Broschüre Straße der kasbahs
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Die <strong>Straße</strong><br />
KasbahS<br />
<strong>der</strong> 1 000
Vorwort<br />
Willkommen<br />
in Südmarokko!<br />
Wie eine unüberwindbare Barriere teilt <strong>der</strong> Hohe Atlas das<br />
Land. Im Norden erstrecken sich die fruchtbaren Hochebenen<br />
und Täler. Auf <strong>der</strong> südlichen Seite des Hohen Atlas<br />
beginnt <strong>der</strong> aride, aber auch landschaftlich spektakulärere<br />
Teil Marokkos. Hier befinden sich mit dem Toubkal die<br />
höchsten Berge und mit <strong>der</strong> Todra- und Dades-Schlucht<br />
die tiefsten Canyons Nordafrikas. Es ist das Land <strong>der</strong><br />
Nomaden, <strong>der</strong> Stein- und Sandwüsten und unzähliger<br />
Lehmburgen. Diese ockerfarbenen Zitadellen werden in<br />
Marokko Kasbahs genannt. Sie konnten früher hun<strong>der</strong>te<br />
Menschen beherbergen o<strong>der</strong> ihnen im Verteidigungsfalle<br />
Schutz bieten. Heute ziehen die extravaganten Bauwerke,<br />
die meist erhaben auf kargen Hügeln thronen, von weitem<br />
die Blicke <strong>der</strong> Besucher auf sich. Dabei fügen sich diese<br />
aus Holz, Lehm und Stroh erbauten Wohnburgen perfekt<br />
in die wun<strong>der</strong>schönen Landschaftsbil<strong>der</strong> Südmarokkos<br />
ein. Über Jahrhun<strong>der</strong>te prägten sie das soziale Leben <strong>der</strong><br />
sesshaften Bergbewohner, <strong>der</strong>en Gastfreundschaft, Geselligkeit<br />
und menschliche Wärme von einer Generation an<br />
die nächste weitergegeben wurden.<br />
Eingebettet zwischen den schneebedeckten Gipfeln des<br />
Hohen Atlas und <strong>der</strong> schroffen Mondlandschaft des Jbel<br />
Saghro erstreckt sich ihre Heimat von den Palmoasen des<br />
Tafilalet bis zu den pittoresken Dörfern des Drâa-Tals.<br />
Mittendurch verläuft die legendäre <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> 1000 Kasbahs.<br />
Sie zählt zu den schönsten Strecken weltweit. Ein<br />
landschaftliches Highlight folgt dem nächsten. Diesen Teil<br />
Marokkos möchten wir Ihnen mit dieser <strong>Broschüre</strong> vorstellen.<br />
Folgen Sie uns auf <strong>der</strong> <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> 1000 Kasbahs durch<br />
Südmarokko!<br />
Ihr Team des Marokkanischen Fremdenverkehrsamtes<br />
2
Inhalt<br />
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS ............................................... 10<br />
Ouarzazate ..................................................................... 12<br />
Aït Benhaddou ............................................................... 14<br />
Skoura ............................................................................ 18<br />
Kelâa M’Gouna – Tal <strong>der</strong> Rosen..................................... 19<br />
Dades-Schlucht .............................................................. 20<br />
Von Schlucht zu Schlucht .............................................. 22<br />
Imilchil .......................................................................... 23<br />
Todra-Schlucht – Tinghir ............................................... 25<br />
DAS TAFILALET ......................................................................... 26<br />
Errachidia – Meski ......................................................... 28<br />
Erfoud – Jorf .................................................................. 29<br />
Rissani ........................................................................... 30<br />
Merzouga ....................................................................... 32<br />
Erg Chebbi ...................................................................... 33<br />
Taouz ............................................................................. 35<br />
Jbel Saghro .................................................................... 36<br />
Nkob .............................................................................. 37<br />
DAS DRÂA-TAL ......................................................................... 38<br />
Tamnougalt .................................................................... 40<br />
Zagora ............................................................................ 42<br />
Tamegroute .................................................................... 43<br />
M’Hamid El Ghizlane – Erg Chegaga ........................... 44<br />
Lac Iriqui – Foum Zguid ............................................... 45<br />
.<br />
EXKURSE<br />
Zeitreise duch Südmarokko ........................................ 8<br />
Kosmos Tichka ......................................................... 16<br />
Taznakht – Stadt <strong>der</strong> Teppiche .................................. 46<br />
INFOS STRASSE DER 1000 KASBAHS, MAROKKO<br />
Die Highlights Südmarokkos ........................................... 6<br />
Museen .......................................................................... 48<br />
Veranstaltungen ............................................................. 49<br />
Gut zu wissen ................................................................. 50<br />
Karte Marokko ............................................................... 51<br />
RUBRIKEN<br />
Vorwort ............................................................................ 2<br />
Impressum, Fotovermerke ............................................... 5<br />
3
Inhalt<br />
10 DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Wie die Route 66 in den USA<br />
gehört auch die <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> 1000<br />
Kasbahs zu den legendären<br />
Strecken <strong>der</strong> Welt.<br />
EXKURSE<br />
Interessante Hintergrundinformationen<br />
über<br />
Südmarokko.<br />
38 DAS DRÂA-TAL<br />
Warum zieht es so viele Filmschaffende ins<br />
Drâa-Tal? Vielleicht sollte man mal Bernardo<br />
Bertolucci fragen, <strong>der</strong> hier etliche Szenen seines<br />
Epos' „Himmel über <strong>der</strong> Wüste“ gedreht hat.<br />
26 DAS TAFILALET<br />
Ob ein Bummel durch die alte Karawanenstadt<br />
Rissani, die Wiege <strong>der</strong> Alaouiten-Dynastie, o<strong>der</strong><br />
ein Flug mit dem Heißluftballon über den Erg<br />
Chebbi – das Tafilalet lockt mit Abenteuertouren<br />
und viel Kultur.<br />
4
Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt<br />
www.visitmorocco.com<br />
KONZEPT, LAYOUT, REDAKTION, BILDREDAKTION,<br />
HERSTELLUNG<br />
ADIEU TRISTESSE Verlag, Berlin<br />
REDAKTION / LEKTORAT<br />
Corinne Vastel (V.i.S.d.P.)<br />
Klaus Kopelkert<br />
Willy Vlodaceck<br />
Sven Kämmerer<br />
Eva Harker (Lektorat)<br />
Nachdruck, Übersetzungen und Auszüge nur mit<br />
ausdrücklicher Genehmigung des Verlages und mit<br />
voller Quellenangabe. Alle Rechte vorbehalten.<br />
© by ADIEU TRISTESSE Verlag Berlin<br />
Gerichtsstand: Berlin<br />
Fotovermerke<br />
(nach Seiten, Anordnung im Layout: l.: links, r.: rechts, M.: Mitte, o.: oben, u.: unten)<br />
Titelseite und 2/3: Jose Ignacio Soto; 5: fertatay/Adobe Stock; 10/11: Curioso.Photography/Adobe Stock;<br />
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Charton; 49 (alle): Fotorechte bei den jeweiligen Veranstaltern. Alle an<strong>der</strong>e Fotos: ADIEU TRISTESSE<br />
Verlag Bildarchiv.<br />
5
Die Highlights Südmarokkos<br />
Aït Benhaddou<br />
Dades-Schlucht<br />
Kelâa m’Gouna<br />
Ouarzazate<br />
Todra-Schlucht<br />
Skoura<br />
Boumalne Dades<br />
Laâyoune<br />
Taznakht<br />
Dakhla<br />
6<br />
Lagouira
Imilchil<br />
Tanger<br />
Asilah<br />
Tetouan<br />
El Jebha<br />
Al Hoceima<br />
Ziz-Tal<br />
Chefchaouen<br />
Saidia<br />
RABAT<br />
Fes<br />
Oujda<br />
Casablanca<br />
Meknes<br />
Oualidia<br />
El Jadida<br />
Mittlerer Atlas<br />
Errachidia<br />
Rissani<br />
Essaouira<br />
Marrakesch<br />
Hoher Atlas<br />
Erfoud<br />
Meski<br />
Agadir<br />
Legzira<br />
Sidi Ifni<br />
Taroudant<br />
Anti-Atlas<br />
Tafraoute<br />
Tinghir<br />
Guelmim<br />
Jbel Saghro<br />
Tamegroute<br />
Merzouga - Erg Chebbi<br />
Lac Iriqui<br />
M’Hamid - Erg Chegaga<br />
Zagora<br />
Foum Zguid<br />
7
Zeitreise durch Südmarokko<br />
Südmarokko lag einst unter dem Meer. Im frühen Mittelalter kontrollierte das sagenumwobene Sijilmassa den<br />
wichtigen Karawanenhandel zwischen Timbuktu und den Häfen des Mittelmeers. Heute befindet sich in Ouarzazate<br />
<strong>der</strong> größte Solarpark <strong>der</strong> Welt. Die wechselhafte Geschichte Südmarokkos im Zeitraffer.<br />
8
Vor 550 Mio. J.<br />
Paläozoikum<br />
Fossilienfunde im<br />
Tafilalet belegen, dass <strong>der</strong><br />
Südosten Marokkos unter<br />
dem Meer lag.<br />
758 Sijilmassa<br />
Sie war die erste große<br />
islamische Stadt Marokkos<br />
und bedeuten<strong>der</strong><br />
Etappenort für den Karawanenhandel<br />
zwischen<br />
Timbuktu und den Mittelmeerhäfen.<br />
Sijilmassa ist<br />
auf je<strong>der</strong> alten Landkarte<br />
verzeichnet.<br />
1069 Almoraviden<br />
Die aus dem Süden<br />
stammende Dynastie <strong>der</strong><br />
Almoraviden übernimmt<br />
die Herrschaft und macht<br />
Marrakesch zur Hauptstadt.<br />
Sie hinterlassen<br />
raffinierte Brunnensysteme,<br />
ein Kanalisationsnetz,<br />
Palmenhaine, Gärten und<br />
Obstplantagen.<br />
1147 Almohaden<br />
Die Almohaden nehmen<br />
Marrakesch ein. Sie<br />
vergrößern die Festungsmauern,<br />
errichten das<br />
erste Krankenhaus <strong>der</strong><br />
Stadt und bauen die Kasbah.1158<br />
beginnt <strong>der</strong> Bau<br />
<strong>der</strong> Koutoubia-Moschee.<br />
1554 Saadier<br />
Die aus <strong>der</strong> Souss-Region<br />
stammenden Saadier<br />
erobern die Stadt und<br />
machen Marrakesch<br />
wie<strong>der</strong> zur Hauptstadt.<br />
Die Stadt wird restauriert.<br />
Es entstehen prächtige<br />
Bauwerke wie <strong>der</strong> El Badi-<br />
Palast und eindrucksvolle<br />
Nekropolen.<br />
7000–3000 v. Chr.<br />
Jungsteinzeit<br />
Die Menschen <strong>der</strong> Jungsteinzeit<br />
lebten in Südmarokko<br />
in einer Savanne.<br />
Sie waren sesshaft und<br />
kannten landwirtschaftliche<br />
Techniken. Davon<br />
zeugen die Gravuren von<br />
Aït Ouazik, 120 Kilometer<br />
nordöstlich von Zagora.<br />
789 Gründung<br />
Marokkos<br />
Die Idrissiden bilden die<br />
erste Königsdynastie<br />
Marokkos. Unter Idriss I.<br />
entsteht in Marokko einer<br />
<strong>der</strong> ersten islamischen<br />
Staaten.<br />
11 Jh. Aït Benhaddou<br />
Die ältesten Gebäude <strong>der</strong><br />
berühmtesten Kasbah<br />
Marokkos stammen aus<br />
dem 11. Jahrhun<strong>der</strong>t. Aït<br />
Benhaddou war vermutlich<br />
einer von zahlreichen<br />
Handelsposten auf <strong>der</strong><br />
Karawanenroute zwischen<br />
Timbuktu und Marrakesch.<br />
