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Die Harmonie der Welt von Hazrat Inayat Khan - Leseprobe

Was uns zusammenhält - Von der Mystik sozialer Harmonie für eine Zukunft geschwisterlicher Verbundenheit in unserer Welt. "Dies ist ein einzigartiges und schönes Buch eines spirituellen Lehrers, einer Persönlichkeit von großer Fülle und Tiefe. Es umfasst eine Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Themen, doch das Hauptthema ist Kinship, die verwandtschaftliche Verbundenheit, womit der Autor die umfassendere Gemeinschaft aller in Harmonie lebender Wesen meint. Die Lehren richten sich an das Herz und besingen das Gleichgewicht und die Harmonie, vor allem Liebe und Schönheit. Hier hören wir eine wegweisende Vision für alle Traditionen, eine vollendete Lehre in einfacher, direkter Sprache." (Dr. Lee Irwin, emeritierter Professor, Hochschule von Charleston, Autor von „Labyrinths of Love: On Psyche, Soul, and Self“) "Überall und zu allen Zeiten brauchen die Menschen eine Quelle der Weisheit, um die unsichtbaren Geheimnisse des Lebens zu enthüllen, aber auch als Orientierung in einer komplexen Welt. Eine Welt der Liebe, aber auch des Hasses, eine Welt des Friedens, aber auch des Krieges und der Gewalt, eine Welt der Liebe und Harmonie, aber auch unerklärlicher Tragik, eine Welt des Überflusses, aber auch der Armut, eine Welt der natürlichen Schönheit, aber auch der ökologischen Zerstörung. Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten begreifen und miteinander in Einklang bringen? " (Pythia Peay, Autorin von „America on the Couch: Psychological Perspectives on American Politics and Culture) "Wir leben in einer Welt, die nur allzu oft droht aus den Fugen zu brechen. Doch die Welt wie auch unser eigenes Herz sind nicht dazu bestimmt auseinanderzubrechen. Es gibt einen Weg – nach oben und nach innen, der zur Heilung führt." (Omid Safi, Professor für Asien- und Nahoststudien, Duke Universität, Autor von „Radical Love: Teachings from the Islamic Mystical Tradition“)

Was uns zusammenhält - Von der Mystik sozialer Harmonie für eine Zukunft geschwisterlicher Verbundenheit in unserer Welt.

"Dies ist ein einzigartiges und schönes Buch eines spirituellen Lehrers, einer Persönlichkeit von großer Fülle und Tiefe. Es umfasst eine Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Themen, doch das Hauptthema ist Kinship, die verwandtschaftliche Verbundenheit, womit der Autor die umfassendere Gemeinschaft aller in Harmonie lebender Wesen meint. Die Lehren richten sich an das Herz und besingen das Gleichgewicht und die Harmonie, vor allem Liebe und Schönheit. Hier hören wir eine wegweisende Vision für alle Traditionen, eine vollendete Lehre in einfacher, direkter Sprache."
(Dr. Lee Irwin, emeritierter Professor, Hochschule von Charleston, Autor von „Labyrinths of Love: On Psyche, Soul, and Self“)

"Überall und zu allen Zeiten brauchen die Menschen eine Quelle der Weisheit, um die unsichtbaren Geheimnisse des Lebens zu enthüllen, aber auch als Orientierung in einer komplexen Welt. Eine Welt der Liebe, aber auch des Hasses, eine Welt des Friedens, aber auch des Krieges und der Gewalt, eine Welt der Liebe und Harmonie, aber auch unerklärlicher Tragik, eine Welt des Überflusses, aber auch der Armut, eine Welt der natürlichen Schönheit, aber auch der ökologischen Zerstörung. Wie können wir diese Widersprüchlichkeiten begreifen und miteinander in Einklang bringen? "
(Pythia Peay, Autorin von „America on the Couch: Psychological Perspectives on American Politics and Culture)

"Wir leben in einer Welt, die nur allzu oft droht aus den Fugen zu brechen. Doch die Welt wie auch unser eigenes Herz sind nicht dazu bestimmt auseinanderzubrechen. Es gibt einen Weg – nach oben und nach innen, der zur Heilung führt."
(Omid Safi, Professor für Asien- und Nahoststudien, Duke Universität, Autor von „Radical Love: Teachings from the Islamic Mystical Tradition“)

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<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Harmonie</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>


<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Harmonie</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Wie wir miteinan<strong>der</strong> leben<br />

<strong>Die</strong> vollständigen Lehren<br />

zur verwandtschaftlichen Verbundenheit<br />

aller Lebensformen zur inneren und<br />

äußeren Ausrichtung des Lebens<br />

– Social Gathekas –


Titel <strong>der</strong> englischen Originalausgabe:<br />

„Social Gathekas – Sufi Wisdom on Social Harmony and Service“<br />

The complete teachings on kinship for inner and outer guidance<br />

© Published by Sulūk Press, an imprint of Omega Publications, Inc., 2020<br />

<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Harmonie</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Wie wir miteinan<strong>der</strong> leben<br />

Herausgeber: <strong>Inayat</strong>iyya Schweiz<br />

Projektleitung: Bruno Halim Knobel<br />

Übersetzung und Lektorat: Arnie Miriam Lüdemann und Esther Salima Knappe;<br />

Susan Alabor-Horváth und Heike Shamsa Ruhland<br />

Gesamtlektorat: Farah Lenser<br />

Fachliche Begleitung: Savitri Brunhild Berger<br />

Redaktion: Uta Maria Baur<br />

Umschlag und Innenlayout: Hauke Jelaluddin Sturm,<br />

www.designconsort.de<br />

1. Ausgabe 2022<br />

Verlag Heilbronn<br />

D-82398 Polling<br />

Verkehrsnummer 14894<br />

www.verlag-heilbronn.de<br />

info@verlag-heilbronn.de<br />

ISBN: 978-3-936246-50-6<br />

Alle Rechte vorbehalten, © Verlag Heilbronn<br />

Gedruckt in Tschechien


Inhalt<br />

Vorwort 9<br />

Geleitwort 13<br />

Danksagungen 14<br />

1 Sufismus nicht Pazifismus 17<br />

2 Unsere Arbeit im Geist <strong>von</strong> Kinship 19<br />

3 Optimismus und Pessimismus 21<br />

4 <strong>Harmonie</strong> 23<br />

5 Glück 27<br />

6 <strong>Die</strong> Aufgabe des Sufismus in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> 29<br />

7 Sufismus 31<br />

8 Was die <strong>Welt</strong> heute braucht 33<br />

9 Unterschiedliche Perspektiven 34<br />

10 <strong>Die</strong> Reise zum Ziel 37<br />

11 Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> 1 43<br />

12 Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> 2 46<br />

13 Kinship 1 48<br />

14 Kinship 2 51<br />

15 Fragen <strong>der</strong> Zeit 55<br />

16 Das Privileg, ein Mensch zu sein 1 58<br />

17 Das Privileg, ein Mensch zu sein 2 61<br />

18 <strong>Die</strong> Lehren des Dichters Saadi 1 65<br />

19 <strong>Die</strong> Lehren des Dichters Saadi 2 69<br />

20 Eine Antwort auf die Fragen <strong>der</strong> Zeit 73<br />

21 Poesie 1 76<br />

22 Poesie 2 79<br />

23 Musik 81<br />

24 <strong>Harmonie</strong> und innere Unruhe 84<br />

25 Kunst und Religion 89<br />

26 <strong>Die</strong> Poesie und Philosophie <strong>von</strong> Hafis 1 95<br />

27 <strong>Die</strong> Poesie und Philosophie <strong>von</strong> Hafis 2 99<br />

28 Das Lebensziel <strong>der</strong> Sufis 103


29 Entsagung und Verzicht 108<br />

30 Der Dichter Attar und sein Werk 113<br />

31 Schicksal und freier Wille 121<br />

32 <strong>Die</strong> Herzensqualität 126<br />

33 Der Unterschied zwischen Wille, Wunsch und Verlangen 132<br />

34 <strong>Die</strong> Kraft des Denkens 140<br />

35 Ost und West 146<br />

36 Das Erwachen <strong>der</strong> Seele 151<br />

37 <strong>Die</strong> Kraft <strong>der</strong> Stille 158<br />

38 <strong>Die</strong> Menschheit, das Samenkorn Gottes 163<br />

39 Aktivitäten zur Verwirklichung <strong>von</strong> Gemeinwohl<br />

und geschwisterlicher Verbundenheit in unserer <strong>Welt</strong> 169<br />

40 Über Kunst und Natur 171<br />

41 Der göttliche Blutstrom in den Venen des Universums 176<br />

42 <strong>Die</strong> Macht und Kraft des Wortes 182<br />

43 Konzentration 188<br />

44 Das innere Leben 194<br />

45 <strong>Die</strong> seelische Reife 205<br />

46 Körperbeherrschung 211<br />

47 Über das Sehen 216<br />

48 <strong>Die</strong> Mystik <strong>der</strong> Sufis 222<br />

49 <strong>Die</strong> Sprache des Kosmos 231<br />

50 Spiritualität – die Einstimmung des Herzens 240<br />

51 Vier Wege zum Ziel 253<br />

52 Wissen und Weisheit 259<br />

53 Das Erwachen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> im Neuen Jahr 265<br />

54 <strong>Die</strong> spirituelle Bedeutung <strong>von</strong> Klang und Farbe 273<br />

Zusätzliche Lektionen 283<br />

1 Universelle Menschheitsfamilie 284<br />

2 Das Problem <strong>der</strong> heutigen Zeit 286<br />

3 Das Ideal unter den Nationen 294<br />

4 Unsere Arbeit im Geist <strong>von</strong> Kinship 296


5 Kinship-Versammlung 1 299<br />

6 Drei Aufgabenbereiche unserer Arbeit 302<br />

7 Religiöse Einheit 304<br />

8 Unser <strong>Die</strong>nst an <strong>der</strong> Menschheit 306<br />

9 Kinship-Versammlung 2 310<br />

10 Universelle Sprache 314<br />

11 Ein paar Worte an Mitwirkende im Bereich <strong>von</strong> Kinship 318<br />

12 Kinship-Arbeit in Gefängnissen und Krankenhäusern 323<br />

13 Fragen und Antworten 324<br />

14 Im Stillen wirken und geräuschlos arbeiten 328<br />

15 Kinship-Arbeit 333<br />

16 Den göttlichen Geist erwecken 337<br />

17 Toleranz 342<br />

18 Zur Bedeutung <strong>von</strong> Kinship 346<br />

19 <strong>Die</strong> Botschaft Gottes 349<br />

20 Gemeinschaft im Bewusstsein <strong>der</strong> Einheit 354<br />

21 Freundschaft 360<br />

22 <strong>Welt</strong>-Kinship 366<br />

Anhang 371<br />

Sufi-Bewegung – Regeln für eine weltweite Geschwisterlichkeit 372<br />

<strong>Die</strong> zehn Sufi-Gedanken 372<br />

<strong>Die</strong> drei Ziele <strong>der</strong> Sufi-Bewegung 373<br />

Glossar 374<br />

Quellen 376<br />

Kurzbiografie 379


Vorwort<br />

H<br />

azrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> (1882-1927), <strong>der</strong> indische Dichter-Philosoph,<br />

Musiker und Mystiker wird bis in unsere Tage als<br />

strahlen<strong>der</strong> und herausragen<strong>der</strong> Repräsentant des kontemplativen<br />

indischen Lebens und <strong>der</strong> meditativen Mystik in seiner Sufi-Ausprägung<br />

und Sufi-Praktik geschätzt und gefeiert. <strong>Die</strong>ser Ansatz besticht<br />

eher durch seine charakteristisch weltumfassende Art statt einer<br />

weltverleugnenden Haltung, die in an<strong>der</strong>en indischen Systemen<br />

und philosophischen Konzepten <strong>von</strong> beachtlichem Rang teilweise<br />

vorherrscht. Tatsächlich scheint die Bedeutung seiner Theorie und<br />

seiner Lehren mit <strong>der</strong> Zeit zugenommen und sich erweitert zu<br />

haben, und die Begeisterung für seine Lehre <strong>der</strong> spirituellen Freiheit<br />

hält unvermin<strong>der</strong>t an.<br />

<strong>Die</strong> Tiefe seiner mystischen Wahrnehmung, die Fülle und Weite<br />

seiner philosophischen Vision und sein religiöser Universalismus<br />

sowie <strong>der</strong> poetische Zauber seines ausdrucksstarken und anspielungsreichen<br />

Stils werden anhaltend <strong>von</strong> denen bewun<strong>der</strong>t, die<br />

mit seinem Werk in Berührung kommen. Seine bevorzugte Art <strong>der</strong><br />

Kommunikation – sowohl bei <strong>der</strong> Formulierung seiner Lehren als<br />

auch die Art, sie an<strong>der</strong>en zu vermitteln – waren Vorträge und mündliche<br />

Unterweisungen, die <strong>von</strong> denen, die ihm nahestanden, in <strong>der</strong><br />

Regel sorgfältig aufgezeichnet wurden. <strong>Die</strong>se Spontaneität in <strong>der</strong><br />

Herangehensweise gehört zum beständigen Zauber seiner Art des<br />

Sufismus, sie begleitete ihn <strong>von</strong> seinen allerersten Lektionen und<br />

praktischen Illustrationen <strong>der</strong> klassischen indischen Musik, die er<br />

als junger Mann in ganz Indien und dann in den Vereinigten Staaten<br />

und Europa in den Jahren vor und nach dem Ersten <strong>Welt</strong>krieg<br />

gegeben hatte. Auf diese Weise wurde sein Sufismus für immer <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Meisterschaft des indischen Musikers geprägt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> improvisatorischen<br />

Ausgestaltung <strong>von</strong> vertrauten Kontexten die Frische<br />

und den Schwung neuer Entdeckungen ausstrahlte. Als Hintergrund<br />

für sein Lebenswerk im Hinblick auf den Sufismus sollten wir<br />

9


uns die liebevoll wie<strong>der</strong>holte Anmerkung <strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

vor Augen halten: „Der Sufismus wurde intellektuell in Arabien<br />

geboren, hingebungsvoll in Persien aufgezogen und entwickelt und<br />

spirituell in Indien zur Reife gebracht.“<br />

Es ist gerade zu dieser Zeit eine gelungene Initiative, <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong>s Lektionen im Zusammenhang mit sozialen Fragen und<br />

gesellschaftlichen Werten zu veröffentlichen. Der größte Teil dieser<br />

Reden wurde unter dem Titel „Social Gathekas“ (o<strong>der</strong> „Lie<strong>der</strong>buch zu<br />

sozialen Themen“) zusammengestellt und für seine Murids (Schüler<br />

und Schülerinnen) veröffentlicht. Einige <strong>der</strong> Texte sind bereits zuvor<br />

gedruckt worden, vor allem in den dreizehn Bänden <strong>der</strong> Palandt<br />

Edition, die zwischen 1960 und 1967 herausgebracht wurden, und<br />

noch einmal in überarbeiteter Form in den 1990er Jahren. Sicherlich<br />

zielt <strong>der</strong> Sufismus <strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> in seiner sozialen<br />

Dimension nicht auf die Formulierung einer bestimmten Ideologie<br />

o<strong>der</strong> etwas Ähnliches ab, ebenso wenig wie seine religiöse Philosophie<br />

eine Reihe <strong>von</strong> Glaubensvorstellungen zu vermitteln versucht.<br />

Der vertraute und essenzielle Refrain zu letzteren lautet: „Liebe,<br />

<strong>Harmonie</strong> und Schönheit“ und erläutert in dem charakteristisch<br />

poetischen Stil die psychologischen Begriffe des Willens, des Gleichgewichts<br />

und <strong>der</strong> Konzentration – die drei wesentlichen Elemente<br />

seiner Lehre.<br />

Der stark indisch geprägte Sufismus <strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> ist<br />

vielmehr bemüht, eine ausgewogene und harmonische Beziehung<br />

zwischen diesen verschiedenen idealistischen Ansätzen und ihren<br />

nur allzu oft wi<strong>der</strong>streitenden Überzeugungen herzustellen. Und<br />

dabei kann er sich in bestimmen Kontexten und für eine gewisse Zeit<br />

mehr auf die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e dieser Ideen ausrichten, wenn es für<br />

die Schaffung einer gemeinsamen Grundlage notwendig erscheint.<br />

Denn es ist die moralische, psychologische und spirituelle Ebene,<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> aus alle gesellschaftlich definierten Werte, religiöse wie ideologische,<br />

betrachtet werden – und auch betrachtet werden sollten.<br />

<strong>Die</strong>s erfor<strong>der</strong>t eine differenzierte Perspektive, die Selbstdisziplin und<br />

