte Weinflaschen<br />
mit Schuhen.<br />
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei<br />
Achim Jehle heute mit einem drei Tage alten Kälbchen.Foto: Sebastian Heise<br />
mit. Achim Jehle denkt gerne daran<br />
zurück. In seinem Wohnzimmerregal<br />
stehen auch ein paar<br />
Erinnerungen, wie die Brille, die<br />
er bei der Wette trug. „Es ist alles<br />
positiv verlaufen“, sagt er.<br />
Reinhold Schwarzmüller, VdK-<br />
Mitglied aus dem niederbayerischen<br />
Metten bei Deggendorf, trat<br />
am 17. Februar 2001 mit fünf<br />
Freunden in Göttingen auf. Ein<br />
Kumpel hatte gewettet, mit Schuhen<br />
Korken aus Weinflaschen zu<br />
schlagen. Bis zur letzten Flasche<br />
klappte alles. Doch dann wollte<br />
der Korken nicht mehr rechtzeitig<br />
raus. Auch wenn die Wette verloren<br />
ging, sagt der heute 75-Jährige:<br />
„Es war ein sehr schöner Abend.“<br />
Gerade auch Prominente wie Günther<br />
Jauch und Michael Schumacher<br />
zu treffen, sei ein tolles Erlebnis<br />
gewesen.<br />
Umarmt von Liz Hurley<br />
Rosemarie Schedl bauer war bei<br />
„Wetten, dass..?“ in Hagen nicht zu<br />
schlagen.<br />
Johann Brenner aus Pfaffenhofen<br />
an der Ilm sorgte am 16. Oktober<br />
1999 mit einer artistischen<br />
Meisterleistung für Begeisterung,<br />
sogar bei den prominenten Gästen<br />
auf der Couch von Thomas Gottschalk.<br />
Er kletterte eine frei stehende<br />
Leiter hoch, um in 5,25 Metern<br />
Höhe einen Apfel zu pflücken.<br />
Damit er nicht umkippte, stolzierte<br />
er gewissermaßen mit der Leiter<br />
in der Halle so lange hin und her,<br />
bis er den Apfel erreichte und<br />
hinein biss.<br />
Die Idee hatte der damals 31-Jährige<br />
beim Apfelpflücken. Auch<br />
mehr als zwei Jahrzehnte nach<br />
seinem erfolgreichen Auftritt bei<br />
„Wetten, dass..?“ schwelgt das<br />
VdK-Mitglied gerne in Erinnerungen.<br />
Die Tage rund um die Show<br />
seien einmalig gewesen. Nicht nur,<br />
weil ihn Liz Hurley, Model und<br />
Schauspielerin, vor Begeisterung<br />
hinter den Kulissen herzlich umarmte,<br />
während deren damaliger<br />
Freund, Schauspieler Hugh Grant,<br />
schüchtern danebenstand.<br />
Das Ehepaar Heidrun und Manfred<br />
Kämpf aus Kitzingen ist jahrelang<br />
zu „Wetten, dass..?“-Sendungen<br />
gereist und hat auch regelmäßig<br />
im selben Hotel wie Thomas<br />
Gottschalk übernachtet. Die Atmosphäre,<br />
das ganze Drumherum<br />
habe sie fasziniert. „Unglaublich,<br />
was wir da alles erlebt haben“, sagt<br />
Manfred Kämpf. Wetten hat das<br />
VdK-Mitglied zwar nicht eingereicht.<br />
Aber zweimal war er bei<br />
Wetten dabei: Einmal hat der Kandidat<br />
ihm und vier anderen die<br />
Beine so an einem Pfahl verknotet,<br />
dass er sich nicht mehr selber befreien<br />
konnte, und einmal stand er<br />
auf einem Feuerwehrschlauch,<br />
durch den ein Luftballon aufgepustet<br />
wurde.<br />
Michael Schreiner, VdK-Mitglied<br />
aus dem saarländischen Beckingen,<br />
war gleich zweimal mit spektakulären<br />
Autowetten in der ZDF-<br />
Show bei Thomas Gottschalk. Am<br />
3. <strong>November</strong> 1990 in Linz schaffte<br />
er es, zusammen mit einem Freund,<br />
von einem voll gedeckten Tisch mit<br />
einem Auto die Tischdecke herunterzuziehen,<br />
ohne dass das Geschirr<br />
auf den Boden fällt. Diese<br />
Wette klappte, und sie wurden bei<br />
der Abstimmung nur knapp hinter<br />
dem Wettkönig Zweiter.<br />
Bei ihrem zweiten Auftritt ging<br />
bis zuletzt leider technisch und<br />
organisatorisch so viel schief, dass<br />
sie in der Show schließlich aufgeben<br />
mussten. Aber bei ihren ersten<br />
Proben vor ZDF-Mitarbeitern<br />
hatten sie mit einem Auto erfolgreich<br />
einen Barfußläufer (Wasserski<br />
ohne Brett) so schnell über<br />
einen See gezogen, dass sie es mit<br />
einem Motorboot, das einen Wasserskiläufer<br />
zieht, aufnehmen<br />
wollten. Die Erfahrung, so etwas<br />
vor Millionen Zuschauern live<br />
vorzuführen, sei ein „sehr prägenden<br />
Erlebnis“ gewesen, sagt<br />
Schreiner.<br />
Rosemarie Schedlbauer überzeugte<br />
TV-Publikum und Prominente<br />
ebenfalls. Dabei hat sie sich<br />
gar nicht selbst beim ZDF gemeldet,<br />
sondern eine Mitarbeiterin des<br />
Senders rief die Münchnerin an.<br />
Sie habe gehört, dass sie bis zu 20<br />
Maßkrüge auf einmal tragen kann,<br />
sagte sie. Es gebe nämlich einen<br />
Kandidaten, der behauptet, besser<br />
zu sein als jede Oktoberfest-Bedienung,<br />
und ob sie sich vorstellen<br />
könne, gegen ihn in der Show anzutreten.<br />
Sie verabredeten sich in<br />
München und machten eine Probe.<br />
Nachdem sie diese erfolgreich absolvierte,<br />
wurde sie in die Live-<br />
Sendung am 13. Dezember in<br />
Hagen in Westfalen eingeladen.<br />
Das VdK-Mitglied, das mittlerweile<br />
79 Jahre alt ist, war bereits<br />
vor der Sendung immer wieder in<br />
der Zeitung. So gab es einmal einen<br />
Bericht über eine Bedienung,<br />
die zwöf Maßkrüge tragen kann.<br />
Ihr damaliger Chef meinte zu Rosemarie<br />
Schedlbauer: „Du schaffst<br />
doch mehr!“ Und so brachte er sie<br />
in die Zeitung.<br />
Von 1959 bis 1984 hatte sie<br />
nebenberuflich in einem großen<br />
Bierzelt auf dem Oktoberfest serviert.<br />
Bis zu 20 Maß konnte sie am<br />
Ende gleichzeitig tragen. Für „Wetten,<br />
dass..?“ ließ sie sich noch<br />
einmal zu einem Wettbewerb überreden.<br />
Abwechselnd mussten sie<br />
und der Wettkandidat immer mehr<br />
Bierkrüge tragen. Während sie jede<br />
Runde meisterte, scheiterte der<br />
Herausforderer bei 17 Krügen.<br />
Fotos und Berichte von damals<br />
hat sie in einem Ordner gesammelt.<br />
Darunter sind auch Bilder<br />
mit Frank Elstner, der alle Mitwirkenden<br />
aus den Sendungen eines<br />
Jahres zu einem Treffen einlud. Sie<br />
hat den Moderator als „sehr einfühlsam<br />
und nett“ in Erinnerung.<br />
Rosemarie Schedlbauer wiederum<br />
begeisterte ihn mit ihrer Schlagfertigkeit.<br />
So sagte sie zu Elstner, als<br />
es um das Tragen der vielen Maßkrüge<br />
ging: „Zu meiner Glanzzeit<br />
durften Sie sich noch oben draufsetzen.“<br />
Sebastian Heise<br />
Rosemarie Schedlbauer zeigt ihr Album mit Erinnerungen an die „Wetten,<br />
dass..?“-Sendung.<br />
Foto: ZDF/Renate Schäfer<br />
Johann Brenner kletterte auf einer<br />
frei stehenden Leiter zu einem Apfel<br />
in 5,25 Meter Höhe.<br />
Foto: Sebastian Heise<br />
Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei<br />
3 RHPfalz<br />
Allgemein
4 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Politik<br />
Neue Regelungen zum Hinzuverdienst<br />
Bezieherinnen und Bezieher kleiner Erwerbsminderungsrenten werden nicht davon profitieren<br />
Ab dem kommenden Jahr können<br />
Rentnerinnen und Rentner einfacher<br />
dazuverdienen: Die sogenannten<br />
Hinzuverdienstgrenzen für<br />
Früh- und Erwerbsminderungsrentner<br />
entfallen ersatzlos. Der<br />
Sozialverband VdK fasst die wichtigsten<br />
Fragen und Antworten<br />
zusammen.<br />
Welche Änderungen sind geplant?<br />
Seit 2020 ist es erheblich leichter,<br />
neben einer vorgezogenen Altersrente<br />
weiterzuarbeiten. Die Hinzuverdienstgrenze<br />
wurde in voller<br />
Höhe von 6 300 Euro auf das<br />
14-Fache der monatlichen Bezugsgröße<br />
angehoben. Damit blieb ein<br />
Hinzuverdienst für 2020 von<br />
44 590 Euro anrechnungsfrei.<br />
Für die Jahre 2021 und <strong>2022</strong> galten<br />
Hinzuverdienste von bis zu 46 060<br />
Euro anrechnungsfrei. Ab dem<br />
1. Januar 2023 soll die Hinzuverdienstgrenze<br />
bei Altersrenten vor<br />
der Regelaltersgrenze ersatzlos<br />
entfallen.<br />
Lediglich die Hinzuverdienstgrenze<br />
bei der Hinterbliebenenrente<br />
ändert sich künftig nicht.<br />
Bei der vollen Erwerbsminderungsrente<br />
(EM-Rente) wird die<br />
Hinzuverdienstgrenze von 6300<br />
Euro zum 1. Januar 2023 abgeschafft.<br />
Stattdessen gilt eine jährliche Hinzuverdienstgrenze<br />
von drei Achtel<br />
der 14-fachen monatlichen Bezugsgröße,<br />
solange das Leistungsvermögen<br />
von weniger als drei<br />
Rentnerinnnen und Rentner können ab 2023 einfacher hinzuverdienen. <br />
Stunden täglich beachtet wird.<br />
Dies entspricht einer Hinzuverdienstgrenze<br />
von 17 823,75 Euro ab<br />
dem kommenden Jahr.<br />
Bei der Rente wegen teilweiser<br />
Erwerbsminderung wird die Hinzuverdienstgrenze<br />
sechs Achtel<br />
der 14-fachen monatlichen Bezugsgröße<br />
betragen.<br />
Hier gilt es, das Leistungsvermögen<br />
von täglich unter sechs Stunden<br />
zu beachten. Dies entspricht<br />
den vorläufigen Werten von<br />
35 647,50 Euro. Falls vor Eintritt<br />
der Erwerbsminderung ein höheres<br />
Einkommen erzielt wurde, gilt<br />
hier die höhere individuelldynamische<br />
Grenze.<br />
Was bleibt gleich?<br />
Die Hinzuverdienstgrenze bei der<br />
Hinterbliebenenrente verändert<br />
Foto: picture alliance/dpa/Wolfram Steinberg<br />
sich nicht. Aktuell ist in Westdeutschland<br />
ein Nettoeinkommen<br />
von 950,93 Euro anrechnungsfrei,<br />
in Ostdeutschland ein Einkommen<br />
von 937,72 Euro. Der Freibetrag<br />
steigt für jedes Kind, das Anspruch<br />
auf Waisenrente hat.<br />
Übersteigt das Nettoeinkommen<br />
den Freibetrag, werden 40 Prozent<br />
des übersteigenden Betrages auf<br />
die Rente angerechnet.<br />
Wie bewertet der VdK den Gesetzentwurf?<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
erklärt dazu: „Mit den neuen Regelungen<br />
wird ein flexiblerer Übergang<br />
vom Erwerbsleben in den<br />
Ruhestand für einkommensstärkere<br />
Rentner ermöglicht. Gleichzeitig<br />
muss jedem klar sein, dass von<br />
dieser Regelung einkommensschwache<br />
Frührentner kaum profitieren.<br />
Sie können es sich mit ihren niedrigen<br />
Ansprüchen überhaupt nicht<br />
leisten, vorzeitig Rente zu beziehen,<br />
da diese mit Abschlägen auf<br />
die Altersrente verbunden ist.“<br />
Die höhere Hinzuverdienstgrenze<br />
verbessert die finanzielle Situation<br />
all derjenigen, die trotz ihrer<br />
EM-Rente arbeiten können. Allerdings<br />
beantragen die Menschen<br />
die EM-Rente, weil sie aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht mehr<br />
arbeiten können. VdK-Präsidentin<br />
Bentele fordert daher: „Die ungerechten<br />
Abschläge von bis zu 10,8<br />
Prozent auf die Erwerbsminderungsrenten<br />
müssen endlich abgeschafft<br />
werden. Sie dürfen keine<br />
Armutsrenten sein.“<br />
Sind noch Änderungen bei diesem<br />
Gesetzentwurf möglich?<br />
Bei dem Gesetzentwurf handelt es<br />
sich um einen Kabinettsentwurf,<br />
der noch im Bundestag und im<br />
zuständigen Ausschuss beraten<br />
werden muss. Änderungen am<br />
Gesetzentwurf sind daher noch<br />
möglich. Julia Frediani<br />
Patienten in großer Sorge<br />
Lieferengpässe bei Medikamenten können fatale Auswirkungen haben<br />
Doppelbesteuerung vermeiden<br />
VdK: Alterseinkünfte erst ab 2070 voll besteuern<br />
Einige Medikamente sind aufgrund<br />
von Lieferengpässen oder Lieferstopps<br />
zurzeit nicht oder nur in<br />
geringen Mengen verfügbar. Werden<br />
die Ursachen dafür nicht bald<br />
gelöst, stehen Patientinnen und<br />
Patienten, die auf eines dieser Arzneimittel<br />
angewiesen sind, vor einem<br />
großen, häufig sogar lebensbedrohenden<br />
Problem.<br />
Arzneimittel in einer Apotheke.<br />
Bei VdK-Mitglied Petra Porz aus<br />
Bad Laasphe (Nordrhein-Westfalen)<br />
wurde 2014 ein schweres angeborenes<br />
Antikörpermangelsyndrom<br />
CVID diagnostiziert. Der<br />
Immundefekt zieht bei ihr weitere<br />
Organe in Mitleidenschaft, Leukämie<br />
wurde als Vorstufe benannt.<br />
Um ihren Immun globulinspiegel zu<br />
stabilisieren und ihr Infektionsrisiko<br />
zu senken, spritzt sie sich<br />
wöchentlich 48 Milliliter Immunglobuline<br />
aus Blutplasma unter die<br />
Haut. Ihr Medikament heißt Cutaquig.<br />
Doch im Juni dieses Jahres<br />
hat das Schweizer Herstellerunternehmen<br />
Octapharma den Verkauf<br />
des für Petra Porz alternativ losen<br />
Präparats urplötzlich gestoppt.<br />
Seitdem schmilzt ihr Vorrat dahin.<br />
„Leider habe ich nur noch bis Januar<br />
Immun globuline“, klagt sie.<br />
„Und dann? Ich habe wahnsinnige<br />
Angst, dass der Krebs dann doch<br />
ausbrechen wird.“<br />
Laut Octapharma sind mindestens<br />
20 000 Kinder, Jugendliche und<br />
Erwachsene in Deutschland von<br />
dem Lieferstopp betroffen. Auslöser<br />
sind Rabattforderungen des Spitzenverbands<br />
Bund der Krankenkassen<br />
(GKV-Spitzenverband).<br />
Dieser erklärt auf VdK- Anfrage,<br />
dass Cutaquig 2020 als Nachfolger<br />
des Immunglobulins Gammanorm<br />
zu einem deutlich höheren Preis auf<br />
den Markt gebracht wurde.<br />
Rabattpflicht oder nicht?<br />
Streitpunkt ist, ob Octapharma<br />
gesetzlichen und privaten Krankenkassen<br />
Rabatte einräumen<br />
muss, die sich am Preisniveau von<br />
2009 orientieren. Dieser sogenannte<br />
Herstellerrabatt wurde vom Gesetzgeber<br />
eingeführt, um Preiserhöhungen<br />
einzudämmen. Für Octapharma<br />
würde ein solcher Rabatt<br />
nach eigener Aussage dazu führen,<br />
dass das Medikament unter den<br />
Herstellungskosten vertrieben werden<br />
muss. Daher reagierte das Unternehmen<br />
mit einem vorläufigen<br />
Foto: picture alliance/dpa/Andreas Arnold<br />
Lieferstopp – zulasten von Patientinnen<br />
und Patienten wie Petra<br />
Porz. Aus Sicht des GKV-Spitzenverbands<br />
muss Octapharma „pharmakologisch<br />
nachweisen, dass<br />
Gründe bestehen, dass der gesetzlich<br />
vorgeschriebene Abschlag<br />
nicht zum Tragen kommt“. Im Klartext:<br />
dass Cutaquig im Vergleich zu<br />
Gammanorm eine Neuentwicklung<br />
ist und kein wirkstoffgleiches Präparat.<br />
Nur dies würde einen höheren<br />
Preis rechtfertigen. Einen entsprechenden<br />
Nachweis habe das<br />
Pharmaunternehmen bisher jedoch<br />
nicht geliefert.<br />
Probleme mit Lieferengpässen<br />
bestehen aber auch bei anderen<br />
Medikamenten. Beispielsweise waren<br />
gängige Mittel gegen Bluthochdruck<br />
und Diabetes oder<br />
Schmerzmittel wie Ibuprofen phasenweise<br />
bereits nicht erhältlich.<br />
Laut dem Deutschen Apothekerverband<br />
(DAV) ist der Kostendruck<br />
im Gesundheitswesen eine der<br />
Ursachen dafür. Mittlerweile findet<br />
die Wirkstoffproduktion überwiegend<br />
in Fernost statt. Steht die<br />
Produktion corona bedingt still,<br />
können auch große europäische<br />
Hersteller ihre Fertigarzneimittel<br />
nicht liefern. Und nicht zuletzt haben<br />
die Corona-Pandemie und der<br />
Krieg in der Ukraine zu einer erhöhten<br />
Nachfrage geführt, was die<br />
Versorgungssituation zeitweise<br />
verschärft hat. Der DAV fordert<br />
daher unter anderem, die Wirkstoffproduktion<br />
nach Europa zurückzuverlagern.<br />
Mirko Besch<br />
Steuerzahlende sollen ab 2023<br />
ihre Rentenbeiträge komplett absetzen<br />
können. Im Gegenzug müssen<br />
Rentnerinnen und Rentner<br />
nach aktueller Gesetzeslage ihre<br />
Alterseinkünfte ab 2040 voll versteuern.<br />
Um Fälle von Doppelbesteuerung<br />
zu vermeiden, hat das<br />
Finanzministerium angekündigt,<br />
den Zeitpunkt der vollen Besteuerung<br />
zu verschieben. Der Sozialverband<br />
VdK fordert, erst im Jahr 2070<br />
damit zu beginnen.<br />
Die Reform der Rentenbesteuerung<br />
geht auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
zurück. Es<br />
hatte 2002 entschieden, dass die<br />
unterschiedliche Besteuerung von<br />
Renten und Pensionen gegen das<br />
Gleichbehandlungsgebot verstößt.<br />
Deshalb werden Renten künftig<br />
wie Pensionen komplett versteuert.<br />
Auf die Rentenversicherungsbeiträge<br />
müssen hingegen bald keine<br />
Steuern mehr gezahlt werden.<br />
Das Alterseinkünftegesetz regelt<br />
diesen Übergang zur sogenannten<br />
nachgelagerten Besteuerung. Der<br />
ursprüngliche Stufenplan sah vor,<br />
die Rentenbeiträge seit 2005<br />
schrittweise aus der Steuerpflicht<br />
herauszunehmen – bis 2025. Dann<br />
sollten die Beiträge komplett absetzbar<br />
sein. Auf der anderen Seite<br />
sollten die Renten zunehmend<br />
besteuert werden – bis zur Vollbesteuerung<br />
ab dem Jahr 2040.<br />
Der Bundesfinanzhof (BFH) sah<br />
in diesem Gesetz jedoch für bestimmte<br />
Fälle die Gefahr einer<br />
verfassungswidrigen Doppelbesteuerung.<br />
Betroffen wären vor<br />
allem jüngere Menschen, die heute<br />
noch keine Rente erhalten. Mit<br />
seinem Urteil vom 19. Mai 2021<br />
hatte der BFH die Regierung aufgefordert,<br />
das Gesetz zu ändern.<br />
Längere Übergangsphase<br />
Um dem Urteil Rechnung zu<br />
tragen, hat Bundesfinanzminister<br />
Christian Lindner angekündigt,<br />
die volle Steuerfreiheit der Beiträge<br />
zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
von 2025 auf 2023 vorzuziehen.<br />
So würden Beitragszahlende<br />
2023 um rund 3,2 Milliarden<br />
Euro und 2024 um rund 1,8 Milliarden<br />
Euro entlastet. Das Gesetz<br />
war bei Redaktionsschluss noch<br />
nicht verabschiedet.<br />
Das Finanzministerium plant<br />
außerdem, den Zeitpunkt der vollständigen<br />
Besteuerung der Renten<br />
noch zu verschieben – und zwar<br />
nach hinten, um die Übergangsphase<br />
zu verlängern. Demnach soll<br />
der steuerpflichtige Anteil der<br />
Renten langsamer steigen als vorgesehen,<br />
sodass die Vollbesteuerung<br />
erst 2060 erreicht wird.<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele<br />
geht das nicht weit genug: „Damit<br />
niemand vom Fiskus unrechtmäßig<br />
doppelt zur Kasse gebeten<br />
wird, muss die Vollbesteuerung der<br />
Renten aus unserer Sicht bis ins<br />
Jahr 2070 gestreckt werden. Nur so<br />
lassen sich Einzelfälle von Doppelbesteuerung<br />
vermeiden.“ cis<br />
4 RHPfalz<br />
Allgemein
So hilft der VdK<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
5<br />
Arbeitsunfähig wegen Gleichgewichtsstörungen<br />
VdK Aschaffenburg-Alzenau erwirkt für chronisch krankes Mitglied Erwerbsminderungsrente<br />
Dem Einsatz des VdK Aschaffenburg-Alzenau<br />
ist es zu verdanken,<br />
dass Jutta Löppen-Pohl nun eine<br />
Erwerbsminderungsrente bekommt.<br />
Die 61-Jährige hatte massive gesundheitliche<br />
Beschwerden, doch<br />
die Rentenversicherung war der<br />
Ansicht, dass sie dem Arbeitsmarkt<br />
noch zur Verfügung stehen kann.<br />
Erst der Gang vors Sozialgericht<br />
brachte den gewünschten Erfolg.<br />
Schon 2012 hatte die ehemalige<br />
kaufmännische Angestellte ernste<br />
gesundheitliche Probleme. „Es begann<br />
schleichend“, erinnert sie sich,<br />
„mit einem Druckgefühl im Kopf,<br />
und mir ist aufgefallen, dass ich<br />
mich rechtslastig bewege.“ Anfangs<br />
habe sie die Probleme noch weggeschoben,<br />
bis sie Ende 2014 kopfüber<br />
die Treppe hinunterstürzte. „Ich<br />
hatte großes Glück, dass ich mir<br />
außer Prellungen und ein paar<br />
blauen Flecken nichts zugezogen<br />
habe“, sagt sie.<br />
Löppen-Pohl ging zum Hausarzt,<br />
der sie zu einem HNO-Spezialisten<br />
überwies. Dieser fand heraus,<br />
dass sie in der Vergangenheit<br />
in ihrem rechten Ohr eine Entzündung<br />
gehabt hatte, und verordnete<br />
ihr ein Medikament. Als sich der<br />
Zustand nicht besserte, musste sie<br />
bei verschiedenen Fachärzten eine<br />
Das Gleichgewichtsorgan sitzt im Innenohr. Es dient dazu, die eigene Kopfposition im Raum zu erfassen.<br />
ganze Reihe von Untersuchungen<br />
über sich ergehen lassen.<br />
Ein Neurologe schickte sie<br />
schließlich zur Schwindelambulanz<br />
an der Uniklinik Mainz. Dort<br />
stellten die Mediziner fest, dass<br />
beide Gleichgewichtsorgane irreparabel<br />
geschädigt sind. „Bei den<br />
Tests konnte ich nicht mehr auf<br />
den Zehenspitzen oder den Fersen<br />
stehen, ohne das Gleichgewicht zu<br />
verlieren“, erzählt sie. Typisch für<br />
eine sogenannte bilaterale Vestibulopathie<br />
sind ein unsicherer<br />
Gang, starke Schwindelgefühle<br />
und Sturzneigung. Die Gangunsicherheit<br />
nimmt bei Dunkelheit<br />
oder auf unebenem Boden zu. Bei<br />
Löppen-Pohl kommt erschwerend<br />
hinzu, dass sie auf einem Auge fast<br />
keine Sehkraft mehr hat. Dadurch<br />
wird es für sie noch schwieriger,<br />
das Gleichgewicht zu halten.<br />
In tiefes Loch gefallen<br />
„Die Diagnose war für mich ein<br />
Schock. Ich bin erst einmal in ein<br />
tiefes Loch gefallen“, sagt Löppen-Pohl.<br />
