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Die Kraft des Evangeliums 3/2022

- Die Wiederkunft Christi (D. Martyn Lloyd-Jones) - Die neue KLEINE VOH-REIHE – Auszüge aus drei Büchern - Jonathan Edwards – Der begnadete Erweckungsprediger - Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind (Paul Washer) - Die Einsamkeit des Single-Seins – Teil 2 (Lydia Brownback) - Mission – ein Auftrag für die Gemeinde - Das Zeugnis des Christen in der Welt (A.W. Tozer)

- Die Wiederkunft Christi (D. Martyn Lloyd-Jones)
- Die neue KLEINE VOH-REIHE – Auszüge aus drei Büchern
- Jonathan Edwards – Der begnadete Erweckungsprediger
- Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind (Paul Washer)
- Die Einsamkeit des Single-Seins – Teil 2 (Lydia Brownback)
- Mission – ein Auftrag für die Gemeinde
- Das Zeugnis des Christen in der Welt (A.W. Tozer)

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DIE KRAFT DES<br />

EVANGELIUMS<br />

Eine Ausgabe <strong>des</strong> Missionswerks Voice of Hope • 3/<strong>2022</strong><br />

Siehe, Ich komme bald!<br />

• <strong>Die</strong> Wiederkunft Christi<br />

• J. Edwards – Der begnadete<br />

Erweckungsprediger<br />

• Pastoren, die im Wort Gottes<br />

mangelernährt sind<br />

• <strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />

• <strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins (2)<br />

• Mission – ein Auftrag für die Gemeinde<br />

• Das Zeugnis <strong>des</strong> Christen in der Welt


INHALT<br />

SIEHE, ICH<br />

KOMME BALD!<br />

4<br />

10<br />

22<br />

26<br />

30<br />

35<br />

38<br />

<strong>Die</strong> Wiederkunft Christi<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

<strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />

Auszüge aus drei Büchern<br />

Jonathan Edwards<br />

Der begnadete Erweckungsprediger<br />

Pastoren, die im Wort Gottes<br />

mangelernährt sind<br />

Paul Washer<br />

<strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins (2)<br />

Lydia Brownback<br />

Mission – ein Auftrag<br />

für die Gemeinde<br />

Mission<br />

Das Zeugnis <strong>des</strong> Christen<br />

in der Welt<br />

A.W. Tozer<br />

Wer sich heute gegen die »LGBT-Lobby«<br />

stellt, ist rechtsextrem – das sagt man<br />

jedenfalls in unserer heutigen Gesellschaft.<br />

Doch dem Herrn sei Dank, das ist nicht die<br />

Meinung der meisten Menschen, und ich hoffe,<br />

dass die wahren Christen eine klare Position gegen<br />

das Böse und für das Heilige haben. Im letzten<br />

Kapitel der Offenbarung lesen wir: »Wer Unrecht<br />

tut, der tue weiter Unrecht, und wer unrein ist, der verunreinige<br />

sich weiter, und der Gerechte übe weiter Gerechtigkeit,<br />

und der Heilige heilige sich weiter! Und siehe, Ich<br />

komme bald und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden so<br />

zu vergelten, wie sein Werk sein wird« (Off. 22,11-12).<br />

<strong>Die</strong>se Worte zeigen, dass der Herr Jesus nicht<br />

bloß etwas sagt, sondern Er gebietet, das Praktizieren<br />

von Unrecht und Unreinheit ebenso wie<br />

von Gerechtigkeit und Heiligkeit fortzusetzen.<br />

Er gebietet, dass die Gottlosigkeit ausreift und<br />

als das erkannt wird, was sie ist, und dass die Gerechtigkeit<br />

ebenfalls ausreift und als das erkannt<br />

wird, was sie ist. Einer der Kernpunkte der Offenbarung<br />

ist, dass Christus dem ausgereiften Bösen<br />

am Ende dieses Zeitalters entgegentreten und es<br />

richten wird. Er gebietet, das Böse als böse zu erkennen<br />

und die moralische Verdorbenheit als Unreinheit<br />

zu entlarven, was sie ja ist.<br />

Sehen wir das Böse nicht auch in unserer Gesellschaft?<br />

In einigen Ländern hat die LGBT-Lobby,<br />

die eine sexuelle Aufklärung von Kindern fordert,<br />

so viel Einfluss, dass diese Art von Aufklärung sogar<br />

schon für Kindergartenkinder angeboten wird.<br />

<strong>Die</strong> sexuelle Unmoral wird überall propagiert, der<br />

Stolz gefeiert und die völlige Verdorbenheit <strong>des</strong><br />

Menschen wird geleugnet. Weil sie das Böse gutheißen,<br />

wird die Auswirkung der Bosheit nur noch<br />

deutlicher offenbar. Auf diese Weise enthüllt der<br />

souveräne Herr das Böse, sowohl die sündigen Taten<br />

als auch den sündigen Charakter der Gottlosen<br />

Menschen. »Darum hat sie Gott auch dahingegeben in<br />

entehrende Leidenschaften ...« (Röm. 1,26).<br />

Für die Gerechten wird am Ende dieses Zeitalters<br />

das Gegenteil gelten: Wie sehr die biblische<br />

Wahrheit in unserer Zeit auch verachtet sein mag<br />

– Christus wird dafür sorgen, dass Seine erkaufte<br />

»Gemeinde … herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch<br />

Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig<br />

und tadellos sei« (Eph. 5,27). <strong>Die</strong> gerechten Taten<br />

werden als gerecht erkannt werden, und das heilige<br />

Volk Christi wird als heilig offenbart werden.<br />

Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die<br />

Gottlosen, die ihre sündige Natur ausleben, und<br />

die Gerechten, die durch Gottes Gnade geheiligt<br />

sind. Der Herr tröstet Sein Volk mit der Gewissheit,<br />

dass das Böse niemals siegen wird, wie auch<br />

immer die Ereignisse in dieser Welt erscheinen<br />

mögen; »aber der Pfad <strong>des</strong> Gerechten ist wie der Glanz<br />

<strong>des</strong> Morgenlichts, das immer heller leuchtet bis zum vollen<br />

Tag« (Spr. 4,18).<br />

Liebe Geschwister, das Kommen unseres Herrn<br />

ist nahe! Das heißt für uns als Seine Braut, dass<br />

wir jederzeit Sein Kommen erwarten müssen.<br />

Der Herr sieht unsere Werke, Er sieht unsere<br />

Treue und Hingabe für Ihn, aber auch unser Versagen<br />

und unsere Tränen, Er sieht unser Streben<br />

nach Heiligung, Er sieht unser Bemühen das<br />

Evangelium in dieser Welt zu verbreiten; aber Er<br />

sieht auch das Böse in der Welt, und zu Seiner Zeit<br />

»wird [Er] je<strong>des</strong> Werk vor ein Gericht bringen, samt allem<br />

Verborgenen, es sei gut oder böse« (Pred. 12,14).<br />

In Christus grüßt euch herzlich<br />

Niko Derksen<br />

Prediger und Lehrer der<br />

Reformierten Baptistengemeinde Reichshof<br />

voiceofhope.de | 3


D. MARTYN LLOYD-JONES<br />

<strong>Die</strong><br />

Wiederkunft<br />

Christi<br />

So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden,<br />

damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht <strong>des</strong> Herrn kommen<br />

und Er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus,<br />

den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der<br />

Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon Gott durch den Mund aller<br />

Seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat.<br />

Apostelgeschichte 3,19-21<br />

In dieser einen Predigt hier in Apostelgeschichte<br />

3 bekommen wir eine hervorragende<br />

Zusammenfassung <strong>des</strong>sen, was den Kern der<br />

biblischen Verkündigung ausmacht. Warum sollten<br />

wir uns dafür interessieren? Nun, der Grund<br />

ist der Zustand der Welt, in der wir leben, und<br />

der Zustand, in dem wir uns selbst befinden. Keiner<br />

von uns würde über diese Dinge nachdenken,<br />

wenn wir nicht zu dem Schluss gekommen wären,<br />

dass das Leben hart, voller Probleme und Prüfungen<br />

ist. Wir wissen, dass das, was die Welt zu bieten<br />

hat, keine Lösung ist.<br />

Doch wo können Menschen zuverlässige Antworten<br />

finden, wenn nicht in der Heiligen Schrift<br />

oder auch bei Christen, die die Botschaft der Bibel<br />

kennen? In einer Welt, die in so vielerlei Hinsicht<br />

zusammenbricht, ist es von höchster Wichtigkeit,<br />

dass wir genau wissen, was die Botschaft der Bibel<br />

ist und was sie uns bieten kann. Als Christen<br />

haben wir einen sehr wichtigen Auftrag an dieser<br />

Welt: Wir sollen den Menschen den Rettungsplan<br />

Gottes verkündigen – wir, die wir durch den Herrn<br />

Jesus Christus erlöst sind.<br />

1. DAS ERSTE WUNDER<br />

Ich finde es sehr interessant, auf die Art und Weise<br />

zu achten, wie die Apostel das Evangelium predigten.<br />

Als Petrus und Johannes einmal zum Tempel<br />

gingen, um zu beten, heilten sie im Namen Jesu<br />

einen gelähmten Mann. Als die Leute dieses Wunder<br />

sahen, erstaunten sie sehr. Petrus gebrauchte<br />

dieses Wunder, um zu dem Volk zu sprechen:<br />

»... diesen, ... den ihr seht und kennt« (Apg. 3,16). Petrus<br />

erinnerte die Menschen daran, in welchem Zustand<br />

dieser Mann bisher war; natürlich kannten<br />

ihn tatsächlich alle. Der arme Kerl war ja jeden<br />

Tag dort an der Tür <strong>des</strong> Tempels abgesetzt worden,<br />

und <strong>des</strong>halb musste ihn jeder kennen. Wenn<br />

sie durch die »Schöne Pforte« in den Tempel gelangen<br />

wollten, mussten sie an ihm vorbei.<br />

Petrus benutzte diese Situation und sagte<br />

sinngemäß: »Ihr staunt darüber, diesen Mann<br />

jetzt umhergehen und springen und Gott loben<br />

zu sehen. Ja, aber die Fragen, auf die ihr euch<br />

konzentrieren müsst, sind folgende: Was hatte<br />

ihn zu dem gemacht, was er bisher war? Und<br />

was ist die Bedeutung seiner Heilung? Ich möchte<br />

euch zu zeigen versuchen«, fuhr Petrus fort,<br />

»dass das, was mit diesem Mann geschehen ist,<br />

nur ein Vorgeschmack <strong>des</strong>sen ist, was einst mit<br />

dem ganzen Universum geschehen wird.« Und<br />

das ist das Thema, auf das ich nun unsere Aufmerksamkeit<br />

lenken möchte.<br />

<strong>Die</strong> Heilung <strong>des</strong> lahmen Mannes ist nur eine<br />

Illustration <strong>des</strong>sen, was Gott in Christus mit dem<br />

gesamten Kosmos tun wird. Mit anderen Worten:<br />

Wir müssen erkennen, dass zur Verkündigung<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> auch die Botschaft gehört,<br />

dass die Erlösung nicht nur den Menschen gilt,<br />

sondern auch das ganze Universum betrifft. <strong>Die</strong><br />

Errettung der Menschen ist ein wichtiger Bestandteil;<br />

aber das Erlösungsgeschehen bleibt<br />

nicht dabei stehen, es ist in ein größeres Ganzes<br />

eingeschlossen. Petrus drückte es so aus: »Jesus<br />

ist der Christus, und das bedeutet, dass Er der<br />

Messias ist. Er ist derjenige, der vor Grundlegung<br />

der Welt von Gott eingesetzt und dazu bestimmt<br />

wurde, der Befreier und Retter zu sein.« Und<br />

dann sprach Petrus: »Denn Mose hat zu den Vätern<br />

gesagt: ›Einen Propheten wie mich wird euch der Herr,<br />

euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf Ihn sollt<br />

ihr hören in allem, was Er zu euch reden wird‹. Und es<br />

wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten<br />

hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk. Und alle<br />

Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele<br />

geredet haben, sie haben auch diese Tage im Voraus angekündigt«<br />

(Apg. 3,22-24).<br />

Damit zeigte Petrus, dass der Herr Jesus<br />

Christus von Mose nicht nur vorausgesagt worden<br />

war, sondern dass Mose geradezu Sein Vorläufer<br />

war. Mose war der große Führer, der die<br />

Kinder Israels aus der Sklaverei in Ägypten in<br />

das verheißene Land Kanaan führte. Ihm selbst<br />

blieb es versagt, sie tatsächlich hineinzubringen;<br />

aber er brachte sie bis an den Fluss Jordan,<br />

sodass sie diesen nur noch überqueren mussten.<br />

Er war der Mann Gottes, der den Auftrag hatte,<br />

Sein Volk aus der Gefangenschaft in die Freiheit<br />

zu führen – in ein Land, in dem Milch und Honig<br />

flossen. Doch Mose hatte selbst gesagt: »Einen<br />

Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken<br />

aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf Ihn sollst<br />

du hören!« (5.Mo. 18,15). Das Werk <strong>des</strong> Messias sollte<br />

darin bestehen, das ganze Universum aus der<br />

Sklaverei Satans ins Reich Gottes zu führen. So<br />

formuliert der Apostel seine großartige Aussage,<br />

und das ist ein entscheidender Teil der Verkündigung<br />

<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>.<br />

4 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 5


2. WAS IST DER PLAN GOTTES<br />

FÜR DIESE WELT?<br />

<strong>Die</strong> Botschaft der Heiligen Schrift lautet: Gott hat<br />

einen Plan für diese Welt, für dieses ganze Universum,<br />

in dem wir leben. In Jesus Christus wird es befreit<br />

und wiederhergestellt werden. Aber hier erheben<br />

sich die großen Fragen: Wann und wie wird<br />

das geschehen? Und die Antwort, die der Apostel<br />

darauf gibt, ist eine direkte Herausforderung an<br />

uns und an diese Welt. Es ist eine Antwort, die viele<br />

nicht nur nicht akzeptieren, sondern unter Spott<br />

ablehnen. <strong>Die</strong> Antwort ist, dass diese Befreiung in<br />

der Zukunft liegt. Sie ist ein großes Ereignis, auf<br />

das sich die gesamte Schöpfung zubewegt.<br />

Wenn wir den Menschen erzählen, dass Gott<br />

einen wunderbaren Plan für diese Welt hat, aber<br />

dieser noch in der Zukunft liegt, dann wollen sie<br />

nichts davon hören. Sie sagen: »Was wir brauchen,<br />

ist eine Lösung, die uns im Hier und Jetzt hilft. Wir<br />

brauchen etwas für diese Welt. Was haben wir davon,<br />

dass irgendwann etwas ganz Wunderbares<br />

geschehen soll?! Was wir wollen, ist eine Lösung,<br />

die diese Welt in Ordnung bringt, solange wir darin<br />

leben, und die uns so etwas wie Sicherheit und<br />

Glück gibt.«<br />

Unsere Politiker und viele Gelehrte erzählen<br />

uns, wie sie diese Welt umgestalten könnten, wie<br />

sie durch ihre Gesetzgebung, durch Wirtschaft,<br />

durch Bildung und andere Dinge dieser Art die<br />

Welt in Ordnung bringen könnten. Selbst unter<br />

vielen Christen ist das ein sehr beliebtes Thema<br />

geworden. Ist es wahr, was die Leute uns erzählen?<br />

Ich möchte uns zeigen, dass dies eine totale<br />

Verleugnung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist. Es ist das krasse<br />

Gegenteil <strong>des</strong>sen, was die Apostel uns lehren.<br />

Wir lesen: »So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure<br />

Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung<br />

vom Angesicht <strong>des</strong> Herrn kommen …« Und dann leitet<br />

Petrus sofort über zu der zukünftigen Erlösung:<br />

»… und Er Den sende, der euch zuvor verkündigt wurde,<br />

Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu<br />

den Zeiten der Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon<br />

Gott durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von<br />

alters her geredet hat« (Apg. 3,19-21).<br />

Mit keinem Wort erwähnt Petrus in dieser seiner<br />

Predigt, man müsse das Evangelium aus dem<br />

Grund predigen, damit die Leute ein besseres Leben<br />

führen und sich besser fühlen könnten. Nein,<br />

das ist es nicht, was Petrus sagte.<br />

<strong>Die</strong> Menge hatte sich versammelt; sie wollten<br />

etwas über das Wunder hören, und Petrus prophezeite<br />

ihnen nun etwas, das in ferner Zukunft<br />

lag. Auch der Herr Jesus hat nie behauptet, Er sei<br />

in die Welt gekommen, um sie zu verbessern. Er<br />

hat nie gesagt, die Welt würde immer besser werden;<br />

ja, Er sagte sogar das genaue Gegenteil: »Und<br />

wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird es auch sein in<br />

den Tagen <strong>des</strong> Menschensohnes ... Ebenso ging es auch in<br />

den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und<br />

verkauften, sie pflanzten und bauten; an dem Tag aber,<br />

als Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel<br />

vom Himmel und vertilgte alle« (Lk. 17,26.28-29). Unser<br />

Herr Jesus sprach davon, dass die bösen Menschen<br />

immer schlimmer werden. Und Er sagte: »Wenn<br />

ihr aber von Kriegen und Kriegsgeschrei hören werdet,<br />

so erschreckt nicht; denn es muss geschehen« (Mk. 13,7).<br />

Der Apostel Petrus wiederholte also nur, was er aus<br />

dem Mund seines Herrn und Meisters gehört hatte.<br />

Jesus sprach von einer einzigen Hoffnung, nämlich<br />

davon, was Er in der Zukunft noch tun würde.<br />

Im Neuen Testament sprachen die Apostel und<br />

im Alten Testament auch die Propheten von einem<br />

großartigen zukünftigen Zeitalter, vom ewigen<br />

Reich Gottes, in dem der Wolf und das Lamm<br />

einträchtig weiden und der Löwe Stroh fressen<br />

wird wie das Rind (Jes. 65,25). Das ist die Botschaft<br />

der gesamten Bibel.<br />

<strong>Die</strong> heutige Vorstellung davon, dass alle Christen<br />

sich politisch und sozial engagieren, sich für soziale<br />

Gerechtigkeit und auch für den Klimawandel<br />

einsetzen sollten, ist eine totale Verleugnung der<br />

Lehre der Bibel. Das ist die große Tragik im Christentum.<br />

Das Christentum ist jetzt seit zweitausend<br />

Jahren in dieser Welt, und dennoch hat sich die<br />

Welt nicht verändert, sie hat sich nicht verbessert.<br />

Viele Christen haben schon seit vielen Jahren versucht,<br />

die Welt zu reformieren. In den letzten Jahren<br />

haben sich viele Kirchen zusammengeschlossen<br />

und zur Aufgabe gemacht, unsere Welt, unsere<br />

Gesellschaft, unsere sozialen und wirtschaftlichen<br />

Probleme zu lösen. Aber unsere Welt hat sich dennoch<br />

nicht verbessert, nicht wahr?<br />

Ist es nicht an der Zeit, dass wir endlich alle<br />

auf die Botschaft der Bibel hören? Petrus sagte<br />

sinngemäß: »Wollt ihr wissen, was es mit all<br />

diesen Nöten auf sich hat? Ihr seht diesen Mann<br />

umhergehen und springen und Gott loben. Er war<br />

gelähmt, und jetzt fragt ihr euch: Wie kann so eine<br />

gewaltige Änderung eintreten? Das Ganze ist ein<br />

Bild, ein Gleichnis dafür, was mit dem gesamten<br />

Universum geschehen wird.«<br />

Wie? »Nun«, erklärte Petrus, »jene Person –<br />

Derjenige, von dem ihr glaubtet, ihr wäret Ihn<br />

endlich losgeworden, ist der Schlüssel zu alledem.<br />

›[Gott sendet Den], der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus<br />

Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu den<br />

Zeiten der Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon Gott<br />

durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von alters<br />

her geredet hat‹« (Apg. 3,20-21).<br />

3. JESUS KOMMT WIEDER<br />

Wann wird die Zeit der Wiederherstellung sein?<br />

»Sie wird sein«, sagt Petrus, »wenn Gott Jesus<br />

Christus wieder sendet.« Habt ihr euch das je bewusst<br />

gemacht? Jesus von Nazareth, der Sohn<br />

Gottes, wird in diese Welt zurückkehren. In Apostelgeschichte<br />

1,10-11 lesen wir: »Und als sie unverwandt<br />

zum Himmel blickten, während Er dahinfuhr, siehe,<br />

da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen,<br />

die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier<br />

und seht zum Himmel? <strong>Die</strong>ser Jesus, der von euch weg in<br />

den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben<br />

Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt in den Himmel<br />

auffahren sehen!« (Apg. 1,10-11). Genau das ist es, was<br />

Petrus verkündigte. Der Himmel würde Christus<br />

aufnehmen, bis Gott Ihn wieder senden werde.<br />

Wohin? Zurück in diese Welt! Das ist das Zentrum<br />

der biblischen Botschaft, das ist das Herzstück <strong>des</strong><br />

<strong>Evangeliums</strong>.<br />

Wie wird der Herr Jesus zurückkommen? <strong>Die</strong><br />

Engel sagten zu den Jüngern Folgen<strong>des</strong>: »[Er] wird<br />

in derselben Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt in<br />

den Himmel auffahren sehen!« Er wird sichtbar wiederkommen.<br />

Er wird in Seinem Körper kommen,<br />

und zwar nicht heimlich, wie viele es lehren. Ja,<br />

aber es wird ganz anders sein als bei Seinem ersten<br />

Kommen. Er wird nicht als kleines Kind kommen,<br />

sondern als der König aller Könige, als der<br />

Herr aller Herren. Er wird auf den Wolken <strong>des</strong><br />

Himmels wiederkommen, umringt von einer unzählbaren<br />

Schar heiliger Engel. Das ist ein Teil <strong>des</strong><br />

Planes Gottes, und es ist ein wesentlicher Teil der<br />

biblischen Botschaft.<br />

Ich lege hier nur die Predigt <strong>des</strong> Petrus aus. Das<br />

ist nicht etwa meine »neue Sichtweise« – nein, es<br />

ist die Botschaft der Bibel. <strong>Die</strong> Welt macht sich<br />

über die Botschaft der Wiederkunft Jesu lustig.<br />

Sie haben ja auch schon über Ihn gelacht, als Er<br />

in der Welt war. Sie wollten nicht glauben, und sie<br />

glauben es auch heute nicht, dass Jesus der einzige<br />

Retter der Welt ist, und dass Er auch das ganze<br />

Universum erneuern wird.<br />

Petrus sagt quasi: »Ich weiß zwar nicht, wann<br />

Jesus kommen wird – es gibt nur Einen, der das<br />

weiß, und das ist Gott Selbst. Alles, was ich weiß,<br />

ist, dass Er kommen wird. Gott wird Ihn senden.<br />

Denn Er ist noch nicht fertig mit dieser Welt.«<br />

4. DIE WIEDERHERSTELLUNG<br />

ALLER DINGE<br />

Warum wird Gott Seinen Sohn zurück in die Welt<br />

senden? <strong>Die</strong> Antwort ist: Zur Wiederherstellung<br />

aller Dinge. Das hat Er schon von alters her verheißen,<br />

sagt Petrus. Er hat es durch all Seine heiligen<br />

Apostel und Propheten verkündigen lassen:<br />

Er wird Seinen Sohn erneut senden, damit alles<br />

wiederhergestellt wird.<br />

Was ist damit gemeint? Nun, wenn ihr wirklich<br />

die Geschichte verstehen wollt – wenn ihr<br />

wissen wollt, warum die Welt so ist, wie sie heute<br />

ist; wenn ihr wissen wollt, ob es noch Hoffnung<br />

für die Welt gibt –, dann hört gut zu.<br />

Hier ist die einzige Erklärung: Gott wird Seinen<br />

Sohn zurück in diese Welt senden, damit alles<br />

wiederhergestellt wird. <strong>Die</strong>s wurde bereits, wie<br />

Petrus sagt, durch Mose und die Kinder Israels<br />

im Voraus angekündigt. <strong>Die</strong> Kinder Israels waren<br />

das Volk Gottes. Er hatte Abraham berufen und<br />

ihn in das Land Kanaan geführt. Aber auf Grund<br />

einer Hungersnot hatten sie nach Ägypten hinabziehen<br />

müssen, und dort waren sie nach den Tagen<br />

Jakobs und Josephs misshandelt worden und<br />

hatten eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Sie<br />

hatten ihre Freiheit verloren und waren zu Sklaven<br />

geworden, die in einem fremden Land unter<br />

der großen Not seufzten. Doch Gott sandte einen<br />

Befreier namens Mose, und dieser Prophet Gottes<br />

führte sie trotz aller Schwierigkeiten heraus aus<br />

der Sklaverei, in das verheißene Land. »Und«, sagt<br />

Petrus, »wenn Gott Seinen Sohn wieder zurück in<br />

diese Welt sendet, dann sendet Er Ihn, damit alle<br />

Dinge wiederhergestellt und erneuert werden.«<br />

Liebe Freunde, Christus wird zurückkehren,<br />

um das Universum wiederherzustellen! Aber<br />

warum muss es denn wiederhergestellt werden?<br />

6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 7


Das ist die Frage, und darin liegt für uns die wichtige<br />

Bedeutung. <strong>Die</strong>se Welt, in der wir leben, ist<br />

nicht die Welt, wie Gott sie geschaffen hat. Er<br />

schuf sie vollkommen. Es waren keine Dornen darin,<br />

keine Krankheit, keine Seuche, kein Tod. Sie<br />

war vollkommen, und Adam und Eva waren vollkommen<br />

geschaffen, nach dem Bilde Gottes.<br />

Warum aber ist dann die Welt so geworden, wie<br />

sie jetzt ist? Warum wird ein Mensch krank geboren?<br />

Warum haben wir Kriege, Pandemien, Tsunamis,<br />

Erdbeben, Flutkatastrophen usw. erlebt?<br />

Warum erleben wir einen wahnsinnigen Krieg der<br />

Geschlechter? Warum gibt es Eifersucht und Neid<br />

und Böswilligkeit? Was ist die Ursache für das alles?<br />

Darauf gibt es nur eine Antwort: All das wurde<br />

verursacht durch den Sündenfall <strong>des</strong> Menschen.<br />

Der Teufel führte Adam und Eva in Versuchung.<br />

Sie hörten auf ihn und fielen und brachten das<br />

Chaos über sich selbst und über das ganze Universum.<br />

Als Adam und Eva fielen, wurde die Menschheit<br />

in jeder Hinsicht in Mitleidenschaft gezogen.<br />

Von diesem Moment an mussten Adam und Eva<br />

vor allem in geistlicher Hinsicht leiden, denn sie<br />

hatten die Gemeinschaft mit Gott verloren; sie<br />

hatten ihre ursprüngliche Gerechtigkeit verloren,<br />

den Frieden Gottes, die wahre Freude; sie bekamen<br />

Angst. Innere Konflikte begannen, und sie konnten<br />

niemandem mehr vertrauen. Und nicht nur<br />

das; der ganze Kosmos musste darunter leiden.<br />

Der Apostel Paulus fasste diese Not im achten<br />

Kapitel <strong>des</strong> Römerbriefes in unvergessliche<br />

Worte. Und das ist es, was unsere Welt nicht weiß,<br />

aber dringend erfahren muss: »Denn ich bin überzeugt,<br />

dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht<br />

fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart<br />

werden soll. Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung<br />

sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. <strong>Die</strong><br />

Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen,<br />

nicht freiwillig, sondern durch Den, der sie unterworfen<br />

hat, auf Hoffnung hin« (Röm 8,18-20). Das bedeutet,<br />

dass »auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von<br />

der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit<br />

der Kinder Gottes« (V. 21).<br />

Adam und Eva waren die Herren der Schöpfung,<br />

und Gott stellte sie in das Universum, um es<br />

für Ihn zu beherrschen. Als sie fielen, fiel auch das<br />

Universum, und Gott verfluchte den Erdboden. Da<br />

erst entstanden Krankheiten. Erst seit jener Zeit<br />

gibt es so etwas wie Lähmung. Erst seit dem Sündenfall<br />

gibt es Dornen und Unkraut. Erst seit damals<br />

gibt es Kriege und Mord. Erst seit damals gibt<br />

es alles das, was das Leben so schrecklich macht.<br />

<strong>Die</strong> Welt ist aus den Fugen geraten; das Chaos<br />

ist über sie hereingebrochen. Sie ist zu einem Ort<br />

der Unordnung geworden, einem Ort der Unruhe.<br />

Sie ist verflucht. Doch wenn Gott Seinen Sohn erneut<br />

in die Welt sendet, dann wird Er Ihn senden,<br />

um sie wieder in Ordnung zu bringen – das ist<br />

»die Wiederherstellung aller Dinge«.<br />

Im Augenblick wird die Welt teilweise vom<br />

Teufel beherrscht. Er ist »der Gott dieser Welt«. Er<br />

ist »[der Fürst], der in der Luft herrscht, [der] Geist, der<br />

jetzt in den Söhnen <strong>des</strong> Ungehorsams wirkt« (Eph. 2,2).<br />

Manchmal scheint es uns, dass die Welt »aus den<br />

Fugen geraten« ist, nicht wahr? Aber ist dies endgültig<br />

so? Als Christen müssen wir wissen: Gott<br />

wird dem Teufel nicht den letzten Sieg überlassen!<br />

Ganz gewiss wird Er das nicht!<br />

Was meint ihr, können wir irgendwie die Welt<br />

verbessern? Können wir etwas ändern, damit es<br />

weniger oder mehr regnet? Können wir die Temperaturen<br />

in Afrika etwas herabsenken und woanders<br />

anheben? Können wir die Menschen in einer<br />

Art belehren, dass sie allmählich besser werden?<br />

Wir können es versuchen – aber es wird uns nie<br />

gelingen, weil der Mensch so verdorben ist, dass<br />

er von Neuem geboren werden muss. Es gibt nur<br />

eine Hoffnung – und das ist: die Rückkehr unseres<br />

Herrn Jesus.<br />

Er wird wiederkommen, und Er wird die Welt<br />

in Gerechtigkeit richten, und Er wird nicht nur all<br />

diejenigen verurteilen, die in Sünde und Bosheit<br />

gestorben sind oder noch leben und Ihn und Sein<br />

Heil abgelehnt haben, sondern auch Satan wird<br />

dann endgültig vernichtet werden. Christus hat<br />

schon, als Er in dieser Welt war, den Teufel besiegt<br />

– Er liegt bereits in Ketten darnieder –; aber dann<br />

wird er für alle Ewigkeit gerichtet und verdammt<br />

werden. Der Teufel und die Hölle und das Böse<br />

und die Sünde und alles, was gegen Gott steht,<br />

werden in den Feuer- und Schwefelsee geworfen,<br />

und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht,<br />

von Ewigkeit zu Ewigkeit (Off. 20,10). Und dann<br />

wird es »neue Himmel und eine neue Erde«, geben »in<br />

denen Gerechtigkeit wohnt« (2.Pt. 3,13).<br />

Er wird nicht nur das ganze Universum wiederherstellen.<br />

Paulus schreibt: »Denn wir wissen,<br />

dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen<br />

liegt bis jetzt« (Röm. 8,22). Der Tag kommt, an dem<br />

»auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der<br />

Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit<br />

der Kinder Gottes« (Röm. 8,21).<br />

Was bedeutet das?<br />

Paulus sagt es uns: »Denn die gespannte Erwartung<br />

der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne<br />

Gottes herbei« (Röm. 8,19). Gemeint sind jene Menschen,<br />

die durch die Jahrhunderte hindurch dieses<br />

Evangelium geglaubt haben. Das sind die wahren<br />

Christen, die auf diese Botschaft gehört und<br />

sie angenommen haben, während die Welt sich<br />

darüber lustig machte. Sie waren für die Welt nur<br />

Witzfiguren; aber sie sind die Kinder Gottes, und<br />

wenn Jesus wiederkommt und den ganzen Kosmos<br />

wiederherstellt – nicht nur diese Erde, sondern<br />

auch das ganze Universum –, dann wird alles<br />

in seiner ursprünglichen, absoluten Vollkommenheit<br />

neu erstehen. Und wir, die wir an Christus<br />

glauben, deren Sünden vergeben wurden, auch<br />

wir werden wiederhergestellt; unser Geist wird<br />

vollkommen sein, und wir werden Ihn erkennen,<br />

so wie wir erkannt sind.<br />

<strong>Die</strong>se wunderbare Verwandlung wird ein großes<br />

Wunder sein, und das wird sich selbst auf<br />

unseren Leib auswirken. Wir sehnen uns nach<br />

dem Retter und halten Ausschau nach Ihm, »der<br />

unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, sodass er<br />

gleichförmig wird Seinem Leib der Herrlichkeit, vermöge<br />

der <strong>Kraft</strong>, durch die Er sich Selbst auch alles unterwerfen<br />

kann«, schreibt Paulus an die Philipper (Phil. 3,21).<br />

»Seht«, sagt Petrus sinngemäß in seiner Predigt<br />

in Jerusalem, »ihr interessiert euch für dieses<br />

Wunder. Hier ist ein Mann, der gelähmt auf die<br />

Welt kam, der nun umhergeht, springt und Gott<br />

lobt. Doch das ganze Universum wird das Gleiche<br />

erleben, und die Kinder Gottes werden umhergehen<br />

und springen und Gott loben in jenem erneuerten<br />

Universum. Der Tod wurde verursacht durch<br />

das Böse und die Sünde und die Rebellion gegen<br />

Gott; aber Christus wird wiederkommen und all<br />

das Böse zerstören, und die Welt wird wiederhergestellt<br />

werden zu ihrer herrlichen, ursprünglichen<br />

Vollkommenheit. Und allen, die an Christus<br />

glauben, wird es so ergehen wie diesem Mann. Er<br />

ist ein Beispiel für uns. Es wird kein Klagen mehr<br />

geben, keine Trauer mehr, keine Krankheit und<br />

keine Seuche. Gott wird alle Tränen von ihren Augen<br />

abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben,<br />

sondern nur Herrlichkeit, ewige Herrlichkeit. Es<br />

wird kein Makel an dieser Herrlichkeit sein. Sie<br />

wird absolut und ewig und perfekt sein.«<br />

Das ist die Geschichte von der herrlichen Zukunft,<br />

die wir erwarten. Das ist die biblische Verkündigung.<br />

<strong>Die</strong>se Welt wird nicht allmählich immer<br />

besser werden; viel wahrscheinlicher ist, dass<br />

sie immer schlimmer wird. Aber lasst die Welt<br />

tun, was immer sie will – das macht alles keinen<br />

Unterschied für den Plan und das Ziel Gottes. Zu<br />

Seiner Zeit, wenn die Zeit erfüllt ist, wird Er Seinen<br />

Sohn – so gewiss, wie Er Ihn zum ersten Mal<br />

in die Welt gesandt hat – erneut senden. Der Herr<br />

Jesus wird jeden Feind Gottes und der Menschen<br />

vernichten, und Er wird herrschen von Ewigkeit<br />

zur Ewigkeit.<br />

So sicher, wie wir heute leben, werden diese<br />

Dinge geschehen. Und so verkündige ich euch<br />

heute das, was Petrus damals jenen Leuten in Jerusalem<br />

sagte. <strong>Die</strong> Frage für uns ist nicht, wie wir<br />

die Wunder zu verstehen haben; die Frage für uns<br />

ist diese: Seid ihr bereit für jenes große Ereignis,<br />

wenn der Sohn Gottes wiederkommen wird, um<br />

die ganze Welt zu richten und all jene, die nicht an<br />

Ihn geglaubt haben, in die ewige Verdammnis zu<br />

senden? Für die Welt ist das ein großes Problem –<br />

denn Jesus wird wirklich wiederkommen.<br />

<strong>Die</strong> einzige Hoffnung für alle, die noch nicht<br />

errettet sind, ist die wunderbare Tatsache, dass Jesus,<br />

als Er das erste Mal in diese Welt gekommen<br />

ist, kam, um Sünder aus der Gefangenschaft <strong>des</strong><br />

Bösen in die herrliche Freiheit <strong>des</strong> Reiches Gottes<br />

zu führen. Wenn Er aber zum zweiten Mal<br />

kommt, dann kommt Er zum Gericht.<br />

Hört gut zu, was Petrus zu den Menschen sagte:<br />

»So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden<br />

ausgetilgt werden« (Apg. 3,19). Wenn die Menschen<br />

sich im Glauben zu Jesus wenden, wenn sie über<br />

ihre Sünden Buße tun, wenn sie Kinder Gottes<br />

werden, dann beginnen sie, auf diesen großen Tag<br />

zu warten. Das ist es, wozu das Evangelium Sünder<br />

aufruft: Tut Buße, wenn ihr es bis jetzt noch<br />

nicht getan habt, und glaubt an diesen gekreuzigten,<br />

auferstandenen, zum Himmel aufgestiegenen,<br />

verherrlichten Sohn Gottes, damit ihr eure<br />

Ewigkeit in der Herrlichkeit verbringen könnt,<br />

in den neuen Himmeln und der neuen Erde, in<br />

denen Gerechtigkeit wohnt! Gott wird über den<br />

Teufel und die Hölle und alle Seine Feinde triumphieren.<br />

Christus wird alles zur Verherrlichung<br />

Gottes wiederherstellen. Eure Sorge soll sein, dass<br />

ihr Ihm gehört und euch an dieser Herrlichkeit für<br />

alle Ewigkeit erfreuen werdet!<br />

8 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

Ein Auszug aus dem Buch: »Apostelgeschichte – Band 1«, 3L-Verlag; erhältlich unter www.voh-shop.de<br />

voiceofhope.de | 9


DER WEG ZUM FRIEDEN<br />

DIE KLEINE VOH-REIHE<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von George Whitefield<br />

<strong>Die</strong> Bücher der »Kleinen VOH-Reihe« sind qualitativ hochwertige<br />

Ausgaben in kleinem Format, die in (fast) jede Tasche hineinpassen,<br />

zu jeder Zeit gelesen werden können und als wunderbares Geschenk dienen.<br />

<strong>Die</strong>se prägenden Klassiker sind besonders wertvoll für junge Leser und<br />

– wegen ihrer Kürze – für solche, die nicht gern größere Werke lesen.<br />

GEORGE WHITEFIELD<br />

war ein außergewöhnlicher Erweckungsprediger und ein<br />

demütiger <strong>Die</strong>ner am Evangelium. Im Laufe seines Lebens<br />

hielt er über 30 000 Predigten, weil er von der Gnade Gottes<br />

so überwältigt war, dass er nicht schweigen konnte.<br />

EINLEITUNG<br />

»Und sie heilen den Schaden der Tochter Meines Volkes leichthin,<br />

indem sie sprechen: ›Friede, Friede!‹, wo es doch keinen Frieden gibt.«<br />

Jeremia 6,14<br />

George Whitefield<br />

Bestell-Nr.: 875.238<br />

R.C. Sproul<br />

Bestell-Nr.: 875.280<br />

Jonathan Edwards<br />

Bestell-Nr.: 875.214<br />

So, wie Gott einer Nation oder einem Volk<br />

keinen größeren Segen erteilen kann, als<br />

ihnen gläubige, aufrichtige und rechtschaffene<br />

Prediger zu geben, ist das größte Unheil,<br />

das Gott möglicherweise über ein Volk dieser<br />

Welt bringen kann, wenn Er es geistlichen<br />

Leitern überlässt, die blind, eigensinnig, weltlich<br />

gesinnt, lau und unwissend sind. Trotzdem gab<br />

es zu allen Zeiten viele Wölfe im Schafspelz, die<br />

Wände bauten und diese mit Kalk tünchten und<br />

freundlichere Dinge weissagten, als Gott ihnen<br />

erlaubt hatte.<br />

So, wie es früher war, ist es auch heute noch. Es<br />

gibt viele Menschen, die das Wort Gottes entstellen<br />

und betrügerisch mit ihm umgehen. Ganz besonders<br />

geschah das in den Zeiten <strong>des</strong> Propheten<br />

Jeremia. Doch er war seinem Herrn treu ergeben,<br />

diesem Gott, der ihn in Seinen <strong>Die</strong>nst gestellt hatte.<br />

So unterließ er es nicht, von Zeit zu Zeit den<br />

Mund aufzutun und zur Ehre dieses Gottes, in<br />

<strong>des</strong>sen Namen er dann jeweils redete, ein mutiges<br />

Zeugnis ihnen gegenüber abzulegen.<br />

Wenn du seine Weissagungen liest, wirst du<br />

erkennen, dass niemand sich so sehr gegen jene<br />

Priester aussprach wie Jeremia. Besonders in dem<br />

Kapitel, aus dem dieser Text stammt, klagt er sie<br />

heftig an – er wirft ihnen mehrere Verbrechen<br />

vor; er beschuldigt sie insbesondere, unrechten<br />

Gewinn gemacht zu haben. So sagt er in Vers 13:<br />

»Denn vom Kleinsten bis zum Größten trachten sie alle<br />

nach unrechtem Gewinn, und vom Propheten bis zum<br />

Priester gehen sie alle mit Lügen um.« Mit den Worten<br />

<strong>des</strong> Textes veranschaulicht er ihnen dann auf<br />

ganz besondere Art, wie sie Falschheit ausübten,<br />

wie sie sich armen Seelen gegenüber falsch verhalten<br />

hatten. Er sagt: »Und sie heilen den Schaden<br />

der Tochter Meines Volkes leichthin, indem sie sprechen:<br />

›Friede, Friede!‹, wo es doch keinen Frieden gibt.«<br />

Peter Schild<br />

Bestell-Nr.: 875.212<br />

D. Martyn Lloyd-Jones<br />

Bestell-Nr.: 875.213<br />

Ryan M. McGraw<br />

Bestell-Nr.: 875.277<br />

voiceofhope.de | 11


Der Prophet hatte im Namen Gottes dem Volk<br />

den Krieg erklärt; er hatte ihnen gesagt, dass ihre<br />

Häuser verwüstet würden, und dass der Herr ganz<br />

sicher Krieg über das Land verhängen würde. Er<br />

sagt in den Versen 11 und 12: »Und ich bin erfüllt von<br />

dem Grimm <strong>des</strong> HERRN, dass ich ihn kaum zurückhalten<br />

kann. Gieße ihn aus über die Kinder auf der Gasse<br />

und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, Mann<br />

und Frau sollen gefangen werden, Alte und Hochbetagte.<br />

Ihre Häuser sollen anderen zugewandt werden, samt den<br />

Äckern und Frauen; denn Ich will Meine Hand ausstrecken<br />

gegen die Bewohner dieses Lan<strong>des</strong>!, spricht der Herr.«<br />

<strong>Die</strong>se Donnerbotschaft <strong>des</strong> Propheten sollte<br />

ihnen Angst einjagen, damit sie ihre Einstellung<br />

und Neigungen bereuten; aber es scheint so, als<br />

ob die falschen Propheten und falschen Priester<br />

das Gewissen <strong>des</strong> Volkes zum Schweigen brachten,<br />

und als sie beunruhigt waren und ein wenig Angst<br />

bekamen, übertünchten sie die Wunde, indem sie<br />

sagten, dass Jeremia nur ein enthusiastischer Prediger<br />

sei und dass es so etwas wie Krieg bei ihnen<br />

nicht geben könnte. Sie sagten dem Volk: »Friede,<br />

Friede, seid ganz ruhig«, obwohl der Prophet ihnen<br />

gesagt hatte, dass es keinen Frieden geben würde.<br />

<strong>Die</strong> Worte beziehen sich in erster Linie auf die<br />

äußeren Geschehnisse; aber ich bin zutiefst davon<br />

überzeugt, dass sie sich auch auf die Seele beziehen<br />

und auf jene falschen Lehrer, die den Menschen<br />

einen falschen Frieden versprachen und<br />

ihnen erklärten, sie seien vor Gott gut genug, obwohl<br />

ihr Gewissen sie wegen ihrer Sünde anklagte<br />

und sie anfingen, nach Gott zu fragen. Tatsächlich<br />

hören die Menschen solche Botschaft gern;<br />

unsere Herzen sind außerordentlich trügerisch<br />

und schrecklich gottlos; nur der ewige Gott weiß,<br />

wie verräterisch sie sind. Wie viele von uns sagen<br />

zu ihren Seelen »Friede, Friede«, wenn es keinen<br />

Frieden gibt! Wie viele Menschen genießen das<br />

Leben in vollen Zügen, halten sich für Christen<br />

und schmeicheln sich damit, dass sie sich für Jesus<br />

Christus interessieren; wenn wir dann aber nach<br />

ihrem Leben fragen, dann sehen wir, dass ihr Friede<br />

nur ein vom Teufel gemachter Friede ist – es ist<br />

kein Friede, der von Gott kommt; es ist kein Friede,<br />

der den menschlichen Verstand übersteigt. Daher<br />

ist es, mein lieber Leser, sehr wichtig zu wissen,<br />

ob wir unseren Herzen Frieden zusprechen<br />

können. Wir alle sehnen uns nach Frieden; Friede<br />

ist ein unbeschreiblicher Segen; wie können wir<br />

ohne Frieden leben?! Den Menschen muss daher<br />

von Zeit zu Zeit gezeigt werden, was sie machen<br />

müssen und was mit ihnen geschehen muss, bevor<br />

sie ihren Herzen Frieden zusprechen können.<br />

Genau das habe ich jetzt vor. Ich werde meine<br />

Seele befreien, mich vom Blut derjenigen freisprechen,<br />

zu denen ich predige – denn ich möchte den<br />

ganzen Ratschluss Gottes erklären. Ich werde mich<br />

bemühen, dir anhand <strong>des</strong> Textes zu zeigen, was du<br />

machen musst und was mit dir geschehen muss, bevor<br />

du deinem Herzen Frieden zusprechen kannst.<br />

ZWEI HINWEISE<br />

Bevor ich aber direkt darauf zu sprechen komme,<br />

lass mich zwei Hinweise vorausschicken.<br />

Der erste ist: Ich setze voraus, dass du glaubst,<br />

dass echtes Christsein eine innerliche Sache ist;<br />

du glaubst, dass es ein Werk im Herzen ist, ein<br />

Werk, das in der Seele durch die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes<br />

