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procontra Ausgabe 05-2022 Preview

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www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Oktober / November <strong>2022</strong> – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

Folgen der Inflation | ESG-Regulierung | Psychotest in der PKV | Waldbrandversicherung | Maklers Lieblinge | Bestandsübertragung | Kleinleins letztes Interview | Förderungen für Immobilien #<strong>05</strong> | <strong>2022</strong><br />

Oktober / November <strong>2022</strong><br />

BaFin-Irrsinn<br />

Wie die Aufsicht ESG-Fonds<br />

regulieren will und dabei den<br />

Standort schwächt<br />

PKV-Test<br />

Welche Versicherer psychische<br />

Vorerkrankungen kategorisch<br />

ausschließen<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Maklers Lieblinge<br />

Mit wem der freie Vertrieb<br />

am liebsten in die Beratungsgespräche<br />

geht


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EDITORIAL<br />

Inflation wird<br />

Versorgungsniveau<br />

verschlechtern<br />

pro Auch wenn sich die Inflationsraten ab 2024 wieder normalisieren<br />

sollten, die Folgen für Absicherung und Vorsorge werden dramatisch sein.<br />

Bis die Löhne und Einkommen nachziehen und den Preissprung der vergangenen<br />

Monate ausgleichen können, werden noch Jahre vergehen. Bis dahin<br />

werden Privathaushalte an ihre Budgetlimits getrieben und „überflüssige“<br />

<strong>Ausgabe</strong>n infrage gestellt. Leider fallen diesen Überlegungen auch immer<br />

Sparbeiträge und Versicherungsprämien zum Opfer. Zu abstrakt scheint ihr<br />

Nutzen, zu greifbar das kurzfristige Einsparpotenzial. Ziehen die Versicherer<br />

noch ihre an Preisindizes gekoppelten Prämien nach, brechen viele Absicherungskonzepte<br />

zusammen und Unterversicherung wird die Regel. Auch für<br />

viele Gewerbekunden, wo Experten die Situation in der Gebäude-, Inhaltsund<br />

Haftpflichtversicherung als „besonders alarmierend“ einschätzen.<br />

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contra Natürlich leiden Verbraucher und Gewerbetreibende unter den<br />

Preissteigerungen der vergangenen Monate. Doch die hohe Inflaton muss<br />

nicht zwangläufig in der Aufgabe von Vorsorgebemühungen oder einer generellen<br />

Unterversicherung in der privaten und gewerblichen Sachversicherung<br />

münden. Im Leben-Bereich sind die Produkte flexibel genug, um beispielsweise<br />

mit Beitragspausen auf finanzielle Engpässe zu reagieren und eine Kündigung<br />

zu vermeiden. In der Sachsparte braucht es die Makler. Sie müssen<br />

vor allem ihren Gewerbekunden erklären, welche Verträge von Anpassungen<br />

an Preisindizes betroffen sind, und prüfen, ob die Versicherungssummen den<br />

tatsächlichen Wiederbeschaffungswert noch abbilden. Wer hier proaktiv auf<br />

Kunden zugeht, kann Kurzschlussreaktionen und Unterversicherung vermeiden<br />

und Absicherungskonzpete sicher durch die Krise begleiten.<br />

Ausgezeichnete<br />

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LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

Dialog Lebensversicherung-AG<br />

Stadtberger Str. 99, 86157 Augsburg


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

INHALT<br />

18<br />

Inflation als Vorbote<br />

Unterversicherung und Prämienexplosionen<br />

sind Folgen der<br />

Rekordinflation.<br />

64<br />

Maklers<br />

Lieblinge<br />

Der freie<br />

Vertrieb wählte<br />

wieder seine<br />

Favoriten<br />

unter den<br />

Assekuranzen.<br />

»Psychos« ohne jede Chance<br />

Psychische Erkrankung und PKV-<br />

Wechsel passen nicht zusammen<br />

– zeigt der große <strong>procontra</strong>-Test.<br />

44<br />

58<br />

Bestände richtig loslassen<br />

Wie Vermittler ihr Lebenswerk<br />

übergeben und jetzt noch wertsteigernd<br />

optimieren können.<br />

4 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />

PANORAMA<br />

13 Zeitenwende Hans-Jörg Naumer<br />

über die Katalysatoren der<br />

Deglobalisierung<br />

INVESTMENTFONDS<br />

24 Buschfunk<br />

26 »Kein aktiver Vertrieb von Fonds<br />

mit Kernkraft« Volker Weber vom<br />

Forum Nachhaltige Geldanlagen<br />

(FNG) über die EU-Entscheidung,<br />

Gas und Atomkraft als nachhaltig zu<br />

deklarieren<br />

VERSICHERUNGEN<br />

40 Buschfunk<br />

42 »Maklerbetreuer werden zum<br />

Coach der Vertriebspartner«<br />

Alte-Leiziger-Vorstand Frank Kettnaker<br />

über Maklerbetreuung der<br />

Zukunft und den Servicebedarf von<br />

Vermittlern<br />

30 Mehr Struktur im Depot Infrastrukturinvestments<br />

stabilisieren<br />

nicht nur das Portfolio, sondern<br />

können es auch mit der Inflation<br />

aufnehmen.<br />

14 Panorama Fakten für Vertrieb<br />

und Stammtisch<br />

16 Leserbriefe<br />

TITEL<br />

18 Inflation als Vorbote Die Preissteigerungen<br />

liegen auf Rekordniveau<br />

und sind in aller Munde.<br />

Doch die Risiken, die jetzt entstehen,<br />

betreffen Versicherte auch<br />

dann noch, wenn sich die Inflation<br />

längst wieder normalisiert hat.<br />

»Die Inflation treibt<br />

die durchschnittliche<br />

Schadenshöhe weiter<br />

nach oben.«<br />

THOMAS SEPP<br />

Allianz-Industrieversicherer AGCS<br />

32 Comeback der Rentenfonds Die<br />

Zinswende rückt Anleihen wieder in<br />

ein attraktives Licht für Investoren.<br />

Was diese nun beachten müssen<br />

36 Bärendienst für Fondsstandort<br />

Die BaFin meint es gut mit ihrem<br />

Alleingang bei der Regulierung<br />

nachhaltiger Fonds - und schwächt<br />

damit den Standort Deutschland.<br />

44 »Psychos« ohne jede Chance<br />

PKV-Versicherer lehnen Anfragen<br />

mit psychischen Vorerkrankungen<br />

fast kategorisch ab. Das zeigt der<br />

<strong>procontra</strong>-Test, der einige Anbieter<br />

zum Umdenken bewegte.<br />

48 Forst mit heißem Risiko Zunehmende<br />

Dürreperioden erhöhen den<br />

Absicherungsbedarf für Waldbesitzer.<br />

50 Bankrott zurückgelassen?! Die<br />

Absicherung von Hinterbliebenen<br />

offenbart in vielen Rentenverträgen<br />

Schwächen und liefert somit Beratungsansätze.<br />

52 Akku-Risiken entladen E-Autos<br />

fahren mit erhöhtem Feuerrisiko.<br />

Mit Prävention und Tarifoptimierung<br />

können Vermittler für eine sichere<br />

Fahrt sorgen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

5


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

BERATER<br />

54 Buschfunk<br />

56 »Ich sehe Vermittler nicht als<br />

Gegner« Mit Axel Kleinlein verlässt<br />

einer der schärfsten Kritiker die<br />

Verbraucherschutzbühne.<br />

<strong>procontra</strong> gab er noch ein resümierendes<br />

Interview.<br />

SACHWERTE<br />

72 Buschfunk<br />

74 »Spürbare Abschwächung zu<br />

erwarten« Jens Tolckmitt vom Verband<br />

deutscher Pfandbriefbanken<br />

über den Wohnimmobilienmarkt und<br />

Probleme für Schwellenhaushalte<br />

76 Fördertöpfe: auftun, aufzeigen,<br />

ausschöpfen Wenn die Finanzierung<br />

von Wohneigentum immer<br />

schwieriger wird, helfen Förderungen.<br />

Welche Vermittler ihren<br />

bauwilligen Kunden nahelegen<br />

sollten<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

8 Firmen- und<br />

Personenverzeichnis<br />

8 Impressum<br />

82 Privat gefragt<br />

Steckbrief von Karoline Viktoria<br />

Mielken, Geschäftsführerin der<br />

Nettowelt GmbH<br />

58 Bestände richtig loslassen Was<br />

Vermittler bei und im Vorfeld der Bestandsübergabe<br />

beachten sollten,<br />

damit das Lebenswerk wirklich<br />

vergoldet werden kann<br />

62 pro & contra: Geht den FinTechs<br />

jetzt das Geld aus? Die Zinswende<br />

verteuert Finanzierungen, und<br />

Investoren bieten sich nun wieder<br />

Alternativen. Werden FinTechs<br />

darunter leiden? Zwei konträre<br />

Meinungen dazu<br />

80 Am Puls der Zeit?! Sachwerte<br />

liegen im Trend – nicht nur bei hoher<br />

Inflation. Doch sind Luxusuhren ein<br />

lohnendes Investment oder doch<br />

nur was fürs Handgelenk?<br />

»Nettotarife sind<br />

sinnvoll – für Kunden<br />

und Vermittler.«<br />

KAROLINE VIKTORIA MIELKEN<br />

Nettowelt GmbH<br />

64 Die Lieblinge der Makler Rekordteilnahme<br />

bei der jährlichen<br />

Umfrage zu den Favoriten im freien<br />

Vertrieb. Mit Rückkehrern, Dauerbrennern<br />

und einigen Überraschungen<br />

6 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Eric Bussert<br />

Vorstand Vertrieb und Marketing<br />

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SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis<br />

FIRMENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Accenture........................................................................... 62<br />

AGCS.......................................................................................20<br />

Alliance Bernstein.........................................................25<br />

Allianz..........................................17, 20, 37, 46, 53, 65<br />

Alte Leipziger....................................................... 42 f., 65<br />

Amazon.................................................................................. 41<br />

Ammerländer..................................................................... 41<br />

Ampega................................................................................25<br />

Amundi..................................................................................25<br />

AnaCap..................................................................................73<br />

Aon...........................................................................................55<br />

Apple......................................................................................80<br />

Arag.........................................................................................45<br />

Axa..............................................................................45 f., 48<br />

B<br />

Bain Capital........................................................................59<br />

Barmenia......................................................................... 45 f.<br />

Bayerische Beamtenkrankenkasse...............45<br />

BCA...........................................................................................60<br />

BGV..............................................................................................17<br />

BNP Paribas...................................................................... 24<br />

Breitling.................................................................................80<br />

BVT............................................................................................73<br />

C<br />

Capinside..............................................................................31<br />

Colognewatch...................................................................81<br />

Corestate..............................................................................73<br />

D<br />

Degussa Bank.................................................................55<br />

Deka.......................................................................26, 37, 73<br />

Deutsche Bank...............................................................33<br />

DKV..........................................................................................45<br />

Dr. Klein...................................................................................77<br />

DWS.............................................................................30 f., 37<br />

E<br />

Element..............................................................................62 f.<br />

Engel & Völkers................................................................72<br />

Erfinderdienst...................................................................26<br />

Ergo.....................................................................................14, 41<br />

F<br />

Fidelity...................................................................................25<br />

Finanzinvest Consulting..........................................33<br />

Finlex........................................................................................ 41<br />

Fonds Finanz..................................................55, 59, 65<br />

Freo...........................................................................................73<br />

G<br />

Galcap....................................................................................73<br />

Global Service..................................................................55<br />

Goldman Sachs..............................................................25<br />

Gossler, Gobert & Wolters.........................................21<br />

Gothaer...................................................................... 41, 48 f.<br />

Great West Lifeco..........................................................59<br />

GVO........................................................................................... 49<br />

H<br />

Hallesche...................................................................46, 65<br />

Hannover Rück........................................................19, 40<br />

Hans John..........................................................................55<br />

Hansainvest.......................................................................73<br />

HanseMerkur...................................................................45<br />

HDI........................................................................................ 50 f.<br />

HG Capital...................................................................59, 65<br />

Horando................................................................................80<br />

I, J<br />

Ideal.........................................................................................50<br />

Inter.........................................................................................45<br />

InterRisk..................................................................................17<br />

Itzehoer...................................................................................17<br />

JDC...........................................................................................59<br />

L<br />

Lazard....................................................................................30<br />

LKH...........................................................................................45<br />

M<br />

M.M.Warburg.....................................................................33<br />

Mama......................................................................................26<br />

MFS IM...................................................................................33<br />

Montagu...............................................................................25<br />

Morgen & Morgen............................................................17<br />

Munich Re....................................................................19, 40<br />

N<br />

Netfonds.......................................................................19, 25<br />

Nettowelt.............................................................................82<br />

Nixdorf Kapital..................................................................26<br />

Nürnberger.......................................................................... 41<br />

NV................................................................................................17<br />

O<br />

Omega...................................................................................80<br />

Oppenfield...........................................................................73<br />

Ostangler................................................................................17<br />

P<br />

Patek Philippe..................................................................80<br />

PIB Group.............................................................................55<br />

Pier Investment...............................................................73<br />

Pimco.....................................................................................34<br />

Policen Direkt...................................................................59<br />

Prinas Montan.................................................................55<br />

Protectoplus......................................................................53<br />

INDEX<br />

R<br />

R+V...........................................................................................46<br />

Refinitiv................................................................................. 24<br />

Resultate Institut...........................................................59<br />

Robeco..................................................................................25<br />

Roland...................................................................................... 41<br />

Rolex................................................................................... 80 f.<br />

S<br />

S.L.P..........................................................................................55<br />

Savills......................................................................................73<br />

Schad......................................................................................78<br />

Scope..................................................................................... 24<br />

Scor......................................................................................52 f.<br />

SDK............................................................................................41<br />

Seiko.......................................................................................80<br />

SHB.............................................................................................17<br />

Signal Iduna......................................................................45<br />

Silvertip..................................................................................73<br />

SMR............................................................................................21<br />

SparkassenVersicherung......................................52<br />

Swiss Re.........................................................................19, 41<br />

Swisscanto.........................................................................26<br />

T<br />

Talanx.....................................................................................25<br />

TCW-Gruppe......................................................................25<br />

U<br />

Union Investment...............................................31, 37 f.<br />

Universal Investment.................................................25<br />

V<br />

Vanguard.............................................................................34<br />

vdp Research....................................................................74<br />

Vema.......................................................................................65<br />

Versicherungsforen Leipzig..................................... 41<br />

Versicherungskammer Bayern..........................45<br />

VHV..........................................................................................53<br />

Volkswagen.......................................................................52<br />

Volkswohl Bund......................................................... 22 f.<br />

W<br />

Wellinvest............................................................................34<br />

WestLB...................................................................................26<br />

Willis Towers Watson....................................................21<br />

Württembergische.......................................................45<br />

PERSONENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Anne, Benoit.....................................................................33<br />

Asmussen, Jörg...............................................................12<br />

B, C<br />

Bachmeier, Peter...........................................................53<br />

Bauer, Christian...............................................................73<br />

Bauermeister, Anja.......................................................38<br />

Beenken, Matthias.......................................................59<br />

Beier, Nils............................................................................. 62<br />

Biden, Joe.............................................................................31<br />

Bock, Frank ........................................................................37<br />

Bollhorst, Janine............................................................53<br />

Branson, Mark..................................................................37<br />

Briones-Schulz, Katja.................................................. 41<br />

Brückner, Michael..................................................... 80 f.<br />

Cliquet, Bertrand........................................................ 30 f.<br />

D<br />

Danner, Christian...........................................................45<br />

David-Spickermann, Florian.................................52<br />

Dilg, Martin..........................................................................25<br />

Dreyer, Aljoscha.............................................................. 49<br />

Droll, Jan.......................................................................... 48 f.<br />

E, F<br />

Eich, Stefan.........................................................................37<br />

Emde, Nico...........................................................................21<br />

Finger, Marcus.................................................................80<br />

G<br />

Glorius, Anja.......................................................40, 44 ff.<br />

Görler, Andreas...............................................................34<br />

Grabmaier, Sebastian................................................59<br />

Grimm, Andreas..............................................................59<br />

H<br />

Happacher, Maximilian............................................. 29<br />

Haukje, Thomas............................................................. 22<br />

Heidekamp, Bert............................................................50<br />

J, K<br />

Janssen, Onno...............................................................55<br />

Kampmeyer, Stefan......................................................25<br />

Kanschik, Philipp...........................................................59<br />

Kantak, Ralf......................................................................... 41<br />

Kettnaker, Frank................................................ 42 f., 65<br />

Kieper, Oliver.......................................................................19<br />

Klein, Frank..........................................................................77<br />

Kleinlein, Axel................................................................56 f.<br />

Klude, Carsten..............................................................33 f.<br />

Koch, Kathryn..................................................................25<br />

Kräker, Holger...................................................................55<br />

Kretschmann, Winfried...............................................12<br />

Kretschmer, Michael.....................................................12<br />

L<br />

Lauterbach, Karl...............................................................14<br />

Leiss, Felix............................................................................72<br />

Lippman, David...............................................................25<br />

Losing-Malota, Olga.......................................................21<br />

Lücke, Justus.................................................................... 41<br />

Lüer, Thomas......................................................................51<br />

M<br />

Macht, Christian.........................................................62 f.<br />

Mann, Thomas................................................................25<br />

Mattner, Andreas...........................................................73<br />

Mayer, Brigitte..................................................................50<br />

Mehta, Kunal.....................................................................34<br />

Mielken, Karoline Viktoria.........................................82<br />

Mitzlaff, Ulrich.................................................................... 41<br />

N<br />

Nagel, Joachim.......................................................12, 33<br />

Naumer, Hans-Jörg.......................................................13<br />

P<br />

Pickel, Michael.................................................................40<br />

Ploemacher, Harry.......................................................25<br />

Porazik, Norbert.............................................................65<br />

Preininger, Alexander.................................................25<br />

R<br />

Rehmke, Stephen...........................................................57<br />

Rietow, Jana.......................................................................31<br />

Rosenberger, Harald..................................................... 41<br />

Rudolph, Stephan..........................................................73<br />

S, T<br />

Sack, Markus...................................................................33<br />

Schad, Marcus.................................................................78<br />

Schleicher, Sven............................................................55<br />

Schmidt, Dagmar..........................................................54<br />

Schmidt, Harald................................................................13<br />

Schneider, Semira..........................................................73<br />

Schürmann, Rolf............................................................60<br />

Schütz, Cedric..................................................................73<br />

Schwegat, Stephan.................................................52 f.<br />

Sepp, Thomas.................................................................20<br />

Sharma, Vinay...................................................................31<br />

Solomon, Honor..............................................................25<br />

Steinmeyer, Martin.......................................................25<br />

Stephan, Ulrich...............................................................33<br />

Tolckmitt, Jens............................................................. 74 f.<br />

V<br />

Veit, Konstantin...............................................................34<br />

von Laufenberg, Henri.................................................81<br />

W<br />

Weber, Volker...................................................... 26 ff., 37<br />

Wiese, Andreas.......................................................... 48 f.<br />

Wirth, Norman........................................................20, 55<br />

Wollmershäuser, Timo.................................................19<br />

Z<br />

Zekri, Dianoush................................................................73<br />

Zielke, Carsten.................................................................40<br />

Zimmermann, Carsten................................................76<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />

Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Philipp B. Siebert<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Matthias Hundt<br />

ART DIRECTOR<br />

Niels Flender<br />

LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />

Sabine Müller<br />

BILDREDAKTION<br />

Roman Kulon, Eleonora Mavromati, Jakob Bettin<br />

LEKTORAT<br />

TextSchleiferei.de<br />

TEXTBEITRÄGE<br />

Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Carla Fritz, Heike<br />

Gorres, Matthias Hundt, Dr. Hans-Jörg Naumer, Hannah<br />

Petersohn, Imke Reiher, Uwe Schmidt-Kasparek, Stefan<br />

Terliesner, Martin Thaler, Jan Wagner, Anne Mareile Walter<br />

COVERILLUSTRATION<br />

Eleonora Mavromati<br />

ANZEIGENBERATUNG<br />

Nadin Prüwer<br />

n.pruewer@alsterspree.de<br />

+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Marcel Berno<br />

m.berno@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />

Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />

Matthias Hundt<br />

IMPRESSUM<br />

DRUCKEREI<br />

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Zeppelinstraße 6<br />

16356 Ahrensfelde<br />

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LESERSERVICE<br />

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Heftpreis: 4,80 Euro<br />

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für sechs <strong>Ausgabe</strong>n inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© <strong>2022</strong> für alle Beiträge: <strong>procontra</strong>, <strong>procontra</strong> Spezial,<br />

<strong>procontra</strong>Thema, <strong>procontra</strong>-Sonderteile, <strong>procontra</strong>-<br />

Sonderdrucke (im Heft, Beileger, Beihefter). Alle Rechte<br />

vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste,<br />

Internet und Vervielfältigung auf Datenträger oder<br />

durch andere Verfahren (auch auszugsweise) nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags.<br />

Hinweis: Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />

die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts<br />

keine Haftung übernommen werden. Die in <strong>procontra</strong><br />

gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />

sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />

8 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE –<br />

PROTEST GEGEN DEN KRIEG<br />

FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN!<br />

Die ÖKOWORLD steht in ihrem Denken und Fühlen seit Gründung<br />

für den Frieden. Selbstverständlich sind Waffen und Rüstung aus<br />

allen Investments ausgeschlossen.<br />

KEINE BLUTIGE RENDITE. KEIN BLUTIGES GELD.<br />

Fassungslos beobachten wir das Kriegstreiben, das Wladimir Putin<br />

kaltblütig und ohne jeden Verstand und ohne jegliche menschliche<br />

Regung vollzieht.<br />

Die ÖKOWORLD verurteilt das Verhalten<br />

der russischen Regierung auf das<br />

Allerschärfste! Wir investieren nicht in<br />

Aktien von russischen Unternehmen!<br />

Es wird Krieg geführt, mitten in Europa.<br />

Hunderttausende Menschen, darunter viele<br />

Frauen und Kinder, fliehen vor dem Blutvergießen<br />

und der brutalen Gewalt in ihrem Land.<br />

Sie werden gnadenlos vertrieben aus ihrer Heimat.<br />

Unser Mitgefühl ist bei allen Menschen, den Familien aus der<br />

Ukraine, die nun in Furcht und Angst leben.<br />

Wir hoffen auf eine baldige Entspannung in der Ukraine.<br />

ÖKOWORLD AG<br />

Itterpark 1, 40724 Hilden, Telefon: 02103 | 28 41-0, E-Mail: Info@oekoworld.com, www.oekoworld.com


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PANORAMA Notiert<br />

PANORAMA<br />

ELEMENTARSCHUTZ:<br />

TREND ZUR PFLICHT?!<br />

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal berichteten wir vor<br />

einem Jahr über Ansätze, um die Abdeckungsquote<br />

beim Elementarschutz zu erhöhen. Braucht es einen<br />

Versicherungszwang oder soll der Staat in den Hochwasserschutz<br />

investieren? Zu dieser Frage haben sich<br />

damals viele Diskussionen entsponnen.<br />

Ein Jahr später ist die Debatte ein kleines Stück weiter<br />

vorangekommen. Neben Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann (Grüne) und Sachsens<br />

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) machte<br />

sich kürzlich auch das für Verbraucherschutz zuständige<br />

Bundesumweltministerium für eine verpflichtende<br />

Versicherung stark. Verfassungsrechtlich ist eine<br />

Pflichtversicherung, wie eine Stellungnahme der Justizministerkonferenz<br />

zeigt, nicht ausgeschlossen.<br />

»Von der neutralen<br />

Rate sind wir<br />

noch ein ganzes<br />

Stück weg.«<br />

Bundesbank-Präsident<br />

Joachim Nagel hält den<br />

aktuellen Straffungskurs<br />

der EZB für nicht ausreichend.<br />

Man sei noch<br />

weit von einem Zinsniveau<br />

entfernt, mit dem<br />

die Wirtschaft weder<br />

angeschoben noch gebremst<br />

wird. Daher seien<br />

weitere Zinserhöhungen<br />

nötig.<br />

CYBER-<br />

VERSICHERER<br />

RUTSCHEN<br />

IN DIE ROTEN<br />

ZAHLEN<br />

Die deutschen Versicherer fuhren im vergangenen Jahr mit Cyberpolicen<br />

erstmals einen Verlust ein. Nach einer Branchenauswertung<br />

des GDV betrug die Schadenkostenquote fast 124 Prozent – ein Jahr<br />

zuvor waren es noch 65 Prozent gewesen. Somit kamen auf jeden<br />

eingenommenen Euro <strong>Ausgabe</strong>n für Schäden und Verwaltung in<br />

Höhe von 1,24 Euro. Zwar stiegen die Beiträge 2021 insgesamt um<br />

49 Prozent auf 178 Millionen Euro an, doch: „Einzelne Cyberattacken<br />

hatten schwerwiegende Folgen und führten jeweils zu Kosten<br />

im oberen einstelligen Millionenbereich“, erläutert GDV-Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Asmussen.<br />

12 Foto l.u.: Frank Rumpenhorst


Notiert PANORAMA<br />

Zeitenwende<br />

DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />

leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />

von Allianz Global Investors<br />

HARALD SCHMIDTS ZWEIFEL-<br />

HAFTER RENTENBESCHEID<br />

Auf diesem schmalen Finanzpolster wird sich Harald Schmidt<br />

wohl nicht lange ausruhen: 272 Euro – diesen spärlichen<br />

Betrag weist der gesetzliche Rentenbescheid des TV-Entertainers<br />

auf. „Die kassier ich auch knallhart. Ich hab ja einbezahlt,<br />

das steht mir zu“, so Schmidt, der kürzlich seinen 65. Geburtstag<br />

feierte. Er sei zwar die meiste Zeit Freiberufler gewesen<br />

und ist das auch immer noch – aber er habe „15 Jahre voll<br />

eingezahlt“, was ihn zu dieser Minirente berechtige.<br />

Das „Rentenschicksal“ des Moderators nahm der Bundesverband<br />

der Rentenberater zum Anlass und rechnete noch einmal<br />

nach. Mit dem Ergebnis: In die Berechnung schlich sich offenbar<br />

der Fehlerteufel ein. Sofern Schmidt „voll eingezahlt“ habe,<br />

sollten ihm 1.080,60 Euro zustehen. Für einen auskömmlichen<br />

Lebensabend dürfte die Late-Night-Ikone wohl ohnehin nicht<br />

auf einen korrekten Bescheid angewiesen sein.<br />

Zeitenwende überall. Geopolitisch strukturiert sich<br />

die Welt neu. Die „Deglobalisierung“ nimmt Gestalt an.<br />

Demografisch wächst die Welt zwar weiter, wird dabei<br />

aber älter und die Zuwachsraten nehmen ab. Die Babyboomer<br />

verabschieden sich in die Rente. Bereits seit 2013<br />

scheiden in den Industriestaaten mehr Menschen aus dem<br />

Arbeitsleben aus, als neue hinzutreten. Die Verlierer und<br />

Gewinner des Dekarbonisierungstrends sortieren sich bereits<br />

jetzt. Für die Umstellung auf die treibhausgasneutrale<br />

Weltwirtschaft sind der Krieg gegen die Ukraine und die<br />

damit verbundenen Lieferengpässe bei Gas geradezu ein<br />

Katalysator. Ein Katalysator auch für die Deglobalisierung.<br />

Wurde diese schon von der Digitalisierung (welche Roboterarbeitsplätze<br />

im Inland gegenüber Arbeitsplätzen in<br />

Übersee preiswerter werden lässt) und der Brüchigkeit der<br />

Lieferketten beschleunigt, so kommen die geopolitischen<br />

Spannungen jetzt noch dazu. Die Inflation – ein lange für<br />

tot geglaubtes Gespenst – meldet sich mit lautem Gepolter<br />

zurück und zwingt die Zentralbanken der Welt zum Handeln.<br />

Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben. Auch das<br />

eine Zeitenwende. Bei niedrigen Nominal- und tiefroten Realrenditen<br />

ist es für die Kapitalanlage keine leichte Aufgabe,<br />

zumindest die Kaufkraft des Vermögens zu verteidigen.<br />

Ohne risikoreichere Anlageformen wie Aktien wird es nicht<br />

gehen. Diese haben sich in der Vergangenheit gegenüber<br />

der Inflation gut geschlagen. Zu mehr Rendite gehört aber<br />

immer auch mehr Risiko. Und die Risiken haben nicht abgenommen:<br />

Die Konjunktur bewegt sich auf abschüssigen<br />

Pfaden, die Zentralbanken kämpfen gegen die Inflation und<br />

dürften, von Ausnahmen wie China abgesehen, die Zinsen<br />

weiter anheben. Und natürlich immer wieder die Geopolitik.<br />

Dies ist eine gute Zeit, die mittel-/längerfristige Zusammensetzung<br />

der Kapitalanlage zu überdenken und auf die<br />

Segmente zu setzen, die von der Zeitenwende profitieren.<br />

7.626<br />

... Beschwerden gingen zwischen Januar und<br />

Juli dieses Jahres bei der Schlichtungsstelle<br />

des Versicherungsombudsmanns ein. Damit<br />

sank das Beschwerdeaufkommen im Vergleich<br />

zum Vorjahr deutlich: So registrierte die Schlichtungsstelle<br />

im gleichen Zeitraum 2021 insgesamt<br />

9.293 Meldungen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

13


PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Immer älter,<br />

immer teurer<br />

In vielen Bundesländern wird die<br />

Überalterung der Gesellschaft in absehbarer<br />

Zeit finanziell erheblich zu<br />

Buche schlagen. Dies geht aus einer<br />

vom GDV in Auftrag gegebenen Studie<br />

hervor. Bis 2040 würden gerade<br />

die wirtschaftsstarken Bundesländer<br />

Bayern und Baden-Württemberg<br />

finanziell ins Hintertreffen geraten,<br />

heißt es darin. In den nächsten Jahrzehnten<br />

vollziehe sich dort die gesellschaftliche<br />

Alterung, die anderswo<br />

bereits weiter vorangeschritten<br />

ist. Nur in Berlin und Hamburg würden<br />

die altersabhängigen Einnahmen<br />

die <strong>Ausgabe</strong>n übersteigen.<br />

Vertrauen in<br />

Versicherungen<br />

Auch in der aktuellen Krisenzeit von<br />

Rekordinflation und steigenden Energiepreisen<br />

büßen Versicherungen bei<br />

Anlegern offenbar kein Vertrauen ein.<br />

Nach dem Risiko-Report der Ergo legt<br />

der Großteil der Befragten sein Geld<br />

in Lebensversicherungen, Riester-<br />

Renten oder einer betrieblichen<br />

Altersvorsorge an. An zweiter Stelle des Geldanlage-Rankings<br />

stehen Immobilien und Aktien. Gold und andere Rohstoffe bilden<br />

mit 10 Prozent das Schlusslicht. Jeder fünfte Deutsche legt<br />

überhaupt kein Geld an.<br />

Die Zukunft der<br />

Gesundheit<br />

Die Deutschen haben in Bezug auf ihre gesundheitliche Zukunft<br />

offenbar große Sorgen. Nach dem aktuellen Risiko-Report<br />

der Ergo glauben 37 Prozent, dass sich ihr Gesundheitszustand<br />

in den nächsten zehn Jahren gegenüber dem heutigen<br />

verschlechtern wird. Dabei sind Geringverdienende am pessimistischsten,<br />

was die eigene Gesundheitserwartung betrifft.<br />

Auf die Frage, was die Studienteilnehmer im Alter am meisten<br />

fürchten, landet die Sorge vor Krankheit auf dem Spitzenplatz<br />

mit 64 Prozent. Das Thema Altersarmut sehen 41 Prozent als<br />

Problem. Besonders bei Frauen ist diese Angst ausgeprägt:<br />

Für 46 Prozent von ihnen ist Armut ein Angstfaktor – bei den<br />

Männern gaben das 36 Prozent an.<br />

Immer längeres Arbeiten<br />

Immer mehr Männer und Frauen gehen nach dem 60. Lebensjahr<br />

einer versicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Nach<br />

Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren zum Jahresende<br />

2021 noch über drei Millionen ältere Beschäftigte registriert<br />

– im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung<br />

von etwas mehr als 7 Prozent. Und laut dem Statistischen<br />

Bundesamt hat die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen<br />

innerhalb des vergangenen Jahrzehnts so stark zugenommen<br />

wie in keiner ande- ren Altersgruppe – von 41<br />

Prozent (2010) auf 61 Prozent (2020).<br />

MEHR PFLEGEPERSONAL<br />

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Krankenhäuser zu<br />

einer ausreichenden Zahl an Pflegekräften verpflichten. Nach aktuellen<br />

Gesetzesplänen soll dafür auf den Stationen eine Methode zur Personalbemessung<br />

eingeführt werden, die ab 2025 verpflichtend wird. Ab 1. Januar<br />

2023 ist eine schrittweise Einführung zunächst mit einer Erprobung in<br />

ausgewählten Kliniken vorgesehen. Auf dieser Basis soll schließlich eine<br />

Verordnung mit Vorgaben für die Personalbemessung erarbeitet werden.<br />

14 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Was er jetzt noch nicht weiß:<br />

Mit 32 Jahren umsegelt er die Welt.<br />

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PANORAMA Leserbriefe<br />

KOMMENTIERT<br />

»Telematik: Fluch oder Segen?«<br />

Umfrage: Von 1.000 Autofahrern sind 45<br />

Prozent einverstanden, wenn die Fahrdaten<br />

nach einem Unfall automatisch an den Kfz-<br />

Versicherer gesendet werden.<br />

Wenn die Befragten allesamt wüssten, was<br />

dem Versicherer damit an Regress/Quotelung/Ablehnung<br />

eröffnet wird, dann würden<br />

sie gegebenenfalls noch mal anders entscheiden.<br />

Ich werde meinen Kunden definitiv<br />

nicht zu einem Telematiktarif raten.<br />

CLAUDE BURGARD<br />

via Facebook<br />

WER SCHAFFT’S JETZT NOCH IN DIE PKV?<br />

Der Bund hat die Versicherungspflichtgrenze für die PKV empfindlich hochgeschraubt.<br />

»Nur noch 4 Krankenkassen«<br />

Selten war die Motivation zum Kostensparen<br />

so allgegenwärtig. Einer unserer Leser sieht<br />

offenbar bei den gesetzlichen Krankenkassen<br />

einen großen Hebel.<br />

Wann fängt man an, darüber nachzudenken,<br />

die Anzahl der Krankenkassen zu reduzieren?<br />

Bei der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

besteht eine Hauptstelle und in einigen<br />

Großstädten einige Beratungszentren. Bei<br />

der PKV gibt es oft eine zentrale Stelle,<br />

wo die Leistungen bearbeitet werden. Im<br />

Zuge der Onlineberatungen fahren wenige<br />

Personen zu den Krankenkassen und<br />

bei Abwicklungen von Leistungen über<br />

EDV spart man Zeit und Kosten. Es ist an<br />

der Zeit, die Kassen zu reduzieren und zu<br />

verstaatlichen. Zuletzt gab es 11 Allgemeine<br />

Ortskrankenkassen plus Zweigstellen, 77<br />

Betriebskrankenkassen und 14 sonstige. Jede<br />

Krankenkasse hat einen Vorstand, Aufsichtsrat<br />

und Sekretärinnen. Jede Krankenkasse<br />

hat ein Gebäude, welches Miete, Büromöbel<br />

kostet, außerdem der laufende Unterhalt wie<br />

Gas und Strom sowie Reparaturen. Die Werbungen<br />

der Kassen („Kommen Sie zu uns,<br />

wir sind die Besten“) verschlingen Millionen.<br />

Ebenso die Internetpräsenz. Vielleicht<br />

wäre eine räumliche Aufteilung nach Nord,<br />

West, Ost, Süd der erste Schritt. In jeder<br />

eine Krankenkasse. Es würden Milliarden<br />

an Kosten gespart. Zugunsten der Beitragszahler<br />

und zur Vereinfachung des Systems.<br />

Der Arzt braucht dann nur mit einer Kasse<br />

abzurechnen. Vielleicht sollte darüber mal<br />

eine Diskussion ins Leben gerufen werden.<br />

WERNER HELMHOLZ-MALLINOVSKY<br />

via E-Mail<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

TOP 5 DER AUSGABE<br />

+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />

Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />

PKV-RATING<br />

Nur 6 Anbieter stehen finanziell ausgezeichnet da<br />

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PKV-BESCHWERDEQUOTEN<br />

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PLÄNE FÜR GERINGERE RÜCKLAGEN<br />

Krankenkassen warnen vor Insolvenz<br />

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»Es geht darum, nicht pleitezugehen«<br />

Die Zinsen für Immobilienkredite steigen. Automatisch<br />

schließen wieder mehr Menschen<br />

Bausparverträge ab, um sich für die Zukunft<br />

verhältnismäßig niedrige Kreditzinsen zu<br />

sichern. Doch Verbraucherschützer machen<br />

wenig Hoffnung, dass dieser Plan aufgeht.<br />

Zu oft schon hätten in der Vergangenheit<br />

Bausparkassen Altverträge aus verschiedensten<br />

Gründen gekündigt, wenn sie ihnen<br />

zu wenig Gewinn brachten.<br />

Was mir am „Verbraucherschutz“ gefällt,<br />

ist, dass dessen Aussagen so leicht zu widerlegen<br />

sind. Guckt man sich die Geschäftsberichte<br />

an, sieht man, dass hier keine BSK<br />

übermäßige Gewinne macht. Also hat das<br />

nix mit „Die machen, was sie wollen“ zu<br />

tun, sondern mit notwendigen Entscheidungen,<br />

um nicht pleitezugehen. Hier macht<br />

es wieder den Eindruck: „Hmm, was bringt<br />

mir im Moment die höchste Aufmerksamkeit<br />

– das bespiele ich mal.“ Ätzend. Denn<br />

der Name Verbraucherschutz impliziert<br />

doch irgendwie, dass da jemand neutral an<br />

der Seite eines Verbrauchers steht.<br />

TIM WOLFF DVAG<br />

via Facebook<br />

16 Illustration: Jakob Bettin


Leserbriefe PANORAMA<br />

»6 von 221 fallen durch«<br />

Die Ratingagentur Morgen & Morgen hat<br />

kürzlich Wohngebäudeversicherungen<br />

getestet. Im Vergleich befanden sich 221<br />

Produkte, von denen sechs die schlechteste<br />

Gesamtnote im Test erhielten. Dabei<br />

handelt es sich um die Tarife „Basis“ (BGV),<br />

„L“ (InterRisk), „Basis“ (Itzehoer), „WohnhausSpar<br />

2.0“ (NV), „Standard“ (Ostangler)<br />

und „Klassik“ (SHB). Mit dieser Auswahl auf<br />

den hinteren Plätzen zeigten sich auch die<br />

<strong>procontra</strong>-Leser einverstanden.<br />

Die Tarife, die durchgefallen sind, verkauft<br />

auch kein respektabler Makler.<br />

FLORIAN REX<br />

via Facebook<br />

»Alkohol- und Tabaksteuer verzehnfachen«<br />

Im Jahr 2023 wird das finanzielle Defizit in<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung etwa<br />

23 Milliarden Euro betragen. Um es teilweise<br />

zu tilgen, schlagen die Innungskrankenkassen<br />

vor, man könne die GKV an den<br />

Einnahmen aus der Alkohol- und Tabaksteu-<br />

er beteiligen. Schließlich verursache der<br />

übermäßige Genuss von Alkohol und Tabak<br />

immense Folgekosten für das Gesundheitssystem.<br />

Die Steuern für Alkohol und Tabak müssten<br />

zehn Mal so hoch sein und schwups, regelt<br />

sich alles von alleine. Ich glaube, eine höhere<br />

»Da muss wohl dann<br />

eine Umlage her.<br />

Was bei Gas geht, geht<br />

auch bei der GKV.«<br />

ANDRE KELLERT, VIA FACEBOOK, ZUM GKV-FINANZDEFIZIT<br />

Steuer hätte auch durchaus positive Auswirkung<br />

auf die Bevölkerung. Mittelfristig<br />

wird der übermäßige Konsum sinken, der<br />

Zigarettenkonsum hat sich durch die Preise<br />

schon extrem eingeschränkt. Mir geht’s um<br />

das unkontrollierte Konsumverhalten, weil<br />

die Verfügbarkeit immer gegeben ist. In<br />

Singapur funktioniert das super.<br />

MARK FÖRSTER<br />

via Facebook<br />

»Klare Absage an den Außendienst«<br />

Die Allianz will ihr Kundenportal „Meine Allianz“<br />

für Makler öffnen. Zukünftig sollen dessen<br />

Nutzer, die mindestens einen Vertrag in<br />

der Betreuung eines Maklers haben, diesen<br />

Vermittler als ihren bevorzugten Ansprechpartner<br />

hinterlegen können – bislang war<br />

dies nur für Allianz-Vertreter möglich.<br />

Die Kolleginnen und Kollegen der Allianz<br />

können einem leidtun! Eine klare Absage an<br />

den Außendienst.<br />

JENS-RAINER BOHLSEN<br />

via Facebook<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

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17


TITEL Folgen der Inflation<br />

INFLATION ALS VORBOTE<br />

Die hohe Teuerungsrate vernichtet nicht nur Ersparnisse,<br />

sondern hat auch gravierende Folgen für die Sachversicherung: vielfach droht<br />

