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Marokko-Königreich des Lichtes

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MAROKKO<br />

Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />

1


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

das <strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong> war schon immer ein beliebtes Reiseziel. Gründe<br />

hat es stets mehr als genug gegeben: die jahrtausendealte Kultur, die<br />

überlieferten Traditionen, die weltberühmte Gastronomie, die legendäre<br />

Gastfreundschaft der Marokkaner und die unvergleichliche Vielfalt der<br />

Landschaften. So haben sich 2019 mehr als 13 Millionen Touristen aller<br />

Nationen für einen Aufenthalt in <strong>Marokko</strong> entschieden und das Land zum<br />

führenden Reiseziel in Afrika gemacht.<br />

<strong>Marokko</strong> konnte immer allen Wünschen entsprechen: ob für Alleinreisende,<br />

die dem Alltag entfliehen und Abenteuer erleben wollen, Paare, die<br />

völlig abschalten und gleichzeitig in eine neue Welt eintauchen wollen<br />

oder Familien, die in einem spannenden, aber sicheren Reiseland ihren<br />

Urlaub verbringen möchten – <strong>Marokko</strong> ist immer die richtige Wahl. Und<br />

noch etwas: <strong>Marokko</strong> besticht nicht nur durch sein abwechslungsreiches<br />

Angebot. Vielmehr können Sie auf eins besonders zählen: auf die Leidenschaft<br />

der Menschen in der Tourismusbranche, die stets nur für Sie da sein<br />

werden.<br />

Mit diesem Magazin möchten wir Ihnen einen Vorgeschmack auf <strong>Marokko</strong><br />

geben und Ihnen die verschiedenen Facetten dieses einzigartigen Reiseziels<br />

vor den Toren Europas vorstellen!<br />

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise nach <strong>Marokko</strong> und freuen<br />

uns bereits jetzt darauf, Sie im <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts begrüßen zu dürfen.<br />

Ihr Team <strong>des</strong> Marokkanischen Fremdenverkehrsamtes<br />

2


INHALT<br />

<strong>Marokko</strong> – Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />

IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO<br />

Unser Himmel über der Wüste ..................................... 6<br />

Bei den Töpfern von Tamegroute ................................. 8<br />

Erkundung von AÏt Benhaddou ................................... 10<br />

Durch die Oasen <strong>des</strong> Drâa-Tals .................................. 12<br />

In den Sanddünen <strong>des</strong> Erg Chegaga .......................... 14<br />

Unser kleines Camp in der Wüste .............................. 16<br />

Chillout in Marrakesch .............................................. 18<br />

TANGER UND DER NORDEN<br />

Tanger is back! .......................................................... 22<br />

Asilah ......................................................................... 28<br />

Chefchaouen .............................................................. 29<br />

El Jebha ..................................................................... 32<br />

Al Hoceima und Saidia ............................................. 35<br />

FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />

Fes, das Tor zum Mittelalter ....................................... 38<br />

Meknes ....................................................................... 44<br />

Mittlerer Atlas ............................................................ 46<br />

STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

AÏt Benhaddou ........................................................... 50<br />

Tal der Rosen, Ouarzazate, Telouet .......................... 52<br />

Da<strong>des</strong>-Tal, Da<strong>des</strong>-Schlucht, Hochland ..................... 54<br />

Tinerhir und Todra-Schlucht .................................... 56<br />

Merzouga und Erg Chebbi ........................................ 58<br />

MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />

Marrakesch, die rote Stadt ......................................... 64<br />

Ausflüge und Exkursionen in den Hohen Atlas ........... 74<br />

AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />

Agadir: Was willst Du Meer? .................................... 104<br />

Taghazout ................................................................. 108<br />

Paradise Valley .......................................................... 114<br />

Antiatlas ................................................................... 116<br />

DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />

Dakhla: Zur Südsee immer geradeaus! ..................... 118<br />

Mirleft und Legzira .................................................. 120<br />

Laâyoune und Guelmim ............................................ 122<br />

EXKURSE<br />

Beatniks in der Medina von Tanger .......................... 27<br />

Streifzug durch die marokkanische Küche ............... 36<br />

Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte ........................ 45<br />

Wein aus <strong>Marokko</strong>? ................................................... 48<br />

Der Stoff aus dem die Träume sind ........................... 62<br />

Über den Dächern von Marrakesch .......................... 78<br />

Urlaub im Gartenhaus .............................................. 102<br />

INFOS MAROKKO<br />

Karte <strong>Marokko</strong> ......................................................... 124<br />

Steckbrief ................................................................. 125<br />

Klima und Reisezeit ................................................. 126<br />

An- und Einreise / Reisen im Land .......................... 127<br />

Die wichtigsten Veranstaltungen .............................. 128<br />

DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

Rabat und die Perlen am Atlantik ............................ 80<br />

Casablanca ................................................................ 86<br />

El Jadida ................................................................... 90<br />

Oualidia ..................................................................... 94<br />

Essaouira .................................................................. 98<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial ....................................................................... 2<br />

Impressum, Fotovermerke ........................................... 5<br />

Die Tour durch das <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts ................ 20<br />

3


INHALT<br />

64 MARRAKESCH <br />

Zwischen Wüste und Küste<br />

befindet sich eine Stadt, die<br />

seit jeher Besucher aus aller<br />

Welt in ihren Bann zieht:<br />

Marrakesch – ein urbanes<br />

Märchen zwischen Tradition<br />

und Moderne<br />

22 TANGER UND DER NORDEN <br />

Atlantik trifft auf Mittelmeer<br />

und Afrika auf Europa.<br />

Hier mischen sich Kulturen<br />

und Sprachen. Tanger ist<br />

heute spannender denn je<br />

118 DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN <br />

In Dakhla reichen die Dünen<br />

der Sahara bis ans Meer: einer<br />

der wohl außergewöhnlichsten<br />

Orte <strong>Marokko</strong>s!<br />

50 DIE STRASSE DER 1000<br />

KASBAHS<br />

Im Süden <strong>Marokko</strong>s<br />

bietet sich eine Tour der<br />

Extraklasse an. Für viele<br />

Reisende ist sie schlichtweg<br />

ein Traum: die Straße<br />

der 1000 Kasbahs<br />

38 FES UND DER MITTLERE ATLAS <br />

Fes und Meknes sind<br />

<strong>Marokko</strong>s Königsstädte<br />

im Mittleren Atlas. Den<br />

Besucher erwartet ein<br />

Feuerwerk an Eindrücken<br />

80 RABAT UND DIE PERLEN AM<br />

ATLANTIK<br />

Die Atlantikküste hat<br />

wahre Schätze zu bieten:<br />

Rabat, Casablanca,<br />

El Jadida, Oualidia und<br />

natürlich Essaouira<br />

104 AGADIR UND DIE SÜDKÜSTE<br />

Mit 300 Sonnentagen hat<br />

Agadir ganzjährig Saison.<br />

Das berühmte Seebad mit<br />

seiner eleganten Badezone<br />

lässt keine Wünsche offen<br />

4


IMPRESSUM<br />

<strong>Marokko</strong> – Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />

Fotovermerke<br />

(nach Seiten, Anordnung im Layout: l.: links, r.: rechts, M.:<br />

Mitte, o.: oben, u.: unten)<br />

Titel: TomStahl/iStockphoto<br />

Editorial+51: Eldar_V/iStockphoto<br />

Impressum: Maïenga<br />

Impressionen aus Südmarokko: 6-19: Klaus Kopelkert.<br />

Tanger und der Norden: 22-23: issam elhafti/iStockphoto;<br />

24-25: Wirestock Creators/stock.adobe.com;<br />

26 o.+27: redouane.damoun/stock.adobe.com; 26: u.l.:<br />

rayints/stock.adobe.com, u.r.: Amine Bouzidi Idrissi/<br />

iStockphoto; 28 o.: Eduardo 1961/iStockphoto, u.l.:<br />

LIFEismorocco.com, u.r.: olenatur/stock.adobe.com; 29:<br />

kotangens/iStockphoto; 30-31: dinozzaver/stock.adobe.<br />

com; 32-35: Klaus Kopelkert; 36: fazeful /stock.adobe.<br />

com; 37: tbralnina/iStockphoto.<br />

Fes und der Mittlere Atlas: 38-39: Gatsi/iStockphoto;<br />

40 l.: Bioris Stroujko/StockAdobe, M.: Maurizio De<br />

Mattei/stock.adobe.com; 41: Adam Smigielski/iStockphoto;<br />

42: Klaus Kopelkert; 43 o.: Palais Faraj Fes, u.: age/<br />

Mauritius; 44 o.: Jan Wlodarczyk/Mauritius, u.: nyiragongo/stock.adobe.com;<br />

45: Ondrej Bucek/stock.adobe.com;<br />

46 o.: Kotangens/stock.adobe.com, u.: Nicole Regez und<br />

Pit Horstink; 47: JulianSchaldach/iStockphoto; 48-49: La<br />

Ferme Rouge/Jean-Yves Gabriel.<br />

Straße der Kasbahs: 50-51: Starcevic/iStockphoto;<br />

52: Leonid Andronov/stock.adobe.com; 53 o.: saiko3p/<br />

iStockphoto; 54: Frank Charton; 55: Klaus Kopelkert; 56:<br />

Astalor/iStockphoto; 57 o.: AlbertoLoyo/iStockphoto, u.:<br />

Klaus Kopelkert; 58: todamo/iStockphoto; 59 o.: lightkey/<br />

iStockphoto, u.: MaRabelo/iStockphoto; 60: CIMBALY/<br />

MDS2021@FranckODDOUX; 61 o.: MAIENGA/MichaelTubiana,<br />

u.: MAIENGA/Nicolas Jahan; 62: uisapuccini/<br />

iStockphoto; 63 o.: Radka Danailova/iStockphoto, u.:<br />

victoria p./stock.adobe.com.<br />

Marrakesch und der Hohe Atlas: 64-65: ONMT; 66:<br />

Astalor/iStockphoto; 67: Jose Ignacio Soto/Stock.adobe.<br />

com; 68-69: robertharding/Mauritius; 70-71: Fairmont<br />

Royal Palm Golf Club & Country Club; 72: Yann Canari/<br />

Fotolia; 73: caroloscastilla/iStockphoto; 74-75: Lukas/<br />

stock.adobe.com; 76: Abderrahim Elouihssani/iStockphoto;<br />

77 o.: David Gonthier/UTAT, u. Klaus Kopelkert;<br />

78: Olena Znak/stock.adobe.com; 79: Balate Dorin/<br />

StockAdobe.<br />

Die mittlere Atlantikküste: 80-81: zodebala/iStockphoto;<br />

82: Klaus Kopelkert; 83: Gatsi/stock.adobe.com;<br />

84: olenatur/stock.adobe.com; 85: walid Moujanni/iStockphoto;<br />

86-87: Rattham/iStockphoto; 88: Martinelli73/<br />

iStockphoto; 89: Oleksii Hlembotskyi/iStockphoto; 90:<br />

Kirill/stock.adobe.com, u.l.: Klaus Kopelkert, u.r.: Peter<br />

Giovannini/Mauritius; 92-93: Klaus Kopelkert; 94-95<br />

o.: La Sultana Oualidia, u.: masar1920/stock.adobe.<br />

com; 96-97: La Sultana Oualidia; 98 o.: Klaus Kopelkert,<br />

u.l.: Pavliha/iStockphoto, u.r.: Balate Dorin/stock.adobe.<br />

com; 100: Karim Tibari; 101: Klaus Kopelkert; 102: Riad<br />

Yasmine Marrakech: @un_fold_ed / Sophia van den Hoek<br />

from Studio Unfolded; 103: Lucy Mason @goinghomebroke<br />

(instagram).<br />

Agadir, Taghazout und der Antiatlas: 104-105:<br />

Danialand; 106 o.+u.: Adam Smigielski/iStockphoto; 107<br />

u.: GinaKoch/stock.adobe.com; 108-113: Klaus Kopelkert;<br />

114: panosud360/stock.adobe.com; 115: Heather Cooper;<br />

116: nicolamargaret/iStockphoto; 117 o. Klaus Kopelkert,<br />

u. Uwalthie Pic Project/Adobe Stock.<br />

Dakhla und der große Süden: 118-119: ONMT/Hope<br />

Production; 120-121 o.: Alan van Gysen; 120 u. Klaus<br />

Kopelkert; 121 u.: Una Baufala/Pixabay; 122 + 123 u.:<br />

ONMT/Hope Production; 123 o. Margaret Cornfield.<br />

Infos <strong>Marokko</strong>: 124 Karte: Stephan Hauf; 125 o.: Leonid<br />

Andronov/stock.adobe.com; 126 o.: fafou/iStockphoto,<br />

u.+127 o.: Klaus Kopelkert, u.: L’Heure Bleue.<br />

Veranstaltungen: Bildrechte bei den jeweiligen Veranstaltern.<br />

HERAUSGEBER<br />

Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt<br />

www.visitmorocco.com<br />

KONZEPT, LAYOUT, REDAKTION, BILDREDAKTION, HERSTELLUNG<br />

ADIEU TRISTESSE Verlag, Berlin<br />

REDAKTION / LEKTORAT<br />

Corinne Vastel (V.i.S.d.P.)<br />

Klaus Kopelkert (Fotografie)<br />

Willy Vlodaceck<br />

Sven Kämmerer<br />

Nachdruck, Übersetzungen und Auszüge nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />

<strong>des</strong> Verlages und mit voller Quellenangabe. Alle Rechte vorbehalten.<br />

© by ADIEU TRISTESSE Verlag Berlin.<br />

Gerichtsstand: Berlin.<br />

5


6


IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO<br />

UNSER<br />

HIMMEL<br />

ÜBER DER<br />

WÜSTE<br />

Auf dem Programm stand Südmarokko: Giovanni und Katrin hatten eine<br />

ganz besondere Tour ausgearbeitet. Sie führte über die Straße der 1000<br />

Kasbahs durch abgelegene Dörfer im Hohen Atlas zum Erg Chebbi. In der<br />

Wüstenstadt Rissani schlenderten sie durch die Souks, durchstreiften die<br />

umliegenden Oasen und brachen in die Wüste auf.<br />

7


8


BEI DEN TÖPFERN VON TAMEGROUTE<br />

Südlich von Zagora leben Handwerkerfamilien, die ihre Fertigungskunst über Generationen<br />

weitergeben. Es sind klassische Scheibentöpfer. Giovanni hat versucht, einen<br />

Tajine-Topf herzustellen: Der Tonklumpen wird durch die schnelle Drehung einer Töpferscheibe<br />

mit den Händen zu einem Gefäß ausgezogen. Im Anschluss werden die Tonprodukte<br />

zum Trocknen in die Sonne gestellt und danach noch in den mit Holzkohle<br />

befeuerten Ofen geschoben. Die Öfen müssen eine Temperatur von 1000 °C erreichen.<br />

Hier im Drâa-Tal werden die Waren der Töpfer grüne Keramik genannt, da sie durch das<br />

Erhitzen im Ofen grün werden. Nach dem Erkalten werden Mängel beseitigt. Die Keramik<br />

wird geschliffen, poliert und mit natürlichen Farben bemalt.<br />

9


10


ERKUNDUNG VON AÏT BENHADDOU<br />

Nördlich von Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït<br />

Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren hoch aufragenden Türmen gehört<br />

heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse<br />

in etlichen Hollywoodfilmen wie „Gladiator” und „Die letzte Versuchung Christi“. Für<br />

die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und „Lawrence von Arabien“ wurden<br />

eigens neue Türme aus Pappe gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend<br />

echt, dass sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen.<br />

11


DURCH DIE OASEN DES DRÂA-TALS<br />

Auf dem Weg nach Zagora führt die Strecke durch eine<br />

biblisch anmutende Gegend, die sich der Fluss Drâa selbst<br />

geschaffen hat. Im Norden hat er mächtige Schluchten in<br />

den Berg gegraben, um dann in einem 200 Kilometer langen,<br />

wunderschönen Tal auszulaufen. Im Drâa-Tal, das sich<br />

hinunter bis in die Wüste zieht, versorgt der Fluss unzählige<br />

Oasen, in denen Palmen, Feigen- und Granatapfelbäume<br />

gedeihen. In Verbindung mit den traditionellen Lehmbauten<br />

der Dörfer offenbaren sich dem Reisenden immer wieder<br />

fantastische Panoramen.<br />

12


13


IN DEN SANDDÜNEN DES ERG CHEGAGA<br />

In M‘Hamid verlassen wir den Asphalt und tauchen in den Sand der Sahara<br />

ein. Bis zu den großen Dünen <strong>des</strong> Erg Chegaga sind es gut drei Stunden<br />

Fahrt. Ganz in der Nähe haben Nomaden ihre Zelte aufgeschlagen. Wir<br />

schauen uns das Lager aus der Nähe an und versuchen uns mit spontanem<br />

Kamel-Trekking. Wir werden ebenfalls hier unser Lager aufschlagen.<br />

14


15


UNSER KLEINES CAMP IN DER WÜSTE<br />

Wir haben uns ein Außenlager aufgebaut. Die Polster nach draußen, Laken drüber,<br />

Kissen raus, fertig! Es stimmt, dass es in der Wüste frisch wird, aber es ist noch angenehm.<br />

Später entfachen wir noch ein schönes Lagerfeuer und ziehen eine gute Flasche<br />

marokkanischen Wein auf. Bis tief in die Nacht liegen wir unter dem Sternenhimmel<br />

und lauschen einfach nur der Stille.<br />

16


17


CHILLOUT IN MARRAKESCH<br />

Nördlich von Marrakesch befindet sich der zehn Kilometer lange Oasengürtel La<br />

Palmeraie. Inmitten dieser biblisch anmutenden Szenerie entstanden in den letzten<br />

Jahren sogenannte „Boutique-Hotels“: kleine, aber feine Gästehäuser. Sie haben nur<br />

wenige Zimmer, die dafür umso luxuriöser ausgestattet sind. Hier wird dem Gast jeder<br />

Wunsch von den Lippen abgelesen. Manche Gäste fühlen sich in den charmanten Boutique-Hotels<br />

so wohl, dass sie auf einen Abstecher in die Medina verzichten und nur<br />

eins tun: im Hotel relaxen. Und genau das haben wir auch gemacht!<br />

18


19


Die Tour durch das<br />

<strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />

Tanger und der Norden<br />

1.<br />

Rabat und die Perlen am Atlantik<br />

Tanger und der Norden<br />

5.<br />

6.<br />

Agadir, Taghazout und der Antiatlas<br />

Laâyoune<br />

Dakhla und der große Süden<br />

7.<br />

Dakhla<br />

Lagouira<br />

20


Tanger<br />

RABAT<br />

Asilah<br />

El Jebha<br />

Chefchaouen<br />

Fes<br />

Al Hoceima<br />

Saidia<br />

Oujda<br />

El Jadida<br />

Casablanca<br />

Meknes<br />

Oualidia<br />

Essaouira<br />

Marrakesch<br />

Agadir<br />

Taroudant<br />

Aït Benhaddou<br />

Ouarzazate<br />

Zagora<br />

Rissani<br />

Erfoud<br />

Merzouga<br />

2.<br />

Legzira<br />

Sidi Ifni<br />

Tafraoute<br />

M‘Hamid<br />

Fes und der Mittlere Atlas<br />

Guelmin<br />

Smara<br />

3.<br />

4.<br />

Die Strasse der 1000 Kasbahs<br />

Marrakesch und der Hohe Atlas<br />

Strasse der Kasbahs<br />

21


TANGER<br />

is back!<br />

Keine Stadt am westlichen Mittelmeer ist derzeit so spannend wie<br />

Tanger. Der städtebauliche Umbruch soll Tanger aus dem Schatten von<br />

Marrakesch herausführen und an die glorreichen Zeiten, als Tanger<br />

noch den „Tangerine Dream“ verkörperte, anknüpfen.<br />

22


TANGER UND DER NORDEN<br />

23


TANGER UND DER NORDEN<br />

Die Corniche von Tanger schlängelt sich elegant<br />

am Mittelmeer entlang. Fünf Kilometer mineralisches<br />

Weiß. Transparente Aufzüge bringen<br />

Menschen aus den unterirdischen Parkhäusern<br />

an die Oberfläche. Bei Sonnenuntergang kommen<br />

die Bewohner von Tanger mit ihren Familien hierher, um<br />

die frische Meeresbrise vor der 14 km entfernten spanischen<br />

Küste zu genießen. Das war nicht immer so. Noch<br />

bis vor wenigen Jahren war dieser Ort für seine Restaurants<br />

und Kabaretts mit Nachtleben bekannt. Nicht weit<br />

von hier entfernt wurden die uralten Stadtmauern der Kasbah<br />

restauriert. Noch heute schützen sie die von Touristen<br />

durchwanderte Altstadt mit ihren antiken weißen Gebäuden<br />

und den schmalen Gassen vor den Fluten <strong>des</strong> Mittelmeers.<br />

Tanger, eine mythische Stadt, die von zahlreichen<br />

Schriftstellern und Malern beschrieben wurde, erlebt eine<br />

Renaissance. Unterhalb <strong>des</strong> Hotels Continental, wo einst<br />

Paul Bowles und viele Künstler wohnten und Teile <strong>des</strong><br />

Wüstenepos „Himmel über der Wüste“ gedreht wurden,<br />

hatte sich der viel zu klein gewordene und in die Jahre gekommene<br />

Hafen immer weiter in die Stadt hineingeschoben.<br />

Damit ist jetzt Schluss. Der alte Hafen wurde zu einem<br />

Freizeitzentrum umgebaut. Am Fuße <strong>des</strong> Königlichen<br />

Yachthafens gibt es heute eine schöne Marina und einen<br />

Fischerhafen. Die schwere Containerindustrie wurde ganz<br />

aus der Stadt verbannt. Knapp 50 Kilometer nordöstlich<br />

von Tanger entstand der neue, große Hafen, Tanger Med.<br />

In der strategisch bedeutenden Meerenge von Gibraltar hat<br />

<strong>Marokko</strong> somit den größten Containerhafen Afrikas am<br />

Mittelmeer geschaffen. Autobahnen und Bahnlinien haben<br />

ihn mit den Zentren <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verbunden. Der wirtschaftliche<br />

