Der 2. Teil der Geschichte der legendären Six - Red Bull Six Days
Der 2. Teil der Geschichte der legendären Six - Red Bull Six Days
Der 2. Teil der Geschichte der legendären Six - Red Bull Six Days
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
162 Geländesportler nahmen 1913 erstmals die<br />
6-tägige strapaziöse Tour in unwegsamen Gegenden<br />
auf sich. Auch für Motorrad-Hersteller<br />
war aller Anfang schwer: BMW stieg mit einer eigenen<br />
Mannschaft erst 1926 ein, DKW vermutlich<br />
ein Jahr darauf<br />
Während die Endurowelt voller Erwartung auf<br />
die bevorstehende weltweit größte Geländesportveranstaltung,<br />
die 87. Internationalen <strong>Six</strong> <strong>Days</strong><br />
Enduro (ISDE) vom 24. bis zum 29. September<br />
in Sachsen blickt, sollen an dieser Stelle die Anfangsjahre<br />
des traditionsreichen Motorsportwettbewerbes<br />
bis zum Ausbruch des <strong>2.</strong> Weltkrieges<br />
näher beleuchtet werden, in denen schon bald<br />
die deutschen Motorradproduzenten, BMW aus<br />
Bayern und <strong>der</strong> sächsische Hersteller DKW mit<br />
ihren Mannschaften große Erfolge feierten.<br />
Die <strong>Geschichte</strong> des <strong>legendären</strong> Wettbewerbes beginnt<br />
im Jahr 1912, als während eines Kongresses<br />
<strong>der</strong> FICM in Paris im Dezember beschlossen wurde,<br />
einen sich über mehrere Tage erstreckenden<br />
Motorrad-Wettbewerb auf internationaler Ebene<br />
mit beson<strong>der</strong>s schwierigen Gelände- und Wegebedingungen<br />
zu initiieren. Dahinter stand <strong>der</strong><br />
Gedanke, die Zuverlässigkeit von Motorrä<strong>der</strong>n<br />
zu prüfen und zu verbessern. Die „<strong>Six</strong> <strong>Days</strong>“, wie<br />
<strong>der</strong> Wettbewerb bei <strong>der</strong> ersten Austragung in <strong>der</strong><br />
kleinen englischen Stadt Carlisle im Herbst 1913<br />
kurz wegen <strong>der</strong> 6-tägigen Dauer genannt wurde,<br />
waren geboren. 162 wagemutige Motorradfahrer,<br />
die meisten aus dem Vereinigten Königreich,<br />
einige auch aus <strong>Teil</strong>en Frankreichs, schwangen<br />
sich zu jener Zeit abenteuerlustig auf die Sättel<br />
ihrer Stahlrösser, um sich durch Schotterpisten,<br />
unwegsames Gelände, Morast und Schlamm - zu<br />
jener Zeit gab es ja kaum befestigte Straßen - zu<br />
kämpfen. Bereits die allererste Veranstaltung war<br />
eine außergewöhnlicher Erfolg und erbrachte den<br />
Beweis für die Notwendigkeit eines <strong>der</strong>artigen<br />
Wettbewerbes, <strong>der</strong> nicht zuletzt die allgemeine<br />
Motorisierung entscheidend vorantrieb. Die gewonnenen<br />
Erfahrungen gaben Anlass zu einer<br />
Reihe wertvoller Verbesserungen <strong>der</strong> Maschinen.<br />
Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Fahrzeuge war auch<br />
bedeutsam für den Absatz von Serienfahrzeugen.<br />
Doch im Laufe <strong>der</strong> Zeit entwickelte sich nicht nur<br />
die Technik weiter, auch das Reglement passte<br />
man seither regelmäßig an. So war es für eine Nationalmannschaft<br />
Bedingung, dass <strong>der</strong> fahrbare<br />
10 03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
<strong>Der</strong> <strong>2.</strong> <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>legendären</strong> <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> von den Anfängen im Jahr 1913 bis 1939<br />
Text von Thomas Fritzsch<br />
Die schwedischen Sieger von 1923: Gunnar Lundgren, die Seitenwagen-Fahrer Bernhard Malmberg und John Bylund sowie Gustaf Göthe (v. l.)<br />
Untersatz aus landeseigener Produktion stammte.<br />
Den Motorradfirmen bescherte die Vorschrift, die<br />
bis 1970 Bestand hatte, nach dem 1. Weltkrieg<br />
einen wahren Absatz-Boom. Doch während die<br />
Unternehmen wie Pilze aus dem Boden schossen,<br />
verschwanden viele von ihnen nach dem <strong>2.</strong><br />
Weltkrieg wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Bildfläche. Um den Wettkampf<br />
noch spannen<strong>der</strong> zu machen, machte man<br />
ihn zu einem Mannschaftswettbewerb, bei dem<br />
die Fahrer einer Mannschaft jedoch nicht gemeinsam<br />
kämpfen, son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> Einzelne für sich<br />
selbst. Auch sämtliche Defekte an ihrer Maschine<br />
müssen die <strong>Teil</strong>nehmer selbst beheben. Überliefert<br />
ist, dass den sechstägigen Strapazen bei <strong>der</strong><br />
Premiere ein Drittel <strong>der</strong> Fahrer nicht standgehalten<br />
hat. Von denen, die durchhielten, wurden 44<br />
mit Goldmedaillen belohnt. Wie nicht an<strong>der</strong>s zu<br />
erwarten, schrieben sich, quasi als Pioniere, im<br />
Trophy-Wettbewerb die Englän<strong>der</strong> W. B. Gibb mit<br />
einer Douglas 350, W. B. Little auf einer Premi-<br />
Foto: Archiv Fritzsch<br />
er 500 und die Brü<strong>der</strong> Charlie und Harry Collier<br />
im Seitenwagen auf einer 1000 Matchless in die<br />
ewige Siegerliste ein. Die vier Geländesportler erhielten<br />
mit ihrer Mannschaft als erste die 18 Kilogramm<br />
schwere Trophäe. Zur Premiere gab es<br />
noch keine Silbervasenwertung, diese wurde erst<br />
später eingeführt. <strong>Der</strong> Wettbewerb ruhte während<br />
des 1. Weltkriegs und lebte erst 1920, nachdem<br />
sich die Menschen einigermaßen von dem Grauen<br />
des Krieges erholt hatten, wie<strong>der</strong> auf. Schauplatz<br />
<strong>der</strong> <strong>2.</strong> Auflage wurde Frankreich. Wenngleich in<br />
Grenoble nur wenige internationale Mannschaften<br />
starteten, hießen die Sieger J. Morand auf einer<br />
Condor 350, A. Robert auf einer Motosacoche<br />
500 und <strong>der</strong> Seitenwagenfahrer E. Gex auf einer<br />
1000 Motosacoche. Nachdem die Schweizer den<br />
Trophysieg aus den französischen Alpen entführt<br />