Unterversicherung, und dann rollt auch noch ein Prämien-Tsunami heran.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

18 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Folgen der Inflation TITEL<br />

Sind Makler bald systemrelevant? Eine<br />

kühne Frage. Immerhin wird ihre Rolle als<br />

Finanzberater an der Seite ihrer Kunden<br />

„in nächster Zeit wohl noch wichtiger werden“,<br />

betont Maximilian Happacher, stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender der einflussreichen<br />

Deutschen Aktuarvereinigung,<br />

im Interview mit <strong>procontra</strong> (siehe Seite 20).<br />

Tatsächlich war das Thema Finanzplanung<br />

für einen Großteil der privaten Haushalte<br />

und Gewerbetreibende noch nie so drängend<br />

wie heute. „Unsere Berater haben alle<br />

Hände voll zu tun“, sagt auch Oliver Kieper,<br />

Vorstand bei Netfonds. Auf Anfrage<br />

von <strong>procontra</strong> bei zehn Maklerpools berichten<br />

die meisten von einem immer stärkeren<br />

Beratungsbedarf der Kunden.<br />

Angesichts rasant steigender Preise selbst<br />

für Güter des täglichen Bedarfs wie Brot,<br />

Butter und Energie überlegen sich immer<br />

mehr Menschen genau, wofür sie ihr Geld<br />

ausgeben. „Die realen Einkommen und die<br />

Ersparnisse der privaten Haushalte schmelzen<br />

dahin“, schreibt das ifo Institut in seiner<br />

Konjunkturprognose Herbst <strong>2022</strong>. Das<br />

Schlimmste stehe den Menschen noch bevor.<br />

Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt<br />

um 0,3 Prozent schrumpfen<br />

und die Inflationsrate auf 9,3 Prozent<br />

steigen. Ihren Höhepunkt werde die Geldentwertung<br />

voraussichtlich im ersten Quartal<br />

2023 mit etwa 11 Prozent erreichen.<br />

„Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung<br />

mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,4<br />

Prozent Inflation“, berichtet Timo Wollmershäuser,<br />

Leiter Konjunkturprognosen<br />

beim ifo Institut (siehe Grafik). Das klingt<br />

nach Entspannung – ist es aber nicht. Das<br />

absolute Preisniveau wird hoch bleiben,<br />

lediglich die Preissteigerung zum Vorjahr<br />

(dann von 2024 zu 2023) fällt geringer aus<br />

und schmälert die Inflationsrate. Ziehen die<br />

Einkommen und Löhne nicht entsprechend<br />

nach, bleibt die Haushaltsbelastung weiterhin<br />

hoch und steigt weiter.<br />

UNTERVERSICHERUNG UND<br />

PRÄMIENANPASSUNGEN<br />

Die steigenden Preise strahlen mehr oder<br />

weniger auch stark auf die Deckungen<br />

und Prämien in der Sachversicherung aus.<br />

Versichert sind fast immer die Neuwerte,<br />

Wiederbeschaffungswerte oder Unterarten<br />

davon wie zum Beispiel gleitender Neuwert.<br />

All diese Werte sind von der aktuellen<br />

Preisentwicklung direkt betroffen. Sofern<br />

die Inflationsrate zu schnell klettert, liegen<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Angaben in %<br />

INFLATIONSRATE IN DEUTSCHLAND<br />

Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahr<br />

1,5 1,8<br />

die versicherten Werte über der festgelegten<br />

Versicherungssumme – Unterversicherung<br />

droht. Zwar beinhalten viele Policen tariflich<br />

vereinbarte Anpassungen der Versicherungssumme<br />

und Beiträge, diese greife aber<br />

immer erst im Folgejahr. Durch die Kopplung<br />

der Versicherungssumme an diverse<br />

»Die realen Einkommen<br />

und die<br />

Ersparnisse der<br />

privaten Haushalte<br />

schmelzen dahin.«<br />

IFO INSTITUT, KONJUNKTURPROGNOSE HERBST <strong>2022</strong><br />

Preisindizes soll Unterversicherung vermieden<br />

werden (siehe Grafik auf Seite 21).<br />

Normalerweise gelingt das, aber die Zeiten<br />

sind nicht mehr normal. Im Privatbereich<br />

könnten sich Absicherungslücken vor allem<br />

in der Wohngebäude-, Hausrat- und Kfz-<br />

Versicherung ergeben, im Gewerbesegment<br />

insbesondere in der Gebäude-, Inhalts- und<br />

Haftpflichtversicherung.<br />

Was die Beiträge betrifft, zeichnet sich<br />

eine Erhöhungsrunde ab. Viele Bestandsverträge<br />

enthalten eine Beitragsanpassungsklausel,<br />

die die Produktgeber nun<br />

umsetzen. Wie stark ein Versicherer an<br />

der Preisschraube dreht, hängt vom Wettbewerb<br />

sowie der eigenen Strategie und<br />

1,4<br />

0,5<br />

2017 2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong>e 2023e 2024e<br />

3,1<br />

8,1<br />

9,3<br />

2,4<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognose vom ifo Institut<br />

Bilanzstärke ab. Noch halten sich die Versicherer<br />

auf Anfrage von <strong>procontra</strong> bedeckt<br />

– auch mit Verweis auf kartellrechtliche<br />

Gründe. „Wir können keine Option ausschließen“,<br />

heißt es lapidar. Oder: „Aktuariell<br />

wird sich das in künftigen Prämien niederschlagen.“<br />

Pool-Vorstand Kieper hat bei<br />

Wohngebäudepolicen bereits Aufschläge<br />

„von 10 bis 25 Prozent“ gesehen, und das<br />

Ende sei noch nicht absehbar. Ursachlich<br />

dafür seien „explodierende Handwerkskosten“<br />

sowie die Schäden der Hochwasserkatastrophe<br />

2021.<br />

Wie hoch der Prämien-Tsunami sein<br />

wird, lassen auch Äußerungen von Rückversicherern<br />

auf dem Branchentreffen im<br />

Fürstentum Monte Carlo im September<br />

erahnen. Medienvertreter vor Ort berichten,<br />

dass die führenden Spieler der Szene –<br />

Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück<br />

– ihre Kunden, also die Erstversicherer, auf<br />

prozentual zweistellige Preissteigerungen<br />

vorbereiten. Ein Großteil der Verteuerung<br />

dürfte beim Endkunden ankommen, also<br />

der Klientel der Makler.<br />

KÜHLEN KOPF BEWAHREN<br />

Wie werden Privathaushalte und Unternehmen<br />

darauf reagieren? Das ist die entscheidende<br />

Frage. Fest steht: In dieser Situation<br />

gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren<br />

und an der richtigen Stelle zu sparen, also<br />

eben nicht überstürzt der Prämienerhöhung<br />

zu widersprechen oder sogar die Police zu<br />

kündigen. Statt mehr Prämie zu zahlen,<br />

kann ein Kunde einen höheren Selbstbehalt<br />

vereinbaren. Auch ein Tarifwechsel ist<br />

vielleicht sinnvoll. Solche Alternativen<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

19


TITEL Folgen der Inflation<br />

aufzuzeigen ist der Job von Maklern.<br />

Vor allem eine Unterversicherung gilt es zu<br />

vermeiden. Im Schadensfall käme es sonst<br />

zu einer bösen Überraschung. Anders als in<br />

der Altersvorsorge geht es in der Sachsparte<br />

oft um die Deckung existenzieller Risiken,<br />

denn Schäden am eigenen Haus oder Betrieb<br />

zahlt niemand mal eben aus der Portokasse.<br />

Hier gegenzuhalten und aufzuklären, ist<br />

eine wichtige Aufgabe von Maklern (siehe:<br />

„Checkliste gegen Unterversicherung“ auf<br />

Seite 22). Zwar gibt es für Vermittler angesichts<br />

der Krise keine Pflicht, jetzt die Verträge<br />

zu optimieren, sagt Norman Wirth,<br />

Rechtsanwalt und Vorstand beim AfW<br />

– Bundesverband Finanzdienstleistungen.<br />

Dennoch sollten Vermittler, allein schon<br />

aus dem Servicegedanken heraus, proaktiv<br />

auf ihre Kunden zugehen und mit ihnen zusammen<br />

eine mögliche Veränderung ihrer<br />

finanziellen Lage analysieren. So ließen sich<br />

Kurzschlussreaktionen der Versicherungsnehmer<br />

verhindern. Insofern könnten Makler<br />

für ihre Kunden Helfer in der Not sein.<br />

GALOPPIERENDE INFLATION IM GEWERBE<br />

Besonders brenzlig ist die Situation bei Gewerbekunden.<br />

Die für die Summenanpassung<br />

und die Kalkulation der Versicherer<br />

relevanten Indizes wie zum Beispiel der<br />

Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte<br />

entwickeln sich „besonders alarmierend“,<br />

meint Thomas Sepp, Vorstand beim Allianz-Industrieversicherer<br />

AGCS. Tatsächlich<br />

offenbart ein Blick auf die jüngste<br />

Entwicklung des Index eine galoppierende<br />

Inflation. Laut Statistischem Bundesamt<br />

verteuerten sich gewerbliche Produkte im<br />

August gegenüber dem Vorjahresmonat um<br />

45,8 Prozent. Seit einem Jahr ist die Rate<br />

jeden Monat prozentual zweistellig (siehe<br />

Grafik rechts).<br />

In einem Interview auf einer AGCS-<br />

Internetseite schildert Sepp die Lage: „Die<br />

»Vermittler werden nun noch wichtiger«<br />

DR. MAXIMILIAN HAPPACHER, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Deutsche Aktuarvereinigung<br />

<strong>procontra</strong>: Die Inflation rennt, wie stark werden<br />

Versicherer jetzt ihre Prämien erhöhen?<br />

Maximilian Happacher: Umfang und Geschwindigkeit<br />

von Preisanpassungen sind stark unternehmens-<br />

und spartenindividuell. Unterschiede<br />

ergeben sich in erster Linie aus der Zusammensetzung<br />

der Versicherungsportfolios. So sind<br />

Sach- und Kraftfahrtversicherungen stärker<br />

betroffen als zum Beispiel Unfallversicherungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie kann ein Makler erkennen, welcher<br />

Sachversicherer eher die Prämien erhöhen<br />

wird?<br />

Happacher: Es gibt verschiedene Faktoren, die<br />

die Wahrscheinlichkeit einer Prämienanpassung<br />

beeinflussen können. Dazu gehört zum einen<br />

die Höhe der Schadenrückstellungen eines Versicherers.<br />

Zum anderen steigt die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Prämienanpassung mit hohen<br />

Schadensummen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die Treiber für höhere<br />

Beiträge?<br />

Happacher: Die Gebäudeversicherung ist vom<br />

starken Anstieg der Baukosten betroffen.<br />

Die Schäden in der Kfz-Haftpflicht werden<br />

durch den Anstieg der Ersatzteil- und<br />

Mietwagenkosten deutlich teurer. Vertraglich<br />

sind Prämienanpassungen häufig auch an<br />

Indizes gekoppelt, die in der Regel zeitverzögert<br />

zu Prämienanpassungen führen.<br />

Rein theoretisch könnte es auch sein, dass<br />

wir schnellere Prämienanpassungen durch<br />

Änderungskündigungen sehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie mit Änderungskündigungen?<br />

Happacher: Im Gegensatz zu Lebens- und<br />

privaten Krankenversicherungen werden<br />

Verträge im Bereich der Schaden-/Unfallversicherung<br />

in der Regel mit einer Laufzeit<br />

von einem Jahr abgeschlossen. Versicherer<br />

haben also prinzipiell die Möglichkeit, etwa<br />

Verträge in der Wohngebäudeversicherung zu<br />

kündigen und auf diese Weise höhere Prämien<br />

zu erzielen.<br />

proconta: Welche Möglichkeiten haben Versicherer,<br />

eine Prämienerhöhung zu vermeiden?<br />

Happacher: Für den Bestand im Kompositbereich<br />

hat der Versicherer wenig Möglichkeiten,<br />

hier ist er im Wesentlichen von der Entwicklung<br />

der Schadenhäufigkeit und der Schadenkosten<br />

abhängig. Allerdings kann sowohl für den Bestand<br />

als auch für das Neugeschäft Versicherungsschutz<br />

mit Prävention gekoppelt werden,<br />

um so Schäden zu vermeiden oder zumindest<br />

früher zu erkennen. Dies reduziert wiederum<br />

die Schadenaufwendungen und entlastet den<br />

Druck auf die Prämien. Letztlich ist auch das<br />

Underwriting eine Stellschraube, um das Risiko<br />

zu begrenzen.<br />

<strong>procontra</strong>: Dann würde der Markt ein Stück weit<br />

intransparenter. Auf Vermittler kommt deutlich<br />

mehr Arbeit zu, oder?<br />

Happacher: Die Risikobewertung individueller<br />

Versicherter ist immer eine Herausforderung.<br />

Individuelle Risiken müssen sorgfältig bewertet<br />

und abgesichert werden, um eine Unterversicherung<br />

zu vermeiden. Die erste Instanz, um<br />

diese vorzunehmen und passende Produkte zu<br />

empfehlen, sind Vermittler. Deren Rolle wird in<br />

der nächsten Zeit wohl noch wichtiger werden.<br />

20 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Folgen der Inflation TITEL<br />

Materialen sind nicht nur teuer, sondern<br />

aufgrund von Engpässen (…) nicht oder<br />

zumindest nicht zügig verfügbar.“ Zudem<br />

treibe die Inflation die durchschnittliche<br />

Schadenshöhe nach oben, die Schäden<br />

würden also teurer. Er schildert ein Beispiel:<br />

Nach Ausbruch der Pandemie hätten<br />

viele Unternehmen ihre Läger mit Vorräten<br />

besonders voll wieder aufgefüllt. Einige<br />

Vorräte wie Holz, Stahl, Baumaterialien,<br />

bestimmte Rohstoffe und Computerchips<br />

seien nun viel mehr wert als vor einem Jahr.<br />

„Daher sind sowohl der Sachschaden als<br />

auch der Betriebsunterbrechungsschaden<br />

wahrscheinlich wesentlich höher.“<br />

WERTE MÜSSEN AKTUALISIERT WERDEN<br />

Sein Ratschlag in dieser Situation lautet:<br />

„Die Ermittlung und Aktualisierung der<br />

Versicherungswerte ist ein dringendes Anliegen<br />

für alle; Versicherer, Makler und die<br />

Versicherten.“ Es sei wichtig, dass Unternehmen<br />

den Wert von Vermögenswerten<br />

sowie die Auswirkungen auf Kosten für<br />

Wiederbeschaffung oder Betriebsunterbrechung<br />

regelmäßig überprüfen und anpassen,<br />

um sicherzustellen, dass sie nach einem<br />

Schaden vollständig entschädigt werden.<br />

Bei einem Schadensfall in den USA für eine<br />

gewerbliche Immobilie, die bei einem Brand<br />

zerstört worden sei, sei der Wiederbeschaffungswert<br />

fast doppelt so hoch wie der vom<br />

Versicherten angegebene Wert, schildert er<br />

ein weiteres Beispiel. Die Lücke sei auf eine<br />

Kombination aus Inflation, Nachfragewelle<br />

und Unterversicherung zurückzuführen.<br />

Auch Nico Emde, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei Gossler, Gobert & Wolters<br />

Assekuranz-Makler, weist auf die<br />

Notwendigkeit einer Wertprüfung hin. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass der Lagerbestand<br />

im Fall eines Schadens unterversichert ist,<br />

sei aktuell sehr hoch. Viele Gewerbekunden<br />

würden ihren Makler lediglich einmal<br />

im Jahr, oft im Zuge der Jahresgespräche,<br />

über Veränderungen informieren. Dann sei<br />

es für einen Ratschlag oft bereits zu spät.<br />

Gerade unter den aktuellen Bedingungen<br />

sollten Unternehmer ihren Makler rechtzeitig<br />

informieren, damit dieser den Schutz<br />

prüfen könne.<br />

HAFTZEITEN AN NEUE LAGE ANPASSEN<br />

Mit Blick auf die Deckung eines möglichen<br />

Ertragsausfalls sieht Emde ebenfalls Anpassungsbedarf.<br />

Aktuell sei wegen gestörter<br />

Lieferketten und Knappheiten die Beschaf-<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

WICHTIGE PREISINDIZES IN DER SACHVERSICHERUNG<br />

Beispielhafte Preisentwicklung für den Gewerbe- und Privatbereich<br />

3,1 4,4 4,3<br />

2,4 2,9 1,2 -1,7<br />

2017 2018 2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />

Erzeugerpreisindex gewerbliche Produkte (Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in %)<br />

Baupreisindex für Wohngebäude (Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal in %)<br />

WOHN-<br />

GEBÄUDE-<br />

VERSICHERUNG<br />

Baupreisindex<br />

zu 80 Prozent<br />

Tariflohnindex<br />

für das Baugewerbe<br />

zu 20 Prozent<br />

Versicherungssummen sind oft an Preisindizes gebunden<br />

HAUSRAT-<br />

VERSICHERUNG<br />

(dynamische)<br />

Verbraucher preisindex<br />

(VPI)<br />

fung von Material stark verzögert, sodass<br />

die ursprünglich festgelegten Haftzeiten<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr<br />

ausreichten. Es sei möglich, Haftzeiten bis<br />

auf 36 Monate auszuweiten, berichtet er<br />

in einem Fachartikel auf einer Internetseite<br />

des Kooperationspartners SMR Strategische<br />

Management- und Risikoberatung.<br />

Die Gefahr einer Unterversicherung jedenfalls<br />

ist real. Zwar enthalten die meisten<br />

Policen eine Wertzuschlagsklausel, um die<br />

Versicherungssumme automatisch anzupassen.<br />

„Aufgrund der starken Inflation ist<br />

jedoch nicht mehr sichergestellt, dass die<br />

Klauseln die Erhöhung der Versicherungswerte<br />

ausreichend abbilden“, erläutert Olga<br />

1,6<br />

GEWERBLICHE<br />

GEBÄUDE-<br />

VERSICHERUNG<br />

Preisindex<br />

für gewerbliche<br />

Betriebsgebäude<br />

9,1<br />

45,8<br />

9,5 14,3 17,3<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

GEWERBLICHE<br />

INHALTS -<br />

VERSICHERUNG<br />

Erzeugerpreisindex<br />

gewerbliche Produkte<br />

(Summenanpassung)<br />

Preisindex<br />

für gewerbliche Arbeitsmaschinen<br />

(Wertzuschlag)<br />

Quelle: Inter Versicherungsgruppe; eigene Ergänzungen<br />

Losing-Malota von der Unternehmensberatung<br />

Willis Towers Watson. Und weiter:<br />

„Wir empfehlen daher auch die Wertzuschläge<br />

zu überprüfen.“ Wie <strong>procontra</strong><br />

erfahren hat, wird im Versicherungsmarkt<br />

auch diskutiert, ob spezielle Klauseln, die<br />

das Risiko einer Unterversicherung berücksichtigen,<br />

wieder in die Policen aufgenommen<br />

werden sollen, sofern in der Gewerbesparte<br />

auf breiter Front eine Aktualisierung<br />

der Vermögenswerte ausbleibt.<br />

Die Lage in der industriellen Sachversicherung<br />

ist auch deshalb angespannt, weil<br />

das Jahr 2021 mit einer Schadenkostenquote<br />

von über 170 Prozent im Markt endete.<br />

Klimaveränderungsbedingt höhere<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

21


TITEL Folgen der Inflation<br />

CHECKLISTE<br />

GEGEN UNTERVERSICHERUNG<br />

Was Makler jetzt für ihre Kunden tun können:<br />

Bei Kunden das Bewusstsein für eine<br />

mögliche Unterversicherung stärken<br />

Kunden auf unterschiedlich steigende<br />

Beiträge der Versicherer vorbereiten<br />

Kunden sollten Beitragserhöhungen<br />

nicht widersprechen<br />

Alternativen bei Beitragserhöhung<br />

aufzeigen: Selbstbehalt, Tarifwechsel usw.<br />

Versicherungssumme prüfen und<br />

gegebenenfalls im Tarif anpassen<br />

Tarife um Klausel zum Unterversicherungsverzicht<br />

erweitern; sonst nur anteilige<br />

Leistung<br />

Liquiditätsbeschaffung durch Optimierung<br />

bestehender Finanzverträge<br />

Ratenzahlungen durch jährliche<br />

Zahlweise reduzieren<br />

Bei der Wahl der Produktgeber auf<br />

Bilanzqualität und Schadenrück ­<br />

stellungen achten<br />

Zusätzlich bei Gewerbekunden:<br />

Wertzuschlagsklausel für jährliche<br />

Anpassung der Versicherungssumme<br />

vereinbaren<br />

Prüfen, ob Anpassung der Versicherungssumme<br />

über Wertzuschläge hinaus<br />

notwendig ist<br />

Prüfen, ob für das Gewerbe eine (inkludierte)<br />

Vorsorgeversicherung sinnvoll ist<br />

Die für die jeweilige Branche relevanten<br />

Preisindizes anschauen/beobachten<br />

Wertüberprüfung durchführen; eventuell<br />

gemeinsam mit einem Dienstleister<br />

Dauer einer möglichen Betriebsunterbrechung<br />

prüfen und eventuell im Tarif<br />

anpassen<br />

Bei hoher Inflation von Unternehmen<br />

deklarierte Werte unterjährig aktualisieren<br />

Im Rahmen einer Risikoanalyse prüfen,<br />

ob Firma kleine Risiken nicht selbst<br />

tragen kann<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

Schadenaufwendungen spielen hier<br />

auch eine Rolle. Vor diesem Hintergrund<br />

rechnet Thomas Haukje, Präsident des<br />

Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler<br />

(BDVM), für 2023 mit Preissteigerungen<br />

von 5 bis 10 Prozent. Normalerweise<br />

würden höhere Preise mehr Kapazitäten<br />

der Versicherer nach sich ziehen. Doch<br />

auch das sei nicht mehr automatisch der<br />

Fall. „Unsere Kunden müssen lernen, dass<br />

sie nicht immer den Versicherungsschutz<br />

bekommen, den sie sich wünschen“, sagte<br />

Haukje eigenen Angaben zufolge im September<br />

auf der Jahrestagung des BDVM in<br />

Hamburg.<br />

DECKUNGSLÜCKEN AUCH BEI PRIVATPOLICEN<br />

Auch in der privaten Sachversicherung drohen<br />

Unterversicherung und höhere Beiträge.<br />

„Privatkunden werden 2023 erschrocken<br />

sein, wenn sie ihren Brief mit der Rechnung<br />

für die Gebäude- und Hausratversicherung<br />

öffnen“, so der BDVM-Präsident.<br />

Mehrbeitrag aufgrund von Wertzuschlägen<br />

und gleitenden Neuwerten, höhere Schadenzahlungen<br />

durch Wetterereignisse und<br />

inflationsbedingt teurere Reparaturen würden<br />

ihre Schatten vorauswerfen. „Das wird<br />

mit den Energierechnungen für einen lauten<br />

Aufschrei in den Haushalten sorgen“,<br />

fürchtet Haukje.<br />

Und erneut schlägt die Stunde der Makler.<br />

Von allen Spartipps, die in der Öffentlichkeit<br />

die Runde machen, schaufelt ein<br />

Finanz-Check in vielen Haushalten die<br />

meis te Liquidität frei (siehe Kasten „10<br />

Spartipps“).<br />

Im Privatbereich wird die Versicherungssumme<br />

in der Regel ebenfalls an die Entwicklung<br />

der Inflation angepasst – sofern<br />

der jeweilige Vertrag die entsprechende<br />

Klausel enthält, was insbesondere bei Altverträgen<br />

zu prüfen wäre. Zum Beispiel<br />

erfolgt die Anpassung in der Wohngebäudeversicherung<br />

anhand des Baupreis- und<br />

Tariflohnindex, wobei die Baupreise mit<br />

einem Gewicht von 80 Prozent in die Berechnung<br />

einfließen. Im zweiten Quartal<br />

<strong>2022</strong> sind die Baupreise um 17,6 Prozent<br />

im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen,<br />

berichtet das Statistische Bundesamt;<br />

auch das ist happig.<br />

VERZICHT HILFT NICHT BEI TOTALSCHADEN<br />

„Für Versicherungsnehmer besteht die<br />

Gefahr, unterversichert zu sein“, gibt der<br />

Versicherer Volkswohl Bund zu bedenken.<br />

Zwar hätten viele Verbraucher einen Unterversicherungsversicht<br />

vereinbart. Die<br />

Klausel helfe aber nicht bei einem Totalschaden,<br />

wenn ein neues Haus oder die<br />

Wiederbeschaffung des gesamten Hausrats<br />

und die versicherten Kosten höher sind als<br />

die vereinbarte Versicherungssumme. „Die<br />

Obergrenze der Versicherungsleistung ist<br />

immer die vereinbarte Versicherungssumme“,<br />

heißt es aus der Fachabteilung des<br />

Versicherers. Das muss man einem Makler<br />

nicht erklären. Wichtig ist, dass er bei<br />

seinen Kunden prüft, ob der jeweilige Tarif<br />

überhaupt einen Unterversicherungsverzicht<br />

beinhaltet und ob die Versicherungssumme<br />

angepasst werden muss.<br />

Die Versicherungssumme sollte immer<br />

dem Versicherungswert entsprechen, in der<br />

Hausratversicherung also der Wiederbeschaffungspreis<br />

zum Neuwert und in der<br />

Wohngebäudeversicherung der gleitende<br />

Neuwert. Letzterer ist bekanntlich der Betrag,<br />

der aufzuwenden ist, um ein neues<br />

Haus nach den heute geltenden Vorschriften<br />

wiederherzustellen. Solange das Preisniveau<br />

nicht oder nur wenig steigt, ist alles<br />

gut. Diese Zeiten sind aber erst einmal<br />

vorbei. In der Sachversicherung gilt daher:<br />

Wenn jetzt durch Inflation der Versiche-<br />

10 SPARTIPPS<br />

So trotzen Kunden der Inflation:<br />

Finanzverträge optimieren<br />

Kfz-Versicherung überprüfen<br />

(Stichtag: 30.11.)<br />

Haushaltsbuch führen,<br />

Sparmöglichkeiten entdecken<br />

Tarife wechseln: Handy, Telefon,<br />

Internet, Streaming<br />

Autofahren immer<br />

im höchstmöglichen Gang<br />

Kostenloses Girokonto und Depot nutzen<br />

Günstigeren Strom- und<br />

Gasanbieter wählen<br />

Teuren Kredit umschulden<br />

(ohne Restschuldpolice)<br />

Handwerker gemeinsam<br />

mit Nachbarn beauftragen<br />

Bewusster konsumieren<br />

Quelle: Finanztip, BHW, Sparkassen<br />

22 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Folgen der Inflation TITEL<br />

»Privatkunden<br />

werden über ihre<br />

Rechnung für die<br />

Gebäude- und Hausratversicherung<br />

erschrocken sein.«<br />

THOMAS HAUKJE, PRÄSIDENT BDVM<br />

rungswert steigt, reicht die Versicherungssumme<br />

möglicherweise nicht mehr aus und<br />

es liegt eine Unterversicherung vor. „Für<br />

kleine und mittlere Schäden hilft dagegen<br />

ein Unterversicherungsverzicht. Bei großen<br />

Schäden oder Totalschäden nicht“, stellen<br />

die Experten vom Volkswohl Bund klar.<br />

Die Folgen einer Unterversicherung zeigt<br />

die Beispielrechnung rechts.<br />

MAKLER WICHTIGER DENN JE<br />

Fazit: Auf Makler kommt eine Menge<br />

Arbeit zu. Die hohen Inflationsraten wirbeln<br />

das Deckungs- und Preisgefüge in der<br />

Sachversicherung durcheinander. Mit einer<br />

Verzögerung von ein, zwei Jahren dürften<br />

viele Produktgeber ihre Prämien deutlich<br />

anheben, insbesondere bei Gewerbeversicherungen.<br />

Gleichzeitig droht vielen Privatkunden<br />

und Unternehmen eine Unterversicherung<br />

– und zwar akut und trotz häufig bestehender<br />

tariflicher Anpassungsmechanismen<br />

wie Kopplung der Versicherungssumme an<br />

die Entwicklung von Preisindizes. Makler<br />

mit entsprechendem Mandat sollten jetzt<br />

proaktiv auf ihre Kunden zugehen und sich<br />

als Helfer in der Not erweisen. Bei der Gelegenheit<br />

können sie gleich die gesamten<br />

Finanzen optimieren und vielfach dringend<br />

benötigte Liquidität beschaffen. Makler<br />

sind vielleicht nicht systemrelevant, aber<br />

aktuell wird ihre Dienstleistung dringender<br />

denn je benötigt.<br />

FOLGEN EINER UNTERVERSICHERUNG<br />

Ist die Versicherungssumme zum Zeitpunkt<br />

eines Schadens niedriger als der Versicherungswert,<br />

zahlt der Versicherer den Schaden<br />

nur anteilig und der Versicherungsnehmer<br />

den Rest. Beispiel:<br />

ANGENOMMENE ECKDATEN<br />

vereinbarte Versicherungssumme: 30.000 €<br />

reeller Versicherungswert: 50.000 €<br />

entstandener Schaden: 6.000 €<br />

BERECHNUNG<br />

Schadensbetrag x Versicherungssumme /<br />

Versicherungswert = Entschädigung<br />

Für das genannte Beispiel heißt das:<br />

6.000 x 30.000 / 50.000 = 3.600 €<br />

ERGEBNIS<br />

Die Versicherung zahlt eine Entschädigung<br />

von 3.600 €. Aufgrund der bestehenden<br />

Unterversicherung müsste der Versicherungsnehmer<br />

in diesem Beispiel 2.400 €<br />

selbst zahlen.<br />

Quelle: Allianz, eigene Ergänzungen<br />

NEU: BikeMobil-Option<br />

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der InterRisk:<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

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23


BUSCHFUNK Investmentfonds<br />

INVESTMENTFONDS<br />

MEHR ENGAGEMENT IN AKTIVEN ETFS<br />

Europäische Investoren setzen auf das Fondssegment.<br />

Foto: Whyframestudio<br />

Einer Umfrage der Ratingagentur Scope zufolge wird das Engagement in aktiv gemanagten<br />

ETFs zunehmen: Demnach wollen 71 Prozent der europäischen Investoren ihr Engagement in<br />

dieser Fondsgruppe in den kommenden zwölf Monaten erweitern. Das Gesamtvolumen der<br />

aktiven ETFs belief sich in Deutschland Ende Juli auf rund 18 Milliarden Euro – 1,5 Billionen<br />

Euro steckten in den insgesamt 1.954 verfügbaren ETFs. Das Segment wachse kräftig, so<br />

die Scope-Analysten. In den USA habe die Produktgattung bereits einen „beeindruckenden<br />

Zuwachs“ erlebt. „Europa könnte diesem Trend folgen“, so die Ratingagentur. Viele Produkte<br />

auf dem Markt der aktiven ETFs seien relativ neu, sodass ihre langfristige Leistung schwer<br />

zu beurteilen ist. Knapp 40 Prozent der von Scope analysierten Fonds waren weniger als drei<br />

Jahre alt.<br />

SPAC-BOOM GEHT ZU ENDE<br />

Infolge von Inflation und Krieg nimmt das Interesse<br />

von Investoren immer weiter ab.<br />

Der Markt für Spacs liegt aktuell am Boden: Als Folge von Rezessionsängsten,<br />

Inflation und Ukraine-Krieg ist der Markt für Börsengänge<br />

in Europa beinahe zum Erliegen gekommen – fast alle Spacs<br />

dotieren im Minus, an neuen Vehikeln haben Investoren kaum mehr<br />

Interesse. Nach Zahlen des Analysehauses Refinitiv gab es im dritten<br />

Quartal dieses Jahres nur noch 16 Spac-IPOs gegenüber 313 auf dem<br />

Höhepunkt des Hypes im ersten Quartal 2021. Die Zahl der Fusionen<br />

von Spacs mit Zielunternehmen fiel von 104 auf jetzt nur noch 31.<br />

Foto: Cemagraphics<br />

DEMOGRAFIE PRÄGT ANLAGEVERHALTEN<br />

Effekte einer alternden Gesellschaft<br />

Foto: Shapecharge<br />

Der demografische Wandel macht auch vor Investitionsentscheidungen nicht halt. Nach einer<br />

aktuellen Befragung des Vermögensverwalters BNP Paribas Asset unter 135 institutionellen<br />

Investoren und Finanzanlagenvermittlern in Europa, Asien und USA sagen drei Viertel (74<br />

Prozent) der Investoren, dass diese Entwicklung in den vergangenen drei Jahren Einfluss<br />

auf Investitionsfragen genommen habe. So nennen 95 Prozent der europäischen Investoren<br />

den Gesundheitssektor als einen der attraktivsten Anlagebereiche, während Technologie<br />

auf dem zweiten Platz rangiert (81 Prozent). Zudem gaben die Befragten an, dass angesichts<br />

des demografischen Wandels vor allem Aktien (52 Prozent) und Immobilien (50 Prozent) von<br />

erhöhten Zuflüssen profitieren würden.<br />

24<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Investmentfonds BUSCHFUNK<br />

Ampega: Wechsel in der Geschäftsführung<br />

Ampega Asset Management GmbH, ein Tochterunternehmen<br />

der Talanx, verabschiedet mit Harry Ploemacher<br />

zum Jahresende ihren langjährigen CEO in den Ruhestand.<br />

Sprecher der Geschäftsführung wird ab Januar<br />

2023 Dr. Thomas Mann (Foto), der seit 2009 als Chief<br />

Investment Officer der Ampega-Geschäftsführung angehört.<br />

Ebenfalls ab Januar 2023 wird Stefan Kampmeyer<br />

Mitglied der Geschäftsführung.<br />

ESG: chaotisch &<br />

chancenreich!<br />

MARTIN STEINMEYER<br />

Vorstandsvorsitzender Netfonds AG<br />

Universal Investment: Neuer Anteilseigner<br />

Die Universal Investment Gruppe erhält neben dem<br />

bestehenden Hauptanteilseigner Montagu einen weiteren<br />

Anteilseigner: Das Canada Pension Plan Investment Board<br />

(CPP Investments) beteiligt sich mit einem signifikanten<br />

Investment. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt<br />

der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden.<br />

Goldman Sachs AM: Aktienchefin geht<br />

Kathryn Koch verlässt Goldman Sachs und wechselt zur<br />

TCW-Gruppe. Bei dem globalen unabhängigen US-Vermögensverwalter<br />

wird sie Präsidentin und Hauptgeschäftsführerin.<br />

Sie verantwortet dann alle Aspekte der Führung<br />

und des Managements von TCW. Der derzeitige Präsident<br />

und CEO David Lippman wird sich Ende des Jahres <strong>2022</strong><br />

aus der TCW-Gruppe zurückziehen.<br />

Fidelity International: Thematische ETF-Reihe<br />

Fidelity International erweitert ihr ETF-Angebot und legt<br />

eine Themen-ETF-Reihe auf, die zunächst aus fünf neuen<br />

Produkten besteht. Die ETFs bilden die thematischen<br />

Indizes von Fidelity nach. Die fünf Themen beinhalten<br />

saubere Energie, digitale Gesundheit, Metaversum, Cloud<br />

Computing sowie Elektrofahrzeuge und Verkehr der<br />

Zukunft.<br />

Robeco: Sales-Profi kehrt zurück<br />

Nach etwa einem Jahr kehrt Alexander Preininger zu<br />

Robeco zurück. Ab dem 1. November wird er neuer globaler<br />

Vertriebs- und Marketingleiter sowie Mitglied des Exekutivkomitees.<br />

Preininger kommt von Amundi, wo er Global<br />

Head of Institutional Coverage war.<br />

Alliance Bernstein: Vertriebschef geht<br />

Martin Dilg (Foto), Leiter des Privat- und Großkundengeschäfts<br />

Zentral- und Osteuropa, wird Alliance Bernstein<br />

zum Jahresende verlassen. Er geht auf eigenen Wunsch<br />

und trennt sich im Guten. Bis ein neuer Vertriebschef gefunden<br />

ist, wird Honor Solomon den Großkundenvertrieb<br />

in der DACH-Region und Osteuropa leiten.<br />

Foto: deepblue4you<br />

Als ich die Dimension der ESG-Regulierung<br />

verstanden hatte, war ich beeindruckt, was sich<br />

unsere europäischen Politiker getraut haben<br />

und welchen Einfluss dies auf die globalen Wirtschafts-<br />

und Finanzmärkte hat. Diese Regulierung<br />

ist zwar für viele Unternehmen mit einem<br />

erheblichen Aufwand verbunden, hat aber die<br />

Chance, Geldflüsse in die Nachhaltigkeit zu<br />

steuern. Das Sprichwort „Geld regiert die Welt“<br />

wird seine positive Seite zeigen. Eindrucksvoll<br />

hat der Markt bereits die Ernsthaftigkeit bewiesen<br />

- „Greenwashing“ wird nicht geduldet. Ich<br />

denke, wir alle sind uns einig, dass wir dringend<br />

„echte“ Maßnahmen benötigen, um unsere<br />

Umwelt und unsere Gesellschaft wieder „in die<br />

Spur zu bringen“.<br />

Bedauerlich ist, dass dieses absolut sinnvolle<br />

und große Projekt schlecht koordiniert ist. Berater<br />

müssen ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen<br />

befragen, obwohl die Daten<br />

erst von den wenigsten Gesellschaften geliefert<br />

werden (müssen). In der Folge müsste das gesamte<br />

Portfolio veräußert werden. Berater sind<br />

aktuell praktisch gezwungen, das Thema ESG<br />

dem Kunden so vorzustellen, wie es ist: ein praktisches<br />

Chaos. Hoffentlich stimmt das Sprichwort<br />

„Der erste Eindruck zählt“ bei Beratern und<br />

Kunden an dieser Stelle nicht!<br />

Fakt ist, dass die wenigsten Menschen (gleich<br />

welcher Bildungsschicht) die Dimension der<br />

ESG-Maßnahmen kennen. Anleger können durch<br />

ihre individuellen Präferenzen Gelder steuern,<br />

und Firmen werden „gezwungen“ sich nachhaltig<br />

aufzustellen.<br />

Es ist Ihr Job und Ihre Chance, Ihren Kunden diese<br />

Hintergründe zu erläutern. Eine tolle Chance,<br />

Aufgabe und Positionierung für uns alle!<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

