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Nummer 43 - Die Jüdische Zeitung

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<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Wochenzeitschrift der jüdischen Orthodoxie der Schweiz - Nr. <strong>43</strong> 21. Cheschwan 5771 /29. Oktober 2010, 21. Jahrgang<br />

Hamas verschärft Rhetorik<br />

gegen Israel und die PA<br />

Will Haifa und Akko erobern<br />

<strong>Die</strong> Hamas werde zusammen mit anderen<br />

armeen Haifa und akko befreien, erklärte der<br />

Innenminister der Hamas, fathi Hammad, am<br />

Montag. Seine Drohung erfolgte, als Beamte<br />

der palästinensischen Behörde ihre rhetorik<br />

gegen Israel verschärft hatten, weil dieses sich<br />

weiterhin weigert, das Moratorium für den<br />

Siedlungsbau, das am 26. September auslief,<br />

zu erneuern. Ein palästinensischer Sprecher<br />

bezeichnete Premierminister Benjamin netanjahu<br />

als einen „feind des friedens“.<br />

Der palästinensische Präsident Mahmoud abbas<br />

wies Israels Warnung gegen das<br />

Ergreifen einseitiger Massnahmen,<br />

wie das Erklären eines palästinensischen<br />

Staates, zurück. Israel selber<br />

habe seit mehr als dreissig Jahren<br />

einseitige Massnahmen ergriffen.<br />

abbas sagte, dass die Vereinbarung,<br />

die zwischen der Pa und Israel im<br />

Jahre 1995 unterzeichnet worden<br />

ist - die Interimsvereinbarung für<br />

die Westbank und den Gazastreifen,<br />

oder oslo II – es beiden Seiten<br />

verbiete, einseitige Massnahmen<br />

zu ergreifen, die den ausgang der<br />

Gespräche beeinträchtigen könnten.<br />

Israel habe sich nicht daran gehalten,<br />

weshalb auch die Pa nicht daran<br />

gebunden sei.<br />

Während eines Besuchs in Betlehem<br />

am Montag sagte abbas<br />

deshalb, dass netanjahu den Palästinensern<br />

keine Lektion über<br />

einseitige Schritte erteilen solle.<br />

am Sonntag warnte netanjahu die<br />

Palästinenser vor dem Ergreifen<br />

einseitiger Schritte und sagte, dass<br />

„frieden nur durch direkte Gespräche<br />

erzielt werden“ könne. „Ich<br />

glaube, dass jeglicher Versuch, diese<br />

Gespräche zu umgehen, indem man<br />

sich an die internationalen organisationen<br />

wendet, nicht realistisch ist und wahren frieden<br />

auf keine Weise fördert“, sagte netanjahu.<br />

Hammad sprach während einem Besuch im<br />

College of Science and technology in Khan<br />

Yunis in Südgaza. Er behauptete, dass Israel<br />

sich auf einen weiteren Kampf gegen den<br />

Gazastreifen vorbereite, um den palästinensischen<br />

Widerstand auszurotten. an netanjahu<br />

gerichtet, sagte der Hamas-Minister: „Wir<br />

kommen, um Haifa und akko zusammen mit<br />

Weltarmeen zu befreien.“<br />

Hammad lobte die internationalen Hilfskonvois<br />

- er bezog sich auf die gelegentlichen<br />

Hilfskonvois durch Ägypten - die Gaza trotz<br />

der Blockade erreicht hatten. <strong>Die</strong> Konvois hätten<br />

den Palästinensern die Botschaft gebracht,<br />

Luftaufnahme von Akko<br />

dass „wir dem Jihad und dem Widerstand<br />

verpfl ichtet bleiben müssen“, sagte er.<br />

Israel leide immer noch an seiner „niederlage<br />

und Erniedrigung“ in Gaza vor zwei<br />

Jahren in der operation Gegossenes Blei,<br />

AZA<br />

8002 Zürich<br />

Priorität<br />

PP / JOURNAL<br />

CH-8002 Zürich<br />

sagte Hammad. „<strong>Die</strong><br />

führer der zionistischen<br />

Einheit haben<br />

angst, in europäische<br />

Länder zu fahren, weil sie befürchten, dort<br />

verhaftet und vor Gericht gestellt zu werden.“<br />

Hammad, der für die Hamas-Sicherheitskräfte<br />

im Gazastreifen verantwortlich ist und einer<br />

der mächtigsten figuren in der islamistischen<br />

Bewegung ist, kritisierte auch die Pa scharf,<br />

weil sie mit Israel verhandelt. an abbas<br />

gerichtet sagte Hammad: „abbas, wie viele<br />

Konzessionen du auch machst, werden die<br />

Besetzer (Israel) und amerika nie mit dir<br />

zufrieden sein.“<br />

<strong>Die</strong> Pa beschuldigte Israel inzwischen, den<br />

friedensprozess zu zerstören, indem es eine


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Politik der „Ermordungen, des terrors, der<br />

Besetzung, der Unterdrückung, des Siedlungsbaus<br />

und der Verhaftung“ verfolge.<br />

fatah-Sprecher ahmed assaf kritisierte<br />

Israel scharf für dessen Widerstand gegen<br />

die palästinensische absicht, sich um eine<br />

anerkennung der USa und der Uno für<br />

einen palästinensischen Staat entlang der<br />

Von D. Kraft<br />

abgeschieden in einem komfortablen Sitzungszimmer<br />

mit Steinmauern und gewölbten<br />

Eingängen gegenüber der Jerusalemer altstadt<br />

kamen letzte Woche einige Vertreter jüdischer<br />

Gemeinschaften aus aller Welt zusammen, um<br />

mit einer frage zu ringen: „Gibt es eine rolle<br />

für die Diaspora in Israels Entscheidungen<br />

über einen frieden?“<br />

<strong>Die</strong> antwort war geteilt.<br />

<strong>Die</strong> Sitzung war teil der jährlichen Konferenz<br />

des „Jewish People Policy Institute“ JPPI),<br />

einer organisation, die von der Jewish agency<br />

finanziert wird und Probleme identifizieren<br />

2<br />

Grenzen vom 4. Juni 1967 zu bemühen.<br />

„Israel anerkennt die internationalen organisationen<br />

nicht und beharrt darauf, die<br />

Besetzung und Besiedlung weiterzuführen“,<br />

sagte assaf. „Israels gegenwärtige Politik<br />

beweist, dass die regierung von netanjahu<br />

den friedensprozess zerstört. netanjahu und<br />

aussenminister avigdor Lieberman sind die<br />

Friedensgespräche:<br />

Israel und die Diaspora –<br />

wer hat ein Mitspracherecht?<br />

und einschätzen soll, denen sich jüdische Gemeinden<br />

in der ganzen Welt gegenüber sehen.<br />

Der Konsens der teilnehmer war, dass es zwar<br />

letzten Endes an der israelischen regierung<br />

und der israelischen Bevölkerung liegt, eine<br />

friedensvereinbarung abzuschliessen, jedoch<br />

sollten Vorschläge der restlichen jüdischen<br />

Welt in Betracht gezogen werden. Insbesondere<br />

die frage, ob Jerusalem geteilt werden solle<br />

oder nicht, sei eine angelegenheit, die einen<br />

Input der Diaspora erfordere, meinten die<br />

teilnehmer des forums. ausserdem waren die<br />

meisten der 25 Vertreter im forum sich einig,<br />

dass die Gründung eines palästinensischen<br />

Staates nicht nur Israels grösste Hoffnung<br />

darstelle, eines Tages den Konflikt beenden<br />

zu können, sondern auch für die jüdischen<br />

Gemeinschaften im ausland einen Segen<br />

bedeuten würde.<br />

Elliot abrams, ein Mitglied des Council on<br />

foreign relations der USa und stellvertretender,<br />

nationaler Sicherheitsberater unter<br />

Präsident George W. Bush, wies jedoch auf<br />

die Schwierigkeiten hin, solch eine Gruppe zur<br />

Beratung der israelischen regierung zu bilden.<br />

„Wen zieht man bei? Wer vertritt überhaupt<br />

die Diaspora? Wer vertritt die amerikanischen<br />

Juden ideologisch? Politisch?“ fragte er. „Das<br />

überwältigende Gefühl ist, dass es eine rolle<br />

für die Diaspora geben sollte, aber wie?“<br />

<strong>Die</strong> Herausforderungen dämpfen nicht die<br />

ambitiöse Vision des JPPI- Vorsitzenden<br />

Stuart Eizenstat, des früheren amerikanischen<br />

Diplomaten. Dennis ross, ein früherer amerikanischer<br />

nahost-Gesandter, trat zurück, um<br />

für die regierung obama zu arbeiten, worauf<br />

Eizenstat seine Position übernahm, Er sagte,<br />

dass es für ihn ein Hauptziel sei, dass der<br />

JPPI einen „stärkeren politischen Einfluss“ in<br />

friedensfragen und anderen themen habe, die<br />

die Zukunft des jüdischen Volkes betreffen.<br />

Zu den themen, die an der Konferenz besprochen<br />

wurden, gehören die friedensbemühungen,<br />

die Delegitimierung Israels, die<br />

Übertritte, die europäischen Juden und die<br />

Beziehungen Israels zur Diaspora.<br />

Während der Diskussionen über die Zukunft<br />

der jüdischen Siedlungen in der Westbank<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

feinde des friedens.“<br />

Hanan ashrawi, ein Mitglied des PLo Exekutivkomitees,<br />

fügte hinzu, dass es „jetzt<br />

offensichtlich ist, dass es auf der israelischen<br />

Seite keinen friedenspartner gibt“. Ein friedensprozess<br />

sei unmöglich, solange Israel in<br />

den Siedlungen weiterbaue, Land stehle und<br />

Jerusalem „judaisiere“. JTA<br />

kam es zu scharfen Spaltungen, wobei Danny<br />

Dayan, der Vorsitzende des Jescha-rats, der<br />

führung der Siedlerbewegung, sagte, dass<br />

es eine notwendigkeit sei, alle Siedlungen<br />

zu behalten.<br />

andere teilnehmer dagegen meinten, dass<br />

Israel mit dem Bau des Sicherheitszauns<br />

zwischen Israel und der Westbank schon<br />

beschlossen habe, welche Siedlungen bei<br />

Israel bleiben sollten und welche im fall eines<br />

friedensvertrags aufgegeben werden könnten.<br />

<strong>Die</strong> meisten grossen Siedlungsgebiete<br />

befinden sich auf der israelischen Seite des<br />

Zauns, und mit Ausnahme von Ariel befinden<br />

sich die kleineren, geographisch entlegeneren<br />

Siedlungen auf der anderen Seite.<br />

Beim thema Jerusalem gab es zwei Lager:<br />

diejenigen, die sagen, dass Jerusalem die ungeteilte<br />

Hauptstadt Israels bleiben solle, und<br />

diejenigen, die eine art gemeinsamer Kontrolle<br />

oder Souveränität über den östlichen teil<br />

von Jerusalem vorschlagen, wo 28 arabische<br />

Dörfer und flüchtlingslager innerhalb der<br />

Stadtgrenzen liegen. „Wir wissen, wie wichtig<br />

Jerusalem ist. aber in unserem Gespräch ging<br />

es um die frage, wie man zwischen Gebieten<br />

wie dem tempelberg und den vorwiegend<br />

arabischen Quartieren wie Sheich Jarrah und<br />

dem Schuafat-flüchtlingslager unterscheidet.<br />

Wenn man anfängt, Unterscheidungen zu machen,<br />

kann man die Dinge besser definieren.“<br />

JTA<br />

RIA-BODENBELÄGE<br />

Seefeldstrasse 175 - 8008 Zürich<br />

Tel. 044 382 30 30 Fax 044 382 31 31


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Von r. KaMPEaS<br />

<strong>Die</strong> wahrscheinliche aussicht einer republikanischen<br />

Kontrolle von mindestens einer<br />

Kongresskammer hat breite Spekulationen<br />

über die restliche regierungszeit von Präsident<br />

obama im Weissen Haus und die<br />

eigentliche ausrichtung der nation, und auch<br />

des Westens – ausgelöst.<br />

<strong>Die</strong> fragen, die die jüdischen Wähler und<br />

Gruppen beschäftigen, sind weniger breit<br />

gefasst. trotzdem kann ein von der republikanischen<br />

Partei kontrolliertes repräsentantenhauses,<br />

allenfalls mit einem republikanisch<br />

beherrschten Senat, zu Wendungen in der<br />

amerikanischen aussenpolitik führen.<br />

Israel<br />

<strong>Die</strong> grössten Schlagzeilen von Präsident Barack<br />

obamas Präsidentschaft hatten mit Israel<br />

zu tun, mit den neu aufgenommenen direkten<br />

Gesprächen, mit den Palästinensern und mit<br />

den Spannungen zwischen den regierungen<br />

von obama und netanjahu, die den Gesprächen<br />

vorausgingen.<br />

<strong>Die</strong>se Spannungen haben scharfe Kritik im<br />

Kongress ausgelöst, wo eine reihe von republikanischen<br />

Kandidaten versprochen haben,<br />

enger auf Israels Seite zu stehen, und ihre<br />

Gegner als Schachfiguren eines Präsidenten<br />

dargestellt haben, der sich gegenüber Israel<br />

kühl, wenn nicht direkt feindselig, gezeigt hat.<br />

In Wirklichkeit werden die friedensgespräche<br />

wahrscheinlich von einer Änderung in den<br />

Machtverhältnissen im Kongress nicht beeinflusst<br />

werden. Obamas Opposition gegen<br />

Israels Siedlungspolitik hat sich hauptsächlich<br />

in rhetorik, jedoch kaum durch konkrete<br />

Handlungen ausgedrückt. In der tat war die<br />

beträchtlichste Wendung obamas diejenige,<br />

als ansporn für Konzessionen gegenüber<br />

den Palästinensern die finanzierung von<br />

Israels Verteidigungsausgaben zu erhöhen<br />

und die Zusammenarbeit zu verbessern –<br />

eine Intensivierung der Beziehung, die ein<br />

republikanischer Kongress wahrscheinlich<br />

weiter unterstützen würde.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Herausgeber: Verein <strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Brandschenkesteig 14, 8002 Zürich<br />

Administration: Telefon 044 201 4617, Fax 044 201 4626<br />

E-mail: djz.bloch@gmail.com<br />

www.diejuedischezeitung.ch / www.d-j-z.ch<br />

Redaktion: Josua Bloch, Nosson Rothschild<br />

Jahresabonnement: Schweiz Fr. 148.--, Ausland Fr. 209.-- inkl.LP<br />

Einzelnummer: Fr. 3.50<br />

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Druck/Expedition: Ropress, 8048 Zürich<br />

<strong>Die</strong> <strong>Jüdische</strong> <strong>Zeitung</strong> übernimmt keine Verantwortung für das Kaschrus von<br />

Produkten und <strong>Die</strong>nstleistungen, für welche in der <strong>Zeitung</strong> inseriert wird.<br />

3<br />

falls es eine Veränderung geben wird, könnte<br />

diese mehr mit der rhetorik als mit der grundsätzlichen<br />

Haltung zu tun haben. Ein obama<br />

feindlich gesinnter Kongress könnte das<br />

Weisse Haus zwingen, die öffentliche Kritik<br />

an Israel vor den Präsidentschaftswahlen von<br />

2012 zu dämpfen.<br />

Der einzige bedeutende Punkt, in dem ein republikanisch<br />

dominiertes repräsentantenhaus<br />

die amerikansiche Politik direkt beeinflussen<br />

könnte, ist die massive Erhöhung der Unterstützungszahlungen<br />

für die palästinensische<br />

Behörde. <strong>Die</strong>se stieg von gelegentlichen<br />

finanzspritzen von 20 Millionen Dollar zu<br />

Beginn des Jahrzehnts auf heue 500 Millionen<br />

Dollar pro Jahr, die Hälfte als direkte<br />

finanzierung.<br />

Der republikanische abgeordnete Eric Cantor,<br />

der fraktionschef der republikanischen<br />

Partei, schlug vor, dass die fortsetzung der<br />

finanzierung von der palästinensischen anerkennung<br />

Israels als jüdischem Staat abhängig<br />

gemacht werden sollte.<br />

theoretisch könnte die aufhebung dieser<br />

finanzierung amerikanisch unterstützte Programme<br />

bedrohen, insbesondere die ausbildung<br />

der palästinensischen Sicherheitskräfte.<br />

In der tat haben solche Diskussionen in der<br />

Vergangenheit nur selten zu einer aufhebung<br />

der Zahlungen geführt. Stattdessen hat die<br />

Exekutive – unter demokratischen und republikanischen<br />

Präsidenten – bereits genehmigte<br />

Gelder verwendet, um die Programme am<br />

Leben zu erhalten, während sie mit dem<br />

Kongress neue abkommen ausgearbeitet hat.<br />

Es ist auch wenig wahrscheinlich, dass<br />

der Kongress Programme, die von Israel<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

