Die Kraft des Evangeliums 3/2022
- Die Wiederkunft Christi (D. Martyn Lloyd-Jones) - Die neue KLEINE VOH-REIHE – Auszüge aus drei Büchern - Jonathan Edwards – Der begnadete Erweckungsprediger - Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind (Paul Washer) - Die Einsamkeit des Single-Seins – Teil 2 (Lydia Brownback) - Mission – ein Auftrag für die Gemeinde - Das Zeugnis des Christen in der Welt (A.W. Tozer)
- Die Wiederkunft Christi (D. Martyn Lloyd-Jones)
- Die neue KLEINE VOH-REIHE – Auszüge aus drei Büchern
- Jonathan Edwards – Der begnadete Erweckungsprediger
- Pastoren, die im Wort Gottes mangelernährt sind (Paul Washer)
- Die Einsamkeit des Single-Seins – Teil 2 (Lydia Brownback)
- Mission – ein Auftrag für die Gemeinde
- Das Zeugnis des Christen in der Welt (A.W. Tozer)
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DIE KRAFT DES<br />
EVANGELIUMS<br />
Eine Ausgabe <strong>des</strong> Missionswerks Voice of Hope • 3/<strong>2022</strong><br />
Siehe, Ich komme bald!<br />
• <strong>Die</strong> Wiederkunft Christi<br />
• J. Edwards – Der begnadete<br />
Erweckungsprediger<br />
• Pastoren, die im Wort Gottes<br />
mangelernährt sind<br />
• <strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />
• <strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins (2)<br />
• Mission – ein Auftrag für die Gemeinde<br />
• Das Zeugnis <strong>des</strong> Christen in der Welt
INHALT<br />
SIEHE, ICH<br />
KOMME BALD!<br />
4<br />
10<br />
22<br />
26<br />
30<br />
35<br />
38<br />
<strong>Die</strong> Wiederkunft Christi<br />
D. Martyn Lloyd-Jones<br />
<strong>Die</strong> neue KLEINE VOH-REIHE<br />
Auszüge aus drei Büchern<br />
Jonathan Edwards<br />
Der begnadete Erweckungsprediger<br />
Pastoren, die im Wort Gottes<br />
mangelernährt sind<br />
Paul Washer<br />
<strong>Die</strong> Einsamkeit <strong>des</strong> Single-Seins (2)<br />
Lydia Brownback<br />
Mission – ein Auftrag<br />
für die Gemeinde<br />
Mission<br />
Das Zeugnis <strong>des</strong> Christen<br />
in der Welt<br />
A.W. Tozer<br />
Wer sich heute gegen die »LGBT-Lobby«<br />
stellt, ist rechtsextrem – das sagt man<br />
jedenfalls in unserer heutigen Gesellschaft.<br />
Doch dem Herrn sei Dank, das ist nicht die<br />
Meinung der meisten Menschen, und ich hoffe,<br />
dass die wahren Christen eine klare Position gegen<br />
das Böse und für das Heilige haben. Im letzten<br />
Kapitel der Offenbarung lesen wir: »Wer Unrecht<br />
tut, der tue weiter Unrecht, und wer unrein ist, der verunreinige<br />
sich weiter, und der Gerechte übe weiter Gerechtigkeit,<br />
und der Heilige heilige sich weiter! Und siehe, Ich<br />
komme bald und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden so<br />
zu vergelten, wie sein Werk sein wird« (Off. 22,11-12).<br />
<strong>Die</strong>se Worte zeigen, dass der Herr Jesus nicht<br />
bloß etwas sagt, sondern Er gebietet, das Praktizieren<br />
von Unrecht und Unreinheit ebenso wie<br />
von Gerechtigkeit und Heiligkeit fortzusetzen.<br />
Er gebietet, dass die Gottlosigkeit ausreift und<br />
als das erkannt wird, was sie ist, und dass die Gerechtigkeit<br />
ebenfalls ausreift und als das erkannt<br />
wird, was sie ist. Einer der Kernpunkte der Offenbarung<br />
ist, dass Christus dem ausgereiften Bösen<br />
am Ende dieses Zeitalters entgegentreten und es<br />
richten wird. Er gebietet, das Böse als böse zu erkennen<br />
und die moralische Verdorbenheit als Unreinheit<br />
zu entlarven, was sie ja ist.<br />
Sehen wir das Böse nicht auch in unserer Gesellschaft?<br />
In einigen Ländern hat die LGBT-Lobby,<br />
die eine sexuelle Aufklärung von Kindern fordert,<br />
so viel Einfluss, dass diese Art von Aufklärung sogar<br />
schon für Kindergartenkinder angeboten wird.<br />
<strong>Die</strong> sexuelle Unmoral wird überall propagiert, der<br />
Stolz gefeiert und die völlige Verdorbenheit <strong>des</strong><br />
Menschen wird geleugnet. Weil sie das Böse gutheißen,<br />
wird die Auswirkung der Bosheit nur noch<br />
deutlicher offenbar. Auf diese Weise enthüllt der<br />
souveräne Herr das Böse, sowohl die sündigen Taten<br />
als auch den sündigen Charakter der Gottlosen<br />
Menschen. »Darum hat sie Gott auch dahingegeben in<br />
entehrende Leidenschaften ...« (Röm. 1,26).<br />
Für die Gerechten wird am Ende dieses Zeitalters<br />
das Gegenteil gelten: Wie sehr die biblische<br />
Wahrheit in unserer Zeit auch verachtet sein mag<br />
– Christus wird dafür sorgen, dass Seine erkaufte<br />
»Gemeinde … herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch<br />
Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig<br />
und tadellos sei« (Eph. 5,27). <strong>Die</strong> gerechten Taten<br />
werden als gerecht erkannt werden, und das heilige<br />
Volk Christi wird als heilig offenbart werden.<br />
Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die<br />
Gottlosen, die ihre sündige Natur ausleben, und<br />
die Gerechten, die durch Gottes Gnade geheiligt<br />
sind. Der Herr tröstet Sein Volk mit der Gewissheit,<br />
dass das Böse niemals siegen wird, wie auch<br />
immer die Ereignisse in dieser Welt erscheinen<br />
mögen; »aber der Pfad <strong>des</strong> Gerechten ist wie der Glanz<br />
<strong>des</strong> Morgenlichts, das immer heller leuchtet bis zum vollen<br />
Tag« (Spr. 4,18).<br />
Liebe Geschwister, das Kommen unseres Herrn<br />
ist nahe! Das heißt für uns als Seine Braut, dass<br />
wir jederzeit Sein Kommen erwarten müssen.<br />
Der Herr sieht unsere Werke, Er sieht unsere<br />
Treue und Hingabe für Ihn, aber auch unser Versagen<br />
und unsere Tränen, Er sieht unser Streben<br />
nach Heiligung, Er sieht unser Bemühen das<br />
Evangelium in dieser Welt zu verbreiten; aber Er<br />
sieht auch das Böse in der Welt, und zu Seiner Zeit<br />
»wird [Er] je<strong>des</strong> Werk vor ein Gericht bringen, samt allem<br />
Verborgenen, es sei gut oder böse« (Pred. 12,14).<br />
In Christus grüßt euch herzlich<br />
Niko Derksen<br />
Prediger und Lehrer der<br />
Reformierten Baptistengemeinde Reichshof<br />
voiceofhope.de | 3
D. MARTYN LLOYD-JONES<br />
<strong>Die</strong><br />
Wiederkunft<br />
Christi<br />
So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden,<br />
damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht <strong>des</strong> Herrn kommen<br />
und Er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus,<br />
den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der<br />
Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon Gott durch den Mund aller<br />
Seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat.<br />
Apostelgeschichte 3,19-21<br />
In dieser einen Predigt hier in Apostelgeschichte<br />
3 bekommen wir eine hervorragende<br />
Zusammenfassung <strong>des</strong>sen, was den Kern der<br />
biblischen Verkündigung ausmacht. Warum sollten<br />
wir uns dafür interessieren? Nun, der Grund<br />
ist der Zustand der Welt, in der wir leben, und<br />
der Zustand, in dem wir uns selbst befinden. Keiner<br />
von uns würde über diese Dinge nachdenken,<br />
wenn wir nicht zu dem Schluss gekommen wären,<br />
dass das Leben hart, voller Probleme und Prüfungen<br />
ist. Wir wissen, dass das, was die Welt zu bieten<br />
hat, keine Lösung ist.<br />
Doch wo können Menschen zuverlässige Antworten<br />
finden, wenn nicht in der Heiligen Schrift<br />
oder auch bei Christen, die die Botschaft der Bibel<br />
kennen? In einer Welt, die in so vielerlei Hinsicht<br />
zusammenbricht, ist es von höchster Wichtigkeit,<br />
dass wir genau wissen, was die Botschaft der Bibel<br />
ist und was sie uns bieten kann. Als Christen<br />
haben wir einen sehr wichtigen Auftrag an dieser<br />
Welt: Wir sollen den Menschen den Rettungsplan<br />
Gottes verkündigen – wir, die wir durch den Herrn<br />
Jesus Christus erlöst sind.<br />
1. DAS ERSTE WUNDER<br />
Ich finde es sehr interessant, auf die Art und Weise<br />
zu achten, wie die Apostel das Evangelium predigten.<br />
Als Petrus und Johannes einmal zum Tempel<br />
gingen, um zu beten, heilten sie im Namen Jesu<br />
einen gelähmten Mann. Als die Leute dieses Wunder<br />
sahen, erstaunten sie sehr. Petrus gebrauchte<br />
dieses Wunder, um zu dem Volk zu sprechen:<br />
»... diesen, ... den ihr seht und kennt« (Apg. 3,16). Petrus<br />
erinnerte die Menschen daran, in welchem Zustand<br />
dieser Mann bisher war; natürlich kannten<br />
ihn tatsächlich alle. Der arme Kerl war ja jeden<br />
Tag dort an der Tür <strong>des</strong> Tempels abgesetzt worden,<br />
und <strong>des</strong>halb musste ihn jeder kennen. Wenn<br />
sie durch die »Schöne Pforte« in den Tempel gelangen<br />
wollten, mussten sie an ihm vorbei.<br />
Petrus benutzte diese Situation und sagte<br />
sinngemäß: »Ihr staunt darüber, diesen Mann<br />
jetzt umhergehen und springen und Gott loben<br />
zu sehen. Ja, aber die Fragen, auf die ihr euch<br />
konzentrieren müsst, sind folgende: Was hatte<br />
ihn zu dem gemacht, was er bisher war? Und<br />
was ist die Bedeutung seiner Heilung? Ich möchte<br />
euch zu zeigen versuchen«, fuhr Petrus fort,<br />
»dass das, was mit diesem Mann geschehen ist,<br />
nur ein Vorgeschmack <strong>des</strong>sen ist, was einst mit<br />
dem ganzen Universum geschehen wird.« Und<br />
das ist das Thema, auf das ich nun unsere Aufmerksamkeit<br />
lenken möchte.<br />
<strong>Die</strong> Heilung <strong>des</strong> lahmen Mannes ist nur eine<br />
Illustration <strong>des</strong>sen, was Gott in Christus mit dem<br />
gesamten Kosmos tun wird. Mit anderen Worten:<br />
Wir müssen erkennen, dass zur Verkündigung<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> auch die Botschaft gehört,<br />
dass die Erlösung nicht nur den Menschen gilt,<br />
sondern auch das ganze Universum betrifft. <strong>Die</strong><br />
Errettung der Menschen ist ein wichtiger Bestandteil;<br />
aber das Erlösungsgeschehen bleibt<br />
nicht dabei stehen, es ist in ein größeres Ganzes<br />
eingeschlossen. Petrus drückte es so aus: »Jesus<br />
ist der Christus, und das bedeutet, dass Er der<br />
Messias ist. Er ist derjenige, der vor Grundlegung<br />
der Welt von Gott eingesetzt und dazu bestimmt<br />
wurde, der Befreier und Retter zu sein.« Und<br />
dann sprach Petrus: »Denn Mose hat zu den Vätern<br />
gesagt: ›Einen Propheten wie mich wird euch der Herr,<br />
euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf Ihn sollt<br />
ihr hören in allem, was Er zu euch reden wird‹. Und es<br />
wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten<br />
hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk. Und alle<br />
Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele<br />
geredet haben, sie haben auch diese Tage im Voraus angekündigt«<br />
(Apg. 3,22-24).<br />
Damit zeigte Petrus, dass der Herr Jesus<br />
Christus von Mose nicht nur vorausgesagt worden<br />
war, sondern dass Mose geradezu Sein Vorläufer<br />
war. Mose war der große Führer, der die<br />
Kinder Israels aus der Sklaverei in Ägypten in<br />
das verheißene Land Kanaan führte. Ihm selbst<br />
blieb es versagt, sie tatsächlich hineinzubringen;<br />
aber er brachte sie bis an den Fluss Jordan,<br />
sodass sie diesen nur noch überqueren mussten.<br />
Er war der Mann Gottes, der den Auftrag hatte,<br />
Sein Volk aus der Gefangenschaft in die Freiheit<br />
zu führen – in ein Land, in dem Milch und Honig<br />
flossen. Doch Mose hatte selbst gesagt: »Einen<br />
Propheten wie mich wird dir der HERR, dein Gott, erwecken<br />
aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf Ihn sollst<br />
du hören!« (5.Mo. 18,15). Das Werk <strong>des</strong> Messias sollte<br />
darin bestehen, das ganze Universum aus der<br />
Sklaverei Satans ins Reich Gottes zu führen. So<br />
formuliert der Apostel seine großartige Aussage,<br />
und das ist ein entscheidender Teil der Verkündigung<br />
<strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong>.<br />
4 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 5
2. WAS IST DER PLAN GOTTES<br />
FÜR DIESE WELT?<br />
<strong>Die</strong> Botschaft der Heiligen Schrift lautet: Gott hat<br />
einen Plan für diese Welt, für dieses ganze Universum,<br />
in dem wir leben. In Jesus Christus wird es befreit<br />
und wiederhergestellt werden. Aber hier erheben<br />
sich die großen Fragen: Wann und wie wird<br />
das geschehen? Und die Antwort, die der Apostel<br />
darauf gibt, ist eine direkte Herausforderung an<br />
uns und an diese Welt. Es ist eine Antwort, die viele<br />
nicht nur nicht akzeptieren, sondern unter Spott<br />
ablehnen. <strong>Die</strong> Antwort ist, dass diese Befreiung in<br />
der Zukunft liegt. Sie ist ein großes Ereignis, auf<br />
das sich die gesamte Schöpfung zubewegt.<br />
Wenn wir den Menschen erzählen, dass Gott<br />
einen wunderbaren Plan für diese Welt hat, aber<br />
dieser noch in der Zukunft liegt, dann wollen sie<br />
nichts davon hören. Sie sagen: »Was wir brauchen,<br />
ist eine Lösung, die uns im Hier und Jetzt hilft. Wir<br />
brauchen etwas für diese Welt. Was haben wir davon,<br />
dass irgendwann etwas ganz Wunderbares<br />
geschehen soll?! Was wir wollen, ist eine Lösung,<br />
die diese Welt in Ordnung bringt, solange wir darin<br />
leben, und die uns so etwas wie Sicherheit und<br />
Glück gibt.«<br />
Unsere Politiker und viele Gelehrte erzählen<br />
uns, wie sie diese Welt umgestalten könnten, wie<br />
sie durch ihre Gesetzgebung, durch Wirtschaft,<br />
durch Bildung und andere Dinge dieser Art die<br />
Welt in Ordnung bringen könnten. Selbst unter<br />
vielen Christen ist das ein sehr beliebtes Thema<br />
geworden. Ist es wahr, was die Leute uns erzählen?<br />
Ich möchte uns zeigen, dass dies eine totale<br />
Verleugnung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> ist. Es ist das krasse<br />
Gegenteil <strong>des</strong>sen, was die Apostel uns lehren.<br />
Wir lesen: »So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure<br />
Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung<br />
vom Angesicht <strong>des</strong> Herrn kommen …« Und dann leitet<br />
Petrus sofort über zu der zukünftigen Erlösung:<br />
»… und Er Den sende, der euch zuvor verkündigt wurde,<br />
Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu<br />
den Zeiten der Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon<br />
Gott durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von<br />
alters her geredet hat« (Apg. 3,19-21).<br />
Mit keinem Wort erwähnt Petrus in dieser seiner<br />
Predigt, man müsse das Evangelium aus dem<br />
Grund predigen, damit die Leute ein besseres Leben<br />
führen und sich besser fühlen könnten. Nein,<br />
das ist es nicht, was Petrus sagte.<br />
<strong>Die</strong> Menge hatte sich versammelt; sie wollten<br />
etwas über das Wunder hören, und Petrus prophezeite<br />
ihnen nun etwas, das in ferner Zukunft<br />
lag. Auch der Herr Jesus hat nie behauptet, Er sei<br />
in die Welt gekommen, um sie zu verbessern. Er<br />
hat nie gesagt, die Welt würde immer besser werden;<br />
ja, Er sagte sogar das genaue Gegenteil: »Und<br />
wie es in den Tagen Noahs zuging, so wird es auch sein in<br />
den Tagen <strong>des</strong> Menschensohnes ... Ebenso ging es auch in<br />
den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und<br />
verkauften, sie pflanzten und bauten; an dem Tag aber,<br />
als Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel<br />
vom Himmel und vertilgte alle« (Lk. 17,26.28-29). Unser<br />
Herr Jesus sprach davon, dass die bösen Menschen<br />
immer schlimmer werden. Und Er sagte: »Wenn<br />
ihr aber von Kriegen und Kriegsgeschrei hören werdet,<br />
so erschreckt nicht; denn es muss geschehen« (Mk. 13,7).<br />
Der Apostel Petrus wiederholte also nur, was er aus<br />
dem Mund seines Herrn und Meisters gehört hatte.<br />
Jesus sprach von einer einzigen Hoffnung, nämlich<br />
davon, was Er in der Zukunft noch tun würde.<br />
Im Neuen Testament sprachen die Apostel und<br />
im Alten Testament auch die Propheten von einem<br />
großartigen zukünftigen Zeitalter, vom ewigen<br />
Reich Gottes, in dem der Wolf und das Lamm<br />
einträchtig weiden und der Löwe Stroh fressen<br />
wird wie das Rind (Jes. 65,25). Das ist die Botschaft<br />
der gesamten Bibel.<br />
<strong>Die</strong> heutige Vorstellung davon, dass alle Christen<br />
sich politisch und sozial engagieren, sich für soziale<br />
Gerechtigkeit und auch für den Klimawandel<br />
einsetzen sollten, ist eine totale Verleugnung der<br />
Lehre der Bibel. Das ist die große Tragik im Christentum.<br />
Das Christentum ist jetzt seit zweitausend<br />
Jahren in dieser Welt, und dennoch hat sich die<br />
Welt nicht verändert, sie hat sich nicht verbessert.<br />
Viele Christen haben schon seit vielen Jahren versucht,<br />
die Welt zu reformieren. In den letzten Jahren<br />
haben sich viele Kirchen zusammengeschlossen<br />
und zur Aufgabe gemacht, unsere Welt, unsere<br />
Gesellschaft, unsere sozialen und wirtschaftlichen<br />
Probleme zu lösen. Aber unsere Welt hat sich dennoch<br />
nicht verbessert, nicht wahr?<br />
Ist es nicht an der Zeit, dass wir endlich alle<br />
auf die Botschaft der Bibel hören? Petrus sagte<br />
sinngemäß: »Wollt ihr wissen, was es mit all<br />
diesen Nöten auf sich hat? Ihr seht diesen Mann<br />
umhergehen und springen und Gott loben. Er war<br />
gelähmt, und jetzt fragt ihr euch: Wie kann so eine<br />
gewaltige Änderung eintreten? Das Ganze ist ein<br />
Bild, ein Gleichnis dafür, was mit dem gesamten<br />
Universum geschehen wird.«<br />
Wie? »Nun«, erklärte Petrus, »jene Person –<br />
Derjenige, von dem ihr glaubtet, ihr wäret Ihn<br />
endlich losgeworden, ist der Schlüssel zu alledem.<br />
›[Gott sendet Den], der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus<br />
Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu den<br />
Zeiten der Wiederherstellung alles <strong>des</strong>sen, wovon Gott<br />
durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von alters<br />
her geredet hat‹« (Apg. 3,20-21).<br />
3. JESUS KOMMT WIEDER<br />
Wann wird die Zeit der Wiederherstellung sein?<br />
»Sie wird sein«, sagt Petrus, »wenn Gott Jesus<br />
Christus wieder sendet.« Habt ihr euch das je bewusst<br />
gemacht? Jesus von Nazareth, der Sohn<br />
Gottes, wird in diese Welt zurückkehren. In Apostelgeschichte<br />
1,10-11 lesen wir: »Und als sie unverwandt<br />
zum Himmel blickten, während Er dahinfuhr, siehe,<br />
da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen,<br />
