baby&co 05/2022

Mit dem Stillen beginnt eine wunderbare Zeit, in der Mutter
und Kind sehr eng miteinander verbunden sind. Ein Baby sechs
Monate lang ausschließlich durch die Kraft des eigenen Körpers
zu ernähren, gehört zu den ganz besonderen Erfahrungen
im Leben. Für stillende Mütter stellt sich dabei immer wieder
eine Frage: „Bekommt mein Kind durch meine Milch auch
wirklich alles, was es für ein gesundes Wachstum braucht?“
DIE MILCH PASST SICH AN
Die Antwort darauf ist zum Glück beruhigend einfach: Ja, denn
Muttermilch enthält in jeder Wachs tumsphase den optimalen
Nährstoffmix. Die Vormilch ent hält zum Beispiel im Vergleich
zur reifen Muttermilch mehr Proteine und Mineralien, weniger
Fett, jedoch mehr fettlösliche Vitamine und Immunglobulin A,
das die Darmwand auskleidet und schützt. Die grundlegende
Zusammensetzung der Muttermilch ist relativ unabhängig von
der Ernährung. Für das Kind ausreichende Men gen an Eiweiß,
Milchzucker, Immunstoffen und wichtigen Mineralstoffen wie
Kalzium und Eisen werden durch den Blutkreislauf zu den
Milchdrüsen transportiert und gehen dort in die Milch über.
Völlig unwichtig ist die Nahrungsmittelauswahl damit aber
natürlich nicht. Ein abwechslungsreicher Ernährungsplan
macht sich besonders im Vitamingehalt der Milch bemerkbar.
Dabei gilt: Von nichts kommt nicht viel. Ähnliches gilt
für Jod und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die beide für
die Gehirnentwicklung des Kindes wichtig sind.
Es lohnt sich also, auf eine gesunde Lebensmittelauswahl zu
achten. Nur sie ist außerdem eine Garantie dafür, dass das Kind
nicht etwa auf Kosten der Mutter so prächtig gedeiht. Schließlich
braucht auch ihr Körper gesunde Nährstoffe. Eine vielseitige
Ernährung hat aber noch weitere Vorteile: „Wer in der Stillzeit
abwechslungsreich isst, sorgt nicht nur für eine Muttermilch,
die reich an lebensnotwendigen Mineralstoffen, Vitaminen und
Fettsäuren ist, sondern prägt auch den Geschmack des Kindes“,
sagt Ernährungswissenschaftlerin und Fachbuchautorin Anne
Iburg (Mama-Food – die beste Ernährung in Schwangerschaft
und Stillzeit, Trias). Denn auch Ge schmacks stoffe gelangen
über den Blutkreislauf in die Milch.
Der optimale Speiseplan für Stillende ist deshalb möglichst
bunt gemischt: Viel frisches Obst und Gemüse, Getreide- und
Milchprodukte, hochwertige Fette, ab und zu Fleisch sowie
ein- bis zweimal in der Woche Seefisch für die ausreichende
Versorgung mit Jod und wichtigen Omega-3-Fettsäuren – damit
legen Mütter den Grundstein für eine unbeschwerte Still-
WER STILLT, SOLLTE
VIEL TRINKEN
Stillende Mütter brauchen selbst reichlich Flüssigkeit
Während des Stillens benötigt der Körper viel Flüssigkeit,
mindestens zwei Liter pro Tag. Damit das Trinken
im Alltag mit einem Säugling nicht untergeht, gehört zu
jeder Stillmahlzeit des Babys auch ein Getränk für die
Mutter – stellen Sie es sich in Griffweite!
Am besten geeignet sind Wasser und koffeinfreie Tees.
Schorlen aus Mineralwasser und Frucht- oder Gemüsesäften
sorgen für Abwechslung und Vitamine. Wer
gerne Kaffee oder schwarzen Tee trinkt, sollte seinen
Konsum auf maximal zwei bis drei Tassen beschränken.
Der beste Zeitpunkt für den Genuss ist direkt nach
dem Stillen, dann ist das Koffein bis zum nächsten Stillen
größtenteils wieder aus der Milch verschwunden.
Salbei- und Pfefferminztee gelten als Milchhemmer.
Sie werden deshalb oft beim Abstillen eingesetzt. Dass
spezielle Kräuter-Tee-Mischungen die Milchbildung
anregen, ist dagegen wissenschaftlich nicht bewiesen.
20 BABY&CO 05/2022