Technical Report Rhythmus und Konzentration - Systmuwi.de

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26.12.2012 Aufrufe

Neurologische Befunde -4- Unterscheidung von drei „engeren“ Aufmerksamkeitssystemen 5 : - Räumliche Orientierung (Hinwendung der Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Ort) - Selektion (Das Entdecken relevanter Reize) - Alertness (Aufrechterhaltung eines vigilanten, also aufnahmefähigen Zustandes) COLOMBO (2001) fügt noch ein viertes Aufmerksamkeitssystem, das der endogenen Aufmerksamkeit hinzu. Darunter versteht er die willentliche Kontrolle der Aufmerksamkeit, die sozusagen über den drei Subsystemen steht. Die Aufmerksamkeitsprozesse finden im zentralen Wahrnehmungssystem statt, wie experimentelle neuropsychologische Untersuchungen zeigen. Mithilfe funktionellen bildgebenden Verfahren wurde festgestellt, dass bei Beachtung eines bestimmten Stimulusmerkmals in den Arealen, in welchen genau dieses Merkmal verarbeitet wird, eine erhöhte Aktivität registriert werden. Insgesamt sprechen diese Befunde dafür, dass bei selektiver Beachtung bestimmter Reizmerkmale oder Positionen eine erhöhte neuronale Aktivität in spezifischen visuellen Arealen stattfindet. Der Effekt scheint durch eine erhöhte neuronale Aktivität bereits vor Beginn der Stimulusdarbietung zu entstehen und nicht durch einen stärkeren Anstieg der Reizdarbietung. Diese Reaktionsverstärkung (response enhancement) ist Ausdruck von „top-down Prozessen“ bei der Aufmerksamkeit. Möglich wird sie durch absteigende Bahnen im visuellen System. Weiterhin zeigen Untersuchungen dieser Art, dass eine Unterdrückung von unwichtiger visueller Information stattfindet. Visuelle Reize oder Reizmerkmale, die nicht beachtet werden, lösen wenig neuronale Aktivität aus. Der „Wettkampf“ der multiplen Reize um Repräsentation und Weiterverarbeitung findet im visuellen Kortex statt. Die Steuerung der Reizauswahl wird jedoch von Netzwerken außerhalb des visuellen Kortexes vorgenommen (top-down), wobei insbesondere für die räumlich gerichtete Aufmerksamkeit einige relevante Strukturen identifiziert werden konnten. 6 Fazit ist, dass die neurologischen Befunde die Unterscheidung von drei „engeren“ Aufmerksamkeitssystemen nahe legen. Die vierte Fassette steht konzeptuell der 5 vgl. POSNER & PETERSEN, 1990, S.25-42 6 zusammenfassend KASTNER & UNGERLEIDER, 2000, S.315-341

-5- Konzentration sehr nahe und könnte als Konzentration bei Aufmerksamkeitsprozessen interpretiert werden. 7 Ein Definitionsvorschlag für Konzentration Menschliches Verhalten hängt einerseits von der richtigen Informationsaufnahme ab, jedoch genauso wesentlich von der richtigen (Weiter)-Verarbeitung der Informationen. Ein typisches Beispiel ist das Rechnen. Die Informationen „45 x 7“ von einem Blatt Papier oder der Tafel zu selegieren, stellt keine Aufmerksamkeitsleistung dar, sofern keine konkurrierende Informationen (ablenkende Störreize) vorliegen. Wenn allerdings über einen längeren Zeitraum ohne Pause an Rechenaufgaben gearbeitet wird, ist eine gute Konzentrationsfähigkeit notwendig, um die Anforderungen erfüllen zu können. Es geht dabei darum, das Leistungsniveau längere Zeit auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten. Konzentriertes Arbeiten wird als anstrengend erlebt. 8 Im Thesaurus der Datenbank PsycINFO findet man die schlichte Definition von concentration als „cognitive effort directed to one object or idea of study“. DÜCKER (1957) vertrat eine ähnliche Auffassung. Er stellte bei Konzentration eine Steigerung der Anspannung fest. Anspannung kann hier analog zur kognitiven Anstrengung (cognitive effort) in der obigen Definition verstanden werden. Konzentration beinhaltet folglich einen energetischen Aspekt. SCHMIDT-ATZERT, BÜTTNER & BÜHNER (2004) ersetzen „Anstrengung“ durch „Leistungszuwachs“ und zwar Leistungszuwachs unter einer bestimmten Randbedingung. Beispiel: Ein Schüler erledigt seine Mathematikhausaufgaben in normalerweise 60 Minuten. Nehmen wir an, es lägen leistungshemmende Bedingungen vor, etwa Müdigkeit oder Lärm. Wenn der Schüler trotzdem die Aufgaben in 60 Minuten erledigt, kann man davon ausgehen, dass er sich gut konzentriert hat. 7 vgl. SCHMIDT-ATZERT, BÜTTNER & BÜHNER, 2004, S.10ff. 8 vgl. WESTHOFF, 1995, S.389

