Theoretische-AnalyseBachelor Thesis Enya Kweta
Kommunikationspsychologie in Gruppen mit Bezug auf Sportmannschaften und -vereine
Kommunikationspsychologie in Gruppen mit Bezug auf Sportmannschaften und -vereine
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Kommunikationspsychologie
in Gruppen
mit Bezug auf Sportmannschaften und -vereine
THEORETISCHE
ANALYSE
Enya Kweta
ABSTRACT
Abstract
2019 hatten in Deutschland ca. 90.000 Sportvereine insgesamt etwa 27 Millionen
Mitglieder. Nur 6,4% dieser Vereine haben für die Abwicklung der administrativen,
kommunikativen und sozialen Aufgaben mindestens einen hauptberuflichen Angestellten
beschäftigt. Alle anderen Jobs werden als ehrenamtliche Tätigkeiten, nebenberuflich in
der Freizeit ohne oder nur mit geringer Aufwandsentschädigung, erledigt. Oft kommt es
schon bei der Besetzung der Jobs zu Engpässen, sodass diverse Aufgaben über längere
Zeit oft nur kommissarisch mit erledigt werden. Selbst wenn z.B. ein Abteilungsleiter-,
Kassenwart- oder Trainerposten besetzt ist, mangelt es den Inhabern oft an der Zeit,
den notwendigen Sachkenntnissen oder sozialer Führungskultur und an geeigneten
Tools, diese Aufgaben effizient und effektiv zu erledigen. Im Rahmen der vorliegenden
Bachelorarbeit, die das Ziel hat mittels einer spezifischen Kommunikations-Applikation
Verbesserungen im Mannschaftssport anzustoßen, wird zunächst untersucht, welche
Rahmenbedingungen für Sportvereine existieren. Hierbei bestehen erhebliche
Unterschiede zu Wirtschaftsunternehmen oder administrativen Betrieben mit ausreichend
Ressourcen, z.B. Vollzeit-Beschäftigten, die kontinuierlich an Verbesserungen arbeiten
können und bei Bedarf auch Zeit für spezifische Schulungen erhalten. Die Beteiligten
haben dort in der Regel auch eine intensivere faktische Bindung als zu ihrem Sportverein,
einer Freizeitorganisation, an die sie eher emotional gebunden sind.
Ähnlich liegt der Forschungsfokus in der Kommunikations- und Gruppen- bzw.
Führungspsychologie fast ausschließlich auf der Arbeits- und Ausbildungswelt und
beschreibt in Modellen, was dort zu beobachten ist und mit welchen Rezepten man dort
erfolgreicher werden kann. Paul Watzlawick fasst mit dem berühmten Satz „Man kann
nicht nicht kommunizieren“ praktisch alle Herausforderungen der Kommunikationspsychologie
zusammen, und dies gilt für jedes Umfeld, über das man sich erst bewusst
sein muss. Dieses notwendige Bewusstsein erstreckt sich von häufig unbewussten
Kommunikationskanälen, z.B. Körpersprache oder Kulturunterschiede, verschiedenen
Persönlichkeitstypen, z.B. extrovertierte Macher oder zahlenorientierte Logiker, über
Gruppenprozesse von der Entstehung bis zur Auflösung einer Gruppe bis hin zur
Führungsrolle. Diese im Kommunikationsverhalten zu beachtenden Erkenntnisse werden
in der digitalen Kommunikation um mehrere Aspekte erweitert, die in Summe die
Herausforderungen an erfolgreiche Kommunikation in der heutigen Welt darstellen. All
dies soll im Sportverein in einer „lockeren Freizeitform“ auch so funktionieren, dass sich die
Mitglieder trotz fehlender Professionalität gut organisiert und wohl fühlen.
Enya Kweta
I
INHALT
Inhalt
Abstract
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
I
II
IV
1.
Einführung
1.1. Motivation
1.2. Aufbau der Analyse
1
1
2
2.
Analyse des Vereinswesens mit Fokus auf
soziale Gruppen
2.1. Begriffsklärungen im Sportvereinsumfeld
2.2. Strukturen und Wandel in Sportvereinen
3
3
6
3.