Dennoch versuchte sie,<br />
weiterhin zur Arbeit zu gehen,<br />
doch es fiel ihr sehr schwer. „Ich<br />
wollte ja arbeiten, ich wollte ja<br />
funktionieren“, betont sie. Ihr<br />
Foto: imago images/Westend61<br />
Hausarzt riet ihr schließlich, Erwerbsminderungsrente<br />
zu beantragen.<br />
2016 stellte sie einen Antrag,<br />
der prompt abgelehnt wurde. Mithilfe<br />
des VdK legte sie Widerspruch<br />
ein. Daraufhin wurde die Rente<br />
auf zwei Jahre befristet genehmigt.<br />
„Damals sagte mir die Gutachterin,<br />
dass es bei meiner Erkrankung<br />
kein Problem sei, einen Folgeantrag<br />
zu stellen“, berichtet sie.<br />
2019 hatte sich ihr Gesundheitszustand<br />
weiter verschlechtert, sodass<br />
sich ihr Grad der Behinderung<br />
auf 50 erhöhte. Dennoch lehnte<br />
dieselbe Gutachterin der Rentenversicherung<br />
Nordbayern die Verlängerung<br />
der Erwerbsminderungsrente<br />
ab und schrieb, dass sie<br />
dem Arbeitsmarkt noch mindestens<br />
sechs Stunden täglich zur<br />
Verfügung stehen könne. Der vom<br />
VdK eingelegte Widerspruch wurde<br />
abgelehnt. Schließlich blieb nur<br />
noch der Klageweg vor dem Sozialgericht.<br />
„Für unsere Mandantin<br />
war es unbegreiflich, dass sie mit<br />
diesen Einschränkungen noch arbeiten<br />
sollte“, sagt VdK-Kreisgeschäftsführerin<br />
Kerstin Wilson.<br />
Ein neues ärztliches Gutachten<br />
bestätigte, dass Löppen-Pohl unter<br />
massiven Gleichgewichtsstörungen<br />
und Schwindel leidet und nicht<br />
mehr arbeiten kann. Hinzu kommen<br />
Migräne, Depressionen und<br />
Angststörungen. Das Gericht gab<br />
der Klägerin Recht. Es sprach<br />
Löppen-Pohl rückwirkend ab <strong>November</strong><br />
2019 eine unbefristete Erwerbsminderungsrente<br />
zu. Außerdem<br />
musste ihr die Renten versicherung<br />
knapp 7500 Euro Rente<br />
nachzahlen.<br />
„Es war ein harter Weg, aber er<br />
hat sich gelohnt“, resümiert Jutta<br />
Löppen-Pohl. Sie hat nach wie vor<br />
mit ihrer Erkrankung zu kämpfen,<br />
kommt aber in ihrem Alltag damit<br />
zurecht. „Ich bin dem VdK sehr<br />
dankbar und empfehle ihn gerne<br />
weiter.“ Annette Liebmann<br />
– Anzeige –<br />
Mehr Wahlfreiheit bei Hilfsmitteln<br />
LSG stärkt Rechte von Menschen mit Behinderung<br />
Foto: picture alliance/Julian Stratenschulte<br />
Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen<br />
(LSG) hat entschieden,<br />
dass einem Rollstuhlfahrer<br />
das gewünschte elektrische<br />
Rollzuggerät finanziert werden<br />
muss (Az.: L 16 KR 421/21). Die Krankenkasse<br />
hatte ihm zuvor einen<br />
günstigeren Elektrorollstuhl angeboten.<br />
Mit dem Urteil wird das<br />
Wahl- und Wunschrecht von Menschen<br />
mit Behinderung bei der<br />
Hilfsmittelversorgung gestärkt.<br />
Im konkreten Fall war ein<br />
49-jähriger, querschnittsgelähmter<br />
Mann bislang mit einem Aktivrollstuhl<br />
mit mechanischem Zuggerät<br />
(Handbike) versorgt. Da seine<br />
Kraft immer mehr nachließ und er<br />
unter zunehmenden Schulterschmerzen<br />
litt, beantragte er bei<br />
seiner Krankenkasse ein elektrisch<br />
unterstütztes Zuggerät. Die Kosten<br />
dafür beliefen sich auf 8630 Euro.<br />
Die Krankenkasse lehnte ab und<br />
bot dem Mann stattdessen einen<br />
Elektrorollstuhl an. Das elektrisch<br />
unterstützte Handbike würde eine<br />
„Überversorgung“ bedeuten. Die<br />
Das LSG hat seinen Sitz in Celle mit<br />
einer Nebenstelle in Bremen.<br />
Basismobilität könne auch mit<br />
dem Elektrorollstuhl gesichert<br />
werden, der nur die Hälfte kostet.<br />
Für den Mann war die damit<br />
verbundene, rein passive Fortbewegung<br />
keine angemessene Alternative.<br />
Deshalb klagte er auf Kostenübernahme<br />
für das elektrisch<br />
unterstützte Rollstuhlzuggerät.<br />
Nicht gegen den Willen<br />
Das LSG verpflichtete die Krankenkasse<br />
zur Übernahme der Kosten<br />
für das gewünschte Hilfsmittel.<br />
Der querschnittsgelähmte Versicherte<br />
könne nicht gegen seinen<br />
Willen auf einen rein passiven<br />
Elektrorollstuhl verwiesen werden,<br />
wenn er lediglich eine elektrische<br />
Unterstützung benötige.<br />
Nach einer an den Grundrechten<br />
orientierten Auslegung der gesetzlichen<br />
Bestimmungen und der<br />
UN-Behindertenrechtskonvention<br />
sei dem Wunsch- und Wahlrecht<br />
des behinderten Menschen „volle<br />
Wirkung“ zu verschaffen, so das<br />
Gericht. Dem Rollstuhlfahrer müsse<br />
„viel Raum zur eigenverantwortlichen<br />
Gestaltung der Lebensumstände“<br />
gelassen und die Selbstbestimmung<br />
gefördert werden.<br />
Der VdK begrüßt, dass das Gericht<br />
in seiner Entscheidung das<br />
Wunsch- und Wahlrecht gestärkt<br />
hat. „Bei Reha-Leistungen muss<br />
den berechtigten Wünschen der<br />
Versicherten entsprochen werden“,<br />
sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
„Das wird viel zu oft vergessen.<br />
Doch das Bewusstsein dafür<br />
setzt sich auch dank der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
in der<br />
Rechtsprechung langsam durch“,<br />
erklärt Bentele.<br />
cis<br />
5 RHPfalz<br />
Allgemein
6 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Pflege<br />
Spagat zwischen zwei Welten<br />
VdK-Mitglied berichtet, wie schwer es ist, Pflege und Berufstätigkeit miteinander zu vereinbaren<br />
Viele pflegende Angehörige stehen<br />
vor der Herausforderung, die<br />
Pflege mit ihrem beruflichen Alltag<br />
zu vereinbaren. So auch VdK-Mitglied<br />
Gabriele Mair-Bolland aus<br />
einer kleinen Gemeinde im Landkreis<br />
Dachau: Die 62-Jährige arbeitet<br />
in München und versorgt<br />
gleichzeitig ihren Mann – ein Spagat,<br />
der sie immer wieder an ihre<br />
Grenzen bringt.<br />
Gabriele Mair-Bolland steht noch mitten im Berufsleben und pflegt ihren<br />
Ehemann Klaus. <br />
Foto: Annette Liebmann<br />
Eine Erkrankung hat das Leben<br />
von Klaus Bolland und Gabriele<br />
Mair-Bolland für immer verändert:<br />
2015 wurde bei Klaus Bolland ein<br />
Lymphom im zentralen Nervensystem<br />
entdeckt. Bei der Operation<br />
erlitt er eine Hirnblutung, lag mehrere<br />
Wochen im Koma, und sein<br />
Zustand war lange Zeit kritisch.<br />
Schließlich erholte er sich, ist aber<br />
seither halbseitig gelähmt.<br />
2017 wurde bei ihm dann die<br />
Nervenkrankheit Polyneuropathie<br />
diagnostiziert. Dabei werden Nerven<br />
geschädigt oder unwiederbringlich<br />
zerstört. Die Folgen<br />
können Miss empfindungen, ein<br />
unsicherer Gang und eine eingeschränkte<br />
Motorik sein. Gleichzeitig<br />
bemerkte Gabriele Mair-Bolland,<br />
wie sich die Persönlichkeit<br />
ihres Mannes veränderte. „Auf den<br />
ersten Blick schaut er gesund aus<br />
– aber er hat kognitive Einschränkungen<br />
und kann Gefahren und<br />
sein eigenes Können nicht mehr<br />
richtig einschätzen“, berichtet sie.<br />
In den vergangenen Jahren hat<br />
sich der Zustand von Klaus Bolland<br />
so verschlechtert, dass er<br />
pflegebedürftig wurde. Der 65-Jährige<br />
hat derzeit Pflegegrad 2, eine<br />
Höherstufung mittels telefonischer<br />
Begutachtung ist nur knapp gescheitert.<br />
„Mein Mann braucht<br />
unbedingt einen höheren Pflegegrad.<br />
Er ist nicht dement, aber auch<br />
nicht mehr in der Lage, Verantwortung<br />
für sich zu übernehmen“, sagt<br />
Ga briele Mair-Bolland. Auch motorisch<br />
ist er eingeschränkt: Er<br />
läuft noch mühsam am Gehstock<br />
und nutzt oft einen Rollstuhl.<br />
An zwei Tagen pro Woche kann<br />
die Sozialpädagogin von zu Hause<br />
aus arbeiten und sich um ihn kümmern,<br />
an zwei weiteren Tagen ist<br />
ihr Mann in der Tagespflege. Für<br />
einen dritten Tag hat die Einrichtung<br />
keinen Platz frei. An diesem<br />
Tag ist Klaus Bolland allein.<br />
Blaues Wunder<br />
„Wenn ich dienstags von der Arbeit<br />
nach Hause komme, erlebe ich<br />
manchmal ein blaues Wunder“,<br />
erzählt die 62-Jährige. Mehrfach<br />
ist ihr Mann schon gestürzt und<br />
hat sich dabei das Handgelenk<br />
oder eine Rippe gebrochen. „Einmal<br />
habe ich ihn vor dem Haus auf<br />
dem Boden liegend aufgefunden,<br />
ein andermal ist er mit dem Bus<br />
weggefahren, und ich wusste nicht,<br />
wohin“, schildert sie. „Er ergreift<br />
jede Gelegenheit, um das Haus zu<br />
verlassen – mit zum Teil fatalen<br />
Folgen.“ Hinzu kommt, dass er<br />
wieder mit dem Rauchen angefangen<br />
hat, was wiederum die Polyneuropathie<br />
verschlimmert. Als er<br />
auf Reha war, habe ihn die Klinik<br />
deshalb vorzeitig entlassen mit der<br />
Begründung, das Risiko nicht<br />
übernehmen zu wollen, erzählt sie.<br />
„Stattdessen liegt die Verantwortung<br />
nun ganz bei mir, und ich<br />
muss die Aufpasserin spielen – eine<br />
Rolle, die ich nicht gerne einnehme“,<br />
sagt Mair-Bolland.<br />
Sie wünscht sich, dass zumindest<br />
am Wochenende ab und an jemand<br />
da ist, der sie stundenweise entlastet,<br />
damit sie neue Kraft schöpfen<br />
kann. Denn für sich selbst bleibt<br />
ihr mit Vollzeit- Job, eineinhalb<br />
Stunden Fahrzeit bis zum Arbeitgeber,<br />
der Pflege des Ehemanns,<br />
dem Haushalt und einer betagten<br />
Mutter, die zwischendurch ebenfalls<br />
Unterstützung braucht, nur<br />
wenig Zeit. „Ich fühle mich oft<br />
gestresst“, bekennt sie, „und dann<br />
werde ich ungeduldig meinem<br />
Mann gegenüber, was nicht in Ordnung<br />
ist“. Ein paar Mal hat sie sich<br />
eine Auszeit genommen. „Aber<br />
wenn ich dann weg war, ist immer<br />
etwas Schlimmes passiert.“<br />
Wenn Klaus Bolland in der Tagespflege<br />
ist, fühlt sich seine Frau<br />
beruhigt. „Da weiß ich ihn gut<br />
versorgt“, sagt sie. Gerne hätte sie<br />
noch den dritten Tag abgedeckt,<br />
aber sie steht schon lange auf der<br />
Warteliste. Bisher gibt es keine<br />
Chance, dass mal ein Platz frei<br />
wird. Außerdem hofft sie, dass ihr<br />
Mann bei der nächsten Pflegebegutachtung<br />
Pflegegrad 3 erhält,<br />
damit er mehr Geld für Pflegesachleistung<br />
bekommt. Denn er hat nur<br />
eine niedrige Rente, die bei Weitem<br />
nicht ausreichen würde, um zusätzliche<br />
Pflegeleistungen aus eigener<br />
Tasche zu finanzieren.<br />
<br />
Annette Liebmann<br />
VdK-TV<br />
Auch VdK-TV, das kostenlose Videoportal<br />
des Sozialverbands<br />
VdK, berichtet über den Pflegealltag<br />
des Paares. Der Beitrag ist<br />
ab sofort abrufbar unter<br />
VdK-Videoportal<br />
www.vdktv.de<br />
Keine Angst vor Widerspruch<br />
Oft kann man nach einer Ablehnung doch einen Pflegegrad erreichen<br />
Einkommen oder Entschädigung?<br />
Pflegegeld ist nicht für jeden steuerfrei<br />
Mit einem abgelehnten Pflegegrad<br />
oder einer abgelehnten Höherstufung<br />
muss man sich nicht abfinden.<br />
Im Gegenteil: Es kommt sogar<br />
recht häufig vor, dass Anträge<br />
abgewiesen werden – auch solche,<br />
die eigentlich hätten bewilligt<br />
werden müssen. Der Sozialverband<br />
VdK rät, im Zweifelsfall Widerspruch<br />
einzulegen.<br />
Wer einen Pflegegrad beantragt<br />
hat, erhält einen Termin zur Pflegebegutachtung.<br />
In der Regel besucht<br />
eine Mitarbeiterin oder ein<br />
Mitarbeiter des Medizinischen<br />
Diensts (MD) die Antragstellerin<br />
oder den Antragsteller zu Hause<br />
und stellt ein Gutachten aus.<br />
Während der Corona-Pandemie<br />
hat der MD Pflegebegutachtungen<br />
per Telefon vorgenommen. Dadurch<br />
kam es oft zu Fehleinschätzungen.<br />
Viele Personen wurden zu<br />
niedrig eingestuft. Die Chancen,<br />
bei einem Widerspruch doch noch<br />
einen (höheren) Pflegegrad zu bekommen,<br />
stehen nicht schlecht.<br />
So wurde beispielsweise der Antrag<br />
eines Mitglieds aus Bayern mit<br />
Pflegegrad 1 auf Höherstufung<br />
gleich zweimal abgelehnt – das<br />
erste Mal ohne, das zweite Mal mit<br />
ärztlichen Unterlagen. Schließlich<br />
suchte die 69-Jährige Hilfe beim<br />
VdK. Die Rechtsberaterin stellte<br />
fest, dass das vorgelegte ärztliche<br />
Attest im Gutachten des MD nicht<br />
aufgeführt und auch nicht berücksichtigt<br />
worden ist. Die VdK-Mitarbeiterin<br />
legte Widerspruch ein<br />
Während der Pandemie wurden<br />
Pflegebegutachtungen meist per<br />
Telefon vorgenommen.<br />
und schickte das Attest nochmals<br />
mit. Das Ergebnis: Rückwirkend<br />
wurde der Pflegegrad 3 anerkannt.<br />
Komplexes Verfahren<br />
Bei der Pflegebegutachtung prüft<br />
der MD Kriterien in sechs Bereichen,<br />
die unterschiedlich gewichtet<br />
werden. Dieses Verfahren ist<br />
sehr komplex. Eine Einstufung<br />
oder Ablehnung ist daher nicht<br />
leicht zu verstehen. Auf Wunsch<br />
schickt die Pflegekasse den Betroffenen<br />
das Gutachten des MD zusammen<br />
mit dem Bescheid zu.<br />
Widerspruch einlegen dürfen nur<br />
die oder der Betroffene selbst oder<br />
Foto: imago images/McPHOTO<br />
eine bevollmächtigte Person. Das<br />
Schreiben kann kurz und formlos<br />
erfolgen und sollte innerhalb von<br />
vier Wochen per Einschreiben oder<br />
Fax bei der Pflegekasse eingehen.<br />
Der Widerspruch sollte auf jeden<br />
Fall begründet sein. Auch nach<br />
dieser Frist sind noch nicht alle<br />
Chancen vertan: Bis zu vier Jahre<br />
kann ein Fall rückwirkend geprüft<br />
werden, wenn man einen Rechtsanwalt<br />
oder den Sozialverband<br />
VdK einschaltet.<br />
Bei einem Widerspruch überprüft<br />
die Pflegekasse ihr Gutachten.<br />
Meist wird ein Zweitgutachten erstellt.<br />
Dieses kann nochmals nach<br />
Aktenlage erfolgen, auf Wunsch<br />
aber auch durch einen Hausbesuch<br />
des MD. Es ist ratsam, sich auf diesen<br />
Termin gründlich vorzubereiten.<br />
Dazu gehört, im alten Gutachten<br />
nochmals zu überprüfen, ob<br />
alle körperlichen, geistigen und<br />
psychischen Einschränkungen berücksichtigt<br />
wurden. Außerdem ist<br />
es hilfreich, alle medizinischen<br />
Dokumente anzufordern, die neu<br />
dazugekommen sind.<br />
Bringt auch das Zweitgutachten<br />
keinen Erfolg, besteht die Möglichkeit,<br />
beim Sozialgericht Klage<br />
einzureichen. Auch hier gilt eine<br />
Frist von einem Monat. Allerdings<br />
sollte man den VdK dabei zurate<br />
ziehen.<br />
Der Sozialverband VdK ist seinen<br />
Mitgliedern gerne in allen<br />
Fragen rund um die Pflege sowie<br />
bei einem Widerspruchsverfahren<br />
behilflich. Annette Liebmann<br />
Einnahmen müssen in Deutschland<br />
grundsätzlich versteuert werden.<br />
Das Pflegegeld bildet jedoch eine<br />
Ausnahme. Dennoch gibt es Fälle,<br />
in denen es beim Finanzamt angeben<br />
werden muss.<br />
Anspruch auf Pflegegeld haben<br />
alle Pflegebedürftigen ab Pflegegrad<br />
2, die zu Hause gepflegt werden<br />
und Kombileistungen oder gar<br />
keine Pflegesachleistungen beziehen.<br />
Mit dem Pflegegeld sollen sie<br />
in der Lage sein, den Personen, die<br />
sich um sie kümmern, eine Aufwandsentschädigung<br />
zu bezahlen.<br />
Da das Pflegegeld eine Sozialleistung<br />
ist, ist es für die Pflegebedürftigen<br />
selbst steuerfrei. Geben<br />
sie es an pflegende Angehörige<br />
weiter, müssen diese ebenfalls keine<br />
Steuern darauf entrichten. Zu<br />
den Angehörigen zählen neben<br />
den Partnern, Geschwistern, Eltern<br />
und Kindern auch Nichten<br />
und Neffen, Tanten und Onkel,<br />
Schwägerinnen und Schwager sowie<br />
Pflegeeltern und Pflegekinder.<br />
Steuerfrei bleibt das Pflegegeld<br />
auch für Menschen, die zwar nicht<br />
zur Verwandtschaft zählen, aber<br />
eine enge Beziehung zur oder zum<br />
Pflegebedürftigen haben und sich<br />
verpflichtet fühlen, sich um sie<br />
oder ihn zu kümmern. Das sollte<br />
man sich vom Finanzamt jedoch<br />
bestätigen lassen.<br />
Alle anderen Personen müssen<br />
das Pflegegeld in ihrer Einkommensteuererklärung<br />
angeben.<br />
Darunter fallen Privatpersonen,<br />
die nicht mit der oder dem Pflegebedürftigen<br />
verwandt oder befreundet<br />
sind, sowie alle Personen,<br />
die die Pflege erwerbsmäßig betreiben<br />
und mit denen ein Vertrag<br />
geschlossen wurde. Vorsicht: Auch<br />
Pflegepersonen, die vom Angehörigen<br />
für dessen Pflege mehr als<br />
nur das Pflege geld bekommen,<br />
müssen diese Einkünfte beim Finanzamt<br />
anzeigen. <br />
ali<br />
Das Pflegegeld ist als Aufwandsentschädigung für Nahestehende gedacht.<br />
Foto: imago images/Westend61<br />
6 RHPfalz<br />
Allgemein
Pflege<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
7<br />
Ein Pflegelohn gegen das Armutsrisiko<br />
Aktuelle VdK-Studie: 73 Prozent der pflegenden Angehörigen müssen bei Dienstleistungen dazubezahlen<br />
Jeder fünfte pflegende Angehörige<br />
ist armutsgefährdet, unter den<br />
pflegenden Frauen ist es sogar<br />
jede Vierte. Das geht aus der vom<br />
Sozialverband VdK in Auftrag gegebenen<br />
Studie des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
Berlin (DIW Berlin) hervor. Der VdK<br />
fordert einen Lohn für pflegende<br />
Angehörige, um das hohe Armutsrisiko<br />
in dieser Personengruppe zu<br />
senken.<br />
Seit 2004 pflegt VdK-Mitglied<br />
Regina Specht* aus Gießen ihren<br />
Mann, der nach einem Schlaganfall<br />
halbseitig gelähmt ist, zu Hause.<br />
Ihr ernüchterndes Resümee<br />
nach über 18 Jahren als pflegende<br />
Angehörige: „Der Staat behandelt<br />
mich, als hätte ich nie gepflegt.<br />
Obwohl ich die Pflege meines<br />
Mannes und zwischenzeitlich<br />
auch die meiner Mutter alleine<br />
bewältige, erhalte ich für die Pflege<br />
keine Rentenpunkte.“ Die dazu<br />
notwendigen Voraussetzungen hat<br />
sie nicht erfüllt.<br />
Armutsrisiko Pflege<br />
Ein weiteres finanzielles Thema<br />
bewegt die 61-Jährige, die aufgrund<br />
der jahrelangen Doppelbelastung<br />
aus Pflege und Beruf mittlerweile<br />
arbeitsunfähig ist: „Das<br />
Pflegegeld meines Mannes hat nie<br />
für die Pflegezusatzkosten ausgereicht.<br />
Ich musste immer aus meinem<br />
Gehalt Geld zuschießen.“<br />
Die Ergebnisse einer Studie, die<br />
die Hochschule Osnabrück auf<br />
Basis einer Online-Befragung unter<br />
56 000 VdK-Mitgliedern zum<br />
Thema der häuslichen Pflege<br />
durchgeführt hat, bestätigen solche<br />
Mit Plakaten mit gealterten Politikern (hier Gesundheitsminister Karl<br />
Lauterbach) macht der VdK Deutschland im Berliner Regierungsviertel<br />
auf seine Nächstenpflege-Kampagne aufmerksam.<br />
persönlichen Eindrücke: 73 Prozent<br />
der befragten Pflegehaushalte<br />
geben an, dass sie zu den Pflegeleistungen<br />
dazubezahlen müssen.<br />
Über 50 Prozent der Befragten<br />
sagen, Dienstleistungen wie den<br />
Pflegedienst, die Tages-, Verhinderungs-<br />
oder Kurzzeitpflege nicht in<br />
Anspruch zu nehmen, weil sie zu<br />
viel dazuzahlen müssten.<br />
Solche Überlegungen und Rechnungen<br />
kennt VdK-Mitglied Karin<br />
Köstner aus Franken leider nur zu<br />
gut. Auf den Euro genau rechnet<br />
sie vor, in welchem Umfang sie für<br />
die häusliche Pflege ihres bettlägerigen<br />
Mannes selbst aufkommen<br />
muss. „Jeden Monat zahle ich auch<br />
bei den Hilfsmitteln dazu: so um<br />
die 35 Euro, um zwei bis drei Packungen<br />
Windeln, meinen Mehrbedarf<br />
an Handschuhen und Unterlagen<br />
zu decken.“<br />
Eine zwei wöchige Kurzzeitpflege<br />
für ihren Mann kann sie nur in<br />
Anspruch nehmen, wenn sie die<br />
monat lichen Entlastungsbeiträge<br />
bündelt, um sich die 900 Euro<br />
Zuzahlung überhaupt leisten zu<br />
können.<br />
Pflegende als Angestellte<br />
Der VdK fordert einen Lohn für<br />
die pflegenden Angehörigen. Der<br />
oft jahrelange Einsatz in der<br />
Nächstenpflege muss endlich besser<br />
anerkannt werden.<br />
Dieser Lohn soll sich nach dem<br />
Pflegegrad des Pflegebedürftigen<br />
und damit nach dem tatsächlichen<br />
Arbeitsaufwand richten. Nach<br />
Foto: Reinhardt & Sommer Fotografen<br />
Berechnungen des DIW Berlin<br />
würde ein solcher Lohn insbesondere<br />
Frauen, die bereits ihre Wochenarbeitszeit<br />
reduziert oder ihren<br />
Job ganz aufgegeben haben,<br />
helfen. Auch jüngere Pflegende<br />
unter 65 Jahren sowie Eltern von<br />
pflegebedürftigen Kindern würden<br />
profitieren. Die Armutsgefährdungsquote<br />
dieser Personengruppen<br />
könne auf diese Weise am<br />
wirkungsvollsten gesenkt werden,<br />
so das DIW Berlin.<br />
Erste Erfahrungen mit einem<br />
Pflegelohn wurden bereits im österreichischen<br />
Burgenland gesammelt.<br />
Hier sind pflegende Angehörige<br />