Neurologische Bef<strong>und</strong>e<br />

-4-<br />

Unterscheidung von drei „engeren“ Aufmerksamkeitssystemen 5 :<br />

- Räumliche Orientierung (Hinwendung <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit auf einen bestimmten<br />

Ort)<br />

- Selektion (Das Ent<strong>de</strong>cken relevanter Reize)<br />

- Alertness (Aufrechterhaltung eines vigilanten, also aufnahmefähigen Zustan<strong>de</strong>s)<br />

COLOMBO (2001) fügt noch ein viertes Aufmerksamkeitssystem, das <strong>de</strong>r endogenen<br />

Aufmerksamkeit hinzu. Darunter versteht er die willentliche Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Aufmerksamkeit, die sozusagen über <strong>de</strong>n drei Subsystemen steht.<br />

Die Aufmerksamkeitsprozesse fin<strong>de</strong>n im zentralen Wahrnehmungssystem statt, wie<br />

experimentelle neuropsychologische Untersuchungen zeigen.<br />

Mithilfe funktionellen bildgeben<strong>de</strong>n Verfahren wur<strong>de</strong> festgestellt, dass bei Beachtung<br />

eines bestimmten Stimulusmerkmals in <strong>de</strong>n Arealen, in welchen genau dieses<br />

Merkmal verarbeitet wird, eine erhöhte Aktivität registriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Insgesamt sprechen diese Bef<strong>und</strong>e dafür, dass bei selektiver Beachtung bestimmter<br />

Reizmerkmale o<strong>de</strong>r Positionen eine erhöhte neuronale Aktivität in spezifischen<br />

visuellen Arealen stattfin<strong>de</strong>t. Der Effekt scheint durch eine erhöhte neuronale<br />

Aktivität bereits vor Beginn <strong>de</strong>r Stimulusdarbietung zu entstehen <strong>und</strong> nicht durch<br />

einen stärkeren Anstieg <strong>de</strong>r Reizdarbietung. Diese Reaktionsverstärkung (response<br />

enhancement) ist Ausdruck von „top-down Prozessen“ bei <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit.<br />

Möglich wird sie durch absteigen<strong>de</strong> Bahnen im visuellen System. Weiterhin zeigen<br />

Untersuchungen dieser Art, dass eine Unterdrückung von unwichtiger visueller<br />

Information stattfin<strong>de</strong>t. Visuelle Reize o<strong>de</strong>r Reizmerkmale, die nicht beachtet wer<strong>de</strong>n,<br />

lösen wenig neuronale Aktivität aus. Der „Wettkampf“ <strong>de</strong>r multiplen Reize um<br />

Repräsentation <strong>und</strong> Weiterverarbeitung fin<strong>de</strong>t im visuellen Kortex statt. Die<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Reizauswahl wird jedoch von Netzwerken außerhalb <strong>de</strong>s visuellen<br />

Kortexes vorgenommen (top-down), wobei insbeson<strong>de</strong>re für die räumlich gerichtete<br />

Aufmerksamkeit einige relevante Strukturen i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n konnten. 6<br />

Fazit ist, dass die neurologischen Bef<strong>und</strong>e die Unterscheidung von drei „engeren“<br />

Aufmerksamkeitssystemen nahe legen. Die vierte Fassette steht konzeptuell <strong>de</strong>r<br />

5 vgl. POSNER & PETERSEN, 1990, S.25-42<br />

6 zusammenfassend KASTNER & UNGERLEIDER, 2000, S.315-341

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