RELIKTE der Geschichte Ausgabe 38
Euch erwarten Themen aus der Archäologie - das ermländische Pompeji, ein Bericht über eine Ausgrabungskampagne. Wir staunen mit Euch über den spektakulären Fund keltischer Ringe in Bayern, erfahren Interessantes über die Anfänge der Windkraft im III. Reich, reisen zusammen zu den Ruinen von Troja und besuchen mutmaßliche Keltentempel in Süddeutschland.
Euch erwarten Themen aus der Archäologie - das ermländische Pompeji, ein Bericht über eine Ausgrabungskampagne. Wir staunen mit Euch über den spektakulären Fund keltischer Ringe in Bayern, erfahren Interessantes über die Anfänge der Windkraft im III. Reich, reisen zusammen zu den Ruinen von Troja und besuchen mutmaßliche Keltentempel in Süddeutschland.
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NR. 38 / 2022
Das Magazin für Schatzsucher - Heimatforscher - Sondengänger
Reichskrafttürme –
Windkraft im 3. Reich
ISSN 2366-2743
FELSENTEMPEL
DER KELTEN
NEUE FUNDE IM
POMPEJI DES OSTENS
MONEMVASSIA –
DIE WIEDERERSTANDENE
ANTIKE STADT
Relikte der Geschichte . Nr. 38
EDITORIAL
Liebe LeserInnen und Freunde von Relikte der Geschichte,
Liebe LeserInnen, draußen wird es Herbst. Die Tage werden kürzer, es wird kühl und ungemütlich
– was gibt es das Schöneres, als sich mit einer Tasse Tee und guter Lektüre aufs
Sofa zu kuscheln.
Beim Tee und Sofa können wir leider nicht helfen, aber zum Lesen haben wir die mittlerweile
38. Ausgabe von RELIKTE der Geschichte für Euch zusammengestellt.
Euch erwarten Themen aus der Archäologie - das ermländische Pompeji, ein Bericht über
eine Ausgrabungskampagne. Wir staunen mit Euch über den spektakulären Fund keltischer
Ringe in Bayern, erfahren Interessantes über die Anfänge der Windkraft im III. Reich, reisen
zusammen zu den Ruinen von Troja und besuchen mutmaßliche Keltentempel in Süddeutschland.
Viel Spaß beim Stöbern und Staunen wünscht Euch das Team von RELIKTE der Geschichte.
Euer Oktavian
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
3
INHALT
REISE
FORSCHUNG
STEINZEIT
REISE
DRITTES REICH
SONDELN
6
14
24
38
44
40
Hier ein Modell der Anlage. Die Art der Architektur datiert man also offiziell mehr als 4000 Jahre
alt.
Troja heute
In der Rohrhälde bei Kürnbach stieß ich das erste Mal auf diese Balkenlöcher. Es muss ein ebenes
Geschoss und eine schräge Decke gegeben haben.
Die Tempel der Kelten
im Fels
Alt Wartenburg
Magisches
Monemvassia
Windkraft im
dritten Reich
Bayrische Keltenringe
SONDELN
60
Seite 3
Seite 63
Editorial
Impressum
29. Sucher-und Sondengängertreffen
in Köln Roggendorf
4
Relikte der Geschichte . Nr. 38
5
Troja heute
Text und Fotos von Roland Hanewald
Wissen Sie, wodurch Troja berühmt geworden ist?
Wegen seiner Trojabohnen!
Heinz Erhardt
Gehören auch Sie zu den Romantikern, die gern einmal
das legendäre Troja besucht hätten? Dann sind Sie
in guter Gesellschaft. Tausende von Menschen hegen
diesen Traum, und er ist heutzutage ohne weiteres realisierbar.
Ein recht ungelungenes „Trojanisches Pferd“ am Eingang zur Ausgrabungsstätte
Der deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann, geb.
1822, war von Kindheit an einer der ersten von diesem
Wunsch geradezu Besessenen. Es sollte eine Anzahl von
Jahren dauern, bis er ihn sich erfüllen konnte. Er bereiste
vorerst einen großen Teil der Welt, vor allem Russland,
nahm mehrere Staatsbürgerschaften an, gelangte
aus eigener Initiative zu einem großen Vermögen, lernte
eine Fremdsprache nach der anderen (der blitzgescheite
Mann eignete sich innerhalb von sechs Wochen
eine komplette neue Sprache an, einschließlich der toten),
heiratete und ließ sich scheiden, weil seine deutsche
Frau nichts für sein Traumthema Troja übrig hatte
und ihn für einen Spinner hielt. Er heiratete erneut
(dieses Mal eine Griechin namens Sophia Engastromenos,
in einer sehr glücklichen Ehe und zwei Kindern
resultierend), bewältigte himmelhohe organisatorische
und bürokratische Hürden – und begann im Jahre 1871
auf dem Hissarlik-Hügel in der Westtürkei zu graben, in
dem er, Homers Iliade Wort für Wort vertrauend, unter
Metern von Erde die legendäre Stadt vermutete. Von
der akademischen Welt verspottet und verachtet, wühlte
er sich verbissen in die Tiefe und triumphierte letztlich:
Er stieß auf die Ruinen von Troja, und was er dort
entdeckte, waren keine „Trojabohnen“, sondern Schätze
von überwältigendem Wert. Der unermüdliche Utopist
gab alle seine Widersacher dieserart der Lächerlichkeit
preis, geschimpft wurde trotzdem.
Wenn aktuell etwas über Troja geschrieben wird, handelt
es sich thematisch zumeist um jene seinerzeit ausgegrabenen
kostbaren Objekte, die zwischenzeitlich
über 50 Länder verteilt sind. Oder es geht um die bitteren
Auseinandersetzungen zwischen den heutigen Archäologen,
die einander mit Mutmaßungen auszustechen
versuchen, wie Troja, immer wieder zerstört und
neu erbaut, vor fünf Jahrtausenden ausgesehen haben
mochte. (Der unsterbliche Schliemann ist als Autodidakt
die beliebteste Zielscheibe in dieser Schlammschlacht
und wird vorzugsweise als „Dilettant“ geschmäht.
Hass und Eifersucht auf seine Person haben bis in die
Das Pferd in Çanakkale kann sich schon eher sehen lassen
6
Relikte der Geschichte . Nr. 38
7
Man hat sich alle Mühe gegeben, das Ross (für einen Film) authentisch zu gestalten
Sophia Schliemann posiert stolz mit Teilen des millionenschweren Priamos-Schatzes
Gegenwart überlebt. Er hatte halt
nicht mehrere Semester Genderkunde
studiert, sondern sich alles Wissen
selbst angeeignet). Die Stätte selbst,
weitgehend von allem greifbar Interessanten
befreit, erfährt vergleichsweise
wenig Aufmerksamkeit. Obwohl
noch sporadische Grabungen
stattfinden, scheint Troja, Truva auf
türkisch, eher etwas für die Touristen
zu sein.
Selbige reisen dort in der Tat in Scharen
an. Die meisten nehmen teil an
organisierten Programmen von Anbietern
in Çanakkale, 30 km weiter
die Dardanellenküste hinauf. Was jeder
Besucher als erstes sehen will, ist
das Trojanische Pferd, mit dem die
Athener sich einst den Zugang in die
belagerte Stadt erschlichen hatten.
(Stimmt gar nicht, sagen die Gelehrten).
Da steht es auch schon, ein Neubau
natürlich, und in seiner künstlichen
Modernität nicht besonders gut
gelungen. Ein viel besseres Modell
kann man in Çanakkale bewundern,
das 2004 eigens für einen Troja-Film
konstruiert worden war und jetzt die
Hafenpromenade an der Dardanellen-Durchfahrt
ziert.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben:
Gar so viel gibt es nicht zu sehen auf
dem Hissarlik-Hügel. Die Ausgrabungen
sind lehmige Löcher, zum Teil
wieder verschüttet und von Gebüsch
überwuchert, und von den endlosen
Mauern hat man auch irgendwann
genug. Außerdem schlaucht die drückende
Sommerhitze gewaltig. Und
dennoch... Das Bewusstsein, auf einer
der berühmtesten Stätten der Erde zu
stehen, umwittert von den Turbulenzen
der Geschichte und womöglich
noch zahllose Geheimnisse bergend
– das gibt einem schon eine Gänsehaut,
egal wie karg das Umfeld sein
mag, und man kann der Fantasie ungehemmt
ihren Lauf lassen, um die
Vergangenheit heraufzubeschwören.
Zwei türkische Ladies – grimmig, weil das Pferd griechisch ist?
