Ami du Vin 3/22-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
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dossier
Klimatische Schwankungen, ein Problem für den Weinbau
Die Herausforderungen werden nicht kleiner
Hitze und Trockenheit haben diesen Sommer geprägt: Ein unproblematischer Traubenjahrgang im Vergleich zum Jahrgang
2021. Doch die klimatische Entwicklung mit extremen Schwankungen macht den Winzern die Entscheidungen nicht einfach.
Frohe Gesichter sind unter den Winzern diesen Herbst weit
verbreitet. Zur Zeit des Redaktionsschlusses ist die Traubenernte
zu einem guten Teil eingebracht. Der trockene Sommer
hat dem falschen Mehltau wenig Chancen gelassen und wurde
erst mit dem Regen im September ein Thema, was aber auf
die Traubenqualität keinen Einfluss mehr hatte. Die Trauben
sind gesund, die Winzer sind zufrieden. Dies ist eine Erleichterung,
vor allem nach dem sehr feuchten Vorjahr, als die Reben
während des ganzen Sommers unter dem Pilzdruck litten. Teils
hat der heisse Sommer den Trauben Trockenstress beschert
und wo nicht bewässert werden konnte, mussten Trauben entfernt
werden. Insgesamt war es ein toller Jahrgang mit schönen
Erträgen und toller Qualität. An die hohen Zuckerwerte, die mit
dem warmen Wetter entstanden, haben sich die Winzerinnen
und Winzer in den vergangenen Jahren gewöhnt, was bei weissen
Weinen nicht immer erwünscht ist.
Es gilt nun Lösungen zu finden für diese klimatischen Herausforderungen.
Denn dieses und das vergangene Jahr zeigen
auf, wie das Wetter vermehrt extremen Schwankungen unterworfen
ist. Der Klimawandel erzeugt nicht nur wärmere Temperaturen,
sondern auch mehr Wetterunterschiede: ein sehr
heisses Jahr folgt auf ein sehr feuchtes, kühles Jahr. Normalität
scheint es kaum mehr zu geben.
Andere Sorten anpflanzen
Es stellt sich die Frage, wie Winzerinnen und Winzer langfristig
mit der Klima-Entwicklung umgehen sollen. Einige Faktoren,
wie der Boden oder das regionale Klima, sind nicht zu beeinflussen.
Entscheiden können die Winzer hingegen, welche
Sorten sie anpflanzen wollen. Doch so einfach umsetzbar sind
locker daher gesagte Vorschläge wie ‘pflanzen wir doch Primitivo
am Zürichsee an’ nicht, wie Beatrice Steinemann, stellvertretende
Leiterin der Gruppe Anbautechnik Obst- und Weinbau
am Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick,
sagt. «Ein Rebberg wird jeweils für die Dauer von 25 bis 30
Jahre und mehr angelegt. Ausserdem ist die Neubestockung
eine grosse finanzielle Investition, die Weingüter pro Generation
ein- bis zweimal vornehmen. Von einer schnellen Anpassung
an andere Traubensorte kann also keine Rede sein.» Und
natürlich erfolgt die Neubestockung Parzelle für Parzelle, denn
in den ersten Jahren bringt die Rebe nur einen kleinen Ertrag.
Ausserdem spielen für die Winzer auch andere Faktoren als
das Klima bei der Wahl der anzupflanzenden Traubensorte
eine Rolle. So etwa die Vielfalt der Sorten in einem Weinbaubetrieb.
Denn verschiedene Rebsorten und Weine anbieten
zu können, hilft dem Winzer auch, die Bedürfnisse der Kunden
nach unterschiedlichen Weinen besser abdecken zu können.
Der Kundengeschmack ist allerdings auch Schwankungen
unterworfen. «Aufgrund der Nachfrage im Markt wurde
in den vergangenen Jahren wieder vermehrt Riesling-Silvaner
angepflanzt. Dies, obwohl die Sorte pilzanfällig ist, früh
reift und somit auch mit Blick auf die Klimaentwicklung weniger
geeignet ist», wie Steinemann weiss. Aufgrund der steigenden
Temperaturen bis in den Herbst hinein, fehlen den
frühreifen Sorten die Temperaturunterschiede zwischen Tag
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