bei der Kommune angestellt,<br />
im Rahmen einer öffentlich geförderten<br />
Beschäftigung wird ihnen<br />
ein Basislohn gezahlt. Innerhalb<br />
der Pflegezeit müssen sie eine Fortbildung<br />
machen und Supervision<br />
in Anspruch nehmen. So soll die<br />
Qualität in der Nächstenpflege<br />
gesichert werden. Die Pflegenden<br />
sind über diese Anstellung hinaus<br />
sozialversichert. So wird das enorme<br />
Armutsrisiko für die Pflegenden<br />
gesenkt.<br />
Zurzeit liegt das durchschnittliche<br />
Einkommen in Deutschland<br />
bei rund 2053 Euro pro Haushalt.<br />
In Pflegehaushalten stehen nur<br />
1821 Euro zur Verfügung. Pflegende<br />
Frauen verfügen sogar über<br />
rund 100 Euro weniger.<br />
Sigrid Hahn aus dem Kreis<br />
Eschwege kümmert sich um ihre<br />
22-jährige behinderte Tochter und<br />
um ihren pflegebedürftigen Vater.<br />
Sie berichtet: „Finanziell schlagen<br />
wir uns so durch. Die Zuzahlungen<br />
für die Pflege sind für mich<br />
nicht einfach zu stemmen. Wenn<br />
ich mehr Geld zur Verfügung hätte,<br />
würde ich mehr Angebote für<br />
meine eigene Entlastung in Anspruch<br />
nehmen.“ Julia Frediani<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Nach Berechnungen des DIW Berlin kann ein Pflegelohn das Armutsrisiko<br />
erheblich reduzieren (Angaben in Prozent).<br />
Grafik: VdK<br />
„Unsere Mitglieder haben hohen Druck“<br />
Lebhafte Diskussion zur VdK-Forderung nach einem Pflegelohn für die Nächstenpflege<br />
Um die häusliche Pflege zu stärken,<br />
will der Sozialverband VdK<br />
einen Pflegelohn für pflegende<br />
Angehörige. Wie stehen die Parteien<br />
in Berlin zu dieser Forderung?<br />
Dazu diskutierten Vertreterinnen<br />
und Vertreter von SPD, Bündnis 90/<br />
Die Grünen, CDU und der Linken.<br />
Menschen, die zu Hause gepflegt<br />
werden, und ihre Angehörigen<br />
spielen öffentlich kaum eine Rolle.<br />
Die Anerkennung für Nächstenpflege<br />
ist in der Politik zwar<br />
grundsätzlich groß, wird aber wenig<br />
konkret. VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele forderte „Lohn statt<br />
Beifall“ in einer Diskussionsrunde,<br />
zu der der VdK im Anschluss an<br />
die Präsentation der Zahlen des<br />
DIW und der VdK-Pflegestudie<br />
Ende September (siehe Artikel<br />
oben) eingeladen hatte.<br />
Die Bundestagsabgeordneten<br />
Erik von Malottki (SPD), Kordula<br />
Schulz-Asche (Bündnis 90/Die<br />
Grünen), Dr. Hermann-Josef Tebroke<br />
(CDU) und Kathrin Vogler<br />
(Die Linke) waren der VdK-Einladung<br />
gefolgt. Dr. Ines Verspohl,<br />
Leiterin der VdK-Abteilung Sozialpolitik,<br />
leitete die Diskussion.<br />
Kordula Schulz-Asche zeigte<br />
sich von den Ergebnissen der<br />
VdK-Pflegestudie beeindruckt:<br />
„Wir brauchen einen Schutzschirm<br />
Moderiert von Dr. Ines Verspohl, Leiterin der VdK-Abteilung Sozialpolitik (rechts), diskutierten in Berlin: (von<br />
links) Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU), Kordula Schulz-Asche (Bündnis 90/Die Grünen), VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele, Erik von Malottki (SPD) und Kathrin Vogler (Die Linke). <br />
Foto: Reinhardt & Sommer Fotografen<br />
für pflegende Angehörige. Wir wissen<br />
aber viel zu wenig über diese<br />
Gruppe. Was wir wissen: Sie brauchen<br />
mehr Unterstützung.“ Sie<br />
bedauerte, dass auch der Koalitionsvertrag<br />
an dieser Stelle zu wenig<br />
Ziele nennt.<br />
Dr. Hermann-Josef Tebroke sagte,<br />
dass die Pflegedebatte viel zu<br />
stark an der stationären Pflege<br />
ausgerichtet ist. „Es muss Verbesserungen<br />
innerhalb des Systems<br />
geben, zum Beispiel mehr Pflegegeld.“<br />
Ein Modell wie den vom<br />
VdK vorgeschlagenen Pflegelohn<br />
lehnte er ab. Es dürfe nicht „zu viel<br />
Staat“ geben. Stattdessen müsse<br />
mehr Unterstützung, etwa im Ehrenamt,<br />
geschaffen werden. Er<br />
sieht zudem das sensible familiäre<br />
Gefüge gefährdet, wenn Nächstenpflege<br />
„kommerzialisiert“ wird,<br />
also zum Job, der bezahlt wird.<br />
„Es ist Wahnsinn, was diese<br />
Menschen leisten“, sagte Erik von<br />
Malottki im Hinblick auf die Ergebnisse<br />
der VdK-Pflegestudie. Die<br />
Last dürfe nicht einfach bei den<br />
Familien hängen bleiben. „Es ist<br />
eine staatliche Aufgabe, alles zu<br />
tun, um die persönlichen und gesellschaftlichen<br />
Folgeschäden<br />
durch die hohe Belastung zu vermeiden.“<br />
Kathrin Vogler stimmt der<br />
VdK-Forderung nach einem Pflegegehalt<br />
zu: „Das schafft Zuverlässigkeit.“<br />
In einem ersten Schritt<br />
müsse es aber erst einmal den<br />
überfälligen Inflationsausgleich<br />
beim Pflegegeld geben.<br />
Doch ob das Pflegegeld, das den<br />
Pflegebedürftigen zusteht, an die<br />
Angehörigen weitergegeben wird,<br />
liegt im eigenen Ermessen, so der<br />
Einwand von Verena Bentele. Ein<br />
Pflegelohn käme zuverlässig bei<br />
den Angehörigen an. Die Kommunen<br />
müssten viel stärker in die<br />
Pflicht genommen werden, forderte<br />
sie. Wenn diese als Arbeitgeber<br />
auftreten, wie dies im österreichischen<br />
Modellprojekt der Fall ist,<br />
schaffe das mehr Wertschätzung<br />
für die Nächstenpflege.<br />
Als Vertreterin einer Regierungspartei<br />
kündigte Kordula Schulz-<br />
Asche eine Erhöhung des Pflegegelds<br />
an. Eine Anhebung der<br />
Rentenpunkte für Nächstenpflege<br />
schien ihr nicht realistisch. Erik<br />
von Malottki ergänzte: „Es wird in<br />
der Koalition nur umgesetzt, was<br />
auch von außen deutlich eingefordert<br />
wird.“ Deshalb appellierte er<br />
an den VdK: „Bitte mischen Sie<br />
sich ein!“ Verena Bentele versprach:<br />
„Das tun wir. Unsere Mitglieder<br />
haben hohen Druck.“<br />
Der österreichische Pflegelohn<br />
hat auf jeden Fall Interesse geweckt:<br />
Kordula Schulz-Asche will<br />
im Gesundheitsausschuss anregen,<br />
sich das Projekt im Burgenland<br />
einmal vor Ort anzuschauen.<br />
Dr. Bettina Schubarth<br />
Informationen<br />
Eine Zusammenfassung des<br />
Symposiums und der Pressekonferenz<br />
finden Sie hier:<br />
www.vdk.de/symposium<br />
7 RHPfalz<br />
Allgemein
8 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Gesundheit<br />
Bei den Herzwochen <strong>2022</strong>, die<br />
bundesweit vom 1. bis 30. <strong>November</strong><br />
stattfinden, macht die Deutsche<br />
Herzstiftung unter dem Motto<br />
„Turbulenzen im Herz“ auf die Ursachen<br />
von Vorhofflimmern sowie<br />
Diagnose- und Therapiemöglichkeiten<br />
aufmerksam.<br />
Vorhofflimmern kennzeichnet,<br />
dass das Herz völlig außer Takt ist<br />
– chaotisch folgen die Herzschläge<br />
aufeinander. Es ist eine tückische<br />
Volkskrankheit. Denn bleibt sie<br />
unerkannt, drohen Schlaganfall<br />
und Herzkomplikationen.<br />
In Deutschland leiden der Herzstiftung<br />
zufolge 1,5 bis zwei Millionen<br />
Menschen an Vorhofflimmern,<br />
der häufigsten Herzrhythmusstörung.<br />
Ursachen dafür<br />
können Bluthochdruck, Übergewicht,<br />
koronare Herzkrankheit<br />
oder Herzschwäche sein. „Herzrhythmusstörungen<br />
sind für Betroffene<br />
meist mit Ängsten, hohem<br />
Leidensdruck und Leistungseinbußen<br />
verbunden“, sagt Herzspezialist<br />
Professor Dr. Thomas Voigtländer,<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Deutschen Herzstiftung.<br />
„Für viele Patienten löst Vorhofflimmern<br />
gerade beim ersten Auftreten<br />
Angst und Beklemmung<br />
aus, wenn das Herzstolpern plötzlich<br />
einsetzt und es zu heftigen<br />
– Anzeige –<br />
Das Störfeuer im Herzen<br />
Deutsche Herzstiftung informiert vom 1. bis 30. <strong>November</strong> über Vorhofflimmern<br />
Turbulenzen im Herz: Betroffene nehmen einen schnellen, unregelmäßigen<br />
Herzschlag wahr, der auch im Elektrokardiogramm (EKG) zu sehen ist.<br />
Schlägen bis in den Hals, Druckgefühl<br />
im Brustkorb, Luftnot und<br />
Schwindelgefühl kommt“, schildert<br />
der Experte. Das Herz schlage<br />
dann mit einem Puls von bis zu 160<br />
Schlägen pro Minute. Das Risiko,<br />
Vorhofflimmern zu bekommen,<br />
steigt mit dem Alter. Bei unter<br />
50-Jährigen liegt die Häufigkeit bei<br />
deutlich unter einem Prozent, bei<br />
über 60-Jährigen bei vier bis sechs<br />
Prozent, bei den über 80-Jährigen<br />
bei neun bis 16 Prozent.<br />
Betroffene fragen natürlich nach<br />
den Therapiemöglichkeiten. Deshalb<br />
informiert die Herzstiftung in<br />
den Herzwochen <strong>2022</strong> in Veranstaltungen,<br />
in Patientenbroschüren,<br />
Podcasts und Video-Clips<br />
unter www.herzstiftung.de/herz<br />
wochen über Ursachen, Risikovorsorge<br />
sowie aktuelle Diagnoseund<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
„Jeder kann viel dafür tun, es gar<br />
nicht zu den gefürchteten Komplikationen<br />
durch Vorhofflimmern<br />
kommen zu lassen“, sagt Voigtländer.<br />
Mithilfe der Pulsmessung<br />
beim Arztbesuch, in der Apotheke<br />
oder einfach zu Hause lasse sich<br />
ganz leicht ein unregelmäßiger<br />
Herzschlag feststellen und so die<br />
Telefon-Aktion für VdK-Mitglieder<br />
Offene Fragen zur eigenen Erkrankung<br />
und Therapie stellen für<br />
Herzpatienten ein großes Problem<br />
dar. Deshalb bieten der Sozialverband<br />
VdK und die Deutsche Herzstiftung<br />
gemeinsam eine telefonische<br />
Sprechstunde für Betroffene<br />
und deren Angehörige an. Drei<br />
Kardiologen aus dem Vorstand<br />
beziehungsweise Wissenschaftlichen<br />
Beirat der Deutschen<br />
Herzstiftung sind am Dienstag,<br />
8. <strong>November</strong>, zwischen 17 und<br />
19 Uhr am Telefon. Sie beantworten<br />
medizinische Fragen zu Diagnose,<br />
Therapie und Risikovorsorge<br />
von Herz- und Kreislauf-Erkrankungen<br />
wie Herzschwäche, koronare<br />
Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen,<br />
Klappenerkrankungen<br />
und Bluthochdruck. Sie<br />
erreichen unsere Experten am<br />
8. <strong>November</strong> zwischen 17 und<br />
19 Uhr direkt am Telefon unter<br />
(0 18 03) 33 41 23*:<br />
*9 Cent pro Minute aus dem deutschen<br />
Festnetz und maximal 42 Cent aus dem<br />
deutschen Mobilfunknetz<br />
Professor Dr. Thomas<br />
Voigtländer,<br />
Ärztlicher Direktor,<br />
Agaplesion Bethanien-Krankenhaus,<br />
Cardioangiologisches<br />
Centrum Bethanien<br />
(CCB), Frankfurt.<br />
Professor Dr.<br />
An dreas Götte,<br />
Chefarzt der Medizinischen<br />
Klinik II: Kardiologie<br />
und Internistische<br />
Intensivmedizin, Sankt-<br />
Vincenz-Krankenhaus Paderborn.<br />
Foto: picture alliance/imageBROKER/Stefan Klein<br />
Schlaganfallgefahr vermeiden.<br />
„Wer Vorhofflimmern hat, dem<br />
stehen heute Therapieverfahren<br />
zur Verfügung, die das Störfeuer<br />
im Herzen dauerhaft beseitigen<br />
oder zumindest die Symptome<br />
lindern und zur besseren Lebensqualität<br />
verhelfen können“, betont<br />
der Arzt. Bei etwa 60 Prozent der<br />
Patienten mit Vorhofflimmern liege<br />
Bluthochdruck vor. Wichtigste<br />
erste Maßnahme nach der Diagnose<br />
sei die Behandlung mit einem<br />
gerinnungshemmenden Medikament,<br />
also einem Blutverdünner.<br />
Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt<br />
besonders Menschen über 65<br />
Jahren und Herzkranken, regelmäßig<br />
ihren Puls zu messen oder zu<br />
fühlen. „Ist der Puls unregelmäßig<br />
oder liegt er in Ruhe über 100<br />
Schläge pro Minute, sollte man<br />
zeitnah einen Arzt aufsuchen“,<br />
heißt es dort. Infos zur Pulsmessung<br />
gibt es unter www.herzstif<br />
tung.de/puls-messen<br />
Wie sich Risikopatienten vor<br />
Vorhofflimmern und seinen Folgen<br />
schützen, und wie sich ein Schlaganfall<br />
erkennen lässt, ist unter<br />
www.herzstiftung.de/schlagan<br />
fall-durch-vorhofflimmern abrufbar.<br />
Unter www.herzstiftung.de/<br />
bestellung kann eine Herzwochen-Begleitbroschüre<br />
angefordert<br />
werden. Petra J. Huschke<br />
Professor Dr.<br />
Stephan Achenbach,<br />
Direktor der<br />
Medizinischen Klinik<br />
2: Kardiologie und<br />
Angiologie, Uniklinikum<br />
Erlangen.<br />
Die Telefonsprechstunde kann keinen<br />
Arztbesuch ersetzen. In Notfällen<br />
sollten Sie direkt den Notruf 112<br />
wählen. Infos zu den bundesweiten<br />
Herzwochen unter<br />
www.herzstiftung.de/herzwochen<br />
Schluss mit<br />
den Durchhängern<br />
Viele Menschen fühlen sich im Alltag<br />
schlapp, als ob die Batterien<br />
ständig leer wären. Die eigenen<br />
Energiespeicher wieder aufzufüllen,<br />
kann jedem gelingen, ist<br />
Dr. Anne Fleck überzeugt. Die<br />
deutschlandweit als „Doc Fleck“<br />
bekannte Fernsehärztin und Bestsellerautorin<br />
hat der VdK-ZEITUNG<br />
einige Tipps verraten, die helfen,<br />
Müdigkeit vorzubeugen.<br />
Anstatt auf den morgendlichen<br />
Kaffee als Muntermacher schwört<br />
Dr. Anne Fleck auf zwei Gläser<br />
lauwarmes Wasser auf nüchternen<br />
Magen. Wer trotzdem nicht auf<br />
Kaffee verzichten möchte, sollte<br />
beachten, dass Koffein vom Körper<br />
nur sehr langsam abgebaut wird.<br />
Auch körperliches Training<br />
weckt die Lebensgeister. Doch was<br />
tun, wenn man Bewegungsmuffel<br />
ist? Die Medizinerin empfiehlt,<br />
sich im Alltag zu bewegen: „Die<br />
Treppe anstatt den Aufzug nehmen.<br />
Daheim nimmt man sich vor,<br />
so lange Kniebeugen zu machen,<br />
bis das Teewasser kocht.“<br />
Bitter fürs Immunsystem<br />
Apropos Tee: Es lohnt sich, täglich<br />
zwei bis drei Tassen Aufguss<br />
mit Löwenzahnblättern zu trinken.<br />
„Er enthält Bitterstoffe, die<br />
Leber und Galle stärken“, erklärt<br />
die Ernährungs expertin. Gut geeignet<br />
sind etwa Produkte aus dem<br />
Drogeriemarkt, die „Fettverdauungstee“<br />
oder „Leber- und Galle-<br />
Tee“ heißen.<br />
In puncto Essen befürwortet die<br />
Internistin langsames, gründliches<br />
Kauen, das die Verdauung unterstützt.<br />
Zucker und Süßstoffe sind<br />
Energieräuber. „Es geht nicht darum,<br />
sich jeden Genuss zu verbieten.<br />
Ohne Schokolade hätte ich<br />
kein Buch schreiben können“, gesteht<br />
Dr. Anne Fleck. Wer mal Lust<br />
auf Süßes hat, darf diese direkt<br />
nach einer Hauptmahlzeit stillen.<br />
Einer der größten Energiespender<br />
für Dr. Anne Fleck sind bis<br />
heute lange Spaziergänge im Wald.<br />
Schon als Schülerin ging sie täglich<br />
mit dem Hund Gassi und genoss<br />
es, mit allen Sinnen in der<br />
Natur zu sein. Auch bewusstes<br />
Atmen wird unterschätzt. Das<br />
hilft, Stress abzubauen. Ohnehin<br />
ist Entspannung zur Stärkung des<br />
Immunsystems wichtig. Ob die<br />
Gartenarbeit und das Heimwerken,<br />
Kochen, Singen, Instrumente<br />
spielen, Tanzen oder Malen – jede<br />
und jeder sollte sich überlegen, was<br />
ihr oder ihm Spaß macht.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
BUCH<br />
TIPP<br />
Der Müdigkeit trotzen<br />
In ihrem Buch<br />
„Energy!“<br />
lädt Dr. Anne<br />
Fleck die Leserinnen<br />
und<br />
Leser dazu<br />
ein, das eigene<br />
Immunsystem<br />
gezielt<br />
zu stärken.<br />
Kochrezepte runden das<br />
Selbsthilfeprogramm ab.<br />
dtv-Verlag; Preis 25 Euro<br />
ISBN 978-3-423-28277-2<br />
8 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
9<br />
Der große Unterschied<br />
Frauen und Männer sind anders krank – Wie beide Geschlechter durch Gendermedizin gleich gut behandelt werden<br />
Frauen leiden häufiger an Heuschnupfen,<br />
Harnwegsinfektionen<br />
oder rheumatischer Arthritis. Bei<br />
Männern werden dagegen eher<br />
Diabetes oder Gicht diagnostiziert.<br />
Leiden Mädchen an Asthma,<br />
haben sie oft einen trockenen<br />
Husten, bei Jungen ist das typische<br />
pfeifende Atemgeräusch zu<br />
hören. So kann bereits im Kindesalter<br />
dieselbe Erkrankung mit<br />
verschiedenen Symptomen einhergehen.<br />
Ursache für diese Unterschiede<br />
ist die Biologie, vor allem die Gene:<br />
So haben Frauen zwei X-Chromosomen,<br />
Männer ein X- und ein<br />
Y-Chromosom. Dies wirkt sich auf<br />
das Herz-Kreislauf-System und<br />
das Immunsystem aus. Im Hormonhaushalt<br />
von Frauen überwiegt<br />
das Östrogen, bei Männern<br />
das Testosteron. Der weibliche<br />
Stoffwechsel und die Verdauung<br />
arbeiten langsamer. Frauen haben<br />
mehr Fettgewebe, weniger Muskelmasse<br />
und einen geringeren Wasseranteil.<br />
Sie sind daher in der<br />
Regel kleiner und leichter.<br />
Mehr als Frauenmedizin<br />
Diese Unterschiede bestimmen,<br />
mit welchen Symptomen Krankheiten<br />
einhergehen, wie sie verlaufen<br />
und wie Therapien wirken,<br />
erklärt Dr. Hildegard Seidl, Fachreferentin<br />
für Gendermedizin an<br />
der München Klinik. „Deshalb<br />
geht es hier nicht um Feminismus<br />
Gendermedizin will den Besonderheiten von Frau und Mann in der<br />
Diagnostik, Prävention und Behandlung gerecht werden.<br />
oder um Frauenmedizin. Stattdessen<br />
will die Gendermedizin biologische<br />
und soziale Unterschiede<br />
berücksichtigen“, sagt sie.<br />
Bisher fehle es jedoch an einer<br />
systematischen Forschung. So<br />
müssten seit dem Jahr 2004 zwar<br />
Frauen und Männer proportional<br />
zum Vorkommen der Erkrankung<br />
in Studien eingeschlossen werden.<br />
Doch diese Daten würden nicht<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Evgeny Babaylov<br />
zwingend getrennt nach Geschlechtern<br />
ausgewertet, so die<br />
Expertin.<br />
Dies könne dazu führen, dass<br />
das eine oder das andere Geschlecht<br />
benachteiligt wird. Bei<br />
Autoimmunerkrankungen sind<br />
etwa 80 Prozent der Erkrankten<br />
Frauen. Deshalb dominieren sie<br />
die Studienergebnisse. Bei den<br />
Herzerkrankungen ist es umgekehrt.<br />
Hier sind mehr Männer –<br />
circa 60 Prozent – betroffen, sodass<br />
sie die Ergebnisse bestimmen.<br />
Dies führt dazu, dass im ersten<br />
Fall die Männer, im zweiten Fall<br />
aber die Frauen benachteiligt sind,<br />
sagt Seidl.<br />
Männer im Fokus<br />
Doch meist sind es die Frauen,<br />
die außen vor gelassen werden, so<br />
Seidl weiter. In medizinischen<br />
Lehrbüchern liegt der Fokus noch<br />
immer auf den Symptomen von<br />
Männern. Dies führt etwa dazu,<br />
dass der weibliche Herzinfarkt<br />
noch viel zu selten als solcher diagnostiziert<br />
wird, weil sich die Symptome<br />
bei Frauen und Männern<br />
unterscheiden. Bei Medikamententests<br />
finden Tierversuche in der<br />
Regel an männlichen Mäusen statt,<br />
weil der weibliche Zyklus die Ergebnisse<br />
beeinflussen könnte.<br />
Wie wichtig es<br />
ist, Geschlechter-<br />
unterschiede zu<br />
berücksichtigen,<br />
zeigt die Forschung<br />
rund um<br />
das Herzmittel<br />
„Es fehlt die<br />
systematische<br />
Forschung.“<br />
Digitalis: Im Jahr<br />
1997 wurde in einer<br />
Studie mit 80 Prozent Männern<br />
eine positive Wirkung des<br />
Medikaments festgestellt. Doch bei<br />
Frauen, die das Mittel später in der<br />
empfohlenen Dosis einnahmen,<br />
traten mehr Nebenwirkungen auf,<br />
auch tödliche. Das hat dazu geführt,<br />
dass der Wirkstoff derzeit<br />
erneut geprüft wird.<br />
Dass Medikamente bei Frauen<br />
und Männern unterschiedlich wirken,<br />
ist vielen Menschen nicht bewusst.<br />
Arztpraxen und Apotheken<br />
müssten darauf hinweisen. Doch<br />
78 Prozent von mehr als 1000 befragten<br />
Patientinnen und Patienten<br />
wurden bisher nicht darüber aufgeklärt.<br />
Dies hat eine Umfrage der<br />
Krankenkasse BKK VBU ergeben.<br />
Auch auf Beipackzetteln sind solche<br />
Angaben nicht zu finden.<br />
Forschung stärken<br />
Die Ampel-Regierung hat in ihrem<br />
Koalitionsvertrag beschlossen,<br />
geschlechtsbezogene Unterschiede<br />
in der Medizin abzubauen<br />
und Gendermedizin zum Teil des<br />
Medizinstudiums sowie der Aus-,<br />
Fort- und Weiterbildungen in den<br />
Gesundheitsberufen zu machen.<br />
Zudem fördert<br />
das Bundesge-<br />
sundheitsministe-<br />
rium derzeit mit<br />
4,1 Millionen Euro<br />
zwölf Projekte.<br />
Dies bewertet<br />
Seidl als wichtiges<br />
Signal. Sie ist<br />
überzeugt, dass die Gendermedizin<br />
Einzug in die Lehre halten<br />
wird, wenn sie sich in der Forschung<br />
etabliert hat. Das sei noch<br />
ein langer Weg. Doch dann würden<br />
Frauen und Männer endlich<br />
davon profitieren. Kristin Enge<br />
Korrekte Laborergebnisse sind kaum zu erwarten<br />
Diagnose und Therapie – Online-Shops machen mit Gesundheitstests gute Geschäfte<br />
Bei gesundheitlichen Problemen<br />
