Deutscher Bundestag Unterrichtung
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Drucksache 17/4980 – 210 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode<br />
C.7.2 Funktionsbauverträge im<br />
Bundesfernstraßenbau<br />
Mit dem Funktionsbauvertrag wird ein neuer Weg bei der<br />
Vergabe von Bauleistungen gegangen. Ziel ist es, die<br />
Qualität der Straße über die gesamte Nutzungsdauer zu<br />
verbessern und dadurch weniger Eingriffe in den Verkehr<br />
zu erreichen. So fasst der Funktionsbauvertrag den Bau,<br />
den Ausbau oder die grundhafte Erneuerung einer Straße<br />
und deren bauliche Erhaltung am selben Streckenabschnitt<br />
über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren zusammen.<br />
Beim Funktionsbauvertrag werden anstatt der üblichen<br />
Angaben zu bautechnischen Größen (z. B.<br />
geforderte Baustoffe, Bindemittelart und -menge) über<br />
die gesamte Laufzeit die vertragsmäßigen Gebrauchseigenschaften<br />
der Straße über Funktionsanforderungen an<br />
den Straßenzustand wie zum Beispiel Ebenheit und Griffigkeit<br />
definiert. Die Finanzierung erfolgt, ohne dass eine<br />
Finanzierung durch Dritte erforderlich ist, aus dem Straßenbauhaushalt.<br />
Die ersten Funktionsbauverträge als Pilotvorhaben haben<br />
sich auf die Leistung des Straßenoberbaus beschränkt, die<br />
übrigen Leistungen sind konventionell über eine Leistungsbeschreibung<br />
mit Leistungsverzeichnis beschrieben<br />
worden. Neuere Funktionsbauverträge umfassen die Leistungen<br />
für den Straßenoberbau, für den Erdbau und die<br />
Entwässerungsanlagen.<br />
Sieben Pilotprojekte sind bisher realisiert, davon sechs<br />
Autobahnabschnitte und eine Ortsumgehung:<br />
– A 61 „Mönchengladbach–Hockenheim“: Rheinland-<br />
Pfalz, 10 km Richtungsfahrbahn zwischen AK Koblenz<br />
und AS Kruft;<br />
– A 81 „Würzburg–Singen“: Baden-Württemberg, 10 km<br />
Richtungsfahrbahn zwischen AS Oberndorf und<br />
AS Rottweil;<br />
– A 93 „Dreieck Inntal–Kiefersfelden“; Bayern, 11 km<br />
Richtungsfahrbahn zwischen AS Brannenburg und<br />
AS Kiefersfelden;<br />
– A 31 „Emden–Bottrop“, Nordrhein-Westfalen, 11 km<br />
zwischen AS Gescher/Coesfeld und AS Reken;<br />
– B 3a Friedberg, Hessen, 6 km Ortsumgehung;<br />
– A 61 „Mönchengladbach–Hockenheim“: Nordrhein-<br />
Westfalen, 8,7 km zwischen dem Rastplatz „Blauer<br />
Stein“ und AS Miel;<br />
– A 6 „Saarbrücken–Waidhausen“, Rheinland-Pfalz,<br />
8,2 km grundhafte Erneuerung zwischen AK Landstuhl–Lgr<br />
RP/Saarland.<br />
In der Bauphase (Baubeginn März 2009) ist derzeit die<br />
– A 6 „Saarbrücken–Waidhausen“: Bayern, 5,6 km 6-streifiger<br />
Ausbau zwischen AS Roth und AK Nürnberg-<br />
Süd.<br />
Das BMVBS führt zur Weiterentwicklung eine Bestandsaufnahme<br />
und Auswertung der realisierten Piloten durch.<br />
Geplant ist zudem eine Ausweitung des Funktionsbauvertrags<br />
auf die Bereiche der Straßenausstattung und der Ingenieurbauwerke<br />
C.8 Straßenverkehrstelematik<br />
Infolge der beträchtlichen Verkehrszunahme werden hoch<br />