Aufschwung der Stadt – es wurden Zehntau-<br />

24


TANGER UND DER NORDEN<br />

sende von Arbeitsplätzen geschaffen – zog die Menschen<br />

wie ein Magnet an. Heute leben im Stadtgebiet von Tanger<br />

1,1 Millionen Menschen aus verschiedenen Teilen <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> (1950 waren es noch 150 000). Die Stadtentwicklung<br />

ist beeindruckend. Überall ragen im Bau befindliche<br />

Hochhäuser in den Himmel. Allein im beliebten Stadtteil<br />

Beni Makada leben über 500 000 Menschen. Und die Stadt<br />

dehnt sich weiterhin rasant aus. Auf den Hügeln am Stadtrand<br />

vermitteln die Siedlungen aus roten Ziegelsteinhäusern<br />

eine Vorstellung von dem Eldorado, das die Stadt im<br />

Norden für viele Marokkaner geworden ist. Ein Stück weiter<br />

sind es hell getönte, gediegenere Wohnblocks, die inmitten<br />

der Felder wachsen. In Beni Makada glänzen die<br />

gerade erst geteerten Straßen, Sportplätze und Kindertagesstätten.<br />

Im schicken Stadtteil Boubana, in den Hügeln<br />

von Tanger, gibt es ein Zentrum für autistische Kinder und<br />

eines für Waisenkinder. Für die Realisierung <strong>des</strong> Plans<br />

„Tanger métropole“ wurden enorme Investitionen getätigt.<br />

Von der Modernisierung waren alle Bereiche betroffen,<br />

vom Bau <strong>des</strong> großen Parks Perdicaris über die Sportstadt<br />

bis hin zu einem Krankenhaus für Onkologie. Das visionäre<br />

Projekt wird nicht nur Tanger, sondern ganz <strong>Marokko</strong><br />

verändern. Die Hafenstadt ist auf dem besten Wege, sich<br />

zu einer Top-Reise<strong>des</strong>tination zu entwickeln. Und sie kann<br />

mit einigem aufwarten: das milde, mediterrane Klima, die<br />

langen Strände, das Flair der „nouvelle ville“, sowie die<br />

charmante Medina mit den unzähligen pittoresken Gassen<br />

und Plätzen. Tanger als wirtschaftliches Zentrum wurde<br />

bereits neu erfunden. Tanger, die Künstlerstadt, beginnt es<br />

auch zu werden. Im Stadtzentrum auf dem Place du 9 Avril<br />

wurde das Kino „Cinéma Rif“ im Art-Déco-Look neu<br />

eröffnet. Es ist längst zur kulturellen Lunge der Stadt<br />

25


avanciert und zu einem Ort der Geselligkeit. Das 1938 gegründete<br />

Kino war bereits der Zerstörung geweiht, als es<br />

2005 von der französisch-marokkanischen Fotografin Yto<br />

Barrada gekauft wurde. Nach zweijähriger Bauzeit wurde<br />

die Cinémathèque de Tanger eingeweiht: zwei Säle mit 50<br />

und 300 Plätzen, eines der wenigen Arthouse-Kinos in<br />

<strong>Marokko</strong>, in dem so unterschiedliche Filme wie Fassbinders<br />

Lili Marleen oder französische Komödien gezeigt<br />

werden. Tanger hat sich nicht nur städtebaulich, sondern<br />

auch kulturell neu erfunden. Bei Städtereisenden ist das<br />

neue Tanger längst angesagt und kein Geheimtipp mehr.<br />

Schon bald könnte Tanger dem hippen Marrakesch als<br />

Lifestyle-Destination ebenbürtig werden. Der Schriftsteller<br />

Paul Bowles wird das neue Tanger nicht mehr kennenlernen<br />

können. Er starb 1999 in seiner Wahlheimat mit 88<br />

Jahren. Bis zu seinem Tod hatte er als fleißiger Chronist<br />

der Stadt gewirkt. Nun muss die Geschichte Tangers um<br />

ein wichtiges Kapitel ergänzt werden. Das neue Tanger<br />

wird die Geschichte der Beatniks hinter sich lassen und<br />

eine ganz andere Art von jungen Künstlern inspirieren.<br />

TANGER<br />

Oben: Früher Containerhafen, heute<br />

Stadtpark. Die alten Mauern wurden<br />

vollständig restauriert. Der neu gestaltete<br />

Platz lädt zum Flanieren ein<br />

Links: Cap Spartel: Spektakulärer<br />

Aussichtspunkt mit Blick auf die<br />

Straße von Gilbraltar<br />

Rechts: Die Architektur ist keineswegs<br />

einheitlich: Belle Epoque,<br />

Renaissance, Klassizismus<br />

26


Beatniks in der Medina von Tanger<br />

Exkurs: Stadtgeschichte<br />

Der in New York lebende Literat Paul Bowles äußert 1931 den Wunsch nach einem interessanten, besonderen<br />

Urlaubsort. Die Schriftstellerin Gertrude Stein empfiehlt ihm das liberale und preisgünstige Tanger. Gemeinsam mit<br />

seinem Freund und Lehrer, dem Komponisten Aaron Copland, nimmt Bowles den zwischen Manhattan und Tanger<br />

verkehrenden Ozeandampfer. Es wird mehr als nur ein Urlaub. Paul Bowles wird wiederkommen und den Rest seines<br />

Lebens in seiner Wahlheimat Tanger verbringen.<br />

In den 50er- und 60er-Jahren kommen die Literaten<br />

der amerikanischen Beat-Generation nach Tanger.<br />

Jack Kerouac wird durch den Kult-Roman „On the<br />

Road“ weltberühmt. Sein Kollege, William Burroughs,<br />

wird in Tanger sein literarisches Hauptwerk „The<br />

Naked Lunch“ verfassen. Die jungen Literaten frönen in<br />

Tanger dem lasziven Leben.<br />

Wer länger bleibt, hält Angestellte.<br />

Es kommen immer<br />

mehr Künstler, die in Europa<br />

und in den USA den spießbürgerlichen<br />

Vorstellungen<br />

nicht folgen wollen. Tanger<br />

war zu diesem Zeitpunkt ein<br />

Fluchtort und Sammelbecken<br />

für alle, die aus dem gewohnten<br />

Trott ausbrechen<br />

wollten. In Tanger mischen<br />

sich die Kulturen. Man<br />

spricht englisch, französisch<br />

und spanisch. Arabische<br />

Märkte und die engen Gassen<br />

der Altstadt sind exotisch<br />

genug, um die Sorgen von<br />

kleinbürgerlichen Lebensentwürfen<br />

zu vergessen. Die<br />

Liste der aus diesem Grund<br />

immer gerne wiederkehrenden<br />

Gäste liest sich dann<br />

auch wie ein Who is Who der<br />

intellektuellen Querdenker<br />

<strong>des</strong> Westens: die Schriftsteller<br />

Paul Bowles, Jean Genet<br />

und Truman Capote, Tennessee<br />

Williams und Allen Ginsberg, der Filmregisseur Pierre<br />

Paolo Pasolini und der Philosoph Michel Foucault<br />

sowie die Millionärin Barbara Hutton und der Verleger<br />

Malcolm Forbes zählen zu den bekanntesten. In Tanger<br />

machen sie die Nacht zum Tage. An Möglichkeiten mangelt<br />

es nicht. In den vom großen Souk abgehenden Nebenstraßen<br />

gibt es Bars, die bis in die Morgenstunden geöffnet<br />

sind. Die Fangemeinde der Beatniks pilgert noch<br />

heute nach Tanger. Ihr Ziel ist die dem Hotel El Munira<br />

angegliederte Bar Tanger Inn, wo Fotos der Schriftsteller<br />

und Lebenskünstler hängen. Sehnsüchte und alternativentschleunigte<br />

Lebensentwürfe<br />

sind dann immer ein<br />

großes Thema. Für viele<br />

„Neo-Beatniks“ wird Tanger<br />

zur Lebensetappe auf der<br />

ganz privaten Sinnsuche, wie<br />

einst Paul Bowles. Einer seiner<br />

Lieblingsorte war die<br />

Terrasse <strong>des</strong> Hotels Continental<br />

mit ihrem freien Blick<br />

auf den Hafen. Diesen Hafen<br />

gibt es jedoch nicht mehr.<br />

Seit einigen Jahren erlebt<br />

Tanger nämlich eine bemerkenswerte<br />

Metamorphose:<br />

Tanger macht sich fein. Das<br />

berühmte Hotel aus dem<br />

Jahr 1865 mit dem unvergleichlichen<br />

Blick auf den<br />

Hafen hat heute noch Kultstatus.<br />

Im zweiten Weltkrieg<br />

fungierte es als Versteck für<br />

Spione, später avancierte es<br />

zum Mittelpunkt <strong>des</strong> kosmopolitischen<br />

und kulturellen<br />

Lebens der Stadt. Interieur<br />

und Mobiliar – die majestätische<br />

Treppe, das alte Klavier,<br />

die tiefen Sessel, das Grammophon sowie die vielen<br />

alten Fotografien – erinnern heute noch an die magischen<br />

Zeiten der Vergangenheit. Dennoch ist das Hotel Continental<br />

kein Museum, vielmehr ist es ein Stück marokkanische<br />

Zeitgeschichte.<br />

27


Hinter jeder zweiten Straße verbirgt sich eine<br />

kleine Überraschung, sei es eine Malerei oder<br />

irgendein Kunstobjekt. Graffitis entdeckt man<br />

an jeder Ecke. Es ist unmöglich, sich dem<br />

besonderen Charme der pittoresken Hafenstadt zu<br />

entziehen. Asilah wird wegen seiner Künstler, die hier und<br />

in der Umgebung leben, mit Essaouira verglichen. Wie in<br />

der südlichen Schwesterstadt findet auch in Asilah<br />

alljährlich ein renommiertes, internationales Kulturfestival<br />

statt, das inzwischen weit über die Lan<strong>des</strong>grenzen hinaus<br />

bekannt ist. Schriftsteller, Musiker, Maler und Bildhauer<br />

pilgern dann für einen Monat, im August, nach Asilah und<br />

lassen sich von der einmaligen Atmosphäre, die dann dort<br />

herrscht, inspirieren. Asilah ist angesagt! Dabei wurde die<br />

Festungsstadt in den 1980er- Jahren in den Reiseführern<br />

als Kuriosität erwähnt. Davor interessierten sich allenfalls<br />

Seefahrer für den Ort: Die Phönizier errichteten hier um<br />

1500 v. Chr. einen Handelsstützpunkt, genau wie die<br />

Portugiesen 3000 Jahre später. Aus dieser Zeit stammt<br />

auch die für Asilah typische Festungsmauer, die direkt auf<br />

die Felsklippen gebaut wurde. Wegen der schneeweiß<br />

getünchten Häuser mit den blauen Türen und Fensterläden<br />

hat Asilah einen andalusischen Charakter und erinnert an<br />

Chefchaouen im Rifgebirge.<br />

ASILAH<br />

Oben und unten rechts: Da<br />

die Festung quadratisch ist,<br />

kann man sich in den Gassen<br />

nicht verlaufen. Man findet<br />

immer wieder auf den Hauptweg<br />

zurück und kommt stets<br />

an der Mauer an<br />

Links: Die Graffitis wechseln<br />

je<strong>des</strong> Jahr. Während <strong>des</strong> Festivals<br />

malen die Künstler einfach<br />

neue Graffitis auf die alten<br />

28


CHEFCHAOUEN<br />

29


CHEFCHAOUEN<br />

Die hübsche Stadt Chefchaouen inmitten der<br />

Rif-Berge birgt ein mysteriöses Geheimnis:<br />

Warum werden die ursprünglich weißen Häuser<br />

zunehmend blau angemalt? Das Phänomen<br />

lockt immer mehr Künstler und neugierige Touristen<br />

nach Chefchaouen. Die Stadt erinnert an einen zauberhaften<br />

Ort aus einem schönen Märchenbuch, voller Düfte und<br />

Farben, mit Tausenden verschiedenen Blautönen. Chefchaouen<br />

gehört zu jenen Städten, die ein Reisender in einem<br />

Tag erkunden kann, wo man aber gern zwei, drei<br />

Tage länger bleibt. Chefchaouen ist bei Weitem nicht so<br />

populär wie Marrakesch oder Fes, aber viel entspannter.<br />

Die wichtigste Sehenswürdigkeit: die mysteriösen blauen<br />

Häuser. Die etwa 70 000 Einwohner zählende Stadt wurde<br />

30


im 15. Jahrhundert zur Zufluchtsstätte für Muslime aus<br />

Andalusien. Aus dieser Zeit stammt auch die gut erhaltene<br />

Altstadt mit ihren weiß getünchten Giebelhäusern. Chefchaouen<br />

hat <strong>des</strong>halb ein ausgesprochen andalusisches<br />

Flair. Der Zutritt zur Stadt war bis 1920, als die Spanier<br />

die Stadt eroberten, für Nichtmuslime verboten. Auch<br />

heute noch gilt Chefchaouen als heilige Stadt. Wegen der<br />

malerischen Gassen und schönen exponierten Lage inmitten<br />

der Berge gehört die Stadt zu den eindrucksvollsten<br />

Orten <strong>Marokko</strong>s. Übrigens: Für das mysteriöse Geheimnis<br />

gibt es eine profane, aber einleuchtende Erklärung:<br />

Wenn im Sommer das gleißende Sonnenlicht von den weißen<br />

Häusern reflektiert wird, kann das für die Augen sehr<br />

anstrengend sein. Das Blau ist viel angenehmer.<br />

31


32


EL JEBHA<br />

33


EL JEBHA<br />

34


AL HOCEIMA<br />

Wer die von vielen noch unentdeckte Mittelmeerküste<br />

<strong>Marokko</strong>s erkunden möchte,<br />

seien drei Orte empfohlen: El Jebha, Al<br />

Hoceima und Saidia. Ein pittoreskes Fischerdorf,<br />

ein idyllischer Urlaubsfleck und ein ursprünglicher<br />

Badeort. An einer Bucht an der Küste zwischen Tetouan<br />

und Al Hoceima liegt der beschauliche Fischerort El<br />

Jebha. Beeindruckende Steilklippen säumen die Meeresbucht.<br />

Im Ortszentrum finden sich kleine Cafés und Restaurants.<br />

Die Küste ist mit etlichen sehenswerten Kraterbuchten<br />

gesäumt. Dafür ist zuvor aber Wandern angesagt.<br />

Denn über die Küstenstraße gelangt man ins Dorf, nicht zu<br />

den Kraterbuchten. Die sind gut versteckt. Der Fußmarsch<br />

ist beschwerlich – aber der Ausblick entschädigt für die<br />

Mühe. Al Hoceima zählt wegen der traumhaften Lage zu<br />

den attraktivsten Badeorten <strong>Marokko</strong>s. Die Strände und<br />

Buchten eignen sich hervorragend zum Surfen, Tauchen<br />

und Wasserskifahren. Ausrüstung kann vor Ort geliehen<br />

werden. Vom Ortszentrum im spanischen Stil mit seinen<br />

Cafés, Hotels und Gärten eröffnet sich ein grandioser<br />

Blick auf die benachbarte Meeresbucht. Sehenswert ist der<br />

Hafen: Hier kann man den Fischern bei der Arbeit zuschauen<br />

und mit ihnen aufs Meer fahren! Der Badeort Saidia<br />

liegt etwa 70 Kilometer östlich von Nador. An seinen<br />

wunderschönen kilometerlangen Stränden finden sich<br />

traumhaft gelegene Campingplätze und Ferienhäuser. Das<br />

touristische Zentrum ist die „Mediterranea Saidia“: Ein<br />

700 Hektar großes Küstengelände, das mit Villen, Hotels,<br />

luxuriösen Appartements, Golfplätzen, einem Yachthafen,<br />

Boutiquen und Clubs aufwarten kann.<br />

Linke Seite: Mit den Fischern von<br />

El Jebha kann man die Felsküste<br />

entlang fahren und zahlreiche,<br />

versteckte Grotten und spektakuläre<br />

Kraterbuchten entdecken<br />

SAIDIA<br />

Oben: Der Cala Bonita Strand in<br />

Al Hoceima zählt zu den schönsten<br />

Stränden <strong>Marokko</strong>s<br />

Links und rechts: Das beliebte<br />

Seebad Saidia wird wegen seines<br />

hellblauen Wassers auch „Blaue<br />

Perle“ genannt. Saidia hat mit 14<br />

km den längsten Strand an der<br />

marokkanischen Mittelmeerküste<br />

35


36


Exkurs: Marokkanische Küche<br />

Streifzug durch die marokkanische Küche<br />

Ein marokkanisches Mahl ist eine alle Sinne weckende Erfahrung. Die marokkanische Küche gehört<br />

zu den besten der Welt. Jede Region offenbart ihre eigenen Spezialitäten. Hier ein kleiner Vorgeschmack<br />

auf das, was Sie in <strong>Marokko</strong> erwartet.<br />

Beginnen wir den Tag auf der Dachterrasse eines<br />

Riads – mit einem perfekten marokkanischen<br />

Frühstück: frisch gepresster Orangensaft,<br />

dazu Croissants, Joghurt, Pfannkuchen,<br />

frische Konfitüre und köstlicher Honig. Der Kaffee wird<br />

schwarz, mit Milch oder als Milchkaffee serviert, selbstverständlich<br />

bekommt man auch Minztee. Derart gestärkt,<br />

kann der kulinarische Rundgang beginnen. Die Restaurants<br />

in der Medina, auch die mobilen Garküchen auf dem<br />

Platz Djemaa el Fna in Marrakesch,<br />

sind ein gutes Revier, um<br />

die Klassiker der marokkanischen<br />

Küche kennenzulernen. Dazu<br />

zählen besonders die „Tajines“, in<br />

Olivenöl geschmorte Eintopfgerichte.<br />

Unwiderstehlich! Diese<br />

Fleisch-, Geflügel- oder Fischragouts<br />

werden mit diversen Gemüsebeilagen,<br />

gelegentlich auch mit<br />

Datteln, Mandeln oder Pflaumen<br />

gereicht. Traditionell wird die Tajine<br />

in einem Tongefäß mit konischem<br />

Deckel zubereitet, das dem<br />

Gericht seinen Namen gab. Die<br />

tönernen Schmortöpfe werden in<br />

vielen Regionen <strong>Marokko</strong>s in<br />

Handarbeit hergestellt. Sie sind<br />

nahezu unverwüstlich und extrem<br />

hitzebeständig. Das müssen sie<br />

auch sein, denn ein Tajinegericht<br />

köchelt stundenlang, meist auf offenem<br />

Holzkohlefeuer. Der Topf<br />

besteht aus einem flachen Teller<br />

mit erhöhtem Rand sowie einem Deckel, der konisch nach<br />

oben zuläuft. An der Spitze dieses Deckels befindet sich<br />

außen eine Mulde, die während <strong>des</strong> Kochvorgangs mit<br />

kaltem Wasser gefüllt wird. Das bewirkt beim Kochen<br />

eine Abkühlung <strong>des</strong> Deckels. Der im Gefäß aufsteigende<br />

Wasserdampf kühlt ebenfalls ab, kondensiert und fließt an<br />

den Innenseiten <strong>des</strong> Deckels wieder zurück in den Sud.<br />

Die Zutaten können somit ohne große Hitze gegart werden.<br />

Nährstoffe und Aromen bleiben erhalten – Tajine, das<br />

ist der perfekte Schmortopf schlechthin! Couscous ist das<br />

vielleicht bekanntestete marokkanische Gericht. Hauptbestandteile<br />

sind Hirse- oder Hartweizengrieß. Charakteristisch<br />

ist die feine Ausgewogenheit von Gewürzen und<br />

Fleisch- und Gemüsemischungen. Couscous gibt es in unzähligen<br />

wohlschmeckenden Varianten. Deshalb sollte es<br />

auch eigentlich die Couscous heißen, derart viele gibt es<br />

davon, je nach Jahreszeit und Region. „Brochettes“,<br />

Fleischspießchen, sind ein weiterer Gastro-Klassiker,<br />

ebenso „Kefta“, in Olivenöl gebratene<br />

Hackfleischbällchen. Wer<br />

einen „Méchoui“, ein geröstetes<br />

Lamm am Spieß, kosten möchte,<br />

muss diesen meist vorbestellen.<br />

In kleineren Etablissements stehen<br />

oft frische Salate, Fischteller,<br />

kross gebratenes Geflügel, Eierspeisen<br />

und „Harira“, eine kräftige<br />

Suppe mit Linsen, Bohnen<br />

oder Erbsen, oft mit Fleischeinlage,<br />

auf der Karte. Das Schmuckstück<br />

der marokkanischen Küche<br />

ist die Pastilla. Eine Blätterteigpastete,<br />

gefüllt mit einer Mischung<br />

aus fein geschnittener<br />

Taubenbrust, hart gekochtem Ei,<br />

Mandeln, Honig und Petersilie,<br />

das Ganze mit Puderzucker und<br />

etwas Zimt bestäubt. Ein regelrechtes<br />

Fest der Sinne! Diese<br />

Blätterteigkunst findet man in den<br />

mit Hackfleisch, Hühnerklein<br />

oder Fisch gefüllten Briouats<br />

(Teigtaschen) wieder. Zum Abschluss marokkanisches<br />

Gebäck: Crêpes mit Honig und Sesamkörnern, Mandelkuchen,<br />

Rosinenkuchen, usw. Dazu natürlich den traditionellen<br />

Minztee. Die marokkanische Haute Cuisine vereinigt<br />

arabisch-andalusische, berberische sowie französische<br />

Einflüsse; dazu gehören feine Oliven- und Arganöle sowie<br />

virtuos abgestimmte Gewürzmischungen. Wer auf seiner<br />

<strong>Marokko</strong>reise ein paar Pfunde zugelegt hat, der ist offensichtlich<br />

