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Nachhaltigkeitsbericht 2021

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SDG-Highlight:<br />

Zentrum für Bioökonomie<br />

Eine Wirtschaftsweise, die darauf<br />

ausgelegt ist, im Rahmen der Naturgesetze<br />

dauerhaft zu funktionieren,<br />

kann als Bioökonomie bezeichnet<br />

werden. Dies setzt voraus, dass die<br />

stofflichen Grundlagen dieser Ökonomie<br />

in einer Weise gebraucht werden,<br />

die auch in Zukunft deren Nutzung<br />

zulässt und ihre Nachschaffung<br />

oder Wiederinstandsetzung mit technischen<br />

oder natürlichen Mitteln gewährleistet.<br />

Kurz: Was Ressourcen<br />

schneller verbraucht als regeneriert,<br />

darf sich weder nachhaltig noch Bioökonomie<br />

nennen.<br />

Die eigentliche Wortbedeutung bezieht<br />

sich damit weniger auf den biogenen<br />

Ursprung der Rohstoffbasis,<br />

wie heute meist angenommen, als<br />

vielmehr auf den Einklang der Wirtschaftsweise<br />

mit den Naturgesetzen.<br />

Besonders schlagende Argumente<br />

dafür liefern die thermodynamischen<br />

Hauptsätze der Physik, aus denen<br />

folgt, dass alle Materialien degenerieren,<br />

sofern nicht Energie dafür aufgewendet<br />

wird, um sie in einen Zustand<br />

höherer Ordnung zu befördern und<br />

zu halten. Aus dieser von Nicholas<br />

Georgescu-Roegen 1971 erstmals<br />

formulierten Theorie folgt, dass in<br />

einem quasi-geschlossenen System,<br />

wie es die Erde darstellt, gewisse<br />

Grenzen bei der Umwandlung von<br />

Materie und Energie existieren, und<br />

es wurde im selben Jahrzehnt (und<br />

seither wiederholt) argumentiert, dass<br />

diese Grenzen von der herrschenden<br />

Wirtschaftsweise gesprengt werden.<br />

Das bedeutet keinen Bruch mit den<br />

physikalischen Gesetzen, sondern<br />

eine Zerstörung der Ökosysteme der<br />

Erde, die als Puffer zwischen dem<br />

Wohlfühlplaneten Erde anno heutzutage<br />

und der lebensfeindlichen Realität<br />

eines toten Erdballs liegen. Allen<br />

eindringlichen Warnungen zum Trotz<br />

wurde die neoliberale Wirtschaftsordnung<br />

und ihr Wachstumsparadigma<br />

seit den 1980ern zum politisch-ökonomischen<br />

Mainstream.<br />

Die „Wiederentdeckung“ der Bioökonomie<br />

zu Beginn des neuen<br />

Jahrtausends führte entsprechend<br />

zu einer Umdeutung des Begriffs in<br />

eine Ökonomie der Biomasse unter<br />

der Rigide des freien Marktes. Als<br />

eine Konsequenz dieser großmaßstäblichen<br />

Forcierung biobasierter<br />

Rohstoffnutzung wurden etwa auch<br />

Treibstoffe aus Nahrungs- und Futtermitteln<br />

hergestellt. Die daraus resultierenden<br />

Verwerfungen auf den<br />

globalen Agrarmärkten führten zu sozialen<br />

Unruhen und wurden letztlich<br />

auch als moralisches Dilemma anerkannt.<br />

In den darauffolgenden nun<br />

beinahe 20 Jahren entsponnen sich<br />

unzählige Diskussionen über Nachhaltigkeit<br />

und Interpretationen von<br />

„Bioökonomie“, die sich besonders<br />

im akademischen Diskurs wieder an<br />

die ursprüngliche Begrifflichkeit annähern:<br />

Die globale Wirtschaft ist in<br />

eine kreislauforientierte und ressourcenschonende<br />

Form zu überführen,<br />

die innerhalb der planetaren Grenzen<br />

operieren muss. Weil sich seit den<br />

1970ern die Lage allerdings dramatisch<br />

verschlimmert hat, ist es nun<br />

mit rein technischen Lösungen nicht<br />

mehr getan. Wer Bioökonomie konsequent<br />

denkt, berücksichtigt auch<br />

jene Werte und Verhalten von und in<br />

Gesellschaften, die im Wesentlichen<br />

über die „Notwendigkeit“ von Ressourcenverbrauch<br />

entscheiden.<br />

Dass diese Perspektive auch außerhalb<br />

des wissenschaftlichen Diskurses<br />

breite Anerkennung findet, konnte<br />

Ende November <strong>2021</strong> bei einer Online-Veranstaltung,<br />

organisiert vom<br />

Zentrum für Bioökonomie und dem<br />

Umweltbundesamt im Auftrag des<br />

Bundesministeriums für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation<br />

und Technologie (BMK), gezeigt<br />

werden. Unter dem Motto „Die<br />

Bioökonomie als Beitrag zu einer<br />

nachhaltigen biobasierten Kreislaufwirtschaft:<br />

wie die Transformation<br />

gelingen kann“ wurden drei Themenblöcke<br />

rund um die zentralen Fragen<br />

„Wo stehen wir? Wohin wollen wir?<br />

Wie kommen wir dorthin?“ betrachtet.<br />

Insbesondere die Bildung eines nachhaltigen<br />

Umweltbewusstseins sahen<br />

die Teilnehmenden der Veranstaltung<br />

als wesentlichen Baustein der Transformation<br />

zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft.<br />

Die Reflexion in der<br />

Schlussdiskussion zeigte auch auf,<br />

dass für diese Transformation noch<br />

viele Initiativen notwendig sind.<br />

Das Zentrum für Bioökonomie ist ein<br />

Katalysator dieser Transformation.<br />

Regionale, nationale und auch internationale<br />

Umsetzungsmaßnahmen<br />

werden begleitet, die auf entsprechenden<br />

Bioökonomiestrategien beruhen,<br />

und wirken mit Beiträgen in<br />

Workshops, Webinaren, Konferenzen<br />

und Artikeln nicht nur innerhalb der<br />

BOKU, sondern auch auf nationaler<br />

und internationaler Ebene auf die<br />

Verbreitung eines transdisziplinären<br />

und ganzheitlichen bioökonomischen<br />

Ansatzes hin.<br />

Link: https://boku.ac.at/zentrum-fuer-biooekonomie

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