Ami du Vin 3/22-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
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la vie de l'anav
st. martin zofingen
Wein- und Genussreise ins Piemont
Barolo, Barbaresco und Roero
Seit zwei Jahren stand die Reise auf dem Programm.
Die Anmeldungen waren so zahlreich, dass sie gleich
zweimal durchgeführt wurde. Auch wenn die einzelnen
Reisenden nur einmal dabei waren, so wog der Genuss
der Reise doppelt.
Genuss, Geselligkeit und die Vertiefung des Weinwissens
standen im Vordergrund. Die Rebsorten Nebbiolo, Barbera
und Arneis begleiteten die Reisenden stetig. Dass es sich bei
Barolo, Barbaresco und Roero immer auch um die DOCG-
Klassierung der Nebbiolo-Traube handeln kann, oder dass der
kräftigere Barolo auch als König und der feinere Barbaresco
als Königin bezeichnet wird und der DOCG Neuling aus dem
Roero den beiden erstgenannten gut das Wasser reichen kann,
davon konnten wir uns selber überzeugen. Aber auch Dolcetto,
Arneis Timorasso und Moscato d’Asti und weitere Gewächse
sowie kulinarische Freuden kamen nicht zu kurz.
Wir haben mehrere Weinkathedralen und Weinkeller besichtigt;
historische, UNESCO anerkannte, aber auch topmoderne.
Nicht jedem hat alles gefallen, was auch sein darf.
Risotto aus Vercelli
Italien ohne Risotto ist nicht vorstellbar. Westlich von Mailand
eröffnet sich auf der Hinfahrt schon bald eine riesige, topfebene
Fläche, die landwirtschaftlich genutzt wird. Fährt man
im erhöhten Reisebus, erkennt man, wie die Landschaft langsam
in Reisfelder übergeht. Die einen sind trockengelegt, die
anderen stehen unter Wasser. Wir sind in der Region Vercelli.
Bei der Mittagsrast in der Riseria und ehemaligen Abtei Principato
di Lucedio erfahren wir mehr über die Bewirtschaftung
der Reisfelder. Der Reisanbau benötigt viel Wasser. Dieses ist
hier nur vorhanden, weil im Frühling das Schmelzwasser aus
dem umliegenden Gebirge in Kanälen gesammelt wird. Damit
werden nacheinander die Felder geflutet.
Schaumwein-Tradition
Nach dem Mittagessen geht es weiter nach Canelli, zum Traditionshaus
Contratto. Contratto war der erste Produzent in Italien,
der Schaumwein nach Methode Champenoise, also mit
Flaschengärung hergestellt hat. Von der Qualität können wir
uns nach der Führung überzeugen. Hinter dem Jungendstilgebäude
verstecken sich weitläufige, hohe Kellergewölbe, die in
den Berg gehauen sind, bekannt als unterirdische Kathedralen.
Hier lagert der Schaumwein in optimalem Umfeld bis zur Reife.
Es gibt noch zwei weitere Kellereien in Canelli mit solchen Kellern.
Sie wurden ab dem 16. Jahrhundert gebaut und alle drei
gelten heute als UNESCO-Welterbe.
Am Abend erreichen wir das Hotel i Castelli in Alba wo wir
für drei Nächte logieren. Den Apéro und das Abendessen
geniessen wir auf der Dachterrasse mit Sicht auf die umliegenden
Hügel und Rebberge. Einiges davon werden wir in
den nächsten Tagen besichtigen, wie etwa die Altstadt von
Alba und den Wochenmarkt, das Schloss Grinzane Cavour,
Barbaresco und Barolo mit dem Weinmuseum. Und natürlich
einige schöne und interessante Weingüter.
Tradition und Moderne
Wir besuchen in den nächsten Tagen verschiedene Weingüter
oder haben zum Essen manchmal einen Winzer eingeladen,
der seine Weine präsentiert. Dabei begegnet uns die Spannung
zwischen Moderne und Tradition an vielen Orten.
Stark in der Tradition verhaftet ist das Weingut Pio Cesare.
Es liegt in der Altstadt von Alba und wird seit fünf Generation
von der Familie geführt. Es war von Anfang an für die Entwicklung
des Weins im Piemont von Bedeutung. Nach wie vor
Der imposante, 5000 Quadratmeter grosse und bis zu 38 Meter tiefe Contratto-Keller wurde unter den Hügeln oberhalb der Stadt Canelli ausgegraben.
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