hatten, waren sie auch berechtigt, die Sechstagefahrt<br />
in ihrem Land auszutragen, wo sie in Genf<br />
ein Jahr später in annähernd gleicher Besetzung<br />
Das siegreiche deutsche Nationalteam 1933 in Wales:<br />
Wiggerl Kraus und Josef Mauermayer sowie Ernst Henne und Josef Stelzer (v. l.)<br />
Foto: Privat
wie im Vorjahr (lediglich A. Rothenbach wurde<br />
für A. Robert eingesetzt) erneut als Sieger hervorgingen.<br />
Durch den wie<strong>der</strong>holten Sieg war es<br />
wie<strong>der</strong>um den Schweizern vorbehalten, die Veranstaltung<br />
auszurichten. Und wie<strong>der</strong> gelang es<br />
den Eidgenossen, auf heimischen Boden in <strong>der</strong><br />
erprobten Erfolgsbesetzung den Sieg davonzutragen.<br />
Im gleichen Jahr wurde eine endgültige Regelung<br />
über die Zuerkennung <strong>der</strong> Trophäe getroffen<br />
und dabei bestimmt, dass dem siegreichen<br />
Land jeweils das Recht zustehe, die Veranstaltung<br />
im darauffolgenden Jahr zu organisieren. Durch<br />
ihren Hattrick hätten die Schweizer auch 1923<br />
organisieren können. Stattdessen setzten sie sich<br />
mit dem schwedischen Motorsport Club in Verbindung,<br />
um die Internationale Sechstagefahrt im<br />
Norden Europas durchzuführen. Die Skandinavier<br />
kamen dem Wunsch <strong>der</strong> Schweiz nach und brachten<br />
1923 die Fahrt in Stockholm zur Durchführung.<br />
Sie endete mit dem einheimischen Sieg von<br />
Gunnar Lundgren, Gustaf Göthe und Seitenwagenfahrer<br />
Bernhard Malmberg mit Beifahrer John<br />
Bylund (alle auf Husqvarna 500). Bestimmungsgemäß<br />
hätte nun auch im nächsten Jahr die Veranstaltung<br />
in Schweden vor sich gehen müssen,<br />
doch einigte man sich, Belgien mit <strong>der</strong> Durchführung<br />
zu betrauen. Die englische Nationalmannschaft,<br />
die vier Jahre lang hatte zusehen müssen,<br />
wie die Trophäe an an<strong>der</strong>e ging, war mit G. S. Arter<br />
auf James 500, C. Wilson auf Sundbeam und<br />
dem Seitenwagenfahrer F.W. Giles auf AJS 500,<br />
Sieger des Wettbewerbes in Chaudfontaine, erfolgreich.<br />
Damit beginnt eine Sieges-Periode englischer<br />
Mannschaften in <strong>der</strong> Trophy- und Silbervasenwertung,<br />
die zur Austragung in England in<br />
den Jahren 1925 bis 1928 berechtigte. Eines aber<br />
war den erfolgreichen Englän<strong>der</strong>n nicht vergönnt:<br />
Als erste Mannschaft 1924 in Belgien die neu eingeführte<br />
Silbervasen-Trophäe an Land zu ziehen.<br />
Dieser Triumph blieb Norwegens Mannschaft mit<br />
den Fahrern C. Vaumund (Triumph 500), O. Graff<br />
(Husqvarna 550) und J. Juberget (Harley Daidson<br />
990) vorbehalten. Die Silbervasenwertung wurde<br />
auf Vorschlag <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> eingeführt, die zwar<br />
über gute Geländefahrer, jedoch über keine eigene<br />
Motorradproduktion verfügten. In <strong>der</strong> Trophy<br />
machten indes die Englän<strong>der</strong> 1928 ihren fünften<br />
Sieg in Folge perfekt, verzichteten aber darauf, die<br />
Fahrt im kommenden Jahr in England durchzuführen<br />
und übertrugen sie zur gemeinsamen Or-<br />
1933 gelang es <strong>der</strong> Trophymannschaft von BMW erstmals,<br />
die Trophäe nach Deutschland zu holen.<br />
Ilse Thouret war die erste deutsche Frau, die an einer Sechstagefahrt teilgenommen hat und eine<br />
Goldmedaille errang. Insgesamt nahm die selbstbewusste Sportlerin bei vier Veranstaltungen teil.<br />
Dabei vertraute die Hamburgerin immer Motorrä<strong>der</strong>n des Herstellers DKW aus dem sächsischen<br />
Zschopau.<br />
ganisation an Deutschland und die Schweiz. Auch<br />
bei dieser Sechstagefahrt mit den Austragungsorten<br />
München und Genf über eine Gesamtdistanz<br />
von 1692 Kilometern dominierten die englische<br />
National- und Silbervasen-Mannschaft. Trotzdem<br />
wurde anschließend zum zweiten Mal Frankreich<br />
auserkoren, die nächste Veranstaltung durchzuführen.<br />
Aus <strong>der</strong> Veranstaltung in Grenoble über<br />
1867 Kilometer im Jahr 1930 gingen erstmals<br />
die Italiener mit Miro Maffeis, Rosalino Grana (Gilera<br />
500) und das Gespann Luigi Gilera und G.<br />
Zanchettou (Gilera 550) als Gewinner hervor, die<br />
im Folgejahr die Geländefahrt organisierten. <strong>Der</strong><br />
Silbervasen-Trophäe allerdings verblieb für ein<br />
Jahr in Frankreich. Nach und nach gaben immer<br />
mehr Nationen ihren Einstand, beispielsweise die<br />
tschechoslowakische Mannschaft, die sich zunächst<br />
allein zum Wettbewerb um die Silbervase<br />
anmeldete. <strong>Der</strong>en Debüt war zwar nicht von Erfolg<br />
geprägt, dies sollte sich jedoch in den nächsten<br />
Jahrzehnten gewaltig än<strong>der</strong>n. So entwickelte<br />
sich die Tschechoslowakei nach<br />
England statistisch zur erfolgreichsten<br />
Trophy-Mannschaft. In<br />
<strong>der</strong> Silbervasenwertung ist sie<br />
mit 17 Siegen gar einsamer Spitzenreiter,<br />
Italien dagegen kommt<br />
nur auf 12 Silbervasensiege.<br />
Im Jahr 1931 fanden sich die Geländesportler<br />
aus Europa in <strong>der</strong><br />
italienischen Stadt Meran zur<br />
13. Auflage ein. Dort siegte die<br />
italienische Trophy-Mannschaft<br />
in nahezu gleicher Besetzung<br />
wie zuvor in Grenoble, einzig <strong>der</strong><br />
Seitenwagen-Beifahrer war nun P.<br />
Meani. Die Silbervase ging indes<br />
zum ersten Mal an die Nie<strong>der</strong>lande.<br />
<strong>Der</strong> wie<strong>der</strong>holte Sieg <strong>der</strong> Italiener<br />
berechtigte sie zur Organisation<br />
im Folgejahr. Die englische<br />
Nationalmannschaft vermochte<br />
Foto: Privat<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
nach härtestem Kampf mit Italien den Sieg davonzutragen.<br />
Dritter wurde die Tschechoslowakei,<br />
die zum ersten Mal um die internationale Trophäe<br />