Offenheit voraussetzt, ohne dass Sensibilität und Mitgefühl verloren<br />

gehen. Das beinhaltet eine „Schulung des Blicks“, die zu <strong>Hazrat</strong><br />

<strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s bevorzugter Beschreibung seiner Art des Sufismus<br />

gehört.<br />

10


<strong>Die</strong> Tatsache, dass <strong>der</strong> Sufismus in erster Linie darauf abzielt,<br />

allumfassend zu sein, führt dazu, dass gesellschaftliche und kulturelle<br />

Werte, persönliche und soziale Standards, integraler Bestandteil<br />

seiner spirituellen Vision und <strong>der</strong> praktischen Ausrichtung sind,<br />

genauso wie seine Lehren und Übungen in mystischer Kontemplation<br />

und Verwirklichung – denn „wer Gott verehrt und anbetet und<br />

die Menschen verachtet, <strong>der</strong> betet umsonst.“<br />

<strong>Die</strong>se Tiefe <strong>der</strong> Erkenntnis und die Einbeziehung <strong>der</strong> kulturellen,<br />

persönlichen und sozialen Unterschiede – wenn Sie so wollen, die<br />

Multikulturalität – macht die vorliegende Sammlung <strong>von</strong> Ansprachen<br />

und Reden zu einem einzigartigen Dokument unserer Zeit.<br />

<strong>Die</strong> „Social Gathekas“ sind ein wahrer Schatz an Erkenntnissen,<br />

Einsichten und Perspektiven, „menschlichen und göttlichen“, um<br />

die, die auf <strong>der</strong> Suche sind, auf ihrem herausfor<strong>der</strong>nden, spiralförmigen<br />

Weg zum „inneren Leben“ zu inspirieren und zu erleuchten.<br />

Auf dem Weg dahin geht es um Konzentration, Kontemplation,<br />

Meditation und Verwirklichung.<br />

Shaikh-al-Mashaik Mahmood <strong>Khan</strong> Youskine<br />

11


Geleitwort<br />

Grundlegend für die mystische Vision des Lebens ist die<br />

Einsicht, dass das ganze Universum einen einzigen Körper<br />

bildet. Aus dieser Perspektive ist alles mit allem an<strong>der</strong>en in einem<br />

komplexen und dynamischen Muster miteinan<strong>der</strong> verknüpft. Wer<br />

dieses allumfassende Moiré <strong>der</strong> Einheit in <strong>der</strong> Vielfalt erfasst,<br />

entdeckt sich selbst in den an<strong>der</strong>en und in den an<strong>der</strong>en das eigene<br />

Selbst. <strong>Die</strong> Art und Weise zu leben, die aus dieser Entdeckung<br />

resultiert, ist eine sanfte und kultivierte Lebensform. <strong>Die</strong> Lehren<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> zur verwandtschaftlichen Verbundenheit<br />

aller Lebensformen sind eine profunde Einführung in diese Art des<br />

Sehens und des Seins. Hier liegt – um es einfach auszudrücken – die<br />

Antwort auf die Fragen <strong>der</strong> Zeit.<br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

13


Danksagungen<br />

Mein Dank geht an Bruno Halim Knobel für die ursprüngliche<br />

Inspiration zu diesem Buch sowie für seine engagierte<br />

und sorgfältige Zusammenstellung des Textes aus dem authentischen<br />

Quellenmaterial. Mein herzlicher Dank gebührt auch Anne<br />

Louise Wirgman, Direktorin <strong>der</strong> Nekbakht Stiftung in Suresnes,<br />

Frankreich, für die erste Bearbeitung und Korrektur <strong>der</strong> Texte. Mein<br />

Dank geht auch an Cannon Labrie, die wertvolle redaktionelle Unterstützung<br />

leistete.<br />

Unsere tiefe Dankbarkeit geht an Shaikh-al-Mashaik Mahmood<br />

<strong>Khan</strong>, <strong>der</strong> diese Arbeit freundschaftlich unterstützte.<br />

Sandra Lillydahl, Herausgeberin <strong>der</strong> Originalausgabe<br />

W<br />

ir freuen uns sehr, die „Social Gathekas, Sufi Wisdom on<br />

Social Harmony & Service“ in deutscher Sprache vorlegen<br />

zu können. Wir betrachten es als eine wichtige Aufgabe, <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong>s 76 Vorträge über den richtigen Umgang des Zusammenlebens<br />

in <strong>Harmonie</strong> und Empathie und im Bewusstsein verwandtschaftlicher<br />

Verbundenheit aller Lebewesen im deutschsprachigen Raum zu<br />

publizieren.<br />

<strong>Die</strong> neu bearbeiteten Schriften enthalten, wie oben erwähnt,<br />

historisch kritische Textkorrekturen und wichtige Ergänzungen<br />

mit bisher unveröffentlichten Textteilen. Sie sind in aktualisierter,<br />

geschlechterinklusiver Sprache formuliert. Auch in <strong>der</strong> deutschen<br />

Übersetzung galt unser Augenmerk einer allgemein verständlichen<br />

und zeitgemäßen Sprache im Einklang mit den authentischen<br />

Worten <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s.<br />

Beson<strong>der</strong>s danken wir dem Herausgeber-Komitee für diesen innovativen<br />

Schritt und <strong>der</strong> Herausgeberin für die Erlaubnis zur Veröffentlichung<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s Werken in deutscher Sprache.<br />

14


<strong>Die</strong> Übersetzung aus dem US-Englischen in die Deutsche<br />

Sprache war ein eigentliches Projekt: Unter <strong>der</strong> Leitung <strong>von</strong><br />

Halim Bruno Knobel wurden zwei Gruppen – mit je einer Übersetzerin<br />

und einer Lektorin – Arnie Miriam Lüdemann und<br />

Esther Salima Knappe; Susan Alabor-Horváth und Heike Shamsa<br />

Ruhland – gebildet, die sich die Vorträge aufgeteilt hatten. <strong>Die</strong> so<br />

entstandenen Texte wurden <strong>der</strong> Hauptlektorin Farah Lenser zur<br />

Nachbearbeitung unterbreitet. Das Team hat unzählige Stunden<br />

investiert, den bestimmten Rhythmus und die Sprache in den<br />

Aussagen <strong>von</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> in den richtigen Kontext zu stellen.<br />

Texte wurden mehrfach hin und her „bewegt“, bis sich eine wohltuende<br />

Einigkeit einstellte. Und zuletzt wurden die Texte durch<br />

den Heilbronn Verlag unter fachkundiger Mitwirkung <strong>von</strong> Savitri<br />

Brunhild Berger nachlektoriert.<br />

Es mag ein illustratives Beispiel sein, wie ein Text die praktische<br />

Arbeit beeinflussen kann: nicht die Effizienz war angestrebt, vielmehr<br />

ging es um eine Synthese <strong>von</strong> verschiedenen Qualitäten und<br />

Fähigkeiten, hin zu einem wegweisenden und für eine breite Leserschaft<br />

gut lesbaren Buch. Es ging um das gemeinsame Gestalten<br />

durch das Erarbeiten, Kontemplieren und Diskutieren <strong>der</strong> Lehre –<br />

ein innerer und äußerer Prozess! Dafür gebührt dem Team grosser<br />

Dank.<br />

Des Weiteren danken wir dem Grafiker Hauke Jelaluddin Sturm<br />

für die ansprechende Gestaltung des Buches.<br />

Dass es nun dieses Buch gibt, verdanken wir dem Heilbronn<br />

Verlag: Uta Maria Baur und Josef Ries. Sich auf ein solches Projekt<br />

einzulassen, verlangt Mut und Vertrauen.<br />

Möge dieses Buch dazu beitragen, dass sich Völker, Religionen,<br />

Ethnien und politische Ausrichtungen besser verstehen, sich gegenseitig<br />

anerkennen und freundschaftlich begegnen. Es freut uns,<br />

wenn viele Leserinnen und Leser die Weisheit <strong>der</strong> sozialen <strong>Harmonie</strong><br />

<strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s in die heutige Zeit umsetzen und verwirklichen.<br />

<strong>Inayat</strong>iyya Schweiz, Herausgeberin <strong>der</strong> deutschen Ausgabe<br />

15


1<br />

Sufismus nicht Pazifismus<br />

Sehr oft wird die Sufi-Botschaft in ihrer Ausrichtung auf Nächstenliebe<br />

und Barmherzigkeit für das gehalten, was heutzutage<br />

Pazifismus genannt wird und diejenigen, die <strong>der</strong> Idee des Pazifismus<br />

ablehnend gegenüberstehen, legen ihn aus als Frieden um<br />

jeden Preis. Sufismus lehrt das nicht. 1 Sufismus bedeutet nicht Güte,<br />

Freundlichkeit o<strong>der</strong> Frömmigkeit; Sufismus bedeutet Weisheit. Alles,<br />

was uns im Leben begegnet, dient dazu, diese Weisheit zu entwickeln,<br />

und sie kann nicht auf irgendwelche Prinzipien beschränkt<br />

werden. Unter den Sufis gab es große Seelen, die Könige waren o<strong>der</strong><br />

im Rang eines Bettlers. Heilige und Arbeitende, Befehlshaber, Generäle,<br />

Geschäftsleute, Staatsmänner und -frauen sowie Prophetinnen<br />

und Propheten – in allen Gesellschaftsschichten und zu allen Zeiten<br />

wurde Sufismus praktiziert. <strong>Die</strong>s macht deutlich, dass niemand<br />

darauf verweisen kann, dass ein bestimmter Glaube o<strong>der</strong> Lehrsatz<br />

eine Sufi-Doktrin sei.<br />

Es gibt zwei Dinge: Es gibt Klang und es gibt Töne. Töne weisen<br />

auf die Tonhöhe des Klangs hin, aber <strong>der</strong> Klang – das sind alle<br />

Töne, nicht irgendein Ton im Beson<strong>der</strong>en. So ist es auch mit dem<br />

Sufismus: Er verweist auf alle Glaubensrichtungen und nicht auf<br />

einen bestimmten Glauben. Es gibt kein Handeln, das Sufis richtig<br />

o<strong>der</strong> falsch nennen, denn jedes Handeln kann sich zukünftig als<br />

richtig o<strong>der</strong> falsch erweisen – es kommt auf den Gebrauch o<strong>der</strong><br />

Missbrauch <strong>der</strong> jeweiligen Handlung an, auf ihre Eignung o<strong>der</strong><br />

Untauglichkeit. Richtig o<strong>der</strong> falsch beruht auf <strong>der</strong> inneren Haltung<br />

und <strong>der</strong> konkreten Situation, nicht auf <strong>der</strong> Handlung selbst. <strong>Die</strong>s<br />

verleiht den Sufis natürlicherweise Toleranz gegenüber an<strong>der</strong>en und<br />

macht sie bereit, an<strong>der</strong>en zu vergeben und nicht willens, sich eine<br />

Meinung über das Tun eines an<strong>der</strong>en Menschen zu bilden.<br />

1 Vortrag <strong>von</strong> 1922; genaues Datum und Ort sind unbekannt. Anm. d. Hrsg.: <strong>Hazrat</strong><br />

<strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> verbrachte einige Zeit vor Ausbruch des ersten <strong>Welt</strong>kriegs in<br />

Russland, auch als Gast <strong>von</strong> Sergej Tolstoi, dem Sohn <strong>von</strong> Leo Tolstoi, dessen<br />

Ideen zum Pazifismus später Gandhi beeinflussten. Sicher wurde <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong> bei dieser Gelegenheit zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen<br />

Sufismus und Pazifismus befragt.<br />

17


<strong>Die</strong>se Einstellung hin<strong>der</strong>t Sufis daran zu behaupten, Frieden sei<br />

gut o<strong>der</strong> Krieg sei gut. Sie werden sagen: Es gibt Zeiten des Friedens<br />

und es gibt Zeiten des Unfriedens. 1<br />

Aber, werden Sie entgegnen, wenn alle Dinge an ihrem richtigen<br />

Platz sind, dann hat Sufismus nichts mit dem Leben zu tun. Dazu<br />

möchte ich sagen, dass es einen grundlegenden Auftrag des Sufismus<br />

gibt, und <strong>der</strong> ist, den Boden umzugraben, unter dem das Licht <strong>der</strong><br />

Seele verborgen liegt. Das entspricht genau <strong>der</strong> Lehre Christi, <strong>der</strong><br />

gesagt hat, niemand solle sein Licht unter den Scheffel stellen, und<br />

auch, dass wir unser Licht hochhalten sollen. 2<br />

Der Zustand <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>von</strong> heute zeigt, dass die Menschheit in<br />

diesen Zeiten unnormal geworden ist. <strong>Die</strong> Menschheit fürchtet nicht<br />

nur Bösartigkeit, son<strong>der</strong>n auch Tugendhaftigkeit; sie scheut nicht nur<br />

den Krieg, son<strong>der</strong>n auch den Frieden. Menschen sind nicht nur <strong>der</strong><br />

Feindschaft, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Freundschaft überdrüssig geworden;<br />

sie misstrauen heute nicht nur ihrem Gegner, son<strong>der</strong>n auch dem<br />

eigenen Bru<strong>der</strong> und <strong>der</strong> eigenen Schwester. Es scheint, als ob die Seele<br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> nicht nur müde, son<strong>der</strong>n krank wäre. Es scheint, als hätte<br />

die Menschheit einen Nervenzusammenbruch erlitten. <strong>Die</strong> Menschheit<br />

insgesamt und die Menschen als Einzelne kennen Zweck o<strong>der</strong><br />

Ziel ihres Lebens nicht. <strong>Die</strong> Sufi-Lehre ermahnt die Menschen, sich<br />

mit dem Leben besser vertraut zu machen und Freiheit im Leben zu<br />

erlangen. Sie ermahnt sie, das zu vollbringen, was sie für gut, gerecht<br />

und erstrebenswert halten, und vor je<strong>der</strong> Handlung die Folgen zu<br />

beachten, indem sie die Situation genau untersuchen, die eigene<br />

Einstellung überprüfen und vorab die Methoden untersuchen, bevor<br />

sie diese in ihrem Leben anwenden.<br />

Es ist wahr, dass <strong>der</strong> Sufismus nicht nur diejenigen begleitet, die<br />

religiös, mystisch o<strong>der</strong> visionär veranlagt sind. <strong>Die</strong> Sufi-Lehre schenkt<br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong> die Religion <strong>der</strong> heutigen Zeit und das bedeutet, das eigene<br />

Leben zur Religion zu machen; die eigene Tätigkeit, den Beruf in<br />

Religion umzuwandeln und das eigene Ideal zum religiösen Ideal zu<br />

erheben. Sufismus hat es sich zum Ziel gemacht, Leben und Religion<br />

zu vereinen, etwas, das bisher scheinbar auseinan<strong>der</strong>gehalten wurde.<br />

Überlegen Sie, wenn eine Person einmal in <strong>der</strong> Woche zur Kirche geht<br />

1 Anm. d. Hrsg.: Im englischen Original heißt es: „The Sufi will say war is good at<br />

the time of war and peace is good at the time of peace.“<br />

2 Matthäus 5:15<br />

18


und an allen an<strong>der</strong>en Tagen <strong>der</strong> Woche sich ihrem Geschäftsleben<br />

widmet, wie soll da jemand aus Religion einen Nutzen ziehen? Daher<br />

besteht die Lehre <strong>der</strong> Sufis darin, das alltägliche Leben zur Religion<br />

zu machen, so dass jede Handlung im Leben ein paar geistige Früchte<br />

tragen möge.<br />

<strong>Die</strong> vorherrschende Idee zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, die verschiedene<br />

Institutionen heute übernommen haben, entspricht nicht <strong>der</strong><br />

