Marokko-Königreich des Lichtes
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MAROKKO<br />
Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />
1
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
das <strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong> war schon immer ein beliebtes Reiseziel. Gründe<br />
hat es stets mehr als genug gegeben: die jahrtausendealte Kultur, die<br />
überlieferten Traditionen, die weltberühmte Gastronomie, die legendäre<br />
Gastfreundschaft der Marokkaner und die unvergleichliche Vielfalt der<br />
Landschaften. So haben sich 2019 mehr als 13 Millionen Touristen aller<br />
Nationen für einen Aufenthalt in <strong>Marokko</strong> entschieden und das Land zum<br />
führenden Reiseziel in Afrika gemacht.<br />
<strong>Marokko</strong> konnte immer allen Wünschen entsprechen: ob für Alleinreisende,<br />
die dem Alltag entfliehen und Abenteuer erleben wollen, Paare, die<br />
völlig abschalten und gleichzeitig in eine neue Welt eintauchen wollen<br />
oder Familien, die in einem spannenden, aber sicheren Reiseland ihren<br />
Urlaub verbringen möchten – <strong>Marokko</strong> ist immer die richtige Wahl. Und<br />
noch etwas: <strong>Marokko</strong> besticht nicht nur durch sein abwechslungsreiches<br />
Angebot. Vielmehr können Sie auf eins besonders zählen: auf die Leidenschaft<br />
der Menschen in der Tourismusbranche, die stets nur für Sie da sein<br />
werden.<br />
Mit diesem Magazin möchten wir Ihnen einen Vorgeschmack auf <strong>Marokko</strong><br />
geben und Ihnen die verschiedenen Facetten dieses einzigartigen Reiseziels<br />
vor den Toren Europas vorstellen!<br />
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise nach <strong>Marokko</strong> und freuen<br />
uns bereits jetzt darauf, Sie im <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts begrüßen zu dürfen.<br />
Ihr Team <strong>des</strong> Marokkanischen Fremdenverkehrsamtes<br />
2
INHALT<br />
<strong>Marokko</strong> – Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />
IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO<br />
Unser Himmel über der Wüste ..................................... 6<br />
Bei den Töpfern von Tamegroute ................................. 8<br />
Erkundung von AÏt Benhaddou ................................... 10<br />
Durch die Oasen <strong>des</strong> Drâa-Tals .................................. 12<br />
In den Sanddünen <strong>des</strong> Erg Chegaga .......................... 14<br />
Unser kleines Camp in der Wüste .............................. 16<br />
Chillout in Marrakesch .............................................. 18<br />
TANGER UND DER NORDEN<br />
Tanger is back! .......................................................... 22<br />
Asilah ......................................................................... 28<br />
Chefchaouen .............................................................. 29<br />
El Jebha ..................................................................... 32<br />
Al Hoceima und Saidia ............................................. 35<br />
FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />
Fes, das Tor zum Mittelalter ....................................... 38<br />
Meknes ....................................................................... 44<br />
Mittlerer Atlas ............................................................ 46<br />
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
AÏt Benhaddou ........................................................... 50<br />
Tal der Rosen, Ouarzazate, Telouet .......................... 52<br />
Da<strong>des</strong>-Tal, Da<strong>des</strong>-Schlucht, Hochland ..................... 54<br />
Tinerhir und Todra-Schlucht .................................... 56<br />
Merzouga und Erg Chebbi ........................................ 58<br />
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />
Marrakesch, die rote Stadt ......................................... 64<br />
Ausflüge und Exkursionen in den Hohen Atlas ........... 74<br />
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />
Agadir: Was willst Du Meer? .................................... 104<br />
Taghazout ................................................................. 108<br />
Paradise Valley .......................................................... 114<br />
Antiatlas ................................................................... 116<br />
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />
Dakhla: Zur Südsee immer geradeaus! ..................... 118<br />
Mirleft und Legzira .................................................. 120<br />
Laâyoune und Guelmim ............................................ 122<br />
EXKURSE<br />
Beatniks in der Medina von Tanger .......................... 27<br />
Streifzug durch die marokkanische Küche ............... 36<br />
Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte ........................ 45<br />
Wein aus <strong>Marokko</strong>? ................................................... 48<br />
Der Stoff aus dem die Träume sind ........................... 62<br />
Über den Dächern von Marrakesch .......................... 78<br />
Urlaub im Gartenhaus .............................................. 102<br />
INFOS MAROKKO<br />
Karte <strong>Marokko</strong> ......................................................... 124<br />
Steckbrief ................................................................. 125<br />
Klima und Reisezeit ................................................. 126<br />
An- und Einreise / Reisen im Land .......................... 127<br />
Die wichtigsten Veranstaltungen .............................. 128<br />
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
Rabat und die Perlen am Atlantik ............................ 80<br />
Casablanca ................................................................ 86<br />
El Jadida ................................................................... 90<br />
Oualidia ..................................................................... 94<br />
Essaouira .................................................................. 98<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial ....................................................................... 2<br />
Impressum, Fotovermerke ........................................... 5<br />
Die Tour durch das <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts ................ 20<br />
3
INHALT<br />
64 MARRAKESCH <br />
Zwischen Wüste und Küste<br />
befindet sich eine Stadt, die<br />
seit jeher Besucher aus aller<br />
Welt in ihren Bann zieht:<br />
Marrakesch – ein urbanes<br />
Märchen zwischen Tradition<br />
und Moderne<br />
22 TANGER UND DER NORDEN <br />
Atlantik trifft auf Mittelmeer<br />
und Afrika auf Europa.<br />
Hier mischen sich Kulturen<br />
und Sprachen. Tanger ist<br />
heute spannender denn je<br />
118 DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN <br />
In Dakhla reichen die Dünen<br />
der Sahara bis ans Meer: einer<br />
der wohl außergewöhnlichsten<br />
Orte <strong>Marokko</strong>s!<br />
50 DIE STRASSE DER 1000<br />
KASBAHS<br />
Im Süden <strong>Marokko</strong>s<br />
bietet sich eine Tour der<br />
Extraklasse an. Für viele<br />
Reisende ist sie schlichtweg<br />
ein Traum: die Straße<br />
der 1000 Kasbahs<br />
38 FES UND DER MITTLERE ATLAS <br />
Fes und Meknes sind<br />
<strong>Marokko</strong>s Königsstädte<br />
im Mittleren Atlas. Den<br />
Besucher erwartet ein<br />
Feuerwerk an Eindrücken<br />
80 RABAT UND DIE PERLEN AM<br />
ATLANTIK<br />
Die Atlantikküste hat<br />
wahre Schätze zu bieten:<br />
Rabat, Casablanca,<br />
El Jadida, Oualidia und<br />
natürlich Essaouira<br />
104 AGADIR UND DIE SÜDKÜSTE<br />
Mit 300 Sonnentagen hat<br />
Agadir ganzjährig Saison.<br />
Das berühmte Seebad mit<br />
seiner eleganten Badezone<br />
lässt keine Wünsche offen<br />
4
IMPRESSUM<br />
<strong>Marokko</strong> – Eine Reise ins <strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />
Fotovermerke<br />
(nach Seiten, Anordnung im Layout: l.: links, r.: rechts, M.:<br />
Mitte, o.: oben, u.: unten)<br />
Titel: TomStahl/iStockphoto<br />
Editorial+51: Eldar_V/iStockphoto<br />
Impressum: Maïenga<br />
Impressionen aus Südmarokko: 6-19: Klaus Kopelkert.<br />
Tanger und der Norden: 22-23: issam elhafti/iStockphoto;<br />
24-25: Wirestock Creators/stock.adobe.com;<br />
26 o.+27: redouane.damoun/stock.adobe.com; 26: u.l.:<br />
rayints/stock.adobe.com, u.r.: Amine Bouzidi Idrissi/<br />
iStockphoto; 28 o.: Eduardo 1961/iStockphoto, u.l.:<br />
LIFEismorocco.com, u.r.: olenatur/stock.adobe.com; 29:<br />
kotangens/iStockphoto; 30-31: dinozzaver/stock.adobe.<br />
com; 32-35: Klaus Kopelkert; 36: fazeful /stock.adobe.<br />
com; 37: tbralnina/iStockphoto.<br />
Fes und der Mittlere Atlas: 38-39: Gatsi/iStockphoto;<br />
40 l.: Bioris Stroujko/StockAdobe, M.: Maurizio De<br />
Mattei/stock.adobe.com; 41: Adam Smigielski/iStockphoto;<br />
42: Klaus Kopelkert; 43 o.: Palais Faraj Fes, u.: age/<br />
Mauritius; 44 o.: Jan Wlodarczyk/Mauritius, u.: nyiragongo/stock.adobe.com;<br />
45: Ondrej Bucek/stock.adobe.com;<br />
46 o.: Kotangens/stock.adobe.com, u.: Nicole Regez und<br />
Pit Horstink; 47: JulianSchaldach/iStockphoto; 48-49: La<br />
Ferme Rouge/Jean-Yves Gabriel.<br />
Straße der Kasbahs: 50-51: Starcevic/iStockphoto;<br />
52: Leonid Andronov/stock.adobe.com; 53 o.: saiko3p/<br />
iStockphoto; 54: Frank Charton; 55: Klaus Kopelkert; 56:<br />
Astalor/iStockphoto; 57 o.: AlbertoLoyo/iStockphoto, u.:<br />
Klaus Kopelkert; 58: todamo/iStockphoto; 59 o.: lightkey/<br />
iStockphoto, u.: MaRabelo/iStockphoto; 60: CIMBALY/<br />
MDS2021@FranckODDOUX; 61 o.: MAIENGA/MichaelTubiana,<br />
u.: MAIENGA/Nicolas Jahan; 62: uisapuccini/<br />
iStockphoto; 63 o.: Radka Danailova/iStockphoto, u.:<br />
victoria p./stock.adobe.com.<br />
Marrakesch und der Hohe Atlas: 64-65: ONMT; 66:<br />
Astalor/iStockphoto; 67: Jose Ignacio Soto/Stock.adobe.<br />
com; 68-69: robertharding/Mauritius; 70-71: Fairmont<br />
Royal Palm Golf Club & Country Club; 72: Yann Canari/<br />
Fotolia; 73: caroloscastilla/iStockphoto; 74-75: Lukas/<br />
stock.adobe.com; 76: Abderrahim Elouihssani/iStockphoto;<br />
77 o.: David Gonthier/UTAT, u. Klaus Kopelkert;<br />
78: Olena Znak/stock.adobe.com; 79: Balate Dorin/<br />
StockAdobe.<br />
Die mittlere Atlantikküste: 80-81: zodebala/iStockphoto;<br />
82: Klaus Kopelkert; 83: Gatsi/stock.adobe.com;<br />
84: olenatur/stock.adobe.com; 85: walid Moujanni/iStockphoto;<br />
86-87: Rattham/iStockphoto; 88: Martinelli73/<br />
iStockphoto; 89: Oleksii Hlembotskyi/iStockphoto; 90:<br />
Kirill/stock.adobe.com, u.l.: Klaus Kopelkert, u.r.: Peter<br />
Giovannini/Mauritius; 92-93: Klaus Kopelkert; 94-95<br />
o.: La Sultana Oualidia, u.: masar1920/stock.adobe.<br />
com; 96-97: La Sultana Oualidia; 98 o.: Klaus Kopelkert,<br />
u.l.: Pavliha/iStockphoto, u.r.: Balate Dorin/stock.adobe.<br />
com; 100: Karim Tibari; 101: Klaus Kopelkert; 102: Riad<br />
Yasmine Marrakech: @un_fold_ed / Sophia van den Hoek<br />
from Studio Unfolded; 103: Lucy Mason @goinghomebroke<br />
(instagram).<br />
Agadir, Taghazout und der Antiatlas: 104-105:<br />
Danialand; 106 o.+u.: Adam Smigielski/iStockphoto; 107<br />
u.: GinaKoch/stock.adobe.com; 108-113: Klaus Kopelkert;<br />
114: panosud360/stock.adobe.com; 115: Heather Cooper;<br />
116: nicolamargaret/iStockphoto; 117 o. Klaus Kopelkert,<br />
u. Uwalthie Pic Project/Adobe Stock.<br />
Dakhla und der große Süden: 118-119: ONMT/Hope<br />
Production; 120-121 o.: Alan van Gysen; 120 u. Klaus<br />
Kopelkert; 121 u.: Una Baufala/Pixabay; 122 + 123 u.:<br />
ONMT/Hope Production; 123 o. Margaret Cornfield.<br />
Infos <strong>Marokko</strong>: 124 Karte: Stephan Hauf; 125 o.: Leonid<br />
Andronov/stock.adobe.com; 126 o.: fafou/iStockphoto,<br />
u.+127 o.: Klaus Kopelkert, u.: L’Heure Bleue.<br />
Veranstaltungen: Bildrechte bei den jeweiligen Veranstaltern.<br />
HERAUSGEBER<br />
Staatlich Marokkanisches Fremdenverkehrsamt<br />
www.visitmorocco.com<br />
KONZEPT, LAYOUT, REDAKTION, BILDREDAKTION, HERSTELLUNG<br />
ADIEU TRISTESSE Verlag, Berlin<br />
REDAKTION / LEKTORAT<br />
Corinne Vastel (V.i.S.d.P.)<br />
Klaus Kopelkert (Fotografie)<br />
Willy Vlodaceck<br />
Sven Kämmerer<br />
Nachdruck, Übersetzungen und Auszüge nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />
<strong>des</strong> Verlages und mit voller Quellenangabe. Alle Rechte vorbehalten.<br />
© by ADIEU TRISTESSE Verlag Berlin.<br />
Gerichtsstand: Berlin.<br />
5
6
IMPRESSIONEN AUS SÜDMAROKKO<br />
UNSER<br />
HIMMEL<br />
ÜBER DER<br />
WÜSTE<br />
Auf dem Programm stand Südmarokko: Giovanni und Katrin hatten eine<br />
ganz besondere Tour ausgearbeitet. Sie führte über die Straße der 1000<br />
Kasbahs durch abgelegene Dörfer im Hohen Atlas zum Erg Chebbi. In der<br />
Wüstenstadt Rissani schlenderten sie durch die Souks, durchstreiften die<br />
umliegenden Oasen und brachen in die Wüste auf.<br />
7
8
BEI DEN TÖPFERN VON TAMEGROUTE<br />
Südlich von Zagora leben Handwerkerfamilien, die ihre Fertigungskunst über Generationen<br />
weitergeben. Es sind klassische Scheibentöpfer. Giovanni hat versucht, einen<br />
Tajine-Topf herzustellen: Der Tonklumpen wird durch die schnelle Drehung einer Töpferscheibe<br />
mit den Händen zu einem Gefäß ausgezogen. Im Anschluss werden die Tonprodukte<br />
zum Trocknen in die Sonne gestellt und danach noch in den mit Holzkohle<br />
befeuerten Ofen geschoben. Die Öfen müssen eine Temperatur von 1000 °C erreichen.<br />
Hier im Drâa-Tal werden die Waren der Töpfer grüne Keramik genannt, da sie durch das<br />
Erhitzen im Ofen grün werden. Nach dem Erkalten werden Mängel beseitigt. Die Keramik<br />
wird geschliffen, poliert und mit natürlichen Farben bemalt.<br />
9
10
ERKUNDUNG VON AÏT BENHADDOU<br />
Nördlich von Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït<br />
Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren hoch aufragenden Türmen gehört<br />
heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse<br />
in etlichen Hollywoodfilmen wie „Gladiator” und „Die letzte Versuchung Christi“. Für<br />
die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und „Lawrence von Arabien“ wurden<br />
eigens neue Türme aus Pappe gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend<br />
echt, dass sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen.<br />
11
DURCH DIE OASEN DES DRÂA-TALS<br />
Auf dem Weg nach Zagora führt die Strecke durch eine<br />
biblisch anmutende Gegend, die sich der Fluss Drâa selbst<br />
geschaffen hat. Im Norden hat er mächtige Schluchten in<br />
den Berg gegraben, um dann in einem 200 Kilometer langen,<br />
wunderschönen Tal auszulaufen. Im Drâa-Tal, das sich<br />
hinunter bis in die Wüste zieht, versorgt der Fluss unzählige<br />
Oasen, in denen Palmen, Feigen- und Granatapfelbäume<br />
gedeihen. In Verbindung mit den traditionellen Lehmbauten<br />
der Dörfer offenbaren sich dem Reisenden immer wieder<br />
fantastische Panoramen.<br />
12
13
IN DEN SANDDÜNEN DES ERG CHEGAGA<br />
In M‘Hamid verlassen wir den Asphalt und tauchen in den Sand der Sahara<br />
ein. Bis zu den großen Dünen <strong>des</strong> Erg Chegaga sind es gut drei Stunden<br />
Fahrt. Ganz in der Nähe haben Nomaden ihre Zelte aufgeschlagen. Wir<br />
schauen uns das Lager aus der Nähe an und versuchen uns mit spontanem<br />
Kamel-Trekking. Wir werden ebenfalls hier unser Lager aufschlagen.<br />
14
15
UNSER KLEINES CAMP IN DER WÜSTE<br />
Wir haben uns ein Außenlager aufgebaut. Die Polster nach draußen, Laken drüber,<br />
Kissen raus, fertig! Es stimmt, dass es in der Wüste frisch wird, aber es ist noch angenehm.<br />
Später entfachen wir noch ein schönes Lagerfeuer und ziehen eine gute Flasche<br />
marokkanischen Wein auf. Bis tief in die Nacht liegen wir unter dem Sternenhimmel<br />
und lauschen einfach nur der Stille.<br />
16
17
CHILLOUT IN MARRAKESCH<br />
Nördlich von Marrakesch befindet sich der zehn Kilometer lange Oasengürtel La<br />
Palmeraie. Inmitten dieser biblisch anmutenden Szenerie entstanden in den letzten<br />
Jahren sogenannte „Boutique-Hotels“: kleine, aber feine Gästehäuser. Sie haben nur<br />
wenige Zimmer, die dafür umso luxuriöser ausgestattet sind. Hier wird dem Gast jeder<br />
Wunsch von den Lippen abgelesen. Manche Gäste fühlen sich in den charmanten Boutique-Hotels<br />
so wohl, dass sie auf einen Abstecher in die Medina verzichten und nur<br />
eins tun: im Hotel relaxen. Und genau das haben wir auch gemacht!<br />
18
19
Die Tour durch das<br />
<strong>Königreich</strong> <strong>des</strong> Lichts<br />
Tanger und der Norden<br />
1.<br />
Rabat und die Perlen am Atlantik<br />
Tanger und der Norden<br />
5.<br />
6.<br />
Agadir, Taghazout und der Antiatlas<br />
Laâyoune<br />
Dakhla und der große Süden<br />
7.<br />
Dakhla<br />
Lagouira<br />
20
Tanger<br />
RABAT<br />
Asilah<br />
El Jebha<br />
Chefchaouen<br />
Fes<br />
Al Hoceima<br />
Saidia<br />
Oujda<br />
El Jadida<br />
Casablanca<br />
Meknes<br />
Oualidia<br />
Essaouira<br />
Marrakesch<br />
Agadir<br />
Taroudant<br />
Aït Benhaddou<br />
Ouarzazate<br />
Zagora<br />
Rissani<br />
Erfoud<br />
Merzouga<br />
2.<br />
Legzira<br />
Sidi Ifni<br />
Tafraoute<br />
M‘Hamid<br />
Fes und der Mittlere Atlas<br />
Guelmin<br />
Smara<br />
3.<br />
4.<br />
Die Strasse der 1000 Kasbahs<br />
Marrakesch und der Hohe Atlas<br />
Strasse der Kasbahs<br />
21
TANGER<br />
is back!<br />
Keine Stadt am westlichen Mittelmeer ist derzeit so spannend wie<br />
Tanger. Der städtebauliche Umbruch soll Tanger aus dem Schatten von<br />
Marrakesch herausführen und an die glorreichen Zeiten, als Tanger<br />
noch den „Tangerine Dream“ verkörperte, anknüpfen.<br />
22
TANGER UND DER NORDEN<br />
23
TANGER UND DER NORDEN<br />
Die Corniche von Tanger schlängelt sich elegant<br />
am Mittelmeer entlang. Fünf Kilometer mineralisches<br />
Weiß. Transparente Aufzüge bringen<br />
Menschen aus den unterirdischen Parkhäusern<br />
an die Oberfläche. Bei Sonnenuntergang kommen<br />
die Bewohner von Tanger mit ihren Familien hierher, um<br />
die frische Meeresbrise vor der 14 km entfernten spanischen<br />
Küste zu genießen. Das war nicht immer so. Noch<br />
bis vor wenigen Jahren war dieser Ort für seine Restaurants<br />
und Kabaretts mit Nachtleben bekannt. Nicht weit<br />
von hier entfernt wurden die uralten Stadtmauern der Kasbah<br />
restauriert. Noch heute schützen sie die von Touristen<br />
durchwanderte Altstadt mit ihren antiken weißen Gebäuden<br />
und den schmalen Gassen vor den Fluten <strong>des</strong> Mittelmeers.<br />
Tanger, eine mythische Stadt, die von zahlreichen<br />
Schriftstellern und Malern beschrieben wurde, erlebt eine<br />
Renaissance. Unterhalb <strong>des</strong> Hotels Continental, wo einst<br />
Paul Bowles und viele Künstler wohnten und Teile <strong>des</strong><br />
Wüstenepos „Himmel über der Wüste“ gedreht wurden,<br />
hatte sich der viel zu klein gewordene und in die Jahre gekommene<br />
Hafen immer weiter in die Stadt hineingeschoben.<br />
Damit ist jetzt Schluss. Der alte Hafen wurde zu einem<br />
Freizeitzentrum umgebaut. Am Fuße <strong>des</strong> Königlichen<br />
Yachthafens gibt es heute eine schöne Marina und einen<br />
Fischerhafen. Die schwere Containerindustrie wurde ganz<br />
aus der Stadt verbannt. Knapp 50 Kilometer nordöstlich<br />
von Tanger entstand der neue, große Hafen, Tanger Med.<br />
In der strategisch bedeutenden Meerenge von Gibraltar hat<br />
<strong>Marokko</strong> somit den größten Containerhafen Afrikas am<br />
Mittelmeer geschaffen. Autobahnen und Bahnlinien haben<br />
ihn mit den Zentren <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verbunden. Der wirtschaftliche<br />
Aufschwung der Stadt – es wurden Zehntau-<br />
24
TANGER UND DER NORDEN<br />
sende von Arbeitsplätzen geschaffen – zog die Menschen<br />
wie ein Magnet an. Heute leben im Stadtgebiet von Tanger<br />
1,1 Millionen Menschen aus verschiedenen Teilen <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> (1950 waren es noch 150 000). Die Stadtentwicklung<br />
ist beeindruckend. Überall ragen im Bau befindliche<br />
Hochhäuser in den Himmel. Allein im beliebten Stadtteil<br />