25


INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />

»Kein aktiver Vertrieb<br />

von Fonds mit Kernkraft«<br />

Atomkraft und fossiles Gas gelten laut EU nun als nachhaltig.<br />

Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG),<br />

über die Folgen für die Finanzbranche, Vertriebe und Anleger<br />

– TEXT: HEIKE GORRES –<br />

<strong>procontra</strong>: Das EU-Parlament hat die Entscheidung<br />

der EU-Kommission, Atomkraft<br />

und fossiles Gas als „nachhaltig“ einzustufen,<br />

im Juli abgesegnet. Was bedeutet das<br />

für das Forum Nachhaltige Geldanlagen?<br />

Volker Weber: Diese Entscheidung ändert<br />

unsere Position nicht. Wir haben uns<br />

bereits im Sommer vergangenen Jahres zu<br />

dem Thema positioniert: Wir sprechen uns<br />

gegen die Klassifizierung von Atom und<br />

Gas als nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten<br />

VOLKER WEBER hat seit 2007<br />

den Vorstandsvorsitz des<br />

Forums Nachhaltige Geldanlagen<br />

e. V. inne und ist seit 2015<br />

Mitglied des Board of Directors<br />

des Verbands European<br />

Sustainable Investment Forum,<br />

kurz Eurosif. Seit 2019 ist<br />

Weber außerdem Vorstand der<br />

Nixdorf Kapital AG. Zu weiteren<br />

Stationen zählen das Dienstleistungsunternehmen<br />

Mama<br />

Sustainable Incubation AG, die<br />

Beratungsgesellschaft Erfinderdienst<br />

und die Swisscanto<br />

Fondsleitung AG, ebenso wie<br />

die Dekabank, der WestLB-<br />

Konzern und die Deutsche<br />

Bundesbank. Insgesamt ist<br />

Weber seit mehr als<br />

20 Jahren im Bereich nachhaltiges<br />

Finanzwesen engagiert.<br />

26 Foto: FNG


Investmenttalk INVESTMENTFONDS<br />

aus. Kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament<br />

haben wir dies auch nochmals in<br />

einem Anschreiben gegenüber ausgewählten<br />

Mitgliedern des Europaparlaments<br />

dargelegt. Hinzu kommt: Atomenergie ist<br />

eines der häufigsten Ausschlusskriterien<br />

bei Nachhaltigkeitsfonds in Deutschland!<br />

Wir halten die Entscheidung insgesamt<br />

für kontraproduktiv, die nun gerade bei<br />

Anlegern, aber auch bei Finanzmarktteilnehmern<br />

für große Verwirrung sorgt.<br />

<strong>procontra</strong>: Könnte das Forum Nachhaltige<br />

Geldanlagen nicht indirekt vom Markt<br />

oder von Produktanbietern dazu gedrängt<br />

werden, diese Einstufung bei der Bewertung<br />

der Nachhaltigkeit von Fonds zu<br />

übernehmen?<br />

Weber: Viele unserer Mitglieder haben den<br />

offenen Brief zum Ausschluss von Atomkraft<br />

als nachhaltige Wirtschaftsaktivität<br />

unter der EU-Taxonomie-Verordnung<br />

unterzeichnet. Außerdem haben einige<br />

große Asset-Manager bereits angekündigt,<br />

dass sie ihre Nachhaltigkeitsfilter<br />

diesbezüglich nicht anpassen werden. Bei<br />

der Nachhaltigkeitsbewertung beziehen<br />

Sie sich vermutlich auf das FNG-Siegel.<br />

Hier ist klar zwischen dem FNG und der<br />

„Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger<br />

Geldanlagen“ QNG zu trennen, die<br />

die operative Gesamtverantwortung für<br />

das FNG-Siegel trägt. Das FNG war 2015<br />

Initiator, hat aber keinen Einfluss auf die<br />

weitere Ausgestaltung der Kriterien, um<br />

die Unabhängigkeit des Siegels zu garantieren.<br />

Prüfer des Siegels ist die Sustainable<br />

Finance Research Group der Universität<br />

Hamburg, die auch Research erstellt und<br />

mit der QNG für die Weiterentwicklung<br />

der Methodik des FNG-Siegels verantwortlich<br />

ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie könnten andere Bewertungsanbieter<br />

für die Nachhaltigkeit von<br />

Fonds nun mit der Einstufung von Atom<br />

und Gas umgehen?<br />

Weber: Generell ist Transparenz wichtig!<br />

Sowohl institutionelle Investoren als auch<br />

die Privatanlegerseite sollten sich schnell<br />

und einfach informieren können, in was<br />

ihr Geld investiert wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Einige Fondsanbieter wollen<br />

womöglich beiden Gruppierungen etwas<br />

anbieten.<br />

Weber: Dafür gibt es im Grunde seit 2019<br />

die Offenlegungs-Verordnung. Diese Verordnung<br />

regelt die Offenlegungspflichten<br />

von Finanzdienstleistungen bezüglich der<br />

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen<br />

in ihren Strategien, Prozessen<br />

und Produkten. Zusammen mit unseren<br />

Partnern beim Europäischen Forum für<br />

Nachhaltige Investitionen Eurosif engagieren<br />

wir uns schon lange in diesem Bereich:<br />

Seit 2008 haben wir den europäischen<br />

Transparenzkodex, nach dem als „nachhaltig“<br />

bezeichnete Produkte sehr genau<br />

ihre Nachhaltigkeitsstrategien beschreiben<br />

müssen. Wenn es bei einem Fonds zum<br />

Beispiel heißt, dass er einen breit angelegten<br />

Ansatz verfolgt, die Transformation<br />

zu einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung,<br />

wie sie die EU anstrebt, unterstützen will<br />

und hierfür in Kernkraft oder fossile Energieträger<br />

investieren kann, dann ist das<br />

»Atomenergie ist<br />

eines der häufigsten<br />

Ausschlusskriterien<br />

bei Nachhaltigkeitsfonds<br />

in<br />

Deutschland.«<br />

transparent dokumentiert. Die Entscheidung,<br />

in den Fonds zu investieren, liegt<br />

dann bei den Verbrauchern. Wichtig ist,<br />

dass Anbieter das Anlagekonzept transparent<br />

machen.<br />

<strong>procontra</strong>: Anleger sollten sich also nicht<br />

nur schlaumachen über die Ansätze von<br />

Nachhaltigkeitsfonds, sondern auch eine<br />

klare Meinung haben zu den unterschiedlichen<br />

Energieträgern.<br />

Weber: Letztlich ist es immer in der Verantwortung<br />

jedes Investors zu wissen, in<br />

was er investiert. Verbraucher müssen sich<br />

schon zu einem gewissen Grad damit beschäftigen<br />

und Grundsatzentscheidungen<br />

treffen. Dazu zählt auch das Thema, ob<br />

jemand Atomkraft im Fonds haben möchte<br />

oder nicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Einige als nachhaltig angebotene<br />

Fonds enthalten hohe Anteile an Staatsanleihen<br />

von Ländern, die auf Atomkraft<br />

setzen, zum Beispiel Frankreich. Anleger<br />

müssen also sehr genau hinschauen.<br />

Weber: ESG-Kriterien für die Berücksichtigung<br />

von Ökologie, Sozialem und<br />

guter Unternehmensführung zum Beispiel<br />

können Fondsanbieter natürlich auch auf<br />

Staaten anwenden. Wenn sich ein Staat<br />

nach einem ESG-Filterprozess eines Fonds<br />

für ein Investment qualifiziert, können<br />

auch Anleihen dieses Staates gekauft<br />

werden. Es ist nur wichtig, dass Kunden<br />

vor ihrer Kaufentscheidung wissen, wie<br />

der Nachhaltigkeitsansatz aussieht. Darauf<br />

zielt auch die Taxonomie und vor allem<br />

die Offenlegungs-Verordnung der EU ab.<br />

<strong>procontra</strong>: Vermuten oder beobachten Sie<br />

bereits, dass Fondsanbieter sich umstellen<br />

und Atomkraft und/oder fossiles Gas nun<br />

als nachhaltig einstufen?<br />

Weber: Unsere Mitglieder ändern ihre Position<br />

wie gesagt nicht. Darunter sind auch<br />

große deutsche Fondsanbieter, die international<br />

tätig sind. Wie es mit ausländischen<br />

Anbietern aussieht, die europaweit ihre<br />

Produkte vertreiben, ist schwerlich abzuschätzen.<br />

Einige der großen europäischen<br />

Gesellschaften haben mitgeteilt, dass sie<br />

ihre Politik überdenken wollen. Hierbei<br />

dürfte auch die Überlegung wichtig sein,<br />

ob sie auf dem deutschen Markt signifikant<br />

eine Rolle spielen wollen oder nicht.<br />

Denn von den Vertrieben bekomme ich<br />

gespiegelt, dass sie keine Produkte aktiv<br />

als Nachhaltigkeitsinvestment vertreiben<br />

werden, in denen Kernkraft enthalten ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

BaFin hat ihre<br />

Richtlinie, mit der Investmentfonds als<br />

nachhaltig eingestuft werden sollen, auf<br />

unbestimmte Zeit verschoben. Sie will allerdings<br />

Produkte nach den Vorgaben der<br />

Konsultationsfassung der geplanten Richtlinie<br />

einstufen. Wie ist Ihre Einschätzung<br />

zur geplanten Richtlinie und zu diesem<br />

Vorgehen der BaFin?<br />

Weber: Ich bin kein großer Fan von einem<br />

deutschen Sonderweg! Das stärkt nicht<br />

den Finanzplatz Deutschland. Wer nun<br />

einen Nachhaltigkeitsfonds auflegen möchte,<br />

wird vermutlich auf andere Fondsplätze<br />

wie Luxemburg oder Liechtenstein<br />

ausweichen. Mit dem europäischen Pass<br />

kann der Fonds dann auch in Deutschland<br />

angeboten werden. Ein solches Regularium<br />

sollte man, wenn überhaupt, europaweit<br />

abstimmen, um allen gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

zu gewährleisten.<br />

<strong>procontra</strong>: Zahlreiche Kritiker dieses Vorgehens<br />

der BaFin bemängeln eine fehlende<br />

Rechtssicherheit.<br />

Weber: Wir haben unsere Mitglieder<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

27


INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />

AUSSCHLÜSSE<br />

ESG-INTEGRATION<br />

ENGAGEMENT<br />

NORMBASIERTES SCREENING<br />

STIMMRECHTSAUSÜBUNG<br />

BEST-IN-CLASS<br />

NACHHALTIGE THEMENFONDS<br />

IMPACT INVESTMENT<br />

Schweiz Österreich Deutschland<br />

Angaben in % nach Volumen nachhaltiger Assets <br />

NACHHALTIGE ANLAGESTRATEGIEN<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2021<br />

für die Erhebung zum Marktbericht<br />

„Nachhaltige Geldanlagen <strong>2022</strong>“ auch zur<br />

Umsetzung der BaFin-Richtlinie befragt.<br />

Fast die Hälfte der Befragten hält die<br />

Sachlage für unklar. Das trägt nicht zu<br />

ruhigen Fahrwassern am Markt bei. Hinzu<br />

kommt, dass heute erst zwei Umweltziele<br />

der Taxonomie-Verordnung aktiv sind:<br />

„Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den<br />

Klimawandel“. Trotzdem sollen sich die<br />

Portfolios laut der Finanzaufsicht bereits<br />

jetzt auf die komplette Verordnung<br />

beziehen. Das ist schlichtweg unmöglich!<br />

So vorzugehen, halte ich für stark verfrüht<br />

und einengend.<br />

5<br />

7<br />

7<br />

10<br />

10<br />

12<br />

11<br />

29<br />

42<br />

48<br />

54<br />

59<br />

60<br />

65<br />

65<br />

67<br />

73<br />

71<br />

Quelle: FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen, Swiss Sustainable Finance<br />

»Wichtig ist,<br />

dass Kunden vor<br />

ihrer Kaufentscheidung<br />

wissen, wie<br />

der Nachhaltigkeitsansatz<br />

aussieht.«<br />

80<br />

82<br />

82<br />

84<br />

96<br />

99<br />

<strong>procontra</strong>: Diese Unklarheit müsste der<br />

Finanzaufsicht ebenfalls bewusst gewesen<br />

sein. Trotzdem hat sie so entschieden.<br />

Weber: Ein Faktor ist womöglich, dass<br />

sie einen deutlichen Punkt setzen wollte.<br />

Früher hat die BaFin lange nur zugesehen.<br />

Die EU hat zum Beispiel 2018 den<br />

Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen<br />

Wachstums“ erarbeitet. Erst 2019 jedoch<br />

kam ein BaFin-Merkblatt zum Thema<br />

Nachhaltigkeitsziele heraus. Sie hat zwar<br />

richtig entschieden, die Richtlinie erst<br />

einmal auszusetzen. Aber das war nur<br />

eine halbherzige Aussetzung, da nun die<br />

Konsultationsfassung der Richtlinie gelten<br />

soll. Besser wäre gewesen, sie komplett<br />

zurückzuziehen und sich mit der Branche<br />

zusammenzusetzen, um zu sehen, was man<br />

gegen Greenwashing tun kann. Die Taxonomie-<br />

und Offenlegungs-Verordnung<br />

selbst verhindern kein Greenwashing und<br />

sind kein Qualitätsmerkmal für Nachhaltigkeit.<br />

<strong>procontra</strong>: Was würden Sie zum Thema<br />

Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage noch<br />

ergänzen, falls überhaupt?<br />

Weber: Der Regulator hat die Endkunden<br />

zuletzt etwas überfordert. Viele wissen<br />

zum Beispiel wahrscheinlich nicht, was es<br />

mit dem Begriff „Nachhaltigkeitspräferenz“<br />

auf sich hat, nach der Vertriebe ihre<br />

Kunden nun fragen müssen. Wichtig ist<br />

daher, dass Anleger erkennen, dass nachhaltige<br />

Geldanlagen einen Beitrag leisten<br />

können zu ökologischen und sozialen Themen<br />

und zu einer guten Unternehmensführung<br />

– und dass die Ermittlung ihrer<br />

Nachhaltigkeitspräferenz hier sehr helfen<br />

kann. Wichtig ist auch, die Vermittler zu<br />

schulen, damit sie mit den Kunden diese<br />

Punkte herausarbeiten und beschreiben<br />

können. Wir selbst stellen eine verstärkte<br />

Nachfrage nach Schulungen fest, die<br />

Buchungszahlen für Aus- und Weiterbildung<br />

in dem Bereich steigen deutlich an.<br />

Zusätzlich haben wir gemeinsam mit dem<br />

Deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik<br />

DNWE einen aktualisierten Leitfaden zur<br />

Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen<br />

gemäß der zweiten europäischen Finanzmarktrichtlinie<br />

MiFID II veröffentlicht.<br />

Er bietet Beraterinnen und Beratern eine<br />

Orientierungshilfe bei der Einordnung<br />

dieser Präferenzen ihrer Kundinnen und<br />

Kunden. Das Thema Weiterbildung dürfte<br />

uns auch in den kommenden Jahren stark<br />

beschäftigen.<br />

28 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


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INVESTMENTFONDS Infrastrukturfonds<br />

MEHR STRUKTUR IM DEPOT<br />

Investments in Infrastruktur trotzen der Krise und bringen Eigenschaften mit,<br />

die der anhaltenden Inflation stabil entgegenstehen.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

Es gibt eine Aktiengattung, die sich allen<br />

aktuellen Krisen zum Trotz performancemäßig<br />

gut schlägt: börsennotierte Infrastrukturwerte.<br />

„Sie hatten ein sehr starkes<br />

Jahr 2021, und auch im bisherigen Jahresverlauf<br />

schnitten sie deutlich besser ab als<br />

die breiteren globalen Aktienmärkte“, sagt<br />

Bertrand Cliquet, Analyst im Fondsmanagement-Team<br />

des Lazard Global Listed<br />

Infrastructur Equity Fund, der für die letzten<br />

zwölf Monaten eine Rendite von rund<br />

10 Prozent aufweist.<br />

BESSER ALS DIE INDIZES<br />

Selbst in diesem Jahr, in dem großen Aktienindizes<br />

wie der US-amerikanische Dow<br />

Jones und der deutsche DAX mit 10 Prozent<br />

bzw. 16 Prozent im Minus liegen,<br />

schafft der Lazard-Fonds ein Plus von gut<br />

3 Prozent. Andere Infrastrukturfonds zeigen<br />

eine noch beeindruckendere Wertentwicklung.<br />

So legte der DWS Invest Global<br />

Infrastructure seit Januar um mehr als<br />

14 Prozent zu. Ein Grund: In unsicheren<br />

Zeiten würden sich die Anleger defensiven<br />

Anlagen zuwenden, „insbesondere solchen,<br />

die einen gewissen Inflationsschutz bieten<br />

können“, erklärt Cliquet die Entwicklung.<br />

Beide Vorzüge – defensive Anlage und<br />

Inflationsschutz – müssen erklärt werden.<br />

Zunächst einmal gelten Infrastruktur-<br />

Investments als defensiv, weil es sich um<br />

Produkte handelt, die stets gebraucht werden.<br />

Unter die Kategorie fallen die Bereiche<br />

Ener gie, Wasser, Gesundheit, Verkehr,<br />

Kommunikation und Bildung. Entsprechend<br />

vielfältig sind die konkreten Anlage-<br />

30 Illustration: Roman Kulon


Infrastrukturfonds INVESTMENTFONDS<br />

ziele: Stromnetze, Gasleitungen, Wasserversorger,<br />

Abwasserentsorger, Krankenhäuser,<br />

Kliniken, Mautstraßen, Flughäfen, Schienenwege,<br />

Mobilfunkmasten, Glasfasernetze<br />

sowie Schulen und Universitäten. „Es<br />

handelt sich also um Dienste, die essenziell<br />

für die Gesellschaft sind“, betont auch Vinay<br />

Sharma, Portfoliomanager von Union<br />

Investment.<br />

SCHUTZ VOR INFLATION<br />

„Gleichzeitig sind Infrastrukturanlagen in<br />

einem von Inflation geprägten Marktumfeld<br />

besonders gefragt“, ergänzt Jana Rietow,<br />

Produktspezialistin beim Fondsanbieter<br />

DWS. Ihre Begründung: „Die Erträge<br />

dieser Unternehmen sind oftmals an die<br />

Inflation gekoppelt. Staatliche Konzessionen<br />

oder Leasingverträge erlauben es den<br />

Besitzern und Betreibern, die zusätzlichen<br />

Kosten, die durch die Inflation entstanden<br />

sind, in Form von Preiserhöhungen weiterzugeben,<br />

um somit ihre Erträge sicherzustellen.“<br />

Allerdings schützt nicht jede Infrastrukturanlage<br />

automatisch vor Inflation.<br />

Hierauf weist Cliquet hin. „Von den rund<br />

400 börsennotierten Aktien, die es auf den<br />

Infrastrukturmärkten weltweit gibt, bieten<br />

weniger als 25 Prozent einen Inflationsschutz.“<br />

Die Auswahl sei daher von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Die Attraktivität von Investments in Infrastruktur<br />

hat in den vergangenen Jahren<br />

mehrere Fondsanbieter dazu bewogen,<br />

neue Produkte aufzulegen. Union Investment<br />

zum Beispiel hat am 1. Juni einen Infrastrukturfonds<br />

für Privatanleger auf den<br />

Markt gebracht, den UniNachhaltig Aktien<br />

Infrastruktur. Bisher hatte das genossenschaftliche<br />

Fondshaus nur entsprechende<br />

Anlagevehikel für institutionelle Investoren<br />

wie Banken, Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen.<br />

Eigenen Angaben<br />

zufolge schätzen diese Profi-Anleger die stabilen<br />

Erträge und hohen Ausschüttungen<br />

von Infrastrukturunternehmen, denn oft<br />

sind diese in einem geschützten Markt tätig<br />

oder gar ein regionaler Monopolist. Bespiele<br />

dafür seien Versorger.<br />

RIESIGER INVESTITIONSBEDARF<br />

Der weltweite Investitionsbedarf in die Infrastruktur<br />

ist riesig. Bis 2040 schätzt der<br />

Global Infrastructure Hub das Volumen<br />

auf 94 Billionen US-Dollar – nur für die 56<br />

Staaten, für die ausreichend Daten vorliegen.<br />

Erst Ende Juni haben die G7-Staaten<br />

Infrastruktur-Investitionen im Umfang von<br />

insgesamt 600 Milliarden Euro bis 2027<br />

angestoßen. Mit dem Programm „Partnerschaft<br />

für Globale Infrastruktur“ sollen<br />

Investitionen etwa für Klimaschutz, im<br />

Energiesektor und im Gesundheitswesen<br />

ermöglicht werden. US-Präsident Joe Biden<br />

»Die Erträge von<br />

Infrastrukturunternehmen<br />

sind<br />

oftmals an die<br />

Inflation gekoppelt.«<br />

JANA RIETOW, DWS<br />

habe diese Initiative angestoßen, hieß es bei<br />

deren Vorstellung auf dem Gipfel in Schloss<br />

Elmau in Bayern.<br />

Eine Zeit lang können Regierungen den<br />

Ausbau oder die Sanierung der Infrastruktur<br />

vernachlässigen. Zugunsten von Wahlversprechen<br />

und Sozialausgaben neigen<br />

Politiker aller Parteien dazu. Hierauf weisen<br />

Ökonomen immer wieder hin. Aber<br />

irgendwann würden das Wachstum und<br />

die Steuereinnahmen beeinträchtigt. Dann<br />

müsse wieder investiert werden. An diesem<br />

Punkt seien Deutschland sowie etliche andere<br />

westliche Demokratien angekommen.<br />

Tatsächlich denkt man beim Stichwort Investitionsstau<br />

in Deutschland unweigerlich<br />

IN INFRASTRUKTUR INVESTIEREN<br />

FONDSNAME ISIN RENDITE in % LFD.<br />

LFD. JAHR<br />

Auswahl; Ranking jeweils gemäß Performance 1 Jahr, *thesaurierend, **ausschüttend <br />

1 JAHR<br />

3 JAHRE<br />

p. a.<br />

5 JAHRE<br />

p. a.<br />

KOSTEN<br />

p. a. in %<br />

iShares Global Infrastructure<br />

UCITS ETF USD ** IE00B1FZS467 16,2 24,6 11,2 11,6 0,65<br />

DWS Invest Global<br />

Infrastructure ** LU0363470237 14,2 22,9 11,1 10,2 1,59<br />

Credit Suisse Infrastructure<br />

Equity Fund B USD * LU1692116392 8,6 14,0 12,3 11,5 1,88<br />

Lazard Global Listed<br />

Infrastructure Equity Fund GBP * IE00B5NXD345 3,2 10,1 10,2 7,6 1,00<br />

Stand: 22.8.<strong>2022</strong>, Quelle: Morningstar<br />

an all die maroden Straßen und Brücken,<br />

die Schulen in schlechtem Zustand und die<br />

langsame Internetverbindung in vielen Regionen.<br />

Wer mit der Deutschen Bahn reist,<br />

weiß, was solch eine Vernachlässigung für<br />

Folgen hat. Und wie Capinside berichtet,<br />

ist hierzulande inzwischen ein Drittel aller<br />

Autobahnbrücken sanierungsbedürftig, nur<br />

um ein weiteres Beispiel zu nennen.<br />

SCHUB DURCH NACHHALTIGKEIT<br />

Auch die zahlreichen globalen Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

zielen auf Infrastrukturvorhaben<br />

wie den Ausbau erneuerbarer<br />

Energien ab. Die EU will im Rahmen ihres<br />

Green Deals gewaltige Geldströme in nachhaltige<br />

Investitionen lenken. Ein Großteil<br />

des Kapitals dürfte in erneuerbare Energien<br />

wie Solarparks, Windkraftanlagen und<br />

Wasserstofferzeugung und -distribution<br />

fließen – eben in Infrastruktur. Ähnliches<br />

planen die USA. Erst Anfang August hat<br />

das US-Repräsentantenhaus ein 750 Milliarden<br />

Dollar schweres Klimagesetz verabschiedet.<br />

Es zielt unter anderem darauf ab,<br />

bis 2030 die CO 2<br />

-Emissionen in den Vereinigten<br />

Staaten um 40 Prozent unter den<br />

Stand von 20<strong>05</strong> zu drücken.<br />

Fazit: Der Investitionsbedarf in Infrastruktur<br />

bleibt gewaltig. Ohne Beteiligung<br />

privater Investoren lassen sich die ehrgeizigen<br />

Auf-, Ausbau- und Modernisierungsprogramme<br />

nicht stemmen. Mit Infrastrukturfonds<br />

stellen Anleger indirekt Geld zur<br />

Verfügung und haben im Gegenzug die<br />

Chance auf langfristig attraktive Renditen.<br />

Selbst in den aktuell schwierigen Zeiten<br />

performt die Aktiengattung gut.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

31


INVESTMENTFONDS Anleihen<br />

COMEBACK DER RENTENFONDS<br />

Für Staatsanleihen gibt es wieder 2 bis 4 Prozent. Ist damit die Zeit gekommen,<br />

um sich Rentenfonds ins Depot zu legen? Immer mehr Anlageprofis meinen: ja.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

32 Illustration: Eleonora Mavromati


Anleihen INVESTMENTFONDS<br />

An den Rentenmärkten erleben Investoren<br />

eine denkwürdige Entwicklung. Im ersten<br />

Halbjahr brachen die Kurse von Bundesanleihen<br />

und US-Treasuries mit einer Restlaufzeit<br />

von zehn Jahren um fast 20 Prozent<br />

ein. Für Staatstitel, die für Stabilität<br />

und Sicherheit stehen, ist das ein Blutbad.<br />

Angerichtet haben es die Zentralbanken<br />

in den USA und der Eurozone mit ihrer<br />

Zinswende. „Die Geldpolitik crasht den<br />

Rentenmarkt“, kommentierte Carsten Klude,<br />

Chefvolkswirt der M.M. Warburg, die<br />

Entwicklung. Niemals zuvor sei es zu einem<br />

derartigen Absturz bei den Anleihekursen<br />

gekommen – zumindest so weit, wie die<br />

Daten der Privatbank zurückreichten.<br />

EZB NIMMT DEN KAMPF AN<br />

Parallel zu den Kursverlusten schnellten<br />

die Zinsen für neue Papiere in die Höhe,<br />

bei zehnjährigen Bundesanleihen von minus<br />

0,2 auf plus 1,7 Prozent. Im Juli folgte<br />

die kurze Phase einer Gegenbewegung mit<br />

Kurserholung respektive Zinsrückgang.<br />

Der Grund waren aufkommende Rezessionsbefürchtungen.<br />

Da dennoch die Inflationsraten<br />

in Europa und den USA stramm<br />

auf zweistellige Prozentsätze zusteuern,<br />

musste auch die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) ein deutliches Zeichen der Inflationsbekämpfung<br />

setzen: Anfang September<br />

erhöhte sie den Leitzins um 75 Basispunkte<br />

auf 1,25 Prozent. Es war die kräftigste<br />

Zins erhöhung in ihrer Geschichte.<br />

Seitdem zahlt der deutsche Staat auf neu<br />

begebene zehnjährige Bundesanleihen wieder<br />

rund 1,7 Prozent. Die Entwicklung in<br />

den USA verlief ähnlich. Dort werfen zehnjährige<br />

US-Staatsanleihen sogar 3,3 Prozent<br />

ab. An diese Zahlen muss man sich erst einmal<br />

gewöhnen: Erstmals seit vielen Jahren<br />

gibt es für Zinspapiere wieder ansatzweise<br />

das, was im Namen steht: Zinsen! Anleger,<br />

die Italien Geld leihen, bekommen aktuell<br />

sogar 4,1 Prozent, um ein weiteres Beispiel<br />

zu nennen. Das sind Sphären, von denen<br />

Anleger seit Jahren nur träumen konnten.<br />

ERWARTUNGEN SIND ENTSCHEIDEND<br />

Die Zinswende ist nicht auf Deutschland<br />

und die USA beschränkt, sondern hat zahlreiche<br />

Länder rund um den Globus erfasst.<br />

„Im gesamten Anleiheuniversum“, betont<br />

Benoit Anne, Anlageexperte bei MFS Investment<br />

Management, „sind die Renditen<br />

seit Jahresbeginn stark gestiegen – bei High<br />

Yield um über 400, bei Emerging Market-<br />

RENTENFONDS MIT KURZER LAUFZEIT<br />

Die Anlagevehikel dürften bald ihren Boden finden<br />

und dann wieder an Wert gewinnen.<br />

NAME ISIN VOLUMEN in<br />

Mio. €<br />

Staatsanleihen um etwa 350 und bei Investmentgrade-Titeln<br />

je nach Region um 235<br />

bis 245 Basispunkte.“<br />

Für Anleger stellen sich vor diesem Hintergrund<br />

wichtige Fragen: Ist bereits die<br />

Zeit, mithilfe eines Rentenfonds in gut verzinste<br />

Staats- und/oder Unternehmensanleihen<br />

zu investieren? Und lohnen sich Anleihen<br />

bei einer Geldentwertung von aktuell<br />

fast 8 Prozent überhaupt? Zieht man die<br />

Inflation von den aktuell möglichen Zinsen<br />

»Im gesamten<br />

Anleiheuniversum<br />

sind die Renditen<br />

seit Jahresbeginn<br />

stark gestiegen.«<br />

BENOIT ANNE, MFS INVESTMENT MANAGEMENT<br />

halbwegs solider Anleihen ab, ergibt sich<br />

schließlich immer noch ein realer Verlust.<br />

„Entscheidend ist nicht die aktuelle Inflationsrate.<br />

Vielmehr zählt die Inflationserwartung“,<br />

meint Markus Sack von Finanzinvest<br />

Consulting.<br />

WEITERE ZINSERHÖHUNGEN WAHRSCHEINLICH<br />

Kurzfristig könnte der Preisauftrieb noch<br />

zunehmen. Bundesbankpräsident Joa chim<br />

Nagel hält im Herbst eine Rate von 10<br />

Prozent für möglich. Eine längere Perspektive<br />

nehmen die Fachleute der EZB ein.<br />

RENDITE<br />

1 Jahr in %<br />

LAUFENDE<br />

KOSTEN p. a.<br />

Allianz Euro Bond Short Term EUR LU1221649186 140 - 2,6 0,46<br />

Amundi S.F. Short Term Bond I EUR LU1706854400 1.347 -3,2 0,42<br />

Lloyd Fonds Assets Defensive Opportunities DE000A1H72N5 110 - 3,2 0,57<br />

Vontobel Fund Euro Short Term Bond LU165<strong>05</strong>89689 188 - 4,6 0,20<br />

Oddo BHF Euro Short Term Bond FT-CR-EUR DE0008478124 51 - 5,0 0,52<br />

Quelle: Morningstar, Stand: 9/<strong>2022</strong><br />

Eigenen Angaben zufolge rechnen sie mit<br />

durchschnittlichen Inflationsraten von 8,1<br />

Prozent für <strong>2022</strong>, 5,5 Prozent für 2023 und<br />

2,3 Prozent für 2024. Insofern sind die aktuellen<br />

Anleiherenditen zwar okay, aber für<br />

eine positive Realrendite noch nicht hoch<br />

genug.<br />

Die Inflationserwartungen können sich<br />

aber ändern; und natürlich auch die gezahlten<br />

Zinsen. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege<br />

bei der Deutschen Bank, geht<br />

fest davon aus, dass „auf den verbleibenden<br />

Sitzungen der EZB in diesem Jahr weitere<br />

kräftige Leizinsanhebungen folgen werden“.<br />

Danach aber könnte die Phase steigender<br />

Zinsen schon wieder vorbei sein.<br />

Nicht wenige Marktteilnehmer rechnen damit,<br />

dass das Ende der Zinssteigerungen in<br />

Sichtweite kommt. Der Grund: Inzwischen<br />

sei eine Rezession in der Eurozone so gut<br />

wie sicher.<br />

REZESSION SCHEINT UNAUSWEICHLICH<br />

Auch für die USA und Großbritannien<br />

deute alles auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />

hin. Ein in der Vergangenheit<br />

stets zuverlässiger Indikator dafür sei<br />

die invertierte Zinskurve in den beiden<br />

Ländern. In diesem Fall liegen die kurzfristigen<br />

Zinsen höher als die langfristigen;<br />

normal ist der umgekehrte Verlauf. Weiter<br />

gehen Beobachter davon aus, dass die EZB<br />

auch deshalb so rasch und kräftig ihren<br />

Leitzins erhöht, um sich Munition für eine<br />

Rezession zu beschaffen – also bei Bedarf<br />

die Zinsen überhaupt erst wieder senken zu<br />

können.<br />

Wegen dieser Konstellation mehren sich<br />

die Stimmen, die den Kauf von Anlei-<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

33


INVESTMENTFONDS Anleihen<br />

»Wir bleiben weiterhin vorsichtig«<br />

KUNAL MEHTA, Head of Fixed Income Product Specialism bei Vanguard<br />

hen für attraktiv halten. Um das Risiko<br />

von Einzelanlagen zu vermeiden, empfiehlt<br />

Andreas Görler, Senior Manager beim Vermögensverwalter<br />

Wellinvest, den Erwerb<br />

von Anteilen an einem aktiv verwalteten<br />

Rentenfonds. „Als Privatinvestor kann<br />

man im Euroraum bleiben und Staatsund<br />

Unternehmensanleihen mit mittlerer<br />

bis guter Bonität und kürzeren Laufzeiten<br />

vorziehen.“ Zwar fielen auch bei Anleihen<br />

mit kürzeren Laufzeiten die Kurse, wenn<br />

die Zinsen zunächst noch steigen. Aber bei<br />

Weitem nicht so stark wie bei langfristigen<br />

Papieren. Und unterstelle man eine Rück<strong>procontra</strong>:<br />

Die Rezessionsrisiken nehmen zu.<br />

Was bedeutet das für Rentenfonds?<br />

Kunal Mehta: Bei festverzinslichen Krediten deutet<br />

das steigende Rezessionsrisiko auf höhere<br />

Renditen und breitere Spreads hin. Und während<br />

jeweils die Leitzinsen der G7-Zentralbanken<br />

weiter steigen und die Bilanzen der Zentralbanken<br />

in den kommenden Monaten zu schrumpfen<br />

beginnen, wird es einen Punkt geben, an dem<br />

Kernanleihen anfangen, risikoreiche festverzinsliche<br />

Wertpapiere zu unterstützen. Denn sobald<br />

sich eine Rezession abzeichnet, werden die<br />

Märkte und schließlich auch die Zentralbanken<br />

darangehen, die Zinssätze zu senken. Dann<br />

steigen die Kurse umlaufender Anleihen.<br />

<strong>procontra</strong>: Das spricht für einen Anleihekauf,<br />

kurz bevor der Zinstrend<br />

kippt. Andererseits dürften in<br />

einer Rezession die Ausfallraten<br />

steigen. Wie gehen Sie mit<br />

diesem Risiko um?<br />

Mehta: Das Credit-Research-<br />

Team von Vanguard deckt<br />

über 80 Prozent des globalen<br />

Kreditmarktes ab. Durch die<br />

Analyse und das Engagement<br />

bei den Emittenten<br />

können wir das Ausfallrisiko<br />

bei Fonds steuern. Unternehmensanleihen<br />

unterhalb der<br />

Investment-Grade-Kategorie<br />

sind ein sehr vielfältiger<br />

Marktbereich, in dem eine<br />

Wertanalyse aktiven Anlegern<br />

helfen kann, die besten<br />

Chancen zu erkennen und die<br />

gefährlichsten Fallstricke zu<br />

vermeiden.<br />

<strong>procontra</strong>: Die EZB hat weitere<br />

Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Wie<br />

lange wird der Zinserhöhungszyklus andauern?<br />

Mehta: Der Markt geht derzeit von einem Leitzins<br />

von 2,5 Prozent aus, der etwa im Sommer 2023<br />

erreicht werden soll. Dem schließen wir uns an.<br />

<strong>procontra</strong>: Eingangs haben Sie erwähnt, dass<br />

die Notenbanken demnächst damit begönnen,<br />

ihre aufgeblähten Bilanzen zu verkürzen. Wann<br />

erwarten Sie den Beginn dieser Maßnahme?<br />

Mehta: Wahrscheinlich ab Anfang 2023. Der<br />

Markt sieht sich also sowohl mit einem Anstieg<br />

der Geldkosten als auch mit einer Schrumpfung<br />

der Geldmenge konfrontiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Als der Leitzins noch negativ war,<br />

mussten Anleger zunehmend zu langfristigen<br />

Anleihen mit geringerer Qualität greifen, um<br />

überhaupt noch eine positive Rendite zu erwirtschaften.<br />

Bekommen Fondsmanager jetzt eine<br />

angemessenere Entschädigung für das Risiko?<br />

Mehta: Wegen der ungewissen Prognosen<br />

bleiben wir vorsichtig. Angesichts der hohen<br />

Volatilität könnte die Auswahl von Wertpapieren<br />

zunehmen, die nicht mit unverhältnismäßig<br />

hohen Verlustrisiken behaftet sind, sobald<br />

die Kurse weiter auseinanderdriften. Beispiel<br />

Investment-Grade-Unternehmensanleihen: Hier<br />

könnten die Risikoaufschläge zwar noch weiter<br />

steigen, doch sind die Renditen bereits jetzt<br />

attraktiv; Pharmawerte, Versorger, Real Estate<br />

Investment Trusts sowie Finanzwerte sind aus<br />

unserer Sicht besonders günstig.<br />

zahlung zu 100 Prozent, störten die Kursschwankungen<br />

nicht so sehr.<br />

Ähnlich äußert sich Konstantin Veit, Leiter<br />

für Euro-Staatsanleihen beim weltgrößten<br />

Anlagemanager Pimco: „Jetzt ist ein guter<br />

Zeitpunkt für Investments in europäische<br />

Märkte für Anleihen mit kurzer Laufzeit.“<br />

Chefvolkswirt Klude ist allerdings noch<br />

nicht ganz überzeugt: Erst wenn der Zinserhöhungszyklus<br />

seinen Zenit erreicht hat,<br />

sei der Rentenmarkt wieder attraktiv. Bis<br />

dahin sollte man warten. Fazit: Anleger<br />

müssen auf Sicht fahren und sich informieren.<br />

JETZT IN ANLEIHEN INVESTIEREN?<br />

PRO<br />

Zinserhöhungszyklus<br />

könnte bald<br />

enden<br />

Inflationserwartungen<br />

gehen ab<br />

2023 zurück<br />

Als Portfoliobaustein<br />

sinnvoll<br />

CONTRA<br />

Zinsen steigen<br />

weiter, Bestandskurse<br />

fallen dann<br />

Reale Verzinsung<br />

bleibt noch lange<br />

negativ<br />

Rezession würde<br />

Ausfallraten erhöhen<br />

34 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


DIE ÖKOWORLD<br />

SCHLIESST ATOMKRAFT ZU<br />

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INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung<br />

