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BLAU (Leseprobe)

Hayley Edwards-Dujardin BLAU – Vom alten Ägypten bis zu Yves Klein 112 Seiten, Hardcover, Euro (D) 22 | Euro (A) 22.90 | CHF 33 ISBN 978-3-03876-229-4 (Midas Collection) Entdecken Sie die Geschichte der Farbe BLAU in der Kunst anhand von 40 ikonischen Darstellungen und ihren Hintergründen: eine präzise Auswahl teils unverzichtbarer, teils überraschender Werke. Mit umfassenden Informationen in Chronologien, Karten, Grafiken, Infoboxen, Anekdoten sowie fundierten Texten zu den einzelnen Werken, aber auch über den herausragenden Einfluss der Farbe BLAU in der Geschichte der Kunst.

Hayley Edwards-Dujardin
BLAU – Vom alten Ägypten bis zu Yves Klein
112 Seiten, Hardcover, Euro (D) 22 | Euro (A) 22.90 | CHF 33
ISBN 978-3-03876-229-4 (Midas Collection)

Entdecken Sie die Geschichte der Farbe BLAU in der Kunst anhand von 40 ikonischen Darstellungen und ihren Hintergründen: eine präzise Auswahl teils unverzichtbarer, teils überraschender Werke. Mit umfassenden Informationen in Chronologien, Karten, Grafiken, Infoboxen, Anekdoten sowie fundierten Texten zu den einzelnen Werken, aber auch über den herausragenden Einfluss der Farbe BLAU in der Geschichte der Kunst.

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<strong>BLAU</strong><br />

VOM ALTEN ÄGYPTEN<br />

BIS ZU YVES KLEIN<br />

Hayley Edwards-Dujardin<br />

MIDAS


<strong>BLAU</strong><br />

Hayley Edwards-Dujardin<br />

MIDAS


Eines Morgens hatte einer von<br />

uns kein Schwarz mehr und<br />

nahm stattdessen Blau: der<br />

Impressionismus war geboren.<br />

Auguste Renoir


3


Blau in der Kunst<br />

Von Gewalt zu<br />

Frieden<br />

Die Römer verbanden<br />

mit der Farbe Blau<br />

Gewalttaten, wie z. B.<br />

die der keltischen<br />

Soldaten, die sich vor dem<br />

Kampf mit blauer Farbe<br />

einschmierten. Doch auch<br />

die Vereinten Nationen<br />

wählten die Farbe Blau<br />

1945 für ihr Symbol: eine<br />

Erdkugel umgeben von<br />

Olivenzweigen auf blauem<br />

Grund – ein Bild, das für<br />

den Erhalt des Friedens auf<br />

der Welt steht. Was für ein<br />

Sinneswandel!<br />

Lieblingsfarbe<br />

Was ist an der Farbe Blau so besonders? Warum mögen<br />

sie die meisten Menschen? Vielleicht, weil sie so<br />

widersprüchlich ist wie der Mensch selbst. Welche<br />

Farbe symbolisiert schon Hoffnung und Sorge gleichzeitig?<br />

Welche andere Farbe gilt als Emblem der Republik,<br />

verkörperte aber in der Vergangenheit die Monarchie?<br />

Und gibt es eine Farbe, die Träumerei mit Wirklichkeit<br />

vereint?<br />

Die blaue Stunde<br />

Blau – die Farbe hat zweifelsohne ihren festen Platz in der<br />

Kunst, brauchte aber lange Zeit, um diesen Triumphzug zu<br />

vollziehen. Sie kam erst im Mittelalter auf, wurde mit dem<br />

Göttlichen verknüpft und galt als Symbol für die Heilige<br />

Maria. In der Antike, vor allem in Ägypten und auch im<br />

Alten Rom, wandelte sich ihre Bedeutung jedoch erheblich:<br />

Zu dieser Zeit stand sie für Gewalt und Brutalität.<br />

Pastell vs. Pastel<br />

Das Wort »Pastell«<br />

steht für einen Farbstift<br />

zum Zeichnen oder für<br />

eine zarte Farbe. Aber<br />

auch eine Färberpflanze<br />

trägt diesen Namen:<br />

Aus den Blättern der<br />

Pflanze »Pastel« (auch<br />

»Färberwaid« oder<br />

»Deutsche Indigo« genannt)<br />

wird Indigoblau gewonnen.<br />

Natürliche pflanzliche Pigmente<br />

Natürliche mineralische Pigmente<br />

Synthetische Pigmente<br />

Auf der Suche nach Pigmenten<br />

Die Untersuchung der Farbe Blau in der Kunst ist<br />

unweigerlich mit der Geschichte der Pigmente verbunden.<br />

Denn bis zur Erfindung der chemischen Pigmente im<br />

19. Jahrhundert musste jeder, der Blau in seinen Werken<br />

unterbringen wollte, viel Geduld und Geld mitbringen.<br />

Zwar hatten die Ägypter bereits das erste synthetische<br />

Blaupigment der Geschichte erfunden, doch die Formel<br />

dazu blieb leider nicht erhalten. Aus diesem Grund<br />

mussten die Menschen natürliche Ressourcen – von<br />

Steinen wie dem Lapislazuli bis zu Pflanzen wie Indigo und<br />

Pastel – nutzen. Aber das Blau war diese Mühe wert.<br />

Zwar gab es auch andere Lösungen, allerdings von<br />

minderer Qualität. Da in den meisten Werken des<br />

Mittelalters und der Renaissance religiöse Themen<br />

dargestellt wurden, spielte Geld keine Rolle. Und damit<br />

wurde die Farbe Blau zu einem Luxusartikel.<br />

6


Erfindung<br />

Ägyptischblau<br />

Erste Verwendung von<br />

Lapislazuli auf Bildern<br />

(Afghanistan)<br />

um 2500 v. Chr.<br />

Aufkommen von<br />

Lapislazuli in Europa<br />

etwa 5. Jh.<br />

12. Jh.<br />

Gewinnung von Indigoblau<br />

mit Färberwaid (oder Deutsche<br />

Indigo) aus Europa<br />

Erfindung von<br />

Preußischblau<br />

13. Jh.<br />

Europäischer Färberwaid<br />

wird von Indigo aus der<br />

Neuen Welt verdrängt<br />

1706<br />

Erfindung von<br />

Kobaltblau<br />

1562<br />

Erfindung von<br />

synthetischem Indigo<br />

1802<br />

Erfindung von<br />

synthetischem Ultramarin<br />

1895<br />

Erfindung des stabilen,<br />

preisgünstigen Phthaloblau-Pigments<br />

1828<br />

Yves Klein meldet<br />

Patent für IKB an<br />

1930er-Jahre 1960<br />

7


A schwarz, E weiß, I rot, U grün, O blau: Vokale […]<br />

O: seltsames gezisch erhabener posaunen<br />

Einöden durch die erd- und himmelsgeister raunen:<br />

Omega – ihrer augen veilchenblauer strahl.*<br />

Arthur Rimbaud, » Voyelles «, Poésies, 1871<br />

8<br />

Kalt – warm<br />

Goethe beschreibt Blau<br />

in seiner Farbenlehre<br />

(1810) als warme und Gelb<br />

als kalte Farbe. Diese<br />

Kategorisierung gibt es<br />

nicht, es ist lediglich eine<br />

Konvention, die sich im<br />

Laufe der Zeit verändert.<br />

Im Mittelalter und der<br />

Renaissance gilt Blau als<br />

warme Farbe, aber im<br />

Alten China steht sie für<br />

Weiblichkeit und Kälte.<br />

Geheimnisvolles Blau<br />

Jean Cocteau verrät uns<br />

in seinen Gedichten das<br />

Geheimnis der Farbe Blau:<br />

»Wenn sich der Himmel<br />

zurückzieht, bleibt die<br />

Heilige Jungfrau in Neapel<br />

in den Löchern der Wände.<br />

Aber hier ist alles ein<br />

Rätsel: der Saphir, die<br />

Jungfrau, der Wasserlauf,<br />

der Kragen des Matrosen,<br />

die blauen Strahlen, die<br />

blind machen, und dein<br />

blaues Auge, das in mein<br />

Herz dringt.«<br />

Lapislazuli aus Afghanistan<br />

Polierte Platte aus Pyrit, Natural<br />

History Museum London<br />

Der Siegeszug der Farbe Blau<br />

Als synthetische Pigmente erfunden und für jedermann<br />

zugänglich waren, war die Farbe Blau schnell überall zu<br />

sehen. Viele Künstler verwenden sie seitdem nach Lust<br />

und Laune. In der Landschaftsmalerei leuchten Himmel und<br />

Meere in grandiosen Blautönen, aber auch blaue Röcke<br />

und Vorhänge dominieren ganze Bilder. Denn die Farbe<br />

Blau ist in der Kunst die große Verbündete des Lichts.<br />

Künstler setzen die Farbe in großer Vielfalt ein und<br />

scheuen dabei auch keine kühnen Interpretationen. Schon<br />

lange haben das Meer und das Firmament ihr Vorrecht auf<br />

Blau verloren. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wagen es<br />