kämpfte. Die Silbervasen-Manschaft Englands<br />
rundete ihrerseits mit einem Sieg den Gesamterfolg<br />
ab. Ein Jahr später ging es ins walisische<br />
Llandrindod Wells. Hier dominierten die Deutschen<br />
in <strong>der</strong> Trophy-Wertung. Im 8. Anlauf war<br />
es endlich einer deutschen Nationalmannschaft<br />
gelungen, die begehrte Trophäe ins eigene Land<br />
zu holen. <strong>Der</strong> Hersteller BMW, <strong>der</strong> 1926 in den<br />
sportlichen Wettstreit eingestiegen war, gelang<br />
es beim ersten internationalen Auftritt, jeweils<br />
eine Gold- und Silbermedaille zu holen. Endlich<br />
wurde dem BMW-Werksteam zur allgemeinen<br />
Verwun<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fachwelt auch ein Gesamtsieg<br />
zuteil. Ernst Jakob Henne, Josef Stelzer und<br />
Josef Mauermayer mit Ludwig „Wiggerl“ Kraus<br />
im Seitenwagen hießen die Fahrer <strong>der</strong> R16 Boxer-<br />
Serienmaschinen mit leistungsstarken 33 PS und<br />
750ccm-Motoren gegen die englischen Einzylin<strong>der</strong>,<br />
die bis zu diesem Zeitpunkt tonangebend bei<br />
den ISDT-Veranstaltungen waren. Doch die Silbervase,<br />
die erneut an die Englän<strong>der</strong> ging, konnte<br />
den Verlust des Trophy-Sieges an die Deutschen<br />
einigermaßen wettmachen.<br />
Im Folgejahr war Deutschland nach 1929 nun<br />
zum zweiten Mal in <strong>der</strong> Rolle des Ausrichters<br />
einer Sechstagefahrt. Schauplatz <strong>der</strong> Kämpfe<br />
waren die deutschen Alpen in und um Garmisch-<br />
Partenkirchen. Bei Abschluss <strong>der</strong> sechstägigen<br />
Geländefahrt waren sowohl die italienische als<br />
auch die deutsche Nationalmannschaft noch immer<br />
punktfrei, sodass die Geschwindigkeitsprüfung<br />
entscheiden musste. Hier hatte Deutschland<br />
in <strong>der</strong> Vorjahresbesetzung und mit hauchdünnen<br />
6,2 Sekunden Vorsprung die Nase vorn.<br />
Die Englän<strong>der</strong> mussten sich erneut mit <strong>der</strong> Silbervase<br />
begnügen. Dann kam das Jahr 1935, BMW<br />
hatte sich bis dahin bereits zweimal in die Gewinnerliste<br />
eingeschrieben. Sollte den Deutschen<br />
in Oberstdorf mit fast identischer Vorjahresbeset-<br />
03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
Foto: Archiv Thomas Fritzsch<br />
11
zung, nur bei den Seitenwagen übernahm Kraus<br />
das Steuer mit Josef Müller im Beiwagen, ein Hattrick<br />
gelingen? Tatsächlich, trugen sie, wenn auch<br />
nur sehr knapp, gegen die Tschechen, die man<br />
gar nicht auf <strong>der</strong> Rechnung hatte, den Sieg davon.<br />
Die Tschechoslowakei führe die Konkurrenz<br />
bis zum letzten Tag an. Als ein Fahrer bei <strong>der</strong> Geschwindigkeits-Schlussprüfung<br />
wegen eines Motorschadens<br />
aufgeben musste, war <strong>der</strong> Weg für<br />
die Deutsche Mannschaft frei. Doch es sollte noch<br />
besser kommen für Deutschland. Das Zschopauer<br />
DKW-Werk hatte mit den sächsischen Rennfahrern<br />
Kluge, Winkler und Geiß ein schlagkräftiges<br />
Trio im Kampf um die Silbervase entsandt, das<br />
als einziges unter den Mannschaften strafpunktfrei<br />
blieb. Durch den erneuten Erfolg fand die<br />
nächste Sechstagefahrt wie<strong>der</strong> in Deutschland<br />
statt. In Freudenstadt mussten die Deutschen die<br />
Pokale den Englän<strong>der</strong>n überlassen. Die wurden<br />
in <strong>der</strong> Trophy Zweite vor den Franzosen und den<br />
Tschechen. 1937 fand die Sechstagefahrt nach<br />
1933 wie<strong>der</strong> in Wales statt. Wie<strong>der</strong> gelang es<br />
den Englän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Trophy, die Deutschen in<br />
Schach zu halten. In <strong>der</strong> Silbervase waren es die<br />
Nie<strong>der</strong>lande, die nach 1931 zum zweiten Mal den<br />
begehrten Pokal mit heim nahmen. Das gleiche<br />
Bild wie ein Jahr zuvor bot sich in <strong>der</strong> Trophy:<br />
Die Englän<strong>der</strong> dominierten das Geschehen und<br />
verwiesen die Tschechoslowakei auf Platz <strong>2.</strong> <strong>Der</strong><br />
Hersteller BMW, <strong>der</strong> bisher dreimal den Trophy-<br />
Wettbewerb gewann, hatte sich indes auf die Silbervase<br />
konzentriert und diese zum ersten Mal<br />
mit den Fahrern Josef Forstner, Schorsch Meier<br />
und Rudi Seltsam gewonnen.<br />
Da nach einem von <strong>der</strong> FICM inzwischen gefassten<br />
Beschluss die Sportveranstaltung im gleichen<br />
Land nicht mehr als zweimal hintereinan<strong>der</strong><br />
stattfinden sollte, hatte Deutschland auf Wunsch<br />
<strong>der</strong> FICM die Organisation <strong>der</strong> 21. Auflage vom<br />
12 03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
DKW - Mannschaft gewann zum ersten Mal<br />
1935 die Silbervase bei <strong>der</strong> Sechstagefahrt in Oberstdorf<br />
Die DKW-Geländesport-Werkmannschaft<br />
1937: Otto Sensburg, Walter Fähler und Hermann<br />
Scherzer (v.l.)<br />
21. bis zum 26. August 1939 übernommen. Doch<br />
auf <strong>der</strong> Spitzenveranstaltung des internationalen<br />
Motorsports, an <strong>der</strong> 278 Fahrer in den Alpen<br />
und Mittelgebirgen teilnahmen, lag ein Schatten.<br />
Die tschechoslowakische Nationalmannschaft,<br />
die es in jenem Jahr in Salzburg vorgezogen hatte,<br />
nicht zu starten, ahnte wohl schon den drohenden<br />
Krieg, <strong>der</strong> wenige Tage später ausbrechen<br />
sollte. Die Fahrer <strong>der</strong> DKW-Mannschaft, Walter<br />
Fähler, Otto Sensburg und auf BMW Josef Stel-<br />
Text von Thomas Fritzsch<br />
Foto: Archiv Thomas Fritzsch<br />
zer sowie Josef Müller und Josef Mayerhofer im<br />
Gespann, hatten sich umsonst gequält und den<br />
Sieg errungen. Ebenso die siegreiche Silbervasenmannschaft<br />
von BMW mit Josef Forstner, Fritz<br />