1248 Meriniden<br />
Die Meriniden sind die<br />
neuen Herrscher <strong>der</strong> Stadt.<br />
Marrakesch verliert seine<br />
Position an Fes, die neue<br />
Hauptstadt des Reiches.<br />
1575 Tamegroute<br />
Gründung <strong>der</strong> Zaoia<br />
Naciria. Die bedeutende<br />
Bibliothek wurde im 16.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t mit mehr als<br />
4000 wertvollen Werken<br />
ausgestattet, die Sidi<br />
Mohammed Ben Nacer<br />
von seinen langen Reisen<br />
durch Afrika und den<br />
Orient mitgebracht hatte.<br />
1910 Kasbah Telouet<br />
Der Pascha Thami El Glaoui<br />
lässt auf dem Pass des Tizi<br />
n' Tichka die Kasbah Telouet<br />
errichten. Heute ist sie<br />
eine Ruine. Es handelte<br />
sich nach dem Bahia-<br />
Palast in Marrakesch um<br />
die wohl schönste Kasbah<br />
<strong>der</strong> Region.<br />
1986 Marathon<br />
des Sables<br />
In Merzouga wird <strong>der</strong> härteste<br />
Marathon <strong>der</strong> Welt<br />
ins Leben gerufen. In <strong>der</strong><br />
Folge etablieren sich nach<br />
und nach berühmte Sport-<br />
Events in Südmarokko, wie<br />
zum Beispiel die Wüstenrallye<br />
„Aicha des Gazelles“,<br />
die ausschließlich Frauen<br />
vorbehalten ist.<br />
2022 Tunnelbau<br />
Beginn des Tunnelbaus<br />
im Hohen Atlas. Der<br />
Tunnel von Ourika soll<br />
die Fahrzeit zwischen<br />
Marrakesch und Ouarzazate<br />
für Autofahrer um<br />
eine Stunde und für LKW<br />
um eineinhalb Stunden<br />
verkürzen.<br />
1664 Alaouiten<br />
Die bis heute regierenden<br />
Alaouiten übernehmen die<br />
Herrschaft. Unter Moulay<br />
Ismail verliert Marrakesch<br />
seinen Hauptstadt-Status<br />
an Meknes. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
erlebt Marrakesch<br />
unter Ihren Majestäten<br />
König Mohammed V.<br />
(1956), König Hassan II.<br />
(1969) und König Mohammed<br />
VI. (1999) eine<br />
beispiellose Wandlung zur<br />
mo<strong>der</strong>nen und weltoffenen<br />
Touristendestination.<br />
Rabat wird Hauptstadt.<br />
1920 Filmindustrie<br />
Ouarzazate zieht Filmschaffende<br />
aus aller Welt<br />
an. Es entwickelt sich<br />
eine internationale Filmindustrie.<br />
2016 Noor<br />
Im Februar 2016 weiht<br />
König Mohamed VI. in<br />
Ourzazate den größten<br />
Solarpark <strong>der</strong> Welt ein.<br />
EXKURS<br />
9
10
Die <strong>Straße</strong><br />
<strong>der</strong> Kasbahs<br />
Im Süden Marokkos bietet sich eine Tour <strong>der</strong> Extraklasse an. Auf dem Weg<br />
in die Wüste führt sie entlang <strong>der</strong> schneebedeckten Berge des Hohen Atlas<br />
und vorbei an den größten Canyons Nordafrikas. Für viele Reisende ist<br />
sie schlichtweg ein Traum: die <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> 1000 Kasbahs.<br />
11
Ouarzazate liegt im Süden des Hohen Atlas an<br />
<strong>der</strong> Kreuzung zweier Hauptverkehrsachsen,<br />
die Marrakesch und Agadir mit dem Drâa-Tal<br />
und dem Tafilalet verbinden. Die Stadt ist somit<br />
über die Nationalstraßen 9 und 10 zu erreichen. Ihre<br />
Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt entstand nicht zufällig.<br />
Dank ihrer geografischen Lage am Fuße <strong>der</strong> schneebede<br />
ckten Gipfel des Hohen Atlas und eines Wüstenplateaus<br />
entwickelte sie sich zu einer unumgänglichen Etappe<br />
für Karawanen, die aus dem Subsahararaum nach Fes o<strong>der</strong><br />
Marrakesch zogen. Ouarzazate verfügt deshalb über ein<br />
reiches kulturelles und architektonisches Erbe: Die Kasbah<br />
Taourirt ist UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als<br />
Meisterwerk <strong>der</strong> Amazigh-Architektur. Ouarzazate zählt<br />
heute etwa 75 000 Einwohner. Die Provinzhauptstadt hat<br />
sich organisch um alte Stadtkerne herum entwickelt und<br />
verfügt über eine vielfältige Infrastruktur, darunter Luxushotels,<br />
Reisebüros, Autovermietungen, einen Golfplatz,<br />
ein Kongresszentrum sowie einen internationalen<br />
Flughafen. Im Laufe des Jahres werden renommierte na-<br />
Ouarzazate<br />
Oben: Die Kasbah Taourirt gehört<br />
zum nationalen Kulturerbe<br />
Links: Der Noor-Ouarzazate-Komplex<br />
besteht aus vier Solarkraftwerken<br />
Rechts: Zwischen Hohem Atlas und<br />
Steinwüste hat sich Ouarzazate im<br />
Schatten <strong>der</strong> Palmen eingerichtet<br />
12
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
tionale und internationale Festivals veranstaltet. Ouarzazate<br />
wird auch als das „Hollywood Marokkos“ bezeichnet.<br />
Mehrere Filmstudios, darunter die Atlas Studios, die CLA<br />
Studios und die Kanzaman Studios, haben sich hier nie<strong>der</strong>gelassen.<br />
Mit seinen wun<strong>der</strong>schönen Landschaften,<br />
dem außergewöhnlichen Licht und den idealen klimatischen<br />
Bedingungen hat Ouarzazate die Welt des Films<br />
schon früh in ihren Bann gezogen. 1954 entstand hier „Ali<br />
Baba und die 40 Räuber“ mit dem unvergesslichen Fernandel<br />
(bekannter als „Don Camillo“). 1962 folgte „Lawrence<br />
von Arabien“ von David Lean, und in den 1980er<br />
Jahren kam die Filmindustrie mit großem Pomp an. Martin<br />
Scorseses „Kundun“, Lewis Teagues „Der Diamant<br />
vom Nil“, Bernardo Bertoluccis „Himmel über <strong>der</strong> Wüste“,<br />
„Gladiator“ und „Die große Liebe“, „Kingdom of Heaven“<br />
von Ridley Scott sowie „Asterix und Obelix“. Das<br />
spektakulärste Projekt stammt jedoch aus <strong>der</strong> jüngeren<br />
Vergangenheit: In Ouarzazate hat Marokko das größte Solarkraftwerk<br />
<strong>der</strong> Welt errichtet. Es trägt den arabischen<br />
Namen „Noor“ – zu Deutsch „Licht“.<br />
Ouarzazate<br />
Oben: Die Atlas Studios liegen<br />
vier Kilometer vom Stadtzentrum<br />
entfernt<br />
Links: Monica Bellucci und Jamel<br />
Debbouze in „Asterix und Obelix –<br />
Mission Kleopatra“<br />
Rechts: Die Filmstudios sind öffentlich<br />
zugänglich und zu besichtigen<br />
13
Es gibt Bauwerke, die uns durch Zeit und Raum<br />
reisen lassen. Die Kasbah Aït Benhaddou, 30<br />
Kilometer nördlich von Ouarzazate, ist dafür<br />
das beste Beispiel. Der aus Stampflehm erbaute<br />
Wohnkomplex zählt zu den ältesten Kasbahs des Landes.<br />
Aït Benhaddou war eine von zahlreichen Stationen auf <strong>der</strong><br />
Handelsroute, die die Städte Gao, Timbuktu und Djenné<br />
über das Drâa-Tal und den Tizi n’ Telouet-Pass mit Marrakesch<br />
verband. Ein Getreidespeicher, vermutlich aus dem<br />
11. Jahrhun<strong>der</strong>t, thront auf <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Anlage in fast<br />
1300 Metern Höhe. Von dort oben dominiert sie das gesamte<br />
Ounila-Tal. Wer die Mühe nicht scheut, die zahlreichen<br />
Treppen hinaufzusteigen, wird mit einem atemberaubenden<br />
Ausblick, beson<strong>der</strong>s bei Sonnenuntergang,<br />
belohnt. Hinter dem Hügel liegt das Mausoleum von Amghar<br />
Ben-Haddou, dem ersten Gouverneur des Ortes, <strong>der</strong><br />
hier zur Zeit <strong>der</strong> Almoraviden (11. Jahrhun<strong>der</strong>t) lebte. Im<br />
Inneren des Siedlungskomplexes teilen sich ein öffentlicher<br />
Platz, eine Moschee, eine Koranschule, ein Brunnen,<br />
Häuser, weitere Speicher, Dreschplätze und Ställe den<br />
AÏt Benhaddou<br />
Oben: Um nach Aït Benhaddou zu<br />
kommen, muss das Oued auf Sandsäcken<br />
überquert werden<br />
Links: Das Filmdekor von „Auf <strong>der</strong><br />
Jagd nach dem Juwel vom Nil“ ist<br />
erhalten geblieben<br />
Rechts: Traditionelle Gegenstände,<br />
die früher von den Bewohnern benutzt<br />
wurden, werden ausgestellt<br />
14
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Raum. Die zahlreichen Gebäude sind mit Verzierungen<br />
versehen. Eine Außenmauer schützte den Ort vor Eindringlingen.<br />
Mit lediglich zwei Toren waren die Ein- und<br />
Ausgänge gut zu kontrollieren. Die lokale Bevölkerung<br />
bestand hauptsächlich aus Amazigh- und jüdischen Gemeinschaften,<br />
wie die beiden noch heute vorhandenen<br />
Friedhöfe belegen. Die Bewohner von Aït Benhaddou waren<br />
einst Nomaden, bis sie sich aus verschiedenen Gründen<br />
für die Sesshaftigkeit entschieden haben. Bis 1970<br />
lebte eine starke jüdische Amazigh-Gemeinde in Aït Benhaddou.<br />
Heute ist Aït Benhaddou ein Freilichtmuseum.<br />
Die Kasbah ist nicht nur ein Beispiel für die südmarokkanische<br />
Lehmbauweise, son<strong>der</strong>n auch ein Zeugnis für den<br />
präsaharischen Siedlungstyp, <strong>der</strong> allen Völkern Nordafrikas<br />
gemein ist. Die Kasbah, die seit 1987 zum UNESCO-<br />
Weltkulturerbe gehört, wurde aufwendig restauriert und<br />
zieht jährlich Millionen Besucher in ihren Bann. Aït Benhaddou<br />
dient seit Jahrzehnten als Drehort und Kulisse von<br />
Kinofilmen. Nicht ohne Grund ist diese Kasbah das wohl<br />
am meisten fotografierte Motiv Marokkos.<br />
AÏt Benhaddou<br />
Oben: Aït Benhaddou ist heute ein<br />
Freilichtmuseum<br />
Links: Von oben bietet sich ein atemberaubendes<br />
Panorama<br />
Rechts: In <strong>der</strong> Umgebung gibt es<br />
zahlreiche hübsche Cafés<br />
und Restaurants<br />
15
Kosmos Tichka<br />
Noch ist die N9 über den legendären Gebirgspass Tizi n’Tichka die wichtigste Verbindungstraße zwischen Marrakesch<br />
und Ouarzazate. Aber schon in naher Zukunft wird sich das än<strong>der</strong>n. Dann dürfte <strong>der</strong> Tichka endlich das werden, was<br />
er eigentlich ist: ein wun<strong>der</strong>bares Naherholungsgebiet <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art.<br />
Von Marrakesch aus kommend beginnt <strong>der</strong> Anstieg<br />
auf den Pass nach etwa 40 Kilometern,<br />
zunächst in weiten Schleifen, dann in immer<br />
engeren Kurven. Auf den letzten 20 Kilometern<br />
vor dem Pass beginnen dann die Spitzkehren. Der Anstieg<br />
wird steil. Immer öfter muss in den zweiten Gang<br />
geschaltet werden. Die Temperatur kühlt sich merklich<br />
ab. Die Windböen werden stärker. Schwer beladene LKW,<br />
voll besetzte Kleinwagen, Überlandbusse und sogenannte<br />
Grands Taxis quälen sich die schier unzählbaren Serpentinen<br />
den Pass hinauf und wie<strong>der</strong> hinunter. Entsprechend<br />
rege ist <strong>der</strong> Verkehr. Dennoch hat die N9 im Großen und<br />
Ganzen einen guten Ruf. Schwere Unfälle sieht man selten.<br />
Außerdem ist sie asphaltiert. Das war nicht immer so.<br />
Der Verbindungsweg über den Hohen Atlas zwischen den<br />
Metropolen Ouarzazate und Marrakesch existiert seit Jahrhun<strong>der</strong>ten.<br />
Er war <strong>der</strong> wichtigste Handelsweg für die aus<br />
Nord und Süd kommenden Karawanen. Später wurde die<br />
uralte Handelsstraße zur Piste ausgebaut. Der marokkanische<br />
Staat ließ im Zuge <strong>der</strong> Landesentwicklung alle Verbindungsstraßen<br />