Die Touris haben ganz schön mit der Hitze zu kämpfen
Romantische Übertreibung?
Vielleicht. „Romantiker gestalten die
Welt, alle anderen denken nur daran,
sich den Bauch zu füllen.“ Wer sagte
das? Heinrich Schliemann, einer
der größten Romantiker von allen
und ein Mensch, für den sämtliche
Jugendträume wahr wurden. ▄
8
Relikte der Geschichte . Nr. 38
9
Mauern, Mauern – sie können einem irgendwann mal auf den Geist gehen
Manche uralten Inschriften sind immer noch recht mühelos lesbar
Das Amphitheater ist weitaus jüngeren Datums als der Rest von Troja
Die kaputte Antiquität ist zumindest diebstahlssicher
10
Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 xx
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K.Walter Haug
Cairn-Forschungsgesellschaft
www.megalith-pyramiden.de
Die Tempel der
Kelten im Fels
Die Tempel unserer Ahnen erkennt man nur noch an Bemerkenswert ist der Vorbau, eine Mauer mit zwei
K.Walter Haug, Cairn-Forschungsgesellschaft, www.megalith-pyramiden.de
den Balkenlöchern im Fels.
turmartigen Ecken.
In Roquepertuse nördlich
Die Tempel
von Marseille
der Kelten
fanden findet
im Fels
die man auch Eine die sehr Pfeiler ähnliche und Steinstatuen, wurde die bei dort gefunden Ausgrabungen wurden. der
Archäologen ein keltisches Heiligtum mit Hausgrundrissen
Tempel unserer und Ahnen teils erkennt noch man nur noch stehenden an Balkenlöchern Mauern
Bemerkenswert Externsteine ist der Vorbau, 1934-36 eine Mauer freigelegt. mit zwei turmartigen Sie wird Ecken. als Burgfundament
Die
Eine sehr ähnliche
im Fels.
wurde
interpretiert,
bei den Ausgrabungen
als Jagdschloss,
der Externsteine
das von
1934-36
Hermann
freigelegt. Sie wird als
Burgfundament interpretiert, als Jagdschloss, das von Hermann Adolf zur Lippe-Detmold 1654–
In sowie Roquepertuse eine Felswand, nördlich von an Marseille die eine fanden Art die Tempel Archäologen angebaut ein keltisches Adolf Heiligtum zur mit
1666 erbaut und 1810 abgebrochen
Lippe-Detmold
wurde.
1654-1666 erbaut und 1810
Hausgrundrissen war. Der Aufbau und teils des noch Tempels stehenden konnte Mauern sowie allein eine aufgrund Felswand, an die abgebrochen eine Art Tempel
findet man auch die Pfeiler und wurde. Steinstatuen, die dort gefunden wurden.
angebaut war. Der Aufbau des Tempels konnte allein aufgrund der Balkenlöcher in der Felswand
der Balkenlöcher in der Felswand rekonstruiert werden. Bemerkenswert ist der Vorbau, eine Mauer mit zwei turmartigen Ecken.
rekonstruiert werden.
Eine sehr ähnliche wurde bei den Ausgrabungen der Externsteine 1934-36 freigelegt. Sie wird als
Burgfundament interpretiert, als Jagdschloss, das von Hermann Adolf zur Lippe-Detmold 1654–
1666 erbaut und 1810 abgebrochen wurde.
Ein Kupferstich Ein von Kupferstich Elias van Lenne von 1663 Elias zeigt van es. Es Lenne hat wie 1663 Roquepertuse zeigt es. das Es Tor genau in der
Mitte zwischen den zwei Türmen. Anzunehmen, dass man die Anlage auf bestehenden
hat wie Roquepertuse das Tor genau in der Mitte zwischen
von den Elias zwei van Lenne Türmen. 1663 zeigt Anzunehmen, es. Es hat wie Roquepertuse dass man das Tor die genau in der
prähistorischen Fundamenten im 17.Jh. wieder errichtete.
Ein Kupferstich
Mitte zwischen Anlage den auf zwei bestehenden Türmen. Anzunehmen, prähistorischen dass man die Anlage Fundamenten
auf bestehenden
prähistorischen Fundamenten im 17.Jh. wieder errichtete.
im 17.Jh. wieder errichtete.
Castro do Zambujal, eine kupferzeitliche Siedlung bei Torres Vedras in Portugal, 3. bis 2. Jhrtd. vC.
Castro Auch do sie Zambujal, wurde schon eine mit kupferzeitliche diesen Mauern Siedlung und runden bei Torres Ecktürmen Vedras gebaut. in Portugal, 3. bis 2. Jhrtd. vC.
Auch sie wurde schon mit diesen Mauern und runden Ecktürmen gebaut.
Castro do Zambujal, eine kupferzeitliche Siedlung bei Torres Vedras in Portugal, 3. bis 2. Jh
Auch sie wurde schon mit diesen Mauern und runden Ecktürmen gebaut.
Solche rechteckigen Nischen und Balkenlöcher haben
wir immer wieder. Es gibt eindeutige archäologische
Solche rechteckigen Nischen und Balkenlöcher haben wir immer wieder. Es gibt eindeutige
archäologische Beweise, dass Beweise, sie keltischen dass sie keltischen Ursprungs Ursprungs sind. sind. Wenn Wenn man man Roquepertuse googelt,
Roquepertuse googelt, findet man auch die Pfeiler und
Steinstatuen, die dort gefunden wurden.
Zambujal, kupferzeitliche
befestigte Siedlung
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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alt.
Hier ein Modell der Anlage. Die Art der Architektur datiert man also offiziell mehr als 4000 Jahre
alt.
Der Tempel muss vor der 40 m langen und exakt geraden und ebenen Felswand gestanden haben,
die annähernd Nord-Süd verläuft.
Der Tempel muss vor der 40 m langen und exakt geraden und ebenen Felswand gestanden haben,
die annähernd Nord-Süd verläuft.
In der Rohrhälde bei Kürnbach stieß ich das erste Mal auf diese Balkenlöcher. Es muss ein ebenes
Geschoss Hier ein Modell und der eine Anlage. schräge Die Art der Decke Architektur gegeben datiert man haben. also offiziell mehr als 4000 Jahre alt.
In der Rohrhälde bei Kürnbach stieß ich das erste Mal auf diese Balkenlöcher. Es muss ein ebenes
Geschoss und eine schräge Decke gegeben haben.
Die höchst angebrachten Balkenlöcher hat Bernd in Renningen entdeckt, wiederum an einer exakt
Der Tempel muss vor der 40 m langen und exakt geraden und ebenen Felswand gestanden haben, die annähernd Nord-Süd verläuft.
geraden Felswand.
Die höchst angebrachten Balkenlöcher hat Bernd in Renningen entdeckt, wiederum an einer exakt
geraden Felswand.
In der Rohrhälde bei Kürnbach stieß ich das erste Mal auf diese Balkenlöcher. Es muss ein ebenes Geschoss und eine
schräge Decke gegeben haben.
Die höchst angebrachten Balkenlöcher hat Bernd in Renningen entdeckt, wiederum an einer exakt geraden Felswand.
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 17
In Wernsbach wurden die Balkenlöcher über dem Eingang zur Grotte angebracht. Grotten waren
der Ort, wo in den antiken Kulturen Zukunftsschau von Seherinnen betrieben wurde, z. B. durch das
Orakel von Delphi, die Pythia. Ein keltischer Stamm, die Volcae-Tectosages, wurden von den
Römern
In Wernsbach
danach
wurden
benannt,
die
lat.
Balkenlöcher
tecto = Höhle,
über
sages
dem
=
Eingang
Wahrsager.
zur Grotte angebracht. Grotten waren
der In Wernsbach Ort, wo in wurden antiken die Balkenlöcher Kulturen über Zukunftsschau dem Eingang
zur
von Pythia. Seherinnen Ein keltischer betrieben Stamm, wurde, die Volcae-Tectosages,
z. B. durch das
Orakel von
Grotte
Delphi,
angebracht.
die Pythia.
Grotten
Ein
waren
keltischer
der Ort, wo
Stamm,
wurden
die Volcae-Tectosages,
von den Römern danach
wurden
benannt,
von den
lat. tecto =
in den antiken Kulturen Zukunftsschau von Seherinnen Höhle, sages = Wahrsager.
Römern danach benannt, lat. tecto = Höhle, sages = Wahrsager.
betrieben wurde, z. B. durch das Orakel von Delphi, die
Die Umgangstempel der Kelten in Holz und in Stein
Es gibt nur eine Architektur, die sicher als keltischer Sakaralbau identifiziert wurde
Umgangstempel. Einige wurden in keltischen Viereckschanzen als Pfostenlöcher e
rekonstruiert. Allgemein wird angenommen, K. Walter dass Haug, die Kelten www.megalith-pyramiden.de
nur in Holz bauten, da
auch steinerne Varianten dieser viereckigen Bauten.