Linhardt und Hans Lo<strong>der</strong>meier. Denn ein Jahr<br />
nach Kriegsende wurde nicht nur die Veranstaltung<br />
annuliert, es sollte sich auch herausstellen,<br />
dass die beiden Trophäen seit dem Krieg spurlos<br />
verschwunden waren und durch neue ersetzt<br />
werden mussten. Da die Geländesportmaschinen<br />
größtenteils für Kriegszwecke missbraucht wurden,<br />
ist zudem kaum ein Original-Motorrad von<br />
DKW, BMW, Zündapp und Co. <strong>der</strong> Nachwelt erhalten<br />
geblieben.<br />
Im 3. <strong>Teil</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Sechstagefahrt geht<br />
es nach dem Krieg 1947 weiter im tschechoslowakischen<br />
Zlin. Außerdem wird es um Neuigkeiten<br />
in puncto <strong>der</strong> bevorstehenden Veranstaltung in<br />
Sachsen im Herbst geben.<br />
Die drei Protagonisten dieses sportlichen Erfolges<br />
hießen Ewald Kluge, Arthur Geiß und Walfried<br />
Winkler. Letzterer beschrieb den Wettbewerb<br />
Mitte <strong>der</strong> dreißiger Jahre in seinem Buch „Rennergebnisse,<br />
Rennerlebnisse“ aus seiner Sicht.<br />
Die drei sächsischen Vollblut-Rennfahrer, die<br />
sich während ihrer Motorsportlaufbahn allesamt<br />
im Dörfchen Adelsberg bei Chemnitz unweit <strong>der</strong><br />
Rennsportabteilung des damaligen DKW-Werkes<br />
nie<strong>der</strong>ließen, verband über den Sport hinaus eine<br />
lebenslange Freundschaft.<br />
Ein Auspuffrohr, scharf wie ein Rasiermesser,<br />
trennte Walfried Winkler während des Wettkampfes<br />
beinahe zwei Zehen vom Fuß ab.<br />
„Das ist eben <strong>der</strong> große Unterschied zwischen<br />
Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten im Gelände:<br />
man fährt die einen mehr mit dem Kopf, die
an<strong>der</strong>en mehr mit dem Herzen. Um es verständlicher<br />
zu sagen: Rennen beanspruchen viel mehr<br />
Kräfte des Geistes, höchste Aufmerksamkeit,<br />
scharfe Konzentration, blitzschnelle Reaktion u.a.<br />
Geländefahrten sind dagegen in höchstem Maße<br />
charakterbildend. Oft genug heißt es, den inneren<br />
Schweinehund zu überwinden, immer wie<strong>der</strong><br />
Endziel und kameradschaftliche Verbundenheit<br />
über persönlichem Unglück nicht aus den Augen<br />
zu verlieren! Die deutschen Sechs-Tage-Fahrten<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre vor dem Kriege geben hinreichend<br />
Beispiele dafür.<br />
Mir selbst ist auf <strong>der</strong> durch solche Zwischenfälle<br />
berühmt gewordenen Sechs-Tage-Fahrt 1935,<br />
ohne dass ich es merkte, sicher eine schwarze<br />
Katze über den Weg gelaufen. Rund um Oberstdorf<br />
im Allgäu preschen in diesem Jahre die besten<br />
Geländefahrer Europas über elende Wege,<br />
schmierige Almen, wüste Geröllhalden und was<br />
sonst eine lebhafte Fantasie einem unglücklichen<br />
Motorradfahrer noch für Knüppel zwischen die<br />
Speichen zu werfen vermag.<br />
Wir Deutsche haben uns diesmal allerhand vorgenommen.<br />
Die Nationalmannschaft auf BMW<br />
mit Stelzer und Henne als Solofahrer, Kraus und<br />
seinem Beifahrer Müller im Gespann, verteidigt<br />
diese größte internationale Geländekonkurrenz,<br />
die immer in Land des Siegers stattfindet,<br />
für Deutschland, und im Kampf um die nächst<br />
höchste Trophäe, die Internationale Silbervase,<br />
wird von <strong>der</strong> ONS eine ausgesprochene Rennfahrergemeinschaft<br />
mit Arthur Geiß, Ewald Kluge<br />
und dem Verfasser auf DKW eingesetzt.<br />
Von Oberstdorf aus streichen die Schleifen <strong>der</strong><br />
einzelnen Tagesetappen weit hinein ins Land, um<br />
jeweils nach Oberstdorf wie<strong>der</strong> zurückzukehren.<br />
<strong>Der</strong> erste und <strong>der</strong> zweite Tag verlaufen sowohl für<br />
die Nationalmannschaft als auch für uns als Silbervasenteam<br />
ohne jeden Zwischenfall. <strong>Der</strong> dritte<br />
Tag mit einer teilweise abenteuerlichen Strecke<br />
von Oberstdorf nach Titisee im Schwarzwald wird<br />
von uns und unseren zuverlässigen Maschinen<br />
ebenfalls reibungslos durchgestanden. Für die<br />
Nationalmannschaften bringt es indessen die<br />
erste dramatische Unterbrechung. Das hervorragende<br />
englische Nationalteam wird dadurch,<br />
dass sein gewiss ausgezeichneter Seitenwagenfahrer<br />
Bradley wegen Maschinendefekts aufgeben<br />
muss, gesprengt. Überhaupt nimmt dieser<br />
schwarze Tag die Seitenwagen beson<strong>der</strong>s her. Bei<br />
den Italienern bricht die Anschlussverstrebung<br />
des Gilera-Seitenwagens.<br />
Und die Deutschen? Das BMW-Seitenwagengespann<br />
überschlägt sich, die Maschine kippt über<br />
den Seitenwagen weg, Kraus fliegt heraus, liegt<br />
bewusstlos da, Gehirnerschütterung.<br />
Dann gibt es ein echtes Bravurstück: „Kraus!<br />
Kraus! Los wir müssen weiter! Kraus! Wir bekommen<br />
Strafpunkte!“ So bettelt und rüttelt <strong>der</strong><br />
Rennfahrer Walfried Winkler im strömenden Regen wärend <strong>der</strong><br />
Sechs-Tage-Fahrt im Jahre 1935 in Bayern.<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
selbst verletzte Beifahrer Josef Müller seinen Fahrer.<br />
Er hat Glück. Kraus, noch benommen, schiebt<br />
sich auf die Maschine… Gott sei Dank, sie läuft<br />
noch… Müller Sepp klettert in den Beiwagen und<br />
fällt nun selbst in tiefe Bewusstlosigkeit.<br />
So fahren die beiden mit letztem Einsatz ihr<br />
Gespann, einem unterbewussten Imperativ <strong>der</strong><br />
Pflicht folgend, strafpunktfrei nach Hause!<br />
Nach dem vierten Tag, <strong>der</strong> von Titisee nach<br />
Oberstdorf zurückführte, ist <strong>der</strong> deutsche Triumph<br />
vollkommen. Die Nationalmannschaft und<br />
wir, die Silbervasen-Einheit, sind ohne einen Fleck<br />
auf <strong>der</strong> Weste geblieben! Dabei gleicht dieser<br />
Tag einer fürchterlichen Zerreißprobe. Die hun<strong>der</strong>tste<br />
