Ami du Vin 3/22-D
Offizielles Organ der Schweizerischen Vereinigung der Weinfreunde ANAV
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la vie de l'anav
ufnau
Charakterköpfe und Charakterweine
Einmalige Erlebnisse in nächster Nähe
Eine kurze Reise, doch in eine gefühlt ganz andere Umgebung
führte die Ufnauer in die Bündner Herrschaft. Es
waren zwei lehrreiche und genussvolle Tage.
Nach einem langen und warmen, ja sogar überaus trockenen
Sommer wäre es vermessen gewesen, sich über das Regenwetter
zu beklagen. Am ersten Tag der zweitägigen Weinreise ins
benachbarte Graubünden, zeigten sogar die reifenden Traubenbeeren
Tränen der Freude für die langersehnten Regentropfen
einer bewährten Sorte ständig zu verbessern. Auch im Rebberg
wird versucht, mit diesen Sorten einen ökologischen, meist sogar
einen biologischen Weg zu gehen. Die klimatischen Bedingungen
entlang des Rheines erlauben einen sorgsamen Umgang
mit den Pflanzenschutzmitteln. Die Stärke dieser Betriebe wird
auch ausgespielt, wenn Arbeitsaufwand erhöht werden muss,
um ohne Herbizide zu arbeiten. Da wird nicht von Mehrkosten
gesprochen, sondern von der befriedigenden Rückschau auf
das Tagwerk, wenn dieses der Natur, dem Menschen und den
Reben einen Mehrwert zu bringen vermag.
Auf der Reise der Weinfreundinnen und Weinfreunde Ufnau war
auch die weibliche Seite des Winzers ein Thema. Meist ist der
Winzer seit Generation mit dem Betrieb verbunden. Der Betrieb
trägt seinen Namen, oft sogar auch seinen Vornamen. Und
Ueli Liesch, Malans Daniel Marugg, Fläsch Manfred Meier, Zizers Hans-Peter Lampert, Maienfeld
und den Besuch aus dem Unterland. Nur ein kleinen Katzensprung
war die Reise vom Zürichsee in die Bündner Herrschaft
und ins Bündner Rheintal. Eine kurze Reise in eine scheinbar
andere klimatische Zone. Es sind nicht die Traubensorten, die
von der Kantonsgrenze an andere Namen tragen. In den Rebbergen
am Fusse des Falknis gedeihen die bewährten Burgundersorten,
Blauburgunder, Weissburgunder, Grauburgunder,
Chardonnay und nun auch die Sorte Sauvignon blanc. Die Winzer
haben aus diesen Sorten Charakterweine geformt, Weine,
die zur Gegend passen. Weine aber auch, die eine Botschaft in
die Welt hinaus vermitteln. Die Bündner Winzer sind Charakterköpfe,
vielfältig im Rebhandwerk arbeitend. Aber auch im Keller
versuchen sie diesen Charakter in die Flasche zu ziehen. Hier
entstehen Unterschiede. Hier entstehen Nuancen. Hier entsteht
durch jeden einzelnen Entscheid den die Winzerfamilie übers
Jahr fällt, der unververgleiche Charakter der Weine,
Das Optimum ständig verbessern
Die Bündner Winzer suchen nicht neue Sorten. Sie suchen nicht
die Vielfalt im Sortenspiegel. Vielmehr suchen sie das Optimum
doch ist der weibliche Teil der Betriebsleitung enorm wichtig.
Beim Degustieren, bei betriebswirtschaftlichen Entscheiden
und auch oft bei der Ausschmückung des Gastraumes und der
Präsentation der feinen Weine. Wenn der Winzer entscheidet,
dem Bordeaux gleich, in seinem Rebberg Merlot, Cabernet
Sauvignon und Malbec zu pflanzen, kann es durchaus vorkommen,
dass die Winzerin die Nachteile von Malbec früh erkennt
und für das Wiederausreissen dieser schwierigen Sorte plädiert.
Einen kräftigen Applaus durften die Winzerinnen bei den
Führungen entgegennehmen. Und die Winzer wurden gebeten,
diesen Applaus nach Hause zu tragen.
Die Weinfreundinnen und Weinfreunde der Sektion Ufnau haben
auf den Betrieben der Familien Ueli und Jürg Liesch in Malans,
Hanspeter Lampert in Maienfeld, Manfred Meier in Zizers und
Daniel und Monika Marugg in Fläsch zwei herrliche, genussreiche
und lehrreiche Tage verbracht. Das Beisammensein und
die Freundschaft konnte auf einer «nassen» Rösslifahrt und bei
feinem Essen im letzten alten Torkel in Fläsch bestens gepflegt
werden. Graubünden hat uns etwas Einmaliges geboten.
Klaus Schilling
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