viele Künstler, auch Gesichter oder Körper blau zu malen,<br />

ebenso Tiere und städtische Gebäude. Mit ihrem realistischen<br />

Klang reflektiert die Farbe Blau gleichzeitig<br />

Emotionen.<br />

Das blaue Leben<br />

Im 20. Jahrhundert nahm Blau in der Biografie zahlreicher<br />

Künstler eine Vorrangstellung ein. Bei Picasso symbolisiert<br />

die Farbe den Rückzug aus einem schmerzvollen Leben,<br />

während sie bei den Gründern des Blauen Reiter (S. 46),<br />

Franz Marc und Wassily Kandinsky, für eine revolutionäre<br />

Künstlerbewegung steht. Und wie steht es mit Yves Klein,<br />

der ihr seinen Namen geschenkt hat?<br />

Die Farbe Blau ist zu einem absoluten Muss geworden,<br />

ob mit naturalistischen, dekorativen oder sentimentalen<br />

Konnotationen. Wie bedeutend sie ist, zeigt diese<br />

Anekdote: Als Forscher im 19. Jahrhundert feststellten,<br />

dass auf den Kunstwerken des Alten Griechenlands gar<br />

kein Blau verwendet wurde, schlussfolgerten sie (selbstverständlich<br />

zu Unrecht), dass die Griechen unter einer<br />

Sehschwäche leiden müssten, aufgrund derer sie kein Blau<br />

erkennen konnten. Denn es war unvorstellbar, dass ein<br />

Künstler nicht mit Blau malen möchte.<br />

* Stefan George, Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil,<br />

Gesamtausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 47


Geografische Vorkommen<br />

Herkunft der<br />

wichtigsten Pigmente<br />

Natürliche<br />

Pflanzenpigmente<br />

Indigostaude<br />

Afrika, Indien und Südamerika<br />

Färberwaid oder Pastel<br />

Nordengland und Frankreich<br />

(Elsass, Normandie,<br />

Languedoc)<br />

Natürliche<br />

Mineralpigmente<br />

Lapislazuli<br />

Afghanistan (historisch), heute<br />

in Mienen auf der ganzen<br />

Welt<br />

Azur<br />

Ungarn (historisch), dann<br />

Namibia, Arizona und<br />

Frankreich (Chessy im 19. Jh.,<br />

heute fast überall)<br />

Synthetische<br />

Pigmente<br />

Ägyptischblau<br />

Ägypten<br />

Ultramarinblau<br />

Frankreich<br />

Kobaltblau<br />

Frankreich<br />

Indigoblau<br />

Deutschland<br />

Preußischblau<br />

Deutschland<br />

10


Wertvolle Fundorte<br />

Ein Großteil des Lapislazuli,<br />

mit dem vor dem<br />

18. Jahrhundert im Osten<br />

das Ultramarin-Pigment<br />

hergestellt wurde, stammte<br />

aus den Mienen von Sar-e<br />

Sang in Afghanistan. Im<br />

Jahr 1271 entdeckte Marco<br />

Polo diesen »großen Berg,<br />

aus dem man das schönste<br />

Blau extrahieren kann.«<br />

11


Die Farbpalette<br />

Vom Pigment in die Tube<br />

Grundlage aller Farben ist ein natürliches (aus<br />

einer Pflanze oder einem Stein gewonnenes) oder<br />

synthetisches (chemisch hergestelltes) Pigment.<br />

Doch will man eine Farbe nach ihrem zugrunde<br />

liegenden Pigment bezeichnen, wird die Namensgebung<br />

schnell zu komplex. Welche Farbe würden<br />

Sie sich zum Beispiel unter dem Namen »Ferrocyanin«<br />

vorstellen? Sicherlich nicht Preußischblau.<br />

Obwohl genau das richtig ist. Um allen Missverständnissen<br />

aus dem Weg zu gehen, stützen sich<br />

die Farbhersteller auf den internationalen Colour<br />

Index, eine Datenbank, in der Preußischblau<br />

beispielsweise unter der Referenz PB27 zu finden<br />

ist. Um eine einsatzbereite Farbe zu erhalten,<br />

muss ein Pigment (oder mehrere Pigmente) mit<br />

einem Bindemittel (Wachs, Harz, Öl) und anderen<br />

Zusatzstoffen versehen werden.<br />

Namensgebung<br />

Nehmen wir<br />

Ultramarinblau als Beispiel.<br />

Es wurde aus Lapislazuli<br />

gewonnen und definiert<br />

Nuancen von tiefblau<br />

bis hin zu violett. Auf<br />

Farbpaletten finden<br />

sich recht fantasievolle<br />

Namen wie »Guimet-Blau«<br />

(nach seinem Erfinder)<br />

und »Göttlichblau«<br />

oder »Taubenblau« und<br />

»Capriblau«. Schließlich<br />

erfand Yves Klein<br />

das berühmte IKB<br />

(International Klein Blue).<br />

Was für eine Spielerei!<br />

Lapislazuli<br />

oder<br />

Aluminiumnatrium<br />

silicat (PB29)<br />

+<br />

Ultramarinblau<br />

Bindemittel/<br />

Zusatzstoffe<br />

Indigostaude<br />

oder<br />

Färberwaid<br />

oder<br />

Indigoblau<br />

+<br />

Bindemittel/<br />

Zusatzstoffe<br />

Synthetisches Indigo<br />

(PB 66)<br />

12


PB 15<br />

Phthaloblau,<br />

Primärblau<br />

PB 27<br />

Preußischblau<br />

> Die große Welle von<br />

Kanagawa (S. 35)<br />

PB 28<br />

Kobaltblau<br />

> Sternennacht (S. 37)<br />

> Die goldene Zelle (S. 83)<br />

PB 29<br />

Ultramarinblau<br />

> Das Stundenbuch des<br />

Duc de Berry (S. 25)<br />

> Briefleserin in Blau (S. 31)<br />

PB 30<br />

Azurblau<br />

PB 31<br />

Ägyptischblau<br />

> Sphinx d’Amenhotep III (S. 17)<br />

> Diana (S. 65)<br />

PB 32<br />

Smalteblau<br />

PB 33<br />

Manganblau<br />

PB 35<br />

Coelinblau<br />

13


IM<br />

RAMPENLICHT<br />

Sphinx des Amenhotep III<br />

Der Traum des Joachim<br />

Meiping-Vase<br />

Stundenbuch des Duc de Berry<br />

Die Krönung von Ludwig VIII.<br />

Jungfrau der Schmerzen<br />

Briefleserin in Blau<br />

Hochzeitsmarsch<br />

Die große Welle von Kanagawa<br />

Sternennacht<br />

Les Îles d’Or<br />

Die großen Badenden<br />

Selbstporträt<br />

Blaues Pferd<br />

Blaue Seerosen<br />

Das ist die Farbe meiner Träume<br />

Blauer Akt III<br />

PR-1, Reliefporträt von Arman<br />

A Bigger Splash


IM RAMPENLICHT<br />

Sphinx des Amenhotep III<br />

Um 1390–1352 v. Chr.<br />

Herstellung von<br />

Ägyptischblau<br />

Es wird aus dem Mineral<br />

Cuprorivait, Kalziumsilikat<br />

und Kupfer (Quarz)<br />

hergestellt. Die Mischung<br />

wird bei einer Temperatur<br />

von 870 bis 1.100 °C<br />

gekocht. Die entstehende<br />

Glaspaste wird zu feinem<br />

Pulver zerkleinert, das als<br />

Pigment verwendet wird.<br />

Produktionsgeheimnis<br />

Die ägyptischen Künstler<br />

gaben ihr Wissen in der<br />

Regel mündlich weiter.<br />

Davon zeugt eine<br />

Inschrift auf einer Stele<br />

des Künstlers Irtysen<br />

um 2030 v. Chr.: »Ich<br />

weiß, wie man Pigmente<br />

und Schmelzprodukte<br />

herstellt, die nicht im Feuer<br />

verbrennen und sich nicht<br />

im Wasser auflösen. Ich<br />

verrate dieses Geheimnis<br />

niemandem außer mir<br />

selbst und meinem ältesten<br />

Sohn, der, wie von Gott<br />

befohlen, in diese Kunst<br />

eingeweiht wird …«<br />

Das ewige Blau<br />

Unter der Herrschaft des Pharaos Amenhotep III<br />

erreicht die Herstellung farbiger Fayencen im Alten<br />

Ägypten ihre Blütezeit. Diese Kunst wird – genauso wie<br />

der Souverän – als »tjehnet« (»funkelnd«) bezeichnet.<br />

Wertvolle Geschenke, aber auch Grabbeigaben und<br />

Kultgegenstände werden aus farbenfroher Keramik<br />

hergestellt.<br />

Auf dieser kleinen Sphinx ist der Name des Pharaos<br />

eingraviert. Ihre stilisierten Gesichtszüge erinnern an den<br />

König. Anstelle von Löwentatzen verfügt sie über Arme<br />

und hält Opfergaben in den Händen. Die Figur stellt nicht<br />

nur Amenhotep III dar, sondern reflektiert auch einen<br />

diesem Herrscher gewidmeten Kult, dem über seinen Tod<br />

hinaus in einem zu seinen Ehren errichteten Tempel<br />

gehuldigt wird.<br />

Die blaue Glasur ist weder selten noch unbedeutend. Für<br />

die Ägypter ist Blau eine wichtige Farbe, denn sie symbolisiert<br />

den Himmel, das Wasser und vor allem die Schöpfung,<br />

die Wiedergeburt und die Göttlichkeit gleichermaßen.<br />

Diese Art von Figuren finden sich häufig als Beigaben<br />

in Gräbern. Ein wichtiger Hinweis darauf, dass sie wahrscheinlich<br />

als Talisman galten – zum einen aufgrund ihres<br />

Themas (die Sphinx/der Pharao als mächtiger Herrscher<br />

und Beschützer), zum anderen auch aufgrund ihrer<br />

überirdischen Wirkung als Schutz vor bösen Geistern.<br />

