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2 UNIversalis-Zeitung Sommer 2022<br />
UNIversalis: Kommen wir zum<br />
Schnittpunkt von Politik und Emotion,<br />
dem Verhältnis von globaler<br />
Katastrophe und persönlichem<br />
Empfinden. Auch wenn das Klimacafé<br />
im Büro des Klimaaktionsbündnisses<br />
zu finden ist, soll es dort<br />
nach eurer Ankündigung nicht um<br />
Klimadiskussionen, sondern um<br />
Gefühle gehen. Lässt sich das angesichts<br />
eines immanent politischen<br />
Themas wie das der Klimakatastrophe<br />
überhaupt trennen?<br />
Dirk Henn: Wir leben in einer Kultur,<br />
die sich der Klimakatastrophe<br />
eher rational annähert. Genau das<br />
aber ist Bestandteil des Problems.<br />
Denn wir erfahren die Klimakatastrophe<br />
in erster Linie auf der<br />
körperlichen Ebene. Es ist wichtig,<br />
einen Raum zu haben, wo ich über<br />
meine Gefühle und Körperwahrnehmungen<br />
sprechen kann. Auch<br />
im Klimacafé geht es nicht um Aktionen<br />
oder deren Beurteilung. Wir<br />
stellen die Frage, wie man einen<br />
solchen Raum halten kann, gegenüber<br />
einem Thema, das so unendlich<br />
überwältigend ist.<br />
UNIversalis: Was ist, wenn eure<br />
Teilnehmenden als Teil der bestehenden<br />
Kultur doch lieber rationalisieren<br />
wollen? Wie geht ihr damit<br />
um?<br />
Katharina Schatte: Wir treffen auf<br />
Menschen, die unsere Art des Austauschs<br />
gewöhnt sind, aber auch<br />
Menschen, die erst einmal Probleme<br />
haben, eine solche Innenschau zu<br />
praktizieren. Diese Menschen haben<br />
Schwierigkeiten, von einer rein<br />
inhaltlichen Ebene wegzukommen.<br />
Dann braucht es Strukturen und<br />
gegebenenfalls ein Eingreifen von<br />
Moderator*innenseite. Sonst würde<br />
die Begegnung schnell in inhaltliche<br />
Diskussionen abschweifen. Genügend<br />
Räume, in denen inhaltliche<br />
Diskussionen zum Thema möglich<br />
sind, gibt es ja. Zudem ermöglicht<br />
unsere Ausrichtung, dass es nicht so<br />
Celina Würth, Katharina Schatte, Dirk Henn, Marie Roth<br />
schnell zu Spaltungen kommt.<br />
UNIversalis: Wie das?<br />
Katharina Schatte: Auf einer<br />
emotionalen Ebene sind wir alle<br />
miteinander verbunden. Ob ich das<br />
Thema Klima verdränge oder sehr<br />
aktiv bin, wenn ich emotional in<br />
Kontakt komme, spüre ich Angst<br />
und Verzweiflung. Darüber können<br />
wir uns einander annähern. Auf der<br />
Diskussionsebene entstehen schnell<br />
verschiedene Fronten.<br />
UNIversalis: Mit der Spaltung<br />
sprichst du ein realgesellschaftliches<br />
Problem an. Ein lauter Teil<br />
der Bevölkerung zeigt sich mit Begriffen<br />
wie „Klimahysterie“ oder<br />
„Ökodiktatur“ weniger über die<br />
Klimakrise als über einen bevormundenden<br />
Klimaaktivismus besorgt.<br />
Hättet ihr gern auch Menschen<br />
mit solchen starken Emotionen<br />
in euren Formaten?<br />
Katharina Schatte: Auch Menschen<br />
mit solchen Emotionen sind<br />
bei uns herzlich willkommen. Es<br />
wäre schön, wenn wir auch diese<br />
Form der Spaltung überwinden<br />
könnten. Wichtig wäre nur, dass<br />
