Absolventenrundschau Nr. 180 - Oktober 2022
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Überschaubare Einheiten, kleinräumige Strukturen,<br />
Verantwortung und Mitbestimmung<br />
sowie sozial und ökologisch verantwortliches<br />
Handeln des Einzelnen und der Gemeinschaft<br />
sind die Grundlagen für eine moderne und zukunftsorientierte<br />
Gestaltung<br />
Industriegesellschaft ist dieses bäuerliche<br />
Wertebewusstsein sehr bedeutend.<br />
Überschaubare Einheiten,<br />
kleinräumige Strukturen, Verantwortung<br />
und Mitbestimmung sowie sozial<br />
und ökologisch verantwortliches<br />
Handeln des Einzelnen und der Gemeinschaft<br />
sind die Grundlagen für<br />
eine moderne und zukunftsorientierte<br />
Gestaltung.“<br />
ÖKOSOZIALE AGRARPOLITIK<br />
In diesem Manifest habe ich die NEU-<br />
GESTALTUNG der Agrarpolitik folgendermaßen<br />
definiert:<br />
„Den Weg zu einer Neuorientierung<br />
der Agrarpolitik sehen wir für Österreich<br />
in einer ökosozialen Landwirtschaft,<br />
die ihre gesamtgesellschaftlichen<br />
Ziele durch eine ökonomisch<br />
leistungsfähige, ökologisch verantwortungsvolle<br />
und sozial orientierte<br />
bäuerliche Landwirtschaft erreicht.<br />
Es geht um ein neues Selbstverständnis<br />
des Bauern, das ÜBER die Erzeugung<br />
und den Verkauf von agrarischen<br />
Rohstoffen hinausgeht; dass<br />
die vielfältigen Funktionen und Erwerbschancen<br />
vor dem Hintergrund<br />
stark veränderter gesellschaftlicher<br />
Anforderungen an die Land- und<br />
Forstwirtschaft sowie die geänderten<br />
Lebens- und Konsumgewohnheiten<br />
einschließt. Mit einem Wort:<br />
DER BAUER ALS MODERNER UNTER-<br />
NEHMER, ALS ANBIETER BEGEHRTER<br />
DIENSTLEISTUNGEN UND ALS HÜTER<br />
DER UMWELT UND DES LEBENSRAU-<br />
MES.“<br />
Zwischen 1987 und dem EU-Beitritt<br />
1995 konnten wir dieses Konzept in<br />
Österreich mit großem Erfolg umsetzen:<br />
• Statt unwirtschaftlicher Überschüsse,<br />
die mit viel Bauern- und Steuergeld<br />
exportiert werden mussten,<br />
konnten wir attraktive Produktionsalternativen<br />
entwickeln.<br />
• Durch Mengenbegrenzungen bei<br />
Milch und Getreide sowie Bestandesobergrenzen<br />
in der Tierhaltung<br />
erreichten wir deutlich<br />
höhere Erzeugerpreise. Ein besonderes<br />
Erfolgsmodell war der<br />
freiwillige Milchlieferverzicht mit<br />
entsprechend abgestuft höheren<br />
Preisen.<br />
• Die Bauerneinkommen sind gestiegen,<br />
Verbraucherpreise konnten<br />
gesenkt werden.<br />
• Als erster Landwirtschaftsminister<br />
überhaupt habe ich 1987 begonnen,<br />
den biologischen Landbau zu<br />
fördern. Als ich begann, gab es in<br />
Österreich etwa 600 Biobauern<br />
– beim EU-Beitritt 1995 waren es<br />
22.900!<br />
• Franz Fischler hat ab 1989 den<br />
ökosozialen Weg mit viel Phantasie<br />
und Energie weiterentwickelt.<br />
So konnte Österreich nach dem<br />
EU-Beitritt mit dem ÖPUL und den<br />
Ausgleichszahlungen für Berggebiete<br />
zwei Erfolgsstrategien anwenden,<br />
die es sonst nirgends gibt.<br />
Daher machen die von der EU allein<br />
finanzierten Flächenprämien<br />
in Österreich nur etwa ein Drittel<br />
aus; die von EU, Bund und Ländern<br />
finanzierte „ländliche Entwicklung“<br />
hingegen ZWEI DRITTEL der gesamten<br />
Finanzierungsleistung. Das ist<br />
innerhalb der EU einmalig.<br />
Besonders stolz bin ich auf jene sozial-<br />
und familienpolitischen Initiativen,<br />
die ich als Vizekanzler 1990/91<br />
durchsetzen konnte:<br />
• Die Anhebung der Ausgleichszulage<br />
(Mindestrente) von 5.500<br />
auf 7.500 Schilling innerhalb von<br />
4 Jahren;<br />
• die Umwandlung des >>