asphaltieren, unter an<strong>der</strong>em die Nationalstraße<br />
9 über den Tizi n’Tichka. Heute ist sie die kürzeste<br />
und schnellste Route zwischen <strong>der</strong> Region Marrakesch im<br />
Norden und <strong>der</strong> großen Souss-Drâa-Ebene im Süden des<br />
Landes. Die Fahrzeit beträgt etwa vier bis fünf Stunden –<br />
im Frühling und Sommer.<br />
16
EXKURS<br />
Der Tichka lädt auch zum<br />
Verweilen ein und wird oft<br />
selbst zum Ausflugsziel: Die<br />
hinreißenden Täler lassen<br />
sich per Mountainbike entdecken<br />
o<strong>der</strong> erwan<strong>der</strong>n. Landschaften<br />
mit schneebedeckten<br />
Horizonten aus Fels und<br />
Palmen, pittoresken Dörfern<br />
und terrassierten Fel<strong>der</strong>n bestimmen<br />
die Szenerie. Ambitionierte<br />
Sportler erklimmen<br />
den Tichka mit dem Rad und<br />
weniger ehrgeizige mit dem<br />
E-Bike. Für Kulturhungrige<br />
bietet sich eine Alternativroute<br />
an: Aus Marrakesch<br />
kommend zweigt unmittelbar<br />
hinter dem Pass eine gut ausgebaute<br />
Piste nach Telouet ab. Dort befindet sich die ehemals<br />
prächtige Kasbah von Telouet, <strong>der</strong> frühere Wohnsitz<br />
des Pascha Glaoui. Der Bau <strong>der</strong> Kasbah von Telouet wurde<br />
1860 begonnen und im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte um weitere<br />
Gebäude erweitert. Das Bauwerk, das heute eher einer<br />
Ruine gleicht, war Festung, Schloss und Karawanserei<br />
in einem. Bemaltes Holz, schmiedeeiserne Fenstergitter,<br />
geschnitzter Stuck und bunte Zellige. Es heißt, dass 300<br />
Arbeiter drei Jahre lang allein an den Decken und Wänden<br />
gearbeitet haben. Das Leben in dieser Residenz wurde früher<br />
von den Gesängen und Tänzen<br />
<strong>der</strong> Ahwach bestimmt, eine uralte<br />
Amazigh-Tradition, die bis in die<br />
Antike zurückreicht. Die Weiterfahrt<br />
von Telouet nach Ouarzazate<br />
führt durch das malerische Ounila-<br />
Tal. Die <strong>Straße</strong> verläuft zum Teil<br />
oberhalb des grandiosen Flussbettes,<br />
an dessen Ufern traumhafte Kulissen<br />
mit zauberhaften Dörfern und<br />
ockerfarbenen Kasbahs auftauchen.<br />
Diese Route, auf <strong>der</strong> man direkt<br />
nach Aït Benhaddou gelangt,<br />
zählt nicht nur zu den schönsten<br />
Strecken Marokkos, sie<br />
ist auch deutlich weniger<br />
befahren als die N9, die im<br />
Winter wegen lang anhalten<strong>der</strong><br />
Schneefälle immer mal<br />
wie<strong>der</strong> gesperrt werden kann.<br />
Davon zeugen die zahlreichen<br />
Schranken in <strong>der</strong> Nähe<br />
des Passes mit <strong>der</strong> Aufschrift<br />
„Barrière de neige“. Ist <strong>der</strong><br />
Schneefall zu heftig, werden<br />
sie geschlossen. Bei Temperaturen<br />
um den Gefrierpunkt<br />
wäre das Passieren des Tizi<br />
n’Tichka zu gefährlich. Tizi<br />
n’Tichka ist Amazigh (Berber):<br />
Tizi bedeutet soviel<br />
wie „Berg“, und Tichka heißt – man ahnt es – „gefährlich“.<br />
Um den „gefährlichen Pass“ zu umgehen, plant <strong>der</strong><br />
Staat seit Langem ein spektakuläres Projekt: einen Tunnel<br />
unter dem Bergmassiv des Hohen Atlas. Lange Zeit war<br />
das gigantische Tunnelprojekt nicht mehr als eine grandiose<br />
Vision, doch jetzt ist es offiziell – <strong>der</strong> Tunnel wird<br />
gebaut! Mit einer Länge von etwa zehn Kilometern soll<br />
er eine ständige Verbindung <strong>der</strong> Zentren Marrakesch und<br />
Ouarzazate ermöglichen. Der Tunnel wird am Ende des<br />
Ourika-Tals in Setti-Fatma beginnen und auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite des Berges in Agouim enden.<br />
Für die Entwicklung <strong>der</strong> südlichen<br />
Provinzen wäre dieser Tunnel von<br />
großer Bedeutung. Die Fahrzeit von<br />
Marrakesch nach Ouarzazate wird<br />
sich halbieren und die Überquerung<br />
des 2260 Meter hohen Tizi n’Tichka<br />
hinfällig. Der Berglegende eröffnet<br />
sich dann ein neues Leben als<br />
Naherholungsgebiet für Besucher<br />
und Bewohner aus Marrakesch und<br />
Ouarzazate.<br />
17
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Die Bil<strong>der</strong>buchoase Skoura ist berühmt für ihre<br />
zahlreichen Kasbahs inmitten von Palmen,<br />
darunter die Kasbah Amridil, die auf den alten<br />
50-Dirham-Scheinen abgebildet ist. Die<br />
Oase mit ihren 30 000 Einwohnern ist die erste Zwischenstation<br />
auf <strong>der</strong> Dades-Route, die nach Kelâa-M’Gouna, in<br />
die Dades-Schlucht, nach Boumalne und ins Todra-Tal<br />
führt. Skoura umfasst zahlreiche Douars (Dörfer), <strong>der</strong>en<br />
Bewohner hauptsächlich von <strong>der</strong> Landwirtschaft leben.<br />
Mit ihren 140 000 Palmen bietet sich dem Reisenden eine<br />
nahezu biblisch anmutende Szenerie, vor allem in <strong>der</strong><br />
Abendsonne. Auf den Streifzügen wird man auf bewirtschaftete<br />
Gärten mit Mandel-, Feigen-, Oliven- und Dattelpalmen<br />
und auf pittoreske Lehmruinen stoßen. Neben<br />
Touren zu Fuß durch den Palmenhain werden auch Fahrradtouren<br />
o<strong>der</strong> Ausflüge auf Eseln und Pferden angeboten.<br />
In den letzten Jahren wurden mehrere Herbergen und Hotels<br />
eröffnet. Auch einige für die Gegend charakteristische<br />
Kasbahs wurden in Luxushotels umgewandelt. Von Skoura<br />
gelangt man in das Tal <strong>der</strong> Rosen, eines <strong>der</strong> schönsten<br />
Skoura<br />
Oben: Im Tal <strong>der</strong> Rosen gibt es unzählige<br />
Kasbahs<br />
Links: Die berühmte Kasbah Amridil<br />
Rechts: Skoura ist stets Schauplatz<br />
verschiedener marokkanischer und<br />
ausländischer Filme<br />
18
Täler des marokkanischen Südens. Es liegt zwischen Kelâa<br />
M’Gouna und Boumalne Dades. Im April beginnt das<br />
Tal zu blühen und die Hügel mit einem leuchtenden Rosa<br />
zu schmücken. Die Rosa damascena soll im 10. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
zur Zeit des Karawanenhandels von Amazigh-Pilgern<br />
ins Tal gebracht worden sein. Die für ihren zarten Duft<br />
berühmte Damaszener-Rose blüht seither auf 1500 Metern<br />
Höhe auf den Hängen des M’Goun. Das wichtigste Zentrum<br />
für die Herstellung von Rosenwasser ist Kelâa<br />
M’Gouna. Jedes Jahr werden bis zu 4000 Tonnen Rosen<br />
eine Woche lang geerntet. Durch Destillation werden Blütenwasser<br />
und ätherisches Öl hergestellt, die zusammen<br />
mit ihren kosmetischen Derivaten im Laden verkauft werden.<br />
Das Ende <strong>der</strong> Ernte wird mit dem berühmten Rosenfestival<br />
gefeiert. Das Tal <strong>der</strong> Rosen wurde 2014 von <strong>der</strong><br />
UNESCO als „Globaler Geopark” ausgezeichnet. Mithilfe<br />
eines ortskundigen Guide lassen sich die wun<strong>der</strong>schönen<br />
Rosengärten entlang des Wadi M’Goun am besten erwan<strong>der</strong>n<br />
– o<strong>der</strong> man geht mit dem Mountainbike auf Entdeckungstour.<br />
Kelâa M’Gouna – Tal <strong>der</strong> Rosen<br />
Links: Am Ende <strong>der</strong> Ernte wird eine<br />
Rosenkönigin gekürt<br />
Rechts: Die Damaszener-Rose,<br />
eine intensiv duftende Blume mit<br />
kurzlebiger Blüte, wird in den frühen<br />
Morgenstunden von Ende April bis<br />
Anfang Mai gepflückt<br />
19
20
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Von Kelâa M’Gouna schlängelt sich <strong>der</strong> Dades-<br />
Fluss, eingeschlossen zwischen den Gebirgen<br />
des Jbel Saghro und des Hohen Atlas, 25 Kilometer<br />
bis nach Boumalne Dades. Hier verengen<br />
sich die schwindelerregenden Steilhänge des Tals<br />
und münden in <strong>der</strong> Schlucht des Dades. Die Marktstadt<br />
Boumalne mit ihren 13000 Einwohnern liegt am Rande<br />
eines Wüstenplateaus am Ausgang des oberen Dades-Tals<br />
in über 1500 Metern Höhe. Boumalne Dades ist <strong>der</strong> ideale<br />
Ausgangspunkt für die Erkundung <strong>der</strong> Dades-Schlucht,<br />
die sich bis Msemrir erstreckt. In diesem schroffen und<br />
zerklüfteten Gebiet passen sich die Kasbahs an die violette,<br />
rostrote und rehfarbene Tönung <strong>der</strong> Felsen an. Im hinteren<br />
Bereich <strong>der</strong> Schlucht können mutige Besucher das<br />
Flussbett mit dem Kajak hinunterfahren o<strong>der</strong> barfuß ein<br />
o<strong>der</strong> zwei Kilometer dem Wasserlauf folgen. Etwas weiter<br />
verwandelt sich die <strong>Straße</strong> in einen Pfad, überquert den<br />
Dades, steigt in Schleifen über eine schwindelerregende<br />
Felsschlucht und dringt in das Land <strong>der</strong> Vögel und <strong>der</strong><br />
Mufflons ein. Wer dem gesamten Flusslauf folgt, wird auf<br />
vier Schluchten treffen, <strong>der</strong>en Steinwände zwischen 200<br />
und 500 Meter hoch sind. Die Dades-Schluchten bieten<br />
atemberaubende Panoramen und wun<strong>der</strong>schöne freie Ausblicke<br />
auf ockerfarbene und rote Felsformationen sowie<br />
auf grüne Täler. Die Region bietet unzählige Wan<strong>der</strong>wege:<br />
Etwa 12 Kilometer nördlich von Boumalne, lassen sich<br />
die Fußabdrücke von Dinosauriern (Sauropoden) bewun<strong>der</strong>n.<br />
Sie befinden sich in <strong>der</strong> Nähe eines sechs Kilometer<br />
langen Canyons, <strong>der</strong> im Sommer zum Picknicken und<br />
Wan<strong>der</strong>n einlädt. Die bekannteste Route wird „Monkey<br />
fingers“ genannt. Sie führt in die Miguirne-Schlucht zu<br />
den Thamalt-Klippen. Die Form <strong>der</strong> ockerfarbenen Kalksteinfelsen<br />
soll an Affenfinger erinnern. Wer möchte, kann<br />
Höhlenwohnungen erkunden o<strong>der</strong> hinabsteigen und eine<br />
Wan<strong>der</strong>ung entlang des Flusses unternehmen. Die Dades-<br />
Schluchten können von April bis November besichtigt<br />
werden, zwischen Mai und Oktober herrschen ideale Wetterbedingungen.<br />
Oben: Auf <strong>der</strong> „Monkey-fingers-<br />
Route“ befinden sich eindrucksvolle<br />
Lehmburgen, sogenannte Kasbahs<br />
Linke Seite: Eine atemberaubende<br />
Gebirgsstraße mit unzähligen<br />
Spitzkehren führt durch die<br />
Dades-Schlucht<br />
Rechts: Die Marktstadt Boumalne<br />
Dades ist das Tor zur Schlucht<br />
Dades-Schlucht<br />
21
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Eine Abenteuertour <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art führt<br />
durch die Dades-Schlucht über den nomadischen<br />
Hohen Atlas direkt zur atemberaubenden<br />
Todra-Schlucht. Am Ende <strong>der</strong> Dades-Schlucht<br />
durchquert man das Tal von Msemrir und nimmt die steile<br />
Piste über den Pass Tizi n’Ouano in 3100 Metern (!) Höhe<br />
bis zum Dorf Agoudal. Diese Route führt über ein sehr<br />
abgelegenes Hochland und bietet atemberaubende Ausblicke<br />
auf die zurückliegenden Täler. Immer wie<strong>der</strong> trifft<br />
