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Meine Firma 3/2022

Das Servicemagazin der AXA informiert Sie dreimal jährlich zu Themen, die Sie als Kleinunternehmerin oder Kleinunternehmer interessieren.

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3 | <strong>2022</strong><br />

<strong>Meine</strong>FIRMA<br />

Das KMU-Magazin der AXA<br />

Cybersicherheit:<br />

Die grössten Risiken<br />

für KMU<br />

Seite 22<br />

Gesundheitsmanagement:<br />

Lieber vorsorgen<br />

statt nachsehen<br />

Seite 30<br />

Social Media:<br />

Fluch oder Segen?<br />

Tony Mola, Gründer und Inhaber der Black Frame<br />

Studios, ist überzeugt davon, dass soziale Medien auch für<br />

KMU vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bieten.<br />

Seite 8


Mein Stolz<br />

Schon als Kind war ich sehr neugierig – und bin es<br />

bis heute geblieben. Gehe ich an einer Pflanze vorbei,<br />

die ich noch nicht kenne, überlege ich mir, welche Bestandteile<br />

davon wir für unsere Kosmetikprodukte verwenden<br />

könnten. <strong>Meine</strong> Mitarbeitenden und ich sind<br />

Biochemikerinnen und Biotechnologen – wir wissen<br />

alle genau, wie unsere Haut funktioniert. Seit zwölf<br />

Jahren entwickeln wir in unseren Labors Naturkosmetik<br />

und dermatologische Hautpflegeprodukte im Auftrag<br />

unserer Kundinnen und Kunden. In der Kosmetikbranche<br />

bin ich seit 25 Jahren tätig. Mein stetiger<br />

Wissensdurst hat mich während dieser Zeit auch ein<br />

Mit Haut und Haar<br />

Studium in Marketing und BWL abschliessen lassen.<br />

Als studentische Freelancerin habe ich Kosmetikprodukte<br />

in Asien eingeführt – eine spannende Zeit: Nachts<br />

um drei herrschte in den Büros in Korea Hochbetrieb,<br />

die Drähte des Faxgeräts liefen heiss. Frühmorgens telefonierte<br />

ich bereits mit Japan und abends mit dem<br />

Marketing in den USA. <strong>Meine</strong> Neugier war geweckt,<br />

von der Entwicklung bis zur Vermarktung für ein Produkt<br />

verantwortlich zu sein. Ich bin stolz darauf, viele<br />

neue, innovative Kosmetikmarken von der Idee bis zur<br />

erfolgreichen Einführung begleiten zu dürfen.<br />

jw-partner.ch<br />

Judite Weyermann,<br />

Gründerin und CEO von<br />

Cosmetic Consulting,<br />

JW & Partner GmbH<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

2 03/<strong>2022</strong>


Mein Stolz<br />

Gianfranco Albertella,<br />

Inhaber und Geschäftsführer<br />

Monogramme<br />

Eleganz, Komfort und Qualität vereint<br />

Lange habe ich meine Kleidung nach Mass anfertigen lassen.<br />

Vollständig zufrieden war ich aber nur, wenn ich dafür nach<br />

Italien reiste. Warum also diesen geschätzten Service nicht<br />

gleich selbst hier in Biel anbieten? So entstand Anfang 2010<br />

Monogramme. Wir bieten Produkte an, die sich grundlegend<br />

vom Angebot in anderen Boutiquen oder in Onlineshops unterscheiden.<br />

Immer mehr Menschen entscheiden sich heute<br />

dafür, weniger, dafür aber Produkte in besserer Qualität zu<br />

kaufen. Sie sind bereit, etwas mehr für einen Anzug auszugeben,<br />

der ihnen umso länger Freude bereiten wird. Zum Konzept<br />

von Monogramme gehört denn auch das Vergnügen:<br />

nämlich das Vergnügen, Stoffe, Schnitte und Farben zu entdecken<br />

und sich beraten zu lassen zu seinem einzigartigen<br />

Kleidungsstück. Seit einigen Jahren bieten wir auch Hochzeitsanzüge<br />

an. Beratung und Anprobe sind dabei schon<br />

Teil dieses unvergesslichen Ereignisses. Unser Showroom<br />

befindet sich in einem alten Herrenhaus, das die Kunden zurückhaltend,<br />

aber freundlich empfängt. Neben dem Beziehungsaufbau,<br />

der in meinen Augen sehr wichtig ist, bin ich<br />

stolz auf die Tatsache, dass ich in einem schwierigen Umfeld<br />

bei null angefangen und es geschafft habe, die Anerkennung<br />

meiner Kunden zu gewinnen. Kunden, die manchmal von<br />

weit her kommen auf der Suche nach dem unvergleichlichen<br />

Komfort und dem Vergnügen, das ein massgeschneidertes<br />

Kleidungsstück bietet, das extra für sie angefertigt wurde.<br />

monogramme.ch<br />

03/<strong>2022</strong> 3<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Eben noch einen<br />

Kunden bedient,<br />

jetzt kurz eine<br />

Bewilligung für Sonntagsarbeit<br />

beantragt.<br />

Jetzt gratis registrieren!<br />

Der Online-Schalter für Unternehmen<br />

EasyGov.swiss


INHALTSVERZEICHNIS | EDITORIAL<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

AXA, Newsroom<br />

Adresse der Redaktion:<br />

AXA «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

Römerstrasse 17<br />

8400 Winterthur<br />

www.meine-firma.ch<br />

E-Mail: meine.firma@axa.ch<br />

Redaktion:<br />

Melanie Ade (Leitung)<br />

Mitarbeit an dieser<br />

Ausgabe:<br />

Seraina Acker, Simona<br />

Altwegg, Anna Ehrensperger,<br />

Marion Fehr, Marcel Rubin<br />

Online: Urs Wildi<br />

Übersetzung:<br />

Language Services, AXA<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

Der Layouter,<br />

Marco Vara, AXA Newsroom<br />

Druck und Versand:<br />

Swissprinters AG<br />

Brühlstrasse 5<br />

CH-4800 Zofingen<br />

Erscheinungsweise:<br />

dreimal jährlich in Deutsch,<br />

Französisch und Italienisch<br />

Gesamtauflage:<br />

84’000<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Galledia Fachmedien AG<br />

Burgauerstrasse 50<br />

9230 Flawil<br />

Tel. 058 344 97 69<br />

ornella.assalve@galledia.ch<br />

www.galledia.ch<br />

Adressänderungen und<br />

Abbestellungen:<br />

Bitte per Mail an<br />

meine.firma@axa.ch<br />

Drucksache<br />

myclimate.org/01-22-961575<br />

8<br />

2<br />

3<br />

7<br />

8<br />

14<br />

17<br />

18<br />

Mein Stolz: Judite Weyermann,<br />

Cosmetic Consulting JW & Partner GmbH<br />

Mein Stolz: Gianfranco Albertella, Monogramme<br />

Sicherheit<br />

Social Media Marketing: Wie Schweizer KMU die<br />

sozialen Kanäle für ihre Vermarktung nutzen können<br />

und was sie dafür beachten müssen.<br />

Rechtsschutz: Wie ein gut gemeinter Überbrückungskredit<br />

zum Rechtsfall eskalierte.<br />

Erfolg<br />

Klassische Flottenlösung oder Auto-Abo?<br />

Beide Konzepte haben ihre individuellen Vorteile,<br />

wie zwei KMU aufzeigen.<br />

Von Risiken<br />

und Nebenwirkungen<br />

Cyberattacken auf KMU haben in den<br />

letzten Jahren massiv zugenommen:<br />

Mittlerweile stelle sich nicht mehr die<br />

Frage, ob man getroffen werde, sondern<br />

wann, sind sich Experten einig.<br />

Trotzdem ist das Risikobewusstsein<br />

bei vielen KMU in Sachen Cyberkriminalität<br />

nach wie vor sehr gering.<br />

Wir stellen Ihnen die grössten<br />

Risiken vor und erklären gleichzeitig,<br />

wie Sie sich davor schützen können.<br />

Schützen sollten Firmen auch ihre<br />

wichtigste Ressource: die eigene<br />

Belegschaft. Studien belegen, dass<br />

motivierte und gesunde Mitarbeitende<br />

leistungsfähiger sind und eine stärkere<br />

Bindung zum Unternehmen haben.<br />

Wenn professionelles Gesundheitsmanagement<br />

also nicht mehr nur als<br />

nettes «Nice-to-have» betrachtet wird,<br />

kann sich das durchaus positiv auf<br />

den Unternehmenserfolg auswirken.<br />

Der wöchentliche Früchtekorb wird<br />

es zwar nicht richten, aber es gibt<br />

durchaus wirkungsvolle Massnahmen<br />

und Tools, die nicht einmal teuer sein<br />

müssen.<br />

Diesen und viele weitere Beiträge rund<br />

um das Unternehmertum finden Sie in<br />

der aktuellen Ausgabe unseres KMU-<br />

Magazins.<br />

Viel Spass bei der Lektüre!<br />

22<br />

Cyberkriminalität: Cyber-Security-Experte<br />

Tobias Ellenberger zeigt die grössten Risiken und<br />

erklärt, wie sich KMU davor schützen können.<br />

24<br />

Grafik: The Power of Social Media<br />

Fotos: Dan Cermak; Keystone/Gaëtan Bally<br />

Wir sind auch auf<br />

LinkedIn.<br />

Besuchen Sie uns unter<br />

www.linkedin.com/<br />

company/meine-firma<br />

für spannende Inhalte<br />

auch online.<br />

25<br />

26<br />

30<br />

34<br />

35<br />

Verantwortung<br />

Chief Investment Officer Daniel Gussmann erklärt<br />

im grossen Interview, weshalb er trotz düsterer<br />

Wirtschaftslage optimistisch in die Zukunft blickt.<br />

Dank präventivem Gesundheitsmanagement<br />

für gesunde und motivierte Mitarbeitende sorgen<br />

und Ausfälle vermeiden.<br />

Mein Stolz: Robert H. Wohlfahrt, Cancan Watch<br />

Mein Stolz: Walter Illi, Antik-Spielzeug<br />

Ihre Melanie Ade,<br />

Chefredaktorin «<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong>»<br />

03/<strong>2022</strong> 5<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Du?<br />

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deine Stärken!<br />

jobs.opacc.ch<br />

IT-Jobs


Sicherheit<br />

Leserfrage<br />

Versicherungssumme<br />

gekürzt<br />

Kürzlich hat es bei meinem Kollegen in<br />

seinem Verkaufsladen erheblich gebrannt.<br />

Er beklagte sich, dass er von seiner Feuerversicherung<br />

nicht ausreichend entschädigt<br />

wurde. Was könnten die Gründe dafür<br />

sein?<br />

T. D., Sulgen<br />

Wahrscheinlich wurde bei Ihrem Kollegen die<br />

Entschädigung aufgrund einer Unterversicherung<br />

gekürzt. Das heisst, der Ersatzwert seiner<br />

Waren und Einrichtungen war am Schadentag<br />

erheblich höher als in seiner Sachversicherung<br />

abgeschlossen und entsprach damit<br />

nicht der vereinbarten Versicherungssumme.<br />

Aus diesem Grund wurde die Entschädigung<br />

im Verhältnis zur Unterversicherung gekürzt.<br />

Überprüfen Sie regelmässig den Vollwert Ihrer<br />

Fahrhabe – also aller beweglichen Sachen und<br />

Wertgegenstände, die sich in Ihren Räumlichkeiten<br />

befinden. Einrichtungen müssen<br />

zum Neuwert, nicht zum Zeitwert und auch<br />

nicht zum Buchwert (inkl. stiller Reserven),<br />

gemäss Ihrer Bilanz bewertet werden.<br />

Eingekaufte Waren werden zum Einstandspreis,<br />

selbsthergestellte Waren zum Verkaufspreis<br />

erfasst. Es sind die Jahreshöchstwerte zu<br />

berücksichtigen. Ihr Versicherungsberater<br />

unterstützt Sie gerne bei der Ermittlung und<br />

regelmässigen Aktualisierung der wertrichtigen<br />

Versicherungssumme.<br />

Fulvio Elia<br />

Produktmanagement<br />

Unternehmenskunden<br />

AXA Schweiz<br />

Fotos: Marco Vara; zVg<br />

Junge setzen<br />

auf Wertschriften<br />

Über die Hälfte der unter 30-Jährigen besitzen keine dritte Säule. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt die Vorsorgestudie der AXA Schweiz, die<br />

dieses Jahr zum dritten Mal in Folge durchgeführt wurde. Die Vermutung,<br />

dass die mangelnde Vorsorgefreudigkeit der Jungen nur deren<br />

finanziellen Möglichkeiten geschuldet sei, widerlegt die Studie. Vielmehr<br />

finden es 66 Prozent der Jungen verfrüht, privat vorzusorgen.<br />

57 Prozent der unter 30-Jährigen setzen auf eine Wertschriftenlösung,<br />

wohingegen es bei den Älteren nur 38 Prozent sind. Diese sparen deutlich<br />

häufiger in einer klassischen Säule 3a (62%). Insgesamt ist das<br />

Thema Wertschriftensparen bei Jungen deutlich populärer als bei<br />

über 30-Jährigen. So haben sich auch die Ersteren, die noch keine<br />

Wertschriftenlösung besitzen, zumindest schon einmal damit auseinandergesetzt<br />