Gottes gewirkt wird. Wenn du das nicht glaubst,<br />

dann glaubst du nicht an deine Bibel. Wenn du<br />

nicht daran glaubst, obwohl du deine Bibel in der<br />

Hand hältst, dann verachtest du in deinem Herzen<br />

den Herrn Jesus Christus, denn Christsein<br />

wird in der ganzen Schrift als das Wirken Gottes<br />

in unseren Herzen beschrieben. »Das Reich Gottes<br />

ist mitten unter euch« (Lk. 17,21), sagt der Herr. Nicht<br />

der ist ein Christ, der es äußerlich ist, sondern der<br />

ist ein Christ, der es innerlich ist. Wenn du das<br />

Christsein mit äußerlichen Dingen in Verbindung<br />

bringst, dann werde ich dich jetzt wahrscheinlich<br />

nicht erfreuen; du wirst mich genauso wenig verstehen,<br />

wenn ich über das Wirken Gottes im Herzen<br />

eines armen Sünders spreche, wie wenn ich in<br />

unbekannten Sprachen reden würde.<br />

Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass<br />

ich Gott keineswegs auf eine bestimmte Art <strong>des</strong><br />

Handelns beschränken möchte. Ich möchte keineswegs<br />

sagen, dass alle Menschen den gleichen<br />

Grad der Überführung erfahren müssen, bevor<br />

sie in ihren Herzen einen beständigen Frieden<br />

finden. Nein, Gott hat verschiedene Wege, Sünder<br />

zu erretten; Sein Heiliger Geist weht, wann, wo<br />

und wie Er will. Trotzdem wage ich es, dies zu behaupten:<br />

Bevor ihr jemals euren Herzen Frieden<br />

zusprechen könnt – sei es durch kürzere oder längere<br />

Dauer der Überführung, sei es auf eine schärfere<br />

oder sanftere Weise –, müsst ihr das durchmachen,<br />

was ich in diesem Buch darlegen werde.<br />

SIND DIES<br />

DIE LETZTEN TAGE?<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von R.C. Sproul<br />

R.C. SPROUL<br />

Leben wir gerade in der Endzeit? Sind dies<br />

die letzten Tage? Es ist wirklich wichtig<br />

für uns Christen, dass wir bibelfundierte<br />

Antworten auf unsere Fragen haben. Gerade zum<br />

Thema Endzeit gibt es viele kontroverse Diskussionen.<br />

Es wurden dazu in den letzten Jahrzehnten<br />

viele Bücher geschrieben und Vorträge gehalten.<br />

Muss denn jetzt noch etwas darüber geschrieben<br />

werden? Noch ein Buch zum Thema Endzeit?<br />

<strong>Die</strong>ses kleine Buch von R.C. Sproul ist <strong>des</strong>halb<br />

etwas Besonderes, weil es nicht einfach das Thema<br />

der Endzeit beleuchtet, sondern weil darin das<br />

ganze Kapitel 24 <strong>des</strong> Matthäusevangeliums abschnittweise<br />

sorgfältig ausgelegt wird. R.C. Sproul<br />

war einer der einflussreichsten reformierten Theologen<br />

im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert. Er<br />

wurde dadurch bekannt und geschätzt, dass er 50<br />

Jahre seines Lebens den ganzen Ratschluss Gottes<br />

predigte und es ihm ein Herzensanliegen war, das<br />

Volk Gottes durch die Verkündigung zu befähigen,<br />

vor dem Angesicht <strong>des</strong> heiligen Gottes zu leben.<br />

Viele Menschen, insbesondere die Christen, fragen<br />

sich, ob die Krisen und Katastrophen der<br />

war Gründer von Ligonier Ministries, Pastor einer Gemeinde<br />

in Florida, und erster Präsident <strong>des</strong> Reformation Bible College.<br />

Er war Autor von mehr als einhundert Büchern, darunter<br />

»<strong>Die</strong> Heiligkeit Gottes« und »Gott wohlgefällig leben«.<br />

VORWORT von Niko Derksen<br />

letzten Jahrzehnte ein Indiz dafür seien, dass die<br />

Endzeit nun angebrochen sei. Nun, die Antwort<br />

ist eigentlich sehr einfach: <strong>Die</strong> Endzeit hat schon<br />

vor zweitausend Jahren begonnen. Sie begann<br />

mit dem Wirken, dem Tod und der Auferstehung<br />

<strong>des</strong> Herrn Jesus Christus. Petrus sagt uns, dass<br />

das erste Kommen Christi vorhergesagt und angekündigt<br />

wurde und dass Er »in den letzten Zeiten«<br />

geoffenbart wurde (1.Pt. 1,20). In Hebräer 1,2 heißt<br />

es: »[Gott] hat in diesen letzten Tagen zu uns geredet<br />

durch den Sohn«, was anzeigt, dass die letzten Tage<br />

mit dem ersten Kommen <strong>des</strong> Sohnes angebrochen<br />

sind, der das letzte und endgültige Wort in ebendieser<br />

Zeit gesprochen hat.<br />

In gleicher Weise erklärt Petrus an Pfingsten,<br />

dass sich die Prophezeiung Joels über die Endzeit<br />

durch die Ausgießung <strong>des</strong> Geistes erfüllt hat<br />

(Apg. 2,16-18). Da der Herr Jesus gekreuzigt, auferstanden<br />

und erhöht worden ist, wird der Geist<br />

nun auf alle ausgegossen, die Buße tun über ihre<br />

Sünden und im Glauben ihr Vertrauen auf den<br />

Herrn Jesus Christus setzen. Der Apostel Johannes<br />

erklärt sogar: »Es ist die letzte Stunde« (1.Joh.<br />

12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 13


2,18), und somit leben wir seit zweitausend Jahren<br />

in der »letzten Stunde«. Ob wir es nun wahrhaben<br />

wollen oder nicht – die Heilige Schrift<br />

macht es uns deutlich.<br />

<strong>Die</strong> Frage nach der Endzeit schließt auch das Bestehen<br />

<strong>des</strong> Reiches Gottes mit ein. In den Evangelien<br />

lesen wir, dass das Reich Gottes bereits im Herrn<br />

Jesus Selbst angebrochen ist, was sich darin zeigt,<br />

dass Er in der <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes Dämonen austrieb<br />

(Mt. 12,28). Auch die Gleichnisse, die unser Herr in<br />

Matthäus 13 erzählte, offenbaren »die Geheimnisse<br />

<strong>des</strong> Reiches der Himmel« (V. 11), und wir könnten die<br />

Botschaft der Gleichnisse so zusammenfassen,<br />

dass das Reich schon damals begonnen hat, aber<br />

noch nicht vollendet ist. Das Reich kommt nicht<br />

erst in der Zukunft, mit apokalyptischer Macht,<br />

wie manche es meinen, sondern es ist bereits da,<br />

anfänglich so klein wie ein Senfkorn und so unsichtbar<br />

wie der Sauerteig im Brotteig.<br />

Wir leben in der Endzeit; das Reich Gottes ist<br />

bereits angebrochen, doch es ist noch nicht vollendet.<br />

Deshalb beten wir: »Dein Reich komme« (Mt.<br />

6,10), und: »Ja, komm, Herr Jesus!« (Off. 22,20). Als<br />

Gläubige leben wir zwischen dem Anbruch und<br />

der Vollendung der Endzeit. Obwohl wir schon<br />

jetzt durch die Gnade unseres Herrn geheiligt<br />

sind (1.Kor. 1,2), werden wir am Tag der Wiederkunft<br />

Jesu voll und ganz geheiligt sein (1.Thess.<br />

5,23-24; 1.Joh. 3,2). Als an den Herrn Jesus Christus<br />

Gläubige sind wir schon jetzt wahre Kinder<br />

Gottes (Röm. 8,15-16); aber die Fülle unserer<br />

Gotteskindschaft wird am Tag der Auferstehung<br />

verwirklicht werden, wenn unser Leib verwandelt<br />

wird (V. 23). In gleicher Weise sind wir durch<br />

das Blut Jesu erlöst (Eph. 1,7; Kol. 1,14); aber unsere<br />

Erlösung ist erst dann vollendet, wenn unser<br />

Leib von den Toten auferweckt wird (Röm. 8,23).<br />

Alle wahren Christen sind schon jetzt allein aus<br />

Gnade durch den Glauben errettet (Eph. 2,8), und<br />

doch warten wir auf den Tag <strong>des</strong> Endgerichts, an<br />

dem wir vor dem Zorn Gottes endgültig errettet<br />

werden (Röm. 5,9).<br />

Wenn wir als Christen das Bestreben haben,<br />

in dieser gefallenen Welt ein geheiligtes Leben zu<br />

führen, dann brauchen wir Halt und Hoffnung.<br />

<strong>Die</strong>s finden wir im Glauben an die Verheißungen<br />

Gottes. Uns ist verheißen, dass wir dem Herrn<br />

Jesus »gleichgestaltet sein werden«, wenn wir Ihn sehen<br />

(1.Joh. 3,2); und diese Hoffnung auf die endzeitliche<br />

Verwandlung motiviert uns schon jetzt,<br />

danach zu streben, dem Herrn Jesus ähnlicher zu<br />

werden und somit ein reines und heiliges Leben<br />

zu führen (V. 3). Bei wahren Christen erweckt diese<br />

Hoffnung den Wunsch und die Leidenschaft, so<br />

zu leben, wie es Gott gefällt.<br />

Der Zeitraum zwischen dem Beginn der Verkündigung<br />

und der Erfüllung der Verheißungen<br />

Gottes wird oft mit den Worten »schon jetzt, aber<br />

noch nicht« beschrieben. Gott hat Seine Heilsverheißungen<br />

in Christus bereits erfüllt, aber<br />

es gibt auch eine Noch-nicht-Dimension, da die<br />

Verheißungen noch nicht vollends erfüllt bzw.<br />

offenbar geworden sind. Das Schon-jetzt-abernoch-nicht<br />

prägt jeden Bereich unseres Lebens.<br />

Wenn es um die Heiligung geht, sollten die Gläubigen<br />

optimistisch sein, da wir schon jetzt die für<br />

die Endzeit verheißene Gabe <strong>des</strong> Heiligen Geistes<br />

genießen.<br />

Da der Geist Gottes uns gegeben ist, sollen<br />

wir mit Ihm erfüllt sein, im Geist wandeln und<br />

uns vom Geist leiten lassen. Mit anderen Worten:<br />

Durch die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes können wir jetzt<br />

so leben, wie es Gott gefällt. Durch Seinen Geist<br />

werden wir befähigt, einander zu lieben und das<br />

Gesetz ansatzweise zu erfüllen (Röm. 8,2-4). Als<br />

das erlöste Volk Gottes werden wir durch Seine<br />

<strong>Kraft</strong> und Gnade mehr und mehr in das Bild Seines<br />

Sohnes verwandelt.<br />

Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass<br />

es bei der Heiligung eine Dimension <strong>des</strong> Noch-<br />

Nicht gibt. Als Gläubige sind wir noch nicht vollkommen<br />

geheiligt. Es tobt immer noch ein Kampf<br />

zwischen dem Fleisch und dem Geist (Gal. 5,16-18;<br />

1.Pt.2,11), und wir erleben immer noch täglich unsere<br />

»Fleischlichkeit« (Röm. 7,14-25). <strong>Die</strong> fleischlichen<br />

Begierden sind nicht verschwunden, und<br />

sie werden auch bis zum Tag der endgültigen Erlösung<br />

nicht verschwinden. Deshalb müssen wir<br />

unsere fleischlichen Begierden beständig abtöten<br />

(Röm. 8,13; Kol. 3,5) und täglich der Heiligung<br />

nachjagen, ohne die niemand den Herrn sehen<br />

wird (Hebr. 12,14)!<br />

Unsere Hoffnung als Gläubige ist, dass wir<br />

durch Gottes Gnade, Sein Wort und Seinen Geist<br />

mehr und mehr verändert werden. Doch wir sündigen<br />

immer noch täglich, und daher ist absolute<br />

Vollkommenheit in diesem Leben nicht möglich.<br />

Gott hält uns in der Demut, indem Er uns daran<br />

erinnert, wie hoch Sein Maßstab für unser Leben<br />

ist. Es gibt nie eine Entschuldigung für unsere<br />

Sünde; aber die Schon-jetzt-aber-noch-nicht-Dimension<br />

der Heiligung führt uns die Realität vor<br />

Augen, sodass wir nicht der Meinung verfallen,<br />

wir seien gerechter, als wir wirklich sind.<br />

Man könnte meinen, die Vorstellung, dass<br />

wir in den letzten Tagen leben, sei eine abstrakte<br />

Lehre, die nichts mit dem täglichen Leben zu tun<br />

habe. Aber wenn wir die Sache näher betrachten,<br />

sehen wir, dass sie höchst praktisch ist, denn sie<br />

beeinflusst unsere Auffassung von Heiligung, Familienleben,<br />

Gemeinde, Politik und vielem mehr.<br />

Wir stehen in der Gefahr, einer unzureichend<br />

realisierten Eschatologie zum Opfer zu fallen,<br />

apathisch zu werden und uns mit dem Status quo<br />

zufrieden zu geben. Andererseits können wir den<br />

R.C. Sproul<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung und die Wichtigkeit<br />

der Heiligung entdecken<br />

Heiligung ist kein alltägliches Wort. Tatsächlich hat es in unserer<br />

ich-fokussierten Welt der Sucht nach sofortiger Befriedigung wenig<br />

Wert. Doch unabhängig von Trends, Kulturen oder Meinungen<br />

bleibt das Geheiligtsein – das Abgesondertsein von der Welt<br />

– ein wichtiger Teil unseres Weges mit Christus.<br />

Doch wie sieht dieser Prozess aus? Wie beginnen wir ihn? Und ist<br />

es überhaupt möglich, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen?<br />

R.C. Sproul erklärt, dass dies nicht nur möglich ist, sondern dass<br />

es unsere Berufung ist. Er gibt in seinem Buch einen tiefgehenden<br />

Einblick in Gottes Plan und Weg zur geistlichen Reife. Sproul enthüllt<br />

das postmoderne Denken und die Verführung durch Irrlehren<br />

und zeigt, wie jeder Gläubige durch eine Beziehung zu Gott<br />

eine authentische, dauerhafte Umgestaltung seines Lebens erfahren<br />

kann.<br />

Reich an biblischen Einsichten, bietet dieses Buch einen praktischen<br />

Leitfaden für jeden, der sich danach sehnt, ein Leben zu<br />

führen, das den Erretter ehrt.<br />

Fehler begehen, eine überrealisierte Eschatologie<br />

anzunehmen und den Himmel auf Erden zu erwarten.<br />

Wir sehen, warum wir Gottes Wort und<br />

Gottes Geist brauchen, um auf dem Weg zu bleiben,<br />

während wir in der Endzeit leben – zwischen<br />

dem ersten und zweiten Kommen Jesu.<br />

Mein Gebet ist es, dass dieses kleine Buch den<br />

Leser zu einem biblischen Verständnis bezüglich<br />

der Endzeit verhilft. Und ich bitte den Herrn, Er<br />

möge Seine Gemeinde von der Angst vor der Zukunft<br />

erlösen, sie von falschen Hoffnungen befreien<br />

und sie zu einem unsträflichen und lauteren<br />

Leben führen, damit sie »untadelige Kinder Gottes<br />

inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts<br />

[sind], unter welchem [sie leuchten] als Lichter in der<br />

Welt« (Phil. 2,15)!<br />

14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

Leineneinband | Bestell-Nr.: 875.276 | 17,90€<br />

www.voh-shop.de | 02265 99749-22<br />

voiceofhope.de | 15


SÜNDER in den Händen<br />

eines ZORNIGEN GOTTES<br />

Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Jonathan Edwards<br />

JONATHAN EDWARDS<br />

war Pastor, Missionar und gilt allgemein als der größte<br />

amerikanische Theologe. Als gesegneter Schriftsteller ist Edwards<br />

für seine zahlreichen Predigten bekannt, darunter die Predigt:<br />

»Sünder in den Händen eines zornigen Gottes«.<br />

EINLEITUNG<br />

»Fürwahr, Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden; Du lässt<br />

sie fallen, dass sie in Trümmer sinken.«<br />

2.<br />

Es bedeutet, dass sie immer dem plötzlichen und<br />

unerwarteten Untergang ausgesetzt würden. Wer<br />

auf schlüpfrigem Boden herumläuft, ist jeden<br />

Augenblick in Gefahr zu fallen; er kann nicht voraussehen,<br />

ob er in einem Moment stehen bleibt<br />

oder im nächsten fällt; und wenn er fällt, so fällt er<br />

plötzlich, ohne Vorwarnung. Das kommt auch in<br />

Psalm 73,19 zum Ausdruck: »Wie sind sie so plötzlich<br />

verwüstet worden! Sie sind untergegangen und haben ein<br />

Ende mit Schrecken genommen.«<br />

3.<br />

Es bedeutet ferner, dass sie von selbst fallen würden,<br />

ohne dass ein anderer sie umstößt, so wie<br />

jemand, der auf schlüpfrigem Boden steht oder<br />

herumläuft, nichts als sein Eigengewicht braucht,<br />

um hinzustürzen.<br />

4.<br />

Es bedeutet schließlich, dass die einzige Ursache,<br />

warum sie noch nicht gefallen waren und<br />

auch jetzt noch nicht hinstürzten, nur darin<br />

liegt, dass der von Gott bestimmte Zeitpunkt<br />

noch nicht gekommen war. Denn es heißt, dass<br />

dann, wenn diese festgesetzte oder bestimmte<br />

Zeit käme, »ihr Fuß wanken wird«. Dann wären sie<br />

sich selbst überlassen und würden fallen, indem<br />

sie durch ihr eigenes Gewicht niedergerissen<br />

würden. Gott würde sie nicht länger an diesen<br />

schlüpfrigen Stellen festhalten, sondern sie loslassen;<br />

und dann, genau in diesem Augenblick,<br />

würden sie ins Verderben stürzen, wie jemand,<br />

der auf solch schlüpfrigem, abfallendem Boden<br />

am Rande einer Grube steht, nicht allein stehen<br />

kann; wenn er losgelassen wird, fällt er sofort<br />

und ist verloren.<br />

<strong>Die</strong> Beobachtung, die sich aus den Worten ergibt,<br />

auf die ich jetzt eingehen möchte, ist folgende:<br />

Nichts hält gottlose Menschen in irgendeinem<br />

Augenblick von der Hölle fern, außer dem bloßen<br />

Wohlgefallen Gottes. Damit meine ich Sein souveränes<br />

Wohlgefallen, Seinen unabhängigen Willen,<br />

der durch keine Verpflichtung eingeschränkt und<br />

durch keine Schwierigkeit behindert wird; denn<br />

nichts anderes als Gottes eigener Wille ist auch<br />

nur im geringsten Maße oder in irgendeiner Hinsicht<br />

an der Erhaltung der gottlosen Menschen<br />

beteiligt.<br />

»<strong>Die</strong> Rache ist Mein, Ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll<br />

ihr Fuß gleiten; denn der Tag ihres Unglücks ist nahe,<br />

und was über sie kommen soll, eilt herbei.«<br />

5. Mose 32,35 (LU21)<br />

KAPITEL 1<br />

GOTTES MACHT UND<br />

DIE UNFÄHIGKEIT DER GOTTLOSEN<br />

In diesem Vers wird die Rache Gottes den bösen,<br />

ungläubigen Israeliten angedroht, die<br />

Sein sichtbares Volk waren und unter den Zeichen<br />

Seiner Gnade lebten. Trotz aller wunderbaren<br />

Werke Gottes, die Er an ihnen vollbracht hatte,<br />

war an ihnen dennoch – wie es in 5. Mose 32,28<br />

heißt – »aller Rat verloren«; sie hatten keine Einsicht<br />

und brachten trotz aller Wohltaten <strong>des</strong> Himmels<br />

bittere und giftige Früchte hervor, wie es in den<br />

beiden Versen steht, die unserem Text vorausgehen<br />

(V. 32-33).<br />

In dem Vers, den ich über meine Predigt gesetzt<br />

habe, lautet es: »Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten.«<br />