Die Umgangstempel der Kelten in Holz und in Stein
Die Umgangstempel der Kelten in Holz und in Stein
Es gibt nur eine Architektur, die sicher als keltischer
Sakaralbau identifiziert wurde, der Umgangstempel.
Einige wurden in keltischen Viereckschanzen als Pfostenlöcher
erkannt und rekonstruiert. Allgemein wird
angenommen, dass die Kelten nur in Holz bauten, dagegen
gibt es auch steinerne Varianten dieser viereckigen
Bauten.
Es gibt nur eine Architektur, die sicher als keltischer Sakaralbau identifiziert wurde, der
Umgangstempel. Einige wurden in keltischen Viereckschanzen als Pfostenlöcher erkannt und
rekonstruiert. Allgemein wird angenommen, dass die Kelten nur in Holz bauten, dagegen gibt es
auch steinerne Varianten dieser viereckigen Bauten.
Man kann froh sein, dass dieser gewaltige Monolith von den Steinbrucharbeiten verschont blieb.
Man kann froh sein, dass dieser gewaltige Monolith von den Steinbrucharbeiten verschont blieb.
Abb. 2.3_12: Als „gallo-römische Umgangstempel“ interpretierte
Pfostenpuren in der Viereckschanze von Holzhausen in München
Abb. 2.3_13: Rekonstruktionsvorschlag der Archäologie eines sogenannten
„gallorömischen Umgangstempel“ nach den Pfostenspuren
In Autun in Burgund ragen noch heute die aus der stehen Viereckschanze gebliebenen Bopfingen Mauern eines gewal
In Autun in Burgund ragen noch heute die stehen gebliebenen Mauern eines gewaltigen Janus-
Tempels in die Höhe.
Tempels in die Höhe.
In Autun in Burgund ragen noch heute die stehen gebliebenen Mauern eines gewaltigen Janus-Tempels in die Höhe.
Man kann froh sein, dass dieser gewaltige Monolith von den Steinbrucharbeiten verschont blieb.
Unsere vorgeschichtliche Kultur ist so Kultur reich, wie alle ist anderen, so reich, sie wurde wie nur alle von anderen, ahnungslosen sie Steinbruchbetreibern wurde nur von zu ahnungslosen
großen Teilen zerstört.
Steinbruchbetreibern zu großen Teilen zerstört.
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Unsere vorgeschichtliche Kultur ist so reich, wie alle anderen, sie wurde nur von ahnungslosen
Steinbruchbetreibern zu großen Teilen zerstört.
In der Schweiz in Ursins wurde bekanntermaßen ein gallo-romanischer Umgangstempel in eine
christliche Kirche umgebaut. Gewaltige Stützmauern zieren die ursprüngliche Fassade.
In der Schweiz in Ursins wurde bekanntermaßen ein gallo-romanischer Umgangstempel in eine christliche Kirche
umgebaut. Gewaltige Stützmauern zieren die ursprüngliche Fassade.
Der steinerne Umgangstempel im Hagenschieß von Pforzheim wird als Gesindehaus interpretiert.
Das Der steinerne Ganze hat Umgangstempel die Form einer im keltischen Hagenschieß Viereckschanze, von Erdwälle die durch gelten Steinmauern als regionales und die Holzhütten Zentren. Warum durch
Der sollen Pforzheim steinerne unter wird römisch-griechichem Umgangstempel als Gesindehaus interpretiert. im Hagenschieß Kultureinfluss von nicht Pforzheim Steinhäuser die Erdwälle wird ersetzt als durch worden Gesindehaus Steinmauern sein? Die interpretiert.
Rekonstruktion
des Tempels als Wohn- und Wirtschaftsbau lässt
Holzhütten hat durch die Steinhäuser Form einer keltischen ersetzt worden Viereckschanze, sein? Die Rekonstruktion die gelten als regionales des Tempels Zentren. als Wohn- Warum und
und die
Das Ganze hat die Form einer keltischen Viereckschanze,
die gelten als regionales Zentren. Warum sollen das Bauwerk nicht so in die Höhe ragen, wie es wohl
sollen Wirtschaftsbau unter römisch-griechichem unter römisch-griechichem lässt das Bauwerk Kultureinfluss Kultureinfluss nicht nicht so die die nicht Höhe ursprünglich die ragen, Erdwälle wie stand. es durch wohl Steinmauern ursprünglich und stand. die
Holzhütten durch Steinhäuser ersetzt worden sein? Die Rekonstruktion des Tempels als Wohn- und
Wirtschaftsbau lässt das Bauwerk nicht so in die Höhe ragen, wie es wohl ursprünglich stand.
20
Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Es ist ein großes Rätsel, warum das Kloster Maulbronn exakt auf dem 49. Breitengrad gebaut
wurde. Die mittelalterliche Kirche hatte mit Wissenschaft, zu der auch die Geodäsie gehört, wenig
am Hut, die Antike dagegen umso mehr. Man darf als sicher annehmen, dass es einen antiken
Es ist ein großes Rätsel, warum das Kloster Maulbronn
exakt auf dem 49. Breitengrad gebaut wurde. Die mittelalterliche
Kirche hatte mit Wissenschaft, zu der auch
die Geodäsie gehört, wenig am Hut, die Antike dagegen
umso mehr. Man darf als sicher annehmen, dass es
einen antiken Vorgängerbau gab, der die Ortswahl
bestimmte. Klöster und Kapellen in der freien Landschaft
entstanden oft an ehemaligen heidnischen Zentren
und übernahmen das vorchristliche Wallfahrtsziel.
In Maulbronn scheint es der zentrale Kreuzgang zu sein,
der auf den Fundamenten eines Umgangstempels steht.
Vorgängerbau gab, der die Ortswahl bestimmte. Klöster und Kapellen in der freien Landschaft
entstanden oft an ehemaligen heidnischen Zentren und übernahmen das vorchristliche
Wallfahrtsziel. In Maulbronn scheint es der zentrale Kreuzgang zu sein, der auf den Fundamenten
eines Umgangstempels steht.
Die
Die romanischen Bauelemente sind an
sind
christlichen
an christlichen
Kirchen
immer die älteren. Und man kann annehmen, da te also römisch bzw. keltisch-römisch sind wie auch in
solchen
Kirchen
Ruinen
immer
errichtet
die
wurde,
älteren.
romanische
Und man
Elemen-
kann
annehmen, nahezu alle da römischen nahezu Bauwerke alle römischen am Ende der Bauwerke Antike in am Autun. Ende der Antike in Trümmern lagen, dass auch
▄
das Trümmern Kloster Maulbronn lagen, dass auch auf das solchen Kloster Maulbronn Ruinen auf errichtet wurde, romanische Elemente also römisch bzw.
keltisch-römisch sind wie auch in Autun.
Der Kirchenbau des Klosters Maulbronn aus der Luft, in der Mitte der Kreuzgang.
Der Kirchenbau des Klosters Maulbronn aus der Luft, in der Mitte der Kreuzgang.
22
Relikte der Geschichte . Nr. 38
23
Alt WartenburgAutor: Oktavian
Zur Geschichte von Alt Wartenburg
Das 1243 gegründete Bistum Ermland, die größte Diözese im
damaligen Pruzzenland, erstreckte sich vom Frischen Haff im
Nordwesten bis nach Galinden im Südosten, das bereits Teil
des zeitgenössisch als „Große Wildnis“ bezeichneten Urwaldgebietes
war.
Dieses Gebiet stellte auch die umstrittene Grenze zwischen
dem Gebiet des Deutschen Ritterordens und dem Großfürstentum
Litauen dar.
Der systematische Landesausbau mit deutschen Zuwanderern
begann in diesem Gebiet erst nach der Niederschlagung der
letzten Pruzzenaufstände, ab ca. 1280, an der Küste.
Die zu dieser Zeit gegründeten Kleinstädte waren keine spontanen
Ortsgründungen,die Anlage erfolgte planmäßig, die
Siedlungen wurden sozusagen am Reißbrett entworfen.
Der Deutschritterorden war der Motor der Kolonisation dieser
Gebiete, denn diese galten zum damaligen Zeitpunkt noch als
Heidenland. Die Christianisierung der Heiden war die vorgebliche
Hauptaufgabe eines Mönchsordens wie dem Deutschritterorden.
Zugleich gerieten dadurch große Landstriche in den
direkten Einflußbereich des Ordens.