Beni Makada leben über 500 000 Menschen. Und die Stadt<br />
dehnt sich weiterhin rasant aus. Auf den Hügeln am Stadtrand<br />
vermitteln die Siedlungen aus roten Ziegelsteinhäusern<br />
eine Vorstellung von dem Eldorado, das die Stadt im<br />
Norden für viele Marokkaner geworden ist. Ein Stück weiter<br />
sind es hell getönte, gediegenere Wohnblocks, die inmitten<br />
der Felder wachsen. In Beni Makada glänzen die<br />
gerade erst geteerten Straßen, Sportplätze und Kindertagesstätten.<br />
Im schicken Stadtteil Boubana, in den Hügeln<br />
von Tanger, gibt es ein Zentrum für autistische Kinder und<br />
eines für Waisenkinder. Für die Realisierung <strong>des</strong> Plans<br />
„Tanger métropole“ wurden enorme Investitionen getätigt.<br />
Von der Modernisierung waren alle Bereiche betroffen,<br />
vom Bau <strong>des</strong> großen Parks Perdicaris über die Sportstadt<br />
bis hin zu einem Krankenhaus für Onkologie. Das visionäre<br />
Projekt wird nicht nur Tanger, sondern ganz <strong>Marokko</strong><br />
verändern. Die Hafenstadt ist auf dem besten Wege, sich<br />
zu einer Top-Reise<strong>des</strong>tination zu entwickeln. Und sie kann<br />
mit einigem aufwarten: das milde, mediterrane Klima, die<br />
langen Strände, das Flair der „nouvelle ville“, sowie die<br />
charmante Medina mit den unzähligen pittoresken Gassen<br />
und Plätzen. Tanger als wirtschaftliches Zentrum wurde<br />
bereits neu erfunden. Tanger, die Künstlerstadt, beginnt es<br />
auch zu werden. Im Stadtzentrum auf dem Place du 9 Avril<br />
wurde das Kino „Cinéma Rif“ im Art-Déco-Look neu<br />
eröffnet. Es ist längst zur kulturellen Lunge der Stadt<br />
25
avanciert und zu einem Ort der Geselligkeit. Das 1938 gegründete<br />
Kino war bereits der Zerstörung geweiht, als es<br />
2005 von der französisch-marokkanischen Fotografin Yto<br />
Barrada gekauft wurde. Nach zweijähriger Bauzeit wurde<br />
die Cinémathèque de Tanger eingeweiht: zwei Säle mit 50<br />
und 300 Plätzen, eines der wenigen Arthouse-Kinos in<br />
<strong>Marokko</strong>, in dem so unterschiedliche Filme wie Fassbinders<br />
Lili Marleen oder französische Komödien gezeigt<br />
werden. Tanger hat sich nicht nur städtebaulich, sondern<br />
auch kulturell neu erfunden. Bei Städtereisenden ist das<br />
neue Tanger längst angesagt und kein Geheimtipp mehr.<br />
Schon bald könnte Tanger dem hippen Marrakesch als<br />
Lifestyle-Destination ebenbürtig werden. Der Schriftsteller<br />
Paul Bowles wird das neue Tanger nicht mehr kennenlernen<br />
können. Er starb 1999 in seiner Wahlheimat mit 88<br />
Jahren. Bis zu seinem Tod hatte er als fleißiger Chronist<br />
der Stadt gewirkt. Nun muss die Geschichte Tangers um<br />
ein wichtiges Kapitel ergänzt werden. Das neue Tanger<br />
wird die Geschichte der Beatniks hinter sich lassen und<br />
eine ganz andere Art von jungen Künstlern inspirieren.<br />
TANGER<br />
Oben: Früher Containerhafen, heute<br />
Stadtpark. Die alten Mauern wurden<br />
vollständig restauriert. Der neu gestaltete<br />
Platz lädt zum Flanieren ein<br />
Links: Cap Spartel: Spektakulärer<br />
Aussichtspunkt mit Blick auf die<br />
Straße von Gilbraltar<br />
Rechts: Die Architektur ist keineswegs<br />
einheitlich: Belle Epoque,<br />
Renaissance, Klassizismus<br />
26
Beatniks in der Medina von Tanger<br />
Exkurs: Stadtgeschichte<br />
Der in New York lebende Literat Paul Bowles äußert 1931 den Wunsch nach einem interessanten, besonderen<br />
Urlaubsort. Die Schriftstellerin Gertrude Stein empfiehlt ihm das liberale und preisgünstige Tanger. Gemeinsam mit<br />
seinem Freund und Lehrer, dem Komponisten Aaron Copland, nimmt Bowles den zwischen Manhattan und Tanger<br />
verkehrenden Ozeandampfer. Es wird mehr als nur ein Urlaub. Paul Bowles wird wiederkommen und den Rest seines<br />
Lebens in seiner Wahlheimat Tanger verbringen.<br />
In den 50er- und 60er-Jahren kommen die Literaten<br />
der amerikanischen Beat-Generation nach Tanger.<br />
Jack Kerouac wird durch den Kult-Roman „On the<br />
Road“ weltberühmt. Sein Kollege, William Burroughs,<br />
wird in Tanger sein literarisches Hauptwerk „The<br />
Naked Lunch“ verfassen. Die jungen Literaten frönen in<br />
Tanger dem lasziven Leben.<br />
Wer länger bleibt, hält Angestellte.<br />
Es kommen immer<br />
mehr Künstler, die in Europa<br />
und in den USA den spießbürgerlichen<br />
Vorstellungen<br />
nicht folgen wollen. Tanger<br />
war zu diesem Zeitpunkt ein<br />
Fluchtort und Sammelbecken<br />
für alle, die aus dem gewohnten<br />
Trott ausbrechen<br />
wollten. In Tanger mischen<br />
sich die Kulturen. Man<br />
spricht englisch, französisch<br />
und spanisch. Arabische<br />
Märkte und die engen Gassen<br />
der Altstadt sind exotisch<br />
genug, um die Sorgen von<br />
kleinbürgerlichen Lebensentwürfen<br />
zu vergessen. Die<br />
Liste der aus diesem Grund<br />
immer gerne wiederkehrenden<br />
Gäste liest sich dann<br />
auch wie ein Who is Who der<br />
intellektuellen Querdenker<br />
<strong>des</strong> Westens: die Schriftsteller<br />
Paul Bowles, Jean Genet<br />
und Truman Capote, Tennessee<br />
Williams und Allen Ginsberg, der Filmregisseur Pierre<br />
Paolo Pasolini und der Philosoph Michel Foucault<br />
sowie die Millionärin Barbara Hutton und der Verleger<br />
Malcolm Forbes zählen zu den bekanntesten. In Tanger<br />
machen sie die Nacht zum Tage. An Möglichkeiten mangelt<br />
es nicht. In den vom großen Souk abgehenden Nebenstraßen<br />
gibt es Bars, die bis in die Morgenstunden geöffnet<br />
sind. Die Fangemeinde der Beatniks pilgert noch<br />
heute nach Tanger. Ihr Ziel ist die dem Hotel El Munira<br />
angegliederte Bar Tanger Inn, wo Fotos der Schriftsteller<br />
und Lebenskünstler hängen. Sehnsüchte und alternativentschleunigte<br />
Lebensentwürfe<br />
sind dann immer ein<br />
großes Thema. Für viele<br />
„Neo-Beatniks“ wird Tanger<br />
zur Lebensetappe auf der<br />
ganz privaten Sinnsuche, wie<br />
einst Paul Bowles. Einer seiner<br />
Lieblingsorte war die<br />
Terrasse <strong>des</strong> Hotels Continental<br />
mit ihrem freien Blick<br />
auf den Hafen. Diesen Hafen<br />
gibt es jedoch nicht mehr.<br />
Seit einigen Jahren erlebt<br />
Tanger nämlich eine bemerkenswerte<br />
Metamorphose:<br />
Tanger macht sich fein. Das<br />
berühmte Hotel aus dem<br />
Jahr 1865 mit dem unvergleichlichen<br />
Blick auf den<br />
Hafen hat heute noch Kultstatus.<br />
Im zweiten Weltkrieg<br />
fungierte es als Versteck für<br />
Spione, später avancierte es<br />
zum Mittelpunkt <strong>des</strong> kosmopolitischen<br />
und kulturellen<br />
Lebens der Stadt. Interieur<br />
und Mobiliar – die majestätische<br />
Treppe, das alte Klavier,<br />
die tiefen Sessel, das Grammophon sowie die vielen<br />
alten Fotografien – erinnern heute noch an die magischen<br />
Zeiten der Vergangenheit. Dennoch ist das Hotel Continental<br />
kein Museum, vielmehr ist es ein Stück marokkanische<br />
Zeitgeschichte.<br />
27
Hinter jeder zweiten Straße verbirgt sich eine<br />
kleine Überraschung, sei es eine Malerei oder<br />
irgendein Kunstobjekt. Graffitis entdeckt man<br />
an jeder Ecke. Es ist unmöglich, sich dem<br />
besonderen Charme der pittoresken Hafenstadt zu<br />
entziehen. Asilah wird wegen seiner Künstler, die hier und<br />
in der Umgebung leben, mit Essaouira verglichen. Wie in<br />
der südlichen Schwesterstadt findet auch in Asilah<br />
alljährlich ein renommiertes, internationales Kulturfestival<br />
statt, das inzwischen weit über die Lan<strong>des</strong>grenzen hinaus<br />
bekannt ist. Schriftsteller, Musiker, Maler und Bildhauer<br />
pilgern dann für einen Monat, im August, nach Asilah und<br />
lassen sich von der einmaligen Atmosphäre, die dann dort<br />
herrscht, inspirieren. Asilah ist angesagt! Dabei wurde die<br />
Festungsstadt in den 1980er- Jahren in den Reiseführern<br />
als Kuriosität erwähnt. Davor interessierten sich allenfalls<br />
Seefahrer für den Ort: Die Phönizier errichteten hier um<br />
1500 v. Chr. einen Handelsstützpunkt, genau wie die<br />
Portugiesen 3000 Jahre später. Aus dieser Zeit stammt<br />
auch die für Asilah typische Festungsmauer, die direkt auf<br />
die Felsklippen gebaut wurde. Wegen der schneeweiß<br />
getünchten Häuser mit den blauen Türen und Fensterläden<br />
hat Asilah einen andalusischen Charakter und erinnert an<br />
Chefchaouen im Rifgebirge.<br />
ASILAH<br />
Oben und unten rechts: Da<br />
die Festung quadratisch ist,<br />
kann man sich in den Gassen<br />
nicht verlaufen. Man findet<br />
immer wieder auf den Hauptweg<br />
zurück und kommt stets<br />
an der Mauer an<br />
Links: Die Graffitis wechseln<br />
je<strong>des</strong> Jahr. Während <strong>des</strong> Festivals<br />
malen die Künstler einfach<br />
neue Graffitis auf die alten<br />
28
CHEFCHAOUEN<br />
29
CHEFCHAOUEN<br />
Die hübsche Stadt Chefchaouen inmitten der<br />
Rif-Berge birgt ein mysteriöses Geheimnis:<br />
Warum werden die ursprünglich weißen Häuser<br />
zunehmend blau angemalt? Das Phänomen<br />
lockt immer mehr Künstler und neugierige Touristen<br />
nach Chefchaouen. Die Stadt erinnert an einen zauberhaften<br />
Ort aus einem schönen Märchenbuch, voller Düfte und<br />
Farben, mit Tausenden verschiedenen Blautönen. Chefchaouen<br />
gehört zu jenen Städten, die ein Reisender in einem<br />
Tag erkunden kann, wo man aber gern zwei, drei<br />
Tage länger bleibt. Chefchaouen ist bei Weitem nicht so<br />
populär wie Marrakesch oder Fes, aber viel entspannter.<br />
Die wichtigste Sehenswürdigkeit: die mysteriösen blauen<br />
Häuser. Die etwa 70 000 Einwohner zählende Stadt wurde<br />
30
im 15. Jahrhundert zur Zufluchtsstätte für Muslime aus<br />
Andalusien. Aus dieser Zeit stammt auch die gut erhaltene<br />
Altstadt mit ihren weiß getünchten Giebelhäusern. Chefchaouen<br />
hat <strong>des</strong>halb ein ausgesprochen andalusisches<br />
Flair. Der Zutritt zur Stadt war bis 1920, als die Spanier<br />
die Stadt eroberten, für Nichtmuslime verboten. Auch<br />
heute noch gilt Chefchaouen als heilige Stadt. Wegen der<br />
malerischen Gassen und schönen exponierten Lage inmitten<br />
der Berge gehört die Stadt zu den eindrucksvollsten<br />
Orten <strong>Marokko</strong>s. Übrigens: Für das mysteriöse Geheimnis<br />
gibt es eine profane, aber einleuchtende Erklärung:<br />
Wenn im Sommer das gleißende Sonnenlicht von den weißen<br />
Häusern reflektiert wird, kann das für die Augen sehr<br />
anstrengend sein. Das Blau ist viel angenehmer.<br />
31
32
EL JEBHA<br />
33
EL JEBHA<br />
34
AL HOCEIMA<br />
Wer die von vielen noch unentdeckte Mittelmeerküste<br />
<strong>Marokko</strong>s erkunden möchte,<br />
seien drei Orte empfohlen: El Jebha, Al<br />
Hoceima und Saidia. Ein pittoreskes Fischerdorf,<br />
ein idyllischer Urlaubsfleck und ein ursprünglicher<br />
Badeort. An einer Bucht an der Küste zwischen Tetouan<br />
und Al Hoceima liegt der beschauliche Fischerort El<br />
Jebha. Beeindruckende Steilklippen säumen die Meeresbucht.<br />
Im Ortszentrum finden sich kleine Cafés und Restaurants.<br />
Die Küste ist mit etlichen sehenswerten Kraterbuchten<br />
gesäumt. Dafür ist zuvor aber Wandern angesagt.<br />
Denn über die Küstenstraße gelangt man ins Dorf, nicht zu<br />
den Kraterbuchten. Die sind gut versteckt. Der Fußmarsch<br />
ist beschwerlich – aber der Ausblick entschädigt für die<br />
Mühe. Al Hoceima zählt wegen der traumhaften Lage zu<br />
den attraktivsten Badeorten <strong>Marokko</strong>s. Die Strände und<br />
Buchten eignen sich hervorragend zum Surfen, Tauchen<br />
und Wasserskifahren. Ausrüstung kann vor Ort geliehen<br />
werden. Vom Ortszentrum im spanischen Stil mit seinen<br />
Cafés, Hotels und Gärten eröffnet sich ein grandioser<br />
Blick auf die benachbarte Meeresbucht. Sehenswert ist der<br />
Hafen: Hier kann man den Fischern bei der Arbeit zuschauen<br />
und mit ihnen aufs Meer fahren! Der Badeort Saidia<br />
liegt etwa 70 Kilometer östlich von Nador. An seinen<br />
wunderschönen kilometerlangen Stränden finden sich<br />
traumhaft gelegene Campingplätze und Ferienhäuser. Das<br />
touristische Zentrum ist die „Mediterranea Saidia“: Ein<br />
700 Hektar großes Küstengelände, das mit Villen, Hotels,<br />
luxuriösen Appartements, Golfplätzen, einem Yachthafen,<br />
Boutiquen und Clubs aufwarten kann.<br />
Linke Seite: Mit den Fischern von<br />
El Jebha kann man die Felsküste<br />
entlang fahren und zahlreiche,<br />
versteckte Grotten und spektakuläre<br />
Kraterbuchten entdecken<br />
SAIDIA<br />
Oben: Der Cala Bonita Strand in<br />
Al Hoceima zählt zu den schönsten<br />
Stränden <strong>Marokko</strong>s<br />
Links und rechts: Das beliebte<br />
Seebad Saidia wird wegen seines<br />
hellblauen Wassers auch „Blaue<br />
Perle“ genannt. Saidia hat mit 14<br />
km den längsten Strand an der<br />
marokkanischen Mittelmeerküste<br />
35
36
Exkurs: Marokkanische Küche<br />
Streifzug durch die marokkanische Küche<br />
Ein marokkanisches Mahl ist eine alle Sinne weckende Erfahrung. Die marokkanische Küche gehört<br />
zu den besten der Welt. Jede Region offenbart ihre eigenen Spezialitäten. Hier ein kleiner Vorgeschmack<br />
auf das, was Sie in <strong>Marokko</strong> erwartet.<br />
Beginnen wir den Tag auf der Dachterrasse eines<br />
Riads – mit einem perfekten marokkanischen<br />
Frühstück: frisch gepresster Orangensaft,<br />
dazu Croissants, Joghurt, Pfannkuchen,<br />
frische Konfitüre und köstlicher Honig. Der Kaffee wird<br />
schwarz, mit Milch oder als Milchkaffee serviert, selbstverständlich<br />
bekommt man auch Minztee. Derart gestärkt,<br />
kann der kulinarische Rundgang beginnen. Die Restaurants<br />
in der Medina, auch die mobilen Garküchen auf dem<br />
Platz Djemaa el Fna in Marrakesch,<br />
sind ein gutes Revier, um<br />
die Klassiker der marokkanischen<br />
Küche kennenzulernen. Dazu<br />
zählen besonders die „Tajines“, in<br />
Olivenöl geschmorte Eintopfgerichte.<br />
Unwiderstehlich! Diese<br />
Fleisch-, Geflügel- oder Fischragouts<br />
werden mit diversen Gemüsebeilagen,<br />
gelegentlich auch mit<br />
Datteln, Mandeln oder Pflaumen<br />
gereicht. Traditionell wird die Tajine<br />
in einem Tongefäß mit konischem<br />
Deckel zubereitet, das dem<br />
Gericht seinen Namen gab. Die<br />
tönernen Schmortöpfe werden in<br />
vielen Regionen <strong>Marokko</strong>s in<br />
Handarbeit hergestellt. Sie sind<br />
nahezu unverwüstlich und extrem<br />
hitzebeständig. Das müssen sie<br />
auch sein, denn ein Tajinegericht<br />
köchelt stundenlang, meist auf offenem<br />
Holzkohlefeuer. Der Topf<br />
besteht aus einem flachen Teller<br />
mit erhöhtem Rand sowie einem Deckel, der konisch nach<br />
oben zuläuft. An der Spitze dieses Deckels befindet sich<br />
außen eine Mulde, die während <strong>des</strong> Kochvorgangs mit<br />
kaltem Wasser gefüllt wird. Das bewirkt beim Kochen<br />
eine Abkühlung <strong>des</strong> Deckels. Der im Gefäß aufsteigende<br />
Wasserdampf kühlt ebenfalls ab, kondensiert und fließt an<br />
den Innenseiten <strong>des</strong> Deckels wieder zurück in den Sud.<br />
Die Zutaten können somit ohne große Hitze gegart werden.<br />
Nährstoffe und Aromen bleiben erhalten – Tajine, das<br />
ist der perfekte Schmortopf schlechthin! Couscous ist das<br />
vielleicht bekanntestete marokkanische Gericht. Hauptbestandteile<br />
sind Hirse- oder Hartweizengrieß. Charakteristisch<br />
ist die feine Ausgewogenheit von Gewürzen und<br />
Fleisch- und Gemüsemischungen. Couscous gibt es in unzähligen<br />
wohlschmeckenden Varianten. Deshalb sollte es<br />
auch eigentlich die Couscous heißen, derart viele gibt es<br />
davon, je nach Jahreszeit und Region. „Brochettes“,<br />
Fleischspießchen, sind ein weiterer Gastro-Klassiker,<br />
ebenso „Kefta“, in Olivenöl gebratene<br />
Hackfleischbällchen. Wer<br />
einen „Méchoui“, ein geröstetes<br />
Lamm am Spieß, kosten möchte,<br />
muss diesen meist vorbestellen.<br />
In kleineren Etablissements stehen<br />
oft frische Salate, Fischteller,<br />
kross gebratenes Geflügel, Eierspeisen<br />
und „Harira“, eine kräftige<br />
Suppe mit Linsen, Bohnen<br />
oder Erbsen, oft mit Fleischeinlage,<br />
auf der Karte. Das Schmuckstück<br />
der marokkanischen Küche<br />
ist die Pastilla. Eine Blätterteigpastete,<br />
gefüllt mit einer Mischung<br />
aus fein geschnittener<br />
Taubenbrust, hart gekochtem Ei,<br />
Mandeln, Honig und Petersilie,<br />
das Ganze mit Puderzucker und<br />
etwas Zimt bestäubt. Ein regelrechtes<br />
Fest der Sinne! Diese<br />
Blätterteigkunst findet man in den<br />
mit Hackfleisch, Hühnerklein<br />
oder Fisch gefüllten Briouats<br />
(Teigtaschen) wieder. Zum Abschluss marokkanisches<br />
Gebäck: Crêpes mit Honig und Sesamkörnern, Mandelkuchen,<br />
Rosinenkuchen, usw. Dazu natürlich den traditionellen<br />
Minztee. Die marokkanische Haute Cuisine vereinigt<br />
arabisch-andalusische, berberische sowie französische<br />
Einflüsse; dazu gehören feine Oliven- und Arganöle sowie<br />
virtuos abgestimmte Gewürzmischungen. Wer auf seiner<br />
<strong>Marokko</strong>reise ein paar Pfunde zugelegt hat, der ist offensichtlich<br />
auf seine Art im Land angekommen.<br />
37
Das Tor zum<br />
FES<br />
Mittelalter<br />
In vielen Städten und Regionen<br />
<strong>Marokko</strong>s hält die Moderne Einzug.<br />
Wie sieht es in Fes, im spirituellen<br />
Herzen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> aus?<br />
Ihre Medina – die größte und am<br />
besten erhaltene der Welt – liefert<br />
den Besuchern ein Feuerwerk<br />
an Eindrücken.<br />
38
FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />
39
FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />
Im Gerberviertel von Fes el-Bali<br />
werden noch auf traditionelle<br />
Weise Felle bearbeitet und<br />
Lederwaren aller Art hergestellt.<br />
Wer den Gerbern bei ihrer<br />
schweißtreibenden Arbeit zuschauen<br />
möchte, sollte allerdings<br />
nicht zimperlich sein. Über den<br />
Farbbottichen entfaltet sich ein<br />
Geruch, der für die Nasen der<br />
Besucher eine Herausforderung<br />
ist. Für die Touristen gibt es eine<br />
einfache Lösung: Minzzweige, die<br />
man sich vor die Nase hält<br />
Youssef scheint sich da ganz sicher zu sein:<br />
„Zwanzigtausend Kilometer garantiert!“ Er<br />
lobt nicht den in Tanger produzierten Neuwagen.<br />
Nein, er verkauft gerade ein einfaches<br />
Paar belghas – Pantoffeln aus Leder. Er weiß, dass er das<br />
Spiel fast gewonnen hat, wenn ihm der Tourist ein Lächeln<br />
schenkt. Immerhin ist es ihm gelungen, das Interesse <strong>des</strong><br />
Mannes so weit zu wecken, dass dieser ihm bis auf die Terrasse<br />
seines Ladens folgt. Von dort genießt man einen<br />
sagenhaften Blick auf die Chouara Gerbereien. Sie sind<br />
älter als 900 Jahre, erstrecken sich über 7000 Quadratmeter<br />
und beschäftigen rund 400 Mitarbeiter. Ihre Restaurierung<br />
vor einigen Jahren hat dem einzigartigen mittelalterlichen<br />
Flair nicht geschadet. „Die Show muss weitergehen“,<br />
meint Youssef und überreicht „seinem“ Touristen einen<br />
frischen Minzstrauß. Er soll den strengen Geruch überdecken,<br />
der aus den tiefen Becken hochsteigt. Die Tierhäute<br />
werden zunächst in ein Kalkbad getaucht und anschließend<br />
in eine Bio-Lake aus tierischen Exkrementen gelegt.<br />
„Siehst du, jetzt kommen sie in die Waschmaschine“, sagt<br />
der junge Mann, der seinem Gast jeden Arbeitsgang präzise<br />
erklärt. Bei der „Waschmaschine“ handelt es sich um<br />
eine große Holztrommel, in der die Häute immer und<br />
immer wieder gewaschen und geschleudert werden. Der<br />
gesamte Arbeitsprozess erstreckt sich über gut 30 Tage.<br />
„Die Leute aus Europa“, so Youssef, „finden die Färbung<br />
<strong>des</strong> Leders am interessantesten – all die bunten Farben.“<br />
Youssef listet die Produkte auf, die dafür zum Einsatz<br />
kommen: „Mohnpulver für das Rot, Henna für das<br />
40
FES<br />
41
42 FES
FES UND DER MITTLERE ATLAS<br />
Orange, Indigo für das Blau und die Safranblume – die<br />
teuerste Zutat – für das Gelb.“ Heutzutage werden hier<br />
10 000 Häute pro Tag behandelt. „Dbagh Dar Dar Dhab“,<br />
lautet ein Sprichwort in Fes: „Die Gerberei ist eine<br />
Goldgrube!“ Oder wie Youssef einfach formuliert: „Fes<br />