(40%).<br />

Im Thema Wertschriftensparen zeigt sich für die unter 30-Jährigen<br />

allgemein, dass ihnen die nachhaltige Investition ihres Vorsorgevermögens<br />

wichtig ist (58%). Das ausschlaggebende Kriterium für nachhaltige<br />

Wertschriftenlösungen ist, wie in den Vorjahren auch, dass<br />

Junge Investitionen vermeiden möchten, die der Umwelt und dem<br />

Klima schaden (83%). Nachhaltiges Investieren gehört zudem für<br />

viele unter 30-Jährige zu einer modernen Anlagestrategie (83%). Tut<br />

nachhaltiges Investieren allerdings dem Portemonnaie zu sehr weh,<br />

verlieren auch die Jungen das Interesse: Über die Hälfte dieser Altersgruppe,<br />

die eigentlich nachhaltig investieren will, würde davon<br />

abweichen, wenn die Rendite nicht stimmt.<br />

03/<strong>2022</strong><br />

7 <strong>Meine</strong> FIRMA


Social Media:<br />

Notwendiges Übel oder<br />

Mass aller Dinge?<br />

Unser Leben spielt sich je länger, je mehr im Netz ab. Ohne soziale Medien geht<br />

insbesondere bei jüngeren Kundinnen und Kunden heute gar nichts mehr. Doch muss<br />

wirklich jedes KMU auf diesen Zug aufspringen? Drei Unternehmen berichten.<br />

Text Melanie Ade Fotos Dan Cermak<br />

Social Media? Damit habe ich absolut<br />

gar nichts am Hut.» Diesen Satz hört<br />

Fathima Ifthikar oft. Die 35-Jährige<br />

unterrichtet neben ihrer Tätigkeit als<br />

Head of Social Media bei der AXA zusätzlich<br />

an der Universität Luzern und an der<br />

Migros Klubschule Zürich und unterstützt Unternehmen<br />

bei der Entfaltung ihres Potenzials<br />

in den sozialen Medien. «Die Bewirtschaftung<br />

der Social-Media-Kanäle kommt bei vielen KMU<br />

oft zu kurz, weil sie im Gegensatz zu grossen<br />

Konzernen nicht über die nötigen Ressourcen<br />

verfügen, um das Thema umfassend abzudecken.<br />

Bei vielen Unternehmen ist deshalb nach<br />

Erstellung einer Firmenhomepage Schluss»,<br />

erklärt Ifthikar.<br />

Das zeigen auch die Zahlen der Fachhochschule<br />

Graubünden: Gemäss einem im Oktober<br />

2020 erschienenen Forschungsbericht ist nur<br />

Die Expertin<br />

Fathima Ifthikar hat ihren Bachelor of Science<br />

in Communications an der University of Applied<br />

Sciences in Business Administration in Zürich<br />

absolviert. Neben ihrer Arbeit als Head of Social<br />

Media bei der AXA unterrichtet sie an der Migros<br />

Klubschule Zürich, der Universität Luzern und der<br />

HWZ mit dem Fokus: Bedeutung von Social Media<br />

als Kommunikationskanal, seine historische Entwicklung,<br />

Social-Media-Strategie, Vertiefung der<br />

wichtigsten Kanäle sowie Definition und Messung<br />

von KPIs.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Black Frame wurde 2015<br />

vom gelernten Grafikdesigner<br />

und Art Director<br />

Tony Mola gegründet. Unter<br />

dem Motto «Mir chönnd<br />

alles, ussert zaubere» produziert<br />

die Content-Agentur<br />

Inhalte wie Videos, Fotografie<br />

und Storytelling für grosse<br />

Unternehmen, KMU oder<br />

Veranstaltungen wie Festivals<br />

oder Corporate Events –<br />

online und offline. Die <strong>Firma</strong><br />

mit Sitz in Zürich beschäftigt<br />

heute sechs Mitarbeitende<br />

und hat unter anderem<br />

schon Kampagnen für Coop,<br />

Swiss Ski, Lamborghini oder<br />

die Street Parade kreiert.<br />

blackframe.ch<br />

instagram.com/blackframestudios<br />

facebook.com/blackframestudios<br />

linkedin.com/company/<br />

blackframestudios<br />

knapp ein Drittel der Schweizer KMU auf sozialen<br />

Netzwerken vertreten, wobei Facebook mit<br />

29,3 Prozent, Instagram mit 16,1 Prozent und<br />

LinkedIn mit 12,4 Prozent die dominierenden<br />

Plattformen sind. Aber: Die Nutzung von Social<br />

Media wird auch für KMU immer relevanter,<br />

denn der Anteil der Schweizer Bevölkerung,<br />

der auf Plattformen wie Facebook, Twitter<br />

und Instagram aktiv ist, nimmt laufend zu.<br />

«Als <strong>Firma</strong> muss man dort sein, wo die eigene<br />

Kundschaft ist. Und da heutzutage 90 Prozent<br />

aller Menschen fast alles über ihr Handy erledigen,<br />

müssen auch KMU im Netz vertreten sein,<br />

wenn sie dort gefunden werden wollen», sagt<br />

die SOM-Expertin.<br />

Kennt dich niemand, kauft dich niemand<br />

Das kann auch Tony Mola, Gründer und Inhaber<br />

der Black Frame Studios in Zürich, bestätigen.<br />

Der gelernte Grafikdesigner und Art<br />

Director hat seine Content-Creation-Agentur<br />

vor acht Jahren gegründet und entwickelt<br />

mit seinen sechs Mitarbeitenden digitale Inhalte<br />

wie Fotografie, Videoproduktionen und<br />

Storytelling-Kampagnen für Unternehmen<br />

und Events. Das Bespielen sozialer Netzwerke<br />

gehört zum Kerngeschäft der Agentur, und davon<br />

profitieren nicht nur Grossunternehmen<br />

– mittlerweile zählen auch viele KMU zu seinem<br />

Kundenstamm. Der 34-Jährige weiss: Die<br />

sozialen Medien bieten auch kleinen und mittelgrossen<br />

Unternehmen vielfältige Anwendungsmöglichkeiten<br />

und Mehrwertpotenziale.<br />

«Social-Media-Kanäle sind ein gutes Mittel,<br />

die Bekanntheit eines Unternehmens zu steigern.<br />

Denn: Kennt dich niemand, kauft dich<br />

niemand. Das gilt für die Luxusuhrenmarke<br />

genauso wie für den Poolreiniger und die Pizzeria.»<br />

Dabei stehe nicht das Verkaufen an sich<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

8 03/<strong>2022</strong>


SOCIAL MEDIA MARKETING<br />

Tony Mola, Gründer und<br />

Inhaber der Black Frame<br />

Studios, setzt nicht nur bei<br />

seinen Aufträgen, sondern<br />

auch beim eigenen<br />

Marketing auf digitale<br />

Kanäle.<br />

03/<strong>2022</strong><br />

9<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


SOCIAL MARKETING<br />

MEDIA MARKETING<br />

Severin Candrian und<br />

das Team der feey AG<br />

beweisen nicht nur bei<br />

Pflanzen, sondern<br />

auch bei der Bewirtschaftung<br />

der sozialen<br />

Medien ein gutes<br />

Händchen.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

10<br />

03/<strong>2022</strong>


<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

im Vordergrund, sondern der Aufbau einer Beziehung<br />

zu bestehenden und vor allem auch<br />

neuen Kunden. «Wie heisst es so schön: The<br />

users of today are the buyers of tomorrow», so<br />

der gebürtige Italiener. Mit einem Firmenaccount<br />

auf TikTok werde Lamborghini heute<br />

zwar kein Auto an die überwiegend minderjährige<br />

Zielgruppe verkaufen. Aber das Unternehmen<br />

könne Fans gewinnen, die sich heute<br />

mit der Marke identifizieren – und vielleicht<br />

in zwanzig Jahren einen Lamborghini kaufen.<br />

Das sieht SOM-Expertin Fathima Ifthikar genauso:<br />

«Durch einen Auftritt in den sozialen<br />

Netzwerken erhöht man nicht nur die eigene<br />

Auffindbarkeit im Netz, sondern verleiht seinem<br />

Unternehmen ein Gesicht und lässt das<br />

Publikum hinter die Kulissen blicken. Das<br />

macht eine <strong>Firma</strong> sympathisch und nahbar –<br />

und stärkt damit die Marke.»<br />

Austausch mit der Community im Fokus<br />

Black Frame produziert aber nicht nur Content<br />

für ihre Kundinnen und Kunden, sondern ist<br />

auch selbst sehr aktiv auf Social Media: «Wir<br />

bespielen sämtliche gängigen Kanäle, unser Fokus<br />

liegt aber klar auf Instagram. Hier pflegen<br />

wir den Austausch mit unserer Community,<br />

sprechen potenzielle Kunden und Talente an<br />

und präsentieren unsere Projekte. Instagram ist<br />

für uns mittlerweile sogar wichtiger als unsere<br />

Website, weil die Plattform schneller, übersichtlicher<br />

und intuitiver ist.» Facebook hingegen bewirtschaftet<br />

Black Frame nicht mehr aktiv, hier<br />

lohne sich das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.<br />

LinkedIn hingegen habe stark an Bedeutung zugenommen,<br />

sagt Mola: «Auf LinkedIn tummeln<br />

sich die Entscheidungsträger. Wir nutzen diesen<br />

Kanal, um unsere <strong>Firma</strong> und unsere Arbeit<br />

bestmöglich zu positionieren.» Generell könne<br />

man einen Post nicht einfach für alle Plattformen<br />

verwenden, sondern müsse Inhalte auf jeden<br />

Kanal adaptieren, da Zielgruppe und Sprache<br />

der Plattform auf Instagram, TikTok oder<br />

LinkedIn komplett anders seien, so Mola. «Das<br />

bedeutet im Umkehrschluss, dass man die verschiedenen<br />

Social-Media-Kanäle zuerst analysieren<br />

und verstehen muss, bevor man sie aktiv<br />

bewirtschaftet», sagt der Unternehmer.<br />

Es braucht eine Strategie<br />

Das rät auch Fathima Ifthikar ihren Kursteilnehmenden:<br />

«In einem ersten Schritt sollte<br />

man sich immer überlegen: Welches ist meine<br />

Zielgruppe, und auf welchen Kanälen ist sie<br />

präsent?» Auf TikTok und Snapchat sind vor<br />

«Pflanzen? Finde ich cool,<br />

aber bei mir sterben immer<br />

alle»: Dass diese Aussage<br />

der Vergangenheit angehört,<br />

dafür sorgen Sven Jakelj, Severin<br />

Candrian, Gabi Troxler<br />

und Janko Jakelj mit ihrem<br />

Onlineshop für Zimmerpflanzen.<br />

Und das Konzept<br />

überzeugt: 2021 ergatterte<br />

das Start-up in der Schweizer<br />

Version von «Höhle der<br />

Löwen» einen Millionendeal,<br />

einige Monate später<br />

folgte die Auszeichnung zum<br />

Digital Champion <strong>2022</strong>.<br />

Das 2019 gegründete Unternehmen<br />

beschäftigt heute<br />

18 Mitarbeitende und hat<br />

seine Homebase in Flawil SG.<br />

feey.ch<br />

instagram.com/feey.pflanzen<br />

tiktok.com/@feey.pflanzen<br />

facebook.com/feey.pflanzen<br />

youtube.com/channel/<br />

UCbr8AATMKXW5HDteFtK-tog<br />

allem junge Leute unterwegs; die Hauptzielgruppe<br />

von Instagram beginnt ab 21 Jahren,<br />

und auf Facebook bewegen sich insbesondere<br />

Leute über 35 bis hin zu den Golden Agers über<br />

65. «Überlegen Sie sich deshalb im Vorfeld, was<br />

Sie mit Social Media erreichen möchten, lernen<br />

Sie die einzelnen Plattformen kennen, analysieren<br />

Sie Ihre Mitbewerbenden.» Es brauche<br />

kein zehnseitiges Strategiepapier, um eine Social-Media-Strategie<br />

aufzubauen, aber es mache<br />

Sinn, sich einige Gedanken zu machen,<br />

bevor man starte: «Social Media braucht Zeit,<br />

Ressourcen und Budget, das darf man nicht unterschätzen.<br />

Deshalb lieber zu Beginn ein bis<br />

zwei Kanäle sorgfältig bewirtschaften als viele<br />

nur halbbatzig.»<br />

Die Aufwand-Ertrags-Rechnung<br />

Über die Anfänge im Social Media Marketing ist<br />

Severin Candrian mit seiner feey AG längst hinaus.<br />

Der gebürtige Engadiner gründete seinen<br />

Onlineshop für Zimmerpflanzen gemeinsam<br />

mit Sven und Janko Jakelj sowie Gabi Troxler<br />

2019 mit dem Ziel, eine grüne Oase im eigenen<br />

Zuhause für alle Interessierten oder, wie feey es<br />

nennt: für alle Daumenfarben erlebbar zu machen.<br />

Aus diesem Grund wird bei feey viel Wert<br />

aufs Detail gelegt: «Wir sind kein Grosshandel,<br />

der seine Ware einfach bestellt und verschickt,<br />

wir topfen die Pflanzen in unsere eigene Spezialerde<br />

um, behandeln sie gegen Schädlinge<br />

und pflegen sie sorgfältig, bevor sie mit einer<br />

umfassenden Gebrauchsanweisung und einer<br />

persönlichen Botschaft an die Empfänger verschickt<br />

werden.» Alles handgemacht, alles in<br />

liebevoller Kleinarbeit. Die feey AG setzt beim<br />

Kundenerlebnis auf die persönliche Note, beim<br />

Marketing setzt das Start-up, hingegen vollumfänglich<br />

auf digitale Kanäle. «Gerade für<br />

ein junges Start-up ist es einfacher, mit Social<br />

Media Marketing zu starten. Der Aufwand für<br />

die Schaltung eines Beitrags ist gering, und du<br />

merkst sofort, was funktioniert und was nicht.<br />

Plakatwerbung hingegen ist aufwändig und<br />

teuer, und man kann die Wirkung nicht messen»,<br />

erklärt Candrian die Vorteile.<br />

Wissen vermitteln, Austausch fördern<br />

Auch feey arbeitet nach dem Top-down-Prinzip.<br />

«Wir recherchieren zuerst, was in Sachen<br />

Zimmerpflanzen auf Google gesucht wird, und<br />

erstellen dazu ein grösseres Video, das sich für<br />

YouTube oder einen Blogbeitrag eignet. Teile<br />

davon, sogenannte Snippets, verwenden wir<br />

für TikTok und Instagram», erklärt der Design<br />

▶<br />

03/<strong>2022</strong> 11<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Lead von feey. Gepostet wird täglich, auf Instagram<br />