Er errichtete in diesem Rahmen Grenzburgen, lokale militärische
Stützpunkte, Verwaltungs- und Herrschaftszentren,
Dörfer zur landwirtschaftlichen Erschließung der Gebiete und
planmäßig angelegte Städte für die Siedler.
Planmäßig angelegte Landschaften entstanden, „eine Kleinstadt,
bei deren Gründung keine überregionalen handelspolitischen
Gesichtspunkte, sondern die Bedürfnisse des inneren
Marktverkehrs der umliegenden Siedlungen ausschlaggebend
waren“. (P. Erlen), gut gesichert von einem Netz aus Burgen
und Festungsanlagen.
Eine dieser Festungsanlagen war das castum Wartenburg.
Keine steinerne Burg im klassischen Sinne, sondern eine hölzerne
Wehranlage mit Palisaden und Erdwällen sicherte hier
das Grenzland des Deutschen Ritterordens an der Grenze zu
Litauen.
Unter dem Schutz des Castums entstand in der Nähe eine Siedlung
mit fast städtischem Charakter, allerdings ist unklar, ob
ihr jemals das Stadtrecht verliehen wurde.
Wartenburg wurde unter dem Vogt Friedrich von Liebenzell
vermutlich durch zwei Lokatoren 1 , den Brüdern Johannes und
Peter, planmäßig angelegt, die 1337 als Schulzen genannt
werden.
Alt Wartenburg war keine spontane, organisch gewachsene
Siedlung, sondern eine geplante und durchdachte Stadtgründung
nach vorgegebenem Muster. Zur damaligen Zeit gehörte
das noch heidnische Großfürstentum Litauen zu den Hauptgegnern
des Deutschritterordens. Der Orden führte jedes Jahr
so genannte „Preußenfahrten“ bzw. „Litauer Reisen“ in die
Grenzgebiete durch. Vorbild dafür waren die Kreuzzüge.
An diesen Fahrten nahmen nicht nur Ordensritter, sondern
auch Adlige aus dem Reich teil. Einen endgültigen Sieg konnte
der Orden jedoch nie erringen. Im Gegenzug fielen litauische
Heere in das Territorium des Ordens ein. Beide Seiten
brandschatzten, plünderten und mordeten bei ihren Feldzügen
in den Städten, Siedlungen und Dörfern der jeweils anderen
Seite.
Seit der Ortsgründung finden sich Vermerke in den Chroniken,
die auf eine ganz gewöhnliche Entwicklung schließen lassen.
Diese Alltagsberichte, in denen
keine kriegerischen Auseinandersetzungen gemeldet werden,
enden abrupt mit dem Jahr 1354. In diesem Jahr findet
sich in der Chronik von Herold Wigand von Marburg
(† nach1394) ein Eintrag, in welchem er berichtet,
dass litauische Truppen unter der Führung der Grossfürstenbrüder
Kynstut (Kęstutis, †1382) und Olgerdt
(Algirdas, 1296 – 1377) die Stadt Wartenburg einnahmen und
deren sämtliche Einwohner töteten 2 .
Diese Begebenheit erwähnt in seiner Chronik ebenfalls der
Danziger Chronist des 16. Jahrhunderts, Stanislaus Bornbach
(1530 – 1597), mit folgenden Worten:
"Ao 1354 herte vnd brandte Kinstudt vnd Algerd vor Wartenburg".
Eigentlich war es ja ganz anders geplant. Erstmalig hatten
wir ja 2018 an den Grabungen in den Ruinen der
seit 1354 wüst liegenden Stadt teilgenommen und in der
Ausgabe 14 von RELIKTE der Geschichteüber die zum
Teil spektakulären Funde berichtet.
Leider machte uns Corona einen dicken Strich durch
unsere Planungen, so dass wir erst vier Jahre später, im
August 2022, erneut Richtung Ermland aufbrechen
konnten. Wir - das waren diesmal Sabine und Oktavian,
die als „RELIKTE im Einsatz“ die diesjährige Grabungskampagne
besuchen durften.
Die Stadtwüstung sticht unter den sonstigen aufgegebenen
Siedlungen hervor, weil es nach dem verheerenden
Stadtbrand keinerlei Versuche gegeben hatte, die Ruinen
wieder aufzubauen. Wie in einer Zeitkapsel haben
sich in den Kellern und Brandruinen die Zeugnisse des
Blick auf die Ausgrabung und den Wadangsee
24
Plan von Alt Wartenburg mit eingezeichneten Haus 13 und 14
Sabine mit dem Bodenscanner von Tero Vido
1
Lokator:
im Mittelalter ein im Auftrag seines Landesherrn (Kolonisations)land verteilender Ritter
2
F.
Biermann / C. Herrmann / A. Koperkiewicz: Alt Wartenburg/Barczewko -interdisziplinäre Erforschung einer spätmittelalterlicher Stadtwüstung im Ermland (Nordostpolen)
Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 44, 2016 (2017) 115 - 148
Relikte der Geschichte . Nr. 38
25
damaligen Lebens im Jahre 1354 erhalten, so dass die
Archäologen die Siedlung auch als das „ermländische
Pompeij“ bezeichnen.
Die Aufsicht über die Grabungen führte in diesem
Jahr, wie schon seit 2018, der Archäologe Dr. Arkadiusz
Koperkiewicz.
Wir erhalten die Erlaubnis, mit der Bodenscannersonde
der Firma Tero Vido 3-D Scans des noch unberührten
Untergrundes zu machen und Anomalien aufzuspüren,
die bei folgenden Grabungskampagnen ergraben werden
sollten.
Doch zuerst besichtigen wir, was in diesem Jahr bereits
entdeckt wurde. Am Tag unserer Ankunft wurden einige
Gräber geöffnet, die gerade von Anthropologen und
Archäologen akribisch untersucht werden. Es sind dieses
Mal nicht so viele Helfer wie vier Jahre zuvor auf der
Grabung, aber trotzdem ist eine ganze Anzahl Experten
vor Ort. Zu ihnen gehören Archäologen, Anthropologen
sowie Studenten, die Geschichte, Kunstgeschichte
und Archäologie studieren und hier in den Semesterferien
etwas Praxisluft schnuppern.
Neben den Gräbern sehen wir zwei Kellerräume die
ausgegraben worden sind. In einem der Räume steht
ein Brennofen, diagonal dazu im Norden ist es vermutlich
kein Keller, sondern der Rest eines tiefergelegten
Gebäudes.
Wir machen uns an die Arbeit und vermessen eine
Reihe von Verdachtsflächen. Die endgültige Auswertung
der Messergebnisse mit der dreidimensionalen
Darstellung des gescannten Untergrundes wird auf den
Rechnern der Firma Tero Vido erfolgen. Nach erfolgter
Auswertung, welche einige Tage in Anspruch nehmen
wird, werden die Grabungsleiter entscheiden, ob an den
Stellen Probegrabungen stattfinden sollen.
Es handelt sich um die Fläche etwa in der Mitte der
Siedlung und noch weitere Flächen im Randbereich,
die wir ausmessen sollten. Die ersten Messergebnisse
zeigen schon eine Reihe von Anomalien an, die wir
ziemlich sicher in der nächsten Grabungskampagne
verifizieren werden.
Doch auch die aktuelle Grabung ist schon reich an
archäologisch hochinteressanten Funden.
Wir hatten die Gelegenheit, den Archäologen beim Freilegen
einer Reihe von Gräbern über die Schultern schauen
zu dürfen.
Nur in einem der Gräber fanden sich Beigaben. Das
erscheint vielleicht verwunderlich, doch für Alt Wartenburg
ist dieses Grab eher die Ausnahme, die meisten
Toten wurden hier ohne weitere Beigaben bestattet. Doch
in dem erwähnten Grab fanden sich neben den Skelettresten
aber eine Spange, eine Fibel und ein Bauernwehr.
Es ist allerdings nicht der erste Bauernwehr, der in Alt
Wartenburg gefunden wurde.
In der Ausgrabung gibt es zahlreiche sogenannte Messerdolche,
landläufig besser bekannt unter dem Begriff
Bauernwehr.
Die in Alt Wartenburg gefundenen Exemplare sind fast
durchweg etwa 35 - 40 cm lang.
Das sind große, massive Messer mit einer Klinge und
einem Griff mit einer charakteristischen „Parierstange“,
um den Daumen zu schützen.
Bei einem Bauernwehr handelt es sich um ein universelles
Gerät, welches sowohl als Werkzeug als auch als
Waffe verwendet werden konnte.