hat Leder im Blut!“ In der Medina von Fes arbeiten schätzungsweise<br />
immer noch 30 000 Handwerker, obwohl die<br />
Töpfer, die Zellig-Handwerker und die Blechschmiede im<br />
Osten der Stadt einquartiert wurden. Dennoch halten auf<br />
dem Platz Seffarine immer noch viele Handwerksbetriebe<br />
die Stellung, wie zum Beispiel die Blechschmiede. Der<br />
Duft von Zedernholz – kennzeichnend für die Schreinereien<br />
– schwebt immer noch in der Luft, wenn man durch den<br />
Nejjarine Souk schlendert. An anderen Stellen befinden<br />
sich kleine Schneider-Ateliers, Stickereien, Schuhmacher<br />
und etliche andere auf Weiterverarbeitung spezialisierte<br />
Fachbetriebe. „Aber den Brokat-Meister Haj Ouazzani<br />
wird man nur mit ortskundiger Hilfe finden können“,<br />
meint Mouhib Brahim, ein junger Designer aus Fes und<br />
ergänzt: „Die große Kunst besteht in Fes darin, ein<br />
Geheimnis zu hüten!” Mouhib weiß den unermesslichen<br />
Schatz, den Fes mit seinem enormen Arsenal an<br />
begnadeten und spezialisierten Handwerkern aufbieten<br />
kann, richtig zu bewerten: „Unsere Handwerker können<br />
alles, sie sind sogar in der Lage, die historischen<br />
Denkmäler materialgerecht zu restaurieren.“ „Fes ist ein<br />
lebendiges Museum“, meint Chakib Kabbaj, Präsident der<br />
autorisierten Stadtführer in Fes. So wurde 2009 ein<br />
Schulungs- und Qualifizierungszentrum für Kunsthandwerk<br />
ins Leben gerufen. 2015 haben 450 Schüler eine<br />
Ausbildung in 25 verschiedenen Berufen absolviert. „Wir<br />
haben als Meister die besten Handwerker von Fes genommen”,<br />
ergänzt <strong>des</strong>sen Direktor Aboujaafar Ahmed<br />
stolz. „Die Selektion ist streng, aber im Anschluss können<br />
wir viel Arbeit garantieren”. Fes wurde 1981 von der<br />
UNESCO zum Welterbe der Menschheit ernannt. Die<br />
Stadt ist in der Tat eine ewige Baustelle. In den vergangenen<br />
Jahren wurde die Sanierung von über 50 historischen<br />
Denkmälern durchgeführt, resümiert Serrhini Fouad,<br />
Direktor der Agentur für Entwicklung und Rehabilitation<br />
der Medina. Auf der Liste steht auch die berühmte<br />
Medersa Seffarine, wo junge Theologiestudenten aus der<br />
nahe gelegenen Moschee Karaouine beherbergt sind.<br />
Diese bekamen – das muss man sich mal vorstellen –<br />
neben einer Kantine und Duschen auch Fernsehen und<br />
WLAN. Wer also dachte, Fes verharre auf ewig in seiner<br />
Vergangenheit, der irrt. Vielmehr spürt man allerorten,<br />
dass Fes mehr ist als die Summe seiner Handwerker. Man<br />
möchte den legendären Ruf als avantgardistische Stadt,<br />
der Fes jahrhundertelang vorauseilte, wiederbeleben. Eben<br />
wie im Jahre 859, als ein gewisser Sylvester II., der später<br />
Papst wurde, und der jüdische Philosoph Maimoni<strong>des</strong> die<br />
Karaouine-Universität, die älteste der Welt, besuchten.<br />
Oben: Nach den Erkundungen in der<br />
größten Medina der Welt können die<br />
Besucher in einem der zahlreichen, erstklassigen<br />
Hotels herrlich entspannen<br />
Links: Werkstatt und Verkaufsraum in<br />
einem – auf engstem Raum. Fes ist für<br />
seine Handwerker bekannt. Bei uns ist<br />
der Beruf <strong>des</strong> Scherenschleifers schon<br />
lange ausgestorben<br />
Unten: Die Medersa Attarine ist eine<br />
ehemalige Koranschule. Sie wurde 1323<br />
erbaut. Sie gehört zur Medina, die 1981<br />
von der UNESCO als Weltkulturerbe<br />
anerkannt wurde<br />
FES<br />
43
MEKNES<br />
Oben: Das imposante Tor Bab al Khemis. Es<br />
wurde im 17. Jahrhundert nach den Plänen<br />
von Moulay Ismaïl erbaut<br />
Unten: Knapp 25 Kilometer nördlich gelangt<br />
man zur heiligen Stadt Moulay Idriss. Hier befindet<br />
sich auch die Grabstätte <strong>des</strong> gleichnamigen<br />
Herrschers <strong>des</strong> ersten marokkanischen Reiches.<br />
Die Stadt gilt als einer der bedeutendsten<br />
Wallfahrtsorte <strong>Marokko</strong>s für Muslime<br />
Meknes wurde 1996 von der UNESCO zum<br />
Weltkulturerbe erklärt. Die in 550 m Höhe<br />
gelegene Stadt mit ihren 500 000 Einwohnern<br />
gehört neben Fes, Marrakesch<br />
und Rabat zu den vier Königsstädten <strong>Marokko</strong>s. Moulay<br />
Ismail, der Gründer der Alaouiten-Dynastie war ambitioniert<br />
und visionär. Er verwandelte ein bedeutungsloses<br />
Städtchen in ein „marokkanisches Versailles“. Innerhalb<br />
der hohen Mauern der Stadt erschufen seine Arbeiter einen<br />
prächtigen Palast, Moscheen, Medersen, Gärten und Wasserwerke,<br />
die durch ihre Vielfalt und architektonische Einheit<br />
heute noch beeindrucken. Entsprechend lang ist die<br />
Liste der Sehenswürdigkeiten: das prachtvolle Mausoleum<br />
von Moulay Ismail, die riesigen Stallungen <strong>des</strong> Heri Souani,<br />
das imposante Stadttor Bab el Mansour oder – 30 Kilometer<br />
von Meknes entfernt – der Wallfahrtsort Moulay<br />
Idriss. Meknes hat kein Spektakel wie Marrakesch zu bieten.<br />
Auch erfährt der Besucher keine Zeitreise ins Mittelalter,<br />
wie das in Fes der Fall ist. Wer bereit ist, sich auf den<br />
besonderen Charme einer Königsstadt mit einst atemberaubender<br />
Architektur einzulassen, wird eine unvergessliche,<br />
hinreißende Entdeckungsreise erleben abseits der<br />
Touristenströme. In gewisser Hinsicht ist der Besuch von<br />
Meknes ein echter Geheimtipp.<br />
44
Die Stadt, die Rom mit Öl versorgte<br />
Exkurs: Zeitreise<br />
Vor über 2000 Jahren verblüfften die Römer mit ihren Innovationen nicht nur einen gallischen Hinkelsteinproduzenten,<br />
der von ihren „irren“ Ideen gar nichts wissen wollte. Zu Unrecht. Denn dort, wo sich die Römer niederließen,<br />
haben sie beeindruckende Städte gegründet – futuristische Megacities der Antike. Eine davon war Volubilis.<br />
Die ehemalige Hauptstadt der römischen Afrikaprovinz<br />
Mauretania ist heute die bedeutendste<br />
Ruinenstadt <strong>Marokko</strong>s. Reisende bekommen<br />
bei einem Rundgang durch dieses<br />
beeindruckende Freilichtmuseum eine gute Vorstellung<br />
vom damaligen Leben der<br />
Römer in <strong>Marokko</strong>. Volubilis,<br />
Weltkulturerbe der<br />
UNESCO, liegt 40 Kilometer<br />
nördlich der alten<br />
Königsstadt Meknes, einem<br />
Gebiet mit äußerst<br />
fruchtbarem Boden. Volubilis<br />
war seinerzeit einer<br />
der größten Produzenten<br />
von Olivenöl. Mehr als 40<br />
Hektar Olivenbaumhaine<br />
befanden sich in der Umgebung<br />
der Stadt. Ein gut<br />
ausgebauter Handelsweg<br />
ins heutige Tanger sicherte<br />
den Export und den<br />
Wohlstand von über<br />
10000 Menschen, die in<br />
Volubilis gelebt haben.<br />
Die Ausgrabungen brachten<br />
nicht nur spektakuläre<br />
Mosaike zutage. Vielmehr<br />
belegen sie, dass<br />
hier auf marokkanischem<br />
Territorium eine völlig<br />
neue Stadtplanung umgesetzt<br />
wurde: Stadtmauer,<br />
Forum, Kapitol, Basilika<br />
sowie die mächtigen Triumphbögen.<br />
Außerdem<br />
legten die Römer ein neuartiges<br />
Straßennetz an,<br />
das die einzelnen Stadtviertel verbunden hat. Noch im 7.<br />
Jahrhundert, als die Römer längst <strong>Marokko</strong> verlassen hatten<br />
und die Araber kamen, sprachen die Bewohner Latein.<br />
Das Gelände ist täglich von 8:30 Uhr bis eine Stunde vor<br />
Sonnenuntergang zugänglich. Der Ort kann allein oder in<br />
Begleitung eines Führers besichtigt werden. Mehrere offizielle<br />
Führer befinden sich am Eingang <strong>des</strong> Gelän<strong>des</strong> (Reservierung<br />
für einen persönlichen Besuch möglich). Vorher<br />
besser den Preis für die Besichtigung festmachen!<br />
Eine individuelle Besichtigung<br />
dauert etwa zwei<br />
bis drei Stunden, aber<br />
man kann dort den ganzen<br />
Tag schlendern, wenn<br />
man sich alles en Details<br />
ansehen möchte. Die<br />
wichtigsten Monumente<br />
sind mit Tafeln gekennzeichnet.<br />
Das Museum<br />
zeigt auf zwei Etagen<br />
Fundstücke und dokumentiert<br />
die Ausgrabungen<br />
<strong>des</strong> 42 Hektar großen<br />
Gelän<strong>des</strong>. Darüber hinaus<br />
wird die historische<br />
Bedeutung der archäologischen<br />
Ausgrabungstätte<br />
erklärt. Die meisten Informationen<br />
sind in Arabisch,<br />
Französisch und<br />
Englisch verfügbar. Die<br />
Ausstellungsstücke umfassen<br />
hauptsächlich Keramiken,<br />
Marmorstauen,<br />
Bronzen und Mosaike.<br />
Einige Ausgrabungsfunde<br />
aus Volubilis sind auch<br />
im archäologischen Museum<br />
in Rabat ausgestellt.<br />
Im Sommer kann<br />
es in dieser Gegend sehr<br />
heiß werden! Man sollte<br />
unbedingt einen Hut tragen und eine Wasserflasche mitnehmen,<br />
auf dem Gelände ist kaum Schatten. Am besten<br />
für den eigenen Besuch sind die kühleren und ruhigeren<br />
Stunden <strong>des</strong> Morgens sowie der späte Abend.<br />
45
MITTLERER ATLAS<br />
Oben: Die sanft hügelige und grüne Landschaft<br />
bei Ifrane im Mittleren Atlas<br />
Rechts: Die Oum er Rbia-Quellen im Nationalpark<br />
von Aguelmam Azigza. Sie sind besonders in<br />
der heißen Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.<br />
Auf dem Weg dorthin kann man die Zedernwälder<br />
<strong>des</strong> Mittleren Atlas besuchen und mit etwas<br />
Glück die hier lebenden Berberaffen sehen<br />
Links: Spektakuläre Fahrt durch die enge<br />
Schlucht <strong>des</strong> Cirque de Jaffar<br />
Der Mittlere Atlas findet bei vielen Reisenden<br />
nur wenig Beachtung. Leider zu Unrecht. Keine<br />
Region in <strong>Marokko</strong> ist derart vielfältig:<br />
Am Cirque de Jaffar, im Südosten der Region,<br />
begegnen sich der Mittlere und der Hohe Atlas, durchschnitten<br />
von einer gerade mal zwei Meter breiten<br />
Schlucht. Ein spektakulärer Ort für Offroad-Exkursionen.<br />
Auch eine Trekkingtour durch die Schlucht dürfte unvergessen<br />
bleiben. Diese Location kontrastiert die topographische<br />
Vielfältigkeit <strong>des</strong> Mittleren Atlas besonders: Hier,<br />
bei Midelt, die aride Bergregion. Auf der anderen Seite, im<br />
Westen <strong>des</strong> Mittleren Atlas befindet sich der regenreichste<br />
Landschaftsteil <strong>Marokko</strong>s. Südlich von Meknes eignet<br />
sich der Boden sogar zum sensiblen Weinanbau, da der<br />
Lehm-Kalk-Boden das Wasser gut aufnehmen und hervorragende<br />
Weine hervorbringen kann. Das Klima ist<br />
nicht minder abwechslungsreich: Im Winter fallen hier die<br />
Temperaturen auf unter Null Grad Celsius, es kann durchaus<br />
bis in den April hinein Frost geben. Charakteristisch<br />
ist aber auch der Chergui, ein äußerst warmer Wind, der<br />
sich im Hochsommer so anfühlt, als würde man die Tür<br />
eines Backofens öffnen. Die Temperatur steigt dann auf<br />
bis zu 40 Grad Celsius. Die für die Region typischen Olivenbäume<br />
und Zypressen spenden dann Schatten. Sie verwandeln<br />
mitunter das Bild <strong>des</strong> Mittleren Atlas in eine pittoreske<br />
Toskana- oder Provencelandschaft.<br />
46
47
Exkurs: Weinland <strong>Marokko</strong><br />
Wein aus <strong>Marokko</strong>?<br />
48
50 Millionen Flaschen Wein werden jährlich in <strong>Marokko</strong><br />
produziert. Das überrascht? Dann probieren<br />
Sie erst mal einen marokkanischen Wein aus!<br />
Wer schon mal, vermutlich im<br />
Urlaub, einen marokkanischen<br />
Wein verkostet hat, wird festgestellt<br />
haben, dass dieses sonnenverwöhnte<br />
Land hervorragende Weine hervorbringt.<br />
Das ist kein Zufall, <strong>Marokko</strong> hat eine<br />
über 2000 Jahre alte Tradition im Weinanbau,<br />
die bis zu den Phöniziern zurückreicht. Auch<br />
nach dem Eintreffen der Araber im Jahr 681<br />
wurde die Weinproduktion nie ganz unterbrochen.<br />
Heute kommen viele Winzer aus dem<br />
Bordelais oder Châteauneuf-du-Pape und produzieren<br />
nun in den Weinregionen um Meknes,<br />
Casablanca und Essaouira Spitzengewächse.<br />
Dort können die lehm- und kalkhaltigen Böden<br />
bei 300 bis 400 mm Regen im Jahr das Wasser<br />
gut halten und bleiben fruchtbar. Die Aufzucht<br />
der Reben muss hingegen dem Klima angepasst<br />
werden. Die Winzer können nicht so dicht<br />
pflanzen wie in Europa, das würde die Rebe zu<br />
sehr „stressen“. Statt<strong>des</strong>sen brauchen sie eine<br />
dichte Belaubung, die Schatten spendet und vor<br />
Sonnenbrand schützt. Auch müssen die Trauben<br />
aufgrund der klimatischen Bedingungen<br />
früher geerntet werden als in Europa, also bereits<br />
Anfang August, während in Europa die<br />
Ernte erst im September, manchmal sogar im<br />
Oktober beginnt. Alles in allem ermöglichen<br />
die marokkanischen Bedingungen gute Weinproduktionen:<br />
Die Rotweine sind mit bis zu 14<br />
Prozent Alkoholgehalt schwer und haben starke,<br />
kräftige Aromen. Die guten Weißweine sind<br />
fruchtig und leicht zu trinken, sofern sie nicht<br />
im Barrique ausgebaut werden. In den vergangenen<br />
Jahren hat sich zudem in <strong>Marokko</strong> die<br />
Luxushotellerie eindrucksvoll entwickelt. Nirgendwo<br />
im Mittelmeerraum gibt es solch eine<br />
Dichte an Fünfsterne-Hotels und erstklassigen<br />
Restaurants wie hier. Eine Herausforderung für<br />
die marokkanischen Winzer, die mit viel Hingabe<br />
einheimische Spitzengewächse kreieren.<br />
Die marokkanischen Grand Crus brauchen sich<br />
vor den europäischen Weinen nicht zu verstecken.<br />
Viele dieser Spitzenweine sind für besondere<br />
Anlässe hervorragend geeignet, wie beispielsweise<br />
der „Orian Blanc“, ein trockener<br />
Wein mit einem süßen, likörartigen Geschmack,<br />
kräftigen Aromen und einem langen Abgang.<br />
Ein echter Luxuswein, der in <strong>Marokko</strong> einzigartig<br />
ist. Auch die Spitzenweine der anderen<br />
Weingüter haben es in sich.<br />
49
Die Straße<br />
KasbahS<br />
der 1000<br />
Im Süden <strong>Marokko</strong>s bietet sich eine Tour der Extraklasse an.<br />
Auf dem Weg in die Wüste führt sie entlang der schneebedeckten<br />
Berge <strong>des</strong> Hohen Atlas und vorbei an den größten<br />
Canyons Nordafrikas. Für viele Reisende ist sie schlichtweg<br />
ein Traum: die Straße der 1000 Kasbahs.
STRASSE DER 1000 KASBAHS
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
TAL DER ROSEN<br />
52
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
OUARZAZATE<br />
Oben: Die im 17. Jhd. erbaute<br />
Taourirt Kasbah im Stadtzentrum<br />
von Ouarzazate<br />
Rechts: Von den Fenstern<br />
der Kasbah Telouet hat man<br />
einen herrlichen Blick auf<br />
Telouet und auf die umliegenden<br />
Landschaften<br />
Links: Die Ruine einer alten<br />
Kasbah im Tal der Rosen, am<br />
Fuße <strong>des</strong> M‘Goun-Massivs<br />
TELOUET<br />
Eine Tour auf der Straße der 1000 Kasbahs startet man am<br />
besten in Marrakesch. Der Gebirgsparcours windet sich<br />
zunächst in zahllosen Serpentinen auf den 2260 Meter<br />
hohen Gebirgspass Tizi n’ Tichka. Ein Geländewagen ist<br />
nicht erforderlich, die Straße ist asphaltiert und gut ausgebaut. Das<br />
erste Etappenziel hält ein echtes Highlight bereit: Nördlich von<br />
Ouarzazate befindet sich die wohl interessanteste aller Kasbahs: Aït<br />
Benhaddou. Die exzentrische Wohnburg mit ihren herausragenden<br />
Türmen gehört heute zum Weltkulturerbe. Berühmt wurde Aït<br />
Benhaddou als spektakuläre Filmkulisse in etlichen Hollywoodfilmen<br />
wie „Gladiator“ und „Die letzte Versuchung Christi“.<br />
Für die Filme „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ und<br />
„Lawrence von Arabien“ wurden eigens neue Türme aus Pappe<br />
gebaut. Die neuen Teile der Filmstadt sind so täuschend echt, dass<br />
53
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
DADES-TAL<br />
54
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
DADES-SCHLUCHT<br />
Oben: Das Hochland nördlich<br />
der Da<strong>des</strong>-Schlucht bietet<br />
atemberaubende Ausblicke<br />
Links: Die eindrucksvolle<br />
Kasbah Tamnalt inmitten <strong>des</strong><br />
Da<strong>des</strong>-Tals wurde im Einklang<br />
mit der Natur erbaut<br />
Rechts: Von Boulmane du<br />
Da<strong>des</strong> führt eine spektakuläre<br />
Serpentinen-Straße durch die<br />
gleichnamige Schlucht<br />
sie sich perfekt ins Landschaftsbild einfügen. An der Filmstadt<br />
Ouarzazate vorbei gelangt man schließlich auf die berühmte Straße<br />
der Kasbahs. Unzählige Kasbahs, jene für <strong>Marokko</strong> typischen<br />
Lehmburgen, die früher vielen Hundert Menschen als Wohnstatt<br />
dienten und in Kriegszeiten Schutz geboten haben, werden passiert.<br />
Auf dieser Strecke gehören die atemberaubenden Schluchten<br />
„Gorges du Todra“ und „Gorges du Da<strong>des</strong>“ zum Pflichtprogramm.<br />
Es sind die größten Canyons in Nordafrika. Die Tour führt nun<br />
entlang <strong>des</strong> Hohen Atlas. Man hat die eindrucksvolle Bergkulisse<br />
links stets im Blick. Etwa 20 Kilometer westlich der Todra-Schlucht<br />
erreicht man die Oase Tinerhir. Der auf Terrassen angelegte Ort in<br />
landschaftlich wunderschönem Ambiente am Fuße eines dichten<br />
Palmenhains besitzt sehenswerte Bauwerke. Die Kasbah überragt<br />
die Stadt, den Palmenhain und das ganze Land. Auf keinen Fall<br />
55
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
TODRA-SCHLUCHT<br />
56
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
TINERHIR<br />
Oben: Die Oasenstadt<br />
Tinerhir am Fuße der Todra-<br />
Schlucht ist der Hauptort<br />
der Region<br />
Links und rechts: Tradition<br />
und Wandel in der Todra-<br />
Schlucht: Diese Frau kommt<br />
mit ihrem Esel aus dem<br />
Norden und macht hier<br />
Rast – wie die Touristen im<br />
Reisebus, die den größten<br />
Canyon Nordafrikas entdecken<br />
möchten<br />
darf man den Abstecher in die Todra-Schlucht versäumen. Ein<br />
unbeschreibliches Erlebnis. Die Schlucht ist an den engsten Stellen<br />
gerade einmal zehn Meter breit. Neben der Straße plätschert das<br />
Wasser <strong>des</strong> Oued Todra, das die Dattelpalmen und Mandelbaumfelder<br />
bewässert. Weiter geht es in Richtung Wüste. Auf dem Weg zum<br />
Erg Chebbi, <strong>Marokko</strong>s Sanddünengebiet im Südosten, steuern aus<br />
dem Norden kommende Reisende zunächst die Oasenstadt Rissani<br />
an. Diese Region, am Rande der Sahara, Tafilalet genannt, wurde<br />
einst von der mächtigen Karawanenstadt Sijilmassa beherrscht. Das<br />
sagenhaft reiche Handelszentrum war ein Verkehrsknotenpunkt.<br />
Heute versanden die Ruinen der einst mächtigen Stadt. Den Karawanenhandel<br />
ersetzt nun der Tourismus. In dem kleinen Wüstenort<br />
Merzouga, 40 Kilometer weiter südlich, können Reisende Abenteuerluft<br />
schnuppern – ohne Expeditionsausrüstung. War Merzouga<br />
noch vor zwei Jahrzehnten ein Dorf mit wenigen Lehmbauten und<br />
57
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
58
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Oben und links: Merzouga<br />
bietet eine ideale Basis,<br />
um ein Camp in den Dünen<br />
aufzuschlagen und gänzlich<br />
unter freiem Himmel<br />
zu nächtigen<br />
Rechts: Die Herbergen<br />
rund um den Erg Chebbi<br />
bieten auch in der Wüste<br />
viel Komfort<br />
ERG CHEBBI<br />
nur über eine Wellblechpiste zu erreichen, führt heute eine<br />
Teerstraße direkt zu Hotels, die an den Dünen liegen. Die Hoteliers<br />
organisieren Kamelausritte in zusammengestellten Karawanen. Die<br />
Zeiten ändern sich eben. In Merzougas Wüstenherbergen lässt sich<br />
herrlich abschalten. Die einstöckigen Lehmbauten sind weiträumig<br />
angelegt. Inmitten der charmanten Hotels im Kasbah-Stil befinden<br />
sich mehrere Gärten, Terrassen und schattige Plätze. In den komfortablen,<br />
großen Zimmern fühlt man sich wie ein Fürst. Die Räume<br />
sind mit Teppichen ausgelegt und mit Details verziert. Das Essen<br />
wird liebevoll zubereitet. Die Atmosphäre ist familiär. Von den<br />
rückseitigen Terrassen, wo man selbst im Januar im T-Shirt frühstücken<br />
kann, gelangt man direkt in die Dünen. Was will man<br />
mehr? Vielleicht die Wüste in einem Sportwettbewerb kennenlernen?<br />
Davon gibt es einige. Die bekanntesten sind Aïcha <strong>des</strong> Gazelles,<br />
59
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
60
STRASSE DER 1000 KASBAHS<br />
Oben und rechts: Gefährliche<br />