US Wahlen – was würde ein Gewinn der<br />

Republikaner für Israel bedeuten?<br />

Eric Cantor<br />

gewünscht werden, aufheben wird. Das israelische<br />

Verteidigungs-Establishment, das<br />

zwar nicht mit solchem Eifer wie die regierung<br />

obama einen palästinensischen Staat<br />

befürwortet, schätzt trotzdem die zunehmende<br />

Stabilität in den letzten Jahren, die teilweise<br />

durch die von Amerika erfolgte, finanzielle<br />

Unterstützung der gemässigteren Westbankregierung<br />

des palästinensischen Premierministers<br />

Salam fayyad bewirkt wurde.<br />

Eine wesentliche Änderung liegt in Cantors<br />

Versprechen, die Verteidigungsfinanzierung<br />

für Israel aus dem allgemeinen auslandshilfepaket<br />

herauszulösen und sie anderswo zu<br />

platzieren – vielleicht im Verteidigungsbudget.<br />

Kurzfristig würde dies nur bedeuten,<br />

dass Israel weiterhin um die 3 Milliarden<br />

Dollar Hilfe pro Jahr erhalten wird, während<br />

die republikaner versuchen werden, die<br />

Unterstützung für nationen, die sie nicht als<br />

vertrauenswürdige Verbündete betrachten,<br />

zu reduzieren.<br />

Pro-israelische Vertreter sind allerdings gegen<br />

diesen Vorschlag. Eine ausnahmestellung<br />

Israels gegenüber anderen nationen könnte<br />

sich bei einer amerikanischen Wählerschaft,<br />

die sich aus diversen, ethnischen Gruppen<br />

zusammensetzt, als kontraproduktiv erweisen.<br />

Iran<br />

<strong>Die</strong> republikaner haben die gemässigte<br />

Haltung obamas gegenüber dem Iran scharf<br />

kritisiert und gesagt, er habe die Sanktionen<br />

zu langsam eingeführt.<br />

Im Lauf des Sommers änderte obama jedoch<br />

seine Haltung gegenüber der Islamischen<br />

republik und unterzeichnete ein Sanktions-<br />

Gesetz. Das finanzamt hat die Sanktionen<br />

schon intensiviert, insbesondere gegen den<br />

iranischen finanzsektor. amerikanische und<br />

israelische Vertreter sagen, dass der Iran die<br />

auswirkungen schon spüre.<br />

Der Hauptunterschied in den Meinungen von<br />

amerika und Israel ist der Zeitpunkt, was<br />

wann getan werden soll. Wann erhält der Iran<br />

die Bombe – und was geschieht dann?<br />

Cantor betonte, dass obama klar machen<br />

müsse, dass eine militärische option weiterhin<br />

offen sei. Der Kongress kann jedoch<br />

keinen Krieg erklären.obwohl eine reihe<br />

von resolutionen und Gesetzesänderungen,<br />

die zu einer stärkeren Konfrontation mit dem<br />

Iran aufrufen, vorgesehen sind, werden sie<br />

die Politik nicht direkt beeinflussen – ausser<br />

dass sie vielleicht obamas rhetorik vor 2012<br />

verschärfen werden.<br />

Sollte obama jedoch erneut zu Verhandlungen<br />

bereit sein – dies hängt von der weniger wahrscheinlichen<br />

aussicht ab, dass die iranische


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

theokratie sich der Diplomatie zuwendet – so<br />

könnte ein republikanisch geführter Kongress<br />

den Prozess blockieren.<br />

Verwendung von Budgetmitteln<br />

Der republikanische ausschuss des repräsentantenhauses<br />

hat im letzten März ein<br />

einjähriges Moratorium für die Zweckenfremdung<br />

von Budgetposten verhängt. Eine<br />

Verlängerung scheint wahrscheinlich zu sein,<br />

und eine republikanische Mehrheit wird den<br />

Demokraten ein Moratorium aufzwingen<br />

können.<br />

Geert Wilders, der „Star“ der europäischen<br />

Politik, befindet sich auf dem Höhepunkt einer<br />

populistischen Welle. als der pro-israelische<br />

Gründer der „Holländischen freiheitspartei“<br />

vor kurzem in Berlin sprach und ausrief, dass<br />

der Islam eine Gefahr für die deutsche Identität,<br />

Demokratie und den deutschen Wohlstand<br />

bedeute, reagierten seine Zuhörer mit grossem<br />

applaus und stehenden ovationen.<br />

„Steht auf der Seite derjenigen, die vom<br />

Islam bedroht werden, wie dem Staat Israel<br />

und seinen jüdischen Bürgern“, ermahnt er<br />

die Menge.<br />

<strong>Die</strong>s war kein jüdischer anlass, obwohl das<br />

frühere, israelische Knessetmitglied Eli Cohen<br />

von der nationalistischen Partei Israel Beiteinu<br />

einer der Gastredner war.<br />

Deutsche machten den grössten teil der<br />

Menge im Hotel Berlin am 2. oktober aus. Ihr<br />

grösstes Schreckgespenst? Dass die Muslime<br />

sich nicht in die Gesellschaft integrieren.<br />

Jemand - in diesem fall Wilders – gestattet<br />

ihnen, ihre frustration (Kritiker würden sagen<br />

rassistische Meinungen) zu äussern. Und<br />

wenn ein Israeli sich ihnen anschliesst, macht<br />

dies die Dinge für die Menge besser, da die<br />

anti-Einwanderer- rhetorik typischerweise<br />

mit rechtsextremen Ideen in Verbindung<br />

gebracht wird.<br />

In den letzten Wochen haben mehrere populistische<br />

Parteien – darunter diejenige von Wilders<br />

– in europäischen Ländern parlamentarische<br />

Sitze oder Ministerpositionen gewonnen.<br />

Sogar Vertreter der grossen Parteien, wie zum<br />

Beispiel die deutsche Bundeskanzlerin angela<br />

Merkel, haben beschlossen, ihre Meinung<br />

über das „muslimische Integrationsproblem“<br />

zu äussern.<br />

Warum sind aber so viele jüdische Vertreter<br />

in Europa nicht begeistert von Wilders und<br />

seinen Leuten?<br />

„Populisten wollen ein Schweden für die<br />

Schweden, frankreich für die franzosen und<br />

Juden für Israel“, sagte Serge Cwajgenbaum,<br />

4<br />

<strong>Die</strong>se aussicht betrifft aber auch jüdische<br />

Gruppen, die sich um ältere und kranke Leute<br />

kümmern. „Earmarks“ sind die Gelder, die<br />

die abgeordneten an sachfremde Geschäfte<br />

anhängen, um ihren eigenen Wahlbezirken<br />

zu helfen. Solche Gelder verhalfen in der<br />

Vergangenheit auch dazu, jüdische Projekte,<br />

altersheime und andere Programmen für<br />

Senioren anzukurbeln.<br />

Medicare, Medicaid und Gesundheitswesen<br />

Beide Parteien haben angekündigt, Medicare,<br />

das Programm, das medizinische Hilfe für<br />

Nicht so wild wegen Wilders?<br />

<strong>Die</strong> anti-islamische Botschaft des Populisten bereitet<br />

europäischen, jüdischen Führern Sorge<br />

Generalssekretär des Europäischen <strong>Jüdische</strong>n<br />

Kongresses.<br />

„Der Islamismus bedeutet sicherlich für die<br />

Juden und die westliche Demokratie eine Gefahr“,<br />

sagt Stephan Kramer, der Generalsekretär<br />

des Zentralrats der Juden in Deutschland.<br />

„Der Weg, die Islamisten zu bekämpfen, sollte<br />

Geert Wilders<br />

jedoch nicht die Dämonisierung und Ächtung<br />

aller Muslime sein.“<br />

Möglicherweise unterstützen mehr Juden<br />

Wilders, als sie es offen zugeben. Wenn jedoch<br />

seine Partei das Halal-Schächten bekämpft,<br />

wird auch das Koscherfleisch nicht viel länger<br />

existieren können. Und wenn Kopftücher<br />

verboten würden, wie würde es dann mit<br />

Käppchen aussehen? Und was wird mit der<br />

Brit Mila sein?<br />

In Deutschland gehen die Emotionen auch<br />

wegen eines weiteren Verbreiters von populistischen<br />

ansichten hoch, dem autor thilo<br />

Sarrazin, der wegen seinem Kommentar über<br />

die die islamische Minderwertigkeit und jüdische<br />

Überlegenheit aus dem Verwaltungsrat<br />

der Deutschen Zentralbank entlassen wurde.<br />

<strong>Jüdische</strong> führer verurteilten Sarrazins Bemerkungen,<br />

aber manche Deutschen auf der<br />

Strasse, darunter auch Juden, scheinen ihm<br />

gegenüber eher wohlgesinnt zu sein. Sein<br />

Buch „Deutschland schafft sich ab“ ist ein<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

ältere Leute finanziert, und Medicaid, das eine<br />

medizinische Versorgung für die armen vorsieht,<br />

zu kürzen. <strong>Jüdische</strong> Gruppen verwenden<br />

beide Programme, um Hilfe für ältere Leute<br />

zu finanzieren und die jüdischen Armen mit<br />

koscheren Mahlzeiten zu versorgen.<br />

Eine reduktion dieser Zahlungen verfehle<br />

das Ziel, sagen Experten. Echte Ersparnisse<br />

sind zu erreichen, wenn man die wachsenden<br />

Gesundheitskosten im allgemeinen in angriff<br />

nehme, und nicht nur die Budgetposten für<br />

organisationen reduziere.<br />

JTA<br />

Bestseller geworden.<br />

„Seine analyse der sozialpolitischen Situation<br />

in Berlin ist 110% korrekt“, sagt etwa der<br />

64jährige Georg Potzies im milchig-koscheren<br />

restaurant Bleiberg. „Ein grosser teil der<br />

Muslime – und er hat nie gesagt „alle“ – haben<br />

kein Interesse an einer Integration. Öffnet nur<br />

eure augen in Berlin und ihr werdet<br />

es sehen.“ Was den angeblich höheren<br />

jüdischen IQ betrifft, „so fand ich das<br />

sehr lustig“, fügte Potzies lachend hinzu.<br />

„Was er sagte, war eine Provokation, die<br />

das Ziel hatte, die Leute aufzuwecken“,<br />

sagt die 56jährige restaurateurin Manuela<br />

Bleiberg. „Muslime, die hier leben,<br />

müssen sich nicht gänzlich assimilieren,<br />

aber sie sollten sich an das deutsche<br />

Gesetz halten.“<br />

Sarrazin ist jedoch nicht unbedingt an<br />

einer Integration interessiert, gibt der<br />

46jährige Jan aaron Voss zurück, der<br />

ein jüdisches Internetportal führt. „Was<br />

er in Wirklichkeit tut, ist, Leute verschiedener<br />

Gruppen gegeneinander auszuspielen, um sie<br />

aufzuhetzen“, sagt Voss, „und das ist einfach<br />

falsch.“<br />

Populistische Propheten wie Wilders sagen<br />

die Übernahme Europas durch den Islam<br />

voraus. Experten sagen jedoch, dass eine<br />

stufenweise, demographische Verlagerung<br />

wahrscheinlicher ist. Eine Studie aus dem<br />

Jahr 2005 zeigte, dass ungefähr 5% der<br />

EU-Bevölkerung Muslime sind, wobei der<br />

Prozentsatz wegen den höheren Geburtsraten<br />

unter den Zuwanderern immer höher und<br />

unter den eingeborenen Europäern immer<br />

niedriger wird. Der Bericht kam zum Schluss,<br />

dass die „erfolgreiche Integration der europäischen<br />

Muslime für die Zukunft Europas<br />

von Wichtigkeit“ sei.<br />

Berichte zeigen ernsthafte Probleme auf:<br />

das Erlernen der Sprache, arbeitslosigkeit,<br />

Zwangsehen, seltene, jedoch grausame Ehrenmorde<br />

und antisemitismus, besonders bei


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

jungen Männern.<br />

<strong>Die</strong>selben Berichte zeigen jedoch auch, dass<br />

die meisten „ausländer“ einen Beitrag zur<br />

Gesellschaft leisten, und nur eine winzige<br />

Minderheit von Muslimen in Europa wird<br />

mit verbotenen extremistischen Bewegungen,<br />

wie zum Beispiel der deutschen al-Kaida<br />

Zelle, die die terroristen vom 11.September<br />

hervorbrachte, identifiziert. aber immer<br />

mehr Europäer nehmen diese alarmierende<br />

Botschaft auf. Und manche jüdische führer<br />

sind deswegen besorgt. „Wir sind sehr besorgt<br />

wegen einer Partei im Parlament, die sagt, dass<br />

sie sich nur um Muslime und Einwanderung<br />

kümmert“, sagt Lena Posner, die Präsidentin<br />

des Offiziellen Rats der Schwedischen <strong>Jüdische</strong>n<br />

Gemeinden. „<strong>Die</strong> Geschichte hat uns<br />

gelehrt, wo das hinführen kann, und es ist<br />

Mit 62 Ja-Stimmen gegen 34 nein-Stimmen<br />

genehmigte die Knesset in erster Lesung das<br />

staatliche Budget für 2011 am Montag nach<br />

einer abstimmung um Mitternacht. Zwei<br />

weitere Lesungen sind notwendig, um es in<br />

Kraft treten zu lassen.<br />

alle Mitglieder der Koalition stimmten zugunsten<br />

des Budgets, ausser sechs Mitgliedern<br />

der arbeitspartei, die dem Plenum fernblieben,<br />

um gegen den Betrag von 111 Millionen<br />

Schekel für Stipendien für Kollel-Studenten<br />

zu protestieren.<br />

Das Budget geht nun an das Knesset-finanzkomitee,<br />

das es für die zweite und dritte<br />

Lesung vorbereiten muss.<br />

<strong>Die</strong> abstimmung über das Budget wurde von<br />

vielen Zwischenrufen der Kadima begleitet,<br />

wobei der grosse teil der Kritik der der<br />

arbeitspartei galt, die um dieselben linken<br />

Wähler wie die Kadima konkurriert.<br />

<strong>Die</strong> aufnahme der 111 Millionen Schekel für<br />

awreichim folgte auf eine hitzige öffentliche<br />

Debatte, in der charedische Politiker drohten,<br />

die Koalition zu verlassen, wenn die staatliche<br />

finanzierung für die Kollel-Studenten nicht<br />

genehmigt wird, während säkulare Politiker<br />

forderten, dass Studenten in den Universitäten<br />

und Colleges ähnliche Stipendien erhalten<br />

sollen.<br />

Das Vereinigte torajudentum verlangte ein<br />

Gesetz, das den namen „awreichim-Gesetz“<br />

erhielt, das die Zuteilung der Gelder gesetzlich<br />

festlegen sollte, um einen Entscheid des<br />

obersten Gerichts, das eine „diskriminierende“<br />

finanzierung nur auf Gesetzesbasis<br />

zulassen wollte, zu erfüllen.<br />

nach der abstimmung erklärte Kadima, dass<br />

5<br />

nicht unbedingt gut für die Juden.“<br />

Was denn falsch sei an einer pro-israelischen<br />

Partei, die den islamischen antisemitismus<br />

hervorhebt, fragt der 29jährige Ken Ekeroth,<br />

ein neuer abgeordneter der rechts-populistischen<br />

Schwedischen Demokraten. Ekeroth,<br />

dessen Mutter eine polnische, jüdische Emigrantin<br />

ist, gibt zu, dass die opposition seiner<br />

Partei gegen die Beschneidung von Minderjährigen<br />

und gegen den Import von Halal oder<br />

Koscherfleisch umstritten sei. Wenig Juden<br />

in Schweden seien jedoch religiös, sagt er.<br />

„Und wir sind der Meinung, dass Israel eine<br />

alternative für diese Leute ist, wenn diese<br />

anpassungen für sie zu schwer sind.“<br />

„<strong>Die</strong> Lage ist ähnlich wie bei den evangelischen<br />

Christen“, sagt abraham foxman, der<br />

nationale Direktor der in new York basierten<br />

Knesset genehmigt Budget<br />

in Mitternachtssitzung<br />

„die Maske von den Gesichtern derjenigen<br />

abgerissen worden ist, die vor jedem Podium<br />

versprochen hatten, das „awreichim-Gesetz“<br />

nicht zu unterstützen, jedoch ihre Stimme<br />

für das Budget abgaben, das dieses Gesetz<br />

enthielt.“<br />

Innenminister Eli Jischai erklärte am Sonntag<br />

seine Unterstützung für die geplante<br />

Einkommenszulage, die in erster Linie für<br />

Kollel-Studenten vorgesehen war. Das zur<br />

frage stehende Gesetz soll aber auch für<br />

nicht-religiöse, arbeitslose Universitätsstudenten<br />

mit mindestens drei Kindern gelten,<br />

die ebenfalls kein eigenes fahrzeug besitzen.<br />

„Wir sind nicht dagegen, dass Universitätsstudenten<br />

ebenfalls den Zuschuss erhalten.<br />

Wer etwas anderes vorschlägt, verhält sich<br />

diskriminierend“, sagte Jischai. „Das gesamte<br />

Ziel des Gesetzes ist es, Unterstützung für<br />

Zehntausende von Kindern zu gewähren, die<br />

unter der armutsgrenze leben, und soziale<br />

Lücken zu schliessen.“<br />

Bezüglich des neuen Gesetzes sagte netanjahu:<br />

„Wir haben heute eine Situation, die<br />

bereits während dreissig Jahren herrschte.<br />

Der Einkommenszusatz für orthodoxe<br />

Jeschiwa-Studenten ist nicht neu. Das war<br />

bei allen regierungen so, auch bei derjenigen<br />

von Jizchak rabin, Menachem Begin,<br />

Jizchak Schamir, ariel Scharon, der Kadima<br />

regierung und auch unter meiner regierung.<br />

Wir sind vom obersten Gericht aufgefordert<br />

worden, uns mit dieser angelegenheit zu<br />

befassen. Es wurde uns gesagt – und ich will<br />

mit den Worten des obersten Gerichts präzise<br />

sein – dass wir mit diesem arrangement nicht<br />

ohne Gesetz weiterfahren können. Deshalb ist<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

