Novelletto 2022-02
"Novelletto" ist das Mitteilungsblatt des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz. Es erscheint dreimal im Jahr und berichtet über die Aktivitäten des Landesmusikrates und seiner Mitgliedsverbände sowie über wichtige Ereignisse, Termine und Personalia in Rheinland-Pfalz.
"Novelletto" ist das Mitteilungsblatt des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz. Es erscheint dreimal im Jahr und berichtet über die Aktivitäten des Landesmusikrates und seiner Mitgliedsverbände sowie über wichtige Ereignisse, Termine und Personalia in Rheinland-Pfalz.
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Landesmusikrat<br />
rien weiter mit einem ersten Arbeitskreis<br />
mit Vertreter*innen aus Soziokultur und<br />
Jugendkunstschulen. Weitere folgen im<br />
Herbst. Ich freue mich sehr darauf.<br />
Die Corona-Pandemie ist und bleibt die<br />
bis dato größte Herausforderung für die<br />
Kultur. Ohne eine deutliche Erhöhung des<br />
Kulturetats des Landes ist zu befürchten,<br />
dass schon bald ein Großteil der rheinlandpfälzischen<br />
Musikkultur in ihrem Bestand<br />
akut gefährdet ist. Die Kultur ist jedoch<br />
ein zentral verbindendes Element der<br />
Gesellschaft. Wie beabsichtigen Sie eine<br />
langfristige Unterstützung?<br />
Ich bin mir sicher, dass der Blick der gesamten<br />
Landesregierung durch Corona<br />
noch einmal geschärft wurde, was die Bedeutung<br />
von Kunst und Kultur im Land<br />
angeht. Keinem ist entgangen, wie sehr<br />
Künstlerinnen und Künstler unter ausgefallenen<br />
Engagements gelitten haben, wie<br />
existenziell bedrohend diese Zeit für so<br />
manche Einrichtung oder auch die Laienmusikszene<br />
war. Was uns fehlt, wenn Kultur<br />
fehlt, wurde sehr deutlich. Leider kann<br />
ich noch nicht absehen, wann die großen<br />
Belastungen für die Kunst und die Kultur<br />
wieder abnehmen, wann wir aus dem Krisenmodus<br />
kommen und zu einer Normalität<br />
zurückkehren, in der Kunst und Kultur<br />
wieder erblühen können. Wir haben es<br />
mit vielen Herausforderungen zugleich zu<br />
tun, die alle mit enormen Kosten verbunden<br />
sind. Da wird man nur in einer Gesamtbetrachtung<br />
festlegen können, was<br />
möglich ist.<br />
Welche konkreten Maßnahmen plant Ihr<br />
Ministerium, um die Amateurmusikszene<br />
mit mehreren tausend Musikvereinen und<br />
Chören über die Krise zu retten?<br />
Die Amateurmusikszene befindet sich<br />
schon seit Jahren in einem Wandlungsprozess,<br />
der vor allem durch gesellschaftliche<br />
Veränderungen hervorgerufen wurde. Höhere<br />
berufliche Anforderungen<br />
für den Einzelnen, eine längere<br />
Lebensarbeitszeit, das Streben<br />
nach größerer Individualität,<br />
eine nachlassende Bereitschaft<br />
für das Ehrenamt, aber auch<br />
das System der Ganztagsschule<br />
führen zunehmend zur Auflösung<br />
ehemals gut funktionierender<br />
Strukturen. Die Corona-<br />
Krise hat diese Entwicklung<br />
beschleunigt und einen dringend<br />
notwendigen Handlungsbedarf<br />
offensichtlich werden<br />
lassen. Es geht hier also nicht<br />
nur um die Überwindung der<br />
Corona-Krise.<br />
Deshalb ist eines unserer Ziele,<br />
die bestehenden Strukturen<br />
für die Amateurmusik zu stärken. Hierfür<br />
lautet einer unserer Grundsätze: Ehrenamt<br />
braucht Hauptamt. So wurde für den Landesmusikverband<br />
schon eine hauptamtliche<br />
Geschäftsführungsstelle geschaffen;<br />
der Chorverband Rheinland-Pfalz wird<br />
nun ebenfalls eine erhalten. In den kommenden<br />
beiden Haushaltsjahren werden<br />
auch für den Rock- und Popbereich die<br />
vorhandenen professionellen Strukturen<br />
weiter ausgebaut.<br />
Besonders wichtig erscheint mir neben<br />
dem hauptamtlichen Management aber<br />
auch das Suchen und Vermitteln neuer<br />
Wege und Strukturen für das Amateurmusizieren.<br />