versprechen Tests aus Online-<br />
Shops Hilfe. Therapien und passende<br />
Präparate empfehlen die<br />
Anbieter oft gleich mit.<br />
Ist vielleicht ein Eisenmangel für<br />
das Schlappheitsgefühl verantwortlich?<br />
Deutet das Bauchweh<br />
eventuell auf eine Laktoseintoleranz?<br />
Und wenn die Muskeln<br />
schmerzen, könnte dies doch ein<br />
Vitamin-D-Mangel sein? Viele<br />
Menschen konsultieren zu medizinischen<br />
Fragen inzwischen das<br />
Internet. Oft endet die Suche in<br />
einem Online-Shop, der Gesundheitstests<br />
verkauft.<br />
Mit diesen lassen sich Vitaminspiegel<br />
oder Hormonstatus messen,<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten,<br />
Mineralstoffmängel oder<br />
Allergien feststellen, Blutzucker,<br />
Cholesterin und vieles mehr beurteilen.<br />
Die Preise liegen zwischen<br />
20 Euro und 190 Euro.<br />
lichtgeschützt aufzubewahren.<br />
„Nur so lässt sich im Labor ein<br />
korrektes, quantitatives Ergebnis<br />
ermitteln“, sagt er.<br />
Zudem erfordere es einiges an<br />
Know-how, um Proben richtig zu<br />
lagern und zu transportieren, damit<br />
sie nicht unbrauchbar werden. Dies<br />
sei von Laien gar nicht zu leisten.<br />
Wenig zuverlässig<br />
Deshalb schätzt Bobrowski die<br />
Ergebnisse als wenig zuverlässig<br />
ein. Problematisch sei das, weil<br />
daraus Therapien abgeleitet und<br />
die Einnahme von Präparaten, wie<br />
Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel,<br />
empfohlen würden.<br />
Mit der Testauswertung erhalten<br />
die Käuferinnen und Käufer einen<br />
Überblick, welche Mittel ihnen<br />
helfen sollen. Diese stammen in<br />
der Regel aus dem gleichen<br />
Online-Shop. Doch hier ist Vorsicht<br />
geboten: Wer diese Mittel,<br />
wie etwa Vitamin D, zu hoch dosiert<br />
einnimmt, kann sich nachhaltig<br />
schaden.<br />
Es sei deshalb sinnvoll, zuerst<br />
eine Hausarztpraxis aufzusuchen,<br />
ist Bobrowski überzeugt. Die Ärztin<br />
oder der Arzt veranlassen notwendige<br />
Laboruntersuchungen,<br />
und die Kosten übernehmen die<br />
gesetzlichen Krankenkassen.<br />
Wenn Beschwerden oder Sorgen<br />
über die eigene Gesundheit anhalten,<br />
sollten Patientinnen oder Patienten<br />
noch einmal mit ihrer<br />
Ärztin oder ihrem Arzt sprechen.<br />
In manchen Fällen kann es auch<br />
helfen, eine zweite Meinung einzuholen.<br />
Kristin Enge<br />
Im Labor werden die Proben fachgerecht untersucht.<br />
– Anzeigen –<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Channel Partners<br />
Ins Labor geschickt<br />
Wer in solchen Online-Shops<br />
einen Test kauft, muss selbst eine<br />
Blut-, Speichel- oder Haarprobe<br />
nehmen und einschicken. Doch<br />
hier beginnen viele der Schwierigkeiten<br />
und Ungenauigkeiten, weiß<br />
Dr. Andreas Bobrowski, Vorsitzender<br />
des Berufsverbands Deutscher<br />
Laborärzte (BDL). Soll etwa<br />
der Vitamin-D-Status bestimmt<br />
werden, ist es notwendig, das Blut<br />
aus einer Vene abzunehmen und<br />
9 RHPfalz<br />
Allgemein
10 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Generationen<br />
Die vielen Maschen der Betrüger<br />
Skrupellos und oft täuschend echt: falsche Polizisten und Handwerker – Experte warnt vor Enkeltrick und Gewinnversprechen<br />
Es gibt viele Arten von Kriminalität:<br />
Betrug ist eine davon. Und es wird<br />
oft besonders raffiniert vorgegangen,<br />
um an Geld zu kommen. Beispiele<br />
dafür sind der Enkeltrick in<br />
vielen Varianten, Gewinnversprechen,<br />
gesteuert durch dafür eingerichtete<br />
Callcenter, falsche<br />
Polizisten oder Handwerker. Kriminalhauptkommissar<br />
Arno Helfrich,<br />
zuständig für Prävention und Opferschutz<br />
in München, gibt VdK-<br />
Mitgliedern Tipps, um nicht in die<br />
Falle zu tappen.<br />
Der Paragraf 263 des Strafgesetzbuchs<br />
beschreibt Betrug als die<br />
Erlangung eines Vermögensvorteils<br />
durch die Täuschung anderer.<br />
Dabei sind Betrüger sehr erfinderisch.<br />
In jüngster Zeit werden potenzielle<br />
Opfer über das Smartphone<br />
per WhatsApp angeschrieben<br />
– quasi eine neue Form des Enkeltricks.<br />
Das kann dann so aussehen:<br />
„Hallo Mama, ich habe<br />
mein Handy fallen lassen. Ich habe<br />
ein neues Handy, und das ist meine<br />
neue Nummer.“ Ein Herzchen ist<br />
angefügt. „Kannst Du mir helfen?<br />
Ich muss heute zwei Rechnungen<br />
bezahlen, aber ich kann nicht auf<br />
meine Banking-App zugreifen.<br />
Kannst Du es mir überweisen? Ich<br />
schicke es Dir morgen zurück.<br />
Kann ich Deine Kreditkarte zum<br />
Bezahlen benutzen?“<br />
Helfrich betont: „Bleiben Sie bei<br />
Geldforderungen per Kurznachrichten<br />
vorsichtig. Fragen Sie bei<br />
Ihren Angehörigen selbst nach.<br />
Der Schmuck ist weg: Vielleicht waren Betrüger am Werk, die sich unter einem Vorwand Zugang zur Wohnung<br />
verschafft haben? Auch am Telefon (Bild rechts) finden sie immer wieder ihre Opfer.Fotos: www.polizei-beratung.de<br />
Löschen Sie die Nachrichten nicht<br />
und verständigen Sie umgehend<br />
die Polizei über den Notruf 110.“<br />
Bei all den Betrügereien gibt es<br />
eine gute Nachricht: Die Täter kommen<br />
nur in Ausnahmefällen zum<br />
Erfolg. Die schlechte Nachricht:<br />
Wenn sie erfolgreich sind, sind die<br />
Schäden meist sehr hoch und gehen<br />
bundesweit in die Millionen.<br />
Der klassische Enkeltrick übers<br />
Telefon hat schon viele Opfer um<br />
ihre Lebensersparnisse gebracht.<br />
Mit den Worten „Rate mal, wer<br />
hier spricht“ oder ähnlichen Formulierungen<br />
wird bei meist älteren<br />
und allein lebenden Personen angerufen<br />
und kurzfristig um Bargeld<br />
gebeten. Als Grund wird ein<br />
finanzieller Engpass oder eine<br />
Notlage vorgetäuscht. Sobald das<br />
Opfer zahlen will, wird ein Bote<br />
angekündigt, der das Geld abholt.<br />
Betrug an der Haustür<br />
„Sie haben gewonnen!“ Wer freut<br />
sich nicht, das zu hören. Wer aber<br />
eine solche Nachricht per Telefon,<br />
E-Mail oder Post bekommt, sollte<br />
vorsichtig sein. Vor einer Gewinnübergabe<br />
werden die Opfer dazu<br />
aufgefordert, eine Gegenleistung<br />
zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“<br />
zu bezahlen, kostenpflichtige<br />
Telefonnummern anzurufen<br />
oder an Veranstaltungen<br />
teilzunehmen.<br />
Das Anbieten von vermeintlichen<br />
Schnäppchen, um eine Unterschrift<br />
unter einen Vertrag zu<br />
erhalten, machen Betrüger gerne<br />
an der Haustür. Auch der Wohnungszugangstrick<br />
– etwa der falsche<br />
Polizist und auch der falsche<br />
Handwerker – wird von Betrügern<br />
immer wieder genutzt. Andere erscheinen<br />
bedürftig, bitten um ein<br />
Glas Wasser, etwas zum Schreiben<br />
oder um die Toilettennutzung, um<br />
in private Räume zu gelangen.<br />
Helfrich schildert aus der Praxis<br />
die Masche mit den falschen Polizisten:<br />
„Die Betrüger sind zu zweit<br />
unterwegs und sprechen gezielt<br />
ältere Menschen an. Es geht um<br />
einen angeblichen Einbruch im<br />
Haus. Einer der Täter geht mit der<br />
jeweiligen Person durch alle<br />
Räumlichkeiten, während der andere<br />
in einem unbemerkten Augenblick<br />
in den Zimmern für Unordnung<br />
sorgt, die den Eindruck<br />
eines Einbruchs erwecken soll.<br />
Gleichzeitig werden Bargeld,<br />
Schmuck und andere Wertgegenstände<br />
gestohlen.“ Oder: Das Telefon<br />
klingelt. Der Anrufer stellt sich<br />
als Polizist vor und berichtet von<br />
einer Festnahme eines Einbrechers,<br />
der Notizen mit Name und<br />
Adresse der Angerufenen bei sich<br />
hatte. Zur Sicherheit würde die<br />
Polizei vorbeischauen.<br />
Der Handwerkertrick ist ähnlich<br />
angelegt. An der Wohnungstür<br />
wird von einem akuten Wasserschaden<br />
berichtet, der schnell behoben<br />
werden muss. „Die so überrumpelten<br />
Bewohner werden<br />
hektisch von Wasserhahn zu Wasserhahn<br />
geschickt, während meist<br />
ein zweiter Täter unbemerkt in die<br />
Wohnung gelangt und alles mitnimmt,<br />
was ihm von Wert erscheint“,<br />
so Helfrich. Der grundsätzliche<br />
Rat des Spezialisten: „Sie<br />
bestimmen, wer in Ihre Wohnung<br />
oder Ihr Haus kommt. Und Sie<br />
bestimmen, mit wem Sie telefonieren<br />
wollen. Gesundes Misstrauen<br />
ist nicht unhöflich. Legen Sie im<br />
Zweifel unbedingt auf und wählen<br />
Sie den Notruf der Polizei.“<br />
Weitere Informationen finden<br />
Sie im Internet unter<br />
www.polizei-beratung.de<br />
<br />
Petra J. Huschke<br />
Keine Vorfreude auf die Fußball-WM in Katar<br />
Facebook-Umfrage des VdK: Kritik an Menschenrechtsverletzungen<br />
Lebenserwartung steigt weniger<br />
Angehobenes Rentenalter könnte ein Faktor sein<br />
Die Fußball-Weltmeisterschaft vom<br />
20. <strong>November</strong> bis 18. Dezember im<br />
Wüstenstaat Katar steht im Kreuzfeuer<br />
der Kritik. Beim Bau der<br />
WM-Stadien sind Tausende<br />
Gastarbeiter ums Leben gekommen.<br />
Während der Spiele sollen<br />
riesige Klimaanlagen die Stadien<br />
herunterkühlen. Eine Umfrage auf<br />
der Facebook-Seite des VdK zeigt:<br />
Viele Fans sind ernüchtert, von<br />
WM-Fieber ist nichts zu spüren.<br />
Viele erinnern sich noch gern an<br />
das „Sommermärchen“ von 2006:<br />
Die Fußball-WM in Deutschland<br />
löste in einem Bilderbuch-Sommer<br />
eine riesige Euphorie aus und begeisterte<br />
auch Menschen, die<br />
nichts mit Fußball anfangen konnten.<br />
Auf Fan-Meilen wurde ausgelassen<br />
zusammen gefeiert.<br />
Die Winter-Weltmeisterschaft in<br />
Katar hingegen droht zu einem<br />
Mega-Event zu werden, das selbst<br />
eingefleischte Fußballfans kalt zu<br />
lassen scheint. Bei einer nichtrepräsentativen<br />
Umfrage auf der<br />
Facebook-Seite des Sozialverbands<br />
VdK waren die Kommentare sehr<br />
kritisch. Birgit R. schreibt auf die<br />
Frage: Fiebert ihr dem Turnier entgegen<br />
oder lässt euch die Winter-WM<br />
kalt? „Wir haben die Fußball-WM<br />
in der Vergangenheit<br />
immer angeschaut. Aber die WM<br />
in Katar werden wir aufgrund der<br />
Menschenrechtsverletzungen und<br />
der dort geltenden Gesetze NICHT<br />
anschauen! Konsequenz bedeutet<br />
oft auch Verzicht, aber Zeichen<br />
In deutschen Fußballstadien machen viele Fans in dieser Saison deutlich,<br />
was sie von der WM in Katar halten. Foto: picture alliance/Oliver Zimmermann<br />
setzen halte ich für wichtig, und<br />
das wünsche ich mir auch von anderen.“<br />
Teuerste WM<br />
Jasmin S. kritisiert die Kosten<br />
des Spektakels, das wohl als teuerste<br />
WM in die Geschichte eingehen<br />
wird. Schätzungen zufolge<br />
sind 150 Milliarden US-Dollar in<br />
den Ausbau der Infrastruktur und<br />
den Bau der Stadien geflossen.<br />
„Das steht alles in keinem Verhältnis<br />
zu dem alltäglichen Leben und<br />
den Existenzsorgen. Klar, es ist<br />
eine tolle Ablenkung von all dem,<br />
dennoch geht das alles nicht mit<br />
rechten Dingen zu“, schreibt sie.<br />
Frank H. teilt einen Link zu einer<br />
WM-Boykott-Seite und fragt<br />
sich, warum nicht mehr Menschen<br />
gegen diese Veranstaltung demonstrieren.<br />
„Die WM findet auf<br />
Gräbern von Tausenden Arbeitern<br />
statt“, schreibt er.<br />
Sabine und Stephan E. macht<br />
fassungslos, dass bei der Weltmeiserschaft<br />
enorm viel Energie genutzt<br />
werden muss, um die Fußballstadien<br />
zu klimatisieren. „Alle<br />
schreien nach Energie sparen, in<br />
der Wüste eine WM ... unfassbar.“<br />
Marianne H. kommentiert kurz<br />
und knapp: „Die Frauenfußball-EM<br />
war für mich interessanter,<br />
ich werde nicht schauen.“<br />
<br />
Jörg Ciszewski<br />
Der Trend, dass Menschen in den<br />
Industriestaaten immer älter werden,<br />
schwächt sich ab. Die Lebenserwartung<br />
steigt zwar, aber<br />
nur noch langsam. Deutschland<br />
schneidet besonders schlecht ab.<br />
Eine Studie der Londoner Bayes<br />
Business School hat sich mit den<br />
Sterberaten von Menschen im Alter<br />
von 50 bis 95 Jahren befasst.<br />
Deutschland ist zusammen mit<br />
Großbritannien und Taiwan<br />
Schlusslicht. Von 21 untersuchten<br />
Ländern mit vergleichbaren Lebensverhältnissen<br />
belegt Deutschland<br />
bei Frauen Platz 18 und bei<br />
Männern Platz 20.<br />
Vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung<br />
(BiB) gibt es<br />
ebenfalls Erhebungen. Und auch<br />
hier ist Deutschland Nachzügler.<br />
Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe<br />
Mortalität, sieht<br />
eine „seit langem bestehende Gesundheitskluft<br />
zwischen erfolgreicheren<br />
Ländern und Deutschland“.<br />
Der „Langlebigkeitsnachteil“<br />
der Deutschen sei vor allem<br />
einer Bevölkerungsgruppe geschuldet:<br />
der Altersgruppe kurz<br />
vor dem Rentenalter (55 bis 64<br />
Jahre). „Diese Gruppe sowie die<br />
Gruppe 65+ tragen am höchsten<br />
zur Benachteiligung bei“, sagt Grigoriev.<br />
Hauptfaktor für den Unterschied<br />
zwischen Deutschland und<br />
anderen Ländern mit hohem Einkommen<br />
sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Das lasse sich<br />
aus Daten zu Todesursachen und<br />
Deutschland hat eine vergleichsweise<br />
niedrige Lebenserwartung.<br />
demografischen Methoden eindeutig<br />
ablesen.<br />
Für Steven Haberman, Professor<br />
für Versicherungsmathematik an<br />
der Bayes Business School, stellen<br />
diese negativen Ergebnisse einen<br />
„alarmierenden Trend“ dar. „Wurde<br />
das Rentenalter zu schnell angehoben?<br />
Die Antwort könnte ,Ja‘<br />
lauten“, schreibt er.<br />
Im Auftrag des Sozialverbands<br />
VdK hat das Deutsche Institut für<br />
Wirtschaftsforschung (DIW) die<br />
Lebenserwartung der 65-Jährigen<br />
untersucht – abhängig von ihrer<br />
Beschäftigungsart und ihrem<br />
Haushaltseinkommen. Herausgekommen<br />
ist, dass die Lebenserwartung<br />
von Arbeitern im Vergleich<br />
etwa zu Beamten rund vier<br />
Jahre geringer ist. Auch eine hohe<br />
berufliche Belastung wirkt sich<br />
negativ aus. Und: Rentner aus<br />
Haushalten mit prekären Einkommen<br />
haben eine deutlich geringere<br />
Lebenserwartung im Vergleich zu<br />
wohlhabenden Haushalten. pet<br />
Foto: Sozialverband VdK<br />
10 RHPfalz<br />
Allgemein
Inklusion<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
11<br />
Hilfe leisten mit System<br />
Der Katastrophenschutz muss eng mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten<br />
Angesichts des Kriegs in der Ukraine<br />
wächst die Sorge vor einem<br />
großen Stromausfall. Die Menschen<br />
in Berlin-Köpenick kennen<br />
die Situation, 31 Stunden keinen<br />
Strom zu haben. Ein Blackout betraf<br />
2019 große Teile des Stadtteils.<br />
Ein Krisenfall wie dieser hilft Sicherheitsexperten<br />
wie Matthias<br />
Max vom Deutschen Roten Kreuz<br />
(DRK), Krisenkonzepte zu überprüfen<br />
und weiterzuentwickeln.<br />
An einem Nachmittag im Februar<br />
2019 durchtrennte ein Bagger<br />
bei Bauarbeiten an einer Brücke in<br />
Berlin zwei zentrale Stromleitungen.<br />
Danach hatten 31 500 Haushalte<br />
im Stadtteil Köpenick keinen<br />
Strom. Die Polizei errichtete mobile<br />
Wachen, Feuerwehr, Technisches<br />
Hilfswerk (THW) und DRK<br />
halfen, wo und womit sie konnten.<br />
Das Chaos blieb zwar aus, doch<br />
die Lage war angespannt. So mussten<br />
23 Patientinnen und Patienten<br />
aus einer Köpenicker Klinik in die<br />
knapp 20 Kilometer entfernte Charité<br />
verlegt werden, weil ein Notstromaggregat<br />
nicht funktionierte.<br />
Menschen erreichen<br />
Die Versorgung etwa von Kliniken<br />
und Pflegeheimen mit Notstrom<br />
sei im Krisenfall zentral, sagt<br />
Matthias Max, Teamleiter Sicherheitsforschung<br />
und Innovationstransfer<br />
im DRK-Generalsekretariat.<br />
Die Einrichtungen müssten<br />
über funktionierende Aggregate<br />
Im Notfall muss bekannt sein, wo Menschen mit besonderem Hilfebedarf wohnen. Foto: picture alliance/Peter Steffen<br />
verfügen. Das sei organisatorisch<br />
leicht zu lösen. Ihn beschäftige<br />
vielmehr die Frage, wie im Katastrophenfall<br />
kommuniziert wird:<br />
Wie erreicht man die Menschen,<br />
die Hilfe dringend benötigen? „Besonders<br />
betroffen sind diejenigen,<br />
die sich nicht einfach in Sicherheit<br />
bringen können. Das sind zum<br />
Beispiel ambulant Pflegebedürftige“,<br />
erklärt Matthias Max. „Da gilt<br />
es, genau hinzuschauen: Wo leben<br />
diese Menschen, was brauchen sie<br />
im Notfall?“<br />
Organisationen des Katastrophenschutzes<br />
müssen sich mit<br />
ambulanten Diensten, Pflegeheimen,<br />
Krankenhäusern oder Schulen<br />
über diese Fragen austauschen<br />
– und zwar vor einer Krise. „Es<br />
sollte darum gehen, wie Hilfsorganisationen<br />
unterstützen können,<br />
wenn die Lichter ausgehen oder<br />
eine Klinik überflutet wird.“<br />
Der Leitgedanke dabei müsse<br />
immer sein, bestehende Systeme so<br />
lange aufrechtzuerhalten, wie es<br />
geht. „Den Alltag, als etablierte<br />
Struktur, kann man nicht ersetzen.<br />
Deshalb sollte er so lange wie möglich<br />
gestützt werden.“<br />
Der zweite Schritt sei, für den<br />
absoluten Notfall Ersatzstrukturen<br />
zu schaffen. „Dazu müssen die<br />
Katastrophenschützer zum Beispiel<br />
wissen, wie ein Betreuungsplatz<br />
ausgestattet sein muss, um die<br />
Pflege dort auch zu ermöglichen.“<br />
Um bedarfsgerecht helfen zu<br />
können, sollte den Behörden und<br />
Hilfsorganisationen bekannt sein,<br />
welche Vereine und Initiativen vor<br />
Ort aktiv sind. Gibt es Netzwerke,<br />
die der Katastrophenschutz nutzen<br />
kann – zum Beispiel Selbsthilfegruppen?<br />
„In der Zivilgesellschaft<br />
existiert sehr viel Know-how, angefangen<br />
bei vermeintlich Hilfebedürftigen<br />
über Kliniken und Unternehmen<br />
der verschiedensten Bereiche<br />
bis hin zu den Strukturen des<br />
Bevölkerungsschutzes. Diese gilt<br />
es, für den Bedarfsfall miteinander<br />
zu vernetzen. Wenn etwa ein Pflegeheim<br />
evakuiert wird, kann dabei<br />
vielleicht der Ruderverein von nebenan<br />
helfen. Bei der Verteilung<br />
von Lebensmitteln gilt es, Einzelhändler<br />
vor Ort einzubeziehen“,<br />
erklärt der Sicherheitsexperte und<br />
spricht von „sozialraumorientiertem<br />
Bevölkerungsschutz“.<br />
Das Ziel sei, alle Akteure, die den<br />
Lebensalltag der Menschen stützen,<br />
für den Krisenfall zu sensibilisieren,<br />
sagt Max, der sich seit rund<br />
zehn Jahren mit Fragen der öffentlichen<br />
Sicherheit befasst und Lösungen<br />
für die Praxis entwickelt. Er<br />
ist davon überzeugt, dass die Aufrechterhaltung<br />
von Alltagssystemen<br />
eine wachsende Rolle spielen<br />
wird. „Wegen des Klimawandels<br />
wird es mehr Stürme, Überschwemmungen<br />
oder Dürren geben, die uns<br />
vor neue Herausforderungen stellen.<br />
Dafür brauchen wir Konzepte.“<br />
<br />
Jörg Ciszewski<br />
Buchtipp<br />
Matthias Max und sein Mitautor<br />
Matthias Schulze haben viele<br />
Jahre zum Thema Sicherheit<br />
geforscht und ihre Erkenntnisse<br />
für das DRK in einem Buch zusammengefasst:<br />
„Hilfeleistungssysteme<br />
der Zukunft“ ist im<br />
Transcript-Verlag erschienen,<br />
kostet 36 Euro und umfasst 196<br />
Seiten. Das Buch lässt sich auf<br />
der Webseite des Verlags kostenlos<br />
herunterladen.<br />
www.transcript-verlag.de<br />
Kindergeld für Erwachsene<br />
Für viele Kinder mit Schwerbehinderung gilt die Altersbegrenzung nicht<br />
Kindergeld wird in der Regel bis<br />
zum vollendeten 17. Lebensjahr<br />
gewährt, bei einem Studium oder<br />
einer Berufsausbildung sogar bis<br />
zum 25. Lebensjahr. Ist ein Kind<br />
aufgrund einer Behinderung nicht<br />
in der Lage, für seinen Lebensunterhalt<br />
zu sorgen, können Eltern<br />
auch über die Altersgrenze hinaus<br />
Kindergeld beziehen.<br />
Das Kindergeld ist keine Sozialleistung,<br />
sondern eine steuerliche<br />
Ausgleichszahlung für Menschen,<br />
die sich um ein Kind kümmern.<br />
Einen Anspruch haben die Eltern<br />
von leiblichen Kindern, Pflegeund<br />
Adoptivkindern, in manchen<br />
Fällen aber auch die Geschwister,<br />
wenn zu ihnen ein sogenanntes<br />
Pflegekindschaftsverhältnis besteht.<br />
Um Anspruch auf Kindergeld<br />
ohne Altersbegrenzung zu haben,<br />
muss die Behinderung des Kindes<br />
vor dessen 25. Geburtstag (bis<br />
2007: vor dem 27. Geburtstag)<br />
