13.10.2022 Aufrufe

Novelletto 2022-02

"Novelletto" ist das Mitteilungsblatt des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz. Es erscheint dreimal im Jahr und berichtet über die Aktivitäten des Landesmusikrates und seiner Mitgliedsverbände sowie über wichtige Ereignisse, Termine und Personalia in Rheinland-Pfalz.

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Landesmusikrat<br />

Musikpolitischer<br />

Kommentar<br />

von Peter Stieber<br />

Foto © rawpixel/123rf<br />

Wer kontrolliert die<br />

Kontrolleure?<br />

Das Versagen der Aufsichtsgremien im<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunk<br />

Im letzten <strong>Novelletto</strong> haben wir unsere große Sorge<br />

darüber ausgedrückt, wie stark durch die Novellierung<br />

des Medienstaatsvertrags die Kultur im<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Hintergrund<br />

gedrängt wird und endgültig zum berühmten Sahnehäubchen<br />

schrumpft, auf das man auch getrost verzichten<br />

kann.<br />

Nun bewegt uns seit zwei Monaten ein ganz anderes<br />

Thema des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.<br />

Ausgelöst durch den Skandal um die<br />

inzwischen fristlos gekündigte ehemalige<br />

Intendantin des Rundfunks<br />

Berlin-Brandenburg (RBB) wurde in<br />

dramatischer Weise sichtbar, wie sehr<br />

die Gremien des Senders versagt haben.<br />

Und es wurde gleichermaßen auch erkennbar,<br />

wie anfechtbar und intransparent<br />

das gesamte Kontrollsystem des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks (ÖRR) ist.<br />

Dieses kann uns als Beitragszahler, aber auch als<br />

Musikschaffende nicht egal sein. Denn einerseits<br />

verfügt der ÖRR pro Jahr über die gewaltige Summe<br />

von rund 8,4 Milliarden Euro an Einnahmen aus<br />

Gebühreneinzug; zum anderen ist der ÖRR eine der<br />

wichtigsten Quellen, die das Musikleben in Deutschland<br />

speist. Tausende Konzerte, Produktionen und<br />

Musikveranstaltungen werden Jahr für Jahr vom ÖRR<br />

durchgeführt oder gefördert. Deshalb ist es für uns<br />

nicht gleichgültig, ob das System in der Krise ist und<br />

womöglich um sein Überleben kämpfen muss.<br />

8,4 Milliarden Euro<br />

an Einnahmen aus<br />

Gebühreneinzug<br />

Eine Schlüsselposition haben dabei die Aufsichtsgremien,<br />

Rundfunkrat und Verwaltungsrat. Wie die<br />

Gremien besetzt sind und welche Aufgaben sie haben,<br />

das regeln die Rundfunkstaatsverträge der Länder.<br />

Und hier liegt das Problem.<br />

Rundfunkrat kann jeder werden, wenn er von einer<br />

der so genannten gesellschaftlich relevanten Gruppen<br />

in das Gremium entsandt wird. Diese gesellschaftlich<br />

relevanten Gruppen bilden ein, von der Politik definiertes,<br />

breites demokratisches Spektrum,<br />

in dem typischerweise die Kultur<br />

nur am Rande vorkommt, dafür aber<br />

die Kirchen, Gewerkschaften, Parteien,<br />

Wirtschaftsverbände etc. in überreichem<br />

Maße.<br />

Es bedarf keinerlei medialer Kompetenz<br />

oder Ausbildung, um Rundfunkrat<br />

zu werden; es reicht alleine das Interesse an einem<br />

gut dotierten Ehrenamt. Die Senderchefs nehmen das<br />

schmunzelnd zur Kenntnis, weil sie durch diese Schar<br />

von honorigen Laien niemals ernsthaft in Bedrängnis<br />

gebracht werden können. Da stehen medienpolitische<br />

Amateure der geballten Interessenkompetenz der<br />

Sender gegenüber. Es fehlt neben der Medienprofessionalität<br />

in der Regel auch der Wille zur Weiterbildung.<br />

Die meisten Gremienmitglieder sehen sich als Lobbyisten<br />

ihrer Verbände und Organisationen und nicht<br />

als Anwälte der Allgemeinheit, der Gebührenzahler.<br />

Natürlich werden die Gremien von den Sendern<br />

hofiert und gehätschelt, so dass viele Kontrolleure als-<br />

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