auf seine Art im Land angekommen.<br />

37


Das Tor zum<br />

FES<br />

Mittelalter<br />

In vielen Städten und Regionen<br />

<strong>Marokko</strong>s hält die Moderne Einzug.<br />

Wie sieht es in Fes, im spirituellen<br />

Herzen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> aus?<br />

Ihre Medina – die größte und am<br />

besten erhaltene der Welt – liefert<br />

den Besuchern ein Feuerwerk<br />

an Eindrücken.<br />

38


FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />

39


FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />

Im Gerberviertel von Fes el-Bali<br />

werden noch auf traditionelle<br />

Weise Felle bearbeitet und<br />

Lederwaren aller Art hergestellt.<br />

Wer den Gerbern bei ihrer<br />

schweißtreibenden Arbeit zuschauen<br />

möchte, sollte allerdings<br />

nicht zimperlich sein. Über den<br />

Farbbottichen entfaltet sich ein<br />

Geruch, der für die Nasen der<br />

Besucher eine Herausforderung<br />

ist. Für die Touristen gibt es eine<br />

einfache Lösung: Minzzweige, die<br />

man sich vor die Nase hält<br />

Youssef scheint sich da ganz sicher zu sein:<br />

„Zwanzigtausend Kilometer garantiert!“ Er<br />

lobt nicht den in Tanger produzierten Neuwagen.<br />

Nein, er verkauft gerade ein einfaches<br />

Paar belghas – Pantoffeln aus Leder. Er weiß, dass er das<br />

Spiel fast gewonnen hat, wenn ihm der Tourist ein Lächeln<br />

schenkt. Immerhin ist es ihm gelungen, das Interesse <strong>des</strong><br />

Mannes so weit zu wecken, dass dieser ihm bis auf die Terrasse<br />

seines Ladens folgt. Von dort genießt man einen<br />

sagenhaften Blick auf die Chouara Gerbereien. Sie sind<br />

älter als 900 Jahre, erstrecken sich über 7000 Quadratmeter<br />

und beschäftigen rund 400 Mitarbeiter. Ihre Restaurierung<br />

vor einigen Jahren hat dem einzigartigen mittelalterlichen<br />

Flair nicht geschadet. „Die Show muss weitergehen“,<br />

meint Youssef und überreicht „seinem“ Touristen einen<br />

frischen Minzstrauß. Er soll den strengen Geruch überdecken,<br />

der aus den tiefen Becken hochsteigt. Die Tierhäute<br />

werden zunächst in ein Kalkbad getaucht und anschließend<br />

in eine Bio-Lake aus tierischen Exkrementen gelegt.<br />

„Siehst du, jetzt kommen sie in die Waschmaschine“, sagt<br />

der junge Mann, der seinem Gast jeden Arbeitsgang präzise<br />

erklärt. Bei der „Waschmaschine“ handelt es sich um<br />

eine große Holztrommel, in der die Häute immer und<br />

immer wieder gewaschen und geschleudert werden. Der<br />

gesamte Arbeitsprozess erstreckt sich über gut 30 Tage.<br />

„Die Leute aus Europa“, so Youssef, „finden die Färbung<br />

<strong>des</strong> Leders am interessantesten – all die bunten Farben.“<br />

Youssef listet die Produkte auf, die dafür zum Einsatz<br />

kommen: „Mohnpulver für das Rot, Henna für das<br />

40


FES<br />

41


42 FES


FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />

Orange, Indigo für das Blau und die Safranblume – die<br />

teuerste Zutat – für das Gelb.“ Heutzutage werden hier<br />

10 000 Häute pro Tag behandelt. „Dbagh Dar Dar Dhab“,<br />

lautet ein Sprichwort in Fes: „Die Gerberei ist eine<br />

Goldgrube!“ Oder wie Youssef einfach formuliert: „Fes<br />

hat Leder im Blut!“ In der Medina von Fes arbeiten schätzungsweise<br />

immer noch 30 000 Handwerker, obwohl die<br />

Töpfer, die Zellig-Handwerker und die Blechschmiede im<br />

Osten der Stadt einquartiert wurden. Dennoch halten auf<br />

dem Platz Seffarine immer noch viele Handwerksbetriebe<br />

die Stellung, wie zum Beispiel die Blechschmiede. Der<br />

Duft von Zedernholz – kennzeichnend für die Schreinereien<br />

– schwebt immer noch in der Luft, wenn man durch den<br />

Nejjarine Souk schlendert. An anderen Stellen befinden<br />

sich kleine Schneider-Ateliers, Stickereien, Schuhmacher<br />

und etliche andere auf Weiterverarbeitung spezialisierte<br />

Fachbetriebe. „Aber den Brokat-Meister Haj Ouazzani<br />

wird man nur mit ortskundiger Hilfe finden können“,<br />

meint Mouhib Brahim, ein junger Designer aus Fes und<br />

ergänzt: „Die große Kunst besteht in Fes darin, ein<br />

Geheimnis zu hüten!” Mouhib weiß den unermesslichen<br />

Schatz, den Fes mit seinem enormen Arsenal an<br />

begnadeten und spezialisierten Handwerkern aufbieten<br />

kann, richtig zu bewerten: „Unsere Handwerker können<br />

alles, sie sind sogar in der Lage, die historischen<br />

Denkmäler materialgerecht zu restaurieren.“ „Fes ist ein<br />

lebendiges Museum“, meint Chakib Kabbaj, Präsident der<br />

autorisierten Stadtführer in Fes. So wurde 2009 ein<br />

Schulungs- und Qualifizierungszentrum für Kunsthandwerk<br />

ins Leben gerufen. 2015 haben 450 Schüler eine<br />

Ausbildung in 25 verschiedenen Berufen absolviert. „Wir<br />

haben als Meister die besten Handwerker von Fes genommen”,<br />

ergänzt <strong>des</strong>sen Direktor Aboujaafar Ahmed<br />

stolz. „Die Selektion ist streng, aber im Anschluss können<br />

wir viel Arbeit garantieren”. Fes wurde 1981 von der<br />

UNESCO zum Welterbe der Menschheit ernannt. Die<br />

Stadt ist in der Tat eine ewige Baustelle. In den vergangenen<br />

Jahren wurde die Sanierung von über 50 historischen<br />

Denkmälern durchgeführt, resümiert Serrhini Fouad,<br />

Direktor der Agentur für Entwicklung und Rehabilitation<br />

der Medina. Auf der Liste steht auch die berühmte<br />

Medersa Seffarine, wo junge Theologiestudenten aus der<br />

nahe gelegenen Moschee Karaouine beherbergt sind.<br />

Diese bekamen – das muss man sich mal vorstellen –<br />

neben einer Kantine und Duschen auch Fernsehen und<br />

WLAN. Wer also dachte, Fes verharre auf ewig in seiner<br />

Vergangenheit, der irrt. Vielmehr spürt man allerorten,<br />

dass Fes mehr ist als die Summe seiner Handwerker. Man<br />

möchte den legendären Ruf als avantgardistische Stadt,<br />

der Fes jahrhundertelang vorauseilte, wiederbeleben. Eben<br />

wie im Jahre 859, als ein gewisser Sylvester II., der später<br />

Papst wurde, und der jüdische Philosoph Maimoni<strong>des</strong> die<br />

Karaouine-Universität, die älteste der Welt, besuchten.<br />

Oben: Nach den Erkundungen in der<br />

größten Medina der Welt können die<br />

Besucher in einem der zahlreichen, erstklassigen<br />

Hotels herrlich entspannen<br />

Links: Werkstatt und Verkaufsraum in<br />

einem – auf engstem Raum. Fes ist für<br />

seine Handwerker bekannt. Bei uns ist<br />

der Beruf <strong>des</strong> Scherenschleifers schon<br />

lange ausgestorben<br />

Unten: Die Medersa Attarine ist eine<br />

ehemalige Koranschule. Sie wurde 1323<br />

erbaut. Sie gehört zur Medina, die 1981<br />

von der UNESCO als Weltkulturerbe<br />

anerkannt wurde<br />

FES<br />

43


MEKNES<br />

Oben: Das imposante Tor Bab al Khemis. Es<br />

wurde im 17. Jahrhundert nach den Plänen<br />

von Moulay Ismaïl erbaut<br />

Unten: Knapp 25 Kilometer nördlich gelangt<br />

man zur heiligen Stadt Moulay Idriss. Hier befindet<br />

sich auch die Grabstätte <strong>des</strong> gleichnamigen<br />

Herrschers <strong>des</strong> ersten marokkanischen Reiches.<br />

Die Stadt gilt als einer der bedeutendsten<br />

Wallfahrtsorte <strong>Marokko</strong>s für Muslime<br />

Meknes wurde 1996 von der UNESCO zum<br />

Weltkulturerbe erklärt. Die in 550 m Höhe<br />

gelegene Stadt mit ihren 500 000 Einwohnern<br />

gehört neben Fes, Marrakesch<br />

und Rabat zu den vier Königsstädten <strong>Marokko</strong>s. Moulay<br />

Ismail, der Gründer der Alaouiten-Dynastie war ambitioniert<br />

und visionär. Er verwandelte ein bedeutungsloses<br />

Städtchen in ein „marokkanisches Versailles“. Innerhalb<br />

der hohen Mauern der Stadt erschufen seine Arbeiter einen<br />

prächtigen Palast, Moscheen, Medersen, Gärten und Wasserwerke,<br />

die durch ihre Vielfalt und architektonische Einheit<br />

heute noch beeindrucken. Entsprechend lang ist die<br />

Liste der Sehenswürdigkeiten: das prachtvolle Mausoleum<br />

von Moulay Ismail, die riesigen Stallungen <strong>des</strong> Heri Souani,<br />

das imposante Stadttor Bab el Mansour oder – 30 Kilometer<br />

von Meknes entfernt – der Wallfahrtsort Moulay<br />

Idriss. Meknes hat kein Spektakel wie Marrakesch zu bieten.<br />

Auch erfährt der Besucher keine Zeitreise ins Mittelalter,<br />

wie das in Fes der Fall ist. Wer bereit ist, sich auf den<br />

besonderen Charme einer Königsstadt mit einst atemberaubender<br />

Architektur einzulassen, wird eine unvergessliche,<br />

hinreißende Entdeckungsreise erleben abseits der<br />

Touristenströme. In gewisser Hinsicht ist der Besuch von<br />

Meknes ein echter Geheimtipp.<br />

44


Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte<br />

Exkurs: Zeitreise<br />

Vor über 2000 Jahren verblüfften die Römer mit ihren Innovationen nicht nur einen gallischen Hinkelsteinproduzenten,<br />

der von ihren „irren“ Ideen gar nichts wissen wollte. Zu Unrecht. Denn dort, wo sich die Römer niederließen,<br />

haben sie beeindruckende Städte gegründet – futuristische Megacities der Antike. Eine davon war Volubilis.<br />

Die ehemalige Hauptstadt der römischen Afrikaprovinz<br />

Mauretania ist heute die bedeutendste<br />

Ruinenstadt <strong>Marokko</strong>s. Reisende bekommen<br />

bei einem Rundgang durch dieses<br />

beeindruckende Freilichtmuseum eine gute Vorstellung<br />

vom damaligen Leben der<br />

Römer in <strong>Marokko</strong>. Volubilis,<br />

Weltkulturerbe der<br />

UNESCO, liegt 40 Kilometer<br />

nördlich der alten<br />

Königsstadt Meknes, einem<br />

Gebiet mit äußerst<br />

fruchtbarem Boden. Volubilis<br />

war seinerzeit einer<br />

der größten Produzenten<br />

von Olivenöl. Mehr als 40<br />

Hektar Olivenbaumhaine<br />

befanden sich in der Umgebung<br />

der Stadt. Ein gut<br />

ausgebauter Handelsweg<br />

ins heutige Tanger sicherte<br />

den Export und den<br />

Wohlstand von über<br />

10000 Menschen, die in<br />

Volubilis gelebt haben.<br />

Die Ausgrabungen brachten<br />

nicht nur spektakuläre<br />

Mosaike zutage. Vielmehr<br />

belegen sie, dass<br />

hier auf marokkanischem<br />

Territorium eine völlig<br />

neue Stadtplanung umgesetzt<br />

wurde: Stadtmauer,<br />

Forum, Kapitol, Basilika<br />

sowie die mächtigen Triumphbögen.<br />

Außerdem<br />

legten die Römer ein neuartiges<br />

Straßennetz an,<br />

das die einzelnen Stadtviertel verbunden hat. Noch im 7.<br />

Jahrhundert, als die Römer längst <strong>Marokko</strong> verlassen hatten<br />

und die Araber kamen, sprachen die Bewohner Latein.<br />

Das Gelände ist täglich von 8:30 Uhr bis eine Stunde vor<br />

Sonnenuntergang zugänglich. Der Ort kann allein oder in<br />

Begleitung eines Führers besichtigt werden. Mehrere offizielle<br />

Führer befinden sich am Eingang <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong> (Reservierung<br />

für einen persönlichen Besuch möglich). Vorher<br />

besser den Preis für die Besichtigung festmachen!<br />

Eine individuelle Besichtigung<br />

dauert etwa zwei<br />

bis drei Stunden, aber<br />

man kann dort den ganzen<br />

Tag schlendern, wenn<br />

man sich alles en Details<br />

ansehen möchte. Die<br />

wichtigsten Monumente<br />

sind mit Tafeln gekennzeichnet.<br />

Das Museum<br />

zeigt auf zwei Etagen<br />

Fundstücke und dokumentiert<br />

die Ausgrabungen<br />

<strong>des</strong> 42 Hektar großen<br />

Gelän<strong>des</strong>. Darüber hinaus<br />

wird die historische<br />

Bedeutung der archäologischen<br />

Ausgrabungstätte<br />

erklärt. Die meisten Informationen<br />

sind in Arabisch,<br />

Französisch und<br />

Englisch verfügbar. Die<br />

Ausstellungsstücke umfassen<br />

hauptsächlich Keramiken,<br />

Marmorstauen,<br />

Bronzen und Mosaike.<br />

Einige Ausgrabungsfunde<br />

aus Volubilis sind auch<br />

im archäologischen Museum<br />

in Rabat ausgestellt.<br />

Im Sommer kann<br />

es in dieser Gegend sehr<br />

heiß werden! Man sollte<br />

unbedingt einen Hut tragen und eine Wasserflasche mitnehmen,<br />

auf dem Gelände ist kaum Schatten. Am besten<br />

für den eigenen Besuch sind die kühleren und ruhigeren<br />

Stunden <strong>des</strong> Morgens sowie der späte Abend.<br />

45


MITTLERER ATLAS<br />

Oben: Die sanft hügelige und grüne Landschaft<br />

bei Ifrane im Mittleren Atlas<br />

Rechts: Die Oum er Rbia-Quellen im Nationalpark<br />

von Aguelmam Azigza. Sie sind besonders in<br />

der heißen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.<br />

Auf dem Weg dorthin kann man die Zedernwälder<br />

<strong>des</strong> Mittleren Atlas besuchen und mit etwas<br />

Glück die hier lebenden Berberaffen sehen<br />

Links: Spektakuläre Fahrt durch die enge<br />

Schlucht <strong>des</strong> Cirque de Jaffar<br />

Der Mittlere Atlas findet bei vielen Reisenden<br />

nur wenig Beachtung. Leider zu Unrecht. Keine<br />

Region in <strong>Marokko</strong> ist derart vielfältig:<br />

Am Cirque de Jaffar, im Südosten der Region,<br />

begegnen sich der Mittlere und der Hohe Atlas, durchschnitten<br />

von einer gerade mal zwei Meter breiten<br />

Schlucht. Ein spektakulärer Ort für Offroad-Exkursionen.<br />

Auch eine Trekkingtour durch die Schlucht dürfte unvergessen<br />

bleiben. Diese Location kontrastiert die topographische<br />

Vielfältigkeit <strong>des</strong> Mittleren Atlas besonders: Hier,<br />

bei Midelt, die aride Bergregion. Auf der anderen Seite, im<br />

Westen <strong>des</strong> Mittleren Atlas befindet sich der regenreichste<br />

Landschaftsteil <strong>Marokko</strong>s. Südlich von Meknes eignet<br />

sich der Boden sogar zum sensiblen Weinanbau, da der<br />

Lehm-Kalk-Boden das Wasser gut aufnehmen und hervorragende<br />

Weine hervorbringen kann. Das Klima ist<br />

nicht minder abwechslungsreich: Im Winter fallen hier die<br />

Temperaturen auf unter Null Grad Celsius, es kann durchaus<br />

bis in den April hinein Frost geben. Charakteristisch<br />

ist aber auch der Chergui, ein äußerst warmer Wind, der<br />

sich im Hochsommer so anfühlt, als würde man die Tür<br />

eines Backofens öffnen. Die Temperatur steigt dann auf<br />

bis zu 40 Grad Celsius. Die für die Region typischen Olivenbäume<br />

und Zypressen spenden dann Schatten. Sie verwandeln<br />

mitunter das Bild <strong>des</strong> Mittleren Atlas in eine pittoreske<br />

Toskana- oder Provencelandschaft.<br />

46


47


Exkurs: Weinland <strong>Marokko</strong><br />

Wein aus <strong>Marokko</strong>?<br />

48


50 Millionen Flaschen Wein werden jährlich in <strong>Marokko</strong><br />

produziert. Das überrascht? Dann probieren<br />

Sie erst mal einen marokkanischen Wein aus!<br />

Wer schon mal, vermutlich im<br />

Urlaub, einen marokkanischen<br />

Wein verkostet hat, wird festgestellt<br />

haben, dass dieses sonnenverwöhnte<br />

Land hervorragende Weine hervorbringt.<br />

Das ist kein Zufall, <strong>Marokko</strong> hat eine<br />

über 2000 Jahre alte Tradition im Weinanbau,<br />

die bis zu den Phöniziern zurückreicht. Auch<br />

nach dem Eintreffen der Araber im Jahr 681<br />

wurde die Weinproduktion nie ganz unterbrochen.<br />

Heute kommen viele Winzer aus dem<br />

Bordelais oder Châteauneuf-du-Pape und produzieren<br />

nun in den Weinregionen um Meknes,<br />

Casablanca und Essaouira Spitzengewächse.<br />

Dort können die lehm- und kalkhaltigen Böden<br />

bei 300 bis 400 mm Regen im Jahr das Wasser<br />

gut halten und bleiben fruchtbar. Die Aufzucht<br />

der Reben muss hingegen dem Klima angepasst<br />

werden. Die Winzer können nicht so dicht<br />

pflanzen wie in Europa, das würde die Rebe zu<br />

sehr „stressen“. Statt<strong>des</strong>sen brauchen sie eine<br />

dichte Belaubung, die Schatten spendet und vor<br />

Sonnenbrand schützt. Auch müssen die Trauben<br />

aufgrund der klimatischen Bedingungen<br />

früher geerntet werden als in Europa, also bereits<br />

Anfang August, während in Europa die<br />

Ernte erst im September, manchmal sogar im<br />

Oktober beginnt. Alles in allem ermöglichen<br />

die marokkanischen Bedingungen gute Weinproduktionen:<br />

Die Rotweine sind mit bis zu 14<br />

Prozent Alkoholgehalt schwer und haben starke,<br />

kräftige Aromen. Die guten Weißweine sind<br />

fruchtig und leicht zu trinken, sofern sie nicht<br />

im Barrique ausgebaut werden. In den vergangenen<br />

Jahren hat sich zudem in <strong>Marokko</strong> die<br />

Luxushotellerie eindrucksvoll entwickelt. Nirgendwo<br />

im Mittelmeerraum gibt es solch eine<br />

Dichte an Fünfsterne-Hotels und erstklassigen<br />

Restaurants wie hier. Eine Herausforderung für<br />

die marokkanischen Winzer, die mit viel Hingabe<br />

einheimische Spitzengewächse kreieren.<br />

Die marokkanischen Grand Crus brauchen sich<br />

vor den europäischen Weinen nicht zu verstecken.<br />

Viele dieser Spitzenweine sind für besondere<br />

Anlässe hervorragend geeignet, wie beispielsweise<br />

der „Orian Blanc“, ein trockener<br />

Wein mit einem süßen, likörartigen Geschmack,<br />

kräftigen Aromen und einem langen Abgang.<br />

Ein echter Luxuswein, der in <strong>Marokko</strong> einzigartig<br />

ist. Auch die Spitzenweine der anderen<br />

Weingüter haben es in sich.<br />

49


Die Straße<br />

KasbahS<br />

der 1000<br />

Im Süden <strong>Marokko</strong>s bietet sich eine Tour der Extraklasse an.<br />

Auf dem Weg in die Wüste führt sie entlang der schneebedeckten<br />

Berge <strong>des</strong> Hohen Atlas und vorbei an den größten<br />

Canyons Nordafrikas. Für viele Reisende ist sie schlichtweg<br />

ein Traum: die Straße der 1000 Kasbahs.


STRASSE DER 1000 KASBAHS


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

TAL DER ROSEN<br />

52


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

OUARZAZATE<br />

Oben: Die im 17. Jhd. erbaute<br />

Taourirt Kasbah im Stadtzentrum<br />

von Ouarzazate<br />

Rechts: Von den Fenstern<br />

der Kasbah Telouet hat man<br />

einen herrlichen Blick auf<br />

Telouet und auf die umliegenden<br />

Landschaften<br />

Links: Die Ruine einer alten<br />

Kasbah im Tal der Rosen, am<br />

Fuße <strong>des</strong> M‘Goun-Massivs<br />

TELOUET<br />

Eine Tour auf der Straße der 1000 Kasbahs startet man am<br />

besten in Marrakesch. Der Gebirgsparcours windet sich<br />

zunächst in zahllosen Serpentinen auf den 2260 Meter<br />

hohen Gebirgspass Tizi n’ Tichka. Ein Geländewagen ist<br />

nicht erforderlich, die Straße ist asphaltiert und gut ausgebaut. Das<br />

erste Etappenziel hält ein echtes Highlight bereit: Nördlich von<br />

Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït<br />

Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren herausragenden<br />

Türmen gehört heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït<br />

Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse in etlichen Hollywoodfilmen<br />

wie „Gladiator“ und „Die letzte Versuchung Christi“.<br />

Für die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und<br />

„Lawrence von Arabien“ wurden eigens neue Türme aus Pappe<br />

gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend echt, dass<br />

53


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

DADES-TAL<br />

54


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

DADES-SCHLUCHT<br />

Oben: Das Hochland nördlich<br />

der Da<strong>des</strong>-Schlucht bietet<br />

atemberaubende Ausblicke<br />

Links: Die eindrucksvolle<br />

Kasbah Tamnalt inmitten <strong>des</strong><br />

Da<strong>des</strong>-Tals wurde im Einklang<br />

mit der Natur erbaut<br />

Rechts: Von Boulmane du<br />

Da<strong>des</strong> führt eine spektakuläre<br />

Serpentinen-Straße durch die<br />

gleichnamige Schlucht<br />

sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen. An der Filmstadt<br />

Ouarzazate vorbei gelangt man schließlich auf die berühmte Straße<br />

der Kasbahs. Unzählige Kasbahs, jene für <strong>Marokko</strong> typischen<br />

Lehmburgen, die früher vielen Hundert Menschen als Wohnstatt<br />

dienten und in Kriegszeiten Schutz geboten haben, werden passiert.<br />

Auf dieser Strecke gehören die atemberaubenden Schluchten<br />

„Gorges du Todra“ und „Gorges du Da<strong>des</strong>“ zum Pflichtprogramm.<br />

Es sind die größten Canyons in Nordafrika. Die Tour führt nun<br />

entlang <strong>des</strong> Hohen Atlas. Man hat die eindrucksvolle Bergkulisse<br />

links stets im Blick. Etwa 20 Kilometer westlich der Todra-Schlucht<br />

erreicht man die Oase Tinerhir. Der auf Terrassen angelegte Ort in<br />

landschaftlich wunderschönem Ambiente am Fuße eines dichten<br />

Palmenhains besitzt sehenswerte Bauwerke. Die Kasbah überragt<br />

die Stadt, den Palmenhain und das ganze Land. Auf keinen Fall<br />

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STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

TODRA-SCHLUCHT<br />

56


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

TINERHIR<br />

Oben: Die Oasenstadt<br />

Tinerhir am Fuße der Todra-<br />

Schlucht ist der Hauptort<br />

der Region<br />

Links und rechts: Tradition<br />

und Wandel in der Todra-<br />

Schlucht: Diese Frau kommt<br />

mit ihrem Esel aus dem<br />

Norden und macht hier<br />

Rast – wie die Touristen im<br />

Reisebus, die den größten<br />

Canyon Nordafrikas entdecken<br />

möchten<br />

darf man den Abstecher in die Todra-Schlucht versäumen. Ein<br />

unbeschreibliches Erlebnis. Die Schlucht ist an den engsten Stellen<br />

gerade einmal zehn Meter breit. Neben der Straße plätschert das<br />

Wasser <strong>des</strong> Oued Todra, das die Dattelpalmen und Mandelbaumfelder<br />

bewässert. Weiter geht es in Richtung Wüste. Auf dem Weg zum<br />

Erg Chebbi, <strong>Marokko</strong>s Sanddünengebiet im Südosten, steuern aus<br />

dem Norden kommende Reisende zunächst die Oasenstadt Rissani<br />

an. Diese Region, am Rande der Sahara, Tafilalet genannt, wurde<br />

einst von der mächtigen Karawanenstadt Sijilmassa beherrscht. Das<br />

sagenhaft reiche Handelszentrum war ein Verkehrsknotenpunkt.<br />

Heute versanden die Ruinen der einst mächtigen Stadt. Den Karawanenhandel<br />

ersetzt nun der Tourismus. In dem kleinen Wüstenort<br />

Merzouga, 40 Kilometer weiter südlich, können Reisende Abenteuerluft<br />

schnuppern – ohne Expeditionsausrüstung. War Merzouga<br />

noch vor zwei Jahrzehnten ein Dorf mit wenigen Lehmbauten und<br />

57


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

58


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

Oben und links: Merzouga<br />

bietet eine ideale Basis,<br />

um ein Camp in den Dünen<br />

aufzuschlagen und gänzlich<br />

unter freiem Himmel<br />

zu nächtigen<br />

Rechts: Die Herbergen<br />

rund um den Erg Chebbi<br />

bieten auch in der Wüste<br />

viel Komfort<br />

ERG CHEBBI<br />

nur über eine Wellblechpiste zu erreichen, führt heute eine<br />

Teerstraße direkt zu Hotels, die an den Dünen liegen. Die Hoteliers<br />

organisieren Kamelausritte in zusammengestellten Karawanen. Die<br />

Zeiten ändern sich eben. In Merzougas Wüstenherbergen lässt sich<br />

herrlich abschalten. Die einstöckigen Lehmbauten sind weiträumig<br />

angelegt. Inmitten der charmanten Hotels im Kasbah-Stil befinden<br />

sich mehrere Gärten, Terrassen und schattige Plätze. In den komfortablen,<br />

großen Zimmern fühlt man sich wie ein Fürst. Die Räume<br />

sind mit Teppichen ausgelegt und mit Details verziert. Das Essen<br />

wird liebevoll zubereitet. Die Atmosphäre ist familiär. Von den<br />

rückseitigen Terrassen, wo man selbst im Januar im T-Shirt frühstücken<br />

kann, gelangt man direkt in die Dünen. Was will man<br />

mehr? Vielleicht die Wüste in einem Sportwettbewerb kennenlernen?<br />

Davon gibt es einige. Die bekanntesten sind Aïcha <strong>des</strong> Gazelles,<br />

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STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

60


STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />

Oben und rechts: Gefährliche<br />

Dünenabfahrt bei der Ralley<br />

Aïcha <strong>des</strong> Gazelles. Wer mit<br />

dem Fahrzeug einsandet, muss<br />

es freischaufeln. Eine schweißtreibende<br />

Angelenheit<br />

Links: Wer im Frühling zufällig<br />

nichts Besseres zu tun haben<br />

sollte, könnte doch beim Marathon<br />

<strong>des</strong> Sables mitmachen!<br />

ERG CHEBBI<br />

eine internationale Wüstenrallye nur für Frauen und der Marathon<br />

<strong>des</strong> Sables. Bei „Aïcha“ besteht das Konzept darin, vom Start zum<br />

Ziel auf dem kürzesten Weg zu gelangen. Wer am Ende die<br />

wenigsten Kilometer auf dem Tacho hat, gewinnt – selbst wenn man<br />

als Letzte das Ziel erreicht! Ohne Karte, Kompass und GPS. Der<br />

jährlich ausgetragene Marathon <strong>des</strong> Sables erstreckt sich über rund<br />

250 Kilometer in sechs Etappen. Austragungsort ist der Erg Chebbi.<br />

Laufuntergründe sind Sand, Geröll, Stein, Fels. Die Organisation<br />

erlaubt lediglich neun Liter Wasser pro Teilnehmer am Tag. Die<br />

gesamte Verpflegung für die Woche, Kleidung, Schlafsack, Isomatte<br />

und Pflichtgegenstände, sind vom Teilnehmer selbst zu tragen. Zu<br />

anstrengend? Dann machen Sie doch einfach nur Urlaub und<br />

schauen den Teilnehmern zu.<br />

61


Der Stoff aus dem die Träume sind<br />

In <strong>Marokko</strong> wird eines der kostbarsten Bestandteile von Parfums und Wellness-Produkten hergestellt: das Rosenöl.<br />

Die Herstellung hat es in sich. Im Frühjahr werden unzählige Rosenblüten von Hand geerntet und verarbeitet.<br />

Wer sich das anschauen möchte, muss in eine der abgelegensten Regionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> reisen: ins Tal der Rosen.<br />