eingetreten sein. Ein hoher Grad<br />
der Behinderung (GdB) allein<br />
reicht nicht aus. Die Behinderung<br />
muss die Ursache dafür sein, dass<br />
das Kind nicht in der Lage ist,<br />
selbst für seinen Lebensunterhalt<br />
zu sorgen.<br />
GdB allein reicht nicht aus<br />
Die Betreuung eines Kindes mit Behinderung kann sehr beglückend sein,<br />
ist aber oft auch anstrengend. <br />
Foto: imago images/MASKOT<br />
Ein Zusammenhang zwischen<br />
der Behinderung und der dauerhaften<br />
Unfähigkeit, ein selbstständiges<br />
Leben zu führen, kann beispielsweise<br />
angenommen werden,<br />
wenn der GdB des Kindes 50 oder<br />
mehr beträgt und im Schwerbehindertenausweis<br />
das Merkzeichen<br />
„H“ für hilflos eingetragen ist.<br />
Auch wenn das Kind Grundsicherung<br />
erhält, in einer Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderung arbeitet,<br />
oder wenn es eine Lernbehinderung<br />
hat, aufgrund derer es auf<br />
dem Arbeitsmarkt nicht vermittelt<br />
werden kann, besteht fast immer<br />
Anspruch auf unbefristeten Bezug<br />
von Kindergeld.<br />
Der Antrag wird schriftlich bei<br />
der Familienkasse der Bundesagentur<br />
für Arbeit gestellt. Neben<br />
dem Antragsformular und der<br />
„Anlage Kind“ müssen Erklärungen<br />
zu den Lebensverhältnissen<br />
sowie zum verfügbaren Nettoeinkommen<br />
des Kindes mit Behinderung<br />
abgegeben werden. In manchen<br />
Fällen sind weitere Angaben<br />
notwendig.<br />
Außerdem muss die Behinderung<br />
nachgewiesen werden. In der<br />
Regel geht das mit dem Schwerbehindertenausweis<br />
sowie einem<br />
ärztlichen Gutachten, aus dem<br />
hervorgeht, wie sich die Behinderung<br />
auf die Erwerbstätigkeit auswirkt.<br />
Grundsätzlich wird jährlich<br />
geprüft, ob die Voraussetzungen<br />
für einen Anspruch auf Kindergeld<br />
noch bestehen – je nach Schwere<br />
der Behinderung auch in größeren<br />
Zeitabständen.<br />
Wer vergessen hat, den Antrag<br />
auf Kindergeld zu stellen, kann<br />
dies nachholen. Kindergeld kann<br />
bis zu vier Jahre rückwirkend beantragt<br />
werden.<br />
<br />
Annette Liebmann<br />
Bitte weitergeben<br />
Werfen Sie die VdK-ZEITUNG nach dem Lesen nicht weg.<br />
Geben Sie dieses Exemplar bitte an Ihre Nachbarin<br />
oder Ihren Nachbarn, Ihre Freunde und Bekannten weiter,<br />
die sicherlich an sozialpolitischen Informationen Interesse<br />
haben – und sich vielleicht entschlie ßen, dem VdK beizutreten.<br />
– Anzeige –<br />
11 RHPfalz<br />
Allgemein
12 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> VdK-TV<br />
Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />
VdK-TV<br />
Die Redaktion des Videoportals<br />
VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />
zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />
Themen. Folgende nebenstehende<br />
neue Filme sind unter<br />
www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />
VdK-TV AUF SPORT1<br />
Filme von VdK-TV sind auch frei<br />
empfangbar im Fernsehen zu<br />
sehen, und zwar in der Sendung<br />
MIT EINANDER bei Sport1.<br />
In der <strong>November</strong>- Ausgabe berichtet<br />
das Magazin über mögliche<br />
Schwierigkeiten bei der<br />
Feststellung des Grads der Behinderung<br />
(GdB). Dazu beantwortet<br />
ein Rechtsexperte des Sozialverbands<br />
VdK 13 der wichtigsten<br />
Fragen zum GdB.<br />
5. Nov. Sendetermin ist der<br />
erste <strong>November</strong>-Samstag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
8. Nov. Am Dienstag darauf<br />
wird die Sendung um<br />
15.30 Uhr wiederholt.<br />
Hochbetagte Menschen in ihrer Selbstständigkeit zu fördern, ist eines der Ziele der Initiative „Gemeindeschwester<br />
plus“. Petra Studt (rechts), die als Gemeindeschwester aktiv ist, und Referentin Fabia Heischling vom Sozialministerium<br />
Rheinland-Pfalz (links) stellen das Projekt vor.<br />
Foto: VdK-TV<br />
Selbstbestimmt alt werden<br />
„Gemeindeschwester plus“ ist ein<br />
Modellprojekt des Sozialministeriums<br />
Rheinland-Pfalz, das auch für<br />
andere Bundesländer Vorbildcharakter<br />
hat. Die Mitarbeiterinnen der<br />
Initiative besuchen hochbetagte<br />
Menschen zu Hause, haben immer<br />
ein offenes Ohr für deren Sorgen<br />
und Wünsche und beraten zu allen<br />
Fragen der Alltagsbewältigung.<br />
Zudem vermitteln sie Hilfsangebote<br />
vor Ort. Zu Fragen der Pflege wird<br />
hingegen nicht beraten. Ziel ist es,<br />
die Selbstständigkeit der Hochbetagten<br />
so lange wie möglich zu erhalten<br />
und Pflegebedürftigkeit zu<br />
vermeiden oder zumindest hinauszuzögern.<br />
In der Gesprächsreihe<br />
„Der Sozialpolitische Ausschuss<br />
trifft ...“ des VdK Rheinland-Pfalz<br />
war Petra Studt, eine der Gemeindeschwestern,<br />
zu Gast, um aus ihrem<br />
Berufsalltag zu erzählen. Im<br />
Rahmen der bundesweiten VdK-<br />
Kampagne „Nächstenpflege“ plant<br />
der Landesverband Rheinland-<br />
Pfalz weitere Gesprächsrunden mit<br />
Akteurinnen und Akteuren aus dem<br />
Pflegebereich.<br />
Nächstenpflege<br />
Viele pflegende Angehörige stehen<br />
vor der Herausforderung, die Pflege<br />
mit ihrem beruflichen Alltag zu<br />
vereinbaren. So auch VdK-Mitglied<br />
Gabriele Mair-Bolland aus dem<br />
Landkreis Dachau: Die 62-Jährige<br />
arbeitet in München und versorgt<br />
gleichzeitig ihren Mann – ein Spagat,<br />
der sie immer wieder an ihre<br />
Grenzen bringt. An zwei Tagen pro<br />
Woche kann die Sozialpädagogin<br />
von zu Hause aus arbeiten und sich<br />
um ihn kümmern, an zwei weiteren<br />
Tagen ist ihr Mann in der Tagespflege.<br />
Für einen dritten Tag hat die<br />
Einrichtung keinen Platz frei. An<br />
diesem Tag ist Klaus Bolland allein.<br />
„Ich fühle mich oft gestresst“, bekennt<br />
seine Frau, „und dann werde<br />
ich ungeduldig ihm gegenüber,<br />
was nicht in Ordnung ist“. So<br />
schwierig sieht die Lebenssituation<br />
in vielen Pflegehaushalten in<br />
Deutschland aus. Der Filmbeitrag<br />
gibt Einblicke in die Realität der<br />
„Nächstenpflege“ und macht darauf<br />
aufmerksam, dass dringend<br />
mehr für Pflegebedürftige und ihre<br />
pflegenden Angehörigen getan<br />
werden muss.<br />
Neue Folge „Rat und Tat“<br />
Wer krank ist, hat schon genug<br />
Prob leme. Aber wenn die Krankheit<br />
länger andauert und dazu noch die<br />
Sorge ums Geld kommt, wird es<br />
richtig schwierig. Das kann aber<br />
passieren, denn das Krankengeld<br />
wird nur für eineinhalb Jahre gezahlt.<br />
Und dann? In dieser Situation<br />
greift der Nahtlosigkeitsbezug,<br />
womit der nahtlose Übergang vom<br />
Krankengeld zum Arbeitslosengeld<br />
I gemeint ist. Wie das funktioniert,<br />
welche Voraussetzungen<br />
erfüllt sein müssen, und was man<br />
bei der Antragstellung beachten<br />
muss, erfahren die Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer in der aktuellen<br />
Folge der Ratgeberreihe „Rat und<br />
Tat“. VdK-Rechtsexperte Ronny<br />
Hübsch informiert, und wie immer<br />
fasst VdK-Moderator Kai Steinecke<br />
das Ganze noch einmal kurz und<br />
leicht verständlich zusammen.<br />
– Anzeige –<br />
12 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> 13<br />
LANDESVERBAND<br />
Sozialrechtstipp<br />
Unterstützung bei<br />
Heizkosten Seite 14<br />
Starke Frauen, starke Gespräche<br />
VdK-Landesfrauenkonferenz diskutiert mit prominenten Gästen über Pflege und Ehrenamtsarbeit<br />
VdK aktiv<br />
Schulung, Stipendiatin<br />
und Arbeitstreffen Seite 14<br />
Ehrenamt<br />
Neues aus den Orts- und<br />
Kreisverbänden Seite I<br />
KURZ NOTIERT<br />
Energieberatung<br />
Immer mehr Menschen bekommen<br />
die hohen Preise für Heizöl,<br />
Erdgas und Strom zu spüren. Bei<br />
einigen Gaskunden haben sich<br />
laut der Verbraucherzentralen<br />
die Abschlagszahlungen verdrei-<br />
oder vervierfacht.<br />
Wer jetzt Fragen zu seiner Heizungsrechnung<br />
hat oder rund<br />
um die Themen Energie und<br />
Haussanierung fachkundige<br />
Unterstützung benötigt, wendet<br />
sich am besten an die Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Der Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz<br />
kann zum Thema<br />
Energie keine Beratungsleistung<br />
anbieten. Jedoch informieren<br />
die fachkundigen Beraterinnen<br />
und Berater der Verbraucherzentrale<br />
Rheinland-Pfalz kostenlos<br />
rund um die Themen Heizung,<br />
Wärmepumpe, Solaranlage,<br />
Wärmedämmung, Fenstertausch,<br />
Strom sparen, erneuerbare<br />
Energien, richtig Lüften und<br />
Energieeffizienz.<br />
Gut zu wissen: Nur an einigen<br />
der 70 Beratungsstandorte der<br />
Verbraucherzentrale ist zurzeit<br />
eine persönliche Energieberatung<br />
möglich. Jedoch erhält man<br />
eine ausführliche Beratung per<br />
Videogespräch oder am Energietelefon:<br />
Montag 9–13 und<br />
14–18 Uhr, Dienstag und Donnerstag<br />
10–13 und 14–17 Uhr. Die<br />
Terminvereinbarung erfolgt telefonsich<br />
unter 0800 607 5600 oder<br />
per E-Mail an: energie@vz-rlp.<br />
de. Bitte beachten Sie, dass es<br />
bei Anfragen per E-Mail aktuell<br />
zu längeren Wartezeiten kommt.<br />
energie@vz-rlp.de<br />
• 0800 6 07 56 00<br />
Gegen Ausgrenzung<br />
Eine Diskriminierung am Arbeitsplatz,<br />
ein verbaler Angriff in der<br />
Bahn oder Gewalterfahrungen<br />
in der Partnerschaft: Menschen<br />
erleben im Alltag immer wieder<br />
verbale und körperliche Übergriffe,<br />
Beleidigungen, Anfeindungen<br />
und sonstige Ausgrenzungen.<br />
Oft geschieht das, weil<br />
sie einer bestimmten Gruppe<br />
angehören oder ihr zugerechnet<br />
werden. Auf der Webseite bera<br />
tungskompass-rlp.de finden Betroffene<br />
und Angehörige von<br />
menschenfeindlichen Vorfällen<br />
eine Übersicht aller Anlaufstellen,<br />
die in Rheinland-Pfalz Beratung<br />
und Hilfe anbieten.<br />
beratungskompass-rlp.de<br />
Lebhafte Tage vor schöner Kulisse: Die VdK-Frauenvertreterinnen unterstützen die VdK-Kampagne „Nächstenpflege“.<br />
Frauenvertreterinnen aus allen 27<br />
VdK-Kreisverbänden haben sich<br />
zur Landesfrauenkonferenz in<br />
Oberwinter bei Remagen getroffen<br />
– das erste Mal vor Ort seit<br />
Corona. Ehrengäste waren Familienministerin<br />
Katharina Binz,<br />
Dr. Carola Weber vom Kinderpalliativteam<br />
Mainz, VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger und<br />
seine Stellvertreterin Christa<br />
Schulz. Inhaltlich legte die Landesfrauenkonferenz<br />
einen Schwerpunkt<br />
auf häusliche Pflege sowie<br />
auf die Ehrenamtsarbeit im VdK.<br />
„Wir brauchen vor allen Dingen<br />
die gesellschaftliche Anerkennung<br />
von pflegenden Angehörigen – und<br />
als Familienministerin weiß ich,<br />
dass mit ‚pflegenden Angehörigen‘<br />
meistens Frauen gemeint sind“,<br />
sagte Katharina Binz in ihrem<br />
Grußwort und kritisierte, dass<br />
Frauen nach wie vor beruflich und<br />
finanziell benachteiligt würden.<br />
„Sie verdienen weniger, arbeiten<br />
oft in Teilzeit und geben am Ende<br />
ihren Job auf, weil sie Kinder bekommen<br />
oder ihre Eltern pflegen.<br />
Am Ende haben sich die Frauen für<br />
Familie und Gesellschaft aufgeopfert<br />
und bekommen zum Dank<br />
weniger Rente.“<br />
Wie sehr häusliche Pflege die<br />
Betroffenen vor allem finanziell<br />
belastet, zeigt auch eine aktuelle<br />
VdK-Pflegestudie. „Knapp die<br />
Hälfte der pflegenden Angehörigen<br />
muss ihre berufliche Arbeit<br />
reduzieren“, erläuterten die VdK-<br />
Sozialrechtsexpertinnen Merle<br />
Köppelmann und Marlen Holnick.<br />
„Ein Drittel verzichtet auf<br />
professionelle Entlastung, weil<br />
das zu teuer ist, und jede vierte<br />
pflegende Frau ist armutsgefährdet.“<br />
Um diese Ungerechtigkeit aufzubrechen,<br />
fordert der Sozialverband<br />
VdK mit seiner Kampagne „Nächstenpflege“<br />
eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf sowie<br />
mehr Rente für pflegende Angehörige.<br />
„Es muss ein Rückkehrrecht<br />
in die Vollbeschäftigung geben,<br />
stärkere finanzielle Unterstützung<br />
und mehr Rentenpunkte für pflegende<br />
Angehörige, und zwar ohne<br />
Abstriche“, so die stellvertretende<br />
Landesverbandsvorsitzende Christa<br />
Schulz.<br />
Anschließend lenkte VdK-Landesfrauenvertreterin<br />
Elke Wagner-Gundacker<br />
den Blick auf eine<br />
oft vergessene Minderheit: „Meistens<br />
denken wir beim Thema ‚Pflege‘<br />
nur an die Oma oder den Opa.<br />
Aber es gibt auch Kinder, die zu<br />
Hause gepflegt werden.“<br />
Wie schwierig diese Situation für<br />
die Familien ist, erläuterte Gastrednerin<br />
Dr. Carola Weber, ärztliche<br />
Leiterin des ersten Kinderpalliativteams<br />
in Mainz. „Ziel unserer<br />
Arbeit ist, dass pflegebedürftige<br />
Kinder zu Hause versorgt werden<br />
und möglichst selten ins Krankenhaus<br />
müssen. Dabei hören wir<br />
natürlich auch viel über die Sorgen<br />
und Nöte der Eltern. Sie führen ein<br />
Leben zwischen Hoffnung und<br />
Hoffnungslosigkeit.“ Gerade aufgrund<br />
dieser Erfahrung unterstützt<br />
Dr. Weber die VdK-Forderungen<br />
nach besserer finanzieller Absicherung:<br />
„Vor allem Mütter müssen<br />
sich Vollzeit um die Kinder kümmern<br />
– und zwar nicht nur ein paar<br />
Jahre, wie bei älteren Menschen,<br />
sondern teils Jahrzehnte. Sie brauchen<br />
wenigstens einen vernünftigen<br />
Rentenanspruch!“<br />
Mit diesen bewegenden Einblicken<br />
beschlossen die Frauenvertreterinnen,<br />
die VdK-Kampagne<br />
„Nächstenpflege“ weiterhin in die<br />
Fläche zu tragen und sich mit<br />
Gleichgesinnten zu vernetzen.<br />
Zum Beispiel plant der Kreisverband<br />
Bernkastel-Zell einen großen<br />
Aktionstag mit einer Pflegemesse<br />
in Morbach, nächstes Jahr am<br />
18. März. „Da hoffen wir auf zahlreiche<br />
Besucher und Aussteller“,<br />
so die Kreisfrauenvertreterin Marion<br />
Melcher.<br />
Stärkung des Ehrenamts<br />
Zweites großes Thema der Landesfrauenkonferenz<br />
war die ehrenamtliche<br />
Arbeit im VdK. „Stellen<br />
Sie sich den Sozialverband VdK als<br />
Truhe vor“, sagte Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger in seinem<br />
Grußwort. „Die Truhe ist groß<br />
dank der Sozialrechtsberatung, die<br />
uns viele Mitglieder beschert. Sie<br />
ist schön verpackt und auffällig,<br />
dank unserer aktiven Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Aber der Inhalt der<br />
Truhe, unser Schatz, das sind unsere<br />
730 Ortsverbände in Rheinland-Pfalz,<br />
die von über 5000 Ehrenamtlichen<br />
geleitet werden.“<br />
Allerdings werde es immer schwieriger,<br />
Nachfolgerinnen und Nachfolger<br />
für die Vorstandsarbeit zu<br />
gewinnen. „Deswegen müssen wir<br />
uns Gedanken machen, wie wir<br />
das Ehrenamt in Zukunft aufstellen<br />
wollen.“<br />
Ein erster wichtiger Schritt dabei<br />
sei die Einführung von „VdK-intern“<br />
gewesen, das als sogenanntes<br />
„soziales Intranet“ nicht nur Informationsplattform<br />
ist, sondern auch<br />
als Kommunikationskanal genutzt<br />
wird. „Doch das allein reicht<br />
nicht“, so Jäger. „Wir möchten das<br />
Ehrenamt auch personell unterstützen.<br />
Deswegen hat der Geschäftsführende<br />
Vorstand eine<br />
Ehrenamtskoordinatorin eingestellt.“<br />
Welche Aufgaben die neu geschaffene<br />
Stelle abdeckt, erklärte<br />
anschließend Melanie Würtz: „Als<br />
Ehrenamtskoordinatorin bin ich<br />
Ihre Ansprechpartnerin rund ums<br />
Ehrenamt und unterstütze Sie mit<br />
Anleitungen, Hilfestellungen und<br />
Weiterbildungen. Außerdem kümmere<br />
ich mich um den Ehrenamtsbereich<br />
im Intranet: Hier finden<br />
Sie nicht nur wichtige Dokumente<br />
und Schulungsvideos, sondern Sie<br />
können sich auch untereinander<br />
austauschen.“ Ein wichtiges langfristiges<br />
Ziel sei, mehr Menschen<br />
fürs Ehrenamt zu begeistern. „Vor<br />
Fotos: Lubosz<br />
Auf dem Podium, von links: die stellvertretende VdK-Landesverbandsvorsitzende<br />
Christa Schulz, Familienministerin Katharina Binz, VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger und VdK-Landesfrauenvertreterin Elke<br />
Wagner-Gundacker.<br />
Mit Spaß bei der Arbeit: Ehrenamtskoordinatorin Melanie Würtz und Sozialrechtsexpertin<br />
Merle Köppelmann gestalteten die Kennenlernrunde.<br />
allem müssen wir verstärkt Frauen<br />
in unsere Gremien bekommen“,<br />
sagte Willi Jäger, woraufhin die<br />
Runde lebhaft diskutierte, ob eine<br />
Frauenquote helfen würde. „Manche<br />
Frauen wollen keine Quoten-Frau<br />
werden, weil ihre Fähigkeiten<br />
nicht gesehen werden, obwohl<br />
sie sie haben“, mahnte zum<br />
Beispiel Andrea Pizzato vom<br />
Kreisverband Neuwied, und eine<br />
andere Teilnehmerin antwortete:<br />
„Aber in der Vergangenheit war es<br />
oft notwendig, eine Quotenfrau zu<br />
haben, weil sich sonst keine Frau<br />
durchgesetzt hätte.“<br />
VdK-Landesfrauenvertreterin<br />
Elke Wagner-Gundacker schlug<br />
den Bogen zurück zum Hauptthema<br />
der Landesfrauenkonferenz:<br />
„Frauen sind durch die Pflege ihrer<br />
Liebsten so eingespannt, dass sie<br />
oft keine Möglichkeit haben, sich<br />
im Ehrenamt zu engagieren. Das<br />
sieht bei Männern oft anders aus.“<br />
<br />
Martha Lubosz<br />
13 RHPfalz<br />
Allgemein
14 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
„SopoA trifft ...“ Gemeindeschwester plus<br />
VdK bei AOK<br />
Im Rahmen des Gesprächskreises „SopoA trifft ...“ diskutierte der sozialpolitische Ausschuss mit Petra Studt<br />
(rechts), Gemeindeschwester plus in Mainz, und Fabia Heischling (Zweite von rechts), Referentin für „Pflege,<br />
Gut leben im Alter“ im Sozialministerium. Petra Studt berichtete, wie sie ältere Menschen dabei unterstützt,<br />
lange selbstständig zu Hause zu leben. Fabia Heischling erläuterte die wissenschaftlich-ökonomischen<br />
Hintergründe des Projekts. SopoA-Vorsitzender Uwe Bentz lobte das Konzept „Gemeindeschwester plus“,<br />
forderte die Landesregierung aber auf, ab dem Jahr 2023 die Finanzierung vollständig zu übernehmen.<br />
Zum Arbeitsgespräch trafen sich der stellvertretende VdK-Landesverbandsvorsitzende<br />
Werner Faber, die AOK-Vertreterin Rahel Weber,<br />
AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Martina Niemeyer und VdK-Sozialrechtsexpertin<br />
Marlen Holnick (alle von links). Dabei ging es um die Widerspruchsausschüsse,<br />
Schulungen, die Sozialwahlen sowie vereinfachte<br />
Cannabisverschreibung und ein neues Versorgungsmodell. Foto: Lubosz<br />
Kompass-Schulung für Ehrenamtliche<br />
Stipendiatin verabschiedet<br />
Foto: Lubosz<br />
Foto: Finkenzeller<br />
Bei der anderthalbtägigen Kompass-Schulung in Oberwinter informierten sich Ehren- und Hauptamtliche<br />
über Aufbau und Aufgaben des Sozialverbands VdK. Am ersten Tag referierte Rainer Zins, Mitglied im<br />
Landesverbandsvorstand, über die ehrenamtliche Arbeit in den Ortsverbänden. Anschließend folgten<br />
Vorträge über Haftung und Datenschutz. Am zweiten Tag standen die Themen „Finanzen“ sowie „Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit“ auf dem Programm. Außerdem stellte sich die neue Ehrenamtskoordinatorin<br />
Melanie Würtz vor. Die nächste Kompass-Schulung wird im pfälzischen Edenkoben stattfinden. Mehr<br />
Informationen darüber finden Ehrenamtliche im verbandseigenen Intranet „VdK-intern“. Foto: Klemmer<br />
Eine weitere VdK-Stipendiatin hat ihren Abschluss gemacht: Isabel<br />
Seibert (Mitte) studierte „Gesundheit und Pflege“ und untersuchte in<br />
ihrer Abschlussarbeit das Nebeneinander von studierten und ausgebildeten<br />
Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass beide Lehrwege sich ergänzen, aber Themen wie Vergütung,<br />
Weisungsgebundenheit und bürokratische Hürden den Berufsstand<br />
belasten. Die VdK-Sozialrechtsexpertinnen Ida Schneider (links) und<br />
Marlen Holnick (rechts) gratulierten Frau Seibert. Der Sozialverband<br />
VdK fördert jedes Jahr ausgewählte Studierende mit 150 Euro pro Monat.<br />
SOZIALRECHTSTIPP<br />
Bedürftig wegen Heizkosten?<br />
Kostenübernahme für Unterkunft und Heizung abhängig von Bedarfslage – auch einmalige finanzielle Hilfe möglich<br />
Zur Anspannung wegen der Corona-Pandemie<br />
kommt die enorme<br />
Steigerung bei den Heizkosten,<br />
insbesondere für Öl und Gas. Viele<br />
Menschen können diese finanzielle<br />
Belastung nicht mehr allein<br />
stemmen und sind auf Hilfe der<br />
Gemeinschaft angewiesen. Der<br />
Sozialrechtstipp klärt auf.<br />