<strong>Die</strong>s scheint Folgen<strong>des</strong> über die Strafe und<br />

das Verderben zu implizieren, dem diese gottlosen<br />

Israeliten ausgesetzt würden:<br />

1.<br />

Dass sie allezeit dem Verderben ausgesetzt würden,<br />

so wie jemand, der auf schlüpfrigem Boden<br />

steht oder herumläuft, jederzeit in Gefahr steht,<br />

zu fallen. <strong>Die</strong>s wird dadurch angedeutet, dass die<br />

Art und Weise, wie ihr Verderben über sie kommen<br />

würde, durch das Ausgleiten ihres Fußes<br />

dargestellt wird. So heißt es auch in Psalm 73,18:<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit der zuvor genannten Behauptungen<br />

mag durch die folgenden<br />

Überlegungen deutlich werden:<br />

1.<br />

Gott fehlt es nicht an Machtfülle, gottlose Menschen<br />

jederzeit ins Verderben zu stürzen. <strong>Die</strong><br />

<strong>Kraft</strong> der Menschenhände ist dahin, wenn Gott<br />

sich erhebt. <strong>Die</strong> stärksten Menschen haben keine<br />

Macht, Ihm zu widerstehen, und niemand kann<br />

aus Seiner Hand erretten.<br />

Gott ist nicht nur imstande, gottlose Menschen<br />

in die Hölle zu stürzen; Er kann es auch sehr leicht<br />

tun. Manchmal hat ein Fürst dieser Erde die größte<br />

Schwierigkeit, einen Aufrührer zu bezwingen,<br />

wenn es diesem gelungen ist, sich mit einem großen<br />

Anhang und einer gewissen Macht in einer<br />

Festung zu verschanzen. Anders bei Gott – keine<br />

Festung bietet den geringsten Schutz gegen Seine<br />

Macht. Auch wenn die Feinde Gottes sich verbünden<br />

und sich in großen Scharen zusammenschließen<br />

und vereinigen – sie werden mühelos<br />

in Stücke zerschlagen. Sie gleichen einem großen<br />

16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 17


Haufen leichter Spreu vor dem Wirbelwind oder<br />

einer Menge dürrer Stoppeln vor den verzehrenden<br />

Flammen.<br />

Es erscheint uns leicht, einen Wurm zu zertreten,<br />

der am Boden dahinkriecht, oder einen dünnen<br />

Faden durchzuschneiden oder zu versengen,<br />

an welchem etwas aufgehängt ist; ebenso leicht<br />

fällt es Gott, Seine Feinde in die Hölle zu werfen,<br />

wenn es Ihm gefällt. Wer sind wir denn eigentlich,<br />

dass wir meinen, wir könnten vor Ihm bestehen,<br />

vor <strong>des</strong>sen Schelten die Erde erzittert und vor<br />

dem die Felsen in die Tiefe gestürzt werden?!<br />

2.<br />

<strong>Die</strong> Gottlosen verdienen es auch, in die Hölle geworfen<br />

zu werden; die Gerechtigkeit Gottes steht<br />

dem keineswegs im Wege; sie hat durchaus keine<br />

Einwände, wenn Er Seine Macht gebraucht, um<br />

Sünder in irgendeinem beliebigen Augenblick<br />

zu verderben. Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Gerechtigkeit<br />

ruft laut nach einer unendlichen Bestrafung ihrer<br />

Sünden. <strong>Die</strong> göttliche Gerechtigkeit sagt von<br />

dem Weinstock, der die Trauben Sodoms (5.Mo.<br />

32,32) hervorbringt: »Haue ihn ab! Warum macht er<br />

das Land unnütz?« (Lk. 13,7). Das Schwert der göttlichen<br />

Gerechtigkeit wird jeden Moment über ihren<br />

Häuptern geschwungen, und nichts als die Hand<br />

der souveränen Gnade Gottes und Sein erhabener<br />

Wille halten es noch zurück.<br />

3.<br />

Alle Gottlosen stehen bereits unter dem Gerichtsurteil<br />

der Verdammung zur Hölle. Sie haben es<br />

nicht nur verdient, dorthin hinabgestoßen zu<br />

werden; der Rechtsspruch <strong>des</strong> Gesetzes Gottes,<br />

jene ewige und unumstößliche Vorschrift der<br />

Gerechtigkeit, die Gott zwischen sich und der<br />

Menschheit aufgestellt hat, ist gegen sie ergangen<br />

und steht gegen sie; schon <strong>des</strong>halb sind sie jetzt<br />

schon zur Hölle verdammt. »Wer aber nicht glaubt,<br />

der ist schon gerichtet« (Joh. 3,18). Demnach gehört<br />

jeder unbekehrte Mensch eigentlich in die Hölle;<br />

dort ist sein Platz, denn der Teufel ist sein Vater<br />

(Joh. 8,44). »Ihr seid von unten!« (Joh. 8,23). Und dorthin<br />

ist er gezwungenermaßen unterwegs, nach<br />

dem Ort, den die Gerechtigkeit, das Wort Gottes<br />

und das Urteil eines unveränderlichen Gesetzes<br />

ihm zuweisen.<br />

4.<br />

<strong>Die</strong> Gottlosen sind jetzt schon die Objekte <strong>des</strong>selben<br />

Zornes und Grimmes Gottes. Und der Grund,<br />

warum sie nicht jeden Augenblick ins Verderben<br />

fahren, liegt nicht darin, dass Gott, in <strong>des</strong>sen<br />

Macht sie ja fortwährend stehen, nicht jetzt schon<br />

sehr zornig auf sie wäre – ebenso zornig, wie Er<br />

auf viele dieser unglücklichen Geschöpfe ist, die<br />

als Gottlose gestorben sind und die Härte Seines<br />

Zornes erfahren werden. Ja, Gott zürnt vielen, die<br />

jetzt noch auf der Erde sind, ja, zweifellos sogar<br />

vielen, die diese Predigt lesen und dabei vielleicht<br />

ruhig und gelassen sind, noch mehr als vielen von<br />

denen, die in ihrer Gottlosigkeit gestorben sind.<br />

Es liegt also nicht daran, dass Gott sich ihrer<br />

Bosheit nicht bewusst wäre und sie ihnen nicht<br />

übel nähme, wenn Gott Seine Hand noch zurückhält<br />

und sie noch nicht dahinrafft. Gott ist keineswegs<br />

so wie sie selbst, auch wenn sie sich Ihn so<br />

vorstellen mögen. Gottes Zorn ist gegen sie entbrannt;<br />

ihre Verdammnis bleibt nicht aus. Der Tag<br />

<strong>des</strong> Gerichts wird kommen, und kein Gottloser<br />

wird ihm entfliehen.<br />

5.<br />

<strong>Die</strong> Seelen der gottlosen Menschen sind dermaßen<br />

verdorben, dass sie sofort zur Hölle fahren<br />

würden, wenn Gott sie nicht zurückhalten würde.<br />

Es sind jene verderblichen Prinzipien, die in ihnen<br />

herrschen und sie völlig in ihrer Gewalt halten.<br />

<strong>Die</strong>se Prinzipien sind aktiv und mächtig und äußerst<br />

gewaltsam in ihrem Wesen; wäre die zurückhaltende<br />

Hand Gottes nicht über ihnen, so würden<br />

sie bald ausbrechen. In der Heiligen Schrift werden<br />

die Seelen der Gottlosen mit dem aufgewühlten<br />

Meer verglichen (Jes. 57,20). Vorläufig hält Gott<br />

ihre Bosheit noch durch Seine gewaltige Macht zurück,<br />

wie Er es mit den tosenden Wellen <strong>des</strong> aufgewühlten<br />

Meeres tut, indem er sagt: »Bis hierher sollst<br />

du kommen und nicht weiter« (Hi. 38,11); aber wenn<br />

Gott diese zurückhaltende Macht zurückzöge, so<br />

würde ihre Bosheit bald alles mit sich reißen.<br />

<strong>Die</strong> Sünde ist das Verderben und das Elend der<br />

Seele; sie ist von ihrer Natur her zerstörerisch;<br />

wenn Gott ihr keinen Einhalt geböte, so bräuchte<br />

es nichts anderes, um die Seele ganz und gar<br />

ins Unglück zu bringen. <strong>Die</strong> Verdorbenheit <strong>des</strong><br />

menschlichen Herzens ist maßlos und ohne Gren-<br />

zen in ihrer Raserei. Solange der böse Mensch hier<br />

lebt, ist sie wie ein Feuer, das wegen Gottes Einhalt<br />

nicht um sich greifen kann; würde es entfesselt, so<br />

würde es die ganze Natur in Brand stecken. Und da<br />

das Herz ein Sündenpfuhl ist, so würde die Sünde,<br />

wenn sie nicht zurückgehalten würde, sofort die<br />

Seele in einen feurigen Ofen oder in einen Schmelzofen<br />

voller Feuer und Schwefel verwandeln.<br />

6.<br />

Selbst wenn es keine Anzeichen dafür gibt, dass<br />

sie sterben könnten, bedeutet das für die gottlosen<br />

Menschen in keinem Moment Sicherheit. Es<br />

bedeutet keine Sicherheit für einen natürlichen<br />

Menschen, dass er jetzt gesund ist; er sieht nicht,<br />

auf welche Weise er jetzt durch einen Unfall plötzlich<br />

aus dieser Welt scheiden sollte; er vermag<br />

auch in seinen äußeren Verhältnissen nicht die<br />

geringste Gefahr für sein Leben zu erblicken. <strong>Die</strong><br />

mannigfaltigsten und fortwährenden Erfahrungen<br />

der Welt in allen Zeitaltern zeigen, dass dies<br />

kein Beweis dafür ist, dass der Mensch nicht an der<br />

Schwelle zur Ewigkeit steht, und dass der nächste<br />

Schritt nicht in die andere Welt führen wird. Zahllos<br />

und unvorstellbar sind die unsichtbaren und<br />

ungeahnten Wege und Möglichkeiten, auf denen<br />

Menschen plötzlich aus der Welt scheiden.<br />

Unbekehrte Menschen wandeln auf einem<br />

morschen Boden über dem Abgrund <strong>des</strong> To<strong>des</strong>,<br />

und in diesem Boden gibt es unzählige Stellen, die<br />

so brüchig sind, dass sie ihr Gewicht nicht tragen<br />

können, und diese Stellen werden nicht gesehen.<br />

<strong>Die</strong> Pfeile <strong>des</strong> To<strong>des</strong> fliegen ungesehen am Mittag<br />

daher (Ps. 91,6); die schärfsten Augen können sie<br />

nicht wahrnehmen. Gott hat so viele verschiedene,<br />

unerforschliche Mittel und Wege, gottlose Menschen<br />

aus dieser Welt herauszunehmen und sie<br />

ins Verderben zu befördern, dass gar nichts darauf<br />

hindeutet, dass Gott es nötig hätte, ein Wunder zu<br />

vollbringen oder den normalen Lauf Seiner Vorsehung<br />

zu verlassen, um einen gottlosen Menschen<br />

in irgendeinem Moment zu vernichten. Sämtliche<br />

Mittel, die es gibt, um Sünder aus der Welt zu<br />

schaffen, liegen ganz und gar in Gottes Händen<br />

und sind so sehr Seiner Macht und Entscheidung<br />

unterworfen, dass Er Sünder zu irgendeinem Zeitpunkt<br />

ins Verderben stürzen kann; es kommt gar<br />

nicht darauf an, welche Mittel und Wege Gott im<br />

einzelnen Fall gebraucht oder in Betracht zieht.<br />

7.<br />

Jede Vorsicht und Sorgfalt <strong>des</strong> natürlichen Menschen,<br />

sein eigenes Leben zu bewahren – oder die<br />

Sorgfalt seiner Mitmenschen, ihn zu bewahren –,<br />

bieten ihm nicht einen Augenblick die geringste<br />

Sicherheit! Sowohl die göttliche Vorsehung als<br />

auch die allgemeinen menschlichen Erfahrungen<br />

bezeugen dies. Es ist ein klarer Beweis dafür,<br />

dass die eigene Weisheit <strong>des</strong> Menschen keine Sicherheit<br />

vor dem Tod gewährt. Wäre es anders, so<br />

müssten wir einen Unterschied sehen zwischen<br />

den klugen und gebildeten Menschen dieser Welt<br />

und den andern; sie alle sind aber gleicherweise<br />

der Gefahr eines frühen und unerwarteten To<strong>des</strong><br />

ausgesetzt. Tatsache ist: »Wie stirbt doch der Weise<br />

samt dem Toren dahin!« (Pred. 2,16).<br />

8.<br />

Alle Bemühungen und Vorkehrungen der gottlosen<br />

Menschen, der Hölle zu entgehen, während<br />

sie weiterhin Christus ablehnen und somit gottlos<br />

bleiben, bewahren sie nicht einen Augenblick<br />

vor der Hölle. Fast jeder ungläubige Mensch, der<br />

etwas von der Hölle vernimmt, redet sich ein, dass<br />

er ihr entgehen werde; er vertraut auf sich selbst<br />

in Bezug auf seine eigene Sicherheit; er schmeichelt<br />

sich in dem, was er geleistet hat, jetzt noch<br />

leistet und in Zukunft noch leisten wird; jeder<br />

macht sich Gedanken, wie er der Verdammnis<br />

entgehen könne, und schmeichelt sich selbst, dass<br />

er sich gut vorbereitet habe und dass seine Pläne<br />

nicht scheitern könnten. Zwar hört er, dass nur<br />

wenige gerettet werden, und dass der größte Teil<br />

der bisher verstorbenen Menschen verloren sind;<br />

aber jeder bildet sich ein, dass seine Pläne und<br />

Maßnahmen zum Entrinnen der Hölle eben besser<br />

seien als diejenigen der schon verlorenen Seelen.<br />

Er beabsichtigt nicht, an jenen Ort der Qual<br />

zu gelangen; er spricht zu sich selbst, dass er dafür<br />

sorgen und es gelingen werde, und dass er die Sache<br />

so ordnen werde, dass sie nicht scheitert.<br />

Aber diese törichten Menschenkinder täuschen<br />

sich erbärmlich in ihren eigenen Plänen und in ihrem<br />

Vertrauen auf die eigene <strong>Kraft</strong> und Weisheit;<br />

sie vertrauen auf nichts anderes als nur auf einen<br />

Schatten. Der größte Teil derer, die bisher unter<br />

denselben Gnadenmitteln gelebt hatten und jetzt<br />

tot sind, ist zweifellos verloren gegangen, und<br />

18 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 19


zwar nicht etwa <strong>des</strong>halb, weil sie nicht so weise<br />

gewesen wären wie die jetzt noch Lebenden, und<br />

auch nicht <strong>des</strong>halb, weil sie sich nicht so gut vorbereitet<br />

hätten, um ihre eigene Rettung zu sichern.<br />

Wenn wir mit ihnen sprechen und sie einen<br />

nach dem andern befragen könnten, ob sie zu<br />

Lebzeiten, wenn sie von der Hölle hörten, jemals<br />

erwartet hätten, einmal diesem Elend der Hölle<br />

ausgesetzt zu sein, so würden wir zweifellos einen<br />

nach dem andern antworten hören: »Nein, ich<br />

hatte nie die Absicht, hierher zu kommen; ich hatte<br />

mir die Dinge anders vorgestellt. Ich dachte, ich<br />

hätte mich gut vorbereitet; ich hielt meine Pläne<br />

für gut. Ich hatte mir vorgenommen, mich effektiv<br />

darum zu kümmern; aber der Tod kam unerwartet<br />

über mich; ich hatte ihn nicht zu dieser Zeit<br />

und auf diese Art und Weise erwartet; er kam wie<br />

ein <strong>Die</strong>b. Der Tod hat mich überlistet; Gottes Zorn<br />

traf mich zu schnell. Oh, diese meine verfluchte<br />

Torheit! Ich hatte mir selbst geschmeichelt und<br />

mich mit eitlen Träumen von dem, was ich in der<br />

Zukunft tun würde, vergnügt, und als ich sagte:<br />

›Friede und Sicherheit‹, da hat mich ›das Verderben plötzlich<br />

überfallen‹« (1.Thess. 5,3).<br />

9.<br />

Gott hat sich durch keinerlei Verheißung dazu<br />

verpflichtet, irgendeinen gottlosen Menschen<br />

auch nur einen Augenblick vor der Hölle zu bewahren.<br />

Gott hat gewiss keine Verheißungen <strong>des</strong><br />

ewigen Lebens oder einer Befreiung oder Bewahrung<br />

vor dem ewigen Tod gegeben, mit Ausnahme<br />

der Verheißungen, die im Gnadenbund enthalten<br />

sind, die Verheißungen, die in Christus gegeben<br />

sind, in welchem alle Verheißungen Ja und Amen<br />

sind (2.Kor. 1,20). Aber sicherlich haben diejenigen<br />

kein Interesse an den Verheißungen Gottes,<br />

die keine Kinder Gottes sind, weil sie an keine Verheißungen<br />

Gottes glauben.<br />

Was manche auch immer bezüglich der Verheißungen<br />

gedacht und behauptet haben, die<br />

dem ernsthaften Suchen und Anklopfen gottloser<br />

Menschen gelten, so ist es doch klar und offenkundig,<br />

dass Gott in keiner Weise verpflichtet ist,<br />

den gottlosen Menschen auch nur einen Augenblick<br />

vor dem ewigen Verderben zu bewahren, wie<br />

sehr dieser sich auch mit frommen Bemühungen<br />

anstrengt, wie sehr er auch betet – solange er nicht<br />

an Christus glaubt.<br />

So kommt es also, dass die gottlosen Menschen<br />

in der Hand Gottes sozusagen über dem Abgrund<br />

der Hölle festgehalten werden; sie haben den feurigen<br />

Abgrund verdient und sind bereits dazu<br />

verurteilt; und Gott ist schrecklich provoziert;<br />

Sein Zorn ist ihnen gegenüber genauso groß wie<br />

gegenüber allen, welche gottlos gestorben sind;<br />

und sie haben nicht das Geringste getan, um diesen<br />

Zorn zu besänftigen oder zu mildern. Gott ist<br />

außerdem nicht im Geringsten durch irgendeine<br />

Verheißung verpflichtet, sie nur einen Moment<br />

zurückzuhalten. Sie haben kein Interesse an irgendeinem<br />

Mittler; es gibt keine erreichbaren<br />

Mittel, die ihnen irgendwelche Sicherheit bieten<br />

könnten. Mit anderen Worten: Sie haben keinen<br />

Zufluchtsort – nichts, woran sie sich festhalten<br />

könnten. Alles, was sie in jedem Augenblick noch<br />

bewahrt, ist der freie Wille Gottes und die unverbindliche,<br />

an keine Verpflichtung gebundene<br />

Langmut <strong>des</strong> erzürnten Gottes.<br />

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Der begnadete Erweckungsprediger<br />