anti-Defamation League. „Einerseits lieben<br />

und akzeptieren sie Israel. andererseits jedoch<br />

sind wir über ihre soziale und religiöse agenda<br />

nicht glücklich.“<br />

Vielleicht sollte Wilders weniger Lärm und<br />

mehr konkrete Politik machen, meint Leon de<br />

Winter, ein holländischer, jüdischer Schriftsteller,<br />

der das recht Wilders, den Koran mit<br />

„Mein Kampf“ zu vergleichen, öffentlich<br />

verteidigt. „Was ich an Wilders gern habe, ist,<br />

dass er ein echter freund Israels und amerikas<br />

ist“, sagt de Winter. „Seine Gegner nennen<br />

ihn einen rassisten und nazi, alles Dinge,<br />

die er wirklich nicht ist. trotzdem sind seine<br />

Ideen oft übertrieben, und ich hoffe, dass er<br />

seine ausdrucksweise mildern wird, weil die<br />

themen, die er berührt, wirklich wichtig sind.“<br />

JTA<br />

eine Gesetzgebung nötig geworden.“<br />

„Das neue ist, dass auch Bestimmungen enthalten<br />

sein sollen, die die orthodoxe Bevölkerung<br />

und die orthodoxen Jeschiwa-Bachurim,<br />

ermutigen sollen, sich in die arbeitswelt zu<br />

integrieren“, sagte der Premierminister.<br />

Der Leiter des Vereinigten torajudentums,<br />

Menachem Eliezer Moses, sagte am Sonntag<br />

zu radio Israel, dass seine Partei die Koalition<br />

verlassen werde, falls das Gesetz, das von<br />

seinem Kollegen, Knessetmitglied Mosche<br />

Gafni, unterbreitet wurde, nicht bis zum Ende<br />

des Jahres angenommen werde.<br />

SCHMID<br />

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der Orthopädie-Techniker


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

In einer weiteren anstrengung, den massiven<br />

anstieg der Grundstückpreise zu bremsen<br />

und die Schaffung einer Immobilienblase zu<br />

verhindern, gab die Bank of Israel am Montag<br />

bekannt, dass sie Massnahmen ergreifen werde,<br />

die die meisten Hypotheken über 800'000<br />

Schekel verteuern würde.<br />

„<strong>Die</strong> neuen richtlinien wurden angesichts<br />

des ständigen anstiegs der Häuserpreise in<br />

den vergangenen Jahren und des Wachstums<br />

der Hypotheken eingeführt, da diese Zunahme<br />

den durchschnittlichen Zuwachs des<br />

Haushalteinkommens übersteigt“, sagte der<br />

Banken-Vorsitzende rony Hizkiyahu in einem<br />

Interview nach der ankündigung.<br />

„<strong>Die</strong> Schritte, die wir im vergangenen Jahr<br />

ergriffen haben, haben das Ziel, einen Einfluss<br />

auf der nachfrage-Seite des Häusermarkts zu<br />

bewirken und betreffen einen spezifischen<br />

teil der Bevölkerung und nicht den Markt als<br />

gesamten. Das wird jedoch nicht ausreichend<br />

sein“, sagte er. „Um echten Einfluss auf die<br />

Häuserpreise zu haben, muss das angebotsproblem<br />

im Immobilienmarkt durch die freigabe<br />

von ausschreibungen und die Kürzung<br />

der Bauzeit angepackt werden.“<br />

Hizkiyahu fügte hinzu, dass die Häuserpreise<br />

6<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Bank of Israel verschärft Bedingungen<br />

für hohe Hypotheken<br />

I s r a e l a k t u e l l<br />

Bei einer Gedenkeier zum andenken an Jizchak<br />

Rabin, die in einer Offiziersschule des<br />

Militärs stattfand, trat eine Sängerin auf und<br />

sang vor hunderten Soldaten ‚friedenslieder’.<br />

Das Programm war von den obersten der<br />

Schule in Zusammenarbeit mit dem Erziehungsministerium<br />

geplant worden. Einige<br />

Soldaten, die ein Käppchen auf dem Kopf<br />

bis zum august um 19% gestiegen seien. „<strong>Die</strong><br />

Entwicklungen im Immobilienmarkt führten<br />

zu einem andauernden anstieg der Häuserkredite,<br />

insbesondere beim anteil des Kredits,<br />

der zu variablen Zinsraten gewährt wird, und<br />

auch in der Höhe der durchschnittlichen Darlehen“,<br />

sagte Hizkiyahu. „Wenn die Zinsrate<br />

ansteigt, werden auch die rückzahlungen<br />

der Schuldner zunehmen. Käufer, die eine<br />

variable Hypothek mit einem niedrigen Zins<br />

aufnehmen, können nicht erwarten, ewig einen<br />

Zins von 2% zu bezahlen.“<br />

<strong>Die</strong> neue richtlinie wird nicht für Hypotheken<br />

gelten, die weniger als 800'000 Schekel<br />

betrugen, als sie ausgestellt wurden. Sie<br />

wird auch nicht für anleihen gelten, die<br />

gemäss den Kriterien des Wohnbau- und<br />

Häuserministeriums von Personen erhalten<br />

wurden, die eine Berechtigung für finanzielle<br />

Vorteile haben. In der Praxis bedeutet das,<br />

dass die Hypothekar-Bedingungen für Käufer<br />

von Wohneigentum im Betrag von über 1.3<br />

MillionenSchekel, die variable Zinsen zahlen<br />

wollen, verschärft werden.<br />

Explizit wird verlangt, dass die Banken die<br />

Zinsen für variable Hypotheken ab dem 26.<br />

oktober erhöhen, wenn das Darlehen mehr<br />

trugen, erhoben sich zu Beginn des auftritts<br />

der Sängerin von ihren Plätzen und verliessen<br />

den Saal. Sie wollten den Gesang einer frau<br />

nicht hören, wie es die Halacha vorschreibt.<br />

Ihre Befehlshaber rannten ihnen nach und<br />

machten ihnen klar, dass ihr nichtteilnehmen<br />

als Befehlsverweigerung gelten würde und<br />

mit der dementsprechenden Strafe bestraft<br />

werden würde. Einige gingen darauf zurück<br />

in den Saal. Einige Soldaten folgten der aufforderung<br />

aber nicht. Sie wurden daraufhin<br />

mit sechs tagen Haft bestraft. Ein Drittel aller<br />

Soldaten in dieser Basis hält die Mitzwot ein.<br />

nach einem langen und ausgedehnten Protest<br />

der Medien und regierungsbeamten gegen die<br />

harte Bestrafung, die auch von nichtreligiösen<br />

Gruppen kamen, wurden die Soldaten von der<br />

Inhaftierung befreit.<br />

<strong>Die</strong> führer des rabanut Haraschit kamen zu<br />

einer Sitzung zusammen, um über die Übertritte<br />

im Militär zu diskutieren. am Ende der<br />

Sitzung teilte der Sprecher des rabanut Haraschit<br />

mit, dass es ein Untersuchungskomitee<br />

damit beauftrage, die Vorbereitungen und die<br />

Übertritte zu untersuchen, die durch den Staat,<br />

r durch Zivilpersonen oder durch die armee<br />

erfolgen. Es wird danach entscheiden, ob<br />

diese Übertritte gültig sind, oder nichts wert<br />

sind. <strong>Die</strong> Mitglieder des Komitees sind raw<br />

Jitzchak Perez, der raw der Stadt ra’anana,<br />

als 60% des Werts des Vermögens ausmacht<br />

und das Verhältnis zwischen dem teil der<br />

Hypotheken mit einer variablen Zinsrate<br />

und dem Gesamtbetrag der Hypothek 25%<br />

ausmacht oder übersteigt.<br />

anleihen in dieser Kategorie, in der die<br />

Kapitalerfordernisse bisher mit 35% resp.<br />

75% gewichtet wurden, werden von diesem<br />

Datum an mit 100% gewichtet werden. „als<br />

folge davon wird die jährliche Zinsrate für<br />

Hypotheken, die in die Kategorie der neuen<br />

richtlinien fallen, um ca. 0,5% ansteigen.<br />

<strong>Die</strong> Erhöhung kann jedoch von einer Bank<br />

zur anderen unterschiedlich sein“, sagte Hizkiyahu.<br />

„Wir schätzen, dass die richtlinie<br />

einen Einfluss auf 15%-20% der Hypotheken<br />

haben wird.<br />

<strong>Die</strong> jüngsten Daten der Bank of Israel vom<br />

august zeigen, dass 50% aller Hypotheken<br />

für bis zu 60% des Werts des Grundeigentums<br />

ausgestellt werden, und 10% aller Hypotheken<br />

für bis zu 70% des anlagewerts. Im<br />

Juni erreichte das Volumen der Hypotheken<br />

einen Höhepunkt, und im September gab es<br />

im Vergleich zum Juni einen beträchtlichen<br />

rückgang von 30%.<br />

JTA<br />

raw Jehuda Der’i, der raw der Stadt Be’er<br />

Schewa, raw razon arussi, raw Jitzchak<br />

ralbag und raw Jakow rosa. Das Komitee<br />

soll dem rabanut innerhalb von vier Monaten<br />

seine Ergebnisse vorlegen. Einige Stunden,<br />

bevor die Sitzung begann, gab die Partei<br />

‚Israel Betenu’ bekannt, dass es dem rabanut<br />

alle Vollmachten in diesen fragen entziehen<br />

wolle, falls das Komitee des rabanut nicht<br />

entscheiden werde, dass die Übertritte des<br />

Militärs sofort gültig sind.<br />

DIe JüDIsche Welt<br />

Kanada. nachdem der admor von tosch,<br />

einer der ältesten admorim, sich nicht gut<br />

fühlte, wurden Mitglieder von Hazala herbeigerufen,<br />

die gleich erkannten, dass sich sein<br />

gesundheitlicher Zustand sehr verschlechterte.<br />

Er wurde ins nächste Spital eingeliefert<br />

und in die Intensivstation gebracht. <strong>Die</strong> Ärzte<br />

stellten fest, dass er unter einer schweren<br />

Lungenentzündung leidet. Sein Zustand<br />

wurde zwar stabilisiert, wird jedoch noch als<br />

schwer bezeichnet. Man dawene für rabbi<br />

Meschulam feisch ben Zirel, betoch sche’ar


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

7<br />

Reb Schloime Salmen Lehrer sl.<br />

Vater von Frau Goldi Holles, Zürich<br />

Rosch Hakohol der Kehila Antwerpen<br />

und der Führer der Agudas Jisroel<br />

am Mozei Schabes erreichte uns die traurige<br />

nachricht der Petire von raw Schloime<br />

Salmen Lehrer sl., aus antwerpen, dem<br />

wohltätigen Mann und rosch Hakohel der<br />

Kehila von antwerpen.<br />

Er wurde am 19. Siwan 5681 in Zans in<br />

Galizien als Sohn von Haraw nusen Mordche<br />

Buksbaum sZl. geboren, einem grossen<br />

talmid Chochem der Chassidei Zans, der<br />

reb nute’le genannt wurde. Sein Lernen<br />

hat er von seinem Vater übernommen. Vor<br />

seiner Bar Mizwa, am tag seines ersten<br />

Tefilinlegens, kam er zu Rabi Arie Leibisch<br />

Halberstam sZl., dem Enkel des Diwrei Chaim<br />

sZl. aus Zans. Es war der Minhag des raws,<br />

den Barmizwe-Bochur zu fragen, ob er zwei<br />

wichtige Kaboles für sein Leben auf sich<br />

nehmen möchte. An diesem Tag verpflichtete<br />

sich reb Salmen Lehrer, folgende zwei<br />

Kaboles auf sich zu nehmen: 1. <strong>Die</strong> Sefer<br />

toire beim Herausheben zu küssen 2. Mit<br />

dem finger im Sidur bei Chasoras Haschatz<br />

mitzuhalten. <strong>Die</strong>se zwei Kaboles hat er fast<br />

80 Jahre in seinem Herzen getragen und sich<br />

daran gehalten. Seine Bücher über Zans sind<br />

in Iwrit, Englisch und Jidisch erschienen. reb<br />

Salmen Lehrer hat den Krieg in auschwitz<br />

überlebt und sein Haus mit seiner Esches Chail<br />

aus dem Haus von reb Gershon Lehrer sl., in<br />

antwerpen aufgebaut. Er führte ein Haus von<br />

ahawas Chessed und Jiras Schomaim. Es war<br />

ein chassidisches Haus wie in alten Zeiten.<br />

nach dem Krieg widmete er sein Leben dem<br />

Klall und gehörte bis zu seinem letzten tag<br />

zu den führern des agudas Jisroel. Vor zehn<br />

Jahren wurde Salmen Lehrer als rosch Hakohol<br />

gewählt; <strong>Die</strong>se tätigkeit führte er zu<br />

aller Zufriedenheit aus. Er gründete das Bes<br />

Hamedresch agudas Jisroel in antwerpen.<br />

reb Salmen sorgte sich um die Kranken, setzte<br />

Chole Jisrael.<br />

Belgien. raw Schlomo Salman Lerer, der<br />

Präsident der Machsike Hadas in antwerpen<br />

wurde im alter von neunzig Jahren niftar. raw<br />

Salman, wie er im Volksmund genannt wurde,<br />

wurde seinem Vater raw natan Mordechai in<br />

der Stadt Zans in Galizien geboren. Im Jahre<br />

5706 (1946) kam er nach antwerpen und baute<br />

dort sein Haus auf. Der Verstorbene gehörte<br />

bis zu seinem letzten tag den Vorsteher der<br />

agudat Jisrael an und galt auch während vielen<br />

Jahren als oberhaupt des Kolel Galizien, für<br />

Zidkat rabbi Meir Ba’al Haness, dem Kolel<br />

‚Chibat Jeruschalajim’. Er war es aussergewöhnlicher<br />

„Ba’al Zedaka“ bekannt, der im<br />

Verborgenen viel Zedaka ausübte. So ging er<br />

Reb Salmen Lehrer sl. bei einer Familiensimche in Zürich im Gespräch<br />

mit lbChlCh Rabbiner Sch. Breisch schlito<br />

sich für Bikur Choilim ein und verteilte den<br />

Bedürftigen jeden Erew Schabes Unterstützungsgelder.<br />

<strong>Die</strong>s und Kupas<br />

rabi Meier baal Haness waren<br />

seine wichtigsten Chessedtätigkeiten.<br />

Er begrüsste<br />

jeden Menschen als Erster<br />

freundlich, sogar die nochrim<br />

auf dem Markt haben ihn sehr<br />

geschätzt.<br />

In der letzten Zeit litt er unter<br />

Schwäche, hatte Mühe allein<br />

zu gehen und an den Simches<br />

seiner Enkelkinder teilzunehmen.<br />

Letzte Woche am Erew<br />

Schabes spürte er, dass sich<br />

sein Ende näherte, er fühlte<br />

sich nicht gut. Er sagte Mode<br />

ani, al Cheit und nischmas,<br />

versammelte seine Kinder in<br />

am freitag jeweils zu fuss zu den armen, um<br />

ihnen Geld für Schabat zu bringen, sodass sie<br />

sich mit dem nötigen für Schabat eindecken<br />

können. Vor ca. zehn Jahren, mit dem ableben<br />

von rabbi Schlomo Klagsbald s.a., wurde er<br />

vom damaligen raw von antwerpen, raw<br />

Chajim Kreiswirt szl. gebeten, als rosch<br />

Hakahal der Machsike Hadat zu fungieren.<br />

Seit damals sorgte er sich unaufhörlich um<br />

das Wohl der Gemeindemitglieder in den<br />

verschiedensten angelegenheiten. Während<br />

der letzten Woche erkrankte er und wurde<br />

ins Spital eingeliefert. am Erev Schabat<br />

wurden all seine familienmitglieder an sein<br />

Krankenbett gerufen, und er verabschiedete<br />

sich von jedem persönlich. Dann sagte er<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

antwerpen, wünschte<br />

ihnen viel naches und<br />

schickte sie wieder nach<br />

Hause, um den Schabes<br />

vorzubereiten.<br />

In der nacht von Schabes<br />

gab er seine reine<br />

Seele seinem Schöpfer<br />

zurück. am Sonntag<br />

fand die Lewaje statt.<br />

Sein oroin wurde in das<br />

osten Schil gebracht,<br />

was ein besonderer<br />

Kowoid ist. Dort fanden<br />

die Hespeidim der<br />

rabonim und roschej<br />

Jeschiwes statt; danach<br />

wurde er zum Beis oilem<br />

„Pite“ in Holland<br />

gebracht.<br />

Er hinterlässt Doirois<br />

Jeschorim, Kinder, Enkel-<br />

und Urenkelkinder.<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr hatte er das Verdienst, das fünfte<br />