BÄRENDIENST<br />

FÜR FONDSSTANDORT<br />

Obwohl die EU das Thema erledigt hatte, fährt die BaFin einen Alleingang<br />

bei der Regulierung nachhaltiger Fonds. Dessen Mehrwert ist fraglich,<br />

eine Schwächung des Fondsstandorts schon jetzt spürbar.<br />

– TEXT: JAN F. WAGNER –<br />

Um die Überregulierung zu verstehen, muss<br />

man auf den Spätsommer 2021 zurückblicken.<br />

Damals erfuhr die Branche, dass die<br />

BaFin die Offenlegungs-Verordnung verschärft<br />

hat. Die EU-Verordnung schreibt<br />

Anbietern von Fonds mit einer nachhaltigen<br />

Strategie (als „Artikel 8“ klassifiziert)<br />

hat, argumentiert die BaFin, dass sie die<br />

Anleger nicht ausreichend vor möglichem<br />

„Greenwashing“ schütze. Laut BaFin garantiert<br />

die Offenlegungs-Verordnung<br />

nicht, dass der Fonds auch in der Praxis<br />

nachhaltig investiert. Auf Anfrage teilt die<br />

Behörde mit: „Anlagebedingungen von inund<br />

Impact-Fonds („Artikel 9“) vor, im<br />

Prospekt genau zu beschreiben, wie mit<br />

dem Thema Nachhaltigkeit, oder im Fachjargon:<br />

„ESG“, umgegangen wird.<br />

Obwohl diese Berichtspflicht den Regulierern<br />

anderer EU-Fondsstandorte wie beispielsweise<br />

Luxemburg oder Irland gereicht<br />

36 Illustration: Roman Kulon


ESG-Regulierung INVESTMENTFONDS<br />

ländischen Investmentvermögen unterliegen<br />

gemäß § 163 Abs. 1 Satz 1 KAGB einer<br />

Genehmigungspflicht durch die BaFin. Die<br />

Bezeichnung eines Investmentvermögens<br />

darf nach § 4 Abs. 1 KAGB nicht irreführen.“<br />

QUOTE FÜR DEUTSCHE ESG-FONDS<br />

Vor diesem Hintergrund beschloss die Ba-<br />

Fin, dass Artikel-8- und -9-Fonds, die in<br />

Deutschland aufgelegt werden, mindestens<br />

75 Prozent nachhaltige Investments<br />

beinhalten müssen. Dabei kann man die<br />

Haltung der BaFin auch als Unterstellung<br />

auffassen: Immerhin vertrauen die anderen<br />

EU-Regulierer einfach darauf, dass der<br />

Fonds die nachhaltige Strategie umsetzt, die<br />

im Prospekt angegeben wird. Ein nachgewiesener<br />

Fall von entsprechendem Greenwashing.<br />

Erwartungsgemäß stieß die Quote auf<br />

heftige Kritik in der Fondsbranche. Aus einer<br />

Mitteilung vom Anfang September hieß<br />

es: „Der BVI kritisiert, dass ein BaFin-Standard,<br />

der ausschließlich für hierzulande<br />

aufgelegte Fonds gilt, dem Fondsstandort<br />

Deutschland im Wettbewerb mit anderen<br />

Auflagestandorten wie Luxemburg und Irland<br />

schwer schadet. Ausländische Fonds<br />

könnten per EU-Pass im deutschen Markt<br />

als nachhaltig vertrieben werden, ohne die<br />

Vorgaben der BaFin erfüllen zu müssen.“<br />

Obwohl der BVI für eine Rücknahme der<br />

Quote plädierte, blieb die BaFin bei ihrer<br />

Linie. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte<br />

etwas verwirrend: Auf einer Pressekonferenz<br />

im Mai erklärte BaFin-Präsident<br />

Mark Branson, dass die Richtlinie für<br />

die Quote wegen des schwierigen Marktumfelds<br />

– sprich des Ukraine-Krieges – ausgesetzt<br />

wurde. Gleichzeitig aber machte<br />

Branson klar, dass die BaFin auch ohne die<br />

entsprechende rechtliche Basis die Quote<br />

nach wie vor anwende.<br />

FONDSSTANDORT GESCHWÄCHT<br />

Seitdem warnen Branchenvertreter erneut,<br />

dass die Quote dem heimischen Standort<br />

schaden könnte – auch weil deutsche Fondsanbieter<br />

nach Luxemburg ausweichen dürften.<br />

Im Interview mit <strong>procontra</strong> sagte zum<br />

Beispiel Volker Weber, Vorstandsvorsitzender<br />

des Forums Nachhaltige Geldanlagen<br />

(FNG): „Wer nun einen Nachhaltigkeitsfonds<br />

auflegen möchte, wird vermutlich auf<br />

andere Fondsplätze wie Luxemburg oder<br />

Liechtenstein ausweichen.“ Weber verwies<br />

Publikumsfonds<br />

313<br />

136<br />

VERMÖGEN VON FONDS MIT NACHHALTIGKEITSMERKMALEN<br />

GEMÄSS EU-OFFENLEGUNGS-VERORDNUNG<br />

Spezialfonds<br />

344<br />

Stichtag jeweils Quartalsende. Angaben in Mrd. €<br />

zudem auf eine Umfrage des FNG, wonach<br />

fast die Hälfte der FNG-Mitglieder die<br />

Sachlage für unklar hält (siehe dazu Interview<br />

auf Seite 26 dieser <strong>Ausgabe</strong>).<br />

Haben sich aber die Befürchtungen hinsichtlich<br />

der Quote bewahrheitet? Das lässt<br />

sich bislang nicht eindeutig sagen. Denn<br />

was die Fondsbranche bei all ihrer Kritik<br />

nicht erwähnt: Luxemburg wurde auch bereits<br />

vor der neuen Regulierung in Sachen<br />

Nachhaltigkeit von deutschen Fondshäusern<br />

wie Deka, DWS, Union Investment<br />

und Allianz Global Investors (AGI) gern als<br />

Auflegungsland bevorzugt. Dank des EU-<br />

Passes sind Luxemburger Fonds automatisch<br />

für den deutschen Vertrieb zugelassen,<br />

was wiederum die Versorgung von Finanzberatern<br />

mit den entsprechenden Produkten<br />

sichert. Wegen des finanzplatzfreundlichen<br />

Luxemburg sieht sich der deutsche Fondsstandort<br />

also bereits heute einem hohen<br />

Wettbewerbsdruck ausgesetzt.<br />

Mit der Quote könnte der Druck größer<br />

werden. Eine Recherche von <strong>procontra</strong> hat<br />

ergeben, dass die Quote für den deutschen<br />

Standort zumindest nicht förderlich war.<br />

Die Union Investment sagt, dass zwei von<br />

drei ESG-Fonds, die seit Herbst 2021 aufgelegt<br />

wurden, ihre Heimat in Luxemburg<br />

haben (siehe Interview). Ob dieser Trend<br />

sich fortsetzt, bleibt abzuwarten. 17 von<br />

30 nachhaltigen Fonds der Union sind in<br />

Luxemburg beheimatet, die restlichen 13 in<br />

Deutschland.<br />

Auch Stefan Eich, Leiter Strategisches<br />

Produktmanagement bei der Deka, sagt,<br />

er beobachte eine gewisse Vorliebe für<br />

141<br />

374<br />

143<br />

Q1 2021 Q2 2021 Q3 2021 Q4 2021 Q1 <strong>2022</strong> Q2 <strong>2022</strong><br />

495<br />

159<br />

563<br />

575<br />

143<br />

Quelle: BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.)<br />

Luxemburg bei neu aufgelegten ESG-<br />

Fonds. Eich sagt aber auch: „Es gibt durchaus<br />

Auflagen nachhaltiger Investmentvermögen<br />

in Deutschland, auch die Deka wird<br />

den Fondsstandort Deutschland für die<br />

Auflage von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen<br />

nutzen.“ Allianz Global Investors<br />

(AGI) kann derweil mit der Quote gut<br />

leben und nennt einen Vorteil, der damit<br />

zusammenhängt: „Wir sehen (bei der Quotenerfüllung)<br />

keine kritische Einengung des<br />

Anlageuniversums. Wir denken vielmehr,<br />

dass die Etikettentreue wichtig ist. Dies erleichtert<br />

den Beratern bei der Abfrage das<br />

Leben, weil sie so relativ zuverlässige Angaben<br />

haben“, sagt ein AGI-Sprecher. Die<br />

Frage nach der Standortpräferenz ließ die<br />

AGI unbeantwortet.<br />

WENIGER (ESG-)FONDS AUFGELEGT<br />

Und was meint der BVI zu den Auswirkungen<br />

der Quote? Auf Anfrage teilte<br />

der Verband mit, dass der Anteil von in<br />

Deutschland aufgelegten ESG-Fonds im<br />

Verhältnis zu allen neu aufgelegten ESG-<br />

Fonds deutscher Anbieter von 33 Prozent<br />

im Gesamtjahr 2021 auf 27 Prozent im ersten<br />

Halbjahr <strong>2022</strong> zurückging. Inwieweit<br />

die „BaFin-Quote“ für diesen Rückgang<br />

verantwortlich war, ist laut BVI jedoch unklar.<br />

Dessen Sprecher Frank Bock sagt, die<br />

Marktturbulenzen seit dem Ukraine-Krieg<br />

hätten zu einer generellen Zurückhaltung<br />

bei der Auflage geführt. 2021 wurden rund<br />

700 Publikumsfonds bzw. Anteilscheinklassen<br />

in Deutschland aufgelegt. Im ersten<br />

Halbjahr <strong>2022</strong> waren es nur 280.<br />

151<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

37


INVESTMENTFONDS ESG-Regulierung<br />

»Eine Anpassung<br />

wäre zu begrüßen«<br />

ANJA BAUERMEISTER, Abteilungsleiterin Publikumsfonds bei Union Investment<br />

<strong>procontra</strong>: Frau Bauermeister, hat die Quote<br />

der BaFin dazu geführt, dass Ihr Unternehmen<br />

den Standort Luxemburg verstärkt nutzt, um<br />

nachhaltige Fonds zu lancieren?<br />

Anja Bauermeister: Wir würden uns natürlich<br />

wünschen, dass die Vorgaben der europäischen<br />

Regulierung in den EU-Mitgliedsstaaten<br />

einheitlich umgesetzt werden. Der Alleingang<br />

der BaFin sorgt dafür, dass die Regelungen in<br />

den Verkaufsprospekten bzw. Anlagebedingungen<br />

für unsere nachhaltigen Produkte an<br />

einigen Stellen unterschiedlich sind. Das ist für<br />

Kunden kaum nachvollziehbar. Für uns erhöht<br />

es den Aufwand. Von den drei seit Herbst 2021<br />

neu aufgelegten Publikumsfonds für Privatkunden<br />

fiel die Wahl bei einem auf Deutschland,<br />

bei den zwei anderen auf Luxemburg.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist die Quote von 75 Prozent nachhaltiger<br />

Investments in den entsprechenden<br />

Fonds überhaupt darstellbar? Sind solche<br />

Fonds ausreichend diversifiziert?<br />

Bauermeister: Die Quote ist darstellbar. Wo<br />

Nachhaltigkeit draufsteht, soll auch Nachhaltigkeit<br />

drin sein. Allerdings kommt es entscheidend<br />

auf die Umsetzung an. Leider bezieht<br />

sich die Quote nämlich nicht auf die Wertpapiere,<br />

in die ein Fonds investiert, sondern<br />

auf den gesamten Fonds. Das kann für die<br />

Steuerung der Portfolios in extremen Marktsituationen<br />

problematisch sein, da nur bis zu<br />

25 Prozent Kassenbestände<br />

aufgebaut<br />

werden können. Diese<br />

Einschränkung dient<br />

nicht der Nachhaltigkeit.<br />

Eine Anpassung<br />

wäre daher zu begrüßen.<br />

Klumpenrisiken<br />

drohen nur, wenn man<br />

den Begriff „nachhaltige<br />

Investments“ zu<br />

eng interpretiert, indem<br />

man zu viele braune<br />

Geschäftsfelder ausschließt<br />

und sich auf zu<br />

wenige grüne Gewinner<br />

konzentriert. Hier kommt es also auf das<br />

Portfoliomanagement an. Unsere Portfolios<br />

sind ausbalanciert, weil wir in alle Geschäftsfelder<br />

investieren, die sich transformieren<br />

können, und dort in die Unternehmen, die sich<br />

glaubwürdig transformieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Wenn die Quote vor Etikettenschwindel<br />

bei den Fonds schützen soll und<br />

auch darstellbar ist, könnte sie sich zu einem<br />

Qualitätsmerkmal entwickeln?<br />

Bauermeister: Die Quote führt einen strengeren<br />

Maßstab ein und versucht so, Qualität zu<br />

fördern. Strenge führt aber nicht notwendigerweise<br />

zur Qualität. Und Qualität bedeutet mehr<br />

als Nachhaltigkeit: Auch Sicherheit, Liquidität<br />

und Rendite, die wir aus dem magischen<br />

Dreieck der Geldanlage kennen, sind wichtige<br />

Zielgrößen für Anleger.<br />

<strong>procontra</strong>: Derzeit fehlt die rechtliche Basis<br />

für die Quote. Hat die BaFin Ihnen signalisiert,<br />

dass die entsprechende Richtlinie kommen<br />

wird?<br />

Bauermeister: Die Rechtsgrundlage der aktuellen<br />

Verwaltungspraxis ist derzeit unklar. Eine<br />

Klärung dieser Frage könnte Rahmenbedingungen<br />

vereinheitlichen und damit Orientierung<br />

stiften. Mehr Transparenz wäre hier<br />

wünschenswert und passt gut zum Thema<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Nur weil die Quote nicht zu einem<br />

Exodus nachhaltiger Fonds aus Deutschland<br />

geführt hat, heißt das nicht im Umkehrschluss,<br />

dass sie für die deutsche<br />

nachhaltige Investmentindustrie gut ist. Im<br />

Gegenteil: Deutsche Fondsanbieter können<br />

immer nach Luxemburg ausweichen, wenn<br />

sie der Meinung sind, die Quote hindere sie<br />

daran, eine maximale Diversifikation zu erzielen.<br />

Diese Entscheidung wäre auch legitim,<br />

weil ihre Produkte es einfacher hätten,<br />

Klumpenrisiken zu vermeiden – wie zum<br />

Beispiel eine Übergewichtung zugunsten<br />

des Sektors grüne Technik. Dasselbe gilt<br />

für ausländische Asset-Manager, die ESG-<br />

Fonds in Deutschland anbieten wollen.<br />

Auch die Befürchtung, dass etwa der<br />

Luxemburger Regulierer mit einer fehlenden<br />

Quote Greenwashing fördern<br />

könnte, ist unbegründet. Das liegt an den<br />

Transparenzpflichten unter der Offenlegungs-Verordnung.<br />

Damit können Berater<br />

und Anleger nachvollziehen, ob die im<br />

Fondsprospekt angegebene nachhaltige<br />

Strategie wirklich umgesetzt wird. Angesichts<br />

dieser hohen Transparenz und damit<br />

des großen Reputationsrisikos wäre es für<br />

den Anbieter höchst risikoreich, wenn er<br />

Greenwashing betriebe.<br />

Für die Aufsicht stellt die Quote jedenfalls<br />

kein Hindernis in Sachen Diversifikation<br />

dar. Eine Sprecherin begründet: „ESG<br />

bezieht sich nicht nur auf ‚Environment‘,<br />

sondern auch auf ‚Social‘ und ‚Governance‘.<br />

Zudem bietet die BaFin-Verwaltungspraxis<br />

Flexibilität. Investmentvermögen dürfen<br />

sich auch dann als nachhaltig bezeichnen,<br />

wenn sie eine nachhaltige Anlagestrategie<br />

verfolgen und bestimmte Mindestausschlüsse<br />

einhalten.“ Sollte die Quote aber<br />

letztlich doch zu einem Exodus nachhaltiger<br />

Fonds aus Deutschland führen, würde<br />

es für die BaFin schwierig, in der Frage hart<br />

zu bleiben.<br />

PRO<br />

BAFIN-QUOTE FÜR ESG-FONDS?<br />

Schutz vor<br />

„Greenwashing ”<br />

Mögliches<br />

Qualitätsmerkmal<br />

Hilfreich für Berater<br />

CONTRA<br />

Erschwert die<br />

Diversifikation<br />

Gefahr für den<br />

Fondsstandort<br />

Durch EU-Regelung<br />

eigentlich unnötig<br />

38 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Swiss Life ANZEIGE<br />

Swiss Life vergünstigt ihre BU<br />

für über 800 Berufe<br />

Neben vielen qualitativen Optimierungen hat Swiss Life im aktuellen BU-Update über 800 Berufe preislich<br />

deutlich günstiger gestaltet. Dazu zählen akademische Berufe, Studierende und Berufe aus der<br />

Human- und Zahnmedizin sowie gewerbliche und handwerkliche Berufe.<br />

die BU-Jahresrente innerhalb der ersten fünf<br />

Jahre einmalig bis auf 60.000 Euro erhöht<br />

werden, wenn eines von insgesamt fünf klar<br />

definierten Ereignissen eintritt. So ist zum<br />

Beispiel für eine junge HNO-Fachärztin, die<br />

in einer Fachklinik angestellt war und nun<br />

die eigene Praxis eröffnet, die Erhöhung<br />

ihrer bisherigen BU-Jahresrente von 30.000<br />

Euro auf maximal 60.000 Euro möglich,<br />

sofern bei Antragstellung ein ärztliches<br />

Zeugnis vorgelegt wurde.<br />

Insbesondere profitieren akademische<br />

Berufe aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurswesen,<br />

Informatik sowie Diplom-<br />

Betriebswirte von diesen Maßnahmen.<br />

Aber auch für viele handwerkliche Berufe<br />

und solche mit einem hohen Anteil an körperlichen<br />

Tätigkeiten, wie zum Beispiel bei<br />

Mitarbeitenden in der Produktion, der Pflege<br />

oder im Lager, werden die Tarife günstiger.<br />

„Mit dem aktuellen Update unterstreicht<br />

Swiss Life ihre Position als eine der führenden<br />

BU-Anbieterinnen am deutschen<br />

Versicherungsmarkt sowie ihre federführende<br />

Rolle als Konsortialführerin in den<br />

Branchenlösungen, die allein für über 17<br />

Millionen Erwerbstätige und deren Familienangehörige<br />

direkt Angebote unterbreiten.<br />

Damit leisten wir einen unmittelbaren Beitrag<br />

zur finanziellen Selbstbestimmung und<br />

Sicherheit unserer Kundschaft“, sagt Stefan<br />

Holzer, Leiter Versicherungsproduktion und<br />

Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life<br />

Deutschland.<br />

Zu den relevanten Berufen aus den beiden<br />

Branchenlösungen MetallRente und<br />

Chemie Rente, die von attraktiveren Konditionen<br />

profitieren, zählen zum Beispiel<br />

Mechatroniker/-in, Maschinenbauingenieur/-in,<br />

IT-Berater/-in, Flugzeugmechaniker/-in,<br />

aber auch Controller/-in, Chemiker/-<br />

in, Projektmanager/-in, Industriemeister/-in<br />

und Angestellte von Ver- und Entsorgungsunternehmen.<br />

Mediziner/-innen und medizinisches<br />

Fachpersonal profitieren besonders<br />

Günstigere Beiträge gelten insbesondere<br />

für Berufe der Human- und Zahnmedizin<br />

sowie viele Berufe im Gesundheitswesen,<br />

darunter Chef- und Oberärztinnen und<br />

-ärzte, Fachärztinnen und -ärzte, Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte, (Zahn-)Medizinische<br />

Fachangestellte und Krankenschwestern<br />

sowie Krankenpfleger. Damit spricht Swiss<br />

Life eine große Anzahl an Berufen an, die<br />

sich über das Versorgungswerk KlinikRente<br />

absichern können.<br />

Erweiterte Nachversicherungsgarantie<br />

für die Ärzteschaft bis auf 60.000 Euro<br />

BU-Jahresrente<br />

Eine Besonderheit speziell für Human- und<br />

Zahnmediziner/-innen ist die erweiterte<br />

Nachversicherungsgarantie. Durch sie kann<br />

Studierende deutlich bessergestellt<br />

Insbesondere Studierende profitieren<br />

von den aktuellen Beitragsanpassungen,<br />

da hinsichtlich der Prämienhöhe und der<br />

maximal versicherbaren BU-Rentenhöhe<br />

nicht mehr zwischen Master- und Bachelor-<br />

Studierenden unterschieden wird. Bei vielen<br />

Bachelor-Studierenden führt dies zu einer<br />

Beitragsreduktion von knapp 30 Prozent.<br />

Qualitativ noch attraktiver<br />

und leistungsstärker<br />

Außerdem hat Swiss Life zahlreiche qualitative<br />

Optimierungen vorgenommen: Dazu<br />

zählen Erweiterungen bei der Nachversicherungsgarantie<br />

(NVG), eine verbesserte<br />

Verlängerungsgarantie und der nachträgliche<br />

Einschluss der care-Option und AU-<br />

Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung im<br />

Rahmen der NVG. Zukünftig können zudem<br />

die Wiedereingliederungs- und die Umschulungshilfe<br />

mehrfach in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Weitere Infos zur Swiss Life BU unter<br />

www.swisslife.de<br />

Tel. +49 89 38109-2222<br />

Mail: Direktservice@swisslife.de<br />

Swiss Life Deutschland,<br />

Zeppelinstraße 1, 85748 Garching b. München<br />

39


BUSCHFUNK Versicherungen<br />

VERSICHERUNGEN<br />

VERSICHERUNGSSCHUTZ WIRD TEURER<br />

Rückversicherer erwarten bald steigende Prämien.<br />

Versicherungsschutz dürfte künftig teurer werden. Wegen der hohen Inflationsraten gehen<br />

große Rückversicherer von steigenden Preisen in der Schaden- und Unfallversicherung<br />

aus. Werden die Verträge mit den Erstversicherern erhöht, seien risikoadjustierte Ratenerhöhungen<br />

unvermeidbar, teilte die Hannover Rück gegenüber dpa mit. Auch die Munich Re<br />

kündigte wegen der Inflation ein wachsendes Prämienvolumen an. In der Wohngebäudeversicherung<br />

werden Aufschläge von bis zu 15 Prozent erwartet. Ein Grund dafür seien die stark<br />

gestiegenen Baukosten und Immobilienwerte. Laut Michael Pickel, Vorstandsmitglied der<br />

Hannover Rück, müssten die Prämien in der Kfz-Versicherung 2023 um 10 Prozent steigen –<br />

nur um die Kosten für die Inflation zu decken. Mehr zu den Inflationsfolgen im Titel ab Seite 18.<br />

VERBESSERTE FINANZKRAFT<br />

Deutsche Lebensversicherer stehen besser da.<br />

Die Solvenzsituation der deutschen Lebensversicherer hat sich im<br />

Vorjahresvergleich deutlich entspannt. Das zeigt eine Untersuchung,<br />

die der Bund der Versicherten (BdV) zusammen mit dem Analysten<br />

Carsten Zielke vorgenommen hat. Nur noch 13 statt 23 Unternehmen<br />

wurden angezählt. Darunter versteht der BdV Unternehmen mit negativer<br />

Gewinnerwartung oder solche, die ausreichende Solvenz nur<br />

unter Zuhilfenahme von Übergangsmaßnahmen erreichen. Zudem<br />

hat sich fast jeder Lebensversicherer solvenztechnisch verbessert.<br />

PSYCHOTHERAPIEN ALS HINDERNIS<br />

<strong>procontra</strong>-Test belegt erschwerten PKV-Zugang.<br />

Wer in der Vergangenheit eine Psychotherapie in Anspruch genommen hat, hat kaum mehr<br />

Chancen, in die PKV zu wechseln: Von vielen privaten Krankenversicherern wird die Behandlung<br />

als hohes Risiko eingestuft. Das ist das Ergebnis einer Recherche, die <strong>procontra</strong><br />

zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja Glorius durchgeführt hat. Dafür wurden Voranfragen<br />

für Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen Behandlungen an die Versicherer<br />

geschickt. „Die Reaktionen der Versicherer sind bei dem Thema nicht mehr zeitgemäß“,<br />

zieht Maklerin Glorius ein Fazit. Die Reaktionen führten dazu, dass „Menschen nichts für ihre<br />

Psyche tun“. Vermittler sollten Ablehnungen daher hinterfragen und auf eine individuellere<br />

Prüfung pochen. Lesen Sie mehr über den <strong>procontra</strong>-Test auf Seite 44.<br />

40<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Versicherungen BUSCHFUNK<br />

Gothaer: Vorsorge für Kinder<br />

Die Gothaer hat ihr Produktportfolio im Bereich der Kindervorsorge<br />

erweitert. Der Fähigkeitenschutz Kids bietet nicht<br />

nur Versicherungsschutz gegen den Verlust, sondern<br />

auch das Nichtlernen von Fähigkeiten ab dem sechsten<br />

Lebensmonat. Parallel zur Entwicklung des Kindes wächst<br />

auch der Versicherungsschutz mit.<br />

Foto: Rawpixel<br />

Kann Vertrieb<br />

auch Krise?<br />

JUSTUS LÜCKE<br />

Geschäftsführer der Versicherungsforen<br />

Leipzig und Aktuar DAV<br />

SDK: Wechsel an der Spitze<br />

Im Vorstand der Süddeutschen Krankenversicherung a. G.<br />

(SDK) steht ein Wechsel an. Vorbehaltlich der Zustimmung<br />

der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, wird<br />

Dr. Ulrich Mitzlaff, Sprecher des Vorstands, zum 1. Januar<br />

2023 Teil der Vorstandsriege. Er folgt Dr. Ralf Kantak nach.<br />

Finlex: Zwei neue Versicherungsprodukte<br />

Finlex startet ein digitales Versicherungsangebot für<br />

verkammerte Berufe: Mit der „D&O für Kanzleimanager“<br />

werden Rechtsanwälte, Steuerberater und Patentanwälte<br />

von der persönlichen Haftung als Leitungsorgane<br />

entlastet. Die „Vermögensschaden-Haftpflicht Objektversicherung<br />

für Insolvenz- & Sanierungsverfahren“ sichert<br />

das persönliche Risiko der in Insolvenz- und Sanierungsverfahren<br />

Tätigen ab.<br />

Nürnberger: Vervollständigung Führungsriege<br />

Katja Briones-Schulz verantwortet künftig die Geschäfte<br />

der Nürnberger-Personenversicherer. Sie folgt auf Harald<br />

Rosenberger, der nach der ordentlichen Hauptversammlung<br />

2023 neuer Vorstandsvorsitzender der Nürnberger<br />

wird. Briones-Schulz kommt von der Swiss Re, wo sie<br />

unter anderem für den deutschen Markt zuständig war.<br />

AV & Roland: Erweiterung Fahrradschutz<br />

Die Ammerländer Versicherung (AV) und Roland Schutzbrief<br />

haben ihren Versicherungsschutz für Fahrräder<br />

erweitert. So hat die AV den Roland Schutzbrief in die Produkte<br />

„Exclusiv“ und „Excellent“ integriert und bietet neue<br />

Leistungen. Dazu zählen zum Beispiel psychologische<br />

Ersthilfe nach einem Verkehrsunfall oder eine telefonische<br />

rechtliche Erstberatung.<br />

Ergo: Versicherungen über Amazon<br />

Ergo bietet ein umfassendes Angebot an Geräte- und<br />

Warenschutzversicherungen für Elektro- und Haushaltsgeräte<br />

sowie andere Geräte des täglichen Gebrauchs auf<br />

den Amazon-Marktplätzen Italien und Spanien an. Die<br />

Policen werden als sogenannte Annex-Versicherungen<br />

angeboten, also als Versicherungen ergänzend zum Kauf<br />

eines Sachwerts oder einer Dienstleistung.<br />

Foto: Media Raw Stock<br />

Foto: Tomm L.<br />

Foto: Brizmaker<br />

Nach der Krise ist vor der Krise. Oder doch mittendrin?<br />

Schon in der Vergangenheit haben insbesondere<br />

die Krisen von weltweitem Ausmaß unser Leben<br />

und unsere Gesellschaft geprägt, zum Beispiel<br />

„9/11“ oder die „Subprime-Krise“ 2008. Doch gefühlt<br />

waren wir noch nie so lange im „Krisenmodus“<br />

wie jetzt. Seit Anfang 2020 gleiten wir quasi von<br />

einer Krise in die nächste: Corona, Ukraine-Krieg,<br />

Klimakatastrophen, Inflation etc. Das Positive<br />

daran: Bisher haben wir es immer wieder geschafft,<br />

gestärkt aus solchen Krisen hervorzugehen. Nicht<br />

nur wir als Gesellschaft, sondern auch die Versicherungswirtschaft<br />

und insbesondere der Vertrieb.<br />

Die Versicherungsbranche ist eigentlich prädestiniert<br />

für Krisen, denn sie bietet Sicherheit und<br />

Beständigkeit. Und so kann man sagen, dass die<br />

Branche beispielsweise die ersten Corona-Monate<br />

verhältnismäßig unbeschadet überstanden hat. Wer<br />

die neuen Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten<br />

für sich genutzt hat, konnte sogar einen<br />

großen (Umsatz-)Sprung nach vorne machen. Doch<br />

wie lange geht diese Entwicklung weiter? Hier sehe<br />

ich doch langsam ein paar Wolken am Horizont. Die<br />

Zeiten explodierender Inflation gehen an Versicherungen<br />

nicht spurlos vorbei und werden unweigerlich<br />

zu Preisanpassungen führen. Steigende Zinsen<br />

bringen zwar Entlastung für die Bilanzen, setzen<br />

aber die Börsen unter Druck und lassen das „Tafelsilber“<br />

stille Reserven schwinden. Und wenn man<br />

insbesondere das untere Einkommensdrittel der<br />

Bevölkerung fragt, ob sie lieber für ihr Alter vorsorgen<br />

oder ihre Wohnung heizen, dann ist die Antwort<br />

vermutlich klar. Doch nicht nur die Umsatzentwicklung<br />

gerät unter Druck – der Fachkräftemangel wird<br />

auch die (Personal-)Kosten in ungeahnte Höhen<br />

treiben. In dieser Gemengelage wird sich vermutlich<br />

in den nächsten Monaten und Jahren die Spreu vom<br />

Weizen trennen und sich zeigen, wer tatsächlich<br />

Krise kann.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

41


VERSICHERUNGEN Maklerbetreuung<br />

»Maklerbetreuer als<br />

Coach der Vermittler«<br />

Die freien Vermittler sprechen der Alte Leipziger die beste Maklerbetreuung zu. Woran das<br />

liegt, erklärt Frank Kettnaker, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei der ALH Gruppe.<br />

– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />

<strong>procontra</strong>: Herzlichen Glückwunsch zum<br />

ersten Platz in unserer Königskategorie.<br />

Warum, glauben Sie, haben die Makler Sie<br />

zum Versicherer mit der besten Maklerbetreuung<br />

gekürt?<br />

Frank Kettnaker: Vielen Dank, das freut<br />

uns sehr und ist Anerkennung für den<br />

unermüdlichen Einsatz unserer Kollegen<br />

im Innen- und Außendienst. Die Mischung<br />

aus hoher Fachlichkeit und gezielter vertrieblicher<br />

Unterstützung unseres angestellten<br />

Außendienstes und unserer Backoffice-<br />

Mitarbeiter ist hier sicherlich die Basis für<br />

unsere gutes Abschneiden. Der persönliche<br />

Kontakt ist unser Erfolgsfaktor in der<br />

Maklerbetreuung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind derzeit die größten<br />

Herausforderungen für Makler?<br />

Kettnaker: Durch die derzeitigen Rahmenbedingungen<br />

spüren die Makler beim Kunden<br />

eine verstärkte Kaufzurückhaltung.<br />

Gerade in diesen Zeiten ist die Optimierung<br />

des individuellen Versicherungsschutzes<br />

jedoch wichtiger als je zuvor.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Makler vorgehen,<br />

um die notwendige Vorsorge bei ihren<br />

Kunden auch in diesen Tagen zu platzieren?<br />

Kettnaker: Makler können die aktuelle<br />

Risikosituation der Kunden überprüfen<br />

und sie auf diese ansprechen. Es geht um<br />

eine bedarfsgerechte Beratung. Mit einer<br />

solchen können Kunden auch in einem<br />

zurückhaltenden Konsumklima überzeugt<br />

werden. Demografie und Kapitalmarktumfeld<br />

haben heute einen großen Einfluss<br />

auf optimale Versorgungslösungen. Die<br />

Kunden brauchen jemanden, der mit ihnen<br />

über diese Herausforderungen und Möglichkeiten<br />

spricht.<br />

FRANK KETTNAKER ist Vorstand für Vertrieb und<br />

Marketing bei der Alte Leipziger – Hallesche<br />

Versicherungsgruppe.<br />

42 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Maklerbetreuung VERSICHERUNGEN<br />

<strong>procontra</strong>: Was tut die Alte Leipziger, um<br />

die unabhängigen Vermittler dabei zu<br />

unterstützen?<br />

Kettnaker: Es klingt banal: Besonders<br />

wichtig ist es, für unsere Makler erreichbar<br />

zu sein. Eine schnelle, lösungsorientierte<br />

und vor allem kompetente Unterstützung<br />

ist für uns die Grundlage unserer täglichen<br />

Arbeit. Der Maklerbetreuer wird immer<br />

mehr zum Coach der Vertriebspartner.<br />

Tools zur Onlineberatung, Unterstützung<br />

bei der Erstellung kurzer Vertriebsvideos<br />

über einen Videogenerator und Zugang<br />

zur Onlineabwicklung der Arbeitnehmerberatung<br />

sind Beispiele aus unserer Praxis.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hat sich die Maklerbetreuung<br />

in der Vergangenheit verändert?<br />

Kettnaker: In der Vergangenheit stand<br />

der Vermittlerbesuch im Vordergrund der<br />

Tätigkeit. Heute ist der Maklerbetreuer<br />

Rat- und Impulsgeber. Jeder Vermittlertyp<br />

hat einen individuellen Servicebedarf.<br />

Darauf ist unsere zukünftige Betreuung<br />

ausgerichtet.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Sie die neue Tätigkeit<br />

als Rat- und Impulsgeber an einem konkreten<br />

Beispiel beschreiben?<br />

Kettnaker: Ein konkretes Beispiel ist die<br />

personalisierte Videokommunikation. Sich<br />

über Videos und Clips zu informieren, ist<br />

heute für die Nutzer Standard. Aber es<br />

ist nicht für jeden Vermittler Standard,<br />

Videos zu erstellen. Dabei helfen wir. Der<br />

Videogenerator der ALH Gruppe ist ein<br />

Tool für die Onlineberatung. Bestehende<br />

Produkt- und Erklärfilme können mit<br />

Kontaktdaten, Foto und Logo individualisiert<br />

werden. Oder Vermittler nehmen<br />

über einen Handyvideo-Generator eigene<br />

Grußbotschaften auf, die in einen professionellen<br />

Rahmen gesetzt werden. Wir<br />

zeigen den Vermittlern, wie das geht, und<br />

sind bei Fragen für sie da. Das ist eine<br />

tolle kostenlose Möglichkeit, mit der wir<br />

Vertriebsimpulse setzen.<br />

<strong>procontra</strong>: Und wie wird sich die Maklerbetreuung<br />

in den nächsten Jahren verändern?<br />

Kettnaker: Das Regionalprinzip, also die<br />

Aufteilung nach Gebieten und Postleitzahl,<br />

ist aus unserer Sicht überholt. Einer auf<br />

Vermittlertypen und deren Bedürfnisse<br />

ausgerichteten Betreuung gehört die Zukunft.<br />

Industriemakler, Vertriebe oder Digitalmakler<br />

haben einen unterschiedlichen<br />

Betreuungsbedarf. Darauf müssen auch die<br />

Anforderungsprofile der Maklerbetreuer<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Technologie machen Sie<br />

sich da zunutze?<br />

Kettnaker: Zu Beginn von Corona haben<br />

wir fast 1.000 Geschäftspartnern das<br />

Onlineberatungstool Flexperto zur Verfügung<br />

gestellt. Auch heute bieten wir den<br />

Zugang noch mit einer Vergünstigung für<br />

unsere Vermittler an. Möglich ist damit ein<br />

vollständig digitaler Prozess ohne Medienbruch.<br />

Von der Terminvereinbarung bis<br />

zur Unterschrift kann alles komplett online<br />

abgewickelt werden. Wir stellen noch<br />

weitere zusätzliche Kommunikationstools<br />

wie MS Teams zur Verfügung.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Versicherer fahren ihre<br />

Maklerbetreuung eher zurück – wie plant<br />

hier die Alte Leipziger?<br />

Kettnaker: Wir stehen klar zu unserem<br />

wichtigsten Vertriebsweg, das ist keine<br />

Frage. Wir werden uns noch stärker auf<br />

unsere wichtigen Vermittler fokussieren.<br />

Die strategische Ausrichtung unseres<br />

Partnervertriebs und die Verknüpfung mit<br />

direkten Vertriebszugängen zu Endkunden<br />

sehe ich als das Zukunftsthema der ALH<br />

Gruppe als Maklerversicherer.<br />

<strong>procontra</strong>: „Auf wichtige Vermittler foder<br />

Zukunft ausgerichtet werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die Herausforderungen<br />

für einen Versicherer in Bezug auf<br />

die Maklerbetreuung?<br />

Kettnaker: Am Ende geht es um die besten<br />

Produkte, die besten Prozesse und die<br />

besten Serviceleistungen. Dabei spielt<br />

Technologie eine immer größere Rolle, um<br />

Serviceanforderungen von Maklern in der<br />

Betreuung gerecht zu werden.<br />

15,5<br />

Alte<br />

Leipziger<br />

Alle Angaben in %<br />

TOP 5 VERSICHERER<br />

14,4<br />

Allianz<br />

13,0<br />

Volkswohl<br />

Bund<br />

12,4<br />

VHV<br />

11,2<br />

Die<br />

Bayerische<br />

kussieren“ – das heißt, die umsatzstarken<br />

Vermittler können mit einer intensiveren<br />

Betreuung rechnen?<br />

Kettnaker: Wir haben acht Vermittlertypen<br />

definiert, von denen wir uns in den nächsten<br />

Jahren den stärksten Wachstumsschub<br />

erwarten. Bei umsatzstarken Vermittlern<br />

ist der Anspruch auf besten Service besonders<br />

ausgeprägt. Dem wollen wir mit<br />

verschiedenen Leistungen gerecht werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Und „direkte Vertriebszugänge<br />

zu Endkunden“ – wie ist das gemeint?<br />

Kettnaker: Um die Wünsche der Makler zu<br />

verstehen, ist für uns auch das Verhalten<br />

der Endkunden wichtig. Der Zugang zum<br />

Kunden ist ein immer wichtigeres Thema.<br />

Hier können wir über die Gewinnung von<br />

Leads unterstützen.<br />

<strong>procontra</strong>: Stichwort Digitalisierung – was<br />

kann in der Maklerbetreuung digitalisiert<br />

werden und wo braucht es weiterhin den<br />

Betreuer vor Ort?<br />

Kettnaker: Die Anforderungen der verschiedenen<br />

Maklertypen sind ganz unterschiedlich<br />

und unser Außendienst arbeitet<br />

bereits hybrid. Der persönliche Kontakt<br />

ist jedoch aus unserer Sicht nach wie vor<br />

in den meisten Beziehungen zu Maklern<br />

entscheidend und wird in den seltensten<br />

Fällen ganz verschwinden.<br />

<strong>procontra</strong>: Und wie gehen Sie bei der<br />

Alte Leipziger mit dem Spagat zwischen<br />

physischen Maklerbetreuern und digitaler<br />

Betreuung um?<br />

Kettnaker: Hybride Arbeit ist ein entscheidender<br />

Faktor im „New Work“ für uns.<br />

Daher müssen wir unsere Betreuer im<br />

Außen- und Innendienst dazu befähigen,<br />

diesen Spagat zu leisten. Um dies zu gewährleisten,<br />

haben wir bereits in Technologien<br />

und Ausstattung investiert und tun<br />

dies auch weiter. Zudem richten wir unser<br />

Weiterbildungsangebot konsequent an<br />

den neuen Anforderungen aus. Mit dem<br />

ALH Campus haben wir eine Plattform für<br />

Weiterbildung und IDD-Themen eingerichtet.<br />

Dort bieten wir für alle Sparten<br />

digitale Webinare, aber auch Präsenz-<br />

Veranstaltungen. Wie so oft kommt es auf<br />

eine gute Mischung aus digitalem Kontakt<br />

und persönlicher Begegnung an. Empathie<br />

ist nicht digitalisierbar. Aber wie man sich<br />

beim Kunden bestmöglich digital platzieren<br />

kann, das kann man lernen. Gemeinsam<br />

mit unseren Partnern entwickeln wir<br />

uns weiter und finden einen digitalen und<br />

persönlichen Weg.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

43


VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

»PSYCHOS« OHNE JEDE CHANCE<br />

Psychotherapie und PKV-Wechsel? Das schließt sich fast automatisch aus.<br />

Selbst bei Paartherapien und Coaching wiegeln viele Versicherer kategorisch ab.<br />

<strong>procontra</strong> hat den Test gemacht und konnte einige Anbieter sogar zum Umdenken bewegen.<br />

– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />

17,8 Millionen Deutsche sind jährlich<br />

von einer psychischen Erkrankung betroffen.<br />

Doch Therapieplätze sind knapp, die<br />

Nachfrage ist massiv gestiegen. Viele Betroffene<br />

warten mitunter monatelang auf<br />

eine Behandlung. Wer dann endlich einen<br />

Platz beim Therapeuten ergattert hat, hofft<br />

auf Hilfe und Heilung. Doch er bekommt<br />

auch einen „Stempel“ aufgedrückt, der<br />

bei der zukünftigen Krankenversicherung<br />

Probleme bereitet. Eine zurückliegende Be-<br />

handlung durch einen Psychotherapeuten<br />

stufen private Krankenversicherer oft als<br />

hohes Risiko ein, viele lehnen Neukunden<br />

mit Therapieerfahrung automatisch ab.<br />

Zusammen mit der PKV-Spezialistin Anja<br />

Glorius hat <strong>procontra</strong> Voranfragen für<br />

Musterkunden mit unterschiedlichen therapeutischen<br />

Behandlungen an die Versicherer<br />

geschickt. Die Reaktionen überraschten<br />

und erlauben die Frage, ob die Gesellschaften<br />

noch zeitgemäß entscheiden.<br />

PSYCHOTHERAPIE ALS KILLERKRITERIUM?<br />

Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen<br />

Verhaltenstherapie vor 5 Jahren,<br />

seitdem behandlungs- und beschwerdefrei,<br />

erst- und einmalig aufgetreten, keine Psychopharmaka-Einnahme<br />

Anna hat bei PKV-Anbietern die schlechtesten<br />

Karten. Sie bekam bei insgesamt 22<br />

Anfragen 16 Ablehnungen. Der Rest forderte<br />

immerhin weitere Informationen wie<br />

ein ärztliches Attest und eine Prognose des<br />

44 Illustration: Roman Kulon


Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />

Therapeuten. „Letztlich würden sie aber<br />

auf jeden Fall ablehnen“, ist Glorius überzeugt.<br />

Auch die DKV lehnte die Voranfrage<br />

ab, obwohl der Versicherer nur fünf Jahre<br />

rückwirkend fragt. Aber weil die Therapie<br />

angegeben wurde, fließt sie in die Risikoberechnung<br />

ein – mit entsprechenden Folgen.<br />

Bei der LKH wurde die Behandlung<br />

beispielsweise nicht genannt. Wäre sie genannt<br />

worden, stünden die Chancen wieder<br />

schlecht, glaubt die Maklerin.<br />

Acht Anbieter fragen rückwirkend fünf<br />

Jahre, ob eine psychotherapeutische Behandlung<br />

in Anspruch genommen wurde,<br />

bei 13 Unternehmen lag der Abfragezeitraum<br />

bei zehn Jahren. Insgesamt beobachtet<br />

Glorius eine Verschlechterung der Situation<br />

und nennt die Axa als Beispiel, die<br />

in einem neuen Tarif nun acht statt vorher<br />

fünf Jahre abfragt. Die Arag begründet<br />

den langen Abfragezeitraum damit, dass<br />

so auch periodisch verlaufende Erkrankungen<br />

wie bipolare Störungen erkannt<br />

werden sollen. Ähnlich argumentiert die<br />

Württembergische: „Bei psychischen Erkrankungen<br />

besteht oft noch einige Jahre<br />

nach Abschluss der Behandlung das Risiko<br />

eines Rezidivs, also Rückfalls.“ Also<br />

einmal krank, immer krank? Und tatsächlich<br />

erklärt auch die Versicherungskammer<br />

Bayern, die Muttergesellschaft der Bayerischen<br />

Beamtenkrankenkasse (BBKK):<br />

„Das Rezidivrisiko nach dem Auftreten einer<br />

psychischen Erkrankung ist leider hoch,<br />

die uns vorliegenden Zahlen sind valide und<br />

lassen keinen Interpretationsspielraum zu.“<br />

Glorius hält diese Einstellung für eine Farce:<br />

„Die glauben immer noch: Wenn jemand<br />

zu einer Therapie geht, dann ist er<br />

für immer angeknackst.“<br />

Maria (37), leitende Bankangestellte, 3 Sitzungen<br />

Psychotherapie vor 2 Jahren wegen<br />

Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs-<br />

und beschwerdefrei, erst- und<br />

einmalig aufgetreten<br />

Auch Maria wurde von 13 PKV-Anbietern<br />

abgelehnt. Die Signal Iduna ruderte teilweise<br />

zurück und räumt auf <strong>procontra</strong>-Rückfrage<br />

selbstkritisch ein: „Die Anfrage hätte<br />

im Rahmen einer individuellen Prüfung<br />

aufgrund von aussagekräftigen Berichten<br />

nicht zwingend abgelehnt werden müssen.“<br />

Man wolle den Fehler prüfen. Das<br />

Ergebnis der Voranfrage zeige, an welchen<br />

Stellen man nachjustieren müsse. Andere<br />

Versicherer fordern eine Selbstauskunft,<br />

eine Art psychologischen Fragebogen, den<br />

Glorius meist gemeinsam mit ihren Kunden<br />

ausfüllt. Allerdings weiterhin anonymisiert.<br />

Erst wenn der Versicherer auch nach der<br />

Selbstauskunft sein „Okay“ gibt, stellt die<br />

Maklerin den offiziellen Antrag. Glorius<br />

ist skeptisch. Sie befürchtet, Versicherer<br />

könnten Voranfragen trotz des Datenschutzes<br />

speichern und sich dann untereinander<br />

austauschen. Das würde die Versicherbarkeit<br />

weiter erschweren. Doch unabhängig<br />

davon: Was ist letztlich ausschlaggebend<br />

»Die Reaktionen der<br />

Versicherer sind nicht<br />

mehr zeitgemäß.«<br />

ANJA GLORIUS, MAKLERIN (KVOPTIMAL.DE)<br />

dafür, ob ein PKV-Interessent trotz Therapie<br />

angenommen wird? „Die Wahl des<br />

Therapieverfahrens ist nicht entscheidend<br />

für eine Risikobeurteilung“, erklärt Arag-<br />

Pressesprecher Christian Danner. Auch der<br />

Arag gehe es um das Wiedererkrankungsrisiko.<br />

Die BBKK hingegen unterscheidet<br />

zwischen einer akuten Belastungsreaktion<br />

und einer schweren depressiven Episode,<br />

ähnlich wie die HanseMerkur: „Endogene<br />

Formen, wie bei einer Depression, sind in<br />

der Regel nicht versicherbar, während eine<br />

Versicherbarkeit bei exogenen Formen,<br />

z. B. Trennung vom Ehepartner, nicht ausgeschlossen<br />

ist.“ Ein Vorgehen, das PKV-<br />

Maklerin Glorius begrüßt: „Es ist doch<br />

etwas anderes, ob jemand punktuell eine<br />

schwere Zeit hat oder dauerhaft labil ist.“<br />

Nina (41), Management-Assistentin,<br />

Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung<br />

der langjährigen Partnerschaft, 15<br />

Sitzungen vor 3 Jahren<br />

Auch eine Paartherapie wird in der Regel<br />

von einer ausgebildeten Fachkraft vorgenommen.<br />

Wollen Versicherer wissen, ob es<br />

jemals eine Behandlung bei einem Psychotherapeuten<br />

gegeben hat, müssten Antragsteller<br />

die Frage dann bejahen – das reduziert<br />

die Chancen auf eine PKV. „Wenn sich<br />

dann herausstellen sollte, dass die Paartherapie<br />

in Anspruch genommen wurde, weil<br />

die Antragstellerin Angst vor einem Betrug<br />

durch ihren Partner hatte, ist das wieder<br />

ein echtes Problem“, sagt Glorius. Bei Nina<br />

trifft das zwar nicht zu, dennoch wurde sie<br />

von 15 Versicherern abgelehnt. Zwei Versicherer<br />

sind nach <strong>procontra</strong>-Rückfrage<br />

jedoch wieder zurückgerudert: Die Arag<br />

wolle den Fall noch einmal intern prüfen.<br />

Die Axa erklärt die Ablehnung mit „einem<br />

individuellen Fehler“. Die Reaktion entspreche<br />

demnach nicht der üblichen Annahmepolitik.<br />

Die hohe Ablehnungsquote verwundert<br />

auch Glorius. Wovor hat die Branche Angst?<br />

Viele befürchten offenbar, dass sich hinter<br />

der Paartherapie noch eine psychische Erkrankung<br />

verbergen könnte. „Eine Paartherapie<br />

lässt zunächst einmal offen, ob und<br />

bei welchem Partner eine krankhafte Störung<br />

existiert“, so die Barmenia. Bei der Inter<br />

habe man die Erfahrung gemacht, dass<br />

im Rahmen der Paartherapie oft noch eine<br />

psychische Erkrankung festgestellt wird.<br />

Bei der BBKK geht man sogar einen Schritt<br />

weiter: „Insbesondere bei psychischen Erkrankungen<br />

können relevante Vorerkrankungen<br />

hinter ‚sozialverträglichen Ausweichdiagnosen‘<br />

maskiert werden.“ Dass<br />

jemand eine Paartherapie wegen einer psychischen<br />

Erkrankung macht, habe Glorius<br />

in ihren 20 Jahren Berufserfahrung jedoch<br />

noch nie gehört.<br />

Stefan (30), angestellter pharmazeutischer<br />

Leiter, drei Sitzungen berufliches Coaching<br />

vor drei Jahren beim Psychotherapeuten,<br />

ausschließlich zur beruflichen Orientierung,<br />

ohne Beschwerden<br />

Wer bisher dachte, dass ein berufliches<br />

Coaching unverfänglich für den Eintritt<br />

in die PKV sein müsste, irrt. Aufgrund der<br />

hohen Coachingkosten lassen sich Betroffene<br />

oft eine Diagnose vom Arzt ausstellen,<br />

damit die Kosten von der Krankenkasse<br />

Foto: Sebastian Berger<br />

45


VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung<br />

übernommen werden. „Das wird dann<br />

zum Problem“, so Glorius. Die Anbieter<br />

wollen Details wissen, etwa: Bei wem fand<br />

das Coaching statt? War es eine psychotherapeutisch<br />

ausgebildete Fachkraft, verhält<br />

es sich ähnlich wie bei Ninas Paartherapie.<br />

Dennoch hat Stefan bessere Chancen. Er<br />

wurde nur von sechs Anbietern direkt abgelehnt.<br />

Die Hallesche erklärt auf Nachfrage<br />

jedoch, die Risikoprüfung in Zukunft möglicherweise<br />

anpassen zu wollen. Und die<br />

anfragen prüfen würden. Bei den meisten<br />

Anbietern sieben Computerprogramme die<br />

Anfragen durch und generieren Annahme<br />

oder Ablehnung. Das führt dann oft zu<br />

pauschalen Entscheidungen, die die individuelle<br />

Situation nicht einbeziehen.<br />

Das Fazit des <strong>procontra</strong>-Tests: Bei wem<br />

die Psychotherapie nicht lang genug zurückliegt,<br />

der hat kaum eine Chance. „Die<br />

Reaktionen der Versicherer sind nicht mehr<br />

zeitgemäß“, beklagt Glorius. Sie bemän-<br />

Axa korrigiert sich abermals, eine Annahme<br />

wäre entgegen der ersten Einschätzung<br />

„grundsätzlich ohne Ausschlüsse und Risikozuschläge<br />

möglich“. Die Allianz stimmt<br />

einer Annahme zwar zu, allerdings nur<br />

mit einem Risikozuschlag. Barmenia und<br />

R+V würden Stefan „ohne Erschwernis“<br />

versichern. „Ein berufliches Coaching hat<br />

keinen Krankheitswert“, so die Barmenia.<br />

Glorius hebt den Versicherer positiv hervor,<br />

weil dort noch Fachkräfte die Risikovor-<br />

Abfragezeitraum<br />

Anna (37), IT-Administratorin, 30 Sitzungen Verhaltenstherapie<br />

vor 5 Jahren wegen depressiver Episode,<br />

seitdem behandlungs- und beschwerdefrei, erst- und<br />

einmalig aufgetreten, keine Medikamentation<br />

Maria (37), leitende Bankangestellte,<br />

3 Sitzungen Psychotherapie vor 2 Jahren wegen<br />

Scheidung vom Ehepartner, seitdem behandlungs- und<br />

beschwerdefrei, erst- und einmalig aufgetreten<br />

Nina (41), Management-Assistentin, 15 Sitzungen<br />

Paartherapie mit Ehepartner zur Stabilisierung der<br />

langjährigen Partnerschaft vor 3 Jahren<br />

Allianz 5 Jahre (mit Risikozuschlag 18 %) <br />

Alte Oldenburger 10 Jahre Paartherapiebericht erforderlich<br />

Arag 10 Jahre <br />

Axa<br />

5 (Active-<br />

ME: 8<br />

Jahre)<br />

<br />

Abschlussbericht des Psychotherapeuten<br />

und beiliegende Zusatzerklärung erforderlich<br />

<br />

(wollen Fall intern erneut prüfen)<br />

(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher<br />

Annahmepolitik; Annahme sei möglich)<br />

Barmenia 10 Jahre Selbstauskunft wegen Vorerkrankung(-en) erforderlich<br />

Bayerische Beamtenkrankenkasse<br />

10 Jahre<br />

Ärztliches Zeugnis über Zustand<br />

nach Verhaltenstherapie erforderlich<br />

Selbstauskunft erforderlich<br />

Attest zur Paartherapie mit Begründung und ob psychosomatische<br />

Erkrankungen vorliegen; Behandlung von<br />

Psychotherapeuten oder Mediator o. Ä. durchgeführt?<br />

Concordia 10 Jahre keine Rückmeldung <br />

Continentale 5 Jahre <br />

DKV 5 Jahre Abschlussbefund und ICD-Code erforderlich <br />

Gothaer 5 Jahre <br />

Hallesche 10 Jahre Ärztliches Zeugnis erforderlich <br />

HanseMerkur 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich Paartherapiebericht erforderlich<br />

Inter 10 Jahre <br />

PROCONTRA-TEST: ERGEBNISSE DER VORANFRAGEN<br />

Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“ (Diagnose?)<br />

mit der Angabe der genauen ICD-Diagnose erforderlich;<br />

Behandlung wegen Angststörung oder Trauer?<br />

Selbstauskunft und Abschlussbericht erforderlich<br />

LKH 5 Jahre <br />

Münchener Verein 5 Jahre Abschlussbericht erforderlich <br />

Nürnberger 5 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich Selbstauskunft erforderlich Selbstauskunft erforderlich<br />

ottonova 10 Jahre <br />

R+V 10 Jahre <br />

Ärztliches Attest oder Abschlussbericht mit Angabe der<br />

Diagnose, Beschwerden, Behandlung und Behandlungsdauer,<br />

Folgen und Verlauf bis heute erforderlich<br />

Paartherapiebericht erforderlich<br />

SDK 10 Jahre <br />

Signal Iduna 10 Jahre <br />

(Reaktion: „Hätte nicht zwingend<br />

abgelehnt werden müssen“)<br />

(Reaktion: „Hätte nicht zwingend<br />

abgelehnt werden müssen“)<br />

uniVersa 10 Jahre Ärztliches Attest vom Therapeuten erforderlich <br />

Württembergische 10 Jahre <br />

46 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />

gelt, dass der Präventionsgedanke keine<br />

Rolle spiele: „Viele wollen doch einfach nur<br />

gesund bleiben. Die Reaktionen der Versicherer<br />

führen dazu, dass Menschen nichts<br />

für ihre Psyche tun.“<br />

Der Test zeigt Vermittlern aber auch,<br />

dass es sich lohnen kann, eine Ablehnung<br />

noch einmal zu hinterfragen und auf eine<br />

individuellere Prüfung zu pochen. Der eine<br />

oder andere Versicherer überdenkt seine<br />

Entscheidung dann vielleicht noch mal.<br />

Turteltauben.<br />

Abschluss.<br />

Piepen.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

Wie unsere Paar-Aktion in der Risikolebensversicherung<br />

mit 2 × 25 € Beitragsguthaben * .<br />

Stefan (30), angestellter pharmazeutischer Leiter,<br />

3 Sitzungen berufliches Coaching beim Psychotherapeuten<br />

vor 3 Jahren, seither ohne Beschwerden<br />

(mit Risikozuschlag 19 %)<br />

Behandlungsbericht erforderlich<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

(Reaktion: RVA war ein Fehler, entspreche nicht üblicher<br />

Annahmepolitik; Annahme sei möglich)<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

<br />

Abschlussbericht mit ICD-10-Diagnose erforderlich<br />

<br />

<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

Selbstauskunft „Psychische Erkrankungen“<br />

(inkl. Diagnose) mit ICD-Diagnose erforderlich<br />

<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

Selbstauskunft erforderlich<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

<br />

Arztattest erforderlich (Diagnose, Behandlungszeitraum<br />

und -status, Art der Behandlung, Prognose), sämtliche<br />

Facharzt-, Krankenhaus- und OP-Berichte, Selbstauskunft<br />

Befundbericht zur Therapie mit Diagnose, Ursache,<br />

Art und Umfang der Therapie erforderlich<br />

Abschlussbericht erforderlich<br />

<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

Sparen im Doppelpack<br />

Jetzt noch bis zum 31.12.<strong>2022</strong> Paare<br />

sparen lassen: Für einen Doppelabschluss<br />

der Risikolebensversicherung erhalten<br />

Ihre Kunden für beide Verträge jeweils<br />

25 € Beitragsguthaben * .<br />

2 × 25 € *<br />

Beitragsguthaben<br />

Mehr unter 0221 5737-300 oder auf<br />

europa-vertriebspartner.de/paarsparen<br />

* Teilnahmebedingungen: Diese Aktion gilt, wenn zwei Partner<br />

(Ehepartner, unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem<br />

Lebenspartnerschaftsgesetz), die im gleichen Haushalt leben<br />

(identische Postadresse), jeweils eine Risikolebensversicherung<br />

(E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch generiertem Antrag beantragen.<br />

Die Anträge müssen gleichzeitig und zusammen mit dem<br />

„Gutschein“, der den Antragsunterlagen beigefügt ist, in der Zeit<br />

vom 01.09.<strong>2022</strong> bis zum 31.12.<strong>2022</strong> bei der EUROPA eingereicht<br />

werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert geprüft. Jeder<br />

Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit ein Beitragsguthaben<br />

in Höhe von 25 € (15 € für das Kalenderjahr <strong>2022</strong>, 10 € für das<br />

Kalenderjahr 2023). Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung<br />

per SEPA-Lastschriftverfahren erforderlich. Der Rechtsweg ist<br />

ausgeschlossen, keine Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren,<br />

Ansprüche sind nicht übertragbar.<br />

47


VERSICHERUNGEN Waldversicherung<br />

FORST MIT HEISSEM RISIKO<br />

Brenzlige Situation für den deutschen Wald, wo längst nicht mehr alles im grünen Bereich ist.<br />

Lösungsansatz für Versicherer und somit auch Makler:<br />

mit Prävention und Risikoschutz auf Nachhaltigkeit abzielen<br />

– TEXT: CARLA FRITZ –<br />

Nationalpark Harz und Sächsische Schweiz.<br />

Brandenburg, Bayern, Berlin. Der Wald<br />

brennt, „auch in Regionen, wo das früher<br />

nur sehr selten vorkam – wie beispielsweise<br />

in Hessen oder hier im Bergischen Land“,<br />

kommentiert Diplom-Forstwirt Andreas<br />

Wiese von der Axa das Geschehen quer<br />

durch die Bundesländer.<br />

Das hat bekanntermaßen mit Trockenheit,<br />

Hitze, Wind und dem vielen Totholz<br />

im Wald zu tun, andererseits mit der größeren<br />

Begängnis dort seit der Pandemie.<br />

„Menschen, die früher in der ‚Muckibude‘<br />

waren, erleben jetzt den Wald. Erfreulich“,<br />

so Wiese. Die Kehrseite: Fahrlässigkeit,<br />

wenn Autos mit noch brandheißen Katalysatoren<br />

am Waldrand abgestellt werden,<br />

in der grünen Lunge gegrillt oder geraucht<br />

wird. „Nach wie vor sind die meisten<br />

Waldbrände – circa 95 Prozent – menschengemacht“,<br />

sagt Jan Droll, Produktmanager<br />

Waldversicherung bei der Gothaer. Dazu<br />

gehört auch der Funkenflug von Erntemaschinen<br />

im Wald und auf dem Feld.<br />

KLEINWALDEIGENTÜMER WOLLEN SCHUTZ<br />

Rund 4.200 Hektar fackelten bis Mitte August<br />

dieses Jahres ab, etwa 10 Prozent mehr<br />

als im Hitzerekordjahr 2018 – so die Zahlen<br />

des Europäischen Waldbrand-Informationssystems<br />

(EFFIS) für die Bundesrepublik.<br />

Da nehmen sich die verkohlten circa<br />

150 Hektar aus 2021 fast wie Peanuts aus.<br />

„In normalen Jahren summiert sich die<br />

durch Brand verwüstete Waldfläche auf<br />

rund 600 Hektar“, so Forstassessor Droll.<br />

Dass – wie jüngst in Brandenburg – 600 bis<br />

800 Hektar am Stück brennen, sei schon<br />

außergewöhnlich – und auch dass die Feuer<br />

mehrere Tage lang wüteten. „Im Schnitt<br />

haben wir Flächenbrände von 0,5 bis 0,7<br />

Hektar mit Ausreißern von circa 100 bis<br />

200 Hektar.“ Ein Waldbrand sei normalerweise<br />

innerhalb eines Tages gelöscht. „In<br />

diesem Jahr sah die Welt etwas anders aus.“<br />

Mit Folgen für den Absicherungsbedarf<br />

und -wunsch. Die Gefahr so nah vor Au-<br />

gen, decken sich zunehmend mehr Kleinwald<br />

eigen tümer mit einer Waldbrandversicherung<br />

ein. Davon berichten die Anbieter<br />

unisono. „Wir versichern den Vermögenswert<br />

des Waldes. Also nicht nur den aktu-<br />

48 Illustration: Roman Kulon


Waldversicherung VERSICHERUNGEN<br />

ellen Holzwert, der zum Beispiel bei einem<br />

jungen Fichtenwald gleich null wäre, weil<br />

das Holz noch nicht verwertbar ist“, erklärt<br />

Wiese das auf die jeweilige Region<br />

abgestimmte Konzept. Dabei wächst die<br />

baumartenbezogene Versicherungssumme<br />

pro Hektar mit dem Alter des Waldes mit<br />

– von anfänglich beispielsweise 5.000 Euro<br />

auf 20.000 Euro im Extremfall, wenn ein<br />

Kiefern-Altbestand abbrennt, bei der Eiche<br />

gegebenenfalls auf 35.000 Euro.<br />

»Wir prüfen die<br />

Honorierung von<br />

Brandschutzkonzepten<br />

und Frühwarnsystemen.«<br />

JAN DROLL, GOTHAER<br />

MULTI- STATT MONOKULTUR<br />

„Darin schlägt sich letztlich nieder, womit<br />

der Waldbesitzer sein Geld verdient.“ Fichte,<br />

Eiche oder Edellaubholz werden von daher<br />

anders bewertet als zum Beispiel Birke,<br />

Erle oder sonstiges Weichholz.<br />

Neben diesem monetären Wert dürfte<br />

nach Wieses Überzeugung in Zukunft auch<br />

der ökologische Wert eine Rolle spielen.<br />

„An dieser Bewertung der Ökosystemleistung<br />

des Waldes arbeiten derzeit die Wissenschaft,<br />

die Forstbranche und auch wir<br />

als Versicherer.“ Heißt: Wenn Waldbesitzer<br />

ihre Bestände in Richtung Mischwald<br />

umbauen, klimaresiliente und weniger<br />

waldbrandgefährdete Baumarten wählen,<br />

könnte das künftig auch die Waldbewertung<br />

beeinflussen und sich letztlich auch in<br />

höheren Versicherungssummen oder geringeren<br />

Prämien widerspiegeln. Schon jetzt<br />

sei der ökologisch sinnvollere Mischwald<br />

wesentlich günstiger in der Versicherung.<br />

Mischwald statt Nadelwald-Monokultur.<br />

Dafür vergibt die GVO einen Nachhaltigkeitsrabatt<br />

von 10 Prozent auf die<br />

Prämie. „Er kommt ab zwei Hauptbaumarten<br />

im Bestand zum Tragen. Zum Beispiel<br />

Eiche und Buche oder Kiefer und Buche“,<br />

erläutert Forstexperte Aljoscha Dreyer.<br />

1.600<br />

1.400<br />

1.200<br />

Durchschnitt seit 1993: 1.035<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

FEUERGEFAHR<br />

Zahl der jährlichen Waldbrände in Deutschland<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

MEHR VORSORGE<br />

Wie die Gothaer versichert auch die GVO<br />

die Waldbestände nach einem Pauschalkonzept.<br />

„Mit 4.000 Euro Entschädigung pro<br />

Hektar – egal ob Jungkultur oder hiebsreifer<br />

Bestand – sollte man als Kleinwaldbesitzer<br />

gut hinkommen“, bezieht sich Dreyer<br />

auf das hauseigene Angebot und den statistisch<br />

durchschnittlichen Waldbrandschaden<br />

der letzten 30 Jahre von 2.600 Euro je<br />

Hektar Waldfläche. „Gerade hatten wir –<br />

nach einem Waldbrandschaden – auch eine<br />

Anfrage einer Forstbetriebsgemeinschaft<br />

aus Brandenburg“, so Dreyer. „Teils haben<br />

diese Zweckgemeinschaften lediglich eine<br />

Haftpflichtversicherung.“ Eine Beobachtung,<br />

die er mit Droll teilt.<br />

Ein Umdenken setzt auch bei größeren<br />

Forstbetrieben ab 100 Hektar ein, die Feuerschäden<br />

bisher zumeist finanziell selbst<br />

gestemmt haben. Hier registriert die Gothaer<br />

seit circa zehn Jahren eine „Verschiebung<br />

der Risikopräferenzen hin zu vorsorglicher<br />

Versicherung der Waldbrandgefahr“.<br />

Last Minute – wenn der Nachbarwald in<br />

Reichweite schon brennt – sollte man sich<br />

aber bekanntlich nicht darauf verlassen.<br />

„In Einzelfällen gibt es aktuell eine Wartezeit<br />

von vier Wochen. Außergewöhnlich für<br />

uns, aber für die Risikoprüfung nötig“, so<br />

Droll.<br />

Für ihn durchaus vorstellbar, dass ein sehr<br />

brandgefährdeter Wald künftig nur versichert<br />

wird, sofern der Eigentümer nachweislich<br />

eine Löschwasserentnahmestelle<br />

vor Ort installiert. Solche Möglichkeiten<br />

könnten, für extreme Risikogebiete, dann<br />

auch standardmäßig Eingang in die Tarifwerke<br />

finden – ebenso die Honorierung von<br />

Brandschutzkonzepten und Frühwarnsystemen,<br />

bei denen die Digitalisierung helfen<br />

könne. <br />

LOHNT DER ABSCHLUSS<br />

EINER WALDBRANDVERSICHERUNG?<br />

PRO<br />

Klimawandel/<br />

wachsende Waldbrandgefahr<br />

Ertragsausfall in der<br />

Holzernte abdecken<br />

Wiederbewaldung<br />

vorgeschrieben/kostet<br />

1.708<br />

1.523<br />

CONTRA<br />

Für Kleinwaldbesitzer<br />

überschaubarer<br />

Verlust<br />

Geringes Risiko in<br />

moorigen/feuchten<br />

Gebieten<br />

Eigenes Brandschutzkonzept/<br />

Frühwarnsystem<br />

1.360<br />

Quelle: GDV<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

49


VERSICHERUNGEN Hinterbliebenenabsicherung<br />

BANKROTT ZURÜCKGELASSEN?!<br />

Geld weg, Rente weg. Dumm gelaufen für den, der den anderen überlebt. Trotz neuer Vielfalt<br />

bei der Alters- und Hinterbliebenenvorsorge braucht es Makler, die das Ganze steuern.<br />

– TEXT: CARLA FRITZ –<br />

Eine halbe Million Euro fürs Alter investiert<br />

und trotzdem auf ergänzende Grundsicherung<br />

angewiesen? Gar nicht so weit hergeholt,<br />

dieses Szenario – für ein Paar um die<br />

60, das sich mit dem Geld aus einem Immobilienverkauf<br />

eine private Rente sichern<br />

wollte. Beide vorher selbstständig, beide<br />

mit einer gesetzlichen Rente unterhalb der<br />

Grundsicherung. „Deshalb brauchten sie<br />

in jedem Fall eine Ergänzung – egal, wer<br />

wen überlebt“, so Brigitte Mayer von der<br />

Verbraucherzentrale Hessen. Der Wunsch<br />

waren 1.500 Euro Rente auf verbundene<br />

Leben, das tatsächliche Angebot vom Vermittler<br />

1.350 Euro, „wieder einmal versteckt<br />

in einer Prognoserente – und auch<br />

nicht auf verbundene Leben“. Bei diesem<br />

Modell hätte der Mann als Hinterbliebener<br />

ergänzende Grundsicherung gebraucht,<br />

wenn seine Frau während des Rentenbezugs<br />

gestorben wäre. Denn der Vertrag war<br />

auf sie kalkuliert. 400.000 Euro von der<br />

halben Million wären in ihre private Rente<br />

gegangen, 60.000 Euro in eine Hinterbliebenenabsicherung<br />

respektive Rente für ihn.<br />

GROB UND FEIN<br />

Wie sind die Hinterbliebenen in Altersvorsorgeverträgen<br />

abgesichert? Eine Frage,<br />

die sich einmal mehr stellt, wenn jetzt<br />

die Babyboomer – wie im konkreten Fall<br />

oft als Paar und im statistischen Durchschnitt<br />

auch mit höherer Lebenserwartung<br />

– in den Ruhestand gehen. „Bei manchen<br />

Modellen müsste man tatsächlich sagen:<br />

am besten vor Rentenbeginn das Zeitliche<br />

segnen‘“, überspitzt Mayer. Als „differenzierter<br />

und flexibler, von daher aber auch<br />

unübersichtlicher“ beschreibt Makler Bert<br />

Heidekamp aus Berlin die Angebotssituation.<br />

Ver gleichs programme helfen da nach<br />

seiner Erfahrung nur bedingt weiter. „Regelungen<br />

für die Absicherung der Hinterbliebenen<br />

sind dort oft nur sehr grob gefasst.“<br />

Andererseits: Deutlich längere Rentengarantiezeiten<br />

von bis zu 30 Jahren etwa bei<br />

HDI oder Auflösung des Guthabens noch<br />

bis zum 80. Lebensjahr etwa bei der Ideal,<br />

bevor es verrentet wird – in der neuen<br />

Vielfalt stecken auch neue Möglichkeiten.<br />

Wenn man sie sich denn erschließt.<br />

IM WECHSELSPIEL<br />

Heidekamp nutzt für seine Kundschaft in<br />

bestimmten Konstellationen beispielsweise<br />

die Unterschiede zwischen Anspar- und<br />

Rentenphase: durch unterschiedlichen Rentenbeginn<br />

von zwei oder mehreren Verträgen<br />

– je nach Prämienhöhe. Selbst wenn bei<br />

dem einen Vertrag, der deutlich früher einsetzt,<br />

die Rentengarantiezeit für den Hinterbliebenen<br />

schon überschritten ist, bleibt<br />

dann immer noch der zweite Vertrag. Soweit<br />

noch in der Ansparphase, wird für die<br />

Hinterbliebenen dann typischerweise das<br />

Guthaben fast 100-prozentig ausgekippt, in<br />

der Rentenbezugsphase das Restguthaben,<br />

oder es gibt die Auszahlung entsprechend<br />

der Rentengarantiezeit. „Auch das kann<br />

man je nach Bedarf steuern.“<br />

Dazu sei aber im Vorfeld zu klären:<br />

Kommt der Kunde zu Lebzeiten mit diesem<br />

Splitting überhaupt klar? „Was will<br />

er wirklich – eine klassische Rente oder<br />

50 Illustration: Roman Kulon


Hinterbliebenenabsicherung VERSICHERUNGEN<br />

»Bei manchen Modellen<br />

müsste man tatsächlich<br />

überspitzt sagen: am besten<br />

vor Rentenbeginn das<br />

Zeitliche segnen. «<br />

BRIGITTE MAYER, VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />

eventuell einen Teil in Fonds?“ Welches Risiko hat er<br />

und welche Risikoneigung? Aufschlussreich insofern<br />

auch, was Thomas Lüer, im Vorstand von HDI für den<br />

Makler- und Kooperationsvertrieb verantwortlich, in<br />

Bezug auf das hauseigene Angebot feststellt: „Bei rund<br />

80 Prozent derjenigen, deren fondsgebundene Rentenversicherung<br />

fällig zur Auszahlung ist, überwiegt<br />

eindeutig der Wunsch nach einer Kapitalleistung, die<br />

anderen entscheiden sich für die Rentenzahlung.“ Vor<br />

Jahren sei dieses Verhältnis bei Altersvorsorgeprodukten<br />

noch fast ausgeglichen gewesen.<br />

Mayers Fazit: Man sollte durchaus auch über Alternativen<br />

zur klassischen Rentenversicherung nachdenken,<br />

über befristete Renten, Fonds- und Bankentnahmepläne.<br />

Das erwähnte Paar hat sein Geld auf ihren<br />

Rat hin – zunächst kurzfristig – in einen gestaffelten<br />

Bankentnahmeplan angelegt – „wo der Anspruch der<br />

Erben nicht verfallen kann und aus dem sich auch die<br />

gewünschten 1.500 Euro finanzieren lassen“. Das letzte<br />

Wort ist insofern noch nicht gesprochen.<br />

So oder so: eine Grundsatzentscheidung, die erhebliche<br />

Ansprüche an das Beratungsgespräch stellt. <br />

STEREOTYP,<br />

der:<br />

[ʃteʁeoˈtyːp]<br />

PRO<br />

PRIVATRENTE MIT<br />

HINTERBLIEBENENABSICHERUNG?<br />

In Kombi mit lebenslanger<br />

Rente hohe Sicherheit<br />

für Bezieher zu Lebzeiten,<br />

das hießt auch für Partner/<br />

Kinder<br />

Sicherheit für Erben<br />

durch verlängerte Garantiezeiten<br />

(Rentenphase)<br />

Anpassungsfähige<br />

Gestaltung durch flexibles<br />

Eintrittsalter<br />

CONTRA<br />

Kosten für Hinterbliebenenabsicherung<br />

schmälern<br />

Rente<br />

Anspruch der Erben<br />

zeitlich/summenmäßig<br />

begrenzt (Rentenphase)<br />

Je nach Status des<br />

Hinterbliebenen nicht<br />

lebensnotwendig<br />

Kann sich später das<br />

Ferienhaus UND<br />

die Traumanlage leisten.<br />

JETZT INFORMIEREN UNTER<br />

www.lv1871.de/financialfreedom<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

51


VERSICHERUNGEN E-Mobilität<br />

AKKU-RISIKEN ENTLADEN<br />

Akkus sind das Herz jeden elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Doch sie erhöhen auch<br />

deutlich das Feuerrisiko. Vermittler können mit Schadenverhütung und Aktualisierung von<br />

Verträgen die Kunden aufklären und besser schützen.<br />

– TEXT: UWE SCHMIDT-KASPAREK –<br />

„Durch die verbreitete Verwendung von<br />

Lithium-Ionen-Batterien können Fahrzeuge<br />

schneller und heißer in Flammen aufgehen“,<br />

warnt Florian David-Spickermann<br />

vom Rückversicherer Scor. Wenn Fahrzeuge<br />

brennen, kann es bei Hochspannungsbatterien<br />

zu einer Kettenreaktion kommen, die<br />

als thermisches Durchgehen bekannt ist.<br />

Dann entzündet eine Zelle die nächste und<br />

die Temperaturen steigen. „Eine externe<br />

Kühlung ist kaum wirksam, da die Zellen<br />

zur Außenhülle hin zunehmend thermisch<br />

isoliert und in stabile, weitgehend wasserdichte<br />

Gehäuse eingebaut sind, welche<br />

sicher in die Fahrzeugstruktur integriert<br />

sind“, erläutert David-Spickermann.<br />

SCHIFFBRUCH NACH E-FAHRZEUG-BRAND<br />

Spektakuläre Brandfälle zeigen, dass die<br />

Gefahr nicht nur theoretisch ist. So brannte<br />

der Frachter „Felicity Ace“ mit knapp<br />

4.000 Autos der VW-Gruppe und sank<br />

später im Atlantik. Die Brandursache ist<br />

unklar. Es sollen aber sehr viele E-Autos<br />

an Bord gewesen sein. „Spektakulär waren<br />

zudem Brände in den Busdepots der Stuttgarter<br />

Straßenbahnen (SSB), der Rheinbahn<br />

in Düsseldorf und der Hannoverschen<br />

Verkehrsbetriebe Üstra“, erklärt Stephan<br />

Schwegat, Leiter Gewerbe/Industrie bei der<br />

SV SparkassenVersicherung. Insgesamt verursachten<br />

die Brände hohe zweistellige Millionenschäden.<br />

Die gefährlichen Akkus, die<br />

bei kompakter Bauweise eine hohe Energiedichte<br />

haben, befinden sich aber nicht<br />

nur in Bussen und E-Autos, sondern auch<br />

in E-Bikes, in Scootern und sogar in jedem<br />

Smartphone.<br />

SCHADENFREQUENZ NOCH UNAUFFÄLLIG<br />

Trotzdem ist aktuell die Schadenfrequenz<br />

noch nicht auffällig. Daher bekämpfen Ex-<br />

perten energisch das Vorurteil, Elektroautos<br />

würden öfter brennen als andere Fahrzeuge.<br />

Dafür gibt es nach den Erfahrungen<br />

der Autoversicherer sowie der Feuerwehr<br />

keine Anhaltspunkte. E-Fahrzeuge brennen<br />

nach Erkenntnis der Autoversicherer nicht<br />

häufiger als Fahrzeuge mit herkömmlichem<br />

Verbrennungsantrieb (siehe Tabelle). Da-<br />

her ist nach Meinung der Unfallforscher<br />

ein Verbot von Elektroautos in Tiefgaragen<br />

nicht notwendig. Dies bestätigt auch der<br />

Fachausschuss Vorbeugender Brand- und<br />

Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren.<br />

„Das Sperren einer Garage für alternativ<br />

angetriebene Pkw ist aus brandschutztechnischer<br />

Sicht nicht angezeigt, wenn die<br />

52 Illustration: Roman Kulon


E-Mobilität VERSICHERUNGEN<br />

Garage dem Baurecht entspricht“, erläutert<br />

Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor<br />

und Vorsitzender des Fachausschusses.<br />

„Solange der Gesetzgeber ein Parken in<br />

Tiefgaragen nicht verbietet, werden wir<br />

in solchen Fällen den Versicherungsschutz<br />

nicht über unsere Bedingungen einschränken<br />

oder ausschließen“, erläutert Janine<br />

Bollhorst von der VHV.<br />

SCHADENVERHÜTUNG WICHTIG<br />

Spezielle Zuschläge für das „Akku-Risiko“<br />

verlangen derzeit weder die Rück-, noch die<br />

Erstversicherer. Es gibt auch keine besonderen<br />

Pflichten. „Bis auf Weiteres planen<br />

wir keine Änderungen der Bedingungen für<br />

unsere Kunden mit E-Autos“, heißt es bei<br />

der VHV. Und die Allianz rät lediglich, keine<br />

ungeeigneten Ladegeräte zu verwenden.<br />

„Das Laden an üblichen Schutzkontaktsteckdosen<br />

ist zwar grundsätzlich möglich,<br />

diese sind jedoch nicht für eine höhere Dauerbelastung<br />

ausgelegt“, warnt der Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV). Sicherer, störungsfreier und<br />

schneller beim Laden seien fest installierte<br />

Ladeeinrichtungen, sogenannte Wallboxen.<br />

Der Rückversicherer Scor wünscht sich<br />

schon heute, dass E-Fahrzeuge nicht „unbeaufsichtigt<br />

in der Nacht“ geladen werden.<br />

Denn schon kleine Beschädigungen, falsche<br />

Ladegeräte oder Temperaturunterschiede<br />

»Nach Unfällen oder<br />

Stürzen sollte der<br />

Akku sorgsam<br />

kontrolliert und<br />

notfalls sogar ausgewechselt<br />

werden.«<br />

STEPHAN SCHWEGAT, SV SPARKASSENVERSICHERUNG<br />

könnten Brände verursachen, warnt die<br />

Protectoplus GmbH, ein Anbieter von<br />

Gefahrstofflager-Systemen. Auch eine vollständige<br />

Entladung der Lithiumbatterie<br />

kann durch einen inneren Kurzschluss zu<br />

einem Brand führen. Deshalb sollten die<br />

Batterien stets mit einer Ladeleistung von<br />

40 Prozent gelagert werden. Sehr sinnvoll<br />

BRANDSCHÄDEN AN PKW IN DER VOLL- UND TEILKASKO<br />

Auf Öko-Fahrzeuge entfällt wegen geringer Verbreitung<br />

nur ein Bruchteil aller Fahrzeugbrände.<br />

20.000 250<br />

19.000<br />

18.000 18.200<br />

213<br />

17.800 18.<strong>05</strong>0<br />

200<br />

16.900<br />

16.000 15.900<br />

16.100<br />

16.000<br />

150<br />

15.100<br />

154<br />

14.800<br />

14.000 101<br />

100<br />

66<br />

12.000 56<br />

50<br />

40<br />

46<br />

30<br />

17 22<br />

10.000 0<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Anzahl der Brände aller Fahrzeuge<br />

<br />

ist es, Gewerbe- und Industriebetriebe über<br />

die Gefahren, die von Akkus ausgehen, umfassend<br />

aufzuklären. Schwegat: „Oft kann<br />

man organisatorisch so eingreifen, dass<br />

die Gefahr minimiert wird.“ So könnten<br />

E-Autos etwa im Freien oder weit von<br />

brandgefährdeten Gebäuden entfernt geparkt<br />

werden. „Nach Unfällen oder Stürzen<br />

sollte der Akku sorgsam kontrolliert<br />

und notfalls sogar ausgewechselt werden“,<br />

mahnt Experte Schwegat. Sogar ein Laptop<br />

oder das Smartphone, das bei den meisten<br />

Menschen in der Nacht geladen wird, sollte<br />

auf einer feuerfesten Unterlage liegen. Wer<br />

solche Ratschläge nicht befolgt, handelt unter<br />

Umständen fahrlässig.<br />

LEISTUNGSKÜRZUNGEN MÖGLICH<br />

Während Haftpflichtschäden, also etwa<br />

wenn ein E-Fahrzeug beim Brand Dritte in<br />

Mitleidenschaft zieht, nur bei Vorsatz nicht<br />

entschädigt werden, gilt dies bei Sachversicherungen<br />

wie der Feuer-, Kasko-, Hausrat-<br />

oder Wohngebäudepolice nicht. Hier<br />

könnte der Versicherer theoretisch „grobe<br />

Fahrlässigkeit“ einwenden und je nach<br />

Schwere des Verschuldens nur einen Teil<br />

des Schadens ersetzen. „Daher ist es sinnvoll,<br />

dass alte Verträge upgedatet werden“,<br />

rät Schwegat. Bei modernen Policen verzichten<br />

viele Versicherer in vollem Umfang<br />

auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit.<br />

Für Vermittler und Makler ist die Aufklärung<br />

und Verbesserung der privaten<br />

Policen ein echter Vertriebsimpuls. Denn<br />

Anzahl der Brandschäden an Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen<br />

bei Gleichverteilung der Schäden (Schätzung)<br />

in der heutigen Zeit ist Schadenverhütung<br />

besonders wichtig, da Ersatzteile kaum beschafft<br />

werden können. „Es geht etwa bei<br />

einem Brand meist nicht um den reinen<br />

Sachschaden, sondern vielmehr um die Betriebsunterbrechung,<br />

die heute sehr lange<br />

ausfallen kann“, warnt Schwegat.<br />

Mit Aufklärung und Vertragsverbesserung<br />

können Vermittler daher bei ihren<br />

Kunden echt punkten, denn die neue Feuergefahr<br />

durch Akkus dürfte noch kaum in<br />

den Köpfen präsent sein. <br />

PRO<br />

AUF DEN GEFAHRENHERD<br />

»AKKU« HINWEISEN<br />

Die Gefahrenhinweise<br />

sind ein neutraler<br />

Anlass für ein<br />

Gespräch.<br />

Entwarnung gibt es<br />

hinsichtlich zusätzlicher<br />

Pflichten vonseiten<br />

der Versicherer<br />

Der Übergang<br />

zum optimalen Versicherungsschutz<br />

ist fließend<br />

Quelle: GDV <strong>2022</strong>, eigene Schätzung<br />

CONTRA<br />

„Aus einer Maus<br />

wird ein Elefant“<br />

gemacht, da die Schadenfrequenz<br />

nicht<br />

steigt<br />

Mit solchen „Tipps“<br />

werden die Kunden<br />

bereits überhäuft<br />

Das Thema<br />

„Fahrlässigkeit“ ist<br />

sehr kompliziert und<br />

aufwendig<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

53


BUSCHFUNK Berater<br />

BERATER<br />

WOHNUNGSEIGENTÜMER HAFTEN GEMEINSAM<br />

BGH fällt Urteil zu Schäden in Eigentümergemeinschaftsanlagen.<br />

Foto: Andrei 310<br />

Muss eine Wohnungseigentümer-Gemeinschaft für Schäden aufkommen, die nur in einer<br />

einzelnen Wohnung auftreten und von der Versicherung nicht übernommen werden? Zu dieser<br />