Überzeugung <strong>der</strong> Sufi-Bewegung. Wir glauben: Wenn Krankheit<br />

ansteckend ist, muss Gutes es umso mehr sein. Im Grunde ist jede<br />

Seele gut. Jede Seele strebt nach dem Guten, und durch die Bemühungen<br />

<strong>von</strong> Einzelnen, die Gutes in die <strong>Welt</strong> bringen wollen, kann<br />

viel erreicht werden – sogar mehr, als eine materialistisch orientierte<br />

Institution es könnte. Zweifellos müssen für das Wohl <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

politische und wirtschaftliche Probleme gelöst werden,<br />

und tatsächlich kann wenig in dieser Hinsicht erreicht werden,<br />

bevor nicht etliche Schwierigkeiten behoben worden sind. Aber das<br />

darf Einzelne nicht vom Voranschreiten abhalten, denn es ist <strong>der</strong><br />

individuelle Fortschritt auf dem spirituellen Weg, <strong>der</strong> allein den<br />

ersehnten Zustand in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> bewirken kann.<br />

2<br />

Unsere Arbeit im Geist <strong>von</strong> Kinship 1<br />

Im Geist <strong>von</strong> Kinship, verwandtschaftlicher Verbundenheit, ist<br />

es unser Hauptanliegen, ein besseres Verständnis zwischen<br />

den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, den Anhängern<br />

verschiedener Religionen sowie den Menschen verschiedener<br />

Herkunft und Nationen zu erreichen. 2 Allerdings ist damit nicht<br />

gemeint, sie miteinan<strong>der</strong> zu vermischen. Wenn das unsere Vorstellung<br />

wäre, sprächen wir <strong>von</strong> etwas völlig an<strong>der</strong>em. Lasst die Höfe,<br />

1 Das Wort Kinship bedeutet verwandschaftliche Verbundenheit. Hier in diesem<br />

Buch wird es – oft auch im englischen Original – verwendet, um die Verwandtschaft<br />

<strong>der</strong> Menschheitsfamilie mit allem Leben und in <strong>der</strong> Einheit mit allem Leben<br />

zu betonen.<br />

2 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 5. August 1922<br />

19


auf denen Weizen wächst, Getreidefarmen sein; wo Reis wächst, soll<br />

weiter Reis wachsen, wo es Wäl<strong>der</strong> gibt, sollen Wäl<strong>der</strong> sein und wo<br />

es Gärten gibt, sollen Gärten sein.<br />

Alle Dinge sind notwendig; unsere Vorstellungen gehen nicht bis<br />

zum Äußersten, indem alles in einen Topf geworfen wird. Wir wollen<br />

nicht alle Finger <strong>der</strong> Hand auf ein gleiches Maß bringen, denn ihre<br />

natürliche Größe ist genau die richtige. So weit geht unsere Vorstellung<br />

<strong>von</strong> Gleichheit nun doch nicht. Unser einziger Beweggrund ist<br />

<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> Osten und Westen, Norden und Süden, anstatt einan<strong>der</strong><br />

den Rücken zu kehren, sich ins Gesicht schauen sollten. Wir wollen<br />

nicht, dass alle Menschen auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> den gleichen Beruf o<strong>der</strong> die<br />

gleiche Religion, die gleiche Erziehung o<strong>der</strong> die gleichen Sitten und<br />

Bräuche haben. Wir glauben auch nicht, dass alle gesellschaftlichen<br />

Schichten zu einer werden sollten, was unmöglich ist. Unser<br />

Wunsch ist, dass alle Gesellschaftsschichten miteinan<strong>der</strong> harmonieren,<br />

und doch jedes Individuum seinen einzigartigen Ausdruck<br />

im Leben behält.<br />

Alle Nationen dürfen ihre Beson<strong>der</strong>heiten, ihre Individualität<br />

zum Ausdruck bringen; doch gleichzeitig können sie sich gegenseitig<br />

Wohlwollen und freundliche Gefühle entgegenbringen.<br />

Menschen verschiedener Herkunft dürfen ihre eigenen Sitten und<br />

Bräuche und ihre eigenen Vorstellungen pflegen, aber gleichzeitig<br />

können sie einan<strong>der</strong> verstehen. <strong>Die</strong> Anhänger verschiedener<br />

Glaubensrichtungen mögen ihren eigenen Religionen angehören,<br />

doch gleichzeitig können sie nach gegenseitiger Toleranz<br />

streben.<br />

Deshalb ist unsere Auffassung <strong>von</strong> Kinship keinesfalls übertrieben.<br />

Wir wollen die Menschheit nicht verän<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n<br />

sie ihrem Ziel näherbringen. Menschen können einer einzigen<br />

Kirche angehören und doch oft miteinan<strong>der</strong> streiten. Genauso gut<br />

könnten sie verschiedenen Kirchen angehören und sich dennoch<br />

verstehen und die Religion des an<strong>der</strong>en respektieren und sich<br />

gegenseitig tolerieren. Leute können einer einzigen Organisation<br />

angehören und sich wi<strong>der</strong>sprechen – doch wozu sollte diese dann<br />

gut sein?<br />

20


Es ist ganz und gar nicht die Aufgabe unseres Ordens 1 , die ganze<br />

Menschheit zu Anhängern eines bestimmten Ordens zu machen,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Menschheit zu geben, was Gott uns gegeben hat, damit<br />

wir <strong>der</strong> Sache Gottes dienen können.<br />

3<br />

Optimismus und Pessimismus<br />

Ich möchte heute Nachmittag über das Thema Optimismus und<br />

Pessimismus sprechen. 2 Optimismus steht für den spontanen<br />

Fluss <strong>der</strong> Liebe; er steht auch für das Vertrauen in die Liebe. Hier<br />

zeigt sich, dass es Liebe, vertrauensvolle Liebe ist, die Optimismus<br />

ausmacht. Pessimismus rührt <strong>von</strong> Enttäuschungen her, da<strong>von</strong>, dass<br />

sich negative Eindrücke <strong>von</strong> Hin<strong>der</strong>nissen auf dem Lebensweg in uns<br />

festgesetzt haben. Optimismus erzeugt eine hoffnungsvolle Lebenseinstellung,<br />

während Pessimismus auf dem eigenen Weg nur Dunkelheit<br />

sieht. Zweifellos zeigen sich im Pessimismus gelegentlich auch<br />

Klugheit und Gewissenhaftigkeit sowie Erfahrung. Aber können wir<br />

tatsächlich in hohem Maß gewissenhaft sein, wenn wir ständig nur<br />

daran denken, welche Schwierigkeiten wir im täglichen Leben vor uns<br />

haben? Es ist Vertrauen, das letztendlich das jeweilige Problem löst.<br />

Weise Menschen haben sehr oft erfahren, dass Klugheit nicht weit<br />

reicht; ein Stück geht‘s voran und dann ist Schluss, denn Klugheit ist<br />

ein Wissen, das zum Irdischen gehört. Was die Erfahrung angeht: Was<br />

ist die Erfahrung <strong>der</strong> Menschheit? Wir sind nur so lange auf unsere<br />

Lebenserfahrung stolz, bis wir erkannt haben, wie unendlich groß die<br />

<strong>Welt</strong> ist. In jedem Bereich <strong>der</strong> Arbeit und des Denkens ist ein neues<br />

Maß an Erfahrungen erfor<strong>der</strong>lich. Und je mehr Erfahrung wir haben,<br />

desto weniger merken wir, dass wir eigentlich keine haben.<br />

1 Der Sufi-Orden war <strong>der</strong> allgemeine Name <strong>der</strong> Organisation im Jahr 1922. Im Oktober<br />

1923 wurde <strong>der</strong> Name offiziell in Sufi-Bewegung geän<strong>der</strong>t, und <strong>der</strong> Name<br />

Sufi-Orden wurde dann für die Tätigkeit <strong>der</strong> damaligen esoterischen Schule verwendet.<br />

Der heutige Name <strong>der</strong> Organisation ist <strong>Inayat</strong>iyya, nach dem Namen seines<br />

Begrün<strong>der</strong>s, <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>.<br />

2 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 6. August 1922<br />

21


<strong>Die</strong> psychologische Wirkung des Optimismus verhilft uns zum<br />

Erfolg, denn hinter <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> steht ein optimistischer<br />

Geist. Also kommt <strong>der</strong> Optimismus <strong>von</strong> Gott, und <strong>der</strong> Pessimismus<br />

entspringt dem Herzen <strong>der</strong> Menschen. Aus unserer begrenzten<br />

Lebenserfahrung heraus denken wir: Das kann nicht zu Ende gebracht<br />

werden, jenes wird nicht gelingen, dieses wird nicht funktionieren,<br />

das kann nicht gut gehen. Doch den Optimisten macht es nichts aus,<br />

wenn etwas nicht klappt; sie werden trotzdem ihr Glück versuchen.<br />

Und was ist das Leben? Das Leben ist eine Chance. Für optimistische<br />

Menschen ist diese Chance ein Versprechen, doch für Pessimisten<br />

ist sie vertan. Nicht <strong>der</strong> Schöpfer bewirkt, dass eine Chance versäumt<br />

wird, son<strong>der</strong>n es ist die Menschheit, die sich selbst daran hin<strong>der</strong>t, sie zu<br />

ergreifen. Viele in dieser <strong>Welt</strong> verlängern ihre Leiden, indem sie dem<br />

pessimistischen Denken nachgeben. Meistens stellen wir fest, dass bei<br />

chronisch Kranken ihre Krankheit so real wird, dass ihre Abwesenheit<br />

ihnen unnatürlich erscheint. Sie glauben, die Krankheit sei ein Teil<br />

ihrer selbst, sie wissen nicht, wie es ist, ohne sie zu leben, und auf diese<br />

Weise erhalten sie die Krankheit in sich selbst am Leben.<br />

Dann gibt es pessimistische Menschen, die denken, dass Elend<br />

ihr Los im Leben sei: Sie glauben, schon als bemitleidenswerter<br />

Mensch geboren zu sein, sie können gar nicht an<strong>der</strong>s als unglücklich<br />

sein; Himmel und Erde sind gegen sie. In Wirklichkeit behin<strong>der</strong>n sie<br />

sich selbst, und ihr Pessimismus wird zu ihrem Unglück. Das Leben<br />

eines Menschen hängt da<strong>von</strong> ab, worauf er sich konzentriert. Wenn<br />

wir uns auf unser Unglück konzentrieren, können wir nicht an<strong>der</strong>s<br />

als unglücklich sein. Menschen fühlen sich bestimmten Charaktereigenschaften<br />

und Gewohnheiten, die sie selbst nicht gutheißen,<br />

ausgeliefert, weil sie denken, diese gehörten zu ihrer Veranlagung<br />

und seien ihnen eigen. Doch die eigene Natur ist nur das, was wir<br />

selbst erschaffen. So wie die ganze Natur <strong>von</strong> Gott erschaffen ist, so<br />

ist die Wesensart einer jeden Person <strong>von</strong> ihr selbst erschaffen. Und<br />

so wie <strong>der</strong> o<strong>der</strong> die Allmächtige die Erscheinungsform än<strong>der</strong>n kann,<br />

so haben wir die Macht – sofern diese Erkenntnis unserem Bewusstsein<br />

zugänglich ist – unsere eigene Natur zu än<strong>der</strong>n.<br />

Unter allen Geschöpfen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> ist die Menschheit am ehesten<br />

dazu befugt optimistisch zu sein, denn sie repräsentiert Gott auf<br />

Erden: Gott als Richter, als Schöpferin, als Meister und Meisterin<br />

<strong>der</strong> gesamten Schöpfung. Genauso könnten auch wir unser eigenes<br />

22


Leben, unsere eigenen Angelegenheiten meistern, sofern wir uns<br />

dieser Erkenntnis öffnen würden. Menschen mit einer optimistischen<br />

Sichtweise werden an<strong>der</strong>en helfen, die drohen, in einem Meer<br />

aus Angst o<strong>der</strong> Enttäuschung zu ertrinken. Im Gegensatz dazu<br />

werden Pessimisten eine Person, die krank o<strong>der</strong> durch ein schweres<br />

Leben entmutigt zu ihnen kommt, noch mehr herunterziehen und<br />

gemeinsam mit ihr untergehen. Daher finden wir auf <strong>der</strong> einen Seite<br />

das Leben, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en den Tod. <strong>Die</strong> eine Person steigt auf die<br />

Spitze des Berges, die an<strong>der</strong>e versinkt in einem tiefen Loch. Gibt es<br />

bei Kummer, im Unglück, in Momenten, in denen jede Lebenssituation<br />

dunkel erscheint, eine größere Hilfe als die Geisteshaltung des<br />

Optimismus, aus <strong>der</strong> heraus wir wissen, das alles gut wird? Deshalb<br />

wäre es keine Übertreibung zu sagen, dass <strong>der</strong> Geist Gottes selbst, in<br />

Form <strong>von</strong> Optimismus, <strong>der</strong> Menschheit zu Hilfe eilt.<br />

Freunde, es spielt keine Rolle, wie schwer die Situation im Leben<br />

ist, wie groß die Schwierigkeit sein mag; es kann mit allem gerungen<br />

werden, alles kann überwunden werden. Aber was zählt, ist: Wenn<br />

<strong>der</strong> eigene Pessimismus uns nie<strong>der</strong>drückt, dann sind wir schon dem<br />

Untergang geweiht. Sogar <strong>der</strong> Tod ist besser, als vom eigenen pessimistischen<br />

Gemüt nie<strong>der</strong>gedrückt zu werden. Deshalb ist <strong>der</strong> größte<br />

Lohn, den es geben kann, eine optimistische Geisteshaltung, und die<br />

größte Strafe für unsere schlimmsten Untaten ist <strong>der</strong> Pessimismus.<br />

Wahrhaftig, wer voller Hoffnung ist, wird am Ende erfolgreich sein.<br />

4<br />

<strong>Harmonie</strong><br />

Heute Nachmittag möchte ich über das Thema <strong>Harmonie</strong> sprechen.<br />

1 Es scheint, dass Schönheit durch <strong>Harmonie</strong> entsteht,<br />

denn die Vorstellung <strong>von</strong> Schönheit an sich ist bedeutungslos. Ein<br />

Gegenstand, <strong>der</strong> an einem gewissen Ort zu einer bestimmten Zeit<br />

als schön empfunden wird, ruft möglicherweise an einem an<strong>der</strong>en<br />

Ort o<strong>der</strong> zu einer an<strong>der</strong>en Zeit eine gegenteilige Reaktion hervor. So<br />

verhält es sich auch mit Gedanken, Sprache und mit Handlungen.<br />

1 Vortrag in Paris, 18. Dezember 1922<br />

23


Was als schön bezeichnet wird, gilt nur für eine bestimmte Zeit und<br />

unter beson<strong>der</strong>en Umständen. Wenn es jedoch eine Definition <strong>von</strong><br />

Schönheit gibt, dann ist es <strong>Harmonie</strong>. Sie kommt zum Ausdruck in<br />

<strong>der</strong> Kombination <strong>von</strong> Farben o<strong>der</strong> findet sich in <strong>der</strong> Zeichnung eines<br />

Musters o<strong>der</strong> einer Linie, die als schön gilt. Zugleich ist auch ein<br />

Wort, ein Gedanke, ein Gefühl, eine Tat, die <strong>Harmonie</strong> hervorbringt,<br />

reich an Schönheit.<br />

Nun stellt sich die Frage, woher diese Tendenz zur <strong>Harmonie</strong> o<strong>der</strong><br />

Disharmonie kommt. Von Natur aus neigt jede Seele zu <strong>Harmonie</strong>,<br />

und die Tendenz zu Disharmonie entsteht aus einem unnatürlichen<br />

Zustand, entwe<strong>der</strong> des Geistes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an sich. Gerade die<br />