und TikTok sogar mehrmals. «Ausser<br />

samstags, Samstag ist Ruhetag», lacht der sympathische<br />

Bündner. Die Inhalte für Instagram<br />

erstellt er selbst, für die Bespielung von TikTok<br />

hat das Start-up eigens eine Content Managerin<br />

angestellt. «Wir glauben daran, dass TikTok die<br />

nächste grosse Plattform ist, deshalb ist es uns<br />

wichtig, dort sehr präsent zu sein.»<br />

Der Pflanzenshop setzt stark auf organischen<br />

Content, also nicht bezahlte Inhalte: «Wir<br />

wollen via Social Media nicht in erster Linie<br />

Produkte verkaufen, sondern uns als Experten<br />

für Pflanzen positionieren.» Candrian rät<br />

anderen KMU, dem Thema Social Media offen<br />

gegenüberzutreten und es einfach einmal<br />

auszuprobieren: «Social-Media-Kanäle ermöglichen<br />

es einem Unternehmen, sich direkt mit<br />

seiner Community auszutauschen, in einen<br />

Dialog zu treten und ihre Meinung abzuholen.<br />

Darüber hinaus kann man mit authentischen<br />

und persönlichen Beiträgen die Menschen und<br />

Geschichten hinter den Kulissen zeigen und<br />

damit den eigenen Brand stärken – wer dir auf<br />

Instagram folgt, wird dich auch im echten Leben<br />

gegenüber der Konkurrenz bevorzugen.»<br />

Von den Jungen lernen<br />

Ein Punkt, der gemäss Fathima Ifthikar nicht<br />

unterschätzt werden darf: «Es ist doch so: Wenn<br />

ich ein Hotel oder eine Dienstleistung suche,<br />

recherchiere ich zuerst im Netz dazu. Und<br />

wähle meistens den Anbieter bzw. die Anbieterin<br />

oder das Hotel, dessen Auftritt im Internet<br />

und in den sozialen Medien mir besser gefällt<br />

und professioneller gestaltet ist.» Es lohnt sich<br />

deshalb auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht,<br />

entsprechende Ressourcen zu investieren. Dazu<br />

müsse man nicht zwingend eine externe Agentur<br />

anstellen, sondern könne zum Beispiel jüngere<br />

oder digitalaffine Mitarbeitende ins Boot<br />

holen, die sich auch im Privatleben auf den<br />

sozialen Netzwerken bewegen. «Nutzen Sie das<br />

Know-how aus den eigenen Reihen, zapfen Sie<br />

das Wissen Ihrer Mitarbeitenden an.»<br />

Das Problem mit der Kapazität<br />

Auf digitalaffine Mitarbeitende setzt auch<br />

Simon Ragaz. Der gelernte Koch, der seit 2009<br />

mit seiner <strong>Firma</strong> Ragaz Catering unterwegs ist,<br />

betreibt zwei Business-Accounts – den einen<br />

mit Ragaz Catering, den zweiten mit dem hauseigenen<br />

Eventlokal «Stufenbau». Ragaz ist überzeugt,<br />

dass Social Media als Kommunikationskanal<br />

gerade in seiner Branche immer wichtiger<br />

Von der kleinen privaten Feier<br />

bis zum Firmenevent mit<br />

3000 Gästen – das achtköpfige<br />

Team von Ragaz Catering<br />

mit seinen Küchen- und<br />

Eventexperten geht gerne<br />

auf individuelle Wünsche<br />

ein und bietet vom Lieferservice<br />

bis zum Rundumsorglos-Paket<br />

die gesamte<br />

Eventorganisation. Das 2009<br />

gegründete Unternehmen<br />

ist spezialisiert auf Events<br />

in Off-Locations, bietet aber<br />

auch Anlässe im eigenen<br />

Eventlokal «Stufenbau» an<br />

und besitzt darüber hinaus<br />

den mit 100 Metern längsten<br />

Holzkohlegrill der Schweiz.<br />

ragazcatering.ch<br />

instagram.com/ragazcatering<br />

instagram.com/<br />

stufenbau_eventlocation<br />

facebook.com/ragazcatering<br />

facebook.com/stufenbau<br />

youtube.com/<br />

watch?v=y__aCoQ4ZjI<br />

wird: «Als Cateringfirma und Organisatorin von<br />

privaten Events oder geschäftlichen Anlässen<br />

ist das unser einziger Weg, mit der Öffentlichkeit<br />

zu kommunizieren und wahrgenommen<br />

zu werden.» Deshalb postet Ragaz bereits seit<br />

Jahren regelmässig Beiträge auf Facebook oder<br />

Instagram. Gewählt hat er diese beiden Kanäle,<br />

da sich seine Zielgruppen dort befinden – und<br />

weil er selbst dort aktiv ist, erklärt er lachend.<br />

Doch auch bei ihm poppte schnell das Thema<br />

Kapazitätsengpass auf: «Da ich mich weitgehend<br />

selbst um die Bewirtschaftung der Kanäle<br />

kümmerte, fehlten mir dauernd die Ressourcen,<br />

um das Thema wirklich konsequent<br />

zu verfolgen. Zwar hatte ich einen hübschen<br />

Redaktionsplan erstellt, der ging aber schnell<br />

in einer Schublade vergessen. Zudem: Immer<br />

dann, wenn ich Zeit hatte, um mir relevante<br />

Beiträge zu überlegen, sass ich am Bürotisch<br />

und hatte keine entsprechenden Inhalte dazu.<br />

Und hätte ich vor Ort Bilder von aktuellen<br />

Events posten können, kam mir das hektische<br />

Tagesgeschäft dazwischen. So konnte es nicht<br />

weitergehen.» Der Unternehmer hat reagiert<br />

und stellt eine Freelancerin auf Stundenbasis<br />

ein, zunächst einmal versuchsweise. «Sie wird<br />

uns dabei unterstützen, unseren SOM-Auftritt<br />

zu professionalisieren, und dabei hoffentlich<br />

einen frischen, jungen Wind und eine Aussenperspektive<br />

hineinbringen.» Der neue Auftritt<br />

soll denn auch vorausschauend geplant und<br />

insbesondere gründlich analysiert werden, um<br />

festzustellen, was funktioniert und was nicht.<br />

Wenn möglich, will Ragaz künftig auch ein<br />

kleines Marketingbudget dafür reservieren.<br />

Denn: «Bisher habe ich kaum Beiträge gesponsert<br />

oder im Nachgang ausgewertet. Das soll<br />

sich künftig ändern, um das Budget noch gezielter<br />

einsetzen zu können und weniger Streuverlust<br />

zu generieren», erklärt Simon Ragaz.<br />

Nicht zu hohe Ziele stecken<br />

Angehenden Social-Media-Nutzern rät der Unternehmer,<br />

klein anzufangen: «Wer sich von<br />

Beginn an zu grosse Ziele steckt, wird nur<br />

frus triert, wenn er sie nicht erreichen kann.»<br />

Simon Ragaz ist überzeugt, dass die sozialen<br />

Medien vielen KMU einen Mehrwert bringen<br />

können. Trotzdem müsse nicht jeder Zahnarzt<br />

Bilder von seiner Arbeit hochladen: «Es gibt<br />

durchaus Unternehmen, die auch ohne Social<br />

Media erfolgreich sind. Und wer nicht erfolgreich<br />

ist, der wird es auch nicht plötzlich werden,<br />

nur weil er einen Facebook-Account hat.»<br />

Wo er Recht hat, hat er Recht.<br />

●<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

12 03/<strong>2022</strong>


SOCIAL MEDIA MARKETING<br />

Bei Simon Ragaz und seiner<br />

<strong>Firma</strong> Ragaz Catering wird<br />

nicht nur gekocht, sondern<br />

es werden auch fleissig<br />

Beiträge in den sozialen<br />

Medien gepostet.<br />

03/<strong>2022</strong> 13<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


RECHTSSCHUTZ<br />

MARKETING<br />

Ist froh, dass sie sich mittlerweile<br />

wieder um ihr Kerngeschäft<br />

kümmern kann:<br />

Alexandra Kissling, Geschäftsführerin<br />

der HK Reinigungen<br />

AG aus Worb.<br />

<strong>Meine</strong><br />

<strong>Meine</strong> FIRMA FIRMA<br />

14 03/<strong>2022</strong>


RECHTSSCHUTZ<br />

Kurzfristiges<br />

Darlehen –<br />

jahrelange<br />

Belastungsprobe<br />

Obwohl Finanzdienstleistungen eigentlich nicht zum Angebotskatalog<br />

der HK Reinigungen AG gehören, gewährte sie einem befreundeten<br />

Unternehmer Ende 2018 einen Überbrückungskredit. Was als kurzfristige<br />

Unterstützung gedacht war, eskalierte zum Rechtsfall und hallt sowohl<br />

finanziell als auch emotional bis heute nach.<br />

Text Marcel Rubin Fotos Marco Vara<br />

Es ist Alexandra Kissling anzuhören,<br />

dass es ihr nicht leichtfällt, über das<br />

zu sprechen, was ihrem Familienunternehmen<br />

passiert ist. Und es wird<br />

auch schnell klar, dass es dabei um<br />

mehr geht als nur um Geld. Begonnen hat die<br />

prägende Erfahrung 2018: Seit rund sieben Jahren<br />

vertrat sie ihren Vater damals bereits als<br />

Geschäftsführerin. Letzterer ist unternehmerisch<br />

gut vernetzt, was ihnen eine starke Verankerung<br />

der <strong>Firma</strong> in der Region sowie viele<br />

vertraute Geschäftsbeziehungen einbrachte.<br />

Überaus gutmütig und allseits beliebt sei der<br />

Vater zudem, sagt Kissling. Dass diese positiven<br />

Eigenschaften später schamlos ausgenutzt<br />

wurden, macht sie bis heute fassungslos.<br />

Darlehen unter Freunden<br />

Der verhängnisvolle Anruf kam gegen Ende des<br />

Jahres. Ein – heute ehemaliger – Geschäftskollege<br />

von Hans Kissling wollte ein Grundstück<br />

kaufen und brauchte Geld, um bis dahin finanziell<br />

überbrücken zu können. Hilfsbereit, aber<br />

nicht etwa blauäugig gab sich Kissling einverstanden<br />

damit, dem Bekannten unter die Arme<br />

zu greifen. Nachdem sowohl die privaten als<br />

auch institutionellen Betreibungsregister des<br />

Anfragestellers überprüft und keine Einträge<br />

festgestellt wurden, setzte Kissling mit dem<br />

«Während<br />

wir unsere<br />

Erwartungen<br />

klar formulierten,<br />

antwortete<br />

der Schuldner<br />

entweder gar<br />

nicht oder nur<br />

mit frechen<br />

Kommentaren.<br />

Wir wurden<br />

weiterhin vertröstet<br />

und<br />

hingehalten.»<br />

Alexandra Kissling,<br />

HK Reinigungen AG<br />

zukünftigen Schuldner einen Darlehensvertrag<br />

auf. Das zinsfreie Darlehen sollte bereits<br />

nach wenigen Monaten zurückbezahlt werden;<br />

als Kriterium dafür wurde die Rückzahlung<br />

aber auch an einen Hausverkauf des Schuldners<br />

gekoppelt.<br />

Die rechtliche Ausgangslage zeichnete aber<br />

ein weniger klares Bild als angenommen, wie<br />

Leo Loosli heute rückblickend festhält. Loosli<br />

arbeitet beim Rechtsdienst der AXA-ARAG und<br />

betreute den Fall der Familie Kissling. «Leider<br />

war der Darlehensvertrag stellenweise widersprüchlich<br />

formuliert, was die Durchsetzung<br />

der Ansprüche erschwerte. Mit einem Gang<br />

zum Notar hätten die nötigen Vorkehrungen<br />

getroffen werden können, um dies zu vermeiden<br />

und die Sicherheiten formell zu regeln»,<br />

erklärt er. Dass die an Bedingungen geknüpften<br />

und nicht in ganz unelastischen Rückzahlungsfristen<br />

vom Schuldner ungeniert ausgenutzt<br />

wurden, erfuhr Alexandra Kissling im<br />

Februar 2019.<br />

Weder Geld noch Einsicht<br />

Das Geld kam nicht – trotz Vereinbarung. Alexandra<br />

Kissling, die ihren Vater in seiner Ferienabwesenheit<br />

vertrat, war baff. Sie rief den<br />

Schuldner an, in der Hoffnung, eine plausible<br />

Erklärung für die versäumte Zahlung zu erhal-<br />

▶<br />

03/<strong>2022</strong> 15<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


RECHTSSCHUTZ<br />

MARKETING<br />

eines Unternehmens bedrohen», erklärt Leo<br />

Loosli von der AXA-ARAG. Es war bereits 2021,<br />

als er hinzugezogen wurde, und die belastende<br />

Situation zog sich schon drei Jahre lang hin.<br />

Trotz eines ausreichenden finanziellen Polsters<br />

war die emotionale Last für die Familie<br />

Kissling riesig. «Der Schuldner kontaktierte<br />

uns plötzlich ununterbrochen und versuchte,<br />

uns stets mit unglaubhaften Argumenten von<br />

weiteren Rechtsschritten abzuhalten. Diese Situation<br />

war kaum aushaltbar, und ich verzichtete<br />

fortan auf den persönlichen Kontakt mit<br />

ihm», schildert Alexandra Kissling ihre Erfahrung.<br />

Für Loosli ist dieses Verhalten nachvollziehbar:<br />

«Grundsätzlich können selbst simple<br />

Rechtsfälle für die Betroffenen sehr belastend<br />

sein, weshalb es wichtig ist, frühzeitig professionelle<br />

rechtliche Unterstützung beizuziehen.»<br />

«Gerade in solchen Angelegenheiten lohnt es sich, die Initialkosten auf sich zu<br />

nehmen und die Verträge von Experten aufsetzen oder prüfen zu lassen», rät Leo Loosli,<br />

Rechtsexperte der AXA-ARAG.<br />

ten. Vom anderen Ende der Leitung erreichten<br />

sie zu ihrem Entsetzen jedoch keine Entschuldigungen,<br />

sondern lediglich aufmüpfige Kommentare<br />

und die lapidare Aufforderung, sie<br />

solle sich keine Sorgen machen. Mit dem Hausverkauf<br />

habe etwas nicht geklappt, das Geld<br />

komme darum etwas später, versicherte ihr<br />

der Schuldner. An diesem Verhalten änderte er<br />

auch nichts, als er später erneut mehrfach und<br />

auch schriftlich kontaktiert wurde. Im Gegenteil.<br />

«Während wir unsere Erwartungen klar<br />

formulierten, antwortete der Schuldner entweder<br />

gar nicht oder nur mit frechen Kommentaren.<br />

Wir wurden weiterhin vertröstet und<br />

hingehalten», erinnert sich Alexandra Kissling.<br />

Rechtliche und emotionale Abhilfe<br />

Nach langem Hin und Her schien der Bekannte<br />

dann doch einzulenken – was sich allerdings<br />

rasch als Trugschluss herausstellte. Zwar überwies<br />

er hie und da einen kleineren Geldbetrag<br />

an die HK Reinigungen, um etwas Zeit zu schinden.<br />

Die Absicht, die Gesamtschuld zu tilgen,<br />

zeigte der Schuldner jedoch nicht. Als er später<br />

dann tatsächlich eingestand, nicht zahlungsfähig<br />

zu sein, bekam es die Familie mit der Angst<br />

zu tun. Hans Kissling kontaktierte den Rechtsschutz.<br />

«Glücklicherweise war die HK Reinigungen AG<br />

finanziell ausreichend flexibel. Solche Fälle<br />

können nämlich oft sehr schnell die Existenz<br />

AXA-ARAG<br />

Die führende Rechtsschutzversicherung<br />

AXA-ARAG ist<br />

ein rechtlich unabhängiges<br />

Tochterunternehmen der<br />

AXA. Nebst Privatpersonen<br />

versichert sie Unternehmen<br />

– egal ob KMU, Start-ups oder<br />

auch Grossunternehmen. Sie<br />

berät Firmen in juristischen<br />

Fragen und steht ihnen bei<br />

Rechtsstreitigkeiten als<br />

starke Partnerin zur Seite.<br />

axa-arag.ch<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Gegründet hat Hans Kissling<br />