Der Legende nach brachten Pilger aus Mekka<br />

die Rosa damascena − eine von weltweit über<br />

200 Rosenarten − bereits im 10. oder 11. Jahrhundert<br />

nach <strong>Marokko</strong>. Nachgewiesen ist der<br />

Anbau im berühmten Tal der Rosen jedoch erst zu Beginn<br />

<strong>des</strong> 20. Jahrhunderts zur Zeit <strong>des</strong> französischen Protektorats,<br />

gefördert durch französische Parfumeure, deren Interesse<br />

speziell der Rosa damascena galt. Ihr Markenzeichen:<br />

Ein starker Duft und ein hoher Gehalt an ätherischen<br />

Ölen. Beste Eigenschaften für die Herstellung <strong>des</strong> kostbaren<br />

Rosenöls, <strong>des</strong>sen Produktion extrem aufwendig ist und<br />

das bei Parfumeuren in aller Welt hoch geschätzt wird.<br />

Seine Verwendung ist schon im antiken Griechenland bekannt.<br />

Dort wurde das Öl durch Extraktion mittels Sesamöl<br />

gewonnen und als Parfum sowie als Aroma für Speisen<br />

verwendet. Das moderne, auch heute noch gebräuchliche<br />

Verfahren der Wasserdampf<strong>des</strong>tillation stammt ursprünglich<br />

aus Persien. Es verbreitete sich um 1000 n.Chr. in<br />

Europa und Nordafrika. Auch in <strong>Marokko</strong> wird Rosenöl<br />

vermutlich schon lange mittels traditioneller Verfahren<br />

hergestellt. Seit 1938 wird es in den Destillerien von El-<br />

Kelâa M’Gouna, das im Tal der Rosen liegt, in größeren<br />

Mengen produziert und von dort in alle Welt exportiert.<br />

Das Tal der Rosen liegt rund 300 Kilometer von Marrakesch<br />

entfernt, am Fuße <strong>des</strong> Hohen Atlas. Es ist im berühmten<br />

Da<strong>des</strong>-Tal beheimatet, auf etwa 1500 Meter<br />

62


Exkurs: Tal der Rosen<br />

Höhe, und wird durch den Fluss<br />

Assif M’Goun, der im Hohen<br />

Atlas entspringt, bewässert. Das<br />

Klima ist semiarid: beste Voraussetzungen<br />

für die Rosa damascena<br />

und die Rosa centifolia,<br />

die hier angebaut und in<br />

El-Kelâa M’Gouna, der marokkanischen<br />

Rosenstadt, verarbeitet<br />

werden. <strong>Marokko</strong> gehört zu<br />

den weltweit größten Produzenten<br />

dieser Rosenarten. Jährlich<br />

werden im Tal der Rosen etwa<br />

2000 Tonnen Rosenblüten geerntet<br />

und zu einer Vielzahl an<br />

verschiedenen Produkten verarbeitet<br />

– ein enorm wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor für die Region,<br />

der großes Wachstumspotenzial<br />

hat. Vor Sonnenaufgang beginnen<br />

die Rosenpflückerinnen,<br />

die Rosenknospen und -blüten von Hand zu ernten und in<br />

Körben und Säcken zu sammeln. Zu dieser frühen Tageszeit<br />

ist der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten. Dem<br />

Sammeln folgt die Auslese. Danach werden die Blüten<br />

entweder gleich in der Destillerie verarbeitet oder auf den<br />

Lehmdächern der Kasbahs getrocknet. Aus den Blütenblättern<br />

wird durch Wasserdampf<strong>des</strong>tillation das wertvolle<br />

Rosenöl gewonnen. Die Ausbeute ist allerdings extrem gering:<br />

Für einen Liter Rosenöl<br />

werden 5000 Rosenblüten benötigt,<br />

das sind in etwa drei Tonnen.<br />

Rosenöl ist eines der kostbarsten<br />

ätherischen Öle, die<br />

unter anderem für die Herstellung<br />

hochwertiger Parfums verwendet<br />

werden: Drei Milliliter<br />

kosten derzeit etwa 150 Euro.<br />

Das sogenannte Rosenwasser,<br />

ein begehrtes Wellnessprodukt,<br />

fällt bei der Destillation als Nebenprodukt<br />

an. Rosenöl wird<br />

heute allerdings auch künstlich<br />

hergestellt: Die synthetische Variante<br />

erreicht zwar nicht die<br />

edle Qualität <strong>des</strong> Originals, kostet jedoch auch nur einen<br />

Bruchteil davon. Rosenöl ist Bestandteil zahlreicher Parfums<br />

und wird zu diesem Zweck in alle Welt exportiert.<br />

Darüber hinaus ist es schon seit Jahrhunderten für seine<br />

heilende, insbesondere entzündungshemmende Wirkung<br />

bekannt. 2013 wurde die Rosa damascena vom ‚Verein zur<br />

Förderung der naturgemäßen<br />

Heilweise‘ sogar zur Heilpflanze<br />

<strong>des</strong> Jahres gewählt, sie wirke<br />

„krampflösend und fiebersenkend“.<br />

Im Supermarktregal finden<br />

sich denn auch unzählige<br />

Wellness-Produkte, denen Rosenöl<br />

oder Rosenwasser beigefügt<br />

ist: vom Duschbad über<br />

Körperlotionen und Cremes bis<br />

hin zu Massageölen und Gesichtswässern.<br />

Rosenwasser ist<br />

zudem ein beliebtes Mittel zur<br />

Hautpflege. In der arabischen<br />

Welt ist Rosenwasser traditionell<br />

auch in der Küche unverzichtbar.<br />

Wer schon einmal in<br />

<strong>Marokko</strong> war, wird ihm zumeist<br />

schon bei der Ankunft im Riad<br />

oder zur Begrüßung in einem<br />

Geschäft oder einem marokkanischen<br />

Haushalt begegnen. Denn zu dem lan<strong>des</strong>typischen<br />

Minztee wird Gebäck gereicht, dem oft etwas Rosenwasser<br />

beigemischt wird und ihm ein unverwechselbares Aroma<br />

verleiht. Nicht zu vergessen: Rosenwasser ist oftmals<br />

Bestandteil von Marzipan, das schon lange den Weg nach<br />

Europa gefunden hat. Die beste Gelegenheit, die überwältigende<br />

Schönheit <strong>des</strong> Tales der Rosen zu erleben, bietet<br />

sich im Frühjahr. Dann stehen die Rosen in voller Blüte.<br />

Anfang Mai findet seit 1960 zudem<br />

alljährlich das viertägige<br />

Rosenfest in El-Kelâa M’Gouna<br />

statt. Hier wird alles aufgefahren,<br />

was die Region zu bieten<br />

hat. Auf Märkten bieten lokale<br />

Hersteller alle erdenklichen Produkte<br />

rund um die Rose an. Auf<br />

Führungen durch die Produktionsstätten<br />

heimischer Kooperativen<br />

kann man die Produktion<br />

von Rosenöl hautnah miterleben.<br />

Es gibt Diskussionsrunden,<br />

Bühnen, auf denen Musik gespielt<br />

wird, eine Pfer<strong>des</strong>chau<br />

und viele weitere Events, deren<br />

krönender Abschluss die Wahl der Rosenkönigin ist: Ein<br />

buntes Spektakel, ein rauschen<strong>des</strong> Fest zu Ehren der Rosa<br />

damascena, die für diese abgelegene Region <strong>Marokko</strong>s<br />

eine große wirtschaftliche Bedeutung hat. Das Tal der Rosen<br />

ist eine Station, die auf keiner <strong>Marokko</strong>-Rundreise<br />

fehlen sollte.<br />

63


MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />

DIE ROTE STADT<br />

Die aufregendste Bergoase der Welt<br />

MARRAKESCH<br />

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Am Fuße der schneebedeckten Berge <strong>des</strong> Hohen<br />

Atlas, auf halbem Weg zwischen Wüste und Küste,<br />

befindet sich eine Stadt, die seit jeher Besucher aus<br />

aller Welt in ihren Bann zieht: Marrakesch – ein<br />

urbanes Märchen zwischen Tradition und Moderne.<br />

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66


MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />

Als eine der vier Königsstädte<br />

und ehemalige Hauptstadt <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong> verfügt die rote Stadt<br />

mit dem wohl berühmtesten<br />

Marktplatz der Welt, dem Djemaa El Fna,<br />

über ein entsprechend reiches architektonisches<br />

Erbe. Zahl reiche Denkmäler aus dem<br />

12. und 16. Jahrhundert, als Marrakesch<br />

kulturelle Blütezeiten erlebte, sind erhalten:<br />

eindrucksvolle Sakralbauten, bedeutende<br />

Koranschulen und Museen, prächtige Palastanlagen<br />

und Nekropolen sowie die imposante<br />

Koutoubia-Moschee, das Wahrzeichen<br />

der Stadt. Aus gutem Grund wurde<br />

die Medina von Marrakesch 1985 von der<br />

UNESCO auf die Weltkulturerbeliste gesetzt.<br />

Wer zum ersten Mal Marrakesch besucht,<br />

entdeckt hinter der mächtigen Stadtmauer<br />

ein exotisches Universum, das weltweit<br />

einzigartig und voller Überraschungen ist:<br />

die Medina. Sie lockt mit leuchtenden Farben<br />

und betörenden Gerüchen. Es heißt,<br />

wer die Medina von Marrakesch nicht mit<br />

allen Sinnen wahrgenommen hat, der ist<br />

nie wirklich in <strong>Marokko</strong> gewesen. Eine<br />

Entdeckungstour in der Medina der heutigen<br />

Millionenstadt ist spektakulär, unfassbar,<br />

einmalig und voller Kontraste. Schlendert<br />

man durch die engen Gassen,<br />

passierbar nur für Fußgänger, Mopeds und<br />

Eselskarren, führt der Weg entlang uralter<br />

Fassaden mit rissigem Verputz und bröckelndem<br />

Gebälk unweigerlich in die<br />

Souks. Hier schlägt das Herz von Marrakesch:<br />

Winzige, kaum schrankgroße Läden,<br />

elegante Boutiquen und weiträumige<br />

Kontore wechseln einander ab. Ein paar<br />

Schritte weiter sind Gewürze zu Pyramiden<br />

aufgeschichtet, unzählige Olivensorten<br />

appetitlich drapiert warten auf Käufer. Dazwischen<br />

winzige Garküchen. Rauchschwaden,<br />

Duftfahnen, unbekannte Aromen<br />

würzen die Luft. In den unzähligen<br />

Souks finden Touristen alles, was die marokkanische<br />

Basarökonomie an Souvenirs<br />

aufbietet, und die „Marrakchi“, was sie für<br />

den Alltag brauchen. Hier gibt es nichts,<br />

was es nicht gibt: Safran, Arganöl, eine<br />

komplette Wohnzimmereinrichtung ... Beeindruckend<br />

ist die perfekte Versorgungslogistik:<br />

Kurze Einkaufs- und Vertriebswege,<br />

ein nach Branchen aufgefächertes<br />

Warensortiment, Recyclingkreisläufe eines<br />

nachhaltigen Wirtschaftens und noch dazu<br />

Fachwerkstätten en masse – die Kunst <strong>des</strong><br />

Reparierens beschäftigt hier immer noch<br />

ein Heer von Spezialisten.<br />

Zwischen Medina und Neustadt gelegen,<br />

markiert der Djemaa El Fna, Afrikas berühmtester<br />

Platz, das pulsierende Zentrum<br />

Marrakeschs. Aus gutem Grund hat die<br />

UNESCO diesen Platz 2001 auf die Liste<br />

<strong>des</strong> immateriellen Kulturerbes der Menschheit<br />

gesetzt: Nicht ein Ensemble aus historischen<br />

Baudenkmälern macht diesen Platz<br />

so einzigartig, sondern eine Art soziale<br />

Skulptur, die sich hier tagtäglich aus jenen<br />

Akteuren formt, die das Gelände bevölkern.<br />

Theater und Arena, Markt- und Rummelplatz,<br />

anarchische Heiterkeit und geschäftstüchtige<br />

Schläue – dieser Platz<br />

Links: Hier gibt es nichts, was es<br />

nicht gibt: Safran, Arganöl oder<br />

handgefertigte Lampen<br />

Unten: Das 77 Meter hohe Wahrzeichen<br />

der Stadt, die Koutoubia-<br />

Moschee, befindet sich am Rand<br />

<strong>des</strong> Djemaa el Fna. Das abends<br />

angestrahlte Minarett der 1150<br />

erbauten Koutoubia ist aus 25 Kilometern<br />

Entfernung zu sehen<br />

Nächste Seite: Der Djemaa El Fna.<br />

Das verwinkelte Gelände ist stets<br />

von Einheimischen und Touristen<br />

bevölkert, die sich unterhalten<br />

lassen und – mit der Dämmerung,<br />

wenn die zahlreichen mobilen Garküchen<br />

aufgebaut werden – unter<br />

freiem Himmel zu Abend essen. Im<br />

Hintergrund ragt eindrucksvoll die<br />

Koutoubia-Moschee empor<br />

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MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />

präsentiert dies alles in flirrender Gleichzeitigkeit.<br />

Schlangenbeschwörer, Akrobaten,<br />

Possenreißer, Märchenerzähler, Wunderheiler,<br />

Feuerschlucker und Wahrsager<br />

sind hier zugange, Wasserverkäufer und<br />

Gnaoua-Musiker machen ihre Aufwartung,<br />

Heilkräuter und Amulette werden feilgeboten,<br />

die öffentlichen Schreiber bieten ihre<br />

Dienste an – für die, die nicht lesen und<br />

schreiben können … Wahrhaftig ein „immaterielles“<br />

Kulturgut – überwältigend und<br />

schwer zu fassen. Wer jedoch glaubt, in<br />

ganz Marrakesch sei die Zeit seit Jahrhunderten<br />

stehen geblieben, irrt. Die Oasenmetropole<br />

pendelt wie kaum eine andere<br />

Stadt zwischen den Welten: Marrakesch<br />

kann auch modern. Und wie!<br />

Es ist Samstagnacht. Luxuslimousinen,<br />

edle Roben, die Herren in Schwarz. Großer<br />

Aufgalopp vor den Clubs. Stelldichein der<br />

Schönen und Reichen. Wir sind nicht in<br />

Monte Carlo, sondern in Marrakesch. Der<br />

internationale Jetset fliegt übers Wochenende<br />

ein: Multimillionäre, Filmstars,<br />

Show- und Sportgrößen, Models und Politiker<br />

– Marrakesch ist in, hip, trendy. In den<br />

Hotel-Diskotheken und Sky-Lounges legen<br />

die angesagtesten DJs auf, die den Vergleich<br />

mit ihren Kollegen aus Ibiza nicht<br />

scheuen müssen. Die edel spiegelverkleideten<br />

Cocktailbars im Stadtteil Guéliz haben<br />

selbst die ausgefallensten Drinks vorrätig.<br />

Darüber hinaus haben sich dort Kaffeehaus-,<br />

Club- und Lounge-Szenen entwickelt.<br />

Der Beach-Club am Circuit de la Palmeraie<br />

wird als „coolest place on earth“<br />

gepriesen. Das Konzept: Pool-Landschaft,<br />

Club, Bar und Restaurant in einem. Es wurde<br />

in Miami, Saint-Tropez und Marbella<br />

erprobt und dann nach Marrakesch importiert.<br />

Im Kontext einer uralten Königsstadt<br />

wirkt die Location wie ein Raumschiff von<br />

einem fernen Planeten. Szenenwechsel. Im<br />

eleganten Ortsteil Hivernage finden sich<br />

spätabends zu Liveacts wie den „Orientalischen<br />

Nächten“ wohlhabende Gäste ein.<br />

Die Läden sind voll. Marrakesch ist eben<br />

ein Sehnsuchtsort – nicht nur für Touristen.<br />

Wenn sich allabendlich die Hotel-Lounges,<br />

Straßencafés, Bars und Brasserien mit Publikum<br />

füllen, beginnt das Sehen und Gesehenwerden<br />

– nicht selten in einem der angesagten,<br />

feinen Gourmet-Tempel, deren<br />

Angebot besonders auf die marokkanische,<br />

französische oder italienisch-mediterrane<br />

Küche konzentriert ist. Ausgehen hat in<br />

Marrakesch auch eine kulturelle Komponente.<br />

Die Mode- und Design-Metropole,<br />

Kongress- und Konferenzstadt wird als<br />

Festivalstadt zunehmend bedeutend. Im<br />

Juli findet das „Festival National <strong>des</strong> Arts<br />

Populaires“ statt, im Dezember das renommierte<br />

Internationale Filmfestival. Ganzjährig<br />

finden Kinogänger im „Cinema Colisée“<br />

in Guéliz ein exzellentes Programm.<br />

und im „Théâtre Royal“ an der Place de<br />

l’Empereur werden Dramenklassiker der<br />

Moderne inszeniert. Marrakesch hat eben<br />

viele Facetten: in der Historie verwurzelt,<br />

der Zukunft zugewandt.<br />

Seiten 70-71: Marrakesch entwickelt<br />

sich zunehmend zu einer Spitzen<strong>des</strong>tination<br />

für ambitionierte Golfer. Wegen<br />

der konstanten klimatischen Verhältnisse<br />

und der Nähe zu Europa ist es ein<br />

ideales Land für das Wintertraining.<br />

Fairways und Greens befinden sich in<br />

einem perfekten Pflegezustand<br />

Links: 1980 kauften Yves Saint-Laurent<br />

und Pierre Bergé den Garten <strong>des</strong><br />

Malers Majorelle. Heute erblüht er in<br />

alter Pracht und verzaubert Besucher<br />

aus aller Welt<br />

Unten: Etwas außerhalb der Medina<br />

befindet sich der Menara-Garten, eine<br />

schöne Anlage mit Obstplantagen und<br />

Olivenhainen. Der schöne Pavillon<br />

stammt aus dem 19. Jahrhundert. Von<br />

seiner Terrasse hat man eine überwältigende<br />

Aussicht auf die schneebedeckten<br />

Gipfelketten <strong>des</strong> Hohen Atlas<br />

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AUSFLÜGE UND EXKURSIONEN<br />

IN DEN HOHEN ATLAS<br />

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MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />

Seiten 74-75:<br />

Schneebedeckte Horizonte, Landschaften<br />

aus Fels und Eis, Leere und Weite<br />

bestimmen die Szenerie <strong>des</strong> Hohen<br />

Atlas. In diesem Revier kann man tagelang<br />

unterwegs sein, übernachtet in<br />

Schutzhütten, kocht über offenem Feuer<br />

und genießt den weiten, sternenklaren<br />

Himmel über dem Hohen Atlas<br />

Rechts: Manche Bergrennen haben<br />

hohe Anspruchsprofile und zugleich<br />

schöne Landschaften zu bieten. Andere<br />

führen auf Wegen, wo Himmel und<br />

Bergspitzen zu einer Einheit verschmelzen.<br />

Die UTAT verbindet alles und sogar<br />

noch mehr! Der Streckenverlauf ist<br />

atemberaubend!<br />

Das grandiose Panorama <strong>des</strong><br />

schneebedeckten Hohen Atlas<br />

ist in Marrakesch zum Greifen<br />

nah. Die Oasen, Schluchten<br />

und Wasserfälle <strong>des</strong> Gebirges sind nur 60<br />

Kilometer entfernt. Ein Eldorado für Trekking-Aktivisten<br />

und Ausflügler.<br />

Einmal das Dach <strong>Marokko</strong>s besteigen, zu<br />

Fuß die hinreißenden Täler erwandern, per<br />

Mountainbike oder mit dem Mietwagen die<br />

Umgebung entdecken – von Marrakesch<br />

aus ist alles machbar. Kaum 30 Minuten<br />

unterwegs – und der Fahrtwind trägt unbekannte<br />

Düfte ins Wageninnere, Prisen<br />

eines würzigen Geruchs, draußen rauscht<br />

Gewässer, kleine terrassierte Felder beidseits<br />

der Straße, von Mäuerchen begrenzt,<br />

Obstplantagen, Nuss- und Mandelbäume,<br />

im Licht schimmernde Farben – eine idyllische<br />

Landschaft, die die hektische Betriebsamkeit<br />

der Metropole vergessen lässt.<br />

Das Ourika-Tal bietet sich für eine Art<br />

Landpartie von Marrakesch aus an. In Setti<br />

Fatma, wo die Teerstraße endet, locken<br />

mehrere Wasserfälle; man kann wandern,<br />

baden, picknicken, auf Maultieren ausreiten,<br />

Trekkingtouren starten. Ein schöner<br />

Tagesausflug und pure Erholung. Aber es<br />

geht auch sportiver: Wenn durchtrainierte<br />

Mittvierziger, drahtige Pensionäre und junge<br />

Sportler anspruchsvolle Trekkingtouren<br />

planen, treffen sie sich am Djemaa el Fna.<br />

Hier werden Kontakte geknüpft, Bergführer<br />

vermittelt, Details besprochen. Die<br />

Wege sind unterschiedlich, das Ziel ist dasselbe:<br />

das Toubkal-Massiv. Als höchste Erhebung<br />

<strong>Marokko</strong>s beherrscht der 4167 Meter<br />

hohe Djebel Toubkal den Atlas.<br />

Schneebedeckte Horizonte, Landschaften<br />

aus Fels und Eis, Leere und Weite bestimmen<br />

die Szenerie. In diesem Revier kann<br />

man tagelang unterwegs sein. Wer möchte<br />

da noch nach Marrakesch zurück?<br />

Links: Das Naturwunder von Ouzoud.<br />

Ein Tagesausflug zu den Wasserfällen<br />

gehört zum Pflichtprogramm eines<br />

Marrakesch-Aufenthaltes<br />

Unten: Im Ourika-Tal kann man<br />

wandern, baden, picknicken, auf<br />

Maultieren ausreiten oder diverse<br />

Trekkingtouren starten. Ein schöner<br />

Tagesausflug und pure Erholung!<br />

77


Exkurs: Abenteuer Marrakesch<br />

Über den Dächern von Marrakesch<br />

In keiner anderen Metropole gibt es eine derarte Dachterrassenkultur wie in Marrakesch. Hier kann man eine kurze<br />

Auszeit vom atemberaubenden „Kulturbetrieb“ nehmen. Denn in den Souks entdeckt der Reisende ein einzigartiges,<br />

exotisches Universum voller Überraschungen. Sven Kämmerer war auf den Dachterrassen von Marrakesch unterwegs.<br />

Die Sonne erobert langsam den Djemaa el Fna,<br />

der um diese Uhrzeit noch nicht richtig ausgeschlafen<br />

hat. Der Himmel ist stahlblau. Es<br />

scheint wieder ein wunderbarer Tag zu werden.<br />

Ich habe schon einige hundert Meter zurückgelegt –<br />

Morgensport – und bin auf dem Weg zu meinem „Theater“.<br />

Heute frühstücke ich nicht im Riad, sondern im Café<br />

de France. Es befindet sich direkt am Djemaa el Fna und<br />

ist eine Institution. Es gehört zu Marrakesch wie das Café<br />

de Flore zu Saint-Germain-<strong>des</strong>-Près in Paris. Dabei ist das<br />