Dünenabfahrt bei der Ralley<br />
Aïcha <strong>des</strong> Gazelles. Wer mit<br />
dem Fahrzeug einsandet, muss<br />
es freischaufeln. Eine schweißtreibende<br />
Angelenheit<br />
Links: Wer im Frühling zufällig<br />
nichts Besseres zu tun haben<br />
sollte, könnte doch beim Marathon<br />
<strong>des</strong> Sables mitmachen!<br />
ERG CHEBBI<br />
eine internationale Wüstenrallye nur für Frauen und der Marathon<br />
<strong>des</strong> Sables. Bei „Aïcha“ besteht das Konzept darin, vom Start zum<br />
Ziel auf dem kürzesten Weg zu gelangen. Wer am Ende die<br />
wenigsten Kilometer auf dem Tacho hat, gewinnt – selbst wenn man<br />
als Letzte das Ziel erreicht! Ohne Karte, Kompass und GPS. Der<br />
jährlich ausgetragene Marathon <strong>des</strong> Sables erstreckt sich über rund<br />
250 Kilometer in sechs Etappen. Austragungsort ist der Erg Chebbi.<br />
Laufuntergründe sind Sand, Geröll, Stein, Fels. Die Organisation<br />
erlaubt lediglich neun Liter Wasser pro Teilnehmer am Tag. Die<br />
gesamte Verpflegung für die Woche, Kleidung, Schlafsack, Isomatte<br />
und Pflichtgegenstände, sind vom Teilnehmer selbst zu tragen. Zu<br />
anstrengend? Dann machen Sie doch einfach nur Urlaub und<br />
schauen den Teilnehmern zu.<br />
61
Der Stoff aus dem die Träume sind<br />
In <strong>Marokko</strong> wird eines der kostbarsten Bestandteile von Parfums und Wellness-Produkten hergestellt: das Rosenöl.<br />
Die Herstellung hat es in sich. Im Frühjahr werden unzählige Rosenblüten von Hand geerntet und verarbeitet.<br />
Wer sich das anschauen möchte, muss in eine der abgelegensten Regionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> reisen: ins Tal der Rosen.<br />
Der Legende nach brachten Pilger aus Mekka<br />
die Rosa damascena − eine von weltweit über<br />
200 Rosenarten − bereits im 10. oder 11. Jahrhundert<br />
nach <strong>Marokko</strong>. Nachgewiesen ist der<br />
Anbau im berühmten Tal der Rosen jedoch erst zu Beginn<br />
<strong>des</strong> 20. Jahrhunderts zur Zeit <strong>des</strong> französischen Protektorats,<br />
gefördert durch französische Parfumeure, deren Interesse<br />
speziell der Rosa damascena galt. Ihr Markenzeichen:<br />
Ein starker Duft und ein hoher Gehalt an ätherischen<br />
Ölen. Beste Eigenschaften für die Herstellung <strong>des</strong> kostbaren<br />
Rosenöls, <strong>des</strong>sen Produktion extrem aufwendig ist und<br />
das bei Parfumeuren in aller Welt hoch geschätzt wird.<br />
Seine Verwendung ist schon im antiken Griechenland bekannt.<br />
Dort wurde das Öl durch Extraktion mittels Sesamöl<br />
gewonnen und als Parfum sowie als Aroma für Speisen<br />
verwendet. Das moderne, auch heute noch gebräuchliche<br />
Verfahren der Wasserdampf<strong>des</strong>tillation stammt ursprünglich<br />
aus Persien. Es verbreitete sich um 1000 n.Chr. in<br />
Europa und Nordafrika. Auch in <strong>Marokko</strong> wird Rosenöl<br />
vermutlich schon lange mittels traditioneller Verfahren<br />
hergestellt. Seit 1938 wird es in den Destillerien von El-<br />
Kelâa M’Gouna, das im Tal der Rosen liegt, in größeren<br />
Mengen produziert und von dort in alle Welt exportiert.<br />
Das Tal der Rosen liegt rund 300 Kilometer von Marrakesch<br />
entfernt, am Fuße <strong>des</strong> Hohen Atlas. Es ist im berühmten<br />
Da<strong>des</strong>-Tal beheimatet, auf etwa 1500 Meter<br />
62
Exkurs: Tal der Rosen<br />
Höhe, und wird durch den Fluss<br />
Assif M’Goun, der im Hohen<br />
Atlas entspringt, bewässert. Das<br />
Klima ist semiarid: beste Voraussetzungen<br />
für die Rosa damascena<br />
und die Rosa centifolia,<br />
die hier angebaut und in<br />
El-Kelâa M’Gouna, der marokkanischen<br />
Rosenstadt, verarbeitet<br />
werden. <strong>Marokko</strong> gehört zu<br />
den weltweit größten Produzenten<br />
dieser Rosenarten. Jährlich<br />
werden im Tal der Rosen etwa<br />
2000 Tonnen Rosenblüten geerntet<br />
und zu einer Vielzahl an<br />
verschiedenen Produkten verarbeitet<br />
– ein enorm wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor für die Region,<br />
der großes Wachstumspotenzial<br />
hat. Vor Sonnenaufgang beginnen<br />
die Rosenpflückerinnen,<br />
die Rosenknospen und -blüten von Hand zu ernten und in<br />
Körben und Säcken zu sammeln. Zu dieser frühen Tageszeit<br />
ist der Gehalt an ätherischem Öl am höchsten. Dem<br />
Sammeln folgt die Auslese. Danach werden die Blüten<br />
entweder gleich in der Destillerie verarbeitet oder auf den<br />
Lehmdächern der Kasbahs getrocknet. Aus den Blütenblättern<br />
wird durch Wasserdampf<strong>des</strong>tillation das wertvolle<br />
Rosenöl gewonnen. Die Ausbeute ist allerdings extrem gering:<br />
Für einen Liter Rosenöl<br />
werden 5000 Rosenblüten benötigt,<br />
das sind in etwa drei Tonnen.<br />
Rosenöl ist eines der kostbarsten<br />
ätherischen Öle, die<br />
unter anderem für die Herstellung<br />
hochwertiger Parfums verwendet<br />
werden: Drei Milliliter<br />
kosten derzeit etwa 150 Euro.<br />
Das sogenannte Rosenwasser,<br />
ein begehrtes Wellnessprodukt,<br />
fällt bei der Destillation als Nebenprodukt<br />
an. Rosenöl wird<br />
heute allerdings auch künstlich<br />
hergestellt: Die synthetische Variante<br />
erreicht zwar nicht die<br />
edle Qualität <strong>des</strong> Originals, kostet jedoch auch nur einen<br />
Bruchteil davon. Rosenöl ist Bestandteil zahlreicher Parfums<br />
und wird zu diesem Zweck in alle Welt exportiert.<br />
Darüber hinaus ist es schon seit Jahrhunderten für seine<br />
heilende, insbesondere entzündungshemmende Wirkung<br />
bekannt. 2013 wurde die Rosa damascena vom ‚Verein zur<br />
Förderung der naturgemäßen<br />
Heilweise‘ sogar zur Heilpflanze<br />
<strong>des</strong> Jahres gewählt, sie wirke<br />
„krampflösend und fiebersenkend“.<br />
Im Supermarktregal finden<br />
sich denn auch unzählige<br />
Wellness-Produkte, denen Rosenöl<br />
oder Rosenwasser beigefügt<br />
ist: vom Duschbad über<br />
Körperlotionen und Cremes bis<br />
hin zu Massageölen und Gesichtswässern.<br />
Rosenwasser ist<br />
zudem ein beliebtes Mittel zur<br />
Hautpflege. In der arabischen<br />
Welt ist Rosenwasser traditionell<br />
auch in der Küche unverzichtbar.<br />
Wer schon einmal in<br />
<strong>Marokko</strong> war, wird ihm zumeist<br />
schon bei der Ankunft im Riad<br />
oder zur Begrüßung in einem<br />
Geschäft oder einem marokkanischen<br />
Haushalt begegnen. Denn zu dem lan<strong>des</strong>typischen<br />
Minztee wird Gebäck gereicht, dem oft etwas Rosenwasser<br />
beigemischt wird und ihm ein unverwechselbares Aroma<br />
verleiht. Nicht zu vergessen: Rosenwasser ist oftmals<br />
Bestandteil von Marzipan, das schon lange den Weg nach<br />
Europa gefunden hat. Die beste Gelegenheit, die überwältigende<br />
Schönheit <strong>des</strong> Tales der Rosen zu erleben, bietet<br />
sich im Frühjahr. Dann stehen die Rosen in voller Blüte.<br />
Anfang Mai findet seit 1960 zudem<br />
alljährlich das viertägige<br />
Rosenfest in El-Kelâa M’Gouna<br />
statt. Hier wird alles aufgefahren,<br />
was die Region zu bieten<br />
hat. Auf Märkten bieten lokale<br />
Hersteller alle erdenklichen Produkte<br />
rund um die Rose an. Auf<br />
Führungen durch die Produktionsstätten<br />
heimischer Kooperativen<br />
kann man die Produktion<br />
von Rosenöl hautnah miterleben.<br />
Es gibt Diskussionsrunden,<br />
Bühnen, auf denen Musik gespielt<br />
wird, eine Pfer<strong>des</strong>chau<br />
und viele weitere Events, deren<br />
krönender Abschluss die Wahl der Rosenkönigin ist: Ein<br />
buntes Spektakel, ein rauschen<strong>des</strong> Fest zu Ehren der Rosa<br />
damascena, die für diese abgelegene Region <strong>Marokko</strong>s<br />
eine große wirtschaftliche Bedeutung hat. Das Tal der Rosen<br />
ist eine Station, die auf keiner <strong>Marokko</strong>-Rundreise<br />
fehlen sollte.<br />
63
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />
DIE ROTE STADT<br />
Die aufregendste Bergoase der Welt<br />
MARRAKESCH<br />
64
Am Fuße der schneebedeckten Berge <strong>des</strong> Hohen<br />
Atlas, auf halbem Weg zwischen Wüste und Küste,<br />
befindet sich eine Stadt, die seit jeher Besucher aus<br />
aller Welt in ihren Bann zieht: Marrakesch – ein<br />
urbanes Märchen zwischen Tradition und Moderne.<br />
65
66
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />
Als eine der vier Königsstädte<br />
und ehemalige Hauptstadt <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> verfügt die rote Stadt<br />
mit dem wohl berühmtesten<br />
Marktplatz der Welt, dem Djemaa El Fna,<br />
über ein entsprechend reiches architektonisches<br />
Erbe. Zahl reiche Denkmäler aus dem<br />
12. und 16. Jahrhundert, als Marrakesch<br />
kulturelle Blütezeiten erlebte, sind erhalten:<br />
eindrucksvolle Sakralbauten, bedeutende<br />
Koranschulen und Museen, prächtige Palastanlagen<br />
und Nekropolen sowie die imposante<br />
Koutoubia-Moschee, das Wahrzeichen<br />
der Stadt. Aus gutem Grund wurde<br />
die Medina von Marrakesch 1985 von der<br />
UNESCO auf die Weltkulturerbeliste gesetzt.<br />
Wer zum ersten Mal Marrakesch besucht,<br />
entdeckt hinter der mächtigen Stadtmauer<br />
ein exotisches Universum, das weltweit<br />
einzigartig und voller Überraschungen ist:<br />
die Medina. Sie lockt mit leuchtenden Farben<br />
und betörenden Gerüchen. Es heißt,<br />
wer die Medina von Marrakesch nicht mit<br />
allen Sinnen wahrgenommen hat, der ist<br />
nie wirklich in <strong>Marokko</strong> gewesen. Eine<br />
Entdeckungstour in der Medina der heutigen<br />
Millionenstadt ist spektakulär, unfassbar,<br />
einmalig und voller Kontraste. Schlendert<br />
man durch die engen Gassen,<br />
passierbar nur für Fußgänger, Mopeds und<br />
Eselskarren, führt der Weg entlang uralter<br />
Fassaden mit rissigem Verputz und bröckelndem<br />
Gebälk unweigerlich in die<br />
Souks. Hier schlägt das Herz von Marrakesch:<br />
Winzige, kaum schrankgroße Läden,<br />
elegante Boutiquen und weiträumige<br />
Kontore wechseln einander ab. Ein paar<br />
Schritte weiter sind Gewürze zu Pyramiden<br />
aufgeschichtet, unzählige Olivensorten<br />
appetitlich drapiert warten auf Käufer. Dazwischen<br />
winzige Garküchen. Rauchschwaden,<br />
Duftfahnen, unbekannte Aromen<br />
würzen die Luft. In den unzähligen<br />
Souks finden Touristen alles, was die marokkanische<br />
Basarökonomie an Souvenirs<br />
aufbietet, und die „Marrakchi“, was sie für<br />
den Alltag brauchen. Hier gibt es nichts,<br />
was es nicht gibt: Safran, Arganöl, eine<br />
komplette Wohnzimmereinrichtung ... Beeindruckend<br />
ist die perfekte Versorgungslogistik:<br />
Kurze Einkaufs- und Vertriebswege,<br />
ein nach Branchen aufgefächertes<br />
Warensortiment, Recyclingkreisläufe eines<br />
nachhaltigen Wirtschaftens und noch dazu<br />
Fachwerkstätten en masse – die Kunst <strong>des</strong><br />
Reparierens beschäftigt hier immer noch<br />
ein Heer von Spezialisten.<br />
Zwischen Medina und Neustadt gelegen,<br />
markiert der Djemaa El Fna, Afrikas berühmtester<br />
Platz, das pulsierende Zentrum<br />
Marrakeschs. Aus gutem Grund hat die<br />
UNESCO diesen Platz 2001 auf die Liste<br />
<strong>des</strong> immateriellen Kulturerbes der Menschheit<br />
gesetzt: Nicht ein Ensemble aus historischen<br />
Baudenkmälern macht diesen Platz<br />
so einzigartig, sondern eine Art soziale<br />
Skulptur, die sich hier tagtäglich aus jenen<br />
Akteuren formt, die das Gelände bevölkern.<br />
Theater und Arena, Markt- und Rummelplatz,<br />
anarchische Heiterkeit und geschäftstüchtige<br />
Schläue – dieser Platz<br />
Links: Hier gibt es nichts, was es<br />
nicht gibt: Safran, Arganöl oder<br />
handgefertigte Lampen<br />
Unten: Das 77 Meter hohe Wahrzeichen<br />
der Stadt, die Koutoubia-<br />
Moschee, befindet sich am Rand<br />
<strong>des</strong> Djemaa el Fna. Das abends<br />
angestrahlte Minarett der 1150<br />
erbauten Koutoubia ist aus 25 Kilometern<br />
Entfernung zu sehen<br />
Nächste Seite: Der Djemaa El Fna.<br />
Das verwinkelte Gelände ist stets<br />
von Einheimischen und Touristen<br />
bevölkert, die sich unterhalten<br />
lassen und – mit der Dämmerung,<br />
wenn die zahlreichen mobilen Garküchen<br />
aufgebaut werden – unter<br />
freiem Himmel zu Abend essen. Im<br />
Hintergrund ragt eindrucksvoll die<br />
Koutoubia-Moschee empor<br />
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MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />
präsentiert dies alles in flirrender Gleichzeitigkeit.<br />
Schlangenbeschwörer, Akrobaten,<br />
Possenreißer, Märchenerzähler, Wunderheiler,<br />
Feuerschlucker und Wahrsager<br />
sind hier zugange, Wasserverkäufer und<br />
Gnaoua-Musiker machen ihre Aufwartung,<br />
Heilkräuter und Amulette werden feilgeboten,<br />
die öffentlichen Schreiber bieten ihre<br />
Dienste an – für die, die nicht lesen und<br />
schreiben können … Wahrhaftig ein „immaterielles“<br />
Kulturgut – überwältigend und<br />
schwer zu fassen. Wer jedoch glaubt, in<br />
ganz Marrakesch sei die Zeit seit Jahrhunderten<br />
stehen geblieben, irrt. Die Oasenmetropole<br />
pendelt wie kaum eine andere<br />
Stadt zwischen den Welten: Marrakesch<br />
kann auch modern. Und wie!<br />
Es ist Samstagnacht. Luxuslimousinen,<br />
edle Roben, die Herren in Schwarz. Großer<br />
Aufgalopp vor den Clubs. Stelldichein der<br />
Schönen und Reichen. Wir sind nicht in<br />
Monte Carlo, sondern in Marrakesch. Der<br />
internationale Jetset fliegt übers Wochenende<br />
ein: Multimillionäre, Filmstars,<br />
Show- und Sportgrößen, Models und Politiker<br />
– Marrakesch ist in, hip, trendy. In den<br />
Hotel-Diskotheken und Sky-Lounges legen<br />
die angesagtesten DJs auf, die den Vergleich<br />
mit ihren Kollegen aus Ibiza nicht<br />
scheuen müssen. Die edel spiegelverkleideten<br />
Cocktailbars im Stadtteil Guéliz haben<br />
selbst die ausgefallensten Drinks vorrätig.<br />
Darüber hinaus haben sich dort Kaffeehaus-,<br />
Club- und Lounge-Szenen entwickelt.<br />
Der Beach-Club am Circuit de la Palmeraie<br />
wird als „coolest place on earth“<br />
gepriesen. Das Konzept: Pool-Landschaft,<br />
Club, Bar und Restaurant in einem. Es wurde<br />
in Miami, Saint-Tropez und Marbella<br />
erprobt und dann nach Marrakesch importiert.<br />
Im Kontext einer uralten Königsstadt<br />
wirkt die Location wie ein Raumschiff von<br />
einem fernen Planeten. Szenenwechsel. Im<br />
eleganten Ortsteil Hivernage finden sich<br />
spätabends zu Liveacts wie den „Orientalischen<br />
Nächten“ wohlhabende Gäste ein.<br />
Die Läden sind voll. Marrakesch ist eben<br />
ein Sehnsuchtsort – nicht nur für Touristen.<br />
Wenn sich allabendlich die Hotel-Lounges,<br />
Straßencafés, Bars und Brasserien mit Publikum<br />
füllen, beginnt das Sehen und Gesehenwerden<br />
– nicht selten in einem der angesagten,<br />
feinen Gourmet-Tempel, deren<br />
Angebot besonders auf die marokkanische,<br />
französische oder italienisch-mediterrane<br />
Küche konzentriert ist. Ausgehen hat in<br />
Marrakesch auch eine kulturelle Komponente.<br />
Die Mode- und Design-Metropole,<br />
Kongress- und Konferenzstadt wird als<br />
Festivalstadt zunehmend bedeutend. Im<br />
Juli findet das „Festival National <strong>des</strong> Arts<br />
Populaires“ statt, im Dezember das renommierte<br />
Internationale Filmfestival. Ganzjährig<br />
finden Kinogänger im „Cinema Colisée“<br />
in Guéliz ein exzellentes Programm.<br />
und im „Théâtre Royal“ an der Place de<br />
l’Empereur werden Dramenklassiker der<br />
Moderne inszeniert. Marrakesch hat eben<br />
viele Facetten: in der Historie verwurzelt,<br />
der Zukunft zugewandt.<br />
Seiten 70-71: Marrakesch entwickelt<br />
sich zunehmend zu einer Spitzen<strong>des</strong>tination<br />
für ambitionierte Golfer. Wegen<br />
der konstanten klimatischen Verhältnisse<br />
und der Nähe zu Europa ist es ein<br />
ideales Land für das Wintertraining.<br />
Fairways und Greens befinden sich in<br />
einem perfekten Pflegezustand<br />
Links: 1980 kauften Yves Saint-Laurent<br />
und Pierre Bergé den Garten <strong>des</strong><br />
Malers Majorelle. Heute erblüht er in<br />
alter Pracht und verzaubert Besucher<br />
aus aller Welt<br />
Unten: Etwas außerhalb der Medina<br />
befindet sich der Menara-Garten, eine<br />
schöne Anlage mit Obstplantagen und<br />
Olivenhainen. Der schöne Pavillon<br />
stammt aus dem 19. Jahrhundert. Von<br />
seiner Terrasse hat man eine überwältigende<br />
Aussicht auf die schneebedeckten<br />
Gipfelketten <strong>des</strong> Hohen Atlas<br />
73
AUSFLÜGE UND EXKURSIONEN<br />
IN DEN HOHEN ATLAS<br />
74
75
76
MARRAKESCH UND DER HOHE ATLAS<br />
Seiten 74-75:<br />
Schneebedeckte Horizonte, Landschaften<br />
aus Fels und Eis, Leere und Weite<br />
bestimmen die Szenerie <strong>des</strong> Hohen<br />
Atlas. In diesem Revier kann man tagelang<br />
unterwegs sein, übernachtet in<br />
Schutzhütten, kocht über offenem Feuer<br />
und genießt den weiten, sternenklaren<br />
Himmel über dem Hohen Atlas<br />
Rechts: Manche Bergrennen haben<br />
hohe Anspruchsprofile und zugleich<br />
schöne Landschaften zu bieten. Andere<br />
führen auf Wegen, wo Himmel und<br />
Bergspitzen zu einer Einheit verschmelzen.<br />
Die UTAT verbindet alles und sogar<br />
noch mehr! Der Streckenverlauf ist<br />
atemberaubend!<br />
Das grandiose Panorama <strong>des</strong><br />
schneebedeckten Hohen Atlas<br />
ist in Marrakesch zum Greifen<br />
nah. Die Oasen, Schluchten<br />
und Wasserfälle <strong>des</strong> Gebirges sind nur 60<br />
Kilometer entfernt. Ein Eldorado für Trekking-Aktivisten<br />
und Ausflügler.<br />
Einmal das Dach <strong>Marokko</strong>s besteigen, zu<br />
Fuß die hinreißenden Täler erwandern, per<br />
Mountainbike oder mit dem Mietwagen die<br />
Umgebung entdecken – von Marrakesch<br />
aus ist alles machbar. Kaum 30 Minuten<br />
unterwegs – und der Fahrtwind trägt unbekannte<br />
Düfte ins Wageninnere, Prisen<br />
eines würzigen Geruchs, draußen rauscht<br />
Gewässer, kleine terrassierte Felder beidseits<br />
der Straße, von Mäuerchen begrenzt,<br />
Obstplantagen, Nuss- und Mandelbäume,<br />
im Licht schimmernde Farben – eine idyllische<br />
Landschaft, die die hektische Betriebsamkeit<br />
der Metropole vergessen lässt.<br />
Das Ourika-Tal bietet sich für eine Art<br />
Landpartie von Marrakesch aus an. In Setti<br />
Fatma, wo die Teerstraße endet, locken<br />
mehrere Wasserfälle; man kann wandern,<br />
baden, picknicken, auf Maultieren ausreiten,<br />
Trekkingtouren starten. Ein schöner<br />
Tagesausflug und pure Erholung. Aber es<br />
geht auch sportiver: Wenn durchtrainierte<br />
Mittvierziger, drahtige Pensionäre und junge<br />
Sportler anspruchsvolle Trekkingtouren<br />
planen, treffen sie sich am Djemaa el Fna.<br />
Hier werden Kontakte geknüpft, Bergführer<br />
vermittelt, Details besprochen. Die<br />
Wege sind unterschiedlich, das Ziel ist dasselbe:<br />
das Toubkal-Massiv. Als höchste Erhebung<br />
<strong>Marokko</strong>s beherrscht der 4167 Meter<br />
hohe Djebel Toubkal den Atlas.<br />
Schneebedeckte Horizonte, Landschaften<br />
aus Fels und Eis, Leere und Weite bestimmen<br />
die Szenerie. In diesem Revier kann<br />
man tagelang unterwegs sein. Wer möchte<br />
da noch nach Marrakesch zurück?<br />
Links: Das Naturwunder von Ouzoud.<br />
Ein Tagesausflug zu den Wasserfällen<br />
gehört zum Pflichtprogramm eines<br />
Marrakesch-Aufenthaltes<br />
Unten: Im Ourika-Tal kann man<br />
wandern, baden, picknicken, auf<br />
Maultieren ausreiten oder diverse<br />
Trekkingtouren starten. Ein schöner<br />
Tagesausflug und pure Erholung!<br />
77
Exkurs: Abenteuer Marrakesch<br />
Über den Dächern von Marrakesch<br />
In keiner anderen Metropole gibt es eine derarte Dachterrassenkultur wie in Marrakesch. Hier kann man eine kurze<br />
Auszeit vom atemberaubenden „Kulturbetrieb“ nehmen. Denn in den Souks entdeckt der Reisende ein einzigartiges,<br />
exotisches Universum voller Überraschungen. Sven Kämmerer war auf den Dachterrassen von Marrakesch unterwegs.<br />
Die Sonne erobert langsam den Djemaa el Fna,<br />
der um diese Uhrzeit noch nicht richtig ausgeschlafen<br />
hat. Der Himmel ist stahlblau. Es<br />
scheint wieder ein wunderbarer Tag zu werden.<br />