seine Reinigungsfirma 1998<br />

in Worb – und putzte damals<br />

auch noch selbst mit. Heute<br />

übernehmen das seine<br />

rund 40 Mitarbeitenden,<br />

wobei sich das Unternehmen<br />

auf Baureinigungen,<br />

Liegenschaftsbetreuungen<br />

und Unterhaltsreinigungen<br />

kon zentriert. Seit 2011<br />

ist Hans Kisslings Tochter<br />

Alexandra stellvertretende<br />

Geschäftsführerin.<br />

hkag.ch<br />

Geld zurück – Last bleibt<br />

Simpel war er aber nicht, Kisslings Fall. Auch<br />

nachdem Loosli die rechtlichen Schritte eingeleitet<br />

hatte, blieb es für die Familie ein emotionales<br />

Auf und Ab und der Tatbestand heikel,<br />

erklärt der Rechtsexperte. Trotzdem fiel der<br />

Gläubigerfamilie eine immense Last von den<br />

Schultern, wie Alexandra Kissling betont: «Wir<br />

haben Leo Loosli alle Unterlagen zugestellt,<br />

und er hat uns super begleitet. Wir waren sehr<br />

froh um den Experten – wir wussten nicht<br />

mehr, was wir machen sollten. Der Rechtsschutz<br />

hat uns einen grossen Teil der psychischen<br />

Belastung abgenommen.» Der Rechtsfall<br />

selbst wurde mittlerweile erfolgreich verarbeitet,<br />

gestaltete sich jedoch als schwierig. Nur<br />

mit Glück konnte ein langwieriges und kostenintensives<br />

Gerichtsverfahren noch verhindert<br />

und gleichzeitig eine annehmbare Lösung für<br />

die Kisslings gefunden werden.<br />

Heute erhält die HK Reinigungen monatlich<br />

einen Teil ihres Geldes zurücküberwiesen. Bis<br />

die Schulden getilgt sind, werden sechs Jahre<br />

seit der Vergabe des gutgemeinten Darlehens<br />

vergangen sein – geplant waren zwei bis drei<br />

Monate. Unter keinen Umständen würde Alexandra<br />

Kissling wieder jemandem ein solches<br />

Darlehen gewähren. Nachvollziehbar, auch für<br />

den Rechtsexperten Loosli, der rät: «Gerade in<br />

solchen Angelegenheiten lohnt es sich, die Initialkosten<br />

auf sich zu nehmen und die Verträge<br />

von Experten aufsetzen oder prüfen zu lassen.»<br />

Alexandra Kissling ist heute einfach nur froh,<br />

dass die Geschichte nun (fast) abgeschlossen<br />

ist. Einzig den Rechtsdienst würde sie im Nachhinein<br />

schon früher einbeziehen.<br />

●<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

16 03/<strong>2022</strong>


Erfolg<br />

Leserfrage<br />

Hilfe für ukrainische<br />

Geflüchtete<br />

Ich betreibe ein Kosmetikstudio und<br />

möchte gerne eine aus der Ukraine<br />

geflüchtete Frau bei mir einstellen, um<br />

einen Beitrag gegen dieses Elend zu leisten.<br />

Was muss ich dabei berücksichtigen?<br />

Z. S., Zug<br />

Als Erstes müssen Sie eine Arbeitsbewilligung<br />

für Ihre neue Arbeitskollegin organisieren.<br />

Personen mit Schutzstatus S dürfen zwar neu<br />

ohne Wartefrist einer Erwerbstätigkeit<br />

nachgehen, eine Arbeitsbewilligung brauchen<br />

sie aber dennoch. Die Bewilligung zur<br />

vorübergehenden unselbständigen Erwerbstätigkeit<br />

kann ab dem Zeitpunkt der Gewährung<br />

des Schutzstatus S erteilt werden. Die<br />

Bewilligungserteilung erfolgt durch die<br />

Kantone und ist von der Arbeitgeberin oder<br />

dem Arbeitgeber einzureichen; melden Sie<br />

sich dazu bei der kantonalen Arbeitsmarktbehörde<br />

am Arbeitsort. Dem Gesuch beilegen<br />

müssen Sie eine Passkopie der geflüchteten<br />

Person, eine Kopie des Ausländerausweises<br />

(Schutzstatus S) sowie einen beidseitig<br />

unterzeichneten Arbeitsvertrag, der den<br />

orts- und branchenüblichen Lohn- und<br />

Arbeitsbedingungen entspricht. Insbesondere<br />

darf Ihre künftige Angestellte nicht zu den in<br />

der Ukraine üblichen Löhnen beschäftigt<br />

werden. Ansonsten gelten die gewöhnlichen<br />

Bestimmungen des Schweizer Rechts,<br />

namentlich das Obligationenrecht, das<br />

Arbeitsgesetz sowie allfällige anwendbare<br />

Gesamtarbeitsverträge.<br />

Céline Degen<br />

Juristin AXA-ARAG<br />

Fotos: iStock; zVg<br />

Zwei Millionen Quadratmeter<br />

Biodiversität<br />

Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Aufwertung und Ausdehnung<br />

der Biodiversitätsfläche ist ein wichtiges Mittel, um dem fortschreitenden<br />

Klimawandel entgegenzuwirken. Eine funktionierende<br />

Biodiversität sichert unsere Lebensgrundlagen langfristig und hat eine<br />

positive Wirkung auf unser Klima. Deshalb handelt die AXA: Sie ermöglicht,<br />

anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums 2025, in der Schweiz in<br />

den kommenden Jahren rund zwei Millionen Quadratmeter mit Biodiversität<br />

aufzuwerten: einen Quadratmeter für jede und jeden ihrer<br />

Kundinnen und Kunden. Die Initiative ist Teil der neuen Klimastrategie<br />

des Unternehmens und trägt den Namen «Flora Futura».<br />

Mit «Flora Futura» will die AXA Schweiz in Zeiten des Klimawandels<br />

zusätzliche Biodiversitätsflächen in der Schweiz schaffen und damit<br />

einen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen leisten. Dafür arbeitet<br />

die AXA mit Expertinnen und Experten im Thema Biodiversität<br />

zusammen: So geht sie eine Partnerschaft mit «Mission B» ein, der<br />

von SRF gegründeten Plattform zur Förderung von Biodiversität, und<br />

arbeitet mit der Umweltagentur «oekoskop» zusammen. Die von der<br />

AXA im Rahmen der Initiative «Flora Futura» unterstützten Projekte<br />

erstrecken sich von der Pflanzung von Hochstammbäumen und der<br />

Pflege von Kastanienhainen über die Flächenentbuschung durch<br />

Wanderziegen bis hin zur Renaturierung von Amphibienteichen und<br />

zur Aufwertung von an Strassen grenzenden Grünflächen, um nur einige<br />

Beispiele zu nennen. Dabei werden Projekte in allen Landesteilen<br />

der Schweiz berücksichtigt.<br />

axa.ch/verantwortung<br />

03/<strong>2022</strong> 17<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


FLOTTENMANAGEMENT<br />

Bei der Notterkran AG<br />

schätzt man, dass<br />

die Autos der Firmenflotte<br />

gebrauchsfertig<br />

und auf ihre individuellen<br />

Bedürfnisse<br />

zugeschnitten<br />

geliefert werden:<br />

Leiter Finanzen<br />

Patrick Schläpfer.<br />

Flotte Lösungen für<br />

Firmenwagen<br />

Eine Firmenflotte muss nicht zwingend klassisch betrieben werden.<br />

Neben herkömmlichen Lösungen stehen Betrieben neu auch flexible<br />

Abo-Modelle zur Verfügung. Beide Konzepte haben ihre Vorteile.<br />

Text Marion Fehr Fotos Marco Vara<br />

Die Pickups der Weisse Arena Bergbahnen<br />

AG in Laax werden vorwiegend<br />

im Sommer benötigt, um<br />

die Bahnen in den schneefreien<br />

Hängen auf Vordermann zu<br />

bringen oder Wanderwege, Bikestrecken und<br />

Beschneiungsanlagen zu unterhalten. Winter<br />

für Winter besetzten ungenutzte Geländefahrzeuge<br />

deshalb Parkplätze, die eigentlich für die<br />

Besucher des 224 Pistenkilometer grossen Skigebiets<br />

vorgesehen wären. «Alternativen zur<br />

Ganzjahres-Firmenflotte waren lange spärlich<br />

gesät, doch mit dem Aufkommen von Auto-<br />

Abos änderte sich das», sagt Corsin Clopath,<br />

Leiter Pistenrettungsdienst bei der Weisse<br />

Arena Bergbahnen AG. Seit drei Jahren löst das<br />

Unternehmen deshalb für die Sommermonate<br />

ein befristetes Auto-Abo für acht Firmenfahrzeuge.<br />

Sechs davon werden für den Bahnunterhalt<br />

benötigt, zwei für den Gastrobetrieb.<br />

«Im Winter analysieren wir, welchen Bedarf<br />

wir für die kommende Saison haben, und sprechen<br />

uns mit UPTO, dem Anbieter unserer<br />

Abonnemente, ab», so Corsin Clopath. Der Bedarf<br />

ist abhängig von den Arbeiten, die es zu<br />

tun gibt: «Wenn grosse Bauprojekte anstehen,<br />

stellen wir zum einen mehr Arbeitskräfte an,<br />

die ein Fahrzeug benötigen. Zum anderen gibt<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Weisse Arena Bergbahnen<br />

AG, als Tochterfirma<br />

der Weisse Arena Gruppe in<br />

Laax, sorgt mit rund<br />

250 Mitarbeitenden für einen<br />

unvergesslichen Tag am<br />

Berg. Durch sie werden<br />

28 Bahnanlagen betrieben,<br />

die an Spitzentagen über<br />

20’000 Gäste befördern.<br />

Die Pistenpräparation sorgt<br />

für beste Verhältnisse auf<br />

224 Kilometern, in fünf<br />

Snowparks und zwei Halfpipes.<br />

Des Weiteren gehören<br />

die Bereiche Beschneiung,<br />

Pistenrettung, Liftticketverkauf<br />

sowie Infrastruktur<br />

zur Weisse Arena Bergbahnen<br />

AG.<br />

weissearena.com<br />

es mehr Material, das den Berg hoch transportiert<br />

werden muss, was wiederum den Bedarf<br />

an Fahrzeugen erhöht.» Mit der Abo-Lösung<br />

sind die Bergbahnen um einiges flexibler, weil<br />

sie genau jene Modelle und so viele Fahrzeuge<br />

abonnieren können, wie sie tatsächlich benötigen.<br />

«Zudem ist gewährleistet, dass sich die<br />

Autos stets in einem neuwertigen Zustand befinden.<br />

Das kommt uns um einiges günstiger,<br />

als wenn wir die ganze Flotte ständig in Schuss<br />

halten müssten», ergänzt Corsin Clopath.<br />

Zeit für Kernaufgaben<br />

Die <strong>Firma</strong> Notterkran AG hingegen benötigt<br />

ihre Firmenwagen das ganze Jahr über. 47 Fahrzeuge<br />

umfasst die Flotte derzeit, darunter befinden<br />

sich Sprinter für den Betrieb und Personenwagen<br />

für die Aussendienstmitarbeitenden.<br />

In naher Zukunft soll die Flotte auf 55<br />

Fahrzeuge anwachsen. «Früher haben wir den<br />

gesamten Fuhrpark inhouse gemanagt», erklärt<br />

Patrick Schläpfer, Leiter Finanzen. «Eine Person<br />

in der Verwaltung trug die Gesamtverantwortung,<br />

wobei sich die Standorte oder gar einzelne<br />

Mitarbeitende je nach Situation selbst um die<br />

Flotte gekümmert haben.» Um Ordnung und<br />

Struktur in den Betrieb zu bringen, haben sich<br />

die Verantwortlichen entschieden, das gesamte ▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

18 03/<strong>2022</strong>


FLOTTENMANAGEMENT<br />

«Es kommt<br />

uns um einiges<br />

günstiger,<br />

als wenn wir<br />

die ganze<br />

Flotte ständig<br />

in Schuss<br />

halten<br />

müssten.»<br />

Corsin Clopath<br />

Seit drei Jahren setzt die<br />

Weisse Arena Bergbahnen AG in<br />

Laax im Sommer auf ein<br />

befristetes Auto-Abo, um die<br />

Anlagen auf Vordermann zu<br />

bringen: Leiter Pistenrettungsdienst<br />

Corsin Clopath.<br />

03/<strong>2022</strong> 19<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


FLOTTENMANAGEMENT<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Flottenmanagement auszulagern. Seit diesem<br />