Frage hat der Bundesgerichtshof nun ein wegweisendes Urteil gefällt und kommt zu dem<br />

Schluss: Der in der Gebäudeversicherung vereinbarte Selbstbehalt ist von allen Eigentümern<br />

gemeinschaftlich zu tragen (AZ: V ZR 69/21). Die Begründung der Richter: Eine höhere Selbstbeteiligung<br />

führe zu niedrigeren Versicherungsbeiträgen – und davon profitieren alle. Daher<br />

müssten auch die Kosten auf alle Schultern gleichermaßen verteilt werden. Geklagt hatte die<br />

Eigentümerin einer Kölner Gewerbefläche. In der Wohnungseigentümer-Gemeinschaft, der<br />

sie angehörte, war es wegen mangelhafter Leitungen in der Vergangenheit immer wieder zu<br />

Leitungswasserschäden gekommen. Die Gewerbeeinheit war stets unversehrt geblieben.<br />

SPARERPAUSCHBETRAG WIRD ERHÖHT<br />

Bundeskabinett beschließt Steuererleichterungen.<br />

Das Bundeskabinett hat eine Erhöhung des Sparerpauschbetrags<br />

beschlossen: Zum Jahresbeginn 2023 sollen die pro Jahr vor der<br />

Abgeltungssteuer geschützten Kapitalerträge von derzeit noch 801<br />

Euro pro Alleinstehenden auf 1.000 Euro angehoben werden. Für<br />

steuerlich gemeinsam veranlagte Ehegatten/Lebenspartner beläuft<br />

sich die Erhöhung entsprechend auf 2.000 Euro. Bereits erteilte<br />

Freistellungsaufträge sollen von den Banken pauschal um den Satz<br />

der Erhöhung – rund 25 Prozent – angepasst werden.<br />

Foto: Rolphus<br />

BUND PLANT SCHUTZSCHIRM FÜR PFLEGEHEIME<br />

SPD kündigt für den Herbst Entlastungspaket an.<br />

Foto: SPD<br />

Um die immer weiter steigenden Eigenanteile für Pflegebedürftige sowie die Folgen von<br />

Rekordinflation und hohen Energiepreisen abzufedern, plant der Bund, im Herbst einen<br />

Schutzschirm für Pflegeheime, soziale Einrichtungen und Krankenhäuser einzurichten:<br />

SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt kündigte kürzlich im Interview mit der „Bild“-Zeitung ein<br />

Entlastungspaket an. Welche Summen die Bundesregierung dafür in die Hand nehmen will<br />

und unter welchen Voraussetzungen ein solches Maßnahmenpaket zum Tragen kommen soll,<br />

sagte sie allerdings nicht. Das Bundesgesundheitsministerium teilte auf <strong>procontra</strong>-Anfrage<br />

mit, dass aktuell noch keine konkreten Planungen zu dem in Aussicht stehenden Maßnahmenpaket<br />

existieren.<br />

54<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Berater BUSCHFUNK<br />

BaFin: Taskforce für Unternehmensprüfung<br />

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) hat eine neue Abteilung gegründet, um Unternehmen<br />

in Verdachtsfällen schnell vor Ort prüfen zu können.<br />

Die Taskforce ist Teil der Neuorganisation der Behörde. Sie<br />

arbeitet Hand in Hand mit den Aufsichtsbereichen und der<br />

neuen Fokusaufsicht der BaFin.<br />

Foto: Amnaj Khetsamtip<br />

Come together,<br />

right now!<br />

NORMAN WIRTH<br />

Geschäftsführender Vorstand des AfW<br />

Fonds Finanz: Neuer Ausbildungsleiter<br />

Der Münchener Maklerpool Fonds Finanz hat mit Holger<br />

Kräker ab Mitte Oktober einen neuen Ausbildungsleiter.<br />

Der 45-jährige Versicherungskaufmann und Betriebswirt<br />

soll die Nachwuchsarbeit bei Fonds Finanz verstärken und<br />

das Angebot der Ausbildung zum geprüften Versicherungsmakler<br />

weiterentwickeln.<br />

PIB Gruppe: Neuer CEO für Europa<br />

Der spezialisierte Versicherungsmakler PIB Group<br />

hat Onno Janssen zum CEO mit Schwerpunkt Europa<br />

ernannt. In der neu geschaffenen Position wird Janssen<br />

verschiedene bestehende Geschäftsbereiche der PIB in<br />

Europa verantworten. Darüber hinaus soll er neue Märkte<br />

erschließen. Janssen stammt ursprünglich aus den Niederlanden<br />

und war 21 Jahre lang bei Aon tätig.<br />

AfW: Aktualisierte Checkliste zur VSH<br />

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW e. V. hat<br />

seine Checkliste zur Bedarfsüberprüfung in der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung<br />

(VSH) für Finanzdienstleister<br />

überarbeitet. Dazu wurde in gemeinsamer<br />

Arbeit mit dem Fördermitglied Hans John Versicherungsmakler<br />

GmbH Feedback aus der Branche berücksichtigt.<br />

S.L.P.: Neuer Vorstand<br />

Sven Schleicher hat Anfang September das neu geschaffene<br />

Vorstandsressort Marketing und Vertrieb bei der<br />

S.L.P. Vertriebsservice AG übernommen. In seiner Funktion<br />

unterstützt er zentral die einzelnen Vertriebseinheiten der<br />

Gesellschaft und deren Führungskräfte. Die S.L.P. ist seit<br />

über 24 Jahren als Assekuradeur in der Unfall-, Hausratund<br />

Haftpflichtversicherung tätig.<br />

Degussa: Verkauf von Prinas Montan<br />

Die Frankfurter Degussa Bank AG hat ihren Versicherungsvermittler<br />

Prinas Montan veräußert. Käufer ist die<br />

in Köln ansässige Global Service GmbH. Die Transaktion<br />

wurde rückwirkend zum 1. Januar <strong>2022</strong> durchgeführt.<br />

2020 hatte Prinas Montan bei einem Umsatz von knapp<br />

zwölf Millionen Euro einen Gewinn von rund 1,5 Millionen<br />

Euro erzielt.<br />

Foto: Jaco Blund<br />

Foto: Olena Babak<br />

Die Diskussion zum Provisionsdeckel – neuerdings<br />

von der BaFin auch Provisionsrichtwert genannt<br />

– läuft in Deutschland. Getrieben wird sie von der<br />

BaFin, vermeintlichen Verbraucherschützern und<br />

irritierenderweise auch von Branchenteilnehmern,<br />

die meinen, damit den Pools, Vertrieben oder<br />

insgesamt dem Maklermarkt schaden zu können.<br />

Letzteres finde ich besonders ärgerlich. Zudem<br />

wurde auch gerade wieder die Diskussion über die<br />

Abschaffung der Abschlussprovision gestartet.<br />

Auch damit soll wohl weniger den Kunden Gutes<br />

getan als Pfründe gesichert werden. Vor allem<br />

schadet man damit gerade jungen Berufseinsteigern,<br />

die nicht von einer schon aufgebauten<br />

Bestandsprovision leben können und damit in die<br />

Abhängigkeit von Provisionsvorschusszahlungen<br />

von dem einen oder anderen Vertrieb getrieben<br />

werden. Warum schaffen wir es nicht endlich, viel<br />

mehr die Gemeinsamkeiten zu betonen, als mit<br />

dem Finger auf andere Branchenteilnehmer zu<br />

zeigen oder ihnen schaden zu wollen und damit<br />

den tatsächlichen Gegnern einer sozialliberalen<br />

Wirtschaftsordnung den Teppich auszurollen? Ein<br />

weiteres Negativbeispiel war jetzt sicherlich das<br />

Unvermögen der Branche, einen eigenen Standard<br />

zur Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen<br />

der Kunden hinzubekommen. Das scheiterte,<br />

trotz erheblichen Bemühens einiger, an zu vielen<br />

Partikularinteressen. Mit dem Ergebnis, dass wir<br />

nun doch diverse Ergebnisse haben. Für Verständnis<br />

in der Vermittlerschaft sorgt das nicht<br />

wirklich. Gute Beispiele gibt es ja auch am Markt,<br />

wie die Erweiterung der Träger des DIVA Instituts<br />

neben dem BDV nun auch um die Verbände AfW,<br />

VGA und Votum zeigt. Auch die Neuaufstellung<br />

des Arbeitskreises Beratungsprozesse als e. V.<br />

unter Trägerschaft verschiedener Verbände und<br />

Verbünde ist da zu nennen. Mehr davon!<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

55


BERATER Verbraucherschutz<br />

»Ich sehe Vermittler<br />

nicht als Gegner«<br />

Nach über zehn Jahren legt Deutschlands schärfster Versicherungskritiker seinen Posten als<br />

Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten nieder. Axel Kleinlein über Siege,<br />

Niederlagen und die Zukunft der Altersvorsorge<br />

– TEXT: MARTIN THALER –<br />

<strong>procontra</strong>: Seit 2011 waren Sie mit kurzer<br />

Unterbrechung Vorstandssprecher des<br />

BdV. Stehen die Verbraucher in Versicherungsfragen<br />

Ihrer Meinung nach heute<br />

besser da als damals?<br />

Axel Kleinlein: Das ist eine schwierige Frage,<br />

weil sich die Versicherungswelt in den<br />

vergangenen Jahren stark geändert hat.<br />

Die Gesetzeslage hat sich – insbesondere<br />

im Lebensversicherungsbereich – aus Verbrauchersicht<br />

deutlich verschlechtert. Man<br />

denke nur an das Lebensversicherungsreformgesetz<br />

oder die Zinszusatzreserve. Das<br />

waren bittere Einschläge. Die neue Produktlandschaft<br />

ist sehr intransparent und<br />

bietet nur wenige Vor-, dafür umso mehr<br />

Nachteile für die Kunden. Wir konnten<br />

zwar als Verbraucherschützer den einen<br />

oder anderen positiven Akzent setzen, dennoch<br />

haben wir bei diesem Hase-Igel-Spiel<br />

mit den Lebensversicherern nicht wirklich<br />

Land gewonnen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche positiven Akzente der<br />

vergangenen Jahre sehen Sie denn als<br />

besonderen Erfolg?<br />

Kleinlein: Ich glaube, dass das Thema Verbraucherschutz<br />

an Bedeutung gewonnen<br />

hat – in der Branche selbst, aber auch in<br />

der Politik gibt es mittlerweile eine größere<br />

Sensibilität für das Thema. Die größten<br />

Duftmarken konnten wir dabei sicherlich<br />

auf europäischer Ebene setzen, beispielsweise<br />

bei der IDD oder Solvency II.<br />

<strong>procontra</strong>: In welcher Hinsicht hätten Sie<br />

gerne mehr erreicht?<br />

Kleinlein: Ich hätte mir auf jeden Fall<br />

einen Kostendeckel gewünscht. Das<br />

56 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Verbraucherschutz BERATER<br />

Gleiche gilt für transparentere Lebensversicherungsprodukte<br />

und einen faireren<br />

Umgang mit den Kunden. Es ist bedauerlich,<br />

dass man, um etwas Positives für<br />

die Verbraucher zu erreichen, immer erst<br />

die Gerichte bemühen muss. Ich wünsche<br />

mir auch weiterhin mehr Nachhaltigkeit<br />

in der Produktlandschaft, insbesondere<br />

bei den Lebensversicherern. Die Produktlandschaft,<br />

wie wir sie heute vorfinden, ist<br />

nichts, was auf Jahrzehnte hinaus Bestand<br />

haben kann. In der Politik heißt es, dass<br />

stets nur auf Vier-Jahres-Sicht geschaut<br />

wird. Bei vielen Versicherungsvorständen<br />

habe ich den Eindruck, dass die Zeiträume<br />

noch kürzer sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf spielen Sie an?<br />

Kleinlein: Man denke nur an Produkte wie<br />

eine Mehrtopf-Indexpolice. Die versteht<br />

schon zum Zeitpunkt, zu dem sie verkauft<br />

wird, kaum jemand. Da bin ich mir ziemlich<br />

sicher, dass es in zehn Jahren nicht<br />

mehr genügend Menschen gibt, die diese<br />

Produkte nachvollziehen und entsprechend<br />

auch sauber führen können. Wir haben<br />

in den vergangenen 20 Jahren ein echtes<br />

Feuerwerk an neuen Tarifentwicklungen<br />

erlebt – fast schon im Jahresrhythmus sind<br />

zuletzt neue Tarife aufgelegt worden. Die<br />

Heerscharen an Mathematikern, die es<br />

bräuchte, um diese Tarife zu führen, sehe<br />

ich hingegen nicht. Darum glaube ich, dass<br />

das noch zu einem riesigen Problem für die<br />

Unternehmen werden wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Eine gewisse Konstanz hat ja<br />

Ihre Kritik an der Riester-Rente. Warum<br />

ist diese Debatte um die geförderte Altersvorsorge<br />

so ein Dauerbrenner?<br />

Kleinlein: Die Riester-Rente hat zwar mittlerweile<br />

im Neugeschäft keine Bedeutung<br />

mehr, aber sie ist letztlich immer noch ein<br />

politisches Prestigeobjekt. Der Name allein<br />

steht ja schon symbolisch für die damalige<br />

rote-grüne Koalition – entsprechend<br />

tun sich die beteiligten Parteien natürlich<br />

schwer einzugestehen, dass dieses Projekt<br />

letztlich gescheitert ist. Es entsteht bei den<br />

Politikern fast so etwas wie ein pawlowscher<br />

Reflex, sobald es um die Riester-<br />

Rente geht.<br />

<strong>procontra</strong>: Erneut hat die Bundesregierung<br />

in den Koalitionsvertrag geschrieben, sie<br />

wolle prüfen, wie es mit der geförderten<br />

Altersvorsorge weitergehen soll. Auf<br />

welches Ergebnis hoffen Sie?<br />

Kleinlein: Ich würde in erster Linie auf eine<br />

Entscheidung hoffen. Es ist schließlich<br />

nicht die erste Bundesregierung, die sich<br />

einen Prüfauftrag in den Koalitionsvertrag<br />

geschrieben hat. Leider stellt man doch<br />

einen gewissen Entscheidungsunwillen fest,<br />

der damit für alle Beteiligten ein Problem<br />

darstellt: Die Versicherungsbranche weiß<br />

nicht, worauf sie sich einstellen kann, die<br />

Vermittlerschaft weiß auch nicht, wohin<br />

es geht, und auch der Kunde wird, was die<br />

eigene Altersvorsorge angeht, vollkommen<br />

im Nebel gelassen.<br />

<strong>procontra</strong>: Vorschläge für eine Reformierung<br />

der geförderten Altersvorsorge gibt es<br />

ja genug. Welcher wäre es aus Ihrer Sicht<br />

wert, umgesetzt zu werden?<br />

Kleinlein: Ich persönlich denke, dass<br />

die Riester-Rente in ihrer jetzigen Form<br />

gestoppt werden sollte. Wir brauchen ein<br />

»Die Produktlandschaft,<br />

wie wir sie<br />

heute vorfinden,<br />

ist nichts, was auf<br />

Jahrzehnte hinaus<br />

Bestand haben kann.«<br />

Modell mit mehr Flexibilität, wie beispielsweise<br />

die vom BdV vorgeschlagene<br />

Basisdepotvorsorge. Jede Form der Altersvorsorge<br />

kann dann gefördert werden,<br />

keine wird, wie derzeit die Versicherungen,<br />

privilegiert. Bei der Fördersystematik<br />

könnte ich mir auch gut vorstellen, dass<br />

das bisherige Riester-System adaptiert<br />

wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie sprechen im Zusammenhang<br />

mit Lebensversicherungen ja gerne vom<br />

legalen Betrug – sprich: Die Versicherer<br />

halten die bestehenden Regeln ein. Muss<br />

man als Verband folglich nicht gegen den<br />

Gesetzgeber stärker vorgehen?<br />

Kleinlein: Es geht nicht darum, gegen die<br />

Regierung zu arbeiten, sondern diese mit<br />

guten Argumenten zu überzeugen. Gute<br />

Lobbyarbeit ist für den Verbraucherschutz<br />

entscheidend. Allerdings fällt es uns<br />

schwer, mit der Lobbyarbeit der Versicherer<br />

mitzuhalten, dafür ist sie viel zu stark<br />

aufgestellt.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie sagen selbst von sich, gerne<br />

zu provozieren. Bei unseren Lesern –<br />

nimmt man die Reaktionen auf Artikel<br />

mit Ihnen zum Maßstab – scheint das zu<br />

funktionieren. Sowohl Verbraucherschützer<br />

als auch Makler stehen allerdings<br />

im Lager des Kunden. Braucht es diese<br />

Konfrontation?<br />

Kleinlein: Ich sehe die Makler bzw. Vermittler<br />

nicht als Gegner. Problematisch<br />

sind aus meiner Sicht im Dreieck aus<br />

Endkunden, Vermittlern und Versicherern<br />

Letztere, die schließlich für die Intransparenz<br />

und schlechten Produkte verantwortlich<br />

sind. Wenn es nur schlechte Produkte<br />

gibt, können die Vermittler auch nur diese<br />

vertreiben. Darum sind wir schon eher bestrebt,<br />

Schnittmengen mit den Vermittlern<br />

zu finden, als einen Konfrontationskurs<br />

einzuschlagen.<br />

<strong>procontra</strong>: In welchem Bereich sehen Sie<br />

die größten Herausforderungen für Ihren<br />

Nachfolger Stephen Rehmke?<br />

Kleinlein: Im Bereich der Lebensversicherungen<br />

sind das sicherlich die Einführung<br />

eines Kostendeckels sowie die Frage, wie<br />

es mit der geförderten Altersvorsorge<br />

weitergehen wird. Im Bereich der Sachversicherung<br />

wird die Frage entscheidend,<br />

wie Elementarschäden künftig versichert<br />

werden können – auch weil die Klimarisiken<br />

weiter zunehmen werden. Und auch<br />

in der privaten Krankenversicherung sehe<br />

ich großen Reformbedarf.<br />

<strong>procontra</strong>: Was meinen Sie genau?<br />

Kleinlein: Hier muss es beispielsweise um<br />

das Thema Beitragsanpassungen gehen.<br />

Auch braucht es aufgrund des steigenden<br />

finanziellen Drucks für viele eine Alternative<br />

für die Basistarife. Neue Lösungen<br />

sind gefragt. Und wir sehen auch, dass die<br />

Versicherer bereit sind, sich zu bewegen.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie selbst wollen sich ja nicht zu<br />

einem Versicherer bewegen, das haben Sie<br />

schon ausgeschlossen. Wo geht Ihre Reise<br />

stattdessen hin?<br />

Kleinlein: Ich möchte zukünftig stärker<br />

inhaltlich und weniger organisatorisch<br />

arbeiten. Ich hatte vor meiner Tätigkeit für<br />

den BdV mit „Math Concepts“ bereits ein<br />

kleines versicherungsmathematisches Büro,<br />

mit dem ich unter anderem die „10 Jahre<br />

Riester“-Studie für die Friedrich-Ebert-<br />

Stiftung erstellt habe. Hier möchte ich<br />

wieder ansetzen. Ich kann aber versprechen,<br />

dass ich meinen kritischen Blick auf<br />

die Branche behalte.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

57


BERATER Bestandsübergabe<br />

BESTÄNDE RICHTIG LOSLASSEN<br />

Obwohl das Interesse von Pools und Investoren an den Lebenswerken<br />

der Makler riesig ist, ist der Verkauf kein Selbstläufer.<br />

Im Gegenteil: Ohne Vorbereitung kommt die böse Überraschung.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

58 Illustration: Roman Kulon


Bestandsübergabe BERATER<br />

Investoren und Pools machen Jagd auf Maklerbestände.<br />

Policen Direkt zum Beispiel fokussiert<br />

Bestände kleinerer und mittelgroßer<br />

Makler und hat in diesem Jahr schon<br />

32 Bestände übernommen. Geschäftsführer<br />

Philipp Kanschik: „Unsere Zielgruppe für<br />

Asset Deals sind selbstständige Makler und<br />

Maklerhäuser mit maximal fünf Mitarbeitern,<br />

deren Fokus auf Privat- und kleineren<br />

Gewerbekunden liegt.“<br />

VIEL KAPITAL IM MARKT<br />

Anders als größere Einheiten mit sieben- bis<br />

achtstelligen Umsätzen finde diese Gruppe<br />

bislang bei Investoren und professionellen<br />

Aufkäufern vergleichsweise wenig Beachtung,<br />

meint Kanschik. Andererseits strömt<br />

über Finanzinvestoren aktuell sehr viel<br />

Kapital in den Markt. Die Firmenkäufer<br />

haben entweder ganze Maklerpools übernommen<br />

oder kooperieren mit großen<br />

Pools. Und alle verfolgen das gleiche Ziel:<br />

möglichst viele lukrative Bestände erbeuten.<br />

HG Capital erwarb dafür die Mehrheit<br />

an Fonds Finanz. Und der Pool JDC Group<br />

verbündete sich gleich mit zwei Investoren,<br />

Bain Capital und Great West Lifeco.<br />

„Angesichts des riesigen Interesses an<br />

Beständen kann ich doch eigentlich einen<br />

hohen Preis für mein Lebenswerk erzielen“,<br />

mag so mancher Makler denken. Das<br />

Problem dabei aus Maklersicht: Auch das<br />

Angebot ist riesig. Im gerade veröffentlichten<br />

Policen-Direkt-Marktbarometer <strong>2022</strong><br />

zeigt sich, „dass eine große Nachfolgewelle<br />

unmittelbar bevorsteht“. Der Grund: Altersbedingt<br />

scheidet in den nächsten drei,<br />

vier Jahren jeder dritte Makler aus dem<br />

Berufsleben aus. Dabei streben 42 Prozent<br />

der 413 befragten Makler eine Verrentung<br />

ihres Bestands an, und gut jeder fünfte<br />

wünscht, dass ihnen jemand den Bestand<br />

abkauft (sieht Grafik).<br />

GUTE VORBEREITUNG NOTWENDIG<br />

Jetzt mal schnell seinen Bestand auf den<br />

Markt werfen, weil die Nachfrage der Käufer<br />

so groß ist, stelle keine gute Idee dar,<br />

meint Matthias Beenken, Professor für Versicherungswirtschaft<br />

an der Fachhochschule<br />

Dortmund. Eben weil Käufer die Wahl<br />

haben, sagt er ziemlich ernüchternd für abgabewillige<br />

Makler: „Bestände verkaufen sich<br />

nur noch schwer, und wenn, dann nur nach<br />

guter Vorbereitung.“ Dabei gehe es nicht<br />

um Wochen oder Monate, sondern Jahre.<br />

„Empfehlenswert ist, mit mindestens fünf,<br />

Sonstige:<br />

Angaben in %<br />

5<br />

Auslaufen<br />

des Bestands:<br />

Verkauf des<br />

Bestands: 21<br />

Unternehmensverkauf: 25<br />

7<br />

besser zehn Jahren Vorlaufzeit zu planen.“<br />

Das bestätigt Andreas Grimm, Geschäftsführer<br />

vom Resultate Institut für Unternehmensanalyse<br />

und Bewertungsverfahren:<br />

„Kurzfristig kann ein Makler am Wert<br />

seines Unternehmens nichts ändern.“ Vielleicht<br />

innerhalb eines Jahres sei es noch<br />

»Bestände verkaufen<br />

sich nur noch schwer,<br />

und wenn, dann<br />

nur nach guter<br />

Vorbereitung.«<br />

MATTHIAS BEENKEN, PROFESSOR FÜR<br />

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT, FH DORTMUND<br />

machbar, die Übertragbarkeit der Bestände<br />

zu verbessern. Und dass Makler in Verhandlungen<br />

mit Profi-Käufern nicht unbedingt<br />

einen guten Schnitt machen, erklärt<br />

Grimm ebenfalls im Interview.<br />

INVESTOREN SELEKTIEREN IN RUHE<br />

Und so schauen sich die Finanzinvestoren<br />

und mit ihnen kooperierenden Pools die<br />

BELIEBTE NACHFOLGELÖSUNGEN<br />

Verrentung<br />

des Bestands:<br />

42<br />

Quelle: Policen Direkt<br />

Bestände an, die im Markt verfügbar sind<br />

– und selektieren in Ruhe. Auf die Frage,<br />

welche Kriterien ihm als Bestandskäufer<br />

wichtig sind, sagt Sebastian Grabmaier,<br />

Vorstandsvorsitzender der JDC Group:<br />

„Wir sind grundsätzlich an allen Arten<br />

von Beständen interessiert, die Qualität<br />

hat aber entscheidenden Einfluss auf den<br />

Kaufpreis.“ Das kürzlich mit den Finanzinvestoren<br />

gegründete Gemeinschaftsunternehmen<br />

habe bereits erste Anfragen<br />

von Gewerbemaklern mit über einer Million<br />

Euro Umsatz erhalten. Und die eigene<br />

Deutsche Makler Rente ziele auf alle Arten<br />

von Privatbeständen der angebundenen<br />

Makler. „Seit Einführung im Jahr 2015 haben<br />

wir über 50 Bestände, darunter auch<br />

einige Kleinstbestände, gekauft“, verrät<br />

Grabmaier.<br />

Und dann zählt er eine lange Reihe an<br />

Kaufkriterien auf: „Wir bevorzugen eine<br />

hohe Digitalisierungs- und Maklervollmachtsquote,<br />

einen hohen Anteil an Sach-,<br />

Haftpflicht- und Unfallversicherungsgeschäft<br />

bzw. wiederkehrende Personenversicherungs-<br />

und Investmentfondslösungen,<br />

geringe Provisionen in Stornohaftung,<br />

generell gut gepflegte Daten und korrekte<br />

Adressen. Von Vorteil sind auch eine hohe<br />

Vertragsdichte, ein mittleres Kunden- und<br />

Vertragsalter sowie vertretbare Stornoquoten<br />

und Beschwerdeaufkommen.“<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

59


BERATER Bestandsübergabe<br />

»Es zählt, was beim Käufer ankommt«<br />

ANDREAS GRIMM, Geschäftsführer und Inhaber Resultate Institut für Unternehmensanalyse und Bewertungsverfahren<br />

<strong>procontra</strong>: Finanzinvestoren schließen sich mit<br />

Pools zusammen, um Maklern deren Bestände<br />

an Kundenverträgen abzukaufen. Machen die<br />

Verkäufer einen guten Deal?<br />

Andreas Grimm: Das hängt vom Unternehmen<br />

und der Qualität des Bestands ab. Wir stellen<br />

fest, dass mittelständische Makler, die ihr<br />

Unternehmen als Kapitalgesellschaft führen, im<br />

Fokus stehen. Käufer sind in diesem Fall Maklerunternehmen,<br />

die Synergiepotenzial heben<br />

oder regional expandieren wollen. Bei kleineren<br />

Maklerbüros achten die Interessenten vor allem<br />

auf einen hohen Anteil von Bestandscourtagen<br />

am Gesamtumsatz. Bestandskäufer, die<br />

durch Finanzinvestoren finanziert sind, sind an<br />

wiederkehrenden Vergütungen interessiert. Bei<br />

Courtagen aus Neugeschäft ist ihre Zahlungsbereitschaft<br />

gering, da müssen sich Verkäufer<br />

andere, eher regionale Käufer suchen.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf sollten Makler bei den Verhandlungen<br />

achten?<br />

Grimm: Die Profi-Käufer haben klare Renditeerwartungen<br />

und wissen genau, was sie wollen.<br />

Nicht selten knüpfen sie Kaufpreiszusagen an<br />

Garantien und Freistellungen, die der Verkäufer<br />

zu erfüllen hat. Zum Beispiel soll der Makler<br />

zusichern, dass alle oder fast alle zum Zeitpunkt<br />

der Verhandlungen bestehenden Verträge zum<br />

Zeitpunkt der tatsächlichen Übergabe auch<br />

noch bestehen. Auch soll der Makler garantieren,<br />

dass das Guthaben auf seinem Storno-<br />

Reserve-Konto ausreicht, um zu erwartende<br />

Stornierungen auszugleichen – sonst haftet<br />

der Verkäufer für den übersteigenden Betrag.<br />

Während der unerfahrene Verkäufer fast nur<br />

auf den Kaufpreis achtet, bauen erfahrene Unternehmenskäufer<br />

ein für Laien kaum nachvollziehbares<br />

Konstrukt aus Vertragsklauseln auf.<br />

Eben weil Makler es hier mit M&A-Spezialisten<br />

zu tun haben, sollten sie ebenfalls einen Profi in<br />

Sachen Mergers & Acquisitions an ihrer Seite<br />

haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Makler kurzfristig noch eine<br />

Art „Kaufpreis-Tuning“ vornehmen?<br />

Grimm: Kurzfristig kann man den Wert eines<br />

Unternehmens nicht steigern. Eine gute Verhandlungstaktik<br />

könnte was bringen. Aber das<br />

funktioniert bei Profi-Käufern nicht. Als einzige<br />

Option bleibt, die Übertragbarkeit der Bestände<br />

zu verbessern.<br />

<strong>procontra</strong>: Und wie gelingt Maklern das?<br />

Grimm: Dafür bedarf es insbesondere von jedem<br />

Kunden eines schriftlichen Maklervertrages und<br />

einer Datenschutzerklärung, die die Zustimmung<br />

zur Übertragung an einen Rechtsnachfolger<br />

beinhaltet – auch im Todesfall des Maklers,<br />

damit im Notfall seine Erben nicht leer ausgehen.<br />

Ohne Kundenzustimmung funktioniert<br />

eine direkte Übertragung nicht. Hat eine Makler<br />

seinen Bestand bisher nicht entsprechend<br />

gepflegt, könnte er dies vielleicht innerhalb von<br />

zwölf Monaten nachholen. Also: Nicht die Höhe<br />

des aktuellen Bestands ist entscheidend für<br />

den Kaufpreis. Es zählt, was vom Bestand beim<br />

Käufer ankommt. <br />

DIGITALE DATEN SIND EIN MUSS<br />

Jedes Kriterium ist ein Hebel, den ein Makler<br />

ansetzen kann, um für sein Unternehmen<br />

oder seinen Bestand einen guten Preis<br />

zu erzielen. Sind viele oder alle Merkmale<br />

erfüllt, zahlen Bestandskäufer für übertragene<br />

Jahresumsätze oft das Drei- oder Vierfache,<br />

gelegentlich auch mehr, ist im Markt<br />

zu hören. Es lohnt sich also, das eigene „Lebenswerk“<br />

auch kurz vor dem Ruhestand<br />

dahin gehend noch einmal zu optimieren.<br />

Die einzelnen Kriterien haben für die Käufer<br />

ein unterschiedliches Gewicht. Besonders<br />

wichtig seien die Zusammensetzung des<br />

Bestands und die technische Aufstellung,<br />

erklärt Rolf Schürmann, Vorstandschef des<br />

Maklerpools BCA, der unter anderem mit<br />

seinem Angebot der BCA-Maklerrente auf<br />

Bestandsjagd geht. Und wörtlich: „Sollte<br />

der Vermittler zudem die nötige geschäftliche<br />

Größe im Investmentgeschäft besitzen<br />

und sämtliche Vertragsdaten digital aufbereitet<br />

haben, dann ist dies der Idealfall.“<br />

Fazit: Das Interesse an gut gepflegten<br />

Beständen und professionell aufgestellten<br />

Maklerunternehmen ist riesig. Vor allem<br />

die wiederkehrenden Bestandscourtagen<br />

locken Kapitalgeber an, die im Verbund<br />

mit einem großen Maklerpool auf Beutezug<br />

gehen. Geschenkt bekommen Makler aber<br />

nichts. Wessen Bestand oder Büro technisch<br />

nicht auf der Höhe der Zeit ist – sprich<br />

Bytes statt Papier –, wird sein Lebenswerk<br />

selbst in diesem Umfeld kaum gut verkaufen<br />

können; möglicherweise sogar gar nicht<br />

und er muss es auslaufen lassen.<br />

PRO<br />

BESTAND JETZT NOCH SCHNELL<br />

»AUFHÜBSCHEN«?<br />

Übertragungsquote<br />

höher<br />

Transparenz im<br />

Bestand höher<br />

Chance auf höheren<br />

Kaufpreis<br />

CONTRA<br />

Besser mit langem<br />

Vorlauf planen<br />

Dann Kaufpreis<br />

deutlich höher<br />

Käufer fühlt sich<br />

mitunter getäuscht<br />

60 Foto: Christoph Vohler


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BERATER pro & contra<br />

ZINSWENDE – GEHT DEN FINTECHS<br />

JETZT DAS GELD AUS?<br />

Durch die Zinswende ergeben sich für<br />

Investoren attraktive Alternativen. Dr. Nils<br />

Beier (Managing Director bei Accenture)<br />

und Christian Macht (CEO von Element)<br />

mit kontroversen Ansichten, wie sich das bei<br />

FinTechs niederschlägt<br />

Dr. Nils Beier,<br />

Managing Director bei der<br />

Unternehmensberatung Accenture<br />

Im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren ist es heute deutlich<br />

schwerer für FinTechs, Funding zu bekommen. Dies gilt nicht für<br />

alle FinTechs in gleichem Maße, aber die Zeiten des unbegrenzten<br />

Geldes sind erst mal vorbei.<br />

Die prognostizierten Fundings in Deutschland werden im Jahr<br />

<strong>2022</strong> sehr deutlich unter denen aus 2021 liegen. Das ist ein klares<br />

Zeichen für eine deutliche Abkühlung. Allerdings war 2021 für<br />

FinTechs auch ein extremes Jahr mit sehr hohen Fundings. Vergleicht<br />

man die Jahre <strong>2022</strong> und 2020, so sieht man einen klaren<br />

Anstieg. Nichtsdestotrotz: FinTechs haben es jetzt schwerer, an<br />

Gelder zu kommen, als vorher.<br />

Hierfür gibt es einen wesentlichen<br />

Grund: die gestiegenen Zinsen.<br />

pro<br />

Der Zinsanstieg führt zu einer Abwertung<br />

der Aktienmärkte. Dies<br />

wirkt sich negativ auf die Bewertungen<br />

der größeren FinTechs aus.<br />

Größere FinTechs lassen<br />

sich recht gut mit<br />

den börsennotierten<br />

„FinTechs“ vergleichen.<br />

Unterschiedliche<br />

Multiples sind nicht<br />

mehr erklärbar. Somit<br />

drohen den Investoren<br />

in diesem Teil ihrer Bestände<br />

deutliche Kurskorrekturen<br />

nach unten.<br />

Dies gilt es zu verhindern. Anders als an den Aktienmärkten,<br />

materialisiert sich eine solche Abwertung aber erst dann, wenn<br />

eine neue Finanzierungsrunde und damit Bewertung ansteht. Deshalb<br />

zögern Investoren die Finanzierung derzeit möglichst lange<br />

hinaus. Der Fokus aller Investoren liegt auf ihren bestehenden<br />

Investments mit dem Ziel, diese schnell zu „profitabilisieren“.<br />

Das bedeutet, ganz klassisch: Kosten runter, Erträge hoch. Mittelfristig<br />

muss zudem ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell<br />

vorgezeigt werden, denn die Zinswende wird nicht übermorgen<br />

wieder vorbei sein.<br />

»Das Geld der<br />

Investoren sitzt<br />

nicht mehr so<br />

locker wie vorher.«<br />

DER FOKUS LIEGT KLAR AUF DEN BESTÄNDEN<br />

Wenn sich über kurz oder lang eine Finanzierung nicht vermeiden<br />

lässt, wird „ausgesiebt“. Nur wer klar und nachvollziehbar<br />

aufzeigen kann, wie die Profitabilität zügig erreicht werden kann,<br />

bekommt eine Finanzierung. Die anderen werden zum Beispiel<br />

verkauft oder abgewickelt. Bei wirklich großen FinTechs kann<br />

auch ein „Too big to fail“-Effekt entstehen. Obwohl es keinen<br />

62 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


pro & contra BERATER<br />

klaren Plan gibt, um profitabel zu werden, erhalten diese Mega-<br />

FinTechs weitere Finanzierungen, auch weil schon zu viel Geld<br />

dort gebunden ist.<br />

Der Fokus der Investoren liegt also derzeit klar auf den Beständen.<br />

Aufs Neugeschäft vollständig verzichten derzeit jene<br />

Investoren, die eher Mitläufer sind, zum Beispiel Family Offices.<br />

Professionelle Venture-Capital-Investoren schauen sich neue Investments<br />

natürlich weiterhin an. Es gibt noch immer viel Geld<br />

im Markt, und die Fundraisings waren sowohl in 2021 als auch<br />

<strong>2022</strong> sehr hoch. Aber eben mit deutlich mehr Zeit und ohne den<br />

Druck, den Deal möglichst schnell zuzusagen aus der Angst heraus,<br />

ihn sonst zu verlieren. Das bedeutet aber gerade für kleinere<br />

FinTechs auch, dass das Geld der Investoren nicht mehr „so locker<br />

sitzt“ wie vorher. <br />

Warum den FinTechs im Generellen nicht das Geld ausgehen wird,<br />

liegt meiner Meinung nach an deren Agilität und Innovationsfreude,<br />

aber vor allem auch am Innovationsstau der Finanzindustrie!<br />

Der Gründungsboom von vor 2017 hat sich abgeschwächt,<br />

der Wettbewerb nimmt zu, die Akquisitionskosten an der Kundenschnittstelle<br />

sind hoch und Finanzierungsmittel schwerer zu<br />

beschaffen. Die derzeitige Marktsituation um Krieg, Inflation<br />

und die Erwartung weiter steigender Zinsen übt enormen Druck<br />

auf die FinTechs aus, schneller profitabel zu werden. Wenn man<br />

in diesem Kontext als FinTech dann auch noch Geld braucht, erhöht<br />

sich der Druck durch die Investoren.<br />

DIE FINANZINDUSTRIE STECKT IM INNOVATIONSSTAU<br />

FinTechs verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze, vor allem in<br />

der Wertschöpfungskette. Manche sind im Versicherungssektor<br />

mit innovativen Lösungen im Vertrieb tätig, andere bieten Apps<br />

an, die die finanzielle Situation der Nutzer analysieren, und wieder<br />

andere stellen Banken oder Versicherern IT-Lösungen zur<br />

Verfügung.<br />

Die Finanzindustrie steckt im Innovationsstau, die technologische<br />

Entwicklung schreitet aber weiter voran, daher wird<br />

es zu weiteren Gründungen kommen, die sich als lukrative Geschäftsmodelle<br />

erweisen werden. Die Zukunft wird – wie in anderen<br />

Branchen – durch Schnelligkeit, Flexibilität und Effizienz<br />

entschieden. Essenzielle Vorteile werden das Einbinden von KI-<br />

Mechanismen und Big Data bringen. Viele Neugründungen<br />

fokussierten sich in jüngster Zeit<br />

eher auf B2B. Vorteile sind im Wesentlichen<br />

die Synergieeffekte auf beiden Seiten. Während<br />

FinTechs ihre Agilität und ihr IT-Know-how einbringen,<br />

bringen die Etablierten ihren Zugang<br />

zu den Kunden, ihre großen Datenbestände sowie<br />

regulatorisches Know-how ein. Auch ist der<br />

B2B Approach – wenn die ersten großen Hürden<br />

genommen sind – meist das resilientere Modell.<br />

ETWAS M&A SCHADET DEM MARKT NICHT<br />

Die aktuelle Krise wirkt potenzierend, weil sich<br />

der Markt konsolidiert. Die Geschäftsmodelle,<br />

die nachhaltig sind, werden gestärkt daraus hervorgehen. Investoren<br />

erkennen sehr wohl, welche Start-ups – risikogewichtet<br />

– lukrativ sind, und es wird weiter finanziert und investiert. Investments<br />

werden nicht aufhören. Es wird nur – ich würde fast<br />

behaupten: endlich – genauer geprüft, wer es verdient. Ich gehe<br />

von nicht wenigen Fusionen und Übernahmen aus, aber etwas<br />

M&A schadet dem FinTech-Markt definitiv nicht!<br />

contra<br />

»Investments werden nicht<br />

aufhören. Es wird nur genauer<br />

geprüft, wer es verdient.«<br />

Christian<br />

Macht,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des Berliner<br />

FinTechs<br />

Element<br />

Nach dem Winter wird der Frühling kommen. Der größte Fehler,<br />

den die Branche jetzt machen kann, ist zu glauben, das FinTechs<br />

verschwinden. Ganz im Gegenteil: FinTechs – ein paar weniger<br />

sicherlich – werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Jetzt ist<br />

der richtige Zeitpunkt, um zu guten Konditionen einzusteigen. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

