Nachhaltigkeitsbericht 2021

et al. wurde diese Kompetenz noch um
die sehr handlungsorientierte Implementierungskompetenz
ergänzt, die es
jemandem erlaubt, Prozesse im Hinblick
auf Nachhaltigkeitsziele zu monitoren,
zu evaluieren, zu adjustieren, etc.
Nachhaltigkeit ist ein gemeinsames Vorhaben,
das gemeinsame Anstrengungen
und das Verhandeln unterschiedlicher
Weltbilder, Ansätze, Bedürfnisse, u.ä.
notwendig macht. Wissen, Fähigkeiten,
Werte und Haltungen in diesem Bereich
werden in der interpersonellen Kompetenz
umschrieben. Dazu gehört es,
kollaborative Nachhaltigkeitsprozesse
zu gestalten und motivierend zu wirken.
In Brundiers et al. kommt dann noch die
intrapersonelle Kompetenz dazu, die
es jemandem erlaubt, auf eigene Bedürfnisse,
Gedanken, Verhaltensmuster,
etc. zu achten. Und zu guter Letzt geht
es darum, mehrere dieser Kompetenzen
zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen
einzusetzen und auch über Disziplinen
hinaus inter- und transdisziplinär zu
arbeiten (integrierte Problemlösungskompetenz).
Klar ist, mit den Denkweisen und Paradigmen
der letzten Jahrzehnte werden
wir nicht weiterkommen. Lernen darf
nicht bei der Frage stehen bleiben, wie
wir Bekanntes besser machen können,
sondern muss vielmehr fragen, wie wir
die Welt grundlegend transformieren
können. Es geht also um andere Formen
des Lernens: Transformatives Lernen
beschreibt Lernprozesse, bei denen eigene
Werte, Emotionen und Weltbilder
kritisch reflektiert und dadurch strukturelle
Veränderungen im Denken, Fühlen
und Handeln der Lernenden angeregt
werden. Es geht um die Erfahrung, „das
eigene Weltbild zu sehen statt mit dem
eigenen Weltbild zu sehen“, was zu
neuen Einsichten, größerer Handlungskompetenz
sowie zu einem veränderten
Umgang mit sich selbst, der Mitwelt und
der Zukunft führt. Transgressives Lernen
wiederum betont vor allem die disruptive
Dimension von Lernen für eine
Nachhaltige Entwicklung. Das bedeutet,
dass es notwendig sein wird, bestehende
Strukturen und Machtverhältnisse zu
durchbrechen, um eine nachhaltige Welt
zu schaffen.
Transformatives und transgressives
Lernen spielen an der Universität aktuell
noch eine untergeordnete Rolle. Die
BOKU stellt sich der Herausforderung,
die gesamte Breite von Nachhaltigkeitskompetenzen
sowie entsprechende
Lehr- und Lernformen in die BOKU Lehre
zukünftig besser zu integrieren.
Für 2023 ist die Einführung eines englischsprachigen
Studienganges zum Thema
„Ressourcenschonendes Bauen“ geplant.
Weiters laufen derzeit Vorarbeiten für ein
zu entwickelndes englischsprachiges Masterprogramm
mit dem Arbeitstitel „Climate
Change and Societal Transformation“.
Quellen:
Brundiers, K., Barth, M., Cebrián, G.,
Cohen, M., Diaz, L., Doucette-Remington,
S., Dripps, W., Habron, G.,
Harré, N., Jarchow, M., Losch, K.,
Michel, J., Mochizuki, Y., Rieckmann,
M., Parnell, R., Walker, P., Zint, M.,
2020. Key competencies in sustainability
in higher education toward an
agreed-upon reference framework.
Sustainability Science 16(1), 13-29,
10.1007/s11625-020-00838-2
Lotz-Sisitka, H., Wals, A.E.J., Kronlid,
D., McGarry, D., 2015. Transformative,
transgressive social learning: rethinking
higher education pedagogy
in times of systemic global dysfunction.
Current Opinion in Environmental
Sustainability 16, 73-80, 10.1016/j.
cosust.2015.07.018
UNESCO, 2021. Bildung für Nachhaltige
Entwicklung. Eine Roadmap.
UNESCO/DUK, Bonn.
Wiek, A., Withycombe, L., Redman,
C.L., 2011. Key competencies in
sustainability: a reference framework
for academic program development.
Sustainability Science 6(2), 203-218,
10.1007/s11625-011-0132-6
Abbildung 10: Schlüsselkompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung nach Brundiers
et al. 2020 und Wiek et al. 2011, eigene Darstellung nach Brundiers et al. 2020
Antizipative Kompetenz:
Zukunftsszenarien entwickeln,
analysieren und bewerten
Implementierungskompetenz:
Umsetzung, Monitoring und
Adjustierung von Maßnahmen
Interpersonelle Kompetenz:
kollaborative Nachhaltigkeitsprozesse
gestalten