Jahr übernimmt UPTO deshalb das Flottenmanagement<br />

der Kranfirma mit Sitz in Boswil. Beschaffung,<br />

Betrieb und Verkauf der Fahrzeuge<br />

werden vom Mobilitätsprofi übernommen. Das<br />

rechne sich für das Unternehmen, insbesondere<br />

aus Ressourcensicht, erklärt Patrick Schläpfer:<br />

«Durch die Auslagerung des Flottenmanagements<br />

können sich unsere Mitarbeitenden wieder<br />

auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.»<br />

Fahrzeuge nach individuellem Bedarf<br />

Beide Betriebe schätzen es, dass ihre individuellen<br />

Wünsche betreffend Marken, Modellen<br />

und Ausstattung bei der Beschaffung berücksichtigt<br />

werden. Für die Weisse Arena Gruppe<br />

geht der Service somit über das klassische<br />

Auto-Abo hinaus: Firmenkundinnen und -kunden<br />

haben die Möglichkeit, Autos im Abo nach<br />

Spezialwünschen konfigurieren zu lassen, wie<br />

dies auch beim Flottenmanagement der Fall ist.<br />

«Wir benötigen zum Beispiel spezielle Aluminiumbrücken<br />

für die Pickups, damit wir Bahnteile<br />

transportieren können», so der Bündner.<br />

Sowohl in Laax als auch in Boswil arbeiten in<br />

den Betrieben erfahrene Mechanikerinnen und<br />

Mechaniker. Sie entscheiden, über wie viel Leistung,<br />

Ladefläche oder Hubraum die Fahrzeuge<br />

verfügen sollen. «Die Bedürfnisse werden mir<br />

von den Lenkerinnen und Lenkern gemeldet.<br />

Die Mechaniker wiederum prüfen, welche Fahrzeuge<br />

die Bedürfnisse am besten abdecken, und<br />

ich schaue mit dem Flottenbetreiber, dass wir<br />

die entsprechenden Fahrzeuge erhalten», sagt<br />

Patrick Schläpfer.<br />

Ein Anruf genügt<br />

Egal ob umfassendes Flottenmanagement oder<br />

Auto-Abo: Der tägliche Betrieb der Fahrzeuge<br />

unterscheidet sich kaum. Sowohl Reifenwechsel,<br />

Service als auch Schadenabwicklung werden<br />

vom Flottenmanager übernommen, eine<br />

Meldung an diesen genügt. «Wenn ein Service<br />

ansteht, wird automatisch ein Termin mit der<br />

Garage vereinbart und die Abholung der Fahrzeuge<br />

bei uns organisiert. Gleiches gilt auch für<br />

den Reifenwechsel. Einzig das Schadenformular<br />

müssen unsere Mitarbeitenden in einem Schadenfall<br />

selbst ausfüllen», erklärt Patrick Schläpfer.<br />

Die grösste Erleichterung bestehe beim<br />

Umschreiben von Autos, ergänzt er: «Wir sind<br />

sehr froh, dass wir den aufwendigen Prozess<br />

eines Nummernwechsels auslagern konnten.<br />

Dadurch haben wir enorm viel Zeit gewonnen.»<br />

Zudem schätzt man beim Kranunternehmen,<br />

dass die Autos gebrauchsfertig geliefert werden<br />

– sowohl was den Innen- als auch Aussenbereich<br />

anbelangt. Die Fahrzeugbeschriftung wie auch<br />

Die Notterkran AG ist führende<br />

Anbieterin von Lösungen<br />

mit Aufbaukranen und Hakengeräten<br />

in der Schweiz.<br />

Ihr Schwerpunkt liegt in<br />

der umfassenden Kundenbetreuung<br />

von der Beratung,<br />

Projektierung über den Aufbau<br />

bis zum Service. In der<br />

Notterkran Group arbeiten<br />

weltweit über 120 Personen<br />

an fünf Standorten.<br />

notterkran.ch<br />

«Durch die<br />

Auslagerung<br />

des Flottenmanagements<br />

können sich<br />

unsere Mitarbeitenden<br />

wieder auf<br />

ihre Kernaufgaben<br />

konzentrieren.»<br />

Patrick Schläpfer,<br />

Leiter Finanzen, Notterkran AG<br />

der Aus- und Wiedereinbau der Inneneinrichtung<br />

eines Servicebusses mussten früher separat<br />

organisiert werden. «Für uns bedeutete dies,<br />

dass wir das frisch gelieferte Auto sogleich wieder<br />

weggeben mussten, was ineffizient und mit<br />

einem grossen Mehraufwand verbunden war»,<br />

erklärt er weiter.<br />

Dass mit dem Griff zum Telefon oftmals der Löwenanteil<br />

der Arbeit erledigt ist, schätzt auch<br />

Corsin Clopath: «Dadurch, dass wir Jahr für Jahr<br />

neue Fahrzeuge erhalten, fällt ein Grossteil des<br />

Unterhaltsaufwands weg. Auch beim regulären<br />

Service oder beim Reifenwechsel gibt es für unsere<br />

Leute kaum etwas zu tun. Das erleichtert<br />

unsere tägliche Arbeit sehr.» Ein weiterer Vorteil<br />

beider Konzepte ist der monatliche Fixpreis:<br />

Die Betriebe wissen so schon im Vorfeld, mit<br />

welchen Kosten sie zu rechnen haben. Einzig die<br />

Treibstoffkosten werden bei der Weisse Arena<br />

Gruppe separat abgerechnet. «Die meisten unserer<br />

Fahrzeuge werden mit Diesel betrieben, beispielsweise<br />

auch die Pistenfahrzeuge. Deshalb<br />

kaufen wir den Treibstoff in grossen Mengen ein<br />

und können dadurch von einem Rabatt profitieren.<br />

Unsere Fahrzeuge betanken wir dann an<br />

den firmeneigenen Tankstellen», erklärt Corsin<br />

Clopath. Bei der Notterkran AG hingegen sind<br />

selbst die Treibstoffkosten im monatlichen<br />

Fixpreis inbegriffen. Der Pauschalbetrag wird<br />

aufgrund der vermutlich benötigten Kilometer<br />

prognostiziert und verrechnet. Nach einem halben<br />

Jahr erhält die <strong>Firma</strong> je nach tatsächlich gebrauchter<br />

Kraftstoffmenge und allfälligen Schadenfällen<br />

Geld zurück oder muss nachzahlen.<br />

Nächster Schritt Elektrifizierung<br />

Beide Unternehmen planen, demnächst Elektroautos<br />

in ihre Flotte aufzunehmen. «Wir wollen<br />

bis 2030 klimaneutral sein. Eine grüne Flotte zu<br />

haben, ist deshalb zentral für uns. Allerdings<br />

braucht es dazu die entsprechenden Fahrzeuge<br />

auf dem Markt», erklärt Corsin Clopath. Gerade<br />

bei den Geländefahrzeugen sei das Angebot derzeit<br />

noch rar. Sobald sich dies ändere, werde<br />

man mit dem Flottenmanager zusammensitzen.<br />

Auch Patrick Schläpfer wird sich bald mit<br />

dem Flottenmanager über die Elektrifizierung<br />

der Flotte unterhalten. Die Anschaffung von<br />

Elektrofahrzeugen sei gemeinsam mit dessen<br />

Expertise sicher einfacher. Ob eine Abo-Lösung<br />

künftig auch für die Kranfirma eine Option ist,<br />

bleibt offen. «Sicher nicht für die ganze Flotte,<br />

möglicherweise aber für die Autos von neuen<br />

Aussendienstmitarbeitenden während der Probezeit<br />

– bis sicher ist, dass diese im Unternehmen<br />

bleiben. Damit könnte man einer unnötigen<br />

Vergrösserung der Flotte entgegenwirken»,<br />

sagt er. <br />

●<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

20 03/<strong>2022</strong>


FLOTTENMANAGEMENT<br />

3 Fragen an …<br />

… Mensur Jasari,<br />

CEO UPTO<br />

Für welche Betriebe lohnt sich<br />

ein Auto-Abo?<br />

Auto-Abos werden oftmals als<br />

Ergänzung zu einer bestehenden<br />

Flotte gewählt, zum Beispiel für<br />

ein zeitlich beschränktes Projekt,<br />

bei dem mehr Fahrzeuge benötigt<br />

werden, oder für temporäre Mitarbeitende.<br />

Die Abo-Lösung eignet<br />

sich zudem für Start-ups, die<br />

noch nicht wissen, wie sich das<br />

Geschäft entwickelt, und deshalb<br />

noch nicht absehen können, wie<br />

viele Fahrzeuge sie künftig benötigen.<br />

Geht die Nutzungsdauer über<br />

zwölf Monate hinaus, raten wir in<br />

der Regel zu einem klassischen<br />

Flottenmanagement. Der Vorteil<br />

beim Auto-Abo ist, dass die Mitarbeitenden<br />

sofort mobil sind und<br />

die Betriebe die Fahrzeuge auch<br />

nur für wenige Monate mieten<br />

können.<br />

Welchen Unternehmen<br />

raten Sie zu einem externen<br />

Flottenmanagement?<br />

Grundsätzlich gilt: Je mehr Fahrzeuge<br />

die Firmenflotte umfasst<br />

und je mehr Kilometer die Fahrzeuge<br />

fahren, desto eher lohnt<br />

es sich, das Flottenmanagement<br />

auszulagern. Ab zehn Fahrzeugen<br />

ist der Aufwand für den Inhouse-<br />

Betrieb meist zu gross. Firmen, die<br />

von Beginn weg wissen, dass sie<br />

die Fahrzeuge langfristig nutzen<br />

werden, raten wir ebenfalls zu<br />

einer Auslagerung des Flottenbetriebs.<br />

Damit die Firmen dennoch<br />

flexibel bleiben und selbst<br />

entscheiden können, kann das<br />

von uns angebotene Flottenmanagement<br />

monatlich gekündigt<br />

werden, wenn man vom Nutzen<br />

nicht überzeugt ist.<br />

«Eine Teilelektrifizierung,<br />

die Anschaffung<br />

von Hybridfahrzeugen<br />

oder die<br />

Erhöhung der<br />

Sharing-Quote<br />

sind ein grosser<br />

Schritt, um den<br />

CO 2 -Ausstoss<br />

zu reduzieren.»<br />

Neu bietet UPTO auch eine<br />

kostenlose Chancen-Risiken-<br />

Analyse zur Elektrifizierung von<br />

Flotten an. Was versprechen Sie<br />

sich davon?<br />

Wir haben festgestellt, dass viele<br />

Betriebe die Elektrifizierung zwar<br />

vorantreiben möchten, dabei<br />

aber mit Unsicherheiten konfrontiert<br />

sind, was beispielsweise die<br />

Produktivität einer E-Flotte oder<br />

die nötige Infrastruktur anbelangt.<br />

Mit Hilfe unserer kostenlosen<br />

Analyse können wir diese<br />

offenen Punkte gemeinsam klären<br />

und unseren Kundinnen und<br />

Kunden eine individuelle, auf sie<br />

zugeschnittene Lösung anbieten.<br />

Unser Ziel ist dabei nicht die komplette<br />

Elektrifizierung einer Flotte<br />

von heute auf morgen. Auch eine<br />

Teilelektrifizierung, die Anschaffung<br />

von Hybridfahrzeugen oder<br />

die Erhöhung der Sharing-Quote<br />

sind ein grosser Schritt, um den<br />

CO 2-Ausstoss zu reduzieren.<br />

upto.ch/e-flotte


CYBERSICHERHEIT<br />

Cyberangriffe<br />

gegen KMU –<br />

das sind<br />

die Risiken<br />

Viele Firmen halten sich für zu unbedeutend, um für Hacker interessant<br />

zu sein. Doch auch für KMU sind Cyberangriffe eine reale Gefahr geworden.<br />

Welche Risiken im Netz lauern und was man dagegen tun kann.<br />

Text Melanie Ade<br />

Die Digitalisierung optimiert Prozesse<br />

und macht sie schneller und<br />

günstiger – erhöht aber gleichzeitig<br />

auch das Risiko, Opfer von Cyberkriminalität<br />

zu werden. Über<br />

30’000 Straftaten wurden in der Schweiz im Jahr<br />

2021 im Bereich der digitalen Kriminalität gemeldet<br />

– das sind 24 Prozent mehr als 2020. Vor<br />

allem KMU rücken vermehrt ins Visier von Internetkriminellen,<br />

da sie weniger Ressourcen in<br />

die eigene IT-Sicherheit investieren können als<br />

grosse Konzerne. Der Cyber-Security-Experte und<br />

CEO der <strong>Firma</strong> Oneconsult, Tobias Ellenberger,<br />

erklärt die grössten Cyberrisiken für KMU – und<br />

wie Sie sich davor schützen können.<br />

Phishing/Smishing<br />

Unter dem Begriff Phishing versteht man Versuche,<br />

sich über E-Mails oder Kurznachrichten<br />

als vertrauenswürdiger Absender in einer elektronischen<br />

Kommunikation auszugeben. Ziel<br />

des Betrugs ist es, dass die Nutzer Finanzinformationen,<br />

Zugangsdaten oder andere sensible<br />

Daten preisgeben oder ein Dokument öffnen.<br />

AXA<br />

Cyberversicherung<br />

Die AXA Cyberversicherung<br />

schützt Ihre <strong>Firma</strong> vor<br />

finanziellen, rechtlichen und<br />

reputationstechnischen<br />

Schäden, die im Falle eines<br />

Cyberangriffs drohen. Mit<br />

dem kostenlosen Security<br />

Check «Cyber Check &<br />

Schutz für KMU» erfahren Sie<br />

zudem, wie es um die<br />

Sicherheit Ihrer Informatik<br />

und Ihres Unternehmens<br />

steht und wie Sie sich vor<br />

künftigen Angriffen schützen<br />

können.<br />

axa.ch/cyber<br />

In der Folge werden dann beispielsweise Kontoplünderung<br />

oder Identitätsdiebstahl begangen<br />

oder eine Schadsoftware installiert.<br />

Das können Sie tun<br />

Schaffen Sie Awareness für das Thema und<br />

sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden dafür.<br />

Zeigen Sie Ihrer Belegschaft, wie eine typische<br />

Phishing-Mail aussieht. Wenn Ihnen eine Mail<br />

verdächtig vorkommt, überlegen Sie sich: Was<br />

plausibilisiert diese Person, mir zu schreiben,<br />

erwarte ich eine Mail von diesem Absender?<br />

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und rufen Sie<br />

im Zweifelsfall den Absender kurz an, bevor<br />

Sie einen Link anwählen oder eine angehängte<br />

Datei öffnen.<br />

Nicht aktualisierte Systeme<br />

Veraltete Systeme weisen schnell Sicherheitslücken<br />

und Schwachstellen auf, die von Cyberkriminellen<br />

schamlos ausgenutzt werden. Die<br />

Angreifer haben mittlerweile ausgeklügelte<br />

Systeme eingerichtet, um angreifbare Systeme<br />

und Rechner zu erkennen und blitzschnell<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

22 03/<strong>2022</strong>


CYBERSICHERHEIT<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

zuzuschlagen. Systeme, die nicht regelmässig<br />

aktualisiert werden, sind daher besonders anfällig<br />

für Cyberangriffe.<br />

Das können Sie tun<br />

Halten Sie Ihre Software immer up to date. Je<br />

neuer Ihre Software, desto sicherer ist sie. Die<br />

meisten Softwares bieten automatische Updates<br />

– aktivieren Sie diese und aktualisieren<br />

Sie Betriebssystem und Software als tägliche<br />

Routine! Schützen Sie Ihr Unternehmensnetzwerk<br />

mit einer Firewall vor den Gefahren, die<br />

im Internet lauern. Und nutzen Sie ein gutes<br />

Antivirenprogramm. Stellen Sie sicher, dass<br />

der Schutz aktiv und die Software auf dem<br />

neusten Stand ist. Wenn Sie jetzt noch täglich<br />

einen Scan durchführen, sind Sie gut gegen<br />

Angriffe gewappnet und können frühzeitig<br />

reagieren.<br />

CEO Fraud<br />

Der CEO Fraud ist eine Betrugsmasche, bei<br />

der Firmen unter Verwendung falscher Identitäten<br />

zur Überweisung von Geld manipuliert<br />

werden. Typischerweise handelt es sich um gut<br />

gefälschte E-Mails, die scheinbar von einem<br />

Mitglied der Unternehmensführung stammen.<br />

Darin wird unter vermeintlich berechtigten<br />

Gründen die Überweisung hoher Geldbeträge<br />

auf eine ausländische Bankverbindung angewiesen.<br />

Erkennbar sind die guten Fälschungen<br />

oft nicht, da die Straftäter im Vorfeld Firmeninterna<br />

recherchieren. Oft werden die ausführenden<br />

Mitarbeitenden unter Zeitdruck gesetzt<br />

und auf die Geheimhaltung der Überweisung<br />

hingewiesen.<br />

Das können Sie tun<br />

Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden – beim<br />

Thema Cybersicherheit ist der Mensch der<br />

Schlüsselfaktor. Regelmässige Schulungen und<br />

interne Kommunikationskampagnen können<br />

einen grossen Beitrag leisten. Sollten Sie unternehmensintern<br />

nicht über das entsprechende<br />

Know-how verfügen, ziehen Sie einen externen<br />

Experten hinzu, der entsprechende Schulungen<br />

durchführt. Achten Sie im Verdachtsfall<br />

auf Auffälligkeiten in den Mails wie untypische<br />

Anreden oder Grussformeln und sichern Sie<br />

sich im persönlichen Gespräch ab, dass die Mail<br />

oder der Auftrag tatsächlich echt sind. Nutzen<br />

Sie dazu einen anderen Kanal als die Nachricht<br />

(zum Beispiel Täuschung erfolgt über E-Mail,<br />

rufen Sie Ihren Partner an oder treffen Sie ihn<br />

zum Kaffee).<br />

Die Oneconsult AG ist Teil der<br />

2003 gegründeten Oneconsult-Unternehmensgruppe<br />

mit Büros in Zürich, Bern<br />

und München. Ihre Cyber-<br />

Security-Expertinnen und<br />

-Experten beraten Kundinnen<br />

und Kunden zu internen<br />

und externen Bedrohungen<br />

aus dem Informationssicherheitsbereich<br />

und begleiten<br />

regelmässig Unternehmen<br />

bei der Bewältigung von<br />

Ransomware und vergleichbaren<br />

Angriffen.<br />

oneconsult.com<br />

«Ein hundertprozentiger<br />

Schutz vor<br />

Cyberattacken<br />

ist nahezu<br />

unmöglich. Mit<br />

den richtigen<br />

Präventionsmassnahmen<br />

können Sie<br />

jedoch die<br />

Wahrscheinlichkeit,<br />

dass<br />

Sie Opfer eines<br />

Cyberangriffs<br />

werden,<br />

minimieren.»<br />

Tobias Ellenberger,<br />

CEO Oneconsult AG<br />

(Romance) Scam<br />

Bei dieser Betrugsart werden gefälschte Profile<br />

auf Social Media und Internet-Partnerbörsen<br />

erstellt, um anderen Personen eine Liebesbeziehung<br />

vorzuspielen und um schliesslich finanzielle<br />

Zuwendung des «Partners» zu erhalten.<br />

Es handelt sich um eine digitale Form des<br />

Heiratsschwindels. Populär sind auch Betrugsarten<br />

wie Anlage- oder Kleinanzeigenbetrug.<br />

Das können Sie tun<br />

Als KMU sind Sie zwar kein direktes Ziel der<br />

(Liebes-)Betrüger, aber jede <strong>Firma</strong> besteht aus<br />

Menschen, die so in eine unangenehme Notlage<br />

geraten können, was ihr Handeln auch<br />

am Arbeitsplatz beeinflusst. Auch hier sind<br />

Awareness und eine gewisse Grundskepsis<br />

das A und O. Romance Scam ist verbreiteter,<br />

als man denkt – allein in der Schweiz wurden<br />

im ersten Halbjahr <strong>2022</strong> mit dieser Masche<br />

vier Millionen Franken erbeutet. Deshalb gilt<br />

immer: Senden Sie weder Geld noch Güter an<br />

Ihnen unbekannte Personen, die Sie noch nie<br />

getroffen haben!<br />

Ransomware<br />

Unter Ransomware (englisch: ransom «Lösegeld»<br />

und Software) versteht man eine spezielle<br />

Art schädlicher Software, die den Zugriff<br />

auf Geräte sperrt oder darauf enthaltene Daten<br />

verschlüsselt. Anschliessend wird vom Opfer<br />

ein Lösegeld für die Wiederherstellung verlangt.<br />

Das können Sie tun<br />

Sichern Sie Ihre Daten regelmässig mithilfe<br />

eines Offline-Backups, so haben Sie zumindest<br />

die Sicherheit, dass diese nach einem Angriff<br />

nicht komplett verloren sind. Definieren Sie<br />

einen für Sie passenden Prozess der Datensicherung<br />

und halten Sie diesen konsequent<br />

ein. Schulen Sie die Mitarbeitenden im Umgang<br />

mit E-Mails und spielen Sie das Worst-<br />

Case-Szenario einmal durch: Wären Sie noch<br />

handlungsfähig nach einer solchen Attacke?<br />

Ziehen Sie präventiv einen Experten zu Rate,<br />

der Ihnen weiterführende Massnahmen empfehlen<br />

kann.<br />

●<br />

Hinweis<br />

Viele hilfreiche und weiterführende Informationen<br />

zu allen Themen und Risiken finden Sie auf der<br />

Homepage des Nationalen Zentrums für Cybersicherheit<br />

NCSC:<br />

ncsc.admin.ch<br />

03/<strong>2022</strong> 23<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