Allgemeine Kommunikationspsycholgie
3.1. Definition Kommunikation
3.2. Formen der Kommunikation
3.3. Bekannte Kommunikationsmodelle
3.3.1. Intentionsorientierte Modelle
3.3.2. Perspektivübernahme Modelle
3.3.3. Dialog-Modelle
3.3.4. Encoder-/Decoder-Modelle
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8
10
11
11
12
14
II
Enya Kweta
INHALT
4.
Intragruppale und Intergruppale
Kommunikation
4.1. Definition Gruppe
4.2. Gruppenprozesse
4.3. Persönlichkeiten
4.3.1. Grunddimensionen der Persönlichkeit
4.3.2. Persönlichkeitsschulungen in Wirtschaftsunternehmen
4.4. Teamrollen
4.5. Intragruppale Kommunikation (Probleme und Erfolgsfaktoren)
4.6. Intergruppale Kommunikation (Probleme und Erfolgsfaktoren)
17
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22
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25
28
5.
Digitale Kommunikation
5.1. Veränderungen durch Digitalisierung
5.2. Chancen und Risiken
30
30
31
6.
Fazit
33
Glossar
Literaturverzeichnis
Anhang
V
IX
XIII
Genderhinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf
die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen
männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten
gleichermaßen für alle Geschlechter.
Enya Kweta
III
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Kommunikationsstrukturen im Verein (Eigene Darstellung nach Golinsky, 2020, S.
34)
Abb. 2: Genutzte Kommunikationsmedien der Vereine (Eigene Darstellung auf Basis
von Breuer & Feiler, 2019, S. 24. Unterscheidung in digitale und analoge
Kommunikationsmedien integriert)
Abb. 3: Verteilung der Einschätzung der Vereine hinsichtlich der Vereinsprobleme (Eigene
Darstellung eines Auszugs der für diese Arbeit relevanten Probleme nach Breuer &
Feiler, 2019, S. 28)
Abb. 4: Die Kommunikationspyramide nach Mehrabian (Eigene Darstellung auf Basis von
Ebert & Becker, 2018, S. 34. Erweiterung der Pyramide um die beschriebene Ebene
der extraverbalen Kommunikation)
Abb. 5: Wertequadrat für die Dimensionen bewusst-methodisch & unbewusst-intuitiv
(Eigene Darstellung nach Schmid & Wahlich, o. D.)
Abb. 6: Die vier Aspekte einer Nachricht – ein psychologisches Modell der
zwischenmenschlichen Kommunikation (Eigene Darstellung nach Schulz von Thun,
2021, S. 33)
Abb. 7: Charakteristische Merkmale von Gruppen (Eigene Darstellung eines Auszugs der
für diese Arbeit relevanten Merkmale nach Nijstad & van Knippenberg, 2014, S.
440)
Abb. 8: Phasenmodell von Tuckman (1965) mit den fünf Phasen der Gruppenentwicklung
(Eigene Darstellung auf Basis von Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 455. Ergänzt
um die von Bachmann (2015) beschriebene häufig auftretende Wiederholung der
Phasen 1-4)
Abb. 9: Die 5 Persönlichkeits-Merkmale/-Charakterzüge (Eigene Darstellung auf Basis
von Lim, 2020. 2 Grafiken zum allgemeinen Modell und einem bewerteten
Persönlichkeitsbild als Beispiel in einer Darstellung integriert)
Abb. 10: Chancen, Risiken und Erfolgsfaktoren einer Kommunikations-Applikation
für Gruppen (Eigene Darstellung auf Basis von Di Giusto & Scherler, 2017.
Verallgemeinerung der Tabelle zum betrieblichen WhatsApp Einsatz; Ergänzung
um Inhalte von Döring, 2003 und Bruhn, 2020)
Enya Kweta
IV
THEORETISCHE ANALYSE
1. Einführung
1.1. Motivation
Die medienunterstützte Kommunikation in Sportvereinen ist in erster Linie auf die
Abwicklung organisatorischer Abläufe ausgerichtet, z.B. Spiel- und Trainingszeiten,
Fahrten zu den Auswärtsspielen, Dienste an Heimspieltagen sowie Zu- und Absagen
zu Trainings und Spielen. Hierzu werden bereits internetbasierte Apps genutzt, sowohl
allgemeine Social Media Applikationen wie WhatsApp als auch Organisationstools
wie SpielerPlus, die u. a. bei Mannschaftsverwaltung und Terminplanung unterstützt,
oder Portale wie nuLiga, in denen der Spielbetrieb organisiert wird und die Ergebnisse
veröffentlicht werden.