63


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2022</strong><br />

DIE LIEBLINGE DER MAKLER<br />

Inflation, Zinswende und Zukunftsängste erhöhen derzeit den Beratungsbedarf.<br />

Auf welche Produktgeber und Partner die freien Vermittler dabei setzen,<br />

hat „Maklers Lieblinge“ ermittelt – und war dabei noch nie so aussagekräftig.<br />

– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />

Mischmodelle offenbar an Bedeutung (13,9<br />

Prozent gegenüber 11,3 Prozent 2021).<br />

Im Durchschnitt können die Umfrageteilnehmer<br />

auf 20 bis 25 Jahre Berufserfahrung<br />

in der Versicherungsbranche zurückblicken.<br />

Zwar arbeiten viele von ihnen (39,3<br />

Prozent) komplett allein, die Mehrheit hat<br />

aber mindestens einen Angestellten. Zusammen<br />

mit diesen betreuen die Vermittler<br />

durchschnittlich etwa 550 Kunden, von<br />

denen jeder etwa vier Verträge bei ihnen<br />

hat. Ihr hauptsächliches Einkommen erzielen<br />

die Vermittler seit diesem Jahr wieder<br />

mit der Lebensversicherung (47,9 Prozent).<br />

Im Vorjahr hatte diese nur den zweiten<br />

Rang hinter SHUK-RS-privat innegehabt,<br />

welches nun an zweiter Stelle kommt (38,7<br />

Prozent). Die Bereiche Gewerbe-Komposit<br />

(7,4 Prozent) und PKV (6,0) stellen nur für<br />

die wenigsten Makler die hauptsächliche<br />

Einkommensquelle dar. Das soll offenbar<br />

auch noch eine ganze Weile so weitergehen.<br />

Denn die Einstellung oder Übergabe des<br />

eigenen Geschäftsbetriebs in der nächsten<br />

Zeit ist aktuell nur für 8,1 Prozent ein Thema.<br />

Was bewegt die Makler, wie sieht ihr Arbeitsalltag<br />

aus und mit welchen Versicherern<br />

arbeiten sie in den verschiedenen<br />

Produktbereichen am liebsten zusammen?<br />

Zum mittlerweile neunten Mal fragte<br />

„Maklers Lieblinge“ danach. Noch nie waren<br />

die gesammelten Antworten dabei so<br />

aussagekräftig wie in diesem Jahr – insgesamt<br />

1.742 Vermittlerinnen und Vermittler<br />

nahmen an der <strong>procontra</strong>-Umfrage teil.<br />

9 von 10 Teilnehmer (90,3 Prozent) sind<br />

als Makler oder Mehrfachagenten unterwegs.<br />

Der Rest teilt sich auf in Honorarberater,<br />

gebundene Vertreter, Versicherungsberater<br />

und angestellte Verkäufer.<br />

Entsprechend verfügen fast alle Teilnehmer<br />

über eine Zulassung als Versicherungsvermittler<br />

gemäß Paragraf 34d GewO (91,6<br />

Prozent). Die meisten Überschneidungen<br />

gibt es demnach mit Immobilienmaklern<br />

gemäß 34c GewO (33,0 Prozent), erst danach<br />

folgen die Finanzanlagenvermittler<br />

gemäß 34f GewO (29,2). Zwar lässt sich<br />

der Großteil der Vermittler seine Dienste<br />

auch weiterhin mit Provision bzw. Courtage<br />

vergüten (83,2 Prozent), jedoch gewinnen<br />

AN MAKLERPOOLS FÜHRT KEIN WEG VORBEI<br />

Als umso wichtiger sehen es die Makler<br />

daher an, sich für einen anspruchsvollen<br />

Wettbewerb zu wappnen. Dabei spielen<br />

Maklerpools, -verbünde und andere Intermediär-Formen<br />

eine wichtige Rolle. Nur<br />

noch 7,8 Prozent der Umfrageteilnehmer<br />

arbeiten nicht mit einem solchen zusammen,<br />

was auch mit der Teilnahme einiger<br />

gebundener Vertreter zusammenhängen<br />

könnte. Oft genügt hier ein Partner (43,9<br />

Prozent). Knapp jeder Dritte ist an zwei<br />

Intermediäre angebunden (29,0 Prozent),<br />

und jeweils kleinere Gruppen nutzen drei<br />

64 Illustration: Roman Kulon


Maklers Lieblinge <strong>2022</strong> BERATER<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Fonds Finanz<br />

Vema<br />

9,6<br />

blau direkt<br />

Alle Angaben in %<br />

TOP 3 MAKLERPOOLS<br />

11,7<br />

56,6<br />

Pools (11,2 Prozent) oder mehr (8,0). Wer<br />

als Vermittler eine solche Zusammenarbeit<br />

betreibt, schätzt daran vor allem den breiten<br />

Produkt- und Anbieterzugang (76,0<br />

Prozent; Mehrfachnennungen möglich; n =<br />

1.296). Auch die Möglichkeit zur Nutzung<br />

der verschiedenen Vergleichsrechner wird<br />

als sehr wertvoll wahrgenommen (62,8<br />

Prozent). Die Reduzierung ihres administrativen<br />

Aufwands durch die Anbindung<br />

bildet für 51,8 Prozent der Makler den<br />

Hauptgrund für die Zusammenarbeit.<br />

Mit Blick auf die diesjährige Abstimmung<br />

zeigt sich, dass dies erneut der Fonds<br />

Finanz aus München am besten gelingt<br />

(siehe Grafik „Top 3 Maklerpools“). Die<br />

Meldung vom Dezember 2021, dass der<br />

Investor HG Capital 60 Prozent an dem<br />

Maklerpool gekauft hat, hat diesem also<br />

offenbar nicht negativ zugesetzt. „Die erneute<br />

Auszeichnung als Maklers Liebling<br />

<strong>2022</strong> freut mich natürlich sehr und ist eine<br />

großartige Anerkennung unserer Arbeit,<br />

die wir stets im Sinne unserer Makler leisten.<br />

Dieses Resultat zeigt, dass wir als führender<br />

Maklerpool den Finger immer am<br />

Puls der Zeit haben, und spiegelt vor allem<br />

das positive Stimmungsbild der Makler wider.<br />

Daher geht ein großes Dankeschön an<br />

alle Maklerinnen und Makler, die uns dank<br />

der gemeinsamen Zusammenarbeit mit uns<br />

ihr Vertrauen schenken“, kommentierte<br />

Fonds-Finanz-Chef Norbert Porazik das<br />

Ergebnis. Seit 2018 steht sein Pool in dieser<br />

Kategorie immer ganz oben. Nur 2019<br />

wurde er einmalig von der Vema abgelöst.<br />

COMEBACK DER ALTE LEIPZIGER<br />

Einen neuen Sieger gibt es dagegen in der<br />

Kategorie „Beste Maklerbetreuung“. Hier<br />

konnte die Alte Leipziger zum zweiten Mal<br />

(erstmalig 2016) die Herzen der Makler<br />

vollends erobern. ALH-Vertriebsvorstand<br />

Frank Kettnaker sagte: „Ich freue mich<br />

außerordentlich, dass die Makler sagen:<br />

Die beste Betreuung bieten uns Alte Leipziger<br />

und Hallesche. Dieser Platz eins ist<br />

die höchste Form der Anerkennung für<br />

unsere Arbeit. Ich danke allen Maklerinnen<br />

und Maklern, die uns ihre Stimme<br />

gegeben haben, und ich danke insbesondere<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

der ALH Gruppe, die mit Freude und<br />

Elan Tag für Tag diesen ausgezeichneten<br />

Service bieten“ (sie he Interview Seite 42).<br />

Entscheidend für eine gute Maklerbetreuung<br />

sind aus Sicht der Umfrageteilnehmer<br />

gute Erreichbarkeit (87,1 Prozent) und<br />

schnelle Rückmeldungen auf Nachfragen<br />

(84,9). Die Kompetenz speziell der Maklerbetreuer<br />

(67,2 Prozent), aber auch die<br />

Kompetenz aller Beschäftigten im Bereich<br />

Maklerbetreuung (66,6) liegen dabei ziemlich<br />

gleichauf als drittwichtigster Grund.<br />

Auch eine schnelle Antrags- und Schadenbearbeitung<br />

(56,6 Prozent) sowie einen<br />

freundlichen Umgangston (47,0) schätzen<br />

die unabhängigen Vermittler. Wenn diese<br />

Attribute bei einem Versicherer gegeben<br />

sind, spielen die Qualität der Vertriebsunterlagen<br />

(28,8 Prozent) und die Möglichkeit<br />

zur Kommunikation über viele<br />

verschiedene Kanäle (26,2) nur untergeordnete<br />

Rollen. Kaum noch Bedeutung besitzen<br />

dagegen regelmäßige Treffen vor Ort<br />

(13,8 Prozent) sowie generell eine regionale<br />

Abdeckung mit Maklerbetreuern in der<br />

Fläche (13,3).<br />

Natürlich haben wir auch in diesem<br />

Jahr wieder wissen wollen, mit welchen<br />

Versicherern die freien Vermittler in den<br />

vier großen Sparten Lebensversicherung,<br />

private Krankenversicherung, Schaden-/<br />

Unfallversicherung für Privatkunden sowie<br />

Gewerbe-Komposit am liebsten zusammenarbeiten.<br />

Dabei wurden im Vergleich zum<br />

Vorjahr zahlreiche Top-3-Platzierungen innerhalb<br />

der insgesamt 35 abgefragten Produktkategorien<br />

getauscht.<br />

Die meisten ersten Plätze (sieben) gingen<br />

dabei an die Allianz, die in den letzten Jahren<br />

generell in der Gunst der Makler merklich<br />

aufgeholt hat und in der Lebensversicherung<br />

dominiert.<br />

In den anderen Sparten gestalteten sich<br />

die Rennen dagegen offener. Auch manche<br />

Deckungskonzepte von Maklerpools und<br />

Assekuradeuren schafften es auf die vorderen<br />

Plätze. Wer sonst noch gut abschnitt,<br />

können Sie den folgenden Tabellen entnehmen.<br />

Top-Anbieter Komposit Gewerbe<br />

# Gesellschaft %<br />

Betriebshaftpflicht<br />

1 Die Bayerische 10,5<br />

2 VHV 9,4<br />

3 R+V 7,3<br />

Cyber Gewerbe<br />

1 Hiscox 21<br />

2 Cogitanda 12,2<br />

3 Markel 8,7<br />

Betriebsschließung<br />

1 HDI 12,4<br />

2 Allianz 7,8<br />

3 R+V 5,6<br />

D&O<br />

1 Hiscox 23,4<br />

2 Markel 11,5<br />

3 R+V 8<br />

Vermögensschaden-Haftpflicht<br />

1 Hiscox 17,5<br />

2 Ergo, Allianz 10,8<br />

4 R+V 10,1<br />

Kfz-Flotte<br />

1 Kravag 21,7<br />

2 VHV 14<br />

3 R+V 11,2<br />

Betriebsinhalt<br />

1 Die Bayerische 10,1<br />

2 Axa 8<br />

3 R+V, Rhion 6,6<br />

Firmenrechtsschutz<br />

1 Arag 32,2<br />

2 Auxilia 16,4<br />

3 Roland 12,9<br />

Illustration: Roman Kulon<br />

65


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2022</strong><br />

Top-Anbieter Private Lebensversicherung<br />

# Gesellschaft %<br />

Privatrente<br />

1 Allianz 21,3<br />

2 Volkswohl Bund 7<br />

3 Die Bayerische 6,7<br />

# Gesellschaft %<br />

Indexpolice<br />

1 Allianz 20,3<br />

2 Volkswohl Bund 10,6<br />

3 LV 1871 5,8<br />

# Gesellschaft %<br />

Grundfähigkeit<br />

1 Canada Life 16,7<br />

2 Nürnberger 12<br />

3 Die Bayerische 9,4<br />

Fondspolice<br />

1 Allianz 9,3<br />

2 LV 1871 8,5<br />

3 Volkswohl Bund 7,8<br />

Rürup / Basisrente<br />

1 Allianz 11,8<br />

2 LV 1871 7,5<br />

3 Canada Life 6,1<br />

Risikoleben<br />

1 Dela, Hannoversche 20,6<br />

3 Dialog 7,9<br />

4 Allianz 7,8<br />

bAV<br />

1 Allianz 19,4<br />

2 Canada Life 7,1<br />

3 Alte Leipziger 7<br />

Berufsunfähigkeit<br />

1 Alte Leipziger 17,2<br />

2 Nürnberger 12,2<br />

3 Die Bayerische 8<br />

Dread Disease<br />

1 Canada Life 38,3<br />

2 Nürnberger 10,1<br />

3 Zurich, die Bayerische 7,9<br />

Riester<br />

1 WWK 17<br />

2 Allianz 10,1<br />

3 Volkswohl Bund 6,4<br />

Erwerbsunfähigkeit<br />

1 Allianz 8,4<br />

2 Canada Life 6,5<br />

3 Nürnberger 6,2<br />

Sterbegeld<br />

1 Dela 15,6<br />

2 Ideal 10,6<br />

3 Monuta 9,4<br />

Top-Anbieter SHUK-RS Privatkunden<br />

# Gesellschaft %<br />

Private Haftpflicht<br />

1 Die Haftpflichtkasse 27,8<br />

2 VHV 17,1<br />

3 Maxpool-Deckungskonzept 7,7<br />

# Gesellschaft %<br />

Rechtsschutz<br />

1 Arag 28,6<br />

2 Auxilia 25,2<br />

3 Itzehoer 8,4<br />

# Gesellschaft %<br />

Unfall<br />

1 InterRisk 14,5<br />

2 Basler 13<br />

3 Die Haftpflichtkasse 12,7<br />

Hausrat<br />

1 Die Haftpflichtkasse 18,9<br />

2 Ammerländer 17<br />

3 VHV 7,4<br />

Tierhalterhaftpflicht<br />

1 Die Haftpflichtkasse 23,4<br />

2 NV 11,7<br />

3 Maxpool-Deckungskonzept 8,3<br />

Kfz<br />

1 VHV 29,2<br />

2 Itzehoer 14,4<br />

3 Kravag 8,4<br />

Wohngebäude<br />

1 Domcura 26,2<br />

2 Konzept & Marketing 7,1<br />

3 VHV 7<br />

Tier-Kranken / Tier-OP<br />

1 Adcuri 14,2<br />

2 Uelzener 14,1<br />

3 Barmenia 10,6<br />

Cyber Privat<br />

1 VHV 6,5<br />

2 HDI 4,3<br />

3 Cogitanda 3,7<br />

66 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|22


Maklers Lieblinge <strong>2022</strong> BERATER<br />

Top-Anbieter Private Krankenversicherung<br />

# Gesellschaft %<br />

Vollversicherung<br />

1 HanseMerkur 14,5<br />

2 Barmenia 14<br />

3 Arag 12,1<br />

# Gesellschaft %<br />

Krankenzusatz ambulant<br />

1 Barmenia 20,9<br />

2 Arag 8,6<br />

3 DKV 6,7<br />

# Gesellschaft %<br />

Pflegezusatz<br />

1 Allianz 20,2<br />

2 Ideal 8,4<br />

3 DFV 7,9<br />

Zahnzusatz<br />

1 Barmenia 23,6<br />

2 Arag 11,6<br />

3 Nürnberger, die Bayerische 8,6<br />

Krankenzusatz stationär<br />

1 Barmenia 14<br />

2 Arag 11,1<br />

3 Hallesche 8,2<br />

bKV<br />

1 Hallesche 15,8<br />

2 Allianz 12,3<br />

3 Nürnberger 9,6<br />

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Man steigt nie zwei Mal in denselben<br />

Fluss – diese Weisheit gilt auch für<br />

die alljährliche Kfz-Wechselsaison. Wer<br />

als Makler oder Maklerin schon länger<br />

im Geschäft ist, mag zwar in jedem<br />

Herbst gewisse Parallelen erkennen.<br />

Zugleich aber stellt sich die Kfz-Tariflandschaft<br />

immer wieder neu dar, denn<br />

die Produktentwickler in der Assekuranz<br />

ruhen ebenso wenig wie die technische<br />

Entwicklung. Diese hält die Maklerschaft<br />

gleich auf zwei Ebenen auf Trab: Zum einen<br />

verändern sich die Fahrzeuge fortlaufend.<br />

Das gilt im Kleinen, etwa mit besserem<br />

Diebstahlschutz, stetig ausgefeilteren<br />

Sicherheitssystemen und immer teureren<br />

Gadgets, aber vor allem im Großen, wie<br />

bei der breiten Elektrifizierung. Die E-<br />

Mobilitäts-Revolution zieht auch eine tarifliche<br />

Umwälzung nach sich, die gerade<br />

erst begonnen hat. Als Reaktion auf diese<br />

Entwicklungen passen die Versicherer<br />

ihre Tarife kontinuierlich an den Stand<br />

der Technik an. Neben diesem müssen sie<br />

aber auch weitere Faktoren einbeziehen,<br />

etwa den auf Kundenseite wachsenden<br />

Wunsch nach Nachhaltigkeit. Und dann<br />

ist da schließlich auch noch der brancheninterne<br />

Wettbewerb, der genuin<br />

versicherungstechnische Fortschritt also,<br />

Alles neu macht die<br />

Wechselsaison<br />

der immer wieder Tarifinnovationen hervorbringt<br />

und neue Standards setzt. Aus<br />

all dem ergibt sich eine hohe Dynamik im<br />

Kfz-Tarifgefüge.<br />

Zum anderen macht der Fortschritt auch<br />

bei den Beratungs-, Tarifauswahl- und<br />

Abwicklungsprozessen keine Pause. Die<br />

Versicherer arbeiten mit Hochdruck daran,<br />

Maklern und Endkunden mit digitaler<br />

Hilfe das Leben zu erleichtern. Sosehr das<br />

im Einzelnen gelingt, so unübersichtlich<br />

macht die Vielzahl der Lösungen den<br />

Foto: Baona<br />

Markt für Vermittler. Ein „Business as<br />

usual“ mag es im Kfz-Wechselgeschäft<br />

vielleicht vor vielen Jahren gegeben haben,<br />

heute indes muss man am Ball bleiben und<br />

jedes Jahr neue Bewertungen anstellen.<br />

Immerhin auf eines ist dabei Verlass: Die<br />

KRAVAG gehört in die engere Auswahl.<br />

Denn im Kfz-Geschäft liegt die Kernkompetenz<br />

der R+V-Tochter, und das merkt<br />

man den Produkten, Prozessen und Services<br />

an. Mehr dazu lesen Sie im Interview<br />

auf den Folgeseiten.<br />

Die Zukunft der<br />

Mobilität:<br />

Elektrofahrzeuge<br />

verlangen neue<br />

Schwerpunkte in der<br />

Absicherung – ein Treiber<br />

der dynamischen<br />

Entwicklung.<br />

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FOKUS R+V Versicherungsgruppe<br />

»Wir denken zu 99 Prozent<br />

in Richtung Makler«<br />

Inga Gauer, Filialdirektorin bei der KRAVAG, über die Kfz-Tarife und -Services ihres Hauses,<br />

fortwährende Prozessoptimierung und die Rolle, die Makler dabei spielen<br />

– TEXT: SEBASTIAN WILHELM –<br />

<strong>procontra</strong>: KRAVAG ist als Kfz-Versicherer<br />

seit Jahrzehnten am Markt. Warum sollten<br />

Makler auch heute noch zu einer Absicherung<br />

bei Ihnen raten?<br />

Inga Gauer: Wie Sie erwähnen, gibt es<br />

uns bei der KRAVAG schon sehr lange.<br />

Wir haben einen sehr klaren und starken<br />

Fokus, nämlich auf alles rund um das Thema<br />

Kfz – Privatkunden, Flottengeschäft,<br />

Branchenpolice und, und, und. Durch die<br />

Spezialisierung und unseren klaren Fokus<br />

kennen wir die Sorgen und Nöte und auch<br />

die Herausforderungen, mit denen die<br />

Kunden und unsere Geschäftspartner konfrontiert<br />

sind, und liefern dafür attraktive<br />

Lösungen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Services bieten Sie Maklern<br />

außerhalb des eigentlichen Versicherungsvorgangs?<br />

Gauer: Da ist die Bandbreite ziemlich<br />

groß. Es fängt an mit den technischen<br />

Anbindungen, das heißt: Wie kommt ein<br />

Geschäftspartner überhaupt zu seinen<br />

Bestandsdaten? Ein Stichwort lautet hier<br />

BiPRO, wie bei anderen Sparten und<br />

Gesellschaften auch. Gerade im Bereich<br />

Kfz sind wir da sehr gut aufgestellt. Es<br />

gibt zudem Geschäftspartner, die kein<br />

eigenes Maklerverwaltungsprogramm<br />

haben. Nicht nur für sie haben wir unser<br />

Maklerportal komplett neu aufgestellt, wo<br />

man alle Daten schnell findet und herunterladen<br />

kann. Dann gibt es aber noch<br />

ganz andere Themen bei der KRAVAG.<br />

Bei der KRAVAG-LOGISTIC, wo auch das<br />

Schwer- und Gütergeschäft abgewickelt<br />

wird, haben wir uns beispielsweise gefragt:<br />

»Die Kunden<br />

schließen jetzt ab<br />

und haben dank der<br />

Beitragsgarantie die<br />

Sicherheit einer<br />

stabilen Prämie im<br />

nächsten Jahr.«<br />

Was passiert eigentlich mit den Lkw, die<br />

an den Raststätten nachts keinen Parkplatz<br />

mehr bekommen? Dafür haben wir<br />

das KRAVAG Truck Parking ins Leben<br />

gerufen, für das Kunden mit großen Höfen<br />

Parkplätze zur Verfügung stellen. Das ist<br />

ein bundesweites Netzwerk, das – Hand<br />

aufs Herz – mit dem eigentlichen Kfz-Tarif<br />

gar nichts zu tun hat, aber eine wertvolle<br />

Hilfestellung für unsere Kunden darstellt.<br />

In diesem Sinne decken wir mit unseren<br />

Services ein sehr breites Spektrum ab, etwa<br />

auch indem wir unsere Kunden bei Aktionen<br />

unterstützen. Wenn beispielsweise ein<br />

Kunde mit einer mittelgroßen Flotte alle<br />

seine Kunden anschreiben möchte, um sie<br />

vor der Urlaubszeit über den Schutzbrief<br />

oder die Fahrerschutz-Zusatzversicherung<br />

zu informieren, dann unterstützen wir das<br />

auf verschiedenen Wegen, ob mit Musteranschreiben<br />

oder mit der Selektion. So<br />

versuchen wir auf alle Bedarfe und Wünsche<br />

rund um Kfz einzugehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Am Ende achten die Kunden<br />

indes jenseits aller Services primär auf die<br />

„harten“ Tarifbedingungen. Mit welchen<br />

Highlights und Alleinstellungsmerkmalen<br />

können Sie hier überzeugen?<br />

Gauer: Im Zuge der Entwicklung des neuen<br />

Kfz-Tarifs haben wir uns nicht nur den<br />

Wettbewerb angeschaut, sondern auch<br />

noch einmal neu Gedanken über die Frage<br />

gemacht: Was braucht eigentlich der Geschäftspartner?<br />

Wir haben zum Beispiel die<br />

Fristen für die Neuwertentschädigung verlängert.<br />

Im letzten Jahr haben wir bereits<br />

für den sogenannten Zusatzfahrer einen<br />

Baustein entwickelt, der insbesondere für<br />

Familien sehr sinnvoll ist, in denen die<br />

Kinder gerade den Führerschein gemacht<br />

haben und das elterliche Auto mit nutzen.<br />

Er wird von den Kunden hervorragend angenommen.<br />

Auch beim Thema E-Mobilität<br />

sind wir sehr gut aufgestellt, wenngleich<br />

hier der Raum nicht ausreicht, um in die<br />

kundenfreundlichen Details einzutauchen.<br />

<strong>procontra</strong>: Der Zusatzfahrer genießt mit<br />

dem entsprechenden Baustein den gleichen<br />

Schutz wie der Hauptfahrer?<br />

Gauer: Genau, für einen festen Betrag pro<br />

Jahr kann der Zusatzfahrer die versicherten<br />

Autos zu gleichen Konditionen<br />

mitnutzen. Ansonsten gibt es ja, auch<br />

bei der KRAVAG, häufig die Regelung,<br />

dass man pro Auto den jüngsten und den<br />

ältesten Fahrer angeben kann. Das ist aber<br />

etwas herausfordernd und gilt manchmal<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der R+V Versicherungsgruppe<br />

70 Anzeige


R+V Versicherungsgruppe FOKUS<br />

nur für einen bestimmten Zeitraum, weil<br />

der Zusatzfahrer irgendwann doch auf ein<br />

eigenes Fahrzeug umsteigt.<br />

<strong>procontra</strong>: In der Kfz-Sparte haben Onlineabschlüsse<br />

einen vergleichsweise hohen<br />

Anteil. Welchen Vorteil haben die Kunden,<br />

wenn sie einen Makler zurate ziehen?<br />

Gauer: Hier ist die Antwort schon ein<br />

bisschen in der Frage enthalten, denn<br />

sie lautet: den Makler. Wer schon mal<br />

versucht hat, sich durch einen Online-<br />

Versicherungsvergleich mit all seinen<br />

Tarifen und Angeboten „durchzuwühlen“,<br />

weiß das. Es gibt so viele Anbieter, so viele<br />

verschiedene Tarifgestaltungen, dass ein<br />

Endkunde kaum überblicken kann, welche<br />

Tarifmerkmale und welche Bausteine für<br />

ihn sinnvoll sein können. Hier kann ein<br />

Makler, der die Kundensituation und den<br />

Bedarf genau kennt, entscheidende Orientierung<br />

geben. Zumal es sich im Schadenfall<br />

auszahlt, wenn der Kunde nicht allein<br />

der Gesellschaft gegenübersteht, sondern<br />

auf die Erfahrung und Hilfe eines Maklers<br />

bauen kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Apropos Schadenabwicklung:<br />

Welches Feedback erhält die KRAVAG für<br />

ihre Regulierungspraxis von Maklern?<br />

Gauer: Wir erhalten tatsächlich durch<br />

die Bank sehr gutes Feedback. Allenfalls<br />

bei bundesweiten Kumulschäden, also in<br />

Spitzenzeiten, kommt es vielleicht mal zu<br />

kurzen Wartezeiten an unserer Hotline,<br />

die wir dann aber schnell und gezielt<br />

verstärken. In normalen Zeiten läuft es<br />

schnell und reibungslos, und natürlich<br />

ist auch Kulanz für uns kein Fremdwort,<br />

wenn Grenzfälle auftreten. Bei dieser<br />

Gelegenheit möchte ich auch mal Dank an<br />

die Kollegen in den Schadenabteilungen<br />

aussprechen, von deren exzellenter Arbeit<br />

wir im Vertrieb ja massiv profitieren. Die<br />

hohe Qualität unserer Schadenabwicklung<br />

wird auch in neutralen Umfragen immer<br />

wieder bestätigt. Nichtsdestotrotz arbeiten<br />

wir weiterhin permanent daran, auch<br />

im Bereich Schaden die Prozesse noch<br />

einfacher und schlanker zu machen, damit<br />

es für alle Beteiligten schneller geht. Denn<br />

im Schadenfall zeigt sich schließlich erst,<br />

ob man dem Leistungsversprechen, das<br />

man vielleicht über viele Jahre gegeben<br />

hat, auch gerecht wird. Nehmen wir die<br />

relativ häufig vorkommenden Glasschäden<br />

als Beispiel. Wir versuchen auch hier, einfache,<br />

schlanke Prozesse zu generieren, in<br />

deren Rahmen sich unser Geschäftspartner<br />

nur einmal auf einer Plattform anmelden<br />

muss und danach alles automatisiert im<br />

Hintergrund abläuft und mit dem Kunden<br />

geregelt wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben auch eine Beitragsgarantie<br />

eingeführt – für welche Tarife gilt<br />

sie?<br />

Gauer: Die Beitragsgarantie gilt für die<br />

KRAVAG Allgemeine und innerhalb unseres<br />

Konzerns auch für die R+V Premium.<br />

Die Kunden schließen jetzt ab und haben<br />

die Sicherheit eines stabilen Beitrags im<br />

nächsten Jahr.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben Makler bei der KRA-<br />

VAG persönliche Ansprechpartner bei<br />

Fragen und Problemen?<br />

Gauer: Ja, wir unterhalten ein bundesweites<br />

Netzwerk von Maklerbetreuern,<br />

die ausschließlich für das Thema Kfz<br />

zuständig sind und als die ersten Ansprechpartner<br />

für unsere Makler fungieren<br />

– für alle Fragen, ob zur Beantragung, zu<br />

Sondereinstufungen, Schadenfällen oder<br />

Bestandsumdeckungen. Sie kümmern<br />

sich den ganzen Tag um nichts anderes<br />

als die Belange unserer Partner. Falls der<br />

persönliche Maklerbetreuer mal temporär<br />

nicht erreichbar ist, weil er zum<br />

Beispiel in einem Meeting sitzt, stehen<br />

auch unsere Schaden-Hotline und unser<br />

Servicecenter zur Verfügung, für die wir<br />

auch von Maklern sehr positives Feedback<br />

bekommen. Es gibt also mehrere Kanäle<br />

zwischen der KRAVAG und ihren Maklerpartnern.<br />

Diese spielen bei der Weiterentwicklung<br />

unserer Produkte und Prozesse<br />

immer eine zentrale Rolle, denn sie sind<br />

ja gewissermaßen unsere Kunden. Ob wir<br />

eine BiPRO-Schnittstelle anbinden, ist für<br />

die Endkunden schließlich nicht relevant.<br />

99 Prozent unserer Überlegungen gehen<br />

daher in Richtung Makler. <br />

www.makler.ruv.de/kfz<br />

Anzeige<br />

71


BUSCHFUNK Sachwerte<br />

SACHWERTE<br />

IMMER WENIGER HÄUSLEBAUER<br />

Drastischer Rückgang bei den Baugenehmigungen<br />

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen und Einfamilienhäuser ist erheblich zurückgegangen.<br />

So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) von Januar<br />

bis Juli <strong>2022</strong> insgesamt 216.425 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt – dies waren<br />

2,1 Prozent oder 4.690 weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Baugenehmigungen für<br />

Einfamilienhäuser war der Rückgang noch drastischer: Von Januar bis Juli <strong>2022</strong> ging die Zahl<br />

im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,1 Prozent (9.343) auf 48.613 zurück. Dabei spielt<br />

allerdings auch das Auslaufen des Baukindergeldes 2021 eine Rolle. Familien mit Kindern<br />

konnten die staatliche Fördermaßnahme beantragen, wenn sie eine Baugenehmigung für<br />

selbst genutztes Wohneigentum vorliegen hatten. Am 31. März 2021 endete das Programm.<br />

Foto: Frizzantine<br />

ENERGIEEFFIZIENZ OBERSTE PRIO<br />

Steigende Energiepreise bestimmen Kaufverhalten.<br />

Foto: Imaginima<br />

Durch die hohen Energiepreise wird die Energieeffizienz von Gebäuden<br />

immer mehr zu einem entscheidenden Kaufkriterium. Nach einer<br />

Analyse des Immobilienvermittlers Engel & Völkers werden mangelhaft<br />

isolierte Altbauten und Bestandsobjekte mit weniger modernen<br />

Heizungssystemen zunehmend gemieden. Stattdessen liege der<br />

Fokus von Kaufinteressenten auf Immobilien in energetisch bestem<br />

Zustand – also Neubauten oder kernsanierte Objekte, bei denen in<br />

den kommenden Jahren keine Investitionen erforderlich sind.<br />

BAUBRANCHE STEHT VOR ABSCHWUNG<br />

Historischer Anstieg bei Auftragsstornierungen<br />

Hohe Baukosten und steigende Kreditzinsen sorgen im Wohnungsbau vermehrt für Auftragsstornierungen.<br />

Nach einer aktuellen Umfrage des Münchner ifo Instituts waren im August 11,6<br />

Prozent der befragten Unternehmen davon betroffen, nach 11,5 Prozent im Vormonat. „Seit<br />

April sehen wir, dass auffällig viele Projekte gestrichen werden“, konstatiert ifo-Forscher Felix<br />

Leiss. Viele Betriebe befürchten Geschäftsrückgänge: Der Erwartungsindikator fiel auf minus<br />

48,3 Punkte und markiert damit den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991. Bis vor<br />

wenigen Monaten hätten die Weichen im Wohnungsbau noch auf Wachstum gestanden. Zwar<br />

verfügten die Unternehmen noch immer über prall gefüllte Auftragsbücher. „Aber mit Blick<br />

auf die künftige Entwicklung greift die Angst um sich“, so Leiss.<br />

Foto: Ifo-Institut<br />

72<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Sachwerte BUSCHFUNK<br />

Hansainvest: Langfristiger Mietvertrag mit<br />

flämischer Staatsbehörde<br />

Hansainvest Real Assets hat für das Objekt Kolonien straat<br />

29/31 in der Brüsseler Innenstadt einen neuen Großmieter<br />

gewonnen. Die flämische Regierungsbehörde für Einbürgerungen<br />

bezieht langfristig schrittweise seit 1. September<br />

<strong>2022</strong> insgesamt 3.246 Quadratmeter Bürofläche in der<br />

Liegenschaft.<br />

Foto: Jakub Mazur<br />

MiFID: Mehr<br />

Klarheit, bitte!<br />

DR. ANDREAS MATTNER<br />

Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)<br />

Savills: Mehrfamilienhäuser boomen<br />

Mehr als 27,3 Milliarden Euro wurden laut Savills in der<br />

ersten Jahreshälfte <strong>2022</strong> europaweit in Mehrfamilienhäuser<br />

investiert – das höchste bislang erfasste Halbjahresergebnis.<br />

Während die Transaktionsvolumen in Deutschland,<br />

Irland, den Niederlanden und Schweden im zweiten<br />

Quartal zurückgingen, war in Großbritannien, Dänemark<br />

und Spanien ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.<br />

Deka Immobilien: Verkauf Einzelhandelsobjekt<br />

Die Deka Immobilien hat ein Einzelhandelsobjekt in Paris<br />

aus dem Portfolio des Spezialfonds VA-Domus nach<br />

rund sechs Jahren Haltedauer veräußert. Käufer ist ein<br />

Joint Venture zwischen AnaCap Financial Partners und<br />

Freo Group. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen<br />

vereinbart.<br />

Oppenfield: Neues Joint Venture<br />

Die europaweit operierende Immobilienplattform Oppenfield<br />

hat das Joint Venture Oppenfield Real Estate Investment<br />

Management GmbH (OREIM) gegründet. Mehrheitsgesellschafter<br />

sind Galcap Europe aus Österreich und Pier<br />

Investment Partner aus Deutschland. Hinzu kommen fünf<br />

weitere Gesellschafter aus Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />

den Niederlanden und Spanien.<br />

BVT: 3 Wohnungsbauprojekte in den USA<br />

Die BVT Unternehmensgruppe hat drei weitere Projektentwicklungen<br />

in den US-Bundesstaaten Georgia, Virginia<br />

und Connecticut angebunden. Die Investitionen erfolgten<br />

für den Fonds BVT Residential USA 17 sowie für den Teilfonds<br />

BVT Residential USA 18.<br />

Silvertip Capital: 5 Spezialisten von Corestate<br />

Silvertip Capital vergrößert das Team am Standort<br />

Frankfurt. So wird Stephan Rudolph (MRICS) Senior Vice<br />

President Asset Management. Semira Schneider und Dianoush<br />

Zekri werden Vice Presidents Asset Management.<br />

Christian Bauer startet als Senior Associate im Asset und<br />

Investment Team und Cedric Schütz wird Analyst im Asset<br />

und Investment Team. Alle fünf stammen von Corestate.<br />

Foto: sl-f<br />

Foto: Global P.<br />

Foto: Kruck 20<br />

Die Regeländerung zur Finanzmarktrichtlinie MiFID<br />

erscheint auf den ersten Blick als eine ziemlich<br />

klare Sache: Banken und Sparkassen sind seit<br />

dem vorigen Monat verpflichtet, Kundinnen<br />

und Kunden bei der Anlageberatung nach ihren<br />

Präferenzen in puncto Nachhaltigkeit zu befragen.<br />

Diese Vorlieben müssen dann bei der Auswahl der<br />

Finanzprodukte berücksichtigt werden. MiFID soll<br />

also grünen Finanzprodukten einen Schub geben<br />

und nachhaltige Geldanlagen für breitere Bevölkerungsgruppen<br />

öffnen. Das alles ist sowohl für offene<br />

als auch für geschlossene Immobilienfonds<br />

von großer Bedeutung. Keine Frage: Ein Mehr an<br />

Nachhaltigkeit ist ein Muss. Mancher fühlt sich<br />

da spontan an die alte Pralinen-Werbung erinnert:<br />

„Wer kann dazu schon Nein sagen?“ Der ZIA<br />

jedenfalls ist aus voller Überzeugung dabei. Das<br />

Problem ist nur: Was genau gilt als nachhaltig?<br />

Nicht, dass es hier an Antworten fehlte. Nur, leider<br />

fallen die unterschiedlich aus. Die MiFID-Novelle<br />

ist neben der Taxonomie und der Offenlegungs-<br />

Verordnung einer der zentralen Bausteine des<br />

Sustainable Finance Action Plans der EU. Was<br />

unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist, ist schon in<br />

der Offenlegungs-Verordnung und der Taxonomie<br />

nicht einheitlich geregelt. Durch MiFID zeigt sich<br />

diese Widersprüchlichkeit jetzt noch drastischer.<br />

Denn die Anforderungen an nachhaltige Produkte<br />

im Sinne von MiFID weichen wiederum von der<br />

Offenlegungs-Verordnung ab. Die Gleichung grün<br />

= gut geht also schon deswegen nur begrenzt auf,<br />

weil nicht widerspruchsfrei dargelegt wird, was<br />

„nachhaltig“ ist. Der gewünschte Effekt, auch<br />

Gelder der Privatkunden in nachhaltige Investitionen<br />

zu lenken, droht daher auf der Strecke zu<br />

bleiben. Das allerdings wäre ein provozierend hoher<br />

Preis. Die dringende Bitte also: Mehr Klarheit,<br />

bitte.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

73


SACHWERTE Wohnimmobilien<br />

»Spürbare Abschwächung<br />

zu erwarten«<br />

Die Zeiten rasch steigender Preise für Wohnimmobilien sind bald vorbei.<br />

Warum ein Einbruch aber nicht zu erwarten sei, erläutert Jens Tolckmitt,<br />

Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, im Interview.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

<strong>procontra</strong>: Herr Tolckmitt, getragen von<br />

extrem niedrigen Zinsen sind die Preise<br />

für Immobilien jahrelang gestiegen. Jetzt<br />

steigen die Zinsen. Ist der Preisboom im<br />

Wohnsektor vorbei?<br />

Jens Tolckmitt: Nein, die positive Entwicklung<br />

auf dem deutschen Immobilienmarkt<br />

hält bislang weiter an. Im zweiten Quartal<br />

sind die Wohnimmobilienpreise um<br />

10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquar<br />

tal gestiegen, wie unser vdp-Index<br />

zeigt. Die Preise für Wohnimmobilien in<br />

den Top-7-Städten erhöhten sich sogar um<br />

11 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie aussagekräftig sind Ihre<br />