Café de France keine Szenelocation, kein aufgehübschtes<br />

Latte- Macchiato-Café mit durch<strong>des</strong>igntem Interieur. Im<br />

Gegenteil. Mit dem schlichten Mobiliar und seinem morbiden<br />

Charme ist es so bescheiden zeitlos, dass es niemals<br />

78


trendy werden kann. Auf der netten Terrasse haben sich<br />

schon ein paar Gäste eingefunden, wohl auch Frühaufsteher.<br />

Dort sitzen sie in meinem „Theater“, im Parkett, erste<br />

Reihe und gehören gewissermaßen als leben<strong>des</strong> Inventar<br />

zur Bühne. Gelebtes Theater in Marrakesch. Berthold<br />

Brecht hätte sicher seine wahre Freude. Wenn ich in Marrakesch<br />

bin, zieht es mich immer wieder hierhin, und zwar<br />

nach ganz oben auf die Dachterrasse. Sie ist zwar Sonne<br />

und Wind schutzlos ausgesetzt, aber der Ausblick entschädigt<br />

für alles. Gerade bekomme ich meinen café crème.<br />

Essen wird auf dem Dach nicht serviert, vermutlich ist den<br />

Kellnern der Service über<br />

die steile Treppe zu anstrengend.<br />

Das macht gar<br />

nichts. Ich wusste das, bin<br />

dementsprechend präpariert<br />

und habe mir ein<br />

kleines Lunchpaket mitgebracht.<br />

Auf dem Hinweg<br />

konnte ich noch einen<br />

kleinen Schlenker über die<br />

„Pâtisserie <strong>des</strong> Princes“<br />

machen. Sie liegt ebenfalls<br />

ganz in der Nähe <strong>des</strong><br />

Djemaa el Fna und gehört<br />

zu den besten der Stadt.<br />

Wer eine Vorliebe für delikate<br />

Pâtisserie hat, sollte<br />

hier auf keinen Fall vorbeigehen.<br />

Mir gelingt das<br />

nie. Eigentlich wollte ich<br />

nur ein Croissant kaufen,<br />

dann aber sah ich unter<br />

dem gläsernen Tresen die<br />

Objekte der Begierde:<br />

„pain au lait“, „tarte au citron“,<br />

„forêt noire“ sowie<br />

raffinierte Kreationen mit<br />

Blätterteig und Cremetörtchen<br />

bis hin zum primitiven<br />

Fettgebäck. Ich war<br />

wie hypnotisiert. Die wirklich ernste Gefahr lauerte aber<br />

hinter meinem Rücken. Dort steht der Vitrinenschrank. Er<br />

ist riesig, reicht vom Boden bis unter die Decke und erstreckt<br />

sich über die gesamte Wand. Darin: die berühmten<br />

gâteaux secs, hausgemachte Kekse, feinste Pralinen und<br />

Schlimmeres. Alles, was Sie jemals über feine Pâtisserie<br />

zu erfahren versuchten, aber nie danach zu fragen wagten<br />

– hier können Sie es: „Das sieht ja gut aus. Wie sind denn<br />

die tartes aux fraises?“ „Elles sont excellentes, Monsieur!“<br />

„Und das hier, die tarte au citron?“ „Aussi!“ Ich<br />

zeige auf eine Schokoladentorte, die wohl nur aus Schokolade<br />

besteht, genau kann ich es aber nicht erkennen. Ich<br />

frage lieber nochmal nach. „Ist die Torte ganz aus Schokolade?“<br />

„Bien sûr, Monsieur!“ Ich lasse mir einen kleinen<br />

Karton zusammenstellen. Mein Croissant hab ich<br />

auch gekauft. Ich denke, nach meinem Spaziergang hab<br />

ich mir das verdient. Marrakesch hat dem Gast unendlich<br />

viel zu bieten, fordert ihn aber auch. Denn all die neuen<br />

Eindrücke wollen erst einmal verarbeitet werden. Bei einem<br />

Bummel durch die Souks erscheinen dem Besucher<br />

Orte wie das Café de France wie eine Oase in der Wüste.<br />

In einer Stadt, die den Reisenden<br />

jede Sekunde zu<br />

vereinnahmen weiß, sind<br />

solche Terrassen wichtige<br />

Rückzugsorte. Man kann<br />

nach Bedarf Abstand von<br />

all der Exotik gewinnen,<br />

zur Ruhe kommen und<br />

sich die zahlreichen Theaterdarbietungen<br />

von der<br />

Loge aus anschauen. In<br />

den Souks von Marrakesch<br />

gibt es viele solcher<br />

Inseln der Ruhe, wie zum<br />

Beispiel die zahlreichen<br />

Cafés auf dem Marché aux<br />

épices, auf <strong>des</strong>sen Terrassen<br />

sich die Touristen jederzeit<br />

dem intensiven<br />

Kulturbetrieb entziehen<br />

können. Ich kann so einen<br />

ganzen Tag verbummeln:<br />

Mal einen café crème auf<br />

der einen Terrasse hier,<br />

mal einen frisch gepressten<br />

Orangensaft auf dem<br />

anderen Dach dort. Aber<br />

wie lange wird das so noch<br />

möglich sein? Wie ein großes<br />

Nachrichtenmagazin<br />

berichtete, hat eine amerikanische Fast-Food-Kette ein<br />

Angebot zum Kauf <strong>des</strong> Café de France abgegeben. Es<br />

wurde abgelehnt. Während ich darüber nachdenke, wie<br />

lange sich der Besitzer solchen Offerten noch wird entziehen<br />

können, wird mir klar, dass bald wieder Showtime ist.<br />

Die Sonne ist schon fast untergegangen und auf dem Djemaa<br />

el Fna werden bereits die ersten Garküchen aufgebaut.<br />

Ich muss jetzt unbedingt los. In meinem Theater beginnt<br />

nämlich gleich die nächste Vorstellung. Und die will<br />

ich auf keinen Fall verpassen.<br />

79


R ABAT<br />

und die<br />

PERLEN<br />

am<br />

ATLANTIK<br />

80


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

Die Königsstadt und Hauptstadt Rabat ist berühmt für ihre historischen<br />

Hinterlassenschaften Kasbah <strong>des</strong> Oudayas und Chellah.<br />

Nicht weniger aufregend ist eine Zeitreise in die jüngere Geschichte<br />

der Hauptstadt. Im Quartier de l‘ Océan und im Viertel Bab Al<br />

Bahr zeigt sich Rabat von seiner modernen und besonders charmanten<br />

Seite. Rabat ist sicherlich nicht die bekannteste, aber die<br />

vielseitigste aller Königsstädte.<br />

81


82


Links: In der Kasbah <strong>des</strong> Oudayas verleihen die bunten Straßen der alten<br />

Festung eine wunderschöne, mediterrane Milde. In den kleinen Cafés<br />

kann man herrlich relaxen<br />

Oben: Die rebellisch anmutende Festung mit den zahlreichen verwinkelten<br />

Gassen und kleinen Wegen liegt auf einer Klippe an der Mündung<br />

<strong>des</strong> Bouregreg und erstreckt sich über eine Fläche von vier Hektar<br />

Federleicht schwebt die neue<br />

Straßenbahn über die nagelneue<br />

Brücke Hassan II.<br />

Sie überspannt den Fluss<br />

Bouregreg, der die Ufer der Schwesterstädte<br />

Rabat und Salé trennt. Wer<br />

hinunterschaut, entdeckt Dutzende<br />

neue, kleine dreistöckige Gebäude,<br />

die inmitten einer einst versandeten<br />

Flussmündung emporragen. Hier befindet<br />

sich das neu gebaute, moderne<br />

und elegante Viertel Bab Al Bahr,<br />

zweifellos eine architektonische Bereicherung<br />

für die Hauptstadt. Für<br />

den Besucher besonders interessant<br />

ist vor allem, dass dieses Viertel mitten<br />

in die Symbole <strong>des</strong> <strong>Königreich</strong>es<br />

hineingebaut wurde: Würde man von<br />

dort aus eine Panoramaaufnahme<br />

machen, so dürfte sich dem Betrachter<br />

von rechts nach links ein ziemlich<br />

majestätisches Ensemble bieten: die<br />

Kasbah <strong>des</strong> Oudayas – eine eindrucksvolle<br />

Festung und die Wiege<br />

von Rabat. Dann die andalusische<br />

Mauer der Medina. Links davon die<br />

Rudimente <strong>des</strong> Hassan-Turms aus<br />

dem 13. Jahrhundert. Daneben das<br />

prächtige Mausoleum aus weißem<br />

Marmor von König Mohammed V.,<br />

und schließlich die Chellah, eine von<br />

Meriniden-Sultanen auf den Ruinen<br />

einer römischen Stadt gebauten Nekropole,<br />

die sich hinter der Biegung<br />

<strong>des</strong> Flusses versteckt. Dieses Bild<br />

hätte man vor gar nicht allzu langer<br />

Zeit so nicht aufnehmen können. Die<br />

beiden Schwesterstädte Rabat und<br />

Salé hatten sich nämlich längst von<br />

ihrer jeweiligen Küste entfernt. Die<br />

Zeit, als die Korsaren mit ihren<br />

Schiffen von den Häfen aus Rabat<br />

und Salé bis zu den Küsten von Cornwall<br />

segelten und die Flotten der katholischen<br />

Könige angriffen, war ohnehin<br />

lange vorbei. Meer und Stadt<br />

haben sich im Laufe der Jahrhunderte<br />

immer weiter auseinandergelebt.<br />

Die endgültige Trennung wurde dann<br />

in den 1970er Jahren besiegelt. In<br />

dieser Zeit verlor der Hafen von Rabat<br />

gegenüber seinem südlichen<br />

Konkurrenten in Casablanca endgültig<br />

an Bedeutung. Mehr noch: Er hatte<br />

schlichtweg keine Funktion mehr,<br />

versandete zunehmend und wurde<br />

letztendlich überflüssig. Das sollte<br />

sich ändern. Jahrzehntelang hatte<br />

man sich mit einem Plan beschäftigt,<br />

der das Meer seinen Anwohnern zurückgeben<br />

sollte. König Mohammed<br />

VI. rief schließlich 2003 das Ausbauprojekt<br />

der Mündungsufer <strong>des</strong> Bouregreg<br />

ins Leben. Sowohl die Stadt<br />

als auch das Land nahmen dafür<br />

richtig Geld in die Hand: Drei Milliarden<br />

Dirham (ca. 300 Millionen<br />

Euro) wurden für die Entwässerung<br />

<strong>des</strong> Flusses, den Bau von zwei Yachtund<br />

Fischerhäfen, einer Brücke, einer<br />

Straßenbahn und von einem Tunnel<br />

mobilisiert. Die Straßenbahn allein<br />

hatte umgerechnet etwa 50 Millionen<br />

Euro gekostet, die neue Brücke Hassan<br />

II 120 Millionen Euro. Um den<br />

Rest zu finanzieren, setzte man auf<br />

den lukrativen Verkauf der neuen<br />

Immobilien im Viertel Bab Al Bahr.<br />

Für ihre Konzeption zeichneten sich<br />

zwei marokkanische Architekturbüros<br />

verantwortlich, aber auch inter-<br />

83


84


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

national renommierte Architekten<br />

wurden mit eingebunden, wie z.B.<br />

Norman Foster, in Deutschland bestens<br />

bekannt als jener Architekt, der<br />

den Reichstag in Berlin neu gestaltet<br />

und umgebaut hat. Von Anfang an<br />

hat man bei diesem Großprojekt die<br />

Bevölkerung buchstäblich mit ins<br />

Boot geholt. So wurden nämlich die<br />

77 „barcassiers“ – so nennt man in<br />

Rabat die Besitzer kleiner Boote –,<br />

die vor dem Bau der Hassan II-Brücke<br />

für die Überquerung <strong>des</strong> Flusses<br />

von Ufer zu Ufer dienten, während<br />

der zweijährigen Bauarbeiten angemessen<br />

entschädigt. Mittlerweile<br />

sind sie wieder zurück. Ihre kleinen<br />

Boote, die im Zuge der städtischen<br />

Umbaumaßnahmen auch frische Anstriche<br />

bekommen haben, dienen<br />

heute als charmante Ausflugsschiffe<br />

auf dem Fluss. An den Ufern wurden<br />

die Felsen durch Kais ersetzt, kleine<br />

Cafés haben dort eröffnet, und an jedem<br />

schönen Abend gehen hier nun<br />

die Bewohner der benachbarten Medina<br />

spazieren. Im Bab Al Bahr-Viertel,<br />

wo sich die Hauptstadt täglich<br />

neu erfindet, ist die Metamorphose<br />

noch lange nicht abgeschlossen.<br />

Nicht minder interessant ist der Besuch<br />

<strong>des</strong> „Quartier de l’Océan“, eines<br />

Stadtviertels zwischen Strandpromenade<br />

und Medina. Dort, auf der anderen<br />

Seite der Mauer, scheint die<br />

Zeit stehen geblieben zu sein. Wie<br />

früher sitzen hier Familien mit ihren<br />

Sonnenschirmen am Strand. Die alten<br />

Gebäude aus den Vierzigerjahren<br />

sind umsäumt von kleinen Feigen-<br />

und Granatapfelbäumen. In den<br />

1960er-Jahren zogen viele reiche, alt<br />

eingesessene Familien aus anderen<br />

Vierteln Rabats hierher, um in den<br />

kleinen Restaurants in der Rue Napoli<br />

und Rue Addis Abeba leckere Tapas<br />

zu essen oder in der Rue London<br />

auf dem Gemüsemarkt einzukaufen.<br />

Heute ist dieser Teil von Rabat längst<br />

ein Szeneviertel, vergleichbar mit<br />

den in Paris als „Bobo“ (für Bourgeois<br />

Bohème) bezeichneten Quartiers<br />

oder dem Prenzlauer Berg in<br />

Berlin. Egal welche Prioritäten man<br />

bei einem Besuch von Rabat macht:<br />

Ob in der Kasbah, der Chellah im<br />

Bab Al Bahr oder im Quartier de<br />

l’Océan – in der Hauptstadt können<br />

Besucher überall eine spannende<br />

Zeitreise erleben.<br />

Links: Blick aus dem Mausoleum von Mohammed V. Das Mausoleum<br />

wird rund um die Uhr von Soldaten in altmaghrebinischen Uniformen<br />

bewacht. Gegenüber das Wahrzeichen Rabats: der Hassan-Turm. Der<br />

reich verzierte Turm konnte baulich nie vollendet werden. Die Überreste<br />

<strong>des</strong> Turms und der Säulen sind dennoch äußerst sehenswert<br />

Unten: Die Autobahnumgehung von Rabat über den Oued Bouregreg<br />

führt über die 950 Meter lange Mohammed VI-Schrägseilbrücke. Das<br />

ästhetisch außergewöhnliche Bauwerk ist die längste Brücke ihrer Art<br />

in Afrika. Sie wurde in Form eines Bogens entworfen, der die neuen<br />

Tore der Städte Rabat und Salé symbolisiert<br />

85


86


CASABLANCA<br />

87


88


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

Links und rechts: Nicht weniger als 60% der Spitzenunternehmen <strong>Marokko</strong>s<br />

und die meisten Banken sind in Casablanca angesiedelt. In der Wirtschaftsmetropole<br />

finden das ganze Jahr über Seminare und Kongresse statt<br />

Seiten 86-87: Die Moschee Hassan II wurde zum Teil auf dem Wasser gebaut.<br />

Sie besteht im Erdgeschoss aus einem rechteckigen Gebetssaal, der von achtundsiebzig<br />

Säulen gestützt wird<br />

Zur blauen Stunde, wenn<br />

Casablanca früh erwacht,<br />

schlängeln sich die „petits<br />

Taxi“ am Fuß der ultramodernen<br />

Gebäude der weißen Stadt<br />

vorbei. Man spürt sofort die Energie<br />

und die Dynamik, die von dieser Metropole<br />

ausgehen. Casablanca, das<br />

Wirtschaftszentrum <strong>Marokko</strong>s lebt<br />

ein zügelloses Tempo vor. Warum<br />

finden so viele Künstler hier ihre Inspirationsquelle?<br />

Vielleicht fühlen<br />

sie sich durch die kontrastierten Kurven<br />

der Art-Déco-Gebäude angezogen?<br />

Oder liegt es am kosmopolitischen<br />

Flair einer Stadt, wo sich alle<br />

Nationalitäten über den Weg laufen?<br />

Jedenfalls zeigt sie dem Besucher unzählige<br />

faszinierende Facetten. Casablanca<br />

ist mit über vier Millionen<br />

Einwohnern die mit Abstand größte<br />

Stadt <strong>Marokko</strong>s. Die wirtschaftliche<br />

Hauptstadt verfügt über den größten<br />

Hafen und Flughafen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>.<br />

Das Stadtbild ist geprägt von Hochhäusern<br />

und breiten Boulevards. An<br />

der stets lebhaften Küstenstraße reihen<br />

sich Cafés, Restaurants, Eiscafés,<br />

Luxushotels, Einkaufszentren,<br />

Spielplätze, Diskotheken, Kinos und<br />

Bürokomplexe aneinander. Erlebnisbäder<br />

wurden hier ins Meer hineingebaut.<br />

Nicht weit entfernt, im Villenviertel<br />

Anfa, dem marokkanischen<br />

Beverly Hills, lassen sich spektakuläre<br />

Architekturstile entdecken. Dennoch<br />

ist den meisten Besuchern vor<br />

allem ein Bauwerk der Superlative<br />

bekannt, und das ist unbedingt einen<br />

Besuch wert: die Moschee Hassan II,<br />

nach der Moschee von Mekka die<br />

zweitgrößte der Welt. Die Ausmaße<br />

<strong>des</strong> gigantischen Sakralbaus, der auf<br />

einer erdbebensicheren Plattform ins<br />

Meer hinein gebaut wurde, übersteigt<br />

alle Dimensionen. Allein der Gebetssaal<br />

fasst 25 000 Gläubige. 90 Ingenieure<br />

und 30 000 marokkanische<br />

Handwerker arbeiteten sieben Jahre<br />

lang an der Errichtung <strong>des</strong> Monumentalbaus<br />

am Ufer <strong>des</strong> Atlantiks.<br />

Die Moschee Hassan II verbindet Religiosität<br />

und Weltoffenheit, traditionelles<br />

Kunsthandwerk und modernste<br />

Technik. Als einzige Moschee in<br />

<strong>Marokko</strong> steht sie auch Nicht-Muslimen<br />

offen.<br />

89


EL JADIDA<br />

Die Besucher stehen staunend<br />

an der Festungsmauer.<br />

Immer wieder<br />

blicken sie abwechselnd<br />

nach unten ins Meer und zu dem marokkanischen<br />

Jungen, der auf der hohen<br />

Mauer hin und her läuft. „Das<br />

dürften gute 15 Meter sein“, meint<br />

einer der Touristen zu seiner Frau.<br />

„Er wird doch jetzt nicht da runterspringen?“<br />

Die eindrucksvolle Festung<br />

aus dem frühen 16. Jahrhundert<br />

lockt je<strong>des</strong> Jahr Besucher aus aller<br />

Welt an. Die halbstarken Jugendlichen,<br />

die sich hier bei schönem Wetter<br />

in den Atlantik stürzen, gehören<br />

gewissermaßen zum lebenden Inventar<br />

der Cité Portugaise, deren imposante<br />

Mauern exakt 14 Meter aus<br />

dem Meer emporragen. Sie haben die<br />

Jahrhunderte nahezu unversehrt<br />

überstanden. Die Verteidigungsanlage<br />

mit ihren fünf Türmen, von denen<br />

drei in Richtung Küste, die anderen<br />

zum Meer ausgerichtet sind, hat die<br />

Form eines Kleeblattes und eine<br />

wahrhaft turbulente Vergangenheit<br />

hinter sich. Darauf lassen nicht zuletzt<br />

die unzähligen Schießscharten<br />

schließen. Die Festung war nämlich<br />

schon vor Ankunft der Urlauber bei<br />

Franzosen, Maltesern, Sarden, Spaniern,<br />

Deutschen, Engländern, Italienern<br />

und Portugiesen äußerst beliebt,<br />

wenngleich die „Besucher“ aus vergangenen<br />

Tagen gänzlich andere Interessen<br />

verfolgten. Für phönizische,<br />

karthagische und römische Seefahrer<br />

war die sichere Reede wegen ihrer<br />

strategischen Lage am Atlantik bereits<br />

in vorchristlicher Zeit ein Lieblingsort<br />

für einen Zwischenhalt. Als<br />

die Portugiesen hier vor über 500<br />

Jahren eine Festungsstadt errichteten,<br />

nannten sie sie „Mazagao“ (heute<br />

Mazagan). Die Küstenstadt entwickelte<br />

sich schnell zur wichtigsten<br />

portugiesischen Handelsniederlassung<br />

in <strong>Marokko</strong>. Über Mazagan<br />

wurde jahrhundertelang das internationale<br />

Seegeschäft mit Indien abgewickelt.<br />

Als sich die Portugiesen aus<br />

<strong>Marokko</strong> zurückzogen, sprengten sie<br />

weite Teile der Hafenstadt. Eben an<br />

diesen Stellen wurde später El Jadida<br />

(„Die Neue“) errichtet. Andere Stadtteile<br />

von Mazagan haben glückli-<br />

90


Oben und unten: Jeden Sommer das gleiche Spektakel und gelebte Tradition in der Cité Portugaise: Die Jugendlichen, die im Sommer von der Festungsmauer springen, haben sich<br />

das von den Größeren abgeschaut. Die Besucher kommen vor allem wegen der berühmten Zisterne (unten). Sie befindet sich in einem unterirdisch gelegenen quadratischen Raum.<br />

Er hat eine Seitenlänge von 34 Metern, die Gewölbe ruhen auf 25 Säulen. Die Zisterne, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurde, hatte die Festungsstadt, die immer wieder langen<br />

Belagerungen standhalten musste, mit Wasser versorgt. Ein drei mal drei Meter großer Lichtschacht lässt im Halbdunkel einmalige Lichtspiele entstehen. Der Architekt dieser Zisterne<br />

hat sich bei der Gestaltung sowohl von Moscheen als auch von Kirchen inspirieren lassen. Eher ungewollt hat er hier ein eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen<br />

91


92


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

cherweise die Zeit unbeschadet überstanden.<br />

Heute sind sie besonders<br />

sehenswert, wie die Cité Portugaise,<br />

die 2004 auf die Liste <strong>des</strong> UNESCO<br />

Weltkulturerbes gesetzt wurde. Wer<br />

den einzigartigen Hauch der Geschichte<br />

dieser Stadt spüren möchte,<br />

sollte die Cité Portugaise besuchen.<br />

Hauptattraktion ist sicherlich die<br />

mysteriöse und faszinierende Zisterne<br />

mit einem geradezu kunstvoll gearbeiteten<br />

Kreuzgewölbe. Sie diente<br />

als Kulisse großer Filme (z.B.<br />

„Othello“). Trotz der großen Berühmtheit<br />

dieser Zisterne und der<br />

Touristen, die aus aller Welt hier herkommen,<br />

um sie zu sehen, ist die Cité<br />

Portugaise kein Freilichtmuseum<br />

und sehr authentisch geblieben. In<br />

der Cité Portugaise, leben immer<br />

noch viele marokkanische Familien.<br />

Die Altstadt bietet bis heute eine<br />

hohe Lebensqualität. Im Sommer ist<br />

die Stadt für die Kinder ganz toll:<br />

Das Wasser ist in unmittelbarer<br />

Nähe, die Kinder können sich erfrischen,<br />

schwimmen gehen oder ins<br />

Wasser springen. Das Leben in der<br />

Stadt wirkt überall entspannt: ob auf<br />

dem Gewürzmarkt oder in der Kissaria<br />

mit ihren winzigen Geschäften,<br />

Boutiquen und den vielen Djellabah-<br />

Schneidern, deren Schicksal es zu<br />

sein scheint, für immer auf abgewetzten<br />

Matten zu hocken. Außerhalb<br />

der Cité Portugaise hat, wie<br />

überall auf der Welt, die Moderne<br />

Einzug gehalten. Die Stadt mit der<br />

glorreichen Vergangenheit zählte vor<br />

400 Jahren nicht mehr als 4000 Einwohner.<br />

Heute sind es etwa 200 000.<br />

El Jadida ist längst eine regionale<br />

Metropole und wächst mit rasanter<br />

Geschwindigkeit. Die Stadt hat ehrgeizige<br />

Pläne. El Jadida schickt sich<br />

an, nach Casablanca zum zweitwichtigsten<br />

Wirtschaftszentrum <strong>Marokko</strong>s<br />

zu avancieren. Ganz unbegründet<br />

sind diese Erwartungen nicht.<br />

Wegen äußerst verlockender Zuschüsse<br />

siedeln sich immer mehr<br />

multinationale Unternehmen in der<br />

Region an. Die Region Doukkala, hat<br />

neben der Provinz Souss-Massa die<br />

ertragreichste Landwirtschaft <strong>Marokko</strong>s.<br />

Das war bereits den Portugiesen<br />

nur allzu gut bekannt, als sie<br />

1502 ihre Zelte hier aufschlugen.<br />

Obst und Gemüse gibt es im Überfluss<br />

und ist außerdem sehr günstig.<br />

Dafür ist die Region im ganzen Land<br />

bekannt, genauso wie die Großzügigkeit<br />

der Doukkalas. Man sagt: „Wenn<br />

man bei einem Doukkala zum Essen<br />

eingeladen wird, geht man garantiert<br />

nicht hungrig nach Hause.“<br />

Links: Viele der historischen Gebäude wurden in den letzten 10 Jahren<br />

aufwendig restauriert und zu Cafés, Restaurants und Hotels, teilweise<br />

mit schönen Dachterrassen, ausgebaut<br />

Rechts: 2009 eröffnete ein Luxusresort am Mazagan Beach. Es ist<br />

berühmt für seinen exzellenten Golf-Parcours und seinen sieben<br />

Kilometer langen privaten Sandstrand<br />

93


OUALIDIA<br />

Der Himmel ist bedeckt,<br />

es ist windstill und weder<br />

besonders warm<br />

noch kühl. Die Fischer<br />

schieben ihre Kähne ins Meer hinaus<br />

und kämpfen dabei gegen die mächtigen<br />

Wellen an. Die Krabbenfischer<br />

kontrollieren ihre mit Langusten und<br />

Meeresspinnen gefüllten Netze, die<br />

in den Spalten der porösen Felsen<br />

hängen. Ein Tag wie jeder andere.<br />

Und wie jeden Tag macht auch<br />

Karima am „Grande Plage“, wie sie<br />

den Strand hier an der Atlantikseite<br />

nennen, ihren morgendlichen Spaziergang.<br />

„Ich liebe diesen Strand“,<br />

sagt sie, „diese Stimmung, einmalig!<br />

Mit nichts möchte ich tauschen.<br />

Oualidia ist ein Paradies auf Erden.“<br />

Karima ist nicht von hier. Sie wurde<br />

in Casablanca geboren und wuchs in<br />

Deutschland auf. Heute lebt sie hier.<br />

„Das Klima ist traumhaft, gerade<br />

für mich als Asthmatikerin. Auch<br />

das Umland ist wunderschön“, sagt<br />

sie. Karima hat 26 Jahre im<br />

Rheinland gelebt, zuerst in Düsseldorf,<br />

später in Leverkusen. Ihre<br />

Mutter ist Deutsche, der Vater<br />

Marokkaner. „Meine Eltern hatten<br />

hier 1972 ein Grundstück gekauft<br />

und ein Haus gebaut. Damals war<br />

Oualidia noch ein Dörfchen. Hier<br />

haben wir unsere Sommerferien<br />

verbracht. Das war noch eine andere<br />

Zeit!“, schwärmt sie. Inzwischen hat<br />

sie das Haus geerbt und lebt dort mit<br />

ihrem Mann. Es liegt keine 200<br />

Meter vom Strand entfernt, direkt an<br />

Oualidias Hauptstraße, wo sich heute<br />

etliche Restaurants, Läden und<br />

Hotels befinden. „Aus Casablanca<br />

und Marrakesch kommen viele<br />

Besucher nur der Austern wegen“,<br />

erzählt Karima. Die Austernbänke<br />

liegen am nördlichen Ende der<br />

Lagune. Dort befindet sich auch eine<br />

Saline. „Man kann da mit dem Boot<br />

hinfahren“, sagt sie. „Austern essen<br />

und zurückfahren! Ab und zu muss<br />

man sich das mal gönnen.“ In<br />

Oualidia herrscht ein mediterranes<br />

Klima. Der Temperaturunterschied<br />

ist über das Jahr verteilt gering, die<br />

Winter sind mild. Die Temperaturen<br />

fallen selten unter 12 Grad, die Hitze<br />

ist bei 26 Grad sehr erträglich.<br />

94


Oben: Hier lässt es sich den ganzen Tag aushalten: Angefangen mit einem üppigen Frühstück am Strand,<br />

dann baden, sonnen und faulenzen... Gibt es einen schöneren Ort zum Entspannen und Abschalten?<br />