Die Ägypter sind die ersten, die um 2.500 v. Chr. ein<br />

künstliches Blaupigment – Ägyptischblau – herstellen. Das<br />

Produktionsgeheimnis wird im 19. Jahrhundert wiederentdeckt.<br />

Seitdem heißt die Farbe »Pompejiblau« – ein ohne<br />

Zweifel attraktiver Anachronismus, in dem eine traumhafte,<br />

jedoch zerstörte Vergangenheit weiterlebt.<br />

Sphinx des Amenhotep III<br />

um 1390–1352 v. Chr.<br />

Fayence<br />

Metropolitan Museum of Art, New York<br />

16


Ich thront im Azurblau wie eine missverstandene Sphinx.<br />

Charles Baudelaire, »Die Schönheit«, aus Die Blumen des Bösen<br />

17


IM RAMPENLICHT<br />

Der Traum des Joachim<br />

1303-1305<br />

Ein Trick<br />

des Künstlers<br />

Weil bei der Freskomalerei<br />

die Farbmasse frisch<br />

aufgetragen werden<br />

muss, hat Giotto das<br />

Pigment Azurit auf<br />

ausgewählten Wänden<br />

trocken aufgetragen.<br />

Nur so konnte er ein<br />

so tiefes Blau erzielen.<br />

Ein Ultramarinblau, das<br />

nur auf feuchtem Gips<br />

angewendet kann, wäre für<br />

die Oberfläche der Kapelle<br />

zu kostspielig geworden.<br />

Eine gut versteckter Trick!<br />

Von Giotto<br />

zu Twombly<br />

Im Jahr 2010 zeigt der<br />

Louvre ein Deckengemälde<br />

des Künstlers Cy Twombly,<br />

auf dem eine Reihe von<br />

Kugeln über einen blauen<br />

Himmel gleiten. Dieses Blau<br />

beschreibt der Künstler<br />

so: »Es ist nicht das Blau<br />

Griechenlands, nicht des<br />

Himmels und nicht des<br />

Meeres. Ich habe nach dem<br />

Blau der Malerei, dem Blau<br />

von Giotto gesucht. Ein<br />

einfaches Blau zwischen<br />

Kobalt und Lapislazuli.«<br />

Im Blau verliert sich der Blick<br />

Der Händler Enrico Scrovegni lässt Anfang des<br />

14. Jahrhunderts im Herzen von Padua neben seinem<br />

Palast eine Familienkapelle errichten, die er seinem<br />

Vater widmet.<br />

Die Mauern und das Gewölbe dieser Kapelle sind vollständig<br />

von Fresken zu den Büchern des Alten und Neuen<br />

Testaments sowie mit Malereien zu den Tugenden und<br />

Lastern bedeckt. Alle Malereien wurden von dem florentinischen<br />

Künstler Giotto angefertigt. Die Scrovegni-Kapelle<br />

gilt als eines seiner wichtigsten Werke und wird zum<br />

Inbegriff für die Kunst des Trecento.<br />

Giotto wählt für seine Fresken eine erzählerische Sprache<br />

und behandelt sowohl Hauptthemen als auch Nebenpersonen<br />

und -geschichten gleichwertig. Damit hebt er die<br />

tradierten Grenzen zwischen dem Göttlichen und dem<br />

Irdischen, dem Außergewöhnlichen und dem Alltäglichen<br />

auf.<br />

Der Leitfaden des gesamten Werks ist das tiefe Blau. Es<br />

symbolisiert das Firmament, das sich über einen Teil des<br />

Gewölbes erstreckt, dient aber auch als himmlischer<br />

Hintergrund für die einzelnen Bücher. Das Ultramarinblau<br />

versinnbildlicht das Mystische und deutet gleichzeitig den<br />

exklusiven Wert des aus dem orientalischen Lapislazuli<br />

gewonnenen Pigments hin. Damit lenkt es den Blick des<br />

Betrachters in Richtung Unendlichkeit.<br />

Das hier gezeigte Detail ist ein Ausschnitt aus dem Traum<br />

des Joachim, einer Bibelstelle, in der ein Engel Joachim<br />

mitteilt, dass seine unfruchtbare Frau Anne ein Kind<br />

gebären wird: Maria, die später die Mutter des Gottessohnes<br />

werden wird. Das Thema hebt die träumerische<br />

Ästhetik des Werkes hervor. Der Engel löst sich in einer<br />

intensiven Bewegung wie aus dem Nichts aus dem blauen<br />

Hintergrund. Damit wird er – ganz wie das durchdringende<br />

Blau – zum Bindeglied zwischen der Spiritualität und dem<br />

Irdischen.<br />

18


Ich betrat die Giotto-Kapelle, in der das gesamte Gewölbe<br />

und die Rückseite der Fresken so blau sind, dass es den<br />

Anschein hat, als hätte der strahlende Tag zusammen mit<br />

dem Besucher die Schwelle überschritten …<br />

Marcel Proust über das Blau in der Scrovegni-Kapelle<br />

Der Traum des Joachim<br />

Giotto (1267–1337)<br />

1303–1305<br />

Fresko<br />

Scrovegni-Kapelle, Padua<br />

19


IM RAMPENLICHT<br />

Meiping-Vase<br />

um 1350<br />

Zitat von<br />

Marco Polo:<br />

»Nur in Longquan<br />

werden sehr schöne<br />

Porzellangefäße in<br />

großer Menge und<br />

zu einem günstigen<br />

Preis produziert; drei<br />

für einen Groschen<br />

venezianischen Silbers.<br />

Hier findet man die<br />

Schönsten: Und von<br />

hieraus werden sie<br />

überall hin gebracht.«<br />

ZEITACHSE<br />

»Blau-Weiß-Porzellan«<br />

Yuan-Dynastie<br />

(1279–1368)<br />

Export in den<br />

Nahen Osten<br />

15. Jahrhundert<br />

Goldenes<br />

Zeitalter der<br />

Blaumalerei<br />

16. Jahrhundert<br />

Kobaltblau<br />

und üppiges,<br />

meisterhaftes<br />

Dekor<br />

Erste<br />

»Blaumalerei«<br />

14. Jahrhundert<br />

Einfluss auf<br />

iranisches<br />

Geschirr<br />

Ming-Dynastie<br />

(1368–1644)<br />

Export nach<br />

Europa<br />

Qing-Dynastie<br />

(1644–1912)<br />

Eine symbolische Allianz<br />

Von 1279 bis 1368 regierte die mongolische Yuan-<br />

Dynastie in China. Die Herrscher dieser Zeit unterstützten<br />

die Entwicklung der Keramikherstellung und<br />

vor allem der Technik der Blaumalerei (»Blau-Weiß-<br />

Porzellan«).<br />

Erst als Kobalt über den Persischen Golf importiert<br />

wurde, konnten die Künstler der Yuan-Dynastie neue<br />

Werke im weiß-blauen Dekor (auch als »Blaumalerei«<br />

bezeichnet) schaffen. Das war nicht selbstverständlich,<br />

gehört doch Kobalt, wie auch das aus Kupfer und Eisen<br />

gewonnene Rot, zu den wenigen Pigmenten, die den für<br />

das Brennen von Porzellan nötigen hohen Temperaturen<br />

standhalten.<br />

Die ersten Blaumalereistücke der Yuan-Dynastie sind<br />

klein und zeigen dunkelblaue Ornamente auf weißem<br />

Grund. Doch mit wachsender Perfektionierung ihrer<br />

Technik schufen die Kunsthandwerker auch große Stücke<br />

und wagten, noch intensivere Blautöne zu verwenden.<br />

Dies ist gut an der Meiping-Vase zu erkennen – ein<br />

Vasentyp, auf dem ein Zweig eines Pflaumenbaums in<br />

voller Blüte abgebildet ist. Die Vase ist tiefblau, geschmückt<br />

mit einem weißen Drachen in feinster Detailzeichnung.<br />

Sein verschlungener Körper steht im Kontrast<br />

mit der bauchigen Form der Vase und hebt sich von dem<br />

tiefen Kobaltblau deutlich ab.<br />

Mit dem Blau und Weiß assoziiert der Betrachter zudem<br />

die symbolische Identität der Mongolen, eines Volkes, das<br />

aus der Verbindung eines blauen Wolfes mit einer weißen<br />

Hirschkuh entstammen soll. So verbindet die Keramik den<br />

Glauben mit dem politischen Apparat.<br />

Meiping-Vase mit Drachenmotiv<br />

um 1350<br />

Porzellan<br />

Musée Guimet, Paris<br />

22


IM RAMPENLICHT<br />

Stundenbuch des Duc de Berry<br />

1416<br />

Sterne und<br />

Horoskope<br />

Im 12. Jahrhundert<br />

entwickelt sich das Wissen<br />

über Astronomie und<br />

Astrologie (die damals noch<br />

zusammengehörten) in der<br />

arabischen Welt und dehnt<br />

sich nach Europa aus. Beide<br />

Wissenschaften werden an<br />

den Universitäten gelehrt<br />

und genießen das Interesse<br />

und Wohlwollen des<br />

Papstes und der Könige. In<br />

der Renaissance erlebt die<br />

Astrologie einen deutlichen<br />

Aufschwung. Jeder<br />

Königshof unterhält einen<br />

eigenen Astrologen, wie<br />

John Dee am Hof Elisabeth I.<br />

oder Nostradamus am Hof<br />

Caterina de‘ Medici.<br />

1407<br />

Stundenbuch<br />

des Etienne de<br />

Chevalier<br />

1500<br />

Stundenbuch<br />

der Anne de<br />

Bretagne<br />

ZEITACHSE<br />

Berühmte Stundenbücher<br />

Egerton (dem<br />

König Renatus<br />

von Anjou zugeschrieben)<br />

1452–1460<br />

Stundenbuch<br />

der Johanna I.<br />

von Kastilien<br />