Doir zu sehen, alle gehen in seinem Weg.<br />

allen, sie sollen gehen, um die Lichter für<br />

Schabat vorzubereiten. Darauf sprach er das<br />

al Chet und nischmat und gab eine kurze<br />

Zeit später, als es schon Schabat war, seine<br />

Seele dem Schöpfer zurück. <strong>Die</strong> Lewaja ging<br />

vom grossen Bet Haknesset, der ‚oosten-<br />

Schul’ aus, welches das Bet Hamidrasch der<br />

Machsike Hadat ist, während sich tausende im<br />

Schul und um den Schul zusammendrängten<br />

um dem niftar das letzte Geleit zu geben. Der<br />

admor von Pscheworsk, und viele weitere<br />

rabanim und Persönlichkeiten, nahmen an<br />

seiner Lewaja teil.<br />

Berufung in jüdischem Entführungsfall<br />

von 2006. Ein Pariser Gericht<br />

begann am Montag die Berufungsverhandlung


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

gegen 18 Menschen, die wegen der Entführung,<br />

der folter und dem Mord an einem<br />

jungen, französischen Juden im Jahr 2006<br />

verurteilt worden waren. Der Bandenführer<br />

Youssouf fofana legte keine Berufung gegen<br />

sein Urteil und die lebenslängliche Haftstrafe<br />

ein. <strong>Die</strong> Verhandlungen begannen am Montag<br />

Von raBBI<br />

BInJoMIn BLECH<br />

Es gibt einen nicht ernst<br />

gemeinten Seufzer:<br />

Wenn Mosche rabbenu<br />

nur etwas mehr nach<br />

rechts statt nach links<br />

gegangen wäre, hätten<br />

wir die Erben all der<br />

wertvollen Ölfelder im<br />

nahen osten sein können.<br />

aber wir erhielten<br />

Erez Jisrael, das Land,<br />

in dem Milch und Honig<br />

fliesst – aber kein Erdöl.<br />

Wenn wir G“ttes auserwähltes<br />

Volk sind, warum<br />

wies Er die wertvollsten<br />

natürlichen ressourcen<br />

unseren nachbarn zu?<br />

Warum erhielten die araber<br />

das Öl, während wir<br />

so viel Sand und Wüste<br />

erhielten?<br />

Es ist eine frage die immer<br />

wieder aufkommt.<br />

Dank einiger bemerkenswerterErkenntnisse<br />

von Ökonomen und<br />

Sozialwissenschaftlern<br />

können wir jedoch eine<br />

antwort erahnen: Es war<br />

die g“ttliche Vorsehung,<br />

die uns vor dem „fluch<br />

der Bodenschätze“ bewahrt<br />

hat.<br />

Es gibt eine nachweisbare<br />

Verbindung zwischen<br />

einer fülle von<br />

Bodenschätzen und<br />

einer schwachen wirtschaftlichenEntwicklung.<br />

Wie viele forscher<br />

nachgewiesen haben,<br />

tragen Länder, die reich<br />

an Bodenschätzen sind,<br />

eine Last, die am Ende<br />

nachhaltiges Wachstum<br />

und Wohlstand für ihr<br />

eigenes Land behindert.<br />

<strong>Die</strong> ölproduzierenden<br />

Länder sind ein typisches<br />

Beispiel dafür.<br />

8<br />

und werden wahrscheinlich bis Mitte Dezember<br />

dauern. Der falls liess seinerzeit die Sorge<br />

in frankreich über den antisemitismus wieder<br />

aufleben, der in diesem Fall als erschwerender<br />

Umstand betrachtet wird, und führte in<br />

der jüdischen Gemeinschaft frankreichs,<br />

der grössten Westeuropas, zu Ängsten. Ilan<br />

Fluch des Überflusses<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Halimi, der damals 23 Jahre alt war, wurde<br />

während mehr als drei Wochen gefangen<br />

gehalten. Er wurde nackt, mit Handschellen<br />

und Brandverletzungen, in der nähe der<br />

Zugsgleise in der region Essonne, südlich<br />

von Paris, am 13. februar 2006 gefunden.<br />

Er starb auf dem Weg ins Spital.<br />

Von 1965 bis 1998 ging das<br />

Bruttosozialprodukt pro<br />

Kopf in den oPEC Ländern<br />

durchschnittlich um 1.3%<br />

pro Jahr zurück, während das<br />

Wachstum in den restlichen<br />

Entwicklungsländern durchschnittlich<br />

2.2% betrug.<br />

Gerade in den Ländern,<br />

welche nutzniesser der<br />

grössten naturressourcen<br />

sind, regiert oft armut und<br />

Elend, und grassieren Krieg<br />

und Gewalt. Der oxford-<br />

Professor und Ökonome<br />

der Weltbank Paul Collier<br />

hat die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Bürgerkriegs in solchen<br />

Ländern kalkuliert.<br />

Seine Schlussfolgerung<br />

ist, dass in einem Land,<br />

das nicht über beträchtliche<br />

Bodenschätze verfügt,<br />

dieses risiko höchstens ein<br />

halbes Prozent beträgt. In<br />

Ländern jedoch, die vorwiegend<br />

von Bodenschätzen<br />

abhängig sind, steigt diese<br />

Wahrscheinlichkeit bis auf<br />

23% an. rohmaterialien<br />

seien „der beträchtlichste<br />

risikofaktor“ für eine Gemeinschaft,<br />

meint deshalb<br />

Collier – wichtiger als historische,<br />

geographische oder<br />

ethnische faktoren.<br />

terry Lynn Karl, Professor<br />

für politische Wissenschaft<br />

an der Stanford University<br />

und autor des Buches „the<br />

Paradox of Plenty“, zeigt,<br />

dass die Bevölkerung von<br />

armen Ländern wie nigeria<br />

oft ärmer wird, nachdem Öl<br />

entdeckt wird, weil nur eine<br />

winzige Elite von den neuen<br />

Reichtümern profitiert.<br />

„Länder mit einer Geschichte<br />

von kriegerischen auseinandersetzungen“,<br />

schreibt<br />

er, „erleben negative auswirkungen<br />

eines reichtums<br />

an Bodenschätzen – mehr<br />

Krieg, mehr Korruption,


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

weniger Demokratie und mehr Ungleichheit“.<br />

In den letzten Wochen und Monaten haben<br />

Kommentatoren die auswirkungen dieses<br />

„Fluchs des Überflusses“ am Beispiel von<br />

afghanistan diskutiert. Überraschend für viele<br />

wurde vor kurzem entdeckt, dass sich unter<br />

dieser scheinbaren Wüste weiter Gebiete dieses<br />

Landes Mineralien im Wert von ungefähr<br />

einer 1000 Billionen Dollar befinden.<br />

Was würde dies also für das Land und seine<br />

Einwohner bedeuten? Viele Experten der<br />

Dritten Welt sind der Meinung, dass dies fast<br />

mit Sicherheit nur Schlechtes zu bedeuten<br />

haben wird. Kriegsherren und Stammesfürsten<br />

werden fast mit Sicherheit Gründe haben,<br />

während vielen Jahrzehnten gegeneinander<br />

zu kämpfen, weil die Schätze so verlockend<br />

sind. Ein Land, in welchem Titan fliesst, ist<br />

nicht zu ruhe bestimmt.<br />

Aber es ist nicht nur der Konflikt über den<br />

neu entdeckten reichtum, der erklärt, warum<br />

eine fülle von Bodenschätzen so oft zu einem<br />

fluch statt zu einem Segen wird. Wenn Länder<br />

reichtümer zu leicht zur Verfügung haben,<br />

sind sie nicht wirklich motiviert, maximalen<br />

nutzen aus dem Wissen ihrer Bevölkerung<br />

zu ziehen. Erfindungsgabe ist das Ergebnis<br />

von Bedarf; Einfallsreichtum, Initiative und<br />

Ideenreichtum sind die Wege, mit denen Leute,<br />

die um mehr Wohlstand kämpfen müssen,<br />

Erfolg haben.<br />

Länder sind in dieser Beziehung ähnlich wie<br />

Menschen. Kinder, die in grossen reichtum<br />

hineingeboren werden und sich nie um ihren<br />

9<br />

Lebensunterhalt bemühen mussten, die nur<br />

von Luxus umgeben sind, enden nur zu oft<br />

als unproduktive Menschen, die nichts zur<br />

Welt beitragen. Sie leben ein Leben von<br />

Schmarotzern und ziehen nutzen aus dem<br />

unverdienten reichtum, ohne das Gefühl zu<br />

haben, irgendwelche persönliche Leistungen<br />

oder Beiträge erbringen zu müssen.<br />

Kaum erstaunlich deshalb, dass zwei der<br />

reichsten Männer der Welt, Warren Buffett<br />

und Bill Gates, klar gemacht haben, dass sie<br />

den grössten teil ihres Vermögens während<br />

ihrer Lebenszeit verschenken wollen, damit<br />

ihre Kinder nicht mit dem „fluch“ belastet<br />

sind, „zuviel zu haben“.<br />

Dasselbe ist der fall in den Ländern, deren<br />

Bodenschätze so reichlich vorhanden sind,<br />

dass von ihren Einwohnern nicht viel erwartet<br />

wird, und sie nicht ermutigt werden, produktive<br />

arbeit zu leisten. Ihr reichtum verdammt<br />

sie zu Stagnation. Leichtes Geld schafft faule<br />

Menschen. reichtum ohne anstrengung ist<br />

ein sicheres rezept für den niedergang eines<br />

Volkes, einer Kultur und Zivilisation.<br />

ohne Öl realisierten die Israelis, dass sie ihr<br />

Brot im Schweisse ihres angesichts verdienen<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

mussten – und das bedeutete, dass sie ihr<br />

Gehirn anstrengen mussten.<br />

Milch und Honig<br />

Im rückblick war es der grösste Segen Israels,<br />

dass es nicht mit einer fülle von ressourcen<br />

bedacht war, welche Intelligenz und Intellekt<br />

unnötig gemacht hätten. alles, was Haschem<br />

uns gab, war Milch und Honig. nicht weil<br />

dies die zwei wertvollsten Dinge in der Welt<br />

wären, sondern weil sie ein Sinnbild für den<br />

wahren Segen im Leben sind.<br />

Milch ist das erste nahrungsmittel, das<br />

wir aufnehmen. Sie ist ein ausdruck der<br />

grösstmöglichen Liebe, ein<br />

Geschenk des „Ichs“. Und<br />

was sie so wertvoll macht,<br />

ist dass sie unsere grundsätzlichsten<br />

Bedürfnisse erfüllte.<br />

als Kind war jeder von uns<br />

zufrieden mit Milch. Erst<br />

als wir älter wurden, verwechselten<br />

wir Gelüste mit<br />

Bedürfnis. Haschem gab uns<br />

ein Land, in dem Milch und<br />

Honig fliessen, um uns daran<br />

zu erinnern, dass Er mit Seiner<br />

grossen Liebe sicherstellen<br />

würde, dass uns nie das wirklich<br />

notwendige für unser<br />

Wohlergehen fehlen würde.<br />

Und Haschem gab uns Honig<br />

– Symbol der Süsse, die<br />

das Leben lebenswert macht.<br />

Materieller Segen bringt nicht<br />

unbedingt freude, Millionen<br />

von Dollars garantieren nicht<br />

automatisch ein glückliches Leben. Erez<br />

Jisrael jedoch erhielt die von Haschem verliehene<br />

fähigkeit, seine Einwohner glücklich<br />

zu machen.<br />

Menschen benötigen ein Leben mit Inhalt.<br />

Ein süsses Leben ist das resultat eines geistig<br />

erfüllten Lebens. also verspricht Haschem<br />

uns, dass er uns mit der Milch Seiner Liebe<br />

ernähren und mit der Süsse Seiner ständigen<br />

fürsorge und Sorge erhalten wird.<br />

Wer würde dies nicht gegen alles Erdöl der<br />

Welt eintauschen?


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10<br />

Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund<br />

(SIG) lehnt Ausschaffungsinitiative<br />

ab<br />

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund<br />

(SIG) lehnt die ausschaffungsinitiative<br />

ab und spricht sich für den Gegenvorschlag<br />

aus, um die Initiative zu verhindern und um<br />

den Bund bei der förderung der Integration<br />

und des Zusammenlebens der Menschen in<br />

unserem Land in die Pfl icht zu nehmen.<br />

Der Dachverband der jüdischen Gemeinden ist<br />

gegen die ausschaffungsinitiative. Mit dieser<br />

wird wegen bestimmter Delikte straffällig<br />

gewordenen ausländern automatisch und<br />

unabhängig von der Schwere der tat und ohne<br />

Berücksichtigung der persönlichen Umstände<br />

das aufenthaltsrecht entzogen. <strong>Die</strong> ausschaffungsinitiative<br />

verletzt dabei elementare<br />

Grundsätze der Bundesverfassung und des<br />

Völkerrechts und somit unseres rechtsstaates.<br />

Dem parlamentarischen Gegenvorschlag ist<br />

indes zuzustimmen. Der SIG setzt sich für eine<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

offene Gesellschaft ein und begrüsst Massnahmen,<br />

die das Zusammenleben fördern.<br />

Der SIG unterstützt deshalb die Einführung<br />

eines Integrationsartikels als teil des Gegenvorschlages.<br />

friedliches Zusammenleben in<br />

unserer Gesellschaft erfordert, dass unsere<br />

rechtsordnung von allen Bewohnern anerkannt,<br />

aber auch deren kulturelle und religiöse<br />

Eigenheiten respektiert werden.<br />

Der Gegenvorschlag bringt darüber hinaus<br />

eine Präzisierung der bundesgerichtlichen<br />

rechtsprechung zu ausschaffungen und trägt<br />

zur Vereinheitlichung der ausschaffungspraxis<br />

in der Schweiz bei. Vor allem aber hält er<br />

fest, dass beim jeweiligen Entscheid über eine<br />

ausschaffung die Grundrechte und Grundprinzipien<br />

der Bundesverfassung und des<br />

Völkerrechts, insbesondere Grundsätze der<br />

Verhältnismässigkeit, zu beachten sind, also<br />

jeder Einzelfall konkret geprüft werden muss.<br />

für weitere Informationen:<br />

Dr. Herbert Winter, Präsident SIG (044 251<br />

81 00)<br />

vbch sxj okug<br />

Vermittlung<br />

L’Chajim, Hilfe für Schiduchim<br />

079 385 85 62 079 791 64 62<br />

Briefe/Medikamente n.E.Israel 044 461 5935<br />

Chasdei Noemi 044 201 7992 / 044 461 1<strong>43</strong>5<br />

Chawerim-Hilfe 079 467 88 46<br />

Chawruso-Zentrale 044 463 42 91<br />

Dor Yeshorim 044 451 15 59<br />

Hazolo (Notruf) 044 202 30 60<br />

Jad sch.Chesed (allg.Hilfe) 044 463 47 11/463 36 04<br />

Mahlzeitendienst 044 281 00 83/463 75 28<br />

Preiswerte Simches 044 463 01 35/241 94 67<br />

Verleih<br />

Chassenekleider 044 462 37 83<br />

Bettzeug/Überzüge 044 493 37 34<br />

Freezer 044 202 30 74<br />

Geschirr/Besteck 044 201 24 95<br />

Kinderbettli 044 462 33 20<br />

Klappstühle/Kinderwagen//Buggy 044 241 38 07<br />

Klapptische / -Bänke 044 202 63 10<br />

Kompl. Bris-Ausstattung 044 463 44 46<br />

Küchenhaushaltset Geschirr, Töpfe etc. 044 240 04 90<br />

Laufgitter 044 463 27 26<br />

Medikamente Tag + Nacht 044 462 19 29/078 880 1929<br />

Natels mit CH-Nr. 079 429 08 03<br />

Reise-Kinderbett/-Autositz 044 241 <strong>43</strong> 89<br />

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Stillkissen/-Pumpe, Babybjörn 044 241 <strong>43</strong> 89<br />

Tefillin 044 462 38 78<br />

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Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

