Deutscher Bundestag Unterrichtung
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – 205 – Drucksache 17/4980<br />
C.4.3 Systematische Brückenertüchtigung<br />
Für die Funktion der Brücken im Straßennetz ist neben<br />
dem Zustand auch eine ausreichende Tragfähigkeit der<br />
Konstruktion von entscheidender Bedeutung. Zwar wurden<br />
im Laufe der Jahre die Bemessungslasten für neue<br />
Brücken immer wieder der Verkehrsentwicklung und den<br />
steigenden zulässigen Gesamtgewichten von Lkws angepasst,<br />
notwendige Verstärkungen älterer Brücken sind jedoch<br />
nur begrenzt und oft nur mit großem technischen<br />
und finanziellen Aufwand möglich.<br />
Problematisch sind für den Bauwerksbestand neben der<br />
überproportionalen Zunahme des Güterverkehrs auf den<br />
Straßen vor allem die stark ansteigende Zahl der genehmigten<br />
Schwerlasttransporte. Aktuell vom Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung veranlasste<br />
Verkehrsmessungen und Nachrechnungen haben ergeben,<br />
dass ältere Bauwerke in hoch belasteten Autobahnen und<br />
Bundesstraßen bereits den heute vorhandenen Verkehr<br />
nur noch eine begrenzte Zeit aufnehmen können, wodurch<br />
die vorgesehene Nutzungsdauer der Bauwerke häufig<br />
nicht mehr erreicht werden kann.<br />
Das Alter der meisten Brücken im Zuge von Bundesfernstraßen,<br />
hierbei insbesondere der großen Talbrücken in<br />
den alten Bundesländern, beträgt rund 30 bis 50 Jahre.<br />
Vor allem durch den überproportional gestiegenen<br />
Schwerverkehr treten bei diesen Bauwerken zunehmend<br />
Abnutzungserscheinungen und Schäden auf, die dringend<br />
eine Grundinstandsetzung und Ertüchtigung der Bauwerke<br />
erfordern.<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass bei älteren Großbrücken,<br />
die zwischen 1960 und 1980 gebaut wurden, die<br />
bisher vorhandenen Tragfähigkeitsreserven allmählich<br />
aufgebraucht sind und diese den weiter steigenden<br />
Schwerverkehr nur noch eine begrenzte Zeit aufnehmen<br />
können. Gründe hierfür sind neben der starken Zunahme<br />
des Güterverkehrs und der mehrfachen Anhebung der zulässigen<br />
Gesamtgewichte vor allem die exponential gestiegenen<br />
Genehmigungen von Schwerlasttransporten.<br />
Diese Belastungen führen u. a. zu einer vorzeitigen Materialermüdung<br />
und einer Verkürzung der Nutzungsdauer<br />
der Bauwerke.<br />
Neben den dringend notwendigen Erhaltungsmaßnahmen<br />
zur Verbesserung des Zustands der Brücken wird es daher<br />
auch zunehmend notwendig, Brücken zu verstärken bzw.<br />
teilweise oder komplett zu erneuern. Dies betrifft hauptsächlich<br />
Großbrücken aus den 1960er und 1970er Jahren<br />
mit der alten Brückenklasse 60, die sich fast ausschließlich<br />
in den alten Bundesländern befinden.<br />
Zusammen mit der Bundesanstalt für Straßenwesen<br />
(BASt) wurden zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />
durchgeführt, um notwendige Handlungsalternativen<br />
zu erarbeiten und die Brückenbauwerke zukunftsfähig<br />
zu machen.<br />
Mit den Straßenbauverwaltungen der Länder, die im Rahmen<br />
der Auftragsverwaltung die Bauwerke im Zuge von<br />
Bundesfernstraßen für den Bund planen, bauen und erhal-<br />