Bergung eines Schädels durch Anthropologin Dr. Alicja Drozd-Lipińska und Dr. Arek Koperkiewicz
Scan einer der Flächen
Scan von Tero Vido
Messung mit Tero Vido Bodenscanner
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 27
Funde aus dem Grab direkt nach der Bergung
Bauernwehr im Moment des Auffindens
Es gibt zahlreiche Beispiele aus der mittelalterlichen
Ikonographie in Szenen, in denen ein Schlag mit dem
Bauernwehr ausgeführt wurde, aber auch Bilder von
Alltagsszenen wie dem Schlachten eines Schweins. In
Jagdszenen wird das Bauernwehr gewöhnlich seitlich an
der Taille getragen.
In Alt Wartenburg und in ganz Pruzzen treten für die
deutsche Kultur des Mittelalters typische Exemplare
auf. So wurden in den Gebieten des Deutschen Ritterordens
häufig von Siedlern aus Deutschland oder
Schlesien mitgebrachte Formen verwendet.
Identische Exemplare sind aus zeitgenössischen Schichten
aus Danzig, Elbling und Breslau bekannt.
Im Pruzzen des Deutschen Ritterordens fand man
ebensolche Bauernwehren unter anderem auf dem
Friedhof in Unterplehnen.
Bauernwehr (M. Pacholec)
Zeichnung Parierstange Bauernwehr (B. Wierzbicki)
Doch 2022 wurde hier in Alt Wartenburg zum ersten
Mal ein solches Bauernwehr nicht in einem Haus, sondern
in einem Grab gefunden.
Durch die bekannte Siedlungsgeschichte konnte der
Fund auf 29 Jahre genau (zwischen 1325-1354) datiert
werden.
Er zeigt, dass die Bewaffnung der Unterschichten im
Ordensland Pruzzen genau dem damals typischen
westlichen Modell entsprach.
Bauenrnwehr geborgen
Bauernwehr
Zeichnung Bauernwehr (B. Wierzbicki)
28
Relikte der Geschichte . Nr. 38
29
Gleich neben den Gräbern hatten wir schon bei unserer
Ankunft einen Kellerraum mit einem Ofenrest
betrachten können. Doch dieses Haus, in der Liste
der Kampagne als Nr. 14 katalogisiert, gibt es ein paar
Besonderheiten.
Bisher wurden in den Überresten mittelalterlicher
Häuser in Alt Wartenburg nur einmal die Überreste
eines Ofens in einer höheren Ebene gefunden. Natürlich
müssen die Häuser beheizt gewesen sein, aber die
meisten erhaltenen Gebäudeteile sind nun mal die unter
dem Brandschutt verschütteten Kellerreste. Keller
wurden und werden ja meist für die kühle und dunkle
Lagerung von Lebensmitteln genutzt, in der Regel ohne
Heizung.
Doch im Keller von Haus Nummer 14 hatte sich
eine mit Steinen ausgekleidete Kammer erhalten,
die Innenseite ist rußgeschwärzt, doch wozu diente
sie? Vielleicht hat auch der perfekt gefertigte
und geglättete Lehmboden etwas mit diesem Ofen
zu tun, eventuell war hier eine Art Trockenraum.
Leider ist keine Rauchabzug-Leitung erhalten geblieben,
es muss aber zweifelsfrei eine gegeben haben.
Decameron 1432-cooking on spit, Illustration from an edition of
''The Decameron'', Flanders, 1432. Paris, Biblioteque Nationale,
Arsenal, manuscript 5070
Das Grundstück von Haus Nr. 14 schließt als letztes
Grundstück die nordöstliche Ecke des Marktplatzes ab
und grenzt direkt an den Friedhof, beide sind nur durch
eine niedrige Mauer oder einen Zaun voneinander
getrennt, war es vielleicht das Haus des Pfarrers?
Dies sind allerdings nur Spekulationen, und wir haben
zum jetzigen Zeitpunkt noch keine fertigen Antworten.
Das Gebäude Nr. 13 befindet sich in der Südwest-Ecke
des Marktplatzes, in einer Linie mit dem von Süden
abschließenden Gebäudekomplex, dem sogenannten
mercatoria.
Nummer 13 hat eine ungewöhnliche Lage. Die Überreste
befinden sich quer zu den anderen Kellern, die etwas
weiter nördlich liegen. Die etwa 0,5 m tiefe verbrannte
Struktur hat die Abmessungen von etwa 8,4 x 4,3 m, was
der Größe der Kulmer Rute 3 entsprechen würde.
Auf der östlichen Seite, parallel zu den Wänden, wurden
die Negative der Pfostenlöcher freigelegt, Die Säulen
vervollständigten die Konstruktion, stützten vielleicht
das Dach über der Gesamtheit, wodurch eine Art Remise
oder Schuppen entstand.
In der Brandschicht wurden verschiedene Metallgegenstände,
Fragmente von Haushaltswerkzeugen, Messern,
Sporen und ein Pflug gefunden.
Die Tatsache, dass viele Elemente zerbrochen waren
und gleichzeitig die Nähe eines großen Ofens im Süden,
könnte darauf hindeuten, dass es sich um einen
Keller eines Wirtschaftsgebäudes gehandelt hatte. Eventuell
sind dies Ruinen einer Schmiede. Es deutet einiges
darauf hin, dass seine Funktion mit der Be- und Verarbeitung
von Metallen, hauptsächlich von Eisen, zusammenhängt.
Auch deuten ein Laubengang und gleichzeitig in der
Wand befestigte Eisenanker auf das Anbinden von
Tieren hin. Wurden hier möglicherweise Pferde
beschlagen?
Die Antwort auf diese Frage wird sich hoffentlich bei
zukünftigen Grabungen ergeben, wenn hier gezielt
nach Objekten im Zusammenhang mit metallurgischen
Anlagen / Werkstätten gesucht werden soll.
Wir von RELIKTE der Geschichte werden natürlich an
der Sache dranbleiben und hoffen, auch von den nächsten
Grabungskampagnen berichten zu können.
Ofen, Haus Nr. 14
Ein großer Dank geht an Dr. Arkadiusz Koperkiewicz,
dessen Einladung uns die Teilnahme an dieser spannenden
Ausgrabung ermöglichte. ▄
Ein großer Dank geht an Dr. Arkadiusz Koperkiewicz,
dessen Einladung uns die Teilnahme an dieser spannenden
Ausgrabung ermöglichte.
Fotos:
Dr. Arkadiusz Koperkiewicz. Oktavian Bartoszewski,
Sabine Masbruch, M. Pacholec, Wojciech Brillowski,
Miłosz Krasnopolski
Haus 14 mit Ofen
Zeichnungen:
B. Wierzbicki
Haus Nr. 13 – links oben sind 2 der 5 Pfostenlöcher zu sehen
3
Eine kulmische Rute entsprach 4,3892 m
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 31
Haus 13 mit Pfostenlöchern
Rekonstruktion Haus Nr. 13 und der Schmiede von Hinten (P. Moszczyński)
Pfostenloch
Haus Nr. 13 – Blick auf ein Gefäß und Ankerhaken in der Wand
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Friedhof
Eisenanker
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Nahaufnahme Gefäß
Fund Dokumentation
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Text und Fotos von Roland Hanewald
Magisches
Monemvassia
„Sie müssen unbedingt Monemvassia besuchen!“,
hatte es schon die ganze Zeit auf meiner Tour durch
den Peloponnes geraunt. „Monemvassia ist unglaublich,
einmalig, atemberaubend!“
Ich wollte mir den Atem aber nicht rauben lassen. Zunächst
genoss ich die klare, mit den herben Düften
der griechischen Macchie gewürzte Luft des Peloponnes
in tiefen Zügen. Sie war so sauber, dass man jedes
Auto roch, was einem nicht unbedingt gefällt. Außerdem
hatte ich keinen Reiseführer bei mir und dachte
angesichts der vielen Lobpreisungen: „Nun ja. Schon
wieder eine Ruinenstadt mit ein paar alten Tempeln.“
Derer sieht man nämlich in Griechenland so viele, dass
man irgendwann einmal genug hat.