Zahlen?<br />

Tolckmitt: Sehr aussagekräftig. Im Gegensatz<br />

zu anderen Preisindizes am Markt, die<br />

rein auf Angebotspreise abstellen, basiert<br />

der vdp-Index auf echten Preisdaten. Unser<br />

Tochterunternehmen vdp Research wertet<br />

quartalsweise die Daten abgeschlossener<br />

Immobilienfinanzierungen von mehr als<br />

700 Kreditinstituten aus. In unseren Index<br />

fließen also nur Preise ein, die tatsächlich<br />

am Markt erzielt worden sind – und zwar<br />

flächendeckend für ganz Deutschland.<br />

<strong>procontra</strong>: Hat Sie die Entwicklung überrascht?<br />

Tolckmitt: Dass der Preisanstieg im zweiten<br />

Quartal noch anhält, war zu erwarten,<br />

die unverändert hohe Steigerungsrate<br />

nicht unbedingt. Hier könnte eine gewisse<br />

Zeitverzögerung zum Tragen kommen:<br />

Von der Finanzierungsanfrage bis zum<br />

endgültigen Abschluss können manchmal<br />

mehrere Monate vergehen, auch quartals-<br />

74 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


Wohnimmobilien SACHWERTE<br />

übergreifend, sodass sich eine geringere<br />

Preisdynamik womöglich erst in den<br />

nächs ten Quartalen zeigen wird. Am positiven<br />

Vorzeichen wird sich unseres Erachtens<br />

aber auch auf absehbare Zeit nichts<br />

ändern. Schließlich ist der Wohnungsmarkt<br />

nach wie vor angespannt, und die Bautätigkeit<br />

fällt weiterhin viel zu gering aus.<br />

<strong>procontra</strong>: Aber Immobilienkredite sind<br />

seit dem Frühjahr im Schnitt dreimal so<br />

teuer wie vorher. Macht sich das bei der<br />

Nachfrage nicht bemerkbar?<br />

Tolckmitt: Die Zinsen für Immobilienkredite<br />

haben sich im ersten Halbjahr deutlich<br />

erhöht, das stimmt, zuletzt hat sich das<br />

Zinsniveau allerdings schon wieder reduziert.<br />

Welche Auswirkungen diese Entwicklung<br />

auf die Nachfrage nach Wohnimmobiliendarlehen<br />

haben wird, werden wir<br />

konkret erst in den nächsten Quartalen<br />

sehen. Denn der Immobilienmarkt läuft<br />

der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung<br />

einige Monate hinterher.<br />

<strong>procontra</strong>: Könnte die Immobilienfinanzierung<br />

dann in Gefahr geraten?<br />

Tolckmitt: Die Finanzierungszahlen der<br />

vdp-Mitgliedsinstitute deuten bereits<br />

darauf hin, dass es speziell für Schwellenhaushalte<br />

zusehends schwieriger wird,<br />

ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen:<br />

Finanzierungen für selbst genutztes<br />

Wohneigentum waren im zweiten Quartal<br />

dieses Jahres schon nicht mehr in dem<br />

Ausmaß gefragt wie zuvor. Für Ein- und<br />

Zweifamilienhäuser sowie für Eigentumswohnungen<br />

haben Kreditinstitute im<br />

zweiten Quartal <strong>2022</strong> Darlehen mit einem<br />

Volumen von rund 19,4 Milliarden Euro<br />

zugesagt – nach 24 Milliarden Euro im<br />

Vorquartal und 21,6 Milliarden Euro im<br />

zweiten Quartal 2021.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie lautet Ihre Prognose für<br />

die Immobilienpreise in den kommenden<br />

Monaten?<br />

Tolckmitt: Das Umfeld ist aktuell sehr<br />

schwierig. Gleich mehrere Belastungsfaktoren<br />

kommen zusammen: der Angriffskrieg<br />

Russlands auf die Ukraine,<br />

die Energiekrise, die gedämpften Wachstumsaussichten,<br />

die Inflation, die Engpässe<br />

bei Fachkräften und Materialien<br />

und der spürbare Zinsanstieg. Aufgrund<br />

dieser Negativfaktoren ist bei potenziellen<br />

Käufern und Bauherren schon jetzt eine<br />

gewisse Zurückhaltung zu beobachten.<br />

Wir gehen davon aus, dass sich dies zeitverzögert<br />

auch in den Index-Ergebnissen<br />

niederschlagen wird. Mit einer spürbaren<br />

Abschwächung der Preisdynamik ist zu<br />

rechnen. Künftig dürfte sich die Entwicklung<br />

der Wohnimmobilienpreise wieder<br />

stärker an den erzielbaren Mieten orientieren<br />

– zum einen, weil der langjährige<br />

Sonderfaktor, die historisch günstigen<br />

Finanzierungskonditionen, weggefallen ist,<br />

zum anderen, weil die Baukosten spürbar<br />

angestiegen sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Bleibt Raum für weitere Preissteigerungen<br />

bei Wohnimmobilien?<br />

Tolckmitt: Ja, durchaus. Der deutsche Immobilienmarkt<br />

wird als „sicherer Hafen“<br />

von Investoren geschätzt – unter anderem<br />

deshalb, weil hierzulande nicht auf Vorrat<br />

gebaut wurde, anders als in anderen<br />

europäischen Ländern vor der Finanzkrise.<br />

»Für Schwellenhaushalte<br />

wird es<br />

zusehends schwieriger,<br />

ihren Traum<br />

vom Eigenheim zu<br />

verwirklichen.«<br />

Am Nachfrageüberhang hat sich zudem<br />

nichts geändert. Und da das ambitionierte<br />

Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue<br />

Wohnungen pro Jahr zu schaffen, nicht zuletzt<br />

aufgrund des Materialengpasses und<br />

deutlich gestiegener Baukosten in weite<br />

Ferne rückt, wird es auf der Angebotsseite<br />

vorerst keine Entspannung geben.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie besorgt sind Sie über die<br />

Zinsentwicklung?<br />

Tolckmitt: Zuletzt sind die Bauzinsen ja<br />

wieder etwas gefallen. Derzeit befinden sie<br />

sich auf dem Niveau von 2012/2013. Das<br />

bedeutet, dass Familien, die damals eine<br />

Finanzierung für zehn Jahre abgeschlossen<br />

haben und nun eine Anschlussfinanzierung<br />

benötigen, zu annähernd gleichen<br />

Zinskonditionen abschließen können. Zu<br />

berücksichtigen ist ferner die in Deutschland<br />

übliche hohe Anfangstilgung bei den<br />

Langfristfinanzierungen. Selbst im Falle<br />

steigender Zinsen könnte die Zins- und<br />

Gesamtbelastung bei Anschlussfinanzie-<br />

rungen somit geringer ausfallen, da bereits<br />

ein bedeutender Betrag getilgt worden ist.<br />

Die lange Zinsbindung in Deutschland<br />

sichert Kreditnehmer also weitgehend ab.<br />

<strong>procontra</strong>: Was müsste passieren, dass die<br />

Preise einbrechen?<br />

Tolckmitt: Spürbare Preisabschläge wären<br />

nur dann denkbar, wenn es zu einem Überangebot<br />

käme, wenn also in größerem Stil<br />

und über eine längere Zeit Notverkäufe<br />

von Immobilien stattfinden würden. Von<br />

diesem Szenario sind wir aktuell weit entfernt.<br />

Aufgrund des anhaltenden Nachfrageüberhangs<br />

sind aus heutiger Sicht keine<br />

Preiseinbrüche zu erwarten. Wohnimmobilien<br />

sind in vielen Regionen Deutschlands<br />

weiterhin knapp.<br />

<strong>procontra</strong>: Immer mehr Ökonomen sagen<br />

eine Rezession für Deutschland voraus.<br />

Wie schätzen Sie die daraus resultierenden<br />

Risiken für den Wohnimmobilienmarkt<br />

ein?<br />

Tolckmitt: Der Wirtschaftseinbruch zu<br />

Beginn der Covid-19-Krise liegt inzwischen<br />

mehr als zwei Jahre zurück. In der<br />

Retrospektive hat er auf den deutschen Immobilienmarkt<br />

nur geringe Auswirkungen<br />

gehabt. Vielmehr ist es so gewesen, dass<br />

die Pandemie bereits zuvor beobachtbare<br />

Tendenzen sogar verstärkte: beispielsweise<br />

die erhöhte Nachfrage nach Wohnimmobilien.<br />

Sollten die aktuellen konjunkturellen<br />

Belastungsfaktoren tatsächlich zu einer Rezession<br />

in Deutschland führen; sollte diese<br />

deutlich länger andauern als zu Beginn<br />

der Pandemie und sich auch spürbar auf<br />

den Arbeitsmarkt auswirken, würde das<br />

natürlich auch am Immobilienmarkt nicht<br />

spurlos vorbeigehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was bedeutet das konkret?<br />

Tolckmitt: Dann wäre damit zu rechnen,<br />

dass die Nachfrage nach Immobilien sinkt.<br />

Ob sie dann allerdings so weit sinken würde,<br />

dass bei Wohnimmobilien das Angebot<br />

die Nachfrage übersteigt und es somit zu<br />

fallenden Preisen kommt, bleibt abzuwarten.<br />

So robust, wie sich der Immobilienmarkt<br />

in Deutschland in den vergangenen<br />

Jahrzehnten präsentiert hat, wird er auch<br />

die kommende, sicherlich schwierigere<br />

Marktphase mutmaßlich gut überstehen.<br />

Immobilien sind schließlich in jeder<br />

Konjunkturphase ein sinnvolles Investment<br />

und dienen ja auch bei den derzeit hohen<br />

Teuerungsraten als Inflationsschutz. Zudem<br />

bleibt die Anzahl möglicher Anlagealternativen<br />

bislang überschaubar.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

75


SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

FÖRDERTÖPFE: AUFTUN,<br />

AUFZEIGEN, AUSSCHÖPFEN<br />

Wer baut, kann diverse Fördergelder und Zuschüsse beantragen. Doch das Angebot ist<br />

unübersichtlich und ändert sich laufend. Eine gute Finanzberatung hilft Bauherren,<br />

das Optimum für sich herauszuholen.<br />

– TEXT: IMKE REIHER –<br />

400.000 neue Wohnungen pro Jahr: So lautet<br />

das Ziel der Bundesregierung. Davon ist<br />

sie im Moment noch weit entfernt. Auch<br />

private Bau-Interessenten müssen sich zusehends<br />

von ihren Immobilienplänen verabschieden,<br />

nachdem sich die Bauzinsen auf<br />

Jahressicht mehr als verdreifacht haben.<br />

Dazu kommen die hohe Inflation, steigende<br />

Kosten für Baumaterial und Energie, Liefer<br />

eng pässe sowie ein Mangel an Handwerkern.<br />

Das macht Fördermittel umso wichtiger,<br />

die Bund, Länder und Kommunen zur Verfügung<br />

stellen. Das Problem: Das Angebot<br />

an Krediten, Zuschüssen und Zulagen ist<br />

unübersichtlich und ändert sich mitunter<br />

kurzfristig. So hat die Regierung im Juli<br />

die Fördermittel für energieeffiziente Neubauten<br />

massiv gekürzt und die Förderung<br />

weitgehend auf zinsverbilligte Kredite umgestellt,<br />

während Zuschussvarianten ins<br />

Hintertreffen geraten. Zudem wurden die<br />

Anforderungen bei der Neubauförderung<br />

erhöht. Künftig ist diese an den Standard<br />

„Energiehaus 40“ geknüpft – den ambitioniertesten<br />

von allen – sowie an ein<br />

Zertifikat, das diesen bestätigt. „Statt die<br />

Neubauwirtschaft mit öffentlichen Mitteln<br />

anzukurbeln, wurde sie noch mehr eingedampft“,<br />

sagt Carsten Zimmermann, Vorstandsvorsitzender<br />

beim Bundesverband<br />

deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen<br />

e. V. (GdW).<br />

76 Illustration: Roman Kulon


Immobilienfinanzierung SACHWERTE<br />

FÖRDERMITTEL IM ÜBERBLICK<br />

ZUSÄTZLICHE FÖRDERUNG REGIONALE FÖRDERUNG BUNDESWEITE FÖRDERUNG<br />

MAKLERS MEINUNG<br />

»Wir schauen auf<br />

regionale Förderung«<br />

FRANK KLEIN, Baufinanzierungsexperte<br />

bei Dr. Klein, Siegen<br />

durch durch durch<br />

Kirchen<br />

Arbeitgeber<br />

BERATER: MÖGLICHE ZUSCHÜSSE AUSLOTEN<br />

Da es keine Übersicht über sämtliche Förderprogramme<br />

für Bauwillige gibt, ist<br />

eine gute Beratung essenziell, um sich im<br />

Fördermittel-Dschungel zurechtzufinden.<br />

Zudem kann ein Berater die richtige Kombination<br />

von Bank- und Förderdarlehen<br />

sowie auch Stolperfallen aufzeigen. Ein<br />

Beispiel: „Es besteht die Gefahr, dass Fördergelder<br />

beantragt, aber nicht ausbezahlt<br />

werden und Bauherren eine Nachfinanzierung<br />

zu deutlich schlechteren Konditionen<br />

stemmen müssen“, weiß Frank Klein, Baufinanzierungsexperte<br />

bei Dr. Klein in Siegen.<br />

Auch deswegen ist es ratsam, die Baufinanzierung<br />

auf mehrere Säulen zu stellen<br />

und unterschiedliche Kreditlaufzeiten zu<br />

wählen, um flexibler zu bleiben. Wichtig zu<br />

wissen: Ein Rechtsanspruch auf Fördermittel<br />

besteht nicht.<br />

STAATLICHE ZUSCHÜSSE<br />

VON KFW, BAFA & CO.<br />

Auf Bundesebene sind die Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau (KfW) und das Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle<br />

(BAFA) die zwei wichtigsten Adressen für<br />

Fördermittel beim Hausbau. Während die<br />

KfW zinsgünstige Kredite für „größere“ Aktionen<br />

vergibt, unterstützt das BAFA energieeffiziente<br />

Einzelmaßnahmen. Allerdings<br />

kommen für Bauwillige seit der jüngsten<br />

Rotstift-Aktion nur noch wenige Förderprogramme<br />

für Neubau infrage. Dazu zählen<br />

das Wohneigentumsprogramm der KfW<br />

(124) und einige Förderungen des BAFA.<br />

Allerdings sollte man Letztere besser nicht<br />

in die direkte Finanzierung einbinden, weil<br />

Kommunen<br />

Bundesländer<br />

BAFA<br />

Quelle: Aroundhome<br />

es mitunter länger dauert, bis die Gel der<br />

ausbezahlt werden, rät Bauexperte Klein:<br />

„Besser ist es, die Förderung abzurufen und<br />

als Sondertilgung mit einfließen zu lassen.“<br />

Weitere staatliche Unterstützungsmöglichkeiten<br />

sind zudem über Bausparverträge<br />

(Wohnungsbauprämie, VL-Leistungen, Arbeitnehmersparzulage),<br />

Wohn-Riester und<br />

das Baukindergeld möglich. Sämtliche Zulagen<br />

sind an bestimmte Voraussetzungen<br />

»Statt die Neubauwirtschaft<br />

mit<br />

öffentlichen Mitteln<br />

anzukurbeln, wurde<br />

sie noch mehr<br />

eingedampft.«<br />

CARSTEN ZIMMERMANN, GDW<br />

Wohnriester<br />

(Eigenheimrente)<br />

Darlehen der<br />

KfW-Bank<br />

gekoppelt, wie etwa Einkommensgrenzen.<br />

Die Baukindergeld-Förderung läuft zudem<br />

zum 31. Dezember 2023 aus.<br />

REGIONALE FÖRDERPROGRAMME IM BLICK<br />

Neben den staatlichen Programmen sollten<br />

Berater auch die regionale Bauförderung<br />

im Blick haben, um Finanzierungslücken<br />

zu verkleinern. „Die regionale Förderung<br />

wird wichtiger, aber ist noch nicht so bekannt“,<br />

sagt Klein. Hier lässt sich ein<br />

„In den letzten Monaten wurden die Fördermittel<br />

für den Neubau massiv gekürzt, den<br />

die alte Regierung noch stärker gefördert<br />

hat. Hier wurde eine neue Richtung<br />

eingeschlagen, der Fokus liegt jetzt auf<br />

Bestandsimmobilien. Die Energieeffizienzprogramme<br />

wurden quasi alle gestrichen,<br />

und neuer Standard ist das KfW-40-Haus,<br />

das schon eine hohe Energieeffizienz hat.<br />

Aktuell können private Bauherren bei der<br />

KfW in erster Linie das Wohneigentumsprogramm<br />

124 in Anspruch nehmen. Zudem<br />

kann man auch Einzelförderungen für<br />

den Bereich Wärmeerzeugung beim BAFA<br />

abrufen – theoretisch auch parallel, da<br />

dies nicht als Doppelförderung angesehen<br />

wird. Allerdings kann es da manchmal<br />

länger dauern, bis das Geld kommt, was<br />

Bauherren bei der Planung im Hinterkopf<br />

haben sollten. Insofern sollte dies vielleicht<br />

besser als Sondertilgung verwendet<br />

werden. Weitere Fördermöglichkeiten durch<br />

den Staat gibt es zudem für Teilbereiche,<br />

etwa über das Wohnkindergeld oder die<br />

Grunderwerbssteuer. Wir schauen bei Dr.<br />

Klein auch gezielt auf die regionale Förderung,<br />

die wichtiger wird. Vielen sind diese<br />

Fördermöglichkeiten nicht so bekannt. Hier<br />

können Berater punkten und einen Mehrwert<br />

generieren. Zudem ist es ratsam, auch<br />

auf einen Energieberater zuzugehen, der<br />

alle Fördermöglichkeiten kennt. Allerdings<br />

sind jene aktuell massiv überlastet und<br />

oft schwer zu bekommen. Mein Wunsch<br />

mit Blick auf eine Förderung beim Neubau<br />

wäre, den Fokus hier nicht unbedingt auf<br />

Mehrfamilienhäuser zu legen, weil die Mittel<br />

oft von Bauträgern abgegriffen werden.<br />

Stattdessen sollte die Förderung auf Familien,<br />

erneuerbaren Energien und Heizsystemen<br />

liegen.“<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

77


SACHWERTE Immobilienfinanzierung<br />

»Förderlandschaft unübersichtlich«<br />

MARCUS SCHAD, Geschäftsführer Sozialwissenschaftliches Institut Schad GmbH & Co. KG in Hamburg<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die zentralen Ergebnisse<br />

der SWI-Finance-Studie?<br />

Marcus Schad: Erstens gehen zwei Drittel der<br />

Befragten davon aus, sich keine Immobilie leisten<br />

zu können. Selbst in der Einkommensgruppe<br />

ab 6.000 Euro Netto-Haushaltseinkommen ist es<br />

fast ein Viertel. Zweitens haben Immobilieninteressenten<br />

in den letzten Jahren hauptsächlich<br />

das Eigenkapital erhöht, um die Rate im Rahmen<br />

zu halten, wobei Schenkungen und Erbschaften<br />

eine zunehmende Rolle spielen. Doch bei<br />

gleichzeitig hohen Preisen und hohen Zinsen<br />

funktioniert das oft nicht mehr.<br />

Das führt drittens zu einer sinkenden Nachfrage<br />

nach Immobilien, die von steigenden Preisen<br />

für Baumaterial, dessen Knappheit und einem<br />

Fachkräftemangel noch befeuert wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Fördergelder und Zuschüsse<br />

sind für Bauwillige noch möglich?<br />

Schad: Es gibt eine unübersichtliche Landschaft<br />

von Förderungen, und es muss individuell<br />

geschaut werden, was passt. Besonders<br />

wichtig sind die Kredite und Förderungen der<br />

staatlichen KfW. Sie sind oft abhängig davon,<br />

wie energiesparend der Bau oder die Sanierung<br />

der Immobilie ist. Wenn regenerative Energie ins<br />

Spiel kommt, kommt zusätzlich die BAFA-Förderung<br />

hinzu. Zudem gibt es auf regionaler Ebene<br />

Förderungen, und auch die Altersvorsorge kann<br />

ein Baustein sein, in Form von Wohn-Riester. Die<br />

staatliche Förderung ist für selbst genutztes<br />

Wohneigentum möglich.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Finanzberater das Thema<br />

Fördermittel für Bauwillige anbringen?<br />

Schad: Die Aufgabe der Berater ist es, für den<br />

Kunden das beste Gesamtpaket zu schnüren<br />

und dabei Zuschüsse und Förderungen<br />

miteinzubeziehen. Dies sollte dem Kunden aktiv<br />

als Mehrwert in den Gesprächen kommuniziert<br />

werden. Die Zusammenarbeit mit einem Energieberater<br />

kann in der Finanzierungsberatung eine<br />

Möglichkeit sein, sich zu profilieren. Unsere Studie<br />

hat gezeigt, dass eine persönliche Beratung<br />

den Interessenten weiter wichtig bleibt, zumal<br />

die Baufinanzierung ein komplexes Produkt ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Woran hakt es und was sollte sich<br />

Ihrer Meinung nach ändern?<br />

Schad: Das Feld an Zuschüssen und Förderungen<br />

ist sehr weit. Umfangreiche Bedingungen<br />

und Fallstricke führen dazu, dass es oft<br />

nur mit Fachleuten möglich ist, die Beantragung<br />

vorzunehmen. Im Fall von Energieberatern<br />

etwa kann der nächste Termin jedoch weit in<br />

der Zukunft liegen. Hier ist eine Vereinfachung<br />

der Auswahl und der Beantragungsprozesse<br />

anzustreben.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Rat würden Sie der Regierung<br />

geben, die mehr Neubauwohnungen<br />

anstrebt?<br />

Schad: Bei Investoren und Wohnungsbaugesellschaften<br />

haben sich die ausgesetzten<br />

Förderungen negativ ausgewirkt. Hier ist Verunsicherung<br />

geschaffen worden. Die gestoppten<br />

Projekte lassen sich angesichts gestiegener<br />

Kosten und geänderter Vorgaben auch nicht<br />

einfach wiederaufnehmen. Sollen die Neubauziele<br />

nicht abgeschrieben werden, ist eine<br />

verlässliche Förderung notwendig. Bei den privaten<br />

Bauherren liegen die Herausforderungen<br />

ähnlich. Den Punkt Grunderwerbsteuer hat die<br />

Regierung seit Anfang <strong>2022</strong> ja schon mal auf<br />

der Agenda. <br />

potenzieller Mehrwert gegenüber der<br />

Konkurrenz schaffen, weil man dem Kunden<br />

mehr Möglichkeiten zeigt, finanzielle<br />

Zuschüsse für den Hausbau zu bekommen.<br />

So gibt es beispielsweise das sogenannte<br />

Einheimischen-Modell, bei dem eine Kommune<br />

vergünstigte Grundstücke vergibt.<br />

Die Fördervoraussetzungen variieren bei<br />

den einzelnen Städten und Gemeinden.<br />

Meist müssen die Antragsteller aber schon<br />

fünf Jahre vor Ort leben. Eine Übersicht<br />

über zahlreiche Fördermittel von Städten<br />

und Gemeinden für den Erwerb von Wohneigentum<br />

bietet das Onlineportal „Aktion<br />

Pro Eigenheim“, auf dem sich auch Berater<br />

kundig machen können.<br />

FÖRDERANTRÄGE FRÜHZEITIG STELLEN<br />

In jedem Fall sollten Berater ihre Kunden<br />

darauf hinweisen, dass diese viele Fördermittel<br />

VOR Beginn einer Maßnahme<br />

beantragen müssen und die Bestätigung<br />

abwarten sollten. Wenn bereits ein Liefer-,<br />

Leistungs- oder Kaufvertrag besteht, ist die<br />

Förderung passé.<br />

Um Planungsfehler zu vermeiden und<br />

Fristen einzuhalten, sind Berater für Energieeffizienz<br />

eine gute Adresse, deren Einbinden<br />

mitunter sogar Voraussetzung für eine<br />

Förderung ist – und ebenfalls bezuschusst<br />

wird. Für 2023 hat die Regierung eine Reform<br />

bei der Neubauförderung angekündigt.<br />

Das Thema bleibt also im Fluss.<br />

PRO<br />

BERATUNGSPOTENZIAL<br />

»FÖRDERTÖPFE«?<br />

Klientel mit Cross-<br />

Selling-Potenzial für<br />

zukünftige Geschäfte<br />

Fokus auf regionale<br />

Förderung zum Mehrwert<br />

ausbauen<br />

Einlesen in Fördermittel<br />

pusht Wissen<br />

für andere Bereiche<br />

CONTRA<br />

Einarbeiten ist<br />

zeitaufwendig und<br />

Materie ändert sich<br />

schnell<br />

Aufwand und Ertrag<br />

stehen zunächst im<br />

Missverhältnis<br />

Wissenstand muss<br />

auf dem Laufenden<br />

gehalten werden<br />

78 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


ÖKOWORLD<br />

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Der konsequente Klimaschutzfonds<br />

für mehr Zukunft.<br />

ALLE SAGTEN:<br />

„DAS GEHT NICHT.“<br />

DANN KAM EINER,<br />

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SACHWERTE Luxusuhren<br />

AM PULS DER ZEIT?!<br />

Marktpreise weit oberhalb des Listenpreises und Modelle, die in kurzer Zeit ihren Wert<br />

verdoppeln. Was ist beim Investment in Luxusuhren zu beachten?<br />

– TEXT: ANNE MAREILE WALTER –<br />

„Materiell ist keine Luxusuhr auch nur<br />

ansatzweise ihr Geld wert.“ Zu diesem<br />

Fazit kommt Uhrenexperte und YouTube-<br />

Bekanntheit Marcus Finger in einem Videobeitrag,<br />

in dem er seine Follower über das<br />

Wertsteigerungspotenzial von Luxusuhren<br />

aufklärt. Der Wert der hochwertigen Zeitmesser<br />

– so seine weitere Ausführung – sei<br />

ideeller Natur und speise sich aus einer<br />

subjektiven Einschätzung. Der Hype um<br />

Klassiker wie Rolex entstehe durch hohe<br />

Nachfrage und künstliche Verknappung.<br />

Bei etlichen Uhrenmodellen schießen so die<br />

Preise durch die Decke und Käufer können<br />

mit hohen Renditen rechnen.<br />

Eine aktuelle Statistik des Luxusuhren-<br />

Händlers Horando zeigt ebenfalls: Bei einigen<br />

Uhrenmodellen, wie der Patek Philippe<br />

Nautilus, ist in einem Zeitraum von rund<br />

acht Jahren eine Wertsteigerung von mehreren<br />

100 Prozent drin. Im Vergleich mit<br />

den Börsennotierungen international agierender<br />

Großunternehmen werde die Spanne<br />

der Rendite noch deutlicher, heißt es<br />

in der dazugehörigen Pressemitteilung. So<br />

habe Apple zwischen 2014 und <strong>2022</strong> eine<br />

Wertsteigerung von 112 Prozent verzeichnet<br />

– im selben Zeitraum stieg der Wert der<br />

Patek Philippe um 718 Prozent. Ist es demnach<br />

lukrativ, in Zeiten hoher Inflation und<br />

negativer Realverzinsung in das Sachwerte-<br />

Segment Luxusuhren zu investieren?<br />

ANLEGER BRAUCHEN EINE<br />

PERSÖNLICHE AFFINITÄT<br />

Mit Blick auf die Marktpreise kann die<br />

Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet<br />

werden. Auch der Uhrenexperte und Fachjournalist<br />

Michael Brückner unterstreicht<br />

die Beobachtung von Horando. In den vergangenen<br />

Jahren hätten die Uhrenpreise<br />

tatsächlich „exorbitant zugelegt“, sagt er,<br />

schränkt aber gleichzeitig ein: Nicht jede<br />

hochwertige Uhr beschere dem Anleger<br />

auch eine saftige Rendite. „Rund 80 Prozent<br />

der Uhren besitzen kein Wertsteigerungspotenzial<br />

und sind als Kapitalanlage<br />

vollkommen ungeeignet“, erklärt Brückner.<br />

Die übrigen 20 Prozent seien bestimmte<br />

Marken und Modelle, die einem Großteil<br />

der Uhrenliebhaber gefallen. Rolex, Omega,<br />

Seiko, Breitling – es sind Markennamen,<br />

die in dem Zusammenhang nicht<br />

überraschend klingen.<br />

80 Illustration: Eleonora Mavromati


Luxusuhren SACHWERTE<br />

Dabei ist ein Investment in Luxusuhren<br />

nicht per se für jeden Anleger geeignet.<br />

„Wer in Luxusuhren investieren will,<br />

braucht eine persönliche Affinität“, sagt<br />

Brückner. Es bringe wenig, die Uhr im Tresor<br />

zu lagern und dann die Wertsteigerung<br />

abzuwarten. „Luxusuhren werfen eben<br />

nicht nur eine normale Rendite ab. Auf die<br />

normale Rendite kommt die emotionale<br />

Rendite obendrauf.“<br />

Sechs oder sieben Jahre – so lange dauere<br />

es im Schnitt, bis eine Uhr langsam im Wert<br />

steigt. Hinzu kommt der Nutzwert. Anders<br />

als andere Sachwerte kann der Anleger sein<br />

Investment am Handgelenk tragen – und<br />

es zeigt die Zeit an. „Luxusuhren sind ein<br />

langfristiges Investment“, erklärt Brückner.<br />

Oft sei es so, dass erst die Kinder oder Enkelkinder<br />

finanziell profitieren. Denn bis<br />

eine Uhr zum begehrten Sammlerobjekt<br />

wird, könnten Jahre oder Jahrzehnte vergehen.<br />

Bei international gefragten Luxusuhren,<br />

wie der Rolex Daytona, seien Renditen<br />

von bis zu 6 Prozent im Jahr möglich.<br />

Zudem müssten Anleger beachten: Nach<br />

rund acht Jahren ist die erste Revision der<br />

Uhr fällig; und diese Verbindlichkeit drückt<br />

die Rendite. Das professionelle Überholen<br />

könne schnell vierstellige Beträge verschlingen,<br />

fügt der Fachmann hinzu.<br />

VINTAGE – EIN GARANT FÜR HOHE RENDITEN?<br />

Anders als bei Gold-Investments müssen<br />

Anleger bei Luxusuhren auch den vorgeschriebenen<br />

Umsatzsteuersatz in Höhe von<br />

19 Prozent mit in ihre Rechnung einbeziehen.<br />

Nach der ein Jahr dauernden Spekulationsfrist<br />

sind die Renditen schließlich<br />

steuerfrei.<br />

Henri von Laufenberg hat für Anleger mit<br />

einem Faible für Luxusuhren eine weitere<br />

»80 Prozent der Uhren<br />

haben kein Wertsteigerungspotenzial<br />

und sind als Kapitalanlage<br />

vollkommen<br />

ungeeignet.«<br />

MICHAEL BRÜCKNER, UHRENEXPERTE UND BUCHAUTOR<br />

PREIS-BOOM NUR BEI WENIGEN MARKEN<br />

Preisentwicklung nach Marken auf dem Markt für Secondhand-Uhren<br />

Patek Philippe<br />

Audemars Piguet<br />

Vacheron Constantin<br />

Rolex<br />

A. Lange & Söhne<br />

Girrad-Perregaux<br />

Cartier<br />

H. Moser & Cie.<br />

Jaeger-LeCoultre<br />

Brequet<br />

Swatch<br />

Breitling<br />

IWC<br />

Omega<br />

Tudor<br />

-1,5<br />

-1,6<br />

-0,3<br />

-4,0<br />

Zeitraum: die letzten 12 Monate; Angaben in % Quelle: Watchcharts<br />

Empfehlung: Aus Sicht des für den Händler<br />

Colognewatch tätigen Uhrenexperten sind<br />

Vintage-Uhren ein Garant für hohe Renditen.<br />

Die Modelle seien in der Regel rar,<br />

dadurch steige der Wert. Wer sich eine Uhr<br />

mit dem Ziel einer Wertanlage anschaffe,<br />

landet laut von Laufenberg in der Regel<br />

bei sieben bis acht Mainstream-Modellen –<br />

Uhren, die in den vergangenen 20 Jahren<br />

die höchsten Wertzuwächse verzeichneten.<br />

Die Preise seien meistens fünfstellig.<br />

MARKT IST EHER VON SAMMLERN GEPRÄGT<br />

„Früher war das Investment Luxusuhr<br />

ein exotisches. Heute hat es einen traditionellen<br />

Charakter bekommen“, sagt von<br />

Laufenberg. Dafür spricht eben auch die<br />

große Nachfrage nach Luxusuhren, die die<br />

Preise zuletzt immer weiter in die Höhe<br />

trieb. Laut von Laufenberg gab es jüngst<br />

jedoch einen Schwenk, die Preise gingen<br />

runter. „Uhren, die sich Sammler noch vor<br />

einem halben Jahr nicht leisten konnten,<br />

sind plötzlich erschwinglich“, führt er aus.<br />

Zuletzt habe der Preisrückgang bei rund 15<br />

Prozent gelegen. Über die Gründe lasse sich<br />

nur spekulieren: Die Sommerflaute könne<br />

eine Ursache sein oder der Corona-Lockdown<br />

in China. Da hätten viele Anleger die<br />

Entscheidung getroffen, zu verkaufen, statt<br />

3,0<br />

2,6<br />

3,8<br />

5,1<br />

7,2<br />

13,1<br />

15,0<br />

ihr Investment zu halten. „Aktuell haben<br />

wir ein Level der Stagnation erreicht“, ist<br />

der Experte überzeugt. Dem Markt, der<br />

eher von Sammlern als von Händlern geprägt<br />

sei, tue das gut.<br />

Wer mit dem Gedanken spielt, sein Geld<br />

in dekorative Zeitmesser anzulegen, könnte<br />

diese Anschaffung jetzt womöglich zu moderaten<br />

Preisen realisieren. Dabei sollte allerdings<br />

eine Maxime vor Augen bleiben:<br />

Wenn am Ende 5 Prozent weniger auf dem<br />

Konto verbleiben, sollten sich dies mit der<br />

Freude an dem Investment aufwiegen lassen.<br />

<br />

PRO<br />

26,1<br />

LUKRATIVE LUXUSUHREN?<br />

Stabiler Werterhalt<br />

Hohe Renditen bei<br />

bestimmten Modellen<br />

möglich<br />

Großer Nutzwert,<br />

emotionale Bedeutung<br />

37,4<br />

CONTRA<br />

46,6<br />

Spezifisches<br />

Know-how nötig<br />

Wertsteigerung<br />

nur bei wenigen<br />

Uhrenmodellen<br />

Oft profitieren erst<br />

die nachfolgenden<br />

Generationen<br />

51,6<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22<br />

81


PRIVAT GEFRAGT Karoline Viktoria Mielken, Geschäftsführerin Nettowelt GmbH<br />

»Nettotarife sind sinnvoll<br />

– für Kunden und<br />

Vermittler«<br />

KAROLINE VIKTORIA MIELKEN<br />

(mein Sohn sagt „dinoalt“, 1986)<br />

Geschäftsführerin Nettowelt GmbH,<br />

verheiratet, 1 Kind<br />

IHRE MEINUNG, FRAU MIELKEN:<br />

Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />

Finanzen & Versicherungen<br />

Digitale Beratung kann mit analogen<br />

Möglichkeiten mithalten<br />

Nettotarife sollten über die Altersvorsorge<br />

hinaus in die Beratung integriert werden<br />

Die Branche braucht ein Provisionsverbot/<br />

den Provisionsdeckel<br />

Die Branche sollte die sozialen Medien<br />

noch stärker nutzen, um ihr Image/die<br />

Außenwirkung zu verbessern<br />

Der Einstieg in das Honorargeschäft sollte<br />

für Vermittler vereinfacht werden<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

Joghurt mit Müsli.<br />

Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als<br />

super, denn man arbeitet ungestört und<br />

effektiv. Ganz ohne Büro würde mir aber<br />

doch etwas fehlen.<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

In Videokonferenzen ein professionelles<br />

Gesicht machen, während im Hintergrund<br />

ein großer Wutausbruch des Sohnes naht –<br />

Gelassenheit.<br />

Meine wahre Leidenschaft sind<br />

Tiere – vom Hund bis zur Ziege. Eine Zoojahreskarte<br />

ist für uns ganz wertvoll.<br />

Meine Freizeit verbringe ich am liebsten<br />

damit,<br />

in der Natur zu sein, gerne ruhiger.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

Verkäuferin im Modegeschäft und Kellnerin.<br />

Deshalb setze ich mich für Nettotarife ein:<br />

weil es einfach Sinn macht – für Kunden<br />

und Vermittler.<br />

Meine aktuelle Serien- oder<br />

Filmempfehlung:<br />

Bei uns mogeln sich die Minions gerne auf<br />

den Bildschirm. Aber sonst: Meiberger – Im<br />

Kopf des Täters mit Fritz Karl.<br />

Am meisten Überwindung kostet es mich,<br />

Fleisch für die Familie zuzubereiten (Vegetarierin).<br />

Selten, mein Mann kocht bei uns.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />

mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />

Da fallen mir ganz viele Personen ein – zum<br />

Beispiel Adele und mit dieser Stimme ein<br />

Konzert geben.<br />

Wahrer Luxus ist für mich:<br />

Zeit in der Natur zu verbringen, am liebsten<br />

am Meer. Oder ganz profan: in Ruhe ein<br />

Buch zu lesen.<br />

Das ist mein liebstes Reiseziel:<br />

Sylt, und das Schönste waren bisher die<br />

Hamptons und New York.<br />

Meine erste Tat zu Beginn<br />

eines Arbeitstages:<br />

alle wichtigen Portale öffnen. Danach einen<br />

Kaffee holen.<br />

Deshalb verstehen wir uns als Dienstleister<br />

und nicht als Maklerpool:<br />

Wir sind eine Schnittstelle für Vergütungsprozesse,<br />

mit dem Vertrag an sich haben<br />

wir in der Tiefe nichts zu tun.<br />

Der größte Missstand in meiner Branche ist:<br />

Frauen werden immer wieder unterschätzt<br />

und müssen noch immer mehr kämpfen als<br />

Männer.<br />

… so könnte der Missstand behoben werden:<br />

Ich habe schon an ein Schild auf meiner<br />

Stirn gedacht: Punkt 1-5 weiß ich schon, du<br />

kannst gerne bei 6 starten …<br />

Aber im Ernst: indem immer mehr Frauen in<br />

Führungspositionen kommen und andere<br />

Frauen ermutigen.<br />

Eine (unternehmerische) Entscheidung, die<br />

ich gern rückgängig machen würde, war<br />

keine, denn jede Fehlentscheidung hat mich<br />

etwas gelehrt.<br />

Wenn ich einen Tag Kanzlerin wäre,<br />

würde ich Folgendes veranlassen:<br />

Schwierige Frage – ich glaube, ich würde<br />

in Bewegung/Aktivitäten für Kinder und<br />

Jugendliche investieren, um Gewalt vorzubeugen.<br />

Bildungsthemen würde ich auch<br />

vorantreiben wollen (zum Beispiel Startgeld/Wohngeld<br />

für Azubis).<br />

82 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong> | 22


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mehr geht nicht. Davon profitieren jetzt auch Ihre Kunden.<br />

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Büro-, Industrie- und Einzelhandelskaufleute,<br />

Erzieherinnen und Erzieher sowie Schülerinnen<br />

und Schüler am Gymnasium.<br />

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• Selbständigen, die Ihren Betrieb aus<br />

gesundheitlichen Gründen umorganisieren<br />

müssen, zahlen wir eine Umorganisationshilfe<br />

in Höhe von bis zu 20 Monatsrenten<br />

(maximal 30.000 Euro).<br />

• Bei Aussicht auf die Neuaufnahme einer<br />

Berufstätigkeit beteiligen wir uns mit<br />

bis zu 2.000 Euro an den Kosten für die<br />

Rehabilitationsmaßnahmen.<br />

• Für den Fall, dass die Regelaltersgrenze<br />

erhöht wird, kann die Laufzeit des Vertrages<br />

an den tatsächlichen Rentenantritt<br />

angepasst werden.<br />

• Der Exklusiv-Tarif garantiert Ihren Kunden<br />

zudem das Angebot der Aufnahme in<br />

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ohne zusätzliche Gesundheitsprüfung.<br />

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lassen oder über den gesamten Zeitraum<br />

konstant zu halten. Durch konstante Prämien<br />

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