man auf Nomaden mit ihren großen Ziegen- und Schafherden.<br />
Ansonsten unendliche Weite und Einsamkeit. Dieser<br />
Streckenabschnitt lässt sich nur mit einem Allradfahrzeug<br />
bewältigen. An<strong>der</strong>nfalls bleibt die Möglichkeit, weit<br />
in die jeweiligen Schluchten hineinzufahren, umzudrehen<br />
und wie<strong>der</strong> zurückzufahren. Wer sich für die Rundfahrt<br />
entscheidet, wird ab Agoudal, dem höchsten Dorf Marokkos,<br />
wie<strong>der</strong> Asphalt unter den Rä<strong>der</strong>n spüren. Hier, auf<br />
2690 Metern Höhe, lohnt ein Besuch <strong>der</strong> Akhiam-Höhle<br />
mit ihrem schönen Wasserfall. Der Weg zur Höhle kann<br />
zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto o<strong>der</strong> auf dem Rücken<br />
Von Schlucht zu Schlucht<br />
Oben: Die berühmte Akhiam-Höhle<br />
unweit von Agoudal, dem höchstgelegenen<br />
Dorf Marokkos<br />
Links: Das Hochland von Agoudal<br />
kann wirtschaftlich sinnvoll nur von<br />
Nomaden genutzt werden<br />
Rechts: Die Piste nach Agoudal<br />
führt über einen 3100 Meter hohen<br />
Gebirgspass<br />
22
eines Esels zurückgelegt werden. Von Agoudal verläuft<br />
die gut ausgebaute Teerstraße bis zur Todra-Schlucht nach<br />
Tamtatouchte, ein schönes Amazigh-Dorf, das hoch über<br />
<strong>der</strong> Schlucht thront. Alternativ kann man ab Agoudal nach<br />
Norden zum Bergdorf Imilchil fahren. Ein Besuch gehört<br />
zum Pflichtprogramm passionierter Wan<strong>der</strong>er. Imilchil<br />
liegt auf einem 2200 Meter hohen Plateau und ist eingebettet<br />
in die idyllische Flusslandschaft des Assif Meloul.<br />
Umgeben von einer kargen Bergwelt, <strong>der</strong>en Gipfel mehr<br />
als 3000 Meter Höhe erreichen, ist <strong>der</strong> Ort mit seinen 1500<br />
Einwohnern eine kleine lokale Markt- und Verwaltungsmetropole.<br />
Die heute noch überwiegend nomadisch lebenden<br />
Bergbewohner wohnen in für die Region typischen<br />
Häusern aus Stampflehm und Bruchstein. Bis heute findet<br />
hier alljährlich ein Verlobungs-Moussem statt, um die Beziehungen<br />
<strong>der</strong> Amazigh-Familien zu vertiefen. Imilchil<br />
erlangte durch dieses Fest große Bekanntheit. Das Moussem<br />
ist eine gute Gelegenheit, Imilchil und die isolierte,<br />
wildromantische Berglandschaft des Assif Melloul auf<br />
einer einzigartigen Reiseetappe kennenzulernen.<br />
Imilchil<br />
Oben: Naturliebhaber werden sich in<br />
die wildromantische Umgebung von<br />
Imilchil verlieben<br />
Links: Die Flusslandschaft des Assif<br />
Melloul bietet spektakuläre<br />
Panoramen<br />
Rechts: Entspannte Atmosphäre in<br />
einem gemütlichen <strong>Straße</strong>ncafé<br />
in Imilchil<br />
23
24
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Etwa 15 Kilometer nördlich von Tinghir ragt ein<br />
beeindrucken<strong>der</strong> rosa Kalksteinfelsen, <strong>der</strong> über<br />
Jahrtausende vom Fluss Todra ausgehöhlt wurde,<br />
bis zu 300 Meter empor. Die Todra-Schlucht<br />
gleicht einer Kulisse in einem Wildwestfilm. Die schwindelerregenden<br />
Felsen enden in einem engen Korridor, in<br />
dem <strong>der</strong> Todra fließt. Entlang dieser Steilwände bieten die<br />
Ufer des Todra anspruchsvolle Pfade, die erwan<strong>der</strong>t und<br />
erklettert werden können. Wer es nach oben schafft, genießt<br />
ein atemberaubendes Panorama. Im „Grand Canyon<br />
Marokkos” werden zahlreiche Touren angeboten: zu Fuß<br />
o<strong>der</strong> mit dem Mountainbike, von mehrstündigen Spaziergängen<br />
in den Tälern bis hin zu mehrtägigen Trekkingtouren<br />
in die entlegensten Winkel <strong>der</strong> Region. Zwischen<br />
Felswänden, Schluchten und Flüssen erkunden Abenteurer<br />
eine großartige und spektakuläre Natur und lernen dabei<br />
die kulturelle Vielfalt <strong>der</strong> lokalen Bauern- und Nomadenbevölkerung<br />
kennen. Außerdem gibt es mehrere Kletterspots,<br />
die in Begleitung eines Bergführers begangen werden<br />
können. Die Todra-Schlucht schafft einen gigantischen<br />
grünen Graben inmitten eines trockenen Gebiets. An <strong>der</strong><br />
Mündung <strong>der</strong> Schlucht hat <strong>der</strong> Fluss, <strong>der</strong> zuvor 40 Kilometer<br />
vom Hohen Atlas herabgeflossen ist, die schönste<br />
Palmenoase des Landes entstehen lassen: Tinghir, die<br />
45 000 Einwohner zählende Hauptstadt <strong>der</strong> gleichnamigen<br />
Provinz. Ein 30 Kilometer langer Palmenhain mit vielen<br />
kleinen Kasbahs erstreckt sich auf beiden Seiten <strong>der</strong> Stadt<br />
zwischen dem Hohen Atlas und dem Jbel Saghro. Er wird<br />
mithilfe traditioneller Bewässerungssysteme bewirtschaftet.<br />
Hier werden Mandel-, Oliven-, Dattel-, Apfel-, Granatapfel-,<br />
Aprikosen- und Feigenbäume sowie Getreide, Farn<br />
und Minze angebaut. Tinghir hat ein warmes Mittelmeerklima<br />
mit trockenen Sommern. Die beste Zeit, um die Region<br />
zu besuchen, ist von Mai bis Juni und von September<br />
bis November. Es gibt zahlreiche Riads, Herbergen und<br />
Hotels sowie charmante Gästehäuser, die für jeden Geldbeutel<br />
erschwinglich sind.<br />
Todra-Schlucht – Tinghir<br />
Linke Seite: Die Todra-Schlucht ist<br />
an ihrer engsten Stelle gerade mal<br />
15 Meter breit<br />
Oben: Tinghir kommt aus den<br />
Amazigh und bedeutet<br />
„Ort <strong>der</strong> Berge“<br />
Rechts: Leicht überladener LKW<br />
fährt von Norden in die<br />
Todra-Schlucht ein<br />
25
Im äußersten Südosten Marokkos haben sich die Flüsse Rheris und Ziz<br />
durch den Kalkstein des Hohen Atlas gegraben und Marokkos schönsten<br />
Palmenhain geschaffen: das Tafilalet. Es ist die letzte fruchtbare Barriere<br />
vor den riesigen Sandflächen <strong>der</strong> Sahara und mit einer Million Dattelpalmen<br />
die größte Oase <strong>der</strong> Welt. Im Tafilalet entstand im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t das<br />
26
legendäre Reich Sijilmassa, jene mächtige Stadt, die einst den Transsaharahandel<br />
dominierte. An gleicher Stelle, im heutigen Rissani, wurde später<br />
die Alaouiten-Dynastie gegründet. Das Tafilalet gehört wegen seines<br />
kulturellen Reichtums und <strong>der</strong> spektakulären Landschaftsbil<strong>der</strong> zu den<br />
schönsten Regionen Marokkos, die es unbedingt zu erkunden gilt.<br />
Das Tafilalet<br />
27
Von Tinghir aus führt die <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> Kasbahs<br />
nach Errachidia. In <strong>der</strong> Provinzhauptstadt<br />
kreuzt sich die in Ost-West-Richtung verlaufende<br />
N10 mit <strong>der</strong> Nord-Süd-Achse <strong>der</strong> N13.<br />
Diese zentrale Lage, verbunden mit einem Flughafen, <strong>der</strong><br />
täglich von Casablanca angeflogen wird, macht den Verkehrsknotenpunkt<br />
zur perfekten Basis für Reisen ins Tafilalet.<br />
Auf dem Weg nach Erfoud bietet sich ein Besuch <strong>der</strong><br />
„Blauen Quelle von Meski“ an. Die Quelle wird mit kristallklarem<br />
Wasser des Ziz gespeist, verläuft durch die<br />
Gärten <strong>der</strong> Oasen und von dort in ein betoniertes Becken.<br />
Der Ausbau zum Badeort geschah bereits vor über 100<br />
Jahren und erfreut seitdem Jung und Alt, beson<strong>der</strong>s im<br />
Sommer. Mit ihren kleinen Cafés, Souvenirläden und einem<br />
von großen Palmen umgebenen Wohnmobilstellplatz<br />
ist die hübsche Oase die Touristenattraktion <strong>der</strong> Region.<br />
Ein paar hun<strong>der</strong>t Meter von <strong>der</strong> Quelle entfernt kommen<br />
auch Kulturhungrige auf ihre Kosten. Wer das Wadi überquert,<br />
stößt auf die Ruinen <strong>der</strong> Kasbah Meski aus dem 12.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t. Die alte Festung aus Stampflehm wird von<br />
Errachidia – Meski<br />
Oben: Die „Blaue Quelle von Meski“<br />
gleicht einer Bil<strong>der</strong>buch-Oase. Das<br />
Areal dient auch als Campingplatz<br />
Links: Ammonitfossil aus Erfoud. Vor<br />
etwa 540 bis 250 Millionen Jahren lag<br />
das Tafilalet unter dem Meer!<br />
Rechts: Dattelpalmen können bis zu<br />
100 Jahre lang fruchtbar sein und<br />
frische Datteln liefern<br />
28
DAS TAFILALET<br />
sechs Türmen flankiert und ist eines <strong>der</strong> wenigen noch erhaltenen<br />
Bauwerke aus dieser Zeit. Weiter über die N13<br />
nach Süden erreicht man Erfoud, die Hauptstadt des Tafilalet.<br />
Die 25 000 Einwohner zählende Stadt liegt am Rand<br />
eines Palmenhains, <strong>der</strong> sich bis zum Horizont erstreckt.<br />
Erfoud bietet neben seinem schönen Markt und den unzähligen<br />
Kasbahs noch weitere Schätze: In <strong>der</strong> Umgebung<br />
finden sich Ammoniten und Trilobiten – versteinerte Meerestiere,<br />
die vor 65 Millionen Jahren ausstarben. Im lokalen<br />
Museum wird das reiche geologische Erbe Marokkos<br />
ausgestellt. Eine weitere Attraktion befindet sich in <strong>der</strong><br />
Region Jorf, eine Autostunde von Erfoud entfernt. Dort errichtete<br />
<strong>der</strong> deutsche Künstler Hannsjörg Voth seine monumentalen<br />
Bauwerke. Voth verbrachte 20 Jahre lang fast<br />
jeden Winter in <strong>der</strong> Region und schuf mit <strong>der</strong> „Himmelstreppe“,<br />
<strong>der</strong> „Goldenen Spirale“ und <strong>der</strong> „Stadt des Orion“<br />
Konstruktionen, die weltweit einmalig sind. Die unterschiedlichgroßen<br />
Kunstwerke befinden sich an drei verschiedenen<br />
Orten inmitten einer kargen Steinwüste. Sie<br />
sind aus etwa 200 Metern Entfernung gut sichtbar.<br />
Erfoud – Jorf<br />
Oben: Stadt des Orion. Sieben große<br />
Beobachtungstürme stellen die sieben<br />
Hauptsterne des Sternbilds Orion dar<br />
Links: Himmelstreppe. Die Skulptur hat<br />
eine Höhe von 16 Metern und 52 Stufen<br />
Rechts: Goldene Spirale. Eine Rampe<br />
führt ins Zentrum <strong>der</strong> Spirale, wo sich <strong>der</strong><br />
Eingang zu einer Wendeltreppe befindet<br />
29
Rissani, 20 Kilometer südlich von Erfoud, lockt<br />
mit sehenswerten Monumenten, einem lebhaften<br />
Souk, einer wun<strong>der</strong>schönen Palmeraie und<br />
dem morbiden Charme zerfallener Kasbahs.<br />
Rissani war das einstige Sijilmassa, die sagenumwobene<br />
erste große islamische Stadt Marokkos. Die im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
gegründete Handelsstadt kontrollierte die wichtige<br />
Karawanenstraße zwischen dem Mittelmeer und den<br />
Märkten südlich <strong>der</strong> Sahara. Der Handel mit Gold, Elfenbein<br />
und Salz verschaffte <strong>der</strong> Stadt großen Reichtum. Zu<br />
ihrer Blütezeit soll Sijilmassa 100 000 Einwohner, 600<br />
Kasbahs und ebenso viele Stadtviertel gezählt haben. Heute<br />
noch erhaltene Mauerreste <strong>der</strong> früher stark umkämpften<br />
und immer wie<strong>der</strong> eroberten Stadt befinden sich am östlichen<br />