Die Hilfe, die unser Sozialrecht<br />
bedürftigen Menschen bietet, wird<br />
entweder für einen längeren Zeitraum<br />
gewährt oder nur einmalig<br />
– je nach Bedarfslage.<br />
Wird eine Wohnung angemietet,<br />
so erfolgt üblicherweise eine monatliche<br />
Vorauszahlung auch für<br />
die Heizkosten. Steigen diese an,<br />
wie in diesem Jahr, so könnte es<br />
passieren, dass die Miete sich derart<br />
erhöht, dass eine Familie oder<br />
eine Person diese nicht mehr allein<br />
aus dem eigenen Einkommen oder<br />
Vermögen bestreiten kann. Dann<br />
ist an dieser Stelle ein Gang zum<br />
Jobcenter oder Sozialamt empfehlenswert,<br />
bevor eine Verschuldungssituation<br />
eintritt oder droht.<br />
Nach der Antragstellung werden<br />
die Einkommensverhältnisse überprüft<br />
und die Leistung bewilligt,<br />
Krisenzeiten: Auch bei weniger Heizen wird es teurer.<br />
falls eine Bedarfslage besteht. Die<br />
ungedeckten Kosten für Unterkunft<br />
und Heizung können dann<br />
übernommen werden.<br />
Welcher Leistungsträger zuständig<br />
ist, richtet sich nach der Erwerbsfähigkeit:<br />
Ist jemand aus dem<br />
Haushalt fähig, mindestens drei<br />
Stunden auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
zu arbeiten (dazu gehören<br />
auch Kinder ab dem 15. Lebensjahr),<br />
dann ist die Hilfe beim<br />
Jobcenter zu beantragen. Ist dagegen<br />
keine Person erwerbsfähig, so<br />
wird die Hilfe beim Sozialamt beantragt.<br />
Eine einmalige finanzielle Unterstützung<br />
können auch Haushalte<br />
bekommen, die normalerweise<br />
ihren Lebensunterhalt eigenständig<br />
bestreiten, aber durch unvorhergesehene<br />
Belastungen unters<br />
Foto: atlascompany/Freepik<br />
Existenzminimum rutschen – so<br />
wie es vielen Menschen zurzeit<br />
durch die explosionsartig steigenden<br />
Energiekosten geht.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, wie<br />
die Kosten entstanden sind, also<br />
ob es sich zum Beispiel um einen<br />
Heizölkauf, eine Nachzahlung<br />
oder eine Nebenkostenabrechnung<br />
handelt. Auch ist es egal, ob man<br />
Mieter oder Hauseigentümerin ist.<br />
Wichtig ist nur, dass der Antrag in<br />
dem Monat gestellt wird, in dem<br />
die einmaligen Kosten fällig werden.<br />
In diesem Jahr wurden für die<br />
Bürger einige Entlastungen gewährt,<br />
aber ohne die individuelle<br />
Situation geprüft zu haben. Damit<br />
war und ist allerdings nicht jedem<br />
geholfen.<br />
Deshalb gibt es in Deutschland<br />
für alle, die in finanzielle Schwierigkeiten<br />
geraten, soziale Leistungsträger,<br />
die auf Antrag jede<br />
persönliche Situation prüfen und<br />
bei vorhandenem Bedarf helfen.<br />
Ausgeschlossen von Leistungen<br />
der sozialen Sicherung sind derzeit<br />
und auch im neuen Bürgergeld ab<br />
1. Januar 2023 nur die Personen,<br />
die über ein erhebliches Vermögen<br />
verfügen. Erheblich ist das Vermögen,<br />
wenn es bei einer alleinstehenden<br />
Person 60000 Euro überschreitet<br />
und bei jeder weiterer<br />
Person in der Familie 30000 Euro.<br />
Ebenso ist den Betroffenen mit<br />
hohen Wohnkosten zu empfehlen,<br />
einen Antrag auf Wohngeld zu<br />
stellen. Das können sowohl Mieter<br />
als auch Eigentümer eines Hauses<br />
oder Wohnung tun.<br />
<br />
Ida Schneider<br />
14 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> I<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Meudt<br />
Ahrweiler<br />
Zur Herbstwanderung nach Niederahr hat der Ortsverband Meudt, Kreisverband Westerwald, eingeladen.<br />
Nachdem der Vorsitzende Uli Holzbach alle Teilnehmenden begrüßt hatte, startete die Gruppe zur Tongrube<br />
„Petschmorgen“. Am Aussichtspunkt erläuterte Schriftführer Heinz Schmidt interessante geologische Details<br />
zur Entstehung der Tonlagerstätte sowie zum Abbau und der Vermarktung des „weißen Goldes des Westerwalds“.<br />
Anschließend ging es zur Angelhütte in Moschheim.<br />
Der Ortsverband Ahrweiler fuhr für fünf Tage an die Nordsee nach<br />
Büsum. Zu den Programmhöhepunkten gehörten eine Hafenrundfahrt<br />
in Hamburg, eine Deichwanderung, die Insel Föhr, der Sankt-Petri-Dom<br />
in Schleswig, die Fischersiedlung Holm, die Hafenstadt Husum, das<br />
Eidersperrwerk und eine Grachtenfahrt in Friedrichstadt.<br />
Kaisersesch<br />
Siershahn<br />
Der Tagesausflug des Ortsverbands Kaisersesch, Kreisverband Cochem-Zell, ging nach Trier. Die Teilnehmenden<br />
machten eine Stadtführung und besichtigten die schönsten Plätze. Neben den römischen Bauten blieb vor<br />
allem die spätbarocke Pfarrkirche „Sankt Paulin“ in Erinnerung. Auf der Heimreise über die Hochmosel brücke<br />
besuchte die Gruppe das Kloster Machern bei Zeltingen-Rachtig und aß gemeinsam zu Abend.<br />
Der Ortsverband Siershahn hat seinen Vorstand neu gewählt. Auf dem<br />
Foto stehen von links: Kassenprüferin Christa Dittmann, Beisitzer<br />
Bernd Becker, dahinter der Westerwälder Kreisverbandsvorsitzende<br />
Walter Frohneberg, die neue Vorsitzende Elisabeth Becker, Kassenprüfer<br />
Jürgen Mensler, Frauenvertreterin Ulrike Kollhoff, Kassenverwalter<br />
Siegfried Meudt und Beisitzer Christian Kollhoff.<br />
Kottenheim-Thür-Ettringen<br />
Bruttig-Fankel<br />
Der Ortsverband Kottenheim-Thür-Ettringen, Kreisverband Mayen, veranstaltete eine Bodensee-Tour. Die<br />
26 VdK-Mitglieder besichtigten die Wallfahrtskirche Basilika Birnau und machten Ausflüge nach Bezau<br />
inklusive Seilbahnfahrt sowie Oberstdorf und Oberstaufen. In Bludenz besichtigten sie das Milka-Museum.<br />
Höhepunkte waren auch die Schiffsfahrt zur Seebühne in Bregenz und die Museumsbahn „Wälderbähnle“.<br />
Der Ortsverband Bruttig-Fankel, Kreisverband Cochem-Zell, besteht aus<br />
dem Vorsitzenden Stefan Dören, Schriftführerin Margret Schneiders,<br />
Kassenverwalter Otmar Lenz, Beisitzerin Anita Heucher, Beisitzer Manfred<br />
Schneiders, der stellvertretenden Vorsitzenden Christa Lenz-Steffens<br />
sowie den Revisoren Werner Görgen und Werner Gross (alle von links).<br />
Geehrt wurden für 30 VdK-Jahre Stefan Dören und für 20 VdK-Jahre<br />
Christa Lenz-Steffens, Josef Olberger, Annemie Thiesen, Peter Görgen,<br />
Werner Görgen, Werner Boos, Maria Clementi, Joachim Lohre, Erich<br />
Ostermann, Gertrud Ostermann und Ute Simon.<br />
Prüm<br />
Bodenheim-Nackenheim<br />
Den rheinland-pfälzischen Landtag besuchte der Ortsverband Prüm, Kreisverband Bitburg-Prüm, und<br />
machte eine Stadtführung durch Mainz.<br />
Der Ortsverband Boden-Nackenheim, Kreisverband Mainz-Bingen,<br />
fuhr nach Cochem und von dort per Schiff nach Beilstein.<br />
15 RHPfalz<br />
Allgemein
II<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Ruppach-Goldhausen-H.<br />
Vorderer Soonwald<br />
Vorsitzende im Amt bestätigt<br />
Erfolgreicher Kreisverbandstag des KV Birkenfeld<br />
Der Ortsverband Ruppach-Goldhausen-Heiligenroth, Kreisverband<br />
Westerwald, hielt seinen Ortsverbandstag ab. Dabei wurde auch der<br />
Vorstand neu gewählt. Auf dem Foto sieht man von links: Frauenbeauftragte<br />
Karla Ternes, Besitzerin Hannelore Reusch, stellvertretender<br />
Vorsitzender Waldemar Kaiser, Kassenverwalterin Christine Haeßer,<br />
Vorsitzender Michael Stiehl, Internetbeauftragter Roland Hoffmann und<br />
Schriftführerin Marion Hoffmann. Nicht im Bild: Beisitzer Alfons Noll.<br />
Birken-Honigsessen<br />
Beim Ortsverbandstag Birken-Honigsessen, Kreisverband Altenkirchen,<br />
fanden im Beisein des Kreisverbandsvorsitzenden Erhard Lichtenthäler<br />
Neuwahlen statt. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen (von links):<br />
Beisitzer Hans-Jürgen Semm, Frauenbeauftragte Christa Hoffmann,<br />
Vorsitzender Wolfgang Kern, Kassenprüfer Dieter Rautenstrauch, Kassenverwalterin<br />
Anja Asbach (Neuwahl), stellvertretender Vorsitzender<br />
Michael Stangier (Neuwahl) sowie Revisor Reinhold Schuh. Geehrte<br />
Jubilare waren Wolfgang Kern, Heribert Roedder, Wilfried Straub,<br />
Berthold Schmidt, Leo Schwabauer, Bruno Reuber, Hans-Jürgen Semm<br />
und Dieter Rautenstrauch (jeweils für 20 Jahre). Reinhold Schuh und<br />
Klemens Rossenbach sind seit zehn Jahren Mitglied.<br />
Beim Ortsverbandstag Vorderer<br />
Soonwald, Kreisverband Bad<br />
Kreuznach, wurde der komplette<br />
Vorstand im Amt bestätigt und für<br />
weitere vier Jahre einstimmig<br />
gewählt. Einen Wechsel gab es<br />
allerdings: Neue Frauenvertreterin<br />
ist jetzt Irmgard Lehnhart. Zudem<br />
ehrten der damalige Kreisverbandsvorsitzende<br />
Clemens<br />
Mann (Mitte) und Ortsverbandsvorsitzender<br />
Michael Schlapp<br />
(rechts) Richard Wingenter für 20<br />
VdK-Jahre.<br />
Vorderer Soonwald<br />
Der Ortsverband Vorderer Soonwald,<br />
Kreisverband Bad Kreuznach,<br />
hatte allen Grund zum Feiern:<br />
Der Vorstand besuchte die<br />
VdKlerin Gerda Reitze an ihrem<br />
94. Geburtstag und zeichnete sie<br />
für 40 Jahre Treue zum VdK mit<br />
Ehrennadel und Urkunde aus.<br />
Oberdiebach-M.<br />
Die Jubilare des Kreisverbands Birkenfeld halten dem VdK die Treue.<br />
Beim 30. Kreisverbandstag des<br />
Kreisverbands Birkenfeld wurde<br />
nach fünf statt nach vier Jahren<br />
ein neuer Vorstand gewählt, nachdem<br />
die für 2021 geplante Sitzung<br />
coronabedingt verschoben wurde.<br />
66 Delegierte aus 16 Ortsverbänden<br />
wählten einstimmig Heidi<br />
Schneider aus Sien erneut an die<br />
Spitze des Kreisverbands.<br />
Vorsitzende Heidi Schneider<br />
begrüßte Willi Jäger, den VdK-<br />
Landesverbandsvorsitzenden und<br />
Vizepräsidenten des Bundesverbands,<br />
bei der Versammlung. Sie<br />
sprach in ihrer Rede von den Herausforderungen,<br />
die in der Kreisgeschäftsstelle<br />
während der Pandemie<br />
zu meistern waren.<br />
In den neuen Vorstand wurden<br />
gewählt: Vorsitzende Heidi Schneider,<br />
ihre Stellvertreter Gerhard<br />
Zgodzaj und Horst Wolf, Kassenverwalterin<br />
Ulla Gillmann, Schriftführerin<br />
Astrid Schütz, Frauenvertreterin<br />
Edith Arndt, Besitzerinnen<br />
und Beisitzer Elke Gemmel, Michael<br />
Pickard, Joachim Schöpfer,<br />
Werner Welsch, Ulla Litzenberger,<br />
Alfred Gutensohn, Hartmut Ler-<br />
ner, Peter Schneider, Günter<br />
Schmähler, Jürgen Weyand, Helmut<br />
Schmidt, Reinhold Winand,<br />
Klaus Zimmermann, Martina<br />
Schmidt und Heinz Dalheimer<br />
sowie die Revisorinnen und Revisoren<br />
Fritz Schneider, Klaus-Peter<br />
Hoffmann und Rita Hampel.<br />
Der neue Geschäftsführende Kreisverbandsvorstand<br />
von links: Kassenverwalterin<br />
Ulla Gillmann,<br />
stellvertretender Vorsitzender Horst<br />
Wolf, stellvertretender Vorsitzender<br />
Gerhard Zgodzaj sowie Vorsitzende<br />
Heidi Schneider. Nicht im Bild:<br />
Schriftführerin Astrid Schütz<br />
Edmund Biegel wurde für sein<br />
langjähriges Engagement die Landesverdienstnadel<br />
des VdK Landesverbands<br />
Rheinland-Pfalz<br />
verliehen. Wolfgang Kley erhielt<br />
für sein Engagement die Goldene<br />
Ehrennadel des VdK-Deutschland.<br />
Gemünden<br />
Im Ortsverband Gemünden/Winnen/Willmenrod, Kreisverband Westerwald,<br />
wurden treue Mitglieder ausgezeichnet. So wurde Heinz<br />
Bäbler für dreißig Jahre Mitgliedschaft geehrt. Zudem war er von 2003<br />
bis 2007 Kassenprüfer und von 2007 bis <strong>2022</strong> Beisitzer im Vorstand.<br />
Für 20 Jahre wurden Margarete und Walter Losert, Uschi und Werner<br />
Simonis und Rüdiger Schmidt sowie für 50 Jahre Bernd Korz geehrt.<br />
Rehe<br />
Im Ortsverband Oberdiebach-Manubach,<br />
Kreisverband<br />
Sankt Goar, wurden Jubilare für<br />
langjährige Mitgliedschaft geehrt.<br />
Alle Ehrungen nahmen die<br />
Ortsverbandsvorsitzende Elisabeth<br />
Gietz (Zweite von rechts)<br />
und der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Karl Josef Mahlberg (rechts)<br />
vor. Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre<br />
in Klammern): Peter<br />
Macha (10), Hannelore Bukall<br />
(20), Elisabeth Gietz (30 Jahre)<br />
sowie Karl Josef Mahlberg.<br />
Norheim<br />
Vettelschoß<br />
Der Ortsverband Vettelschoß, Kreisverband Neuwied, präsentierte den<br />
VdK auf einem Infostand auf dem Seniorentag der Verbandsgemeine Linz<br />
sowie auf dem Sommerfest der Vereine in Vettelschoß. An beiden Tagen<br />
führten die Vorstandsmitglieder informative Gespräche über die Leistungen<br />
des VdK. Es konnte sogar ein neues Mitglied geworben werden.<br />
Kirchberg<br />
Unter der Wahlleitung des stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Egon Klöckner (Vierter von rechts) hat der Ortsverband Rehe, Kreisverband<br />
Westerwald, seinen Vorstand neu gewählt. Das Foto zeigt von links:<br />
Kassenverwalter Johannes Beul, stellvertretender Vorsitzender Gisbert<br />
Stahl, Detlef Betz, Beisitzerin Denise Weimer, stellvertretender Kreisvorsitzender<br />
Egon Klöckner, Frauenvertreterin Yvonne Klages, Vorsitzender<br />
Rainer Schürg und Beisitzer Arno Luckenbach. Auf dem Bild fehlen<br />
Schriftführerin Birgit Kuhlmann und Beisitzer Jens Sarholz.<br />
Ludwig Christmann ist neuer Ehrenvorsitzende<br />
im Ortsverband<br />
Norheim, Kreisverband Bad<br />
Kreuznach. Die Auszeichnung<br />
überreichten Sonja Sebold-Kantel<br />
von der Geschäftsstelle des<br />
Kreisverbands und Ortsverbandsvorsitzender<br />
Wilhelm Gerhart.<br />
Ludwig Christmann ist seit<br />
1981 Mitglied im Ortsverband,<br />
dem er mehr als 33 Jahre vorstand.<br />
Ebenso war er über viele<br />
Jahre als Beisitzer im Kreisverband<br />
sowie als ehrenamtlicher<br />
Sozialrichter tätig.<br />
Bei herrlichem Wetter trafen sich 50 VdK-Mitglieder und Gäste des<br />
Ortsverbands Kirchberg, Kreisverband Simmern, zum lang ersehnten<br />
Tagesausflug. Die Gruppe fuhr in Begleitung einer Reiseleiterin nach<br />
Koblenz. Dort gab es eine Stadtrundfahrt und einen Stadtrundgang.<br />
Nach dem Mittagessen ging es nach Maria Laach. Hier hatte die Gruppe<br />
die Gelegenheit, sich einen Filmvortrag über die Entstehung der<br />
Abtei anzusehen. Danach gab es noch Zeit zur freien Verfügung, um<br />
die Abtei, die Gärtnerei, die Kunstschmiede, die Kirche sowie das<br />
Kloster-Café zu besichtigen.<br />
16 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> 15<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Engers<br />
Kastellaun<br />
Der neue Vorstand des Ortsverbands Engers, Kreisverband Neuwied, lud zu einer Tagesfahrt ein. Froh gelaunt<br />
ging es für 27 VdK-Mitglieder und Gäste nach Bonn zum „Haus der Geschichte“. Barrierefrei und unter<br />
fachlicher Begleitung erhielten sie dort Informationen über die Entwicklung beider deutscher Staaten vom<br />
Kriegsende 1945 bis zur Wiedervereinigung 1989. Gegenstände aus der frühen Nachkriegszeit, Teile der Berliner<br />
Mauer sowie Fotos zum aktuellen Zeitgeschehen sorgten für regen Gesprächsaustausch unter den Teilnehmenden.<br />
Später fuhr die Gruppe nach Bad Breisig zu einem Abendessen mit einem schönen Blick auf den<br />
Rhein, bevor es mit viel Humor zurück nach Engers ging.<br />
Der Ortsverband Kastellaun, Kreisverband Simmern, unternahm mit<br />
66 Personen eine siebentägige Busreise an die Mecklenburgische Seenplatte.<br />
Besichtigt wurden unter anderem die Hansestadt Rostock, der<br />
Seehafen Warnemünde, die Universitätsstadt Greifswald sowie die<br />
Landeshauptstadt Schwerin und es gab eine malerische „See“-Fahrt.<br />
Alsenz<br />
Wiesbach<br />
Im Ortsverband Alsenz, Kreisverband Bad Kreuznach, wurden im Beisein vom ehemaligen Kreisverbandsvorsitzenden<br />
Clemens Mann langjährige Mitglieder für ihre zehn, 20- beziehungsweise 30-jährige Treue zum<br />
VdK geehrt. Auf dem Bild sieht man von links: Clemens Mann, Hans Georg Frankfurter, Jimmi Denzer,<br />
Christoph Hirsch, Klara London, Maria Elisabeth Lieth, Kurt Wendling, Bernd Ackermann, Kurt Enders<br />
und Ernst Fischborn.<br />
Der Vorsitzende des Ortsverbands Wiesbach, Kreisverband Zweibrücken,<br />
Klaus Buchmann (Vierter von links), ehrte zusammen mit dem<br />
Kreisverbandsvorsitzenden Thimo Schlär treue VdK-Mitglieder. Das<br />
Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Helmut Schwarz<br />
(30), Egon Gilbert (10), Margot Vollmar (30), Klaus Buchmann, Pia<br />
Rudig (20), Alois Rudig (20), Anita Menz (10), Matthias Leiner (10) sowie<br />
Karin und Armin Klein (10).<br />
Weisenheim am Sand<br />
Rennerod<br />
Nach drei Jahren Corona-Pause konnte der Ortsverband Weisenheim am Sand, Kreisverband Neustadt-Bad<br />
Dürkheim, endlich wieder einen gemeinsamen Ausflug nach Mainz durchführen. Dort erkundete die Gruppe<br />
die Landeshauptstadt mit dem Gutenberg-Express. Anschließend blieb genug Zeit zur freien Verfügung.<br />
Auf dem Heimweg kehrten die Teilnehmenden zum gemeinsamen Abendessen in Frankenthal ein.<br />
Im Ortsverband Rennerod, Kreisverband Westerwald, ehrte die Vorsitzende<br />
Silvia Schwinn (rechts) bei der Jahreshauptversammlung zahlreiche<br />
VdKlerinnen und VdKler für ihre langjährige Mitgliedschaft. Sie<br />
erhielten neben Urkunde und Treuenadel ein kleines Präsent.<br />
Zweibrücken<br />
Contwig<br />
Der Ortsverband Zweibrücken hat einen neuen Vorstand gewählt. Auf dem Bild sieht man von links Beisitzerin<br />
Monika Kiehl, Revisor Franz Leisinger, Beisitzerin Elke Leisinger, Revisor Walther Kühne, Schriftführerin<br />
Beate Linn, stellvertretender Revisor Heinrich Hüther, Frauenbeauftragte Monika Meyer, stellvertretende<br />
Vorsitzende Irmgard Sommer, Beisitzer Walter Morgenthaler, Vorsitzender Hans Friedrich und<br />
Beisitzerin Heidi Ewald.<br />
Der Ortsverband Contwig, Kreisverband Zweibrücken, unternahm eine<br />
Tagesfahrt nach Rüdesheim. Dabei stand eine Fährüberfahrt von Bingen<br />
nach Rüdesheim mit anschließender Stadtführung auf dem Programm.<br />
Nach dem Mittagessen besichtigte die Gruppe das Niederwalddenkmal,<br />
bevor man zur Abtei Sankt Hilde fuhr und dort die Klosterkirche besuchte.<br />
17 RHPfalz<br />
Allgemein
16<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Niederbieber-Segendorf<br />
Heistenbach<br />
Bei der Mitgliederversammlung des Neuwieder Ortsverbands Niederbieber-Segendorf<br />
wurden treue Mitglieder geehrt. Auf dem Bild sieht<br />
man von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Stefanie Filusch (20),<br />
Hanna Heland (10), Heinz Debusmann (30), Helga Perske (20), Bruno<br />
Distelkamp (10), Cornelia Schmidt-Regener (10) und Ortsverbandsvorsitzender<br />
Rüdiger Hof.<br />
Der Ortsverband Heistenbach, Kreisverband Rhein-Lahn, hat einen Tagesausflug zur Meyer Werft bei Papenburg<br />
unternommen. Dabei erfuhren die Teilnehmenden, wie moderne Kreuzfahrtschiffe entstehen und entdeckten<br />
viele interessante Schiffbau-Details an insgesamt 20 Schiffsmodellen. Begeistert von den Dimensionen<br />
der Original-Bauteile trat die Gruppe die Heimreise an.<br />
Rehe<br />
Gemünden<br />
Beim Ortsverbandstag Rehe, Kreisverband Westerwald, erhielten Manfred<br />
Müller, Günter Hampel sowie Erika Steger die Treuenadel für 30<br />
Mitgliedsjahre. Für 20 Jahre geehrt wurden Mechthild Jung, Johannes<br />
Beul, Nicole Mörsberger, Wilfried Loch, Elke Kiefel, Gerd Hast, Louis<br />
Stahl, Rudolf Göbel, Hildegard Röhrig, Ursula Stahl, Hans-Günther<br />
Stahl (verstorben), Thomas Fleissner, Elisabeth Löwen, Gudrun Rolf-<br />
Schütz, Detlef Haas und Gabriele Eisel.<br />
Gut gelaunt und bei angenehmem Wetter startete der Ortsverband Gemünden, Kreisverband Simmern, zu<br />
seiner Tagesfahrt. Erstes Ziel war das Haus der Geschichte in Bonn. Hier hatte die Gruppe genügend Zeit,<br />
sich in Wort, Bild und Ton mit der Deutschen Nachkriegsgeschichte zu befassen. Danach ging es mit einem<br />
Schiff nach Linz. Von hier brachte der Bus die Teilnehmenden nach Koblenz, wo sie in geselliger Runde im<br />
Weindorf zusammensaßen. Froh gestimmt traten alle abends die Heimreise an. Der Tag wird allen in guter<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Bornich<br />
Jockgrim<br />
Die Stadt Bonn stand beim Tagesausflug des Ortsverbands Bornich,<br />
Kreisverband Rhein-Lahn, als erstes Ziel auf dem Programm. Nach dem<br />
obligatorischen Frühstück und einem Besuch im „Haus der Geschichte“,<br />
fuhren die rund 40 Teilnehmenden ins Kasbachtal zu einer Brauerei<br />
zum Mittagessen. Den Abschluss fand die Gruppe bei einer Weinprobe<br />
mit Kellerführung in einem Weingut in Koblenz-Ehrenbreitstein.<br />
Der Ortsverband Jockgrim, Kreisverband Landau, unternahm seine diesjährige Mehrtagefahrt in den<br />