Hier spielt die Landesmusikakademie<br />
Rheinland-Pfalz eine zentrale Rolle.<br />
Ihre Aufgabe soll es künftig sein, stärker<br />
noch als bisher, die rheinland-pfälzischen<br />
Amateurmusikerinnen und -musiker und<br />
ihre Vereine über zeitgemäße Formate<br />
und Vereinsangebote zu informieren und<br />
zu schulen. Seit diesem Jahr besteht eine<br />
Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Landesmusikrats,<br />
der großen Fachmusikverbände<br />
und meines Ministeriums, die sich<br />
konkret mit der Frage beschäftigt, was die<br />
Landesmusikakademie braucht, um diesen<br />
Auftrag erfüllen zu können.<br />
Last but not least möchte ich aber nicht<br />
unerwähnt lassen, dass bis Ende dieses<br />
Jahres noch Anträge für das Förderprogramm<br />
für Kulturvereine gestellt werden<br />
können. Mit diesem Programm wollen wir<br />
Kulturvereinen bei der Bewältigung der<br />
Auswirkungen der Coronakrise und der<br />
Weiterentwicklung ihrer Vereinsstrukturen<br />
unterstützen. Ich freue mich, dass wir<br />
dadurch schon vielen beim Neustart helfen<br />
konnten.<br />
Kommen wir nun zu Ihnen persönlich:<br />
Welche Musik hören Sie gerne und bei<br />
welchen Gelegenheiten?<br />
Das ist stimmungsabhängig und daher<br />
sehr unterschiedlich. Ich wurde zunächst<br />
musikalisch geprägt von der Liedermacher-,<br />
Singer-Songwriter- und Prog-Rockmusik<br />
der frühen siebziger Jahre und von<br />
der geistlichen Musik (Orgel und Chormusik),<br />
die ich in meiner Ministrantenzeit<br />
und bei den Abteikirchenkonzerten des<br />
Klosters (und Gymnasiums) Marienstatt<br />
kennenlernen durfte. Dann kamen Jazz<br />
und Blues dazu und anderes mehr. Im Auto<br />
höre ich andere Musik als zu Hause und<br />
manches fast nur live und sonst gar nicht.<br />
Was für eine Rolle spielt Musik in Ihrem<br />
Leben? Sind oder waren Sie selbst musikalisch<br />
aktiv?<br />
Ich war es einmal, sowohl im Chor, als auch<br />
– viele Jahre lang – in einer Band, die deutsche<br />
Texte mit unterschiedlichen musikalischen<br />
Formen populärer Musik verband.<br />
Das ist aber lange her. Musikhören ist aber<br />
immer noch essentiell für mich und Nietzsches<br />
oft zitiertes Wort „Ohne Musik wäre<br />
das Leben ein Irrtum“ würde ich (für mich)<br />
unterschreiben.<br />
Sie sind ja „nebenbei“ auch noch Honorarprofessor<br />
an der Mainzer Musikhochschule<br />
und unterrichten dort Jazz- und Popgeschichte.<br />
Was ist Ihnen in diesem Kontext<br />
besonders wichtig zu vermitteln?<br />
Ich war es. Seit letztem Sommer muss<br />
ich diese Tätigkeit, die ich viele Jahre mit<br />
Freude ausgeübt habe, leider ruhen lassen.<br />
Dafür fehlt mir nun einfach die Zeit. Neben<br />
dem Verständnis für die Entwicklung<br />
und das Kennenlernen der großen Vielfalt<br />
der populären Musik der letzten ca. 120<br />
Jahre wäre vielleicht kennzeichnend für<br />
etwas, was mir wichtig war zu vermitteln,<br />
dass Musik immer auch Ausdruck des Lebensgefühls<br />
einer bestimmten Zeit, eines<br />
bestimmten Ortes und einer konkreten<br />
Gruppe von Menschen ist – und von anderen<br />
mit anderen Ohren gehört und interpretiert<br />
wird.<br />
Foto © Musikverein Löf<br />
Man spricht heute gerne von<br />
den kulturellen Leuchttürmen.<br />
Sehen Sie in Rheinland-Pfalz<br />
musikalische Leuchttürme?<br />
Ich halte es für nicht unproblematisch,<br />
einzelne Einrichtungen<br />
oder Festivals mit dem<br />
Etikett „Leuchtturm“ zu versehen.<br />
Ein Leuchtturm zeichnet<br />
sich ja dadurch aus, dass er an<br />
einem bestimmten Ort steht<br />
und von dort weit ausstrahlt,<br />
so dass man sich an ihm orientieren<br />
kann. Das Kulturleben<br />
in Rheinland-Pfalz zeichnet<br />
sich meines Erachtens aber vor<br />
allem dadurch aus, dass Menschen<br />
im ganzen Land Zugänge<br />
zu künstlerisch hochwerti- <br />
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