Rand von Rissani. Das berühmteste Monument Rissanis<br />
ist das Mausoleum von Moulay Ali Cherif, dem<br />
Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> noch heute herrschenden Alaouiten-Dynastie.<br />
Das imposante Portal ist mit Ziegeln und Mosaiken verziert.<br />
Über einen schönen Garten gelangt man zu einem<br />
Innenhof mit zahlreichen Holztüren, die mit bezaubern-<br />
Rissani<br />
Oben: Die Kasbah Abbar in Rissani<br />
ist ein gewaltiger Lehmkomplex, <strong>der</strong><br />
etlichen Familien als Unterkunft diente<br />
Links: Mauerreste von Sijilmassa. Die<br />
ehmalige Wüstenmetropole war auf<br />
je<strong>der</strong> alten Karte verzeichnet<br />
Rechts: Das Mausoleum von Moulay<br />
Ali Cherif gehört zu den schönsten Bauwerken<br />
des Tafilalet<br />
30
DAS TAFILALET<br />
den Schnitzereien verziert sind. Der große Saal, <strong>der</strong> das<br />
Grab von Moulay Ali Cherif beherbergt, steht nur Muslimen<br />
offen. Unweit des Mausoleums befindet sich die Kasbah<br />
Abbar, eine <strong>der</strong> größten <strong>der</strong> Region. Trotz ihres Zerfalls<br />
im Inneren ist <strong>der</strong> Lehmbau mit seinen mächtigen<br />
Türmen wegen seiner imposanten Erscheinung und <strong>der</strong><br />
mit Ornamenten reich verzierten Tore unbedingt sehenswert.<br />
Wenige Kilometer südlich von Rissani lassen sich<br />
weitere alte Kasbahs auf einer interessanten Oasenrundfahrt<br />
besichtigen. Der ausgeschil<strong>der</strong>te, 21 Kilometer lange<br />
„Circuit touristique“ führt durch einen malerischen Palmenhain.<br />
Mit seitlichen Abstechern gelangt man zu zahlreichen<br />
Gärten und Bewässerungskanälen. Solche Ausflüge<br />
in den Alltag <strong>der</strong> Oasenbewohner unternimmt man am<br />
besten zu Fuß o<strong>der</strong> mit dem Trekkingrad. Eine weitere<br />
Attraktion Rissanis sind die dreimal wöchentlich stattfindenden<br />
lebhaften Märkte im Stadtzentrum. Die authentischen<br />
und bunten Souks geben einen gewissen Einblick in<br />
das Leben, wie es sich einst im sagenhaften Sijilmassa abgespielt<br />
haben könnte.<br />
Rissani<br />
Oben und links: Obst und Gemüse,<br />
Gewürze, Holzkunsthandwerk,<br />
lebende Tiere – in den Souks von<br />
Rissani gibt es fast alles zu kaufen<br />
Rechts: Das reich verzierte Tor am<br />
Stadteingang wurde unter König<br />
Hassan II. zum Gedenken an die aus<br />
dem Tafilalet stammenden Vorfahren<br />
<strong>der</strong> Alaouiten-Dynastie errichtet<br />
31
In dem kleinen Wüstenort Merzouga, 30 Kilometer<br />
weiter südlich, können Reisende Abenteuerluft<br />
schnuppern – ohne Expeditionsausrüstung. War<br />
Merzouga noch vor zwei Jahrzehnten ein Dorf mit<br />
wenigen Lehmbauten und von Rissani nur über eine Wellblechpiste<br />
zu erreichen, führt heute eine komfortable Teerstraße<br />
in den Wüstenort. Zu den schönen Hotels, die direkt<br />
an den Dünen liegen, gelangt man über kleine Pisten, die<br />
auch mit einem normalen PKW gut zu befahren sind. In<br />
Merzougas Wüstenherbergen lässt sich herrlich abschalten.<br />
Die einstöckigen Lehmbauten sind weiträumig angelegt.<br />
Inmitten <strong>der</strong> charmanten Hotels im Kasbah-Stil befinden<br />
sich Gärten, Terrassen und schattige Plätze. In den<br />
komfortablen, großen Zimmern fühlt man sich wie ein<br />
Fürst. Die Räume sind mit Teppichen ausgelegt und mit<br />
Details verziert. Das Essen wird liebevoll zubereitet, die<br />
Atmosphäre ist familiär. Von den rückseitigen Terrassen,<br />
wo man im Januar im T-Shirt frühstücken kann, gelangt<br />
man direkt in die Dünen. Frühaufsteher können den Sonnenaufgang<br />
rechtzeitig von einer <strong>der</strong> hohen Dünen bewun-<br />
Merzouga<br />
Oben: In Merzouga erreichen die Dünen<br />
eine Höhe bis zu 600 Metern. Der<br />
Blick von oben ist atemberaubend<br />
Links und rechts: Ob Schwimmbad<br />
o<strong>der</strong> Wüstenromantik im Zelt – die<br />
Hotels in Merzouga bieten den<br />
Gästen jeglichen Komfort<br />
32
<strong>der</strong>n. Die Hoteliers organisieren Kamelausritte in zusammengestellten<br />
Karawanen. Was will man mehr? Vielleicht<br />
die Wüste in einem Sportwettbewerb kennenlernen? Davon<br />
gibt es einige. Die bekanntesten sind Aïcha des Gazelles,<br />
eine internationale Wüstenrallye nur für Frauen, und<br />
<strong>der</strong> Marathon des Sables. Bei Aïcha besteht das Konzept<br />
darin, auf dem kürzesten Weg vom Start zum Ziel zu gelangen.<br />
Wer am Ende die wenigsten Kilometer auf dem<br />
Tacho hat, gewinnt – selbst wenn man als Letzte das Ziel<br />
erreicht! Ohne Karte, Kompass und GPS. Zu schwierig?<br />
Dann kann man sich beim jährlichen Marathon des Sables<br />
einschreiben. Der härteste Marathon <strong>der</strong> Welt erstreckt<br />
sich über rund 250 Kilometer in sechs Etappen. Austragungsort<br />
ist <strong>der</strong> Erg Chebbi. Laufuntergründe sind Sand,<br />
Geröll, Stein, Fels. Die Organisation erlaubt lediglich<br />
neun Liter Wasser pro Teilnehmer am Tag. Die Verpflegung<br />
für die Woche, Kleidung, Schlafsack, Isomatte und<br />
Pflichtgegenstände, sind vom Teilnehmer selbst zu tragen.<br />
Zu anstrengend? Dann machen Sie doch einfach nur Urlaub<br />
und schauen den Teilnehmern zu.<br />
Erg Chebbi<br />
Links: Gefährliche Dünenfahrt<br />
bei <strong>der</strong> Ralley Aïcha des Gazelles.<br />
Eingesandete Fahrzeuge müssen freigeschaufelt<br />
werden. Eine schweißtreibende<br />
Angelegenheit<br />
Rechts: Wer im Frühling zufällig<br />
nichts Besseres zu tun haben sollte,<br />
könnte beim Marathon des Sables<br />
mitmachen!<br />
33
34
DAS TAFILALET<br />
Das Oued Ziz, das die Oasen des Tafilalet am<br />
Leben hält, endet vor dem Sandmeer des Erg<br />
Chebbi. Eine Reise ins Tafilalet ist jedoch keinesfalls<br />
eine Sackgasse. Die Teerstraße führt<br />
von Merzouga noch weitere 25 Kilometer bis kurz vor die<br />
algerische Grenze nach Taouz. Von hier gelangt man auf<br />
einer fünf Kilometer langen Piste in eine Landschaft, in<br />
<strong>der</strong> sich Felsgravuren aus dem Neolithikum befinden. Die<br />
Abbildungen belegen, dass das Tafilalet vor etwa 4000<br />
Jahren eine Savannenlandschaft war und die Menschen<br />
von <strong>der</strong> Jagd und <strong>der</strong> Viehzucht lebten. Die Gravuren lassen<br />
sich auf Allrad- o<strong>der</strong> Kameltrekking-Touren entdecken.<br />
Wer vom Indiana-Jones-Feeling noch nicht genug<br />
hat, kann von Taouz eine Abenteuertour ins Drâa-Tal unternehmen.<br />
Die landschaftlich interessante Strecke verläuft<br />
260 Kilometer über Wüstenpisten bis nach Zagora.<br />
Für diese Tour sind Geländewagen, Wüstenkenntnisse und<br />
Ausrüstung erfor<strong>der</strong>lich. Einfacher ist es, in Merzouga einen<br />
Geländewagen mit Fahrer anzuheuern. Die Guides<br />
kennen die Strecken und können Sehenswertes erklären.<br />
Taouz<br />
Oben: Nach dem Essen ein marokkanischer<br />
Minztee – auch in <strong>der</strong> Wüste<br />
Linke Seite: Unvorstellbare Farben<br />
und Kontraste im Erg Chebbi<br />
Links: Die Felsgravuren von Taouz<br />
sind über 4000 Jahre alt<br />
Rechts: Fenneks, Wüstenfüchse, sind<br />
im Erg Chebbi keine Seltenheit<br />
35
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Vom südlichen Tafilalet gelangt man über die<br />
N12 und die gut ausgebaute R108 ins Drâa-<br />
Tal. Auf dem Weg dorthin passiert man den<br />
Jbel Saghro, ein wahrhaftes Trekking-Paradies.<br />
Dieses Bergmassiv liegt 70 Kilometer südlich des<br />
Hohen Atlas und erreicht eine Höhe von 2712 Metern. Der<br />
Jbel Saghro überragt die Täler des Drâa-Tals im Westen<br />
und Süden, die des Dades-Tals im Norden und bildet den<br />
östlichen Teil des Anti-Atlas. Mit seinen Mondlandschaften<br />
aus Plateaus, Gipfeln und Canyons vermittelt <strong>der</strong> Jbel<br />
Saghro dem Reisenden das Gefühl, am Ende <strong>der</strong> Welt angekommen<br />
zu sein. Der Jbel Saghro beeindruckt mit seiner<br />
kontrastreichen Gebirgslandschaft. Durch Erosion geschliffene<br />
spitze und kegelförmige Felsen heben sich<br />
inmitten einer braunen und ansonsten öden Felswüste<br />
markant ab. Darüber erstrahlt <strong>der</strong> stets azurblaue Himmel.<br />
Erfahrene Wan<strong>der</strong>er durchqueren den Jbel Saghro mit seinen<br />
Schluchten und zauberhaften Dörfern in vier Tagen.<br />
Die berühmteste Gebirgsformation, <strong>der</strong> Bab n’Ali, darf auf<br />
keiner Tour fehlen. Beim „Tor von Ali“ handelt es um zwei<br />
Jbel Saghro<br />
Oben: Nkob, das „Dorf <strong>der</strong> 45<br />
Kasbahs“, liegt am Südrand des Jbel<br />
Saghro<br />
Links: Trekking am berühmten Bab<br />
n'Ali. Den ersten Felsturm hat die<br />
Gruppe bereits hinter sich gelassen<br />
Rechts: Der Jbel Saghro beeindruckt<br />
mit seiner bizarren Gebirgslandschaft<br />
36
Felstürme im Norden von Nkob, die wie riesige, einzelne<br />
Schachfiguren inmitten einer eindrucksvollen Bergszenerie<br />
stehen. Trotz solch markanter Landschaftsmerkmale<br />
ist die Orientierung nicht einfach, da die Pfade recht verzweigt<br />
sind. Wan<strong>der</strong>er sollten unbedingt einen ortskundigen<br />
Guide anheuern. Die Bergführer sind gut ausgestattet<br />
und stellen für die Touren eigene Maultier-Treks zusammen.<br />
Im Jbel Saghro kann man in vielen einfachen Gästehäusern,<br />
sogenannten guides d’ étappes, unterkommen.<br />
Eine Übernachtung unter freiem Sternenhimmel ist selbstverständlich<br />
auch eine Option. Die beste Zeit, um den Jbel<br />
Saghro zu durchwan<strong>der</strong>n, liegt zwischen Dezember und<br />
März. Start und Ziel ist entwe<strong>der</strong> Boumalne Dades o<strong>der</strong><br />
Nkob, das auch „Dorf <strong>der</strong> 45 Kasbahs“ genannt wird.<br />
Nkob befindet sich auf <strong>der</strong> Route, die das Drâa-Tal mit<br />
dem Ziz-Tal verbindet. Die restaurierten und liebevoll gepflegten<br />
Kasbahs, von denen einige zu komfortablen Gästehäusern<br />
umgebaut wurden, verleihen dem friedlichen<br />
Ort mit seinen Dattelpalmen und Obstbäumen einen unvergleichlichen<br />
Charme.<br />
NKOB<br />
Links: Der Jbel Saghro ist ein<br />
Trekking-Paradies<br />
Rechts: Mo<strong>der</strong>ne Gebäude im traditionellen<br />
Kasbah-Stil in Nkob<br />
37
Das Drâa-Tal<br />
Auf dem Weg nach Süden führt die Strecke durch eine biblisch anmutende<br />
Gegend, die sich <strong>der</strong> Fluss Drâa selbst geschaffen hat. Im Norden<br />
hat er mächtige Schluchten in den Berg gegraben, um dann in einem<br />
200 Kilometer langen, wun<strong>der</strong>schönen Tal auszulaufen. Im Drâa-Tal,<br />
das sich hinunter bis in die Wüste zieht, versorgt <strong>der</strong> Drâa unzählige<br />
Oasen, in denen Palmen, Feigen- und Granatapfelbäume gedeihen. In<br />
Verbindung mit den traditionellen Lehmbauten <strong>der</strong> Drâa-Dörfer offenbaren<br />