die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier<br />
und seht zum Himmel? <strong>Die</strong>ser Jesus, der von euch weg in<br />
den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben<br />
Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt in den Himmel<br />
auffahren sehen!« (Apg. 1,10-11). Genau das ist es, was<br />
Petrus verkündigte. Der Himmel würde Christus<br />
aufnehmen, bis Gott Ihn wieder senden werde.<br />
Wohin? Zurück in diese Welt! Das ist das Zentrum<br />
der biblischen Botschaft, das ist das Herzstück <strong>des</strong><br />
<strong>Evangeliums</strong>.<br />
Wie wird der Herr Jesus zurückkommen? <strong>Die</strong><br />
Engel sagten zu den Jüngern Folgen<strong>des</strong>: »[Er] wird<br />
in derselben Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt in<br />
den Himmel auffahren sehen!« Er wird sichtbar wiederkommen.<br />
Er wird in Seinem Körper kommen,<br />
und zwar nicht heimlich, wie viele es lehren. Ja,<br />
aber es wird ganz anders sein als bei Seinem ersten<br />
Kommen. Er wird nicht als kleines Kind kommen,<br />
sondern als der König aller Könige, als der<br />
Herr aller Herren. Er wird auf den Wolken <strong>des</strong><br />
Himmels wiederkommen, umringt von einer unzählbaren<br />
Schar heiliger Engel. Das ist ein Teil <strong>des</strong><br />
Planes Gottes, und es ist ein wesentlicher Teil der<br />
biblischen Botschaft.<br />
Ich lege hier nur die Predigt <strong>des</strong> Petrus aus. Das<br />
ist nicht etwa meine »neue Sichtweise« – nein, es<br />
ist die Botschaft der Bibel. <strong>Die</strong> Welt macht sich<br />
über die Botschaft der Wiederkunft Jesu lustig.<br />
Sie haben ja auch schon über Ihn gelacht, als Er<br />
in der Welt war. Sie wollten nicht glauben, und sie<br />
glauben es auch heute nicht, dass Jesus der einzige<br />
Retter der Welt ist, und dass Er auch das ganze<br />
Universum erneuern wird.<br />
Petrus sagt quasi: »Ich weiß zwar nicht, wann<br />
Jesus kommen wird – es gibt nur Einen, der das<br />
weiß, und das ist Gott Selbst. Alles, was ich weiß,<br />
ist, dass Er kommen wird. Gott wird Ihn senden.<br />
Denn Er ist noch nicht fertig mit dieser Welt.«<br />
4. DIE WIEDERHERSTELLUNG<br />
ALLER DINGE<br />
Warum wird Gott Seinen Sohn zurück in die Welt<br />
senden? <strong>Die</strong> Antwort ist: Zur Wiederherstellung<br />
aller Dinge. Das hat Er schon von alters her verheißen,<br />
sagt Petrus. Er hat es durch all Seine heiligen<br />
Apostel und Propheten verkündigen lassen:<br />
Er wird Seinen Sohn erneut senden, damit alles<br />
wiederhergestellt wird.<br />
Was ist damit gemeint? Nun, wenn ihr wirklich<br />
die Geschichte verstehen wollt – wenn ihr<br />
wissen wollt, warum die Welt so ist, wie sie heute<br />
ist; wenn ihr wissen wollt, ob es noch Hoffnung<br />
für die Welt gibt –, dann hört gut zu.<br />
Hier ist die einzige Erklärung: Gott wird Seinen<br />
Sohn zurück in diese Welt senden, damit alles<br />
wiederhergestellt wird. <strong>Die</strong>s wurde bereits, wie<br />
Petrus sagt, durch Mose und die Kinder Israels<br />
im Voraus angekündigt. <strong>Die</strong> Kinder Israels waren<br />
das Volk Gottes. Er hatte Abraham berufen und<br />
ihn in das Land Kanaan geführt. Aber auf Grund<br />
einer Hungersnot hatten sie nach Ägypten hinabziehen<br />
müssen, und dort waren sie nach den Tagen<br />
Jakobs und Josephs misshandelt worden und<br />
hatten eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Sie<br />
hatten ihre Freiheit verloren und waren zu Sklaven<br />
geworden, die in einem fremden Land unter<br />
der großen Not seufzten. Doch Gott sandte einen<br />
Befreier namens Mose, und dieser Prophet Gottes<br />
führte sie trotz aller Schwierigkeiten heraus aus<br />
der Sklaverei, in das verheißene Land. »Und«, sagt<br />
Petrus, »wenn Gott Seinen Sohn wieder zurück in<br />
diese Welt sendet, dann sendet Er Ihn, damit alle<br />
Dinge wiederhergestellt und erneuert werden.«<br />
Liebe Freunde, Christus wird zurückkehren,<br />
um das Universum wiederherzustellen! Aber<br />
warum muss es denn wiederhergestellt werden?<br />
6 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 7
Das ist die Frage, und darin liegt für uns die wichtige<br />
Bedeutung. <strong>Die</strong>se Welt, in der wir leben, ist<br />
nicht die Welt, wie Gott sie geschaffen hat. Er<br />
schuf sie vollkommen. Es waren keine Dornen darin,<br />
keine Krankheit, keine Seuche, kein Tod. Sie<br />
war vollkommen, und Adam und Eva waren vollkommen<br />
geschaffen, nach dem Bilde Gottes.<br />
Warum aber ist dann die Welt so geworden, wie<br />
sie jetzt ist? Warum wird ein Mensch krank geboren?<br />
Warum haben wir Kriege, Pandemien, Tsunamis,<br />
Erdbeben, Flutkatastrophen usw. erlebt?<br />
Warum erleben wir einen wahnsinnigen Krieg der<br />
Geschlechter? Warum gibt es Eifersucht und Neid<br />
und Böswilligkeit? Was ist die Ursache für das alles?<br />
Darauf gibt es nur eine Antwort: All das wurde<br />
verursacht durch den Sündenfall <strong>des</strong> Menschen.<br />
Der Teufel führte Adam und Eva in Versuchung.<br />
Sie hörten auf ihn und fielen und brachten das<br />
Chaos über sich selbst und über das ganze Universum.<br />
Als Adam und Eva fielen, wurde die Menschheit<br />
in jeder Hinsicht in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Von diesem Moment an mussten Adam und Eva<br />
vor allem in geistlicher Hinsicht leiden, denn sie<br />
hatten die Gemeinschaft mit Gott verloren; sie<br />
hatten ihre ursprüngliche Gerechtigkeit verloren,<br />
den Frieden Gottes, die wahre Freude; sie bekamen<br />
Angst. Innere Konflikte begannen, und sie konnten<br />
niemandem mehr vertrauen. Und nicht nur<br />
das; der ganze Kosmos musste darunter leiden.<br />
Der Apostel Paulus fasste diese Not im achten<br />
Kapitel <strong>des</strong> Römerbriefes in unvergessliche<br />
Worte. Und das ist es, was unsere Welt nicht weiß,<br />
aber dringend erfahren muss: »Denn ich bin überzeugt,<br />
dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht<br />
fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart<br />
werden soll. Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung<br />
sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei. <strong>Die</strong><br />
Schöpfung ist nämlich der Vergänglichkeit unterworfen,<br />
nicht freiwillig, sondern durch Den, der sie unterworfen<br />
hat, auf Hoffnung hin« (Röm 8,18-20). Das bedeutet,<br />
dass »auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von<br />
der Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit<br />
der Kinder Gottes« (V. 21).<br />
Adam und Eva waren die Herren der Schöpfung,<br />
und Gott stellte sie in das Universum, um es<br />
für Ihn zu beherrschen. Als sie fielen, fiel auch das<br />
Universum, und Gott verfluchte den Erdboden. Da<br />
erst entstanden Krankheiten. Erst seit jener Zeit<br />
gibt es so etwas wie Lähmung. Erst seit dem Sündenfall<br />
gibt es Dornen und Unkraut. Erst seit damals<br />
gibt es Kriege und Mord. Erst seit damals gibt<br />
es alles das, was das Leben so schrecklich macht.<br />
<strong>Die</strong> Welt ist aus den Fugen geraten; das Chaos<br />
ist über sie hereingebrochen. Sie ist zu einem Ort<br />
der Unordnung geworden, einem Ort der Unruhe.<br />
Sie ist verflucht. Doch wenn Gott Seinen Sohn erneut<br />
in die Welt sendet, dann wird Er Ihn senden,<br />
um sie wieder in Ordnung zu bringen – das ist<br />
»die Wiederherstellung aller Dinge«.<br />
Im Augenblick wird die Welt teilweise vom<br />
Teufel beherrscht. Er ist »der Gott dieser Welt«. Er<br />
ist »[der Fürst], der in der Luft herrscht, [der] Geist, der<br />
jetzt in den Söhnen <strong>des</strong> Ungehorsams wirkt« (Eph. 2,2).<br />
Manchmal scheint es uns, dass die Welt »aus den<br />
Fugen geraten« ist, nicht wahr? Aber ist dies endgültig<br />
so? Als Christen müssen wir wissen: Gott<br />
wird dem Teufel nicht den letzten Sieg überlassen!<br />
Ganz gewiss wird Er das nicht!<br />
Was meint ihr, können wir irgendwie die Welt<br />
verbessern? Können wir etwas ändern, damit es<br />
weniger oder mehr regnet? Können wir die Temperaturen<br />
in Afrika etwas herabsenken und woanders<br />
anheben? Können wir die Menschen in einer<br />
Art belehren, dass sie allmählich besser werden?<br />
Wir können es versuchen – aber es wird uns nie<br />
gelingen, weil der Mensch so verdorben ist, dass<br />
er von Neuem geboren werden muss. Es gibt nur<br />
eine Hoffnung – und das ist: die Rückkehr unseres<br />
Herrn Jesus.<br />
Er wird wiederkommen, und Er wird die Welt<br />
in Gerechtigkeit richten, und Er wird nicht nur all<br />
diejenigen verurteilen, die in Sünde und Bosheit<br />
gestorben sind oder noch leben und Ihn und Sein<br />
Heil abgelehnt haben, sondern auch Satan wird<br />
dann endgültig vernichtet werden. Christus hat<br />
schon, als Er in dieser Welt war, den Teufel besiegt<br />
– Er liegt bereits in Ketten darnieder –; aber dann<br />
wird er für alle Ewigkeit gerichtet und verdammt<br />
werden. Der Teufel und die Hölle und das Böse<br />
und die Sünde und alles, was gegen Gott steht,<br />
werden in den Feuer- und Schwefelsee geworfen,<br />
und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht,<br />
von Ewigkeit zu Ewigkeit (Off. 20,10). Und dann<br />
wird es »neue Himmel und eine neue Erde«, geben »in<br />
denen Gerechtigkeit wohnt« (2.Pt. 3,13).<br />
Er wird nicht nur das ganze Universum wiederherstellen.<br />
Paulus schreibt: »Denn wir wissen,<br />
dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Wehen<br />
liegt bis jetzt« (Röm. 8,22). Der Tag kommt, an dem<br />
»auch die Schöpfung selbst befreit werden soll von der<br />
Knechtschaft der Sterblichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit<br />
der Kinder Gottes« (Röm. 8,21).<br />
Was bedeutet das?<br />
Paulus sagt es uns: »Denn die gespannte Erwartung<br />
der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne<br />
Gottes herbei« (Röm. 8,19). Gemeint sind jene Menschen,<br />
die durch die Jahrhunderte hindurch dieses<br />
Evangelium geglaubt haben. Das sind die wahren<br />
Christen, die auf diese Botschaft gehört und<br />
sie angenommen haben, während die Welt sich<br />
darüber lustig machte. Sie waren für die Welt nur<br />
Witzfiguren; aber sie sind die Kinder Gottes, und<br />
wenn Jesus wiederkommt und den ganzen Kosmos<br />
wiederherstellt – nicht nur diese Erde, sondern<br />
auch das ganze Universum –, dann wird alles<br />
in seiner ursprünglichen, absoluten Vollkommenheit<br />
neu erstehen. Und wir, die wir an Christus<br />
glauben, deren Sünden vergeben wurden, auch<br />
wir werden wiederhergestellt; unser Geist wird<br />
vollkommen sein, und wir werden Ihn erkennen,<br />
so wie wir erkannt sind.<br />
<strong>Die</strong>se wunderbare Verwandlung wird ein großes<br />
Wunder sein, und das wird sich selbst auf<br />
unseren Leib auswirken. Wir sehnen uns nach<br />
dem Retter und halten Ausschau nach Ihm, »der<br />
unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, sodass er<br />
gleichförmig wird Seinem Leib der Herrlichkeit, vermöge<br />
der <strong>Kraft</strong>, durch die Er sich Selbst auch alles unterwerfen<br />
kann«, schreibt Paulus an die Philipper (Phil. 3,21).<br />
»Seht«, sagt Petrus sinngemäß in seiner Predigt<br />
in Jerusalem, »ihr interessiert euch für dieses<br />
Wunder. Hier ist ein Mann, der gelähmt auf die<br />
Welt kam, der nun umhergeht, springt und Gott<br />
lobt. Doch das ganze Universum wird das Gleiche<br />
erleben, und die Kinder Gottes werden umhergehen<br />
und springen und Gott loben in jenem erneuerten<br />
Universum. Der Tod wurde verursacht durch<br />
das Böse und die Sünde und die Rebellion gegen<br />
Gott; aber Christus wird wiederkommen und all<br />
das Böse zerstören, und die Welt wird wiederhergestellt<br />
werden zu ihrer herrlichen, ursprünglichen<br />
Vollkommenheit. Und allen, die an Christus<br />
glauben, wird es so ergehen wie diesem Mann. Er<br />
ist ein Beispiel für uns. Es wird kein Klagen mehr<br />
geben, keine Trauer mehr, keine Krankheit und<br />
keine Seuche. Gott wird alle Tränen von ihren Augen<br />
abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben,<br />
sondern nur Herrlichkeit, ewige Herrlichkeit. Es<br />
wird kein Makel an dieser Herrlichkeit sein. Sie<br />
wird absolut und ewig und perfekt sein.«<br />
Das ist die Geschichte von der herrlichen Zukunft,<br />
die wir erwarten. Das ist die biblische Verkündigung.<br />
<strong>Die</strong>se Welt wird nicht allmählich immer<br />
besser werden; viel wahrscheinlicher ist, dass<br />
sie immer schlimmer wird. Aber lasst die Welt<br />
tun, was immer sie will – das macht alles keinen<br />
Unterschied für den Plan und das Ziel Gottes. Zu<br />
Seiner Zeit, wenn die Zeit erfüllt ist, wird Er Seinen<br />
Sohn – so gewiss, wie Er Ihn zum ersten Mal<br />
in die Welt gesandt hat – erneut senden. Der Herr<br />
Jesus wird jeden Feind Gottes und der Menschen<br />
vernichten, und Er wird herrschen von Ewigkeit<br />
zur Ewigkeit.<br />
So sicher, wie wir heute leben, werden diese<br />
Dinge geschehen. Und so verkündige ich euch<br />
heute das, was Petrus damals jenen Leuten in Jerusalem<br />
sagte. <strong>Die</strong> Frage für uns ist nicht, wie wir<br />
die Wunder zu verstehen haben; die Frage für uns<br />
ist diese: Seid ihr bereit für jenes große Ereignis,<br />
wenn der Sohn Gottes wiederkommen wird, um<br />
die ganze Welt zu richten und all jene, die nicht an<br />
Ihn geglaubt haben, in die ewige Verdammnis zu<br />
senden? Für die Welt ist das ein großes Problem –<br />
denn Jesus wird wirklich wiederkommen.<br />
<strong>Die</strong> einzige Hoffnung für alle, die noch nicht<br />
errettet sind, ist die wunderbare Tatsache, dass Jesus,<br />
als Er das erste Mal in diese Welt gekommen<br />
ist, kam, um Sünder aus der Gefangenschaft <strong>des</strong><br />
Bösen in die herrliche Freiheit <strong>des</strong> Reiches Gottes<br />
zu führen. Wenn Er aber zum zweiten Mal<br />
kommt, dann kommt Er zum Gericht.<br />
Hört gut zu, was Petrus zu den Menschen sagte:<br />
»So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden<br />
ausgetilgt werden« (Apg. 3,19). Wenn die Menschen<br />
sich im Glauben zu Jesus wenden, wenn sie über<br />
ihre Sünden Buße tun, wenn sie Kinder Gottes<br />
werden, dann beginnen sie, auf diesen großen Tag<br />
zu warten. Das ist es, wozu das Evangelium Sünder<br />
aufruft: Tut Buße, wenn ihr es bis jetzt noch<br />
nicht getan habt, und glaubt an diesen gekreuzigten,<br />
auferstandenen, zum Himmel aufgestiegenen,<br />
verherrlichten Sohn Gottes, damit ihr eure<br />
Ewigkeit in der Herrlichkeit verbringen könnt,<br />
in den neuen Himmeln und der neuen Erde, in<br />
denen Gerechtigkeit wohnt! Gott wird über den<br />
Teufel und die Hölle und alle Seine Feinde triumphieren.<br />
Christus wird alles zur Verherrlichung<br />
Gottes wiederherstellen. Eure Sorge soll sein, dass<br />
ihr Ihm gehört und euch an dieser Herrlichkeit für<br />
alle Ewigkeit erfreuen werdet!<br />
8 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
Ein Auszug aus dem Buch: »Apostelgeschichte – Band 1«, 3L-Verlag; erhältlich unter www.voh-shop.de<br />
voiceofhope.de | 9
DER WEG ZUM FRIEDEN<br />
DIE KLEINE VOH-REIHE<br />
Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von George Whitefield<br />
<strong>Die</strong> Bücher der »Kleinen VOH-Reihe« sind qualitativ hochwertige<br />
Ausgaben in kleinem Format, die in (fast) jede Tasche hineinpassen,<br />
zu jeder Zeit gelesen werden können und als wunderbares Geschenk dienen.<br />
<strong>Die</strong>se prägenden Klassiker sind besonders wertvoll für junge Leser und<br />
– wegen ihrer Kürze – für solche, die nicht gern größere Werke lesen.<br />
GEORGE WHITEFIELD<br />
war ein außergewöhnlicher Erweckungsprediger und ein<br />
demütiger <strong>Die</strong>ner am Evangelium. Im Laufe seines Lebens<br />
hielt er über 30 000 Predigten, weil er von der Gnade Gottes<br />
so überwältigt war, dass er nicht schweigen konnte.<br />
EINLEITUNG<br />
»Und sie heilen den Schaden der Tochter Meines Volkes leichthin,<br />
indem sie sprechen: ›Friede, Friede!‹, wo es doch keinen Frieden gibt.«<br />
Jeremia 6,14<br />
George Whitefield<br />
Bestell-Nr.: 875.238<br />
R.C. Sproul<br />
Bestell-Nr.: 875.280<br />
Jonathan Edwards<br />
Bestell-Nr.: 875.214<br />
So, wie Gott einer Nation oder einem Volk<br />
keinen größeren Segen erteilen kann, als<br />
ihnen gläubige, aufrichtige und rechtschaffene<br />
Prediger zu geben, ist das größte Unheil,<br />
das Gott möglicherweise über ein Volk dieser<br />
Welt bringen kann, wenn Er es geistlichen<br />
Leitern überlässt, die blind, eigensinnig, weltlich<br />
gesinnt, lau und unwissend sind. Trotzdem gab<br />
es zu allen Zeiten viele Wölfe im Schafspelz, die<br />
Wände bauten und diese mit Kalk tünchten und<br />
freundlichere Dinge weissagten, als Gott ihnen<br />
erlaubt hatte.<br />
So, wie es früher war, ist es auch heute noch. Es<br />
gibt viele Menschen, die das Wort Gottes entstellen<br />
und betrügerisch mit ihm umgehen. Ganz besonders<br />
geschah das in den Zeiten <strong>des</strong> Propheten<br />
Jeremia. Doch er war seinem Herrn treu ergeben,<br />
diesem Gott, der ihn in Seinen <strong>Die</strong>nst gestellt hatte.<br />
So unterließ er es nicht, von Zeit zu Zeit den<br />
Mund aufzutun und zur Ehre dieses Gottes, in<br />
<strong>des</strong>sen Namen er dann jeweils redete, ein mutiges<br />
Zeugnis ihnen gegenüber abzulegen.<br />
Wenn du seine Weissagungen liest, wirst du<br />
erkennen, dass niemand sich so sehr gegen jene<br />
Priester aussprach wie Jeremia. Besonders in dem<br />
Kapitel, aus dem dieser Text stammt, klagt er sie<br />
heftig an – er wirft ihnen mehrere Verbrechen<br />
vor; er beschuldigt sie insbesondere, unrechten<br />
Gewinn gemacht zu haben. So sagt er in Vers 13:<br />
»Denn vom Kleinsten bis zum Größten trachten sie alle<br />
nach unrechtem Gewinn, und vom Propheten bis zum<br />
Priester gehen sie alle mit Lügen um.« Mit den Worten<br />
<strong>des</strong> Textes veranschaulicht er ihnen dann auf<br />
ganz besondere Art, wie sie Falschheit ausübten,<br />
wie sie sich armen Seelen gegenüber falsch verhalten<br />
hatten. Er sagt: »Und sie heilen den Schaden<br />
der Tochter Meines Volkes leichthin, indem sie sprechen:<br />
›Friede, Friede!‹, wo es doch keinen Frieden gibt.«<br />
Peter Schild<br />
Bestell-Nr.: 875.212<br />