Unten: Die Lagune von Oualidia. In der Lagune haben sich zahlreiche Hotels und Restaurants angesiedelt.<br />

Schön zu erkennen sind der innere Strand und die außenliegende Küste<br />

95


96


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

Links und rechts: In Oualidia kann man direkt am Wasser der Lagune essen. Restaurants bieten<br />

alles, was aus dem Meer kommt und natürlich alles frisch! Zu den Spezialitäten gehören<br />

Fisch, Hummer, Meeresspinnen und natürlich Austern – die besten in <strong>Marokko</strong><br />

Außerdem bringt der Atlantik stets<br />

eine angenehme Brise in die Lagune,<br />

die den Ort wie ein abschirmen<strong>des</strong><br />

Felsband vor Wind und Wetter<br />

schützt. Die Gärten und Salzwiesen<br />

laden zum Spaziergang und zum<br />

Abschalten ein. Es ist diese ganz<br />

besondere Mischung aus erfrischender<br />

Sinnlichkeit und exponierter<br />

Lage, die das Seebad Oualidia von<br />

allen anderen unterscheidet. Zahlreiche<br />

Hoteliers haben sich daher für<br />

Oualidia entschieden. Verständlich,<br />

denn man kann den Gast hier mit<br />

Austern aus der eigenen Zucht<br />

verwöhnen. So verwundert es nicht,<br />

dass es in Oualidia auch eine Super-<br />

Luxus-Herberge gibt. Sie liegt am<br />

Rande der Lagune und erscheint von<br />

weitem wie eine maurischen Festung,<br />

die sich harmonisch im zauberhaften<br />

Ambiente einfügt. Kommt man dem<br />

5-Sterne-Hotel näher, staunt das<br />

Auge über ausgelagerte Strohhütten,<br />

erfreut sich am Türkis <strong>des</strong> Schwimmba<strong>des</strong>,<br />

flüchtet sich in die Lagune<br />

und verliert sich im Meer. Sieht so<br />

ein Traumurlaub aus? Sicherlich für<br />

viele. Aber es geht auch anders: Das<br />

Ehepaar Michael und Monika waren<br />

mit ihrem Wohnmobil in <strong>Marokko</strong><br />

unterwegs. „In der Lagune“, so<br />

berichtet Michael, „habe ich das<br />

Kajakfahren gelernt. Dort werden<br />

Meerkajaks vermietet. Eine tolle<br />

Sache. Das macht richtig Spaß!“<br />

Die beiden haben ansonsten viel Zeit<br />

mit Erkundungen verbracht. Unweit<br />

der Lagune gibt es viele Höhlen.<br />

„Manche sind so groß, dass zehn<br />

Personen darin Platz finden. Ein<br />

junger Fischer hatte uns dahin<br />

geführt. Vor einer Höhle hatte er<br />

sich auf einem Felsen eine Plattform<br />

gebaut. Dort kocht er für Touristen,<br />

grillt Meeresspinnen über dem<br />

Feuer. Für uns hat der junge Mann<br />

Muscheln und Sardellen zubereitet,<br />

die wir dann an einem Tisch fünf<br />

Meter über dem Meer gegessen<br />

haben. Einmalig!“<br />

97


Oben und unten: Essaouiras Medina ist wie viele marokkanische Städte von einer schweren Festungsmauer umgeben.<br />

Von hier bietet sich ein wunderschöner Blick über die Stadt und den Atlantik bis hin zu den Purpurinseln. Die unzähligen<br />

Gassen der andalusisch anmutenden Altstadt, die kleinen Läden sowie die dreistöckigen weißen Häuser mit ihren<br />

bunten Türen und Fensterrahmen verleihen der Hafenstadt viel Charme und eine ganz besondere Leichtigkeit<br />

98


ESSAOUIRA<br />

Rachid ist voll in seinem<br />

Element. Konzentriert<br />

spricht er laut und deutlich<br />

zu seinen vor ihm<br />

knienden Schülern, die wie Jünger<br />

an den Lippen ihres Meisters kleben.<br />

„Achtet auf eure Balance!“, sagt er<br />

auf englisch. Und weiter: „Lächelt<br />

beim Aufstehen!“ Die Szene ereignet<br />

sich am Strand von Essaouira, kurz<br />

vor Sonnenuntergang. Sie hat etwas<br />

Magisches, fast schon Sakrales an<br />

sich. Man hat den Eindruck, als gäbe<br />

es für diese Gruppe, es sind Surfanfänger,<br />

in diesem Moment nichts<br />

Wichtigeres auf der Welt. Die Lektion<br />

dauert 45 Minuten. Sie ist Teil<br />

eines Einstiegskurses ins Wellenreiten.<br />

Jeder Schüler hat ein Board<br />

dabei und einen Neoprenanzug an.<br />

Die erste Unterrichtsstunde findet<br />

noch nicht im Wasser, sondern am<br />

Strand statt. „Trockenübungen sind<br />

die beste Vorbereitung, so können sie<br />

alle Bewegungen und Griffe in Ruhe<br />

und langsam kennenlernen“, meint<br />

Rachid. Im Sand erklärt er präzise,<br />

wie sich seine Schüler auf das Board<br />

legen und wie sie den richtigen Moment<br />

abpassen sollten, um die perfekte<br />

Welle zu erwischen. Und vor<br />

allem: Wie sie es schaffen, auf dem<br />

Board aufzustehen. Das ist gar nicht<br />

so einfach, vor allem, wenn man dabei<br />

noch lächeln soll. „Smile!“, ruft<br />

Rachid immer wieder. Positives Feeling<br />

ist angesagt. Oder „good vibrations“,<br />

wie es einst die Hippies nannten,<br />

die genau diesen Strand vor 40<br />

Jahren unsicher machten. „Es ist anfangs<br />

nicht einfach, eine gute Balance<br />

zu finden“, doziert Rachid, „gut<br />

gelaunt geht es besser. Die zweite<br />

Stunde findet im Wasser statt. Dann<br />

gilt es nur noch, möglichst lange auf<br />

dem Brett zu bleiben.“ Essaouira gilt<br />

in der Szene als perfekter Ort, um<br />

Surfen zu lernen: Es gibt keine Haie,<br />

keine Felsen, das Surfen ist völlig<br />

ungefährlich. Wind und Wellen sind<br />

konstant, weder zu stark noch zu<br />

hoch. Eine kleine, vor der Küste liegende<br />

Insel fängt die richtig großen<br />

Wellen vom offenen Meer etwas ab.<br />

99


Oben: Seit 1998 lockt das Gnaoua-Musikfestival mit hochrangigen Künstlern Besucher aus aller Welt<br />

an. Die rhythmusbetonte Gnaoua-Musik, die ursprünglich aus dem westlichen Afrika südlich der Sahara<br />

stammt, wird mit traditionellen Instrumenten gespielt und kann sich über Stunden bis zur Ekstase steigern<br />

In Strandnähe sind die Wellen etwa<br />

zwei bis zweieinhalb Meter hoch.<br />

Hervorragende Bedingungen zum<br />

Lernen also. Dabei zieht es keineswegs<br />

nur Anfänger nach Essaouira.<br />

Julia und Johannes beispielsweise,<br />

beide Anfang zwanzig und aus Tirol,<br />

„wollten zwei Wochen lang in<br />

den Sommerferien einen richtigen<br />

Kite-Surf-Urlaub machen“, wie Julia<br />

erzählt. „Ich habe erst heuer im April<br />

angefangen zu kiten, am Neusiedlersee<br />

in Österreich. Da wir immer<br />

schon mal nach <strong>Marokko</strong> wollten,<br />

fiel die Entscheidung schnell auf Essaouira.“<br />

Das frühere Korsarennest<br />

ist heute gewissermaßen der coole<br />

Kontrapunkt zum quirligen und gehypten<br />

Marrakesch und zieht Surfer<br />

und Künstler aus aller Welt magisch<br />

an. Essaouira hat eben eine ganz besondere<br />

Ausstrahlung: Die Stadt mit<br />

der mächtigen Festungsanlage und<br />

dem malerischen Fischereihafen liegt<br />

auf einer kleinen Halbinsel. Die weite<br />

Bucht, der schöne Sandstrand und<br />

der reizvolle, zentrale Platz Moulay<br />

el Hassan mit etlichen Cafés und<br />

Restaurants machen Essaouira zu<br />

einem der schönsten Orte <strong>Marokko</strong>s.<br />

Unweit der Scala in der Rue Attarine<br />

hat sich vor einem alten Stadthaus<br />

eine Traube von Touristen gebildet.<br />

Sie bestaunen die Werke eines Künstlers.<br />

Die Bilder hängen an einer<br />

Hauswand. Das Atelier – bestehend<br />

aus Tisch und Stuhl, Malkasten und<br />

Pinsel sowie Blechschere, Hammer<br />

und Nägeln – hat er kurzerhand davor<br />

aufgebaut. Es ist eine Art mobile<br />

Open-Air-Galerie. „Das sind alles<br />

Originale“, sagt er und verweist stolz<br />

auf seine einzigartige Technik. Die<br />

Aquarelle verziert er mit akkurat<br />

ausgeschnittenen, geglätteten Blechtäfelchen,<br />

die er aus Cola-Dosen und<br />

Sardinenbüchsen ausschneidet. Eine<br />

Mischung aus marokkanischer Kunst<br />

und Popart. Nirgendwo in <strong>Marokko</strong><br />

befindet sich eine solche Dichte an<br />

Künstlerwerkstätten, Ateliers und<br />

Galerien wie hier. Dass Essaouira ein<br />

Ort mit ganz besonderem Flair ist,<br />

wusste man in Europa und Amerika<br />

100


DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />

Oben: Essaouira ist von jeher ein Paradies für Kreative, Aussteiger und Lebenskünstler. Legendäre<br />

Musiker wie Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison und die Rolling Stones ließen sich vom einzigartigen<br />

Flair inspirieren. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute geben in Essaouira Surfer den Ton an<br />

bereits Ende der 60 er-Jahre. Damals<br />

avancierte die kleine Hafenstadt zum<br />

Zentrum für Hippies, Aussteiger und<br />

Künstler. Legendäre Musiker wie<br />

Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison<br />

und die Rolling Stones ließen<br />

sich vom einzigartigen Flair inspirieren.<br />

Es war Essaouiras erster Touristenboom.<br />

Heute ist Essaouira eines<br />

der beliebtesten Ziele <strong>Marokko</strong>s. Die<br />

Stadt hat sich entsprechend verändert:<br />

Private Hoteliers renovierten in<br />

liebevoller Kleinarbeit alte, verfallene<br />

Stadtpaläste und verwandelten sie<br />

in komfortable Gästehäuser. Die<br />

Strandpromenade außerhalb der Medina<br />

ist heute gesäumt mit Luxushotels,<br />

Apartmenthäusern und Strandcafés.<br />

Marrakesch ist über die neue,<br />

zweispurige Nationalstraße in weniger<br />

als zwei Stunden erreichbar. Die<br />

charmante Künstler<strong>des</strong>tination verfügt<br />

über einen eigenen Flughafen<br />

und hat somit direkten Anschluss an<br />

die große weite Welt. Die Gefahr,<br />

dass Essaouira seinen Charme verlieren<br />

könnte, sieht Rachid nicht.<br />

„Wir in Essaouira haben unsere<br />

ganz eigene Mentalität. Die Menschen<br />

hier sind entspannt. Wenn du<br />

mit jemandem reden willst, bist du<br />

stets willkommen. Wenn du deine<br />

Ruhe willst – OK! Keiner drängt dich<br />

zu irgendetwas. Wir leben in einer<br />

kleinen Stadt, wir teilen gerne, sei es<br />

unser Essen, alles! Wenn junge Leute<br />

aus Marrakesch oder Casablanca<br />

herkommen, sind sie fasziniert, finden<br />

schnell Freunde, machen gemeinsam<br />

Musik. Manche verlieben<br />

sich und heiraten. In anderen Städten<br />

haben die Menschen ein Auto,<br />

ein Haus, sparen Geld. Hier haben<br />

wir diese Probleme nicht. Wir haben<br />

ein gutes Herz, eine positive Mentalität.<br />

Das ist für uns das Wichtigste.<br />

Geld, Autos, Häuser kannst du verlieren.<br />

Freunde verlierst du nie.“ Es<br />

gibt wohl doch noch Wichtigeres als<br />

Surfen – sogar in der Künstlerstadt<br />

Essaouira. Wenn Jimi Hendrix diese<br />

Entwicklung erlebt hätte, wäre er sicher<br />

regelmäßig nach Essaouira wiedergekommen.<br />

101


102


EXKURS: MAROKKANISCHE WOHNKULTUR<br />

Urlaub im Gartenhaus<br />

In <strong>Marokko</strong> gibt es die weltweit ausgeprägteste Riadkultur. Über 1000 ehemalige<br />

Stadtpaläste wurden hier zu privaten Gästehäusern umgebaut. Das Wohnen in einem<br />

dieser luxuriösen Refugien der Stille wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Die Medina mit ihren Souks und den vielen<br />

Sehenswürdigkeiten lässt sich schwerlich<br />

an nur einem Tag erkunden. Vier Tage sollte<br />

man schon einplanen, optimal wäre eine<br />

Woche. Wer dann auch noch „mittendrin, statt nur dabei“<br />

sein möchte, dem sei als Unterkunft ein Riad mitten in der<br />

Medina empfohlen. In<br />

Marrakesch gibt es die<br />

weltweit ausgeprägteste<br />

Riadkultur. Über 1000<br />

ehemalige Stadtpaläste<br />

wurden hier zu privaten<br />

Gästehäusern umgebaut.<br />

Das Wohnen in einem<br />

dieser luxuriösen Refugien<br />

der Stille wird zu<br />

einem unvergesslichen<br />

Erlebnis. Die etwas ungewöhnliche<br />

Anreise<br />

gehört dazu: Koffer und<br />

Taschen werden in einer<br />

Sackkarre verstaut und<br />

von einem Mitarbeiter<br />

<strong>des</strong> Riads zielsicher<br />

durch das Gassenlabyrinth<br />

der Medina transportiert.<br />

Wenn die Geräusche<br />

<strong>des</strong> Djemaa el<br />

Fna verebben, führt der<br />

Weg immer weiter vom<br />

Platz weg. Man passiert<br />

ursprüngliche Gegenden.<br />

Schließlich eine Holztür,<br />

die Farbe abgeblättert,<br />

keine Hausnummer,<br />

eine Luke in einer Wand.<br />

„Hier soll das Domizil<br />

sein? Wahrscheinlich ein Irrtum in der Adresse …“<br />

Der Mitarbeiter klopft an die Tür. Sie wird geöffnet, die<br />

Gäste hereingebeten und nun – das: Im Inneren herrscht<br />

eine vollendete Harmonie aus Licht, Wasser und Pflanzen,<br />

Schnitzwerk und seidenweichem Verputz in gedämpften<br />

Farben. Singvögel zwitschern im Geäst, auf der Oberfläche<br />

<strong>des</strong> kleinen Pools treiben Seerosenblätter, tiefblauer<br />

Himmel leuchtet über dem nach oben offenen Innenhof.<br />

Ein Springbrunnen plätschert, im Windzug einer Brise<br />

rascheln Palmwedel, Schatten huschen über die farbigen<br />

Wandkacheln. Die Gäste erhalten ein Paar weiche Lederpantoffeln,<br />

auf einem Silbertablett<br />

wird frischer<br />

Minztee mit Gebäck serviert<br />

– die anfängliche<br />

Beklommenheit hat sich<br />

in Wohlbehagen aufgelöst:<br />

Die Adresse, kein<br />

Zweifel, ist korrekt! Die<br />

Gäste beginnen allmählich,<br />

den Unterschied zu<br />

herkömmlichen, auch<br />

noblen Unterkünften zu<br />

erkennen: In einem Riad,<br />

arabisch „Garten“, sind<br />

die Zimmer stets auf<br />

einen zentralen Innenund<br />

Lichthof ausgerichtet.<br />

Verborgener Wohlstand<br />

hinter bröckelnden<br />

Fassaden. Für Touristen<br />

ungewöhnlich, in Marrakesch<br />

aber üblich –<br />

denn ein Riad macht<br />

auf Understatement. In<br />

den letzten Jahren wurden<br />

Hunderte aufwendig<br />

restauriert: Im Arrangement<br />

von Möbeln und<br />

Lampen, Stoffen und<br />

Teppichen, in der Ausgestaltung<br />

der Bäder und<br />

Terrassen betört das ästhetische Gespür marokkanischer<br />

Designer mit ihrem untrüglichen Sinn für Farben, Materialien<br />

und Verarbeitung. Ein echtes Kontrastprogramm zum<br />

genormten Komfort der großen Hotels: Ein Hotel kann<br />

man vergessen, ein Riad sicherlich nicht.<br />

103


WAS WILLST<br />

DU MEER?<br />

104


MAROKKOS STRANDBAD<br />

AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />

Direkt vor der Küste Agadirs fließt der Kanarenstrom. Er beschert der Stadt<br />

im Sommer wie im Winter angenehme Temperaturen. Hier wird es nie kalt<br />

und nie sehr heiß. Auch das Meer ist praktisch das ganze Jahr über perfekt<br />

temperiert. Mit 300 Sonnentagen hat Agadir ganzjährig Saison. Das berühmte<br />

Seebad mit seiner modernen und eleganten Badezone lässt keine<br />

Wünsche offen. Von Agadir aus bieten sich eindrucksvolle Exkursionen an.<br />

105


Oben: Agadir ist seit einigen<br />

Jahren um eine Attraktion reicher:<br />

der beschauliche Yachthafen,<br />

die „Marina“. Hier liegen Yachten<br />

und hochklassige Segelboote<br />

vor Anker. Der Hafen lädt zum<br />

Bummeln und Shoppen ein<br />

Links: Agadirs Hauptattraktion<br />

ist der 10 Kilometer lange<br />

Sandstrand. Die 7 km schöne<br />

Strandpromenade wird von zahlreichen<br />

Restaurants, Cafés und<br />

erstklassigen, eleganten Hotels<br />

gesäumt<br />

106


Das Meer hat sich zurückgezogen. Am breiten<br />

Strand nutzen Sportler die Gunst der Stunde.<br />

Überall wird Fußball gespielt, Jogger traben<br />

barfuß durch den feinen Sand, Radfahrer radeln<br />

am Wasser entlang. Liebespaare und Familien genießen<br />

den Sonnenuntergang. Es ist 17 Uhr und noch angenehm<br />

warm, 22 Grad – in Berlin schneit es. Die meisten<br />

Besucher bereiten sich nun auf den Abend vor. In knapp<br />

zwei Stunden geht es zum Buffet: Es warten gegrillter Fisch<br />

und feine Salate, marokkanische und internationale Spezialitäten,<br />

zum Schluss unwiderstehliche, süße Köstlichkeiten.<br />

Wer nicht im Hotel ist, besucht eins der zahlreichen Restaurants<br />

und Cafés. Die meisten von ihnen haben den Tag an<br />

einem der beheizten Pools verbracht: sonnenbaden, lesen,<br />

relaxen. Andere waren Tennis oder Golf spielen, surfen<br />

oder reiten. Im Seebad Agadir kommt jeder auf seine Kosten.<br />

Die Top-Adresse für Badeurlauber hat sich in den letzten<br />

Jahren gewissermaßen neu erfunden und mächtig herausgeputzt.<br />

Luxuriöse Hotels wurden gebaut, erstklassige<br />

Restaurants, trendige Diskotheken, Cafés und Nachtclubs<br />

eröffnet. Elegante Boutiquen laden zum Shoppen ein. Agadir<br />

vermittelt dem Reisenden eine klare Botschaft: „Hier<br />

dreht sich alles nur um Dich!“<br />

Unten: Zehn Kilometer südlich<br />

von Agadir befindet sich das<br />

architektonische Meisterwerk<br />

der Medina Polizzi – eine nachgebaute<br />

Medina. Sie beherbergt<br />

traditionelle Kunsthandwerkstätten<br />

und ein sehenswertes<br />

Freilichtmuseum<br />

107


TAGHAZOUT<br />

108


109


110


AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />

Sonne satt, Wellen wie geschaffen zum Gleiten und<br />

ein interessantes Hinterland für Naturwanderungen...<br />

30 Minuten von Agadir entfernt lebt Taghazout<br />

den ganzen Winter über nach der Sommerzeit.<br />

Hier kann man ein Sauerstoffbad nehmen, indem man<br />

Surfen und Yoga mit Bohème-Chic verbindet. Lange Zeit<br />

war Taghazout (ausgesprochen: tarasut) ein gut gehütetes<br />

Geheimnis. Ein Zufluchtsort für Hippies, die Pioniere <strong>des</strong><br />

Slow-Life waren, und für Surfer auf der Suche nach der perfekten<br />

Welle in <strong>Marokko</strong>. Seitdem hat sich die Landschaft<br />

um dieses kleine Fischerdorf nördlich von Agadir im Südwesten<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verändert. An der langen Bucht, die sich<br />

etwas weiter entfernt erstreckt, ist ein luxuriöser Badeort<br />

mit 4 km langer Strandpromenade entstanden: zahlreiche<br />

Hotels großer Marken und ein 18-Loch-Golfplatz prägen<br />

den Hügel südlich <strong>des</strong> Fischerdorfes. Dennoch hat Taghazout<br />