DIE GRAFIK: KOMMUNIKATION<br />

<br />

Social Media regiert<br />

Seit Erfindung des Buchdrucks vor bald 600 Jahren hat kein<br />

Kommunikationsmittel die Welt derart verändert wie Social Media –<br />

die wichtigsten Zahlen im Überblick.<br />

Weltbevölkerung<br />

7,93 Milliarden<br />

(+1% ggü. VJ)<br />

Globaler Megatrend<br />

Mobiltelefonbenutzer Internetnutzer<br />

5,32 Milliarden<br />

5,00 Milliarden<br />

(+1,7% ggü. VJ)<br />

(+4,1% ggü. VJ)<br />

Bereits an die 60 Prozent der Weltbevölkerung<br />

nutzen soziale Medien –<br />

und es werden Jahr für Jahr über<br />

300 Millionen Menschen mehr.<br />

Stand April <strong>2022</strong>, Quelle:<br />

Digital <strong>2022</strong> Report, We are social/Hootsuite.<br />

Social-Media-Nutzer<br />

4,65 Milliarden<br />

(+7,5% ggü. VJ)<br />

<br />

<br />

<br />

Jahrmarkt der Eitelkeiten<br />

Instagram-Follower<br />

1. Instagram (Social-Media-Plattform) 499 Mio.<br />

2. Cristiano Ronaldo<br />

(Fussballer)<br />

435 Mio.<br />

3. Kylie Jenner<br />

(Reality-TV-Star)<br />

333 Mio.<br />

4. Lionel Messi<br />

(Fussballer)<br />

323 Mio.<br />

Nochmals 7 Minuten mehr<br />

Täglich weltweite Mediennutzung<br />

pro Person<br />

Internet generell<br />

6 Std. 53 Min. (–3 Min., –0,7%)<br />

TV und Video<br />

3 Std. 14 Min. (–2 Min., –1%)<br />

Social Media<br />

2 Std. 29 Min. (+7 Min., +4,9%)<br />

Zeitungen und Newsportale<br />

1 Std. 57 Min. (+2 Min., +1,7%)<br />

Musikstreamingdienste<br />

1 Std. 31 Min. (+2 Min., +2,2%)<br />

Radio<br />

0 Std. 58 Min. (–)<br />

Podcasts<br />

0 Std. 54 Min. (+2 Min., +3,8%)<br />

Videogames<br />

1 Std. 10 Min. (–)<br />

Während die Internetnutzung im Allgemeinen<br />

tendenziell eher etwas zurückgeht, legt Social<br />

Media weiter zu. Die gute alte Glotze hat aber<br />

immer noch die Nase vorne.<br />

Stand April <strong>2022</strong>,<br />

Quelle: Digital <strong>2022</strong> Report, We are social/Hootsuite.<br />

5. 316 Mio. Selena Gomez (Schauspielerin)<br />

6. 312 Mio. Dwayne Johnson (Ex-Wrestler, Schauspieler)<br />

7. 307 Mio. Ariana Grande (Sängerin)<br />

8. 305 Mio. Kim Kardashian (Reality-TV-Star)<br />

9. 253 Mio. Beyoncé (Sängerin)<br />

10. 233 Mio. Justin Bieber (Sänger)<br />

Social Media prägt zunehmend die Wahrnehmung der Welt.<br />

Die wichtigsten sogenannten «Influencer» sind aber<br />

nicht Dichter und Denker, sondern Stars und Sternchen.<br />

Quelle: WiWo/Instagram.<br />

Meistgenutzt<br />

Monatlich aktive Nutzer*<br />

1. 2910 Mio. Facebook<br />

2. 2562 Mio. YouTube<br />

3. 2000 Mio. WhatsApp<br />

4. 1478 Mio. Instagram<br />

5. 1263 Mio. WeChat<br />

6. 1000 Mio. TikTok<br />

7. 988 Mio. Facebook Messenger<br />

8. 600 Mio. Douyin<br />

…<br />

13. 557 Mio. Snapchat<br />

14. 550 Mio. Telegram<br />

15. 444 Mio. Pinterest<br />

16. 436 Mio. Twitter<br />

Mit den drei Plattformen Facebook,<br />

WhatsApp und Instagram dominiert<br />

Mark Zuckerbergs Meta-Konzern die<br />

Social-Media-Welt nach wie vor – neue<br />

Anbieter wie TikTok graben ihm aber<br />

mehr und mehr das Wasser ab.<br />

* Weltweit. Quelle: Statista.<br />

Am längsten genutzt<br />

Durchschnittliche tägliche<br />

Verweildauer<br />

TikTok<br />

95 Min.<br />

YouTube<br />

74 Min.<br />

Instagram<br />

51 Min.<br />

Facebook<br />

49 Min.<br />

Twitter<br />

29 Min.<br />

Snapchat<br />

21 Minuten<br />

Geschlagene 95 Minuten verbringt<br />

ein TikTok-User durchschnittlich<br />

pro Tag auf der chinesischen<br />

Plattform. Bei Facebook und<br />

Instagram ist es nur gerade etwas<br />

mehr als die Hälfte der Zeit,<br />

weshalb es nun TikTok-ähnliche<br />

neue Funktionen richten sollen.<br />

Quelle: Sensor Tower.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

24 03/<strong>2022</strong>


Verantwortung<br />

Leserfrage<br />

Zirkularbeschlüsse<br />

der Familien-AG<br />

An der letzten Generalversammlung unserer<br />

Familienaktiengesellschaft konnte ich<br />

wegen Verspätung meines Rückflugs von<br />

einer Geschäftsreise nicht teilnehmen.<br />

Leider war es zu kurzfristig, um noch einen<br />

Vertreter zu bestimmen. Kann ich das in<br />

Zukunft im Voraus regeln?<br />

M. E., Gotzenwil<br />

Die Teilnahme an der Generalversammlung ist<br />

grundsätzlich notwendig, um die Aktionärsrechte<br />

ausüben zu können. Eine Vertretung ist<br />

nur in speziellen Fällen vorgesehen und kann<br />

grundsätzlich nicht pauschal im Voraus bestellt<br />

werden. Das per 1. Januar 2023 in Anwendung<br />

tretende Aktienrecht sieht jedoch ausdrücklich<br />

vor, dass sowohl die Generalversammlung wie<br />

auch die Verwaltungsratssitzungen in Zukunft<br />

elektronisch oder virtuell durchgeführt werden.<br />

Aktionären, die nicht am physischen Ort der<br />

Generalversammlung anwesend sind, wird<br />

somit erlaubt, ihre Rechte auf dem elektronischen<br />

Weg auszuüben. Gleiches gilt schliesslich<br />

auch für den Verwaltungsrat. Unter dem neuen<br />

Aktienrecht wird zudem ausdrücklich die Erfordernis<br />

der Unterschrift für elektronische<br />

Zirkularbeschlüsse dahinfallen. Diese Lösung<br />

wird zukünftig erlauben, dass Beschlüsse<br />

per E-Mail keine gescannten Unterschriften<br />

benötigen und eine Beschlussfassung sogar per<br />

Chat möglich ist. Die Grundlagen des Austausches<br />

müssen in geeigneter Form dokumentiert<br />

bzw. aufbewahrt werden.<br />

Hedwig Zingg Sanchez<br />

lic. iur., Rechtsanwältin,<br />

Vermögensschadenhaftpflicht,<br />

AXA<br />

Fotos: Saul Granda; zVg<br />

Kohleabbau, Kinderarbeit<br />

und Waffen ein No-Go<br />

In welche Bereiche sollen Vorsorgegelder investiert werden und<br />

in welche auf keinen Fall? Diese Fragen stellte die AXA rund 1000<br />

Schweizerinnen und Schweizern. Die Studie zeigt: 55 Prozent der<br />

Frauen und 53 Prozent der Männer in der Schweiz äussern ein Interesse<br />

daran, dass ihre Vorsorgegelder nachhaltig angelegt werden. Wie<br />

schon im Vorjahr ist das Interesse bei der jüngsten Altersgruppe von<br />

18 bis 29 Jahren sowie bei Personen mit einem hohen Bildungsstand<br />

besonders hoch.<br />

Jenen Befragten, denen nachhaltiges Anlegen wichtig ist, liegen vor<br />

allem ein sparsamer Umgang mit natürlichen Ressourcen, erneuerbare<br />

Energien, Biodiversitäts- und Naturschutz, nachhaltige Landwirtschaft<br />

sowie Klimaschutz am Herzen.<br />

Besonders kritisch sehen die Befragten wie schon im Vorjahr Investitionen,<br />

die im Zusammenhang mit Kinderarbeit und geächteten<br />

Waffen stehen: Mehr als 80 Prozent lehnen solche Investitionen klar<br />

ab, gefolgt von Investitionen in Unternehmen oder Länder mit Menschenrechtsverletzungen<br />

sowie in Wirtschaftszweige wie Pornografie,<br />

Palmöl und Kohleabbau. Investitionen in Tabakunternehmen und<br />

Alkoholproduzenten werden im Vergleich zu 2021 etwas kritischer<br />

beurteilt, während die Akzeptanz für Investitionen in Kernenergie<br />

sowie Öl und Gas leicht gestiegen ist.<br />

Was bei der Studie auffiel: Über alle Themen hinweg äussern Frauen<br />

stärkere Meinungen als Männer, sei es, indem sie kritische Investitionsbereiche<br />

deutlicher ablehnen als Männer oder positiv besetzte<br />

Nachhaltigkeitsthemen stärker befürworten.<br />

03/<strong>2022</strong><br />

25<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INTERVIEW DANIEL GUSSMANN, MARKETING CHIEF INVESTMENT OFFICER (CIO)<br />

«Ich glaube an<br />

den Fortschritt<br />

und das Potenzial<br />

der Menschen»<br />

Mit zehn Jahren kaufte er seine erste Bundesobligation, mit 34 wurde er<br />

Anlagechef der AXA Schweiz. Im Interview erklärt Daniel Gussmann, wieso er<br />

trotz düsterer Wirtschaftslage optimistisch in die Zukunft schaut.<br />

Interview Anna Ehrensperger Fotos Marco Vara<br />

Daniel Gussmann, Sie sind vor fünf<br />

Jahren, im Alter von nur 34 Jahren,<br />

Chief Investment Officer der grössten<br />

Schweizer Versicherung geworden.<br />

Wie kommt man in so jungem Alter zu<br />

einer solchen Position? Haben<br />

Sie schon als Kind gerne mit Zahlen<br />

jongliert und das erste Taschengeld<br />

am Kapitalmarkt investiert?<br />

Das hat bei mir tatsächlich sehr früh angefangen.<br />

Schon im Kindergarten habe ich gerne<br />

mit grossen Zahlen gerechnet und mich schon<br />

früh für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert.<br />

Mit zehn Jahren habe ich auf Anraten<br />

meiner Eltern mein erstes Geld in Bundesobligationen<br />

investiert und mit zunehmendem<br />

Alter auch mit Aktien einiges ausprobiert. Das<br />

Gute daran ist, dass ich schon sehr früh gelernt<br />

habe, dass man sich auch mal die Finger verbrennen<br />

kann. In dem Alter waren das noch<br />

keine grossen Beträge, vielleicht habe ich da<br />

und dort einige hundert Franken verloren. Ich<br />

bin froh, diese Erfahrungen schon so früh im<br />

Leben gemacht zu haben. So lernt man, Risiken<br />

sorgsam abzuwägen, und auch eine gesunde<br />

Demut und Bescheidenheit.<br />

Wie legen Sie heute Ihr Geld an? Eher<br />

sicherheits- oder renditeorientiert?<br />

Im Prinzip beides. Im Grunde bin ich ein<br />

risikoaverser Mensch, nutze aber die Möglichkeiten<br />

des Marktes. Ich investiere daher<br />

auch heute noch gerne in Aktien, jedoch sehr<br />

bewusst und mit längerfristigem Fokus. Ich<br />

«Die grösste<br />

Herausforderung<br />

sehe ich<br />

darin, dass<br />

wir derzeit<br />

sehr viele<br />

verschiedene<br />

Brandherde<br />

haben.»<br />

Zur Person<br />

Daniel Gussmann hat einen<br />

Master in Business Administration<br />

der Universität Mannheim<br />

und ist qualifizierter Chartered<br />

Financial Analyst (CFA). Der<br />

39-Jährige ist seit 2009 für die<br />

AXA tätig, zunächst bei der<br />

AXA Deutschland im Asset<br />

Management und in der<br />

Konzernstrategie. 2012 stiess<br />

er ins Schweizer Investment-<br />

Management-Team und<br />

übernahm 2014 die Leitung<br />

der Anlagestrategie. 2017<br />

wurde er Chief Investment<br />

Officer (CIO) und Leiter Asset<br />

Management der AXA Schweiz.<br />

tätige Investitionen, die ich dann zehn bis<br />

zwanzig Jahre laufen lasse, auch wenn es hier<br />

und da mal holpert an der Börse. Für mich als<br />

Familienvater ist mein wichtigstes Investment<br />

aber ohnehin das eigene Zuhause.<br />

Wenn die Börsen auf Talfahrt sind,<br />

macht Sie das also nicht nervös?<br />

Schwankungen an den Kapitalmärkten<br />

kommen immer wieder vor. Ich bin dankbar,<br />

dass ich dem mit einer gewissen Gelassenheit<br />

begegnen kann. Die Erfahrung zeigt, dass es<br />

sich gerade in turbulenten Zeiten bewährt,<br />

Ruhe zu bewahren.<br />

Die aktuelle Wirtschaftslage präsentiert<br />

sich ziemlich düster. Krieg in<br />

Europa, drohender Energienotstand,<br />

Lieferengpässe aus China. Wie gehen<br />

Sie damit um? Immerhin verantworten<br />

Sie Gelder in Höhe von über<br />

100 Milliarden Schweizer Franken.<br />

Ich habe grosses Vertrauen in unsere Teams<br />

und unsere Prozesse. Wichtig ist, dass man<br />

seine Hausaufgaben macht, bevor der Sturm<br />

aufzieht, und das haben wir. Wobei ich derzeit<br />

gar nicht von Sturm sprechen würde, sondern<br />

eher von Gewitter. In solchen Zeiten gilt es,<br />

Kurs zu halten, sich bietende Opportunitäten<br />

gezielt zu nutzen, ohne den langfristigen<br />

Fokus zu verlieren.<br />

Sie würden von Gewitter sprechen und<br />

nicht von Sturm?<br />

▶<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

26<br />

03/<strong>2022</strong>


INTERVIEW DANIEL GUSSMANN, CHIEF INVESTMENT OFFICER (CIO)<br />

Hat schon als Kind gerne mit<br />

Zahlen jongliert: Chief Investment<br />

Officer Daniel Gussmann.<br />

03/<strong>2022</strong> 27<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