DIe JüDIsche FamIlIe<br />

Wir wünschen cuy kzn<br />

zur Geburt von:<br />

� Michal Lea, Tochter von Aron und Baila<br />

Orzel-Plaut, Jerusalem (Enkelin von Esra<br />

und Tova Orzel, Basel).<br />

� Sohn von Janki und Rochi Kraus-<br />

Soloweyzyk, Jeruscholajim/Antwerpen<br />

(Urenkel von Frau Liesel Kraus, Luzern,<br />

Frau L. Pappenheim, Jeruscholajim und<br />

Herr und Frau N. Edel, Antwerpen).<br />

� Sohn von Dan und Dwora Schächter-<br />

Bloch, Kirjat Sefer.<br />

� Sohn von Efrajim und Elischewa<br />

Goldschmidt-Pilz, Jeruscholajim (Ururenkel<br />

von Frau F. Goldmann, Zürich),<br />

� Tochter von Ezra und Tirza Bloch-<br />

Wolgelernter, Lakewood (Urenkelin<br />

von Leon und Minusch Erlanger, Zürich/<br />

Luzern).<br />

� Tochter von Jizchok und Zippi Nager-<br />

Brekmann, Bet Schemesch (Enkelin<br />

von Jisroel und Chana Nager-Erlanger,<br />

Kirjat Sefer).<br />

zur Verlobung von:<br />

� Jitzchok Duvid Fischer, Zürich, mit<br />

Blimie Neiländer, Bne Brak.<br />

zur Chassene von:<br />

� Miron Kof, München mit Rachel<br />

Erlanger, Zürich 1. Kislev/8. November,<br />

Synagoge Freigutstrasse 37, Zürich.<br />

� Awrumi Krakauer, Zürich, mit Miri<br />

Rand, Antwerpen, 3. Kislew/10. November,<br />

Bais Rachel Hall, Antwerpen.<br />

_________<br />

:onkugk ufkv<br />

� Herr Schloime Salmen Lehrer, Anwerpen<br />

(Vater von Frau G.Holles Zürich).<br />

Fixe Zeiten im Winter für:<br />

vjbn<br />

Zürich:<br />

12.40 Uhr (Mo-Do) IrG Bejs Hamidrosch, freigutstrasse 37<br />

13.00 Uhr (So-Do) agudas achim, Erikastrasse 8<br />

14.15 Uhr (Mo-Do) Mechine JSK, Edenstr. 12, (Hintereingang)<br />

16.20 Uhr (So-Do) Jeschiwe Ketano, Weststrasse 46<br />

chrgn<br />

Basel:<br />

19.45 Uhr (So-Do) IrG, ahornstr. 14<br />

Zürich:<br />

18.15 Uhr (So-Do) Betsaal ICZ, nüschelerstr. 36<br />

18.45 Uhr (So-Do) agudas achim, Erikastr. 8<br />

19.00 Uhr (So-Do) Daf Jomi, freigutstr. 37<br />

20.00 Uhr (So-Do) omud Jomi, freigutstr. 37<br />

20.30 Uhr (So-Do) Beth Chabad, rüdigerstrasse 10<br />

21.15 Uhr (So-Do) Brunau, rieterstrasse 20<br />

21.30 Uhr (So-Do) agudas achim, Erikastr. 8<br />

21.30 Uhr (So-Do) Bels, Weststr. 151<br />

21.30 Uhr (Mo-Do) Gur, Badenerstr. 274<br />

21.30 Uhr (So-Do) Jesch.Leze‘irim, Edenstr. 12<br />

21.45 Uhr (So-Do) IrG, Bejs Hamidrosch, freigutstr. 37<br />

22.00 Uhr (So-Do) agudas achim Erikastr. 8, Esras noschim<br />

vra hhj ‘p<br />

21. - 28. Cheschwan<br />

29. Oktober - 5. November<br />

11<br />

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okt.<br />

nov.<br />

29<br />

30<br />

31<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Cheschwan<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Fr. Schab. So. Mo-Fr. So.-Do. Fr.<br />

Eing/ Mincha Schach. Mincha Ausg. Schach. Schach. Mincha Maariv Eing./ Mincha<br />

Lichtz. Lichtz.<br />

Agudas Achim 17.54 18.05 8.30 17.10 19.00 800/30 6.45 12.45 17.50 16.<strong>43</strong> 16.55<br />

18.14 8.45 17.50 900/30 7.00/30 13.00 21.30 17.03<br />

usw. 800/30 17.05 2200/30<br />

IRG Zürich 17.55 17.55 7.30 17.35 19.00 7.00 6.15* 1240/1655 1900/2000 16.45 16.45<br />

8.30 8.00 7.00 abMi.1650 21.45<br />

Machsike Hadass ZH 17.54 18.15 9.00 17.45 19.00 8.00 7.00 17.10 17.50 16.<strong>43</strong> 17.05<br />

ICZ 17.55 17.55 9.00 17.55 19.00 8.45 7.00 18.15 16.45 16.45<br />

Bels 17.56 18.16 9.00 18.18 19.28 21.30 16.46 17.06<br />

Brunau 17.54 18.15 9.15 17.50 19.00 8.00 7.00 21.15 16.<strong>43</strong> 17.00<br />

Chabad 17.55 17.55 9.30 17.40 19.00 8.15 7.00 20.30 16.45 16.45<br />

Esra Chabad 17.55 9.30 19.00 16.45<br />

Gur 17.54 18.00 8.00 17.35 19.00 8.00 7.00 21.30 16.<strong>43</strong> 16.45<br />

Jeschiwa LeZe’irim 17.35 8.00 19.00 7.40 7.40 15.00 21.30 16.25<br />

Mendel-Heim 17.55 9.30 19.00 16.45<br />

Sichroin Moische 17.54 18.05 9.00 17.30 19.00 21.45 16.<strong>43</strong> 16.55<br />

Sikna 17.55 17.55 9.00 18.15 19.00 8.00 7.00 16.45 16.45<br />

Wollishofen 17.55 17.55 8.45 17.45 19.00 8.00 6.45 16.45 16.45<br />

Isr. Kultusgem. Baden 17.56 18.30 9.30 18.54 16.45 18.30<br />

IRG Basel 17.55 17.55 8.30 17.00 19.00 730/830 6.15** 17.00 19.45 16.45 16.45<br />

IGB Basel 18.00 18.00 8.30 18.20 19.00 7.45 7.05 17.00 16.45 16.45<br />

Machsike Hadass GE¨ 18.11 18.10 9.00 18.00 19.19 8.00 7.00 13.30 20.00 17.01 17.00<br />

Margoa Lengnau 17.55 8.30 19.00 16.45<br />

JG Luzern 18.00 18.00 8.30 16.25 19.01 7.45 7.45 17.00 16.50 16.50<br />

*ab Di.620 **ab Di.630<br />

Ruhiger, charedischer,<br />

alleinstehender Herr<br />

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So. Ende Sommerzeit 3.00<br />

Mo. hba ,hbg,<br />

Di.<br />

Mi.<br />

Do.<br />

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Für die vielen Briefe, e-mails,<br />

SMS, Fax und Telefonanrufe, die<br />

ich in den letzten schweren und so<br />

traurigen Wochen erhalten habe,<br />

möchte ich mich auf diesem Weg<br />

herzlich bedanken.<br />

Mögen wir uns nur noch auf Simches<br />

treffen.<br />

Mona Bollag<br />

Für unser Team suchen wir einen<br />

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p Jahresabschlüsse<br />

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Zürich. Owojs Ubonim. Wir freuen<br />

uns Ihnen mitzuteilen, dass owojs Ubonim<br />

diese Woche in der Erikastr. 8 um 20.15 Uhr<br />

Sommerzeit/ 19.15 Uhr Winterzeit beginnt.<br />

Zürich. TTV der IRG. Kommenden<br />

Sonntag 31.10 / 23. Cheschwan findet wieder<br />

der Geschichtsschiur von Herrn Ch. Grünfeld<br />

für Herren und Damen (getrennt) statt. thema:<br />

„<strong>Die</strong> Vefassung des talmud Bawli“. <strong>Die</strong><br />

Schiurim sind so ausgelegt, dass man praktisch<br />

jederzeit neu einsteigen kann. achtung: <strong>Die</strong>se<br />

Woche findet der Schiur im Saal der IRG statt<br />

Zürich.Gescher Ex Semmädchen.<br />

Wir freuen uns, Euch alle diesen Sonntag,<br />

31.okt. um 19:30 Uhr im Versammlungsraum<br />

der JSZ zu einem speziellen Programm und<br />

einem feinen nachtessen einzuladen. (Kosten<br />

3.-Sfr.).<br />

Zürich. Chevras Noschim. Sehr<br />

eindrücklich war der Schiur zum ersten Perek<br />

im Sefer Doniel. frau Hudy Weisz wird<br />

nächste Woche am Montag, den 1. nov. /24.<br />

Cheschwan ij“H damit fortfahren. Wir freuen<br />

uns über die gute Beteiligung! Bitte nehmen<br />

Sie ein T‘nach mit. Der Schiur findet um 19.45<br />

Uhr in der Kantine Brandschenkestr. statt.<br />

Tehillim Shiur in English for Women:<br />

tuesday, 2 november 20:15, by<br />

rappoport, rieterstrasse 37. Guests always<br />

welcome!<br />

Zürich. Meeting Point: rEaDY<br />

StEaDY CooK! Come and join us on<br />

tuesday, 2nd november at 8.15pm in the<br />

Kantine, Brandschenkesteig 14. Cost 7.-CHf.<br />

Looking forward to seeing you all!<br />

Zürich. Tehilim-Gruppe Kreis 4.<br />

Jom Kipur Koton Donnerstag, 4. november,<br />

9.00 Uhr bei rochel ollech, Brauerstr. 112.<br />

Basel. Aguda Frauen. am Sonntag<br />

abend 31. november, 23 Marcheschwan<br />

wird Herr S. Dzialoszynski um 20.15 Uhr im<br />

thannereck zu uns sprechen.<br />

Basel. Festanlass der Schomre<br />

Thora nun mit Oberrabbiner Goldschmidt<br />

von Moskau anlässlich ihres<br />

115-jährigen Bestehens wird die Schomre<br />

thora Basel s.G.w. am Sonntag, 7. november<br />

2010 um 18.00 Uhr einen grossen festanlass<br />

im Stadtcasino Basel durchführen. anstelle<br />

des bedauerlicherweise verhinderten französischen<br />

oberrabbiners Gilles Bernheim<br />

konnten wir oberrabbiner Pinchas Goldschmidt,<br />

Moskau, als festredner gewinnen.<br />

Der in der Schweiz geborene Pinchas<br />

Goldschmidt wurde zum oberrabbiner von<br />

Moskau ernannt. Er ist geistiges oberhaupt<br />

der Zentralen Synagoge Moskaus und Vorsitzender<br />

des rabbinischen Gerichts. rabbiner<br />

Goldschmidt gelang es, mit der Errichtung<br />

von Kindergarten, tagesschule, Hochschu-<br />

12<br />

Owois Ubonim in Zürich wird Bar<br />

Mitzwe, 13 Jahre alt. Was genau ist<br />

Owois Ubonim?<br />

<strong>Die</strong> Väter (owois) und die Söhne (Bonim)<br />

treffen sich am Moizoe Schabbos im Beis<br />

Medresch, um zusammen als Chawruses in<br />

einer ganz speziellen atmosphäre zu lernen.<br />

Richtet sich Owois Ubonim auch an<br />

jemanden, der sonst zuhause mit seinem<br />

Kind lernen würde?<br />

natürlich! Zuhause wird man einerseits<br />

abgelenkt, anderseits haben Kinder oft<br />

keine Lust den Schulstoff zu repetieren und<br />

wollen lieber mit den Geschwistern spielen.<br />

Bei owois Ubonim dagegen herrscht eine<br />

enorm gute Stimmung, der gewaltige Koil<br />

toiro verursacht eine wunderschöne und<br />

gehobene atmosphäre. Väter berichten uns<br />

immer wieder, dass dieses Lernen ihre Kinder<br />

die ganze Woche positiv beeinflusst.<br />

Wie sieht der Ablauf von Owois Ubonim<br />

aus?<br />

owois Ubonim dauert ca. eine Stunde. Zuerst<br />

wird zusammen gelernt. Es ist jedem Vater<br />

freigestellt, was er mit seinem Sohn lernen<br />

möchte. für die 1. und 2. Klasse besteht die<br />

Möglichkeit, in der zweiten Hälfte der Stunde<br />

einen interessanten und einfachen Schiur zu<br />

hören. In den letzten drei Minuten sagen alle<br />

zusammen zwei Kapitel tehilim. Danach<br />

gibt es für die Kinder eine kleine Belohnung.<br />

Wie sieht diese Belohnung aus?<br />

Erstens erhält jedes Kind einen kleinen<br />

„nasch“. Dazu werden Beteiligungs-Löösli<br />

und Pünktlichkeits-Löösli ausgeteilt, mit<br />

le, rabbinerseminar und Gassenküche eine<br />

Struktur in das Gemeindeleben zu bringen,<br />

Er ist auch politisch der repräsentant der<br />

russischen Judenheit. rabbiner Goldschmidt<br />

ist Vorsitzender des „Standing Committees“<br />

der Europäischen rabbinerkonferenz und<br />

wird zum thema „Giyurim – Übertritte: Segen<br />

oder fluch?“ sprechen. Er verfügt über eine<br />

herausragendes jüdisches und weltliches Wis-<br />

okug rfzk<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Owois uBonim<br />