Ich habe schon einige hundert Meter zurückgelegt –<br />
Morgensport – und bin auf dem Weg zu meinem „Theater“.<br />
Heute frühstücke ich nicht im Riad, sondern im Café<br />
de France. Es befindet sich direkt am Djemaa el Fna und<br />
ist eine Institution. Es gehört zu Marrakesch wie das Café<br />
de Flore zu Saint-Germain-<strong>des</strong>-Près in Paris. Dabei ist das<br />
Café de France keine Szenelocation, kein aufgehübschtes<br />
Latte- Macchiato-Café mit durch<strong>des</strong>igntem Interieur. Im<br />
Gegenteil. Mit dem schlichten Mobiliar und seinem morbiden<br />
Charme ist es so bescheiden zeitlos, dass es niemals<br />
78
trendy werden kann. Auf der netten Terrasse haben sich<br />
schon ein paar Gäste eingefunden, wohl auch Frühaufsteher.<br />
Dort sitzen sie in meinem „Theater“, im Parkett, erste<br />
Reihe und gehören gewissermaßen als leben<strong>des</strong> Inventar<br />
zur Bühne. Gelebtes Theater in Marrakesch. Berthold<br />
Brecht hätte sicher seine wahre Freude. Wenn ich in Marrakesch<br />
bin, zieht es mich immer wieder hierhin, und zwar<br />
nach ganz oben auf die Dachterrasse. Sie ist zwar Sonne<br />
und Wind schutzlos ausgesetzt, aber der Ausblick entschädigt<br />
für alles. Gerade bekomme ich meinen café crème.<br />
Essen wird auf dem Dach nicht serviert, vermutlich ist den<br />
Kellnern der Service über<br />
die steile Treppe zu anstrengend.<br />
Das macht gar<br />
nichts. Ich wusste das, bin<br />
dementsprechend präpariert<br />
und habe mir ein<br />
kleines Lunchpaket mitgebracht.<br />
Auf dem Hinweg<br />
konnte ich noch einen<br />
kleinen Schlenker über die<br />
„Pâtisserie <strong>des</strong> Princes“<br />
machen. Sie liegt ebenfalls<br />
ganz in der Nähe <strong>des</strong><br />
Djemaa el Fna und gehört<br />
zu den besten der Stadt.<br />
Wer eine Vorliebe für delikate<br />
Pâtisserie hat, sollte<br />
hier auf keinen Fall vorbeigehen.<br />
Mir gelingt das<br />
nie. Eigentlich wollte ich<br />
nur ein Croissant kaufen,<br />
dann aber sah ich unter<br />
dem gläsernen Tresen die<br />
Objekte der Begierde:<br />
„pain au lait“, „tarte au citron“,<br />
„forêt noire“ sowie<br />
raffinierte Kreationen mit<br />
Blätterteig und Cremetörtchen<br />
bis hin zum primitiven<br />
Fettgebäck. Ich war<br />
wie hypnotisiert. Die wirklich ernste Gefahr lauerte aber<br />
hinter meinem Rücken. Dort steht der Vitrinenschrank. Er<br />
ist riesig, reicht vom Boden bis unter die Decke und erstreckt<br />
sich über die gesamte Wand. Darin: die berühmten<br />
gâteaux secs, hausgemachte Kekse, feinste Pralinen und<br />
Schlimmeres. Alles, was Sie jemals über feine Pâtisserie<br />
zu erfahren versuchten, aber nie danach zu fragen wagten<br />
– hier können Sie es: „Das sieht ja gut aus. Wie sind denn<br />
die tartes aux fraises?“ „Elles sont excellentes, Monsieur!“<br />
„Und das hier, die tarte au citron?“ „Aussi!“ Ich<br />
zeige auf eine Schokoladentorte, die wohl nur aus Schokolade<br />
besteht, genau kann ich es aber nicht erkennen. Ich<br />
frage lieber nochmal nach. „Ist die Torte ganz aus Schokolade?“<br />
„Bien sûr, Monsieur!“ Ich lasse mir einen kleinen<br />
Karton zusammenstellen. Mein Croissant hab ich<br />
auch gekauft. Ich denke, nach meinem Spaziergang hab<br />
ich mir das verdient. Marrakesch hat dem Gast unendlich<br />
viel zu bieten, fordert ihn aber auch. Denn all die neuen<br />
Eindrücke wollen erst einmal verarbeitet werden. Bei einem<br />
Bummel durch die Souks erscheinen dem Besucher<br />
Orte wie das Café de France wie eine Oase in der Wüste.<br />
In einer Stadt, die den Reisenden<br />
jede Sekunde zu<br />
vereinnahmen weiß, sind<br />
solche Terrassen wichtige<br />
Rückzugsorte. Man kann<br />
nach Bedarf Abstand von<br />
all der Exotik gewinnen,<br />
zur Ruhe kommen und<br />
sich die zahlreichen Theaterdarbietungen<br />
von der<br />
Loge aus anschauen. In<br />
den Souks von Marrakesch<br />
gibt es viele solcher<br />
Inseln der Ruhe, wie zum<br />
Beispiel die zahlreichen<br />
Cafés auf dem Marché aux<br />
épices, auf <strong>des</strong>sen Terrassen<br />
sich die Touristen jederzeit<br />
dem intensiven<br />
Kulturbetrieb entziehen<br />
können. Ich kann so einen<br />
ganzen Tag verbummeln:<br />
Mal einen café crème auf<br />
der einen Terrasse hier,<br />
mal einen frisch gepressten<br />
Orangensaft auf dem<br />
anderen Dach dort. Aber<br />
wie lange wird das so noch<br />
möglich sein? Wie ein großes<br />
Nachrichtenmagazin<br />
berichtete, hat eine amerikanische Fast-Food-Kette ein<br />
Angebot zum Kauf <strong>des</strong> Café de France abgegeben. Es<br />
wurde abgelehnt. Während ich darüber nachdenke, wie<br />
lange sich der Besitzer solchen Offerten noch wird entziehen<br />
können, wird mir klar, dass bald wieder Showtime ist.<br />
Die Sonne ist schon fast untergegangen und auf dem Djemaa<br />
el Fna werden bereits die ersten Garküchen aufgebaut.<br />
Ich muss jetzt unbedingt los. In meinem Theater beginnt<br />
nämlich gleich die nächste Vorstellung. Und die will<br />
ich auf keinen Fall verpassen.<br />
79
R ABAT<br />
und die<br />
PERLEN<br />
am<br />
ATLANTIK<br />
80
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
Die Königsstadt und Hauptstadt Rabat ist berühmt für ihre historischen<br />
Hinterlassenschaften Kasbah <strong>des</strong> Oudayas und Chellah.<br />
Nicht weniger aufregend ist eine Zeitreise in die jüngere Geschichte<br />
der Hauptstadt. Im Quartier de l‘ Océan und im Viertel Bab Al<br />
Bahr zeigt sich Rabat von seiner modernen und besonders charmanten<br />
Seite. Rabat ist sicherlich nicht die bekannteste, aber die<br />
vielseitigste aller Königsstädte.<br />
81
82
Links: In der Kasbah <strong>des</strong> Oudayas verleihen die bunten Straßen der alten<br />
Festung eine wunderschöne, mediterrane Milde. In den kleinen Cafés<br />
kann man herrlich relaxen<br />
Oben: Die rebellisch anmutende Festung mit den zahlreichen verwinkelten<br />
Gassen und kleinen Wegen liegt auf einer Klippe an der Mündung<br />
<strong>des</strong> Bouregreg und erstreckt sich über eine Fläche von vier Hektar<br />
Federleicht schwebt die neue<br />
Straßenbahn über die nagelneue<br />
Brücke Hassan II.<br />
Sie überspannt den Fluss<br />
Bouregreg, der die Ufer der Schwesterstädte<br />
Rabat und Salé trennt. Wer<br />
hinunterschaut, entdeckt Dutzende<br />
neue, kleine dreistöckige Gebäude,<br />
die inmitten einer einst versandeten<br />
Flussmündung emporragen. Hier befindet<br />
sich das neu gebaute, moderne<br />
und elegante Viertel Bab Al Bahr,<br />
zweifellos eine architektonische Bereicherung<br />
für die Hauptstadt. Für<br />
den Besucher besonders interessant<br />
ist vor allem, dass dieses Viertel mitten<br />
in die Symbole <strong>des</strong> <strong>Königreich</strong>es<br />
hineingebaut wurde: Würde man von<br />
dort aus eine Panoramaaufnahme<br />
machen, so dürfte sich dem Betrachter<br />
von rechts nach links ein ziemlich<br />
majestätisches Ensemble bieten: die<br />
Kasbah <strong>des</strong> Oudayas – eine eindrucksvolle<br />
Festung und die Wiege<br />
von Rabat. Dann die andalusische<br />
Mauer der Medina. Links davon die<br />
Rudimente <strong>des</strong> Hassan-Turms aus<br />
dem 13. Jahrhundert. Daneben das<br />
prächtige Mausoleum aus weißem<br />
Marmor von König Mohammed V.,<br />
und schließlich die Chellah, eine von<br />
Meriniden-Sultanen auf den Ruinen<br />
einer römischen Stadt gebauten Nekropole,<br />
die sich hinter der Biegung<br />
<strong>des</strong> Flusses versteckt. Dieses Bild<br />
hätte man vor gar nicht allzu langer<br />
Zeit so nicht aufnehmen können. Die<br />
beiden Schwesterstädte Rabat und<br />
Salé hatten sich nämlich längst von<br />
ihrer jeweiligen Küste entfernt. Die<br />
Zeit, als die Korsaren mit ihren<br />
Schiffen von den Häfen aus Rabat<br />
und Salé bis zu den Küsten von Cornwall<br />
segelten und die Flotten der katholischen<br />
Könige angriffen, war ohnehin<br />
lange vorbei. Meer und Stadt<br />
haben sich im Laufe der Jahrhunderte<br />
immer weiter auseinandergelebt.<br />
Die endgültige Trennung wurde dann<br />
in den 1970er Jahren besiegelt. In<br />
dieser Zeit verlor der Hafen von Rabat<br />
gegenüber seinem südlichen<br />
Konkurrenten in Casablanca endgültig<br />
an Bedeutung. Mehr noch: Er hatte<br />
schlichtweg keine Funktion mehr,<br />
versandete zunehmend und wurde<br />
letztendlich überflüssig. Das sollte<br />
sich ändern. Jahrzehntelang hatte<br />
man sich mit einem Plan beschäftigt,<br />
der das Meer seinen Anwohnern zurückgeben<br />
sollte. König Mohammed<br />
VI. rief schließlich 2003 das Ausbauprojekt<br />
der Mündungsufer <strong>des</strong> Bouregreg<br />
ins Leben. Sowohl die Stadt<br />
als auch das Land nahmen dafür<br />
richtig Geld in die Hand: Drei Milliarden<br />
Dirham (ca. 300 Millionen<br />
Euro) wurden für die Entwässerung<br />
<strong>des</strong> Flusses, den Bau von zwei Yachtund<br />
Fischerhäfen, einer Brücke, einer<br />
Straßenbahn und von einem Tunnel<br />
mobilisiert. Die Straßenbahn allein<br />
hatte umgerechnet etwa 50 Millionen<br />
Euro gekostet, die neue Brücke Hassan<br />
II 120 Millionen Euro. Um den<br />
Rest zu finanzieren, setzte man auf<br />
den lukrativen Verkauf der neuen<br />
Immobilien im Viertel Bab Al Bahr.<br />
Für ihre Konzeption zeichneten sich<br />
zwei marokkanische Architekturbüros<br />
verantwortlich, aber auch inter-<br />
83
84
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
national renommierte Architekten<br />
wurden mit eingebunden, wie z.B.<br />
Norman Foster, in Deutschland bestens<br />
bekannt als jener Architekt, der<br />
den Reichstag in Berlin neu gestaltet<br />
und umgebaut hat. Von Anfang an<br />
hat man bei diesem Großprojekt die<br />
Bevölkerung buchstäblich mit ins<br />
Boot geholt. So wurden nämlich die<br />
77 „barcassiers“ – so nennt man in<br />
Rabat die Besitzer kleiner Boote –,<br />
die vor dem Bau der Hassan II-Brücke<br />
für die Überquerung <strong>des</strong> Flusses<br />
von Ufer zu Ufer dienten, während<br />
der zweijährigen Bauarbeiten angemessen<br />
entschädigt. Mittlerweile<br />
sind sie wieder zurück. Ihre kleinen<br />
Boote, die im Zuge der städtischen<br />
Umbaumaßnahmen auch frische Anstriche<br />
bekommen haben, dienen<br />
heute als charmante Ausflugsschiffe<br />
auf dem Fluss. An den Ufern wurden<br />
die Felsen durch Kais ersetzt, kleine<br />
Cafés haben dort eröffnet, und an jedem<br />
schönen Abend gehen hier nun<br />
die Bewohner der benachbarten Medina<br />
spazieren. Im Bab Al Bahr-Viertel,<br />
wo sich die Hauptstadt täglich<br />
neu erfindet, ist die Metamorphose<br />
noch lange nicht abgeschlossen.<br />
Nicht minder interessant ist der Besuch<br />
<strong>des</strong> „Quartier de l’Océan“, eines<br />
Stadtviertels zwischen Strandpromenade<br />
und Medina. Dort, auf der anderen<br />
Seite der Mauer, scheint die<br />
Zeit stehen geblieben zu sein. Wie<br />
früher sitzen hier Familien mit ihren<br />
Sonnenschirmen am Strand. Die alten<br />
Gebäude aus den Vierzigerjahren<br />
sind umsäumt von kleinen Feigen-<br />
und Granatapfelbäumen. In den<br />
1960er-Jahren zogen viele reiche, alt<br />
eingesessene Familien aus anderen<br />
Vierteln Rabats hierher, um in den<br />
kleinen Restaurants in der Rue Napoli<br />
und Rue Addis Abeba leckere Tapas<br />
zu essen oder in der Rue London<br />
auf dem Gemüsemarkt einzukaufen.<br />
Heute ist dieser Teil von Rabat längst<br />
ein Szeneviertel, vergleichbar mit<br />
den in Paris als „Bobo“ (für Bourgeois<br />
Bohème) bezeichneten Quartiers<br />
oder dem Prenzlauer Berg in<br />
Berlin. Egal welche Prioritäten man<br />
bei einem Besuch von Rabat macht:<br />
Ob in der Kasbah, der Chellah im<br />
Bab Al Bahr oder im Quartier de<br />
l’Océan – in der Hauptstadt können<br />
Besucher überall eine spannende<br />
Zeitreise erleben.<br />
Links: Blick aus dem Mausoleum von Mohammed V. Das Mausoleum<br />
wird rund um die Uhr von Soldaten in altmaghrebinischen Uniformen<br />
bewacht. Gegenüber das Wahrzeichen Rabats: der Hassan-Turm. Der<br />
reich verzierte Turm konnte baulich nie vollendet werden. Die Überreste<br />
<strong>des</strong> Turms und der Säulen sind dennoch äußerst sehenswert<br />
Unten: Die Autobahnumgehung von Rabat über den Oued Bouregreg<br />
führt über die 950 Meter lange Mohammed VI-Schrägseilbrücke. Das<br />
ästhetisch außergewöhnliche Bauwerk ist die längste Brücke ihrer Art<br />
in Afrika. Sie wurde in Form eines Bogens entworfen, der die neuen<br />
Tore der Städte Rabat und Salé symbolisiert<br />
85
86
CASABLANCA<br />
87
88
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
Links und rechts: Nicht weniger als 60% der Spitzenunternehmen <strong>Marokko</strong>s<br />
und die meisten Banken sind in Casablanca angesiedelt. In der Wirtschaftsmetropole<br />
finden das ganze Jahr über Seminare und Kongresse statt<br />
Seiten 86-87: Die Moschee Hassan II wurde zum Teil auf dem Wasser gebaut.<br />
Sie besteht im Erdgeschoss aus einem rechteckigen Gebetssaal, der von achtundsiebzig<br />
Säulen gestützt wird<br />
Zur blauen Stunde, wenn<br />
Casablanca früh erwacht,<br />
schlängeln sich die „petits<br />
Taxi“ am Fuß der ultramodernen<br />
Gebäude der weißen Stadt<br />
vorbei. Man spürt sofort die Energie<br />
und die Dynamik, die von dieser Metropole<br />
ausgehen. Casablanca, das<br />
Wirtschaftszentrum <strong>Marokko</strong>s lebt<br />
ein zügelloses Tempo vor. Warum<br />
finden so viele Künstler hier ihre Inspirationsquelle?<br />
Vielleicht fühlen<br />
sie sich durch die kontrastierten Kurven<br />
der Art-Déco-Gebäude angezogen?<br />
Oder liegt es am kosmopolitischen<br />
Flair einer Stadt, wo sich alle<br />
Nationalitäten über den Weg laufen?<br />
Jedenfalls zeigt sie dem Besucher unzählige<br />
faszinierende Facetten. Casablanca<br />
ist mit über vier Millionen<br />
Einwohnern die mit Abstand größte<br />
Stadt <strong>Marokko</strong>s. Die wirtschaftliche<br />
Hauptstadt verfügt über den größten<br />
Hafen und Flughafen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>.<br />
Das Stadtbild ist geprägt von Hochhäusern<br />
und breiten Boulevards. An<br />
der stets lebhaften Küstenstraße reihen<br />
sich Cafés, Restaurants, Eiscafés,<br />
Luxushotels, Einkaufszentren,<br />
Spielplätze, Diskotheken, Kinos und<br />
Bürokomplexe aneinander. Erlebnisbäder<br />
wurden hier ins Meer hineingebaut.<br />
Nicht weit entfernt, im Villenviertel<br />
Anfa, dem marokkanischen<br />
Beverly Hills, lassen sich spektakuläre<br />
Architekturstile entdecken. Dennoch<br />
ist den meisten Besuchern vor<br />
allem ein Bauwerk der Superlative<br />
bekannt, und das ist unbedingt einen<br />
Besuch wert: die Moschee Hassan II,<br />
nach der Moschee von Mekka die<br />
zweitgrößte der Welt. Die Ausmaße<br />
<strong>des</strong> gigantischen Sakralbaus, der auf<br />
einer erdbebensicheren Plattform ins<br />
Meer hinein gebaut wurde, übersteigt<br />
alle Dimensionen. Allein der Gebetssaal<br />
fasst 25 000 Gläubige. 90 Ingenieure<br />
und 30 000 marokkanische<br />
Handwerker arbeiteten sieben Jahre<br />
lang an der Errichtung <strong>des</strong> Monumentalbaus<br />
am Ufer <strong>des</strong> Atlantiks.<br />
Die Moschee Hassan II verbindet Religiosität<br />
und Weltoffenheit, traditionelles<br />
Kunsthandwerk und modernste<br />
Technik. Als einzige Moschee in<br />
<strong>Marokko</strong> steht sie auch Nicht-Muslimen<br />
offen.<br />
89
EL JADIDA<br />
Die Besucher stehen staunend<br />
an der Festungsmauer.<br />
Immer wieder<br />
blicken sie abwechselnd<br />
nach unten ins Meer und zu dem marokkanischen<br />
Jungen, der auf der hohen<br />
Mauer hin und her läuft. „Das<br />
dürften gute 15 Meter sein“, meint<br />
einer der Touristen zu seiner Frau.<br />
„Er wird doch jetzt nicht da runterspringen?“<br />
Die eindrucksvolle Festung<br />
aus dem frühen 16. Jahrhundert<br />
lockt je<strong>des</strong> Jahr Besucher aus aller<br />
Welt an. Die halbstarken Jugendlichen,<br />
die sich hier bei schönem Wetter<br />
in den Atlantik stürzen, gehören<br />
gewissermaßen zum lebenden Inventar<br />
der Cité Portugaise, deren imposante<br />
Mauern exakt 14 Meter aus<br />
dem Meer emporragen. Sie haben die<br />
Jahrhunderte nahezu unversehrt<br />
überstanden. Die Verteidigungsanlage<br />
mit ihren fünf Türmen, von denen<br />
drei in Richtung Küste, die anderen<br />
zum Meer ausgerichtet sind, hat die<br />
Form eines Kleeblattes und eine<br />
wahrhaft turbulente Vergangenheit<br />
hinter sich. Darauf lassen nicht zuletzt<br />
die unzähligen Schießscharten<br />
schließen. Die Festung war nämlich<br />
schon vor Ankunft der Urlauber bei<br />
Franzosen, Maltesern, Sarden, Spaniern,<br />
Deutschen, Engländern, Italienern<br />
und Portugiesen äußerst beliebt,<br />
wenngleich die „Besucher“ aus vergangenen<br />
Tagen gänzlich andere Interessen<br />
verfolgten. Für phönizische,<br />
karthagische und römische Seefahrer<br />
war die sichere Reede wegen ihrer<br />
strategischen Lage am Atlantik bereits<br />
in vorchristlicher Zeit ein Lieblingsort<br />
für einen Zwischenhalt. Als<br />
die Portugiesen hier vor über 500<br />
Jahren eine Festungsstadt errichteten,<br />
nannten sie sie „Mazagao“ (heute<br />
Mazagan). Die Küstenstadt entwickelte<br />
sich schnell zur wichtigsten<br />
portugiesischen Handelsniederlassung<br />
in <strong>Marokko</strong>. Über Mazagan<br />
wurde jahrhundertelang das internationale<br />
Seegeschäft mit Indien abgewickelt.<br />
Als sich die Portugiesen aus<br />
<strong>Marokko</strong> zurückzogen, sprengten sie<br />
weite Teile der Hafenstadt. Eben an<br />
diesen Stellen wurde später El Jadida<br />
(„Die Neue“) errichtet. Andere Stadtteile<br />
von Mazagan haben glückli-<br />
90
Oben und unten: Jeden Sommer das gleiche Spektakel und gelebte Tradition in der Cité Portugaise: Die Jugendlichen, die im Sommer von der Festungsmauer springen, haben sich<br />
das von den Größeren abgeschaut. Die Besucher kommen vor allem wegen der berühmten Zisterne (unten). Sie befindet sich in einem unterirdisch gelegenen quadratischen Raum.<br />
Er hat eine Seitenlänge von 34 Metern, die Gewölbe ruhen auf 25 Säulen. Die Zisterne, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurde, hatte die Festungsstadt, die immer wieder langen<br />
Belagerungen standhalten musste, mit Wasser versorgt. Ein drei mal drei Meter großer Lichtschacht lässt im Halbdunkel einmalige Lichtspiele entstehen. Der Architekt dieser Zisterne<br />
hat sich bei der Gestaltung sowohl von Moscheen als auch von Kirchen inspirieren lassen. Eher ungewollt hat er hier ein eindrucksvolles Kunstwerk geschaffen<br />
91
92
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
cherweise die Zeit unbeschadet überstanden.<br />
Heute sind sie besonders<br />
sehenswert, wie die Cité Portugaise,<br />
die 2004 auf die Liste <strong>des</strong> UNESCO<br />
Weltkulturerbes gesetzt wurde. Wer<br />
den einzigartigen Hauch der Geschichte<br />
dieser Stadt spüren möchte,<br />
sollte die Cité Portugaise besuchen.<br />
Hauptattraktion ist sicherlich die<br />
mysteriöse und faszinierende Zisterne<br />
mit einem geradezu kunstvoll gearbeiteten<br />
Kreuzgewölbe. Sie diente<br />
als Kulisse großer Filme (z.B.<br />
„Othello“). Trotz der großen Berühmtheit<br />
dieser Zisterne und der<br />
Touristen, die aus aller Welt hier herkommen,<br />
um sie zu sehen, ist die Cité<br />
Portugaise kein Freilichtmuseum<br />
und sehr authentisch geblieben. In<br />
der Cité Portugaise, leben immer<br />
noch viele marokkanische Familien.<br />
Die Altstadt bietet bis heute eine<br />
hohe Lebensqualität. Im Sommer ist<br />
die Stadt für die Kinder ganz toll:<br />
Das Wasser ist in unmittelbarer<br />
Nähe, die Kinder können sich erfrischen,<br />
schwimmen gehen oder ins<br />
Wasser springen. Das Leben in der<br />
Stadt wirkt überall entspannt: ob auf<br />
dem Gewürzmarkt oder in der Kissaria<br />
mit ihren winzigen Geschäften,<br />
Boutiquen und den vielen Djellabah-<br />
Schneidern, deren Schicksal es zu<br />
sein scheint, für immer auf abgewetzten<br />
Matten zu hocken. Außerhalb<br />
der Cité Portugaise hat, wie<br />
überall auf der Welt, die Moderne<br />
