NEUE BARS RAUS AUS DEM SCHATTEN OFFENBACH HAT EINE NEUE BAR. ODER EINE KUNSTGALERIE? DAS NEUE KONSTRUKT DES BEFREUNDETEN TRIOS OLIVER HUNDEMER, FABIAN BIERWOLF UND SARAH GOEBEL WILL BEIDES. VOR ALLEM STREBT DIE VON GRACE JONES INSPIRIERTE »GRACE STUDIOBAR« DANACH, EIN GERN BESUCHTER TREFFPUNKT NEBEN IHRER MIT BARS VERDICHTETEN SCHWESTERNSTADT FRANKFURT ZU SEIN. Foto: Elvin Buljubasić 20
Foto: Christopher Castela Soares Text Michaela Bavandi Es mag sein, dass man sich beim Blick durch die bodentiefe Glastürfassade in der Ludwigstraße 187 in Offenbach am Main nicht ganz sicher ist, wenn man noch nicht da gewesen oder einheimisch ist. Ich bin leider noch nicht in Offenbach gewesen. Aber jetzt gibt es einen Grund, der sich mir durch einen digitalen Rundgang und eine ausführliche Face-to-face-Unterhaltung auf digitaler Ebene erschlossen hat. Offenbach hat dort nämlich einen neuen Sitz für Drink-Kulinarik und Kunst. Es ist die Grace Studiobar, die Mitte Juli dieses Jahres eröffnet worden ist. Beim Blick eben durch die Glastüren erfasst man das Interieur im Industrial- oder Rohbau-Style mit Schichtboden, Industrielampen, langen Tafeln und Zweier-Tischformationen für Verabredungen sowie einer weitgestreckten Bar? Oder Galerie? Das »Grace« will ausdrücklich beides sein schwarzen Stoffcouch des Hausdesigners Douman Pour, bekannt als »Pournoir«. Zudem erblickt man diverse Kunst objekte, Bildmalereien, Messingskulpturen und Taschen, die aus Touristen-Relikten wie Kleiderknöpfen an Urlaubsstränden gefertigt sind. Sie sind Teil der aktuellen Ausstellung dreier afrikanischer Künstler. Man sieht ein blaues DJ-Pult und vor allem einen, dem fast 130 Quadratmeter großen Gastraum zugewandten flieder- oder lavendelfarbenen Holztresen, der von schwarzen Barhockern flankiert ist. Spätestens jetzt und aus dem Namen der neuen Einrichtung schließend ist klar erkennbar, dass die Grace Studiobar eine Bar und <strong>mehr</strong> sein will. Am Main bleiben. Nur anders Fortan wollen Oliver Hundemer, Fabian Bierwolf und Sarah Goebel diesen buntgemischten Ort mit klarem Fokus auf Barkultur, umrandet von DJ-Live-Musik-Events und Kunstausstellungen, zu einem Treffpunkt für alle Offenbacher und jene etablieren, die in dem mit rund 130.000 Einwohnern beseelten Städtchen verweilen. Hundemer und Bierwolf <strong>–</strong> was für eine tierische Verbindung. »Es klingt doch fast wie Cap und Capper«, scherzen die beiden Gründer der Grace Studiobar. Tatsächlich liegt hinter den zwei Freunden auf vier Pfoten ein schönes Stück gemeinsamer Arbeitsweg. Ihre beruflichen Erfahrungen in der Barszene sammeln sie zuerst in der Frankfurter Bar ohne Namen, deren von manchen Gästen überliefertes und aus der Atmosphäre gewachsenes Motto »Good Times For Good People« mittlerweile zum Zweitnamen avanciert ist. Es folgten Stationen in der Maxie Eisen Bar, der Shuka Bar des Frankfurter 25hours Hotels, wo sie sich tiefgründig mit Sake und Shōchū auseinandergesetzt haben, sowie Pop-up-Barprojekte wie die Klima Bar in Kooperation mit der Ima-Clique. Während Corona wagen die Musikliebhaber Hundemer und Bierwolf schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit Gastro-Erfahrung im Gepäck gründen sie ihre Agentur Klub Liebe Studio für Eventmanagement und Gastronomie-Consulting in der Ludwigstraße, wo vor einem halben Jahr nun auch deren Herzensprojekt, die Grace Studiobar, erwachsen ist. »Eigentlich war es immer schon unser Wunsch, eine eigene Bar zu betreiben, und diesen haben wir uns mit der Grace erfüllt«, erklären die Wahl-Offenbacher. Der Agenturarbeit mit einem Büro im Hinterzimmer des Grace werden sie weiterhin treu bleiben. »Wir lieben auch die aktive Agenturarbeit rund um Veranstaltungen, Gastro-Consulting oder Firmenevents und wollen zudem breit aufgestellt sein. Denn wir leben in Zeiten, wo man das tun sollte«, ist Fabian Bierwolf überzeugt. Vom Duo zum Trio Gleichwertig komplettiert wird die Teamformation von Sarah Goebel. Vor fünf Jahren landet die gebürtige Mannheimerin, die aus einer Gastro-Familie in Frankfurt stammt und schon im Alter von 14 Jahren im Restaurant ihrer Tante erste Erfahrungen gesammelt hat. Sie bleibt diesem Metier im Bar- und Servicebetrieb unter anderem an der Bar des Robert Johnson Clubs treu und darin aktiv. Schnell knüpft sie in der Stadt mit einer hohen Bardichte Kontakte und Verbindungen. Unter anderem zu Bierwolf und Hundemer, die sie zu sich in die Agentur und nun auch Bar holen. Seither wirkt Goebel zum einen als Projektmanagerin bei Klub Liebe Studio, aber auch als fester Teil im Team der Grace Studiobar mit und erhebt »als Küken« das tierische Duo zu einem Trio, das <strong>–</strong> mit dem Teilzeitmitarbeiter Björn, der Küchengehilfin Melissa und einer Aushilfskraft zu sechst <strong>–</strong> Menschen an verschiedene Kunstformen bei Trinkkultur und Geselligkeit heranlotsen möchte. »Sarah ist das fehlende Puzzleteil gewesen«, betont Oliver Hundemer, der manchmal auch seinem Hund Lui Eintritt gewährt: »Lui ist unser Barhund, aber eigentlich nicht so richtig Bargänger. Wenn er aber ab und an mitkommt, macht er uns alle glücklich.« 21
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