seine Ursprünglichkeit nicht verloren. Hier teilen sich<br />

Surfbretter und blaue Fischerboote den Ozean und die aktuelle<br />

Garderobe besteht aus bunten Djellabas und Surferkombis.<br />

Der Schmelztiegel der Kulturen mit seinem Zen-<br />

Geist hat völlig neue Szene-Locations hervorgebracht.<br />

Boutique-Hotels, Surf-Camps und kleine Ethno-Chic-Restaurants<br />

ziehen Surfer, Yogis und all diejenigen an, die davon<br />

träumen, im Rhythmus der Natur abzuschalten. Im<br />

Oben: Die coolen Strandcafés<br />

und Restaurants im Bohème-Chic<br />

bilden einen interessanten Kontrast<br />

zu den neuen, luxuriösen Hotels<br />

Links: Taghazout hat seine Seele<br />

nicht verloren. Hier teilen sich Surfbretter<br />

und blaue Fischerboote<br />

den Ozean<br />

Unten: In Taghazout dreht sich die<br />

Welt immer nur um eins<br />

111


Oben: Der lange Sandstrand von<br />

Taghazout. In der Gegend gibt es<br />

über 15 Surf-Spots. Für jeden ist<br />

etwas dabei. Vom Anfänger bis<br />

zum Weltklasse-Rider<br />

Rechts: Welch eine Kulisse!<br />

Abends verschmelzen goldener<br />

Sand und ockerfarbene Felsen<br />

112


Winter formt die Brandung <strong>des</strong> Atlantiks am Anchor Point<br />

endlose Wellen mit schäumender Gischt. Ein Traum für erfahrene<br />

Surfer! Im Jahr 2020 kamen Champions aus allen<br />

Ozeanen, um sich mit den Weltklasse-Brechern zu messen.<br />

Zum ersten Mal war die Bucht von Taghazout eine der<br />

Schlüsseletappen der World Surf League. In Taghazout<br />

trifft man sowohl auf Surfer mit Surfbrett unter dem Arm<br />

als auch auf Yogis mit ihren Matten. Surfen und Yoga sind<br />

hier die beste Kombination. Rund um Taghazout kann jeder<br />

nach Lust und Laune seinen Strand finden. Im Herzen <strong>des</strong><br />

Dorfes nimmt man den Takt <strong>des</strong> örtlichen Lebens an: Hier<br />

wird seit Urzeiten das Slow Life praktiziert. Bei Ebbe verwandelt<br />

sich der Strand manchmal in einen Spielplatz. Touristen<br />

spielen Fußball oder Volleyball. Wer lieber faulenzt,<br />

wählt ein Plätzchen in der Bucht, in der sich der neue Badeort<br />

ausbreitet. Am Abend, egal für welches Sandplätzchen<br />

man sich entscheidet, hält man Ausschau nach dem Sonnenuntergang<br />

über dem Ozean: orangefarbener Himmel und<br />

rosa Wolken.<br />

Unten: Ein Kamelritt am Strand,<br />

am besten bei Sonnenuntergang.<br />

Für eine Familie ist das ein Muss!<br />

113


PARADISE VALLEY<br />

114


AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />

Ein „echtes“ Ausflugsziel im Umland – sowohl<br />

von Agadir als auch von Taghazout aus – sind die<br />

berühmten Wasserfälle von Imouzzer, bekannter<br />

unter dem Namen „Paradise Valley“. Die canyonartige<br />

Schlucht mit Arganien und Olivenbäumen – ein<br />

ausgewiesenes Naturschutzgebiet – ist atemberaubend.<br />

Man erreicht das Paradise Valley nach einer Stunde Fahrt.<br />

Danach ist Wandern angesagt. Man quert kleine Flüsse,<br />

kommt an mehreren kleinen Open-Air-Cafés vorbei, wo<br />

man ‚Amlou‘, eine Paste aus Honig, Mandeln und Arganöl,<br />

das ja aus dieser Region stammt, kaufen kann. Nach und<br />

nach gelangt man immer tiefer in die Schlucht, stets am<br />

Fluss entlang, der durch das ganze Tal fließt. Schließlich<br />

erreicht man mehrere Seen, gewissermaßen natürliche<br />

Swimmingpools. Wer seinen Fußmarsch noch 15 Minuten<br />

fortsetzt, wird reich belohnt, denn der Wanderer erreicht<br />

einen dritten See, der von einem Wasserfall gespeist wird.<br />

Welch ein magischer, traumhafter Ort! Das Paradise Valley<br />

macht seinem Namen wirklich alle Ehre.<br />

Links, oben und unten: Am Ende vom Paradise Valley erreicht<br />

man eine natürliche Poollandschaft, die aus mehreren<br />

Seen besteht. Hier kann man baden, auf den Felsen sitzen<br />

und ins Wasser springen<br />

115


TAL DER AMMELN<br />

116


AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />

Knapp 200 Kilometer von Agadir entfernt liegt in<br />

1000 Metern Höhe die fantastische Bergwelt<br />

<strong>des</strong> Antiatlas mit seinem Hauptort Tafraoute.<br />

Diese Region gehört zu den grandiosesten<br />

Landschaften <strong>Marokko</strong>s. Ein Leckerbissen für Entdecker<br />

und Abenteurer. In dieser Gegend befinden sich unzählige<br />

bizarre Steinformationen wie zum Beispiel der sogenannte<br />

„Chapeau de Napoléon“, ein Fels, der dem Hut von Napoleon<br />

ähneln soll. Die Strecke nach Tafraoute verläuft über<br />

eindrucksvolle Serpentinenpassagen in manchmal schwindelerregenden<br />

Höhen. Am Ziel angelangt erreicht man das<br />

Tal der Ammeln. Hier ist es den Bewohnern gelungen, dieser<br />

kargen Bergwelt Gärten und Terrassen abzutrotzen. Das<br />

Tal der Ammeln eignet sich perfekt zum Erkunden, Klettern<br />

und Wandern. Tafraoute hat auch Künstler zu eigenwilligen<br />

Kreationen inspiriert. Der für diese Kunstform bekannte<br />

belgische Maler Jean Vérame hat hier die Felsen<br />

bemalt. Über 20 Tonnen Naturfarbe soll er in den Bergen<br />

bei Tafraoute verarbeitet haben. Ein Besuch dieser fantastischen<br />

Region wird garantiert zum Highlight eines Agadir-<br />

Urlaubs.<br />

Oben: Im Nordosten von Tafraoute befindet sich der Agadir<br />

Tasguent. In solchen Speicherburgen horteten die Bewohner<br />

der umliegenden Dörfer ihr ganzes Hab und Gut<br />

Links: Die „rochers bleus“ – eine eindrucksvolle Gegend, ideal<br />

zum Klettern und Wandern<br />

Unten: Die vielen kleinen Dörfer im Tal der Ammeln bilden<br />

einen farbenfrohen Kontrast zur kargen Felswüste <strong>des</strong> Antiatlas<br />

117


DAKHLA<br />

Zur Südsee immer gerade aus!<br />

118


DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />

Im äußersten Süden <strong>Marokko</strong>s liegt eine kleine<br />

Halbinsel, die immer mehr Menschen in ihren Bann<br />

zieht: Dakhla – eine Lagune wie aus dem Bilderbuch.<br />

Die Natur hat ihr ein einzigartiges Geschenk<br />

gemacht und eine spektakuläre Lage verliehen.<br />

Dakhla befindet sich nur wenige Kilometer nördlich<br />

<strong>des</strong> Wendekreises <strong>des</strong> Krebses – wie Havanna und<br />

Hawaii. Das ganze Jahr über herrscht ein sehr mil<strong>des</strong><br />

Klima mit angenehmen Wassertemperaturen.<br />

Eingefangen zwischen den Wellen <strong>des</strong> Atlantiks<br />

und den Dünen der Sahara hat sich Dakhla zu einer<br />

Hochburg <strong>des</strong> Kitesurfens entwickelt. Nun entdecken<br />

auch andere Reisende die Halbinsel.<br />

119


MIRLEFT<br />

Oben: Nach Legzira zieht es vor<br />

allem Surfer und Weltenbummler,<br />

die im milden Klima <strong>des</strong><br />

südlichen <strong>Marokko</strong>s überwintern<br />

möchten. Legzira ist von Sidi Ifni<br />

aus auf einem ausgedehnten<br />

Strandspaziergang zu erreichen<br />

Rechts: Die weite Bucht von<br />

Mirleft mit dem großen<br />

Sandstrand<br />

120


LEGZIRA<br />

Südlich von Agadir gibt es sie immer noch, die einsamen<br />

Buchten und die fast menschenleeren Sandstrände.<br />

Der Naturstrand, eine zunehmend vom<br />

Aussterben bedrohte Spezies, hat hier echte Überlebenschancen.<br />

Vielerorts steht er in <strong>Marokko</strong> gewissermaßen<br />

unter Artenschutz wie in Mirleft oder Legzira. Der<br />

Kies- und Sandstrand von Legzira ist für seine Naturwunder<br />

weltbekannt: riesige, vom Meer ausgehöhlte rote Felsentore.<br />

Starker Wind, mächtige Wellen und große Hitze<br />

haben ihre Spuren hinterlassen und eindrucksvolle Naturdenkmäler<br />

geformt. Riesige Felstore strahlen in der Abendsonne<br />

in starken Farben. Der Anblick ist derart spektakulär,<br />

dass sie in keinem Reiseführer fehlen dürfen.<br />

121


LAÂYOUNE<br />

122


DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />

GUELMIM<br />

DAKHLA<br />

Oben: Guelmim, 200 Kilometer südlich von Agadir, gilt für<br />

Wüstentouristen als das Tor zur Sahara in <strong>Marokko</strong><br />

Mitte: Kitesurfer auf der ganzen Welt lieben<br />

die Lagune Dakhla<br />

Links: Laâyoune, der größte Ort im Süden <strong>Marokko</strong>s,<br />

befindet sich auf halbem Weg zwischen Agadir und Dakhla<br />

Dakhla hat einzigartige Postkartenlandschaften<br />

zu bieten. Knapp 30<br />

Kilometer vor der Stadt erhebt<br />

sich eine riesige Düne aus weißem<br />

Sand. Sie hat die Form eines Halbmon<strong>des</strong>,<br />

der in der Mitte der Lagune emporragt<br />

und sich bei Flut in eine Insel verwandelt. Die<br />

Strände sind meist menschenleer. Im Ganzen<br />

erstreckt sich die Lagune über 40 Kilometer.<br />

Es fällt nicht schwer, hier zur Ruhe zu kommen<br />

– den Oktober ausgenommen, wenn, wie<br />

je<strong>des</strong> Jahr, in Dakhla eine Etappe <strong>des</strong> Kitesurf-Weltcups<br />

ausgetragen wird. Aber diese<br />

fünf Tage sind schnell vorbei. Dann hat man<br />

die Halbinsel wieder fast ganz für sich allein.<br />

Und zwar rundherum.<br />

123


Portugal<br />

Spanien<br />

MAROKKO INFOS<br />

Madeira<br />

(Port.)<br />

A T L A N T I S C H E R<br />

Kanarische Inseln<br />

(Sp.)<br />

O Z E A N<br />

Tarfaya<br />

<strong>Marokko</strong><br />

Tan Tan<br />

Mirleft<br />

Legzira<br />

Sidi Ifni<br />

Guelmim<br />

Tanger<br />

Asilah<br />

Tetouan<br />

Larache Chefchaouen Al Hoceima Nador Saïdia<br />

Ksar el Kebir<br />

Ketama<br />

Ouezzane<br />

Oujda<br />

Kenitra<br />

Taza<br />

Fes<br />

Taourirt<br />

RABAT Meknes<br />

Aïn<br />

Sefrou<br />

Beni<br />

Casablanca<br />

Mathar<br />

Oulmès<br />

El Jadida<br />

Azrou<br />

Oued<br />

Settat<br />

Zem Khenifra<br />

Missour<br />

Oualidia<br />

Safi<br />

Khouribga<br />

Beni Mellal<br />

Midelt<br />

Rich Talsinnt<br />

Douârfa<br />

Marrakesch<br />

Essaouira<br />

Jebel Toubkal<br />

4167 m<br />

Agadir<br />

Taroudant<br />

Tafraoute<br />

Tiznit<br />

A n t i<br />

H o h e r<br />

Akka<br />

Aït Benhaddou<br />

a t l a<br />

Irhil M'Goun<br />

4071 m<br />

Ouarzazate<br />

Agdz<br />

s<br />

M i t<br />

Draatal<br />

Zagora<br />

M'Hamid<br />

R<br />

t l e<br />

A t l a s<br />

i<br />

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g<br />

r e<br />

e<br />

Errachidia<br />

b<br />

Erfoud<br />

Rissani<br />

Merzouga<br />

El Jebha<br />

i<br />

r<br />

g<br />

s<br />

r A t l a<br />

e<br />

Bouânane<br />

Mittelmeer<br />

Figuig<br />

Laâyoune<br />

Smara<br />

Boujdour<br />

Galtat Zemmour<br />

S A H A R A<br />

Lagouira<br />

Dakhla<br />

Imlili<br />

Tichla<br />

Awserd<br />

200 km<br />

ATLANTISCHER<br />

OZEAN<br />

Qualidia<br />

El Jadida<br />

Settat<br />

Kenitra<br />

Khouribga<br />

Oulmès<br />

Oued<br />

Zem<br />

Safi<br />

Beni Mellal<br />

Ilmichil<br />

Cascade d'Ouzoud<br />

Agoudal<br />

Marrakesch Demnate Gorges du Todra<br />

Essaouira<br />

Gorges du Da<strong>des</strong><br />

Tizi-n- Telouet<br />

Tichka<br />

Tinerhir<br />

Jebel Toubkal<br />

Boulmane<br />

4167 m<br />

Da<strong>des</strong><br />

Tizi-n-Test<br />

Ait<br />

Benhaddou<br />

Quarzazate<br />

Agadir<br />

Agdz<br />

Taroudant<br />

Tiznit<br />

Irherm<br />

Tafraout<br />

Casablanca<br />

El Ksiba<br />

H o h e r A<br />

A n t i a t l a s<br />

Akka<br />

RABAT<br />

Zagora<br />

M'Hamid<br />

Meknes<br />

M i t t<br />

Draatal<br />

Khenifra<br />

l e r<br />

Fes<br />

e r<br />

Azrou<br />

Rich<br />

Sefrou<br />

A t l a s<br />

Midelt<br />

t l a s<br />

Taza<br />

200 km<br />

Missour<br />

Blaue Quelle<br />

von Meski<br />

Talsinnt<br />

Bouânane<br />

Errachidia<br />

Gorges du Ziz<br />

Erfoud<br />

Rissani Erg Chebbi<br />

Merzouga<br />

Taouz<br />

124


MAROKKO INFOS<br />

DAS LAND<br />

Die wichtigsten Basisinformationen in der Kurzübersicht.<br />

Alles Weitere lernt man am besten beim „Praxistest” vor Ort<br />

in <strong>Marokko</strong> kennen.<br />

Steckbrief <strong>Marokko</strong><br />

Staatsname<br />

<strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong><br />

Flagge<br />

Lage<br />

Das <strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong> befindet<br />

sich im äußersten Nordwesten <strong>des</strong><br />

afrikanischen Kontinents. <strong>Marokko</strong><br />

wird im Norden von der Straße von<br />

Gibraltar und dem Mittelmeer begrenzt,<br />

im Süden grenzt <strong>Marokko</strong> an<br />

Mauretanien, im Osten an Algerien<br />

und im Westen bildet der Atlantik<br />

eine natürliche Grenze.<br />

Fläche<br />

710 850 Quadratkilometer<br />

Hauptstadt<br />

Rabat<br />

Ortszeit<br />

<strong>Marokko</strong> hat die Umstellung<br />

auf Winterzeit im Oktober 2018<br />

abgeschafft. Im Winter herrscht<br />

Zeitgleichheit mit Deutschland. Im<br />

Sommer beträgt der Zeitunterschied<br />

1 Stunde (Berlin 12 Uhr =<br />

Marrakesch 11 Uhr).<br />

Bevölkerung<br />

36,8 Millionen Einwohner (2022).<br />

Sprachen<br />

Amtssprachen in <strong>Marokko</strong>: Arabisch<br />

und Amazigh. Gesprochene<br />

Sprachen: arabische und berberische<br />

Dialekte, Französisch, Spanisch und<br />

Englisch.<br />

Religion<br />

Der Islam ist in <strong>Marokko</strong> Staatsreligion.<br />

98 Prozent sind sunnitische<br />

Moslems.<br />

Staatsform<br />

<strong>Marokko</strong> ist eine konstitutionelle<br />

Monarchie. Der König ist Staatsoberhaupt.<br />

König von <strong>Marokko</strong> ist<br />

seit 1999 SM Mohammed VI.<br />

Geld<br />

Für den marokkanischen Dirham<br />

(MAD) gilt ein Wechselkurs von<br />

etwa 1 Euro = 11 MAD.<br />

Fast überall gibt es Bankautomaten,<br />

an denen man mit EC- oder Kreditkarte<br />

Geld abheben kann. Maximal<br />

2000 Dirham dürfen ein- und<br />

ausgeführt werden.<br />

Wichtigste Städte<br />

Casablanca: 3 239 585<br />

Rabat (mit Salé): 1 754 425<br />

Fes: 1 008 782<br />

Marrakesch: 887 192<br />

Agadir: 742 130<br />

Tanger: 730 849<br />

Die Straßenbahn in Casablanca<br />

Feiertage<br />

Die nicht konfessionellen Feiertage<br />

haben ihren Ursprung in der<br />

Geschichte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> oder werden<br />