belastete und unfallreiche Streckenabschnitte des Autobahnnetzes<br />
in vermehrtem Maße mit „intelligenten“ technischen<br />
Leitsystemen ausgestattet. Diese sog. Verkehrsbeeinflussungsanlagen<br />
haben sich als wichtige Hilfe zur<br />
Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Verbesserung<br />
des Verkehrsablaufs auf Bundesautobahnen erwiesen.<br />
Moderne Verkehrstechnik – in geeigneter Form eingesetzt –<br />
kann nachweislich für eine wesentliche Verbesserung in<br />
der Verkehrsabwicklung sorgen.<br />
Die automatische Verkehrssteuerung mittels Wechselverkehrszeichen<br />
erfolgt dabei nur, wenn die Verkehrs- und<br />
Witterungsverhältnisse es erfordern; die situationsangepassten<br />
elektronischen Anzeigen sind dann jedoch für die<br />
Verkehrsteilnehmer genauso verbindlich wie „starre“ Verkehrszeichen.<br />
Je nach Einsatzzweck und Anlagentypus sind positive<br />
Verkehrssteuerungseffekte auf Bundesfernstraßen erzielbar<br />
durch<br />
– Streckenbeeinflussung: Harmonisierung des Verkehrsablaufs<br />
mittels verkehrsabhängiger Geschwindigkeitsbeschränkungen<br />
sowie Gefahrenwarnungen,<br />
– Netzbeeinflussung: Umleitung von Verkehrsströmen<br />
auf alternative Routen,<br />
– Zuflussregelung: Regelung des Zusammenflusses an<br />
Autobahnkreuzen, -dreiecken und -anschlussstellen,<br />
– Temporäre Seitenstreifenstreifenfreigabe:<br />
Kapazitätserhöhung in Verkehrsspitzenzeiten.<br />
Die im Zuge von Verkehrsbeeinflussungsanlagen erfassten<br />
aktuellen Zustandsdaten stehen für weitere verkehrsbezogene<br />
Anwendungen – z. B. schnellere und umfassendere<br />
Information durch Verkehrsfunkmeldungen (RDS-<br />
TMC) – zur Verfügung. Durch Verknüpfung der auf alle<br />
Verkehrsteilnehmer wirkenden Anlagen – z. B. Netzbeeinflussung<br />
– mit individuellen Telematiksystemen werden<br />
für die Verkehrsteilnehmer weitere Nutzenpotenziale<br />
erschlossen.<br />
Im Berichtsjahr wurden ca. 21 Mio. Euro in Anlagen der<br />
Straßenverkehrstelematik investiert. Insgesamt wurden<br />
seit den Anfängen der Verkehrsbeeinflussung in den<br />
1970er Jahren und bis Ende des Berichtsjahres Bundesmittel<br />
in Höhe von ca. 770 Mio. Euro in diese Systeme<br />
investiert. Trotz dieser erheblichen finanziellen Anstrengungen<br />
decken die in Betrieb befindlichen Anlagen noch<br />
nicht alle problematischen Autobahnabschnitte ab. Auf<br />
Grund der weiteren Verkehrszunahme und der bisherigen<br />
positiven Erfahrungen wird die Nutzung und Weiterentwicklung<br />
moderner Verkehrsleittechnik deshalb auch in<br />
Zukunft einen hohen Stellenwert besitzen. So wurde nunmehr<br />
der „Projektplan Straßenverkehrstelematik 2015“<br />
mit den Ländern abgestimmt. Hierin werden konkrete<br />
Maßnahmen festgeschrieben, die bis zum Jahr 2015 konsequent<br />
umgesetzt werden sollen. Zur Umsetzung dieser<br />
Maßnahmen durch die Straßenbauverwaltungen der Länder<br />
stehen in den nächsten Jahren Bundesmittel in Höhe<br />
von jährlich 50 Mio. Euro zur Verfügung. Dies ist ein