Maschine ist ausgefallen. Auch das Silbervasenteam<br />
<strong>der</strong> Hollän<strong>der</strong>, das bisher noch mit<br />
uns strafpunktfrei gleichauf lag, hat jetzt einige<br />
Punkte geerbt.<br />
Es heißt nun, während <strong>der</strong> letzten beiden Tage die<br />
Ohren steifzuhalten, denn seit 1924 als um die<br />
internationale Silbervase das erste Mal gefahren<br />
wurde noch nicht in deutschen Besitz gewesen.<br />
Auch diesmal stehen wir wie<strong>der</strong> zwei englischen,<br />
zwei französischen, zwei tschechoslowakischen,<br />
einer schweizerischen und einer ungarischen<br />
Mannschaft gegenüber. Für die DKW und das<br />
Freundestrio Geiß, Kluge, Winkler gilt es also,<br />
eine harte Probe zu bestehen, die nicht geringer<br />
war als die <strong>der</strong> Nationalmannschaft.<br />
Da kommt <strong>der</strong> fünfte Tag. Alles spitzt sich dramatisch<br />
zu wie bei einem fesselnden Theaterstück.<br />
Die deutsche Nationalmannschaft hat das erste<br />
Pech. Stelzer, über dessen hohe Fahrkunst sich<br />
jede Bemerkung erübrigt, rutscht vor Lengenfeld<br />
aus und zerschlägt sich die Betriebsstoffleitung<br />
seiner Maschine. Schnell und trotzdem ruhig,<br />
mit einem einzigen „Sakra!“ nur flickt <strong>der</strong> Sepp<br />
den Schaden provisorisch, aber die Zeit ist nimmer<br />
einzuholen. Deutschland bekommt 24 Strafpunkte<br />
und fällt hinter den tschechischen Jawas,<br />
die nur mit 22 <strong>der</strong>artig bösen Dingen belastet<br />
sind, auf den zweiten Platz.<br />
Was soll nun werden? Niemand zweifelt daran,<br />
dass die Tschechen morgen ihre Maschinen bei<br />
<strong>der</strong> erträglichen Schnelligkeitsprüfung sicher<br />
über den Kurs bringen werden. Ausgerechnet die<br />
… Jawas, denen man eigentlich nur Außenseiterchancen<br />
gab!<br />
Für uns als einzig strafpunktfreie Silbervasenmannschaft<br />
gilt es jetzt, beson<strong>der</strong>s vorsichtig<br />
zu fahren, damit wir nicht noch Strafpunkte im<br />
letzten Drittel <strong>der</strong> Strecke auflesen. Aber an<br />
diesem Tag starte ich nicht allein. Hinter mir<br />
auf dem Rennbrötchen sitzt unsichtbar für alle<br />
<strong>der</strong> berühmte Pechvogel. Kurz vor <strong>der</strong> Kontrolle<br />
in Karsee sieht er seinen Augenblick gekommen<br />
und springt mir ins Genick. Scharf gegen die<br />
Sonne muss ich fahren. Sie spiegelt in meiner<br />
Rennbrille, und ich muss streckenweise die Hand<br />
vor die Augen halten, um<br />
einigermaßen auf Kurs zu<br />
bleiben. Die Kotrollstelle<br />
ist am Waldrand aufgebaut,<br />
aber in dem plötzlich<br />
einsetzenden Schatten <strong>der</strong><br />
Bäume ist mein Blickfeld<br />
noch immer von <strong>der</strong> Sonne<br />
Foto: Archiv Thomas Fritzsch<br />
beeinträchtigt, und ich bemerke<br />
erst, dass hier eine<br />
Anzahl Motorrä<strong>der</strong> vor dem<br />
Kontrollzelt halten, als ich<br />
mit meinem Fuß in eine<br />
dort haltende Maschine<br />
hineinfahre. Ich verspüre<br />
einen dumpfen Schmerz,<br />
habe aber alle meine Gedanken<br />
auf die Kontrollkarte<br />
konzentriert, die ich aus<br />
<strong>der</strong> Tasche hervorkrame. Da<br />
tritt Arthur Geiß zu mir und<br />
sagt wie beiläufig: „Willst<br />
du dir vielleicht einmal<br />
deine Zehen ansehen?“ Es<br />
ist grauenhaft. Mein Fuß hat sich in den Auspuff<br />
des dort parkenden Motorrads gebohrt, <strong>der</strong> eine<br />
solche Schärfe hatte, dass mein Stiefel wie mit<br />
dem Rasiermesser aufgeschnitten ist. Aus dem<br />
Loch tropft ununterbrochen Blut. Arthur bückt<br />
sich, schiebt seine Brille hoch und sagt in aller<br />
Ruhe: „Mensch, zwei Zehen halb abgeschnitten,<br />
man kann die Knochen und Sehnen liegen sehen.<br />
Die Vase ist fort!“<br />
So hätte das Arthur nicht sagen dürfen. Ich merkte,<br />
wie ein kalter Schauer an mir hochkriecht, ich<br />
werde ganz blass dabei, und Sanitäter können gerade<br />
noch herzuspringen und mich auf eine Bahre<br />
legen. Erst als sie mir den Rennstiefel ausziehen,<br />
merke ich die körperlichen Schmerzen. Bisher<br />
war es nur <strong>der</strong> Gedanke an den Verlust <strong>der</strong> Silbervase,<br />
<strong>der</strong> mich schwach machte. Eine große Blutlache<br />
tropft am Fußende <strong>der</strong> Bahre zusammen.<br />
Ein Sanitäter hat mir den Strumpf ausgezogen<br />
und umwickelt den Fuß mit Mull. Er umbindet die<br />
Wunde, die halb abgerissenen Zehen, den ganzen<br />
vor<strong>der</strong>en Fuß und macht das sehr geschickt. Da<br />
tritt Arthur Geiß herzu, gibt mir meine abgestempelte<br />
Kontrollkarte und sagt: „Ich muss jetzt fort,<br />
Walfried, du hast noch 16 Minuten Zeit, sie haben<br />
einen Krankenwagen für dich bestellt. Solltest du<br />
es aber irgendwie noch schaffen, dich wenigstens<br />
bis zur Mittagskontrolle einbeinig durchzuschleifen,<br />
werde ich dort Arzt und was du sonst noch<br />
brauchen kannst, organisieren. Sieh zu, Mensch,<br />
was du machen kannst. Denk` an die Vase.“<br />
Ich habe mich mein Lebtag nicht um Vasen gekümmert<br />
und schon gar nicht an eine Vase gedacht,<br />
aber diese hier, das ist schon etwas, das<br />
ist mehr als eine große Trophäe, das ist das<br />
sportliche Prestige von DKW. Ganz ausgeschlossen,<br />
dass wegen zwei abgerissenen Zehen <strong>der</strong><br />
Einsatz zerbricht. Es kommt plötzlich über mich.<br />
„Mullbinden“, schreie ich, „noch viel mehr Mullbinden,<br />
die da sind!“ Die beiden Sanitäter sehen<br />
mich erstaunt an. „Krankenwagen abbestellen“,<br />
brülle ich den einen an, „Ich fahre weiter. Polstert<br />
mir den Fuß gut, schnell, schnell, es sind nur<br />
noch 10 Minuten Zeit, ich muss weiter.“ Es sind<br />
Sportleute, meine Sanitäter, keine Memmen. Sie<br />
reden mir nicht ab, aber sie wickeln mit fliegenden<br />
Händen einen Kilometer Mull um Fuß und Unterschenkel.<br />