sich alle Seiten darauf einlassen.<br />
Man muss sich darauf einlassen,<br />
nicht inhaltlich zu diskutieren, sondern<br />
gemeinsam auf eine emotionale<br />
Ebene zu kommen. Ich glaube,<br />
dass man sich dabei treffen würde.<br />
Wut kann als sekundäre Emotion<br />
zum Beispiel auch Ausdruck einer<br />
Verdrängung sein.<br />
Dirk Henn: Die Ablehnung, die du<br />
beschreibst, kann auch Ausdruck<br />
von „Eco Anxiety“ sein.<br />
Katharina Schatte: Der Widerstand<br />
gegen einen Klimaaktivismus<br />
ist erst einmal eine ganz normale<br />
Reaktion. Wenn jemand vor<br />
mir steht und mich anklagt, kann es<br />
leicht passieren, dass ich erst einmal<br />
Widerstand spüre, vielleicht auch<br />
wegen einem Gefühl von Schuld.<br />
Und mit dem Widerstand und meiner<br />
Wut gehe ich dann auf die Barrikaden.<br />
Ich fühle mich nicht wohl,<br />
schiebe aber eine andere Emotion<br />
vor, um einen Umgang mit meiner<br />
Unsicherheit zu finden.<br />
UNIversalis: Ein Artikel in der taz<br />
vom 2./3. April fragt, ob die öffentlich<br />
ausgetragene Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Befindlichkeit<br />
in globaler Krisenzeit nicht auch<br />
„Ausdruck privilegierter Weinerlichkeit“<br />
sei. Angesichts des immensen<br />
Leids, das Menschen im globalen<br />
Süden durch den Klimawandel<br />
unmittelbar erleiden, stellt sich tatsächlich<br />
die provokante Frage, ob<br />
die öffentliche Verhandlung unseres<br />
Leidens im schönen Ländle nicht<br />
vielleicht auch sehr privilegiert ist.<br />
Dirk Henn: Von der Zerstörung<br />
dieser Erde sind alle Menschen<br />
betroffen. Dass wir in Europa und<br />
besonders in Deutschland mit unserem<br />
Handeln andere Menschen in<br />
der Welt den Folgen besonders stark<br />
aussetzen, ist Teil des Schmerzes,<br />
der Sorge und der Angst. Wenn uns<br />
bewusst wird, dass wir das Thema<br />
Klimagerechtigkeit in keinster Weise<br />
angemessen angehen und wir<br />
daran leiden, was soll dann daran<br />
falsch oder verwerflich sein?<br />
Marie Roth: Wenn man darauf hinweist,<br />
dass diese Angst und dieses<br />
Leiden nicht sein dürfen, kommen<br />
wir doch wieder zu der Tabuisierung,<br />
die Dirk angesprochen hatte.<br />
Wenn eine Person einen solchen<br />
Artikel liest und sich wegen seinen<br />
negativen Gefühlen zusätzlich<br />
schlecht fühlt, bedeutet das eine<br />
weitere Leidensebene.<br />
Katharina Schatte: Man kann sich<br />
dem Leid öffnen und sich darüber<br />
mit sich selbst und anderen Menschen<br />
verbinden, auch auf einem<br />
anderen Teil der Erde. Wenn man<br />
sich diesem Gefühl nicht öffnet,<br />
haben wir die Trennung, die du beschrieben<br />
hast, also zwischen den<br />
Menschen hier und den Menschen<br />
dort.<br />
UNIversalis: Falsch kann Fühlen<br />
nicht sein, aber eventuell lähmen<br />
– und dann käme jede Solidarität<br />
und Hilfe mit stärker Betroffenen<br />
vielleicht zu spät.<br />
Dirk Henn: Solange du die Abgründe<br />
deiner Handlungen nicht<br />
Foto: Dirk Henn<br />
wirklich annimmst, bist du kaum<br />
handlungsfähig. Deshalb haben wir<br />