Unnatürlichkeit <strong>der</strong> Disharmonie bewirkt, dass es ihr an Schönheit<br />

mangelt. <strong>Die</strong> menschliche Psyche ist so beschaffen, dass sie sowohl<br />

auf <strong>Harmonie</strong> als auch auf Disharmonie anspricht. <strong>Die</strong> Menschen<br />

können nicht an<strong>der</strong>s, denn es liegt in ihrer Natur, geistig und körperlich<br />

auf alles zu reagieren, was ihnen begegnet, sei es harmonisch o<strong>der</strong><br />

unharmonisch. <strong>Die</strong> Lehre Christi „Wi<strong>der</strong>strebt nicht dem Bösen“ 1 ist<br />

das Gebot, nicht auf Disharmonie zu reagieren. Denn jedes Wort <strong>der</strong><br />

Freundlichkeit, des Mitgefühls, jede Handlung <strong>der</strong> Liebe und Zuneigung<br />

bewirkt eine Reaktion, genauso wie ein beleidigendes Wort,<br />

eine Handlung des Aufbegehrens o<strong>der</strong> des Hasses eine Erwi<strong>der</strong>ung<br />

hervorruft, und so wächst die Disharmonie in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>. Lassen wir<br />

Disharmonie zu, dann wird sie sich vervielfachen.<br />

In einer Zeit, wo allgemein größte Ruhelosigkeit und tiefes<br />

Unbehagen vorherrschen, stellt sich die Frage: Woher kommt das?<br />

Es scheint die Unkenntnis <strong>der</strong> Tatsache zu sein, dass Disharmonie<br />

weitere Disharmonie erzeugt und sich multipliziert. Menschen, die<br />

sich beleidigt fühlen, neigen dazu, eine passende Antwort darin zu<br />

sehen, die an<strong>der</strong>e Person noch mehr zu beleidigen. Das gibt ihnen<br />

die kurzfristige Befriedigung, angemessen reagiert zu haben, aber sie<br />

ahnen nicht, was sie damit angerichtet haben. Ihre Reaktion galt einer<br />

Kraft, die <strong>von</strong> einer an<strong>der</strong>en Person ausging, und jetzt bewirken diese<br />

beiden Kräfte, die negativ und positiv sind, noch mehr Disharmonie.<br />

„Wi<strong>der</strong>strebt nicht dem Bösen“ bedeutet nicht, das Böse in sich<br />

aufzunehmen. Es heißt nur, die Disharmonie, die uns entgegenschlägt,<br />

nicht zurückzuschicken, so wie ein Tennisspieler den Ball<br />

1 Matthäus 5:39<br />

24


zurückspielen würde. Damit ist jedoch nicht gemeint, den Ball mit<br />

bloßen Händen aufzufangen. <strong>Die</strong> Absicht, die <strong>Harmonie</strong> aufrechtzuerhalten,<br />

muss wie ein Fels in <strong>der</strong> Brandung sein. Mitten im Wind,<br />

mitten im Sturm steht <strong>der</strong> Felsen aufrecht im Meer. <strong>Die</strong> Wellen<br />

kommen mit aller Macht, und doch steht <strong>der</strong> Felsen still, erträgt<br />

alles, und lässt die Brandung gewähren.<br />

Bekämpfen wir die Disharmonie, so vergrößern wir sie, unterlassen<br />

wir es aber, so gießen wir auch kein Öl ins Feuer, das sich sonst<br />

ausbreiten und Zerstörung mit sich bringen würde. Doch zweifellos<br />

werden Sie, je weiser Sie werden, mit umso mehr Schwierigkeiten im<br />

Leben zu rechnen haben, denn jede Art <strong>von</strong> Disharmonie wird auf Sie<br />

gelenkt werden, einfach deshalb, weil Sie nicht dagegen ankämpfen.<br />

Doch gleichzeitig sollten Sie wissen, dass Sie trotz all <strong>der</strong> Probleme<br />

zur Auflösung <strong>von</strong> Disharmonie beigetragen haben, die sich an<strong>der</strong>nfalls<br />

vervielfacht hätte. Es ist sogar vorteilhaft, denn jedes Mal, wenn<br />

Sie <strong>der</strong> Disharmonie standhalten, wird sich Ihre innere Stärke vergrößern,<br />

auch wenn es <strong>von</strong> außen wie eine Nie<strong>der</strong>lage aussehen mag.<br />

Doch wer sich <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> eigenen Kraft bewusst ist, wird die<br />

Situation nicht als Nie<strong>der</strong>lage bewerten. Nach einiger Zeit werden<br />

diejenigen, denen nicht nachgegeben wurde, erkennen, dass es ihre<br />

eigene Nie<strong>der</strong>lage war.<br />

Das Leben schleift uns unablässig, und je feinfühliger Sie werden,<br />

desto schwieriger wird es für Sie sein. Und es kommt die Zeit, dass<br />

das Leben für Menschen, die aufrichtig und wohlmeinend, freundlich<br />

und verständnisvoll sind, immer schlimmer wird. Wenn sie dadurch<br />

entmutigt werden, dann gehen sie unter. Bewahren sie aber ihren<br />

Mut, so wird deutlich, dass dies am Ende nicht zu ihrem Nachteil war,<br />

denn ihre Kraft wird eines Tages soweit zunehmen, dass sie mit ihrer<br />

eigenen Präsenz, ihren Worten, ihren Handlungen die Gedanken,<br />

Gefühle und Aktivitäten aller an<strong>der</strong>en leiten können. Sie werden<br />

in einen starken Rhythmus kommen, <strong>der</strong> alle an<strong>der</strong>en dazu bringt,<br />

diesem Rhythmus zu folgen. <strong>Die</strong>se Eigenschaft wird im Osten einem<br />

Genie, einer Vordenkerin, zugeschrieben. Doch um <strong>der</strong> Disharmonie<br />

standzuhalten, die <strong>von</strong> außen kommt, müssen wir uns zuerst darin<br />

üben, <strong>der</strong> Disharmonie aus dem eigenen Inneren nicht nachzugeben,<br />

die dem eigenen Selbst entspringt. Denn unsere eigene Seele zu lenken<br />

ist schwieriger als an<strong>der</strong>e zu kontrollieren. Wenn wir dazu nicht in <strong>der</strong><br />

Lage sind, wenn es uns nicht gelingt, uns selbst im Zaum zu halten,<br />

25


dann ist es sehr schwer, <strong>der</strong> Disharmonie im Außen standzuhalten.<br />

Doch was verursacht die Disharmonie in unserem Inneren? Es<br />

ist Schwäche, physische o<strong>der</strong> mentale Schwäche. Sehr oft stellen wir<br />

daher fest, dass eine körperliche Krankheit Disharmonie erzeugt<br />

und disharmonische Tendenzen verursacht. Zudem gibt es viele<br />

Störungen <strong>der</strong> psychischen Gesundheit, die die heutige Wissenschaft<br />

noch nicht entdeckt hat. Wir beobachten heutzutage zwei<br />

verschiedene Phänomene: Zum einen werden körperlich sehr<br />

kranke Menschen möglicherweise als Person mit einer psychischen<br />

o<strong>der</strong> seelischen Störung angesehen, zum an<strong>der</strong>en gibt es Erkrankungen,<br />

die überhaupt nicht als solche gelten. Folglich werden<br />

Menschen als gesund erachtet, weil nicht erkannt wird, welche<br />

Störungen durch psychische Erkrankungen hervorgerufen werden<br />

können. Dementsprechend sehen sich die Betroffenen auch nicht<br />

veranlasst, die Ursache in sich selbst aufzuspüren, und suchen den<br />

Fehler beständig bei an<strong>der</strong>en. Wo sie sich auch befinden, sei es an<br />

ihrem Arbeitsplatz, in einer guten beruflichen Position, o<strong>der</strong> zu<br />

Hause, überall verursachen sie Disharmonie. Doch niemand kann<br />

ihnen helfen, solange ihr Zustand nicht als Störung <strong>der</strong> psychischen<br />

o<strong>der</strong> seelischen Gesundheit diagnostiziert wird.<br />

Über psychische Gesundheit wird heutzutage noch zu wenig nachgedacht.<br />

Stattdessen gibt es immer mehr Juristinnen, Staatsanwälte,<br />

Rechtsanwältinnen, Richter und Gerichtshöfe, womit auch die Streitfälle<br />

zunehmen. Als Konsequenz wächst auch die Anzahl <strong>der</strong> Gefängnisse;<br />

doch was folgt daraus? Wenn die Menschen nach ihrer Haft<br />

aus dem Gefängnis entlassen werden, haben sie bereits vergessen,<br />

weswegen sie verurteilt wurden. Sie verhalten sich genauso wie<br />

vorher, weil ihr Leiden nicht als solches erkannt wurde. Vor Gericht<br />

wird eine Person verurteilt, doch es wird nicht untersucht, was die<br />

psychische Ursache für ihr Handeln ist. So finden wir in den Gefängnissen<br />

Tausende <strong>von</strong> Menschen, mit <strong>der</strong>en Psyche etwas nicht in<br />

Ordnung ist. Selbst wenn sie tausend Jahre lang eingesperrt wären,<br />

würde es ihnen nicht besser gehen. Durch die Gefängnisstrafe wird<br />

ihnen großes Unrecht zugefügt; genauso gut könnten wir eine Person<br />

inhaftieren, weil sie körperlich erkrankt ist.<br />

Der Grund für jegliches Unwohlsein und alle Störungen ist<br />

Disharmonie. Fragen wir uns also: Was wäre wohl momentan in <strong>der</strong><br />

26


Bildung <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n am sinnvollsten? Meine Antwort wäre, in ihnen<br />

den Sinn für <strong>Harmonie</strong> zu erwecken und zu entwickeln. Es ist nicht<br />

so schwer, wie es aussieht, die Aufmerksamkeit junger Menschen auf<br />

<strong>Harmonie</strong> zu lenken. Dazu ist es erfor<strong>der</strong>lich, ihnen die unterschiedlichen<br />

Auswirkungen <strong>von</strong> Disharmonie in verschiedenen Lebenssituationen<br />

aufzuzeigen.<br />

<strong>Die</strong> Sufi-Botschaft <strong>von</strong> Liebe, <strong>Harmonie</strong> und Schönheit soll<br />

das Bewusstsein <strong>der</strong> Menschheit für die wahre Natur <strong>von</strong> Liebe,<br />

<strong>Harmonie</strong> und Schönheit erwecken. Und das Training, das den<br />

in die Geistige Schule Eingeweihten gegeben wird, soll diese drei<br />

Grundprinzipien des menschlichen Lebens kultivieren.<br />

5<br />

Glück<br />

Wo<strong>von</strong> hängt unser Glück ab? 1 Wird es bestimmt <strong>von</strong> unseren<br />

Lebensumständen o<strong>der</strong> <strong>von</strong> unserer Lebenseinstellung?<br />

<strong>Die</strong>s ist eine Frage, die sehr oft gestellt wird, und sie ist äußerst<br />

schwierig zu beantworten. Viele philosophisch gebildete Menschen<br />

vertreten den Standpunkt, diese materielle <strong>Welt</strong> sei eine Illusion und<br />

ihr Wesen ein Traum, doch für erwiesen halten das nur wenige. Theoretisch<br />

etwas zu wissen ist das eine, es praktisch umzusetzen das<br />

an<strong>der</strong>e. In dieser <strong>Welt</strong> ist es ungemein schwierig, sich dem Einfluss<br />

<strong>der</strong> Lebensumstände zu entziehen. Zweifellos ist hier das einzig<br />

Hilfreiche eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Perspektive, und dieser Wandel im<br />

Blick auf die <strong>Welt</strong> vollzieht sich durch eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> inneren<br />

Haltung. <strong>Die</strong> Hindus bezeichnen unsere <strong>Welt</strong> als Samsara. In <strong>der</strong> bildlichen<br />

Darstellung erscheint es wie ein Leben im Nebel. Wir denken<br />

und sprechen, handeln und fühlen, doch wissen wir nicht wirklich,<br />

warum. Erkennen wir einen Sinn darin, verbirgt sich versteckt<br />

dahinter ein an<strong>der</strong>er, <strong>von</strong> dem wir nichts erahnen. Sehr oft schränkt<br />

uns das Leben ein, als seien wir gefangen und bewegten uns auf dem<br />

schmalen Grad zwischen Wasser und Sumpf. Wollen wir uns über die<br />

Umstände erheben, brauchen wir Flügel, die wir nicht immer haben.<br />

1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 20. August 1922<br />

27


<strong>Die</strong>se Flügel sind verbunden mit dem Willen, <strong>der</strong> eine steht für Unabhängigkeit,<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e für Gleichmut. Unabhängigkeit verlangt <strong>von</strong><br />

uns erhebliche Opfer, bevor wir uns wirklich eigenständig fühlen<br />

können. Gleichgültigkeit gegenüber unserer ureigenen Natur, die <strong>von</strong><br />

Liebe und Mitgefühl geprägt ist, würde unser Herz entzweischneiden,<br />

bevor wir dazu kämen, Gleichmut im Leben zu praktizieren.<br />

Zweifellos, sobald <strong>der</strong> Wille einmal fähig ist, seine Flügel auszubreiten,<br />

erscheint uns vieles wie aus großer Entfernung und wir<br />

stehen über den Lebensumständen, die den Menschen Fesseln<br />

anlegen. Es gibt keine Schwierigkeit, die nicht früher o<strong>der</strong> später<br />

überwunden werden könnte. Doch selbst, wenn wir etwas erreicht<br />

haben, das wir uns ersehnten, wird ein neuer Wunsch entstehen,<br />

<strong>der</strong> nach Erfüllung strebt. So schreiten wir <strong>von</strong> einem Wunsch zum<br />

nächsten und selbst wenn sie alle in Erfüllung gehen, wird immer<br />

wie<strong>der</strong> etwas Neues erscheinen, was wir begehren. So wird das<br />

Wünschen nie ein Ende nehmen.<br />

Je mehr Aufgaben wir im Leben übernehmen, desto mehr Schwierigkeiten<br />

haben wir zu bewältigen. Halten wir uns vom weltlichen<br />

Leben fern, dann ist unser Dasein auf Erden ohne Sinn. Je wichtiger<br />

die Aufgabe, desto schwieriger ist sie zu erfüllen. Und so folgt auf jeden<br />

Tag immer ein Abend und das geht so weiter bis in alle Ewigkeit. All<br />

das zu ertragen ist für Sufis nicht nur eine Frage <strong>der</strong> Geduld, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> Perspektive, <strong>der</strong>en Verän<strong>der</strong>ung eine Person in einer bestimmten<br />

Situation <strong>von</strong> Schmerz und Schwierigkeiten befreien kann.<br />

Sehr oft ist es die Lebenseinstellung, die das ganze Leben eines<br />

Menschen verän<strong>der</strong>t. Sie kann uns aus <strong>der</strong> Hölle in den Himmel<br />

bringen und Kummer in Freude verwandeln. Betrachten wir unsere<br />

Nöte und Sorgen nur aus einem bestimmten Blickwinkel, so fühlt<br />

sich <strong>der</strong> kleinste Nadelstich wie eine Schwertspitze an, die unser<br />

Herz durchbohrt. Schauen wir aber aus einer an<strong>der</strong>en Perspektive<br />

darauf, so wird unser Herz unempfindlich gegen diese Stiche, sie<br />

können ihm nichts anhaben. So fällt alles, was uns schmerzlich<br />

treffen soll, zu Boden, ohne uns berührt zu haben.<br />

Was bedeutet die Aussage, jemand könne über Wasser gehen?<br />

Wasser steht hier symbolisch für das Leben. Es gibt Menschen, die<br />

im Wasser ertrinken, an<strong>der</strong>e schwimmen darin und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

gelingt es, über Wasser zu gehen. Eine Person, die so empfindlich<br />

ist, dass sie nach einem kleinen Nadelstich Tag und Nacht unglück-<br />

28


lich ist, gehört zur ersten Kategorie. Eine an<strong>der</strong>e steckt ein und teilt<br />

aus, als sei das Leben ein Spiel, sie gehört zu den Schwimmern. Sie<br />

macht sich nichts daraus, einen Schlag zu bekommen, zieht sie doch<br />

Befriedigung daraus, zwei Schläge zurückgeben zu können. Doch<br />

jene Menschen, die nichts anfechten kann, sind zwar <strong>von</strong> dieser<br />

<strong>Welt</strong>, doch erheben sie sich über sie. <strong>Die</strong>se gehen über Wasser. Denn<br />

das Leben kann ihnen nichts anhaben, ob es ihnen nun Freud o<strong>der</strong><br />