Als wir gerade einen sauberen Putzlappen<br />
über die Binden legen, kommt Ewald Kluge.<br />
Er ist ja immer ein wenig pessimistisch, aber er<br />
freut sich, dass ich es weiter versuchen will. „Die<br />
Mannschaft hinter uns hat 61 Strafpunkte, du<br />
kannst also in Ruhe fahren, auch wenn sie uns ein<br />
paar Punkte aufbrennen. Nur nicht aufgeben.“ Er<br />
bittet fast. „An <strong>der</strong> Mittagskontrolle werden wir<br />
weiter sehen“.<br />
Dann schwirrt er ab. Er braucht gar nicht zu bitten.<br />
Für mich steht es schon längst fest, dass ich<br />
hier niemals liegen bleibe o<strong>der</strong> mich im Krankenwagen<br />
nach Hause transportieren lasse. Wo aber<br />
jetzt einen Stiefel dieses ungeheuren Formats<br />
herbekommen, <strong>der</strong> den Fuß mit dem Verband einigermaßen<br />
schützt?<br />
Rettung ist immer da, wenn die Not am ärgsten<br />
ist. Als nächster passiert <strong>der</strong> Münchner Polizeioberwachtmeister<br />
Fritz Linhardt, später einer <strong>der</strong><br />
„Drei Gusseisernen“ genannt, die Kontrollstelle.<br />
Ich erzähle ihm, was los ist, dass die Silbervase<br />
für uns auf dem Spiel steht, und Linhardt hat<br />
noch gar nicht zu Ende gehört, da hat er bereits<br />
seinen rechten Stiefel ausgezogen und ihn mir<br />
verpasst. Größe 46, das haut hin.<br />
Linhardt selbst schwingt sich mit einem Stiefel<br />
und einem bestrumpften Fuß auf sein Rad und<br />
fährt weiter. Ein feiner Kerl! Als ich auf die Maschine<br />
steige, kommt <strong>der</strong> kleine Brand aus Ludwigshafen<br />
an die Kontrolle. Er hört von meinem<br />
Missgeschick und bittet mich sofort, mir vorausfahren<br />
zu dürfen, um mich über Schlaglöcher und<br />
gefährliche Stellen zu leiten. Mit 20 Minuten Verspätung<br />
geht unsere Post ab. <strong>Der</strong> kleine tapfere<br />
Brand vor mir legt einen ordentlichen Zahn hin<br />
und über glatte Strecken geht es mit 120 Sachen.<br />
03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
13
Wie ein Wiesel rast er an den Schlaglöchern und<br />
gefährlichen Stellen vorbei, und ich kann mich<br />
ganz seiner Führung anvertrauen. Wun<strong>der</strong>bar<br />
macht er das, <strong>der</strong> Kleine.<br />
Es ist schon ein Kreuz mit diesen elenden Straßen,<br />
wo man hin und hergeworfen wird, dass die<br />
Fe<strong>der</strong>n krachen und einem die Maschine leidtut.<br />
Trotz aller Sorgfalt stößt doch immer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Stiefel sichernd gegen einen Stein o<strong>der</strong> einer Rinne,<br />
und jedes Mal gibt es scheußliche Schmerzen.<br />
Endlich schiebt sich das weiße Schild <strong>der</strong> Mittagskontrolle<br />
über die Strecke. Alle stehen sie da:<br />
Kluge,Geiß, Linhardt, Prüssing und alle strahlen<br />
wie kleine Kin<strong>der</strong> unter dem Weihnachtsbaum,<br />
wenn <strong>der</strong> Rupprecht in die Stube tritt.<br />
„Mensch Walfried“, sagt Arthur Geiß zu mir, „20<br />
Minuten hast du aufgeholt“ Tüchtig hast du das<br />
gemacht. Noch immer ohne Strafpunkte! Aber<br />
jetzt laß` dich erst einmal verarzten!“<br />
Damit gibt er mich in die Hand eines Medizinmannes,<br />
<strong>der</strong> sich in <strong>der</strong> einstündigen Zwangspause<br />
die Wunde ausgiebig besehen und sie anständig<br />
verbinden kann.<br />
„Wundfieber wird nicht eintreten“, meinte er, das<br />
verbrannte Öl, was offenbar am Auspuff, <strong>der</strong> die<br />
beiden Zehen fast amputiert hat, klebte, hat die<br />
ganze <strong>Geschichte</strong> desinfiziert. Ich kann Ihnen<br />
aber trotzdem meine Bedenken nicht verschweigen,<br />
weiterzufahren.“ Das muss er ja wohl. Bedenken<br />
haben – das ist ärztliche Sorgfaltspflicht.<br />
Für uns aber gibt es jetzt keine mehr. Auch <strong>der</strong><br />
Nachmittag des Unglückstages wird mit 250 Kilometer<br />
Gesamtstrecke, davon ein großer <strong>Teil</strong> durch<br />
Gelände, wo man mit gesunden Knochen größte<br />
Schwierigkeiten hat, dank <strong>der</strong> Zuverlässigkeit und<br />
Schnelligkeit meiner Maschine, mit zusammengebissenen<br />
Zähnen hinter uns gebracht. Die Nacht<br />
verläuft mit Schlafbrillen und einem sachkundig<br />
gesicherten Fuß ziemlich ruhig. Um so toller sind<br />
die Schmerzen, als ich am nächsten Morgen um<br />
fünf Uhr wie<strong>der</strong> an den Start humple. Ein wüster<br />
Sturz im Gelände füllt meinen Stiefel abermals<br />
mit Blut, und bei einigen unfreiwilligen Berührungen<br />
von Baumstümpfen und Steinen mit <strong>der</strong><br />
Fußspitze, was sich im Gelände nie vermeiden<br />
lässt, höre ich wahrhaftig die Engel singen. Trotzdem<br />
schaffe ich es zu unser aller Freude auch an<br />
sechsten Tage bis Füssen. Und nun ist nur noch<br />
das Einstundenrennen hinter uns zu bringen!<br />
Arthur Geiß und Ewald Kluge versorgen meine<br />
Maschine mit, und wir wissen jetzt alle drei, dass<br />
uns niemand mehr die Silbervase entwenden<br />
kann. Wenn sie <strong>der</strong> DKW schon im Gelände nichts<br />
vormachen konnten, dann wird die Konkurrenz<br />
auf <strong>der</strong> Rennstrecke bei einer reinen Geschwindigkeitsprüfung<br />
sicher nichts an<strong>der</strong>es zu sehen<br />
bekommen als unseren Auspuff. Nein, Geiß Kluge<br />
und Winkler wird man hier nichts vormachen können.<br />
Und man macht ihnen nichts vor!<br />
Am Ende dieser dramatischen Woche haben<br />
wir als einzige strafpunktfreie Mannschaft für<br />
Deutschland und DKW die Internationale Silbervase<br />
gewonnen. Gloria! Viktoria!<br />
Auch die Nationalmannschaft hat es in letzter<br />
Minute geschafft. Während BMW in <strong>der</strong> Schnelligkeitsprüfung,<br />
wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten war,<br />
glänzend durchgehalten hat, haben die Tschechen,<br />
die beim Start zu diesem letzten Examen<br />