INTERVIEW INTERVIEW DANIEL GUSSMANN, PROF. MARKETING<br />

DR. CHIEF JOHANNA INVESTMENT GOLLNHOFER OFFICER (CIO)<br />

Als ich 2008 in der Finanzbranche angefangen<br />

habe, war gerade Lehman Brothers pleitegegangen.<br />

Damals haben die Aktienmärkte innerhalb<br />

eines Jahres 40 bis 50 Prozent verloren,<br />

vom höchsten zum tiefsten Punkt gar 80 bis<br />

90 Prozent. Aus Finanzoptik war das somit eine<br />

ganz andere Dimension als das, was wir jetzt<br />

erlebt haben.<br />

Denken Sie, die Märkte werden sich<br />

bald erholen?<br />

Die grösste Herausforderung sehe ich darin,<br />

dass wir derzeit sehr viele verschiedene Brandherde<br />

haben, von denen jeder für sich allein<br />

schon ein grosses Risiko darstellt, die sich aber<br />

zusätzlich gegenseitig befeuern. Wir haben<br />

den Krieg in der Ukraine, Öl- und Gasknappheit,<br />

die Zero-Covid-Strategie in China, zudem<br />

die Inflation, von der wir nicht wissen, wie<br />

lange sie dauern wird. Ich habe den Eindruck,<br />

dass uns die Inflation noch länger begleiten<br />

wird. Die Frage ist, ob die Zentralbanken die<br />

richtige Balance finden, um die Inflation abzuschwächen<br />

und gleichzeitig die Wirtschaft<br />

nicht abzuwürgen.<br />

Manche Experten befürchten, wir<br />

könnten in eine jahrelange Rezession<br />

abrutschen, andere warnen vor dem<br />

Klimakollaps und Hungersnöten.<br />

«Gerade<br />

schwierige<br />

Zeiten können<br />

auch Impulse<br />

für neue Ideen<br />

liefern. Wenn<br />

nur einige der<br />

acht Milliarden<br />

Menschen<br />

gute Geistesblitze<br />

haben,<br />

kann das<br />

viel bewirken.»<br />

Sehen Sie die Zukunft ähnlich düster?<br />

Nein, so pessimistisch sehe ich das nicht.<br />

Momentan befinden wir uns zwar tatsächlich<br />

in einer fragilen und von vielen Unsicherheiten<br />

geprägten Zeit. Ich glaube aber, trotz allfälliger<br />

Rückschläge, an den Fortschritt und dass sich<br />

die Welt langfristig zum Besseren entwickelt.<br />

Man sollte das Potenzial und die Kreativität<br />

der Menschen nicht unterschätzen. Gerade<br />

schwierige Zeiten können auch Impulse für<br />

neue Ideen liefern. Wenn nur einige der acht<br />

Milliarden Menschen gute Geistesblitze haben,<br />

kann das viel bewirken. Ich blicke deshalb zuversichtlich<br />

nach vorn und glaube an die Innovationskraft<br />

und das Potenzial der Menschen.<br />

Sie verwalten die Vorsorgegelder<br />

von über 40’000 Unternehmen.<br />

Nach welchen Grundsätzen legen<br />

Sie diese an?<br />

Viele dieser Firmen sind einer BVG-Sammelstiftung<br />

angeschlossen. Da entscheidet<br />

der jeweilige Stiftungsrat über die Anlagestrategie,<br />

wir setzen diese dann innerhalb der<br />

Leitplanken um. Wir verfolgen dabei einen<br />

risikobewussten Anlageansatz nach strengen<br />

Nachhaltigkeitskriterien und konsequentem<br />

Best-in-Class-Prinzip. Das heisst, wir suchen<br />

systematisch den besten Anlagestil für die jeweilige<br />

Anlageklasse sowie die besten Asset<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

28 03/<strong>2022</strong>


INTERVIEW DANIEL GUSSMANN, CHIEF INVESTMENT OFFICER (CIO)<br />

Manager. Genauso machen wir es auch bei der<br />

Pensionskasse unserer eigenen Mitarbeitenden.<br />

Seit 2019 bietet die AXA in der 2. Säule<br />

anstelle der früheren Vollversicherung<br />

nur noch teilautonome Lösungen an.<br />

Welche Bilanz ziehen Sie heute?<br />

Ich bin nach wie vor überzeugt von diesem<br />

Schritt. Teilautonome Lösungen sind deutlich<br />

freier in der Anlagestrategie, da sie nicht an<br />

das enge regulatorische Korsett der Vollversicherung<br />

gebunden sind. Das eröffnete uns<br />

ganz neue Möglichkeiten, langfristige Ertragschancen<br />

für die Versicherten wahrzunehmen.<br />

So konnten wir zum Beispiel den Aktienanteil<br />

deutlich erhöhen – also jene Anlageklasse,<br />

die langfristig gesehen am meisten Rendite<br />

verspricht. Seit dem Wechsel vor drei Jahren<br />

konnten die Sammelstiftungen den Versicherten<br />

insgesamt bereits 1,8 Milliarden Franken<br />

mehr Zins auszahlen, als mit der früheren Vollversicherung<br />

möglich gewesen wäre.<br />

Wie steht es denn um die Sicherheit<br />

der Kundengelder, angesichts der<br />

volatilen Börsenkurse?<br />

Unsere Sammelstiftungen sind finanziell<br />

wie auch strukturell sehr gut aufgestellt. Im<br />

Vergleich zu anderen Pensionskassen haben<br />

sie zum Beispiel sehr wenige Rentenverpflichtungen;<br />

unter anderem deshalb sind sie auch<br />

sehr risikofähig, sodass sie selbst schlechte<br />

Börsenjahre gut verkraften können. Die Portfolios<br />

sind zudem breit diversifiziert, was zur<br />

Stabilität beiträgt.<br />

Gesetzt den Fall, dass die Börsen<br />

längere Zeit auf Talfahrt wären.<br />

Was würde im Falle einer Unterdeckung<br />

passieren?<br />

Die Rechnung muss langfristig aufgehen.<br />

In der beruflichen Vorsorge spart man über<br />

Jahrzehnte, und darauf sind auch die Anlagestrategien<br />

ausgerichtet. Aktien sind zwar<br />

die volatilste, langfristig gesehen aber die bei<br />

Weitem ertragsstärkste Anlageklasse. Im Vorsorgemodell<br />

von teilautonomen Lösungen ist<br />

zudem eine gewisse temporäre Unterdeckung<br />

möglich, ohne gleich Sanierungsmassnahmen<br />

ergreifen zu müssen. Erst bei andauernder,<br />

relevanter Unterdeckung müssten Sanierungsmassnahmen<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

Diese wären vermutlich ähnlich, wie es in der<br />

Vollversicherung heute schon Realität ist, indem<br />

die Versicherten eine tiefere Verzinsung,<br />

eine Reduktion der Umwandlungssätze oder<br />

höhere Versicherungsbeiträge in Kauf nehmen<br />

«Die Rechnung<br />

muss langfristig<br />

aufgehen.<br />

In der<br />

beruflichen<br />

Vorsorge spart<br />

man über<br />

Jahrzehnte,<br />

und darauf<br />

sind auch<br />

die Anlagestrategien<br />

ausgerichtet.»<br />

Kurz und<br />

knapp<br />

Tägliches Ritual<br />

Zeitung lesen.<br />

Leibspeise<br />

Selbstgemachte Crêpes.<br />

Lieblingsfach in<br />

der Schule<br />

Mathe.<br />

Ohne gehe ich nicht<br />

aus dem Haus<br />

Schlüssel.<br />

Auf diesen sozialen<br />

Kanälen bin ich<br />

LinkedIn.<br />

Dabei schalte ich ab<br />

Beim Velofahren.<br />

Das kann ich nicht gut<br />

Geduld ist nicht meine grösste<br />

Stärke.<br />

So viel Schlaf<br />

brauche ich<br />

Ich schlafe meistens genug.<br />

Dahin würde ich<br />

auswandern<br />

Neuseeland.<br />

Diesen Wunsch erfülle<br />

ich mir noch<br />

Eine längere Reise mit der<br />

ganzen Familie.<br />

müssen. Eine Vollversicherung wird quasi<br />

laufend saniert, zulasten der KMU und ihrer<br />

Mitarbeitenden. Das wollten wir für unsere<br />

Kunden nicht mehr, sondern ihnen langfristig<br />

rentable und für alle Generationen faire Lösungen<br />

anbieten.<br />

Neben der angespannten Wirtschaftslage<br />

macht der Welt auch der Klimawandel<br />

zu schaffen. Wie wichtig sind<br />

Nachhaltigkeitsthemen für Sie?<br />

Als der damalige Gruppen-CEO Henri de<br />

Castries im Jahr 2015 als erste grosse Versicherung<br />

den Ausstieg aus der Kohleindustrie bekannt<br />

gab, war ich sehr überrascht. Heute habe<br />

ich den grössten Respekt dafür, wie stark er das<br />

Thema damals schon vorangetrieben hat. Mittlerweile<br />

zählt der Klimaschutz zu einem der<br />

wichtigsten Themen bei der AXA und ist Teil<br />

der Unternehmensstrategie. Als Vater zweier<br />

Kinder beschäftigt mich das Thema auch<br />

persönlich. Wir möchten unseren Kindern<br />

schliesslich eine Welt übergeben, die besser<br />

oder zumindest nicht schlechter ist als heute.<br />

Was bedeutet das für Ihre Investitionsentscheide?<br />

Wir beziehen Nachhaltigkeitskriterien bei<br />

sämtlichen Anlageentscheiden mit ein. Neben<br />

dem Erhalt und dem Schutz der Natur fallen<br />

auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit<br />

und der verantwortungsbewussten Unternehmensführung<br />

darunter. Wenn eine <strong>Firma</strong> unseren<br />

Richtlinien nicht entspricht und keine<br />

Verbesserungen erkennbar sind, steigen wir<br />

aus. Gewisse Firmen und Sektoren haben wir<br />

komplett ausgeschlossen. Dazu gehören Unternehmen<br />

der Tabakindustrie, Produzenten von<br />

Palmöl, die in Zusammenhang mit der Rodung<br />

von Regelwald stehen, sowie Firmen aus der<br />

Kohleindustrie, um nur einige zu nennen.<br />

Haben nicht alle grösseren Firmen<br />

solche Ausschlusslisten?<br />

Die AXA geht in vielen Punkten sehr viel<br />

weiter als andere Firmen. Manche Vermögensverwalter<br />

haben nur wenige Dutzend Unternehmen<br />

auf der Ausschlussliste, bei uns sind<br />

es Hunderte. Dass die AXA eine Vorreiterrolle<br />

übernommen hat, zeigt sich auch in unabhängigen<br />

Ratings, wie etwa dem «MSCI ESG<br />

Research»-Ranking, bei dem die AXA mit 10/10<br />

Punkten im Bereich «Nachhaltiges Investieren»<br />

ein AAA-Rating erreicht hat. Einiges haben wir<br />

schon erreicht, vieles bleibt noch zu tun, doch<br />

ich glaube auch hier an den Fortschritt und<br />

dass wir als Gesellschaft dies zusammen meistern<br />

können. <br />

●<br />

03/<strong>2022</strong> 29<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

«Unsere rund<br />

50 Mitarbeitenden<br />

sind alle gut<br />

ausgelastet.<br />

Einen Ausfall<br />

spüren die<br />

Teamkolleginnen<br />

und -kollegen<br />

deutlich. Auch<br />

deshalb liegt<br />

es uns am<br />

Herzen,<br />

präventiv zu<br />

handeln.»<br />

Roland Hegnauer, Farb AG<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

30 03/<strong>2022</strong>


BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

Treiber fürs Kernbusiness<br />

«Das Bewusstsein, wie wichtig gesunde und motivierte<br />

Mitarbeitende sind, ist heute deutlich<br />

grösser als vor zehn Jahren», sagt Martin Rüthemann,<br />

Fachleiter Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

bei der AXA. Es sei ein Umdenken im<br />

Gange, betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

(BGM) nicht als freiwilliges Nice-to-have, son-<br />

Gesundheitsförderung:<br />

Vorsorge statt<br />

Nachsorge<br />

Gesunde und motivierte Mitarbeitende sind das A und O<br />

einer funktionierenden <strong>Firma</strong>. Deshalb empfiehlt es sich,<br />

deren Bedürfnisse abzuholen und auf sie einzugehen –<br />

besonders in KMU, die sich Ausfälle noch weniger leisten<br />

können als Grossunternehmen.<br />

Text Simona Altwegg Fotos Marco Vara<br />

Wir haben das betriebliche<br />

Gesundheitsmanagement<br />

bisher eher stiefmütterlich<br />

behandelt», gesteht<br />

Roland Hegnauer von der<br />

Fachstelle für Arbeitsintegration Region Bern.<br />

Der Geschäftsführer der Farb AG ist jedoch<br />

überzeugt, dass man sich dies als KMU heute<br />

nicht mehr leisten könne. Dies belegen auch<br />

die Zahlen einer aktuellen, repräsentativen<br />

Umfrage der AXA bei 300 KMU: Rund 75 Prozent<br />

der Befragten gaben an, dass in Bezug auf<br />

die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden besondere<br />

Herausforderungen für die eigene <strong>Firma</strong><br />

bestehen – bei den grossen KMU mit 50 bis 250<br />

Mitarbeitenden sind es gar 97 Prozent.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Firma</strong><br />