Einzug gehalten. Die Stadt mit der<br />
glorreichen Vergangenheit zählte vor<br />
400 Jahren nicht mehr als 4000 Einwohner.<br />
Heute sind es etwa 200 000.<br />
El Jadida ist längst eine regionale<br />
Metropole und wächst mit rasanter<br />
Geschwindigkeit. Die Stadt hat ehrgeizige<br />
Pläne. El Jadida schickt sich<br />
an, nach Casablanca zum zweitwichtigsten<br />
Wirtschaftszentrum <strong>Marokko</strong>s<br />
zu avancieren. Ganz unbegründet<br />
sind diese Erwartungen nicht.<br />
Wegen äußerst verlockender Zuschüsse<br />
siedeln sich immer mehr<br />
multinationale Unternehmen in der<br />
Region an. Die Region Doukkala, hat<br />
neben der Provinz Souss-Massa die<br />
ertragreichste Landwirtschaft <strong>Marokko</strong>s.<br />
Das war bereits den Portugiesen<br />
nur allzu gut bekannt, als sie<br />
1502 ihre Zelte hier aufschlugen.<br />
Obst und Gemüse gibt es im Überfluss<br />
und ist außerdem sehr günstig.<br />
Dafür ist die Region im ganzen Land<br />
bekannt, genauso wie die Großzügigkeit<br />
der Doukkalas. Man sagt: „Wenn<br />
man bei einem Doukkala zum Essen<br />
eingeladen wird, geht man garantiert<br />
nicht hungrig nach Hause.“<br />
Links: Viele der historischen Gebäude wurden in den letzten 10 Jahren<br />
aufwendig restauriert und zu Cafés, Restaurants und Hotels, teilweise<br />
mit schönen Dachterrassen, ausgebaut<br />
Rechts: 2009 eröffnete ein Luxusresort am Mazagan Beach. Es ist<br />
berühmt für seinen exzellenten Golf-Parcours und seinen sieben<br />
Kilometer langen privaten Sandstrand<br />
93
OUALIDIA<br />
Der Himmel ist bedeckt,<br />
es ist windstill und weder<br />
besonders warm<br />
noch kühl. Die Fischer<br />
schieben ihre Kähne ins Meer hinaus<br />
und kämpfen dabei gegen die mächtigen<br />
Wellen an. Die Krabbenfischer<br />
kontrollieren ihre mit Langusten und<br />
Meeresspinnen gefüllten Netze, die<br />
in den Spalten der porösen Felsen<br />
hängen. Ein Tag wie jeder andere.<br />
Und wie jeden Tag macht auch<br />
Karima am „Grande Plage“, wie sie<br />
den Strand hier an der Atlantikseite<br />
nennen, ihren morgendlichen Spaziergang.<br />
„Ich liebe diesen Strand“,<br />
sagt sie, „diese Stimmung, einmalig!<br />
Mit nichts möchte ich tauschen.<br />
Oualidia ist ein Paradies auf Erden.“<br />
Karima ist nicht von hier. Sie wurde<br />
in Casablanca geboren und wuchs in<br />
Deutschland auf. Heute lebt sie hier.<br />
„Das Klima ist traumhaft, gerade<br />
für mich als Asthmatikerin. Auch<br />
das Umland ist wunderschön“, sagt<br />
sie. Karima hat 26 Jahre im<br />
Rheinland gelebt, zuerst in Düsseldorf,<br />
später in Leverkusen. Ihre<br />
Mutter ist Deutsche, der Vater<br />
Marokkaner. „Meine Eltern hatten<br />
hier 1972 ein Grundstück gekauft<br />
und ein Haus gebaut. Damals war<br />
Oualidia noch ein Dörfchen. Hier<br />
haben wir unsere Sommerferien<br />
verbracht. Das war noch eine andere<br />
Zeit!“, schwärmt sie. Inzwischen hat<br />
sie das Haus geerbt und lebt dort mit<br />
ihrem Mann. Es liegt keine 200<br />
Meter vom Strand entfernt, direkt an<br />
Oualidias Hauptstraße, wo sich heute<br />
etliche Restaurants, Läden und<br />
Hotels befinden. „Aus Casablanca<br />
und Marrakesch kommen viele<br />
Besucher nur der Austern wegen“,<br />
erzählt Karima. Die Austernbänke<br />
liegen am nördlichen Ende der<br />
Lagune. Dort befindet sich auch eine<br />
Saline. „Man kann da mit dem Boot<br />
hinfahren“, sagt sie. „Austern essen<br />
und zurückfahren! Ab und zu muss<br />
man sich das mal gönnen.“ In<br />
Oualidia herrscht ein mediterranes<br />
Klima. Der Temperaturunterschied<br />
ist über das Jahr verteilt gering, die<br />
Winter sind mild. Die Temperaturen<br />
fallen selten unter 12 Grad, die Hitze<br />
ist bei 26 Grad sehr erträglich.<br />
94
Oben: Hier lässt es sich den ganzen Tag aushalten: Angefangen mit einem üppigen Frühstück am Strand,<br />
dann baden, sonnen und faulenzen... Gibt es einen schöneren Ort zum Entspannen und Abschalten?<br />
Unten: Die Lagune von Oualidia. In der Lagune haben sich zahlreiche Hotels und Restaurants angesiedelt.<br />
Schön zu erkennen sind der innere Strand und die außenliegende Küste<br />
95
96
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
Links und rechts: In Oualidia kann man direkt am Wasser der Lagune essen. Restaurants bieten<br />
alles, was aus dem Meer kommt und natürlich alles frisch! Zu den Spezialitäten gehören<br />
Fisch, Hummer, Meeresspinnen und natürlich Austern – die besten in <strong>Marokko</strong><br />
Außerdem bringt der Atlantik stets<br />
eine angenehme Brise in die Lagune,<br />
die den Ort wie ein abschirmen<strong>des</strong><br />
Felsband vor Wind und Wetter<br />
schützt. Die Gärten und Salzwiesen<br />
laden zum Spaziergang und zum<br />
Abschalten ein. Es ist diese ganz<br />
besondere Mischung aus erfrischender<br />
Sinnlichkeit und exponierter<br />
Lage, die das Seebad Oualidia von<br />
allen anderen unterscheidet. Zahlreiche<br />
Hoteliers haben sich daher für<br />
Oualidia entschieden. Verständlich,<br />
denn man kann den Gast hier mit<br />
Austern aus der eigenen Zucht<br />
verwöhnen. So verwundert es nicht,<br />
dass es in Oualidia auch eine Super-<br />
Luxus-Herberge gibt. Sie liegt am<br />
Rande der Lagune und erscheint von<br />
weitem wie eine maurischen Festung,<br />
die sich harmonisch im zauberhaften<br />
Ambiente einfügt. Kommt man dem<br />
5-Sterne-Hotel näher, staunt das<br />
Auge über ausgelagerte Strohhütten,<br />
erfreut sich am Türkis <strong>des</strong> Schwimmba<strong>des</strong>,<br />
flüchtet sich in die Lagune<br />
und verliert sich im Meer. Sieht so<br />
ein Traumurlaub aus? Sicherlich für<br />
viele. Aber es geht auch anders: Das<br />
Ehepaar Michael und Monika waren<br />
mit ihrem Wohnmobil in <strong>Marokko</strong><br />
unterwegs. „In der Lagune“, so<br />
berichtet Michael, „habe ich das<br />
Kajakfahren gelernt. Dort werden<br />
Meerkajaks vermietet. Eine tolle<br />
Sache. Das macht richtig Spaß!“<br />
Die beiden haben ansonsten viel Zeit<br />
mit Erkundungen verbracht. Unweit<br />
der Lagune gibt es viele Höhlen.<br />
„Manche sind so groß, dass zehn<br />
Personen darin Platz finden. Ein<br />
junger Fischer hatte uns dahin<br />
geführt. Vor einer Höhle hatte er<br />
sich auf einem Felsen eine Plattform<br />
gebaut. Dort kocht er für Touristen,<br />
grillt Meeresspinnen über dem<br />
Feuer. Für uns hat der junge Mann<br />
Muscheln und Sardellen zubereitet,<br />
die wir dann an einem Tisch fünf<br />
Meter über dem Meer gegessen<br />
haben. Einmalig!“<br />
97
Oben und unten: Essaouiras Medina ist wie viele marokkanische Städte von einer schweren Festungsmauer umgeben.<br />
Von hier bietet sich ein wunderschöner Blick über die Stadt und den Atlantik bis hin zu den Purpurinseln. Die unzähligen<br />
Gassen der andalusisch anmutenden Altstadt, die kleinen Läden sowie die dreistöckigen weißen Häuser mit ihren<br />
bunten Türen und Fensterrahmen verleihen der Hafenstadt viel Charme und eine ganz besondere Leichtigkeit<br />
98
ESSAOUIRA<br />
Rachid ist voll in seinem<br />
Element. Konzentriert<br />
spricht er laut und deutlich<br />
zu seinen vor ihm<br />
knienden Schülern, die wie Jünger<br />
an den Lippen ihres Meisters kleben.<br />
„Achtet auf eure Balance!“, sagt er<br />
auf englisch. Und weiter: „Lächelt<br />
beim Aufstehen!“ Die Szene ereignet<br />
sich am Strand von Essaouira, kurz<br />
vor Sonnenuntergang. Sie hat etwas<br />
Magisches, fast schon Sakrales an<br />
sich. Man hat den Eindruck, als gäbe<br />
es für diese Gruppe, es sind Surfanfänger,<br />
in diesem Moment nichts<br />
Wichtigeres auf der Welt. Die Lektion<br />
dauert 45 Minuten. Sie ist Teil<br />
eines Einstiegskurses ins Wellenreiten.<br />
Jeder Schüler hat ein Board<br />
dabei und einen Neoprenanzug an.<br />
Die erste Unterrichtsstunde findet<br />
noch nicht im Wasser, sondern am<br />
Strand statt. „Trockenübungen sind<br />
die beste Vorbereitung, so können sie<br />
alle Bewegungen und Griffe in Ruhe<br />
und langsam kennenlernen“, meint<br />
Rachid. Im Sand erklärt er präzise,<br />
wie sich seine Schüler auf das Board<br />
legen und wie sie den richtigen Moment<br />
abpassen sollten, um die perfekte<br />
Welle zu erwischen. Und vor<br />
allem: Wie sie es schaffen, auf dem<br />
Board aufzustehen. Das ist gar nicht<br />
so einfach, vor allem, wenn man dabei<br />
noch lächeln soll. „Smile!“, ruft<br />
Rachid immer wieder. Positives Feeling<br />
ist angesagt. Oder „good vibrations“,<br />
wie es einst die Hippies nannten,<br />
die genau diesen Strand vor 40<br />
Jahren unsicher machten. „Es ist anfangs<br />
nicht einfach, eine gute Balance<br />
zu finden“, doziert Rachid, „gut<br />
gelaunt geht es besser. Die zweite<br />
Stunde findet im Wasser statt. Dann<br />
gilt es nur noch, möglichst lange auf<br />
dem Brett zu bleiben.“ Essaouira gilt<br />
in der Szene als perfekter Ort, um<br />
Surfen zu lernen: Es gibt keine Haie,<br />
keine Felsen, das Surfen ist völlig<br />
ungefährlich. Wind und Wellen sind<br />
konstant, weder zu stark noch zu<br />
hoch. Eine kleine, vor der Küste liegende<br />
Insel fängt die richtig großen<br />
Wellen vom offenen Meer etwas ab.<br />
99
Oben: Seit 1998 lockt das Gnaoua-Musikfestival mit hochrangigen Künstlern Besucher aus aller Welt<br />
an. Die rhythmusbetonte Gnaoua-Musik, die ursprünglich aus dem westlichen Afrika südlich der Sahara<br />
stammt, wird mit traditionellen Instrumenten gespielt und kann sich über Stunden bis zur Ekstase steigern<br />
In Strandnähe sind die Wellen etwa<br />
zwei bis zweieinhalb Meter hoch.<br />
Hervorragende Bedingungen zum<br />
Lernen also. Dabei zieht es keineswegs<br />
nur Anfänger nach Essaouira.<br />
Julia und Johannes beispielsweise,<br />
beide Anfang zwanzig und aus Tirol,<br />
„wollten zwei Wochen lang in<br />
den Sommerferien einen richtigen<br />
Kite-Surf-Urlaub machen“, wie Julia<br />
erzählt. „Ich habe erst heuer im April<br />
angefangen zu kiten, am Neusiedlersee<br />
in Österreich. Da wir immer<br />
schon mal nach <strong>Marokko</strong> wollten,<br />
fiel die Entscheidung schnell auf Essaouira.“<br />
Das frühere Korsarennest<br />
ist heute gewissermaßen der coole<br />
Kontrapunkt zum quirligen und gehypten<br />
Marrakesch und zieht Surfer<br />
und Künstler aus aller Welt magisch<br />
an. Essaouira hat eben eine ganz besondere<br />
Ausstrahlung: Die Stadt mit<br />
der mächtigen Festungsanlage und<br />
dem malerischen Fischereihafen liegt<br />
auf einer kleinen Halbinsel. Die weite<br />
Bucht, der schöne Sandstrand und<br />
der reizvolle, zentrale Platz Moulay<br />
el Hassan mit etlichen Cafés und<br />
Restaurants machen Essaouira zu<br />
einem der schönsten Orte <strong>Marokko</strong>s.<br />
Unweit der Scala in der Rue Attarine<br />
hat sich vor einem alten Stadthaus<br />
eine Traube von Touristen gebildet.<br />
Sie bestaunen die Werke eines Künstlers.<br />
Die Bilder hängen an einer<br />
Hauswand. Das Atelier – bestehend<br />
aus Tisch und Stuhl, Malkasten und<br />
Pinsel sowie Blechschere, Hammer<br />
und Nägeln – hat er kurzerhand davor<br />
aufgebaut. Es ist eine Art mobile<br />
Open-Air-Galerie. „Das sind alles<br />
Originale“, sagt er und verweist stolz<br />
auf seine einzigartige Technik. Die<br />
Aquarelle verziert er mit akkurat<br />
ausgeschnittenen, geglätteten Blechtäfelchen,<br />
die er aus Cola-Dosen und<br />
Sardinenbüchsen ausschneidet. Eine<br />
Mischung aus marokkanischer Kunst<br />
und Popart. Nirgendwo in <strong>Marokko</strong><br />
befindet sich eine solche Dichte an<br />
Künstlerwerkstätten, Ateliers und<br />
Galerien wie hier. Dass Essaouira ein<br />
Ort mit ganz besonderem Flair ist,<br />
wusste man in Europa und Amerika<br />
100
DIE MITTLERE ATLANTIKKÜSTE<br />
Oben: Essaouira ist von jeher ein Paradies für Kreative, Aussteiger und Lebenskünstler. Legendäre<br />
Musiker wie Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison und die Rolling Stones ließen sich vom einzigartigen<br />
Flair inspirieren. Diese Zeiten sind lange vorbei. Heute geben in Essaouira Surfer den Ton an<br />
bereits Ende der 60 er-Jahre. Damals<br />
avancierte die kleine Hafenstadt zum<br />
Zentrum für Hippies, Aussteiger und<br />
Künstler. Legendäre Musiker wie<br />
Jimi Hendrix, Bob Marley, Jim Morrison<br />
und die Rolling Stones ließen<br />
sich vom einzigartigen Flair inspirieren.<br />
Es war Essaouiras erster Touristenboom.<br />
Heute ist Essaouira eines<br />
der beliebtesten Ziele <strong>Marokko</strong>s. Die<br />
Stadt hat sich entsprechend verändert:<br />
Private Hoteliers renovierten in<br />
liebevoller Kleinarbeit alte, verfallene<br />
Stadtpaläste und verwandelten sie<br />
in komfortable Gästehäuser. Die<br />
Strandpromenade außerhalb der Medina<br />
ist heute gesäumt mit Luxushotels,<br />
Apartmenthäusern und Strandcafés.<br />
Marrakesch ist über die neue,<br />
zweispurige Nationalstraße in weniger<br />
als zwei Stunden erreichbar. Die<br />
charmante Künstler<strong>des</strong>tination verfügt<br />
über einen eigenen Flughafen<br />
und hat somit direkten Anschluss an<br />
die große weite Welt. Die Gefahr,<br />
dass Essaouira seinen Charme verlieren<br />
könnte, sieht Rachid nicht.<br />
„Wir in Essaouira haben unsere<br />
ganz eigene Mentalität. Die Menschen<br />
hier sind entspannt. Wenn du<br />
mit jemandem reden willst, bist du<br />
stets willkommen. Wenn du deine<br />
Ruhe willst – OK! Keiner drängt dich<br />
zu irgendetwas. Wir leben in einer<br />
kleinen Stadt, wir teilen gerne, sei es<br />
unser Essen, alles! Wenn junge Leute<br />
aus Marrakesch oder Casablanca<br />
herkommen, sind sie fasziniert, finden<br />
schnell Freunde, machen gemeinsam<br />
Musik. Manche verlieben<br />
sich und heiraten. In anderen Städten<br />
haben die Menschen ein Auto,<br />
ein Haus, sparen Geld. Hier haben<br />
wir diese Probleme nicht. Wir haben<br />
ein gutes Herz, eine positive Mentalität.<br />
Das ist für uns das Wichtigste.<br />
Geld, Autos, Häuser kannst du verlieren.<br />
Freunde verlierst du nie.“ Es<br />
gibt wohl doch noch Wichtigeres als<br />
Surfen – sogar in der Künstlerstadt<br />
Essaouira. Wenn Jimi Hendrix diese<br />
Entwicklung erlebt hätte, wäre er sicher<br />
regelmäßig nach Essaouira wiedergekommen.<br />
101
102
EXKURS: MAROKKANISCHE WOHNKULTUR<br />
Urlaub im Gartenhaus<br />
In <strong>Marokko</strong> gibt es die weltweit ausgeprägteste Riadkultur. Über 1000 ehemalige<br />
Stadtpaläste wurden hier zu privaten Gästehäusern umgebaut. Das Wohnen in einem<br />
dieser luxuriösen Refugien der Stille wird zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
Die Medina mit ihren Souks und den vielen<br />
Sehenswürdigkeiten lässt sich schwerlich<br />
an nur einem Tag erkunden. Vier Tage sollte<br />
man schon einplanen, optimal wäre eine<br />
Woche. Wer dann auch noch „mittendrin, statt nur dabei“<br />
sein möchte, dem sei als Unterkunft ein Riad mitten in der<br />
Medina empfohlen. In<br />
Marrakesch gibt es die<br />
weltweit ausgeprägteste<br />
Riadkultur. Über 1000<br />
ehemalige Stadtpaläste<br />
wurden hier zu privaten<br />
Gästehäusern umgebaut.<br />
Das Wohnen in einem<br />
dieser luxuriösen Refugien<br />
der Stille wird zu<br />
einem unvergesslichen<br />
Erlebnis. Die etwas ungewöhnliche<br />
Anreise<br />
gehört dazu: Koffer und<br />
Taschen werden in einer<br />
Sackkarre verstaut und<br />
von einem Mitarbeiter<br />
<strong>des</strong> Riads zielsicher<br />
durch das Gassenlabyrinth<br />
der Medina transportiert.<br />
Wenn die Geräusche<br />
<strong>des</strong> Djemaa el<br />
Fna verebben, führt der<br />
Weg immer weiter vom<br />
Platz weg. Man passiert<br />
ursprüngliche Gegenden.<br />
Schließlich eine Holztür,<br />
die Farbe abgeblättert,<br />
keine Hausnummer,<br />
eine Luke in einer Wand.<br />
„Hier soll das Domizil<br />
sein? Wahrscheinlich ein Irrtum in der Adresse …“<br />
Der Mitarbeiter klopft an die Tür. Sie wird geöffnet, die<br />
Gäste hereingebeten und nun – das: Im Inneren herrscht<br />
eine vollendete Harmonie aus Licht, Wasser und Pflanzen,<br />
Schnitzwerk und seidenweichem Verputz in gedämpften<br />
Farben. Singvögel zwitschern im Geäst, auf der Oberfläche<br />
<strong>des</strong> kleinen Pools treiben Seerosenblätter, tiefblauer<br />
Himmel leuchtet über dem nach oben offenen Innenhof.<br />
Ein Springbrunnen plätschert, im Windzug einer Brise<br />
rascheln Palmwedel, Schatten huschen über die farbigen<br />
Wandkacheln. Die Gäste erhalten ein Paar weiche Lederpantoffeln,<br />
auf einem Silbertablett<br />
wird frischer<br />
Minztee mit Gebäck serviert<br />
– die anfängliche<br />
Beklommenheit hat sich<br />
in Wohlbehagen aufgelöst:<br />
Die Adresse, kein<br />
Zweifel, ist korrekt! Die<br />
Gäste beginnen allmählich,<br />
den Unterschied zu<br />
herkömmlichen, auch<br />
noblen Unterkünften zu<br />
erkennen: In einem Riad,<br />
arabisch „Garten“, sind<br />
die Zimmer stets auf<br />
einen zentralen Innenund<br />
Lichthof ausgerichtet.<br />
Verborgener Wohlstand<br />
hinter bröckelnden<br />
Fassaden. Für Touristen<br />
ungewöhnlich, in Marrakesch<br />
aber üblich –<br />
denn ein Riad macht<br />
auf Understatement. In<br />
den letzten Jahren wurden<br />
Hunderte aufwendig<br />
restauriert: Im Arrangement<br />
von Möbeln und<br />
Lampen, Stoffen und<br />
Teppichen, in der Ausgestaltung<br />
der Bäder und<br />
Terrassen betört das ästhetische Gespür marokkanischer<br />
Designer mit ihrem untrüglichen Sinn für Farben, Materialien<br />
und Verarbeitung. Ein echtes Kontrastprogramm zum<br />
genormten Komfort der großen Hotels: Ein Hotel kann<br />
man vergessen, ein Riad sicherlich nicht.<br />
103
WAS WILLST<br />
DU MEER?<br />
104
MAROKKOS STRANDBAD<br />
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />
Direkt vor der Küste Agadirs fließt der Kanarenstrom. Er beschert der Stadt<br />
im Sommer wie im Winter angenehme Temperaturen. Hier wird es nie kalt<br />
und nie sehr heiß. Auch das Meer ist praktisch das ganze Jahr über perfekt<br />
temperiert. Mit 300 Sonnentagen hat Agadir ganzjährig Saison. Das berühmte<br />
Seebad mit seiner modernen und eleganten Badezone lässt keine<br />
Wünsche offen. Von Agadir aus bieten sich eindrucksvolle Exkursionen an.<br />
105
Oben: Agadir ist seit einigen<br />
Jahren um eine Attraktion reicher:<br />
der beschauliche Yachthafen,<br />
die „Marina“. Hier liegen Yachten<br />
und hochklassige Segelboote<br />
vor Anker. Der Hafen lädt zum<br />
Bummeln und Shoppen ein<br />
Links: Agadirs Hauptattraktion<br />
ist der 10 Kilometer lange<br />
Sandstrand. Die 7 km schöne<br />
Strandpromenade wird von zahlreichen<br />
Restaurants, Cafés und<br />
erstklassigen, eleganten Hotels<br />
gesäumt<br />
106
Das Meer hat sich zurückgezogen. Am breiten<br />
Strand nutzen Sportler die Gunst der Stunde.<br />
Überall wird Fußball gespielt, Jogger traben<br />
barfuß durch den feinen Sand, Radfahrer radeln<br />
am Wasser entlang. Liebespaare und Familien genießen<br />
den Sonnenuntergang. Es ist 17 Uhr und noch angenehm<br />
warm, 22 Grad – in Berlin schneit es. Die meisten<br />
Besucher bereiten sich nun auf den Abend vor. In knapp<br />
zwei Stunden geht es zum Buffet: Es warten gegrillter Fisch<br />
und feine Salate, marokkanische und internationale Spezialitäten,<br />
zum Schluss unwiderstehliche, süße Köstlichkeiten.<br />
Wer nicht im Hotel ist, besucht eins der zahlreichen Restaurants<br />
und Cafés. Die meisten von ihnen haben den Tag an<br />
einem der beheizten Pools verbracht: sonnenbaden, lesen,<br />
relaxen. Andere waren Tennis oder Golf spielen, surfen<br />
oder reiten. Im Seebad Agadir kommt jeder auf seine Kosten.<br />
Die Top-Adresse für Badeurlauber hat sich in den letzten<br />
Jahren gewissermaßen neu erfunden und mächtig herausgeputzt.<br />
Luxuriöse Hotels wurden gebaut, erstklassige<br />
Restaurants, trendige Diskotheken, Cafés und Nachtclubs<br />
eröffnet. Elegante Boutiquen laden zum Shoppen ein. Agadir<br />
vermittelt dem Reisenden eine klare Botschaft: „Hier<br />
dreht sich alles nur um Dich!“<br />
Unten: Zehn Kilometer südlich<br />
von Agadir befindet sich das<br />
architektonische Meisterwerk<br />