1503–1508<br />

Stundenbuch des Duc de Berry<br />

Kalenderblatt, Nr. 9, September<br />

Brüder von Limburg<br />

1416<br />

Musée Condé, Chantilly<br />

Pigmente für die Tierkreiszeichen<br />

Im Mittelalter besaßen gläubige Katholiken ein Liturgiebuch.<br />

In diesem »Stundenbuch« waren die Gebete für die<br />

einzelnen Stunden des Tages aufgeführt. Es bestand aus<br />

den Psalmen und einem Kalender. Besonders wertvolle<br />

Ausgaben waren mit üppigen Illustrationen versehen.<br />

Auch der Duc de Berry gibt 1410 ein Stundenbuch bei den<br />

Brüdern von Limburg in Auftrag, die als Maler tätig waren.<br />

Er erhält ein außergewöhnliches Manuskript, das neben<br />

den kalligraphierten Texten und prunkvoll gestalteten<br />

Rändern Hunderte von Miniaturen schmücken – eine so<br />

prachtvoll wie die andere.<br />

Die bekanntesten Illustrationen des Stundenbuch des Duc<br />

de Berry befinden sich im Kalenderteil. Der Auftraggeber<br />

hatte viel Geld investiert, sodass die an dem Werk tätigen<br />

Künstler wertvolle Pigmente wie Lapislazuli für Blau,<br />

Zinnoberrot und Rosenlack verwenden konnten. Damit<br />

konnten sie die einzelnen Szenen in lebhaften Farben und<br />

höchster Präzision darstellen und sie durch künstlerische<br />

Gesten hervorheben, deren perspektivische Wirkung der<br />

der italienischen Künstler in Nichts nachsteht.<br />

Die hier dargestellte Miniatur symbolisiert den Monat<br />

September. Sie zeigt eine Ernteszene vor dem Schloss<br />

Saumur. Das Blau des Himmels bedeckt einen erheblichen<br />

Teil des Bildes und verlängert sich in einen Halbkreis im<br />

oberen Teil, in dem detaillierte astrologische Daten<br />

aufgeführt sind. Hier finden sich zudem die Tierkreiszeichen<br />

für den Monat September sowie die Heilige Jungfrau<br />

und die Waage, die über dem von der Sonne begleiteten<br />

König Apollo in seinem Wagen schweben. Der Himmel<br />

dient als Vorwand für die Verwendung der blauen Farbe<br />

und weist bewusst auf den Reichtum und Glanz nachfolgender<br />

Auftraggeber hin. Und davon gibt es mehr als<br />

genug. Das Stundenbuch war beim Tod der Maler und des<br />

Duc de Berry im Jahr 1416 unvollendet und wurde erst etwa<br />

1485 von Jean Colombe für den Duc de Savoie fertiggestellt.<br />

24


IM RAMPENLICHT<br />

Krönung von Ludwig VIII.<br />

1460<br />

Insignien<br />

Dieser Begriff bezeichnet<br />

symbolische Gegenstände,<br />

die bei der Krönungszeremonie<br />

für die Könige<br />

Frankreichs verwendet<br />

werden. Die meisten<br />

Insignien – zumindest die,<br />

die nicht verschwunden<br />

sind –, befinden sich<br />

im Louvre oder in der<br />

Abteikirche Saint-Denis.<br />

Dazu gehören unter<br />

anderen Joyeuse, das<br />

Schwert Karls des Großen,<br />

das Zepter Karls V. oder<br />

die Krone Ludwigs XV.<br />

Die Symbole des<br />

Königtums<br />

Krone : Souveränität<br />

Zepter : politische Macht<br />

Justizia : Gerechtigkeit<br />

Schwert : militärische<br />

Macht<br />

Sporen : Ritterlichkeit<br />

Mantel mit Lilien : von Gott<br />

geerbte Macht<br />

Heiliges Blau – zu Ehren der Könige<br />

Im Jahr 1260 bittet der Heilige Ludwig den Primaten des<br />

Klosters Saint-Denis, eine Chronik der französischen<br />

Monarchie anzufertigen. Diese 1274 fertiggestellte Chronik<br />

erhält den Titel Le Roman des rois (Der Roman der Könige).<br />

Andere Mönche wie auch die folgenden Könige Frankreichs<br />

führen das Werk des Primaten (Klostervorstehers) fort und<br />

fügen dem Manuskript unter dem Namen Grandes chroniques<br />

(Große Chroniken) weitere Teile hinzu. Seit der Regentschaft<br />

Karls V. ist diese Geschichte der französischen Könige<br />

sehr populär. Dennoch richtet sie sich eher an Prinzen und<br />

deren Entourage, ist das Werk doch mit ausfeilten Miniaturen<br />

illustriert und aus diesem Grund ausgesprochen wertvoll.<br />

Mitte des 15. Jahrhunderts übernimmt der Künstler Jean<br />

Fouquet die mühevolle Aufgabe. Er illustriert das zwischen<br />

1415 und 1420 überarbeitete Werk und vollendet es zwischen<br />

1455 und 1460. Zwar muss er sich an die Texte halten, wählt<br />

jedoch häufig andere Szenen aus, denn die Chronik soll den<br />

Ruhm der Adligen herausheben, in diesem Bild vor allem<br />

Karls VII. (der Auftraggeber für diese Darstellung ist unbekannt).<br />

Die meisten Miniaturen in den Chroniken behandeln<br />

Themen wie Krönungen oder Kreuzzüge.<br />

Jean Fouquet stellt die Krönung Ludwigs des Löwen<br />

(Ludwigs VIII.) und seiner Gattin Blanche de Castille im Jahr<br />

1223 in Reims dar. Der Künstler und Hofmaler lässt sich von<br />

der italienischen Renaissance inspirieren und erschafft größte<br />

Farbenpracht. Er kombiniert seine Techniken zu einer detaillierten<br />

Komposition, in der die Farbe Gold heraussticht.<br />

Die Farbe Blau durchdringt das Werk – und das ist wenig<br />

erstaunlich. Denn nachdem sie in der religiösen Ikonografie<br />

und vor allem als Symbol für die Heilige Maria Einzug gehalten<br />

hatte, wurde ihr auch eine politische Bedeutung zugeschrieben.<br />

Die Lilie auf azurblauem Grund (Familienwappen der<br />

Kapetinger) wird zum Emblem des Königs von Frankreich. Es<br />

ist überall zu finden: Vom Boden über die Gewänder bis an die<br />

Wände – dem Glanz des Königs kann sich niemand entziehen.<br />

26


Krönung von Ludwig VIII.<br />

und der Königin Blanche de Castille im Jahr 1223<br />

Manuskript aus Saint-Denis<br />

Jean Fouquet (1420–1478/1481)<br />

1460<br />

Französische Nationalbibliothek, Paris<br />

27


IM RAMPENLICHT<br />

Jungfrau der Schmerzen<br />

1657<br />

Eine moderne<br />

Legende<br />

Lapislazuli kam im<br />

Mittelalter und in der<br />

Renaissance aufgrund<br />

seiner hohen Kosten<br />

weniger zum Einsatz, als<br />

man denken mag. Meistens<br />

wurde das Blaupigment<br />

aus dem Mineral Azurit<br />

gewonnen. Zwar hatte es<br />

weniger Leuchtkraft, war<br />

aber sehr ansprechend.<br />

um 1450<br />

Maria der<br />

Verkündigung,<br />

Antonello de<br />

Messine<br />

1530<br />

Die Jungfrau Maria<br />

in Anbetung<br />

der Hostie,<br />

Jean Auguste<br />

Dominique<br />

Ingres<br />

ZEITACHSE<br />

Einige Jungfrauen<br />

in Blau<br />

1934<br />

Madonna mit<br />

dem Kind,<br />

Fra Angelico<br />

um 1475<br />

Maria mit Kind<br />

und Heiligen,<br />

Tizian<br />

1854<br />

Junges Mädchen<br />

in blau, Tamara<br />

de Lempicka<br />

Jungfrau der Schmerzen<br />

am Fuß des Kreuzes<br />

Philippe de Champaigne (1602–1674)<br />

1657<br />

Öl auf Leinwand<br />

178 × 125 cm<br />

Louvre, Paris<br />

Das Göttliche hat seinen Preis<br />

Die Jungfrau Maria wird häufig eingehüllt in einem großen<br />

blauen Mantel dargestellt – ein traditionelles Symbol in<br />

der Ikonografie. Aber was würden Sie sagen, wenn der<br />

Grund dafür gar nicht so geheimnisvoll ist?<br />

Etwa ab dem 15. Jahrhundert ist die Farbe Blau auf Bildern<br />

der Jungfrau Maria typisch. Davor war die Jungfrau in Grau,<br />

Braun oder sogar Schwarz gekleidet, was das Leiden der<br />

Mutter Gottes darstellen sollte. Aber seit ihre heilige Größe<br />

und Reinheit dargestellt werden sollte, verwendeten die<br />

Künstler eher Rot, Gold oder Weiß. Aber warum Blau?<br />

Die Anspielung auf den Himmel liegt auf der Hand: Die<br />

Jungfrau ist die Mittlerin zwischen dem Göttlichen und dem<br />

Menschen.<br />

Doch es gibt noch eine andere pragmatischere Interpretation,<br />

die nicht selten der Eitelkeit der Auftraggeber geschuldet<br />

war. Die Marienverehrung spielte eine immer größere<br />

Rolle. Um der Jungfrau in ihrer ganzen Größe und Ehre zu<br />

huldigen, waren die Auftraggeber für religiöse Werke<br />

bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. Dieser kam durch das<br />