auch unser Angebot gestartet. Wir<br />
sehen doch, welches unendliche<br />
Maß an Leid das Thema Klimakatastrophe<br />
verursacht. Hier wie da.<br />
Erst wenn wir dafür einen geschützten<br />
Raum halten, können wir damit<br />
arbeiten. Sonst sind wir konstant<br />
überfordert.<br />
UNIversalis: Kommen wir am Ende<br />
zu eurer Motivation hinter „Climate<br />
Overdose“. Wie viel Optimismus<br />
braucht ihr, um euch diesem Thema<br />
zu stellen?<br />
Katharina Schatte: Gar keinen.<br />
(lacht) Es geht uns ja nicht darum,<br />
optimistisch Perspektiven und Lösungen<br />
zu entwickeln, sondern mit<br />
dem zu sein, was gerade ist. Und<br />
das muss kein Optimismus sein.<br />
Aus der Öffnung darf das Leidvolle<br />
entstehen, aber auch Verbundenheit.<br />
Etwas Rosiges muss ich mir dafür<br />
nicht ausmalen.<br />
Celina Würth: Mir geben unsere<br />
Formate auch Verbundenheit.<br />
Ich fühle mich nicht mehr allein<br />
mit meinen Gefühlen. Ich weiß,<br />
dass es anderen auch so geht und<br />
fühle mich eingebettet. Ich würde<br />
es nicht Optimismus nennen, aber<br />
ich bekomme durch den Austausch<br />
wieder Kapazitäten, um ins Handeln<br />
zu kommen. Ich finde das sehr<br />
wertvoll.<br />
UNIversalis: Bekommt ihr diese<br />
Verbundenheit auch von den Teilnehmenden<br />
gespiegelt?<br />
Katharina Schatte: Ja, das Feedback<br />
bekommen wir: Nicht allein zu<br />
sein, sich verbunden zu fühlen und<br />
daraus gestärkt hervorzugehen. Und<br />
das ist in beiden Formaten, dem<br />
Klimacafé und der Gesprächsrunde<br />
der Fall. Für das Klimacafé ist auch<br />
zentral, dass niemand von außen<br />
kommt und etwas hineingibt, das<br />
allen gut tun soll, sondern es ist immer<br />
der gemeinsame Kreis.<br />
Dirk Henn: Im Klimaaktionsbündnis<br />
experimentieren wir auch<br />
mit Ansätzen, die wir bei „Climate<br />
Overdose“ anwenden. Dabei merken<br />
wir, dass wir für den ständigen<br />
Kontakt mit dem Thema Klimagerechtigkeit<br />
die Fähigkeit brauchen,<br />
für uns zu sorgen. Du kannst durch<br />
die Selbstfürsorge auch bestärkt<br />
werden, weniger, dafür aber dauerhaften<br />
Aktivismus zu praktizieren.<br />
Was du erleben kannst, und das<br />
reicht über alle unsere Angebote<br />
hinaus, ist: Auch aus dem Einlassen<br />
auf diese schwierigen Themen können<br />
Zuversicht und Verbundenheit<br />
erwachsen.<br />
Das Klimacafé findet jeden 3. Samstag<br />
im Monat, 16–17:30 Uhr im Klimaladen<br />
am Lederleplatz statt, die<br />
Climate Overdose Gesprächsrunde<br />
jeden 1. Samstag im Monat, 16–18<br />
Uhr im Tibet Kailash Haus. Das<br />
Programm ist ein Angebot der Psychologists<br />
for Future Freiburg und<br />
dem Klimaaktionsbündnis Freiburg.<br />
Du studierst –<br />
Wir machen den Rest!<br />
Das Studierendenwerk Freiburg<br />
D<br />
as Studierendenwerk Freiburg<br />
(SWFR) ist für Studierende<br />
der staatlichen<br />
Hochschulen in Freiburg,<br />
Furtwangen, Villingen-Schwenningen,<br />
Offenburg, Gengenbach,<br />
Kehl und Lörrach zuständig.<br />
Alle Studierenden dieser Hochschulen<br />