sich dem Reisenden immer wie<strong>der</strong> fantastische Panoramen.<br />
38
39
Das Drâa-Tal birgt viele Schätze. Einer <strong>der</strong> faszinierendsten<br />
ist das historische Dorf Tamnougalt.<br />
Hier vereinen sich Geschichte, Architektur<br />
und eine umwerfende Naturkulisse<br />
zu einem Ort, <strong>der</strong> Reisende und Filmregisseure in seinen<br />
Bann zieht. Tamnougalt, bekannt für seine atemberaubenden<br />
Palmenoasen und terrassenförmigen Fel<strong>der</strong>, bildet mit<br />
<strong>der</strong> grünen Pracht seiner Oasen einen reizvollen Kontrast<br />
zur umgebenden Wüstenlandschaft und ist ein Zeugnis für<br />
die jahrhun<strong>der</strong>tealte Fähigkeit <strong>der</strong> Menschen, in <strong>der</strong> Wüste<br />
zu leben. Das Herzstück des Dorfes ist seine Kasbah, ein<br />
wahres Meisterwerk <strong>der</strong> marokkanischen Lehmbauarchitektur<br />
und ein wichtiges kulturelles Erbe Marokkos. Die<br />
Kasbah ist auch ein Symbol für die reiche Geschichte <strong>der</strong><br />
Amazigh-Kultur in <strong>der</strong> Region. Die Ursprünge <strong>der</strong> Kasbah<br />
gehen auf das 16. Jahrhun<strong>der</strong>t und die Saadier-Dynastie<br />
zurück. Sie diente einst als Wohnort für lokale Amazigh-<br />
Familien und als Verteidigungsanlage gegen Eindringlinge.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurde sie zu einem wichtigen Zentrum<br />
für Handel und Kultur. Mit ihren labyrinthartigen<br />
Tamnougalt<br />
Oben: Tamnougalt befindet sich 15<br />
Kilometer südlich des Verkehrsknotenpunktes<br />
Agdz<br />
Links: Ein Rundgang durch die<br />
Kasbah von Tamnougalt wird zur<br />
Reise in die Vergangenheit<br />
Rechts: Die Kasbah Tamnougalt<br />
zählt zu den ältesten Lehmburgen<br />
Marokkos<br />
40
DAS DRÂA-TAL<br />
Gassen, den sorgfältig verzierten Toren, den herrlichen<br />
Innenhöfen und Gärten wirkt sie wie ein Märchenschloss<br />
aus längst vergangenen Zeiten. Die beeindruckende Kulisse<br />
von Tamnougalt und seiner Kasbah hat auch als Drehort<br />
für verschiedene Filme und Fernsehserien gedient. Hier<br />
fand <strong>der</strong> italienische Filmregisseur Bernardo Bertolucci<br />
seine Kulissen für das Wüstenepos „Der Himmel über <strong>der</strong><br />
Wüste“. Die hoch oben auf einem Hügel thronende Festung<br />
erlangte als „Fort Bounoura“ Berühmtheit. Wer erinnert<br />
sich nicht an die eindrucksvollen Filmszenen im<br />
Fort, in denen <strong>der</strong> Protagonist Port alias John Malkovich<br />
verstirbt? Heute ist die Festung ein beliebtes Fotomotiv.<br />
Wer Tamnougalt besucht, kann nicht nur die Kasbah und<br />
die Festung bewun<strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n auch die umliegende<br />
Landschaft erkunden. Die Region bietet wun<strong>der</strong>schöne<br />
Ausblicke auf Wüstenlandschaften, Palmenoasen und die<br />
umliegenden Berge des Atlasgebirges. Ein Besuch von<br />
Tamnougalt ist eine Gelegenheit, in die Vergangenheit<br />
Marokkos einzutauchen und die faszinierende Architektur<br />
und das kulturelle Erbe dieser Region zu erleben.<br />
Tamnougalt<br />
Oben: Der Weg zur Festung „Fort<br />
Bounoura" führt durch einen schönen<br />
Palmenhain<br />
Links: Die Kasbah Taourirt ist leicht zu<br />
verwechseln mit <strong>der</strong> gleichnamigen<br />
Lehmburg in Ouarzazate!<br />
Rechts: John Malkovich und Debra<br />
Winger im Film „Himmel über <strong>der</strong><br />
Wüste“ im „Fort Bounoura"<br />
41
DAS DRÂA-TAL<br />
Im weiteren Verlauf des Drâa-Tals trifft man auf Zagora.<br />
Das Verwaltungszentrum mit 35 000 Einwohnern<br />
hat es geschafft, die Balance zwischen Mo<strong>der</strong>ne<br />
und Tradition zu halten. Die Kasbahs, Gärten und<br />
Handwerker-Souks sind immer noch Teil des Stadtbildes.<br />
So finden sich hier die Ateliers <strong>der</strong> letzten Silberschmiede<br />
Südmarokkos, die noch den „Guss in verlorener Form“ beherrschen.<br />
Im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t erbauten die Saadier hier<br />
eine beeindruckende Kasbah, heute ein Wahrzeichen und<br />
wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> lokalen Identität. Wie im Tafilalet<br />
kreuzten sich früher auch in Zagora die Wege <strong>der</strong> Karawanen<br />
aus dem nördlichen Fes und dem südlichen Timbuktu<br />
im heutigen Mali. Damals benötigten die Karawanen<br />
52 Tage für den beschwerlichen Weg über die Sanddünen<br />
<strong>der</strong> größten Wüste <strong>der</strong> Erde, bis sie das sagenumwobene<br />
Timbuktu erreichten. Ein Schild „Timbuktu 52 Tage“, das<br />
in Zagora angebracht ist, erinnert heute an die unvorstellbaren<br />
Strapazen des Transsaharahandels. Heute ist Zagora<br />
ein wichtiger Ausgangspunkt für Abenteuertouren in die<br />
Sahara. Wer nicht so weit fahren möchte, macht einen Ab-<br />
Zagora<br />
Oben: In Zagora fügen sich neuere<br />
Gebäude, wie diese Moschee, perfekt<br />
in das traditionelle Stadtbild ein<br />
Links: Das wohl berühmteste Schild<br />
Südmarokkos befindet sich in Zagora.<br />
Ein Foto ist Pflicht!<br />
Rechts: Es ist faszinierend, den<br />
Silberschmieden bei <strong>der</strong> Arbeit über<br />
die Schulter zu schauen<br />
42
DAS DRÂA-TAL<br />
stecher zu den Dünen von Tinfou, einer kleineren Version<br />
<strong>der</strong> berühmten Dünen des Erg Chegaga. Diese Sandwüste<br />
ist leichter zugänglich und bietet dennoch schöne Wüstenerlebnisse.<br />
20 Kilometer südlich von Zagora liegt <strong>der</strong> historisch<br />
bedeutende Ort Tamegroute. Hier befindet sich das<br />
im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t gegründete spirituelle Zentrum <strong>der</strong> Zaouia<br />
Naciria mit ihrer weltberühmten Bibliothek. Sie beherbergt<br />
über 4000 Bücher, darunter einmalige Werke aus<br />
dem 11. Jahrhun<strong>der</strong>t, und eine Koranschule. Die Zaouia<br />
war die einflussreichste Denkschule ihrer Zeit und hatte<br />
große Bedeutung für die Wissenschaft. Eine weitere Attraktion<br />
des nur 6000 Einwohner zählenden Dorfes sind<br />
die im ganzen Land bekannten Töpferwerkstätten. Dort<br />
werden in Öfen, die mit Palmenzweigen und Kleinholz beheizt<br />
werden, grün gefärbte Gebrauchsgegenstände wie<br />
Tajine-Töpfe, Teller, Schüsseln, Tassen und Kacheln hergestellt.<br />
Die Waren <strong>der</strong> Töpfer werden „grüne Keramik“<br />
genannt, weil sie durch das Erhitzen im Ofen grün werden.<br />
Wer noch ein Mitbringsel für die Lieben zu Hause sucht –<br />
hier wird er sicher fündig.<br />
Tamegroute<br />
Oben: Im Atelier <strong>der</strong> Scheibentöpfer<br />
in Tamegroute. Gar nicht so einfach,<br />
wie es ausschaut!<br />
Links: Die Zaouia Naciria in<br />
Tamegroute mit ihrer weltberühmten<br />
Bibliothek<br />
Rechts: Dieses handgeschriebene<br />
Manuskript ist eins von über 4000<br />
Werken <strong>der</strong> Bibliothek<br />
43
Südlich von Tamegroute kommt erstmals echtes<br />
Wüstenfeeling auf. Nachdem die Hamada, eine<br />
schier endlose Steinwüste, zurückgelassen wurde,<br />
erreicht man über eine gut ausgebaute Teerstraße<br />
M’Hamid El Ghizlane, die letzte Oase vor <strong>der</strong> großen<br />
Sahara und das Traumziel aller Entdecker, Globetrotter<br />
Abenteurer und Wüstenfüchse. Einst ein Rastplatz auf <strong>der</strong><br />
Karawanenstraße von Timbuktu nach Zagora, entwickelte<br />
sich M’Hamid El Ghizlane zu einer interessanten kleinen<br />
Wüstenstadt in strategischer Lage, die 17 große Kasbahs<br />
beherbergt, <strong>der</strong>en älteste 400 Jahre alt ist. Die Terrassen<br />
<strong>der</strong> Kasbahs bieten einen atemberaubenden Blick auf den<br />
Palmenhain <strong>der</strong> Stadt und die mächtigen Sanddünen. Etwa<br />
50 Kilometer von M’Hamid EI Ghizlane entfernt erheben<br />
sich über eine Fläche von 40 Kilometern in <strong>der</strong> Länge und<br />
15 Kilometern in <strong>der</strong> Breite die bis zu 300 Meter hohen<br />
Sandberge des Erg Chegaga. Die Wüstenstadt ist die ideale<br />
Basis für Wüstenexkursionen und Kameltrekking-Expeditionen.<br />
Aber an<strong>der</strong>s als in Merzouga im Tafilalet, wo<br />
<strong>der</strong> Erg Chebbi gewissermaßen vor <strong>der</strong> Haustür liegt,<br />
M'Hamid el Ghizlane – Erg Chegaga<br />
Oben: Der Erg Chegaga bietet spektakuläre<br />
Ausblicke bei Sonnenauf- und<br />
Sonnenuntergang. Die Sandformationen<br />
reflektieren das Licht und schaffen atemberaubende<br />
Farbenspiele<br />
Links und rechts: Neben M'Hamid El<br />
Ghizlane mit seinen Hotels bieten auch<br />
die Camps in den Dünen des Erg Chegaga<br />
durchaus luxuriöse Unterkünfte<br />
44
DAS DRÂA-TAL<br />
muss man sich hier das Abenteuer Sahara noch „erarbeiten“,<br />
denn zu den Dünen gelangt man nur über Sandpisten.<br />
Erfreulicherweise hat sich die Stadt optimal auf den Abenteuertourismus<br />
eingestellt. In M’Hamid EI Ghizlane gibt<br />
es komfortable und luxuriöse Unterkünfte, Stellplätze für<br />
Wohnmobile, Restaurants und Cafés. In den entlegenen<br />
Dünen wurden komfortable Camps errichtet, in denen es<br />
dem Gast an nichts mangelt. Wer mit dem Auto in M’Hamid<br />
EI Ghizlane ankommt, kann entwe<strong>der</strong> einige Tage<br />
„am Ende <strong>der</strong> Welt“ entschleunigen o<strong>der</strong> in einen Geländewagen<br />
umsteigen, in dem er eine atemberaubende Wüstenrundtour<br />
unternimmt: von M’Hamid EI Ghizlane über<br />
den Erg Chegaga, in den Nationalpark des Lac Iriqui, die<br />
Wüstenoase Foum Zguid und zurück. Im Vergleich zum<br />
Erg Chebbi ist <strong>der</strong> Erg Chegaga weniger frequentiert und<br />
gilt als „wil<strong>der</strong>e Dünenlandschaft“. Ob man den Erg Chegaga<br />
in einer 12-tägigen Kameltrekking-Tour o<strong>der</strong> als Off-<br />
Road-Ausflug erkunden möchte, beides bietet unvergessliche<br />
Momente, denn in den Sanddünen hat man einen <strong>der</strong><br />
schönsten Sternenhimmel <strong>der</strong> Welt.<br />
Lac Iriqui – Foum Zguid<br />
Oben: Palmenlandschaft wenige Kilometer<br />
vor <strong>der</strong> Oase Foum Zguid<br />
Links und rechts: Der Lac Iriqui ist ein<br />
Naturschutzgebiet, das meistens völlig<br />
ausgetrocknet ist. Wenn <strong>der</strong> Fluss Drâa<br />
ausreichend Wasser führt, verwandelt<br />
sich diese scheinbar unendliche Sandebene<br />
in eine faszinierende Seenlandschaft,<br />
an <strong>der</strong>en Ufern Schilf wächst<br />
und Wasservögel nach Nahrung suchen<br />
45
Taznakht – Stadt <strong>der</strong> Teppiche<br />
Taznakht dürfte den meisten Reisenden wohl nicht bekannt sein. Die Einkäufer <strong>der</strong> feinen Teppichgeschäfte in Marrakesch,<br />
Fes, Tanger und Essaouira kennen dieses Provinznest nur allzu gut. Denn Taznakht ist das Produktionszentrum<br />