Spreewald. Von Cottbus aus machten die Teilnehmenden sehenswerte Tagestouren. Dabei durfte auch eine<br />
Kahnfahrt auf der Spree nicht fehlen. Es war eine gelungene Reise mit 42 gut gelaunten und zufriedenen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei angenehmen Temperaturen.<br />
Dirmstein<br />
Schweix<br />
Der Ortsverband Dirmstein, Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim,<br />
präsentiert ein neues, engagiertes Vorstandsteam (von links): Schriftführerin<br />
Rita Rudolph, Revisor Andreas Ziehner, Beisitzer Paul<br />
Kusytsch, Mitgliederbetreuung Detlef Probeck, stellvertretender Vorsitzender<br />
Michael Lautermann, Beisitzer Christian Arenth, Kassenverwalterin<br />
Jennifer Jöhnk, Vorsitzender Wolfram Bartz sowie Beisitzende<br />
Beatrix Kusytsch. Nicht im Bild ist Revisorin Brigitta Enderling.<br />
Der Ortsverband Schweix, Kreisverband Pirmasens, hat einen neuen Vorstand gewählt. Auf dem Bild stehen<br />
von links: Vorsitzender Andreas Lenker, Stellvertreterin Sabine Sand, Schriftführerin und Kassenverwalterin<br />
Birgit Kupper, Frauenbeauftragte Gerdi Lenker, Beisitzer Gerhard Kupper und Horst Treter, der<br />
scheidende Vorsitzende Karl Heinz Conrad, Kreisverbandsvorsitzender Wolfram Stüger sowie Kreisverbandskassenverwalter<br />
Edwin König.<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> 17<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH<br />
EHRUNGEN<br />
KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
90 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Werner Gasber ·<br />
KV Altenkirchen: Karl-Heinz<br />
Stähler, Rudi Pasch · KV Bad<br />
Kreuznach: Helmut Römer · KV<br />
Birkenfeld: Hans-Werner Preikschas,<br />
Kurt Schneider, Margot<br />
Seitz, Ortwin Kapper · KV Bitburg:<br />
Leo Schichel · KV Cochem:<br />
Richenza Klasen · KV Donnersberg:<br />
Willi Becker · KV Kaiserslautern:<br />
Heribert Müller, Thea<br />
Haag · KV Koblenz: Heinz-Georg<br />
Csillik · KV Kusel: Anneliese Elsner<br />
· KV Mainz: Emma Schindel,<br />
Gertrude Weiler · KV Mayen: Elisabeth<br />
Zwick · KV Neustadt: Karola<br />
Dietz · KV Neuwied: Elfriede<br />
Ehrenberg, Norbert Schmidt · KV<br />
Trier: Anneliese Lautwein, Eugenie<br />
Boos, Gretel Melchisedech,<br />
Helmut Neuses, Paul Kollmann,<br />
Walter Tittel · KV Vorderpfalz:<br />
Alfred Erhard, Helmut Rittmann,<br />
Melitta Merkert, Wolfgang Weise<br />
· KV Westerwald: Helmut Borgers<br />
· KV Wittlich-Daun: Hubertus<br />
Merrem · KV Zweibrücken: Ruth<br />
Seibert<br />
91 Jahre<br />
KV Ahrweiler: Agnes Voss · KV<br />
Altenkirchen: Benno Gerhardus ·<br />
KV Alzey: Berta Rühl-Weiler · KV<br />
Bernkastel-Zell: Maria Elisabeth<br />
Kilburg · KV Birkenfeld: Edith<br />
Frühauf · KV Cochem: Heinz Thelen<br />
· KV Donnersberg: Johann<br />
Regehr · KV Landau: Alfred<br />
Weiss, Julia Leibel, Julius Bourquin<br />
· KV Mainz: Helmut Zimmer,<br />
Margot Kauff · KV Neuwied: Günter<br />
Elfert, Walter Dobrinski, Wilfried<br />
Römer · KV Pirmasens:<br />
Annchen Oehme · KV Rhein-<br />
Lahn: Irmgard Börner · KV Simmern:<br />
Anna Gisela Müller, Elisabeth<br />
Frank · KV Trier: Alois Tapp,<br />
Elisabeth Mai-Berens, Ewald<br />
Lichtmess, Norbert Bohr · KV<br />
Vorderpfalz: Edgar Frieß, Gerhard<br />
Keller · KV Westerwald:<br />
Elisabeth Strueder, Gertrud<br />
Hecht, Willi Steup · KV Wittlich-Daun:<br />
Elfriede Henkel, Lothar<br />
Koenen · KV Worms: Wilhelmiene<br />
Ring · KV Zweibrücken:<br />
Gisela Werner, Katharina Beranek<br />
92 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Elfriede Pfeifer,<br />
Erich Schramm · KV Bernkastel-Zell:<br />
Johanna Haas · KV<br />
Birkenfeld: Gertrud Helffenstein<br />
· KV Kaiserslautern: Anna Nueck,<br />
Elisabeth Köhler · KV<br />
Mainz: Dietrich Wolf, Elisabeth<br />
Neumann · KV Mayen: Elisabeth<br />
Schaden · KV Neustadt: Hildegart<br />
Jost · KV Pirmasens: Waldemar<br />
Bernhart · KV Trier: Anna<br />
Huwer · KV Vorderpfalz: Anneliese<br />
Hartmann · KV Wittlich-Daun:<br />
Brunhilde Spiekermann<br />
93 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Gisela Balensiefen,<br />
Margarete Kempf · KV Bad<br />
Kreuznach: Erika Binke · KV<br />
Koblenz: Irmgard Oster · KV Kusel:<br />
Elisabeth Krzischke · KV<br />
Mainz: Edith Hollweg · Henny<br />
Schmidt, Martha Bretz-Geis · KV<br />
Neustadt: Anita Dejung · KV Neuwied:<br />
Rosemarie Wolf · KV Trier:<br />
Klemens Dittmann<br />
94 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Magdalene<br />
Jung · KV Alzey: Günther Kuntze,<br />
Marianne Klingenschmitt · KV<br />
Bernkastel-Zell: Rosemarie Geller<br />
· KV Birkenfeld: Heinz Molter · KV<br />
Kaiserslautern: Herta Schramm,<br />
Wilma Leib · KV Landau: Tilly<br />
Wittmer · KV Mainz: Anna Erlenbach,<br />
Jakob Kipper · KV Neustadt:<br />
Alice Schlatter, Hella Tresch · KV<br />
Neuwied: Amanda Schultheis,<br />
Edith Vohl · KV Rhein-Lahn:<br />
Horst Symanzik · KV Vorderpfalz:<br />
Herbert Remelius · KV Wittlich-Daun:<br />
Ida Ehlen<br />
95 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Lydia Molzberger<br />
· KV Birkenfeld: Ingeborg<br />
Heimbaecher · KV Kaiserslautern:<br />
Günter Speyer · KV Landau: Elfriede<br />
Ohmer · KV Mayen: M.-Therese<br />
Hirsch · KV Neuwied: Ernst Heckendorf<br />
· KV Trier: Agnes Pietrzik<br />
96 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Erich Müller ·<br />
KV Alzey: Georg Herr · KV Donnersberg:<br />
Edgar Hennek · KV Kaiserslautern:<br />
Clara Molitor · KV<br />
Koblenz: Sieglinde Regnery,<br />
Waltraud Raschke · KV Landau:<br />
Theresia Hirschinger · KV Mainz:<br />
Karl-Heinz Wiesner, Maria Anna<br />
Forster · KV Mayen: Werner Fröhlich<br />
· KV Neustadt: Lieselotte<br />
Geiger, August Hargesheimer · KV<br />
Pirmasens: Werner Schmidt · KV<br />
Wittlich-Daun: Valentin Schmitz ·<br />
KV Worms: Johanna Kaiser<br />
97 Jahre<br />
KV Cochem: Herbert Schlaadt ·<br />
KV Pirmasens: Helmuth Ehrgott ·<br />
KV Rhein-Lahn: Johanna Rübsamen<br />
· KV Wittlich-Daun: Anton<br />
Theisen<br />
98 Jahre<br />
KV Neustadt: Ursula Teichmann<br />
· KV Sankt Goar: Edith Ungrad ·<br />
KV Trier: Eva Gauer · KV Vorderpfalz:<br />
Elisabeth Alexander · KV<br />
Westerwald: Anna Wirth · KV<br />
Zweibrücken: Elisabeth Roos<br />
99 Jahre<br />
KV Mainz: Anneliese Erkens ·<br />
KV Trier: Hans Schramm · Maria<br />
Zimmer<br />
100 Jahre<br />
KV Altenkirchen: Elisabeth<br />
Schug · KV Trier: Erika Feilen<br />
101 Jahre<br />
KV Neustadt: Lydia Besch<br />
102 Jahre<br />
KV Kaiserslautern: Oswald<br />
Klemm · KV Koblenz: Hubert<br />
Göbel<br />
103 Jahre<br />
KV Simmern: Anna Ziegler<br />
Ihr VdK ist für Sie da!<br />
Die Landesverdienstnadel ging<br />
an Siegfried Schulz aus Schmißberg,<br />
Karin Müller aus Münstermaifeld,<br />
Klaus Rothbrust aus<br />
Rieden, Lutz Wilbrecht aus Welling<br />
sowie Maritta Weiler aus<br />
Bell. Ehrenvorsitzende des<br />
Ortsverbands Rieschweiler-<br />
Mühlbach wurde Doris Dörner.<br />
JUBILÄEN<br />
Eiserne Hochzeit<br />
Erika und Gebhart Edgar aus<br />
Jockgrim<br />
Diamantene Hochzeit<br />
Margot und Martin Erbes, Ürzig<br />
Speyer<br />
Uwe Bentz (links) und Dieter<br />
Schreiber (rechts) wurden vom<br />
Sozialgericht Speyer für ihre<br />
langjährige Tätigkeit als ehrenamtliche<br />
Sozialrichter ausgezeichnet.<br />
Die Vizepräsidentin<br />
des Sozialgerichts Speyer,<br />
Dr. Ulrike Pletscher, würdigte<br />
die langjährige Tätigkeit der<br />
ehrenamtlichen Richter der Sozialgerichtsbarkeit<br />
und händigte<br />
ihnen die von Justizminister Herbert<br />
Mertin verliehenen Dankesurkunden<br />
aus.<br />
Hinweis für<br />
Fotoeinsendungen<br />
Bitte beachten Sie, dass wir aus<br />
drucktechnischen Gründen nur<br />
Fotos mit folgender Mindestgröße<br />
annehmen können:<br />
Bei 53 mm Breite (1-spaltig) mindestens<br />
626 Pixel in der Breite,<br />
bei 110 mm Breite (2-spaltig) mindestens<br />
1299 Pixel in der Breite.<br />
Das entspricht einer Auflösung<br />
von 300 dpi.<br />
Handyfotos, die Sie per Whats-<br />
App versenden, werden programmtechnisch<br />
in der Auflösung<br />
reduziert und sind für den<br />
Zeitungsdruck nicht mehr geeignet.<br />
IMPRESSUM<br />
Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz e. V.<br />
Redaktion:<br />
Michael Finkenzeller (verantwortlich)<br />
Dominika Klemmer<br />
Kaiserstraße 62, 55116 Mainz<br />
Telefon (0 61 31) 669 70 0<br />
Fax (0 61 31) 669 70 99<br />
E-Mail presse@rlp.vdk.de<br />
Internet www.vdk.de/rheinland-pfalz<br />
Morlautern<br />
Der Ortsverband Morlautern-Erlenbach, Kreisverband Kaiserslautern,<br />
veranstaltete nach zweijähriger Corona-Pause wieder eine gelungene<br />
Hauptversammlung. Da auch Neuwahlen anstanden, konnten drei neue<br />
Vorstandsmitglieder gewonnen werden.<br />
Lutzerath-Kennfuß<br />
Der Ortsverband Lutzerath-Kennfus, Kreisverband Cochem-Zell, hat<br />
einen neuen Vorstand gewählt. Auf dem Bild sieht man von links: Die<br />
stellvertretende Vorsitzende Heike Vickus, Kassenverwalterin Brigitte<br />
Kessler (Wiederwahl), Besitzerinnen Maria Hille und Sabrina Johann,<br />
Schriftführerin Rosemarie Schulz, Beisitzerin Ursula Mertes, Vorsitzende<br />
Petra Thomas, Kassenprüfer Walter Maas (Wiederwahl), Kreisverbandsvorsitzender<br />
Andreas Peifer und Kassenprüferin Anita Johann.<br />
Gemünden<br />
Im Ortsverband Gemünden, Kreisverband Simmern, wurde unter der<br />
Leitung des stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden Eckhard Kurz<br />
der Vorstand neu gewählt. Er setzt sich wie folgt zusammen: Vorstandsvorsitzender<br />
Werner Simonis (Neuwahl), stellvertretetende Vorsitzende<br />
Anke Weidner (Neuwahl), Schriftführerin Uschi Simonis, Kassenverwalterin<br />
Bärbel Kirchhöfer, Frauenvertreterin Karin Reimschüssel, Beisitzerin<br />
Monika Ferger, Beisitzer Thomas Fritsch (Neuwahl), Beisitzerin<br />
und Vertreterin der jüngeren Generation, Selina Simonis (Neuwahl),<br />
Revisorin Christel Meusch (Neuwahl) sowie stellvertretender Revisor<br />
Stefan Ferger (Neuwahl).<br />
Trechtingshausen/Heimbacht.<br />
Im Ortsverband Trechtingshausen/Heimbachtal, Kreisverband Sankt<br />
Goar, wurde der Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von<br />
links: Margot Ohlig, Mechthilde Wirsch, Gudrun Krüger, Franz-Josef<br />
Riediger, Monika Hartel, Werner Krupp, Ortsverbandsvorsitzender<br />
Hans Willi Franceux, Rainer Reißland, Peter Josef Schüler und Kreisverbandsvorsitzender<br />
Karl Josef Mahlberg. Im Anschluss an die Wahl<br />
nahmen Hans Willi Franceux und Karl Josef Mahlberg die Ehrung der<br />
anwesenden Jubilare vor.<br />
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19 RHPfalz<br />
Allgemein
20 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
Reise und Erholung<br />
20 RHPfalz<br />
Allgemein
Verbraucher<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
21<br />
Höhere Gaspreise sind oft nicht zulässig<br />
Verbraucherzentrale rät, Abschlagszahlungen genau zu prüfen – Preisgarantie schützt vor Kostenanstieg<br />
Die Abschlagszahlungen für die<br />
Gasversorgung sind deutlich gestiegen.<br />
Energierechtsberater<br />
Gregor Hermanni von der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
rät, die Schreiben zur Preiserhöhung<br />
der Versorger genau zu prüfen<br />
und notfalls vom Sonderkündigungsrecht<br />
Gebrauch zu machen.<br />
In diesen Wochen erreichen den<br />
Sozialverband VdK viele Zuschriften<br />
von verzweifelten Mitgliedern,<br />
die ihre erhöhten Abschlagszahlungen<br />
nicht bezahlen können.<br />
Einem 79-jährigen VdK-Mitglied<br />
aus Hessen wurde kürzlich von<br />
seinem Gasversorger mitgeteilt,<br />
dass sein Abschlag am 1. <strong>November</strong><br />
von 288 Euro auf 1734 Euro erhöht<br />
wird. Der Brutto-Arbeitspreis für<br />
eine Kilowattstunde steigt somit<br />
von 12,17 auf 43,40 Cent. Der Rentner<br />
wohnt mit seiner Frau in einem<br />
Haus aus dem Jahr 1956 auf 140<br />
Quadratmetern Wohnfläche. Sie<br />
heizen keinen Pool im Keller und<br />
haben auch keine Sauna.<br />
Bestimmte Kriterien<br />
Bei einer Änderung des Abschlags<br />
lohne sich immer ein genauer<br />
Blick auf das Schreiben, sagt<br />
Energierechtsberater Gregor Hermanni.<br />
Er weist darauf hin, dass<br />
Preisänderungen nur rechtswirksam<br />
sind, wenn bestimmte Kriterien<br />
erfüllt sind. So muss der Versorger<br />
den Kunden bei selbst geschlossenen<br />
Verträgen außerhalb<br />
Viele fürchten die hohen Energiekosten und heizen deshalb ihre Wohnung nicht. <br />
der Grundversorgung spätestens<br />
einen Monat vor der Änderung<br />
schriftlich informieren.<br />
Der Kunde sollte außerdem prüfen,<br />
ob in seinem Vertrag eine<br />
Preisgarantie festgelegt ist. Steht<br />
eine eingeschränkte Preisgarantie<br />
im Vertrag, kann der Versorger<br />
gestiegene Abgaben, Steuern und<br />
Umlagen weitergeben. Es ist aber<br />
nicht zulässig, die Abschläge anzupassen,<br />
weil die Gasbeschaffungskosten<br />
gestiegen sind.<br />
In einer vollständigen Preisgarantie<br />
sind hingegen auch Umlagen<br />
und Abgaben enthalten. Nur Änderungen<br />
der Mehrwert- und der<br />
Stromsteuer dürfen in diesem Fall<br />
noch weitergegeben werden.<br />
Höhere Gasbeschaffungskosten<br />
sind derzeit der Hauptgrund für<br />
die enormen Preissteigerungen.<br />
„Ob der Kostenanstieg im Einzelfall<br />
den neuen Abschlag rechtfertigt,<br />
lässt sich schwer überprüfen.<br />
Jeder Versorger verfolgt eine eigene<br />
Einkaufsstrategie, deshalb können<br />
sich Beschaffungskosten stark<br />
voneinander unterscheiden“, erklärt<br />
Hermanni.<br />
Foto: picture alliance/Christin Klose<br />
In der Preisänderungsmitteilung<br />
muss der Versorger den Kunden<br />
auch auf das Sonderkündigungsrecht<br />
hinweisen. Das gilt im Regelfall<br />
immer, wenn der Anbieter den<br />
Preis erhöht. Wichtig ist hierbei,<br />
dass die Kündigung per Einschreiben<br />
verschickt wird, damit der<br />
Kunde den Zeitpunkt später belegen<br />
kann. Denn der muss vor dem<br />
Eintritt der Preiserhöhung liegen.<br />
Hermanni rät dazu, sich eine<br />
Kündigung gut zu überlegen und<br />
zu prüfen, ob es einen günstigeren<br />
Anbieter gibt. Dabei lohne es sich,<br />
den Grundversorger vor Ort in die<br />
Suche mit einzubeziehen. Mittlerweile<br />
liegen deren Tarife häufig<br />
unter denen anderer Anbieter.<br />
Das erwähnte VdK-Mitglied hat<br />
vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch<br />
gemacht. Der 79-Jährige<br />
hatte zuvor ein gutes Angebot bei<br />
seinem Grundversorger gefunden.<br />
Dort kostet eine Kilowattstunde 16<br />
Cent, statt 43,40 Cent. Sein Abschlag<br />
liegt nun bei 398 Euro.<br />
Jahresabrechnung prüfen<br />
In seinem alten wie im neuen<br />
Abschlagspreis sind noch die Gasbeschaffungsumlage,<br />
die mittlerweile<br />
vom Gesetzgeber gekippt<br />
worden ist, und die alte Mehrwertsteuer<br />
von 19 Prozent einberechnet.<br />
Hermanni rät, spätestens anhand<br />
der Jahresabrechnung zu prüfen, ob<br />
dort diese Umlage noch auftaucht<br />
und ob der korrekte Satz von sieben<br />
Prozent Mehrwertsteuer ab Oktober<br />
berechnet ist. Jörg Ciszewski<br />
Energiepreis-Rechner<br />
Mit dem Rechner der Verbraucherzentrale<br />
können Sie prüfen,<br />
ob ein angepasster Abschlag für<br />
Gas oder Strom die angemessene<br />
Höhe hat. Sie finden den<br />
Rechner auf der Webseite der<br />
Verbraucherzentrale, wenn Sie<br />
den Begriff „Energiepreis-Rechner“<br />
in das Suchfeld eingeben.<br />
www.verbraucherzentrale.de<br />
Wärme wird zum Luxusgut<br />
Nebenkosten – Was Mieterinnen und Mieter jetzt wissen müssen<br />
Die derzeitigen Gas- und Ölpreise<br />
sorgen dafür, dass Heizung und<br />
Warmwasser teurer werden. Vielen<br />
Mieterinnen und Mietern stehen<br />
deshalb hohe Nachzahlungen bevor.<br />
Dr. Jutta Hartmann, Pressesprecherin<br />
des Deutschen Mieterbunds,<br />
beantwortet Fragen dazu.<br />
Worauf müssen sich Mieterinnen<br />
und Mieter jetzt einstellen?<br />
Derzeit ist von Nachzahlungen in<br />
Höhe von bis zu zwei Monatskaltmieten<br />
die Rede. Aber belastbare<br />
Zahlen liegen noch nicht vor. Zu<br />
Beginn des Jahres <strong>2022</strong> hat sich laut<br />
Bundesverband der Energie- und<br />
Wasserwirtschaft (BDEW) der Gaspreis<br />
für Haushalte in Mehrfamilienhäusern<br />
fast verdoppelt – von<br />
6,47 auf durchschnittlich 11,84 Cent<br />
pro Kilowattstunde. Inzwischen<br />
sind die Preise weiter gestiegen.<br />
Kann der Vermieter die Vorauszahlung<br />
für die Nebenkosten einfach<br />
so erhöhen?<br />
Nein. Das darf er nur, wenn sich<br />
aus einer formal und inhaltlich<br />
korrekten Nebenkostenabrechnung<br />
ergibt, dass die bisherige<br />
Vorauszahlung nicht ausreicht.<br />
Eine Art Sicherheitszuschlag ist<br />
nicht möglich. Zeichnet sich jedoch<br />
– wie in der aktuellen Situation<br />
– klar und nachweisbar ab,<br />
dass die Energiekosten steigen<br />
oder bereits gestiegen sind, kann<br />
er die aktuelle Steigerung in die<br />
künftige monatliche Vorauszahlung<br />
mit einrechnen. Begründen<br />
muss er dies nicht. Weitere Zuschläge<br />
muss er jedoch erläutern.<br />
Wichtig ist, dass er die Anpassung<br />
der Nebenkosten nur einmal pro<br />
Abrechnungsjahr vornehmen darf.<br />
Was muss man beachten, wenn<br />
die Nebenkostenabrechnung im<br />
Briefkasten liegt?<br />
Die Abrechnungen sind oft fehlerhaft.<br />
Deshalb ist es immer sinnvoll,<br />
sie zu überprüfen. Wenn man die<br />
Zahlen nicht nachvollziehen kann,<br />
kann man sich auch an die Mietervereine<br />
vor Ort wenden.<br />
Was sollten Mieterinnen und Mieter<br />
jetzt konkret tun?<br />
Wenn sie wirtschaftlich dazu in<br />
der Lage sind, können sie Geld<br />
zurücklegen oder freiwillig höhere<br />
Vorauszahlungen an den Vermieter<br />
leisten. Wer selbst spart, ist<br />
vorbereitet, behält das Geld aber<br />
in der eigenen Hand. Wer lieber die<br />
Vorauszahlung erhöht, kann so die<br />
große Nachzahlung vermeiden.<br />
Doch Vorsicht: Wer zuviel überwiesen<br />
hat, muss sich im schlimmsten<br />
Fall später mit dem Vermieter<br />
um das Guthaben streiten.<br />
Was raten Sie all jenen, die weder<br />
die Nachzahlung noch höhere Vorauszahlungen<br />
leisten können?<br />
Wir empfehlen, frühzeitig das Gespräch<br />
mit dem Vermieter zu suchen<br />
und Ratenzahlung zu vereinbaren,<br />
um eine drohende Kündigung<br />
zu vermeiden. Es gibt auch<br />
staatliche Hilfen, wie Wohngeld<br />
oder andere Zuschüsse. Dazu beraten<br />
die Mietervereine vor Ort.<br />
Interview: Kristin Enge<br />
Die Heizkosten treiben die Nebenkosten für viele Mieterinnen und Mieter<br />
in die Höhe.<br />
Foto: picture alliance/Bildagentur online/McPhoto-Bilde<br />
Stromkosten für<br />
elektrische Hilfsmittel<br />
Die gesetzliche Krankenkasse<br />
muss die Stromkosten übernehmen,<br />
die für den Betrieb von Hilfsmitteln<br />
anfallen. Dazu zählen etwa<br />
Elektrorollstühle oder Beatmungsgeräte.<br />
Die Krankenkasse übernimmt<br />
entweder den tatsächlichen<br />
Verbrauch oder rechnet über eine<br />
Pauschale ab.<br />
Die wichtigste Voraussetzung<br />
für die Kostenübernahme ist, dass<br />
die Ärztin oder der Arzt das Hilfsmittel<br />
verordnet hat. Zudem muss<br />
es die gesetzliche Krankenkasse<br />
vorab bewilligt haben. Wer sich<br />
selbst ein Hilfsmittel kauft, muss<br />
auch für die Stromkosten selbst<br />
aufkommen. Das Gleiche gilt für<br />
Pflegehilfsmittel.<br />
Wenn die Krankenkasse eine<br />
Pauschale zahlt, reicht diese möglicherweise<br />
wegen der derzeitigen<br />
hohen Strompreise nicht aus.<br />
Dann können Versicherte den tatsächlichen<br />
Stromverbrauch geltend<br />
machen. Diesen müssen sie<br />
allerdings genau dokumentieren<br />
und auch ihre Stromrechnung mit<br />
einreichen.<br />
Wollen gesetzlich Versicherte die<br />
krankheitsbedingte Übernahme<br />
der Stromkosten bei ihrer Krankenkasse<br />
beantragen, sollten sie<br />
vorher mit dieser klären, wie sie<br />
am besten vorgehen. Das Prozedere<br />
ist nicht einheitlich geregelt.<br />
Weigert sich die Krankenkasse,<br />
die Stromkosten zu übernehmen,<br />
kann sich ein Widerspruch lohnen.<br />
Hier beraten die VdK-Geschäftsstellen<br />
vor Ort.<br />
ken<br />
21 RHPfalz<br />
Allgemein
22 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Verbraucher<br />
Kreatives aus dem 3D-Drucker<br />