Leid bringt. Wahrhaftig, Unabhängigkeit und Gleichmut sind die<br />

beiden Flügel, die es <strong>der</strong> Seele ermöglichen zu fliegen.<br />

6<br />

<strong>Die</strong> Aufgabe des Sufismus in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

<strong>Die</strong> Sufi-Bewegung hat zwei Aufgaben in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> zu erfüllen.<br />

<strong>Die</strong> eine ist die Verpflichtung einzelnen Menschen gegenüber,<br />

die die Wahrheit suchen; die an<strong>der</strong>e, ein besseres Verständnis<br />

zwischen den Menschen herbeizuführen. 1 <strong>Die</strong>se beiden Aufgaben<br />

bedingen einan<strong>der</strong> im Hinblick auf ihre Erfüllung. Ohne die Entwicklung<br />

einzelner Individuen ist <strong>der</strong> Fortschritt <strong>der</strong> Menschheit schwer<br />

möglich; ohne den Fortschritt <strong>der</strong> Menschheit im Allgemeinen ist<br />

die Entwicklung eines einzelnen Menschen ebenfalls schwierig. <strong>Die</strong><br />

Sufi-Bewegung ist nicht politisch, denn die mystische Anschauung<br />

<strong>der</strong> Sufis geht über Politik hinaus. In früheren Zeiten wurde die<br />

spirituelle Botschaft <strong>von</strong> Prophetinnen und Propheten überbracht,<br />

denn Gottes Worte gelangen durch mystische Übertragung in die<br />

<strong>Welt</strong>. Wenn das Gesetz in die Hände <strong>von</strong> weltlich gesinnten Intellektuellen<br />

fällt, wird es sich immer als unvollkommen erweisen.<br />

Mit Gesetz ist hier das verborgene Gesetz des Lebens und <strong>der</strong> Natur<br />

gemeint, nicht nur die Regeln und Bestimmungen innerhalb eines<br />

Staates. Es for<strong>der</strong>t uns auf, über das, was das gewöhnliche Auge<br />

sehen kann, hinauszugehen, um die Wirklichkeit des Lebens zu<br />

erfassen. Denn Menschen, die rein äußerlich am Leben interessiert<br />

sind, kommen nicht umhin, parteiisch zu sein, wenn es um Fragen<br />

ihres eigenen Interesses geht.<br />

1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 23. Juni 1922<br />

29


Das Wesentlichste, was die Sufi-Lehre <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> gegeben hat, ist die<br />

Toleranz gegenüber allen Glaubensrichtungen, die in unterschiedlichen<br />

Teilen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> existieren und denen verschiedene Menschen<br />

folgen. <strong>Die</strong> Idee einer einzigen Wahrheit kann mit dem Bild eines<br />

Baums verglichen werden, dessen Baumstamm die Essenz <strong>der</strong> Religion<br />

bildet, während seine Äste die verschiedenen Glaubensrichtungen<br />

darstellen. Für Sufis ist die wahre Religion das Meer <strong>der</strong> Wahrheit,<br />

und alle verschiedenen Glaubensrichtungen sind seine Wellen.<br />

<strong>Die</strong> Botschaft Gottes kommt und geht wie die Gezeiten im Meer;<br />

doch was bleibt, ist das Meer selbst, und damit die Wahrheit. Wer <strong>von</strong><br />

an<strong>der</strong>en Menschen glaubt, sie seien auf dem Irrweg, geht selbst in die<br />

Irre, denn wer auf dem richtigen Weg ist, weiß, dass je<strong>der</strong> Weg früher<br />

o<strong>der</strong> später zum selben Ziel führt.<br />

Es ist nicht die Aufgabe <strong>der</strong> Sufis, an<strong>der</strong>e zu einem bestimmten<br />

Glauben zu bekehren und damit alle an<strong>der</strong>en Religionen auszuschließen.<br />

Wer sich zum Sufi-Orden bekennt, bekennt sich damit<br />

gleichermaßen zu allen Glaubensrichtungen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> und ist an<br />

keinen bestimmten Glauben gebunden. Der Glaube ist für Sufis ein<br />

befreiendes Ideal, keine Gefangenschaft. Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

Sufi-Lehre ist die ganze Menschheit ein Körper, und alle Ethnien<br />

sind verschiedene Körperteile und die Nationen seine Organe. <strong>Die</strong><br />

Menschen sind die Teilchen, aus denen <strong>der</strong> Körper besteht, doch <strong>der</strong><br />

Geist dieses Körpers ist göttlich. Wie die Gesundheit und Zufriedenheit<br />

des Körpers vom guten Zustand jedes einzelnen Teils bestimmt<br />

wird, so hängen auch Glück und Frieden <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> vom<br />

Befinden jedes einzelnen Menschen und ihrer Beziehung untereinan<strong>der</strong><br />

ab. Es gehört nicht zur Aufgabe <strong>der</strong> Sufis, an<strong>der</strong>e Menschen<br />

zum Aberglauben zu führen o<strong>der</strong> sie für Wun<strong>der</strong>taten zu interessieren;<br />

sie wollen we<strong>der</strong> ihre eigene Macht vergrößern noch übersinnliche<br />

Phänomene erforschen. Ihre wichtigste Botschaft ist<br />

dieselbe, welche Christus gelehrt hat: „Liebe deinen Nächsten.“ 1<br />

Einzelnen gegenüber haben Sufis eine beson<strong>der</strong>e Verpflichtung.<br />

Der Murshid, <strong>der</strong> spirituelle Lehrer o<strong>der</strong> die Murshida als spirituelle<br />

Lehrerin, behandelt die Murids, die Lernenden auf dem spirituellen<br />

Weg, zunächst genau wie ein Arzt o<strong>der</strong> eine Ärztin, um sie zur Selbsterkenntnis<br />

zu befähigen, damit sie begreifen, an welchem Punkt<br />

1 Matthäus 22:39<br />

30


ihrer Entwicklung sie sich befinden, wer sie sind, was sie wollen und<br />

wie sie es erreichen können. Sie erklären ihnen auch, was im Leben<br />

erstrebenswert ist und was nicht. Sie verordnen ihren Murids nicht<br />

nur Studien, son<strong>der</strong>n immer wie<strong>der</strong> auch Übungen. Aber noch viel<br />

wichtiger ist <strong>der</strong> persönliche Kontakt. Ein Moment des Gesprächs<br />

mit dem Murshid ist hilfreicher als ein ganzes Jahr Studium in <strong>der</strong><br />

Bibliothek, denn die Murshida ist ein lebendiges Buch. Das Ziel <strong>der</strong><br />

Murshids ist es, im Herzen <strong>der</strong> Lernenden den göttlichen Geist zu<br />

entzünden, <strong>der</strong> das Erbe <strong>der</strong> Menschheit ist. Es gibt keine bestimmten<br />

Disziplinen und keinen beson<strong>der</strong>en Glauben, die den Murids aufgezwungen<br />

werden. Alle Lernenden sind frei, selbst zu denken. Das<br />

einzige Anliegen des Murshids und <strong>der</strong> Murshida besteht darin, die<br />

Seelen <strong>der</strong> Wahrheitssuchenden zu befreien.<br />

7<br />

Sufismus<br />

Das Wort Sufi kommt <strong>von</strong> dem arabischen Wort saf, dies bedeutet<br />

„Reinigungsprozess“. <strong>Die</strong> ganze Tragödie des Lebens rührt<br />

vom Mangel an Reinheit. Doch was bedeutet Reinheit? Es bedeutet,<br />

natürlich zu sein. Fehlen <strong>von</strong> Reinheit bedeutet dagegen, sich <strong>von</strong><br />

seinem ursprünglichen, natürlichen Zustand entfernt zu haben. Wir<br />

sprechen <strong>von</strong> reinem Wasser, wenn sich keine an<strong>der</strong>e Substanz, sei<br />

sie süß o<strong>der</strong> sauer, we<strong>der</strong> Milch noch etwas an<strong>der</strong>es damit vermischt<br />

hat. Sterilisiertes Wasser wurde <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Substanzen gereinigt,<br />

mit an<strong>der</strong>en Worten, es ist reines Wasser. Sufismus ist daher <strong>der</strong><br />

Prozess, das Leben zu seiner natürlichen Quelle zurückzuführen.<br />

Sie können in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> einer Religion, Philosophie,<br />

Wissenschaft o<strong>der</strong> <strong>von</strong> Mystik sprechen, wie immer Sie wollen.<br />

Tatsächlich haben alle religiösen Lehrer, die <strong>von</strong> Zeit zu Zeit auf<br />

diese <strong>Welt</strong> gekommen sind, diesen Prozess <strong>der</strong> Reinigung in Form<br />

einer Religion gekleidet. Genau deshalb sagte Christus: „Ich bin nicht<br />

gekommen, um euch ein neues Gesetz zu bringen, son<strong>der</strong>n das<br />

Gesetz zu erfüllen.“ 1 Es handelt sich nicht um ein neues Verfahren,<br />

son<strong>der</strong>n um denselben bekannten Vorgang, den die Weisen zu allen<br />

1 Matthäus 5:17<br />

31


Zeiten beschrieben haben. Wenn daran irgendetwas neu erscheint,<br />

dann ist es die Form, in welche das Ganze gegossen wurde, um einer<br />

bestimmten Epoche des <strong>Welt</strong>geschehens zu entsprechen. In unserer<br />

Zeit nun entspricht es in seiner Form den heutigen Gegebenheiten.<br />

Manche denken vielleicht, Spiritualität bedeute, etwas zu lernen,<br />

was sie vorher nicht kannten, o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s gut zu werden o<strong>der</strong><br />

irgendwelche außergewöhnlichen Kräfte zu entwickeln o<strong>der</strong> Erfahrungen<br />

übernatürlicher Art zu erlangen. Doch nichts da<strong>von</strong> verspricht<br />

<strong>der</strong> Sufismus, obwohl es auf dem Weg <strong>der</strong> Sufis nichts gibt, was nicht<br />

wun<strong>der</strong>bar wäre. All das oben Genannte und sogar noch mehr liegt<br />

in ihrer Reichweite, doch sie streben nicht danach. Durch die Praxis<br />

des Sufismus begreifen wir unser eigenes Wesen, unsere wahre<br />

Natur. Dabei erkennen wir die menschliche Natur und durch ihr<br />

Studium erfassen wir die Natur des Lebens im Allgemeinen. Jeglicher<br />

Misserfolg, Enttäuschung und Schmerz sind auf das Fehlen<br />

dieser Erkenntnis zurückzuführen. Erfolg, Glück und Frieden werden<br />

durch die Erkenntnis <strong>der</strong> eigenen Natur erlangt. Kurz gesagt bedeutet<br />

Sufismus, unser wahres Wesen und den Sinn und Zweck unseres<br />

Lebens zu erkennen und zu wissen, wie wir dieses Ziel erreichen.<br />

Viele sagen aus Enttäuschung: „Vielleicht werde ich in meinem Leben<br />

nie erfolgreich sein“, nicht wissend, dass die Menschheit auf die Erde<br />

kam, das zu tun, was sie sich ersehnt. Erfolg ist natürlich und Misserfolg<br />

unnatürlich. Wenn Menschen sie selbst sind, gehört ihnen die<br />

ganze <strong>Welt</strong>, sind sie aber nicht sie selbst, gehört ihnen nicht einmal<br />

ihr eigenes Selbst. Dann wissen sie nicht, wer sie sind, was sie sind,<br />

warum sie hier auf Erden sind. Dann sind sie sich selbst und an<strong>der</strong>en<br />

weniger nützlich als ein Felsen.<br />

In <strong>der</strong> Selbstverwirklichung liegt das Mysterium des Lebens, durch<br />

sie werden Krankheiten geheilt und in ihr liegt das Geheimnis des<br />

Erfolgs im Leben, sie ist eine Religion und mehr als eine Religion.<br />

Und in dieser Zeit, wo die <strong>Welt</strong> in Aufruhr ist, bringt diese Erkenntnis<br />

die göttliche Botschaft. In <strong>der</strong> fehlenden Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung<br />

<strong>der</strong> Menschheit liegt <strong>der</strong> Ursprung allen Elends<br />

dieser <strong>Welt</strong>. Deshalb kann nichts an<strong>der</strong>es die Frage nach dem Sinn<br />

des Lebens beantworten als dieser Prozess <strong>der</strong> Selbsterkenntnis, den<br />

weise Menschen, Frauen wie Männer, zu allen Zeiten als den Weg zur<br />

Selbstverwirklichung gelehrt haben.<br />

32


8<br />

Was die <strong>Welt</strong> heute braucht<br />

<strong>Die</strong> Unruhen, die wir auf <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> finden, die Schwierigkeiten<br />

zwischen den Nationen, <strong>der</strong> Hass, den Menschen<br />

gegeneinan<strong>der</strong> hegen, ein Schrei <strong>der</strong> Not, <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger <strong>von</strong><br />

allen Seiten kommt, wirtschaftliche Katastrophen, politische Probleme<br />

– all das führt dazu, dass wir uns fragen, was wir tun können,<br />

um eine Lösung für diesen allgegenwärtigen Hilferuf <strong>der</strong> Menschheit<br />

zu finden. 1<br />

Momentan versuchen die verschiedenen Institutionen, das Feuer<br />

mal hier und mal da zu löschen, doch sie können niemals das Grundproblem<br />

lösen. Zuerst sollten wir uns daran erinnern, dass alles im<br />

Leben miteinan<strong>der</strong> verbunden ist; denn ist die eine Sache geregelt, geht<br />

eine an<strong>der</strong>e schief. Das ist wie bei einer kranken Person, die Schlaf und<br />

gute Nahrung braucht. Bekommt sie genug Schlaf, hilft ihr das ohne<br />

gute Nahrung nichts; genauso wenig hilft gute Nahrung ohne Schlaf.<br />

Versuchen wir, mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten fertig zu werden,<br />

tauchen politische Probleme auf; beim Nachdenken über soziale<br />

Fragen wird die moralische Dimension sichtbar. Wollen wir also <strong>der</strong><br />

Menschheit bei <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Umgestaltung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> helfen, was<br />

die Pflicht und Verantwortung aller vernünftigen Menschen ist, unabhängig<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong>en Rang, Position o<strong>der</strong> Qualifikation im Leben, dann<br />

müssen wir zuerst folgende Frage untersuchen: Gibt es ein grundlegendes<br />

Heilmittel für all die Leiden, die sich auf <strong>der</strong> Oberfläche des<br />

heutigen Lebens zeigen? Im Prinzip gibt es nur eins, nämlich die Verän<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Einstellung zum Leben; nur das kann den Menschen in<br />

allen Lebensbereichen helfen. Und genau diese Verän<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Lebenseinstellung wird durch eine moralische, spirituelle und religiöse<br />

Weiterentwicklung erreicht. Das Werk, das durch die Sufi-Lehre vollendet<br />

werden soll, geht in genau diese Richtung.<br />

<strong>Die</strong> Sufi-Lehre ist keine neue Religion, kein beson<strong>der</strong>es System,<br />

son<strong>der</strong>n eine Methode, mit <strong>der</strong> die Haltung im Leben verän<strong>der</strong>t werden<br />

kann und die <strong>der</strong> Menschheit eine an<strong>der</strong>e Sicht auf das Leben ermöglicht.<br />

Das Wichtigste, was die Sufi-Bewegung zu vermeiden sucht, ist<br />

1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 16. Juli 1922<br />

33


Sektierertum, das die Menschheit in allen Zeitaltern <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>geschichte<br />

entzweit hat. <strong>Die</strong> Sufi-Lehre stellt sich keiner Religion entgegen,<br />

keinem Glauben, keiner Überzeugung; sie unterstützt hingegen alle<br />

Religionen und verteidigt Glaubensgemeinschaften, die <strong>von</strong> Anhängern<br />

an<strong>der</strong>er Religionen angegriffen werden. Gleichzeitig bietet <strong>der</strong><br />

Sufi-Orden <strong>der</strong> Menschheit die Religion an, die in Wahrheit die Essenz<br />

aller Religionen ist. Der Sufi-Orden ist nicht dazu da, die ganze Menschheit<br />

zu umfangen, aber <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nst an <strong>der</strong> ganzen Menschheit ist die<br />