Interview zu einer speziellen „Bar Mitzwe“<br />

Nachruf für unsere Mutter, Frau Mirjam<br />

Hausmann o’h, Zürich<br />

Drei Jahre vor Beginn des 2. Weltkriegs, als<br />

20-jähriges Mädchen, verliess unsere Mutter<br />

o’h das wohlbehütete, chassidische Elternhaus,<br />

ihre vertraute Umgebung und Heimat<br />

in Dubiezko, Polen, in richtung Zürich. Es<br />

war für sie ein schwieriges Unterfangen. Sich<br />

welchen jede Woche ein paar Kinder schöne<br />

Preise gewinnen können.<br />

Jedes Kind bekommt auch noch einen „owois<br />

Ubonim Pass“. Darauf wird vermerkt, an<br />

welchen Wochen man teilgenommen hat.<br />

Am Ende des Winters erhalten alle fleissigen<br />

teilnehmer einen schönen Preis.<br />

Für welche Kinder ist Owois Ubonim<br />

gedacht?<br />

für alle Schulkinder von der ersten Klasse<br />

bis und mit den Sekundarklassen, nur in Begleitung<br />

ihres Vaters, Grossvaters oder einer<br />

anderen erwachsenen Person. Cheider- und<br />

Kindergartenkinder sollten nicht mitgebracht<br />

werden. Es hat sich gezeigt, dass sie für dieses<br />

Programm noch zu jung sind. Viele rennen<br />

dann umher und lenken die älteren Kinder ab.<br />

Wann fängt Owois Ubonim wieder an?<br />

SG“w beginnen wir diesen Mozei Schabbes<br />

Parschas Chaiei Soro um 20.15 Uhr. <strong>Die</strong>se<br />

Saison wird ca. 4 Monate dauern. Zeit und ort<br />

des Lernens werden jede Woche via JüZ und<br />

Plakaten in den Botei Medroschim publiziert.<br />

Brauchen Sie freiwillige Helfer?<br />

Danke die nachfrage. Effektiv brauchen wir<br />

zusätzliche Kräfte. Einerseits um Vätern zu<br />

helfen, die mit mehreren Kindern zu owois<br />

Ubonim kommen, anderseits um bei organisation<br />

und ordnung mitzuhelfen. Interessenten<br />

sollten sich am besten beim Komitee melden.<br />

Vielen Dank den organisatoren, Simche<br />

Spielmann, nafti Wolgelernter und awrumi<br />

Scheiner für das aufschlussreiche Gespräch<br />

und weiterhin viel Hazloche.<br />

sen. Er ist im Besitz eines Masters of Science<br />

der John Hopkins University in Baltimore.<br />

für Unterhaltung sorgen zwei Künstler des<br />

teatro Dimitri. - Der Eintritt beträgt CHf<br />

40.-- pro Person, für Schüler und Studenten<br />

CHf 25.-- (inkl. Cocktailapéro). anmeldung<br />

bis spätestens 28. oktober 2010 bei: Dr. alain<br />

nordmann e-mail anordmann@gmx.net oder<br />

fax 061 261 97 95.<br />

in der neuen Heimat zurechtzufinden, war<br />

vielleicht noch schwieriger. aber die arbeit<br />

bei einer feinen, religiösen familie in Zürich<br />

erleichterte die Umstellung sehr.<br />

Wie kam es überhaupt dazu, dass meine Mutter<br />

in die Schweiz kam? <strong>Die</strong> besagte familie in<br />

Zürich hatte nach einer nachfolgerin für ihre<br />

langjährige Haushälterin gesucht, die heiraten<br />

wollte. ohne Zögern nannte sie den namen<br />

ihrer besten freundin in Dubiezko. Und so<br />

wurde meine Mutter wohl vom sicheren<br />

tod – wie all ihre in Polen verbliebenden


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

leser schreIben<br />

Ein Brief vom Himmel<br />

Liebe Kinder<br />

nun sind es doch schon drei Jahre her, seit<br />

ich diese Welt verlassen musste. Ich darf<br />

euch leider nicht erzählen wie es hier oben<br />

im Himmel ist, und auch nicht, warum das<br />

alles passieren musste.<br />

Es wurde mir jedoch erlaubt, ab und zu auf<br />

diese Welt hinunter zu schauen und was ich<br />

manchmal hier sehe, stimmt mich sehr traurig<br />

und erschwert meine arbeit hier oben ums<br />

Mehrfache.<br />

Da sehe ich Kinder, die nach dem turnen einfach<br />

über die Strasse rennen, anstatt 10 Meter<br />

weiter über den gelben-Streifen zu gehen.<br />

oder die anderen die den Brandschenkesteig<br />

als rennstrecke benützen und ohne nach links<br />

oder rechts zu schauen auf dem Velo in vollem<br />

Tempo über den gelben-Streifen „flitzen“.<br />

Und dann gibt es auch solche, die so vertieft<br />

sind in ihrem Gespräch, dass sie alles um sich<br />

herum vergessen und gedankenlos und ohne<br />

zu schauen die Strasse überqueren. Das nur<br />

als drei Beispiele von vielen…..<br />

nicht nur das: <strong>Die</strong> einen haben sogar unterschrieben,<br />

dass sie einen Helm tragen werden<br />

und jetzt drei Jahre danach ist alles vergessen?!<br />

aber es ist ja nicht nur eure Schuld: Eltern,<br />

rebbes und Lehrer sind ja eure Vorbilder. aber<br />

was muss ich da sehen: Da kommen Eltern,<br />

rebbes oder Lehrer und gehen mitten über<br />

die Strasse, manchmal sogar noch speziell vor<br />

euch Kindern anstatt ein paar Meter weiter zu<br />

gehen, was ihnen auch nicht schaden würde.<br />

Und das nur, weil sie der Meinung sind, dass<br />

sie in Eile oder schon soo alt sind!<br />

Lasst Euch nicht von ihnen beeinflussen<br />

und geht immer schön brav über den gelben<br />

Streifen auch wenn die „Vorbilder“ das aus<br />

welchem Grund auch immer nicht tun.<br />

familienangehörigen – verschont. Hier ist<br />

G’ttes führende Hand sichtbar.<br />

nach Kriegsende heiratete unsere Mutter<br />

unseren Vater, der in der Hölle von theresienstadt<br />

die Befreiung erlebte und vom roten<br />

Kreuz begleitet in die Schweiz einreisen<br />

durfte. „Vorübergehend“, denn das neu vermählte<br />

Paar wurde immer wieder von der<br />

fremdenpolizei gefragt; „wann fahren Sie<br />

(endlich) nach Palästina?“.<br />

Sie führten eine harmonische Ehe und es war<br />

ihnen vergönnt, drei Kinder zu haben und<br />

aufzuziehen.<br />

Einige Jahre nach dem tod unseres Vaters<br />

heiratete unsere Mutter wieder und verbrachte<br />

viele, zufriedene Jahre in antwerpen und<br />

13<br />

auch in dieser Jahreszeit<br />

ist es sehr<br />

wichtig, dass ihr für<br />

die anderen Verkehrsteilnehmer<br />

sichtbar seid. Deshalb<br />

solltet Ihr speziell<br />

auf dem Weg<br />

in den Kindergarten,<br />

Cheider, Schule oder<br />

Jeschiwe am Morgen<br />

aber auch abends auf<br />

dem nachhauseweg,<br />

wenn es dämmrig<br />

ist, wenigstens mit<br />

Licht fahren bzw.<br />

mit Leucht-Reflex-Streifen ausgestattet sein.<br />

Ich werde Euch weiter beobachten. Möge der<br />

teilweise auch in Zürich. nach dem tod ihres<br />

zweiten Mannes kehrte sie ganz nach Zürich<br />

zurück. Sie war ein gern gesehener Gast bei<br />

ihren Kindern in Zürich und antwerpen und<br />

liebte ihre Kinder und Enkel mit ganzem<br />

Herzen.<br />

So lange sie konnte, besuchte sie jeden Schabbos<br />

die nahe Synagoge in der Erikastrasse und<br />

die Schabbos-nachmittag-Vorträge. Sie liebte<br />

die natur sehr und konnte stundenlang - auch<br />

in hohem alter – auf dem Panoramaweg spazieren;<br />

am liebsten mit einer guten freundin,<br />

die im gleichen Haus wohnte.<br />

<strong>Die</strong> letzten zwei ihrer 94 Lebensjahre verbrachte<br />

sie im Hugo Mendelheim, wo sie<br />

noch einmal aufblühte und stets betonte, wie<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

riboinoi schel oilom Euch weiterhin beschützen.<br />

Eure Yedida Mosbacher<br />

sehr sie den Komfort und die guten <strong>Die</strong>nste<br />

des Heims schätze. Sie nahm aktiv an den<br />

Veranstaltungen teil und war gleichermassen<br />

beliebt bei Pensiorären und Personal, für die<br />

sie stets ein gutes Wort hatte. Sie war G’tt<br />

stets dankbar, dass sie auch im alter bei guter<br />

Gesundheit war.<br />

Während den letzten drei Monaten war sie auf<br />

volle Pflege angewiesen, die ihr das Personal<br />

in ganz liebevoller und professioneller Weise<br />

gab. Bis zuletzt war sie G’tt sei Dank von<br />

Schmerzen verschont und gab ihre Seele am<br />

5. oktober 2010/28. Cheschwan 5771 ihrem<br />

Schöpfer zurück. Möge ihr andenken allen<br />

zum Segen sein.<br />

Philipp Hausmann, Zürich


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Eine der torah- Grössen unserer Generation<br />

ist rabbi Jakow Galinsky. raw Jakow hat<br />

die Gabe des Sprechens, doch das ist nicht<br />

seine einzige Stärke. Er ist auch ein Meister<br />

in Chessed. raw Jakow erzählte über eine<br />

seiner unglaublichen Chessed taten, die<br />

wunderbare folgen hatte.<br />

Es begann alles in Sibirien, im berüchtigten<br />

eisigen Land, in das die Leute zur Strafe deportiert<br />

wurden. Sibirien war ein ort, an dem<br />

die religion gänzlich inexistent war,<br />

an dem man erbärmliche Mengen von<br />

Essen erhielt und an dem die Insassen<br />

bei temperaturen unter Minus schwere<br />

arbeit machen mussten nicht viele<br />

überlebten Sibiriern, raw Jakow war<br />

einer der Überlebenden.<br />

Während unzähligen tagen wurden die<br />

sibirischen Gefangenen gezwungen,<br />

Zwangsarbeit zu verrichten, während<br />

sie am Morgen nur eine tasse warmes<br />

Wasser erhielten und am abend einen<br />

teller Suppe. obwohl die Suppe<br />

nicht sättigte, belebte sie doch ihre<br />

hungernden Körper und jeder tropfen<br />

war kostbar.<br />

Eines tages bemerkte raw Ja’akow<br />

einen anderen Jehudi, dem noch keine<br />

arbeit zugeteilt worden war und der<br />

deshalb keine Suppe erhalten hatte. Er<br />

sah verzweifelt aus, als er den anderen<br />

Jehudim zusah, wie sie ihre Suppe<br />

assen. Der erbärmliche anblick des<br />

Mannes erweckte raw Jakow Mitleid.<br />

Er wollte eigentlich seine Suppe mit<br />

dem Mann teilen, doch es fiel ihm<br />

nicht einfach, da er wie die anderen<br />

nur wegen der Suppe überlebte. War<br />

er verpflichtet sein Essen mit einem<br />

anderen Menschen zu teilen?<br />

Doch, fragte die andere Stimme in ihm,<br />

wie konnte er dort sitzen und essen,<br />

während ein anderer Jehudi nichts<br />

hatte? Er leerte einen teil seiner Suppe<br />

in eine andere Schüssel und gab sie<br />

dem neuen Jehudi, den wir Schalom<br />

nennen wollen.<br />

Viele Jahre vergingen. Sibirien blieb kalt und<br />

unfreundlich, doch raw Jakow war schon<br />

nach Erez Israel gekommen. In jener Zeit<br />

brachte die regierung viele Immigranten<br />

aus sefardischen Ländern nach Erez Israel.<br />

<strong>Die</strong> Behörden hatten vor, sie zu Israelis zu<br />

machen, während sie ihnen gleichzeitig ihr<br />

Judentum wegnahmen.<br />

Damals schickte der Chason Isch Boten in<br />

die flüchtlingslager, um die Möglichkeit<br />

zu untersuchen, den Kindern eine fromme<br />

Erziehung zu geben. Wenn man sagt, dass<br />

diese Boten, unter ihnen raw Jakow, nicht<br />

freundlich begrüsst wurden, wäre dies eine<br />

Untertreibung. <strong>Die</strong> tore der Lager wurden<br />

14<br />

Suppe für die Neschama<br />

ihnen ins Gesicht geschlagen. als der Chason<br />

Isch dies hörte, sagte er; „So kriecht unter<br />

die Zäune.“<br />

Genau das machten die Männer. Sie gruben<br />

ein Loch unter den Zaun und krochen hinein.<br />

Drinnen versuchten sie, religiöse Immigranten<br />

zu finden. Doch sie wurden von den nicht<br />

frommen Betreuern gefunden, die sie aufforderten<br />

zu gehen. <strong>Die</strong> Betreuer sprachen zu<br />

den Eindringlingen in Jiddisch, da sie sicher<br />

waren, dass diese religiösen Männer n kein<br />

Iwrith sprachen. als sie jedoch bemerkten,<br />

dass sie auf Widerstand stiessen, hörten die<br />

Boten wie einer zu andern sagte; „Lasst sie in<br />

ruhe. Bald wird Schalom kommen. Er wird<br />

sich schon um sie kümmern.“<br />

Sobald raw Jakow den namen Schalom hörte,<br />

erinnerte er sich an den Schalom, mit dem<br />

er in Sibirien seine Suppe geteilt hatte. als<br />

Schalom endlich erschien, war er froh, dass<br />

es wirklich der selber Mann war.<br />

auch Schalom erkannte raw Jakow sofort.<br />

„Wie kann ich dir helfen?“ fragte er, nachdem<br />

sie sich begrüsst hatten. „Willst du, dass ich<br />

dir helfe, von hier hinaus zu kommen?“<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

„Ich brauche nicht deine Hilfe, um zu gehen“,<br />

antwortete raw Ja’akow.<br />

„Was brauchst du denn?“<br />

„Ich will, dass du herausfindest, wie viele<br />

Eltern im Lager daran interessiert sind, dass<br />

ihre Kinder eine torah-Erziehung erhalten.“<br />

Es war eine mutige Bitte. Schaloms erste<br />

reaktion war, sich zu weigern. Doch raw<br />

Jakow gab nicht auf. Und Schalom hatte<br />

kein gutes Gefühl dabei, jemandem etwas<br />

Raw Jakow Galinsky schlita wird bei der Kotel um Brachot gebeten<br />

(Foto: Yehuda Boltshauer/Kuvien Images)<br />

zu verweigern, der ihm so selbstlos in einem<br />

schwierigen Moment geholfen hatte. „Warte<br />

hier, bis die anderen Betreuer gegangen sind“,<br />

sagte er. „Ich werde es versuchen.“<br />

Schalom versuchte es und er hatte Erfolg.<br />

Er kam zurück und hatte eine Liste mit fünfundfünfzig<br />

namen von Eltern, die sich eine<br />

jüdische Erziehung für ihre Kinder wünschten.<br />

Viele dieser Kinder gingen schliesslich<br />

in eine der bekannten Jeschiwot und bauten<br />

torah-treue Häuser.<br />

Und das alles wegen einem teller Suppe. <strong>Die</strong><br />

Suppe hätte nahrung für den Körper sein<br />

sollen, doch schliesslich war sie nahrung<br />

für die Seele.


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Raw Schalom Eisen,<br />

Raw und More Zedek<br />

der Eida Hacharedit<br />

Niftar am 28. Cheschwan<br />

5748 (1987)<br />

Ein awrech fragte einst raw Schlomo Salman<br />

auerbach um rat, bei wem es sich für ihn<br />

lohnen würde, Schimusch in Halacha zu machen.<br />

raw Schlomo Salman antwortete ihm:<br />

„Geh zu raw Eisen. Er hat einen goldenen<br />

Mittelweg in diesen fragen!“<br />

raw Schalom wurde in Jeruschalajim ‚zwischen<br />

den Mauern’ im Jahr 5677 (1917)<br />

geboren. Er lernte in der talmud tora ‚Ez<br />

Chajim’ in der altstadt und setzte sein Lernen<br />

danach in der Jeschiwa Gedola ‚Ez Chajim’<br />

in Machane Jehuda fort. Dort lernte er unter<br />

raw Isser Salman Melzer, dem damaligen<br />

rosch Jeschiwa.<br />

raw Schalom widmete seine grossen Begabungen<br />

dem Lernen von praktischer Halacha.<br />

Er lernte während einigen Jahren mit raw<br />

Dow Elaserov, und zusammen gingen sie<br />

zum ‚teppliker raw’, raw Schimschon<br />

ahron Polonsky, um von ihm Semicha zu<br />

erhalten. <strong>Die</strong>ser war von ihrem Wissen auf<br />

dem Gebiet der Halacha begeistert. raw<br />

Schalom erhielt auch Semicha von raw Jossef<br />

Zwi Duschinsky. Zu jener Zeit begann er, mit<br />

raw Schlomo Salman auerbach Chawruta zu<br />

lernen. <strong>Die</strong>ses Chawruta- Lernen wurde dann<br />

während fünfzig Jahren fortgesetzt!<br />

raw Schalom Eisen machte Schimusch im<br />

Paskenen bei raw Selig reuwen Bengiss,<br />

leser schreIben<br />

Ein Dokument aus<br />

Graubünden<br />

an die regierung des Kanton Graubünden<br />

7000 Chur Datum des Poststempels<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Seit mehr als 50 Jahren verbringe ich meine<br />

Winterferien in arosa. Im Jahre 2003<br />

verschied die hoch betagte frau H. Levin,<br />

Seniorchefin des in jüdischen Kreisen weltbekannten<br />

und geschätzten Hotels Metropol<br />

in arosa. In ihren nachlass befand sich folgendes<br />

Dokument (Beglaubigte Kopie des<br />

originals liegt vor):<br />

absender: Zentralstelle für Kriegswirtschaft<br />

Graubünden<br />

Datum: Chur, 22. Juli 1942<br />

an: Molkerei Genossenschaft arosa<br />

Betrifft:Milchversorgung Hotel Metropol,<br />

arosa<br />

15<br />

der Gadol aw Bet Din der Eda Hacharedit.<br />

Er blieb während sieben Jahren an seiner<br />

Seite in seiner Wohnung in den ‚Bate neiten’<br />

text: Von zuständiger Seite wird uns berichtet,<br />

dass B. Levin, Hotel Metropol, die Milch<br />

von der Molkereigenossenschaft arosa und<br />

zwar aus dem Stall des Hof Maran, bezieht.<br />

Herr B. Levin soll angehalten werden, die<br />

Milch aus der Molkerei zu beziehen. Es ist<br />

nicht angängig, dass den Juden in der jetzigen<br />

Zeit solche Vorteile eingeräumt werden.<br />

Wir erwarten Ihren Bericht und begrüssen Sie<br />

Hochachtungsvoll<br />

Zentralstelle für Kriegswirtschaft Graubünden<br />

gez. Signorell<br />

Dazu einige Bemerkungen:<br />

1. Herr Levin musste zwingend Milch direkt<br />

aus dem Stall beziehen. orthodoxe Juden<br />

trinken nur Milch, welche unter aufsicht eines<br />

Juden gemolken wurde, um ganz sicher zu<br />

sein, dass nicht etwa Milch von Schweinen<br />

beigemischt wird. <strong>Die</strong>sen Umstand hätte die<br />

Zentralstelle für Kriegswirtschaft Graubünden<br />

mit etwas gutem Willen sehr leicht erfahren<br />

können.<br />

2. Herr Levin musste pro Liter Milch haargenau<br />

denselben Preis bezahlen, den er in der<br />

Molkerei auch bezahlt hätte, zuzüglich einer<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