D. Martyn Lloyd-Jones<br />
Bestell-Nr.: 875.213<br />
Ryan M. McGraw<br />
Bestell-Nr.: 875.277<br />
voiceofhope.de | 11
Der Prophet hatte im Namen Gottes dem Volk<br />
den Krieg erklärt; er hatte ihnen gesagt, dass ihre<br />
Häuser verwüstet würden, und dass der Herr ganz<br />
sicher Krieg über das Land verhängen würde. Er<br />
sagt in den Versen 11 und 12: »Und ich bin erfüllt von<br />
dem Grimm <strong>des</strong> HERRN, dass ich ihn kaum zurückhalten<br />
kann. Gieße ihn aus über die Kinder auf der Gasse<br />
und zugleich über die Schar der jungen Männer! Ja, Mann<br />
und Frau sollen gefangen werden, Alte und Hochbetagte.<br />
Ihre Häuser sollen anderen zugewandt werden, samt den<br />
Äckern und Frauen; denn Ich will Meine Hand ausstrecken<br />
gegen die Bewohner dieses Lan<strong>des</strong>!, spricht der Herr.«<br />
<strong>Die</strong>se Donnerbotschaft <strong>des</strong> Propheten sollte<br />
ihnen Angst einjagen, damit sie ihre Einstellung<br />
und Neigungen bereuten; aber es scheint so, als<br />
ob die falschen Propheten und falschen Priester<br />
das Gewissen <strong>des</strong> Volkes zum Schweigen brachten,<br />
und als sie beunruhigt waren und ein wenig Angst<br />
bekamen, übertünchten sie die Wunde, indem sie<br />
sagten, dass Jeremia nur ein enthusiastischer Prediger<br />
sei und dass es so etwas wie Krieg bei ihnen<br />
nicht geben könnte. Sie sagten dem Volk: »Friede,<br />
Friede, seid ganz ruhig«, obwohl der Prophet ihnen<br />
gesagt hatte, dass es keinen Frieden geben würde.<br />
<strong>Die</strong> Worte beziehen sich in erster Linie auf die<br />
äußeren Geschehnisse; aber ich bin zutiefst davon<br />
überzeugt, dass sie sich auch auf die Seele beziehen<br />
und auf jene falschen Lehrer, die den Menschen<br />
einen falschen Frieden versprachen und<br />
ihnen erklärten, sie seien vor Gott gut genug, obwohl<br />
ihr Gewissen sie wegen ihrer Sünde anklagte<br />
und sie anfingen, nach Gott zu fragen. Tatsächlich<br />
hören die Menschen solche Botschaft gern;<br />
unsere Herzen sind außerordentlich trügerisch<br />
und schrecklich gottlos; nur der ewige Gott weiß,<br />
wie verräterisch sie sind. Wie viele von uns sagen<br />
zu ihren Seelen »Friede, Friede«, wenn es keinen<br />
Frieden gibt! Wie viele Menschen genießen das<br />
Leben in vollen Zügen, halten sich für Christen<br />
und schmeicheln sich damit, dass sie sich für Jesus<br />
Christus interessieren; wenn wir dann aber nach<br />
ihrem Leben fragen, dann sehen wir, dass ihr Friede<br />
nur ein vom Teufel gemachter Friede ist – es ist<br />
kein Friede, der von Gott kommt; es ist kein Friede,<br />
der den menschlichen Verstand übersteigt. Daher<br />
ist es, mein lieber Leser, sehr wichtig zu wissen,<br />
ob wir unseren Herzen Frieden zusprechen<br />
können. Wir alle sehnen uns nach Frieden; Friede<br />
ist ein unbeschreiblicher Segen; wie können wir<br />
ohne Frieden leben?! Den Menschen muss daher<br />
von Zeit zu Zeit gezeigt werden, was sie machen<br />
müssen und was mit ihnen geschehen muss, bevor<br />
sie ihren Herzen Frieden zusprechen können.<br />
Genau das habe ich jetzt vor. Ich werde meine<br />
Seele befreien, mich vom Blut derjenigen freisprechen,<br />
zu denen ich predige – denn ich möchte den<br />
ganzen Ratschluss Gottes erklären. Ich werde mich<br />
bemühen, dir anhand <strong>des</strong> Textes zu zeigen, was du<br />
machen musst und was mit dir geschehen muss, bevor<br />
du deinem Herzen Frieden zusprechen kannst.<br />
ZWEI HINWEISE<br />
Bevor ich aber direkt darauf zu sprechen komme,<br />
lass mich zwei Hinweise vorausschicken.<br />
Der erste ist: Ich setze voraus, dass du glaubst,<br />
dass echtes Christsein eine innerliche Sache ist;<br />
du glaubst, dass es ein Werk im Herzen ist, ein<br />
Werk, das in der Seele durch die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes<br />
Gottes gewirkt wird. Wenn du das nicht glaubst,<br />
dann glaubst du nicht an deine Bibel. Wenn du<br />
nicht daran glaubst, obwohl du deine Bibel in der<br />
Hand hältst, dann verachtest du in deinem Herzen<br />
den Herrn Jesus Christus, denn Christsein<br />
wird in der ganzen Schrift als das Wirken Gottes<br />
in unseren Herzen beschrieben. »Das Reich Gottes<br />
ist mitten unter euch« (Lk. 17,21), sagt der Herr. Nicht<br />
der ist ein Christ, der es äußerlich ist, sondern der<br />
ist ein Christ, der es innerlich ist. Wenn du das<br />
Christsein mit äußerlichen Dingen in Verbindung<br />
bringst, dann werde ich dich jetzt wahrscheinlich<br />
nicht erfreuen; du wirst mich genauso wenig verstehen,<br />
wenn ich über das Wirken Gottes im Herzen<br />
eines armen Sünders spreche, wie wenn ich in<br />
unbekannten Sprachen reden würde.<br />
Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass<br />
ich Gott keineswegs auf eine bestimmte Art <strong>des</strong><br />
Handelns beschränken möchte. Ich möchte keineswegs<br />
sagen, dass alle Menschen den gleichen<br />
Grad der Überführung erfahren müssen, bevor<br />
sie in ihren Herzen einen beständigen Frieden<br />
finden. Nein, Gott hat verschiedene Wege, Sünder<br />
zu erretten; Sein Heiliger Geist weht, wann, wo<br />
und wie Er will. Trotzdem wage ich es, dies zu behaupten:<br />
Bevor ihr jemals euren Herzen Frieden<br />
zusprechen könnt – sei es durch kürzere oder längere<br />
Dauer der Überführung, sei es auf eine schärfere<br />
oder sanftere Weise –, müsst ihr das durchmachen,<br />
was ich in diesem Buch darlegen werde.<br />
SIND DIES<br />
DIE LETZTEN TAGE?<br />
Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von R.C. Sproul<br />
R.C. SPROUL<br />
Leben wir gerade in der Endzeit? Sind dies<br />
die letzten Tage? Es ist wirklich wichtig<br />
für uns Christen, dass wir bibelfundierte<br />
Antworten auf unsere Fragen haben. Gerade zum<br />
Thema Endzeit gibt es viele kontroverse Diskussionen.<br />
Es wurden dazu in den letzten Jahrzehnten<br />
viele Bücher geschrieben und Vorträge gehalten.<br />
Muss denn jetzt noch etwas darüber geschrieben<br />
werden? Noch ein Buch zum Thema Endzeit?<br />
<strong>Die</strong>ses kleine Buch von R.C. Sproul ist <strong>des</strong>halb<br />
etwas Besonderes, weil es nicht einfach das Thema<br />
der Endzeit beleuchtet, sondern weil darin das<br />
ganze Kapitel 24 <strong>des</strong> Matthäusevangeliums abschnittweise<br />
sorgfältig ausgelegt wird. R.C. Sproul<br />
war einer der einflussreichsten reformierten Theologen<br />
im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert. Er<br />
wurde dadurch bekannt und geschätzt, dass er 50<br />
Jahre seines Lebens den ganzen Ratschluss Gottes<br />
predigte und es ihm ein Herzensanliegen war, das<br />
Volk Gottes durch die Verkündigung zu befähigen,<br />
vor dem Angesicht <strong>des</strong> heiligen Gottes zu leben.<br />
Viele Menschen, insbesondere die Christen, fragen<br />
sich, ob die Krisen und Katastrophen der<br />
war Gründer von Ligonier Ministries, Pastor einer Gemeinde<br />
in Florida, und erster Präsident <strong>des</strong> Reformation Bible College.<br />
Er war Autor von mehr als einhundert Büchern, darunter<br />
»<strong>Die</strong> Heiligkeit Gottes« und »Gott wohlgefällig leben«.<br />
VORWORT von Niko Derksen<br />
letzten Jahrzehnte ein Indiz dafür seien, dass die<br />
Endzeit nun angebrochen sei. Nun, die Antwort<br />
ist eigentlich sehr einfach: <strong>Die</strong> Endzeit hat schon<br />
vor zweitausend Jahren begonnen. Sie begann<br />
mit dem Wirken, dem Tod und der Auferstehung<br />
<strong>des</strong> Herrn Jesus Christus. Petrus sagt uns, dass<br />
das erste Kommen Christi vorhergesagt und angekündigt<br />
wurde und dass Er »in den letzten Zeiten«<br />
geoffenbart wurde (1.Pt. 1,20). In Hebräer 1,2 heißt<br />
es: »[Gott] hat in diesen letzten Tagen zu uns geredet<br />
durch den Sohn«, was anzeigt, dass die letzten Tage<br />
mit dem ersten Kommen <strong>des</strong> Sohnes angebrochen<br />
sind, der das letzte und endgültige Wort in ebendieser<br />
Zeit gesprochen hat.<br />
In gleicher Weise erklärt Petrus an Pfingsten,<br />
dass sich die Prophezeiung Joels über die Endzeit<br />
durch die Ausgießung <strong>des</strong> Geistes erfüllt hat<br />
(Apg. 2,16-18). Da der Herr Jesus gekreuzigt, auferstanden<br />
und erhöht worden ist, wird der Geist<br />
nun auf alle ausgegossen, die Buße tun über ihre<br />
Sünden und im Glauben ihr Vertrauen auf den<br />
Herrn Jesus Christus setzen. Der Apostel Johannes<br />
erklärt sogar: »Es ist die letzte Stunde« (1.Joh.<br />
12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 13
2,18), und somit leben wir seit zweitausend Jahren<br />
in der »letzten Stunde«. Ob wir es nun wahrhaben<br />
wollen oder nicht – die Heilige Schrift<br />
macht es uns deutlich.<br />
<strong>Die</strong> Frage nach der Endzeit schließt auch das Bestehen<br />
<strong>des</strong> Reiches Gottes mit ein. In den Evangelien<br />
lesen wir, dass das Reich Gottes bereits im Herrn<br />
Jesus Selbst angebrochen ist, was sich darin zeigt,<br />
dass Er in der <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes Dämonen austrieb<br />
(Mt. 12,28). Auch die Gleichnisse, die unser Herr in<br />
Matthäus 13 erzählte, offenbaren »die Geheimnisse<br />
<strong>des</strong> Reiches der Himmel« (V. 11), und wir könnten die<br />
Botschaft der Gleichnisse so zusammenfassen,<br />
dass das Reich schon damals begonnen hat, aber<br />
noch nicht vollendet ist. Das Reich kommt nicht<br />
erst in der Zukunft, mit apokalyptischer Macht,<br />
wie manche es meinen, sondern es ist bereits da,<br />
anfänglich so klein wie ein Senfkorn und so unsichtbar<br />
wie der Sauerteig im Brotteig.<br />
Wir leben in der Endzeit; das Reich Gottes ist<br />
bereits angebrochen, doch es ist noch nicht vollendet.<br />
Deshalb beten wir: »Dein Reich komme« (Mt.<br />
6,10), und: »Ja, komm, Herr Jesus!« (Off. 22,20). Als<br />
Gläubige leben wir zwischen dem Anbruch und<br />
der Vollendung der Endzeit. Obwohl wir schon<br />
jetzt durch die Gnade unseres Herrn geheiligt<br />
sind (1.Kor. 1,2), werden wir am Tag der Wiederkunft<br />
Jesu voll und ganz geheiligt sein (1.Thess.<br />
5,23-24; 1.Joh. 3,2). Als an den Herrn Jesus Christus<br />
Gläubige sind wir schon jetzt wahre Kinder<br />
Gottes (Röm. 8,15-16); aber die Fülle unserer<br />
Gotteskindschaft wird am Tag der Auferstehung<br />
verwirklicht werden, wenn unser Leib verwandelt<br />
wird (V. 23). In gleicher Weise sind wir durch<br />
das Blut Jesu erlöst (Eph. 1,7; Kol. 1,14); aber unsere<br />
Erlösung ist erst dann vollendet, wenn unser<br />
Leib von den Toten auferweckt wird (Röm. 8,23).<br />
Alle wahren Christen sind schon jetzt allein aus<br />
Gnade durch den Glauben errettet (Eph. 2,8), und<br />
doch warten wir auf den Tag <strong>des</strong> Endgerichts, an<br />
dem wir vor dem Zorn Gottes endgültig errettet<br />
werden (Röm. 5,9).<br />
Wenn wir als Christen das Bestreben haben,<br />
in dieser gefallenen Welt ein geheiligtes Leben zu<br />
führen, dann brauchen wir Halt und Hoffnung.<br />
<strong>Die</strong>s finden wir im Glauben an die Verheißungen<br />
Gottes. Uns ist verheißen, dass wir dem Herrn<br />
Jesus »gleichgestaltet sein werden«, wenn wir Ihn sehen<br />
(1.Joh. 3,2); und diese Hoffnung auf die endzeitliche<br />
Verwandlung motiviert uns schon jetzt,<br />
danach zu streben, dem Herrn Jesus ähnlicher zu<br />
werden und somit ein reines und heiliges Leben<br />
zu führen (V. 3). Bei wahren Christen erweckt diese<br />
Hoffnung den Wunsch und die Leidenschaft, so<br />
zu leben, wie es Gott gefällt.<br />
Der Zeitraum zwischen dem Beginn der Verkündigung<br />
und der Erfüllung der Verheißungen<br />
Gottes wird oft mit den Worten »schon jetzt, aber<br />
noch nicht« beschrieben. Gott hat Seine Heilsverheißungen<br />
in Christus bereits erfüllt, aber<br />
es gibt auch eine Noch-nicht-Dimension, da die<br />
Verheißungen noch nicht vollends erfüllt bzw.<br />
offenbar geworden sind. Das Schon-jetzt-abernoch-nicht<br />
prägt jeden Bereich unseres Lebens.<br />
Wenn es um die Heiligung geht, sollten die Gläubigen<br />
optimistisch sein, da wir schon jetzt die für<br />
die Endzeit verheißene Gabe <strong>des</strong> Heiligen Geistes<br />
genießen.<br />
Da der Geist Gottes uns gegeben ist, sollen<br />
wir mit Ihm erfüllt sein, im Geist wandeln und<br />
uns vom Geist leiten lassen. Mit anderen Worten:<br />
Durch die <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Geistes können wir jetzt<br />
so leben, wie es Gott gefällt. Durch Seinen Geist<br />
werden wir befähigt, einander zu lieben und das<br />
Gesetz ansatzweise zu erfüllen (Röm. 8,2-4). Als<br />
das erlöste Volk Gottes werden wir durch Seine<br />
<strong>Kraft</strong> und Gnade mehr und mehr in das Bild Seines<br />
Sohnes verwandelt.<br />
Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass<br />
es bei der Heiligung eine Dimension <strong>des</strong> Noch-<br />
Nicht gibt. Als Gläubige sind wir noch nicht vollkommen<br />
geheiligt. Es tobt immer noch ein Kampf<br />
zwischen dem Fleisch und dem Geist (Gal. 5,16-18;<br />
1.Pt.2,11), und wir erleben immer noch täglich unsere<br />
»Fleischlichkeit« (Röm. 7,14-25). <strong>Die</strong> fleischlichen<br />
Begierden sind nicht verschwunden, und<br />
sie werden auch bis zum Tag der endgültigen Erlösung<br />
nicht verschwinden. Deshalb müssen wir<br />
unsere fleischlichen Begierden beständig abtöten<br />
(Röm. 8,13; Kol. 3,5) und täglich der Heiligung<br />
nachjagen, ohne die niemand den Herrn sehen<br />
wird (Hebr. 12,14)!<br />
Unsere Hoffnung als Gläubige ist, dass wir<br />
durch Gottes Gnade, Sein Wort und Seinen Geist<br />
mehr und mehr verändert werden. Doch wir sündigen<br />
immer noch täglich, und daher ist absolute<br />
Vollkommenheit in diesem Leben nicht möglich.<br />
Gott hält uns in der Demut, indem Er uns daran<br />
erinnert, wie hoch Sein Maßstab für unser Leben<br />
ist. Es gibt nie eine Entschuldigung für unsere<br />
Sünde; aber die Schon-jetzt-aber-noch-nicht-Dimension<br />
der Heiligung führt uns die Realität vor<br />
Augen, sodass wir nicht der Meinung verfallen,<br />
wir seien gerechter, als wir wirklich sind.<br />
Man könnte meinen, die Vorstellung, dass<br />
wir in den letzten Tagen leben, sei eine abstrakte<br />
Lehre, die nichts mit dem täglichen Leben zu tun<br />
habe. Aber wenn wir die Sache näher betrachten,<br />
sehen wir, dass sie höchst praktisch ist, denn sie<br />
beeinflusst unsere Auffassung von Heiligung, Familienleben,<br />
Gemeinde, Politik und vielem mehr.<br />
Wir stehen in der Gefahr, einer unzureichend<br />
realisierten Eschatologie zum Opfer zu fallen,<br />
apathisch zu werden und uns mit dem Status quo<br />
zufrieden zu geben. Andererseits können wir den<br />
R.C. Sproul<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung und die Wichtigkeit<br />
der Heiligung entdecken<br />
Heiligung ist kein alltägliches Wort. Tatsächlich hat es in unserer<br />
ich-fokussierten Welt der Sucht nach sofortiger Befriedigung wenig<br />
Wert. Doch unabhängig von Trends, Kulturen oder Meinungen<br />
bleibt das Geheiligtsein – das Abgesondertsein von der Welt<br />
– ein wichtiger Teil unseres Weges mit Christus.<br />
Doch wie sieht dieser Prozess aus? Wie beginnen wir ihn? Und ist<br />
es überhaupt möglich, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen?<br />
R.C. Sproul erklärt, dass dies nicht nur möglich ist, sondern dass<br />
es unsere Berufung ist. Er gibt in seinem Buch einen tiefgehenden<br />
Einblick in Gottes Plan und Weg zur geistlichen Reife. Sproul enthüllt<br />
das postmoderne Denken und die Verführung durch Irrlehren<br />
und zeigt, wie jeder Gläubige durch eine Beziehung zu Gott<br />
eine authentische, dauerhafte Umgestaltung seines Lebens erfahren<br />
kann.<br />
Reich an biblischen Einsichten, bietet dieses Buch einen praktischen<br />
Leitfaden für jeden, der sich danach sehnt, ein Leben zu<br />
führen, das den Erretter ehrt.<br />
Fehler begehen, eine überrealisierte Eschatologie<br />
anzunehmen und den Himmel auf Erden zu erwarten.<br />
Wir sehen, warum wir Gottes Wort und<br />
Gottes Geist brauchen, um auf dem Weg zu bleiben,<br />
während wir in der Endzeit leben – zwischen<br />
dem ersten und zweiten Kommen Jesu.<br />
Mein Gebet ist es, dass dieses kleine Buch den<br />
Leser zu einem biblischen Verständnis bezüglich<br />
der Endzeit verhilft. Und ich bitte den Herrn, Er<br />
möge Seine Gemeinde von der Angst vor der Zukunft<br />
erlösen, sie von falschen Hoffnungen befreien<br />
und sie zu einem unsträflichen und lauteren<br />
Leben führen, damit sie »untadelige Kinder Gottes<br />
inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts<br />
[sind], unter welchem [sie leuchten] als Lichter in der<br />
Welt« (Phil. 2,15)!<br />
14 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
Leineneinband | Bestell-Nr.: 875.276 | 17,90€<br />
www.voh-shop.de | 02265 99749-22<br />
voiceofhope.de | 15
SÜNDER in den Händen<br />
eines ZORNIGEN GOTTES<br />
Ein Auszug aus dem gleichnamigen Buch von Jonathan Edwards<br />
JONATHAN EDWARDS<br />
war Pastor, Missionar und gilt allgemein als der größte<br />
amerikanische Theologe. Als gesegneter Schriftsteller ist Edwards<br />
für seine zahlreichen Predigten bekannt, darunter die Predigt:<br />
»Sünder in den Händen eines zornigen Gottes«.<br />
EINLEITUNG<br />
»Fürwahr, Du stellst sie auf schlüpfrigen Boden; Du lässt<br />
sie fallen, dass sie in Trümmer sinken.«<br />
2.<br />
Es bedeutet, dass sie immer dem plötzlichen und<br />
unerwarteten Untergang ausgesetzt würden. Wer<br />
auf schlüpfrigem Boden herumläuft, ist jeden<br />
Augenblick in Gefahr zu fallen; er kann nicht voraussehen,<br />
ob er in einem Moment stehen bleibt<br />
oder im nächsten fällt; und wenn er fällt, so fällt er<br />
plötzlich, ohne Vorwarnung. Das kommt auch in<br />
Psalm 73,19 zum Ausdruck: »Wie sind sie so plötzlich<br />
verwüstet worden! Sie sind untergegangen und haben ein<br />
Ende mit Schrecken genommen.«<br />
3.<br />
Es bedeutet ferner, dass sie von selbst fallen würden,<br />
ohne dass ein anderer sie umstößt, so wie<br />
jemand, der auf schlüpfrigem Boden steht oder<br />
herumläuft, nichts als sein Eigengewicht braucht,<br />
um hinzustürzen.<br />
4.<br />
Es bedeutet schließlich, dass die einzige Ursache,<br />
warum sie noch nicht gefallen waren und<br />
auch jetzt noch nicht hinstürzten, nur darin<br />
liegt, dass der von Gott bestimmte Zeitpunkt<br />
noch nicht gekommen war. Denn es heißt, dass<br />