Die Autorin spielt seit 14 Jahren Handball und hat in mehreren Vereinen Kommunikations-
Eindrücke und -Erfahrungen in der vollen Bandbreite von effizient und erfolgreich bis
zu unorganisiert und chaotisch sammeln können. Insbesondere fällt auf, dass vieles nur
bilateral und mündlich besprochen wird, dabei viele (eigentlich) Betroffene außen vor
und uninformiert bleiben und eine geregelte Kommunikation zwischen den Mannschaften
meist komplett fehlt. Selbst die Kommunikation in einem einzelnen Team erweist sich
in der Praxis oft als schwierig und unvollständig. All dies hat zur Folge, dass neben
organisatorischen Problemen auch persönliche Irritationen und schwerwiegende Konflikte
in der Gemeinschaft entstehen können.
Um aus der persönlichen Sicht der Autorin eine allgemeinere und objektivere
Problemstellung zu definieren, wurde zum Start der Arbeit eine Meinungs- und
Bedarfsumfrage (siehe Anhang 1) durchgeführt, die sowohl Erfahrungen und Defizite
in der Gruppenkommunikation im Team und im Verein als auch Anforderungen an ein
zusätzliches Kommunikationstool im Mannschaftsport ermittelt hat. Von 31 befragten
Personen sehen 19 einen Verbesserungsbedarf in der Kommunikation. Insgesamt 27
würden eine entsprechende Applikation willkommen heißen.
Ziel dieser Arbeit ist es, zunächst den Status Quo zu untersuchen sowie Defizite und
Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Beides soll auf Basis einer theoretischen Analyse
der Kommunikation innerhalb und zwischen Gruppen erfolgen. Aus den gewonnenen
Erkenntnissen und den identifizierten Anforderungen soll der Prototyp einer Applikation
entwickelt werden, die das analoge Zusammenleben im Sportverein mit den Methoden
und Optionen der modernen Kommunikationswelt unterstützt
1
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
1.2. Aufbau der Analyse
In der Definition dieser Bachelorarbeit wurden folgende Forschungsfragen gestellt:
Inwiefern ist Kommunikation ein Erfolgsfaktor im Vereinssport?
Auf welchen Strukturen basieren Kommunikationsprozesse in Sportvereinen?
Welche Arten von Kommunikation in Gruppen gibt es?
Besonderheiten/Unterschiede für homogene Gruppen (Teams) und Gruppen mit
Unterstrukturen.
In welchen Bereichen der Kommunikation in Gruppen und gruppenübergreifend
gibt es welche Verbesserungspotenziale?
Welcher Bedarf an neuen Medien und Skills bestehen in der Kommunikation in Gruppen?
In der Literaturrecherche und theoretischen Analyse kristallisierte sich ein breites
Spektrum an Hard und Soft Facts aus verschiedenen Fachgebieten heraus, die als
Hintergrund zur geplanten Applikation untersucht werden mussten. Die Verhältnisse in
Sportvereinen, die eher von privaten und Freizeitinteressen geprägt sind, sind ähnlich,
aber auch deutlich anders als diejenigen in der Arbeitswelt oder Ausbildung, mit deren
Erforschung sich die Kommunikationspsychologie in erster Linie befasst. Sie konzentriert
sich sehr stark auf konkrete Aspekte und Modelle, die Basis jeder Kommunikation sind,
aber liefert nur wenig Erkenntnisse zur Kommunikation in Gruppen, ein Thema aus der
Führungslehre, und der digitalen Welt des Internets, die mehr in der Informatik untersucht
wird.
Im Kapitel 2 werden Sport- und Vereinsmanagement in der Sportvereinsforschung
betrachtet, welche Begriffe, Rahmenbedingungen, Schwierigkeiten, Entwicklungen,
Erkenntnisse und Anforderungen vorliegen. Es mündet in der Bestätigung, dass rund um
Sportvereine bezüglich Kommunikation viel verbessert werden kann.