.rtc rat ohase<br />

und lernte so den Weg in Hora’a. raw<br />

Selig reuwen Bengiss sagte einmal<br />

über ihn: „Er wird der More Zedek<br />

in Jeruschalajim sein!“ Er setzte raw<br />

Schalom als ersten raw im neuen,<br />

durch ihn erstellten Bet Hora’a der Eda<br />

Hacharedit ein.<br />

Der Brisker raw, raw Jitzchak Se’ew<br />

Soloviezik, schickte jeweils seine<br />

Kinder zu ihm, um ihm fragen über<br />

Halacha zu stellen.<br />

reb Schalom stellte in Mea Sche’arim<br />

die ‚Chewrat Jagdil tora’ auf, und erteilte<br />

dort täglich Schiurim in Halacha und<br />

in Gemara. Im Lauf der Jahre beendete<br />

er dort einige Male das ganze Schass!<br />

Zwischen raw Mordechai Chajim<br />

Slonim und reb Schalom bestand eine<br />

sehr enge freundschaft, und er wiederholte<br />

er vor ihm viele Male den ganzen<br />

rambam auswendig.<br />

als More Zedek der Eda Hacharedit<br />

wurde raw Schalom von allen teilen<br />

Klall Jisraels akzeptiert. Er galt auch<br />

als grösster Kenner in den Hilchot arba<br />

Minim, und hunderte Menschen standen<br />

jeweils in der reihe, um seine Meinung in<br />

dieser Angelegenheit zu hören. Er empfing<br />

stets jeden mit einem Lächeln.<br />

saftigen Pausschale pro Kanne. ausserdem<br />

musste er sich zu Unzeiten in den Stall begeben,<br />

dort lange ausharren, und kehrte müde<br />

und verschmutzt ins Hotel zurück. Es ging<br />

ihm also keineswegs um „solche Vorteile“.<br />

auch diese tatsachen hätten Signorell und<br />

Konsorten leicht erfahren können, aber eben,<br />

der gute Wille dazu fehlte.<br />

3. <strong>Die</strong> ganze zivilisierte Welt wusste bereits<br />

im Juli 1942 wie es mit den Juden im nazireich<br />

bestellt war. Bestimmt also auch die<br />

zivilisierten Damen und Herren in der Zentralstelle<br />

für Kriegswirtschaft Graubünden.<br />

Was sollte also die Bemerkung „es ist nicht<br />

angängig, dass den Juden in der jetzigen Zeit<br />

solche Vorteile eingeräumt werden“? Was für<br />

Vorteile genossen denn die Juden nach ansicht<br />

der Zentralstelle für Kriegswirtschaft Graubünden<br />

im Juli 1942? Was für Vorteile nahm<br />

sich Herr Levin heraus? Da herrschte in der<br />

Zentralstelle für Kriegswirtschaft Graubünden<br />

nicht nur bodenlose Dummheit, sondern auch<br />

noch Gemeinheit und blanker antisemitismus.<br />

4. abgesehen von der erfreulichen tatsache,<br />

dass die Zentralstelle für Kriegs-wirtschaft<br />

Graubünden im Juli 1942 keine grösseren


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Jom Kippur<br />

<strong>Die</strong> Mitzwot von Jom<br />

Kippur<br />

1) In der tora wurden zwei<br />

Mitzwot von Jom Kippur<br />

erwähnt: a) eine Mitzwat<br />

asse, an diesem tag vom<br />

ausführen jeglicher arbeit<br />

zu ruhen, und b) eine Mitzwat<br />

asse, vom Essen und<br />

trinken zu ruhen und an<br />

diesem tag nicht zu essen<br />

oder zu trinken.<br />

Verbotene Melachot am<br />

Jom Kippur<br />

2) Jede Melacha, die am<br />

Schabat verboten ist, wurde<br />

auch am Jom Kippur<br />

verboten. obwohl bei den<br />

verbotenen Melachot kein Unterschied zwischen<br />

Jom Kippur und Schabat besteht, gibt<br />

es in der Bestrafung für das Übertreten der<br />

Verbote einen Unterschied.<br />

Andere Innujim<br />

3) Wie schon erwähnt, sind Essen und trinken<br />

am Jom Kippur von der tora aus verboten<br />

worden. Im Bezug auf die anderen ‚Innujim’<br />

(Waschen, Salben, Schuhe anziehen etc.)<br />

sind sich die Posskim uneinig, ob sie von<br />

Sorgen hatte, ist obiges Schreiben an und<br />

für sich eine Lappalie. Bedenklich ist jedoch,<br />

dass weit ernstere und folgenschwerere<br />

Weisungen in der ganzen Eidgenossenschaft<br />

tagtäglich versendet wurden. (<strong>Die</strong> Verbrechen<br />

der fremdenpolizei, der Grenzorgane, des<br />

Justizdepartments usw. gehören nicht hierher).<br />

5. Mit der Behauptung, die Schweizer neutralität<br />

während dem zweiten Weltkrieg<br />

sei ein Verbrechen gewesen, haben gewisse<br />

führende jüdische Persönlichkeiten vermutlich<br />

so nicht ganz recht. <strong>Die</strong> Schweiz war<br />

auf gewohnt üblicher Weise, emsig darauf<br />

bedacht, ihre eigenen Vorteile wahrzunehmen.<br />

Seit 1950<br />

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16<br />

der tora oder von<br />

den rabanan aus<br />

verboten wurden.<br />

Das Essen am<br />

Erev Jom Kippur<br />

4) Es ist eine Mitzwa<br />

der tora, am<br />

Erev Jom Kippur<br />

zu essen und vermehrt<br />

zu speisen.<br />

Hinzufügen zur<br />

Heiligkeit<br />

5) Im Zusammenhang<br />

mit Jom Hakipurim<br />

fi nden wir<br />

eine spezielle Halacha:<br />

Es ist von der<br />

tora aus ein Gebot,<br />

zum Jom Kippur einen teil des Wochentags<br />

hinzuzufügen, sowohl beim Eintritt wie auch<br />

beim ausgang des tages. Das bedeutet, dass<br />

ein Mensch einige Zeit vor der Schki’a am<br />

Erev Jom Kippur mit dem Essen aufhört, und<br />

auch am Moza’ei Jom Kippur eine kurze Zeit<br />

nach nachteinbruch mit dem Essen wartet.<br />

NACH RAW J. J. NEUWIRTH t”yhka<br />

Ehre des Jom Kippur<br />

6) Chasal lehren, dass der Passuk „Likedosch<br />

Haschem Mechubad“ sich auf Jom Kippur<br />

<strong>Die</strong> Gesinnung, das Verhalten und die Handlungen<br />

von Schweizer Beamten, Behörden,<br />

Funktionären, Grenzsoldaten, Offi ziellen,<br />

organe, Politiker und Polizei gegenüber<br />

jüdische Mitmenschen waren aber zweifellos<br />

antisemitisch, unmenschlich und ganz gewiss<br />

verbrecherisch.<br />

Dem Vernehmen nach hat sich Signorell auch<br />

nach dem niedergang des tausend-jährigen<br />

reichs als übler antisemit hervorgetan. Er<br />

wurde sogar Jahrzehnte später, für seine<br />

Verdienste zur förderung des tourismus in<br />

Graubünden, geehrt! Es ist deshalb kaum<br />

anzunehmen, dass er oder sonst irgendjemand<br />

in der Zentralstelle für Kriegswirtschaft Grau-<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

bezieht, dass man diesen tag durch saubere<br />

Kleider und mit dem anzünden der Lichter<br />

ehrt, da man ihn nicht durch Essen und trinken<br />

ehren kann.<br />

Kidusch und Schehechejanu am Jom<br />

Kippur<br />

7) am Jom Kippur am abend wird kein<br />

Kidusch auf einen Becher Wein gesprochen,<br />

selbst wenn Jom Kippur auf Schabat fällt.<br />

Man spricht auch kein Schehechejanu auf<br />

den Becher, denn derjenige der Kiddusch<br />

macht, muss auch vom Becher trinken, und<br />

im selben Moment, in dem er Schehechejanu<br />

sagt, wurde der tag schon geheiligt und das<br />

trinken ist demnach verboten.<br />

Man soll auch nicht Kiddusch machen, mit<br />

der absicht, den Becher einem minderjährigen<br />

Kind zu geben, das den Wein trinken soll,<br />

denn es könnte sonst dazu kommen, dass das<br />

Kind diesen Brauch weiterführen wird, auch<br />

nachdem es schon gross geworden ist, und so<br />

am Jom Kippur trinken wird.<br />

Man spricht das ‚Schehechejanu’ ohne Becher<br />

Wein, und auch frauen sagen diese Bracha.<br />

<strong>Die</strong>jenigen, die die Bracha schon beim Lichterzünden<br />

gesprochen haben, sagen sie nicht<br />

nochmals beim Dawenen.<br />

am Moza’ei Jom Kippur wird über einen<br />

Becher Wein Hawdala gesprochen, denn alle<br />

Jamim towim und auch Jom Kippur, werden<br />

„Schabbatot von Haschem“ genannt.<br />

Suppenküchenchaos<br />

Wir sind alle hungrig nach etwas<br />

auf einer reise nach Israel hatte ich die<br />

Gelegenheit, einige Zeit in einer Suppenküche<br />

zu arbeiten. Ich schälte grosse Säcke<br />

mit Kartoffeln und füllte töpfe, die grösser<br />

waren als Babybadewannen. Ich fühlte grosse<br />

Befriedigung.<br />

als es Zeit war, das Mittagessen zu servieren,<br />

wurde ich in das „Esszimmer” versetzt, einen<br />

raum mit unzähligen, langen tischen und<br />

einer Menge hungriger Menschen. Es war<br />

meine aufgabe, den wartenden Menschen die<br />

bünden für das obige Schreiben gemassregelt<br />

wurde.<br />

Es würde mich indessen sehr interessieren<br />

zu erfahren, ob sich die gute Zentralstelle<br />

oder irgendeine andere Bündner Behörde<br />

wenigstens nach Kriegsende bei Herrn Levin<br />

entschuldigt hat.<br />

Mit freundlichen Grüssen,<br />

<strong>Die</strong>ser Brief entspricht meiner persönlichen<br />

Meinung. auf Wunsch der Herren E. und M.<br />

Levin habe ich ihn jedoch nicht abgeschickt.<br />

Mit der Publikation in dieser Zeitschrift waren<br />

sie freundlicherweise einverstanden.<br />

Felix Wolgelernter<br />

Serviertabletts mit dem Essen zu verteilen,<br />

während andere anstanden, um Essen für<br />

Schabbat nach Hause zu bringen.<br />

Es herrschte eine chaotische atmosphäre. Der<br />

Geruch von Huhn, reis, Kartoffeln und Salat<br />

vermischte sich mit der Hitze der Körper, die<br />

sich drängelten, um ihr Essen zu erhalten. Mir<br />

war aufgetragen worden, nur den Sitzenden<br />

tabletts zu geben. Es gab genügend freie<br />

Sitze, dafür viele hungrige Mägen und eine<br />

drängelnde Menge - und bald landete ein<br />

tablett mit Salat auf dem Kopf eines jungen


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Mädchens neben mir. <strong>Die</strong>ses Mädchen musste<br />

sich jetzt nicht nur schämen, weil sie Essen<br />

für ihre familie abholen musste, nun war auch<br />

noch ihr Haar voller Gurken und tomaten.<br />

tränen stiegen ihr in die augen, als ich ihr<br />

half, ihre Haare ein wenig zu reinigen.<br />

„Seh beseder, motek - es ist in ordnung,<br />

Schatz”, versicherte ich ihr. Doch das war nicht<br />

der fall. Meine nervosität<br />

wuchs, kroch meinen<br />

rücken hoch, umkreiste<br />

meine Schläfen und legte<br />

sich wie ein Schraubstock<br />

um meinen Hals.<br />

„Entschuldigung, es ist<br />

nicht fair! Sie haben dieser<br />

frau zwei tabletts mit Essen<br />

gegeben. Sie sitzt und<br />

isst, während wir stehen<br />

müssen und kein Essen<br />

bekommen", reklamierte<br />

eine kleine, ältere frau.<br />

„Sie haben an diesem tisch<br />

allen Leuten Essen gegeben<br />

und uns nicht, was ist das?"<br />

protestierte ein anderer<br />

Mann.<br />

Jedes Mal, wenn ein tablett<br />

zum Vorschein kam, streckten<br />

sich mir unzählige Hände<br />

entgegen. „Bitte setzen<br />

Sie sich, ich weiss, dass Sie<br />

warten, ich werde Ihnen<br />

Ihr Essen geben, sobald<br />

wie möglich. Ich tue mein<br />

Bestes, ” wiederholte ich<br />

immer wieder. Doch mein<br />

Bestes war nicht genug.<br />

<strong>Die</strong> rufe wurden lauter, das<br />

Drängeln stärker. Der Chef<br />

musste kommen und einen<br />

Streit schlichten.<br />

Ich erinnerte mich an die<br />

Geschichten, die meine<br />

Grossmutter mir erzählt<br />

hatte, wie die zivilisiertesten<br />

Männer sich während<br />

dem Krieg benahmen,<br />

wenn sie ein Stück Brot<br />

suchten. Hier sah ich die<br />

folgen von Hunger mit<br />

meinen eigenen augen.<br />

Viele dankten mir, als sie<br />

gingen. Eine frau lachte<br />

zusammen mit mir, als sie<br />

wartete. Wir stellten fest,<br />

dass Lachen das einzige<br />

war, das wir tun konnten.<br />

<strong>Die</strong> angst vor dem Hunger brachte uns alle<br />

ein wenig näher an den abgrund.<br />

Ich verliess die Suppenküche und fühlte mich<br />

ernüchtert und hilflos. Ich war nicht sicher, ob<br />

ich genug getan hatte, um zu helfen.<br />

an jenem Schabbat traf ich zwei der Stammgäste<br />

der Suppenküche an einem Schabbat-<br />

17<br />

tisch. am Sonntag traf ich einen weiteren<br />

auf der Strasse und später am selben abend<br />

bemerkte ich einen Mann auf dem Bus, dem<br />

ich Essen gegeben hatte. Warum sah ich all<br />

diese Leute?<br />

Würde jemand anderer diese Leute treffen, so<br />

hätte er keine ahnung, dass diese ihr tägliches<br />

Essen in einer Suppenküche holen müssen.<br />

Man konnte sich weder ihren Hunger noch ihre<br />

Verzweiflung vorstellen. Vielleicht war es die<br />

Botschaft, dass Hunger und Bedürfnisse sich<br />

in jeder Ecke verstecken. Wir können nicht<br />

wissen, wem das frühstück fehlt, oder wer<br />

nicht weiss, woher das Geld für die nächste<br />

Mahlzeit kommt.<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Was tun wir mit diesem Hunger? Drängeln<br />

wir oder vertrauen wir auf Haschem?<br />

Ich kam zum flughafen, um an einem der<br />

geschäftigsten reisetage des Jahres zurück<br />

nach Hause zu fliegen. Es herrschte ein<br />

heilloses Durcheinander. Man offerierte mir<br />

die Gelegenheit, meinen überbuchten flug<br />

aufzugeben und dafür gratis ein El-al ticket<br />

zu erhalten. Perfekt, nicht? Es gab<br />

nur einen Haken dabei: Ich musste<br />

mich um genau 12:15 am Check-<br />

In Schalter 79 melden, um mein<br />

Schicksal zu erfahren. Wenn ich<br />

meinen Platz aufgeben musste,<br />

so würde ich ein Hotelzimmer für<br />

die nacht erhalten samt Gratisbillet;<br />

wenn nicht, würde ich mich<br />

beeilen müssen, um meinen flug<br />

zu erreichen, bevor dieser abflog.<br />

Ich erreichte Schalter 79 um 12:13.<br />

Doch ich war nicht die Einzige.<br />

Eine Gruppe von ca. zehn Leuten<br />

stand beim Schalter. Ich konnte<br />

mich unmöglich rechtzeitig am<br />

Schalter melden. 12:15 kam und<br />

ging und ich hatte mich noch nicht<br />

vom Platz gerührt. Ich geriet in<br />

Panik. Was, wenn ich heute fliegen<br />

müsste? Würde das flugzeug ohne<br />

mich abfliegen? Was wenn ich erst<br />

morgen fliegen sollte, doch meinen<br />

Platz verloren hatte, da ich mich<br />

nicht rechtzeitig gemeldet hatte?!<br />

ICH MUSStE an DEn SCHaLtEr<br />

GELanGEn. JEtZt!<br />

Und dann verstand ich. Ich war<br />

hungrig. nicht nach Essen, sondern<br />

nach Sicherheit, gleich wie<br />

alle anderen in der reihe. Sie<br />

brauchten aufmerksamkeit, sie<br />

brauchten ein Billet. auch sie<br />

waren hungrig. <strong>Die</strong> frage war: Was<br />

,achen wir mit diesem Hunger?<br />

Drängeln wir oder vertrauen wir<br />

auf Haschem?<br />

als ich in der gedrängten Suppenküche<br />

stand, stand ich vor<br />

der Schwierigkeit, der wir jeden<br />

tag begegnen: wie wir mit unserem<br />

Hunger zurechtkommen.<br />

Einige von uns haben Glück. Wir<br />

haben nicht Hungernach Essen,<br />

Unterkunft oder Heilung; sondern<br />

nach Sicherheit, Liebe und<br />

anerkennung.<br />

Schlussendlich müssen wir alle<br />

beschliessen, was wir mit unserem<br />

Hunger machen, und versuchen,<br />

auf die anderen Personen aufmerksam zu<br />

werden, die in not sind. auch wenn wir<br />

nicht immer sehen können, wer was braucht,<br />

so haben wir doch manchmal das Glück ein<br />

„tablett“ weiter geben oder mit jemandem<br />

lachen zu können, während wir warten.<br />

P.S. Ich flog erst am nächsten Tag!