Erfüllung seiner Mission. So steht <strong>der</strong> Sufi-Orden nicht als Barriere<br />

zwischen seinen Mitglie<strong>der</strong>n und ihrem religiösen Glauben, son<strong>der</strong>n<br />

öffnet stattdessen die Tür, die zum Herzstück ihres eigenen Glaubens<br />

führt. <strong>Die</strong> Ordensmitglie<strong>der</strong> sind für die Anhänger <strong>der</strong> Kirche o<strong>der</strong> religiösen<br />

Gemeinschaft, <strong>der</strong> sie angehören, Überbringer <strong>der</strong> göttlichen<br />

Botschaft. <strong>Die</strong> Arbeit des Sufi-Ordens besteht nicht darin, das ganze<br />

Regenwasser in den eigenen Gefäßen zu sammeln, son<strong>der</strong>n dem<br />

Strom <strong>der</strong> Botschaft einen Weg zu bahnen, durch den er fließen und<br />

alle Fel<strong>der</strong> dieser Erde mit Wasser versorgen kann.<br />

<strong>Die</strong> Sufi-Bewegung bringt nur die Saat aus, das Ernten überlassen<br />

wir <strong>der</strong> Menschheit, denn die Fel<strong>der</strong> gehören nicht unserem Orden<br />

im beson<strong>der</strong>en; alle Fel<strong>der</strong> gehören dem einen göttlichen Wesen.<br />

Wir, die wir auf dieser Farm <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> tätig sind, tun die Arbeit, die<br />

wir tun müssen, und überlassen den Rest <strong>der</strong> göttlichen Fügung.<br />

Um den Erfolg sorgen wir uns nicht, und wer ihn anstrebt, soll<br />

woan<strong>der</strong>s danach suchen. Unser Erfolg ist die Wahrheit allein, denn<br />

nur Wahrheit ist ewiges Gelingen.<br />

9<br />

Unterschiedliche Perspektiven<br />

Grundsätzlich stehen uns in Bezug auf alle Dinge <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

zwei unterschiedliche Anschauungsweisen offen: liberal<br />

und konservativ. 1 Und jede dieser Perspektiven gibt uns ein Gefühl<br />

<strong>von</strong> Genugtuung, weil beiden ein gewisses Maß an Tugendhaftigkeit<br />

zugeschrieben wird. Blicken wir aus konservativer Sicht auf unsere<br />

1 Vortrag in Suresnes, Frankreich, 30. Juli 1922<br />

34


Familie, machen wir uns den vererbten Familienstolz zu eigen<br />

und sind in je<strong>der</strong> Hinsicht bestrebt, die Ehre und Würde unserer<br />

Ahnenfamilie hochzuhalten. Wir folgen <strong>der</strong>en Ehrenhaftigkeit und<br />

nehmen uns <strong>von</strong> diesem Standpunkt aus gesehen all <strong>der</strong>er an, die<br />

zur eigenen Familie gehören, wir schützen sie, ob würdig o<strong>der</strong><br />

unwürdig. Auf diese Weise bewahren wir eine Flamme, die vielleicht<br />

vor Jahren entfacht wurde, indem wir sie unser ganzes Leben lang<br />

als wegweisende Fackel in Händen halten. Blicken wir aus konservativer<br />

Perspektive auf unsere Nation, entsteht daraus ein patriotisches<br />

Gefühl, was in <strong>der</strong> heutigen <strong>Welt</strong> als mo<strong>der</strong>ner Ersatz für<br />

Religion gilt. Zweifellos ist es eine Tugend, sich nicht nur um die<br />

eigenen Kin<strong>der</strong> zu sorgen, son<strong>der</strong>n die ganze Nation als Familie zu<br />

betrachten. Bei Bedarf sind Menschen sogar bereit, mit ihrem Leben<br />

dafür einzustehen, die Würde, die Ehre und die Freiheit ihres Volkes<br />

zu verteidigen.<br />

Der konservative Geist ist <strong>der</strong> individualisierende Geist, das<br />

zentrale Thema <strong>der</strong> ganzen Schöpfung. Eben dieser Geist wirkt<br />

nach ähnlichen Prinzipien wie die Sonne, wenn nicht wie das<br />

alles durchdringende Licht. Und es ist die Kraft dieses in <strong>der</strong><br />

Natur wirkendenden Geistes, <strong>der</strong> viele Äste auf einem Stamm und<br />

mehrere Blätter an einem Ast miteinan<strong>der</strong> verbindet. Es ist genau<br />

dieser Geist, <strong>der</strong> im menschlichen Körper Hände und Füße zusammenhält<br />

und sie zu Teilen eines individuellen Wesens bestimmt.<br />

Von diesem Geist geht aber immer auch die Gefahr aus, dass er<br />

eine Blockade hervorruft, wenn wir uns zu sehr in etwas hineinsteigern.<br />

Wird <strong>der</strong> Familienstolz zu groß, vergessen wir unsere<br />

Pflichten gegenüber <strong>der</strong> Menschheit und erkennen nicht, was uns<br />

jenseits des begrenzten Kreises <strong>der</strong> Familie mit an<strong>der</strong>en vereint.<br />

Gerät eine ganze Nation in diese Blockadehaltung, resultieren<br />

daraus alle Arten <strong>von</strong> Katastrophen, einhergehend mit Gewalt<br />

und Zerstörung wie Kriege und Revolutionen. Der Albtraum, den<br />

die Menschheit jüngst erfahren hat, 1 war das Ergebnis einer weltweiten<br />

Überlastung, hervorgerufen <strong>von</strong> <strong>der</strong> extremen Auswirkung<br />

dieses Geistes. Es ist also nicht wahr, dass Tugend das eine und<br />

Sünde das an<strong>der</strong>e ist. Was vorher als Tugend galt, kann zur Sünde<br />

werden. Tugend und Sünde sind keine festgelegten Handlungen.<br />

1 Erster <strong>Welt</strong>krieg, 1914-1918<br />

35


Es sind die beson<strong>der</strong>en Umstände, es ist unsere innere Einstellung,<br />

die uns zu einer Handlung veranlasst, und <strong>der</strong>en Ergebnis<br />

macht sie zu einer Sünde o<strong>der</strong> zu einer Tugend.<br />

Leben ist Bewegung, Tod ist das Anhalten dieser Bewegung,<br />

eine Blockade stoppt den Lebensfluss, Bewegung bringt ihn wie<strong>der</strong><br />

ins Fließen. Der konservative Geist ist nützlich, solange er sich<br />

bewegt, mit an<strong>der</strong>en Worten, solange er seinen Horizont ständig<br />

erweitert. Jene, die einst stolz auf ihre Familie waren und nun,<br />

nachdem sie die Verpflichtungen ihr gegenüber erfüllt haben, die<br />

nächste Stufe nehmen, indem sie ihren Mitbürgern helfen und<br />

die dritte Stufe erreichen, indem sie ihre Nation verteidigen – all<br />

jene entwickeln sich weiter. Familienstolz und Patriotismus sind<br />

zweifellos Tugenden, weil sie einen Menschen zu etwas führen<br />

können, was besser ist.<br />

Eine Blockadehaltung entsteht, wenn eine Person auf ihre<br />

eigenen Interessen fixiert bleibt. Wenn sie vom Stolz und <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Bedeutung <strong>der</strong> eigenen Familie so eingenommen ist, dass für sie<br />

darüber hinaus nichts an<strong>der</strong>es mehr existiert. Das gleiche gilt für<br />

jene, die nur an ihre eigenen Landsleute denken und denen alle<br />

an<strong>der</strong>en gleichgültig sind. In diesem Fall legt sich ihr Patriotismus<br />

wie eine Art Schleier vor ihre Augen, <strong>der</strong> sie blind macht, so dass<br />

sie we<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en noch ihren eigenen Leuten dienen können.<br />

Selbstsucht erzeugt zwar die Illusion eines Gewinns, doch am Ende<br />

erweist er sich als wertlos. <strong>Die</strong> Hauptsache ist das Leben selbst,<br />

und wahres Leben ist das innere Leben, die Gotteserkenntnis und<br />

das Bewusstsein des eigenen Geistes. Wenn das menschliche Herz<br />

Gott erkennt, verwandelt es sich in einen Ozean <strong>der</strong> Liebe, dessen<br />

Wellen Freund und Feind gleichermaßen erreichen und das Herz<br />

zur Vollkommenheit führen.<br />

<strong>Die</strong> Sufi-Lehre stimmt nicht in jedem Fall mit <strong>der</strong> Idee des<br />

Pazifismus überein, sie lehrt nicht Frieden um jeden Preis. Sie<br />

verdammt nicht Familienstolz o<strong>der</strong> Patriotismus, sie predigt<br />

nicht einmal gegen den Krieg. Sie möchte den Menschen die<br />

Worte Christi bewusst machen: „Unser Leben, unser Wirken und<br />

36


unser ganzes Sein liegt in Gott.“ 1 <strong>Die</strong>s zu verwirklichen und die<br />

geschwisterliche Verbundenheit <strong>der</strong> Menschheit in <strong>der</strong> Verwirklichung<br />

Gottes zu erkennen, das ist unsere Aufgabe. Als natürliche<br />

Folge da<strong>von</strong> entsteht <strong>der</strong> Geist <strong>von</strong> Kinship o<strong>der</strong> Geschwisterlichkeit<br />

und das Prinzip <strong>von</strong> Gleichheit, die beide den Boden bereiten<br />

für die Entwicklung <strong>von</strong> Demokratie im äußeren Leben und Aristokratie<br />

im geistigen Leben, die sich in <strong>der</strong> vornehmen Seele zeigt,<br />

die ihre Vollkommenheit in <strong>der</strong> Erhabenheit Gottes verbirgt.<br />

10<br />

<strong>Die</strong> Reise zum Ziel<br />

Geliebte Gottes, mein Thema heute Abend ist <strong>der</strong> Weg zum<br />

Ziel. 2 Bevor ich mich meinem Thema zuwende, möchte ich<br />

vorausschicken, dass es zwei verschiedene Stufen <strong>der</strong> menschlichen<br />

Evolution gibt, die wir sehr wohl als Vor- und Hauptstufe bezeichnen<br />

könnten. In <strong>der</strong> Mythologie <strong>der</strong> Puranas 3 werden diese beiden Typen<br />

als das jüngere und das ältere Geschwisterkind bezeichnet.<br />

Es gibt eine Phase in <strong>der</strong> Kindheit, in <strong>der</strong> das Kind immer weiß,<br />

was es will und nur dann glücklich ist, wenn es auch genau das<br />

bekommt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Auf einer weniger<br />

entwickelten Stufe des Bewusstseins begehren wir tatsächlich<br />

nur das, was wir sehen, hören, wahrnehmen, berühren können;<br />

alles an<strong>der</strong>e interessiert uns wenig. Wir wollen nur das, was uns<br />

wünschenswert erscheint, und nichts, was darüber hinaus ginge.<br />

Auf <strong>der</strong> Hauptstufe hingegen haben wir das Leben schon mehr o<strong>der</strong><br />

1 Apostelgeschichte 17:28; Anm. d. Hrsg.: An an<strong>der</strong>er Stelle führt <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong> aus: „Das moralische Prinzip ist das Prinzip <strong>der</strong> Liebe. Wenn wir nach<br />

bestimmten Prinzipien, Gesetzen o<strong>der</strong> Vorschriften gezwungen werden, uns tugendhaft<br />

zu verhalten, ist das keine wahre Tugend. Es muss aus <strong>der</strong> Tiefe unseres<br />

eigenen Herzens kommen, nur unser eigenes Herz kann uns wahre Tugend lehren.“<br />

(aus: The Inner Life, S. 53, Shambala Publications, Massachusetts, 1997)<br />

2 Vortrag in den Nie<strong>der</strong>landen, 6. September 1921<br />

3 <strong>Die</strong> Puranas gehören zu den wichtigsten heiligen Schriften des Hinduismus. Sie<br />

sind nach den Veden in <strong>der</strong> Zeit <strong>von</strong> 400 n. Chr. bis 1000 n. Chr. entstanden,<br />

greifen jedoch oft auf ältere Inhalte zurück.<br />

37


weniger kennengelernt, haben Freude und Leid, Begeisterung und<br />

Enttäuschung erlebt und die Wechselhaftigkeit des Lebens erkannt.<br />

<strong>Die</strong>se beiden Stufen sind we<strong>der</strong> <strong>von</strong> einem bestimmten Lebensalter<br />

abhängig, noch <strong>von</strong> einer beson<strong>der</strong>en Erziehung; nein, sie<br />

hängen ganz allein vom inneren Erleben ab. Wenn wir so weit ins<br />

Leben vorgedrungen sind, wie es uns möglich war, und wenn wir<br />

die Grenzen <strong>der</strong> ersten Stufe ausgelotet und überschritten haben,<br />

erst dann befinden wir uns auf <strong>der</strong> zweiten Stufe. Im Osten gibt es<br />

einen Brauch, <strong>der</strong> zu einer Art religiöser Etikette geworden ist, und<br />

empfiehlt, niemanden aufzuwecken, <strong>der</strong> schläft, son<strong>der</strong>n die Person<br />

ruhig weiter schlafen zu lassen. Nicht danach zu handeln, wird als<br />

Vergehen angesehen. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Sie sollten die <strong>Welt</strong> ihrer<br />

Natur gemäß behandeln und nicht gegen <strong>der</strong>en Wesensart angehen.<br />

Zwingen Sie niemanden <strong>von</strong> <strong>der</strong> ersten Stufe auf die zweite; wir<br />

müssen zuerst gut schlafen, um erwachen zu können.<br />

Nun gibt es bezüglich des Fortschritts auf dem spirituellen Pfad<br />

zwei verschiedene Charaktertypen. <strong>Die</strong> einen sagen. „Ja, ich möchte<br />

diesen Weg beschreiten, aber wo genau werde ich ankommen?“ Sie<br />

wollen alles darüber wissen, bevor sie sich auf den Weg machen,<br />

auch, ob ihre Freunde mitkommen. Und wenn nicht, dann sind sie<br />

auch nicht bereit loszugehen, weil sie sich des Weges nicht sicher<br />

sind, nicht alleine gehen wollen, weil sie wissen wollen, wann und<br />

wo sie ankommen werden, und ob es sicher genug ist, auf diesem<br />

bestimmten Pfad zu reisen. Wenn sie endlich doch auf dem Weg<br />

sind, blicken sie erst zurück, versuchen dann vorauszuschauen und<br />

fragen sich: „Ob ich das Ziel wohl erreiche? Ist das wirklich <strong>der</strong> richtige<br />

Weg?“ Tausendfach kommen ihnen Zweifel und Ängste; sie<br />

blicken nach vorn und wie<strong>der</strong> zurück, sie schauen sich um. Wenn<br />

ihnen doch nur an<strong>der</strong>e sagen könnten, wie weit sie schon gereist<br />

sind. Sie sind rastlos und wollen wissen, wie weit es noch bis zum<br />

Ziel ist. Sie sind noch wie Kin<strong>der</strong>, obwohl sie sich nach <strong>der</strong> Reise<br />

sehnen. Für solche Leute gibt es Spielzeuge: <strong>Die</strong> mystischen Andeutungen<br />

in Bezug auf geistige Erfahrungen halten sie beschäftigt. Das<br />

ist für sie wie eine Art Landkarte, die ihnen Orientierung gibt, um<br />

abschätzen zu können, wohin sie gehen.<br />

Kommen wir nun zu den Bedingungen auf <strong>der</strong> Hauptstufe. Über<br />

diesen Teil des Weges sagt die Bibel: „Wenn jemand nicht <strong>von</strong> neuem<br />