zahlen jedes Semester einen Semesterbeitrag,<br />
der sie dazu berechtigt,<br />
die Leistungen des SWFR zu<br />
nutzen:<br />
WOHNEN: Wir helfen durch unsere<br />
Zimmervermittlung ein Zimmer<br />
auf dem freien Wohnungsmarkt zu<br />
finden, bieten günstigen Wohnraum<br />
in unseren Wohnheimen und alternative<br />
Wohnprojekte wie Wohnen<br />
für Hilfe.<br />
ESSEN & TRINKEN: In unseren<br />
Mensen kochen wir täglich preisgünstige,<br />
ausgewogene Mahlzeiten<br />
aus hochwertigen Zutaten – auch<br />
vegetarisch und vegan. Fair gehandelter<br />
Kaffee und Backwaren aus<br />
der Region gibt es in unseren Cafeterien.<br />
GELD: Die finanzielle Förderung<br />
durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />
(BAföG) ist eine<br />
unserer Hauptaufgaben. Unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
informieren über die gesetzlichen<br />
Vorschriften und helfen beim Antragstellen.<br />
Außerdem beraten wir<br />
über weitere Finanzierungshilfen<br />
wie Studienkredite, Stipendien<br />
oder Darlehen. Und in unserer Jobvermittlung<br />
findet man studentische<br />
Nebenjobs.<br />
BERATUNG & SOZIALES: Unsere<br />
Sozialberatung hat Informationen<br />
zur Krankenversicherung,<br />
zum Ausländerrecht, zum Wohngeld<br />
oder zu Sozialleistungen. Für<br />
Studierende mit Nachwuchs bieten<br />
wir Kindertagesstätten oder helfen<br />
bei der Suche nach einem Kindergartenplatz<br />
oder anderer Betreuung.<br />
Ein Anwalt hilft bei Rechtsfragen.<br />
Und wer zwischendurch mal in eine<br />
Krise gerät, ist in unserer Psychotherapeutischen<br />
Beratungsstelle<br />
gut aufgehoben. Unsere Therapeutinnen<br />
und Therapeuten helfen bei<br />
persönlichen oder studienbedingten<br />
Problemen. Außerdem bieten wir<br />
regelmäßig Seminare und Workshops<br />
zu Stressbewältigung, Prüfungsangst<br />
oder Selbstmanagement<br />
an.<br />
Infoladen SWFR<br />
VERANSTALTUNGEN: Ebenso<br />
wichtig wie Essen, Wohnen und<br />
Finanzen ist es, andere Leute kennenzulernen.<br />
Bei unseren Sport- &<br />
Freizeitangeboten, bei den Studitours<br />
oder im Internationalen<br />
Club findet man leicht Kontakt.<br />
In unserer MensaBar im Foyer<br />
der Mensa Rempartstraße, gibt es<br />
während des Semesters ein vielfältiges<br />
Veranstaltungsprogramm<br />
mit Musik, Party, Film, Comedy,<br />
Slam, Ping Pong Club u.v.a. mehr.<br />
Und im Sommersemester findet alles<br />
open air im MensaGarten statt.<br />
Die studentische Musicalgruppe des<br />
Studierendenwerks, das MONDO<br />
Musiktheater, zeigt diesen Sommer<br />
im MensaGarten ihre 20er-<br />
Jahre-Revue CRASH,,,BANG…<br />
BOOM!!! Wer mitmachen will, ist<br />
willkommen.<br />
Unser Infoladen, unsere Broschüren<br />
und unsere Website informieren<br />
umfassend über alle Angebote und<br />
Aktivitäten. Täglich Neues gibt es<br />
auf unseren Social Media Kanälen.<br />
©Christoph Düppner<br />
Infoladen des Studierendenwerks,<br />
Basler Str. 2, 79100 Freiburg<br />
Mo - Fr 9 - 17 Uhr, Tel. 0761 2101-<br />
200, info@swfr.de<br />
www.swfr.de<br />
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