dann, wenn diese festgesetzte oder bestimmte<br />
Zeit käme, »ihr Fuß wanken wird«. Dann wären sie<br />
sich selbst überlassen und würden fallen, indem<br />
sie durch ihr eigenes Gewicht niedergerissen<br />
würden. Gott würde sie nicht länger an diesen<br />
schlüpfrigen Stellen festhalten, sondern sie loslassen;<br />
und dann, genau in diesem Augenblick,<br />
würden sie ins Verderben stürzen, wie jemand,<br />
der auf solch schlüpfrigem, abfallendem Boden<br />
am Rande einer Grube steht, nicht allein stehen<br />
kann; wenn er losgelassen wird, fällt er sofort<br />
und ist verloren.<br />
<strong>Die</strong> Beobachtung, die sich aus den Worten ergibt,<br />
auf die ich jetzt eingehen möchte, ist folgende:<br />
Nichts hält gottlose Menschen in irgendeinem<br />
Augenblick von der Hölle fern, außer dem bloßen<br />
Wohlgefallen Gottes. Damit meine ich Sein souveränes<br />
Wohlgefallen, Seinen unabhängigen Willen,<br />
der durch keine Verpflichtung eingeschränkt und<br />
durch keine Schwierigkeit behindert wird; denn<br />
nichts anderes als Gottes eigener Wille ist auch<br />
nur im geringsten Maße oder in irgendeiner Hinsicht<br />
an der Erhaltung der gottlosen Menschen<br />
beteiligt.<br />
»<strong>Die</strong> Rache ist Mein, Ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll<br />
ihr Fuß gleiten; denn der Tag ihres Unglücks ist nahe,<br />
und was über sie kommen soll, eilt herbei.«<br />
5. Mose 32,35 (LU21)<br />
KAPITEL 1<br />
GOTTES MACHT UND<br />
DIE UNFÄHIGKEIT DER GOTTLOSEN<br />
In diesem Vers wird die Rache Gottes den bösen,<br />
ungläubigen Israeliten angedroht, die<br />
Sein sichtbares Volk waren und unter den Zeichen<br />
Seiner Gnade lebten. Trotz aller wunderbaren<br />
Werke Gottes, die Er an ihnen vollbracht hatte,<br />
war an ihnen dennoch – wie es in 5. Mose 32,28<br />
heißt – »aller Rat verloren«; sie hatten keine Einsicht<br />
und brachten trotz aller Wohltaten <strong>des</strong> Himmels<br />
bittere und giftige Früchte hervor, wie es in den<br />
beiden Versen steht, die unserem Text vorausgehen<br />
(V. 32-33).<br />
In dem Vers, den ich über meine Predigt gesetzt<br />
habe, lautet es: »Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten.«<br />
<strong>Die</strong>s scheint Folgen<strong>des</strong> über die Strafe und<br />
das Verderben zu implizieren, dem diese gottlosen<br />
Israeliten ausgesetzt würden:<br />
1.<br />
Dass sie allezeit dem Verderben ausgesetzt würden,<br />
so wie jemand, der auf schlüpfrigem Boden<br />
steht oder herumläuft, jederzeit in Gefahr steht,<br />
zu fallen. <strong>Die</strong>s wird dadurch angedeutet, dass die<br />
Art und Weise, wie ihr Verderben über sie kommen<br />
würde, durch das Ausgleiten ihres Fußes<br />
dargestellt wird. So heißt es auch in Psalm 73,18:<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit der zuvor genannten Behauptungen<br />
mag durch die folgenden<br />
Überlegungen deutlich werden:<br />
1.<br />
Gott fehlt es nicht an Machtfülle, gottlose Menschen<br />
jederzeit ins Verderben zu stürzen. <strong>Die</strong><br />
<strong>Kraft</strong> der Menschenhände ist dahin, wenn Gott<br />
sich erhebt. <strong>Die</strong> stärksten Menschen haben keine<br />
Macht, Ihm zu widerstehen, und niemand kann<br />
aus Seiner Hand erretten.<br />
Gott ist nicht nur imstande, gottlose Menschen<br />
in die Hölle zu stürzen; Er kann es auch sehr leicht<br />
tun. Manchmal hat ein Fürst dieser Erde die größte<br />
Schwierigkeit, einen Aufrührer zu bezwingen,<br />
wenn es diesem gelungen ist, sich mit einem großen<br />
Anhang und einer gewissen Macht in einer<br />
Festung zu verschanzen. Anders bei Gott – keine<br />
Festung bietet den geringsten Schutz gegen Seine<br />
Macht. Auch wenn die Feinde Gottes sich verbünden<br />
und sich in großen Scharen zusammenschließen<br />
und vereinigen – sie werden mühelos<br />
in Stücke zerschlagen. Sie gleichen einem großen<br />
16 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 17
Haufen leichter Spreu vor dem Wirbelwind oder<br />
einer Menge dürrer Stoppeln vor den verzehrenden<br />
Flammen.<br />
Es erscheint uns leicht, einen Wurm zu zertreten,<br />
der am Boden dahinkriecht, oder einen dünnen<br />
Faden durchzuschneiden oder zu versengen,<br />
an welchem etwas aufgehängt ist; ebenso leicht<br />
fällt es Gott, Seine Feinde in die Hölle zu werfen,<br />
wenn es Ihm gefällt. Wer sind wir denn eigentlich,<br />
dass wir meinen, wir könnten vor Ihm bestehen,<br />
vor <strong>des</strong>sen Schelten die Erde erzittert und vor<br />
dem die Felsen in die Tiefe gestürzt werden?!<br />
2.<br />
<strong>Die</strong> Gottlosen verdienen es auch, in die Hölle geworfen<br />
zu werden; die Gerechtigkeit Gottes steht<br />
dem keineswegs im Wege; sie hat durchaus keine<br />
Einwände, wenn Er Seine Macht gebraucht, um<br />
Sünder in irgendeinem beliebigen Augenblick<br />
zu verderben. Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Gerechtigkeit<br />
ruft laut nach einer unendlichen Bestrafung ihrer<br />
Sünden. <strong>Die</strong> göttliche Gerechtigkeit sagt von<br />
dem Weinstock, der die Trauben Sodoms (5.Mo.<br />
32,32) hervorbringt: »Haue ihn ab! Warum macht er<br />
das Land unnütz?« (Lk. 13,7). Das Schwert der göttlichen<br />
Gerechtigkeit wird jeden Moment über ihren<br />
Häuptern geschwungen, und nichts als die Hand<br />
der souveränen Gnade Gottes und Sein erhabener<br />
Wille halten es noch zurück.<br />
3.<br />
Alle Gottlosen stehen bereits unter dem Gerichtsurteil<br />
der Verdammung zur Hölle. Sie haben es<br />
nicht nur verdient, dorthin hinabgestoßen zu<br />
werden; der Rechtsspruch <strong>des</strong> Gesetzes Gottes,<br />
jene ewige und unumstößliche Vorschrift der<br />
Gerechtigkeit, die Gott zwischen sich und der<br />
Menschheit aufgestellt hat, ist gegen sie ergangen<br />
und steht gegen sie; schon <strong>des</strong>halb sind sie jetzt<br />
schon zur Hölle verdammt. »Wer aber nicht glaubt,<br />
der ist schon gerichtet« (Joh. 3,18). Demnach gehört<br />
jeder unbekehrte Mensch eigentlich in die Hölle;<br />
dort ist sein Platz, denn der Teufel ist sein Vater<br />
(Joh. 8,44). »Ihr seid von unten!« (Joh. 8,23). Und dorthin<br />
ist er gezwungenermaßen unterwegs, nach<br />
dem Ort, den die Gerechtigkeit, das Wort Gottes<br />
und das Urteil eines unveränderlichen Gesetzes<br />
ihm zuweisen.<br />
4.<br />
<strong>Die</strong> Gottlosen sind jetzt schon die Objekte <strong>des</strong>selben<br />
Zornes und Grimmes Gottes. Und der Grund,<br />
warum sie nicht jeden Augenblick ins Verderben<br />
fahren, liegt nicht darin, dass Gott, in <strong>des</strong>sen<br />
Macht sie ja fortwährend stehen, nicht jetzt schon<br />
sehr zornig auf sie wäre – ebenso zornig, wie Er<br />
auf viele dieser unglücklichen Geschöpfe ist, die<br />
als Gottlose gestorben sind und die Härte Seines<br />
Zornes erfahren werden. Ja, Gott zürnt vielen, die<br />
jetzt noch auf der Erde sind, ja, zweifellos sogar<br />
vielen, die diese Predigt lesen und dabei vielleicht<br />
ruhig und gelassen sind, noch mehr als vielen von<br />
denen, die in ihrer Gottlosigkeit gestorben sind.<br />
Es liegt also nicht daran, dass Gott sich ihrer<br />
Bosheit nicht bewusst wäre und sie ihnen nicht<br />
übel nähme, wenn Gott Seine Hand noch zurückhält<br />
und sie noch nicht dahinrafft. Gott ist keineswegs<br />
so wie sie selbst, auch wenn sie sich Ihn so<br />
vorstellen mögen. Gottes Zorn ist gegen sie entbrannt;<br />
ihre Verdammnis bleibt nicht aus. Der Tag<br />
<strong>des</strong> Gerichts wird kommen, und kein Gottloser<br />
wird ihm entfliehen.<br />
5.<br />
<strong>Die</strong> Seelen der gottlosen Menschen sind dermaßen<br />
verdorben, dass sie sofort zur Hölle fahren<br />
würden, wenn Gott sie nicht zurückhalten würde.<br />
Es sind jene verderblichen Prinzipien, die in ihnen<br />
herrschen und sie völlig in ihrer Gewalt halten.<br />
<strong>Die</strong>se Prinzipien sind aktiv und mächtig und äußerst<br />
gewaltsam in ihrem Wesen; wäre die zurückhaltende<br />
Hand Gottes nicht über ihnen, so würden<br />
sie bald ausbrechen. In der Heiligen Schrift werden<br />
die Seelen der Gottlosen mit dem aufgewühlten<br />
Meer verglichen (Jes. 57,20). Vorläufig hält Gott<br />
ihre Bosheit noch durch Seine gewaltige Macht zurück,<br />
wie Er es mit den tosenden Wellen <strong>des</strong> aufgewühlten<br />
Meeres tut, indem er sagt: »Bis hierher sollst<br />
du kommen und nicht weiter« (Hi. 38,11); aber wenn<br />
Gott diese zurückhaltende Macht zurückzöge, so<br />
würde ihre Bosheit bald alles mit sich reißen.<br />
<strong>Die</strong> Sünde ist das Verderben und das Elend der<br />
Seele; sie ist von ihrer Natur her zerstörerisch;<br />
wenn Gott ihr keinen Einhalt geböte, so bräuchte<br />
es nichts anderes, um die Seele ganz und gar<br />
ins Unglück zu bringen. <strong>Die</strong> Verdorbenheit <strong>des</strong><br />
menschlichen Herzens ist maßlos und ohne Gren-<br />
zen in ihrer Raserei. Solange der böse Mensch hier<br />
lebt, ist sie wie ein Feuer, das wegen Gottes Einhalt<br />
nicht um sich greifen kann; würde es entfesselt, so<br />
würde es die ganze Natur in Brand stecken. Und da<br />
das Herz ein Sündenpfuhl ist, so würde die Sünde,<br />
wenn sie nicht zurückgehalten würde, sofort die<br />
Seele in einen feurigen Ofen oder in einen Schmelzofen<br />
voller Feuer und Schwefel verwandeln.<br />
6.<br />
Selbst wenn es keine Anzeichen dafür gibt, dass<br />
sie sterben könnten, bedeutet das für die gottlosen<br />
Menschen in keinem Moment Sicherheit. Es<br />
bedeutet keine Sicherheit für einen natürlichen<br />
Menschen, dass er jetzt gesund ist; er sieht nicht,<br />
auf welche Weise er jetzt durch einen Unfall plötzlich<br />
aus dieser Welt scheiden sollte; er vermag<br />
auch in seinen äußeren Verhältnissen nicht die<br />
geringste Gefahr für sein Leben zu erblicken. <strong>Die</strong><br />
mannigfaltigsten und fortwährenden Erfahrungen<br />
der Welt in allen Zeitaltern zeigen, dass dies<br />
kein Beweis dafür ist, dass der Mensch nicht an der<br />
Schwelle zur Ewigkeit steht, und dass der nächste<br />
Schritt nicht in die andere Welt führen wird. Zahllos<br />
und unvorstellbar sind die unsichtbaren und<br />
ungeahnten Wege und Möglichkeiten, auf denen<br />
Menschen plötzlich aus der Welt scheiden.<br />
Unbekehrte Menschen wandeln auf einem<br />
morschen Boden über dem Abgrund <strong>des</strong> To<strong>des</strong>,<br />
und in diesem Boden gibt es unzählige Stellen, die<br />
so brüchig sind, dass sie ihr Gewicht nicht tragen<br />
können, und diese Stellen werden nicht gesehen.<br />
<strong>Die</strong> Pfeile <strong>des</strong> To<strong>des</strong> fliegen ungesehen am Mittag<br />
daher (Ps. 91,6); die schärfsten Augen können sie<br />
nicht wahrnehmen. Gott hat so viele verschiedene,<br />
unerforschliche Mittel und Wege, gottlose Menschen<br />
aus dieser Welt herauszunehmen und sie<br />
ins Verderben zu befördern, dass gar nichts darauf<br />
hindeutet, dass Gott es nötig hätte, ein Wunder zu<br />
vollbringen oder den normalen Lauf Seiner Vorsehung<br />
zu verlassen, um einen gottlosen Menschen<br />
in irgendeinem Moment zu vernichten. Sämtliche<br />
Mittel, die es gibt, um Sünder aus der Welt zu<br />
schaffen, liegen ganz und gar in Gottes Händen<br />
und sind so sehr Seiner Macht und Entscheidung<br />
unterworfen, dass Er Sünder zu irgendeinem Zeitpunkt<br />
ins Verderben stürzen kann; es kommt gar<br />
nicht darauf an, welche Mittel und Wege Gott im<br />
einzelnen Fall gebraucht oder in Betracht zieht.<br />
7.<br />
Jede Vorsicht und Sorgfalt <strong>des</strong> natürlichen Menschen,<br />
sein eigenes Leben zu bewahren – oder die<br />
Sorgfalt seiner Mitmenschen, ihn zu bewahren –,<br />
bieten ihm nicht einen Augenblick die geringste<br />
Sicherheit! Sowohl die göttliche Vorsehung als<br />
auch die allgemeinen menschlichen Erfahrungen<br />
bezeugen dies. Es ist ein klarer Beweis dafür,<br />
dass die eigene Weisheit <strong>des</strong> Menschen keine Sicherheit<br />
vor dem Tod gewährt. Wäre es anders, so<br />
müssten wir einen Unterschied sehen zwischen<br />
den klugen und gebildeten Menschen dieser Welt<br />
und den andern; sie alle sind aber gleicherweise<br />
der Gefahr eines frühen und unerwarteten To<strong>des</strong><br />
ausgesetzt. Tatsache ist: »Wie stirbt doch der Weise<br />
samt dem Toren dahin!« (Pred. 2,16).<br />
8.<br />
Alle Bemühungen und Vorkehrungen der gottlosen<br />
Menschen, der Hölle zu entgehen, während<br />
sie weiterhin Christus ablehnen und somit gottlos<br />
bleiben, bewahren sie nicht einen Augenblick<br />
vor der Hölle. Fast jeder ungläubige Mensch, der<br />
etwas von der Hölle vernimmt, redet sich ein, dass<br />
er ihr entgehen werde; er vertraut auf sich selbst<br />
in Bezug auf seine eigene Sicherheit; er schmeichelt<br />
sich in dem, was er geleistet hat, jetzt noch<br />
leistet und in Zukunft noch leisten wird; jeder<br />
macht sich Gedanken, wie er der Verdammnis<br />
entgehen könne, und schmeichelt sich selbst, dass<br />
er sich gut vorbereitet habe und dass seine Pläne<br />
nicht scheitern könnten. Zwar hört er, dass nur<br />
wenige gerettet werden, und dass der größte Teil<br />
der bisher verstorbenen Menschen verloren sind;<br />
aber jeder bildet sich ein, dass seine Pläne und<br />
Maßnahmen zum Entrinnen der Hölle eben besser<br />
seien als diejenigen der schon verlorenen Seelen.<br />
Er beabsichtigt nicht, an jenen Ort der Qual<br />
zu gelangen; er spricht zu sich selbst, dass er dafür<br />
sorgen und es gelingen werde, und dass er die Sache<br />
so ordnen werde, dass sie nicht scheitert.<br />
Aber diese törichten Menschenkinder täuschen<br />
sich erbärmlich in ihren eigenen Plänen und in ihrem<br />
Vertrauen auf die eigene <strong>Kraft</strong> und Weisheit;<br />
sie vertrauen auf nichts anderes als nur auf einen<br />
Schatten. Der größte Teil derer, die bisher unter<br />
denselben Gnadenmitteln gelebt hatten und jetzt<br />
tot sind, ist zweifellos verloren gegangen, und<br />
18 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 19
zwar nicht etwa <strong>des</strong>halb, weil sie nicht so weise<br />
gewesen wären wie die jetzt noch Lebenden, und<br />
auch nicht <strong>des</strong>halb, weil sie sich nicht so gut vorbereitet<br />
hätten, um ihre eigene Rettung zu sichern.<br />
Wenn wir mit ihnen sprechen und sie einen<br />
nach dem andern befragen könnten, ob sie zu<br />
Lebzeiten, wenn sie von der Hölle hörten, jemals<br />
erwartet hätten, einmal diesem Elend der Hölle<br />
ausgesetzt zu sein, so würden wir zweifellos einen<br />
nach dem andern antworten hören: »Nein, ich<br />
hatte nie die Absicht, hierher zu kommen; ich hatte<br />
mir die Dinge anders vorgestellt. Ich dachte, ich<br />
hätte mich gut vorbereitet; ich hielt meine Pläne<br />
für gut. Ich hatte mir vorgenommen, mich effektiv<br />
darum zu kümmern; aber der Tod kam unerwartet<br />
über mich; ich hatte ihn nicht zu dieser Zeit<br />
und auf diese Art und Weise erwartet; er kam wie<br />
ein <strong>Die</strong>b. Der Tod hat mich überlistet; Gottes Zorn<br />
traf mich zu schnell. Oh, diese meine verfluchte<br />
Torheit! Ich hatte mir selbst geschmeichelt und<br />
mich mit eitlen Träumen von dem, was ich in der<br />
Zukunft tun würde, vergnügt, und als ich sagte:<br />
›Friede und Sicherheit‹, da hat mich ›das Verderben plötzlich<br />
überfallen‹« (1.Thess. 5,3).<br />
9.<br />
Gott hat sich durch keinerlei Verheißung dazu<br />
verpflichtet, irgendeinen gottlosen Menschen<br />
auch nur einen Augenblick vor der Hölle zu bewahren.<br />
Gott hat gewiss keine Verheißungen <strong>des</strong><br />
ewigen Lebens oder einer Befreiung oder Bewahrung<br />
vor dem ewigen Tod gegeben, mit Ausnahme<br />
der Verheißungen, die im Gnadenbund enthalten<br />
sind, die Verheißungen, die in Christus gegeben<br />
sind, in welchem alle Verheißungen Ja und Amen<br />
sind (2.Kor. 1,20). Aber sicherlich haben diejenigen<br />
kein Interesse an den Verheißungen Gottes,<br />
die keine Kinder Gottes sind, weil sie an keine Verheißungen<br />
Gottes glauben.<br />
Was manche auch immer bezüglich der Verheißungen<br />
gedacht und behauptet haben, die<br />
dem ernsthaften Suchen und Anklopfen gottloser<br />
Menschen gelten, so ist es doch klar und offenkundig,<br />
dass Gott in keiner Weise verpflichtet ist,<br />
den gottlosen Menschen auch nur einen Augenblick<br />
vor dem ewigen Verderben zu bewahren, wie<br />
sehr dieser sich auch mit frommen Bemühungen<br />
anstrengt, wie sehr er auch betet – solange er nicht<br />
an Christus glaubt.<br />
So kommt es also, dass die gottlosen Menschen<br />
in der Hand Gottes sozusagen über dem Abgrund<br />
der Hölle festgehalten werden; sie haben den feurigen<br />
Abgrund verdient und sind bereits dazu<br />
verurteilt; und Gott ist schrecklich provoziert;<br />
Sein Zorn ist ihnen gegenüber genauso groß wie<br />
gegenüber allen, welche gottlos gestorben sind;<br />
und sie haben nicht das Geringste getan, um diesen<br />
Zorn zu besänftigen oder zu mildern. Gott ist<br />
außerdem nicht im Geringsten durch irgendeine<br />
Verheißung verpflichtet, sie nur einen Moment<br />
zurückzuhalten. Sie haben kein Interesse an irgendeinem<br />
Mittler; es gibt keine erreichbaren<br />
Mittel, die ihnen irgendwelche Sicherheit bieten<br />
könnten. Mit anderen Worten: Sie haben keinen<br />
Zufluchtsort – nichts, woran sie sich festhalten<br />
könnten. Alles, was sie in jedem Augenblick noch<br />
bewahrt, ist der freie Wille Gottes und die unverbindliche,<br />
an keine Verpflichtung gebundene<br />
Langmut <strong>des</strong> erzürnten Gottes.<br />
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1703-1758<br />
»Der Prediger muss in Theologie gut studiert,<br />
mit dem Wort Gottes gut vertraut und<br />
mächtig in der Schrift sein.«<br />
Jonathan<br />
Edwards<br />
22 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
Jonathan Edwards wurde etwas mehr als<br />
siebzig Jahre nach der ersten Ansiedlung der<br />
Puritaner in Neuengland geboren. Zum Zeitpunkt<br />
seiner Geburt am 5. Oktober 1703 gab es<br />
in der Kolonie etwa 130 Städte. Einige waren gut<br />
etabliert, andere waren klein und lagen an den<br />
Grenzen der Einöde. Seine ersten zwölf Lebensjahre<br />
verbrachte Jonathan im Haus seiner Eltern<br />
in East Windsor, in der Nähe <strong>des</strong> Connecticut River.<br />
Sein Vater, Timothy Edwards, war Pastor der<br />