38


geboren wird, so kommt er nicht ins Himmelreich.“ 1 Zunächst, wenn<br />

ich erklären sollte, was die Reise und ihr Ziel in erster Linie bedeuten,<br />

dann wäre die Antwort, dass die gesamte Schöpfung für diesen Zweck<br />

geschaffen wurde, und gäbe es nicht dieses Ziel, dann gäbe es auch<br />

die Schöpfung nicht. Und bevor sich Menschen auf die Reise begeben,<br />

üben sie es in irgendeiner Form spielerisch ein, obwohl sie in Wirklichkeit<br />

noch nicht aufgebrochen sind. Zum Beispiel wünschen<br />

sich einige, reich zu werden und widmen all ihre Zeit, ihre gesamte<br />

Energie, ihr ganzes Leben, all ihre Gedanken diesem Ziel; sie reisen<br />

sozusagen diesem Ziel entgegen. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um streben nach<br />

Macht, arbeiten genau dafür und bekommen sie auch. Und wollen<br />

sie eine hohe Position erreichen, so nutzen sie all ihre Kraft auf eine<br />

natürliche, spielerische Art und Weise, um dieses Ziel zu erreichen.<br />

Das Spielerische ihrer Handlung erkennen wir daran, dass ihre Jagd,<br />

das gewünschte Objekt zu erlangen, sie dahin führt, ein an<strong>der</strong>es<br />

zu begehren. Sind sie reich, wollen sie auch berühmt sein; wenn<br />

sie dann berühmt sind, wollen sie etwas an<strong>der</strong>es. Haben sie etwas<br />

erreicht, verlangen sie nach dem nächsten, zufrieden sind sie nie.<br />

Das zeigt uns, dass die Menschheit, nach außen hin mit dem Erreichen<br />

weltlicher Dinge beschäftigt, in ihrer Seele unerfüllt bleibt und<br />

ein beständiges Sehnen in sich trägt, was sie ruhelos macht. Rumi,<br />

<strong>der</strong> große persische Sufi-Lehrer, beschreibt diesen Seelenzustand<br />

sehr gut in seinem Werk „Masnavi“: „Was ist es, was deine Seele so<br />

sehr berührt, wenn dir <strong>der</strong> Klang <strong>der</strong> Rohrflöte aus Schilf durch und<br />

durch geht und dein Herz durchbohrt?“ Es ist das Weinen <strong>der</strong> Flöte<br />

und ihre Trauer darüber, dass sie, die einst zu einer Pflanze <strong>der</strong> Erde<br />

gehörte, <strong>von</strong> dieser abgeschnitten wurde. Löcher wurden in ihr Herz<br />

gebohrt. Sie sehnt sich nach ihrer Rückkehr und danach, wie<strong>der</strong> mit<br />

ihrer Quelle, ihrem Ursprung vereint zu sein. Genauso fühlt die Seele<br />

ein Sehnen nach ihrem Ursprung. An einer an<strong>der</strong>en Stelle in seinem<br />

Werk spricht Rumi da<strong>von</strong>, dass es so auch allen Menschen ergehe, die<br />

ihr Heimatland vor langer Zeit verlassen haben. Sie streifen vielleicht<br />

umher und erfreuen sich an dem, was sie sehen, doch <strong>der</strong> Moment<br />

wird kommen, an dem eine starke Sehnsucht nach ihrem Heimatort<br />

ihre Herzen erfüllt. 2<br />

1 siehe Johannes 3:3<br />

2 Vergleiche: Rumi, Masnavi<br />

39


Wir können beobachten, dass jene, die wirklich gelitten haben und<br />

enttäuscht wurden, ein gebrochenes Herz haben und niemandem <strong>von</strong><br />

ihren Erfahrungen erzählen wollen. Sie wünschen keine Gesellschaft,<br />

son<strong>der</strong>n wollen allein sein. Und in dieser Stille wächst in ihnen das<br />

Gefühl, als gäbe es eine Person, die sie mit offenen Armen empfängt<br />

und ihre Seele erwartet, wie die Mutter ihr Kind. Sie erkennen, dass es<br />

irgendwo einen Tröster gibt, <strong>der</strong> größer ist als alles an<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>,<br />

eine Freundin, die ihnen lieber ist als alles an<strong>der</strong>e auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, einen<br />

Beschützer, <strong>der</strong> stärker ist, als ein weltlicher es je sein könnte. Da sie<br />

wissen, dass sie sich auf die <strong>Welt</strong> nicht verlassen können, suchen sie<br />

danach in ihrem inneren Selbst.<br />

<strong>Die</strong> vertraute Person im Leben und nach dem Tod, in Freude und<br />

Leid, in Reichtum und Armut, eine, auf die wir uns immer verlassen<br />

können, die uns immer in die richtige Richtung führt und die besten<br />

Ratschläge erteilt, dieser Freund verbirgt sich in unserem eigenen<br />

Herzen. Es gibt keinen besseren. Wo finden wir dieses vertraute<br />

Wesen? In den Tiefen <strong>der</strong> eigenen Menschlichkeit, im wahren<br />

inneren Sein. <strong>Die</strong>ser Freund, diese Freundin ist <strong>der</strong> Ursprung, die<br />

Quelle und das Ziel, das endgültige Ziel <strong>von</strong> allem. Doch es taucht<br />

die Frage auf: Wenn all das unser eigenes Wesen ist, warum nennen<br />

wir es dann einen Freund? Sollten wir dann nicht <strong>von</strong> unserem<br />

eigenen Selbst sprechen? <strong>Die</strong> Antwort ist, dass diese vertraute<br />

Person tatsächlich unser eigenes Sein darstellt; doch verglichen mit<br />

<strong>der</strong> Gegenwart des größeren Selbst empfinden wir uns kleiner als<br />

ein Tropfen im Ozean. Wir können diesen Freund, diese Freundin<br />

nicht mit unserem eigenen Selbst gleichsetzen, solange wir unser<br />

kleines persönliches Ego nicht vergessen und aufgegeben haben.<br />

Solange wir nicht den Zustand <strong>der</strong> Vollkommenheit erreicht haben,<br />

sollten wir lieber still sein, statt anmaßend über das zu reden, was<br />

wir noch nicht geworden sind.<br />

Auf <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> verordnen alle geheimen Schulen als erste<br />

Lektion auf dem inneren Weg die Stille: keine Diskussionen, keine<br />

Dispute, keinen Streit. <strong>Die</strong> Bedingungen <strong>der</strong> Reisenden auf dem<br />

Weg sind vollkommen an<strong>der</strong>e als die <strong>der</strong> Menschen in <strong>der</strong> äußeren<br />

<strong>Welt</strong>. <strong>Die</strong> wahrhaft Wissenden verschließen ihre Lippen und<br />

äußern sich nicht zu diesem Thema, und kein Weg war je erfolgreicher<br />

und gewinnbringen<strong>der</strong> als die Botschaft <strong>der</strong> Prophetinnen<br />

und Propheten aller Län<strong>der</strong>, zuallererst Gott zu lieben. Natürlich<br />

40


gab es zu allen Zeiten religiöse Autoritäten, die <strong>der</strong> Menschheit die<br />

Erkenntnis Gottes vorenthalten und ihr nur den Glauben an Gott<br />

gepredigt haben.<br />

<strong>Die</strong> Abwesenheit dieser Erkenntnis hat vernunftbegabte Menschen<br />

dazu gebracht, gegen das zu rebellieren, was sie nicht verstehen<br />

konnten. <strong>Die</strong> Verbindung zwischen Erkenntnis und Verständnis ging<br />

verloren, und so kam es zur Vorherrschaft des Materialismus, <strong>der</strong><br />

sich immer weiter in <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> ausbreitet. In Zeiten wie diesen kommt<br />

Chaos in die <strong>Welt</strong>; wir finden überall Verwirrung und Unruhe. Alle<br />

wollen Gutes tun, aber wissen nicht, wie. Sri Krishna beschrieb diesen<br />

Zustand mit dem Verfall des Dharma, wenn <strong>der</strong> Geist verschwindet<br />

und nur die Form übrig bleibt. 1 Zweifellos erhält die Seele im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit intuitive Warnungen; doch im Rauschzustand <strong>der</strong> Zeit ist <strong>der</strong><br />

Nebel so dicht, dass die Botschaft nicht gehört, nicht verstanden und<br />

nicht empfangen wird, bis <strong>der</strong> Botschafter verschwunden ist.<br />

Nun, kommen wir zur erwähnten Reise zurück, wie ist sie<br />

beschaffen und wie wirkt sie auf die Menschen? Wenn eine Person<br />

über alle weltlichen Dinge hinauswächst – wie Macht, Reichtum,<br />

Besitz, alles, woraus Stolz und Eitelkeit erwächst – entsteht eine<br />

Sehnsucht in ihrem Herzen, eine Erinnerung an den Ursprung <strong>der</strong><br />

Vollkommenheit <strong>von</strong> Liebe und Frieden. Niemand auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> kann<br />

behaupten, diese Stufe schon erreicht zu haben, denn je<strong>der</strong> Moment<br />

des eigenen Lebens macht deutlich, wer wir wirklich sind, und zeigt,<br />

dass wir nicht das sind, was wir zu sein vorgeben.<br />

Wer sich auf dieser Reise befindet, zeichnet sich aus durch eine<br />

liebevolle Einstellung, eine so großzügige Haltung den Menschen<br />

gegenüber, dass Vergebung jede Handlung im Leben bestimmt.<br />

Eine solche Person zeigt Geduld in ihrem Handeln, sie ist tolerant<br />

und berücksichtigt, dass je<strong>der</strong> Mensch sich auf einem bestimmten<br />

Entwicklungsstand befindet und nicht erwartet werden kann, dass<br />

er sich besser verhält, als dieser es erlaubt. Auf diesem Weg macht<br />

niemand seine eigenen Gesetze und verlangt <strong>von</strong> allen an<strong>der</strong>en, sie zu<br />

befolgen; es gibt hier nur ein geltendes Recht für alle. Wer eine liebevolle<br />

Grundhaltung besitzt und die Absicht hat zu dienen, zu vergeben<br />

und tolerant zu sein, wer alle achtet – gute wie schlechte Menschen,<br />

jung o<strong>der</strong> alt – für den beginnt die eigentliche Reise. Um zu erklären,<br />

1 Siehe: Bhagavad Gita 4:7<br />

41


was dieser innere Weg bedeutet, gibt es kein besseres Symbol als den<br />

Weg des Kreuzes. Niemand kann ohne Mut, ohne Willensstärke und<br />

ohne Geduld diesen Weg beschreiten. Im Zusammenleben mit den<br />

unterschiedlichsten Menschen sollte unser eigener Charakter sanft<br />

wie eine Rose sein und sich so sehr verfeinern, dass niemand durch<br />

Dornen verletzt wird. Zwei Dornen können einan<strong>der</strong> nicht wehtun, sie<br />

können jedoch die Rose verletzen, die ihnen nichts antun kann. Stellen<br />

Sie sich das Leben einer Rose zwischen zwei Dornen vor. Am Anfang<br />

<strong>der</strong> Reise ist <strong>der</strong> Pfad voller Dornen und wir müssen barfuß gehen.<br />

Es ist nicht leicht, tolerant und immer geduldig zu sein, nicht über<br />

an<strong>der</strong>e zu urteilen, und unsere Feinde zu lieben. Wer diesen Wegbetritt,<br />

muss bereit sein zu sterben und den Giftbecher auszutrinken.<br />

Je<strong>der</strong> Weg beginnt mit Mühen und ist nicht sehr abwechslungsreich,<br />

das können alle bestätigen. Fragen Sie nur eine Geigerin o<strong>der</strong> einen<br />

Violinisten, wie es ihnen in den ersten Tagen erging, wenn sie Tonleitern<br />

üben mussten und nicht einmal die richtigen Töne fanden; und<br />

viele haben nicht die Geduld solange zu üben, bis sie zufrieden sind.<br />

Der erste Teil des Weges ist ein permanenter Konflikt, ein Kampf<br />

mit dem Leben; doch wenn wir uns dem Ziel nähern, wird <strong>der</strong> Weg<br />

leichter. <strong>Die</strong> Strecke erscheint uns länger, doch <strong>der</strong> Weg wird leichter,<br />

die Schwierigkeiten weniger. Das erste Ziel <strong>der</strong> Reise ist erreicht,<br />

wenn wir uns zu fragen beginnen: Wer bin ich? Bin ich Körper, Seele,<br />

o<strong>der</strong> was sonst? Stamme ich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Erde ab o<strong>der</strong> komme ich <strong>von</strong><br />

woan<strong>der</strong>s her?<br />

Sobald wir die Reise begonnen haben, erhebt sich unsere nie<strong>der</strong>e<br />

Natur. Alle Verrücktheiten und Schwächen wollen uns wie<strong>der</strong> zur Erde<br />

zurückziehen, und die Anstrengung, diese Ketten zu sprengen, erfor<strong>der</strong>t<br />

die Kraft eines Samson. Als nächstes entscheidet sich <strong>der</strong> Kampf<br />

zwischen materieller und spiritueller Schönheit. <strong>Die</strong> Schönheit <strong>der</strong><br />

Form ist realer; spirituelle Schönheit ist im Nebel verborgen, bis wir<br />

eine Entwicklungsstufe erreichen, auf <strong>der</strong> wir die spirituelle Schönheit<br />

als die strahlende Schönheit erkennen, die sie ist. Eine weitere<br />

Hürde besteht darin, dass Menschen, die Wissen, Macht und Magnetismus<br />

erlangt haben, sich darüber bewusst werden, dass sie Macht<br />

über an<strong>der</strong>e ausüben und mehr leisten können als an<strong>der</strong>e Menschen.<br />

<strong>Die</strong>se Fähigkeiten richtig zu nutzen ist die nächste Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Wir sollten uns nicht selbst dafür loben. Es gibt einen Feind,<br />

<strong>der</strong> zusammen mit den Reisenden aufbricht und sie niemals verlässt:<br />

42


Stolz und spirituelle Selbstgefälligkeit. <strong>Die</strong>ser Feind begleitet uns so<br />

lange, wie wir auf dem Weg sind.<br />

Denken Sie an die Versuchung, nach dem Erhalt <strong>von</strong> Inspiration<br />

und Macht zu denken: „Ich kann mehr tun, wissen und verstehen<br />

als du.“ <strong>Die</strong>s ist ein ständiges Bemühen bis zum Ende, und jeden<br />

Moment können wir stolpern und fallen. Nur die Beständigen<br />

werden beharrlich genug sein, sich jedes Mal wie<strong>der</strong> zu erheben,<br />

denn ohne Geduld werden sie vom Weg abkommen. Doch den<br />

Reisenden auf dem Weg wird laut Christus geholfen werden: „Sucht<br />

zuerst das Reich Gottes, so wird euch alles an<strong>der</strong>e zufallen.“ 1<br />

Wichtig ist das Ziel und die richtige Einstellung <strong>der</strong> Seele, und<br />

nicht das, was uns auf dem Weg begegnet. Der innere Kreis <strong>der</strong> Sufi-<br />

Schule, <strong>der</strong> jetzt <strong>der</strong> westlichen <strong>Welt</strong> vorgestellt wird, soll Sie auf<br />

diesem Weg begleiten. Doch niemand auf <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> kann eine Person<br />

auf diesen Weg tragen. Es können nur Hinweise gegeben werden<br />

<strong>von</strong> denen, die den Weg schon gegangen sind, für all jene, die ihn<br />

wirklich gehen wollen. Danke für Ihre freundliche Aufmerksamkeit.<br />

Gott segne Sie.<br />

11<br />

Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> 1<br />

Geliebte Gottes, mein Thema heute Abend ist <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>. 2 Beson<strong>der</strong>s jetzt nach dem Krieg 3 und dem<br />

Leid, das die <strong>Welt</strong> erfahren hat, beginnen die Menschen über eine<br />

Neugestaltung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> nachzudenken. Zweifellos haben wir gemäß<br />

unserer jeweiligen Mentalitäten sehr unterschiedliche Ansichten<br />

dazu.<br />

Betrachten wir den Zustand <strong>der</strong> heutigen <strong>Welt</strong>, insbeson<strong>der</strong>e die<br />

finanziellen Rahmenbedingungen, die für Ordnung und Frieden so<br />

grundlegend sind, dann sehen wir, wie verworren sie sind, und dass<br />

es äußerst schwierig geworden ist, für all diese Probleme Lösungen<br />

1 Matthäus 6:33<br />

2 Vortrag in <strong>der</strong> Salle de l‘Athénée in Genf, 10. Oktober 1923<br />

3 Erster <strong>Welt</strong>krieg 1914-1918<br />

43


Ritterschaft des Herzens<br />

Regeln für ein aufrechtes Leben<br />

Kompass für eine Ethik <strong>der</strong> Achtsamkeit<br />

Wie können wir die <strong>Welt</strong>, was auch immer geschieht, mit wachem<br />