Aber nun hatte es mich doch an die Ostküste von
Lakonien verschlagen, ich hatte die vielgepriesene
Destination erreicht, und ich war bitter enttäuscht. Monemvassia
erwies sich als eine nicht besonders schöne
Kleinstadt, vor der sich ein riesiger nackter Felsen erhob,
und das war's dann auch schon. Recht hübsch der
kleine Fischereihafen, aber mit teuren Produkten. Ich
teilte meiner Wirtin, die mir ein sauberes und preiswertes
Zimmer gegeben hatte, meine Eindrücke mit,
und sie lachte. „Dies ist Neu-Monemvassia“, klärte sie
mich auf. „Jetzt heißt es Gefira.“ Das bedeutete „Brücke“,
wusste ich. Und sie setzte hinzu: „Alt-Monemvassia
liegt dort drüben auf dem Felsen!“
Um nach Palaia Monemvassia zu gelangen, wanderte
ich am nächsten Tag über die gefira, trat in ein uraltes
Tor — und befand mich im nächsten Moment in
einer Wunderwelt. Vom ersten Blick an war hier alles
unglaublich, einmalig, atemberaubend...
Man nennt den Felsen von Monemvassia auch „das
Gibraltar Griechenlands“. Ein solcher Vergleich ist in
jeder Beziehung zulässig, denn sowohl Form als auch
Dimensionen der beiden Monolithen ähneln sich.
Ein Blick auf die Unterstadt zeigt die große Höhe des Felsens
Der Name „Gibraltar Griechenlands“ kommt nicht von ungefähr
Das uralte Tor hat manchen Feind gesehen
Selbst die einstige strategische Bedeutung Monemvassias
ist offensichtlich; ein steiler Felskoloss wie dieser
musste früher uneinnehmbar gewesen sein, und so war
es auch. Nur „ein Zugang“ – auf griechisch moni embassia
– existierte stets, und zwar die Sandbrücke zum
Festland. Wenn dort Feinde auftauchten, machte man
einfach das Tor dicht. Über seine Außenwände ließ sich
dieses natürliche Fort nicht erobern.
Eine erstmalige solche Rolle Monemvassias ist im Dunkel
der Zeit verborgen. Der Grieche Pausanias, eine Art
früher Baedeker, der seine Heimat im 2. Jh. n. Chr. ausgedehnt
bereiste, erwähnt keine Besiedlung, wohl aber
den damaligen Namen der Felseninsel: Minoa, eine
bis in die jüngere Vergangenheit gültige Bezeichnung.
Dokumentiert wird der Ort anno 723 – und zwar ausgerechnet
von deutscher Hand: Der Bischof von Eichstädt,
aus einem irischen Mönch hervorgegangen, legte
dort, „in der Stadt Manafasia“, einen Reiseaufenthalt
ein. Zu diesem Zeitpunkt besaß Monemvassia offenbar
schon eine gewisse Bedeutung.
Im Jahre 396 hatte der finstere Gotenkönig Alarich
Athen und Sparta erobert, letzteres nur 100 Kilometer
von Monemvassia entfernt. Dorthin flüchtete
ein Großteil der Besiegten und wetterte den Sturm
auf dem Felsen sozusagen ab. Anno 583 wurde regulär
Einzug gehalten, und 746 ist bereits die Rede von
Monemvassia als wichtigster Stadt an der Ostküste des
Peloponnes. Der landseitig gelegene Hafen mit seinen
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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Durchgang von der Oberstadt
Schlichte Schönheit: Eingang zur Kirche Christos Eikomenos
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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zwei Buchten galt bald als einer der besten des Mittelmeers;
hier legten Schiffe aus dem fernen mediterranen
Westen und aus der Levante an, um Handel
zu treiben, Proviant aufzunehmen oder die tüchtigen
Seeleute anzuheuern, für die Monemvassia damals
bekannt war. Einer der gängigsten Handelsartikel und
beliebtes Getränk an den Fürstenhöfen Europas war
Malvasier-Wein, eine venezianische Korrumpierung
des Ortsnamens („Malvasia“) übrigens.
Der rege Handel und Wandel machte Monemvassia
schnell reich, und wer immer nach diesem Reichtum
gierte, dem wurde durch die schroffen Wände der natürlichen
Zitadelle der Zugang verwehrt. Arabische
Korsaren, normannische Abenteurer, türkische Invasoren
— sie alle blitzten ab. Wenn „die Stadt, die Gott uneinnehmbar
gemacht hatte“, so einer ihrer Herrscher,
dennoch in andere Hände fiel, so geriet ihr das nur zum
Vorteil. 1249 ging sie nach dreijähriger Belagerung in
den Besitz fränkischer Kreuzritter über, ohne dadurch
ärmer zu werden. Schon wenig später (1263) wehte das
Banner von Byzanz über dem Felsen und leitete eine
goldene Ära ein — die erste. Noch besser ging es Monemvassia
unter den Veneziern im 15., 16. und, nach
einem türkischen Intermezzo, 17. und 18. Jahrhundert.
1715 wurde die Stadt erneut türkisch, und von da an ging
es ständig bergab. 1570 lebten in Monemvassia bis zu
40 000 Menschen, 1911 kein einziger mehr.
Auf dem Höhepunkt ihres Glanzes muss die Stadt wie
eine Bienenwabe konstruiert gewesen sein, gestaffelt
auf zwei Ebenen, die Ober- und die Unterstadt, letztere
besonders verschachtelt und verwoben. Ein Wolkenkratzer,
300 Meter hoch, auf natürlichen Grundlagen
gebaut, mit griechischen, türkischen, venezianischen
Etagen. Mehr Raum hatten die Kirchen, an die vierzig
von ihnen. Doch alles verfiel. In den siebziger Jahren
des 20. Jahrhunderts war Monemvassia eine Ruinenstadt,
wenig mehr als ein historischer Schutthaufen.
Dann begannen eigenwillige, in der Geschichte Griechenlands
verhaftete Menschen, weniger aus Monemvassias
unmittelbarem Umfeld als aus Athen und sogar
aus dem Ausland, die Stadt so wieder aufzubauen,
wie sie einmal ausgesehen haben musste. Sie gingen
dabei überaus kunstsinnig, sachverständig, stil- und
geschmackvoll zu Werke. Die Unterstadt mit ihren
verschlungenen Gässchen gibt heute ein getreues Abbild
der venezianischen Epoche wieder, in dem keine
Stromleitung, keine Fernsehantenne und vor allem
kein Kraftfahrzeug das gelungene Ganze unharmonisch
stört. Auch die Kirchen stehen wieder zum Teil,
schön vor allem die dem vom Kreuz genommenen
Christus geweihte Eikomenos auf der zentral gelegenen
Plaza. Die Oberstadt, inmitten einer verwilderten
Natur und weitgehend in Ruinen, wird von der Agia Sophia
mit einer venezianischen Loggia geziert. Von hier
schweift der Blick weit über die zumeist blaue Ägäis
und ein vom Festland gebildetes grünes und braunes
Panorama. Pünktchen in der Tiefe: Touristen. Sie verstopfen
die Gassen, keuchen über uralte, abgewetzte
Steintreppen den Fels hinauf. Von Eroberungsgelüsten
beflügelt bevölkern sie Griechenlands Gibraltar in
den Dimensionen des Jahres 1570, ziehen sich jedoch
rasch zurück, wenn es im Spätherbst kalt von Norden
zu wehen beginnt. Aber selbst auf der Höhe der touristischen
Invasion findet man auf dem Felsen immer
ein Fleckchen, auf dem man allein ist und Träumen
von einer Zeit nachhängen kann, als Ritter in Rüstung
und schimmernder Helmzier hier den Ton angaben.
Damals muss Monemvassia „unglaublich, einmalig,
atemberaubend“ gewesen sein. Aber das ist es eigentlich
schon wieder. ▄
Alles ist liebevoll wieder aufgebaut
Griechenlands fieseste Katze ist auch in Monemvassia vertreten
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 43
von Thomas Jaekel
Windkraft im
dritten Reich
Der Mathiasberg gehört nicht unbedingt zum topographischen
Grundwissen des durchschnittlichen Mitbürgers.
Mit seinen 50 Metern Höhe über dem Meeresspiegel
ist der Hügel, gelegen zwischen Velten und
Bötzow, knapp nordwestlich vom Berliner Stadtrand,
auch nicht gerade eine herausragende Erscheinung.
Verirrt sich doch einmal ein Wanderer auf das mit Gestrüpp
und verwilderter Wiese bewachsene Gipfelplateau,
wird er enttäuscht weiterziehen. Der Ausblick ist
ebenfalls unspektakulär, eine hügelige Landschaft, am
Horizont die allgegenwärtigen Windräder.
Wind gibt es hier oben ebenfalls genug. Sogar mehr
als genug, was dazu führte, dass auf diesem Fleckchen
Brandenburger Erde die kommerzielle Windkraftnutzung
zur Stromgewinnung im Deutschland der 40er
Jahre ihren Ursprung nahm.