1703-1758<br />

»Der Prediger muss in Theologie gut studiert,<br />

mit dem Wort Gottes gut vertraut und<br />

mächtig in der Schrift sein.«<br />

Jonathan<br />

Edwards<br />

22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

Jonathan Edwards wurde etwas mehr als<br />

siebzig Jahre nach der ersten Ansiedlung der<br />

Puritaner in Neuengland geboren. Zum Zeitpunkt<br />

seiner Geburt am 5. Oktober 1703 gab es<br />

in der Kolonie etwa 130 Städte. Einige waren gut<br />

etabliert, andere waren klein und lagen an den<br />

Grenzen der Einöde. Seine ersten zwölf Lebensjahre<br />

verbrachte Jonathan im Haus seiner Eltern<br />

in East Windsor, in der Nähe <strong>des</strong> Connecticut River.<br />

Sein Vater, Timothy Edwards, war Pastor der<br />

Ortsgemeinde, ein guter Prediger sowie Teilzeitschullehrer<br />

und Landwirt. Seine Mutter Esther<br />

hatte elf Kinder – vier Mädchen, dann Jonathan,<br />

dem sechs weitere Mädchen folgten. Aus dem größeren<br />

Familienkreis war sein Großvater mütterlicherseits,<br />

Solomon Stoddard, Pastor der größten<br />

Gemeinde in Neuengland.<br />

Jonathan Edwards scheint eine gesunde und<br />

glückliche Kindheit gehabt zu haben, die er –<br />

wegen seiner vielen Schwestern – weitgehend in<br />

weiblicher Gesellschaft verbrachte. Als er noch<br />

nicht ganz dreizehn Jahre alt war, wurde er auf<br />

die Collegiate School of Connecticut geschickt.<br />

Edwards schloss 1720 mit dem Bachelor of Arts<br />

ab, und es wurde beschlossen, dass er weitere zwei<br />

Jahre dort verbleiben würde, um seinen Master of<br />

Arts zu erwerben. Ein Jahr später, im Frühjahr<br />

1721, geschah jedoch etwas weitaus Wichtigeres.<br />

Edwards war zu dieser Zeit ein religiöser Mensch,<br />

aber trotz »wiederholter Vorsätze« hatte diese<br />

Art Religion sein Herz nicht verändert oder seinen<br />

natürlichen Stolz gebrochen. »Doch nun«, so<br />

sagt er, »wurde ich zu einer neuen Sicht der Dinge<br />

gebracht, zu einem inneren Verlangen nach Gott<br />

und den göttlichen Dingen, ganz anders als alles,<br />

was ich je zuvor erlebt hatte. Ich bekam eine neue<br />

Erkenntnis von Christus, dem Erlösungswerk und<br />

dem herrlichen Weg der Erlösung durch Ihn.« Von<br />

diesem Zeitpunkt an war er überzeugt, dass es<br />

allein an Gottes freier Gnade liegt, wenn Er sich<br />

über Menschen erbarmt und sie errettet.<br />

Gleich zu Beginn seines Glaubensweges wurde Edwards<br />

Interesse an der Ausbreitung <strong>des</strong> Reiches<br />

Gottes geweckt. Bevor er sein Masterstudium abschloss,<br />

ging er im Alter von neunzehn Jahren in<br />

den <strong>Die</strong>nst der presbyterianischen Gemeinde in<br />

New York. <strong>Die</strong>s war eine freudige Zeit für ihn, und<br />

die Predigten, die er in New York hielt, weisen ihn<br />

als reifen und gottesfürchtigen Prediger aus. Es gab<br />

jedoch einige, darunter sein Vater, die ihn zurück<br />

in Connecticut haben wollten, und von 1724 bis<br />

1726 arbeitete er als Lehrer an der Universität Yale.<br />

Es waren Jahre der Vorbereitung, und das Jahr 1726<br />

setzte einen großen Meilenstein in seinem Leben,<br />

denn in diesem Jahr wurde er eingeladen, seinem<br />

Großvater Solomon Stoddard zu folgen, der inzwischen<br />

dreiundachtzig Jahre alt war und immer<br />

noch als Pastor und Prediger in Northampton<br />

diente.<br />

In der Zwischenzeit war etwas noch Bedeutsameres<br />

geschehen. Als junger Mann hatte Edwards<br />

eine junge, gottesfürchtige Frau kennengelernt,<br />

die mit ihrer Mutter in der Nähe <strong>des</strong> College Green<br />

in New Haven lebte. Sie hieß Sarah Pierrepont. Jonathan<br />

heiratete sie am 28. Juli 1727, und sie wurde<br />

seine unzertrennliche Gehilfin.<br />

Northampton, eine Stadt mit etwa 200 Häusern,<br />

zählte etwa eintausend Einwohner. Das Ehepaar<br />

ließ sich in einer ländlichen Straße nieder. Ein<br />

voiceofhope.de | 23


Jahr später wurde das erste Kind geboren, und in<br />

den folgenden zweiundzwanzig Jahren wuchs die<br />

Familie auf acht Töchter und drei Söhne an.<br />

<strong>Die</strong> ersten sieben Jahre in Northampton waren geprägt<br />

von harter Arbeit und großer Freude, während<br />

Edwards sich an die Umstände seines Lebens<br />

gewöhnte. Als Stoddard, der Großvater, 1729<br />

starb, fiel die Betreuung der Gemeinde ganz auf<br />

Edwards. Als ihr Pastor trug er große Sorge um deren<br />

geistlichen Zustand, denn er entsprach nicht<br />

seinen Erwartungen. In seinen Predigten kam immer<br />

deutlicher zum Vorschein, dass er viele seiner<br />

Zuhörer nur als Namenschristen betrachtete: »Sie<br />

kommen jeden Sonntag zum Gottesdienst und hören<br />

Gottes Wort; aber alles, was man ihnen sagen<br />

kann, weckt sie nicht auf und bringt sie nicht dazu,<br />

darum zu ringen, gerettet zu werden.« Er befürchtete,<br />

dass solche Leute nicht einmal zuhören: »Sie<br />

schauen in der Versammlung umher und achten<br />

auf diese und jene Person, die dabei ist, oder sie<br />

denken an ihre weltlichen Angelegenheiten.«<br />

<strong>Die</strong>ser Zustand fand sein Ende in einem der bekanntesten<br />

Ereignisse in Edwards Leben, nämlich<br />

in der Erweckung von 1734-1735, als – nach seinen<br />

Worten – »eine tiefe und ernsthafte Besorgnis<br />

über die großen Dinge <strong>des</strong> Glaubens und die<br />

Ewigkeit in allen Teilen der Stadt aufbrach«. Er<br />

schätzte, dass sich innerhalb von sechs Monaten<br />

300 Menschen bekehrt hatten, und er hoffte daraufhin,<br />

dass »der größte Teil der Menschen in dieser<br />

Stadt, die älter als sechzehn Jahre sind, die rettende<br />

Erkenntnis von Jesus Christus haben«. Das<br />

waren Monate, in denen das überfüllte Gemeindehaus<br />

mit Lob und Anbetung Gottes erfüllt war.<br />

1<br />

Jonathan Edwards, »Wahre Erweckung« ist erhältlich unter www.voh-shop.de, Bestell-Nr.: 819.741<br />

Edwards veröffentlichte ein Buch über das erstaunliche<br />

Werk Gottes:¹ »Wahre Erweckung«.<br />

Das Buch erregte große Aufmerksamkeit und<br />

machte Edwards und die Gemeinde in Northampton<br />

auf Anhieb sehr bekannt. Doch auch<br />

Schwierigkeiten ließen nicht auf sich warten.<br />

Ein Jahr nach der Erweckung entstanden wieder<br />

Kämpfe und Streitigkeiten, wie im Dorf, so auch<br />

in der Gemeinde, und es gab Anlass zu einer gewissen<br />

Enttäuschung, da seine Erwartungen bezüglich<br />

dauerhafter Ergebnisse der Erweckung<br />

nicht alle erfüllt wurden.<br />

Im Jahr 1740 jedoch begann der Herr an der Ostküste<br />

ein Werk der Gnade, das viel größer war<br />

als in den Jahren 1734-1735. Das war der Beginn<br />

der »Großen Erweckung«, die mehrere Orte in<br />

den dreizehn Kolonien erfassen sollte. <strong>Die</strong>se Erweckung<br />

wurde später von George Whitefield<br />

ausgedehnt. Für Edwards waren diese Jahre eine<br />

anstrengende Zeit, die ihn bis aufs Äußerste erschöpfte.<br />

Er kümmerte sich nicht mehr nur um<br />

seine eigene Gemeinde, sondern reiste nun auch<br />

weit im Land umher, um anderen Menschen das<br />

Evangelium der Gnade zu predigen.<br />

In diese Erweckungszeit fällt auch die Predigt<br />

»Sünder in den Händen eines zornigen Gottes«,<br />

die Edwards am 08. Juli 1741 in Enfield hielt. Ausgehend<br />

von 5. Mose 32,35 beschreibt er in überaus<br />

deutlicher Weise die Realität <strong>des</strong> Zornes Gottes<br />

und ruft die Menschen zu einer persönlichen Umkehr<br />

zu Gott auf. Viele Menschen wurden durch<br />

diese Verkündigung aufgerüttelt und bekehrten<br />

sich zu Gott. <strong>Die</strong>se Predigt wurde immer wieder<br />

gedruckt und war (und ist auch heute noch) dadurch<br />

zum Segen für viele.<br />

Auf den Segen der Erweckung folgte wieder eine<br />

längere Zeit von Schwierigkeiten, als Edwards<br />

fast gleichzeitig mit zwei großen Problemen<br />

konfrontiert wurde. Erstens entwickelte sich ein<br />

Widerstand gegen die Tatsache, dass die Erweckung<br />

ein »Werk <strong>des</strong> Geistes Gottes« war. Einige<br />

gaben durch ihren törichten Lebensstil, dem es<br />

an Christusähnlichkeit mangelte, berechtigten<br />

Anlass zur Kritik. Und einige sahen lediglich<br />

die äußeren Erscheinungen als sicheren Beweis<br />

für das Wirken und die Gegenwart <strong>des</strong> Geistes<br />

an. Hinzu kam, dass – wie bei jeder Erweckung<br />

– eine große Zahl von Menschen dem Herrn folgen<br />

wollten, die jedoch nicht alle erweckt waren;<br />

manche engagierten sich für die Sache Gottes.<br />

Es hatte zwar den Anschein, als habe sich vieles<br />

in ihrem Leben verändert, doch es war nicht<br />

von Dauer, sondern sie kehrten mit der Zeit zu<br />

ihren alten Gewohnheiten und ihrer formalen<br />

Religiosität zurück. Mit Schmerz musste Edwards<br />

erkennen, dass in Northampton selbst die<br />

Zahl der echten Bekehrungen nicht so hoch war,<br />

wie er einst gehofft hatte.<br />

<strong>Die</strong> zweite große Schwierigkeit, mit der Edwards<br />

nun konfrontiert war, bestand darin, dass die<br />

Unterstützung durch seine eigene Gemeinde abflachte,<br />

und eine Ursache dafür war die Feindseligkeit<br />

seiner Verwandten. Edwards erkannte,<br />

dass er nicht mehr mit der von seinem Großvater<br />

Stoddard seit langem geübten Vorgehensweise<br />

übereinstimmen konnte, dass kein Bekenntnis<br />

zum rettenden Glauben an Christus verlangt wurde,<br />

um Gemeindemitglied zu werden. Gemeindemitgliedschaft<br />

und Teilnahme am Mahl <strong>des</strong> Herrn<br />

– so wurde es Edwards bewusst – stand wirklich<br />

nur Erretteten und Getauften zu. Aber Großvaters<br />

Name war bereits sehr berühmt, und als diese<br />

Meinungsverschiedenheit seines Enkels mit dem<br />

großen Mann bekannt wurde, kam es zu einem<br />

Aufruhr in der Stadt, in den sich wie üblich auch<br />

die Verwandten einmischten. Das schlussendliche,<br />

traurige Ergebnis war, dass die Gemeinde ihn<br />

nicht mehr als Pastor haben wollte. Das Ausmaß<br />

der Tragödie wird noch größer, wenn man bedenkt,<br />

dass Edwards schrieb, dass »die meisten<br />

von ihnen mich als das wichtigste Werkzeug in<br />

Gottes Hand für ihre Errettung betrachteten«.<br />

Edwards war nun sechsundvierzig Jahre alt. Er<br />

bekam keine finanzielle Unterstützung, und so<br />

blieb er, abgesehen von einigen vorübergehenden<br />

Beschäftigungen, fast ein Jahr lang ohne feste Anstellung.<br />

Dann nahm er im Oktober 1751 einen Ruf<br />

in eine ungewöhnliche Stellung an. Stockbridge<br />

war ein Dorf, ca. 64 Kilometer von Northampton<br />

entfernt, mit einer Gemeinde von nur etwa 12 Familien.<br />

Ein Faktor, der Stockbridge noch attraktiver<br />

machte, war die Anwesenheit von Indianern<br />

und einer Schule für Indianerkinder.<br />

Für Edwards war Stockbridge ein Ort <strong>des</strong> Friedens<br />

im Vergleich zu den Unruhen, die er hinter<br />

sich gelassen hatte. Aber es dauerte nicht lange,<br />

bis seine Verwandten auch in Stockbridge all ihre<br />

Vorurteile und Feindseligkeiten verbreiteten. Drei<br />

Jahre lang dauerte der weitere schmerzhafte Konflikt<br />

an; doch diesmal war es so, dass die neue Gemeinde<br />

zu ihrem Pastor hielt.<br />

Aber es gab noch weitere Schwierigkeiten, darunter<br />

anhaltende finanzielle Engpässe. Mit dem<br />

Ausbruch <strong>des</strong> Krieges gegen die Franzosen wurde<br />

die gesamte Gegend von Angriffen bedroht.<br />

Esther, eine der Töchter von Edwards, besuchte<br />

im Sommer 1756 ihre Eltern und ihre Familie in<br />

Stockbridge und war sehr beunruhigt über die gefährliche<br />

Lage, in der sie sich befanden.<br />

Im folgenden Jahr starb Esthers Ehemann Aaron<br />

Burr, Direktor von Nassau Hall, dem kürzlich in<br />

Princeton gegründeten College of New Jersey, der<br />

späteren Princeton Universität, und Edwards erfuhr<br />

zu seiner Überraschung, dass die Mitglieder<br />

<strong>des</strong> Kollegiums beschlossen hatten, dass er der<br />

Nachfolger seines Schwiegersohns werden sollte.<br />

So wurde Edwards Leiter dieser Schule. Er war<br />

auch der Ansicht, dass er durch das Schreiben<br />

nützlicher sein könnte als durch das Sprechen,<br />

und er hatte eine Reihe Bücher geschrieben, die<br />

heute immer noch ein großer Segen sind. Er verband<br />

in seinen Büchern reformatorische Theologie<br />

mit puritanischer Frömmigkeit.<br />

Angesichts der dringenden Not in Princeton ließ<br />

Edwards Sarah und den größten Teil seiner Familie<br />

in Stockbridge zurück, als er im Januar 1758<br />

abreiste.<br />

An dieses Ereignis, als er das Haus zum letzten<br />

Mal verließ, erinnerte sich seine Tochter mit<br />

folgenden Worten: »Als er zur Tür hinausging,<br />

drehte er sich um und sagte: ›Ich übergebe dich<br />

Gott‹«. Edwards war jetzt vierundfünfzig Jahre<br />

alt und sprach davon, dass er bei besserer Gesundheit<br />

sei als früher. Aber im nächsten Monat<br />

missriet bei ihm eine Pockenimpfung, und<br />

am 22. März 1758 starb er in Princeton. Sechzehn<br />

Tage nach ihrem Vater starb auch Esther in<br />

Princeton und hinterließ zwei verwaiste Kinder.<br />

Sarah eilte aus Stockbridge herbei, um sich um<br />

sie zu kümmern. Doch sie starb dort selbst und<br />

wurde im Oktober 1758 neben ihrem Mann in<br />

Princeton begraben.<br />

Jonathan Edwards ist einer der einflussreichsten<br />

und bedeutendsten Theologen und Prediger Amerikas.<br />

Seine berühmteste und letztlich einflussreichste<br />

Predigt war: »Sünder in den Händen eines<br />

zornigen Gottes«.<br />

24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 25


PAUL WASHER<br />

PASTOREN, die<br />

im WORT GOTTES<br />

mangelernährt sind<br />

»Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen,<br />

als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht,<br />

der das Wort der Wahrheit recht teilt.«<br />

2. Timotheus 2,15<br />

Unser Bibeltext, den wir durchnehmen, ist<br />

aus 1. Timotheus 4,1-16. Im ersten Vers<br />

heißt es: »Der Geist aber sagt ausdrücklich,<br />

dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und<br />

sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen<br />

zuwenden werden.« Paulus fährt fort, Timotheus zu<br />

berichten, dass in der Gesellschaft alle Arten von<br />

Unheil ihren Lauf nehmen werden, dass alles zum<br />

Verzweifeln sein wird und die Menschen sich wie<br />

Tiere verhalten werden. Pastor Conrad Mbewe hat<br />

einmal gesagt: »In Afrika haben wir keine Angst<br />

mehr vor Tieren. Wir laufen nicht vor ihnen davon.<br />

Wir haben Angst vor Menschen, und vor ihnen<br />

laufen wir weg.« Er bezog sich dabei natürlich<br />

auf die Auswirkungen der radikalen Verdorbenheit<br />

der Menschheit. Paulus sagt uns im Prinzip:<br />

»<strong>Die</strong> Welt wird auseinanderfallen, Timotheus.«<br />

Was sagt er noch? »Wenn du dies den Brüdern vor<br />

Augen stellst, wirst du ein guter <strong>Die</strong>ner Jesu Christi sein,<br />

der sich nährt mit den Worten <strong>des</strong> Glaubens und der guten<br />

Lehre, der du nachgefolgt bist« (V. 6). Ja, unsere Welt<br />

ist zerbrochen und völlig verdorben! Gott sagt uns<br />

gleichsam: »Alles geschieht nach Meiner Vorsehung;<br />

aber höre: Das soll deine Reaktion inmitten<br />

all der ungezügelten Sünde sein, inmitten <strong>des</strong> Abfalls,<br />

inmitten der Verfolgung: Nähre dich immer<br />

mit den Worten <strong>des</strong> Glaubens.« Statt<strong>des</strong>sen wollen<br />

wir aber immer losrennen und einfach irgendetwas<br />

tun. Wir wollen etwas in Ordnung bringen; doch<br />

Gott sucht Männer mit Charakter, sozusagen »polierte<br />

Schwerter«. Das Wichtigste ist, sich stets mit<br />

den Worten <strong>des</strong> Glaubens und der biblischen Lehre<br />

zu nähren, der wir nachgefolgt sind. <strong>Die</strong> Aussage:<br />

»der du nachgefolgt bist« ist dabei sehr wichtig. Das<br />

bedeutet, dass ein rein intellektuelles Studium der<br />

Schrift unmöglich das erreichen kann, was Gott<br />

mit Seinem Volk vorhat. Gottes Volk muss Sein<br />

Wort befolgen! Es muss anfangen, Ihm völlig zu<br />

gehorchen! Man kann biblische Lehre nicht richtig<br />

lernen und schon gar nicht lehren, wenn man sie<br />

nicht auch in die Praxis umsetzt.<br />

Als Nächstes fordert Paulus uns auf, nichts<br />

mit den »unheiligen Altweiberlegenden« (V. 7) zu tun<br />

zu haben. Darunter fällt dieses ganze Emerging-<br />

Church- Zeug, der Großteil der Lehren der Gemeindewachstumsbewegung<br />

und all diese »kultursensiblen«<br />

Ideen, die jedoch jede Sensibilität<br />

für biblische Wahrheiten verwerfen – kurzum: Es<br />

handelt sich scheinbar um einen Haufen »kleiner<br />

Jungs«, die Gemeinde spielen wollen, ohne dass<br />

die <strong>Kraft</strong> Gottes in ihrem Leben wirkt. Es ist wie bei<br />

David, als er Sauls Rüstung anziehen wollte. Ihm<br />

wurde klar, dass er sagen musste: Weg damit! Je<br />

mehr du auf einen »fleischlichen Arm« vertraust,<br />

<strong>des</strong>to weniger wirst du von der <strong>Kraft</strong> Gottes sehen.<br />

Paulus fährt fort: »Dagegen übe dich in der Gottesfurcht!«<br />

(V. 7). Das bedeutet: Übe dich vielmehr<br />

darin, so zu leben, dass Gott geehrt wird. Mann<br />

26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 27


Gottes, du möchtest eine Erweckung hervorrufen?<br />

Ich auch. Dazu brauchen wir aber eine Armee<br />

– und wenn vom Himmel her für unseren Kampf<br />

mächtige, flammende Spieße, Schwerter und andere<br />

Waffen herabgeworfen werden sollen, dann<br />

müssen wir als gottesfürchtige Männer auch in<br />

der Lage sein, sie im Kampf richtig benutzen und<br />

führen zu können, und zwar mit einem soliden<br />

Charakter!<br />

Wir sollten uns in der Gottesfurcht üben. Diszipliniere<br />

dich selbst zum Gebet! Diszipliniere dich<br />

zum systematischen Lesen der Heiligen Schrift,<br />

vom 1. Buch Mose an bis zur Offenbarung – immer<br />

und immer wieder! Durch das tägliche Lesen<br />

in der Bibel verändert sich auch deine Redensart.<br />

Achte auf die Gesellschaft, in der du dich bewegst!<br />

Setze dir feste Zeiten, wann du schlafen gehst und<br />

wann du aufstehst – und halte dich daran! <strong>Die</strong>s ist<br />

ein Kampf! Diszipliniere dich!<br />

Wenn ihr jüngere Männer unter 40 seid, vielleicht<br />

sogar unter 30, dann fehlt es euch möglicherweise<br />

an Disziplin – es sei denn, ihr seid eine<br />

Ausnahme. Denn vom Zeitpunkt eurer Geburt<br />

an seid ihr in einer Zeit aufgewachsen, in der ihr<br />

noch nie hart arbeiten musstet. Ihr musstet noch<br />

nie für euer Essen arbeiten. Eure Väter haben euch<br />

vermutlich noch nie so hart arbeiten lassen, dass<br />

eure Knochen euch wehtaten. <strong>Die</strong> Männer, die viel<br />

erreicht haben und viel von Gott gebraucht wurden,<br />

waren dafür bekannt, dass sie täglich hart für<br />

ihren <strong>Die</strong>nst arbeiteten.<br />

Der <strong>Die</strong>nst für Gott ist mühsam, er wird euch<br />

alles kosten; und wenn ihr dann alt seid, werdet<br />

ihr zwar schwach und gebrechlich sein – aber<br />

stark im Geist und in der Sache Gottes!<br />

»Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht<br />

aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für<br />

dieses und für das zukünftige Leben hat« (V. 8). O mein<br />

Freund, wen interessiert es schon, wie wohlhabend<br />

du im irdischen Leben bist und was du alles<br />

hättest erreichen können! Es geht um die Ewigkeit!<br />

Eines Tages wirst du vor dem HERRN der<br />

Herrlichkeit stehen, und sogar Könige und die<br />

größten Männer dieser Erde werden ausgesiebt.<br />

Manche werden in das ewige Höllenfeuer geworfen,<br />

während andere in die ewige Herrlichkeit<br />

eingehen, um dort ewig zu leben.<br />

All diese olympischen Athleten, wie majestätisch<br />

wirken sie! – aber nur für einen kurzen Augenblick.<br />

Sie beginnen mit dem Training, wenn<br />

sie 4 oder 5 Jahre alt sind, und bis zu ihrem 22. Lebensjahr<br />

haben sie nichts anderes gemacht, als zu<br />

trainieren. Irgendwann laufen sie dann ein Rennen,<br />

das 9 Sekunden dauert, erhalten dafür eine<br />

Medaille, die sie an die Wand hängen – und das<br />

war’s! Der Moment <strong>des</strong> Ruhms ist schnell vorüber,<br />

und alles, wofür sie gelebt haben, ist Geschichte!<br />

Ist es also nicht naheliegend, dass man einen ähnlichen<br />

Aufwand für ewige Dinge betreiben sollte?<br />

Einige der größten Männer Gottes waren in ihren<br />

körperlichen Fähigkeiten sehr eingeschränkt.<br />

Durch diese Einschränkungen mussten sie sich<br />

auf eine Sache konzentrieren – und so gaben sie<br />

sich in dem <strong>Die</strong>nst für ihren Herrn hin. »Denn die<br />

leibliche Übung nützt wenig ... Glaubwürdig ist das Wort<br />

und aller Annahme wert; denn dafür arbeiten wir auch<br />

und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den<br />

lebendigen Gott gesetzt haben« (V. 8-10). Hier geht es<br />

nicht darum, sich grundlos zu einem Märtyrer zu<br />

machen und ohne Hoffnung zu Staub zermalmt<br />

zu werden. Nein! Wir dienen Gott, und Er wird<br />

uns ehren. Wir setzen unsere Hoffnung auf Ihn,<br />

und Er gibt uns <strong>Kraft</strong>!<br />

<strong>Die</strong>ses Leben ist flüchtig wie ein Dunst. Predige,<br />

solange du noch die <strong>Kraft</strong> dazu hast! Ich preise<br />

Gott und Seine Vorsehung, dass ich als junger<br />

Mann in den Anden und im Dschungel Perus war,<br />

um das zu tun, wozu ich jetzt nicht mehr die <strong>Kraft</strong><br />

habe. Arbeite mit vollem Einsatz, solange du noch<br />

jung bist und solange noch <strong>Kraft</strong> in dir ist! Nimm<br />

deine dämlichen Videospiele und zertrete sie!<br />

Wirf sie hinaus! Wirf deinen Fernseher hinaus!<br />

Du wur<strong>des</strong>t für weitaus größere Dinge als diese geschaffen.<br />