Blick betrachten und den Herausfor<strong>der</strong>ungen des Lebens<br />

nicht nur in schwierigen Zeiten begegnen? Wie finden<br />

wir Wege, gesellschaftlich wie<strong>der</strong> mehr zusammenzuwachsen?<br />

Was kann uns dabei helfen? Eine mo<strong>der</strong>ne ritterliche<br />

Ethik <strong>der</strong> Achtsamkeit.<br />

<strong>Die</strong> 40 Regeln <strong>der</strong> Ritterlichkeit sind wie ein Blick in den Spiegel, <strong>der</strong> hilft, ethisches<br />

Verhalten zu üben und in unsere Beziehungen zu allen Wesen und uns selbst Achtsamkeit<br />

zu bringen. Neben jahrtausendealten Werten wie Gerechtigkeit, Fairness,<br />

Ausgewogenheit, Maßhalten, Mut, Weisheit und Großzügigkeit rückt heute die Achtung<br />

gegenüber allem Leben sowie eine universale Verantwortung in den Fokus.<br />

Wer mit Sorgfalt und wacher Aufmerksamkeit mit den 40 Regeln arbeitet, kultiviert<br />

diese scheinbar selbstverständlichen ethischen Prinzipien und findet dabei noch ein<br />

weites Feld für Selbsterforschung und persönliche Entwicklung.<br />

<strong>Die</strong>ses Set mit 40 Karten und Buch ist <strong>der</strong> Schriftstellerin, Musikerin und Wi<strong>der</strong>standskämpferin<br />

Noor <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> gewidmet.<br />

Ritterschaft des Herzens | SET<br />

40 Regeln für ein aufrechtes Leben<br />

Gebundenes 185-seitiges Begleitbuch, 40 Karten mit<br />

Kartenhalter und Stülpschachtel<br />

Verlag Heilbronn 2021 | ISBN 978-3-936246-40-7<br />

Ritterschaft des Herzens | Buch<br />

40 Regeln für ein aufrechtes Lebens<br />

Alternativ zum Karten-/Buchset sind die 40 Regeln auch eigenständig<br />

nur als schön gestaltetes und gebundenes Buch erhältlich.<br />

Der Inhalt ist identisch mit dem Begleitbuch des Sets.<br />

Verlag Heilbronn 2021 | ISBN 978-3-936246-46-9


Centennial Edition<br />

<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

13-bändige Jubiläumsausgabe<br />

Band 1 – Das innere Leben<br />

<strong>Die</strong> Bücher <strong>der</strong> Sufi-Lehren sind ein kostbarer Schatz.<br />

Der erste Band beinhaltet folgende 4 Bücher:<br />

Das innere Leben<br />

<strong>Die</strong> Seele – woher und wohin<br />

Der Sinn des Leben<br />

Der Weg <strong>der</strong> Erleuchtung<br />

Verlag Heilbronn 2018 | 477 S. | ISBN 978-3-936246-34-6<br />

Band 2 – <strong>Die</strong> Mystik des Klangs<br />

Wer das Geheimnis des Klangs kennt,<br />

kennt das gesamte Universum.<br />

Der zweite Band beinhaltet folgende 4 Bücher:<br />

<strong>Die</strong> Mystik des Klangs • Musik<br />

<strong>Die</strong> Macht des Wortes<br />

<strong>Die</strong> Sprache des Kosmos<br />

Verlag Heilbronn 2019 | 323 S. | ISBN 978-3-936246-39-1<br />

Band 3 – <strong>Die</strong> Kunst <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

Persönlichkeit ist die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Individualität.<br />

Der dritte Band beinhaltet folgende 6 Bücher:<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung des Charakters<br />

<strong>Die</strong> Kunst <strong>der</strong> Persönlichkeit • Ethik<br />

Bewusstsein und Persönlichkeit<br />

Kunst, Künstlerinnen und Künstler<br />

<strong>Die</strong> Kunst <strong>der</strong> Musik<br />

Verlag Heilbronn 2020 | 288 S. | ISBN 978-3-936246-44-5<br />

Band 4 – Heilung und die <strong>Welt</strong> des Geistes<br />

Gesundheit • Heilung • Mentale Reinigung • <strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> des Geistes<br />

Verlag Heilbronn 2022 | 415 S. | ISBN 978-3-936246-47-6<br />

Es ist geplant, alle ein bis zwei Jahre einen <strong>der</strong> 13 Bände herauszubringen.<br />

Jeweils aktuelle Informationen finden Sie unter: www.verlag-heilbronn.de


<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Bücher für Menschen auf dem inneren Weg<br />

Heilung aus <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Seele<br />

Mystik und geistige Heilung<br />

In diesem Buch geht es vor allem darum, innerlich zur Ruhe zu<br />

kommen, das wahre Selbst in uns <strong>von</strong> falschen Identifikationen<br />

zu lösen und zu befreien, um es dann zu verwirklichen. Das wahre<br />

Selbst ist frei <strong>von</strong> jeglichen Krankheiten und Traumen,<br />

da es immer heil und göttlich ist. .<br />

<strong>Die</strong> Seele – woher und wohin<br />

<strong>Die</strong> Reise <strong>der</strong> Seele<br />

<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> beschreibt den Weg <strong>der</strong> Seele, die sich als<br />

ein Lichtstrahl aus <strong>der</strong> Einheit Gottes löst, sich ein Gewand aus<br />

Gedanken und Gefühlen zulegt und dann einen physischen Körper,<br />

um den Zweck <strong>der</strong> Schöpfung zu erfüllen, alles mit göttlichem<br />

Bewusstsein zu durchdringen.<br />

<strong>Die</strong> Gathas – Weisheit <strong>der</strong> Sufis<br />

Lehren für seine Schülerinnen und Schüler<br />

Ursprünglich waren die Gathas für die Innere Schule <strong>der</strong> Sufi-<br />

Bewegung bestimmt.<br />

Sie enthalten Anleitungen zu sieben verschiedenen Themen:<br />

Aberglaube, Bräuche und Volksglaube; Einsicht; Symbolik;<br />

Atem; Kultivierung des Herzens; Alltagsleben und Metaphysik.<br />

Meisterschaft<br />

Spirituelle Verwirklichung in dieser <strong>Welt</strong><br />

Viele Leserinnen und Leser halten das Buch „Meisterschaft“<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> für eines <strong>der</strong> hilfreichsten Werke seiner<br />

Lehren. Erfolgreich zu sein in weltlichen Angelegenheiten wird<br />

in diesem Band nicht als ein Hin<strong>der</strong>nis auf dem spirituellen Pfad<br />

betrachtet.<br />

Gayan Vadan Nirtan<br />

<strong>Die</strong> Essenz <strong>der</strong> Sufibotschaft<br />

<strong>Die</strong> Aphorismen in „Gayan Vadan Nirtan“ stellen die Essenz <strong>der</strong><br />

Sufi-Botschaft <strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> dar.<br />

‘Gayan’ bedeutet die ‘Musik des Schweigens’, ‘Vadan’ heißt die<br />

‘göttliche Symphonie’, und ‘Nirtan’ ist <strong>der</strong> ‘Tanz <strong>der</strong> Seele’.


<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Mystische Texte<br />

Musik - Aus mystischer Sicht<br />

„Alle Formen <strong>der</strong> Natur, z. B. die Blumen, sind vollkommen in Form<br />

und Farbe; die Planeten, die Sterne und die Erde vermitteln uns<br />

die Vorstellung <strong>von</strong> <strong>Harmonie</strong>, <strong>von</strong> Musik. <strong>Die</strong> ganze Natur atmet<br />

… und das Zeichen des Lebens, das diese lebende Schönheit gibt,<br />

ist Musik.“<br />

Das innere Leben<br />

Den Sinn des Lebens verwirklichen<br />

„<strong>Die</strong> genaue Bedeutung des inneren Lebens besteht darin, dass<br />

wir nicht nur in unserem Körper leben, son<strong>der</strong>n auch in unserem<br />

Herzen und unserer Seele.“ <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> KHan<br />

Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 1<br />

Gebet – Atem <strong>der</strong> Seele<br />

Das Gebet ist die unmittelbarste Kommunikation des Menschen mit<br />

Gott. Es ist die geheimnisvollste und innerste Verbindung zwischen<br />

uns Menschen und dem schöpferischen Universum. Mit den hier<br />

vorgestellten interreligiösen Gebeten ist das Buch ein täglicher spiritueller<br />

Begleiter.<br />

Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 2<br />

<strong>Die</strong> Sprache des Kosmos<br />

Das ganze <strong>Welt</strong>all spricht zu uns<br />

<strong>Die</strong>ses Buch ist ein Kompass, <strong>der</strong> aufzeigt, wie wir mit Denken, Vernunft,<br />

Wille und Inspiration unsere Intuition schulen und das eigene<br />

Herz kultivieren können.<br />

Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 3<br />

Charakter und Persönlichkeit<br />

<strong>Die</strong> verwirklichte Persönlichkeit kann neue Lebensumstände schaffen,<br />

anstatt sie zu verschlimmern. Sie weiß, wie sie mit ihrer inneren<br />

<strong>Welt</strong> umgehen kann und welche Aufgaben sie in diesem Leben<br />

erfüllen sollte.<br />

Taschenbuchreihe Mystische Texte Band 4


Spiritualität • Mystik<br />

Bücher für Menschen auf dem inneren Weg<br />

Medizin des Herzens<br />

99 Heilungswege <strong>der</strong> Sufis<br />

Wali Ali Meyer, Bilal Hyde, Faisal Muquaddam, Shabda Kahn<br />

Das Buch führt in das Herz des Mysteriums <strong>der</strong> 99 Namen Gottes.<br />

Es ist ein Weg, um das Wesen <strong>der</strong> Grenzenlosigkeit Gottes<br />

zu verstehen und das göttliche Potential in je<strong>der</strong> Seele zu entdecken.<br />

Ein Standardwerk.<br />

Sufibuch des Lebens<br />

99 Meditationen <strong>der</strong> Liebe | <strong>von</strong> Neil-Douglasd-Klotz<br />

<strong>Die</strong> 99 schönsten Namen Gottes stehen für 99 Wege zu innerer<br />

Klärung, <strong>Harmonie</strong> und Verbundenheit mit dem Universum. <strong>Die</strong><br />

zeitlose Weisheit <strong>der</strong> Sufis hilft uns, diese Qualitäten im täglichen<br />

Leben umzusetzen und das Herz für die Liebe zu öffnen.<br />

365 Tage Sufi-Weisheit<br />

Ein spiritueller Begleiter für jeden Tag<br />

<strong>Die</strong> Schale des Saki <strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Mit Kommentaren <strong>von</strong> Samuel L. Lewis<br />

<strong>Die</strong>ses Buch hat eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung für unsere Zeit. <strong>Die</strong><br />

Worte sind Quellen <strong>der</strong> Kraft und <strong>der</strong> Besinnung, geben Impulse,<br />

nähren die innere Erkenntnis und öffnen das Herz für die <strong>Welt</strong>.<br />

Gärten <strong>der</strong> Vision und Initiation<br />

<strong>Die</strong> Lebensreise <strong>von</strong> Samuel L. Lewis<br />

<strong>von</strong> Neil Douglas Klotz<br />

<strong>Die</strong> Geschichte eines Mystikers, eines Gärtners, eines Sufis,<br />

eines Zen-Schülers, eines wahren menschlichen Wesens.<br />

Samuel Lewis‘ spirituelle Praxis wurde durch seine Treffen mit<br />

<strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> vertieft, doch seine Lehren und seine Weisheit<br />

gingen <strong>von</strong> seiner eigenen visionären Veranlagung aus.<br />

<strong>Die</strong> Erleuchtung des Schattens<br />

<strong>von</strong> Moineddin Jablonski<br />

„Ein Buch mit einer feinen Botschaft, die ernsthaft Suchende<br />

herausfor<strong>der</strong>n und anregen wird, unabhängig <strong>von</strong> ethnischem<br />

o<strong>der</strong> religiösem Hintergrund.“ Muneera Haeri<br />

Es bietet einen einzigartigen Einblick in das Leben eines erleuchteten<br />

Mystikers, <strong>der</strong> im Westen geboren wurde.


Universaler Sufismus<br />

Ein interreligiöser Weg zu spirituellem Wachstum<br />

Ritterliche Tugenden im Alten Orient<br />

Edelmut, Tapferkeit und mystische Suche<br />

<strong>von</strong> Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong><br />

„Ritterliche Tugenden im Alten Orient ist eine geniale Darstellung<br />

<strong>der</strong> Sufi-Lehren, in kunstvoller Weise zum Ausdruck gebracht durch<br />

eine Gestalt aus dem tiefsinnigsten <strong>der</strong> mittelalterlichen Ritterromane<br />

rund um den Gral. Eine lohnende Leseerfahrung!“<br />

Carl W. Ernst<br />

König Akbar und seine Tochter<br />

Geschichten aus einer <strong>Welt</strong> <strong>von</strong> Noor <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Nacherzählungen großer europäischer Epen wechseln sich ab mit<br />

Parabeln, Fabeln und Anekdoten aus allen Himmelsrichtungen.<br />

Noor <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> fügt dieser poetischen <strong>Welt</strong>erzählung auch ihre<br />

eigene Stimme, mit eigenen Geschichten und Gedichten hinzu.<br />

Kunst- und liebevoll illustriert <strong>von</strong> Natsuyo Koizumi<br />

Musik und Meditation<br />

<strong>von</strong> Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

und Aeoliah Christa Muckenheim<br />

<strong>Die</strong> Begegnung mit Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> verwandelt das Leben<br />

<strong>der</strong> professionellen Musikerin Aeoliah Christa Muckenheim. Ein<br />

Praxisbeispiel über die heilende und transformierende Kraft <strong>von</strong><br />

Musik und Meditation.<br />

Firos Holterman ten Hove<br />

Das Heilige Buch <strong>der</strong> Natur – Spirituelle Ökologie<br />

<strong>Die</strong> Seele <strong>der</strong> Blumen – Heilende Blüten-Essenzen<br />

<strong>Die</strong> Seele <strong>der</strong> Steine – Heilende Mineral-Elixiere<br />

EDITION KALIM – Geschenkbücher<br />

Meditation – Ein Thema für jeden Tag<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> und Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

• Bird Language<br />

<strong>von</strong> Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong><br />

• Gebet – Atem <strong>der</strong> Seele<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

• Der Sinn des Lebens<br />

<strong>von</strong> <strong>Hazrat</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

• Dem Einen entgegen<br />

<strong>von</strong> Wim van <strong>der</strong> Zwan


Weitere Informationen erhalten Sie über folgende Links:<br />

<strong>Inayat</strong>iyya Deutschland e. V.<br />

www.inayatiyya.de<br />

<strong>Inayat</strong>iyya Österreich<br />

www.inayatiyya.at<br />

Der <strong>Inayat</strong>i Orden Schweiz<br />

www.sufismus.ch<br />

International Sufi Movement<br />

www.sufimovement.org<br />

Sufi-Bewegung Deutschland<br />

www.sufi-bewegung.de<br />

Sufi Ruhaniat International<br />

www.ruhaniat.org<br />

Sufi Ruhaniat Deutschland<br />

www.ruhaniat.de<br />

Tänze des Universellen Friedens<br />

www.friedenstaenze.de<br />

Abrahamic Reunion e. V.<br />

www.abrahamicreunion.org<br />

Musik für Frieden und Völkerverständigung e. V.<br />

www.music-for-peace.net<br />

För<strong>der</strong>verein Sufi-Saint-School<br />

www.sufi-saint-school-ev.de<br />

Hope Project<br />

www.hope-project.de<br />

Buch und Mystik e. V .<br />

www.buchundmystik.de<br />

Verlag Heilbronn<br />

www.verlag-heilbronn.de • info@verlag-heilbronn.de


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