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Eine Hitzewelle hatte anipoli überwältigt. <strong>Die</strong><br />

Sonne schien mit aller Macht, ihre Strahlen<br />

verbrannten die Erde. So stark die Hitze auch<br />

am Morgen war, am nachmittag und abend<br />

war sie noch viel schlimmer; die Luft schien<br />

aus dem Inneren eines ofens zu kommen.<br />

<strong>Die</strong> zerbrochenen Ziegel, die als Dach der<br />

verlotterten Hütte dienten, in der reb Suscha,<br />

der heilige Zaddik wohnte, schienen die Hitze<br />

noch zu verstärken. Der Zaddik, der darin sass<br />

und torah lernte, beachtete die Hitze gar nicht,<br />

obwohl sie einem das atmen erschwerte. <strong>Die</strong><br />

Schweissperlen jedoch, die über seine Stirn<br />

rannten und dann auf das Sefer tropften,<br />

störten seine Gedanken.<br />

reb Suscha hatte keine<br />

andere Wahl, als vor der<br />

Hitze im Haus zu flüchten<br />

und unter ein paar Bäumen<br />

Schatten zu finden. Der<br />

Schatten war angenehm<br />

und in der Nähe floss sogar<br />

ein kleiner Bach. Er setzte<br />

sich auf einen kleinen Stein<br />

neben dem Wasser und<br />

lernte weiter. Er wiegte sich<br />

hin und zurück und vergass<br />

alle weltlichen Belange.<br />

Während reb Suscha dort<br />

in das Lernen vertieft sass,<br />

ging ein Mann zu den Bäumen<br />

und zum Zaddik hin.<br />

Sein aussehen war grob,<br />

ebenso sein Gesicht. <strong>Die</strong><br />

einfachen Einwohner von<br />

anipoli kannten ihn als<br />

einen der träger der Stadt,<br />

ein Mann, dessen taten<br />

und Lebensweise noch<br />

nie Ursache für Bewunderung<br />

gewesen waren. Er<br />

verbrachte seine tage auf<br />

dem Marktplatz zusammen<br />

mit nichtjüdischen Wagenlenkern<br />

und anderen<br />

ungebildeten Menschen.<br />

aus irgendeinem Grund<br />

war er heute ohne seinen<br />

langen Mantel unterwegs,<br />

der damals als typische,<br />

jüdische Kleidung galt. Er<br />

trug diesen Mantel immer,<br />

nicht aus frömmigkeit,<br />

sondern weil dieser ihn<br />

von den nichtjuden unterschied;<br />

ohne ihn würde<br />

er weniger verdienen.<br />

Unzählige, nichtjüdische<br />

träger arbeiteten auf dem Marktplatz und<br />

stritten sich um die wenigen Kunden. Ein<br />

Jude, der einen träger brauchte und einen<br />

anderen Juden dort sah, der durch den Mantel<br />

18<br />

Reb Suschas Zettel<br />

Für DIe kInDer<br />

erkennbar war, stellte immer ihn an. nun, ohne<br />

seinen Mantel, sah der Mann nicht anders als<br />

seine nichtjüdischen Kollegen aus.<br />

„rebbe, hilf mir!“ schrie er mit lauter Stimme,<br />

sobald er nahe genug beim Zaddik war.<br />

reb Suscha erzitterte voller Mitleid, als er<br />

einen Hilferuf hörte, und sprang von seinem<br />

Platz auf, um zu sehen, was los war.<br />

„<strong>Die</strong> führer der Kehilla sind alle <strong>Die</strong>be“,<br />

jammerte der träger laut. „Sie haben mir<br />

meinen Mantel gestohlen und behalten ihn,<br />

bis der rebbe bezeugt, dass ich meine taten<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

bereut habe und meine Sünden nicht wiederholen<br />

werde.“<br />

„Was meinst du?“ fragte der rebbe, verwundert<br />

über die Worte des Mannes.<br />

„Es ist so“, erklärte der Mann, „sie haben<br />

Lügen über mich erfunden und mich schuldig<br />

gesprochen. Sie sagten, als Strafe würden sie<br />

meinen Mantel nehmen. Ich müsse herumlaufen<br />

wie ein nichtjude, bis reb Suscha einen<br />

Zettel schreibe, in seiner eigenen Handschrift,<br />

dass ich teschuwa gemacht habe. Erst dann<br />

werde ich den Mantel zurück erhalten.“<br />

„nu?“ fragte der Zaddik, „hast du wirklich<br />

teschuwa gemacht, sodass ich bezeugen kann,<br />

dass das wahr ist und bitten kann, dass dir<br />

dein Mantel zurückgegeben wird?“<br />

„rebbe!“ schrie der Mann wütend und stampfte<br />

mit seinem fuss auf, „weshalb erniedrigst


Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Wir sehen in den Parschiot verschiedene<br />

Werke, die awraham awinu während seines<br />

ausgefüllten Lebens vollbracht hat. In den<br />

Midraschim können wir noch einiges mehr<br />

finden. Er führte Kriege, er beschäftigte sich<br />

mit ‚Kiruv’, er zertrümmerte Götzen, er wollte<br />

seinen Sohn auf dem Misbe’ach darbringen,<br />

er schloss Bündnisse mit verschiedenen Königen…<br />

<strong>Die</strong> Liste ist lang. Wahrscheinlich<br />

kümmerte er sich zwischendurch auch um<br />

seine Parnassa. Er eignete sich ja ein grosses<br />

Vermögen an!<br />

Sein Leben war ausgefüllt bis zum letzten<br />

tag. Was aber war die Hauptbeschäftigung<br />

in seinem Leben und wodurch waren seine<br />

tage wirklich so ausgefüllt?<br />

Ein Passuk in unserer Parscha gibt uns dazu<br />

einen Hinweis und Chasal erklären es uns<br />

in klaren Worten: „We’awraham saken ba<br />

baJamim – Und awraham war alt, er kam in<br />

die Tage.“ <strong>Die</strong>ser Passuk scheint überflüssig<br />

zu sein und verlangt nach einer Erklärung.<br />

Warum interessiert es uns, dass awraham alt<br />

war? Das kann ja jeder alleine ausrechnen.<br />

Und was heisst das überhaupt, dass er in die<br />

tage gekommen ist?<br />

Chasal erklären uns: „Seit den tagen unserer<br />

Stammväter hörten die Jeschiwot nicht auf!<br />

Denn so steht schon bei awraham awinu:<br />

„We’awraham saken Ba baJamim!“ Er war<br />

ein Saken und sass in der Jeschiwa!“<br />

Der ‚tora temima’ erklärt, dass der Passuk<br />

mit dem Begriff ‚Saken’ nie vom alter eines<br />

Menschen spricht. <strong>Die</strong> Gemara erklärt, dass<br />

dieses Wort ‚Saken’ als ‚Seh Kana Chochma<br />

– dieser hat Weisheit erworben’ steht.<br />

raw Epstein erklärt, dass man mit dieser<br />

Weisheit sicher nicht von der allgemeinen<br />

du dich und mischt dich in ihre Entscheidung<br />

ein? Bist du auf ihrer Seite? alles, was ich<br />

frage – nein, dich bitte – ist, dass du mir<br />

hilfst, meinen gestohlenen Mantel zurück<br />

zu erhalten.“<br />

trotz der Liebe, die der Zaddik für jeden<br />

Jehudi verspürte, eilte es ihm nicht, die Bitte<br />

des trägers zu erfüllen. Es wäre schade, eine<br />

Chance zu verpassen, einen Jehudi ein wenig<br />

näher zur teschuwa zu bringen, und dieser<br />

hier schien recht weit davon entfernt zu sein.<br />

also kehrte reb Suscha zu seinem Lernen<br />

zurück und nahm wieder das heilige Sefer<br />

in seine Hand.<br />

Der Mann schrie und protestierte weiter, doch<br />

es schien, als ob die ohren des rebbe plötzlich<br />

verschlossen waren, denn er antwortete nichts.<br />

Plötzlich war die Geduld des Mannes zu<br />

Ende. Er verlor die Kontrolle über sich und<br />

begann, den Zaddik anzuschreien. Er erhob<br />

seine Stimme und schrie: „nur ein Jehudi kann<br />

so gemein sein! Sogar der Priester hätte jetzt<br />

mit mir Mitleid gehabt und mir zugehört!“<br />

19<br />

Vater aller Jeschiwot<br />

gucav ,arp<br />

vra hhj 'p<br />

Lebensweisheit spricht, die ein Mensch im<br />

fortgeschrittenen alter besitzt. Denn jeder<br />

ältere Mensch besitzt Lebensweisheit und<br />

konnte viele Erfahrungen sammeln.<br />

Wenn bei einem bestimmten Menschen der<br />

titel Saken steht, weist das sicher nicht<br />

auf etwas hin, dass bei jedem zu finden ist.<br />

Vielmehr soll es die Weisheit der tora zum<br />

ausdruck bringen.<br />

Chasal nehmen es mit der Jeschiwa aber wörtlich!<br />

awraham awinu war „rosch Jeschiwa“<br />

und seit damals setzte sich die tradition oder<br />

besser gesagt, der Grundpfeiler von Klall<br />

Jisrael, fest!<br />

Was versteht man unter dem Begriff ‚rosch<br />

Jeschiwa’?<br />

Ein rosch Jeschiwa wollte einst seine Schüler<br />

dazu aufmuntern, früh ins Bet Hamidrasch zu<br />

kommen und mit lauter Stimme zu lernen. Er<br />

sagte seinen talmidim: „Ihr meint, dass ich<br />

der rosch Jeschiwa bin! Es gibt auch einen<br />

anderen rosch Jeschiwa, und der wird jeden<br />

tag von neuem bestimmt. Es ist derjenige<br />

Bachur, der als Erster im Bet Hamidrasch sitzt<br />

und seriös und laut lernt! Denn alle anderen<br />

Bachurim, die danach das Bet Hamidrasch<br />

betreten und ihn so sehen, werden sofort Lust<br />

bekommen, ihm nachzuahmen und auch seriös<br />

zu lernen! Er ist derjenige, der alle anderen<br />

als der rebbe hörte, dass diese schrecklichen<br />

Worte den Mund eines Jehudi verliessen,<br />

sprang er von seinem Platz auf, als hätte ihn<br />

eine Schlange gebissen, und schüttelte sich,<br />

bis er sein Gleichgewicht verlor.<br />

„oj, oj!“ rief nun der Zaddik verängstigt.<br />

„Wehe dem Kopf von Suscha. Suscha hat<br />

verursacht, dass ein Jehudi solch schreckliche,<br />

verbotene Worte sagt. Wehe Suscha!<br />

Wehe! Wehe!“<br />

ausser sich begann der Zaddik hin und her<br />

zu laufen. Seine Hände waren fest ineinander<br />

geklammert und tränen liefen ihm übers<br />

Gesicht. Er weinte laut. In seiner Verstörung<br />

stolperte er über einen Baumstamm und fiel<br />

in den Bach.<br />

Das war ein schockierender anblick für den<br />

träger. Der Zaddik ertrank im Wasser und<br />

es war seine Schuld! Vielleicht würde der<br />

rebbe sterben!<br />

Der Mann begann um Hilfe zu rufen. Verschiedene<br />

Menschen hörten ihn und kamen<br />

angerannt. als sie sahen, wie der Zaddik<br />

<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

Bachurim zum Lernen bringt!“<br />

Der ‚Hafla’a’ erklärt in seinem Sefer ‚Panim<br />

Jafot’, wie ein rosch Jeschiwa seine Grösse<br />

erreicht, und was die aussergewöhnliche Grösse<br />

von awraham awinu war. Er erklärt, dass<br />

die tora bekanntlich nicht mit den anderen<br />

Weisheiten vergleichbar ist. Sie kann deshalb<br />

nicht einfach auf normale Weise einer anderen<br />

Person weitergegeben werden. Man braucht<br />

dazu ‚Sijata Dischmaja’, Haschems Hilfe.<br />

Haschem hat es so gewollt, dass tora nur durch<br />

einen Lehrer weitergegeben werden kann.<br />

Denn Haschem gibt ‚Chochma – Weisheit<br />

der tora’ nur durch den Lehrer einem Schüler<br />

weiter. Wenn Hkb“H nun einem bestimmten<br />

Menschen einen speziellen anteil an der<br />

tora geben möchte, dann erhält sein Lehrer<br />

diese Weisheit und kann sie seinem Schüler<br />

weitergeben. Ein Lehrer erhält demnach ein<br />

aussergewöhnliches Geschenk G“ttes, dass<br />

er die Weisheiten aller seiner Schüler erhält,<br />

sodass er sie dann weitergeben kann.<br />

Ein rosch Jeschiwa ist also derjenige, der<br />

diesen grossen Verdienst hat und den anteil<br />

all seiner Schüler an der tora, überliefert<br />

erhält und ist demnach auch ein sehr weiser<br />

Mann! ‚Seh Kana Chochma!’<br />

nun können wir uns die Grösse von awraham<br />

awinu, und auch von Jizchak und Ja’akow’<br />

besser vorstellen! Sie besassen die Chochma<br />

all ihrer talmidim, die nach ihnen kamen, denn<br />

sie lehrten den ganzen Klall Jisrael!<br />

Das sagt uns der Passuk: „Und awraham<br />

war ein Weiser, der seine tage mit sich mitbrachte“!<br />

Er hatte seine tage mit Weisheit<br />

ausgefüllt, denn er sass sein Leben lang in der<br />

Jeschiwa, in der er seine Schüler unterrichtete!<br />

Ch. B.<br />

mit der Strömung kämpfte, sprangen sie in<br />

das Wasser und retteten ihn. Sanft legten sie<br />

ihn auf den Boden und belebten ihn wieder.<br />

nachdem er sich ein wenig von seinem Sturz<br />

erholt hatte, trugen sie ihn nach Hause.<br />

als der träger das Chaos rund um den rebbe<br />

sah, begann er um sein Leben zu fürchten.<br />

Er wollte nicht, dass seine rolle beim Sturz<br />

des Zaddiks bekannt wurde, da er eine Strafe<br />

fürchtete. ohne, dass jemand es merkte,<br />

schlich er sich fort und versteckte sich hinter<br />

einem grossen Gebüsch.<br />

als er In seinem Versteck sah, wie sich das<br />

ganze Ereignis abspielte, wurde der Mann<br />

plötzlich von starker reue erfasst. Was hatte<br />

er verursacht! Der Zaddik war über seine<br />

Worte so entsetzt gewesen, dass er fast sein<br />

Leben verloren hatte. noch nie zuvor hatte<br />

er solche frömmigkeit gesehen.<br />

tränen stiegen ihm in die augen. Wann hatte<br />

er das letzte Mal geweint? Wer konnte sich<br />

erinnern? Er wusste jedoch ganz sicher, dass<br />

er noch nie solche tränen vergossen hatte,


<strong>Die</strong> JüDische <strong>Zeitung</strong><br />

wie jetzt. Sie entsprangen den verborgensten<br />

tiefen seiner Seele; reue stieg in ihm auf und<br />

erfüllte ihn, bis er dachte, er würde ersticken.<br />

reb Suscha lag im Bett, bleich und nass. Er atmete<br />

schwer. „Wehe mir Suscha! Wie konntest<br />

du so etwas tun?“ wies er sich zurecht. „Wie<br />

konnte Suscha verursachen, dass ein anderer<br />

Jehudi solch schreckliche Worte aussprach?“<br />

Langsam beruhigten sich alle. als sie sahen,<br />

dass der rebbe sicher in seinem Bett lag und<br />

sich erholte, begannen die Menschen nach<br />

Hause zu gehen. Bald war reb Suscha alleine.<br />

Erst da kam der träger aus seinem Versteck<br />

hervor. Er eilte zum Zaddik und weinte:<br />

„rebbe, bitte sag mir, wie ich für meine vielen<br />

Sünden teschuwa machen kann. Ich ertrinke<br />

in meinen Sünden. Sie türmen sich bis zum<br />

Himmel. Bitte rebbe, habe Mitleid mit mir.<br />

Zeig mir, wie ich teschuwa machen und mich<br />

von all meinen Unreinheiten reinigen kann.“<br />

„Mein lieber Mann“, antwortete der Zaddik<br />

sorgenvoll, „du selber hast mir gesagt, dass<br />

du den Mantel willst und nicht teschuwa.“<br />

„nein, rebbe, nein“, antwortete der Mann<br />

unter tränen, „vergiss den Mantel und lehre<br />

mich, wie man teschuwa macht.“<br />

Sofort sprang reb Suscha aus seinem Bett.<br />

Hoffnung leuchtete in seinen augen auf. Der<br />

Mann schien es ernst zu meinen.<br />

„Weisst du, was teschuwa bedeutet?“ fragte<br />

der Zaddik eindringlich. „Es bedeutet, zu<br />

Haschem zurückzukehren. Es bedeutet unsere<br />

Seele von ihren flecken zu reinigen, von<br />

Sünden zu säubern. Dann wenn die Seele rein<br />

und klar ist, dann muss man sich unserem<br />

Vater im Himmel nähern.“<br />

„Ja rebbe“, sagte der Mann eifrig, „das ist<br />

genau, was ich meine.“<br />

„Doch um das zu machen“, erklärte reb Suscha,<br />

„muss man zuerst seine Sünden erkennen,<br />

sie zugeben und bereuen. Erst danach kann<br />

man den rest der teschuwa lernen.“ Der<br />

Zaddik blickte den Mann lange an, bevor er<br />

sagte: „Du hast mir vorhin gesagt, dass du<br />

sündenfrei bist, dass alle anschuldigungen<br />

erlogen sind.“<br />

„Ich gestehe“, schluchzte der träger, jetzt<br />

voller reue, „ich gestehe, heiliger rebbe, dass<br />

ich ein Sünder bin und Schlechtes getan habe.<br />

Ich habe gesündigt, ich habe viel gesündigt.“<br />

„ah“, sagte der rebbe, „dann bist du gleich<br />

wie Suscha. Ich bin gleich wie du, ein Sünder<br />

und voller awerot. Komm, lass uns zusammen<br />

teschuwa machen.“<br />

Der Zaddik warf sich auf den Boden und der<br />

träger machte es wie er. <strong>Die</strong> beiden sassen<br />

dort und weinten und machten teschuwa, bis<br />

es dunkel wurde.<br />

Der Mann rührte sich nicht vom fleck, bis er<br />

einen Zettel von reb Suscha erhalten hatte,<br />

dass er wirklich teschuwa gemacht hatte und<br />

zu Haschem zurückgekehrt war.<br />

Seit jenem tag suchte sich der träger einen<br />

Platz im Bet Hamidrasch.<br />

So gross war die teschuwa, die reb Suscha<br />

von anipoli lehrte.<br />

20<br />

Nr. <strong>43</strong>, 21. Cheschwan 5771 / 29. Oktober 2010<br />

Ein Midrosch zur Haftoro<br />

Und Adoinijo ben Chagis erhob sich, indem er sagte, dass er als König regieren<br />

werde. Er machte sich Wagen mit Reiter und 50 Männer rannten vor ihm her.<br />

Sagt Raw Jehudo im Namen von Raw: „Das lehrt uns, dass er die Krone anziehen<br />

wollte, sie ihm jedoch nicht passte. Er konnte sie einfach nicht anziehen, da das<br />

goldene Szepter darin war, von einer Seite bis zu anderen Seite. So konnte sie nur<br />

von jemandem aufgesetzt werden, der eine Vertiefung auf seinem Kopfe hatte.<br />

<strong>Die</strong>s ist ein Zeugniss für die Abstammung des Hauses Dovids; wer geeignet ist<br />

zu regieren, dem passt die Krone und sonst nicht.

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