Dabei war die Idee der Stromerzeugung mit Windrädern
nicht neu. Schon im 1867 beschrieb Werner
von Siemens das dynamoelektrische Prinzip, auf welchem
bis heute alle Generatoren beruhen. Die praktische
Umsetzung erfolgte 1887 durch den Amerikaner
Charles Brush, der in Cleveland mit einer selbstgebauten
Windturbine 350 Glühlampen zum Leuchten
brachte. Aber auch in Deutschland entstanden erste
Experimentalanlagen, so in Hamburg, wo der Unternehmer
Gustav Conz seine Fabrik mit Strom aus einer
Windkraftanlage beleuchtete.
Doch der große Durchbruch blieb der neuartigen
Technologie vorerst verwehrt. Die Anlagen waren
unausgereift, die Stromausbeute schwankte mit der
Windstärke, Speichermöglichkeiten waren noch nicht
vorhanden. Nur in den Küstenregionen Dänemarks,
wo der Wind nahezu konstant wehte, entstanden
Windkraftanlagen im nennenswerten Umfang und
versorgten eine Reihe von Küstenorten mit Strom.
Interessant wurde die Windenergie erst wieder nach
der Machtergreifung der Nationalsozialisten.
Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Hans
Posse, forderte in einer Direktive zum nationalsozialistischen
Autarkieprogramm:
„Deutschland muss unabhängig sein von der Gnade
fremder Völker!“
Die Umsetzung der Direktive bezog sich allerdings
nicht nur auf die Stromgewinnung aus heimischen
Ressourcen, auch Treibstoffe sollten mangels ausreichender
Erdölvorkommen aus heimischer Kohle
gewonnen werden.
In dieser Zeit der Aufbruchstimmung witterte der Ingenieur
Hermann Honnef seine Chance. Am 4. Mai
1934 betrat er die Räumlichkeiten der Reichskanzlei,
um Adolf Hitler seine Entwürfe für ein Höhenwind-Kraftwerk
vorzulegen.
Ein riesiger Stahlgittermast, mit 430 Metern höher als
der Eiffelturm im Paris (324m), sollte fünf große Turbinen
tragen.
900 dieser Türme, so seine Berechnungen, sollten den
Strombedarf des gesamten Deutschen Reiches decken
können.
Hermann Honnef
Ein „Reichskraftturm“ nach Honnefs Vorstellung
44
Relikte der Geschichte . Nr. 38
45
Honnef hatte durchaus genug Referenzen vorzuweisen,
um nicht als Spinner zu gelten. So hatte er schon
in England riesige Krananlagen und in Königswusterhausen
bei Berlin einen 273 Meter hohen Funkmast
entworfen und erbaut.
Doch noch bevor er seine Pläne dem Führer präsentieren
konnte, wurde Honnef praktisch im Vorzimmer
verhaftet und abgeführt und unter einem fadenscheinigen
Vorwand zu drei Monaten Haft verurteilt. Zwar
konnten seine Anwälte eine Umwandlung der Strafe in
eine Bewährungsstrafe erreichen, aber die Pläne für
seine „Reichskrafttürme“ verschwanden in der Schublade.
Es konnte nie ermittelt werden, wer ihn eigentlich
angezeigt hatte, aber zum damaligen Zeitpunkt
gab es eine starke Konkurrenz unter den verschiedenen
Energieerzeugungsbranchen, eventuell sahen Vertreter
der Kohleenergie in Honnef einen gefährlichen
Konkurrenten.
Erst nach Beginn des zweiten Weltkrieges erinnerte
man sich wieder an Honnef und seine Pläne. Das Zauberwort
der Stunde hieß jedoch dezentrale Energieerzeugung.
Anstelle riesiger Großkraftwerke, welche ein
leichtes Ziel für Sabotage und feindliche Luftangriffe
darstellten, sollten kleine, über ganz Deutschland verteilte
Inselanlagen den notwendigen Strom erzeugen.
Es war Reichsführer Ley persönlich, der 1941 bei Honnef
vorstellig wurde und ihm den Führerwunsch überbrachte,
seine Versuche zum Wohle des deutschen Reiches
wieder aufzunehmen.
Honnef bekam eine Reihe Mitarbeiter zugeteilt und die
notwendigen Finanzmittel aus dem „Kuratorium für
Wind-und Wasserkraft“, ein Testfeld für seine Windkraftanlagen
zu errichten.
Der Mathiasberg-nur noch wenig erinnert an das Versuchsgelände
Eines der massiven Turmfundamente
Zwischen vier Aufnahmen der Gittermastfüße lag eine massive Plattform.
46
Relikte der Geschichte . Nr. 38
47
Für die Feldversuche wählte er den Mathiasberg nahe
Velten.
Dort entstanden in kürzester Zeit ein Bürogebäude,
Werkstatt, Lagerschuppen, Schalthaus, ein Batteriegebäude
und eine Wetterstation. Fünf verschiedene
Stahlgittermasten mit unterschiedlichen Turbinenkombinationen
erhielten massive Betonfundamente.
Zur Leistungsmessung wurden in einer Baracke tausende
Glühlampen betrieben.
Der zuerst errichte Turm war auch der höchste mit
36 Metern. Die Turbine mit einem Flügeldurchmesser
von 9 Metern erzeugte 15 kW Gleichstrom.
Die Anlage mit der größten Leistung war eine Drehstromgenerator-Turbine
mit 20kW-Leistung, montiert
auf einem 20 Meter-Stahlgitterturm und zwei fünfflügeligen
gegenläufigen Windräden von 8m Durchmesser.
Es fanden Langzeit-und Zuverlässigkeitstests mit verschiedenen
Turbinen, Flügelformen und -durchmessern
statt. Leider haben sich keine Unterlagen über die
Abläufe und Ergebnisse der einzelnen Tests erhalten.
Mit dem Kriegsende endeten auch die Versuche auf
dem Mathiasberg. Die russischen Besatzer hatten keine
Verwendung für die Testanlagen und sprengten
1945 die Türme.
Honnefs Lebenswerk geriet in Vergessenheit. In den
50er Jahren begann er noch einmal, einen Windpark
in der Nähe von Hamburg zu projektieren, aber in den
Zeiten des westdeutschen Wirtschaftswunders bestand
kein Bedarf an alternativen Energien.
Honnef starb 1961 verarmt und verbittert, ohne ahnen
zu können, dass seine Visionen Jahre später eine
Renaissance erleben würden.
Von seinem damaligen Wirken zeugen nur noch ein
paar gestrüppüberwucherte Betonklötze auf einem
kleinen Hügel nordwestlich von Berlin. ▄
Die Turmsockel waren unterkellert
Modernes Geschichtsverständnis: Müll und Schmierereien überall
Relikte der Geschichte
48 . Nr. 38
49
Ein weiterer Sockel
Die Natur holt sich alles zurück
Fundament eines der Verwaltungsgebäude
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Relikte der Geschichte . Nr. 38 51
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Bayrische
Keltenringe
Hallo! Mein Name ist Sebastian Albrecht und ich bin
leidenschaftlicher Sondengänger aus dem schönen
Niederbayern. Mein wertvollster Fund handelt von
zwei wunderschönen Keltenringen. Darüber würde ich
Ihnen gerne ein paar Zeilen erzählen.
Vor etwa sechs Jahren kam mir die spontane Idee,
ein Metallsuchgerät über Amazon zu bestellen. Die
Geschichte von alten Relikten hatte mich schon immer
sehr interessiert und ich wurde neugierig, was sich
unter den Bayerischen Böden so befindet. Mein erstes
Gerät war ein Garrett ACE 150, also ein absolutes
Einsteiger Modell. Auf gut Glück begann ich sofort mit
der Sucherei und konnte meine ersten Erfolge in Form
von Münzen verzeichnen. Daß dieses Hobby süchtig
macht brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen, somit
habe ich sehr schnell aufgerüstet und mir einen Garrett
ACE 300i zugelegt. Meine Glückssträhne riss nicht
54
Relikte der Geschichte . Nr. 38
55
ab und ich fand auch mit dem neuen Modell weiterhin
einige römische Münzen, römische Fibeln, sowie ein
Randleistenbeil aus der Bronzezeit.
Nach meinem ersten erfolgreichen Suchjahr besorgte
ich mir einen Garrett AT Gold. Dieser Metalldetektor
verhalf mir zu meinem wertvollsten Fund.
Mein Suchgebiet beschränkt sich meist auf einen Umkreis
von 4 bis 5 Kilometer um meinen Heimatort, da
mich die geschichtlichen Ereignisse dieses Bereichs
schon immer sehr interessierten. Bevor ich neue
Flächen aufsuche, erkunde ich diese zuerst über den
Bayernatlas. Um alte, interessante Wege zu entdecken
– und natürlich um Bodendenkmäler zu meiden. Über
die Historische Karte des Bayernatlas wurde ich auf
eine alte Kreuzung aus dem 18. Jahrhundert aufmerksam.