der Medina Polizzi – eine nachgebaute<br />
Medina. Sie beherbergt<br />
traditionelle Kunsthandwerkstätten<br />
und ein sehenswertes<br />
Freilichtmuseum<br />
107
TAGHAZOUT<br />
108
109
110
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />
Sonne satt, Wellen wie geschaffen zum Gleiten und<br />
ein interessantes Hinterland für Naturwanderungen...<br />
30 Minuten von Agadir entfernt lebt Taghazout<br />
den ganzen Winter über nach der Sommerzeit.<br />
Hier kann man ein Sauerstoffbad nehmen, indem man<br />
Surfen und Yoga mit Bohème-Chic verbindet. Lange Zeit<br />
war Taghazout (ausgesprochen: tarasut) ein gut gehütetes<br />
Geheimnis. Ein Zufluchtsort für Hippies, die Pioniere <strong>des</strong><br />
Slow-Life waren, und für Surfer auf der Suche nach der perfekten<br />
Welle in <strong>Marokko</strong>. Seitdem hat sich die Landschaft<br />
um dieses kleine Fischerdorf nördlich von Agadir im Südwesten<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> verändert. An der langen Bucht, die sich<br />
etwas weiter entfernt erstreckt, ist ein luxuriöser Badeort<br />
mit 4 km langer Strandpromenade entstanden: zahlreiche<br />
Hotels großer Marken und ein 18-Loch-Golfplatz prägen<br />
den Hügel südlich <strong>des</strong> Fischerdorfes. Dennoch hat Taghazout<br />
seine Ursprünglichkeit nicht verloren. Hier teilen sich<br />
Surfbretter und blaue Fischerboote den Ozean und die aktuelle<br />
Garderobe besteht aus bunten Djellabas und Surferkombis.<br />
Der Schmelztiegel der Kulturen mit seinem Zen-<br />
Geist hat völlig neue Szene-Locations hervorgebracht.<br />
Boutique-Hotels, Surf-Camps und kleine Ethno-Chic-Restaurants<br />
ziehen Surfer, Yogis und all diejenigen an, die davon<br />
träumen, im Rhythmus der Natur abzuschalten. Im<br />
Oben: Die coolen Strandcafés<br />
und Restaurants im Bohème-Chic<br />
bilden einen interessanten Kontrast<br />
zu den neuen, luxuriösen Hotels<br />
Links: Taghazout hat seine Seele<br />
nicht verloren. Hier teilen sich Surfbretter<br />
und blaue Fischerboote<br />
den Ozean<br />
Unten: In Taghazout dreht sich die<br />
Welt immer nur um eins<br />
111
Oben: Der lange Sandstrand von<br />
Taghazout. In der Gegend gibt es<br />
über 15 Surf-Spots. Für jeden ist<br />
etwas dabei. Vom Anfänger bis<br />
zum Weltklasse-Rider<br />
Rechts: Welch eine Kulisse!<br />
Abends verschmelzen goldener<br />
Sand und ockerfarbene Felsen<br />
112
Winter formt die Brandung <strong>des</strong> Atlantiks am Anchor Point<br />
endlose Wellen mit schäumender Gischt. Ein Traum für erfahrene<br />
Surfer! Im Jahr 2020 kamen Champions aus allen<br />
Ozeanen, um sich mit den Weltklasse-Brechern zu messen.<br />
Zum ersten Mal war die Bucht von Taghazout eine der<br />
Schlüsseletappen der World Surf League. In Taghazout<br />
trifft man sowohl auf Surfer mit Surfbrett unter dem Arm<br />
als auch auf Yogis mit ihren Matten. Surfen und Yoga sind<br />
hier die beste Kombination. Rund um Taghazout kann jeder<br />
nach Lust und Laune seinen Strand finden. Im Herzen <strong>des</strong><br />
Dorfes nimmt man den Takt <strong>des</strong> örtlichen Lebens an: Hier<br />
wird seit Urzeiten das Slow Life praktiziert. Bei Ebbe verwandelt<br />
sich der Strand manchmal in einen Spielplatz. Touristen<br />
spielen Fußball oder Volleyball. Wer lieber faulenzt,<br />
wählt ein Plätzchen in der Bucht, in der sich der neue Badeort<br />
ausbreitet. Am Abend, egal für welches Sandplätzchen<br />
man sich entscheidet, hält man Ausschau nach dem Sonnenuntergang<br />
über dem Ozean: orangefarbener Himmel und<br />
rosa Wolken.<br />
Unten: Ein Kamelritt am Strand,<br />
am besten bei Sonnenuntergang.<br />
Für eine Familie ist das ein Muss!<br />
113
PARADISE VALLEY<br />
114
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />
Ein „echtes“ Ausflugsziel im Umland – sowohl<br />
von Agadir als auch von Taghazout aus – sind die<br />
berühmten Wasserfälle von Imouzzer, bekannter<br />
unter dem Namen „Paradise Valley“. Die canyonartige<br />
Schlucht mit Arganien und Olivenbäumen – ein<br />
ausgewiesenes Naturschutzgebiet – ist atemberaubend.<br />
Man erreicht das Paradise Valley nach einer Stunde Fahrt.<br />
Danach ist Wandern angesagt. Man quert kleine Flüsse,<br />
kommt an mehreren kleinen Open-Air-Cafés vorbei, wo<br />
man ‚Amlou‘, eine Paste aus Honig, Mandeln und Arganöl,<br />
das ja aus dieser Region stammt, kaufen kann. Nach und<br />
nach gelangt man immer tiefer in die Schlucht, stets am<br />
Fluss entlang, der durch das ganze Tal fließt. Schließlich<br />
erreicht man mehrere Seen, gewissermaßen natürliche<br />
Swimmingpools. Wer seinen Fußmarsch noch 15 Minuten<br />
fortsetzt, wird reich belohnt, denn der Wanderer erreicht<br />
einen dritten See, der von einem Wasserfall gespeist wird.<br />
Welch ein magischer, traumhafter Ort! Das Paradise Valley<br />
macht seinem Namen wirklich alle Ehre.<br />
Links, oben und unten: Am Ende vom Paradise Valley erreicht<br />
man eine natürliche Poollandschaft, die aus mehreren<br />
Seen besteht. Hier kann man baden, auf den Felsen sitzen<br />
und ins Wasser springen<br />
115
TAL DER AMMELN<br />
116
AGADIR, TAGHAZOUT UND DER ANTIATLAS<br />
Knapp 200 Kilometer von Agadir entfernt liegt in<br />
1000 Metern Höhe die fantastische Bergwelt<br />
<strong>des</strong> Antiatlas mit seinem Hauptort Tafraoute.<br />
Diese Region gehört zu den grandiosesten<br />
Landschaften <strong>Marokko</strong>s. Ein Leckerbissen für Entdecker<br />
und Abenteurer. In dieser Gegend befinden sich unzählige<br />
bizarre Steinformationen wie zum Beispiel der sogenannte<br />
„Chapeau de Napoléon“, ein Fels, der dem Hut von Napoleon<br />
ähneln soll. Die Strecke nach Tafraoute verläuft über<br />
eindrucksvolle Serpentinenpassagen in manchmal schwindelerregenden<br />
Höhen. Am Ziel angelangt erreicht man das<br />
Tal der Ammeln. Hier ist es den Bewohnern gelungen, dieser<br />
kargen Bergwelt Gärten und Terrassen abzutrotzen. Das<br />
Tal der Ammeln eignet sich perfekt zum Erkunden, Klettern<br />
und Wandern. Tafraoute hat auch Künstler zu eigenwilligen<br />
Kreationen inspiriert. Der für diese Kunstform bekannte<br />
belgische Maler Jean Vérame hat hier die Felsen<br />
bemalt. Über 20 Tonnen Naturfarbe soll er in den Bergen<br />
bei Tafraoute verarbeitet haben. Ein Besuch dieser fantastischen<br />
Region wird garantiert zum Highlight eines Agadir-<br />
Urlaubs.<br />
Oben: Im Nordosten von Tafraoute befindet sich der Agadir<br />
Tasguent. In solchen Speicherburgen horteten die Bewohner<br />
der umliegenden Dörfer ihr ganzes Hab und Gut<br />
Links: Die „rochers bleus“ – eine eindrucksvolle Gegend, ideal<br />
zum Klettern und Wandern<br />
Unten: Die vielen kleinen Dörfer im Tal der Ammeln bilden<br />
einen farbenfrohen Kontrast zur kargen Felswüste <strong>des</strong> Antiatlas<br />
117
DAKHLA<br />
Zur Südsee immer gerade aus!<br />
118
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />
Im äußersten Süden <strong>Marokko</strong>s liegt eine kleine<br />
Halbinsel, die immer mehr Menschen in ihren Bann<br />
zieht: Dakhla – eine Lagune wie aus dem Bilderbuch.<br />
Die Natur hat ihr ein einzigartiges Geschenk<br />
gemacht und eine spektakuläre Lage verliehen.<br />
Dakhla befindet sich nur wenige Kilometer nördlich<br />
<strong>des</strong> Wendekreises <strong>des</strong> Krebses – wie Havanna und<br />
Hawaii. Das ganze Jahr über herrscht ein sehr mil<strong>des</strong><br />
Klima mit angenehmen Wassertemperaturen.<br />
Eingefangen zwischen den Wellen <strong>des</strong> Atlantiks<br />
und den Dünen der Sahara hat sich Dakhla zu einer<br />
Hochburg <strong>des</strong> Kitesurfens entwickelt. Nun entdecken<br />
auch andere Reisende die Halbinsel.<br />
119
MIRLEFT<br />
Oben: Nach Legzira zieht es vor<br />
allem Surfer und Weltenbummler,<br />
die im milden Klima <strong>des</strong><br />
südlichen <strong>Marokko</strong>s überwintern<br />
möchten. Legzira ist von Sidi Ifni<br />
aus auf einem ausgedehnten<br />
Strandspaziergang zu erreichen<br />
Rechts: Die weite Bucht von<br />
Mirleft mit dem großen<br />
Sandstrand<br />
120
LEGZIRA<br />
Südlich von Agadir gibt es sie immer noch, die einsamen<br />
Buchten und die fast menschenleeren Sandstrände.<br />
Der Naturstrand, eine zunehmend vom<br />
Aussterben bedrohte Spezies, hat hier echte Überlebenschancen.<br />
Vielerorts steht er in <strong>Marokko</strong> gewissermaßen<br />
unter Artenschutz wie in Mirleft oder Legzira. Der<br />
Kies- und Sandstrand von Legzira ist für seine Naturwunder<br />
weltbekannt: riesige, vom Meer ausgehöhlte rote Felsentore.<br />
Starker Wind, mächtige Wellen und große Hitze<br />
haben ihre Spuren hinterlassen und eindrucksvolle Naturdenkmäler<br />
geformt. Riesige Felstore strahlen in der Abendsonne<br />
in starken Farben. Der Anblick ist derart spektakulär,<br />
dass sie in keinem Reiseführer fehlen dürfen.<br />
121
LAÂYOUNE<br />
122
DAKHLA UND DER GROSSE SÜDEN<br />
GUELMIM<br />
DAKHLA<br />
Oben: Guelmim, 200 Kilometer südlich von Agadir, gilt für<br />
Wüstentouristen als das Tor zur Sahara in <strong>Marokko</strong><br />
Mitte: Kitesurfer auf der ganzen Welt lieben<br />
die Lagune Dakhla<br />
Links: Laâyoune, der größte Ort im Süden <strong>Marokko</strong>s,<br />
befindet sich auf halbem Weg zwischen Agadir und Dakhla<br />
Dakhla hat einzigartige Postkartenlandschaften<br />
zu bieten. Knapp 30<br />
Kilometer vor der Stadt erhebt<br />
sich eine riesige Düne aus weißem<br />
Sand. Sie hat die Form eines Halbmon<strong>des</strong>,<br />
der in der Mitte der Lagune emporragt<br />
und sich bei Flut in eine Insel verwandelt. Die<br />
Strände sind meist menschenleer. Im Ganzen<br />
erstreckt sich die Lagune über 40 Kilometer.<br />
Es fällt nicht schwer, hier zur Ruhe zu kommen<br />
– den Oktober ausgenommen, wenn, wie<br />
je<strong>des</strong> Jahr, in Dakhla eine Etappe <strong>des</strong> Kitesurf-Weltcups<br />
ausgetragen wird. Aber diese<br />
fünf Tage sind schnell vorbei. Dann hat man<br />
die Halbinsel wieder fast ganz für sich allein.<br />
Und zwar rundherum.<br />
123
Portugal<br />
Spanien<br />
MAROKKO INFOS<br />
Madeira<br />
(Port.)<br />
A T L A N T I S C H E R<br />
Kanarische Inseln<br />
(Sp.)<br />
O Z E A N<br />
Tarfaya<br />
<strong>Marokko</strong><br />
Tan Tan<br />
Mirleft<br />
Legzira<br />
Sidi Ifni<br />
Guelmim<br />
Tanger<br />
Asilah<br />
Tetouan<br />
Larache Chefchaouen Al Hoceima Nador Saïdia<br />
Ksar el Kebir<br />
Ketama<br />
Ouezzane<br />
Oujda<br />
Kenitra<br />
Taza<br />
Fes<br />
Taourirt<br />
RABAT Meknes<br />
Aïn<br />
Sefrou<br />
Beni<br />
Casablanca<br />
Mathar<br />
Oulmès<br />
El Jadida<br />
Azrou<br />
Oued<br />
Settat<br />
Zem Khenifra<br />
Missour<br />
Oualidia<br />
Safi<br />
Khouribga<br />
Beni Mellal<br />
Midelt<br />
Rich Talsinnt<br />
Douârfa<br />
Marrakesch<br />
Essaouira<br />
Jebel Toubkal<br />
4167 m<br />
Agadir<br />
Taroudant<br />
Tafraoute<br />
Tiznit<br />
A n t i<br />
H o h e r<br />
Akka<br />
Aït Benhaddou<br />
a t l a<br />
Irhil M'Goun<br />
4071 m<br />
Ouarzazate<br />
Agdz<br />
s<br />
M i t<br />
Draatal<br />
Zagora<br />
M'Hamid<br />
R<br />
t l e<br />
A t l a s<br />
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Errachidia<br />
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Erfoud<br />
Rissani<br />
Merzouga<br />
El Jebha<br />
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s<br />
r A t l a<br />
e<br />
Bouânane<br />
Mittelmeer<br />
Figuig<br />
Laâyoune<br />
Smara<br />
Boujdour<br />
Galtat Zemmour<br />
S A H A R A<br />
Lagouira<br />
Dakhla<br />
Imlili<br />
Tichla<br />
Awserd<br />
200 km<br />
ATLANTISCHER<br />
OZEAN<br />
Qualidia<br />
El Jadida<br />
Settat<br />
Kenitra<br />
Khouribga<br />
Oulmès<br />
Oued<br />
Zem<br />
Safi<br />
Beni Mellal<br />
Ilmichil<br />
Cascade d'Ouzoud<br />
Agoudal<br />
Marrakesch Demnate Gorges du Todra<br />
Essaouira<br />
Gorges du Da<strong>des</strong><br />
Tizi-n- Telouet<br />
Tichka<br />
Tinerhir<br />
Jebel Toubkal<br />
Boulmane<br />
4167 m<br />
Da<strong>des</strong><br />
Tizi-n-Test<br />
Ait<br />
Benhaddou<br />
Quarzazate<br />
Agadir<br />
Agdz<br />
Taroudant<br />
Tiznit<br />
Irherm<br />
Tafraout<br />
Casablanca<br />
El Ksiba<br />
H o h e r A<br />
A n t i a t l a s<br />
Akka<br />
RABAT<br />
Zagora<br />
M'Hamid<br />
Meknes<br />
M i t t<br />
Draatal<br />
Khenifra<br />
l e r<br />
Fes<br />
e r<br />
Azrou<br />
Rich<br />
Sefrou<br />
A t l a s<br />
Midelt<br />
t l a s<br />
Taza<br />
200 km<br />
Missour<br />
Blaue Quelle<br />
von Meski<br />
Talsinnt<br />
Bouânane<br />
Errachidia<br />
Gorges du Ziz<br />
Erfoud<br />
Rissani Erg Chebbi<br />
Merzouga<br />
Taouz<br />
124
MAROKKO INFOS<br />
DAS LAND<br />
Die wichtigsten Basisinformationen in der Kurzübersicht.<br />
Alles Weitere lernt man am besten beim „Praxistest” vor Ort<br />
in <strong>Marokko</strong> kennen.<br />
Steckbrief <strong>Marokko</strong><br />
Staatsname<br />
<strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong><br />
Flagge<br />
Lage<br />
Das <strong>Königreich</strong> <strong>Marokko</strong> befindet<br />
sich im äußersten Nordwesten <strong>des</strong><br />
afrikanischen Kontinents. <strong>Marokko</strong><br />
wird im Norden von der Straße von<br />
Gibraltar und dem Mittelmeer begrenzt,<br />
im Süden grenzt <strong>Marokko</strong> an<br />
Mauretanien, im Osten an Algerien<br />
und im Westen bildet der Atlantik<br />
eine natürliche Grenze.<br />
Fläche<br />
710 850 Quadratkilometer<br />
Hauptstadt<br />
Rabat<br />
Ortszeit<br />
<strong>Marokko</strong> hat die Umstellung<br />
auf Winterzeit im Oktober 2018<br />
abgeschafft. Im Winter herrscht<br />
Zeitgleichheit mit Deutschland. Im<br />
Sommer beträgt der Zeitunterschied<br />
1 Stunde (Berlin 12 Uhr =<br />
Marrakesch 11 Uhr).<br />
Bevölkerung<br />
36,8 Millionen Einwohner (2022).<br />
Sprachen<br />
Amtssprachen in <strong>Marokko</strong>: Arabisch<br />
und Amazigh. Gesprochene<br />
Sprachen: arabische und berberische<br />
Dialekte, Französisch, Spanisch und<br />
Englisch.<br />
Religion<br />
Der Islam ist in <strong>Marokko</strong> Staatsreligion.<br />
98 Prozent sind sunnitische<br />
Moslems.<br />
Staatsform<br />
<strong>Marokko</strong> ist eine konstitutionelle<br />
Monarchie. Der König ist Staatsoberhaupt.<br />
König von <strong>Marokko</strong> ist<br />
seit 1999 SM Mohammed VI.<br />
Geld<br />
Für den marokkanischen Dirham<br />
(MAD) gilt ein Wechselkurs von<br />
etwa 1 Euro = 11 MAD.<br />
Fast überall gibt es Bankautomaten,<br />
an denen man mit EC- oder Kreditkarte<br />
Geld abheben kann. Maximal<br />
2000 Dirham dürfen ein- und<br />
ausgeführt werden.<br />
Wichtigste Städte<br />
Casablanca: 3 239 585<br />
Rabat (mit Salé): 1 754 425<br />
Fes: 1 008 782<br />
Marrakesch: 887 192<br />
Agadir: 742 130<br />
Tanger: 730 849<br />
Die Straßenbahn in Casablanca<br />
Feiertage<br />
Die nicht konfessionellen Feiertage<br />
haben ihren Ursprung in der<br />
Geschichte <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> oder werden<br />
mit anderen Nationen geteilt (1.<br />
Januar und 1. Mai). Die Geschäfte<br />
und Restaurants bleiben an diesen<br />
Feiertagen in <strong>Marokko</strong> geöffnet.<br />
Die fünf religiösen Feiertage richten<br />
sich nach dem Mondkalender und<br />
fallen in jedem Jahr stets auf einen<br />
anderen Tag: erster Tag <strong>des</strong> Muharram<br />
(Neujahr), Mouloud (Geburt<br />
<strong>des</strong> Propheten Mohammed), Aïd<br />
el-Seghir (Ende <strong>des</strong> Ramadan) und<br />
Aïd el-Kébir (das große Opferfest<br />
im Gedenken an den Propheten<br />
Abraham). Die marokkanischen<br />
Feiertage im Überblick: Tag der<br />
öffentlichen Unabhängigkeitserklärung:<br />
11. Januar; Tag der<br />
Arbeit: 1. Mai; Thronfest: 30. Juli;<br />
Oued-Ed-Dahab-Tag: 14. August;<br />
Tag der Revolution (1953): 20.<br />
August; Geburtstag von König<br />
Mohammed VI: 21. August; Tag <strong>des</strong><br />
Grünen Marsches: 6. November. Tag<br />
der Unabhängigkeit: 18 November.<br />
125
MAROKKO INFOS<br />
DAS LAND<br />
Klima und Reisezeit<br />
<strong>Marokko</strong>s Landschaften sind sehr<br />
vielfältig. Sie lassen sich in drei<br />
Zonen einteilen: Küsten, Berge<br />
und Wüsten. Dementsprechend<br />
unterschiedlich ist das Klima.<br />
Die Küste<br />
<strong>Marokko</strong>s Küsten liegen am Mittelmeer<br />
und am Atlantik. Im Norden<br />
herrscht ein typisches Mittelmeerklima<br />
mit milden Wintern und sehr<br />
warmen Sommern. Die Temperaturunterschiede<br />
zwischen Sommer<br />
und Winter sind höher als am<br />
Atlantik. Die Temperaturen an der<br />
Atlantikküste sind das ganze Jahr<br />
über sehr mild. Die südliche Küste<br />
ab Agadir lässt sich das ganze Jahr<br />
über hervorragend bereisen. Hier<br />
herrscht zu allen Jahreszeiten ein<br />
ausgesprochen angenehmes Klima.<br />
Die Tagestemperaturen fallen in<br />
dieser Region im Winter nicht unter<br />
20 Grad und steigen im Hochsommer<br />
nur selten über 30 Grad.<br />
Die Berge<br />
<strong>Marokko</strong> ist ein Land mit vielen<br />
Gebirgen: Rifgebirge, Mittlerer Atlas,<br />
Hoher Atlas und Antiatlas. Alle<br />
Gebirgszüge erstrecken sich diagonal<br />
über das Land. In den Bergen<br />
entdeckt der Reisende die diskrete<br />
Schönheit <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> abseits<br />
der großen Touristenzentren. Im<br />
Hochgebirge <strong>des</strong> Hohen Atlas wird<br />
es in den Wintermonaten sehr kalt.<br />
Die Gebirgspässe können kurzzeitig<br />
gesperrt sein. Für Trekking sind die<br />
Monate im Frühling und Herbst optimal.<br />
Den Djebel Toubkal (4167 m)<br />
sollte man im Sommer erklimmen.<br />
Die Städte<br />
Für die Städte innerhalb <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
sind die Monate Februar bis Juni,<br />
sowie September bis Dezember<br />
klimatisch optimal. Im Hochsommer,<br />
zwischen Juli und August, kann<br />
es sehr warm werden. Im Winter<br />
werden tagsüber Temperaturen von<br />
20 Grad und nachts von 10 Grad<br />
erreicht.<br />
Die Stadtmauer von Marrakesch vor schneebedecktem Hohen Atlas<br />
Die Wüste-Reisezeit<br />
<strong>Marokko</strong>s bekannteste Wüstengebiete<br />
liegen bei M’ Hamid und<br />
Merzouga. Dort befinden sich<br />
<strong>Marokko</strong>s geschlossene Dünenlandschaften,<br />
die bei den<br />
Reisenden ausgesprochen beliebt<br />
sind. Die beste Reisezeit für diese<br />
Regionen im Norden der Sahara<br />
sind Frühling, Herbst und Winter.<br />
Die Wüste-Klima<br />
Im Sommer werden in den<br />
Wüstenregionen <strong>Marokko</strong>s höchste<br />
Temperaturen gemessen. Das gilt<br />
insbesondere dann, wenn der<br />
Harmatan (Wüstenwind) aufzieht.<br />
In den anderen Jahreszeiten sind die<br />
Temperaturen auch tagsüber durchaus<br />
moderat und im Winter sogar<br />
sehr angenehm.<br />
Die Marina von Agadir<br />
126
MAROKKO INFOS<br />
UNTERWEGS<br />
Mietwagen<br />
In allen größeren Städten und an<br />
Flughäfen lassen sich Mietwagen<br />
problemlos anmieten.<br />
Unterkünfte<br />
Im ganzen Land gibt es Hotels aller<br />
Komfortklassen: wunderschöne,<br />
luxuriös anmutende Hotels im<br />
traditionellen Kasbah-Stil, die<br />
An- und Einreise<br />
Reisepass<br />
Deutsche, österreichische und<br />
schweizerische Staatsbürger benötigen<br />
grundsätzlich einen Reisepass<br />
zur Einreise nach <strong>Marokko</strong>. Der<br />
Reisepass muss zum Zeitpunkt der<br />
Einreise min<strong>des</strong>tens für die Dauer<br />
<strong>des</strong> Aufenthaltes in <strong>Marokko</strong> gültig<br />
sein. Kinder brauchen entweder<br />
einen Reise- oder einen Kinderpass.<br />
Visum<br />
EU-Staatsangehörige, sowie Schweizer<br />
benötigen für touristische und<br />
geschäftliche Zwecke für eine Dauer<br />
bis zu 90 Tagen kein Visum.<br />
Zoll: Einreise<br />
Ausländische Währungen dürfen in<br />
unbegrenzter Menge ein- und ausgeführt<br />
werden. Bargeld im Wert<br />
von 100 000 MAD (Dirhams) muss<br />
deklariert werden. Medikamente für<br />
den eigenen Gebrauch dürfen nach<br />
<strong>Marokko</strong> eingeführt werden. Zollfrei<br />
bei der Einreise sind außerdem:<br />