Ortsgemeinde, ein guter Prediger sowie Teilzeitschullehrer<br />
und Landwirt. Seine Mutter Esther<br />
hatte elf Kinder – vier Mädchen, dann Jonathan,<br />
dem sechs weitere Mädchen folgten. Aus dem größeren<br />
Familienkreis war sein Großvater mütterlicherseits,<br />
Solomon Stoddard, Pastor der größten<br />
Gemeinde in Neuengland.<br />
Jonathan Edwards scheint eine gesunde und<br />
glückliche Kindheit gehabt zu haben, die er –<br />
wegen seiner vielen Schwestern – weitgehend in<br />
weiblicher Gesellschaft verbrachte. Als er noch<br />
nicht ganz dreizehn Jahre alt war, wurde er auf<br />
die Collegiate School of Connecticut geschickt.<br />
Edwards schloss 1720 mit dem Bachelor of Arts<br />
ab, und es wurde beschlossen, dass er weitere zwei<br />
Jahre dort verbleiben würde, um seinen Master of<br />
Arts zu erwerben. Ein Jahr später, im Frühjahr<br />
1721, geschah jedoch etwas weitaus Wichtigeres.<br />
Edwards war zu dieser Zeit ein religiöser Mensch,<br />
aber trotz »wiederholter Vorsätze« hatte diese<br />
Art Religion sein Herz nicht verändert oder seinen<br />
natürlichen Stolz gebrochen. »Doch nun«, so<br />
sagt er, »wurde ich zu einer neuen Sicht der Dinge<br />
gebracht, zu einem inneren Verlangen nach Gott<br />
und den göttlichen Dingen, ganz anders als alles,<br />
was ich je zuvor erlebt hatte. Ich bekam eine neue<br />
Erkenntnis von Christus, dem Erlösungswerk und<br />
dem herrlichen Weg der Erlösung durch Ihn.« Von<br />
diesem Zeitpunkt an war er überzeugt, dass es<br />
allein an Gottes freier Gnade liegt, wenn Er sich<br />
über Menschen erbarmt und sie errettet.<br />
Gleich zu Beginn seines Glaubensweges wurde Edwards<br />
Interesse an der Ausbreitung <strong>des</strong> Reiches<br />
Gottes geweckt. Bevor er sein Masterstudium abschloss,<br />
ging er im Alter von neunzehn Jahren in<br />
den <strong>Die</strong>nst der presbyterianischen Gemeinde in<br />
New York. <strong>Die</strong>s war eine freudige Zeit für ihn, und<br />
die Predigten, die er in New York hielt, weisen ihn<br />
als reifen und gottesfürchtigen Prediger aus. Es gab<br />
jedoch einige, darunter sein Vater, die ihn zurück<br />
in Connecticut haben wollten, und von 1724 bis<br />
1726 arbeitete er als Lehrer an der Universität Yale.<br />
Es waren Jahre der Vorbereitung, und das Jahr 1726<br />
setzte einen großen Meilenstein in seinem Leben,<br />
denn in diesem Jahr wurde er eingeladen, seinem<br />
Großvater Solomon Stoddard zu folgen, der inzwischen<br />
dreiundachtzig Jahre alt war und immer<br />
noch als Pastor und Prediger in Northampton<br />
diente.<br />
In der Zwischenzeit war etwas noch Bedeutsameres<br />
geschehen. Als junger Mann hatte Edwards<br />
eine junge, gottesfürchtige Frau kennengelernt,<br />
die mit ihrer Mutter in der Nähe <strong>des</strong> College Green<br />
in New Haven lebte. Sie hieß Sarah Pierrepont. Jonathan<br />
heiratete sie am 28. Juli 1727, und sie wurde<br />
seine unzertrennliche Gehilfin.<br />
Northampton, eine Stadt mit etwa 200 Häusern,<br />
zählte etwa eintausend Einwohner. Das Ehepaar<br />
ließ sich in einer ländlichen Straße nieder. Ein<br />
voiceofhope.de | 23
Jahr später wurde das erste Kind geboren, und in<br />
den folgenden zweiundzwanzig Jahren wuchs die<br />
Familie auf acht Töchter und drei Söhne an.<br />
<strong>Die</strong> ersten sieben Jahre in Northampton waren geprägt<br />
von harter Arbeit und großer Freude, während<br />
Edwards sich an die Umstände seines Lebens<br />
gewöhnte. Als Stoddard, der Großvater, 1729<br />
starb, fiel die Betreuung der Gemeinde ganz auf<br />
Edwards. Als ihr Pastor trug er große Sorge um deren<br />
geistlichen Zustand, denn er entsprach nicht<br />
seinen Erwartungen. In seinen Predigten kam immer<br />
deutlicher zum Vorschein, dass er viele seiner<br />
Zuhörer nur als Namenschristen betrachtete: »Sie<br />
kommen jeden Sonntag zum Gottesdienst und hören<br />
Gottes Wort; aber alles, was man ihnen sagen<br />
kann, weckt sie nicht auf und bringt sie nicht dazu,<br />
darum zu ringen, gerettet zu werden.« Er befürchtete,<br />
dass solche Leute nicht einmal zuhören: »Sie<br />
schauen in der Versammlung umher und achten<br />
auf diese und jene Person, die dabei ist, oder sie<br />
denken an ihre weltlichen Angelegenheiten.«<br />
<strong>Die</strong>ser Zustand fand sein Ende in einem der bekanntesten<br />
Ereignisse in Edwards Leben, nämlich<br />
in der Erweckung von 1734-1735, als – nach seinen<br />
Worten – »eine tiefe und ernsthafte Besorgnis<br />
über die großen Dinge <strong>des</strong> Glaubens und die<br />
Ewigkeit in allen Teilen der Stadt aufbrach«. Er<br />
schätzte, dass sich innerhalb von sechs Monaten<br />
300 Menschen bekehrt hatten, und er hoffte daraufhin,<br />
dass »der größte Teil der Menschen in dieser<br />
Stadt, die älter als sechzehn Jahre sind, die rettende<br />
Erkenntnis von Jesus Christus haben«. Das<br />
waren Monate, in denen das überfüllte Gemeindehaus<br />
mit Lob und Anbetung Gottes erfüllt war.<br />
1<br />
Jonathan Edwards, »Wahre Erweckung« ist erhältlich unter www.voh-shop.de, Bestell-Nr.: 819.741<br />
Edwards veröffentlichte ein Buch über das erstaunliche<br />
Werk Gottes:¹ »Wahre Erweckung«.<br />
Das Buch erregte große Aufmerksamkeit und<br />
machte Edwards und die Gemeinde in Northampton<br />
auf Anhieb sehr bekannt. Doch auch<br />
Schwierigkeiten ließen nicht auf sich warten.<br />
Ein Jahr nach der Erweckung entstanden wieder<br />
Kämpfe und Streitigkeiten, wie im Dorf, so auch<br />
in der Gemeinde, und es gab Anlass zu einer gewissen<br />
Enttäuschung, da seine Erwartungen bezüglich<br />
dauerhafter Ergebnisse der Erweckung<br />
nicht alle erfüllt wurden.<br />
Im Jahr 1740 jedoch begann der Herr an der Ostküste<br />
ein Werk der Gnade, das viel größer war<br />
als in den Jahren 1734-1735. Das war der Beginn<br />
der »Großen Erweckung«, die mehrere Orte in<br />
den dreizehn Kolonien erfassen sollte. <strong>Die</strong>se Erweckung<br />
wurde später von George Whitefield<br />
ausgedehnt. Für Edwards waren diese Jahre eine<br />
anstrengende Zeit, die ihn bis aufs Äußerste erschöpfte.<br />
Er kümmerte sich nicht mehr nur um<br />
seine eigene Gemeinde, sondern reiste nun auch<br />
weit im Land umher, um anderen Menschen das<br />
Evangelium der Gnade zu predigen.<br />
In diese Erweckungszeit fällt auch die Predigt<br />
»Sünder in den Händen eines zornigen Gottes«,<br />
die Edwards am 08. Juli 1741 in Enfield hielt. Ausgehend<br />
von 5. Mose 32,35 beschreibt er in überaus<br />
deutlicher Weise die Realität <strong>des</strong> Zornes Gottes<br />
und ruft die Menschen zu einer persönlichen Umkehr<br />
zu Gott auf. Viele Menschen wurden durch<br />
diese Verkündigung aufgerüttelt und bekehrten<br />
sich zu Gott. <strong>Die</strong>se Predigt wurde immer wieder<br />
gedruckt und war (und ist auch heute noch) dadurch<br />
zum Segen für viele.<br />
Auf den Segen der Erweckung folgte wieder eine<br />
längere Zeit von Schwierigkeiten, als Edwards<br />
fast gleichzeitig mit zwei großen Problemen<br />
konfrontiert wurde. Erstens entwickelte sich ein<br />
Widerstand gegen die Tatsache, dass die Erweckung<br />
ein »Werk <strong>des</strong> Geistes Gottes« war. Einige<br />
gaben durch ihren törichten Lebensstil, dem es<br />
an Christusähnlichkeit mangelte, berechtigten<br />
Anlass zur Kritik. Und einige sahen lediglich<br />
die äußeren Erscheinungen als sicheren Beweis<br />
für das Wirken und die Gegenwart <strong>des</strong> Geistes<br />
an. Hinzu kam, dass – wie bei jeder Erweckung<br />
– eine große Zahl von Menschen dem Herrn folgen<br />
wollten, die jedoch nicht alle erweckt waren;<br />
manche engagierten sich für die Sache Gottes.<br />
Es hatte zwar den Anschein, als habe sich vieles<br />
in ihrem Leben verändert, doch es war nicht<br />
von Dauer, sondern sie kehrten mit der Zeit zu<br />
ihren alten Gewohnheiten und ihrer formalen<br />
Religiosität zurück. Mit Schmerz musste Edwards<br />
erkennen, dass in Northampton selbst die<br />
Zahl der echten Bekehrungen nicht so hoch war,<br />
wie er einst gehofft hatte.<br />
<strong>Die</strong> zweite große Schwierigkeit, mit der Edwards<br />
nun konfrontiert war, bestand darin, dass die<br />
Unterstützung durch seine eigene Gemeinde abflachte,<br />
und eine Ursache dafür war die Feindseligkeit<br />
seiner Verwandten. Edwards erkannte,<br />
dass er nicht mehr mit der von seinem Großvater<br />
Stoddard seit langem geübten Vorgehensweise<br />
übereinstimmen konnte, dass kein Bekenntnis<br />
zum rettenden Glauben an Christus verlangt wurde,<br />
um Gemeindemitglied zu werden. Gemeindemitgliedschaft<br />
und Teilnahme am Mahl <strong>des</strong> Herrn<br />
– so wurde es Edwards bewusst – stand wirklich<br />
nur Erretteten und Getauften zu. Aber Großvaters<br />
Name war bereits sehr berühmt, und als diese<br />
Meinungsverschiedenheit seines Enkels mit dem<br />
großen Mann bekannt wurde, kam es zu einem<br />
Aufruhr in der Stadt, in den sich wie üblich auch<br />
die Verwandten einmischten. Das schlussendliche,<br />
traurige Ergebnis war, dass die Gemeinde ihn<br />
nicht mehr als Pastor haben wollte. Das Ausmaß<br />
der Tragödie wird noch größer, wenn man bedenkt,<br />
dass Edwards schrieb, dass »die meisten<br />
von ihnen mich als das wichtigste Werkzeug in<br />
Gottes Hand für ihre Errettung betrachteten«.<br />
Edwards war nun sechsundvierzig Jahre alt. Er<br />
bekam keine finanzielle Unterstützung, und so<br />
blieb er, abgesehen von einigen vorübergehenden<br />
Beschäftigungen, fast ein Jahr lang ohne feste Anstellung.<br />
Dann nahm er im Oktober 1751 einen Ruf<br />
in eine ungewöhnliche Stellung an. Stockbridge<br />
war ein Dorf, ca. 64 Kilometer von Northampton<br />
entfernt, mit einer Gemeinde von nur etwa 12 Familien.<br />
Ein Faktor, der Stockbridge noch attraktiver<br />
machte, war die Anwesenheit von Indianern<br />
und einer Schule für Indianerkinder.<br />
Für Edwards war Stockbridge ein Ort <strong>des</strong> Friedens<br />
im Vergleich zu den Unruhen, die er hinter<br />
sich gelassen hatte. Aber es dauerte nicht lange,<br />
bis seine Verwandten auch in Stockbridge all ihre<br />
Vorurteile und Feindseligkeiten verbreiteten. Drei<br />
Jahre lang dauerte der weitere schmerzhafte Konflikt<br />
an; doch diesmal war es so, dass die neue Gemeinde<br />
zu ihrem Pastor hielt.<br />
Aber es gab noch weitere Schwierigkeiten, darunter<br />
anhaltende finanzielle Engpässe. Mit dem<br />
Ausbruch <strong>des</strong> Krieges gegen die Franzosen wurde<br />
die gesamte Gegend von Angriffen bedroht.<br />
Esther, eine der Töchter von Edwards, besuchte<br />
im Sommer 1756 ihre Eltern und ihre Familie in<br />
Stockbridge und war sehr beunruhigt über die gefährliche<br />
Lage, in der sie sich befanden.<br />
Im folgenden Jahr starb Esthers Ehemann Aaron<br />
Burr, Direktor von Nassau Hall, dem kürzlich in<br />
Princeton gegründeten College of New Jersey, der<br />
späteren Princeton Universität, und Edwards erfuhr<br />
zu seiner Überraschung, dass die Mitglieder<br />
<strong>des</strong> Kollegiums beschlossen hatten, dass er der<br />
Nachfolger seines Schwiegersohns werden sollte.<br />
So wurde Edwards Leiter dieser Schule. Er war<br />
auch der Ansicht, dass er durch das Schreiben<br />
nützlicher sein könnte als durch das Sprechen,<br />
und er hatte eine Reihe Bücher geschrieben, die<br />
heute immer noch ein großer Segen sind. Er verband<br />
in seinen Büchern reformatorische Theologie<br />
mit puritanischer Frömmigkeit.<br />
Angesichts der dringenden Not in Princeton ließ<br />
Edwards Sarah und den größten Teil seiner Familie<br />
in Stockbridge zurück, als er im Januar 1758<br />
abreiste.<br />
An dieses Ereignis, als er das Haus zum letzten<br />
Mal verließ, erinnerte sich seine Tochter mit<br />
folgenden Worten: »Als er zur Tür hinausging,<br />
drehte er sich um und sagte: ›Ich übergebe dich<br />
Gott‹«. Edwards war jetzt vierundfünfzig Jahre<br />
alt und sprach davon, dass er bei besserer Gesundheit<br />
sei als früher. Aber im nächsten Monat<br />
missriet bei ihm eine Pockenimpfung, und<br />
am 22. März 1758 starb er in Princeton. Sechzehn<br />
Tage nach ihrem Vater starb auch Esther in<br />
Princeton und hinterließ zwei verwaiste Kinder.<br />
Sarah eilte aus Stockbridge herbei, um sich um<br />
sie zu kümmern. Doch sie starb dort selbst und<br />
wurde im Oktober 1758 neben ihrem Mann in<br />
Princeton begraben.<br />
Jonathan Edwards ist einer der einflussreichsten<br />
und bedeutendsten Theologen und Prediger Amerikas.<br />
Seine berühmteste und letztlich einflussreichste<br />
Predigt war: »Sünder in den Händen eines<br />
zornigen Gottes«.<br />
24 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 25
PAUL WASHER<br />
PASTOREN, die<br />
im WORT GOTTES<br />
mangelernährt sind<br />
»Strebe eifrig danach, dich Gott als bewährt zu erweisen,<br />
als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht,<br />
der das Wort der Wahrheit recht teilt.«<br />
2. Timotheus 2,15<br />
Unser Bibeltext, den wir durchnehmen, ist<br />
aus 1. Timotheus 4,1-16. Im ersten Vers<br />
heißt es: »Der Geist aber sagt ausdrücklich,<br />
dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und<br />
sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen<br />
zuwenden werden.« Paulus fährt fort, Timotheus zu<br />
berichten, dass in der Gesellschaft alle Arten von<br />
Unheil ihren Lauf nehmen werden, dass alles zum<br />
Verzweifeln sein wird und die Menschen sich wie<br />
Tiere verhalten werden. Pastor Conrad Mbewe hat<br />
einmal gesagt: »In Afrika haben wir keine Angst<br />
mehr vor Tieren. Wir laufen nicht vor ihnen davon.<br />
Wir haben Angst vor Menschen, und vor ihnen<br />
laufen wir weg.« Er bezog sich dabei natürlich<br />
auf die Auswirkungen der radikalen Verdorbenheit<br />
der Menschheit. Paulus sagt uns im Prinzip:<br />
»<strong>Die</strong> Welt wird auseinanderfallen, Timotheus.«<br />
Was sagt er noch? »Wenn du dies den Brüdern vor<br />
Augen stellst, wirst du ein guter <strong>Die</strong>ner Jesu Christi sein,<br />
der sich nährt mit den Worten <strong>des</strong> Glaubens und der guten<br />
Lehre, der du nachgefolgt bist« (V. 6). Ja, unsere Welt<br />
ist zerbrochen und völlig verdorben! Gott sagt uns<br />
gleichsam: »Alles geschieht nach Meiner Vorsehung;<br />
aber höre: Das soll deine Reaktion inmitten<br />
all der ungezügelten Sünde sein, inmitten <strong>des</strong> Abfalls,<br />
inmitten der Verfolgung: Nähre dich immer<br />
mit den Worten <strong>des</strong> Glaubens.« Statt<strong>des</strong>sen wollen<br />
wir aber immer losrennen und einfach irgendetwas<br />
tun. Wir wollen etwas in Ordnung bringen; doch<br />
Gott sucht Männer mit Charakter, sozusagen »polierte<br />
Schwerter«. Das Wichtigste ist, sich stets mit<br />
den Worten <strong>des</strong> Glaubens und der biblischen Lehre<br />
zu nähren, der wir nachgefolgt sind. <strong>Die</strong> Aussage:<br />
»der du nachgefolgt bist« ist dabei sehr wichtig. Das<br />
bedeutet, dass ein rein intellektuelles Studium der<br />
Schrift unmöglich das erreichen kann, was Gott<br />
mit Seinem Volk vorhat. Gottes Volk muss Sein<br />
Wort befolgen! Es muss anfangen, Ihm völlig zu<br />
gehorchen! Man kann biblische Lehre nicht richtig<br />
lernen und schon gar nicht lehren, wenn man sie<br />
nicht auch in die Praxis umsetzt.<br />
Als Nächstes fordert Paulus uns auf, nichts<br />
mit den »unheiligen Altweiberlegenden« (V. 7) zu tun<br />
zu haben. Darunter fällt dieses ganze Emerging-<br />
Church- Zeug, der Großteil der Lehren der Gemeindewachstumsbewegung<br />
und all diese »kultursensiblen«<br />
Ideen, die jedoch jede Sensibilität<br />
für biblische Wahrheiten verwerfen – kurzum: Es<br />
handelt sich scheinbar um einen Haufen »kleiner<br />
Jungs«, die Gemeinde spielen wollen, ohne dass<br />
die <strong>Kraft</strong> Gottes in ihrem Leben wirkt. Es ist wie bei<br />
David, als er Sauls Rüstung anziehen wollte. Ihm<br />
wurde klar, dass er sagen musste: Weg damit! Je<br />
mehr du auf einen »fleischlichen Arm« vertraust,<br />
<strong>des</strong>to weniger wirst du von der <strong>Kraft</strong> Gottes sehen.<br />
Paulus fährt fort: »Dagegen übe dich in der Gottesfurcht!«<br />
(V. 7). Das bedeutet: Übe dich vielmehr<br />
darin, so zu leben, dass Gott geehrt wird. Mann<br />
26 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 27
Gottes, du möchtest eine Erweckung hervorrufen?<br />
Ich auch. Dazu brauchen wir aber eine Armee<br />
– und wenn vom Himmel her für unseren Kampf<br />
mächtige, flammende Spieße, Schwerter und andere<br />
Waffen herabgeworfen werden sollen, dann<br />
müssen wir als gottesfürchtige Männer auch in<br />
der Lage sein, sie im Kampf richtig benutzen und<br />
führen zu können, und zwar mit einem soliden<br />
Charakter!<br />
Wir sollten uns in der Gottesfurcht üben. Diszipliniere<br />
dich selbst zum Gebet! Diszipliniere dich<br />
zum systematischen Lesen der Heiligen Schrift,<br />
vom 1. Buch Mose an bis zur Offenbarung – immer<br />
und immer wieder! Durch das tägliche Lesen<br />
in der Bibel verändert sich auch deine Redensart.<br />
Achte auf die Gesellschaft, in der du dich bewegst!<br />
Setze dir feste Zeiten, wann du schlafen gehst und<br />
wann du aufstehst – und halte dich daran! <strong>Die</strong>s ist<br />
ein Kampf! Diszipliniere dich!<br />
Wenn ihr jüngere Männer unter 40 seid, vielleicht<br />
sogar unter 30, dann fehlt es euch möglicherweise<br />
an Disziplin – es sei denn, ihr seid eine<br />
Ausnahme. Denn vom Zeitpunkt eurer Geburt<br />
an seid ihr in einer Zeit aufgewachsen, in der ihr<br />
noch nie hart arbeiten musstet. Ihr musstet noch<br />
nie für euer Essen arbeiten. Eure Väter haben euch<br />
vermutlich noch nie so hart arbeiten lassen, dass<br />
eure Knochen euch wehtaten. <strong>Die</strong> Männer, die viel<br />
erreicht haben und viel von Gott gebraucht wurden,<br />
waren dafür bekannt, dass sie täglich hart für<br />
ihren <strong>Die</strong>nst arbeiteten.<br />
Der <strong>Die</strong>nst für Gott ist mühsam, er wird euch<br />
alles kosten; und wenn ihr dann alt seid, werdet<br />
ihr zwar schwach und gebrechlich sein – aber<br />
stark im Geist und in der Sache Gottes!<br />
»Denn die leibliche Übung nützt wenig, die Gottesfurcht<br />
aber ist für alles nützlich, da sie die Verheißung für<br />
dieses und für das zukünftige Leben hat« (V. 8). O mein<br />
Freund, wen interessiert es schon, wie wohlhabend<br />