Wie die Technik funktioniert, wo Einsteiger den Umgang damit lernen und wann es sich lohnt, ein Gerät zu kaufen<br />
Freunde der US-amerikanischen<br />
Serie „Raumschiff Enterprise“ erinnern<br />
sich an den Replikator. Dieses<br />
Gerät war einfach genial: Es konnte<br />
jeden beliebigen Gegenstand<br />
auf Knopfdruck herstellen. Die Erfindung<br />
aus dem Science-Fiction-<br />
Universum scheint längst Wirklichkeit<br />
geworden zu sein, seit es 3D-<br />
Drucker gibt. Einsteiger können sich<br />
in einem Volkshochschulkurs mit<br />
der Materie vertraut machen. Zwei<br />
Dozenten erzählen, was sie an der<br />
Technik fasziniert.<br />
Joachim Böttcher aus Wilnsdorf<br />
in Nordrhein-Westfalen bietet im<br />
<strong>November</strong> wieder den Einsteigerkurs<br />
„3D-Druck – was ist das eigentlich?“<br />
an der Volkshochschule<br />
Siegen-Wittgenstein an. Die Kursteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer<br />
möchte er mit seiner Begeisterung<br />
für sein Hobby anstecken. „Für<br />
mich ist faszinierend, etwas zu<br />
schaffen, das ich nicht kaufen<br />
kann.“ So hat der Heimwerker<br />
schon viele Alltagsideen dank der<br />
3D-Drucktechnik verwirklicht.<br />
Ein Beispiel: die Presse für Teebeutel,<br />
die wie ein Stempel aussieht.<br />
Nachdem der Tee gezogen hat,<br />
drückt man ihn über der Tasse aus.<br />
Der 67-Jährige ist gegen den Wegwerfzwang.<br />
Der ehemalige IT-Fachmann<br />
bewahrt Haushaltsgegenstände<br />
vor dem Müll, indem er kaputte<br />
oder fehlende Einzelteile für<br />
den 3D-Drucker entwirft. Ein<br />
weiteres Argument zum Selbermachen:<br />
„Viele Ersatzteile, die man<br />
Erfahrene Tüftler können mithilfe von 3D-Druckern Gegenstände wie diesen getigerten Frosch kreieren.<br />
3D-Druck-Objekte für den Heimgebrauch sind jedoch meist einfarbig. Foto: picture alliance/SZ Photo/Florian Peljak<br />
früher bei einem Eisenwarenhändler<br />
bekam, sind heute oft nicht mehr<br />
verfügbar“, bedauert der Rentner.<br />
Gleichgesinnte suchen<br />
„Ein 3D-Drucker muss nicht teuer<br />
sein“, sagt der Experte. „Ein<br />
Gerät für den Privatgebrauch ist für<br />
unter 200 Euro erhältlich.“ Sein<br />
Tipp: sich Gleichgesinnte suchen<br />
und gemeinsam ein Gerät anschaffen.<br />
Das kann auch gebraucht sein.<br />
Welches Material, Kenner sprechen<br />
von „Filament“, kommt zum<br />
Einsatz? „In den meisten Fällen<br />
drucke ich meine 3D-Objekte aus<br />
lebensmittelechtem Kunststoff, der<br />
aus biologisch abbaubaren Rohstoffen<br />
wie Maisstärke besteht.“ In der<br />
Fachwelt ist der Kunststoff als PLA<br />
(englische Abkürzung für polylactic<br />
acid) bekannt. Häufig wird auch<br />
der Kunststoff PET verwendet. Nahezu<br />
unkaputtbar ist ABS. „Aus<br />
diesem Kunststoff bestehen Legosteine“,<br />
erklärt Joachim Böttcher.<br />
Doch nicht jeder Drucker kann jedes<br />
Material drucken.<br />
Bevor eine gewünschte Figur von<br />
einem 3D-Drucker hergestellt werden<br />
kann, muss das Modell mithilfe<br />
eines CAD-Programms gezeichnet<br />
werden. Der Hobbybastler<br />
empfiehlt die frei erhältliche<br />
Software „FreeCAD“.<br />
Als Nächstes schneidet das sogenannte<br />
Slicer-Programm das 3D-<br />
Modell in dünne Schichten und<br />
generiert daraus die notwendigen<br />
Befehle für die Steuerung des Geräts.<br />
Die neue Datei mit den<br />
Druckdaten wird gespeichert, etwa<br />
auf einer SD-Karte. Diese wird<br />
dann in den 3D-Drucker gesteckt<br />
– und dieser legt dann auf Befehl<br />
los. „Die Vorarbeit am Bildschirm<br />
ist je nach Projekt zeitintensiv,<br />
macht aber viel Spaß“, erzählt der<br />
leidenschaftliche Tüftler.<br />
Auch Michael Bartl aus dem<br />
oberbayerischen Taufkirchen bei<br />
München ist verblüfft, wie rasant<br />
sich die 3D-Technik entwickelt<br />
hat. „In der Steinzeit haben Menschen<br />
aus Ton Töpfe und Schalen<br />
geformt. Heute kann man am PC<br />
ein Objekt entwerfen, das eine<br />
kleine Maschine dann aus einem<br />
Werkstoff herstellen kann.“ Inzwischen<br />
reicht der industrielle Einsatz<br />
von der Medizin über die<br />
Automobilbranche bis hin zum<br />
Bauhandwerk. „Es werden schon<br />
Häuser in 3D gedruckt“, sagt der<br />
55-Jährige und ergänzt: „Konditorinnen<br />
und Konditoren drucken<br />
Schrift und Figuren aus Schokolade<br />
aus.“ Er mag die Spielerei an der<br />
ganzen Sache. „Ich habe mir zu<br />
Hause eine Spielfigur für ‚Die Siedler<br />
von Catan‘ nachgedruckt und<br />
Vorhangbeschwerer angefertigt.“<br />
Der Informatiker freut sich darauf,<br />
dass er bald seinen ersten<br />
3D-Druck-Workshop an der Volkshochschule<br />
Taufkirchen leitet. Das<br />
Angebot steht Jung und Alt offen.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Infos im Netz<br />
VHS-Kurse zum Thema 3D-Druck<br />
sind im Internet zu finden:<br />
www.volkshochschule.de<br />
Erklärvideos für die Software<br />
FreeCAD gibt es bei YouTube:<br />
www.youtube.com<br />
Auf der weltweiten Plattform<br />
„Thingiverse“ gibt es Beispiele<br />
für Figuren aus dem 3D-Drucker.<br />
Oft werden auch die Druckdateien<br />
zu dem jeweiligen Objekt<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
www.thingiverse.com<br />
Ein Unikat als Geschenk<br />
Fotobücher werden immer beliebter – Tipps zur Gestaltung<br />
Sinnlos teuer<br />
Defektes Smartphone: Werkstatt oder Neukauf?<br />
Selbst gemachte Präsente wie<br />
Fotobücher erfreuen sich großer<br />
Beliebtheit und werden gerne zu<br />
Weihnachten verschenkt. Hier ein<br />
paar Tipps.<br />
Für ein Fotobuch eignen sich<br />
Erinnerungen wie Reisen oder<br />
Feiern. Es empfiehlt sich, frühzeitig<br />
zu beginnen. Die Gestaltung<br />
kann ein paar Stunden dauern,<br />
und für Druck und Versand sollte<br />
man zwei Wochen einrechnen.<br />
Wichtigste Grundlage sind die<br />
Fotos. Es sollten genügend unterschiedliche<br />
Motive sein, um die<br />
Seiten zu füllen. Bei einem Dutzend<br />
Bilder bietet sich eher ein<br />
Fotokalender an. Die Digitalfotos<br />
müssen eine hohe Qualität und<br />
Auflösung haben. Anbieter sprechen<br />
von 300 dpi, also 300 Punkte<br />
pro Zoll. Sowohl bei modernen<br />
Digitalkameras als auch bei Smartphones<br />
ist dies der Fall. Was nicht<br />
geht und verboten ist, sind Bilder<br />
aus dem Internet zu kopieren.<br />
Am besten legt man auf dem<br />
Laptop oder PC einen Ordner an,<br />
in den man die ausgewählten Fotos<br />
stellt. Je nachdem, ob eine chronologische<br />
oder thematische Anordnung<br />
bevorzugt wird, sollten die<br />
Bilder idealerweise so benannt<br />
werden, dass sie in der gewünschten<br />
Reihenfolge im Ordner liegen.<br />
Fotobücher bieten Discounter,<br />
Drogeriemärkte und Spezialisten<br />
an. Stiftung Warentest hat vor zwei<br />
Jahren Programme getestet. Lidl<br />
und Aldi waren dabei ganz vorne.<br />
Beide punkteten beim Datenschutz.<br />
Bei der Bildqualität überzeugten<br />
Spezialanbieter wie<br />
Ein Fotobuch ist ein sehr persönliches und kreatives Präsent.<br />
Foto: picture alliance/dpa/Swen Pförtner<br />
Pixum, Cewe und FotoInsight.<br />
Alle stellen im Internet kostenlos<br />
Programme bereit.<br />
Ist das Programm heruntergeladen,<br />
kann es losgehen. Normalerweise<br />
steht am Anfang die Frage<br />
nach Format und Papier. Je größer<br />
das Buch ist, und je mehr Seiten es<br />
hat, desto teurer. Nach dem Format<br />
kann man sich entweder für<br />
eine automatische Vorlage entscheiden,<br />
in die die Bilder hineingeladen<br />
werden, oder jede Seite<br />
wird selbst gestaltet. Das Programm<br />
führt einen selbsterklärend<br />
durch die Gestaltung.<br />
Meist oben auf dem Bildschirm<br />
sind Buttons für Text, Bilder und<br />
zum Speichern der Datei, so kann<br />
man an einem anderen Tag weiterarbeiten.<br />
Seitlich gibt es ein Feld,<br />
in dem der Ordner mit den Fotos<br />
geöffnet werden kann. Die Bilder<br />
können mit gedrückter Maustaste<br />
auf die einzelnen Seiten gezogen<br />
und platziert werden. Jedes Bild<br />
kann in dem Programm einzeln<br />
bearbeitet werden. Meist werden<br />
aber am Ende alle automatisch<br />
optimiert.<br />
Für den Einband sollten besonders<br />
schöne Bilder ausgesucht<br />
werden. Titel und Buchrücken<br />
können wie alle anderen Seiten<br />
beschriftet werden. Ist das Buch<br />
gefüllt, kann es in der Vorschau<br />
durchgeblättert werden. Falls es<br />
gefällt, legt man es in den Warenkorb<br />
und kann eines oder auch<br />
mehrere Exemplare des Fotobuchs<br />
bestellen. Sebastian Heise<br />
Wasserschaden, zersprungenes<br />
Display, kaputter Akku, technischer<br />
Defekt – Smartphones können<br />
schnell kaputtgehen. Im Prinzip ist<br />
es da gut und nachhaltig, dass man<br />
sie in einer Werkstatt reparieren<br />
lassen kann. Doch die Preise dafür<br />
sind teilweise so hoch, dass viele<br />
davon absehen und sich lieber ein<br />
neues Gerät kaufen.<br />
Im Rahmen einer forsa-Umfrage<br />
im Auftrag des Verbraucherzentrale<br />
Bundesverbands (vzbv) gaben<br />
47 Prozent der befragten Smartphone-Besitzerinnen<br />
und -Besitzer<br />
an, sie hätten einen in den letzten<br />
24 Monaten aufgetretenen Defekt<br />
nicht reparieren lassen. Die Hälfte<br />
von ihnen fand den Preis viel zu<br />
hoch. Der vzbv hat Reparaturangebote<br />
für Smartphones mit dem<br />
Preis für eine Neuanschaffung<br />
verglichen. Ergebnis: Eine Reparatur<br />
lohnt sich oft nur bei höherpreisigen<br />
Geräten.<br />
„Damit Reparaturen eine gute<br />
Option sind, müssen sie auch finanziell<br />
Sinn ergeben“, sagt vzbv-<br />
Vorständin Ramona Pop. Die Verbraucherzentrale<br />
fordert eine finanzielle<br />
Förderung von Reparaturen.<br />
Eine Senkung der Mehrwertsteuer<br />
könnte zudem die Kosten für Reparaturdienstleistungen<br />
reduzieren.<br />
„Vor allem brauchen wir einen Reparaturindex,<br />
über den Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher leicht erkennen,<br />
wie gut und zu welchem<br />
Preis sich ein Gerät reparieren<br />
lässt“, meint Pop.<br />
Die Reparatur eines kaputten Displays<br />
ist vielen zu teuer.<br />
Bevor man sein Smartphone in<br />
die Werkstatt gibt, sollte geprüft<br />
werden, ob es andere, sprich günstigere<br />
oder kostenfreie Möglichkeiten<br />
gibt. Liegt beispielsweise bereits<br />
beim Kauf ein Mangel vor, greift die<br />
Gewährleistung. Diese müssen<br />
Händler zwei Jahre auf Neuwaren<br />
und zwölf Monate auf Gebrauchtwaren<br />
einräumen. Das bedeutet<br />
dann konkret: Ersatzlieferung oder<br />
kostenlose Reparatur.<br />
Eine Garantie hingegen ist meist<br />
eine freiwillige Leistung des Herstellers.<br />
Hier gelten die vom Unternehmen<br />
festgelegten Garantiebestimmungen.<br />
Allerdings: Für selbst<br />
verschuldete Schäden am Smartphone<br />
ist weder die Gewährleistung<br />
noch die Garantie hilfreich. In<br />
solchen Fällen muss man die Kosten<br />
für Reparatur oder Neuanschaffung<br />
selbst tragen. <br />
mib<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Max<br />
22 RHPfalz<br />
Allgemein
Freizeit<br />
Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong><br />
23<br />
Im Rollstuhl 2000 Meter über dem Zillertal<br />
ALS-Patient Uwe Uster erfüllt sich mit dem Verein „Wheels 4 flying“ seinen Traum vom Fliegen<br />
VdK-Mitglied Uwe Uster leidet unter<br />
Amyotropher Lateralsklerose,<br />
kurz ALS. Das ist eine unheilbare<br />
Nervenkrankheit, die zu Muskellähmungen<br />
führt. Der 57-Jährige<br />
aus dem Odenwald ist auf einen<br />
Rollstuhl angewiesen. Trotz der<br />
Behinderung erfüllte er sich den<br />
lange gehegten Traum eines<br />
Gleitschirmflugs. Die VdK-ZEITUNG<br />
sprach mit ihm darüber, wie die<br />
Diagnose sein Leben verändert hat<br />
und was für ihn heute im Leben<br />
wirklich wichtig ist.<br />
Fluglehrer Lucio Pelz und Uwe Uster<br />
genießen den Flug.<br />
Bilderbuch-Panorama: Uwe Uster schwebt über dem Zillertal.<br />
Herr Uster, wie hat es sich angefühlt,<br />
über allem zu schweben?<br />
Einfach atemberaubend. Als wir<br />
losflogen, ging der Himmel auf,<br />
und alles erstrahlte in den schönsten<br />
Farben. Der Blick ins Tal und<br />
in die Landschaft war großartig.<br />
Meine Frau ist in einem zweiten<br />
Tandem hinterhergeflogen und<br />
konnte Fotos machen.<br />
Der Flug ging von 2000 Meter Höhe<br />
hinunter auf rund 660 Meter,<br />
wir waren 20 oder 25 Minuten in<br />
der Luft. Ich muss sagen, Achterbahnfahren<br />
ist wesentlich schlimmer<br />
als Paragliding. Wer aber<br />
seekrank wird, sollte vorher vielleicht<br />
ein Pillchen nehmen. Besonders<br />
befreiend war, dass ich während<br />
des Fluges für einen Moment<br />
die Krankheit vergessen konnte.<br />
Wie geht es Ihnen heute, und<br />
wann wurde bei Ihnen ALS diagnostiziert?<br />
Das Sprechen und Schlucken fällt<br />
mir zunehmend schwerer. Auch<br />
das Laufen. Nach einigen Schritten<br />
mit dem Rollator muss ich in<br />
den Rollstuhl wechseln, um mich<br />
fortbewegen zu können.<br />
Alles begann Ende September vergangenen<br />
Jahres. Ich bin beim<br />
Laufen mit dem rechten Fuß am<br />
Teppich hängen geblieben. Das<br />
kam dann häufiger vor. Mein Fuß<br />
ist die letzten 20 Zentimeter einfach<br />
immer heruntergesackt und<br />
ich stolperte. Anfang <strong>November</strong><br />
ging dann die Diagnostik los. Es<br />
wurden MRT-Aufnahmen gemacht,<br />
aber am Rücken und an der<br />
Lendenwirbelsäule fanden die<br />
Ärzte nichts. Dann kam ein unkontrolliertes<br />
Zittern im rechten<br />
Bein dazu. Die Vermutung, dass<br />
ich einen Tumor im Kopf habe,<br />
bestätigte sich nicht. Es folgten<br />
weitere neurologische Untersuchungen,<br />
bis schließlich am<br />
8. Februar der Befund ALS vorlag.<br />
Als ich die Nachricht vom Krankenhaus<br />
erhielt, wurde mir wenig<br />
erklärt. Ich informierte mich dann<br />
im Internet über die Krankheit und<br />
war geschockt. Dort las ich, dass<br />
50 Prozent der Patienten drei Jahre<br />
nicht überleben.<br />
Mittlerweile weiß ich, dass die<br />
Krankheitsverläufe unterschiedlich<br />
sind. Bei mir ging es sofort<br />
sehr schnell. Deswegen ist es mir<br />
wichtig, meine verbleibende Zeit<br />
gut zu nutzen.<br />
Fotos: privat<br />
Wie ist die Idee entstanden, einen<br />
Gleitschirmflug zu machen?<br />
Meine Söhne haben mir den Flug<br />
zum 57. Geburtstag geschenkt,<br />
weil sie wussten, dass es immer<br />
ein Traum von mir war. Ich habe<br />
mit meiner Frau vor 30 Jahren<br />
einen Anfängerkurs gemacht, den<br />
ich damals leider nicht beenden<br />
konnte. Die ersten Flugversuche<br />
verliefen parallel zum Hang. Ich<br />
hatte mir damals fest vorgenommen,<br />
wenn es in Richtung Rente<br />
geht, dann will ich einmal richtig<br />
aus der Höhe fliegen. Als ich ALS<br />
bekam und das mit dem Laufen<br />
immer schlechter wurde, dachte<br />
ich, der Traum ist aus. Denn normalerweise<br />
muss der Mitfliegende<br />
bei einem Tandemflug am<br />
Anfang mitlaufen.<br />
Dann habe ich von dem gemeinnützigen<br />
Verein „Wheels 4 flying“<br />
in Österreich erfahren, der Gleitschirmflüge<br />
für Menschen anbietet,<br />
die nicht laufen können. Ich<br />
habe Kontakt zu dem Verein<br />
aufgenommen und mit Lucio Pelz<br />
von der Gleitschirmflugschule im<br />
Zillertal einen Termin im September<br />
vereinbart. Wir haben uns<br />
vor Ort die Bergbahn angesehen,<br />
und ich konnte mich vergewissern,<br />
dass ich ohne größere Probleme<br />
mit dem Rollstuhl auf die<br />
Bergstation in rund 2000 Meter<br />
Höhe gelange. Es gab dort oben<br />
sogar eine nicht abgeschlossene<br />
Behindertentoilette. Lucio und<br />
zwei Helfer haben mich dann in<br />
einen Drei-Rad-Rollstuhl gesetzt,<br />
der eigens für diese Zwecke konstruiert<br />
wurde, und als der Wind<br />
ging, lief Lucio los und wir hoben<br />
mit dem Gleitschirm ab. Ein fantastisches<br />
Gefühl.<br />
ALS ist eine unheilbare Krankheit.<br />
Wie hat die Diagnose Ihr Leben<br />
verändert?<br />
Mir ist wichtig, mit meiner Familie<br />
noch schöne Dinge zu erleben. Ich<br />
war seit der Diagnose mit meiner<br />
Frau und dann ein zweites Mal mit<br />
ihr und meinen Söhnen auf den<br />
Kanaren. Ich gehe nicht mehr so<br />
viele Kompromisse ein. Ich sage,<br />
was ich brauche, und bin nicht<br />
bereit, Abstriche zu machen. Als<br />
unsere Freunde kürzlich fragten,<br />
ob wir für ein Wochenende mit<br />
nach Hamburg kommen, habe ich<br />
erst gezögert. Dann sind wir doch<br />
mitgefahren – und es war toll. Die<br />
Freunde haben mir viel Mut gemacht,<br />
und wir konnten zusammen<br />
lachen. Das hat mir sehr geholfen.<br />
Haben Sie weitere Träume, die Sie<br />
sich noch erfüllen möchten?<br />
Ein kleiner Traum von mir ist, dass<br />
ich im September nächsten Jahres<br />
noch zu den Rugby-Weltmeisterschaften<br />
nach Frankreich fahren<br />
kann. Ich nehme an einer Wunschaktion<br />
eines Radiosenders teil und<br />
habe mich für eine Reise nach<br />
Lyon zum Spiel Neuseeland gegen<br />
Italien beworben. Was mir aber<br />
ganz wichtig ist: Bis Oktober<br />
nächsten Jahres will ich unbedingt<br />
durchhalten. Dann ist mein Sohn<br />
mit seinem Bachelor fertig. Zu der<br />
Abschlussfeier will ich noch mit<br />
einem Rollstuhl. Dafür kämpfe ich<br />
täglich in der Physio-, Ergo- und<br />
Logopädie. Jörg Ciszewski<br />
Info<br />
„Wheels 4 flying“ ist ein gemeinnütziger<br />
Verein, der Gleitschirm-Tandemflüge<br />
für Menschen<br />
mit Behinderung im österreichischen<br />
Zillertal anbietet.<br />
Dabei kommen speziell zertifizierte<br />
Ausrüstung und ausgebildete<br />
Tandempiloten zum Einsatz.<br />
Bislang wurden die Flüge<br />
kostenlos gegen eine Spende<br />
angeboten. Ab Sommer 2023<br />
sollen die Flüge wegen des zunehmenden<br />
Aufwands kostenpflichtig<br />
werden.<br />
office@wheels4flying.com<br />
www.wheels4flying.com<br />
– Anzeige –<br />
23 RHPfalz<br />
Allgemein
24 Zeitung <strong>November</strong> <strong>2022</strong> Unterhaltung<br />
Markant vielseitig<br />
Ilja Richter feiert seinen 70. Geburtstag<br />
Schauspieler, Moderator, Regisseur,<br />
Synchronsprecher, Sänger<br />
und Autor: Ilja Richter ist vielseitig<br />
begabt und steht seit den 1960er-<br />
Jahren in verschiedenen Rollen in<br />
der Öffentlichkeit. Am 24. <strong>November</strong><br />
wird er 70 Jahre alt.<br />
Bereits mit acht Jahren hatte<br />
Richter seine erste Sprecherrolle in<br />
einem Hörspiel, mit neun spielte er<br />
am Berliner Renaissance Theater<br />
in dem Stück „Belvedere“. 1967 trat<br />
er erstmals beim ZDF in Erscheinung,<br />
und zwar in der Fernsehserie<br />
„Till, der Junge von nebenan“.<br />
Als 16-Jähriger moderierte der<br />
gebürtige Berliner dann zusammen<br />
mit Suzanne Doucet die<br />
ZDF-Musiksendung „4-3-2-1 Hot<br />
& Sweet“, aus der 1971 „disco“<br />
wurde. Elf Jahre lang führte Ilja<br />
Richter alleine durch die Show, für<br />
die der Moderator 1977 den Fernsehpreis<br />
Goldene Kamera erhielt.<br />
Die immer gleiche Begrüßung des<br />
Publikums mit „Hallo Freunde!“<br />
sowie der Start mit den Worten<br />
„Licht aus, Spot an!“ wurden zu<br />
seinem Markenzeichen.<br />
Nach dem Ende der Sendung<br />
wandte Richter sich vornehmlich<br />
dem Theater zu, spielte unter anderem<br />
die Titelrolle in „Richard III.“<br />
am Deutschen Theater Göttingen<br />
sowie – an der Seite von Dieter<br />
Hallervorden – die Hauptrolle in<br />
der deutschen Erstaufführung der<br />
Komödie „Die Socken Opus 124“<br />
am Schlosspark Theater in Berlin.<br />
Ilja Richter<br />
Zeitweise war Richter Kolumnist<br />
bei der Zeitung taz und bei der<br />
Hamburger Morgenpost, und er<br />
arbeitet bis heute als Synchronsprecher<br />
– oft in Zeichentrickfilmen<br />
oder -serien wie „Der König<br />
der Löwen“, „Graf Duckula“ oder<br />
„Jim Knopf“. Auch in Fernsehfilmen<br />
und -serien hat der Schauspieler<br />
hin und wieder Auftritte.<br />
Darüber hinaus leiht Richter in<br />
Hörspielen und Hörbüchern so<br />
manchen Charakteren seine markante<br />
Stimme. Und nicht zuletzt<br />
schreibt er Bücher. Zu seinem<br />
60. Geburtstag erschien „Du kannst<br />
nicht immer 60 sein“, zu seinem<br />
70. hat er nachgelegt: „Nehmen<br />
Sie’s persönlich. Porträts von Menschen,<br />
die mich prägten.“ mib<br />
Foto: picture alliance/dpa/Jörg Carstensen<br />
– Anzeige –<br />
24 RHPfalz<br />
Allgemein