Ami du Vin 3/22-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
thunersee
Unterwegs in die Zentralschweiz
PIWI-Sorten und Fassausbau
Auf einer zweitägigen Reise lernen wir eine für viele etwas
weniger bekannte, aber aufstrebende Weinbauregion der
Schweiz kennen. Das vielfältige Angebot ist beachtlich
und der Umgang der Winzer mit pilzwiderstandsfähigen
Sorten beeindruckend. Zum Abschluss der Reise halten
die Organisatoren eine Überraschung für uns bereit.
Vorstandsmitglied Peter Willener und seine Partnerin Ursula
Locher hatten schon vor einiger Zeit eine Reise in die Zentralschweiz
geplant und dieses Vorhaben können wir nun realisieren.
24 Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmer finden sich am
Bahnhof Thun ein. Die Fahrt geht zuerst nach Altdorf. Ruedy
Schuler von Ur Wy empfängt uns herzlich auf seinem Betrieb
mit rund 1,6 Hektaren. Sein Credo sind naturnahe, ehrliche
Weine. Die Roten werden nicht filtriert, dadurch bleiben
mehr Farb- und Geschmackstoffe erhalten. Die Lagerung
mit genügend Zeit zum Ausreifen erfolgt in Eichenfässern.
Im sonnigen und von der Bise geschützten Rebberg Belmité
werden die Sorten Cabernet Dorsa, Pinot Noir, Merlot und
Muscaris (Gelber Muskateller x Solaris) angebaut. In der Brickermatte
wachsen Riesling-Sylvaner und – was ausserhalb
des Wallis selten vorkommt – Petite Arvine. Ruedy Schuler
zeigt uns nebst seinen selbst gekelterten Weinen auch noch
einen Solaris und einen Diolinoir des Weinguts zum Rosenberg
in Altdorf. Wir sind beeindruckt, dass die innovativen
Winzer des Kantons Uri auf einer Rebfläche von insgesamt
nur rund fünf Hektaren eine beachtliche Sortenvielfalt in
durchwegs guter Qualität kultivieren.
Feine Tropfen aus dem Kanton Zug
Nach dem Mittag lichtet sich die Regenfront und wir machen
uns auf den Weg nach Immensee SZ. Der grosse Gutsbetrieb
Sunnehof, der von Markus und Susanne Hofstetter in Pacht
bewirtschaftet wird, ist unser nächstes Ziel. Die Reben wachsen
am Südhang der Halbinsel Chiemen am Zugersee. Die
1,83 Hektar grosse Fläche ist mit Riesling-Sylvaner, Pinot Noir
und seit 2018 mit der weissen pilzwiderstandsfähigen Sorte
Divona bepflanzt. Die Trauben reifen unter dem milden Klima
des Zugersees und mit Föhneinfluss besonders gut. Neben
ihren eigenen Produkten schenken uns Markus und Susanne
auch noch solche der Zuger Betriebe Weinbau Risch und der
Weinrebenkappelle aus, wodurch sich eine vielseitige und interessante
Degustation ergibt.
Am Abend geniessen wir im Wirtshaus Wilder Mann in Sursee
ein schmackhaftes viergängiges Abendessen. Philipp Zihler
vom Weinbau Barmet und Zihler in Schenkon stellt uns auf das
Menu abgestimmte Tropfen aus dem Kanton Luzern vor. Die
verschiedenen Cuvées kommen gut an und zeigen, dass die
Produzenten es verstehen, mit den verschiedenen PIWI-Sorten
wie Johanniter, Solaris und Divico umzugehen.
Den Boden im Glas riechen
Am Samstagmorgen geht die Fahrt zur idyllisch gelegenen
Mariazellhöhe, einem Kraftort oberhalb des Sempachersees.
Dort begrüsst uns der Zentralschweizer Rebbaukommissär
Beat Felder. Auf mitreissende und professionelle Art stellt er
uns eine grosse Anzahl ausgezeichneter Tropfen aus dem
im Nebenerwerb geführten Weinbau Mariazell vor. Nach dem
Motto edle Steine – edle Weine zeigen die Gewächse unverkennbare
mineralische Noten. Die aus den Sorten Muscat Oliver
und Solaris hergestellte Assemblage J Muscat Sec – wobei
J für den Quarzstein Jaspis steht – Jahrgang 2020 gewann Gold
am Grand Prix du Vin Suisse. Auch mit dem aus Johanniterund
Solaristrauben gekelterten T Green Blanc – T wie Mineralien
der Turmalingruppe – wird eindrücklich aufgezeigt, welches
Potenzial die PIWI-Sorten haben und was sich daraus machen
lässt. Dazu gibt es Brot, Käse und Fleisch aus der Region.
Das Zentralschweizer Anbaugebiet entwickelt sich weiter, die
Fläche nimmt jedes Jahr zu. Beat Felder erklärt, dass der Klimawandel
und die Temperaturerwärmung den
Rebbau in der Region begünstigen. Zudem liegen
die in der Innerschweiz häufig aus PIWI-Sorten
produzierten Weine auch national sehr im Trend.
Zum Abschluss erwartet uns noch eine Überraschung
in Form einer Fahrt ins Blaue. Wir
stoppen in Küssnacht am Rigi bei der Küferei
Suppiger. Diese wird in der vierten Generation
von Roland Suppiger geführt und ist
in der Schweiz eine der letzten, die noch
Fässer von Grund auf produziert. Roland
zeigt uns seine Werkstatt und seine in
verschiedenen Verarbeitungsphasen
stehenden Fässer. Wir verpflegen uns
am reichhaltigen Buffet. Dazu verkosteten
wir einen Cabernet Jura vom
Weingut Tellen in Kägiswil OW
und einen Solaris von Weinbau
Ottiger aus Kastanienbaum
LU. Wir erlebten eine
abwechslungsreiche, stimmige
und lehrreiche Weinreise.
Unser aller Dank
geht an die Organisatoren
Peter Willener und
Ursula Locher.
Christoph Mutti
39