du im irdischen Leben bist und was du alles<br />
hättest erreichen können! Es geht um die Ewigkeit!<br />
Eines Tages wirst du vor dem HERRN der<br />
Herrlichkeit stehen, und sogar Könige und die<br />
größten Männer dieser Erde werden ausgesiebt.<br />
Manche werden in das ewige Höllenfeuer geworfen,<br />
während andere in die ewige Herrlichkeit<br />
eingehen, um dort ewig zu leben.<br />
All diese olympischen Athleten, wie majestätisch<br />
wirken sie! – aber nur für einen kurzen Augenblick.<br />
Sie beginnen mit dem Training, wenn<br />
sie 4 oder 5 Jahre alt sind, und bis zu ihrem 22. Lebensjahr<br />
haben sie nichts anderes gemacht, als zu<br />
trainieren. Irgendwann laufen sie dann ein Rennen,<br />
das 9 Sekunden dauert, erhalten dafür eine<br />
Medaille, die sie an die Wand hängen – und das<br />
war’s! Der Moment <strong>des</strong> Ruhms ist schnell vorüber,<br />
und alles, wofür sie gelebt haben, ist Geschichte!<br />
Ist es also nicht naheliegend, dass man einen ähnlichen<br />
Aufwand für ewige Dinge betreiben sollte?<br />
Einige der größten Männer Gottes waren in ihren<br />
körperlichen Fähigkeiten sehr eingeschränkt.<br />
Durch diese Einschränkungen mussten sie sich<br />
auf eine Sache konzentrieren – und so gaben sie<br />
sich in dem <strong>Die</strong>nst für ihren Herrn hin. »Denn die<br />
leibliche Übung nützt wenig ... Glaubwürdig ist das Wort<br />
und aller Annahme wert; denn dafür arbeiten wir auch<br />
und werden geschmäht, weil wir unsere Hoffnung auf den<br />
lebendigen Gott gesetzt haben« (V. 8-10). Hier geht es<br />
nicht darum, sich grundlos zu einem Märtyrer zu<br />
machen und ohne Hoffnung zu Staub zermalmt<br />
zu werden. Nein! Wir dienen Gott, und Er wird<br />
uns ehren. Wir setzen unsere Hoffnung auf Ihn,<br />
und Er gibt uns <strong>Kraft</strong>!<br />
<strong>Die</strong>ses Leben ist flüchtig wie ein Dunst. Predige,<br />
solange du noch die <strong>Kraft</strong> dazu hast! Ich preise<br />
Gott und Seine Vorsehung, dass ich als junger<br />
Mann in den Anden und im Dschungel Perus war,<br />
um das zu tun, wozu ich jetzt nicht mehr die <strong>Kraft</strong><br />
habe. Arbeite mit vollem Einsatz, solange du noch<br />
jung bist und solange noch <strong>Kraft</strong> in dir ist! Nimm<br />
deine dämlichen Videospiele und zertrete sie!<br />
Wirf sie hinaus! Wirf deinen Fernseher hinaus!<br />
Du wur<strong>des</strong>t für weitaus größere Dinge als diese geschaffen.<br />
Wenn du ein Kind <strong>des</strong> Königs bist, kann<br />
nichts auf dieser Erde dir Befriedigung verschaffen<br />
– gar nichts! »<strong>Die</strong>s sollst du gebieten und lehren!« (V. 11).<br />
Man könnte hier noch so viel sagen; aber<br />
schauen wir uns noch Vers 15 an: »<strong>Die</strong>s soll deine<br />
Sorge sein, darin sollst du leben, damit deine Fortschritte<br />
in allen Dingen offenbar seien!« Nehmen wir an, dass<br />
mein Kind ein Glas Wasser umkippt, das auf einem<br />
Holztisch steht. Durch die Naturgesetze, die<br />
Gott eingerichtet hat, ist das Wasser auf der Holzoberfläche<br />
etwas gewölbt, sodass es als Pfütze<br />
sichtbar wird. Wenn du jetzt dort vorbeigehst und<br />
sagst: »Da ist Wasser auf dem Tisch verschüttet«,<br />
dann ist das für jedermann erkennbar. Doch wenn<br />
ich dann vorbeikomme, ein Handtuch nehme, es<br />
auf die Pfütze lege und das Wasser damit aufsauge,<br />
wirst du danach sagen: »Ich sehe kein Wasser<br />
mehr.« Wo ist es hingekommen? Es ist vom Handtuch<br />
aufgesaugt worden.<br />
Ihr Männer, ihr solltet über biblische Gottesfurcht<br />
und einen biblischen Charakter nachdenken<br />
und diese Dinge gleichsam in euch »aufsaugen«.<br />
Oh ihr Männer Gottes, wenn ihr Pastoren<br />
oder Prediger seid, dann versteht bitte, dass ihr<br />
keine Botenjungen seid! Eure Aufgabe ist es<br />
nicht, euch nach den Launen, Meinungen und<br />
Vorlieben fleischlicher Gemeindebesucher zu<br />
richten. Geht in euer Studierzimmer, taucht tief<br />
in Gottes Wort ein, seid so damit beschäftigt,<br />
Gott zu erkennen, dass die Leute zu sagen beginnen:<br />
»Wo ist er denn nun? Er war früher immer<br />
überall dabei, er war jedermanns Freund und so<br />
ein umgänglicher Kerl. Wo ist er jetzt?« Ganz<br />
einfach: Er ist abgetaucht in die Dinge, die Gott<br />
betreffen!<br />
Wir sind Männer Gottes. Wir sind <strong>Die</strong>ner <strong>des</strong><br />
Allerhöchsten. Uns sollte eine gewisse »Andersartigkeit«<br />
kennzeichnen. Wir sollten einen klaren<br />
Blick in die Ferne haben, gleichsam auf einen weit<br />
entfernten Stern gerichtet. Das Größte, was ihr<br />
für eure Gemeinde tun könnt, ist, Männer Gottes<br />
zu sein, die mit den Dingen Gottes eins sind, sodass<br />
Gottes Wort aus eurem Munde kommt, wenn<br />
ihr ihn öffnet.<br />
<strong>Die</strong> Pastoren in den Gemeinden, zu denen ich<br />
bisher gehört habe, haben sich immer mit dem<br />
Studium der Schrift befasst. In einer Gemeinde<br />
sprach ich einmal mit den anderen Verantwortlichen<br />
bezüglich <strong>des</strong> Pastors und sagte Folgen<strong>des</strong>:<br />
»Tut bitte eines: Nehmt diesem Bruder so viel Last<br />
wie möglich von den Schultern und lasst ihn mit<br />
Gott allein in seinem Studierzimmer! Denn ich<br />
habe Kinder in dieser Gemeinde, und das größte<br />
Geschenk, das mir dieser Mann machen kann, ist,<br />
die Schrift zu studieren, um seiner Aufgabe würdig<br />
nachkommen zu können. So kann er in der<br />
<strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> Heiligen Geistes auf die Kanzel treten<br />
Ein Auszug<br />
aus dem Buch<br />
»10 Vorwürfe an<br />
die heutigen<br />
Gemeinden«<br />
3L-Verlag<br />
und verkündigen: ›So spricht der Herr!‹; er kann<br />
korrigieren und zurechtweisen, große Verheißungen<br />
mitteilen und Warnungen aussprechen. Bitte<br />
tut das für mich!«<br />
Wenn du ein Pastor oder Prediger bist, dann<br />
tue das bitte für deine Gemeinde, denn Gott sagt:<br />
»Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig<br />
dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst<br />
retten als auch die, welche auf dich hören« (1.Tim. 4,16).<br />
<strong>Die</strong>ser Vers ist in der heutigen Christenheit praktisch<br />
bedeutungslos geworden. Was denkst du, wie<br />
viele Pastoren und Prediger ihn ernst nehmen?<br />
Wie viele sagen sich wohl: »Ich muss auf mich<br />
selbst achthaben, um meine eigene Errettung und<br />
die meiner Zuhörer sicherzustellen!«?<br />
Ich habe eine Frage an dich, lieber Bruder: Wann<br />
geschah es das letzte Mal, dass du dein eigenes Leben<br />
auf die Probe gestellt hast, um zu prüfen, ob<br />
du wirklich im Glauben stehst, ob du den HERRN<br />
wirklich kennst? Ich habe große Gewissheit, wenn<br />
ich meine eigene Bekehrung betrachte, wenn ich<br />
mit anderen Männern darüber spreche, oder wenn<br />
ich auf meinen bereits 25 Jahre dauernden Weg<br />
mit Jesus blicke. Ich bin mir sicher, dass ich errettet<br />
bin. Doch selbst jetzt – wenn ich mich vom Glauben<br />
abwenden und weggehen würde, immer weiter<br />
weg, hin zur Irrlehre, in die Welt – könnte dies der<br />
größte Beweis von allen sein, dass ich den Glauben<br />
nie wirklich gekannt habe, dass diese ganze Sache<br />
ein Werk <strong>des</strong> Fleisches gewesen ist.<br />
Ich weiß, dass eine solche Aussage für viele<br />
schockierend ist. Vielleicht denkst du jetzt: »Oh<br />
nein, so etwas habe ich ja noch nie gehört!« Aber<br />
hier handelt es sich um die zeitlose biblische<br />
Wahrheit, die du kennen musst.<br />
»Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe<br />
beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl<br />
dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören«<br />
(1.Tim. 4,16).<br />
Möge Gott Seine Gemeinde segnen!<br />
<strong>Die</strong> 10 Vorwürfe in diesem Buch legen den Finger<br />
auf die Schwachstellen der Gemeinden. <strong>Die</strong> heutigen<br />
Gemeinden brauchen dringend eine Erweckung.<br />
Jedoch – wie es der Autor Paul Washer argumentiert<br />
– nicht dadurch, dass wir einfach unser »eigenes<br />
Ding anfangen« und dann erwarten, dass der<br />
Heilige Geist kommt und unsere Werke segnet.<br />
28 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
92 Seiten | Bestell-Nr.: 863.502 | 10,50€<br />
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voiceofhope.de | 29
TEIL 2<br />
Der erste Teil dieses 12. Kapitels aus dem Buch »Gott in der Einsamkeit begegnen«<br />
von Lydia Brownback ist in der Ausgabe 2-<strong>2022</strong> erschienen.<br />
DIE EINSAMKEIT DES<br />
Single-Seins<br />
LYDIA BROWNBACK<br />
EINZIGARTIGE GELEGENHEITEN<br />
Drittens: Wenn wir in der engen Gemeinschaft mit<br />
Jesus Christus bleiben und uns die Reichtümer <strong>des</strong><br />
Lebens mit Ihm bewusst werden, entdecken wir –<br />
oft zu unserer eigenen Überraschung – die einzigartigen<br />
Segnungen, die das Single-Dasein mit sich<br />
bringt. Auf einer rein praktischen Ebene können<br />
wir eher über unsere Zeit verfügen als Verheiratete<br />
(»eher verfügen« ist hier entscheidend, entgegen<br />
der landläufigen, aber irrtümlichen Auffassung,<br />
Singles hätten generell mehr Zeit).<br />
Singles haben auch mehr Spielraum, wenn es<br />
um Geld geht. Als alleinstehende Frau kann ich<br />
mir zum Aben<strong>des</strong>sen ein Grillhähnchen kaufen<br />
und eine Stunde lang in der Bibel lesen, bevor ich<br />
mich zum Essen hinsetze. <strong>Die</strong> meisten meiner<br />
verheirateten Freundinnen sind um diese Zeit<br />
mit der Zubereitung eines Essens für die Familie<br />
beschäftigt, und da gibt es nur selten ein fertig<br />
gegrilltes Hähnchen (zu wenig für eine ganze Familie,<br />
aber vier Mahlzeiten für eine Single-Frau).<br />
Alleinstehende können leichter ihren persönlichen<br />
Vorlieben frönen, nicht nur wenn es ums Essen<br />
geht, sondern auch bei der Planung von Freizeitaktivitäten<br />
am Wochenende oder von Urlaub,<br />
bei ihrem Engagement in der Gemeinde oder für<br />
die Allgemeinheit.<br />
Vor einer Weile las ich einen Blogbeitrag einer<br />
verheirateten Christin. Ihre Kritik richtete sich<br />
gegen unverheiratete Frauen, die ihrer Meinung<br />
nach egoistisch seien, weil sie solche Vorteile genießen.<br />
Können Sie sich vorstellen, dass ein Christ<br />
oder eine Christin einen ähnlichen Artikel über<br />
verheiratete Frauen schreibt und sie darin tadelt,<br />
weil sie die einzigartigen Segnungen der Ehe genießen?<br />
Bestimmt nicht. Wir Singles machen uns<br />
gegenseitig Mut und geben Gott die Ehre, wenn<br />
wir unsere unverwechselbaren Vorteile erkennen,<br />
annehmen und sie für etwas Gutes einsetzen. »Irrt<br />
euch nicht, meine geliebten Brüder: Jede gute Gabe und je<strong>des</strong><br />
vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von<br />
dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist,<br />
noch ein Schatten infolge von Wechsel« (Jak. 1,16-17).<br />
Das bei Weitem beste Privileg <strong>des</strong> Single-Daseins<br />
ist die Möglichkeit zu einem intensiveren<br />
Leben in der Nachfolge Jesu und zum <strong>Die</strong>nst für<br />
unseren Herrn und Erlöser. Mehr als alles andere,<br />
mehr auch als die Ehe, ist das eine Antwort<br />
auf unsere Einsamkeit. Wie Maria haben wir öfter<br />
die Gelegenheit, uns zu den Füßen Jesu niederzulassen<br />
und von Ihm zu lernen (Lk. 10,38-42). Wie<br />
Maria Magdalena haben wir mehr Möglichkeiten,<br />
das Wunder der Auferstehung zu erleben (Joh.<br />
20,11-18). Wie Hanna sind wir mobiler, hinauszugehen<br />
und das Evangelium weiterzugeben (Lk.<br />
2,38). Wie Lydia haben wir mehr Flexibilität, unser<br />
Zuhause und unsere Mittel für den <strong>Die</strong>nst in<br />
der Gemeinde einzusetzen (Apg. 16,15.40). Wenn<br />
wir diese einzigartigen Vorteile nutzen, erleben<br />
wir eine gewisse Erfüllung, die unsere verheirateten<br />
Glaubensgeschwister nicht so umfassend<br />
kennen, und wenn wir diese Gelegenheiten voller<br />
Dankbarkeit annehmen, verdeutlichen wir allen<br />
unseren Mitchristen, wie bereichernd und fruchtbar<br />
das Leben als Single sein kann.<br />
GESEGNET WEGEN UND NICHT<br />
TROTZ DES SINGLE-SEINS<br />
Ist das nicht auch unser Wunsch? Wir möchten<br />
doch nicht bloß auf dem Papier, sondern in unserem<br />
Herzen und dort, wo wir unseren Glauben<br />
ausleben, gewiss sein, dass wir einen Wert haben,<br />
nicht trotz, sondern wegen unseres Single-Seins.<br />
Wenn eine Frau nie die Bewunderung eines Mannes<br />
erlebt hat oder wenn sie von einem (oder mehreren)<br />
zurückgewiesen wurde, neigt sie schnell dazu,<br />
ihren eigenen Wert als Person infrage zu stellen.<br />
Zu solchen Frauen kommt Jesus Christus. Er will<br />
nicht ihr Selbstwertgefühl aufbauen, sondern sie<br />
dazu bringen, Ihn Selbst als ihren Wert zu erkennen.<br />
Wenn wir Jesus auf diese Weise wertschätzen, wird<br />
uns unser eigener Wert deutlich. Dann entdecken<br />
wir, dass wir aufgehört haben, uns über unseren<br />
Familienstand zu definieren. Wir brauchen nicht<br />
verheiratet zu sein, um eine ehrbare Identität zu<br />
haben. Geistlich gesehen sind wir in Jesus Christus<br />
bereits »verheiratet«. Unsere ganze Identität ist mit<br />
Seiner Person verbunden – und das trifft auf jeden<br />
30 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 31
Nachfolger Jesu zu, ob verheiratet oder unverheiratet.<br />
Das alles spricht auf tiefgehende und direkte<br />
Art bestimmte Aspekte der Einsamkeit an, die uns<br />
zwar bewusst sind, die wir aber nicht konkret fassen<br />
können. Wenn wir Gemeinschaft mit unserem<br />
Erlöser haben und unsere Identität in Ihm finden<br />
anstatt in unserem Familienstand, können wir uns<br />
stärker in unser Zusammensein mit unseren Mitchristen<br />
einbringen, weil uns unser Single-Status<br />
nicht mehr so sehr verunsichert.<br />
EIN SINGLE-LEBEN<br />
ZUR EHRE GOTTES<br />
Wir können auch anderen Mitchristen in dieser<br />
Richtung helfen, vor allem dann, wenn unsere<br />
Gemeinde ihre Mitglieder nach demografischen<br />
Gesichtspunkten aufteilt. Sie wissen, was ich damit<br />
sagen will. Da gibt es die Single-Gruppe (oder<br />
auch zwei, eine für junge Erwachsene und die<br />
andere für die 40-plus-Leute). Dann gibt es die<br />
Kleingruppe für Jungverheiratete, das monatliche<br />
Mittagessen für Senioren und die unterschiedlichen<br />
Jugendgruppen, aufgeteilt nach Alter. Wir<br />
möchten die Vorteile dieser demografisch unterteilten<br />
Untergruppen bestimmt nicht leugnen;<br />
aber diese Unterteilung birgt eine Gefahr: Man<br />
blendet dadurch aus, dass jeder in der Gemeinde<br />
zur großen Familie Gottes gehört. Wir wollen jedoch<br />
nicht aus den Augen verlieren, was der Apostel<br />
Paulus dazu gesagt hat: »Nun aber gibt es zwar<br />
viele Glieder, doch nur einen Leib. Und das Auge kann<br />
nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht!, oder das<br />
Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht!« (1.Kor.<br />
12,20-21). Verheiratete Gemeindemitglieder profitieren<br />
von unverheirateten, und die Unverheirateten<br />
profitieren wiederum von den verheirateten<br />
Männern und Frauen in ihrer Mitte. Auf diese<br />
Weise soll nach dem Willen Jesu Seine Gemeinde<br />
wachsen und gedeihen.<br />
Natürlich sind Single-Gruppen in einer Gemeinde<br />
ein Segen. Sie sind eine ideale »Kontaktbörse«<br />
für spätere Ehepaare, und oft beginnen in<br />
solchen Gruppen lebenslange Freundschaften.<br />
Single-Gruppen können jedoch auch ungesund<br />
für den Glauben sein, wenn sie zu einer kleinen<br />
Gemeinde innerhalb der Gemeinde werden, oder<br />
wenn sie an die Stelle <strong>des</strong> Sonntagsgottesdienstes<br />
treten. Ein <strong>Die</strong>nst für Singles kann – und sollte –<br />
als Einstieg in die Gesamtgemeinde dienen; aber<br />
wenn er zum Selbstzweck wird, hat letzten En<strong>des</strong><br />
niemand etwas davon, auch nicht die Singles<br />
selbst. <strong>Die</strong> Endvierziger, die in der Single-Gruppe<br />
bleiben, die sie bereits mit Anfang 20 besucht<br />
haben, ohne sich der Gemeinde als Ganzes anzuschließen,<br />
bilden im Laufe der Zeit eine Art<br />
Selbsthilfegruppe für traurige Singles. Erkennen<br />
Sie, wie hier das Gesetz <strong>des</strong> abnehmenden Ertrags<br />
am Werk ist? So etwas mindert unsere Einsamkeit<br />
nicht, sondern verstärkt sie sogar. <strong>Die</strong> Hand<br />
braucht den Fuß, und das Auge braucht das Ohr.<br />
Deshalb ist es gut, wenn wir in der <strong>Kraft</strong>, die Jesus<br />
uns gibt (Phil. 4,19), die Schutzhülle <strong>des</strong> Sicheren<br />
und Vertrauten, <strong>des</strong> Leichten und Bequemen verlassen<br />
und teilhaben am Leben anderer, zu denen<br />
Gott uns bestimmt senden wird.<br />
Wenn Sie davon nicht gerade begeistert sind,<br />
könnte das daran liegen, dass Sie bei der Vorstellung,<br />
sich stärker in die Gemeinde einzubringen,<br />
an bestimmte Funktionen denken, die Singles üblicherweise<br />
übernehmen oder in die sie von der<br />
Gemeinde hineingedrängt werden. Das können<br />
Kinderprogramme sein oder die Arbeit in Spielgruppen<br />
für Kleinkinder, damit die Mütter sich<br />
eine dringend benötigte Pause gönnen können.<br />
Natürlich kann die Arbeit mit den Kindern unserer<br />
Gemeinde nicht nur eine Hilfe für erschöpfte<br />
Mütter sein, sondern auch Balsam für die Seele einer<br />
kinderlieben Single-Frau mit großem Mutterherzen.<br />
Aber das trifft nicht auf alle Single-Frauen<br />
zu. Manche von uns haben einfach keine Gabe<br />
für die Arbeit mit Kindern. Und wissen Sie was?<br />
Das ist vollkommen in Ordnung. Eine Vorliebe für<br />
andere Bereiche der Gemeindearbeit verringert<br />
nicht unsere Weiblichkeit oder unseren Nutzen<br />
für die Gemeinde Jesu. Vorhandener Bedarf ist<br />
nicht immer gleichzusetzen mit Berufung, und<br />
eine sich bietende Gelegenheit ist nicht immer<br />
die Antwort. Wenn das bei uns der Fall sein sollte,<br />
können wir in Liebe unsere ehrliche Meinung<br />
dazu sagen. <strong>Die</strong> Wahrheit in Liebe ausgesprochen<br />
erzeugt Gemeinschaft in Einheit.<br />
Verheiratet oder unverheiratet, wir alle haben<br />
bestimmte Gaben, und wir dienen der Gemeinde<br />
Jesu am besten und mit der größten Freude, wenn<br />
wir diese Gaben entdecken und einsetzen. Wenn<br />
Gott uns nicht dazu berufen hat, eine Familie zu<br />