Ultramarinblau zustande, das nur schwer und kostspielig aus<br />

dem aus Afghanistan importierten Lapislazuli gewonnen<br />

wurde. Das Tiefblau für die Heilige Maria wurde damit zum<br />

wichtigsten Verhandlungsgegenstand.<br />

Die Jungfrau der Schmerzen von Philippe de Champaigne<br />

strahlt weniger Glorie, denn Wehmut aus, weshalb sie in<br />

einem zurückhaltenden, melancholischen Blau dargestellt<br />

ist. Der Maler zeigt eine Jungfrau des Schmerzes angelehnt<br />

an das Kreuz, an dem ihr Sohn geopfert wurde. Zu Füßen<br />

der Mutter Jesu liegen als christliche Symbole die Dornenkrone<br />

und die Kreuznägel, während sich im Hintergrund das<br />

düstere Jerusalem erhebt. Der Künstler verleiht der Gottesmutter<br />

ein menschliches, tief bekümmertes Gesicht.<br />

Resignierend die Hände im Schoss gefaltet, sitzt sie in sich<br />

zusammengefallen auf einer Bank – eine völlig verzweifelte<br />

Frau. Nur das großflächige Blau verleiht der tiefen Traurigkeit<br />

einen überirdischen Hoffnungsschimmer.<br />

28


29


IM RAMPENLICHT<br />

Briefleserin in Blau<br />

1662-1663<br />

Beschreibung<br />

durch Farbe<br />

Van Gogh schreibt 1888<br />

an Émile Bernard: »Du<br />

kennst bestimmt den Maler<br />

Vermeer. Er hat eine sehr<br />

schöne und schwangere<br />

holländische Frau gemalt.<br />

Dieser Maler verwendet<br />

die Farben Blau, Gelb,<br />

Zitronengelb, Perlgrau,<br />

Schwarz und Weiß. Es gibt<br />

von ihm nur wenige Werke<br />

in der vollen Farbpalette:<br />

Aber die Gestaltung in<br />

Zitronengelb, Blassgrau,<br />

Perlgrau ist so typisch für<br />

ihn wie für Vélasquez die<br />

Farben Schwarz, Weiß,<br />

Grau und Rosa.«<br />

um 1560<br />

Frau in Blau,<br />

Thomas Gainsborough<br />

1853<br />

Die Frau in Blau,<br />

Camille Corot<br />

1911<br />

Frau in Blau,<br />

Pablo Picasso<br />

ZEITACHSE<br />

Einige Damen<br />

in Blau<br />

Porträt einer<br />

Venezianerin<br />

(La Belle Nani),<br />

Paolo Veronese<br />

1775-1785<br />

Prinzessin<br />

Pauline-Eleonore<br />

de Broglie,<br />

Jean Auguste<br />

Dominique Ingres<br />

1874<br />

Das blaue<br />

Kleid, Kees von<br />

Dongen<br />

1944<br />

»Ich schreibe Ihnen diesen Brief …«<br />

Dem Betrachter eines Bildes von Vermeer öffnet sich<br />

die ganze Welt. Ein scheinbar intimes und ruhiges<br />

Universum, aber genau darin liegt die Täuschung. Was<br />

geschieht wohl gerade in der Welt der dargestellten<br />

Personen?<br />

Auf diesem Bild ist eine Frau zu sehen, die ganz in die<br />

Lektüre eines Briefes vertieft ist. Sie hält ihn fest in der<br />

Hand und scheint jeden Buchstaben konzentriert zu<br />

entziffern. Der Betrachter erhält einen Einblick in das<br />

Zimmer; dem Lichteinfall zufolge steht sie an einem<br />

Fenster. Doch viel mehr wissen wir nicht! An der Wand<br />

hängt eine geografische Karte, die nicht vollständig in den<br />

Bildrahmen passt. Sie scheint eine Reise zu symbolisieren,<br />

vielleicht für eine Person, die in dem Zimmer fehlt, denn<br />

die Frau ist allein. Ist es vielleicht der Absender des<br />

Briefes?<br />

Wir könnten vermuten, dass die junge Frau schwanger ist,<br />

wodurch sich der Eindruck des abgeschlossenen Zimmers<br />

als Kokon verstärkt, der von dem Werk ausgeht. Ihre<br />

füllige Gestalt stellt jedoch eher einen Zusammenhang mit<br />

der Mode des 17. Jahrhunderts her, die pralle Figuren und<br />

breite Hüften bevorzugt.<br />

Vor allem fällt das Ultramarinblau ins Auge, das Vermeer<br />

besonders liebt und dem Bild, wie nur selten in seinem<br />

wenig umfassenden Werk, eine nahezu monochrome<br />

Ästhetik verleiht. Von der Jacke, die die Frau trägt, über die<br />

Stühle bis hin zu dem kleinen Band auf dem Tisch finden<br />

sich überall blaue Elemente. Die Szene strahlt eine solche<br />

Ruhe aus, dass das Blau den Gedanken an das Meer auf -<br />

kommen lässt. Oder vielleicht verkörpert es die Melancholie?<br />

Denn sehen Sie den Stuhl hinter der Frau? Es scheint,<br />

als habe sie ihn brüsk zurückgeschoben. Vielleicht hat sie<br />

im Sitzen gelesen und sich plötzlich erhoben? Was steht<br />

wohl in diesem geheimnisvollen Brief?<br />

30


Briefleserin in Blau<br />

Jan Vermeer (1632–1675)<br />

1662–1663<br />

Öl auf Leinwand<br />

Rijksmuseum, Amsterdam<br />

31


IM RAMPENLICHT<br />

Hochzeitsmarsch<br />

Ende des 18. Jahrhunderts<br />

Einige<br />

Vokabeln<br />

Porzellan: Masse<br />

aus Kaolin, Feldspath<br />

(kaliumhaltiger Stein)<br />

und Quarz, die geformt<br />

und bei 800 bis 1.000 °C<br />

vorgebrannt wird, damit<br />

das Werkstück sein<br />

Dekor aus Glasemaille<br />

erhält. Danach wird es bei<br />

1.400 °C gebrannt, poliert<br />

und bemalt.<br />

Biskuit: Porzellanstück<br />

im Rohzustand nach dem<br />

ersten Brennen.<br />

Wedgwood<br />

oder Sèvres?<br />

Wenn es um Porzellan<br />

geht, ist in England<br />

Wedgwood und in<br />

Frankreich Sèvres führend.<br />

Die berühmte französische<br />

Manufaktur hat zudem ihr<br />

eigenes Blau: Sèvres-Blau,<br />

ein 1778 definiertes<br />

Kobaltblau, das Weltruhm<br />

erlangt hat.<br />

Hochzeitsmarsch<br />

Zierfliese<br />

Ende des 18. Jahrhunderts<br />

Keramik – Wedgwood<br />

Musée national Adrien-Dubouché,<br />

Limoges<br />

Englischblau<br />

In Frankreich genoss das Kunstgewerbe im Rokoko<br />

hohes Ansehen. In Großbritannien versuchte man, sich<br />

davon abzusetzen und übernahm eine neoklassische<br />

Ästhetik, die von den archäologischen Ausgrabungen in<br />

Herculaneum und Pompeji inspiriert war.<br />

Als Josiah Wedgwood sein Keramikatelier eröffnete,<br />

wollte er die Formen und den aus der Antike geerbten Stil<br />

vereinfachen. Für sein Unternehmen begann damit der<br />

wirtschaftliche Höhenflug.<br />

In den 1770er-Jahren entwickelte er die Jaspertechnik,<br />

eine Art Halbprozellan aus einer sehr harten und matten,<br />

dem Biskuit ähnlichen Masse, die sich leicht einfärben<br />

lässt. Sehr schnell erlangte die hellblaue Jasperware, die<br />

später als »Wedgwood-Blau« bezeichnet wurde, einen<br />

beachtlichen Ruf. Für die vom antiken Dekor inspirierten<br />

Werke von Wedgwood ist das Flachrelief charakteristisch,<br />

dessen Weiß sich strahlend vom blauen Hintergrund<br />

abhebt. Diese Keramik wird für kleine Stücke verwendet<br />

wie Medaillons und Zierfliesen, die als »Wedgwood«<br />

bezeichnet werden. Später wird sie in der Massenproduktion<br />

von Gefäßen eingesetzt.<br />

Ein Großteil der in den Wedgwood-Ateliers hergestellten<br />

Stücke werden ab 1775 vom Bildhauer John Flaxman Jr.<br />

geschaffen. Er orientiert sich in seinen Werken an den<br />

Sammlungen antiker Gefäße, die zu der Zeit in Großbritannien<br />

zu sehen waren.<br />

Diese sehr beliebten dekorativen Kacheln stellen meist<br />

recht delikate Themen dar, sind häufig von pummeligen<br />

Engelchen bevölkert und vermitteln durch die »Babyfarben«<br />

Weiß und Blau einen eher naiven Charakter.<br />

Vermutlich wurde die hier dargestellte Hochzeitsmarsch-<br />

Szene als Hochzeitsgeschenk gefertigt. Ein sehr symbolisches<br />

Geschenk, das damals hoch im Trend lag!<br />

32


Von Tag zu Tag fällt es mir schwerer, auf dem Niveau<br />

meines blauen Porzellans zu leben.<br />

Oscar Wilde


IM RAMPENLICHT<br />

Die große Welle von Kanagawa<br />

um 1830<br />

Popikone<br />

Selbst die Popkultur lässt<br />

sich von dem berühmten<br />

Stil von Hokusai inspirieren.<br />

Seine Grafik diente als<br />

Ausgangspunkt für das<br />

Logo der Marke Quiksilver<br />

und für ein universelles<br />