Wenn du ein Kind <strong>des</strong> Königs bist, kann<br />

nichts auf dieser Erde dir Befriedigung verschaffen<br />

– gar nichts! »<strong>Die</strong>s sollst du gebieten und lehren!« (V. 11).<br />

Man könnte hier noch so viel sagen; aber<br />

schauen wir uns noch Vers 15 an: »<strong>Die</strong>s soll deine<br />

Sorge sein, darin sollst du leben, damit deine Fortschritte<br />

in allen Dingen offenbar seien!« Nehmen wir an, dass<br />

mein Kind ein Glas Wasser umkippt, das auf einem<br />

Holztisch steht. Durch die Naturgesetze, die<br />

Gott eingerichtet hat, ist das Wasser auf der Holzoberfläche<br />

etwas gewölbt, sodass es als Pfütze<br />

sichtbar wird. Wenn du jetzt dort vorbeigehst und<br />

sagst: »Da ist Wasser auf dem Tisch verschüttet«,<br />

dann ist das für jedermann erkennbar. Doch wenn<br />

ich dann vorbeikomme, ein Handtuch nehme, es<br />

auf die Pfütze lege und das Wasser damit aufsauge,<br />

wirst du danach sagen: »Ich sehe kein Wasser<br />

mehr.« Wo ist es hingekommen? Es ist vom Handtuch<br />

aufgesaugt worden.<br />

Ihr Männer, ihr solltet über biblische Gottesfurcht<br />

und einen biblischen Charakter nachdenken<br />

und diese Dinge gleichsam in euch »aufsaugen«.<br />

Oh ihr Männer Gottes, wenn ihr Pastoren<br />

oder Prediger seid, dann versteht bitte, dass ihr<br />

keine Botenjungen seid! Eure Aufgabe ist es<br />

nicht, euch nach den Launen, Meinungen und<br />

Vorlieben fleischlicher Gemeindebesucher zu<br />

richten. Geht in euer Studierzimmer, taucht tief<br />

in Gottes Wort ein, seid so damit beschäftigt,<br />

Gott zu erkennen, dass die Leute zu sagen beginnen:<br />

»Wo ist er denn nun? Er war früher immer<br />

überall dabei, er war jedermanns Freund und so<br />

ein umgänglicher Kerl. Wo ist er jetzt?« Ganz<br />

einfach: Er ist abgetaucht in die Dinge, die Gott<br />

betreffen!<br />

Wir sind Männer Gottes. Wir sind <strong>Die</strong>ner <strong>des</strong><br />

Allerhöchsten. Uns sollte eine gewisse »Andersartigkeit«<br />

kennzeichnen. Wir sollten einen klaren<br />

Blick in die Ferne haben, gleichsam auf einen weit<br />

entfernten Stern gerichtet. Das Größte, was ihr<br />

für eure Gemeinde tun könnt, ist, Männer Gottes<br />

zu sein, die mit den Dingen Gottes eins sind, sodass<br />

Gottes Wort aus eurem Munde kommt, wenn<br />

ihr ihn öffnet.<br />

<strong>Die</strong> Pastoren in den Gemeinden, zu denen ich<br />

bisher gehört habe, haben sich immer mit dem<br />

Studium der Schrift befasst. In einer Gemeinde<br />

sprach ich einmal mit den anderen Verantwortlichen<br />

bezüglich <strong>des</strong> Pastors und sagte Folgen<strong>des</strong>:<br />

»Tut bitte eines: Nehmt diesem Bruder so viel Last<br />

wie möglich von den Schultern und lasst ihn mit<br />

Gott allein in seinem Studierzimmer! Denn ich<br />

habe Kinder in dieser Gemeinde, und das größte<br />

Geschenk, das mir dieser Mann machen kann, ist,<br />

die Schrift zu studieren, um seiner Aufgabe würdig<br />

nachkommen zu können. So kann er in der<br />

<strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Heiligen Geistes auf die Kanzel treten<br />

Ein Auszug<br />

aus dem Buch<br />

»10 Vorwürfe an<br />

die heutigen<br />

Gemeinden«<br />

3L-Verlag<br />

und verkündigen: ›So spricht der Herr!‹; er kann<br />

korrigieren und zurechtweisen, große Verheißungen<br />

mitteilen und Warnungen aussprechen. Bitte<br />

tut das für mich!«<br />

Wenn du ein Pastor oder Prediger bist, dann<br />

tue das bitte für deine Gemeinde, denn Gott sagt:<br />

»Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig<br />

dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst<br />

retten als auch die, welche auf dich hören« (1.Tim. 4,16).<br />

<strong>Die</strong>ser Vers ist in der heutigen Christenheit praktisch<br />

bedeutungslos geworden. Was denkst du, wie<br />

viele Pastoren und Prediger ihn ernst nehmen?<br />

Wie viele sagen sich wohl: »Ich muss auf mich<br />

selbst achthaben, um meine eigene Errettung und<br />

die meiner Zuhörer sicherzustellen!«?<br />

Ich habe eine Frage an dich, lieber Bruder: Wann<br />

geschah es das letzte Mal, dass du dein eigenes Leben<br />

auf die Probe gestellt hast, um zu prüfen, ob<br />

du wirklich im Glauben stehst, ob du den HERRN<br />

wirklich kennst? Ich habe große Gewissheit, wenn<br />

ich meine eigene Bekehrung betrachte, wenn ich<br />

mit anderen Männern darüber spreche, oder wenn<br />

ich auf meinen bereits 25 Jahre dauernden Weg<br />

mit Jesus blicke. Ich bin mir sicher, dass ich errettet<br />

bin. Doch selbst jetzt – wenn ich mich vom Glauben<br />

abwenden und weggehen würde, immer weiter<br />

weg, hin zur Irrlehre, in die Welt – könnte dies der<br />

größte Beweis von allen sein, dass ich den Glauben<br />

nie wirklich gekannt habe, dass diese ganze Sache<br />

ein Werk <strong>des</strong> Fleisches gewesen ist.<br />

Ich weiß, dass eine solche Aussage für viele<br />

schockierend ist. Vielleicht denkst du jetzt: »Oh<br />

nein, so etwas habe ich ja noch nie gehört!« Aber<br />

hier handelt es sich um die zeitlose biblische<br />

Wahrheit, die du kennen musst.<br />

»Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe<br />

beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl<br />

dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören«<br />

(1.Tim. 4,16).<br />

Möge Gott Seine Gemeinde segnen!<br />

<strong>Die</strong> 10 Vorwürfe in diesem Buch legen den Finger<br />

auf die Schwachstellen der Gemeinden. <strong>Die</strong> heutigen<br />

Gemeinden brauchen dringend eine Erweckung.<br />

Jedoch – wie es der Autor Paul Washer argumentiert<br />

– nicht dadurch, dass wir einfach unser »eigenes<br />

Ding anfangen« und dann erwarten, dass der<br />

Heilige Geist kommt und unsere Werke segnet.<br />

28 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

92 Seiten | Bestell-Nr.: 863.502 | 10,50€<br />

www.voh-shop.de | 02265 99749-22<br />

voiceofhope.de | 29


TEIL 2<br />

Der erste Teil dieses 12. Kapitels aus dem Buch »Gott in der Einsamkeit begegnen«<br />

von Lydia Brownback ist in der Ausgabe 2-<strong>2022</strong> erschienen.<br />

DIE EINSAMKEIT DES<br />

Single-Seins<br />

LYDIA BROWNBACK<br />

EINZIGARTIGE GELEGENHEITEN<br />

Drittens: Wenn wir in der engen Gemeinschaft mit<br />

Jesus Christus bleiben und uns die Reichtümer <strong>des</strong><br />

Lebens mit Ihm bewusst werden, entdecken wir –<br />

oft zu unserer eigenen Überraschung – die einzigartigen<br />

Segnungen, die das Single-Dasein mit sich<br />

bringt. Auf einer rein praktischen Ebene können<br />

wir eher über unsere Zeit verfügen als Verheiratete<br />

(»eher verfügen« ist hier entscheidend, entgegen<br />

der landläufigen, aber irrtümlichen Auffassung,<br />

Singles hätten generell mehr Zeit).<br />

Singles haben auch mehr Spielraum, wenn es<br />

um Geld geht. Als alleinstehende Frau kann ich<br />

mir zum Aben<strong>des</strong>sen ein Grillhähnchen kaufen<br />

und eine Stunde lang in der Bibel lesen, bevor ich<br />

mich zum Essen hinsetze. <strong>Die</strong> meisten meiner<br />

verheirateten Freundinnen sind um diese Zeit<br />

mit der Zubereitung eines Essens für die Familie<br />

beschäftigt, und da gibt es nur selten ein fertig<br />

gegrilltes Hähnchen (zu wenig für eine ganze Familie,<br />

aber vier Mahlzeiten für eine Single-Frau).<br />

Alleinstehende können leichter ihren persönlichen<br />

Vorlieben frönen, nicht nur wenn es ums Essen<br />

geht, sondern auch bei der Planung von Freizeitaktivitäten<br />

am Wochenende oder von Urlaub,<br />

bei ihrem Engagement in der Gemeinde oder für<br />

die Allgemeinheit.<br />

Vor einer Weile las ich einen Blogbeitrag einer<br />

verheirateten Christin. Ihre Kritik richtete sich<br />

gegen unverheiratete Frauen, die ihrer Meinung<br />

nach egoistisch seien, weil sie solche Vorteile genießen.<br />

Können Sie sich vorstellen, dass ein Christ<br />

oder eine Christin einen ähnlichen Artikel über<br />

verheiratete Frauen schreibt und sie darin tadelt,<br />

weil sie die einzigartigen Segnungen der Ehe genießen?<br />

Bestimmt nicht. Wir Singles machen uns<br />

gegenseitig Mut und geben Gott die Ehre, wenn<br />

wir unsere unverwechselbaren Vorteile erkennen,<br />

annehmen und sie für etwas Gutes einsetzen. »Irrt<br />

euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und je<strong>des</strong><br />

vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von<br />

dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist,<br />

noch ein Schatten infolge von Wechsel« (Jak. 1,16-17).<br />

Das bei Weitem beste Privileg <strong>des</strong> Single-Daseins<br />

ist die Möglichkeit zu einem intensiveren<br />

Leben in der Nachfolge Jesu und zum <strong>Die</strong>nst für<br />

unseren Herrn und Erlöser. Mehr als alles andere,<br />

mehr auch als die Ehe, ist das eine Antwort<br />

auf unsere Einsamkeit. Wie Maria haben wir öfter<br />

die Gelegenheit, uns zu den Füßen Jesu niederzulassen<br />

und von Ihm zu lernen (Lk. 10,38-42). Wie<br />

Maria Magdalena haben wir mehr Möglichkeiten,<br />

das Wunder der Auferstehung zu erleben (Joh.<br />

20,11-18). Wie Hanna sind wir mobiler, hinauszugehen<br />

und das Evangelium weiterzugeben (Lk.<br />

2,38). Wie Lydia haben wir mehr Flexibilität, unser<br />

Zuhause und unsere Mittel für den <strong>Die</strong>nst in<br />

der Gemeinde einzusetzen (Apg. 16,15.40). Wenn<br />

wir diese einzigartigen Vorteile nutzen, erleben<br />

wir eine gewisse Erfüllung, die unsere verheirateten<br />

Glaubensgeschwister nicht so umfassend<br />

kennen, und wenn wir diese Gelegenheiten voller<br />

Dankbarkeit annehmen, verdeutlichen wir allen<br />

unseren Mitchristen, wie bereichernd und fruchtbar<br />

das Leben als Single sein kann.<br />

GESEGNET WEGEN UND NICHT<br />

TROTZ DES SINGLE-SEINS<br />

Ist das nicht auch unser Wunsch? Wir möchten<br />

doch nicht bloß auf dem Papier, sondern in unserem<br />

Herzen und dort, wo wir unseren Glauben<br />

ausleben, gewiss sein, dass wir einen Wert haben,<br />

nicht trotz, sondern wegen unseres Single-Seins.<br />

Wenn eine Frau nie die Bewunderung eines Mannes<br />

erlebt hat oder wenn sie von einem (oder mehreren)<br />

zurückgewiesen wurde, neigt sie schnell dazu,<br />

ihren eigenen Wert als Person infrage zu stellen.<br />

Zu solchen Frauen kommt Jesus Christus. Er will<br />

nicht ihr Selbstwertgefühl aufbauen, sondern sie<br />

dazu bringen, Ihn Selbst als ihren Wert zu erkennen.<br />

Wenn wir Jesus auf diese Weise wertschätzen, wird<br />

uns unser eigener Wert deutlich. Dann entdecken<br />

wir, dass wir aufgehört haben, uns über unseren<br />

Familienstand zu definieren. Wir brauchen nicht<br />

verheiratet zu sein, um eine ehrbare Identität zu<br />

haben. Geistlich gesehen sind wir in Jesus Christus<br />

bereits »verheiratet«. Unsere ganze Identität ist mit<br />

Seiner Person verbunden – und das trifft auf jeden<br />

30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 31


Nachfolger Jesu zu, ob verheiratet oder unverheiratet.<br />

Das alles spricht auf tiefgehende und direkte<br />

Art bestimmte Aspekte der Einsamkeit an, die uns<br />

zwar bewusst sind, die wir aber nicht konkret fassen<br />

können. Wenn wir Gemeinschaft mit unserem<br />

Erlöser haben und unsere Identität in Ihm finden<br />

anstatt in unserem Familienstand, können wir uns<br />

stärker in unser Zusammensein mit unseren Mitchristen<br />

einbringen, weil uns unser Single-Status<br />

nicht mehr so sehr verunsichert.<br />

EIN SINGLE-LEBEN<br />

ZUR EHRE GOTTES<br />

Wir können auch anderen Mitchristen in dieser<br />

Richtung helfen, vor allem dann, wenn unsere<br />

Gemeinde ihre Mitglieder nach demografischen<br />

Gesichtspunkten aufteilt. Sie wissen, was ich damit<br />

sagen will. Da gibt es die Single-Gruppe (oder<br />

auch zwei, eine für junge Erwachsene und die<br />

andere für die 40-plus-Leute). Dann gibt es die<br />

Kleingruppe für Jungverheiratete, das monatliche<br />

Mittagessen für Senioren und die unterschiedlichen<br />

Jugendgruppen, aufgeteilt nach Alter. Wir<br />

möchten die Vorteile dieser demografisch unterteilten<br />

Untergruppen bestimmt nicht leugnen;<br />

aber diese Unterteilung birgt eine Gefahr: Man<br />

blendet dadurch aus, dass jeder in der Gemeinde<br />

zur großen Familie Gottes gehört. Wir wollen jedoch<br />

nicht aus den Augen verlieren, was der Apostel<br />

Paulus dazu gesagt hat: »Nun aber gibt es zwar<br />

viele Glieder, doch nur einen Leib. Und das Auge kann<br />

nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht!, oder das<br />

Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht!« (1.Kor.<br />

12,20-21). Verheiratete Gemeindemitglieder profitieren<br />

von unverheirateten, und die Unverheirateten<br />

profitieren wiederum von den verheirateten<br />

Männern und Frauen in ihrer Mitte. Auf diese<br />

Weise soll nach dem Willen Jesu Seine Gemeinde<br />

wachsen und gedeihen.<br />

Natürlich sind Single-Gruppen in einer Gemeinde<br />

ein Segen. Sie sind eine ideale »Kontaktbörse«<br />

für spätere Ehepaare, und oft beginnen in<br />

solchen Gruppen lebenslange Freundschaften.<br />

Single-Gruppen können jedoch auch ungesund<br />

für den Glauben sein, wenn sie zu einer kleinen<br />

Gemeinde innerhalb der Gemeinde werden, oder<br />

wenn sie an die Stelle <strong>des</strong> Sonntagsgottesdienstes<br />

treten. Ein <strong>Die</strong>nst für Singles kann – und sollte –<br />

als Einstieg in die Gesamtgemeinde dienen; aber<br />

wenn er zum Selbstzweck wird, hat letzten En<strong>des</strong><br />

niemand etwas davon, auch nicht die Singles<br />

selbst. <strong>Die</strong> Endvierziger, die in der Single-Gruppe<br />

bleiben, die sie bereits mit Anfang 20 besucht<br />

haben, ohne sich der Gemeinde als Ganzes anzuschließen,<br />

bilden im Laufe der Zeit eine Art<br />

Selbsthilfegruppe für traurige Singles. Erkennen<br />

Sie, wie hier das Gesetz <strong>des</strong> abnehmenden Ertrags<br />

am Werk ist? So etwas mindert unsere Einsamkeit<br />

nicht, sondern verstärkt sie sogar. <strong>Die</strong> Hand<br />

braucht den Fuß, und das Auge braucht das Ohr.<br />

Deshalb ist es gut, wenn wir in der <strong>Kraft</strong>, die Jesus<br />

uns gibt (Phil. 4,19), die Schutzhülle <strong>des</strong> Sicheren<br />

und Vertrauten, <strong>des</strong> Leichten und Bequemen verlassen<br />

und teilhaben am Leben anderer, zu denen<br />

Gott uns bestimmt senden wird.<br />

Wenn Sie davon nicht gerade begeistert sind,<br />

könnte das daran liegen, dass Sie bei der Vorstellung,<br />

sich stärker in die Gemeinde einzubringen,<br />

an bestimmte Funktionen denken, die Singles üblicherweise<br />

übernehmen oder in die sie von der<br />

Gemeinde hineingedrängt werden. Das können<br />

Kinderprogramme sein oder die Arbeit in Spielgruppen<br />

für Kleinkinder, damit die Mütter sich<br />

eine dringend benötigte Pause gönnen können.<br />

Natürlich kann die Arbeit mit den Kindern unserer<br />

Gemeinde nicht nur eine Hilfe für erschöpfte<br />

Mütter sein, sondern auch Balsam für die Seele einer<br />

kinderlieben Single-Frau mit großem Mutterherzen.<br />

Aber das trifft nicht auf alle Single-Frauen<br />

zu. Manche von uns haben einfach keine Gabe<br />

für die Arbeit mit Kindern. Und wissen Sie was?<br />

Das ist vollkommen in Ordnung. Eine Vorliebe für<br />

andere Bereiche der Gemeindearbeit verringert<br />

nicht unsere Weiblichkeit oder unseren Nutzen<br />

für die Gemeinde Jesu. Vorhandener Bedarf ist<br />

nicht immer gleichzusetzen mit Berufung, und<br />

eine sich bietende Gelegenheit ist nicht immer<br />

die Antwort. Wenn das bei uns der Fall sein sollte,<br />

können wir in Liebe unsere ehrliche Meinung<br />

dazu sagen. <strong>Die</strong> Wahrheit in Liebe ausgesprochen<br />

erzeugt Gemeinschaft in Einheit.<br />

Verheiratet oder unverheiratet, wir alle haben<br />

bestimmte Gaben, und wir dienen der Gemeinde<br />

Jesu am besten und mit der größten Freude, wenn<br />

wir diese Gaben entdecken und einsetzen. Wenn<br />

Gott uns nicht dazu berufen hat, eine Familie zu<br />

gründen, oder uns nicht die Gabe geschenkt hat,<br />

mit Kindern zu arbeiten, können wir sicher sein,<br />

dass Er uns zu etwas anderem berufen hat. Sobald<br />

wir bereit sind, unseren Mitchristen zu dienen,<br />

zeigt Gott uns die einzigartigen Möglichkeiten,<br />

die Er uns schenkt, damit unsere Freude wächst,<br />

in der Gemeinde Gutes bewirkt und Ihm die Ehre<br />

gegeben wird.<br />

Im Heilsplan Gottes ist das Single-Leben keine<br />

»zweite Wahl«. Im Gegenteil, es ist ein besonderes<br />

Vorrecht mit einzigartigen Segnungen, die wir genießen<br />

und an andere weitergeben dürfen. Sind wir<br />

dazu bereit, wenn Gott uns nicht oder erst später in<br />

eine Ehe beruft? Teilen Sie Ihm Ihre Bereitschaft<br />

mit, und wenn Sie noch nicht an diesem Punkt<br />

sind, bitten Sie Ihn, Sie dorthin zu führen. Sie haben<br />

nichts zu verlieren – bloß die Einsamkeit.<br />

EIN LEBENSWERTES LEBEN<br />

»Nichts zu ver1lieren – bloß die Einsamkeit.«<br />

<strong>Die</strong>se Worte sind nicht bloß ein banaler Abschluss<br />

für ein Kapitel über die Einsamkeit im<br />

Single-Dasein. <strong>Die</strong>se Worte sind wahr. Ich weiß<br />

es, weil ich es selbst erlebt habe. Früher in meinem<br />

Leben war das Alleinsein bloß ein anderer<br />

Begriff für Enttäuschung (oder gar Frustration<br />

mit einer gelegentlichen Dosis Bitterkeit). Während<br />

dieser Zeit tat ich alles, um meinen Familienstand<br />

zu ändern; aber wie bei allen Schritten,<br />

die wir ohne Gott unternehmen, führte dieses<br />

ständige Bemühen nur zu weiterer Enttäuschung.<br />

Doch eines Nachts führte Gott mich an<br />

meinen persönlichen Endpunkt. Ich erinnere<br />

mich noch an jede Einzelheit dieser Nacht, wie<br />

ich allein in meiner dunklen Wohnung saß und<br />

das Ende einer anfangs vielversprechenden Beziehung<br />

hinnehmen musste. Ich betete: »Lieber<br />

Gott, wenn die Ehe im Moment nicht Dein Plan<br />

für mich ist, was ist es dann? Du weißt, was ich<br />

mir so sehr gewünscht habe; aber jetzt frage ich<br />

Dich: Was ist Dein Wille für mein Leben?«<br />

Ich war überrascht, dass die düstere Resignation,<br />

mit der ich mein Gebet begonnen hatte, verschwunden<br />

war, als ich es beendete. Statt<strong>des</strong>sen<br />

war ich erfüllt von hoffnungsvoller Erwartung<br />

und Vertrauen. Ich hatte dieses Gebet schon vorher<br />

gesprochen, aber diesmal war etwas anders<br />

gewesen; denn diesmal meinte ich es wirklich<br />

ernst. Nur Gott konnte mich zu diesem Punkt hinführen,<br />

und das tat Er auch.<br />

Danach boten sich mir innerhalb sehr kurzer<br />

Zeit neue Gelegenheiten, und ich fand eine Arbeit,<br />

die mir seitdem Erfüllung und wahre Zufriedenheit<br />

schenkt. Natürlich gibt es noch immer Stunden<br />

und Tage der Einsamkeit, aber sie beherrscht nicht<br />

mehr mein Leben wie in jener Nacht vor langer<br />

Zeit. <strong>Die</strong> Arbeit, die ich mache, ist nur teilweise ein<br />

Grund dafür. In diesem nächtlichen Gebet öffnete<br />

sich mein Herz vollständiger für Jesus Christus als<br />

meinem Herrn. Der Segen, den ich in meiner Arbeit<br />

erfahre, und die daraus resultierende Zufriedenheit<br />

sind direkte Folgen dieser neuen Haltung.<br />

Damals bekam ich Hilfe von einer tiefgläubigen<br />

Frau, die schon seit Jahrzehnten den Weg <strong>des</strong><br />

Single-Lebens ging. Ich beobachtete, wie sie lebte<br />

und wie sie Jesus Christus in unserer Gemeinde<br />

hingebungsvoll diente. Sie hatte nur sehr wenige<br />

materielle Güter, aber das schien ihr gleichgültig<br />

zu sein. Ich weiß nicht, wie sie ihr Leben als Single<br />

empfand, weil sie nie über sich selbst sprach. Gespräche<br />

mit ihr waren nie Gespräche über sie.<br />

Vor ein paar Jahren erreichte sie das Rentenalter,<br />

und sie wollte zu Beginn dieses neuen Lebensabschnitts<br />

auch ihre Rolle in der Gemeinde<br />

beenden. Als ich diese Nachricht hörte, dankte ich<br />

Gott, dass Er sie vor vielen Jahren in mein Leben<br />

geführt hatte, weil sie für mich ein Vorbild war,<br />

wie man über Jahrzehnte ein freudiges Single-Leben<br />

zur Ehre Gottes führen kann. Sie können sich<br />

bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, als<br />

ich herausfand, dass sie sich verlobt hatte. Ein älterer<br />

Witwer war in ihr Leben getreten und hatte<br />

ihr Herz im Sturm erobert. Eine so strahlende<br />

Braut habe ich noch nie gesehen, und dieses<br />

Strahlen ließ nicht nach, als die Hochzeit vorbei<br />

war. Ihr Bräutigam trug sie auf Händen und umgab<br />

sie nicht nur mit seiner Zuneigung, sondern<br />

auch mit materiellen Annehmlichkeiten, die für<br />

sie vorher unvorstellbar gewesen waren.<br />

Jetzt kennen Sie meine Geschichte und auch<br />

die Geschichte meiner Freundin. Beide offenbaren<br />

uns, dass Gott sich daran freut, diejenigen<br />

zu segnen, die ihr Vertrauen auf Ihn setzen. Beide<br />

zeigen, dass der Makel <strong>des</strong> Alleinseins und<br />

die damit einhergehende Einsamkeit Gott nicht<br />

gleichgültig sind. Ich bin immer noch unterwegs<br />

und ganz bestimmt noch nicht am Ziel angekommen.<br />

Aber ob unverheiratet oder verheiratet, ich<br />

möchte so leben, wie es mir meine Freundin durch<br />

ihr Beispiel gezeigt hat. Sie hat erlebt, wie sich die<br />

32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 33


Worte eines unverheirateten Propheten in ihrem<br />

Leben bewahrheitet haben:<br />

»Gnadenbeweise <strong>des</strong> HERRN sind’s, dass wir nicht gänzlich<br />

aufgerieben wurden, denn Seine Barmherzigkeit ist<br />

nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und Deine Treue<br />

ist groß! Der HERR ist mein Teil!, spricht meine Seele;<br />

darum will ich auf Ihn hoffen« (Kla. 3,22-24).<br />

Wollen Sie das auch? Welcher Aspekt unserer engen<br />

Gemeinschaft mit Jesus Christus verändert<br />

unsere Sichtweise über unseren Familienstand?<br />

Mission –<br />

GOTT IN DER EINSAMKEIT BEGEGNEN<br />

Ob jung oder alt, alleinstehend oder verheiratet, männlich oder<br />

weiblich – irgendwann im Leben haben wir alle einmal mit Einsamkeit<br />

zu kämpfen. Wir versuchen, die Leere zu füllen oder unsere<br />

Lebensumstände zu ändern, um dem Schmerz zu entgehen.<br />

Aber was ist, wenn uns diese schmerzende Einsamkeit auf<br />

etwas Größeres hinweisen soll?<br />

Lydia Brownback betrachtet verschiedene Aspekte der Einsamkeit<br />

und erinnert uns an Gottes Macht, diese in unserem Leben<br />

zu nutzen, um uns zu sich zu ziehen. Letztlich hilft sie uns zu erkennen,<br />

dass wir nie wirklich allein sind, selbst wenn wir uns unverstanden,<br />

verlassen oder aufgegeben fühlen.<br />

EIN AUFTRAG FÜR<br />

DIE GEMEINDE<br />

192 Seiten | Paperback | Bestell-Nr.: 271.723<br />

Christliche Verlagsgesellschaft DiIlenburg | 14,90€<br />

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Es sind schon mehr als sieben Monate vergangen,<br />

seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen<br />

hat. Viele furchtbare Nachrichten haben<br />

wir gehört, gelesen und gesehen. Doch irgendwie<br />

gewöhnen wir uns an all die schlechten Nachrichten<br />

und nehmen sie nicht mehr wirklich wahr.<br />

Letztes Jahr gab es in Deutschland die große Flutkatastrophe.<br />

In Afghanistan haben die Taliban die<br />

Macht über das Land übernommen; <strong>des</strong>halb herrscht<br />

dort heute die härteste Christenverfolgung auf der<br />

ganzen Welt. Seit über zwei Jahren ist COVID-19 Teil<br />

unseres Alltags – manche von uns haben ihre Lieben<br />

zu Grabe getragen. Es hat sich in den letzten Jahren<br />

vieles verändert, und sicherlich kommen noch viele<br />

wirtschaftliche Veränderungen auf uns zu.<br />

Wohin bewegt sich unsere Welt? Was wird uns noch<br />

alles widerfahren? Werden wir hier in Westeuropa<br />

Christenverfolgung erleben? Werden wir in allen Prüfungen<br />

und Leiden standhalten können? Wird un-<br />

34 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 35


ser Zeugnis von dem Herrn Jesus Christus noch<br />

Frucht tragen?<br />

All diese Fragen bewegen zu Recht viele Christen;<br />

doch wir sollten uns eine andere, viel wichtigere<br />

Frage stellen: Glauben wir, dass unser souveräner<br />

Herr über all diesen Dingen steht? Glauben<br />

wir, dass Er über allem die Kontrolle hat: über<br />

unsere Obrigkeit, die Kriege, die Krankheiten, die<br />

Verfolgungen – und vor allem über Seine Gemeinde?<br />

Wenn wir das wahrhaft glauben, dann werden<br />

wir uns nicht mehr ängstlich sorgen. Natürlich<br />

machen wir uns über jene Dinge Gedanken; aber<br />

weil wir es nicht sind, welche diese Geschehnisse<br />

lenken noch verändern, noch etwas verhindern<br />

können, überlassen wir es Dem, der die Kontrolle<br />

darüber hat. Wenn wir es lernen, täglich unsere<br />

Sorgen und Nöte dem Herrn zu übergeben, werden<br />

wir erleben, wie Er alles wunderbar lenkt –<br />

alles zum Besten für diejenigen, die Ihn lieben –,<br />

und wir werden in solchen Situationen Gelegenheiten<br />

zum Zeugnis erkennen.<br />

Wenn der Herr zu Seinen Jüngern sagt, dass sie<br />

in die ganze Welt hinausgehen und das Evangelium<br />

von dem Herrn Jesus Christus predigen sollen,<br />

dann gibt Er ihnen damit nicht nur diesen Missionsbefehl,<br />

sondern versichert ihnen auch, dass<br />

Er bei ihnen sein werde »alle Tage bis an das Ende<br />

der Weltzeit« (Mt. 28,19-20)! Weil unser Herr Seiner<br />

Gemeinde diesen Auftrag gegeben und auch noch<br />

versprochen hat, dass Ihm alle Macht gegeben<br />

sei im Himmel und auf Erden, so können wir mit<br />

Zuversicht in die Zukunft schauen, in der Gewissheit,<br />

dass Er mit uns sein wird. Lasst uns in Seinen<br />

Wegen wandeln und treu Seinem Auftrag folgen!<br />

UKRAINE<br />

Der Krieg in der Ukraine eröffnete den Christen<br />

einen Weg, dem Missionsbefehl in Deutschland<br />

sowie auch in der Ukraine selbst nachzukommen.<br />

Durch Gottes wunderbare Gnade und durch<br />

die Unterstützung von Seiten vieler Geschwister<br />

durften wir 77000 ukrainische Broschüren<br />

drucken mit einer klaren Botschaft über unseren<br />

dreieinigen Gott, die Verlorenheit <strong>des</strong> Menschen<br />

und den Rettungsplan Gottes. <strong>Die</strong>se Broschüren<br />

sind schon fast alle verteilt worden, sowohl in<br />

Deutschland, als auch in der Ukraine. Tausende<br />

Bibeln und Neue Testamente in Ukrainisch und<br />

Russisch wurden ebenfalls und werden immer<br />

noch unter den Ukrainern verteilt. So können<br />

wir sehen, dass die Verbreitung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />

nicht abnimmt, sondern dass sich – im Gegenteil!<br />

– manchmal noch mehr Möglichkeiten eröffnen.<br />

Beispielsweise durften wir monatelang ukrainische<br />

Flüchtlinge im Missionswerk aufnehmen<br />

und ihnen Tag für Tag das Evangelium erklären.<br />

Eine ukrainische Frau besucht seitdem regelmäßig<br />

die Gottesdienste.<br />

Welch einen mächtigen und wunderbaren Gott<br />

haben wir doch, der angesichts großer Leiden<br />

und Schwierigkeiten echte und sichere Hoffnung<br />

schenken kann! Ihn lieben wir, und Ihm dienen<br />

wir gern.<br />

KASACHSTAN<br />

Auch in Kasachstan wird die Missionsarbeit weiter<br />

fortgeführt – nicht durch große Evangelisationsveranstaltungen,<br />

sondern durch unsere<br />

Glaubensgeschwister, die von Dorf zu Dorf und<br />

von Haus zu Haus gehen. Es sind hauptsächlich<br />

Muslime, die sie dort antreffen und mit denen sie<br />

über die rettende Botschaft von dem Herrn Jesus<br />

Christus sprechen; dabei verteilen sie Bibeln, die<br />

wir ihnen schicken durften.<br />

Etwa 70 % der kasachischen Bevölkerung besteht<br />

aus Muslimen, und über 70 % der gesamten<br />

kasachischen Bevölkerung gilt immer noch als<br />

vom Evangelium unerreicht.<br />

Prof. Dr. Edelbay von der Nationaluniversität in<br />

Almaty, Kasachstan, schreibt zu der traditionellen<br />

kasachischen Kultur und dem dort herrschenden<br />

Islam: »In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung<br />

waren die am weitesten verbreiteten Religionen<br />

der Zoroastrismus, der Buddhismus sowie<br />

andere religiöse Strömungen. <strong>Die</strong> Verbreitung<br />

<strong>des</strong> Islam auf dem Gebiet <strong>des</strong> heutigen Kasachstan<br />

begann in den südlichen Regionen im siebten<br />

Jahrhundert und dauerte mehrere Jahrhunderte.«<br />

»Gegenwärtig kann man beobachten, wie der<br />

Islamisierungsprozess zunimmt und das religiöse<br />

Empfinden in der kasachischen Bevölkerung rapide<br />

ansteigt. Man kann auch die Ausweitung <strong>des</strong><br />

Tätigkeitsbereichs <strong>des</strong> Islam feststellen.«<br />

Dass sich der Islam in Kasachstan weiter ausbreitet,<br />

beobachten auch unsere Geschwister aus<br />

den Gemeinden vor Ort. Sie sind sich aber gewiss,<br />

dass der Herr Menschen aus dem Islam und aus<br />

den ethnischen Religionen gleichermaßen erretten<br />

kann.<br />

Eines Tages kam eine große Volksmenge zu Jesus.<br />

Ihr Motiv war nicht, das lebendige Wort Gottes zu<br />

hören, sondern die Befriedigung ihrer leiblichen<br />

Bedürfnisse. Einen Tag zuvor hatte der Herr etwa<br />

5000 Mann mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist.<br />

Am folgenden Tag fanden sie sich wieder<br />

bei Ihm ein, und Er sagte zu ihnen: »Ihr sucht Mich<br />

nicht <strong>des</strong>halb, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr<br />

von den Broten gegessen habt und satt geworden seid«<br />

(Joh. 6,26).<br />

Als der Herr Jesus ihnen dann die Lehre über<br />

Gott und sich Selbst darlegte, sprach Er zu ihnen:<br />

»Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen<br />

ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so<br />

wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das Ich geben<br />

werde, ist Mein Fleisch, das Ich geben werde für das Leben<br />

der Welt.« Anschließend wird uns hier berichtet:<br />

»Da stritten die Juden untereinander und sprachen:<br />

Wie kann <strong>Die</strong>ser uns [Sein] Fleisch zu essen geben?«<br />

(Joh. 6,51-52).<br />

Viele, die Jesus bisher nachgefolgt waren,<br />

entsetzten sich schlussendlich über Seine Worte<br />

JESUS UND<br />

DIE VOLKSMENGE<br />

Neulich sagte ein kasachisches Ehepaar, das schon<br />

länger mit den Missionaren in Kontakt stand, dass<br />

sie Jesus gern nachfolgen würden, aber bei ihren<br />

Traditionen bleiben und vor allem die Verehrung<br />

der verstorbenen Ahnen nicht lassen wollten. <strong>Die</strong><br />

Missionare waren entsetzt. Wie können sie bei<strong>des</strong><br />

vereinbaren: Jesus nachfolgen und Götzendienst<br />

treiben? Das veranlasste sie, ihre Verkündigung<br />

von nun an nicht erst mit der Geburt Jesu zu beginnen,<br />

sondern mit der Schöpfung und den Geboten<br />

Gottes – also mit der Frage, wer Gott ist und was<br />

Er von den Menschen fordert. Als einer der Missionare<br />

ihnen dann das erste Gebot Gottes erklärte,<br />

verstanden sie, dass man entweder den lebendigen<br />

Gott anbetet oder weiter im Götzendienst verbleibt,<br />

dass aber bei<strong>des</strong> zugleich unmöglich ist.<br />

Es gibt viele Menschen, die zu ihrem bisherigen<br />

»Glauben« gern noch einen weiteren hinzufügen<br />

und dabei meinen: Wenn das eine nicht hilft, dann<br />

vielleicht das andere. Solche Erfahrungen haben<br />

wir bei zahlreichen Flüchtlingen gemacht.<br />

Deshalb erachten wir es als dringend notwendig,<br />

den Menschen – ungeachtet ihres religiösen<br />

Hintergrun<strong>des</strong> – nicht nur die »Frohe Botschaft«<br />

zu erzählen, sondern ihnen den ganzen Ratschluss<br />

Gottes zu verkündigen. <strong>Die</strong> Menschen sollen<br />

wissen, dass die Nachfolge Jesu mit Selbstverleugnung<br />

verbunden sein muss, mit einer völligen<br />

Abkehr von der Welt und Sünde und einer völligen<br />

Hingabe an Christus. Wenn wir die Botschaft der<br />

Bibel klar verkündigen, dann merken wir oft, dass<br />

viele Menschen auf einmal nicht mehr bereit sind,<br />

die ganze Wahrheit der biblischen Botschaft anzuhören,<br />

geschweige denn dem Herrn zu folgen.<br />

und sprachen: »Das ist eine harte Rede! Wer kann sie<br />

hören?« (Joh. 6,60). Das ist genau der Punkt. Wenn<br />

es darauf ankommt, sich selbst zu verleugnen<br />

und Jesus wirklich nachzufolgen, dann gehen<br />

viele Menschen weg. Nun, sie gehen, weil ihnen<br />

die Konsequenzen der Nachfolge gezeigt wurden<br />

und sie nicht bereit waren, diesen schmalen<br />

Weg zu gehen, oder – mit anderen Worten –:<br />

WWSie hatten keinen wahren, rettenden Glauben<br />

(Joh. 6,64).<br />

Es gibt aber demgegenüber auch immer wieder<br />

Menschen, die dem Evangelium glauben und<br />

aufrichtige Nachfolger Jesu werden. Das erleben<br />

wir in unserer Gemeinde und auch in anderen<br />

Missionsländern.<br />

Danken wir unserem Herrn, dass Sein kraftvolles<br />

Evangelium sich in der Welt ausbreitet und<br />

immer noch Menschen zur Buße und zum echten<br />

Glauben an den Herrn Jesus Christus kommen!<br />

Lasst uns nicht müde werden, für die Missionsarbeit<br />

zu beten und daran mitzuwirken!<br />

36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />

voiceofhope.de | 37


A.W. TOZER<br />

Das Zeugnis<br />

<strong>des</strong> Christen in<br />

der Welt<br />

Der Missionsauftrag der Gemeinde Jesu<br />

besteht im Weitergeben, Verkündigen<br />

und Bezeugen. Sie ist auf der Erde geblieben,<br />

um für unumstößliche, große und ewige<br />

Wahrheiten zu zeugen, die sie von Gott erhielt und<br />

von denen die Welt nichts wissen würde, wenn die<br />

Gemeinde Jesu sie nicht darauf hingewiesen hätte.<br />

»So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker,<br />

und tauft sie … und lehrt sie …«, befahl Jesus der ersten<br />

Schar Seiner Nachfolger (Mt. 28,19-20). <strong>Die</strong> Gemeinde<br />

sollte lehren, und die Welt sollte zuhören;<br />

und alle, die das Zeugnis der Christen annehmen<br />

würden, sollten getauft und dann weiter in die Geheimnisse<br />

<strong>des</strong> Reiches Gottes eingeführt werden.<br />

<strong>Die</strong>se Reihenfolge hatte der auferstandene<br />

Christus Selbst festgelegt. <strong>Die</strong> ersten Christen<br />

hatten so unfassbare Wunder erlebt, dass sie, obwohl<br />

sie zuerst voller Furcht waren, jetzt mit einer<br />

unbändigen geistlichen Freude erfüllt waren, die<br />

sie nicht für sich behalten konnten. Nun, da das<br />

Grab leer und ihr Herr auferstanden und ihnen<br />

auch erschienen war, wurden sie von Ihm Selbst<br />

beauftragt, die Frohe Botschaft von Seiner Auferstehung<br />

zu verbreiten.<br />

Einige Tage später kam der Heilige Geist auf<br />

sie, bekräftigte die Wahrheit und verlieh ihrem<br />

Zeugnis eine neue Dimension moralischer <strong>Kraft</strong>.<br />

So fing alles an: <strong>Die</strong> erste Gemeinde verbreitete<br />

die rettende Botschaft, und die Welt musste<br />

nur auf diese Botschaft hören. <strong>Die</strong> Jünger hatten<br />

gehört, »was von Anfang war«; sie hatten »das ewige<br />

Leben« gesehen und erlebt, »das bei dem Vater war<br />

und [den Menschen] erschienen ist« (1. Joh. 1,1-4). Als<br />

solche, die um ihre Verpflichtung zum Zeugendienst<br />

wussten, gingen sie jetzt in der <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong><br />