für traditionelle Amazigh-Teppiche. Der Besuch einer Kooperative könnte zum Highlight einer Reise werden.<br />
Der unscheinbare Ort liegt im östlichen Ausläufer<br />
des Anti-Atlas auf 1400 Metern Höhe<br />
in einer windreichen Wüstenregion, 260 Kilometer<br />
südlich von Marrakesch, 280 Kilometer<br />
östlich von Agadir und knapp 90<br />
Kilometer südwestlich von Ouarzazate.<br />
Im Sommer steigen die Temperaturen<br />
auf über 40 Grad im Schatten, im Winter<br />
friert es. Taznakht hat etwa 7000<br />
Einwohner. Seit Generationen lernen<br />
die Mädchen das Weben von ihren<br />
Müttern. Es gibt kaum Landwirtschaft<br />
in Taznakht, lediglich etwas Safrananbau.<br />
Es bleibt nur die Teppichherstellung.<br />
Früher war die Teppichherstellung noch bedeuten<strong>der</strong>.<br />
Teppiche waren ein begehrtes Tauschobjekt im Handel<br />
mit Fellen, Datteln, Zucker, Salz, Schmuck o<strong>der</strong> Tee. Das<br />
hat sich geän<strong>der</strong>t. Bei <strong>der</strong> Herstellung und beim Verkauf<br />
<strong>der</strong> Teppiche spielen Kooperativen, in<br />
denen sich die Frauen organisieren,<br />
eine wichtige Rolle. Die meisten Frauen<br />
arbeiten zu Hause an ihren eigenen<br />
Webstühlen, aber manche Frauen bevorzugen<br />
es, im Atelier <strong>der</strong> Kooperative<br />
zu arbeiten. Dort sieht es nicht nach<br />
hoch konzentrierter Arbeit aus, son<strong>der</strong>n<br />
eher nach einer geselligen Mütterrunde<br />
mit Krabbelgruppe. Klein-<br />
46
EXKURS<br />
kin<strong>der</strong> und Babys wuseln<br />
um den Webstuhl herum.<br />
Aus dem Radio ertönt<br />
Amazigh-Musik, die Stimmung<br />
ist ausgelassen. Die<br />
Frauen scherzen. Trotz <strong>der</strong><br />
heiteren Atmosphäre geht<br />
die Arbeit am halb fertigen<br />
Teppich gut voran. Mit<br />
flinken Fingern laufen die<br />
Knüpfarbeiten wie automatisiert<br />
ab. Nur ab und zu<br />
unterbricht eine Weberin ihre Arbeit und zählt die Knüpfreihen<br />
ab. Dann geht es weiter. Immer wie<strong>der</strong> tauschen die<br />
Weberinnen die Plätze. Geht eine Frau hinaus, um sich um<br />
die Kin<strong>der</strong> zu kümmern, nimmt eine an<strong>der</strong>e Weberin ihren<br />
Platz ein. Monoton ist an<strong>der</strong>s. Die Fertigungszeit für<br />
einen Teppich hängt von seiner Größe und seinen Motiven<br />
ab. Das kann sogar einige Monate dauern! Aber <strong>der</strong> Aufwand<br />
lohnt sich. Ein Amazigh-Teppich hält 60 Jahre,<br />
manchmal länger, er wird mit <strong>der</strong> Zeit zu einem historischen<br />
Gegenstand! Wenn er nach zehn Jahren gewaschen<br />
und dann für zwei Wochen in die Sonne gelegt wird, sieht<br />
er wie<strong>der</strong> aus wie neu. Die Teppiche aus Taznakht sind im<br />
ganzen Land dafür bekannt, dass keine Chemikalien und<br />
ausschließlich natürliche Produkte verarbeitet werden.<br />
Die Farben werden nur aus Pflanzen gewonnen: Indigo erhält<br />
man aus den Blütenblättern von Safran und Rosen.<br />
Rot wird aus Klatschmohn gewonnen, Schwarz aus Kohle<br />
und Grün aus Henna und Granatäpfeln. Die Wolle wird<br />
zusammen mit Blütenblättern und Pflanzen gekocht. Damit<br />
die Wolle die Farben gut aufnimmt,<br />
gibt man Datteln und Feigen<br />
hinzu. Schlussendlich werden<br />
die Kunstschätze nicht im Schaufenster<br />
ausgestellt, son<strong>der</strong>n in einem<br />
Lagerraum aufbewahrt. Weberinnen,<br />
die ihre Teppiche verkaufen<br />
möchten, versuchen das entwe<strong>der</strong><br />
auf dem Souk in Taznakht o<strong>der</strong><br />
über die Kooperative. Auf dem<br />
Markt geht es schneller, aber die<br />
Teppiche erzielen geringere<br />
Erlöse als beim Verkauf<br />
über die Kooperative. Von<br />
den Einnahmen werden 20<br />
o<strong>der</strong> 30 Dirham, also zwei<br />
bis drei Euro, vom Händler<br />
als Provision einbehalten.<br />
Grundsätzlich unterscheidet<br />
man zwei Arten<br />
von Teppichen: Webteppiche<br />
und Knüpfteppiche.<br />
Für Webteppiche nutzt<br />
man lange Fäden. Für einen Knüpfteppich werden sehr<br />
kurze Fäden verwendet, er ist komplizierter herzustellen<br />
und arbeitsintensiver. Dann gibt es Teppiche, die mithilfe<br />
bei<strong>der</strong> Techniken gefertigt werden. Nur sehr erfahrene<br />
Weberinnen können das. Wenn ein Teppich verkauft wird,<br />
werden Preis, Name und Adresse des Käufers in einem<br />
Kontenbuch, in dem alle Weberinnen verzeichnet sind,<br />
eingetragen. Die wenigen Touristen, die es nach Taznakht<br />
verschlägt, entscheiden sich meist für Webteppiche, weil<br />
sie weniger Platz einnehmen. Sehr beliebt sind die sogenannten<br />
Glaoui-Teppiche mit ihren traditionellen Motiven<br />
sowie die Aknif-Teppiche, die dünn zusammengerollt werden<br />
können. Knüpfteppiche sind deutlich schwerer, halten<br />
aber auch länger. Die Motive auf den Teppichen sind vom<br />
Amazigh-Alltag inspiriert: Das Kamel beispielsweise beschreibt<br />
die Geduld, da es nur alle drei Monate trinkt. Der<br />
Spiegel steht für die Pubertät <strong>der</strong> Amazigh-Mädchen und<br />
bedeutet: „Bin ich schön?“. Das Skelett <strong>der</strong> Schildkröte<br />
symbolisiert den Regen. Außerdem gibt es viele Motive<br />
mit einem Bezug zur Wüste. Diese<br />
spiegeln die geografischen und kulturellen<br />
Gegebenheiten <strong>der</strong> Region<br />
wi<strong>der</strong>. Durch diese Symbolsprache<br />
erzählen die Teppiche vom Leben<br />
<strong>der</strong> Frauen, ihrem Leid, ihrem<br />
Glück, vom Alltag, und sie geben<br />
Auskunft über ihre Rolle in <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
Ein Teppich aus Taznakht<br />
ist mehr als ein Gebrauchsgegenstand:<br />
Er ist ein Kunstwerk!<br />
47
INFOS STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
MUSEEN<br />
Das Musée du Cinéma in Ouarzazate<br />
Musée du Cinéma in Ouarzazate<br />
Das Museum befindet sich<br />
gegenüber <strong>der</strong> berühmten Kasbah<br />
Taourirt. Ursprünglich wurde das<br />
auf einer Fläche von zwei Hektar<br />
errichtete Gebäude von einer Gruppe<br />
italienischer Architekten als Kulisse<br />
für historische Filme und Bibelszenen<br />
gebaut. Filmfans kommen hier voll<br />
auf ihre Kosten, da sie die echten<br />
Kulissen von Filmen wie „Gladiator“<br />
o<strong>der</strong> „Aladin 2“ sehen können.<br />
Atlas und CLA Filmstudios in<br />
Ouarzazate<br />
In Ouarzazate, <strong>der</strong> Hochburg <strong>der</strong><br />
internationalen Filmindustrie,<br />
wurden mehr als 200 weltberühmte<br />
Filme wie „Lawrence von Arabien“,<br />
„Der Diamant vom Nil“, „Gladiator“<br />
o<strong>der</strong> „Asterix und Kleopatra“ gedreht.<br />
Bei geführten Besichtigungen<br />
kann man hier die für die Dreharbeiten<br />
verwendeten Kulissen besuchen<br />
und spannende Anekdoten über die<br />
Dreharbeiten erfahren.<br />
www.ouarzazatestudios.com<br />
Musée Théâtre Mémoire in<br />
Ouarzazate<br />
Das Museum befindet sich in Skoura.<br />
Es zeigt die Geschichte <strong>der</strong> Amazigh<br />
mit Alltagsgegenständen und historischen<br />
Dokumenten, wie eine mit<br />
Safran geschriebene Heiratsurkunde<br />
o<strong>der</strong> die ursprünglichen Grundrisse<br />
einer Kasbah.<br />
Musée des Arts et Traditions de<br />
la Vallée du Drâa in Zagora<br />
Das Museum für Kunst und<br />
Traditionen des Drâa-Tals ist in<br />
einem alten Haus im Ksar Tissergate<br />
untergebracht. Es zeigt in mehreren<br />
Räumen Gegenstände und Utensilien<br />
<strong>der</strong> Amazigh, wie traditionellen<br />
Schmuck und lokale Tracht.<br />
Musée des Fossiles et des<br />
Minéraux in Erfoud<br />
Das Museum für Fossilien und<br />
Mineralien bietet einen Einblick in<br />
die geologische Vielfalt <strong>der</strong> Gegend.<br />
Es beherbergt eine beeindruckende<br />
Sammlung von Fossilien, darunter<br />
Trilobiten, Ammoniten und an<strong>der</strong>e<br />
prähistorische Überreste, die in<br />
<strong>der</strong> Umgebung gefunden wurden.<br />
Neben Fossilien zeigt das Museum<br />
auch eine vielfältige Auswahl an<br />
Mineralien, darunter Edelsteine<br />
und Kristalle aus <strong>der</strong> Umgebung.<br />
Das Museum bietet Informationen<br />
über die geologische Entstehung <strong>der</strong><br />
Sahara und ihrer Randgebiete.<br />
Musée du Patrimoine Amazigh<br />
in Tinghir<br />
Das Museum des Amazigh-Erbes<br />
zelebriert die vielfältige Kultur <strong>der</strong><br />
Amazigh-Gemeinschaft in Marokko.<br />
Dazu gehören Informationen über<br />
ihre Bräuche, Sprache und Lebensweise.<br />
Anhand von ausgestellten<br />
Kunstwerken wie Teppichen,<br />
Textilien, Töpferwaren und Schmuck<br />
wird auch das Kunsthandwerk <strong>der</strong><br />
Amazigh gezeigt.<br />
Musée Municipal de Tamegroute<br />
Das Museum von Tamegroute<br />
zeigt das kulturelle Erbe und die<br />
Geschichte <strong>der</strong> Region. Es beherbergt<br />
eine beeindruckende Sammlung von<br />
alten Manuskripten und Büchern,<br />
darunter religiöse Schriften,<br />
Koran-Abschriften und an<strong>der</strong>e<br />
historische Texte. Darüber hinaus<br />
können Besucher in einer Werkstatt<br />
die traditionelle Keramikherstellung<br />
beobachten. Außerdem werden<br />
Teppiche, Textilien, Schmuck und<br />
Metallkunstwerke ausgestellt.<br />
48
INFOS STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
Fête des Roses in Kelâa<br />
M’Gouna<br />
Das Rosenfest findet während <strong>der</strong><br />
Blütensaison <strong>der</strong> Damaszener-Rosen<br />
statt. Paraden, Umzüge, Live-Musik<br />
und Tanzvorführungen sind<br />
Bestandteil des Festivals. Es wird<br />
eine Rosenkönigin gekrönt, die die<br />
Schönheit <strong>der</strong> Region repräsentiert.<br />
Besucher können lokale Märkte<br />
erkunden, auf denen Rosenprodukte,<br />
Kunsthandwerk und regionale<br />
kulinarische Spezialitäten, die mit<br />
Rosenwasser o<strong>der</strong> Rosenöl aromatisiert<br />
sind, angeboten werden.<br />
Festival des Musiques des<br />
Cimes in Imilchil<br />
Das Musikfestival in Imilchil ist eine<br />
einzigartige Gelegenheit, die Kultur<br />
und die musikalische Vielfalt dieser<br />
Region zu erleben. Das Festival bietet<br />
Künstlern aus <strong>der</strong> ganzen Welt eine<br />
Bühne. Inmitten <strong>der</strong> umliegenden<br />
Berge offenbart sich den Besuchern<br />
eine inspirierende und großartige<br />
Szenerie.<br />
Fête des Dattes in Erfoud<br />
Das Dattelfest ist ein Festival, das die<br />
reiche Tradition des Dattelanbaus in<br />
<strong>der</strong> Region Tafilalet und die Dattelernte<br />
feiert. Das Festival präsentiert<br />
sich mit farbenfrohen Paraden und<br />
festlich gekleideten Teilnehmern,<br />
die lokale Musik spielen und Tänze<br />
aufführen. Es gibt Wettbewerbe,<br />
Darbietungen, Kunsthandwerksmärkte<br />
sowie Verkostungen von<br />
diversen Dattelprodukten.<br />