Piktogramm: das Emoji für<br />

die »Welle«.<br />

1866–1867<br />

Camille Claudel,<br />

Die Welle<br />

1900<br />

Claude Debussy,<br />

La Mer<br />

(Der Holzschnitt<br />

ziert das<br />

Deckblatt der<br />

Partitur)<br />

1906–1907<br />

Roy<br />

Lichtenstein,<br />

Drowning Girl<br />

ZEITACHSE<br />

Die Große Welle<br />

als Quelle der Inspiration<br />

Claude Monet,<br />

Die grüne Welle<br />

1897<br />

Fritz Endell,<br />

Die Welle<br />

1905<br />

Rainer Maria<br />

Rilke, Der Berg<br />

1963<br />

Eine blaue Welle<br />

Japan erlebte in der Edo-Zeit einen Aufschwung des<br />

wohlständigen und städtischen Bürgertums. Die Kunst<br />

reagierte auf den Geschmack dieses neuen Publikums<br />

und produzierte Grafiken in großem Stil: Das aufkommende<br />

Genre »Ukiyo-e« bezeichnet »Bilder einer<br />

vergänglichen und fließenden Welt«.<br />

Die große Welle von Hokusai ist ein Musterbeispiel für<br />

diese Ästhetik und die Ukiyo-e-Bewegung, die die<br />

Vergänglichkeit des Lebens und der Natur hinterfragt. In<br />

ihrer scheinbaren Bereitschaft, alles zu verschlingen,<br />

verkörpert diese überwältigende Welle die Instabilität der<br />

Welt. Um die Welle noch monströser erscheinen zu<br />

lassen, formt der japanische Künstler ihre Enden wie<br />

gebogene Finger, die aus der bedrohlichen Gischt herausgreifen.<br />

Die Dynamik des Meeres steht im Kontrast zum<br />

unbewegten Berg Fuji im Hintergrund, der überschwemmt<br />

zu werden droht und gleichzeitig stoisch dasteht. Ein<br />

Symbol für das Unausweichliche: Auf den Sturm folgt die<br />

Ruhe. Dieser Eindruck der Gelassenheit wird auf seltsame<br />

Weise durch die Barken in den Wellentälern akzentuiert.<br />

Sie folgen der Bewegungen und verbinden sich mit ihr.<br />

Dieses Werk wird häufig als Emblem für die japanische<br />

Kunst herangezogen, zeigt aber auch den deutlichen<br />

Einfluss des Westens. Japanische Künstler fanden in<br />

niederländischen Kunstwerken, die in der Edo-Zeit<br />

importiert wurden, eine Perspektive, die auch Hokusai<br />

umsetzt. Er verwendet als einer der ersten Künstler ein<br />

Blaupigment aus Deutschland, Preußischblau, das 1829<br />

nach Japan kam. Nach Herzenslust hat er es in seiner<br />

Serie 36 Ansichten des Berges Fuji, aus der Die große<br />

Welle entstanden ist, angewandt. Preußischblau ist<br />

intensiver als das bis dahin von den japanischen Malern<br />

verwendete natürliche Indigo und ermöglicht ein kräftigeres<br />

Spiel mit Kontrasten. Die große Welle ist so die<br />

perfekte Synthese aus dem Osten und dem Westen.<br />

34


Mit seinen Fluten richtet sich das Meer empor und scheint bis<br />

an den Himmel zu schlagen, die Wolken, die das Meer<br />

überzogen haben, mit Gischt zu besprühen.*<br />

Ovid, Metamorphosen, Buch XI<br />

* Übersetzung Michael von Albrecht, Reclam Verlag 2010, S. 675<br />

Die große Welle von Kanagawa<br />

Katsushika Hokusai (1760–1849)<br />

um 1830<br />

Farbholzschnitt<br />

Privatsammlung<br />

35


IM RAMPENLICHT<br />

Sternennacht<br />

1889<br />

Van Gogh<br />

In seiner seit 1885<br />

geführten Korrespondenz<br />

schreibt Van Gogh über die<br />

Kraft des Blaus: »Kobalt ist<br />

eine göttliche Farbe, und<br />

es gibt nichts Schöneres,<br />

um den Raum rund um ein<br />

Objekt zu füllen.«<br />

September<br />

1888<br />

Sternennacht<br />

über der Rhône<br />

(Paris, Musée<br />

d’Orsay)<br />

ZEITACHSE<br />

Schritt für Schritt zur Sternennacht<br />

Juni 1889<br />

Caféterrasse<br />

am Abend an<br />

der Place du<br />

Forum in Arles<br />

(Otterlo, Kröller-<br />

Müller-Museum)<br />

September<br />

1888<br />

Sternennacht<br />

(New York,<br />

MoMA)<br />

Eine magische Nacht<br />

Im Frühjahr 1889 lässt sich Van Gogh in der Nähe von<br />

Saint-Rémy in der Provence in eine Nervenheilanstalt<br />

einweisen. Er leidet seit mehreren Jahren unter psychischen<br />

Störungen. Doch seine Qualen und sein Fieber sind<br />

gleichsam Nahrung für seine Arbeit.<br />

Vom Wunsch, die Nacht und die Sterne zu malen, ist Van<br />

Gogh besessen. Häufig spricht er in Briefen an seine Familie<br />

und Freunde von dieser Idee. Auch an Émile Bernard schreibt<br />

er: »Aber wann schaffe ich endlich den Sternenhimmel, das<br />

Bild, das mich immer beschäftigt?« Er erfüllt sich seinen<br />

Wunsch zunächst mit Sternennacht über der Rhône und<br />

anschließend mit dem noch eindringlicheren Gemälde<br />

Sternennacht.<br />

Seine wie in Eile gesetzten Pinselstriche und die gewundenen,<br />

wirbeligen Linien drücken die Unruhe aus, die den Künstler<br />

antreibt. Sein Werk brennt wie ein intensives Feuer, das dem<br />

Chaos sehr nahe kommt, es aber geschickt abwendet.<br />

Der schwungvolle Pinselstrich erzeugt ein schwindelerregendes<br />

Bild, in dessen Vordergrund sich Zypressen wie hungrige<br />

Feuerzungen erheben. Zum Ausgleich verleiht Van Gogh<br />

dem Abendhimmel eine zarte Poesie. Die Sterne und der<br />

Mond strahlen über einen Großteil des Raumes, während<br />

Lichtreflexionen die blaue Himmelsnacht und die Landschaft<br />

durchziehen. Der Kosmos projiziert damit einen beruhigenden<br />

Schimmer, so wie die Hoffnung Licht in die mentale<br />

Unruhe Van Goghs bringt. Das Blau verkörpert die gesamte<br />

mystische Vorstellungskraft des Künstlers und vermittelt<br />

einen fast magischen Eindruck.<br />

Stellen Sie sich Van Gogh in dieser esoterischen Nacht vor:<br />

Er ist nervös, denkt gar an Selbstmord. Dann hebt er den<br />

Kopf zum nächtlichen Himmel der Provence und sieht die<br />

Tiefe und die funkelnden Sterne. Vielleicht beruhigen sich<br />

seine Gedanken, vielleicht fühlt er sich klein in der immensen<br />

Weite des Universums und ihm gehen Herz und Augen über<br />

vor der Leuchtkraft der Sterne.<br />

36


Sternennacht<br />

Vincent van Gogh (1853–1890)<br />

1889<br />

Öl auf Leinwand<br />

Museum of Modern Art, New York<br />

37


IM RAMPENLICHT<br />

Les Îles d’Or<br />

1891–1892<br />

Pinsel-Pixel<br />

Georges Seurat entwickelt<br />

in den 1880er Jahren<br />

eine Technik, bei der<br />

winzige Punkte auf dem<br />

Bild nebeneinander<br />

gelegt werden. Aus der<br />

Entfernung betrachtet<br />

verschwinden die Punkte<br />

und verschmelzen in<br />

perfekter Farbharmonie<br />

zu einem Motiv. Seurat<br />

nennt diese Technik<br />

Divisionismus, doch Félix<br />

Fénéon prägt den Stil<br />

Pointillismus.<br />

Simultaner<br />

Farbkontrast<br />

Diese Besonderheit in<br />

der Wahrnehmung von<br />

Farben wird 1839 von<br />

Michel-Eugène Chevreul<br />

entdeckt: Legt man zwei<br />

Farben auf einem neutralen<br />

Hintergrund direkt<br />

nebeneinander, entsteht<br />

für den Betrachter ein<br />

starker Kontrast. So kann<br />

Gelb neben Grün leicht<br />

rötlich aussehen, neben<br />

Rot aber einen Grünstich<br />

aufweisen.<br />

Im Rausch der Tiefe<br />

Henri-Edmond Cross arbeitet seit Kurzem mit der<br />

neo-impressionistischen Technik des Pointillismus. Die<br />

meiste Zeit des Jahres lebt er im Lavandou in Südfrankreich,<br />

wo er das weite Meer und die Landschaft als<br />

Quelle für seine Lichtinspirationen findet.<br />

Zwar ist sein Stil pointillistisch, doch Henri-Edmond Cross<br />

verleiht seinem Werk Tiefe, indem er mit der Größe der<br />

Punkte spielt: Die größeren Punkte im Vordergrund<br />

werden in Richtung Hintergrund immer kleiner. Dieses<br />

Verfahren steht in genauem Widerspruch zu dem von<br />

Georges Seurat, der davon ausgeht, dass der einzelne<br />

Punkt nicht sichtbar sein und in der Größe nicht verändert<br />