ten, wurde hierzu eine Strategie entwickelt, um diese gewaltige<br />
Aufgabe in den nächsten Jahren zu bewältigen.<br />
Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Forschungsvorhaben<br />
und statischen Nachrechnungen von Bauwerken<br />
zeigen, dass zunächst die Bauwerke vordringlich zu untersuchen<br />
sind, auf die bestimmte Kriterien zutreffen.<br />
Hierzu gehören vor allem Spannbetonbrücken als Mehrfeldbauwerke<br />
mit Einzelstützweiten über 30 m, die zwischen<br />
1960 und 1985 gebaut wurden. Insbesondere sind<br />
dabei die vor 1980 gebauten Talbrücken, bei denen u. a.<br />
der Temperaturlastfall noch nicht berücksichtigt wurde,<br />
oder Brücken mit Bauzeit bedingten Defiziten wie Koppelfugen,<br />
spannungsrissgefährdetem Spannstahl oder zu<br />
geringer Schubbewehrung sowie Brücken mit einer Zustandsnote<br />
schlechter 3 zu untersuchen.<br />
Um festzustellen, ob und in welchem Umfang eine Ertüchtigung<br />
oder alternativ auch eine Erneuerung notwendig<br />
wird, sind für diese Bauwerke zunächst die Bestandsunterlagen<br />
zu sichten, der aktuelle Zustand festzustellen<br />
und eine statische Nachrechnung durchzuführen.<br />
Da es sich bei den genannten Bauwerken um eine relativ<br />
große Anzahl handelt, ist zunächst eine Dringlichkeitsreihung<br />
aufzustellen. Hierzu wurde in den Jahren 2008 und<br />
2009 durch die BASt eine bundesweite Erhebung der Bestands-<br />
und Zustandsdaten durchgeführt, die nach einem<br />
mit den Straßenbauverwaltungen der Länder abgestimmten<br />
Kriterienkatalog ausgewertet wurde. Jedes Bauwerk<br />
wurde hierbei einer Gruppe A (vordringlicher Untersuchungsbedarf)<br />
oder B (nachrangiger Untersuchungsbedarf)<br />
zugewiesen. In welcher Reihenfolge die Bauwerke<br />
untersucht und nachgerechnet werden, bleibt den zuständigen<br />
Straßenbauverwaltungen überlassen, da es neben<br />
dem Kriterienkatalog weitere Gesichtspunkte gibt, die die<br />
Reihung beeinflussen können. Hierzu gehören z. B. die<br />
Verkehrsbedeutung und -belastung der Strecke, die Zusammenfassung<br />
mit Streckenbaumaßnahmen, die Bildung<br />
von Korridoren, aber auch die Bereitstellung entsprechender<br />
personeller und finanzieller Ressourcen.<br />
Nach der Bewertung der Tragfähigkeit, der Gebrauchstauglichkeit<br />
und der Dauerhaftigkeit sowie des<br />
Zustands der Bauwerke ist für jedes Bauwerk zu entscheiden,<br />
ob es weiterhin den Verkehrsanforderungen mit dem<br />
geforderten Sicherheitsniveau genügt oder Verstärkungen<br />
bzw. Erneuerungen notwendig sind. Dies ist für alle verantwortlichen<br />
Baulastträger eine schwierige und interessante<br />
Aufgabe.<br />
Angesichts der aktuellen Prognosen zur weiteren Zunahme<br />
des Verkehrs, insbesondere des Güterverkehrs,<br />
sind die durch die Initiative des Bundesministeriums für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eingeleiteten Schritte<br />
zur Ertüchtigung älterer Brücken folgerichtig und notwendig.<br />
Jetzt ist es erforderlich, diese Schritte mit oberster<br />
Priorität weiterzuentwickeln und konsequent umzusetzen.<br />
C.4.4 Sicherheitstechnische Nachrüstung von<br />
Straßentunneln<br />
Straßentunnel in Deutschland haben auch im internationalen<br />
Vergleich bereits heute ein hohes Sicherheitsniveau.