mit anderen Nationen geteilt (1.<br />

Januar und 1. Mai). Die Geschäfte<br />

und Restaurants bleiben an diesen<br />

Feiertagen in <strong>Marokko</strong> geöffnet.<br />

Die fünf religiösen Feiertage richten<br />

sich nach dem Mondkalender und<br />

fallen in jedem Jahr stets auf einen<br />

anderen Tag: erster Tag <strong>des</strong> Muharram<br />

(Neujahr), Mouloud (Geburt<br />

<strong>des</strong> Propheten Mohammed), Aïd<br />

el-Seghir (Ende <strong>des</strong> Ramadan) und<br />

Aïd el-Kébir (das große Opferfest<br />

im Gedenken an den Propheten<br />

Abraham). Die marokkanischen<br />

Feiertage im Überblick: Tag der<br />

öffentlichen Unabhängigkeitserklärung:<br />

11. Januar; Tag der<br />

Arbeit: 1. Mai; Thronfest: 30. Juli;<br />

Oued-Ed-Dahab-Tag: 14. August;<br />

Tag der Revolution (1953): 20.<br />

August; Geburtstag von König<br />

Mohammed VI: 21. August; Tag <strong>des</strong><br />

Grünen Marsches: 6. November. Tag<br />

der Unabhängigkeit: 18 November.<br />

125


MAROKKO INFOS<br />

DAS LAND<br />

Klima und Reisezeit<br />

<strong>Marokko</strong>s Landschaften sind sehr<br />

vielfältig. Sie lassen sich in drei<br />

Zonen einteilen: Küsten, Berge<br />

und Wüsten. Dementsprechend<br />

unterschiedlich ist das Klima.<br />

Die Küste<br />

<strong>Marokko</strong>s Küsten liegen am Mittelmeer<br />

und am Atlantik. Im Norden<br />

herrscht ein typisches Mittelmeerklima<br />

mit milden Wintern und sehr<br />

warmen Sommern. Die Temperaturunterschiede<br />

zwischen Sommer<br />

und Winter sind höher als am<br />

Atlantik. Die Temperaturen an der<br />

Atlantikküste sind das ganze Jahr<br />

über sehr mild. Die südliche Küste<br />

ab Agadir lässt sich das ganze Jahr<br />

über hervorragend bereisen. Hier<br />

herrscht zu allen Jahreszeiten ein<br />

ausgesprochen angenehmes Klima.<br />

Die Tagestemperaturen fallen in<br />

dieser Region im Winter nicht unter<br />

20 Grad und steigen im Hochsommer<br />

nur selten über 30 Grad.<br />

Die Berge<br />

<strong>Marokko</strong> ist ein Land mit vielen<br />

Gebirgen: Rifgebirge, Mittlerer Atlas,<br />

Hoher Atlas und Antiatlas. Alle<br />

Gebirgszüge erstrecken sich diagonal<br />

über das Land. In den Bergen<br />

entdeckt der Reisende die diskrete<br />

Schönheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> abseits<br />

der großen Touristenzentren. Im<br />

Hochgebirge <strong>des</strong> Hohen Atlas wird<br />

es in den Wintermonaten sehr kalt.<br />

Die Gebirgspässe können kurzzeitig<br />

gesperrt sein. Für Trekking sind die<br />

Monate im Frühling und Herbst optimal.<br />

Den Djebel Toubkal (4167 m)<br />

sollte man im Sommer erklimmen.<br />

Die Städte<br />

Für die Städte innerhalb <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

sind die Monate Februar bis Juni,<br />

sowie September bis Dezember<br />

klimatisch optimal. Im Hochsommer,<br />

zwischen Juli und August, kann<br />

es sehr warm werden. Im Winter<br />

werden tagsüber Temperaturen von<br />

20 Grad und nachts von 10 Grad<br />

erreicht.<br />

Die Stadtmauer von Marrakesch vor schneebedecktem Hohen Atlas<br />

Die Wüste-Reisezeit<br />

<strong>Marokko</strong>s bekannteste Wüstengebiete<br />

liegen bei M’ Hamid und<br />

Merzouga. Dort befinden sich<br />

<strong>Marokko</strong>s geschlossene Dünenlandschaften,<br />

die bei den<br />

Reisenden ausgesprochen beliebt<br />

sind. Die beste Reisezeit für diese<br />

Regionen im Norden der Sahara<br />

sind Frühling, Herbst und Winter.<br />

Die Wüste-Klima<br />

Im Sommer werden in den<br />

Wüstenregionen <strong>Marokko</strong>s höchste<br />

Temperaturen gemessen. Das gilt<br />

insbesondere dann, wenn der<br />

Harmatan (Wüstenwind) aufzieht.<br />

In den anderen Jahreszeiten sind die<br />

Temperaturen auch tagsüber durchaus<br />

moderat und im Winter sogar<br />

sehr angenehm.<br />

Die Marina von Agadir<br />

126


MAROKKO INFOS<br />

UNTERWEGS<br />

Mietwagen<br />

In allen größeren Städten und an<br />

Flughäfen lassen sich Mietwagen<br />

problemlos anmieten.<br />

Unterkünfte<br />

Im ganzen Land gibt es Hotels aller<br />

Komfortklassen: wunderschöne,<br />

luxuriös anmutende Hotels im<br />

traditionellen Kasbah-Stil, die<br />

An- und Einreise<br />

Reisepass<br />

Deutsche, österreichische und<br />

schweizerische Staatsbürger benötigen<br />

grundsätzlich einen Reisepass<br />

zur Einreise nach <strong>Marokko</strong>. Der<br />

Reisepass muss zum Zeitpunkt der<br />

Einreise min<strong>des</strong>tens für die Dauer<br />

<strong>des</strong> Aufenthaltes in <strong>Marokko</strong> gültig<br />

sein. Kinder brauchen entweder<br />

einen Reise- oder einen Kinderpass.<br />

Visum<br />

EU-Staatsangehörige, sowie Schweizer<br />

benötigen für touristische und<br />

geschäftliche Zwecke für eine Dauer<br />

bis zu 90 Tagen kein Visum.<br />

Zoll: Einreise<br />

Ausländische Währungen dürfen in<br />

unbegrenzter Menge ein- und ausgeführt<br />

werden. Bargeld im Wert<br />

von 100 000 MAD (Dirhams) muss<br />

deklariert werden. Medikamente für<br />

den eigenen Gebrauch dürfen nach<br />

<strong>Marokko</strong> eingeführt werden. Zollfrei<br />

bei der Einreise sind außerdem:<br />

200 gr. Tabakwaren, 1 l Wein , 1 l<br />

Schnaps.150 ml Parfum, 250 ml<br />

Eau de Toilette.<br />

Anreise mit dem Auto<br />

Für Reisende, die viel Zeit mitbringen<br />

und in <strong>Marokko</strong> oft unterwegs sein<br />

möchten, empfiehlt sich die Anreise<br />

mit dem eigenen Fahrzeug. Berücksichtigt<br />

man, dass die An- und Abreise<br />

schon eine Woche in Anspruch<br />

nimmt, sollten dann min<strong>des</strong>tens<br />

vier Wochen eingeplant werden.<br />

Das Fahrzeug muss spätestens sechs<br />

Monate nach der Einreise wieder<br />

ausgeführt werden. In <strong>Marokko</strong><br />

sind mittlerweile Werkstätten aller<br />

Fahrzeughersteller vertreten.<br />

Fährverbindungen<br />

Die Anreise ist von Spanien, Frankreich<br />

und Italien aus möglich. Nach<br />

Tanger: ab Livorno oder Genua<br />

zweimal wöchentlich, Dauer ca. 48<br />

Stunden. Von Barcelona viermal<br />

wöchentlich. Von Tarifa oder<br />

Algeciras täglich. Von Gibraltar zweimal<br />

wöchentlich, Dauer 2 Stunden.<br />

Nach Nador: von Almeria, Spanien<br />

täglich, Dauer ca. 6 Stunden. Von<br />

Motril, Spanien, täglich, Dauer ca.<br />

3 Stunden. Von Sète, Frankreich,<br />

einmal pro Woche. Nach Al Hoceima:<br />

von Motril, Spanien, dreimal<br />

wöchentlich, Dauer 3 Stunden.<br />

Das Dünenmeer <strong>des</strong> Erg Chebbi<br />

Reisen im Land<br />

Straßenverkehr<br />

Für das Reisen mit dem Auto<br />

benötigt man den Fahrzeug- und<br />

Führerschein sowie die grüne<br />

Versicherungskarte, die für <strong>Marokko</strong><br />

gültig sein muss. Ein Schutzbrief ist<br />

empfehlenswert. Das Straßennetz<br />

ist mittlerweile sehr gut ausgebaut.<br />

Großstädte können über die<br />

kostenpflichtigen (aber preiswerten)<br />

Autobahnen angefahren werden.<br />

Mittlerweile kann man <strong>Marokko</strong><br />

bis in den hintersten Winkel ohne<br />

Geländewagen bereisen. Das Tankstellennetz<br />

ist gut ausgebaut. Viele<br />

Städte sind problemlos per Bahn<br />

oder Bus zu erreichen.<br />

Verkehr in der Stadt<br />

Das beste Verkehrsmittel ist das<br />

Stadttaxi (Petit Taxi, mit Taxometern<br />

ausgestattet). Das Linienbusnetz ist<br />

gut ausgebaut und preiswert. Die<br />

Medina ist für Autos gesperrt. Eine<br />

besonders reizvolle Art der Fortbewegung<br />

bieten die Pferdekutschen<br />

(Calèches). In den großen Städten<br />

befinden sich Fernbusbahnhöfe und<br />

Sammeltaxistände.<br />

keineswegs teuer sein müssen. Wer<br />

in der Medina wohnen möchte, dem<br />

sei ein Riad empfohlen. Die Preise<br />

für ein Zimmer in diesen ehemaligen<br />

Stadtpalästen variieren sehr stark. Je<br />

nach Ausstattung, Lage und Saison<br />

findet man Zimmer im gesamten<br />

Preisspektrum.<br />

Notfall<br />

Ist ein Arzt vonnöten, kann sehr<br />

schnell und unkompliziert geholfen<br />

werden. Hotels und Riads verfügen<br />

meist über Adressen von Ärzten, mit<br />

denen sie zusammenarbeiten. Nach<br />

dem Anruf kommt der Arzt in der<br />

Regel in kürzester Zeit ins Haus. Eine<br />

Konsultation kostet etwa 50 Euro.<br />

Der Betrag muss bar bezahlt werden.<br />

In den größeren Städten gibt es<br />

Notdienst-Apotheken, die nachts<br />

geöffnet haben.<br />

Notrufnummern<br />

Polizei: 19<br />

Feuerwehr : 15<br />

Gendarmerie Royale: 177<br />

Ambulanz / Feuerwehr: 150<br />

Ärztliche Notfälle: 141<br />

127


MAROKKO INFOS<br />

DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />

Strände, Berge, Metropolen – <strong>Marokko</strong> ist für seine Vielseitigkeit<br />

bekannt. Das gilt ausdrücklich auch für den<br />

Veranstaltungskalender.<br />

Januar<br />

März<br />

Festival International<br />

<strong>des</strong> Noma<strong>des</strong><br />

www.nomadsfestival.org<br />

‣ M‘hamid El Ghizlane<br />

Drei Tage lang steht in M‘Hamid die<br />

Kultur im Mittelpunkt. Alle Arten<br />

von Künstlern sind zur Darbietung<br />

eingeladen.<br />

GKA Kiteworld Tour<br />

www.gkakiteworldtour.com<br />

‣ Dakhla<br />

Ausschließlich die besten 100 Rider<br />

und und Riderinnen der Welt nehmen<br />

an diesem Kiteboarding-Event<br />

teil, darunter die größten Champions<br />

der Disziplin. Das Highlight <strong>des</strong> GKA<br />

Dakhla Kitesurf World Cup ist das<br />

Freestyle. Die Zuschauer dürfen sich<br />

somit auf spektakuläre Figuren und<br />

Sprünge freuen.<br />

Mai<br />

Printemps du Livre et <strong>des</strong> Arts<br />

de Tanger<br />

www.printempsdulivretanger.org<br />

‣ Tanger<br />

Bei diesem Buch- und Kunstfestival<br />

dreht sich drei Tage lang alles um die<br />

literarische und künstlerische Vitalität<br />

<strong>Marokko</strong>s. Am Festival nehmen<br />

vor allem marokkanische und<br />

ausländische Schriftsteller, Dichter,<br />

Künstler und Verleger teil.<br />

Rosenfest<br />

‣ El-Kelâa M‘Gouna<br />

Ein farbenprächtiges Folklorefest zur<br />

Rosenernte in der Oasenstadt an der<br />

Straße der Kasbahs. Musik, Tänze<br />

und Darbietungen.<br />

Trophee Hassan II & Coupe Lalla<br />

Meriem de Golf<br />

www.hassan2golftrophy.com<br />

‣ Rabat<br />

Internationales Golfturnier mit<br />

Teilnehmern der Weltelite.<br />

Marathon de Marrakech<br />

www.marathon-marrakech.com<br />

‣ Marrakesch<br />

Am letzten Januarwochenende ist<br />

Marrakesch autofrei! Mehr als 8000<br />

Läufer aus aller Welt nehmen an<br />

dem prestigeträchtigen internationalen<br />

Marathon teil.<br />

Februar<br />

Renault 4L Trophy<br />

www.4ltrophy.com<br />

‣ Quer durch <strong>Marokko</strong><br />

Eine 6000 km lange Wüstenrallye<br />

von Frankreich nach Marrakesch mit<br />

Renault 4L. Nur für Studenten!<br />

Rallye Aïcha <strong>des</strong> Gazelles<br />

www.rallyeaicha<strong>des</strong>gazelles.com<br />

‣ Quer durch <strong>Marokko</strong>, Wüste<br />

Internationale Wüstenrallye nur<br />

für Frauen. Das Konzept ist, vom<br />

Start zum Ziel auf dem kürzesten<br />

Weg zu gelangen. Wer am Ende die<br />

wenigsten Kilometer auf dem Tacho<br />

hat, gewinnt – selbst wenn man als<br />

Letzter das Ziel erreicht! Ohne Karte,<br />

Kompass, GPS, festgelegte Routen.<br />

Rallye du Maroc Classic<br />

www.rallye-maroc-classic.com<br />

‣ Quer durch <strong>Marokko</strong><br />

Offene Rallye für Oldtimer der Jahre<br />

1930 bis 1980. Eine Rallye der Nostalgie,<br />

die ein wenig von der Eleganz<br />

und dem Charme <strong>des</strong> damaligen<br />

Rennsports vermittelt.<br />

Rallye Transmarocaine<br />

www.go2events.fr/transmarocaine<br />

‣ Von Essaouira über den Mittleren<br />

Atlas nach Marrakesch<br />

Offene Multi-Sport-Rallye, zu Fuß<br />

sowie mit Mountainbike und Kanu.<br />

April<br />

Marathon <strong>des</strong> Sables<br />

www.marathon<strong>des</strong>sables.com<br />

‣ Sahara-Wüste<br />

Dieser legendäre, siebentägige<br />

Wüstenmarathon gilt als einer der<br />

härtesten Läufe der Welt. Sechs<br />

extrem anstrengende Etappen mit<br />

insgesamt 250 km sind in sieben<br />

Tagen zu bewältigen. Die Läufer<br />

müssen während <strong>des</strong> Laufes ihr<br />

eigenes Gepäck tragen und das<br />

Wasser ist rationiert!<br />

Printemps <strong>des</strong> Alizés<br />

www.printempsmusical<strong>des</strong>alizes.com<br />

‣ Essaouira<br />

Einzigartiges und unvergessliches<br />

musikalisches Erlebnis mit herausragenden<br />

Künstlern.<br />

Festival de Merzouga<br />

www.festivalmerzouga.com<br />

‣ Merzouga<br />

Festival der Wüstenmusik in Merzouga.<br />

In der einzigartigen Dünenlandschaft<br />

<strong>des</strong> Erg Chebbi finden neben<br />

Musik- und Tanzveranstaltungen<br />

auch Kunsthandwerksausstellungen<br />

statt.<br />

Oriental Legends Pro-Am<br />

‣ Saidia<br />

Das Oriental Legends Pro-Am ist<br />

ein marokkanisches Golfturnier.<br />

Profi- und Amateurgolfer können an<br />

einem Wochenende auf einem der<br />

schönsten Golfplätze der Region zwei<br />

Runden zusammen spielen.<br />

Juni<br />

Meeting International Mohammed<br />

VI d’Athlétisme<br />

https://rabat.diamondleague.com<br />

‣ Rabat<br />

In Rabat findet je<strong>des</strong> Jahr das internationale<br />

Leichtathletik-Treffen mit<br />

den besten Athleten der Welt statt.<br />

Das Ereignis steht im Zeichen <strong>des</strong><br />

Umweltschutzes und führt Sportbegeisterte<br />

aus aller Welt zusammen.<br />

Festival Gnaoua & Musiques<br />

du Monde<br />

www.festival-gnaoua.net<br />

‣ Essaouira<br />

Das Internationale Festival der<br />

spirituellen Gnaoua-Musik. Vier<br />

Tage lang ist die Stadt Essaouira eine<br />

einzige große Bühne: überall Musik,<br />

belebte Straßen und volle Cafés.<br />

128


MAROKKO INFOS<br />

DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />

Festival de Fès <strong>des</strong> Musiques<br />

sacrées du Monde<br />

www.fesfestival.com<br />

‣ Fes<br />

Internationales Festival der sakralen<br />

Weltmusik in Fes. Chöre, Orchester,<br />

Tanzgruppen und Solisten aus aller<br />

Welt spielen in den Andalusischen<br />

Gärten im Palais du Batha in Fes-El-<br />

Bali und auf dem Platz Bab Makina<br />

in Fes-El-Jedid.<br />

Festival National <strong>des</strong> Arts<br />

Populaires<br />

‣ Marrakesch<br />

Ob Tanz, Gesang, Darbietungen<br />

aus dem Zirkus oder der Welt<br />

der Magie – hunderte völlig<br />

verschiedene Künstler treten bei<br />

diesem einzigartigen Festival auf.<br />

Das Festival National <strong>des</strong> Arts<br />

Populaires ist für alle Künste offen.<br />

International renommierte Größen<br />

und weniger bekannte Künstler<br />

haben ein gemeinsames Ziel: Das<br />

Publikum zu verzaubern. Bei den<br />

Folkloreveranstaltungen werden<br />

die althergebrachten Traditionen<br />

der einzelnen Regionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />

modern interpretiert. Je<strong>des</strong> Jahr wird<br />

ein Land als Ehrengast eingeladen.<br />

Juli<br />

Marrakech du Rire<br />

www.marrakechdurire.com<br />

‣ Marrakesch<br />

Je<strong>des</strong> Jahr kommt der berühmte<br />

französisch-marokkanische<br />

Comedian Jamel Debbouze nach<br />

Marrakesch, um dieses äußerst<br />

beliebte Comedy-Festival zu veranstalten.<br />

Eine schöne Gelegenheit, alle<br />

Menschen aus der gesamten französischsprachigen<br />

Welt im Zeichen <strong>des</strong><br />

Humors zusammenzubringen.<br />

Festival international du Raï<br />

‣ Oujda<br />

Fünf Tage lang wird Oujda zur<br />

Hauptstadt <strong>des</strong> Raï, der traditionellen<br />

und zeitgenössischen Musik <strong>des</strong><br />

Orients. Dieses Festival gilt als das<br />

größte seiner Art. Die Zuschauer dürfen<br />

sich auf Stars aller Generationen<br />

und junge Talente aus Oujda und der<br />

Region freuen.<br />

Festival de la Culture Amazigh<br />

www.festivalamazighfes.com<br />

‣ Fes<br />

Das Festival bietet kulturellen und<br />

künstlerischen Darbietungen der<br />

Amazigh-Kultur eine Bühne. Im<br />

Fokus stehen Musik und Poesie.<br />

Festival Timitar<br />

www.festivaltimitar.ma<br />

‣ Agadir<br />

Das Timitar-Festival ist das vielleicht<br />

bedeutendste Fest der Region. Amazigh-Künstler<br />

treten gemeinsam mit<br />

anderen Künstlern aus aller Welt auf.<br />

An vier Abenden gibt es in Agadir<br />

die Möglichkeit Ausstellungen zu<br />

besuchen, Auftritte zu bewundern,<br />

an Debatten teilzunehmen. Das Ziel:<br />

mit der Musik Brücken zwischen den<br />

verschiedenen Welten zu bauen, um<br />

den zukünftigen Generationen den<br />

Weg zu weisen.<br />

Grand Prix de Marrakech<br />

www.marrakechgrandprix.com<br />

‣ Marrakesch<br />

Der Marrakesch E-Prix ist ein<br />

Automobilrennen der FIA-Formel-<br />

E-Meisterschaft. Im Rahmen der<br />

UN-Klimakonferenz in Marrakesch<br />

2016 wurde der Marrakesch E-Prix<br />

erstmals auf dem Circuit International<br />

Automobile Moulay el Hassan<br />

ausgetragen.<br />

Semaine Nautique de M‘Diq<br />

‣ M‘Diq, Tetouan<br />

Am internationalen Segelwettbewerb<br />

nehmen mehr als 70 Sportler<br />

aus sieben Ländern aus Afrika, Europa<br />

und Asien teil. Der Wettbewerb<br />

zielt darauf ab, den marokkanischen<br />

Sportlern die Möglichkeit zu geben,<br />

von den Erfahrungen hochrangiger<br />

Wettkämpfer zu lernen.<br />

Moussem Moulay Abdellah<br />

Amghar d‘El Jadida<br />

www.moulayabdellah.ma<br />

‣ El Jadida<br />

Zum Moussem in El Jadida kommen<br />

rund 300 000 Menschen zu Ehren<br />

<strong>des</strong> Moulay Abdellah Amghar, der<br />

im 12. Jahrhundert lebte. Fast 1000<br />

Reiter repräsentieren bei den Fantasia-Reiterspielen<br />

ihre Stämme.<br />

Festival d‘Asilah<br />

‣ Asilah<br />

Das internationale Kulturfestival<br />

ist inzwischen weit über die<br />

Lan<strong>des</strong>grenzen hinaus bekannt.<br />

Schriftsteller, Musiker, Maler und<br />

Bildhauer pilgern für einen Monat<br />

nach Asilah und lassen sich von der<br />

einmaligen Atmosphäre der vom<br />

Atlantik umspülten Festungsstadt<br />

inspirieren.<br />

Moussem International<br />

Féminin d‘Asilah<br />

‣ Asilah<br />

Frauen-Festival; Kultur und Kunst,<br />

Musik, Tänze und Darbietungen.<br />

August<br />

Festival Karacena<br />

www.karacena.art<br />

‣ Salé<br />

Das Festival ist einzigartig in<br />

<strong>Marokko</strong> und findet alle zwei<br />

Jahre in Rabat und Salé statt. Bei<br />

diesem Festival lässt sich der ganze<br />

Reichtum der Zirkuswelt entdecken.<br />

Die Darbietungen werden sowohl in<br />

einer Zirkusschule als auch in mehreren<br />

öffentlichen Räumen gezeigt.<br />

Festival d‘Imilchil<br />

‣ Imilchil im Hohen Atlas<br />

Zum Jahresfest <strong>des</strong> Stammesheiligen<br />

(Marabout) treffen sich tausende<br />

Nomaden am Heiligengrab in<br />

Imilchil im Hohen Atlas. Während<br />

<strong>des</strong> Festes werden u.a. Ehen der Mitglieder<br />

<strong>des</strong> Aït Haddidou Stammes<br />

geschlossen.<br />

September<br />

Festival du Film de Femmes<br />

de Salé<br />

www.fiffs.ma<br />

‣ Salé<br />

Das Filmfestival verfolgt das Ziel, von<br />

Frauen gemachte Filme zu fördern<br />

und Frauen im Film hervorzuheben.<br />

Moussem de Tan-Tan<br />

www.fondationalmouggar.org<br />

‣ Tan-Tan<br />

Größtes Festival der Amazigh-Kultur<br />

in Nordafrika. Es wird gesungen und<br />

gedichtet.<br />

TANJAzz in Tanger<br />

www.tanjazz.org<br />

‣ Tanger<br />

Internationales Jazzfestival mit<br />

kostenlosen Konzerten und Animationen<br />

in den Straßen von Tanger.<br />

Oasis Festival<br />

www.intothewild.ma<br />

‣ Dakhla, Marrakesch<br />

Das größte Festival für elektronische<br />

Musik in <strong>Marokko</strong>. Elektrosounds<br />

werden mit lokaler Musik vermischt.<br />

Tagsüber wird das Festival mit<br />

mehreren Ständen belebt, wie Yoga-<br />

& Henna-Workshops, Massagesitzungen<br />

und Streetfood. Ursprünglich<br />

fand das Festival in Marrakesch<br />

statt. Ab 2022 nahm das Festival<br />

Kurs auf andere Orte wie Dakhla und<br />

Ouarzazate.<br />

129


MAROKKO INFOS<br />

DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />

Bin El Ouidane Swim & Run<br />

‣ Bin El Ouidane<br />

Bei diesem Wettkampf wird Laufen<br />

und Schwimmen kombiniert. Er<br />

findet am wunderschönen See von<br />

Bin El Ouidane in der Provinz Azilal<br />

statt. In Zweierteams müssen die<br />

Teilnehmer zwischen und auf den<br />

Inseln <strong>des</strong> Sees abwechselnd laufen<br />

und schwimmen, um eine Gesamtstrecke<br />

von 31 km zurückzulegen.<br />

Davon entfallen fünf km auf das<br />

Schwimmen und 26 km auf das<br />

Laufen.<br />

November<br />

Oktober<br />

Salon du Cheval in El Jadida<br />

www.salonducheval.ma<br />

‣ El Jadida<br />

Je<strong>des</strong> Jahr strömen mehr als tausend<br />

Pferdeliebhaber aus der ganzen<br />

Welt zur größten internationalen<br />

Pferdemesse auf dem afrikanischen<br />

Kontinent. Sechs Tage lang wechseln<br />

sich Shows, Wettbewerbe und<br />

Konferenzen ab.<br />

Festival <strong>des</strong> Andalousies<br />

Atlantiques<br />

‣ Essaouira<br />

Das Festival ehrt die jüdisch-arabisch-andalusische<br />

Musik. <strong>Marokko</strong>s.<br />

Das Ziel ist, das gemeinsame<br />

Erbe <strong>Marokko</strong>s und Spaniens in den<br />

Vordergrund der Kunst zu stellen.<br />

Morocco Royal Tour<br />

‣ Tetouan, Rabat, El Jadida<br />

www.mrt.ma<br />

Die Morocco Royal Tour, eine internationale<br />

Springreit-Tour, die an drei<br />

Wochenenden in drei verschiedenen<br />

Städten stattfindet, ist eine Pflichtveranstaltung<br />

im internationalen<br />

Reitsportkalender. Der Wettbewerb<br />

besteht aus drei Etappen. Die dritte<br />

Etappe, das große Finale der Tour,<br />

findet während <strong>des</strong> Salon du Cheval<br />

in El Jadida statt.<br />

Moga Festival<br />

‣ Essaouira<br />

www.mogafestival.com<br />

MOGA ist ein Festival für elektronische<br />

Musik. Das Festival will sich von<br />

den Wellen <strong>des</strong> Atlantiks inspiriert<br />

fühlen lassen, um die Menschen<br />

aus aller Welt durch Tanz, Musik,<br />

Kunst und Wellness miteinander zu<br />

verbinden.<br />

Festival de la Culture Soufie<br />

‣ Fes<br />

www.festivalculturesoufie.com<br />

Das Festival bietet eine gute Gelegenheit,<br />

die mit dem Sufismus<br />

verbundenen Künste - Malerei,<br />

Kalligraphie, Literatur und Film,<br />

sowie die sufistischen Einflüsse in<br />

der Architektur und im Lebensstil zu<br />

entdecken.<br />

Festival <strong>des</strong> Contes et Arts<br />

Populaires de Zagora<br />

‣ Zagora<br />

Bei diesem Karnevalsfest im tiefen<br />

Süden <strong>Marokko</strong>s bietet sich den<br />

Bewohnern von Zagora die schöne<br />

Gelegenheit auf den Straßen zu den<br />

Rhythmen von Musikgruppen zu<br />

feiern. Es gibt Einzel- und Gruppenauftritte<br />

von Geschichtenerzählern,<br />

interessante Kunstabende, spannende<br />

Theaterstücke, Aufführungen<br />

für Kinder sowie Workshops für<br />

Körpersprache.<br />

Raid Courrier Sud <br />

www.raidcourriersud.fr<br />

‣ Atlantikküste, Antiatlas u.a. im<br />

Programm.<br />

Diese Rallye ist eine Kombination<br />

aus sportlichem Wettbewerb und<br />

Entdeckungstour, während<strong>des</strong>sen<br />

die Teilnehmer <strong>Marokko</strong> beim<br />

Mountainbiken und Laufen kennenlernen.<br />

Inspiriert vom ersten Buch<br />

von Saint-Exupéry „Südkurier”, wo er<br />

seine Erfahrungen als Luftpostpilot<br />

während <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges verarbeitete,<br />

ist das Ziel immer Tarfaya<br />

(zur Saint-Exupérys Zeit „Cap Juby”).<br />

Dattel-Fest<br />

‣ Erfoud<br />

Tanz, Musik und Darbietungen zur<br />

Dattelernte in Erfoud (oder Rissani).<br />

Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)<br />

www.atlas-trail.com<br />

‣ Im Hohen Atlas<br />

Seit mittlerweile 10 Jahren bringt<br />

der Ultra Trail Atlas Toubkal<br />

Läufer aus der ganzen Welt auf dem<br />

wunderschönen Oukaïmeden-Plateau<br />

zusammen. Je<strong>des</strong> Jahr finden<br />

sich viele Teilnehmer im Hohen Atlas<br />

ein, um ein einzigartiges Abenteuer<br />

zu erleben. Als idealer Spielplatz für<br />

Outdoor-Sportler bieten die Berge<br />

<strong>des</strong> Hohen Atlas atemberaubende<br />

Landschaften sowie wilde, technische<br />

und spielerische Pfade.<br />

Festival International du Film<br />

de Marrakech<br />

www.festivalmarrakech.info<br />

‣ Marrakesch<br />

Das internationale Filmfestival lockt<br />

seit Jahren eine beeindruckend<br />

große Zahl von weltbekannten<br />

Stars an.<br />

Concert pour la Tolérance<br />

‣ Agadir<br />

Die Veranstaltung zieht je<strong>des</strong> Mal<br />

mehr als 150 000 Zuschauer an<br />

den Strand und an die Corniche von<br />

Agadir, um ein großartiges (und<br />

kostenloses) Spektakel zu erleben.<br />

Das Motto <strong>des</strong> Konzerts ist<br />

Toleranz. Es treten marokkanische,<br />

französische und andere internationale<br />

Künstler auf, die sich für<br />

die universellen Werte der Toleranz,<br />

<strong>des</strong> Friedens, <strong>des</strong> Respekts und <strong>des</strong><br />

Dialogs einsetzen.<br />

Dezember<br />

Morocco Swim Trek<br />

www.moroccoswimtrek.com<br />

‣ Dakhla<br />

Der Wettbewerb, der sich über vier<br />

Tage erstreckt, findet in der Lagune<br />

von Dakhla statt. Insgesamt müssen<br />

25 km in vier Etappen zurückgelegt<br />

werden. Gewonnen hat, wer für die<br />

25 km am wenigsten Zeit benötigt.<br />

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132<br />

www.visitmorocco.com

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