werden darf. Jenseits dieser Perspektive erzeugt die<br />

Variation der Punktgröße eine Modulation im Bild, die an<br />

eine Meeresströmung oder eine zarte Windbrise in der<br />

Provence erinnert.<br />

Der Titel des Bildes lenkt die Aufmerksamkeit auf die<br />

Inseln vor Hyères, die man auch ganz im Hintergrund<br />

wahrnimmt – was dem Künstler wohl sehr wichtig war.<br />

Doch gleichzeitig mischen sich die Lichteffekte und<br />

Elemente über das gesamte Bild zu einer klaren und<br />

poetischen Atmosphäre.<br />

Henri-Edmond Cross sprenkelt hellblaue Punkte über die<br />

Fläche und verleiht ihr damit eine zauberhafte Bewegung.<br />

Man sieht das Wasser unter den Sonnenstrahlen quasi<br />

funkeln. Um das Werk zu verstehen, braucht der Betrachter<br />

keine konkreten Elemente – das Licht und das Blau des<br />

Mittelmeers sprechen für sich: Ein sehr sonniger Tag. Sie<br />

stehen am Strand, blinzeln und lassen den Blick über das<br />

glitzernde Wasser schweifen. Purer Genuss.<br />

38


Les Îles d’Or<br />

Henri-Edmond Cross (1856–1910)<br />

1891–1892<br />

Öl auf Leinwand<br />

Musée d’Orsay, Paris


IM RAMPENLICHT<br />

Die großen Badenden<br />

1894–1905<br />

Bild und Farbe<br />

»Je besser die Farben<br />

harmonieren, desto<br />

genauer wird das Bild. Die<br />

Farbe macht den Reichtum,<br />

die Form die Fülle eines<br />

Bildes aus. Die Kontraste<br />

und das Verhältnis der<br />

Farbtöne zueinander<br />

sind das Geheimnis der<br />

Modellierung eines Bildes.«<br />

Diese Überlegungen<br />

werden 1904 vom Maler<br />

und Kritiker Émile Bernard<br />

in einem Artikel zitiert.<br />

1718<br />

Jean-Honoré<br />

Fragonard,<br />

Die Badenden<br />

1808<br />

Gustave<br />

Courbet,<br />

Die Badenden<br />

1863<br />

Henri Matisse,<br />

Badende mit<br />

Schildkröte<br />

1912<br />

Pablo Picasso,<br />

La Baignade<br />

ZEITACHSE<br />

Badende<br />

in der Kunst<br />

Nicolas Lancret,<br />

Die Badenden<br />

1772<br />

Jean Auguste<br />

Dominique<br />

Ingres,<br />

Die Badende<br />

von Valpinçon<br />

1853<br />

Édouard Manet,<br />

Frühstück im<br />

Grünen<br />

1907–1908<br />

Maurice Denis,<br />

Badende bei<br />

Perros-Guirec<br />

1937<br />

Rückkehr zur Natur<br />

Cézanne malt seit den 1870er Jahren zahlreiche Kompositionen<br />

mit Badenden. In seinen späteren, recht großen<br />

Leinwänden nimmt er das Thema bis zu seinem Tod<br />

immer wieder auf. Es wird zu seinem künstlerischen<br />

Testament, das den Beginn der Moderne des 20. Jahrhunderts<br />

einläutet.<br />

Die Darstellung von nackten Frauen in einer Landschaft ist<br />

kein neues Motiv, sondern gehört zu den klassischen<br />

Themen in der Kunst. Aber Cézanne behandelt es auf<br />

seine eigene Weise. Vor allem zieht er entgegen der<br />

Tradition keine literarische oder mythische Quelle als<br />

Referenz heran. Die weiblichen Figuren sind anonym und<br />

ihre Nacktheit untermalt die Arbeit an der Form.<br />

So unterscheidet Cézanne auf diesem Bild keine Ebenen:<br />

Er malt die Körper und die Natur auf die gleiche Weise –<br />

flächig und in gleichmäßigen Farbtönen –, die dem gesamten<br />

Bild eine neue geometrische Harmonie verleiht. Der<br />

nackte Körper ist nicht erotisch oder verführerisch,<br />

sondern wird, wie die Erde oder die Bäume, zu einem<br />

organischen Element. Die Körper verströmen keine<br />

Sinnlichkeit, denn die Nackten bilden eine architektonische<br />

Masse, die wenig Raum für eine anatomische Beschreibung<br />

lässt. Die Sinnlichkeit entströmt eher der<br />

Natürlichkeit.<br />

Die von Cézanne bevorzugte Blau- und Grünpalette<br />

unterstreicht diesen Bezug zwischen Körper und Natur.<br />

Die Farbtöne saugen die Körper förmlich ein und heben<br />

die Regeln der Perspektive nahezu auf. Der Künstler stellt<br />

uns eine spirituelle Gemeinschaft zwischen Erde und<br />

Himmel vor. Die vereinfachten Körper leiten den Kubismus,<br />

die hervorgehobenen Konturen den Expressionismus<br />

ein. Durch die Verbindung von Mensch und Natur bereitet<br />

Cézanne den Weg für die moderne Kunst.<br />

40


Cézanne ist der Vater von uns allen.<br />

Pablo Picasso<br />

Die großen Badenden<br />

Paul Cézanne (1839–1906)<br />

1894–1905<br />

Öl auf Leinwand<br />

National Gallery, London


IM RAMPENLICHT<br />

Selbstporträt<br />

1901<br />

Bemerkung eines<br />

Freundes<br />

Guillaume Apollinaire, ein<br />

enger Freund von Pablo<br />

Picasso schreibt in einem<br />

1905 erschienenen Artikel:<br />

»Ein ganzes Jahr lang<br />

lebte Picasso in diesem<br />

farbfeuchten Bild mit<br />

seinem blauen, mitleiderregenden<br />

Hintergrund,<br />

der sich wie eine<br />

Kluft auftut.«<br />

Nachtarbeit<br />

Wahrscheinleich<br />

hat Picasso dieses<br />

Selbstporträt nachts<br />

in seinem Atelier<br />

unter dem Schein<br />

einer Petroleumlampe<br />

angefertigt. Diese<br />

Lichtquelle muss die<br />

Umgebungsfarben<br />

verändert haben, was<br />

die Entwicklung seiner<br />

aufkommenden blauen<br />

Phase begünstigt haben<br />

könnte.<br />

Selbstporträt<br />

Pablo Picasso (1881–1973)<br />

1901<br />

Öl auf Leinwand<br />

Museum Picasso, Paris<br />

Morbides Blau<br />

»Als ich anfing, in Blau zu malen, dachte ich an<br />

Casagemas«, vertraute Pablo Picasso seinem Freund<br />

Pierre Daix an, einem Journalisten, Schriftsteller und<br />

Kunsthistoriker. Damit waren die Grundlagen geschaffen:<br />

Der Selbstmord seines spanischen Freundes im Jahr 1901<br />

war der Beginn der Phase einer melancholischen, ja sogar<br />

trübsinnigen Ästhetik des Künstlers.<br />

Das Selbstporträt zeigt einen gealterten Mann mit eingefallenen<br />

Wangen und blassem Teint. Der offenbar unverarbeitete<br />

Tod Casagemas’ machte es Picasso unmöglich, seiner<br />

Kunst weiter Lebendigkeit einzuhauchen. Nun schleichen<br />

der Tod und das Leiden durch seine Werke: Kranke Gefangene,<br />

schmerzerfüllte Körper, unglückliche Seelen und der<br />

Tod seines Freundes werden zum Haupt thema unzähliger<br />

Zeichnungen und Gemälde.<br />

In dieser sogenannten »blauen Phase«, die sich bis 1904<br />

erstreckt, stützt sich Picasso auf den Stil anderer Künstler.<br />

Er imitiert die glatten Farbtöne und Augenringe von Van<br />

Gogh und Toulouse-Lautrec, während die offensichtliche<br />

Vergänglichkeit und die deformierten Körper faszinierender<br />

Bilder wie La Vie (1903, Cleveland Museum of Art) an<br />

Greco erinnern.<br />

Fühlt sich der Künstler schuldig? Man munkelt, Picasso habe<br />

das attraktive Modell Germaine verführt, was Casagemas<br />

zum Selbstmord veranlasst habe. Verkörpert dieses Blau<br />

die Gram oder dient es als unseliger Vorhang, hinter dem<br />

er seine Scham versteckt. Picasso stellt sich wie ein<br />

Gespenst dar, das mit dem fast erstickenden Blauton des<br />

Hintergrunds verschmilzt.<br />

Ist es wirklich die Farbe Blau, die das Unglück reflektiert<br />

oder eher den Umgang damit? Selbst in der rosa Phase des<br />

Künstlers (1904–1906) vermitteln der zarte Farbton und die<br />

glücklicheren Themen keinen fröhlichen Eindruck. Auch aus<br />

den Bildern dieser Phase spricht die Melancholie. Ist das<br />

Gefühl also wirklich eine Frage der Farbe?<br />

44


45


IM RAMPENLICHT<br />

Blaues Pferd<br />

1911<br />

Der Blaue Reiter<br />

Franz Marc und Wassily<br />

Kandinsky veröffentlichen<br />

1912 einen Almanach mit<br />

dem Titel Der Blaue Reiter.<br />

Ihr Hauptanliegen ist es,<br />

die göttliche Essenz in<br />

der Kunst zu verstehen.<br />

Mit dem »Blauen Reiter«<br />

nehmen sie eine mystische<br />