noch zwei Punkte vor Deutschland lagen, das<br />
Rennpech, das zu dem deutschen Sieg auf <strong>der</strong><br />
ganzen Linie einfach nötig war: Vitvar auf Jawa<br />
musste aufgeben!<br />
14 03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
Alle Trophäen sind damit an Deutschland gefallen!<br />
Noch niemals zuvor hat es einen <strong>der</strong>art glanzvollen<br />
deutschen Sieg auf ganzer Linie gegen die<br />
geschlossene Front <strong>der</strong> erprobtesten Geländefahrer<br />
Europas gegeben. Es ist nicht allein das Können<br />
des einzelnen Fahrers, die Zuverlässigkeit <strong>der</strong><br />
Maschine, die Vollkommenheit <strong>der</strong> Konstruktion,<br />
die Güte des Materials, die solche überragenden<br />
Erfolge bringt, son<strong>der</strong>n nicht weniger <strong>der</strong> Kameradschaftsgeist<br />
aller beteiligten deutschen Fahrer,<br />
ihre unerschütterliche Treue, ihre grenzenlose<br />
Energie und Zuversicht, selbst bei schweren und<br />
scheinbar aussichtslosen Rückschlägen. Das ist<br />
in diesem Jahre offenkundig denn je.<br />
Wer will sich wun<strong>der</strong>n über die dröhnende Freude<br />
<strong>der</strong> Deutschen auf <strong>der</strong> Siegesfeier in Oberstdorf?<br />
Nach all den Mühen <strong>der</strong> letzten sechs Tage, den<br />
zermürbenden Anstrengungen in glühendster<br />
Sonne, in Regenböen, auf scheußlichen Wegen<br />
und elendem Geröll, bricht überall die Freude<br />
auf in den Herzen <strong>der</strong> Fahrer. Man fachsimpelt,<br />
flachst, scherzt, trinkt, bestellt sich fürstliche Menüs<br />
o<strong>der</strong> verliert sich in dem Trubel dieses kleinen<br />
Oktoberfestes, das jetzt Oberstdorf erfüllt. Ich<br />
selbst kann nicht mittun, aber Arthur und Ewald<br />
haben mir den Liegestuhl auf den sonnigen Balkon<br />
meines Zimmers gestellt. Im Schatten daneben<br />
wippt eine dicke Flasche mit goldenem Hals<br />
zwischen schimmernden Eisstückchen und durch<br />
das Gitter <strong>der</strong> Veranda kann ich unten ein paar<br />
Kameraden sehen, zwischen denen ein Stiefel<br />
Walfried Winklers Erfolge bei Sechstagefahrten:<br />
1927 in Ambleside (England) auf 250ccm DKW Silbermedaille<br />
1928 in Harrogate (England) auf 250ccm DKW Silbermedaille<br />
1929 in München (DR) und Genf (CH) auf 250ccm DKW Silbermedaille<br />
1930 in Grenoble (Frankreich) auf 250ccm DKW Silbermedaille<br />
1934 in Garmisch-Partenkirchen auf 250ccm DKW die erste Goldmedaille<br />
1935 in Oberstdorf auf einer 250ccm DKW Goldmedaille und die Silbervase<br />
kreist, <strong>der</strong> bis an den Rand mit Münchner Hofbräu<br />
gefüllt ist. Einer winkt mir herauf damit und<br />
ich gebe ihm Bescheid mit dem großen Stiefel<br />
von Linhardt, den ich voller Freude im Herzen<br />
hochhalte wie eine leuchtende Trophäe.<br />
Eine Trophäe <strong>der</strong> Kameradschaft!<br />
Walfried Winkler, geboren am 17.03 1904 in<br />
Chemnitz, gestorben am 14. Januar 1982 im<br />
bayrischen Heßdorf, bestritt auf <strong>der</strong> Zschopauer<br />
Motorradmarke DKW weit mehr als 200 Rennen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Vielzahl seiner großartigen Erfolge<br />
alle seine 1. und <strong>2.</strong> Preise, die er für die<br />
Traditionsmarke einführ zu nennen, würde allerdings<br />
den Rahmen sprengen. Allein in den Jahren<br />
zwischen 1925 und 1939 mit <strong>der</strong> Rennmaschine<br />
quer durch Europa, holte sich Walfried Winkler<br />
den Titel bei einer Europameisterschaft, sechs<br />
Deutschen Meisterschaften, drei Club-, zwei<br />
Bahn- und einer Bergmeisterschaft. Hinzu kamen<br />
in dieser Zeit 35 Geschwindigkeitsweltrekorde,<br />
die er mit <strong>der</strong> Weltmarke DKW aus Zschopau<br />
aufstellte. Früher standen gerade auch Allroundfahrer<br />
hoch im Kurs, so erkämpfte er sich im<br />
Gelände 30 Gold- und mehrere Silbermedaillen.<br />
Gerade in Sachsen gab es diesbezüglich reichlich<br />
Veranstaltungen, wie die Zuverlässigkeitsfahrt in<br />
Leipzig o<strong>der</strong> die 8. Bergefahrt im Erzgebirge, wo<br />
sich erstklassige Sportler wie Winkler auch im Gelände<br />
behaupteten.<br />
Die DKW-Mannschaft aus Walfried Winkler, Ewald Kluge und Arthur Geifl (v.l.)<br />
gewann erstmals im Jahr 1935 die Silbervase bei <strong>der</strong> Sechstagefahrt in Oberstdorf.<br />
Foto: Archiv Thomas Fritzsch
24.-29. septembeR<br />
SachsenrIng/<br />
ErzgebIrge<br />
w w w . f I m - I s d e 2 0 1 2 . c o m<br />
03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
15
„Die Schöne und das Biest“ freuen<br />
sich auf die <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> in Sachsen.<br />
Wir schreiben das Jahr 1969. Die DDR-Trophymannschaft<br />
bleibt bei <strong>der</strong> 44. Internationalen<br />
Sechstagefahrt als einzige strafpunktfrei. In<br />
Garmisch- Partenkirchen wird Fred Willamowski<br />
Bester aller Klassen: Auf MZ ETS 500 ccm. Sein<br />
bescheidener Beitrag zum 6. Trophy- Sieg für das<br />
Zschopauer Werk, ergänzt durch weitere Klassensiege<br />
von Peter Uhlig (175 ccm) und Werner<br />
Salevsky (250 ccm).<br />
Ein Startplatz bleibt leer: Bei <strong>der</strong> Internationalen<br />
Riesengebirgsfahrt in Harrachov war Salevskys<br />
Freund und Gegner, <strong>der</strong> damals 28jährige Oberfeldwebel<br />
<strong>der</strong> NVA, Hans Weber, in <strong>der</strong> ersten<br />
Son<strong>der</strong>prüfung des ersten Tages schwer gestürzt.<br />
Seinen Verletzungen erlag er im Krankenhaus.<br />
<strong>Der</strong> Tod des mehrfachen DDR-Meisters <strong>der</strong> Klas-<br />
Bauphase: Hier herrscht Ordnung am Arbeitsplatz.<br />
Beachtenswert die alte, funktionstüchtige Hupe.<br />
16 03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
<strong>Six</strong> DayS <strong>Teil</strong> 2<br />
Modellbausatz PROTAR 1:9 MZ ETS 250/G (Modell 146)<br />