Nur 100 Meter von dieser besagten alten Kreuzung
wurde ich dann auch relativ schnell fündig und
hielt meinen ersten Keltenring in den Händen. Um die
Fundstelle gründlich abgesucht zu verlassen, schwenkte
ich den Bereich noch einmal ab und hatte sogleich
ein weiteres Signal auf den Ohren, sowie den zweiten
Ring in der Hand. Dieser befand sich etwas versetzt
zum ersten, in ca. 30cm Tiefe. Ich hatte absolut keine
Ahnung was ich da gefunden hatte und stellte deshalb
sogleich ein Foto der Ringe in unterschiedliche Facebook
Gruppen, um den Fund zu bestimmen. Relativ
zügig wurde mir von meinen Schatzsucherkollegen
weitergeholfen und ich konnte es auch kaum glauben,
welch wertvollen Schatz ich da gefunden hatte. Die
sogenannten Keltenringe wurden als keltischer Frauentrachtenschmuck
am Lederriemen befestigt und jeweils
links und rechts im Beckenbereich getragen. Sie
sind nicht aus massiver Bronze, sondern wurden innen
mit Ton ausgegoßen. Das Alter der Ringe konnte aus
archäologischer Sicht auf ca. 2500 Jahre datiert werden.
Im ersten Moment gestaltete sich die Fundmeldung
als kleine Herausforderung, da wir im Landkreis
keinen zuständigen Archäologen haben und ich nicht
wusste, an welche Stelle ich mich nun wenden sollte.
In meiner Gemeinde bekam ich nur den Vorschlag, die
Ringe doch im Fundbüro abzugeben, was ich aber sicherlich
nicht tun wollte. Nach ein paar Fehlschlägen
wurde ich von der Archäologie Regensburg weitergeleitet
an die Archäologen in Deggendorf, die endlich
Interesse an meinem Fund zeigten und sich die Ringe
kurz darauf etwas genauer bei mir zuhause ansehen
wollten. Die Archäologie rechnete mit einem Grab,
woraufhin eine Ausgrabung am Fundort stattfand. Zu
unserer Enttäuschung konnten leider keine weiteren
Artefakte geborgen werden. Es wurde vermutet, dass
die Ringe Diebesgut waren und dort versteckt wurden.
Nach der fachlichen Restaurierung bekamen die Ringe
in meiner Vitrine einen Ehrenplatz, wo sie immer noch
regelmäßig von meinen Freunden und Sondlerkollegen
bestaunt und bewundert werden. Die weiterführende
Zusammenarbeit mit der Archäologie funktioniert
nach dieser komplizierten Fundmeldung sehr gut. ▄
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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29. Sucher-und Sondengängertreffen
in Köln Roggendorf
www.tor-verlag.de
Nach zwei coronabedingten Dürrejahren, in denen
praktisch alle Veranstaltungen nicht oder nur sehr
eingeschränkt stattfinden durften, war es im September
wieder soweit. Das schon legendäre Sondengänger
und Schatzsuchertreffen Köln, organisiert vom Sucher-Urgestein
Markus Brüche, öffnete seine Tore auf
der Sportanlage des SV Köln Roggendorf weit für die
Gäste aus nah und fern.
Und diese kamen reichlich. Mit über 200 (zweihundert!)
Teilnehmern kann sich diese Veranstaltung zu
Recht als eines der größten und traditionsreichsten
Treffen der deutschen Schatsucher- und Sondengängerszene
bezeichnen.
Sogar der Wettergott hatte ein Einsehen. War das
letztjährige Treffen buchstäblich ins Wasser gefallen,
sorgten diesmal sommerliche Temperaturen und
schönster Sonnenschein für perfekte Rahmenbedingungen.
Und was wurde nicht alles geboten. Schon am
Freitagabend lockte eine große Tombola mit tollen
Gewinnen, an dieser Stelle noch einmal ein riesen
Dank an die großzügigen Sponsoren, allen voran die
Firmen DTI, Abenteuer-Schatzsuche Jochen Reifenrath
und Detektorenshop.de für die wirklich hochwertigen
Gewinne.
Am Samstagnachmittag stand der Höhepunkt der
Veranstaltung ins Haus, die Sondengängerrallye auf
einem perfekt präparierten Suchfeld.
Hier hatte jeder die Chance, mit ein wenig Glück
und Detektorbeherrschung einen Pokal zu gewinnen.
Doch einigen war das wohl nicht genug. So fand
ein Sucher neben den vom Veranstalter verborgenen
Token sogar noch einen echten Goldring aus dem
19. Jahrhundert, quasi ein Sonderpreis außerhalb der
Wertung.
ralf blauermel
U1 Titel
Bunker
und mehr...
Geschichten über verlassene Orte
über und unter der Erde
T.O.R. Verlag UG
Vor vierzig Jahren ging die Welt vor die Hunde.
Ein Menschenleben ist nichts mehr wert.
Die Überreste der Menschheit vegetieren in kleinen
Enklaven im endlosen Ödland vor sich hin, es herrscht
das Recht des Stärkeren.
In den Gassen einer namenlosen Siedlung wartet ein
namenloses Mädchen auf den sicheren Tod.
Doch ein alter Mann hat sich eine Spur Menschlichkeit
bewahrt. Zusammen begeben sie sich auf eine gefahrvolle
Reise durch ein zerstörtes Land. Gibt es den Ort aus
den Erinnerungen des Alten wirklich? Und kann er ihnen
eine Heimat bieten?
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www.relikte-der-geschichte.de
Österreich 6,50 € / Schweiz 6,50 € / Deutschland 6,50 €
NR. 38 / 2022
Das Magazin für Schatzsucher - Heimatforscher - Sondengänger
Reichskrafttürme –
Windkraft im 3. Reich
ISSN 2366-2743
36 FELSENTEMPEL
NEUE FUNDE IM
MONEMVASSIA –
DER KELTEN
POMPEJI DES OSTENS DIE WIEDERERSTANDENE
ANTIKE STADT
Relikte der Geschichte . Nr. 28 1
Teilnehmer
T.O.R.
V e r l a g
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Nach dem Zählen und Auswerten der Funde folgte die
mit Aufregung erwartete Siegerehrung. Mit stolzgeschwellter
Brust nahmen die Gewinner der verschiedenen
Kategorien ihre Siegesprämien entgegen.
Doch nicht einfach einen lieblos gekauften Staubfänger
für die Schublade, nein, bei Markus gibt es jedes
Mal regelrechte Kunstwerke zu gewinnen, mit viel
Herzblut gefertigt und auf jeden Fall ein absoluter
Hingucker.
Auch am Samstag gab es eine wohlsortierte Tombola
und der Tag klang mit viel Fachsimpelei in geselliger
Runde mit alten und neu gewonnenen Freunden aus.
Für das leibliche Wohl war über das ganze Wochenende
hinweg wieder bestens gesorgt und der allgemeine
Tenor bei der Abreise war ein „Wir kommen auf jeden
Fall wieder!“ ▄
Relikte
DER GESCHICHTE
IMPRESSUM
(„Relikte der Geschichte“; Stand: September 2020)
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Ralf Schulz, der Finder des Rings
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ISSN 2366-2743
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ZUR NÄCHSTEN AUSGABE NR. 39 VON:
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NR. 39 / 2022
Das Magazin für Schatzsucher - Heimatforscher - Sondengänger
Die Krukenburg –
von der Kirche zur Burg
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EL HIERRO –
IMMER WIEDER
AUF NULLNIVEAU
PREUSSISCHE
FESTUNGEN IN
MASUREN TEIL III
NEUESTE
ERKENNTNISSE ZUM
BERNSTEINZIMMER
WEIHNACHTEN
IN JESUS –
EINE FUNKMESS-
Relikte der Geschichte . STELLUNG AN DER
Nr. 28 1
OSTSEEKÜSTE
DIE KRUKENBURG –
VON DER KIRCHE ZUR BURG
EL HIERRO – IMMER WIEDER
AUF NULLNIVEAU
PREUSSISCHE FESTUNGEN IN
MASUREN – TEIL III
NEUESTE ERKENNTNISSE
ZUM BERNSTEINZIMMER
WEIHNACHTEN IN JESUS –
EINE FUNKMESSSTELLUNG
AN DER OSTSEEKÜSTE
AB 9. DEZEMBER 2022 ERHÄLTLICH
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Relikte der Geschichte . Nr. 38
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