Figur aus der Romantik<br />

auf, der sie eine tragende,<br />

spirituelle Farbe geben.<br />

Auch Paul Klee, Robert<br />

Delaunay und August<br />

Macke gehören dieser<br />

Bewegung an. Durch die<br />

Kriegswirren löst sich Der<br />

Blaue Reiter 1914 auf.<br />

Branding<br />

Der Name Der Blaue<br />

Reiter scheint sich quasi<br />

aufzuzwingen. Davon<br />

zeugt ein Zitat Wassily<br />

Kandinskys: »Wir alle<br />

liebten die Farbe Blau.<br />

Marc liebte Pferde, ich<br />

liebte Reiter. Der Name<br />

kam uns wie von selbst<br />

in den Sinn.«<br />

Blaues Pferd<br />

Franz Marc (1880–1916)<br />

1911<br />

Öl auf Leinwand<br />

Städtische Galerie<br />

im Lenbachhaus, München<br />

Utopisches Refugium<br />

Ein junger Mann befindet sich im Weltkrieg an der Front<br />

und malt. In seinen Skizzenbüchern, die nach seinem<br />

Tod im Jahr 1916 entdeckt werden, finden sich Skizzen<br />

von Pferden – viele davon sind verletzt. Ein Symbol für<br />

ein Ideal, das durch die auf dem Schlachtfeld erlittenen<br />

Qualen schwerste Verletzungen erlitten hat.<br />

Der Soldat ist Franz Marc, ein deutscher Maler, der 1911 in<br />

München gemeinsam mit Wassily Kandinsky die expressionistische<br />

Bewegung Der Blaue Reiter gründet. Zu der<br />

Zeit studiert er Philosophie und Theologie, bevor er sich<br />

der bildenden Kunst und der Darstellung von Tieren<br />

zuwendet. Er bevorzugt in seinen Werken Pferde und<br />

entwickelt ab 1905 eine abstrakte Ästhetik.<br />

Mit seiner Leidenschaft und seinem Stil nähert sich Franz<br />

Marc der Spiritualität: »Ich fand den Menschen schon sehr<br />

früh in meinem Leben hässlich. Tiere waren für mich<br />

schöner und reiner, aber auch in ihnen entdeckte ich<br />

Hässliches und Inakzeptables. Darum wurde meine Kunst<br />

immer schematischer und abstrakter.« Die Werke des<br />

Künstlers werden zu symbolischen Universen, in denen die<br />

Primärfarben und die Tiere Emotionen vermitteln, aus<br />

denen die menschliche Psychologie widerhallt.<br />

Der deutsche Künstler dekliniert das Thema des blauen<br />

Pferdes durch mehrere Werke. In diesem Bild steht ein<br />

kraftvolles Pferd im Vordergrund – als Sinnbild für die<br />

Jugend. Seine Kurven nehmen die Wellen der farbigen<br />

Hügel auf, vor denen es sich erhebt, als forme das Tier ein<br />

organisches, harmonisches und dynamisches Ganzes mit<br />

dem Hintergrund.<br />

Mit der Farbe Blau wählt Franz Marc ein mystisches und<br />

friedliches Vokabular. Ein blaues, utopisches Pferd, das<br />

durch das Ideal einer absoluten Welt inspiriert ist. Sicher<br />

ist es nicht die Welt des Jahres 1910 mit all seinen Unsicherheiten<br />

und Wendepunkten.<br />

46


Bildrechte<br />

© Adagp, Paris, 2019 / Photo:<br />

Lefevre Fine Art Ltd., London /<br />

Bridgeman Images: 60-61, 93.<br />

© Adagp, Paris, 2019 / Photo:<br />

Christie’s / Bridgeman Images:<br />

87, 88-89.<br />

© Adagp, Paris, 2019 / Photo:<br />

Thyssen-Bornemisza Collection,<br />

Madrid, Spain / Bridgeman Images:<br />

95, 96-97.<br />

© Adagp, Paris, 2019 / Photo: Ville<br />

de Marseille, Dist. RMN-Grand<br />

Palais / Benjamin Soligny / Raphaël<br />

Chipault: 99.<br />

© Agnew’s, London / Bridgeman<br />

Images: 3, 75.<br />

© Alte Nationalgalerie, Berlin /<br />

Bridgeman Images: 77, 78-79.<br />

© Anish Kapoor. Alle Rechte<br />

vorbehalten, DACS / Adagp, Paris,<br />

2019: 101.<br />

© BnF, Dist. RMN-Grand Palais /<br />

image BnF: 27.<br />

© Christie’s Images / Bridgeman<br />

Images: 35.<br />

© Notre-Dame, Semur-en-Auxois,<br />

France / Bridgeman Images: 69.<br />

© David Hockney / Tate, London,<br />

2019: 59.<br />

© Metropolitan Museum of Art,<br />

New York, USA / Bridgeman<br />

Images: 14-15, 17, 37, 73.<br />

© Musée d’Orsay, Paris, France /<br />

Bridgeman Images: 2, 39.<br />

© Musée national d’Art moderne,<br />

Centre Pompidou, Paris, Frankreich<br />

/ Peter Willi / Bridgeman Images: 91.<br />

© Museo Archeologico Nazionale,<br />

Naples, Italy / Index Fototeca /<br />

Bridgeman Images: 65.<br />

© Natural History Museum, London,<br />

UK / Bridgeman Images: 9.<br />

© Pergamon Museum, Berlin /<br />

Tarker / Bridgeman Images: 63.<br />

© Priscilla Mason and William Grimm<br />

Funds / Bridgeman Images: 85.<br />

© Rijksmuseum, Amsterdam, The<br />

Netherlands / Bridgeman Images: 31.<br />

© RMN-Grand Palais (domaine de<br />

Chantilly) / René-Gabriel Ojéda: 25.<br />

© RMN-Grand Palais (Musée Adrien<br />

Dubouché / Tony Querrec: 33.<br />

© RMN-Grand Palais (MNAAG,<br />

Paris) / Thierry Ollivier: 23.<br />

© RMN-Grand Palais (Orsay) /<br />

Hervé Lewandowski: 49, 50-51.<br />

© RMN-Grand Palais (Louvre) /<br />

Stéphane Maréchalle: 4, 29.<br />

© Scrovegni Chapel, Padua, Italien<br />

/ Cameraphoto Arte Venezia /<br />

Bridgeman Images: 19, 20-21.<br />

© Städtische Galerie im<br />

Lenbachhaus, München, Deutschland<br />

/ Artothek / Bridgeman Images: 47.<br />

© Successió Miró / Adagp, Paris,<br />

2019 / Photo: Pierre Matisse Gallery,<br />

New York, USA / Bridgeman<br />

Images: 53.<br />

© Succession Matisse / Photo:<br />

Musée national d’Art moderne,<br />

Centre Pompidou, Paris, Frankreich<br />

/ Peter Willi / Bridgeman Images: 55.<br />

© Succession Picasso 2019 / Photo:<br />

RMN-Grand Palais (Musée national<br />

Picasso-Paris) / Mathieu Rabeau: 45.<br />

© Succession Yves Klein c/o Adagp,<br />

Paris, 2019 / Photo: Philippe Migeat -<br />

Centre Pompidou, MNAM-CCI /<br />

Dist. RMN-GP: 57.<br />

© Tate, Londres, Dist. RMN-Grand<br />

Palais / Tate Photography: 81,<br />

106-107.<br />

© The British Museum, London,<br />

Dist. RMN-Grand Palais / Trustees<br />

of the British Museum: 67, 83.<br />

© The National Gallery, London,<br />

Dist. RMN-Grand Palais /<br />

Nationalgalerie: 41, 42-43.<br />

© Victoria and Albert Museum,<br />

London, Dist. RMN-Grand Palais /<br />

image V&A Museum: 5, 71.<br />

© Yue Minjun / Photo: Christie’s<br />

Images / Bridgeman: 103.<br />

Blau<br />

© 2022<br />

Midas Collection<br />

Ein Imprint der Midas Verlag AG<br />

ISBN 978-3-03876-229-4<br />

1. Auflage<br />

Übersetzung: Martina Panzer<br />

Lektorat: Dr. Friederike Römhild<br />

Layout: Ulrich Borstelmann<br />

Midas Verlag AG<br />

Dunantstrasse 3, CH-8044 Zürich<br />

E-Mail: kontakt@midas.ch<br />

www.midas.ch<br />

Franzöische Originalausgabe:<br />

»Bleu«<br />

© 2019, éditions du Chêne -<br />

Hachette Livre<br />

Text: Hayley Edwards-Dujardin<br />

Printed in Europe<br />

Die deutsche Nationalbibliothek<br />

verzeichnet diese Publikation in<br />

der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten<br />

sind im Internet unter www.dnb.de<br />

abrufbar.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Die<br />

Verwendung der Texte und<br />

Bilder, auch auszugsweise, ist<br />

ohne schriftliche Zustimmung des<br />

Verlages urheberrechtswidrig und<br />

strafbar.


EINE FEIER DER FARBE DES<br />

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<strong>BLAU</strong>. Welche Farbe kann sich rühmen, so viel Faszination<br />

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und fundierten Texten zu den einzelnen Werken.<br />

HAYLEY EDWARDS-DUJARDIN ist Kunst- und Modehistorikerin,<br />

Ausstellungskuratorin, Autorin und Übersetzerin. Sie ist Absolventin<br />

der École du Louvre (2003-2008) und des London College of Fashion<br />

(2008-2010). Sie lebt und arbeitet in Frankreich.<br />

ISBN 978-3-03876-229-4<br />

www.midas.ch<br />

© Kentarcajuan / Getty Images

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