200 gr. Tabakwaren, 1 l Wein , 1 l<br />
Schnaps.150 ml Parfum, 250 ml<br />
Eau de Toilette.<br />
Anreise mit dem Auto<br />
Für Reisende, die viel Zeit mitbringen<br />
und in <strong>Marokko</strong> oft unterwegs sein<br />
möchten, empfiehlt sich die Anreise<br />
mit dem eigenen Fahrzeug. Berücksichtigt<br />
man, dass die An- und Abreise<br />
schon eine Woche in Anspruch<br />
nimmt, sollten dann min<strong>des</strong>tens<br />
vier Wochen eingeplant werden.<br />
Das Fahrzeug muss spätestens sechs<br />
Monate nach der Einreise wieder<br />
ausgeführt werden. In <strong>Marokko</strong><br />
sind mittlerweile Werkstätten aller<br />
Fahrzeughersteller vertreten.<br />
Fährverbindungen<br />
Die Anreise ist von Spanien, Frankreich<br />
und Italien aus möglich. Nach<br />
Tanger: ab Livorno oder Genua<br />
zweimal wöchentlich, Dauer ca. 48<br />
Stunden. Von Barcelona viermal<br />
wöchentlich. Von Tarifa oder<br />
Algeciras täglich. Von Gibraltar zweimal<br />
wöchentlich, Dauer 2 Stunden.<br />
Nach Nador: von Almeria, Spanien<br />
täglich, Dauer ca. 6 Stunden. Von<br />
Motril, Spanien, täglich, Dauer ca.<br />
3 Stunden. Von Sète, Frankreich,<br />
einmal pro Woche. Nach Al Hoceima:<br />
von Motril, Spanien, dreimal<br />
wöchentlich, Dauer 3 Stunden.<br />
Das Dünenmeer <strong>des</strong> Erg Chebbi<br />
Reisen im Land<br />
Straßenverkehr<br />
Für das Reisen mit dem Auto<br />
benötigt man den Fahrzeug- und<br />
Führerschein sowie die grüne<br />
Versicherungskarte, die für <strong>Marokko</strong><br />
gültig sein muss. Ein Schutzbrief ist<br />
empfehlenswert. Das Straßennetz<br />
ist mittlerweile sehr gut ausgebaut.<br />
Großstädte können über die<br />
kostenpflichtigen (aber preiswerten)<br />
Autobahnen angefahren werden.<br />
Mittlerweile kann man <strong>Marokko</strong><br />
bis in den hintersten Winkel ohne<br />
Geländewagen bereisen. Das Tankstellennetz<br />
ist gut ausgebaut. Viele<br />
Städte sind problemlos per Bahn<br />
oder Bus zu erreichen.<br />
Verkehr in der Stadt<br />
Das beste Verkehrsmittel ist das<br />
Stadttaxi (Petit Taxi, mit Taxometern<br />
ausgestattet). Das Linienbusnetz ist<br />
gut ausgebaut und preiswert. Die<br />
Medina ist für Autos gesperrt. Eine<br />
besonders reizvolle Art der Fortbewegung<br />
bieten die Pferdekutschen<br />
(Calèches). In den großen Städten<br />
befinden sich Fernbusbahnhöfe und<br />
Sammeltaxistände.<br />
keineswegs teuer sein müssen. Wer<br />
in der Medina wohnen möchte, dem<br />
sei ein Riad empfohlen. Die Preise<br />
für ein Zimmer in diesen ehemaligen<br />
Stadtpalästen variieren sehr stark. Je<br />
nach Ausstattung, Lage und Saison<br />
findet man Zimmer im gesamten<br />
Preisspektrum.<br />
Notfall<br />
Ist ein Arzt vonnöten, kann sehr<br />
schnell und unkompliziert geholfen<br />
werden. Hotels und Riads verfügen<br />
meist über Adressen von Ärzten, mit<br />
denen sie zusammenarbeiten. Nach<br />
dem Anruf kommt der Arzt in der<br />
Regel in kürzester Zeit ins Haus. Eine<br />
Konsultation kostet etwa 50 Euro.<br />
Der Betrag muss bar bezahlt werden.<br />
In den größeren Städten gibt es<br />
Notdienst-Apotheken, die nachts<br />
geöffnet haben.<br />
Notrufnummern<br />
Polizei: 19<br />
Feuerwehr : 15<br />
Gendarmerie Royale: 177<br />
Ambulanz / Feuerwehr: 150<br />
Ärztliche Notfälle: 141<br />
127
MAROKKO INFOS<br />
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />
Strände, Berge, Metropolen – <strong>Marokko</strong> ist für seine Vielseitigkeit<br />
bekannt. Das gilt ausdrücklich auch für den<br />
Veranstaltungskalender.<br />
Januar<br />
März<br />
Festival International<br />
<strong>des</strong> Noma<strong>des</strong><br />
www.nomadsfestival.org<br />
‣ M‘hamid El Ghizlane<br />
Drei Tage lang steht in M‘Hamid die<br />
Kultur im Mittelpunkt. Alle Arten<br />
von Künstlern sind zur Darbietung<br />
eingeladen.<br />
GKA Kiteworld Tour<br />
www.gkakiteworldtour.com<br />
‣ Dakhla<br />
Ausschließlich die besten 100 Rider<br />
und und Riderinnen der Welt nehmen<br />
an diesem Kiteboarding-Event<br />
teil, darunter die größten Champions<br />
der Disziplin. Das Highlight <strong>des</strong> GKA<br />
Dakhla Kitesurf World Cup ist das<br />
Freestyle. Die Zuschauer dürfen sich<br />
somit auf spektakuläre Figuren und<br />
Sprünge freuen.<br />
Mai<br />
Printemps du Livre et <strong>des</strong> Arts<br />
de Tanger<br />
www.printempsdulivretanger.org<br />
‣ Tanger<br />
Bei diesem Buch- und Kunstfestival<br />
dreht sich drei Tage lang alles um die<br />
literarische und künstlerische Vitalität<br />
<strong>Marokko</strong>s. Am Festival nehmen<br />
vor allem marokkanische und<br />
ausländische Schriftsteller, Dichter,<br />
Künstler und Verleger teil.<br />
Rosenfest<br />
‣ El-Kelâa M‘Gouna<br />
Ein farbenprächtiges Folklorefest zur<br />
Rosenernte in der Oasenstadt an der<br />
Straße der Kasbahs. Musik, Tänze<br />
und Darbietungen.<br />
Trophee Hassan II & Coupe Lalla<br />
Meriem de Golf<br />
www.hassan2golftrophy.com<br />
‣ Rabat<br />
Internationales Golfturnier mit<br />
Teilnehmern der Weltelite.<br />
Marathon de Marrakech<br />
www.marathon-marrakech.com<br />
‣ Marrakesch<br />
Am letzten Januarwochenende ist<br />
Marrakesch autofrei! Mehr als 8000<br />
Läufer aus aller Welt nehmen an<br />
dem prestigeträchtigen internationalen<br />
Marathon teil.<br />
Februar<br />
Renault 4L Trophy<br />
www.4ltrophy.com<br />
‣ Quer durch <strong>Marokko</strong><br />
Eine 6000 km lange Wüstenrallye<br />
von Frankreich nach Marrakesch mit<br />
Renault 4L. Nur für Studenten!<br />
Rallye Aïcha <strong>des</strong> Gazelles<br />
www.rallyeaicha<strong>des</strong>gazelles.com<br />
‣ Quer durch <strong>Marokko</strong>, Wüste<br />
Internationale Wüstenrallye nur<br />
für Frauen. Das Konzept ist, vom<br />
Start zum Ziel auf dem kürzesten<br />
Weg zu gelangen. Wer am Ende die<br />
wenigsten Kilometer auf dem Tacho<br />
hat, gewinnt – selbst wenn man als<br />
Letzter das Ziel erreicht! Ohne Karte,<br />
Kompass, GPS, festgelegte Routen.<br />
Rallye du Maroc Classic<br />
www.rallye-maroc-classic.com<br />
‣ Quer durch <strong>Marokko</strong><br />
Offene Rallye für Oldtimer der Jahre<br />
1930 bis 1980. Eine Rallye der Nostalgie,<br />
die ein wenig von der Eleganz<br />
und dem Charme <strong>des</strong> damaligen<br />
Rennsports vermittelt.<br />
Rallye Transmarocaine<br />
www.go2events.fr/transmarocaine<br />
‣ Von Essaouira über den Mittleren<br />
Atlas nach Marrakesch<br />
Offene Multi-Sport-Rallye, zu Fuß<br />
sowie mit Mountainbike und Kanu.<br />
April<br />
Marathon <strong>des</strong> Sables<br />
www.marathon<strong>des</strong>sables.com<br />
‣ Sahara-Wüste<br />
Dieser legendäre, siebentägige<br />
Wüstenmarathon gilt als einer der<br />
härtesten Läufe der Welt. Sechs<br />
extrem anstrengende Etappen mit<br />
insgesamt 250 km sind in sieben<br />
Tagen zu bewältigen. Die Läufer<br />
müssen während <strong>des</strong> Laufes ihr<br />
eigenes Gepäck tragen und das<br />
Wasser ist rationiert!<br />
Printemps <strong>des</strong> Alizés<br />
www.printempsmusical<strong>des</strong>alizes.com<br />
‣ Essaouira<br />
Einzigartiges und unvergessliches<br />
musikalisches Erlebnis mit herausragenden<br />
Künstlern.<br />
Festival de Merzouga<br />
www.festivalmerzouga.com<br />
‣ Merzouga<br />
Festival der Wüstenmusik in Merzouga.<br />
In der einzigartigen Dünenlandschaft<br />
<strong>des</strong> Erg Chebbi finden neben<br />
Musik- und Tanzveranstaltungen<br />
auch Kunsthandwerksausstellungen<br />
statt.<br />
Oriental Legends Pro-Am<br />
‣ Saidia<br />
Das Oriental Legends Pro-Am ist<br />
ein marokkanisches Golfturnier.<br />
Profi- und Amateurgolfer können an<br />
einem Wochenende auf einem der<br />
schönsten Golfplätze der Region zwei<br />
Runden zusammen spielen.<br />
Juni<br />
Meeting International Mohammed<br />
VI d’Athlétisme<br />
https://rabat.diamondleague.com<br />
‣ Rabat<br />
In Rabat findet je<strong>des</strong> Jahr das internationale<br />
Leichtathletik-Treffen mit<br />
den besten Athleten der Welt statt.<br />
Das Ereignis steht im Zeichen <strong>des</strong><br />
Umweltschutzes und führt Sportbegeisterte<br />
aus aller Welt zusammen.<br />
Festival Gnaoua & Musiques<br />
du Monde<br />
www.festival-gnaoua.net<br />
‣ Essaouira<br />
Das Internationale Festival der<br />
spirituellen Gnaoua-Musik. Vier<br />
Tage lang ist die Stadt Essaouira eine<br />
einzige große Bühne: überall Musik,<br />
belebte Straßen und volle Cafés.<br />
128
MAROKKO INFOS<br />
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />
Festival de Fès <strong>des</strong> Musiques<br />
sacrées du Monde<br />
www.fesfestival.com<br />
‣ Fes<br />
Internationales Festival der sakralen<br />
Weltmusik in Fes. Chöre, Orchester,<br />
Tanzgruppen und Solisten aus aller<br />
Welt spielen in den Andalusischen<br />
Gärten im Palais du Batha in Fes-El-<br />
Bali und auf dem Platz Bab Makina<br />
in Fes-El-Jedid.<br />
Festival National <strong>des</strong> Arts<br />
Populaires<br />
‣ Marrakesch<br />
Ob Tanz, Gesang, Darbietungen<br />
aus dem Zirkus oder der Welt<br />
der Magie – hunderte völlig<br />
verschiedene Künstler treten bei<br />
diesem einzigartigen Festival auf.<br />
Das Festival National <strong>des</strong> Arts<br />
Populaires ist für alle Künste offen.<br />
International renommierte Größen<br />
und weniger bekannte Künstler<br />
haben ein gemeinsames Ziel: Das<br />
Publikum zu verzaubern. Bei den<br />
Folkloreveranstaltungen werden<br />
die althergebrachten Traditionen<br />
der einzelnen Regionen <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
modern interpretiert. Je<strong>des</strong> Jahr wird<br />
ein Land als Ehrengast eingeladen.<br />
Juli<br />
Marrakech du Rire<br />
www.marrakechdurire.com<br />
‣ Marrakesch<br />
Je<strong>des</strong> Jahr kommt der berühmte<br />
französisch-marokkanische<br />
Comedian Jamel Debbouze nach<br />
Marrakesch, um dieses äußerst<br />
beliebte Comedy-Festival zu veranstalten.<br />
Eine schöne Gelegenheit, alle<br />
Menschen aus der gesamten französischsprachigen<br />
Welt im Zeichen <strong>des</strong><br />
Humors zusammenzubringen.<br />
Festival international du Raï<br />
‣ Oujda<br />
Fünf Tage lang wird Oujda zur<br />
Hauptstadt <strong>des</strong> Raï, der traditionellen<br />
und zeitgenössischen Musik <strong>des</strong><br />
Orients. Dieses Festival gilt als das<br />
größte seiner Art. Die Zuschauer dürfen<br />
sich auf Stars aller Generationen<br />
und junge Talente aus Oujda und der<br />
Region freuen.<br />
Festival de la Culture Amazigh<br />
www.festivalamazighfes.com<br />
‣ Fes<br />
Das Festival bietet kulturellen und<br />
künstlerischen Darbietungen der<br />
Amazigh-Kultur eine Bühne. Im<br />
Fokus stehen Musik und Poesie.<br />
Festival Timitar<br />
www.festivaltimitar.ma<br />
‣ Agadir<br />
Das Timitar-Festival ist das vielleicht<br />
bedeutendste Fest der Region. Amazigh-Künstler<br />
treten gemeinsam mit<br />
anderen Künstlern aus aller Welt auf.<br />
An vier Abenden gibt es in Agadir<br />
die Möglichkeit Ausstellungen zu<br />
besuchen, Auftritte zu bewundern,<br />
an Debatten teilzunehmen. Das Ziel:<br />
mit der Musik Brücken zwischen den<br />
verschiedenen Welten zu bauen, um<br />
den zukünftigen Generationen den<br />
Weg zu weisen.<br />
Grand Prix de Marrakech<br />
www.marrakechgrandprix.com<br />
‣ Marrakesch<br />
Der Marrakesch E-Prix ist ein<br />
Automobilrennen der FIA-Formel-<br />
E-Meisterschaft. Im Rahmen der<br />
UN-Klimakonferenz in Marrakesch<br />
2016 wurde der Marrakesch E-Prix<br />
erstmals auf dem Circuit International<br />
Automobile Moulay el Hassan<br />
ausgetragen.<br />
Semaine Nautique de M‘Diq<br />
‣ M‘Diq, Tetouan<br />
Am internationalen Segelwettbewerb<br />
nehmen mehr als 70 Sportler<br />
aus sieben Ländern aus Afrika, Europa<br />
und Asien teil. Der Wettbewerb<br />
zielt darauf ab, den marokkanischen<br />
Sportlern die Möglichkeit zu geben,<br />
von den Erfahrungen hochrangiger<br />
Wettkämpfer zu lernen.<br />
Moussem Moulay Abdellah<br />
Amghar d‘El Jadida<br />
www.moulayabdellah.ma<br />
‣ El Jadida<br />
Zum Moussem in El Jadida kommen<br />
rund 300 000 Menschen zu Ehren<br />
<strong>des</strong> Moulay Abdellah Amghar, der<br />
im 12. Jahrhundert lebte. Fast 1000<br />
Reiter repräsentieren bei den Fantasia-Reiterspielen<br />
ihre Stämme.<br />
Festival d‘Asilah<br />
‣ Asilah<br />
Das internationale Kulturfestival<br />
ist inzwischen weit über die<br />
Lan<strong>des</strong>grenzen hinaus bekannt.<br />
Schriftsteller, Musiker, Maler und<br />
Bildhauer pilgern für einen Monat<br />
nach Asilah und lassen sich von der<br />
einmaligen Atmosphäre der vom<br />
Atlantik umspülten Festungsstadt<br />
inspirieren.<br />
Moussem International<br />
Féminin d‘Asilah<br />
‣ Asilah<br />
Frauen-Festival; Kultur und Kunst,<br />
Musik, Tänze und Darbietungen.<br />
August<br />
Festival Karacena<br />
www.karacena.art<br />
‣ Salé<br />
Das Festival ist einzigartig in<br />
<strong>Marokko</strong> und findet alle zwei<br />
Jahre in Rabat und Salé statt. Bei<br />
diesem Festival lässt sich der ganze<br />
Reichtum der Zirkuswelt entdecken.<br />
Die Darbietungen werden sowohl in<br />
einer Zirkusschule als auch in mehreren<br />
öffentlichen Räumen gezeigt.<br />
Festival d‘Imilchil<br />
‣ Imilchil im Hohen Atlas<br />
Zum Jahresfest <strong>des</strong> Stammesheiligen<br />
(Marabout) treffen sich tausende<br />
Nomaden am Heiligengrab in<br />
Imilchil im Hohen Atlas. Während<br />
<strong>des</strong> Festes werden u.a. Ehen der Mitglieder<br />
<strong>des</strong> Aït Haddidou Stammes<br />
geschlossen.<br />
September<br />
Festival du Film de Femmes<br />
de Salé<br />
www.fiffs.ma<br />
‣ Salé<br />
Das Filmfestival verfolgt das Ziel, von<br />
Frauen gemachte Filme zu fördern<br />
und Frauen im Film hervorzuheben.<br />
Moussem de Tan-Tan<br />
www.fondationalmouggar.org<br />
‣ Tan-Tan<br />
Größtes Festival der Amazigh-Kultur<br />
in Nordafrika. Es wird gesungen und<br />
gedichtet.<br />
TANJAzz in Tanger<br />
www.tanjazz.org<br />
‣ Tanger<br />
Internationales Jazzfestival mit<br />
kostenlosen Konzerten und Animationen<br />
in den Straßen von Tanger.<br />
Oasis Festival<br />
www.intothewild.ma<br />
‣ Dakhla, Marrakesch<br />
Das größte Festival für elektronische<br />
Musik in <strong>Marokko</strong>. Elektrosounds<br />
werden mit lokaler Musik vermischt.<br />
Tagsüber wird das Festival mit<br />
mehreren Ständen belebt, wie Yoga-<br />
& Henna-Workshops, Massagesitzungen<br />
und Streetfood. Ursprünglich<br />
fand das Festival in Marrakesch<br />
statt. Ab 2022 nahm das Festival<br />
Kurs auf andere Orte wie Dakhla und<br />
Ouarzazate.<br />
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MAROKKO INFOS<br />
DIE WICHTIGSTEN VERANSTALTUNGEN IN MAROKKO<br />
Bin El Ouidane Swim & Run<br />
‣ Bin El Ouidane<br />
Bei diesem Wettkampf wird Laufen<br />
und Schwimmen kombiniert. Er<br />
findet am wunderschönen See von<br />
Bin El Ouidane in der Provinz Azilal<br />
statt. In Zweierteams müssen die<br />
Teilnehmer zwischen und auf den<br />
Inseln <strong>des</strong> Sees abwechselnd laufen<br />
und schwimmen, um eine Gesamtstrecke<br />
von 31 km zurückzulegen.<br />
Davon entfallen fünf km auf das<br />
Schwimmen und 26 km auf das<br />
Laufen.<br />
November<br />
Oktober<br />
Salon du Cheval in El Jadida<br />
www.salonducheval.ma<br />
‣ El Jadida<br />
Je<strong>des</strong> Jahr strömen mehr als tausend<br />
Pferdeliebhaber aus der ganzen<br />
Welt zur größten internationalen<br />
Pferdemesse auf dem afrikanischen<br />
Kontinent. Sechs Tage lang wechseln<br />
sich Shows, Wettbewerbe und<br />
Konferenzen ab.<br />
Festival <strong>des</strong> Andalousies<br />
Atlantiques<br />
‣ Essaouira<br />
Das Festival ehrt die jüdisch-arabisch-andalusische<br />
Musik. <strong>Marokko</strong>s.<br />
Das Ziel ist, das gemeinsame<br />
Erbe <strong>Marokko</strong>s und Spaniens in den<br />
Vordergrund der Kunst zu stellen.<br />
Morocco Royal Tour<br />
‣ Tetouan, Rabat, El Jadida<br />
www.mrt.ma<br />
Die Morocco Royal Tour, eine internationale<br />
Springreit-Tour, die an drei<br />
Wochenenden in drei verschiedenen<br />
Städten stattfindet, ist eine Pflichtveranstaltung<br />
im internationalen<br />
Reitsportkalender. Der Wettbewerb<br />
besteht aus drei Etappen. Die dritte<br />
Etappe, das große Finale der Tour,<br />
findet während <strong>des</strong> Salon du Cheval<br />
in El Jadida statt.<br />
Moga Festival<br />
‣ Essaouira<br />
www.mogafestival.com<br />
MOGA ist ein Festival für elektronische<br />
Musik. Das Festival will sich von<br />
den Wellen <strong>des</strong> Atlantiks inspiriert<br />
fühlen lassen, um die Menschen<br />
aus aller Welt durch Tanz, Musik,<br />
Kunst und Wellness miteinander zu<br />
verbinden.<br />
Festival de la Culture Soufie<br />
‣ Fes<br />
www.festivalculturesoufie.com<br />
Das Festival bietet eine gute Gelegenheit,<br />
die mit dem Sufismus<br />
verbundenen Künste - Malerei,<br />
Kalligraphie, Literatur und Film,<br />
sowie die sufistischen Einflüsse in<br />
der Architektur und im Lebensstil zu<br />
entdecken.<br />
Festival <strong>des</strong> Contes et Arts<br />
Populaires de Zagora<br />
‣ Zagora<br />
Bei diesem Karnevalsfest im tiefen<br />
Süden <strong>Marokko</strong>s bietet sich den<br />
Bewohnern von Zagora die schöne<br />
Gelegenheit auf den Straßen zu den<br />
Rhythmen von Musikgruppen zu<br />
feiern. Es gibt Einzel- und Gruppenauftritte<br />
von Geschichtenerzählern,<br />
interessante Kunstabende, spannende<br />
Theaterstücke, Aufführungen<br />
für Kinder sowie Workshops für<br />
Körpersprache.<br />
Raid Courrier Sud <br />
www.raidcourriersud.fr<br />
‣ Atlantikküste, Antiatlas u.a. im<br />
Programm.<br />
Diese Rallye ist eine Kombination<br />
aus sportlichem Wettbewerb und<br />
Entdeckungstour, während<strong>des</strong>sen<br />
die Teilnehmer <strong>Marokko</strong> beim<br />
Mountainbiken und Laufen kennenlernen.<br />
Inspiriert vom ersten Buch<br />
von Saint-Exupéry „Südkurier”, wo er<br />
seine Erfahrungen als Luftpostpilot<br />
während <strong>des</strong> Ersten Weltkrieges verarbeitete,<br />
ist das Ziel immer Tarfaya<br />
(zur Saint-Exupérys Zeit „Cap Juby”).<br />
Dattel-Fest<br />
‣ Erfoud<br />
Tanz, Musik und Darbietungen zur<br />
Dattelernte in Erfoud (oder Rissani).<br />
Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)<br />
www.atlas-trail.com<br />
‣ Im Hohen Atlas<br />
Seit mittlerweile 10 Jahren bringt<br />
der Ultra Trail Atlas Toubkal<br />
Läufer aus der ganzen Welt auf dem<br />
wunderschönen Oukaïmeden-Plateau<br />
zusammen. Je<strong>des</strong> Jahr finden<br />
sich viele Teilnehmer im Hohen Atlas<br />
ein, um ein einzigartiges Abenteuer<br />
zu erleben. Als idealer Spielplatz für<br />
Outdoor-Sportler bieten die Berge<br />
<strong>des</strong> Hohen Atlas atemberaubende<br />
Landschaften sowie wilde, technische<br />
und spielerische Pfade.<br />
Festival International du Film<br />
de Marrakech<br />
www.festivalmarrakech.info<br />
‣ Marrakesch<br />
Das internationale Filmfestival lockt<br />
seit Jahren eine beeindruckend<br />
große Zahl von weltbekannten<br />
Stars an.<br />
Concert pour la Tolérance<br />
‣ Agadir<br />
Die Veranstaltung zieht je<strong>des</strong> Mal<br />
mehr als 150 000 Zuschauer an<br />
den Strand und an die Corniche von<br />
Agadir, um ein großartiges (und<br />
kostenloses) Spektakel zu erleben.<br />
Das Motto <strong>des</strong> Konzerts ist<br />
Toleranz. Es treten marokkanische,<br />
französische und andere internationale<br />
Künstler auf, die sich für<br />
die universellen Werte der Toleranz,<br />
<strong>des</strong> Friedens, <strong>des</strong> Respekts und <strong>des</strong><br />
Dialogs einsetzen.<br />
Dezember<br />
Morocco Swim Trek<br />
www.moroccoswimtrek.com<br />
‣ Dakhla<br />
Der Wettbewerb, der sich über vier<br />
Tage erstreckt, findet in der Lagune<br />
von Dakhla statt. Insgesamt müssen<br />
25 km in vier Etappen zurückgelegt<br />
werden. Gewonnen hat, wer für die<br />
25 km am wenigsten Zeit benötigt.<br />
130
132<br />
www.visitmorocco.com