gründen, oder uns nicht die Gabe geschenkt hat,<br />
mit Kindern zu arbeiten, können wir sicher sein,<br />
dass Er uns zu etwas anderem berufen hat. Sobald<br />
wir bereit sind, unseren Mitchristen zu dienen,<br />
zeigt Gott uns die einzigartigen Möglichkeiten,<br />
die Er uns schenkt, damit unsere Freude wächst,<br />
in der Gemeinde Gutes bewirkt und Ihm die Ehre<br />
gegeben wird.<br />
Im Heilsplan Gottes ist das Single-Leben keine<br />
»zweite Wahl«. Im Gegenteil, es ist ein besonderes<br />
Vorrecht mit einzigartigen Segnungen, die wir genießen<br />
und an andere weitergeben dürfen. Sind wir<br />
dazu bereit, wenn Gott uns nicht oder erst später in<br />
eine Ehe beruft? Teilen Sie Ihm Ihre Bereitschaft<br />
mit, und wenn Sie noch nicht an diesem Punkt<br />
sind, bitten Sie Ihn, Sie dorthin zu führen. Sie haben<br />
nichts zu verlieren – bloß die Einsamkeit.<br />
EIN LEBENSWERTES LEBEN<br />
»Nichts zu ver1lieren – bloß die Einsamkeit.«<br />
<strong>Die</strong>se Worte sind nicht bloß ein banaler Abschluss<br />
für ein Kapitel über die Einsamkeit im<br />
Single-Dasein. <strong>Die</strong>se Worte sind wahr. Ich weiß<br />
es, weil ich es selbst erlebt habe. Früher in meinem<br />
Leben war das Alleinsein bloß ein anderer<br />
Begriff für Enttäuschung (oder gar Frustration<br />
mit einer gelegentlichen Dosis Bitterkeit). Während<br />
dieser Zeit tat ich alles, um meinen Familienstand<br />
zu ändern; aber wie bei allen Schritten,<br />
die wir ohne Gott unternehmen, führte dieses<br />
ständige Bemühen nur zu weiterer Enttäuschung.<br />
Doch eines Nachts führte Gott mich an<br />
meinen persönlichen Endpunkt. Ich erinnere<br />
mich noch an jede Einzelheit dieser Nacht, wie<br />
ich allein in meiner dunklen Wohnung saß und<br />
das Ende einer anfangs vielversprechenden Beziehung<br />
hinnehmen musste. Ich betete: »Lieber<br />
Gott, wenn die Ehe im Moment nicht Dein Plan<br />
für mich ist, was ist es dann? Du weißt, was ich<br />
mir so sehr gewünscht habe; aber jetzt frage ich<br />
Dich: Was ist Dein Wille für mein Leben?«<br />
Ich war überrascht, dass die düstere Resignation,<br />
mit der ich mein Gebet begonnen hatte, verschwunden<br />
war, als ich es beendete. Statt<strong>des</strong>sen<br />
war ich erfüllt von hoffnungsvoller Erwartung<br />
und Vertrauen. Ich hatte dieses Gebet schon vorher<br />
gesprochen, aber diesmal war etwas anders<br />
gewesen; denn diesmal meinte ich es wirklich<br />
ernst. Nur Gott konnte mich zu diesem Punkt hinführen,<br />
und das tat Er auch.<br />
Danach boten sich mir innerhalb sehr kurzer<br />
Zeit neue Gelegenheiten, und ich fand eine Arbeit,<br />
die mir seitdem Erfüllung und wahre Zufriedenheit<br />
schenkt. Natürlich gibt es noch immer Stunden<br />
und Tage der Einsamkeit, aber sie beherrscht nicht<br />
mehr mein Leben wie in jener Nacht vor langer<br />
Zeit. <strong>Die</strong> Arbeit, die ich mache, ist nur teilweise ein<br />
Grund dafür. In diesem nächtlichen Gebet öffnete<br />
sich mein Herz vollständiger für Jesus Christus als<br />
meinem Herrn. Der Segen, den ich in meiner Arbeit<br />
erfahre, und die daraus resultierende Zufriedenheit<br />
sind direkte Folgen dieser neuen Haltung.<br />
Damals bekam ich Hilfe von einer tiefgläubigen<br />
Frau, die schon seit Jahrzehnten den Weg <strong>des</strong><br />
Single-Lebens ging. Ich beobachtete, wie sie lebte<br />
und wie sie Jesus Christus in unserer Gemeinde<br />
hingebungsvoll diente. Sie hatte nur sehr wenige<br />
materielle Güter, aber das schien ihr gleichgültig<br />
zu sein. Ich weiß nicht, wie sie ihr Leben als Single<br />
empfand, weil sie nie über sich selbst sprach. Gespräche<br />
mit ihr waren nie Gespräche über sie.<br />
Vor ein paar Jahren erreichte sie das Rentenalter,<br />
und sie wollte zu Beginn dieses neuen Lebensabschnitts<br />
auch ihre Rolle in der Gemeinde<br />
beenden. Als ich diese Nachricht hörte, dankte ich<br />
Gott, dass Er sie vor vielen Jahren in mein Leben<br />
geführt hatte, weil sie für mich ein Vorbild war,<br />
wie man über Jahrzehnte ein freudiges Single-Leben<br />
zur Ehre Gottes führen kann. Sie können sich<br />
bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, als<br />
ich herausfand, dass sie sich verlobt hatte. Ein älterer<br />
Witwer war in ihr Leben getreten und hatte<br />
ihr Herz im Sturm erobert. Eine so strahlende<br />
Braut habe ich noch nie gesehen, und dieses<br />
Strahlen ließ nicht nach, als die Hochzeit vorbei<br />
war. Ihr Bräutigam trug sie auf Händen und umgab<br />
sie nicht nur mit seiner Zuneigung, sondern<br />
auch mit materiellen Annehmlichkeiten, die für<br />
sie vorher unvorstellbar gewesen waren.<br />
Jetzt kennen Sie meine Geschichte und auch<br />
die Geschichte meiner Freundin. Beide offenbaren<br />
uns, dass Gott sich daran freut, diejenigen<br />
zu segnen, die ihr Vertrauen auf Ihn setzen. Beide<br />
zeigen, dass der Makel <strong>des</strong> Alleinseins und<br />
die damit einhergehende Einsamkeit Gott nicht<br />
gleichgültig sind. Ich bin immer noch unterwegs<br />
und ganz bestimmt noch nicht am Ziel angekommen.<br />
Aber ob unverheiratet oder verheiratet, ich<br />
möchte so leben, wie es mir meine Freundin durch<br />
ihr Beispiel gezeigt hat. Sie hat erlebt, wie sich die<br />
32 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 33
Worte eines unverheirateten Propheten in ihrem<br />
Leben bewahrheitet haben:<br />
»Gnadenbeweise <strong>des</strong> HERRN sind’s, dass wir nicht gänzlich<br />
aufgerieben wurden, denn Seine Barmherzigkeit ist<br />
nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und Deine Treue<br />
ist groß! Der HERR ist mein Teil!, spricht meine Seele;<br />
darum will ich auf Ihn hoffen« (Kla. 3,22-24).<br />
Wollen Sie das auch? Welcher Aspekt unserer engen<br />
Gemeinschaft mit Jesus Christus verändert<br />
unsere Sichtweise über unseren Familienstand?<br />
Mission –<br />
GOTT IN DER EINSAMKEIT BEGEGNEN<br />
Ob jung oder alt, alleinstehend oder verheiratet, männlich oder<br />
weiblich – irgendwann im Leben haben wir alle einmal mit Einsamkeit<br />
zu kämpfen. Wir versuchen, die Leere zu füllen oder unsere<br />
Lebensumstände zu ändern, um dem Schmerz zu entgehen.<br />
Aber was ist, wenn uns diese schmerzende Einsamkeit auf<br />
etwas Größeres hinweisen soll?<br />
Lydia Brownback betrachtet verschiedene Aspekte der Einsamkeit<br />
und erinnert uns an Gottes Macht, diese in unserem Leben<br />
zu nutzen, um uns zu sich zu ziehen. Letztlich hilft sie uns zu erkennen,<br />
dass wir nie wirklich allein sind, selbst wenn wir uns unverstanden,<br />
verlassen oder aufgegeben fühlen.<br />
EIN AUFTRAG FÜR<br />
DIE GEMEINDE<br />
192 Seiten | Paperback | Bestell-Nr.: 271.723<br />
Christliche Verlagsgesellschaft DiIlenburg | 14,90€<br />
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Es sind schon mehr als sieben Monate vergangen,<br />
seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen<br />
hat. Viele furchtbare Nachrichten haben<br />
wir gehört, gelesen und gesehen. Doch irgendwie<br />
gewöhnen wir uns an all die schlechten Nachrichten<br />
und nehmen sie nicht mehr wirklich wahr.<br />
Letztes Jahr gab es in Deutschland die große Flutkatastrophe.<br />
In Afghanistan haben die Taliban die<br />
Macht über das Land übernommen; <strong>des</strong>halb herrscht<br />
dort heute die härteste Christenverfolgung auf der<br />
ganzen Welt. Seit über zwei Jahren ist COVID-19 Teil<br />
unseres Alltags – manche von uns haben ihre Lieben<br />
zu Grabe getragen. Es hat sich in den letzten Jahren<br />
vieles verändert, und sicherlich kommen noch viele<br />
wirtschaftliche Veränderungen auf uns zu.<br />
Wohin bewegt sich unsere Welt? Was wird uns noch<br />
alles widerfahren? Werden wir hier in Westeuropa<br />
Christenverfolgung erleben? Werden wir in allen Prüfungen<br />
und Leiden standhalten können? Wird un-<br />
34 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 35
ser Zeugnis von dem Herrn Jesus Christus noch<br />
Frucht tragen?<br />
All diese Fragen bewegen zu Recht viele Christen;<br />
doch wir sollten uns eine andere, viel wichtigere<br />
Frage stellen: Glauben wir, dass unser souveräner<br />
Herr über all diesen Dingen steht? Glauben<br />
wir, dass Er über allem die Kontrolle hat: über<br />
unsere Obrigkeit, die Kriege, die Krankheiten, die<br />
Verfolgungen – und vor allem über Seine Gemeinde?<br />
Wenn wir das wahrhaft glauben, dann werden<br />
wir uns nicht mehr ängstlich sorgen. Natürlich<br />
machen wir uns über jene Dinge Gedanken; aber<br />
weil wir es nicht sind, welche diese Geschehnisse<br />
lenken noch verändern, noch etwas verhindern<br />
können, überlassen wir es Dem, der die Kontrolle<br />
darüber hat. Wenn wir es lernen, täglich unsere<br />
Sorgen und Nöte dem Herrn zu übergeben, werden<br />
wir erleben, wie Er alles wunderbar lenkt –<br />
alles zum Besten für diejenigen, die Ihn lieben –,<br />
und wir werden in solchen Situationen Gelegenheiten<br />
zum Zeugnis erkennen.<br />
Wenn der Herr zu Seinen Jüngern sagt, dass sie<br />
in die ganze Welt hinausgehen und das Evangelium<br />
von dem Herrn Jesus Christus predigen sollen,<br />
dann gibt Er ihnen damit nicht nur diesen Missionsbefehl,<br />
sondern versichert ihnen auch, dass<br />
Er bei ihnen sein werde »alle Tage bis an das Ende<br />
der Weltzeit« (Mt. 28,19-20)! Weil unser Herr Seiner<br />
Gemeinde diesen Auftrag gegeben und auch noch<br />
versprochen hat, dass Ihm alle Macht gegeben<br />
sei im Himmel und auf Erden, so können wir mit<br />
Zuversicht in die Zukunft schauen, in der Gewissheit,<br />
dass Er mit uns sein wird. Lasst uns in Seinen<br />
Wegen wandeln und treu Seinem Auftrag folgen!<br />
UKRAINE<br />
Der Krieg in der Ukraine eröffnete den Christen<br />
einen Weg, dem Missionsbefehl in Deutschland<br />
sowie auch in der Ukraine selbst nachzukommen.<br />
Durch Gottes wunderbare Gnade und durch<br />
die Unterstützung von Seiten vieler Geschwister<br />
durften wir 77000 ukrainische Broschüren<br />
drucken mit einer klaren Botschaft über unseren<br />
dreieinigen Gott, die Verlorenheit <strong>des</strong> Menschen<br />
und den Rettungsplan Gottes. <strong>Die</strong>se Broschüren<br />
sind schon fast alle verteilt worden, sowohl in<br />
Deutschland, als auch in der Ukraine. Tausende<br />
Bibeln und Neue Testamente in Ukrainisch und<br />
Russisch wurden ebenfalls und werden immer<br />
noch unter den Ukrainern verteilt. So können<br />
wir sehen, dass die Verbreitung <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong><br />
nicht abnimmt, sondern dass sich – im Gegenteil!<br />
– manchmal noch mehr Möglichkeiten eröffnen.<br />
Beispielsweise durften wir monatelang ukrainische<br />
Flüchtlinge im Missionswerk aufnehmen<br />
und ihnen Tag für Tag das Evangelium erklären.<br />
Eine ukrainische Frau besucht seitdem regelmäßig<br />
die Gottesdienste.<br />
Welch einen mächtigen und wunderbaren Gott<br />
haben wir doch, der angesichts großer Leiden<br />
und Schwierigkeiten echte und sichere Hoffnung<br />
schenken kann! Ihn lieben wir, und Ihm dienen<br />
wir gern.<br />
KASACHSTAN<br />
Auch in Kasachstan wird die Missionsarbeit weiter<br />
fortgeführt – nicht durch große Evangelisationsveranstaltungen,<br />
sondern durch unsere<br />
Glaubensgeschwister, die von Dorf zu Dorf und<br />
von Haus zu Haus gehen. Es sind hauptsächlich<br />
Muslime, die sie dort antreffen und mit denen sie<br />
über die rettende Botschaft von dem Herrn Jesus<br />
Christus sprechen; dabei verteilen sie Bibeln, die<br />
wir ihnen schicken durften.<br />
Etwa 70 % der kasachischen Bevölkerung besteht<br />
aus Muslimen, und über 70 % der gesamten<br />
kasachischen Bevölkerung gilt immer noch als<br />
vom Evangelium unerreicht.<br />
Prof. Dr. Edelbay von der Nationaluniversität in<br />
Almaty, Kasachstan, schreibt zu der traditionellen<br />
kasachischen Kultur und dem dort herrschenden<br />
Islam: »In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung<br />
waren die am weitesten verbreiteten Religionen<br />
der Zoroastrismus, der Buddhismus sowie<br />
andere religiöse Strömungen. <strong>Die</strong> Verbreitung<br />
<strong>des</strong> Islam auf dem Gebiet <strong>des</strong> heutigen Kasachstan<br />
begann in den südlichen Regionen im siebten<br />
Jahrhundert und dauerte mehrere Jahrhunderte.«<br />
»Gegenwärtig kann man beobachten, wie der<br />
Islamisierungsprozess zunimmt und das religiöse<br />
Empfinden in der kasachischen Bevölkerung rapide<br />
ansteigt. Man kann auch die Ausweitung <strong>des</strong><br />
Tätigkeitsbereichs <strong>des</strong> Islam feststellen.«<br />
Dass sich der Islam in Kasachstan weiter ausbreitet,<br />
beobachten auch unsere Geschwister aus<br />
den Gemeinden vor Ort. Sie sind sich aber gewiss,<br />
dass der Herr Menschen aus dem Islam und aus<br />
den ethnischen Religionen gleichermaßen erretten<br />
kann.<br />
Eines Tages kam eine große Volksmenge zu Jesus.<br />
Ihr Motiv war nicht, das lebendige Wort Gottes zu<br />
hören, sondern die Befriedigung ihrer leiblichen<br />
Bedürfnisse. Einen Tag zuvor hatte der Herr etwa<br />
5000 Mann mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist.<br />
Am folgenden Tag fanden sie sich wieder<br />
bei Ihm ein, und Er sagte zu ihnen: »Ihr sucht Mich<br />
nicht <strong>des</strong>halb, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr<br />
von den Broten gegessen habt und satt geworden seid«<br />
(Joh. 6,26).<br />
Als der Herr Jesus ihnen dann die Lehre über<br />
Gott und sich Selbst darlegte, sprach Er zu ihnen:<br />
»Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen<br />
ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so<br />
wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das Ich geben<br />
werde, ist Mein Fleisch, das Ich geben werde für das Leben<br />
der Welt.« Anschließend wird uns hier berichtet:<br />
»Da stritten die Juden untereinander und sprachen:<br />
Wie kann <strong>Die</strong>ser uns [Sein] Fleisch zu essen geben?«<br />
(Joh. 6,51-52).<br />
Viele, die Jesus bisher nachgefolgt waren,<br />
entsetzten sich schlussendlich über Seine Worte<br />
JESUS UND<br />
DIE VOLKSMENGE<br />
Neulich sagte ein kasachisches Ehepaar, das schon<br />
länger mit den Missionaren in Kontakt stand, dass<br />
sie Jesus gern nachfolgen würden, aber bei ihren<br />
Traditionen bleiben und vor allem die Verehrung<br />
der verstorbenen Ahnen nicht lassen wollten. <strong>Die</strong><br />
Missionare waren entsetzt. Wie können sie bei<strong>des</strong><br />
vereinbaren: Jesus nachfolgen und Götzendienst<br />
treiben? Das veranlasste sie, ihre Verkündigung<br />
von nun an nicht erst mit der Geburt Jesu zu beginnen,<br />
sondern mit der Schöpfung und den Geboten<br />
Gottes – also mit der Frage, wer Gott ist und was<br />
Er von den Menschen fordert. Als einer der Missionare<br />
ihnen dann das erste Gebot Gottes erklärte,<br />
verstanden sie, dass man entweder den lebendigen<br />
Gott anbetet oder weiter im Götzendienst verbleibt,<br />
dass aber bei<strong>des</strong> zugleich unmöglich ist.<br />
Es gibt viele Menschen, die zu ihrem bisherigen<br />
»Glauben« gern noch einen weiteren hinzufügen<br />
und dabei meinen: Wenn das eine nicht hilft, dann<br />
vielleicht das andere. Solche Erfahrungen haben<br />
wir bei zahlreichen Flüchtlingen gemacht.<br />
Deshalb erachten wir es als dringend notwendig,<br />
den Menschen – ungeachtet ihres religiösen<br />
Hintergrun<strong>des</strong> – nicht nur die »Frohe Botschaft«<br />
zu erzählen, sondern ihnen den ganzen Ratschluss<br />
Gottes zu verkündigen. <strong>Die</strong> Menschen sollen<br />
wissen, dass die Nachfolge Jesu mit Selbstverleugnung<br />
verbunden sein muss, mit einer völligen<br />
Abkehr von der Welt und Sünde und einer völligen<br />
Hingabe an Christus. Wenn wir die Botschaft der<br />
Bibel klar verkündigen, dann merken wir oft, dass<br />
viele Menschen auf einmal nicht mehr bereit sind,<br />
die ganze Wahrheit der biblischen Botschaft anzuhören,<br />
geschweige denn dem Herrn zu folgen.<br />
und sprachen: »Das ist eine harte Rede! Wer kann sie<br />
hören?« (Joh. 6,60). Das ist genau der Punkt. Wenn<br />
es darauf ankommt, sich selbst zu verleugnen<br />
und Jesus wirklich nachzufolgen, dann gehen<br />
viele Menschen weg. Nun, sie gehen, weil ihnen<br />
die Konsequenzen der Nachfolge gezeigt wurden<br />
und sie nicht bereit waren, diesen schmalen<br />
Weg zu gehen, oder – mit anderen Worten –:<br />
WWSie hatten keinen wahren, rettenden Glauben<br />
(Joh. 6,64).<br />
Es gibt aber demgegenüber auch immer wieder<br />
Menschen, die dem Evangelium glauben und<br />
aufrichtige Nachfolger Jesu werden. Das erleben<br />
wir in unserer Gemeinde und auch in anderen<br />
Missionsländern.<br />
Danken wir unserem Herrn, dass Sein kraftvolles<br />
Evangelium sich in der Welt ausbreitet und<br />
immer noch Menschen zur Buße und zum echten<br />
Glauben an den Herrn Jesus Christus kommen!<br />
Lasst uns nicht müde werden, für die Missionsarbeit<br />
zu beten und daran mitzuwirken!<br />
36 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong><br />
voiceofhope.de | 37
A.W. TOZER<br />
Das Zeugnis<br />
<strong>des</strong> Christen in<br />
der Welt<br />
Der Missionsauftrag der Gemeinde Jesu<br />
besteht im Weitergeben, Verkündigen<br />
und Bezeugen. Sie ist auf der Erde geblieben,<br />
um für unumstößliche, große und ewige<br />
Wahrheiten zu zeugen, die sie von Gott erhielt und<br />
von denen die Welt nichts wissen würde, wenn die<br />
Gemeinde Jesu sie nicht darauf hingewiesen hätte.<br />
»So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker,<br />
und tauft sie … und lehrt sie …«, befahl Jesus der ersten<br />
Schar Seiner Nachfolger (Mt. 28,19-20). <strong>Die</strong> Gemeinde<br />
sollte lehren, und die Welt sollte zuhören;<br />
und alle, die das Zeugnis der Christen annehmen<br />
würden, sollten getauft und dann weiter in die Geheimnisse<br />
<strong>des</strong> Reiches Gottes eingeführt werden.<br />
<strong>Die</strong>se Reihenfolge hatte der auferstandene<br />
Christus Selbst festgelegt. <strong>Die</strong> ersten Christen<br />
hatten so unfassbare Wunder erlebt, dass sie, obwohl<br />
sie zuerst voller Furcht waren, jetzt mit einer<br />
unbändigen geistlichen Freude erfüllt waren, die<br />
sie nicht für sich behalten konnten. Nun, da das<br />
Grab leer und ihr Herr auferstanden und ihnen<br />
auch erschienen war, wurden sie von Ihm Selbst<br />