Geistes zu Juden und Griechen, Sklaven und Freien,<br />

Mächtigen und Machtlosen, um die Botschaft<br />

»vom Wort <strong>des</strong> Lebens« weiterzusagen, zu bezeugen,<br />

zu erklären und zu verkündigen. <strong>Die</strong> nachfolgenden<br />

Generationen von Christen, die Jesus zwar<br />

nicht mehr mit den eigenen Augen gesehen, Ihn<br />

aber durch das Wirken <strong>des</strong> Heiligen Geistes persönlich<br />

erlebt und erfahren hatten, als sie gerettet<br />

wurden, gaben die Botschaft mit dem gleichen<br />

Eifer weiter wie der ursprüngliche Jüngerkreis.<br />

Sie waren unermüdliche Zeugen; denn sie hatten<br />

der Welt etwas zu sagen! Sie handelten in Hingabe<br />

und voller Eifer – überzeugt davon, dass sie die<br />

Wahrheit empfangen hatten, die die Welt so sehr<br />

brauchte, und die sie nicht ignorieren durfte.<br />

So ist es immer gewesen, wenn die wahre Gemeinde<br />

ihre Augen und Ohren offen hielt. Wenn<br />

sie den Einen wirklich kannte, der »inmitten der<br />

sieben goldenen Leuchter wandelt« (Off. 2,1) und <strong>des</strong>sen<br />

»Stimme wie das Rauschen vieler Wasser« (Off. 1,15) ist,<br />

hat sie den Widerhall dieser Stimme weitergegeben,<br />

und die Welt musste einfach zuhören. Manchmal<br />

wandte jene Welt denen, die ihr Gutes bringen<br />

wollten, den Rücken zu und verfolgte sie bis in den<br />

Tod. Manchmal hörte sie zu, so wie Hero<strong>des</strong> Jo-<br />

hannes dem Täufer zuhörte, tief bewegt von dem<br />

Gehörten, doch unwillig zu gehorchen. Manchmal<br />

hörte sie sogar bereitwillig zu, und eine Reihe<br />

von Menschen taten Buße und begannen, Christus<br />

nachzufolgen. Doch immer war die Welt der Empfänger:<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde redete, und die Welt hörte. So war es<br />

richtig, und so hatte Christus es geboten.<br />

Doch »hört, ihr Himmel, und horche auf, o Erde«<br />

(Jes. 1,2) – eine gewaltige Verschiebung ist im Verhältnis<br />

der Gemeinde zur Welt eingetreten, eine<br />

so radikale und groteske Verlagerung, dass man<br />

es nicht für möglich gehalten hätte, wäre sie vor<br />

einigen Jahren vorausgesagt worden!<br />

<strong>Die</strong> meisten Gemeinden von heute haben im<br />

Grunde ihr Zeugnis als Gemeinde verloren. <strong>Die</strong><br />

Gemeinde hat der Welt nichts mehr zu sagen. Ihre<br />

einst sichere, laute Stimme ist zu einem entschuldigenden<br />

Geflüster geworden. Sie, die einst ein<br />

wahrer Zeuge in dieser Welt war, geht jetzt hin, um<br />

Umfragen zu starten. Sie vertritt die Lehrsätze ihres<br />

Bekenntnisses in einer Weise, wie man höflich<br />

einen Vorschlag unterbreitet oder einen religiösen<br />

Rat gibt und sich dabei noch entschuldigt, dass es<br />

ja nur eine Lehrmeinung sei, und dass man keinesfalls<br />

eine fromme Beeinflussung beabsichtige.<br />

Es geht nicht nur darum, dass die Christenheit<br />

der Welt nichts mehr zu sagen hat, sondern auch<br />

darum, dass im Grunde die Rollen vertauscht<br />

sind, wobei diejenigen, die sich als <strong>Die</strong>ner Christi<br />

bezeichnen, sich jetzt der Welt zuwenden, um<br />

von ihr erleuchtet zu werden. Sie sitzen zu Adams<br />

Füßen, bitten um Unterweisung und klären ihre<br />

Botschaft mit den weltlichen Ideologen ab, bevor<br />

sie sie weitergeben. Doch die Gewissheit, die vom<br />

Sehen <strong>des</strong> Lebens kommt, und die Zuversicht, die<br />

dem Hören auf die Apostel entspringt – wo ist bei<strong>des</strong><br />

geblieben?<br />

Ich möchte noch deutlicher werden. Von wem<br />

rede ich hier? Von den Liberalen, welche die Autorität<br />

der Schrift leugnen? Ich wünschte, es wäre<br />

so. Nein, die Liberalen haben sich aus meiner Sicht<br />

schon lange als geistlich tot erwiesen, und ich erwarte<br />

nichts von ihnen. Ich spreche vielmehr von<br />

ernsten Christen, von den sogenannten evangelikalen<br />

Gemeinden. Ich rede von Gemeinden mit<br />

populären Evangelisationsmethoden, die die Bibel<br />

häufig zitieren, doch ohne eine Spur von ihrer<br />

Autorität, die weitgehend das Selbstverständnis<br />

der Welt übernehmen, aber die biblischen Grundsätze<br />

über Bord werfen. Sie sind wie ein schwacher<br />

Vater, der schon lange die Führungsrolle in<br />

seiner Familie verloren hat und gar nicht mehr<br />

erwartet, dass man ihm gehorcht. Sie bieten als<br />

religiöse Beruhigungspille einen Christus an,<br />

der ohne Souveränität und ohne Herrschaftsanspruch<br />

ist. Sie akzeptieren die Methoden der Welt<br />

und bemühen sich um die Gunst von reichen Leuten,<br />

Politikern und Stars. Natürlich wird erwartet,<br />

dass ein besagter Star sich dazu herablässt, dann<br />

und wann ein nettes Wort über Jesus zu sagen.<br />

38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 39


Ich beziehe mich auf christliche Zeitschriften,<br />

die angeblich die allgemein akzeptierten<br />

christlichen Glaubensinhalte anerkennen, aber<br />

die man nach Aussehen, Geist, Sprache, Methode<br />

und Zielsetzung kaum noch von der Berichterstattung<br />

einer weltlichen unterscheiden kann.<br />

Ich meine damit das Christentum, das zu Christus<br />

sagt: »Wir wollen selbst für unser Brot und für unsere<br />

Kleider sorgen; lass uns nur Deinen Namen tragen,<br />

nimm unsere Schmach hinweg!« (Jes. 4,1). Ich meine<br />

die Massen von Christen, die anscheinend an Jesus<br />

glauben und Ihn »angenommen« haben, ihre<br />

Gemeindehäuser jedoch zu Theatersälen machen,<br />

und die überhaupt nicht wissen, was Gottesdienst<br />

oder eine Gemeinde eigentlich ist. Es<br />

sind jene, die das Kreuz missverstehen und die<br />

für die ernsthaften Folgen wahrer Jüngerschaft<br />

völlig blind sind.<br />

Auch meine ich die Gemeinden, die sich der<br />

Sprache der wirklichen Christen bedienen, aber<br />

dennoch mit der Welt und den liberalen Gemeinden<br />

gemeinsame Sache machen, und die der<br />

Schmach <strong>des</strong> Kreuzes zu entgehen versuchen.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde Jesu Christi befindet sich in der<br />

babylonischen Gefangenschaft, und so wie Israel<br />

die Lieder Zions nicht in einem fremden Land singen<br />

konnte, so haben Christen in der Knechtschaft<br />

keine bevollmächtigte Botschaft zu verkündigen.<br />

Sie müssen erst auf die täglichen Nachrichten warten,<br />

um einen Text zu haben, und eines der gängigen<br />

Nachrichtenmagazine lesen, um ein Thema zu<br />

finden. Wie der Chefredakteur einer Tageszeitung<br />

nach einer guten Story lechzt, wenn in den letzten<br />

Stunden kein Mord oder Unfall geschehen ist, der<br />

eine gute Schlagzeile abgeben kann, so wartet der<br />

»Prophet« in Babylon auf einen Krieg, eine neue<br />

Entwicklung im Nahen Osten oder ein Raumfahrtunternehmen<br />

– auf ein Thema, das ihn aus<br />

seinem Schweigen erlöst und ihm auf seiner Kanzel<br />

wieder zu mehr Anklang verhilft.<br />

Aber wie lautet die Berufung der Gemeinde?<br />

Was soll sie ausrichten? Welches sind die durchdringenden,<br />

kühnen, ewigen Grundsätze, die sie<br />

verkündigen soll?<br />

1<br />

Der erste Grundsatz heißt: Gott ist alles in<br />

allem. Er ist die große Realität, die allen erschaffenen<br />

Dingen und Wesen ihre Bedeutung<br />

gibt. »Ihr seid Meine Zeugen, spricht der HERR,<br />

und Mein Knecht, den Ich erwählt habe, damit ihr erkennt<br />

und Mir glaubt und einseht, dass Ich es bin; vor Mir ist<br />

kein Gott gebildet worden, und nach Mir wird es keinen<br />

geben … Ja, von jeher bin Ich Derselbe, und niemand kann<br />

aus Meiner Hand erretten. Ich wirke – wer will es abwenden?«<br />

(Jes. 43,10.13).<br />

2<br />

Der nächste große Grundsatz ist, dass wir<br />

von Gott und für Ihn erschaffen sind. <strong>Die</strong><br />

Frage »Woher komme ich?« kann nicht<br />

besser beantwortet werden als mit den Worten:<br />

»Gott hat dich gemacht.« Alle zusammengeballte<br />

Weisheit der Welt kann diese einfache<br />

Antwort nicht vollkommener ausdrücken. Wissenschaftliche<br />

Untersuchungen sind tief in die<br />

Geheimnisse der Materie und der in ihr ablaufenden<br />

Prozesse eingedrungen, doch der Ursprung<br />

der Materie liegt in tiefem Schweigen<br />

und weigert sich, auf irgendwelche Fragen eine<br />

Antwort zu geben. Gott schuf den Himmel, die<br />

Erde und den Menschen auf der Erde, und Er<br />

schuf den Menschen für sich – somit gibt es nur<br />

eine Antwort auf die Frage: »Warum hat Gott<br />

mich erschaffen?«<br />

Der Christ soll nicht Streitgespräche führen<br />

oder sich auf Wortgefechte einlassen, er soll sich<br />

weder auf Beweise konzentrieren noch Ursachen<br />

ergründen. Seine Aufgabe ist erfüllt, wenn er das<br />

Wort Gottes laut und deutlich weitergibt: »So<br />

spricht der Herr!« Wenn er das getan hat, überlässt<br />

er Gott die Verantwortung dafür, was aufgrund<br />

<strong>des</strong>sen geschieht. Niemand weiß genug,<br />

und niemand kann genug wissen, um über dies hinauszugehen.<br />

Gott schuf uns zu sich hin: Das ist<br />

das Erste und Letzte, was sich über die menschliche<br />

Existenz sagen lässt. Was wir sonst noch hinzufügen,<br />

ist bloßes Gerede.<br />

Da wir nun gesehen haben, wer Gott ist und wer<br />

wir sind, ist ein rechtes Verhältnis zwischen Gott<br />

und uns von überaus großer Wichtigkeit. Dass<br />

Gott durch uns verherrlicht werden sollte, ist<br />

von solch entscheidender Bedeutung, dass dieser<br />

Grundsatz in seiner Größe einzig dasteht. Es ist<br />

ein moralischer Imperativ, <strong>des</strong>sen Eindringlichkeit<br />

gegenüber dem menschlichen Herzen größer<br />

ist als alles andere, was dem Betreffenden als Priorität<br />

erscheinen mag. <strong>Die</strong> erste verantwortungsvolle<br />

Tat eines jeden Menschen sollte darin bestehen,<br />

sein Leben auf Grundsätze zu bauen, die<br />

Gott stets wohlgefällig sind.<br />

Da wir aber um unsere völlige Sündhaftigkeit<br />

und moralischen Verfehlungen wissen, wird die<br />

Unmöglichkeit, eine solch echte Gemeinschaft<br />

von uns aus herbeizuführen, sofort offensichtlich.<br />

Wenn wir nicht zu Gott gelangen können, was sollen<br />

wir dann tun? <strong>Die</strong> Antwort darauf finden wir<br />

im christlichen Zeugnis:<br />

Gott kam nämlich in der Menschwerdung<br />

Seines Sohnes zu uns. »Wer ist Jesus?«, fragt die<br />

Welt, und die Christenheit antwortet: »Jesus ist<br />

der Gott, der zu uns kam.« Er ist gekommen, weil<br />

Er die Seinen gesucht und um sie geworben hat,<br />

um sie für Gott zu erkaufen. Um das zu tun, musste<br />

Er für alle Gläubigen aller Zeiten als Erlöser in<br />

den Tod gehen. Er musste auf irgendeine Weise<br />

ihre Sünde tilgen, ihre Sündenregister zunichtemachen<br />

und die ihnen innewohnende Macht<br />

der Sünde brechen. <strong>Die</strong>s alles, so sagt die Heilige<br />

Schrift, tat Er in vollkommener Weise, in voller<br />

Wirksamkeit und Endgültigkeit am Kreuz.<br />

»Wo ist Jesus jetzt?«, fragt die Welt, und der<br />

Christ antwortet: »Zur Rechten Gottes.« Er starb,<br />

doch Er ist nicht tot geblieben. Er erstand wieder<br />

aus dem Grab, so wie Er es vorausgesagt hatte,<br />

und eine ganze Reihe nüchterner, vertrauenswürdiger<br />

Augenzeugen sahen Ihn nach Seiner Auferstehung<br />

von den Toten. Ja, noch mehr: Sein Geist<br />

offenbart jetzt dem Christen nicht einen toten,<br />

sondern einen lebendigen Christus. Wir als Seine<br />

Gemeinde sind ausgesandt, um dies mit kühner<br />

Entschiedenheit zu verkündigen – nicht zweifelnd,<br />

sondern als solche, die es erlebt haben.<br />

Das Evangelium ist die offizielle Verkündigung,<br />

dass Christus für Sein Volk starb und wieder<br />

auferstand. Dazu gehört auch die biblische Aussage,<br />

dass jeder, der glaubt und sich demzufolge<br />

Christus völlig und endgültig ausliefert, für ewig<br />

gerettet sein wird. Man muss sich bei der Verkündigung<br />

aber auch darüber im Klaren sein, dass<br />

man nicht sehr beliebt sein wird, und sich bewusst<br />

machen, wie Christus vor der Welt stand: von vielen<br />

bewundert, von wenigen geliebt und von der<br />

Mehrheit letztendlich abgelehnt. Als Christen<br />

müssen wir in Seine Fußstapfen treten und willig<br />

sein, diesen Preis zu zahlen, oder wir lassen es<br />

lieber ganz bleiben. Dann hat Christus uns allerdings<br />

nichts mehr zu sagen.<br />

<strong>Die</strong> christliche Botschaft für die Welt muss<br />

auch von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht handeln.<br />

Wir dürfen auf keinen Fall die Moral der<br />

Welt akzeptieren, sondern müssen ihr unerschrocken<br />

widerstehen und denjenigen vor den Folgen<br />

warnen, der an dieser Moral festhält. <strong>Die</strong>se Warnung<br />

muss laut und beharrlich sein, und dabei ist<br />

große Sorgfalt geboten, denn wie folgenschwer<br />

und vernichtend wäre es, wenn unser Zeugnis<br />

durch ein falsches Verhalten in unserem Leben<br />

Lügen gestraft würde!<br />

Und da ist noch etwas: Ein Zeuge Jesu Christi<br />

muss auch immer wieder treu die Warnung<br />

aussprechen, dass Gott gerecht und heilig ist. Er<br />

treibt kein Spiel mit den Menschen und gestattet<br />

auch nicht, dass sie mit Ihm leichtfertig umgehen.<br />

Er ist langmütig und wartet geduldig und<br />

gnädig; doch zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

wird der freundliche Ruf <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> zurückgezogen.<br />

<strong>Die</strong> Bemühungen, den nichtswürdigen<br />

Sünder zu überführen, werden dann zu<br />

Ende sein. Der Tod bestimmt dann den Zustand<br />

<strong>des</strong> Menschen, der seine Sünde liebte, und er<br />

muss an den Ort der Verworfenen gehen, wo es<br />

für ihn keine weitere Hoffnung gibt. Das ist die<br />

Hölle, und es mag gut sein, dass wir nur sehr wenig<br />

über sie wissen. Was wir über sie wissen, ist<br />

schon schrecklich genug.<br />

Seinen erlösten Kindern hat Gott noch sehr<br />

viel zu sagen – so viel, dass es ein ganzes Leben<br />

eifrigen Zuhörens und Lernens braucht, um alles<br />

aufzunehmen. Doch Seine Botschaft an die Welt<br />

ist einfach und kurz, aber sehr eindringlich. Es<br />

ist die Aufgabe der Gemeinde Jesu, diese rettende<br />

Botschaft jeder Generation und allen Menschen<br />

zu sagen, bis sie das Gehörte entweder mit zerbrochenen<br />

Herzen und im Glauben annehmen<br />

oder im Unglauben von sich weisen.<br />

Der wahre Christ darf sich von den neuesten<br />

Modetrends in Sachen Religion nicht gefangen<br />

nehmen lassen, und vor allem darf er sich nie<br />

der Welt zuwenden, um sich seine Botschaft von<br />

dort zu holen. Er ist ein Himmelsbürger – gesandt,<br />

um von Christus und Seinem Werk Zeugnis<br />

auf Erden zu geben. Da er dem Herrn, der ihn<br />

erkaufte, Rechenschaft schuldig ist, achte er auf<br />

seinen Auftrag!<br />

Ein Auszug aus dem Buch: »Gott liebt keine Kompromisse«, CLV; erhältlich unter www.voh-shop.de<br />

40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 41


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Neu<br />

GOTT IN EINER KRIPPE<br />

ES GESCHAH VOR MEHR ALS 2000 JAHREN ...<br />

Weihnachten ist eine Zeit der Freude; doch die wahre Freude<br />

entsteht da, wo man erkennt, was Weihnachten wirklich ist, und<br />

wo man Den kennt, <strong>des</strong>sen Geburt wir feiern – Jesus Christus.<br />

Warum die Menschwerdung Gottes für uns die wichtigste Botschaft<br />

ist, die die Welt jemals gehört hat, und wie sie unser Leben völlig<br />

verändern kann, erklärt John MacArthur in diesem Buch.<br />

Es ist eine herrliche Weihnachtslektüre<br />

für die ganze Familie und ein wertvolles Geschenk<br />

für Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen<br />

und besonders für die, die noch nicht wissen,<br />

warum Jesus in diese Welt kam.<br />

Über den Autor<br />

John MacArthur ist seit 1969<br />

leitender Pastor der Grace Community<br />

Church in Sun Valley, Kalifornien. Sein<br />

<strong>Die</strong>nst als Auslegungsprediger ist an<br />

Reichweite und Einfluss unübertroffen: In<br />

über 50 <strong>Die</strong>nstjahren auf derselben Kanzel<br />

hat er Vers für Vers über das gesamte<br />

Neue Testament (und viele Schlüsseltexte<br />

<strong>des</strong> Alten Testaments) gepredigt.<br />

Er ist Leiter der Master's University und<br />

deren Predigerseminar und ist täglich in<br />

der Radiosendung Grace to You<br />

zu hören (übertragen von hunderten von<br />

Radiosendern weltweit). Er ist Autor einer<br />

Reihe von Büchern, darunter der MacArthur<br />

Studienbibel, »Das kraftvolle Evangelium<br />

(Band 1 & 2)«, »Wie man die Bibel studiert«<br />

und »Gnade für dich«.<br />

www.voh-shop.de<br />

02265 9974922<br />

14,90 € • Bestell-Nr.: 875.235<br />

72 Seiten • Leineneinband<br />

Goldprägung • 4-farbig<br />

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<strong>Die</strong>se können Sie dem Finanzamt<br />

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Das Geheimnis der Heiligung besteht darin,<br />

in unseren Herzen eine zunehmende Intensität<br />

<strong>des</strong> Wunsches zu entwickeln, Gott zu gefallen und<br />

Christus gehorsam zu sein. Deswegen sind wir aufgerufen,<br />

unseren Geist und Sinn mit dem Wort Gottes zu füllen,<br />

damit wir mehr von der Schönheit und Majestät Gottes erfahren,<br />

mehr von der Lieblichkeit und Vortrefflichkeit Christi.<br />

Je mehr wir Ihn kennen, <strong>des</strong>to mehr verstehen wir,<br />

wie herrlich Er ist. Je mehr wir die Gesinnung Christi haben,<br />

<strong>des</strong>to mehr fangen wir an, die Dinge zu befürworten,<br />

die Gott befürwortet, und die Dinge zu verwerfen,<br />

die Er verwirft. Dann werden unsere Herzen beginnen,<br />

mit unserem Denken übereinzustimmen.<br />

– R.C. Sproul<br />

aus dem Römerbrief-Kommentar,<br />

Best-Nr. 875.258

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