Festival National des Arts<br />
d'Ahwach in Ouarzazate<br />
Das Ahwach-Festival ist ein kulturelles<br />
Event, das die Tradition <strong>der</strong> Ahwach-Musik<br />
und des Ahwach-Tanzes<br />
in <strong>der</strong> Region Ouarzazate feiert.<br />
Ahwach ist eine Form <strong>der</strong> Musik<br />
und des Tanzes <strong>der</strong> Amazigh. Sie<br />
beinhaltet festliche Aufführungen,<br />
bei denen Musikinstrumente wie<br />
Tamburine, Flöten und Trommeln<br />
zum Einsatz kommen. Die Aufführungen<br />
sind farbenfroh und mit<br />
aufwendigen Kostümen gestaltet.<br />
Festival International du Film<br />
in Ouarzazate<br />
Das internationale Filmfestival von<br />
Ouarzazate zieht Filmemacher,<br />
Schauspieler und Filmbegeisterte<br />
aus <strong>der</strong> ganzen Welt an. Es zeigt<br />
Kurzfilme von Filmemachern aus<br />
Marokko und dem Ausland. Dies ist<br />
eine Gelegenheit für Einheimische<br />
und Gäste, sich mit <strong>der</strong> Filmindustrie<br />
vertraut zu machen.<br />
Marathon des Sables<br />
Dieser legendäre siebentägige<br />
Wüstenmarathon gilt als einer <strong>der</strong><br />
härtesten Läufe <strong>der</strong> Welt. Sechs<br />
extrem anstrengende Etappen mit<br />
insgesamt 250 Kilometern sind in<br />
sieben Tagen zu bewältigen. Die Teilnehmer<br />
müssen während des Laufes<br />
ihr eigenes Gepäck tragen, und das<br />
Wasser ist rationiert!<br />
www.marathondessables.com<br />
Das Festival International des Nomades in M’Hamid El Ghizlane<br />
Festival des Contes et Arts<br />
Populaires in Zagora<br />
Das Karnevalsfest bietet den Einwohnern<br />
von Zagora die schöne Gelegenheit,<br />
auf den <strong>Straße</strong>n zu feiern.<br />
Es gibt Musikgruppen, Märchenerzähler,<br />
Kunstabende, Theaterstücke,<br />
Aufführungen für Kin<strong>der</strong> sowie<br />
Workshops zur Körpersprache.<br />
Rallye Aïcha des Gazelles<br />
Eine internationale Wüstenrallye<br />
nur für Frauen. Das Konzept ist, vom<br />
Start zum Ziel auf dem kürzesten<br />
Weg zu gelangen. Wer am Ende die<br />
wenigsten Kilometer auf dem Tacho<br />
hat, gewinnt – selbst wenn man als<br />
Letzte das Ziel erreicht! Ohne Karte,<br />
Kompass, GPS; festgelegte Routen.<br />
www.rallyeaichadesgazelles.com<br />
Festival International<br />
des Nomades in M’Hamid<br />
Das Open-Air-Festival ist eine<br />
internationale Referenz für kulturelle<br />
Vielfalt und Weltoffenheit. Drei Tage<br />
lang wird hier Kunst in all ihren<br />
Formen präsentiert: Kunsthandwerk,<br />
Malerei, Kalligrafie, Weben, Stickerei<br />
sowie Musik und Tanz, Märchen und<br />
Poesie werden von lokalen, nationalen<br />
und internationalen Künstlern<br />
dargeboten.<br />
www.nomadsfestival.org<br />
Festival Taragalte in M’Hamid<br />
Ursprünglich war das Taragalte-Festival<br />
mit <strong>der</strong> Tradition des Moussem<br />
verbunden, das in <strong>der</strong> Oase M’Hamid<br />
El Ghizlane das Ende <strong>der</strong> Dattelsaison<br />
markierte und die Rückkehr <strong>der</strong><br />
Karawanen aus <strong>der</strong> Wüste feierte.<br />
Seit 2012 stehen Musik und Tanz,<br />
Ausstellungen, Animationen und<br />
Workshops auf dem Programm.<br />
www.taragalte.org<br />
Festival Zamane in M’Hamid<br />
Das Festival <strong>der</strong> traditionellen Gesänge<br />
aus dem Süden des Drâa-Tals<br />
ist Teil eines Projekts zur kulturellen<br />
Bewahrung <strong>der</strong> Region. Drei Tage<br />
lang gibt es Konzerte einheimischer<br />
und ausländischer Musikgruppen,<br />
Begegnungen und Besuche von<br />
Dörfern, die mit den Ursprüngen<br />
<strong>der</strong> einheimischen Musikgruppen<br />
verbunden sind.<br />
49
INFOS MAROKKO<br />
GUT ZU WISSEN<br />
Ortszeit<br />
Marokko hat die Umstellung<br />
auf Winterzeit im Oktober 2018<br />
abgeschafft. Im Winter herrscht<br />
Zeitgleichheit mit Deutschland.<br />
Im Sommer beträgt <strong>der</strong> Zeitunterschied<br />
1 Stunde (Berlin 12 Uhr =<br />
Marrakesch 11 Uhr).<br />
Reisezeit<br />
Für die Städte innerhalb des Landes<br />
sind die Monate Februar bis Juni<br />
sowie September bis Dezember<br />
klimatisch optimal. Im Hochsommer,<br />
zwischen Juli und August, kann<br />
es sehr warm werden. Im Winter<br />
werden tagsüber Temperaturen von<br />
20 Grad und nachts von 10 Grad<br />
erreicht.<br />
Reisepass<br />
Deutsche, österreichische und<br />
Schweizer Staatsbürger benötigen<br />
einen Reisepass, <strong>der</strong> zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Einreise mindestens für die Dauer<br />
des Aufenthaltes in Marokko gültig<br />
sein muss. Kin<strong>der</strong> brauchen einen<br />
Reise- o<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>pass.<br />
Visum<br />
EU-Staatsangehörige sowie Schweizer<br />
benötigen für touristische und<br />
geschäftliche Zwecke für eine Dauer<br />
von bis zu 90 Tagen kein Visum.<br />
Zoll: Einreise<br />
Ausländische Währungen dürfen in<br />
unbegrenzter Menge ein- und ausgeführt<br />
werden. Bargeld im Wert von<br />
100 000 MAD (Dirhams) muss deklariert<br />
werden. Medikamente für den<br />
eigenen Gebrauch dürfen eingeführt<br />
werden. Zollfrei bei <strong>der</strong> Einreise sind<br />
außerdem: 200 gr Tabakwaren, 1 l<br />
Wein , 1 l Schnaps,150 ml Parfum,<br />
250 ml Eau de Toilette.<br />
Geld<br />
Für den marokkanischen Dirham<br />
(MAD) gilt ein Wechselkurs von etwa<br />
1 Euro = 11 MAD.<br />
Fast überall gibt es Bankautomaten,<br />
an denen man mit EC- o<strong>der</strong> Kreditkarte<br />
Geld abheben kann. Maximal<br />
2000 Dirham dürfen ein- und ausgeführt<br />
werden.<br />
Notrufnummern<br />
Polizei: 19<br />
Feuerwehr: 15<br />
Gendarmerie Royale: 177<br />
Ambulanz / Feuerwehr: 150<br />
Ärztliche Notfälle: 141<br />
Anreise mit dem Auto<br />
Für Reisende, die viel Zeit haben,<br />
empfiehlt sich die Anreise mit dem<br />
eigenen Fahrzeug. Berücksichtigt<br />
man, dass die An- und Abreise eine<br />
Woche in Anspruch nimmt, sollten<br />
vier Wochen eingeplant werden.<br />
Mietwagen<br />
In allen größeren Städten und an<br />
Flughäfen lassen sich Mietwagen<br />
problemlos anmieten. Dort sind alle<br />
bekannten Marken vertreten. Man<br />
kann auch von zu Hause aus den<br />
Mietwagen reservieren. In den Hotels<br />
und Riads kann <strong>der</strong> Kontakt zu Autovermietungen<br />
hergestellt werden.<br />
<strong>Straße</strong>nnetz<br />
Das <strong>Straße</strong>nnetz ist gut ausgebaut:<br />
Mit <strong>der</strong> N10, die <strong>Straße</strong> <strong>der</strong> 1000<br />
Kasbahs, gibt es eine Ost-West-Verbindung.<br />
Die N13 führt von Fes ins<br />
Tafilalet. Die N9 verläuft von Marrakesch<br />
ins Drâa-Tal und die N12 verbindet<br />
Zagora mit Rissani. Ein Netz<br />
von Provinz- und Regionalstraßen<br />
verknüpft alle 125 städtischen und<br />
ländlichen Gemeinden miteinan<strong>der</strong>.<br />
Um in die entlegensten Winkel zu<br />
gelangen, muss man manchmal über<br />
steinige o<strong>der</strong> sandige Pisten fahren,<br />
die bei schlechtem Wetter unpassierbar<br />
sein können.<br />
Inlandflüge<br />
Rucksackreisende können von den<br />
marokkanischen Inlandflügen<br />
nach Südmarokko profitieren. Aus<br />
Casablanca werden mehrmals in<br />
<strong>der</strong> Woche Flüge nach Errachidia,<br />
Ouarzazate und Zagora angeboten.<br />
Busse und Überlandtaxi<br />
Die wichtigsten Buslinien verkehren<br />
auf <strong>der</strong> Hauptachse Ouarzazate,<br />
Tinghir, Errachidia und <strong>der</strong> Strecke<br />
zwischen Errachidia, Erfoud und<br />
Rissani. Für den Busverkehr stehen<br />
neun Busbahnhöfe zu Verfügung: Errachidia,<br />
Ouarzazate, Tinghir, Zagora,<br />
Midelt, Rich, Erfoud, Goulmima und<br />
Rissani. Eine gute Alternative zum<br />
Busverkehr sind die sogenannten<br />
Grands Taxis. Das Großraumtaxi<br />
ist nach wie vor das am weitesten<br />
verbreitete und effizienteste<br />
Transportmittel, um sich zwischen<br />
den verschiedenen Gemeinden <strong>der</strong><br />
Region zu bewegen. An rund 30<br />
Plätzen sammeln sich Großraumtaxis<br />
für den Überlandverkehr. Was den<br />
innerstädtischen Verkehr betrifft,<br />
so verfügen die wichtigsten Städte<br />
über ein Netz von Kleintaxis, die die<br />
Stadtviertel und die wichtigsten Orte<br />
befahren. Insgesamt gibt es mehr<br />
als 420 Fahrzeuge des öffentlichen<br />
Verkehrs und etwa 100 Busse.<br />
50
KARTE MAROKKO<br />
Portugal<br />
Spanien<br />
E R<br />
Lagouira<br />
arokko<br />
Tan Tan<br />
Dakhla<br />
Madeira<br />
(Port.)<br />
Imlili<br />
Sidi Ifni<br />
A T L A N T I S C H E R<br />
Kanarische Inseln<br />
(Sp.)<br />
Tichla<br />
Boujdour<br />
Guelmim<br />
O Z E A N<br />
Awserd<br />
200 km<br />
Laâyoune<br />
Tarfaya<br />
Qualidia<br />
Galtat Zemmour<br />
Safi<br />
Marokko<br />
Tan Tan<br />
Smara<br />
El Jadida<br />
Essaouira<br />
Agadir<br />
Tafraout<br />
Tiznit<br />
Portugal<br />
Sidi Ifni<br />
Guelmim<br />
Casablanca<br />
Settat<br />
Tanger<br />
Asilah<br />
Larache<br />
Tetouan<br />
Chefchaouen Al Hoceima Nador<br />
Ksar el Kebir<br />
Ketama<br />
Ouezzane<br />
Oujda<br />
Kenitra<br />
Taza<br />
Fes<br />
Taourirt<br />
RABAT Meknes<br />
Aïn<br />
Sefrou<br />
Beni<br />
Casablanca<br />
Spanien<br />
Mathar<br />
Oulmès<br />
El Jadida<br />
Azrou<br />
Oued<br />
Settat<br />
Zem Khenifra<br />
Missour<br />
Qualidia<br />
Safi<br />
Khouribga<br />
Beni Mellal<br />
Midelt<br />
Rich Talsinnt<br />
Douârfa<br />
Essaouira<br />
Jbel Toubkal<br />
4167 m<br />
Agadir<br />
Taroudant<br />
Tafraout<br />
Tiznit<br />
A n t i<br />
Kenitra<br />
RABAT<br />
Marrakesch<br />
H o h e r<br />
Jbel Toubkal<br />
4167 m<br />
Marrakesch<br />
H o h e r<br />
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Oulmès<br />
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Irhil M'Goun<br />
4071 m<br />
Ouarzazate<br />
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Drâa-Tal<br />
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S A H A R A<br />
Ouarzazate<br />
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Tanger<br />
Khenifra<br />
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M'Goun 4071 m<br />
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Azrou<br />
Sefrou<br />
Merzouga<br />
Mittelmeer<br />
Figuig<br />
Asilah<br />
Tetouan<br />
Larache M'HamidChefchaouen<br />
Al Hoceima<br />
Akka<br />
Ksar el Kebir<br />
Ketama<br />
Ouezzane<br />
Boumalne<br />
Dades<br />
Meknes<br />
Drâa-Tal<br />
Imilchil<br />
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Tinghir<br />
Jbel Saghro<br />
2712 m<br />
M'Hamid<br />
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Oujda<br />
Taourirt<br />
Aïn<br />
Beni<br />
Mathar<br />
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Fi<br />
51
52<br />
www.visitmorocco.com