beauftragt, die Frohe Botschaft von Seiner Auferstehung<br />
zu verbreiten.<br />
Einige Tage später kam der Heilige Geist auf<br />
sie, bekräftigte die Wahrheit und verlieh ihrem<br />
Zeugnis eine neue Dimension moralischer <strong>Kraft</strong>.<br />
So fing alles an: <strong>Die</strong> erste Gemeinde verbreitete<br />
die rettende Botschaft, und die Welt musste<br />
nur auf diese Botschaft hören. <strong>Die</strong> Jünger hatten<br />
gehört, »was von Anfang war«; sie hatten »das ewige<br />
Leben« gesehen und erlebt, »das bei dem Vater war<br />
und [den Menschen] erschienen ist« (1. Joh. 1,1-4). Als<br />
solche, die um ihre Verpflichtung zum Zeugendienst<br />
wussten, gingen sie jetzt in der <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong><br />
Geistes zu Juden und Griechen, Sklaven und Freien,<br />
Mächtigen und Machtlosen, um die Botschaft<br />
»vom Wort <strong>des</strong> Lebens« weiterzusagen, zu bezeugen,<br />
zu erklären und zu verkündigen. <strong>Die</strong> nachfolgenden<br />
Generationen von Christen, die Jesus zwar<br />
nicht mehr mit den eigenen Augen gesehen, Ihn<br />
aber durch das Wirken <strong>des</strong> Heiligen Geistes persönlich<br />
erlebt und erfahren hatten, als sie gerettet<br />
wurden, gaben die Botschaft mit dem gleichen<br />
Eifer weiter wie der ursprüngliche Jüngerkreis.<br />
Sie waren unermüdliche Zeugen; denn sie hatten<br />
der Welt etwas zu sagen! Sie handelten in Hingabe<br />
und voller Eifer – überzeugt davon, dass sie die<br />
Wahrheit empfangen hatten, die die Welt so sehr<br />
brauchte, und die sie nicht ignorieren durfte.<br />
So ist es immer gewesen, wenn die wahre Gemeinde<br />
ihre Augen und Ohren offen hielt. Wenn<br />
sie den Einen wirklich kannte, der »inmitten der<br />
sieben goldenen Leuchter wandelt« (Off. 2,1) und <strong>des</strong>sen<br />
»Stimme wie das Rauschen vieler Wasser« (Off. 1,15) ist,<br />
hat sie den Widerhall dieser Stimme weitergegeben,<br />
und die Welt musste einfach zuhören. Manchmal<br />
wandte jene Welt denen, die ihr Gutes bringen<br />
wollten, den Rücken zu und verfolgte sie bis in den<br />
Tod. Manchmal hörte sie zu, so wie Hero<strong>des</strong> Jo-<br />
hannes dem Täufer zuhörte, tief bewegt von dem<br />
Gehörten, doch unwillig zu gehorchen. Manchmal<br />
hörte sie sogar bereitwillig zu, und eine Reihe<br />
von Menschen taten Buße und begannen, Christus<br />
nachzufolgen. Doch immer war die Welt der Empfänger:<br />
<strong>Die</strong> Gemeinde redete, und die Welt hörte. So war es<br />
richtig, und so hatte Christus es geboten.<br />
Doch »hört, ihr Himmel, und horche auf, o Erde«<br />
(Jes. 1,2) – eine gewaltige Verschiebung ist im Verhältnis<br />
der Gemeinde zur Welt eingetreten, eine<br />
so radikale und groteske Verlagerung, dass man<br />
es nicht für möglich gehalten hätte, wäre sie vor<br />
einigen Jahren vorausgesagt worden!<br />
<strong>Die</strong> meisten Gemeinden von heute haben im<br />
Grunde ihr Zeugnis als Gemeinde verloren. <strong>Die</strong><br />
Gemeinde hat der Welt nichts mehr zu sagen. Ihre<br />
einst sichere, laute Stimme ist zu einem entschuldigenden<br />
Geflüster geworden. Sie, die einst ein<br />
wahrer Zeuge in dieser Welt war, geht jetzt hin, um<br />
Umfragen zu starten. Sie vertritt die Lehrsätze ihres<br />
Bekenntnisses in einer Weise, wie man höflich<br />
einen Vorschlag unterbreitet oder einen religiösen<br />
Rat gibt und sich dabei noch entschuldigt, dass es<br />
ja nur eine Lehrmeinung sei, und dass man keinesfalls<br />
eine fromme Beeinflussung beabsichtige.<br />
Es geht nicht nur darum, dass die Christenheit<br />
der Welt nichts mehr zu sagen hat, sondern auch<br />
darum, dass im Grunde die Rollen vertauscht<br />
sind, wobei diejenigen, die sich als <strong>Die</strong>ner Christi<br />
bezeichnen, sich jetzt der Welt zuwenden, um<br />
von ihr erleuchtet zu werden. Sie sitzen zu Adams<br />
Füßen, bitten um Unterweisung und klären ihre<br />
Botschaft mit den weltlichen Ideologen ab, bevor<br />
sie sie weitergeben. Doch die Gewissheit, die vom<br />
Sehen <strong>des</strong> Lebens kommt, und die Zuversicht, die<br />
dem Hören auf die Apostel entspringt – wo ist bei<strong>des</strong><br />
geblieben?<br />
Ich möchte noch deutlicher werden. Von wem<br />
rede ich hier? Von den Liberalen, welche die Autorität<br />
der Schrift leugnen? Ich wünschte, es wäre<br />
so. Nein, die Liberalen haben sich aus meiner Sicht<br />
schon lange als geistlich tot erwiesen, und ich erwarte<br />
nichts von ihnen. Ich spreche vielmehr von<br />
ernsten Christen, von den sogenannten evangelikalen<br />
Gemeinden. Ich rede von Gemeinden mit<br />
populären Evangelisationsmethoden, die die Bibel<br />
häufig zitieren, doch ohne eine Spur von ihrer<br />
Autorität, die weitgehend das Selbstverständnis<br />
der Welt übernehmen, aber die biblischen Grundsätze<br />
über Bord werfen. Sie sind wie ein schwacher<br />
Vater, der schon lange die Führungsrolle in<br />
seiner Familie verloren hat und gar nicht mehr<br />
erwartet, dass man ihm gehorcht. Sie bieten als<br />
religiöse Beruhigungspille einen Christus an,<br />
der ohne Souveränität und ohne Herrschaftsanspruch<br />
ist. Sie akzeptieren die Methoden der Welt<br />
und bemühen sich um die Gunst von reichen Leuten,<br />
Politikern und Stars. Natürlich wird erwartet,<br />
dass ein besagter Star sich dazu herablässt, dann<br />
und wann ein nettes Wort über Jesus zu sagen.<br />
38 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 39
Ich beziehe mich auf christliche Zeitschriften,<br />
die angeblich die allgemein akzeptierten<br />
christlichen Glaubensinhalte anerkennen, aber<br />
die man nach Aussehen, Geist, Sprache, Methode<br />
und Zielsetzung kaum noch von der Berichterstattung<br />
einer weltlichen unterscheiden kann.<br />
Ich meine damit das Christentum, das zu Christus<br />
sagt: »Wir wollen selbst für unser Brot und für unsere<br />
Kleider sorgen; lass uns nur Deinen Namen tragen,<br />
nimm unsere Schmach hinweg!« (Jes. 4,1). Ich meine<br />
die Massen von Christen, die anscheinend an Jesus<br />
glauben und Ihn »angenommen« haben, ihre<br />
Gemeindehäuser jedoch zu Theatersälen machen,<br />
und die überhaupt nicht wissen, was Gottesdienst<br />
oder eine Gemeinde eigentlich ist. Es<br />
sind jene, die das Kreuz missverstehen und die<br />
für die ernsthaften Folgen wahrer Jüngerschaft<br />
völlig blind sind.<br />
Auch meine ich die Gemeinden, die sich der<br />
Sprache der wirklichen Christen bedienen, aber<br />
dennoch mit der Welt und den liberalen Gemeinden<br />
gemeinsame Sache machen, und die der<br />
Schmach <strong>des</strong> Kreuzes zu entgehen versuchen.<br />
<strong>Die</strong> Gemeinde Jesu Christi befindet sich in der<br />
babylonischen Gefangenschaft, und so wie Israel<br />
die Lieder Zions nicht in einem fremden Land singen<br />
konnte, so haben Christen in der Knechtschaft<br />
keine bevollmächtigte Botschaft zu verkündigen.<br />
Sie müssen erst auf die täglichen Nachrichten warten,<br />
um einen Text zu haben, und eines der gängigen<br />
Nachrichtenmagazine lesen, um ein Thema zu<br />
finden. Wie der Chefredakteur einer Tageszeitung<br />
nach einer guten Story lechzt, wenn in den letzten<br />
Stunden kein Mord oder Unfall geschehen ist, der<br />
eine gute Schlagzeile abgeben kann, so wartet der<br />
»Prophet« in Babylon auf einen Krieg, eine neue<br />
Entwicklung im Nahen Osten oder ein Raumfahrtunternehmen<br />
– auf ein Thema, das ihn aus<br />
seinem Schweigen erlöst und ihm auf seiner Kanzel<br />
wieder zu mehr Anklang verhilft.<br />
Aber wie lautet die Berufung der Gemeinde?<br />
Was soll sie ausrichten? Welches sind die durchdringenden,<br />
kühnen, ewigen Grundsätze, die sie<br />
verkündigen soll?<br />
1<br />
Der erste Grundsatz heißt: Gott ist alles in<br />
allem. Er ist die große Realität, die allen erschaffenen<br />
Dingen und Wesen ihre Bedeutung<br />
gibt. »Ihr seid Meine Zeugen, spricht der HERR,<br />
und Mein Knecht, den Ich erwählt habe, damit ihr erkennt<br />
und Mir glaubt und einseht, dass Ich es bin; vor Mir ist<br />
kein Gott gebildet worden, und nach Mir wird es keinen<br />
geben … Ja, von jeher bin Ich Derselbe, und niemand kann<br />
aus Meiner Hand erretten. Ich wirke – wer will es abwenden?«<br />
(Jes. 43,10.13).<br />
2<br />
Der nächste große Grundsatz ist, dass wir<br />
von Gott und für Ihn erschaffen sind. <strong>Die</strong><br />
Frage »Woher komme ich?« kann nicht<br />
besser beantwortet werden als mit den Worten:<br />
»Gott hat dich gemacht.« Alle zusammengeballte<br />
Weisheit der Welt kann diese einfache<br />
Antwort nicht vollkommener ausdrücken. Wissenschaftliche<br />
Untersuchungen sind tief in die<br />
Geheimnisse der Materie und der in ihr ablaufenden<br />
Prozesse eingedrungen, doch der Ursprung<br />
der Materie liegt in tiefem Schweigen<br />
und weigert sich, auf irgendwelche Fragen eine<br />
Antwort zu geben. Gott schuf den Himmel, die<br />
Erde und den Menschen auf der Erde, und Er<br />
schuf den Menschen für sich – somit gibt es nur<br />
eine Antwort auf die Frage: »Warum hat Gott<br />
mich erschaffen?«<br />
Der Christ soll nicht Streitgespräche führen<br />
oder sich auf Wortgefechte einlassen, er soll sich<br />
weder auf Beweise konzentrieren noch Ursachen<br />
ergründen. Seine Aufgabe ist erfüllt, wenn er das<br />
Wort Gottes laut und deutlich weitergibt: »So<br />
spricht der Herr!« Wenn er das getan hat, überlässt<br />
er Gott die Verantwortung dafür, was aufgrund<br />
<strong>des</strong>sen geschieht. Niemand weiß genug,<br />
und niemand kann genug wissen, um über dies hinauszugehen.<br />
Gott schuf uns zu sich hin: Das ist<br />
das Erste und Letzte, was sich über die menschliche<br />
Existenz sagen lässt. Was wir sonst noch hinzufügen,<br />
ist bloßes Gerede.<br />
Da wir nun gesehen haben, wer Gott ist und wer<br />
wir sind, ist ein rechtes Verhältnis zwischen Gott<br />
und uns von überaus großer Wichtigkeit. Dass<br />
Gott durch uns verherrlicht werden sollte, ist<br />
von solch entscheidender Bedeutung, dass dieser<br />
Grundsatz in seiner Größe einzig dasteht. Es ist<br />
ein moralischer Imperativ, <strong>des</strong>sen Eindringlichkeit<br />
gegenüber dem menschlichen Herzen größer<br />
ist als alles andere, was dem Betreffenden als Priorität<br />
erscheinen mag. <strong>Die</strong> erste verantwortungsvolle<br />
Tat eines jeden Menschen sollte darin bestehen,<br />
sein Leben auf Grundsätze zu bauen, die<br />
Gott stets wohlgefällig sind.<br />
Da wir aber um unsere völlige Sündhaftigkeit<br />
und moralischen Verfehlungen wissen, wird die<br />
Unmöglichkeit, eine solch echte Gemeinschaft<br />
von uns aus herbeizuführen, sofort offensichtlich.<br />
Wenn wir nicht zu Gott gelangen können, was sollen<br />
wir dann tun? <strong>Die</strong> Antwort darauf finden wir<br />
im christlichen Zeugnis:<br />
Gott kam nämlich in der Menschwerdung<br />
Seines Sohnes zu uns. »Wer ist Jesus?«, fragt die<br />
Welt, und die Christenheit antwortet: »Jesus ist<br />
der Gott, der zu uns kam.« Er ist gekommen, weil<br />
Er die Seinen gesucht und um sie geworben hat,<br />
um sie für Gott zu erkaufen. Um das zu tun, musste<br />
Er für alle Gläubigen aller Zeiten als Erlöser in<br />
den Tod gehen. Er musste auf irgendeine Weise<br />
ihre Sünde tilgen, ihre Sündenregister zunichtemachen<br />
und die ihnen innewohnende Macht<br />
der Sünde brechen. <strong>Die</strong>s alles, so sagt die Heilige<br />
Schrift, tat Er in vollkommener Weise, in voller<br />
Wirksamkeit und Endgültigkeit am Kreuz.<br />
»Wo ist Jesus jetzt?«, fragt die Welt, und der<br />
Christ antwortet: »Zur Rechten Gottes.« Er starb,<br />
doch Er ist nicht tot geblieben. Er erstand wieder<br />
aus dem Grab, so wie Er es vorausgesagt hatte,<br />
und eine ganze Reihe nüchterner, vertrauenswürdiger<br />
Augenzeugen sahen Ihn nach Seiner Auferstehung<br />
von den Toten. Ja, noch mehr: Sein Geist<br />
offenbart jetzt dem Christen nicht einen toten,<br />
sondern einen lebendigen Christus. Wir als Seine<br />
Gemeinde sind ausgesandt, um dies mit kühner<br />
Entschiedenheit zu verkündigen – nicht zweifelnd,<br />
sondern als solche, die es erlebt haben.<br />
Das Evangelium ist die offizielle Verkündigung,<br />
dass Christus für Sein Volk starb und wieder<br />
auferstand. Dazu gehört auch die biblische Aussage,<br />
dass jeder, der glaubt und sich demzufolge<br />
Christus völlig und endgültig ausliefert, für ewig<br />
gerettet sein wird. Man muss sich bei der Verkündigung<br />
aber auch darüber im Klaren sein, dass<br />
man nicht sehr beliebt sein wird, und sich bewusst<br />
machen, wie Christus vor der Welt stand: von vielen<br />
bewundert, von wenigen geliebt und von der<br />
Mehrheit letztendlich abgelehnt. Als Christen<br />
müssen wir in Seine Fußstapfen treten und willig<br />
sein, diesen Preis zu zahlen, oder wir lassen es<br />
lieber ganz bleiben. Dann hat Christus uns allerdings<br />
nichts mehr zu sagen.<br />
<strong>Die</strong> christliche Botschaft für die Welt muss<br />
auch von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht handeln.<br />
Wir dürfen auf keinen Fall die Moral der<br />
Welt akzeptieren, sondern müssen ihr unerschrocken<br />
widerstehen und denjenigen vor den Folgen<br />
warnen, der an dieser Moral festhält. <strong>Die</strong>se Warnung<br />
muss laut und beharrlich sein, und dabei ist<br />
große Sorgfalt geboten, denn wie folgenschwer<br />
und vernichtend wäre es, wenn unser Zeugnis<br />
durch ein falsches Verhalten in unserem Leben<br />
Lügen gestraft würde!<br />
Und da ist noch etwas: Ein Zeuge Jesu Christi<br />
muss auch immer wieder treu die Warnung<br />
aussprechen, dass Gott gerecht und heilig ist. Er<br />
treibt kein Spiel mit den Menschen und gestattet<br />
auch nicht, dass sie mit Ihm leichtfertig umgehen.<br />
Er ist langmütig und wartet geduldig und<br />
gnädig; doch zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
wird der freundliche Ruf <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> zurückgezogen.<br />
<strong>Die</strong> Bemühungen, den nichtswürdigen<br />
Sünder zu überführen, werden dann zu<br />
Ende sein. Der Tod bestimmt dann den Zustand<br />
<strong>des</strong> Menschen, der seine Sünde liebte, und er<br />
muss an den Ort der Verworfenen gehen, wo es<br />
für ihn keine weitere Hoffnung gibt. Das ist die<br />
Hölle, und es mag gut sein, dass wir nur sehr wenig<br />
über sie wissen. Was wir über sie wissen, ist<br />
schon schrecklich genug.<br />
Seinen erlösten Kindern hat Gott noch sehr<br />
viel zu sagen – so viel, dass es ein ganzes Leben<br />
eifrigen Zuhörens und Lernens braucht, um alles<br />
aufzunehmen. Doch Seine Botschaft an die Welt<br />
ist einfach und kurz, aber sehr eindringlich. Es<br />
ist die Aufgabe der Gemeinde Jesu, diese rettende<br />
Botschaft jeder Generation und allen Menschen<br />
zu sagen, bis sie das Gehörte entweder mit zerbrochenen<br />
Herzen und im Glauben annehmen<br />
oder im Unglauben von sich weisen.<br />
Der wahre Christ darf sich von den neuesten<br />
Modetrends in Sachen Religion nicht gefangen<br />
nehmen lassen, und vor allem darf er sich nie<br />
der Welt zuwenden, um sich seine Botschaft von<br />
dort zu holen. Er ist ein Himmelsbürger – gesandt,<br />
um von Christus und Seinem Werk Zeugnis<br />
auf Erden zu geben. Da er dem Herrn, der ihn<br />
erkaufte, Rechenschaft schuldig ist, achte er auf<br />
seinen Auftrag!<br />
Ein Auszug aus dem Buch: »Gott liebt keine Kompromisse«, CLV; erhältlich unter www.voh-shop.de<br />
40 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2022</strong> voiceofhope.de | 41
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MISSIONSWERK VOICE OF HOPE E. V.<br />
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Neu<br />
GOTT IN EINER KRIPPE<br />
ES GESCHAH VOR MEHR ALS 2000 JAHREN ...<br />
Weihnachten ist eine Zeit der Freude; doch die wahre Freude<br />
entsteht da, wo man erkennt, was Weihnachten wirklich ist, und<br />
wo man Den kennt, <strong>des</strong>sen Geburt wir feiern – Jesus Christus.<br />
Warum die Menschwerdung Gottes für uns die wichtigste Botschaft<br />
ist, die die Welt jemals gehört hat, und wie sie unser Leben völlig<br />
verändern kann, erklärt John MacArthur in diesem Buch.<br />
Es ist eine herrliche Weihnachtslektüre<br />
für die ganze Familie und ein wertvolles Geschenk<br />
für Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen<br />
und besonders für die, die noch nicht wissen,<br />
warum Jesus in diese Welt kam.<br />
Über den Autor<br />
John MacArthur ist seit 1969<br />
leitender Pastor der Grace Community<br />
Church in Sun Valley, Kalifornien. Sein<br />
<strong>Die</strong>nst als Auslegungsprediger ist an<br />
Reichweite und Einfluss unübertroffen: In<br />
über 50 <strong>Die</strong>nstjahren auf derselben Kanzel<br />
hat er Vers für Vers über das gesamte<br />
Neue Testament (und viele Schlüsseltexte<br />
<strong>des</strong> Alten Testaments) gepredigt.<br />
Er ist Leiter der Master's University und<br />
deren Predigerseminar und ist täglich in<br />
der Radiosendung Grace to You<br />
zu hören (übertragen von hunderten von<br />
Radiosendern weltweit). Er ist Autor einer<br />
Reihe von Büchern, darunter der MacArthur<br />
Studienbibel, »Das kraftvolle Evangelium<br />
(Band 1 & 2)«, »Wie man die Bibel studiert«<br />
und »Gnade für dich«.<br />
www.voh-shop.de<br />
02265 9974922<br />
14,90 € • Bestell-Nr.: 875.235<br />
72 Seiten • Leineneinband<br />
Goldprägung • 4-farbig<br />
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Das Geheimnis der Heiligung besteht darin,<br />
in unseren Herzen eine zunehmende Intensität<br />
<strong>des</strong> Wunsches zu entwickeln, Gott zu gefallen und<br />
Christus gehorsam zu sein. Deswegen sind wir aufgerufen,<br />
unseren Geist und Sinn mit dem Wort Gottes zu füllen,<br />
damit wir mehr von der Schönheit und Majestät Gottes erfahren,<br />
mehr von der Lieblichkeit und Vortrefflichkeit Christi.<br />
Je mehr wir Ihn kennen, <strong>des</strong>to mehr verstehen wir,<br />
wie herrlich Er ist. Je mehr wir die Gesinnung Christi haben,<br />
<strong>des</strong>to mehr fangen wir an, die Dinge zu befürworten,<br />
die Gott befürwortet, und die Dinge zu verwerfen,<br />
die Er verwirft. Dann werden unsere Herzen beginnen,<br />
mit unserem Denken übereinzustimmen.<br />
– R.C. Sproul<br />
aus dem Römerbrief-Kommentar,<br />
Best-Nr. 875.258