Text und Fotos von Ralph Schwotzer<br />
se A bis 250 ccm riss eine Lücke auf, die sich nur<br />
schwer schließen ließ.<br />
Beson<strong>der</strong>s umkämpft waren zu jener Zeit die<br />
Klassen bis 250 ccm (Salevsky vs. Mrazek) und<br />
350 ccm, wo Wagner nahezu chancenlos gegen<br />
Kvetoslav Masita (CSSR) auf Jawa war. Noch heute<br />
schwärmen Experten und Fachjournalisten von<br />
dieser Geländesportlegende.<br />
1969 – Ein fettes Jahr also für die Trophymannschaft<br />
<strong>der</strong> DDR. 0/150,7 Punkte und die Fabrikmannschaft<br />
VEB MZ I 0/0,0 Punkte, gefolgt von<br />
Zündapp II mit 0/8,5 Punkte. <strong>Der</strong> „Kalte Krieg“<br />
hatte einen weiteren Höhepunkt erreicht.<br />
Ausgerechnet in Garmisch, BRD!<br />
Erstaunlich daher, wie <strong>der</strong><br />
Bauplan für eine MZ ETS<br />
<strong>Der</strong> Bauplan: Übersichtlich, auch<br />
für Anfänger geeignet.<br />
<strong>Der</strong> sechste Trophy-Sieg – Grund genug, um Kleinkunst Raum zu geben<br />
Cover PROTAR-Bausatz aus<br />
längst vergangenen Tagen.<br />
250/G ins kapitalistische Italien gekommen ist.<br />
Fakt ist: Die Modellbauschmiede PROTAR in Bologna<br />
brachte bald den sehr genauen Modellbausatz<br />
einer MZ ETS/G auf den Markt, Maßstab<br />
1:9. Offensichtlich war Firmenchef Tarquinio Provini<br />
von Werner Salevsky und dessen bildschöner<br />
MZ ETS/G <strong>der</strong>maßen fasziniert, dass er sofort<br />
handelte. Über Wege und Irrwege <strong>der</strong> Baupläne<br />
kann uns Provini heute nichts mehr erzählen, <strong>der</strong><br />
unvergleichliche Ex- Weltmeister im Strassenrennsport<br />
verstarb im Januar 2005. Was bleibt,<br />
ist dieses Zeitdokument: Die einzigartige MZ ETS<br />
250/350 G, gebaut ca. 22 cm lang, in einer<br />
Vitrine Platz findend.<br />
Liebe zum Detail: <strong>Der</strong> seriennahe Motor wurde mit Nagelfeile bearbeitet<br />
und auf Alt getrimmt.
Diorama: Hier werden 6 <strong>Six</strong> <strong>Days</strong> Siege bestens vermarktet.<br />
Das richtige Rezept für Modellbaueinsteiger!<br />
„Hans, reich mir doch mal den 13er Maulschlüssel rüber. Und den großen<br />
Schraubendreher brauch ich anschließend auch noch, klar?!“ rülpst Müller<br />
den Meier an. Zwischenmenschliche Beziehungen in irgendeiner Werkstatt.<br />
Eine ganz normale Situation vor einem Wettkampftag. Hier, also bei <strong>der</strong> Fraktion<br />
<strong>der</strong> Modellbauer, gehts eine Nummer ruhiger zu. Bewaffnet mit Laptop<br />
und Le<strong>der</strong>hose (nicht nur in Oberbayern), erfolgt ein Erfahrungsaustausch<br />
ggf. per Telefon, ansonsten ist man allein. Manchmal hilflos, wenn ein Spritzling<br />
fehlt. Modellbau ist ein Hobby, das viel Ausdauer und Geduld erfor<strong>der</strong>t.<br />
In diesem Sinne sollte <strong>der</strong> Bastler an die Arbeit gehen. Über Werkzeuge<br />
wie Balsamesser, diverse Feilen, richtige Pinzetten wurde in verschiedenen<br />
SPEED-Ausgaben schon umfassend berichtet. Zugegeben, leicht sind die<br />
Geländemodelle 1:9 nicht zu bauen. Oft muss man Richtarbeiten im Gabelbereich<br />
vornehmen. Die Fe<strong>der</strong>elemente an <strong>der</strong> MZ ETS 250/G funktionieren<br />
jedoch prima, wie beim Original. Die Geländesport MZ ETS 250 ccm ist mir<br />
beson<strong>der</strong>s ans Herz gewachsen. Wohl gerade deshalb ist sie gut gelungen<br />
und funktioniert tatsächlich perfekt. Dazu waren etwa 30 Arbeitsstunden<br />
nötig. Heute parkt sie in einer PROTAR-Vitrine und ist ein echter Blickfang.<br />
Bevor es soweit ist, müssen 145 <strong>Teil</strong>e „montiert“ werden. <strong>Der</strong> Bauplan für<br />
die ETS/G ist sehr übersichtlich, auch für Laien überschaubar. Die Reihenfolge<br />
<strong>der</strong> Montageelemente sollte man jedoch penibel einhalten.<br />
Dieser Bausatz hat einen weiteren Vorsprung gegenüber Bausätzen <strong>der</strong> Jahre<br />
1966/67. Er ist bestens vorlackiert, wird zudem mit Trockendecals vertrieben.<br />
Die weißen Streifen an den Schutzblechen gelingen auch ohne einen<br />
Weichmacher exakt: In <strong>der</strong> Ruhe liegt die Kraft! <strong>Der</strong> geübte Modellbauer<br />
wird auf jeden Fall den Motorblock mit Farben „überarbeiten“, denn <strong>der</strong><br />
hervorragende Einzylin<strong>der</strong> schreit förmlich nach Tiefenwirkung. Und möchte<br />
man diese erreichen, benötigt man unbedingt Metallfarben von Humbrol.<br />
Mein Tipp: Beschaffen Sie sich die Nr. 270001 bis 27004, die Sie auch<br />
vermischen dürfen. Eine dieser Farben hat übrigens einen wun<strong>der</strong>schönen<br />
Bleiton. Außerdem haben Sie ein Problem weniger: Diese Farben trocknen<br />
unglaublich schnell. Hand aufs Herz: <strong>Der</strong> stehende Einzylin<strong>der</strong> hat doch was!<br />
Und dabei meine ich nicht die 27,5 PS bei über 5500 U/min des Originals.<br />
Die Gebrauchsspuren sind Absicht, werden mittels Lappen und Nagelfeile<br />
erzielt. Gummis sollte man mit Sandpapier bearbeiten, dann stellt sich langsam<br />
Zufriedenheit ein. Und - selbst ist <strong>der</strong> Mann -: Da PROTAR serienmäßig<br />
keinen Ersatzschlauch mitliefert, einst unverzichtbar für Wagner, Salevsky,<br />
Halser und Co., „bastelt“ man einen solchen zusammen, und fixiert diesen<br />
auf dem Kotflügel … mit dünnem Draht. So einfach ist das!<br />
Abschließend noch ein Tipp bezüglich Sekundenkleber: Die beste Ware gibts<br />
von <strong>der</strong> Firma „Sachsenkleber“ aus Dresden. Firmenchef Dieter Zeschke findet<br />
man des öfteren auf diversen Motorradmessen, als praktischen Berater.<br />
Ich habe jahrelang mit seinem Leim gearbeitet, siehe Ergebnis MZ ETS 250/<br />
G, Baujahr 1969.<br />
Problematisch wurde das Hissen <strong>der</strong> DDR-Flagge<br />
einst im kapitalistischen Ausland...<br />
03 - 2012 Speed - Ihr Motorradmagazin<br />
17