Die Farb AG, die Fachstelle<br />

Arbeitsintegration Region<br />

Bern, unterstützt Sozialhilfe-Empfängerinnen<br />

und<br />

-Empfänger bei der sozialen<br />

und beruflichen Integration.<br />

Als eine der grössten Anbieterinnen<br />

in diesem Bereich<br />

im Kanton Bern beschäftigt<br />

die Farb AG rund 50 Mitarbeitende.<br />

Der Institution sind<br />

mehr als 50 Gemeinden mit<br />

15 regionalen Sozialdiensten<br />

angeschlossen.<br />

farb-bern.ch<br />

dern als essenziellen Treiber fürs Kernbusiness<br />

zu sehen. «Wenn wir die Motivation und Gesundheit<br />

von Mitarbeitenden steigern, erhöhen wir<br />

unter anderem deren Leistungsfähigkeit. Dies<br />

wirkt sich direkt auf den Unternehmenserfolg<br />

aus», so der Experte. «Wenn hingegen Mitarbeitende<br />

krankheits- oder unfallbedingt ausfallen,<br />

haben andere Mitarbeitende mehr Druck, und<br />

es entstehen Wartezeiten für Kundinnen und<br />

Kunden. Auch dies beeinflusst direkt die Wirtschaftlichkeit.»<br />

Die Farb AG hatte bisher nur vereinzelt längere<br />

Ausfälle, trotzdem will sie das Thema künftig<br />

ganzheitlich angehen – im Sinn e des Unternehmens,<br />

so Roland Hegnauer. Aus ökonomischer<br />

Sicht geht die Rechnung ebenfalls auf, denn<br />

Vorsorge ist deutlich günstiger als Nachsorge.<br />

Abwesenheiten und Präsentismus – das Arbeiten<br />

trotz Krankheit – kosten Unternehmen 600<br />

bis 1000 Franken pro Tag.<br />

Ein Früchtekorb ist noch kein BGM<br />

Laut Martin Rüthemann geht es bei einem<br />

umfassenden Gesundheitsmanagement deshalb<br />

auch um substanzielle Themen wie die<br />

Reduktion von Arbeitsunterbrechungen oder<br />

von Überbelastungen: «Massnahmen wie der<br />

bekannte Früchtekorb oder kostenloses Wasser<br />

haben nichts mit BGM zu tun.» Wer das BGM<br />

professionell angeht, startet mit einer Analysephase,<br />

um herauszufinden, wo der Schuh<br />

drückt: Wie geht es allen? Können alle ihre<br />

Leistungen erbringen?<br />

Genau so hat es auch die Farb AG gemacht und<br />

mithilfe des durch DearEmployee entwickelten<br />

Arbeitsklimakompasses eine Mitarbeiterumfrage<br />

durchgeführt, die Einblick in die Gesundheit,<br />

Motivation und Unternehmensbindung<br />

der Belegschaft gibt. Das Tool ist für Firmen<br />

mit einer Personenversicherung bei der AXA<br />

kostenlos und formuliert, basierend auf den<br />

individuell erhobenen Daten, konkrete und<br />

▶<br />

03/<strong>2022</strong> 31<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

auf den Betrieb abgestimmte Handlungsempfehlungen,<br />

um das Arbeitsklima zu verbessern<br />

und die Gesundheitsrisiken zu reduzieren. «Für<br />

uns war es wichtig, eine Mitarbeiterumfrage<br />

durchzuführen, von der sich direkt Massnahmen<br />

ableiten lassen. Der Arbeitsklimakompass<br />

mit seinem umfangreichen Fragekatalog, den<br />

Ergebnis-Dashboards und Handlungsempfehlungen<br />

war deshalb ein praktisches und benutzerfreundliches<br />

Tool, das vieles abdeckt», sagt<br />

Roland Hegnauer.<br />

Gemäss Martin Rüthemann besteht das BGM im<br />

Normalfall aus Analyse, Umsetzung und Evaluation,<br />

damit es zielführend ist. «Allerdings müssen<br />

diese Phasen nicht immer gross angelegt<br />

sein», so der Experte. Interessen und Bedürf-<br />

Martin Rüthemann, Fachleiter<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

bei der AXA:<br />

«Das Bewusstsein, wie wichtig<br />

gesunde und motivierte<br />

Mitarbeitende sind, ist heute<br />

deutlich grösser als vor zehn<br />

Jahren.»<br />

nisse der Mitarbeitenden könnten auch anders<br />

als durch eine umfassende Umfrage abgeholt<br />

und wunde Punkte erkannt werden. Dann liessen<br />

sich punktuell zu einzelnen Themen Massnahmen<br />

umsetzen, die es dann zu bewerten<br />

gilt. «Wenn eine Geschäftsleitung merkt, dass<br />

der Umgang mit Konflikten die Mitarbeitenden<br />

umtreibt, kann sie beispielsweise einen Workshop<br />

zu diesem Thema durchführen und im<br />

Anschluss Feedback einholen.»<br />

Mehr Innovation, weniger Unterbrechungen<br />

Bei der Analyse der Umfrageergebnisse der<br />

Farb AG haben sich drei Handlungsfelder herausgestellt:<br />

Vision und Unternehmensstrategie<br />

verdeutlichen, Innovationskompetenz erhöhen<br />

Tipps und Tricks für einen gesünderen Arbeitsplatz<br />

Wachsam sein<br />

Viele Vorgesetzte und Mitarbeitende<br />

spüren es, wenn Kolleginnen<br />

und Kollegen angeschlagen<br />

sind. Änderungen im Verhalten<br />

und Auftreten können Anzeichen<br />

einer Belastung sein. Zum<br />

Beispiel, wenn eine Mitarbeiterin<br />

oder ein Mitarbeiter über mehrere<br />

Wochen langsamer arbeitet<br />

als früher, vermehrt Fehler<br />

macht, unkonzentriert ist, gereizt<br />

reagiert, traurig, antriebslos<br />

oder verändert wirkt, häufig zu<br />

spät kommt, ausfällt oder viele<br />

Überstunden macht, ohne mehr<br />

Arbeitslast zu haben. Ist dies der<br />

Fall, sollte man sofort reagieren.<br />

Denn: Je früher man Massnahmen<br />

zur Entlastung einleitet, desto<br />

grösser ist die Chance, einen<br />

Krankheitsfall zu vermeiden.<br />

Stress vorbeugen<br />

Stress- und Burnout-bedingte<br />

Ausfälle verursachen für Schweizer<br />

Unternehmen jährlich<br />

immense Kosten. Um Stress zu<br />

reduzieren, sind organisatorische<br />

Massnahmen die beste Wahl. Zum<br />

Beispiel, indem man Aufgaben<br />

umverteilt, zu hohe Ziele vermeidet,<br />

Performance-Kennzahlen<br />

kritisch hinterfragt oder Standardprozesse<br />

digitalisiert und damit<br />

Mitarbeitende entlastet. Manchmal<br />

sind betriebliche Stressoren<br />

jedoch nicht veränderbar, weil sie<br />

ein Teil der Arbeitsaufgabe sind.<br />

Dann sind Massnahmen zum Umgang<br />

mit Stress und zur Stärkung<br />

von Resilienz und Achtsamkeit<br />

unabdingbar.<br />

Ergonomie<br />

am Arbeitsplatz<br />

Ob in der <strong>Firma</strong> oder im Home-<br />

Office: Wenn das Mobiliar schlecht<br />

eingestellt oder schlichtweg<br />

ungeeignet ist, führt dies zu einer<br />

unnatürlichen Körperhaltung.<br />

Dies ist besonders ungesund,<br />

wenn Beschäftigte viel sitzen oder<br />

stehen müssen. Mobiliar sollte<br />

grundsätzlich den ergonomischen<br />

Ansprüchen genügen und richtig<br />

eingestellt sein. Schulungen<br />

zur gesunden Nutzung können<br />

teilweise kompensieren, wo optimales<br />

Mobiliar nicht unmittelbar<br />

verfügbar ist.<br />

Bewegung, Entspannung<br />

und Ernährung<br />

Bewegung, Entspannung und eine<br />

gesunde Ernährung tragen massgebend<br />

zur Leistungsfähigkeit der<br />

Mitarbeitenden bei. Ob mit einem<br />

unternehmensinternen Fitnessraum,<br />

gemeinsamen sportlichen<br />

Aktivitäten oder einer Walk-and-<br />

Talk-Sitzungskultur – zusätzliche<br />

Bewegung begünstigt die Konzentration<br />

und die Kreativität. Dabei<br />

soll aber auch die Entspannung<br />

nicht zu kurz kommen. Entspannende<br />

Hintergrundmusik, Arbeitsräume<br />

ohne Ablenkung oder<br />

Betten für Powernaps können<br />

Abhilfe schaffen. Die gesunde Ernährung<br />

kann durch ein wöchentliches<br />

Team-Mittagessen oder<br />

eine Wassertrinken-Erinnerung im<br />

Kalender unterstützt werden.<br />

Den persönlichen<br />

Austausch fördern<br />

Gemeinsame Aktivitäten sorgen<br />

für Abwechslung und fördern den<br />

Zusammenhalt im Team. Zudem<br />

sind sie eine wichtige Ressource<br />

gegen Stress. Nicht nur, weil es<br />

entspannt, im Pausenraum kurz<br />

über das Wochenende zu sprechen,<br />

sondern auch, weil es die<br />

Hilfsbereitschaft, den Informationsfluss<br />

und das Gemeinschaftsgefühl<br />

stärkt. Optionen zur Förderung<br />

des persönlichen Austauschs<br />

gibt es viele: physisch oder<br />

virtuell, spontan oder geplant, als<br />

kurze Kaffeepause, längere Mittagspause<br />

oder Teamausflug.<br />

AXA Studie<br />

Gemäss Befragung der AXA<br />

haben heute drei Viertel der<br />

KMU gezielt Massnahmen<br />

ergriffen, um die Gesundheit<br />

ihrer Mitarbeitenden zu<br />

verbessern: Knapp die Hälfte<br />

der Befragten sind bestrebt, ein<br />

gutes Arbeitsklima zu schaffen.<br />

39 Prozent achten auf die<br />

Arbeitsplatzgestaltung. Etwas<br />

weniger häufig fördern sie eine<br />

gesunde Work-Life-Balance<br />

(26 Prozent), Sport und<br />

Bewegung (19 Prozent) oder die<br />

Ernährung (16 Prozent). Eher<br />

selten haben sie Massnahmen<br />

ergriffen, die eine Reduktion<br />

des Leistungsdrucks erzielen.<br />

Und weniger als jedes zehnte<br />

KMU coacht seine Mitarbeitenden<br />

darin, gesünder zu leben.<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

32 03/<strong>2022</strong>


BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT<br />

WeCare<br />

und Arbeitsunterbrechungen einschränken.<br />

«Der erste Punkt überrascht uns nicht, da sich<br />

unsere <strong>Firma</strong> gerade in einem Wandel befindet.<br />

Wir können davon aber ableiten, dass es wichtig<br />

ist, transparent darüber zu informieren»,<br />

folgert Roland Hegnauer. Beim zweiten und<br />

dritten Punkt seien mögliche Massnahmen die<br />

Überarbeitung des Vorschlagwesens, die Einführung<br />

von «Bitte nicht stören»-Schildern am Pult<br />

oder Workshops zum Thema Arbeitsorganisation<br />

und Umgang mit Stress. Das Kader werde<br />

die tatsächlichen Massnahmen ihrer Analyse im<br />

Rahmen eines Workshops ausarbeiten. Bis dahin<br />

betreibe es Erwartungsmanagement, denn<br />

durch die Umfrage entständen vonseiten der<br />

Mitarbeitenden Erwartungen, dass sich nun sofort<br />

etwas ändere. Es sei deshalb ihre Aufgabe,<br />

einerseits zu erklären, dass es bei langfristig<br />

angelegten Massnahmen länger dauern könne,<br />

bis sie sichtbar würden, und andererseits auch<br />

Massnahmen zu implementieren, die schneller<br />

sichtbar seien, so Roland Hegnauer. «Dies ist unser<br />

erster Schritt in Richtung BGM. Wir haben<br />

noch einiges vor uns und werden nochmals gefordert<br />

sein. Doch ich bin zuversichtlich, denn<br />

jeder Schritt bringt uns näher ans Ziel.» ●<br />

Geschäftsführer Roland Hegnauer will das Thema<br />

Gesundheitsmanagement bei der Farb AG künftig<br />

ganzheitlich angehen.<br />

Mit dem Service WeCare<br />

stehen allen Firmen mit<br />

einer Unfall-, einer Krankentaggeldversicherung<br />

oder<br />

einer beruflichen Vorsorgelösung<br />

bei der AXA kostenlose<br />

oder vergünstigte<br />

Angebote zur Verbesserung<br />

der Mitarbeitergesundheit<br />

zur Verfügung. Kommt es<br />

trotz Prävention zu einem<br />

Leistungsfall, begleiten die<br />

Care- und Case-Manager der<br />

AXA die betroffenen Mitarbeitenden<br />

professionell in<br />

ihrer Wiedereingliederung.<br />

Firmen mit mehr als<br />

50 Mitarbeitenden erhalten<br />

zudem eine Ansprechperson,<br />

die sie bei allen BGM-Anliegen<br />

persönlich betreut.<br />

axa.ch/wecare<br />

Weniger Unfälle,<br />

weniger Ausfälle<br />

Freizeitunfälle zu verhüten lohnt sich für Unternehmen.<br />

Die BFU bietet dazu alles aus einer Hand – forschungsbasiert<br />

und unabhängig:<br />

• Beratungen und Schulungen für Sicherheitsfachleute<br />

und Vorgesetzte<br />

• Sensibilisierungsangebote und Einsatzmittel für<br />

Mitarbeitende<br />

Beratungsstelle für<br />

Unfallverhütung<br />

bfu.ch/unternehmen


Mein Stolz<br />

Robert H. Wohlfahrt,<br />

Innovator von<br />

Cancan Swiss Watch<br />

Die Uhr tickt…<br />

Als Hotelier habe ich schon viel von der Welt gesehen<br />

– Südamerika, Kanada, Australien, Afrika…<br />

aber auch die Abfallberge, die sich an vielen Orten<br />

türmen. Recycling war mir schon früh ein Anliegen.<br />

200 Milliarden Dosen werden pro Jahr auf der<br />

ganzen Welt benutzt, manchmal rezykliert und<br />

oft einfach weggeworfen. Da kam ich auf die Idee,<br />

Dosen als Uhrgehäuse zu verwenden. Zwei Jahre<br />

lang haben ein Spezialist und ich getüftelt und<br />

unser heutiges Produkt entwickelt. Der Herstellungsprozess<br />

ist energiesparend: Die Dosen werden<br />

gepresst, nicht eingeschmolzen. Damit ist jede unserer<br />

Uhren ein Unikat und ein kleiner Reminder,<br />

der täglich an das Thema Nachhaltigkeit erinnert.<br />

Wir sammeln die Dosen in speziellen Containern,<br />

waschen sie und liefern sie anschliessend unserem<br />

Spezialisten mit Spezialwerkzeugen zum Pressen.<br />

Die so hergestellten Uhrgehäuse schicken wir an<br />

unseren Uhrenhersteller in Biel, der die Uhr dann<br />

als tragbares Unikat fertigstellt. Den Namen «Can-<br />

Can» – ein Wortspiel aus dem gleichnamigen französischen<br />

Tanzstil und dem englischen Wort für<br />

«Dose» – hat meine Tochter erfunden.<br />

cancan.watch<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA<br />

34 03/<strong>2022</strong>


Mein Stolz<br />

Walter Illi,<br />

Geschäftsführer von<br />

Antik-Spielzeug<br />

Wenn Spielsachen reden könnten<br />

Mit 17 wollten meine damalige Freundin und ich die<br />

Welt bereisen. Aber woher das Geld nehmen? Wir klapperten<br />

Dachstöcke und Keller von Verwandten ab und<br />

verdienten damit auf dem Flohmarkt einen Ferienbatzen.<br />

So entstanden auch mein Interesse und meine Leidenschaft<br />

für antike Holz- und Blechspielsachen. Ich<br />

begann zu sammeln, und über die Jahre füllten sich<br />

Schachteln und Regale mit kleinen und grossen Schätzen.<br />

Eines der ältesten Stücke: ein Tretauto von 1915.<br />

Könnte mein Spielzeug reden – was würde es wohl erzählen?<br />

Vielleicht, dass viele seiner Holzgefährten im<br />

Zweiten Weltkrieg zu Feuerholz werden mussten. Oder<br />

dass die meisten der Blechschiffe verrostet sind – weil<br />

zu oft vergessen wurde, das Wasser aus ihrem Rumpf<br />

auszuleeren. Sie können aber auch an viele glückliche<br />

Abende erinnern, wie zum Beispiel eines meiner<br />

schönsten Stücke: eine Märklin-Echt-Dampflok von<br />

1923. Abende, an denen der Vater für die Kinder den<br />

kleinen Dampfkessel einheizte und die Lok durch die<br />

Wohnung stampfte und zischte. Im Jahr 2020 habe ich<br />

mir nach meiner Pensionierung meinen langjährigen<br />

Traum erfüllt und in Zürich an der Universitätstrasse<br />

meinen eigenen Laden für antike Spielsachen eröffnet.<br />

antik-spielzeug.ch<br />

03/<strong>2022</strong> 35<br />

<strong>Meine</strong> FIRMA


Steigen Sie ein in<br />

die Audi Business Class<br />

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* EnterprisePlus: gewerbliches Angebot, nur mit Eintrag im Handels register und Zulassung auf <strong>Firma</strong>.

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