Kapitel 3 legt dar, was Kommunikation generell ist, auf welchen Kanälen sie stattfindet,
welche Formen zu unterscheiden sind und mit welchen Modellen sie beschrieben wird. In
der allgemeinen Kommunikationspsychologie spielt hier ein Team oder eine Gruppe nur
eine untergeordnete Rolle.
Somit werden im Kapitel 4 zunächst der Begriff Gruppe definiert und die Gruppenprozesse
unter Berücksichtigung von Persönlichkeitstypen und Teamrollen beschrieben. Im
Anschluss wird die Kommunikation innerhalb und zwischen Gruppen untersucht.
Abschließend wird im Kapitel 5 ein kurzer erster Einblick in die Herausforderungen der
digitalen Kommunikation vermittelt.
Enya Kweta 2
THEORETISCHE ANALYSE
2. Analyse des Vereinswesens mit
Fokus auf soziale Gruppen
2.1. Begriffsklärungen im Sportvereinsumfeld
Gemäß einer Studie des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft sind in Deutschland 84%
aller Menschen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren sportlich aktiv. Davon üben 64% ihre
sportlichen Aktivitäten selbstständig ohne institutionelle Anbindungen aus; sie betreiben
oft Sportarten wie Schwimmen oder Fahrrad fahren. 17,1% der Aktiven sind Mitglied in
einem Sportverein, was diese zu den primären Institutionen der Sportanbieter macht.
(Quirling et al., 2017, S. 25). So sind Sportvereine, mit heute 27 Millionen Mitgliedern in ca.
90.000 gemeinnützigen Vereinen, die meistverbreitete Form des organisierten Sports in
Deutschland. Zudem ist diese Form des Sports zwingend notwendig als Unterbau für die
Profisportligen bei Mannschaftssportarten, wie z.B. im Fußball. (Hodeck, 2019, S. 68).
Was ein Sportverein ist, wird in der Regel über die Organisation und juristische
Anforderungen definiert:
„Ein Verein ist eine juristische Person im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches.
… Mit den jeweiligen Regelungen in der Vereinssatzung sind die Eckpunkte
und Grundlagen für die Aufgaben gesetzt. Darauf müssen sich nun alle
organisatorischen Aufgaben ausrichten“ (Golinsky, 2020, S. 6).
Für die Zielsetzung dieser Arbeit besser geeignet ist die Definition im Sportverein - Lexikon
- netzathleten.de (o.D.):
„Ein „Sportverein“ ist ein Zusammenschluss von Personen, die sich zur
gemeinsamen sportlichen Betätigung zusammengefunden haben. Es handelt
sich dabei um eine freiwillig organisierte Gemeinschaft. … In Sportvereinen
sind Trainingsgruppen aller Altersstufen organisiert. Eine Unterteilung der
Trainingsgruppen kann auch nach Geschlecht, sowie nach Leistungsstand
vorgenommen werden. Sportvereine sind soziale Treffpunkte und ihre soziale
Funktion ist von großer Bedeutung. ...“
Laut einer Befragung stimmen 63% aller Sportvereine voll zu, dass es von großer
Bedeutung ist, Wert auf die Gemeinschaft zu legen. Zudem sehen es 62 % aller befragten
Vereine als essenziell an, sich im Kinder- und Jugendbereich zu engagieren. Dies wird
auch dadurch verdeutlicht, dass 83.600 Vereine in Deutschland (93,3%) außersportliche
Events angeboten haben (Breuer & Feiler, 2019, S. 10-12).
In der Struktur der Sportvereine wird in der Regel zwischen Ausführungs- und
Vorstandsebene, sowie ehrenamtlichem und bezahltem Engagement unterschieden
(Breuer & Feiler, 2019, S. 22-24). Eine Befragung im Jahr 2014 zeigt auf, dass 43,6% der
Deutschen sich freiwillig engagieren. Davon finden sich 47% der Ehrenamtlichen in den
3
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Vereinen wieder (Golinsky, 2020, S. 6). Die Ausführungsebene unter der Vorstandsebene
ist zuständig für die Durchführung der Vereinsangebote und des Wettkampfbetriebs.
Zu diesen Tätigkeiten zählen unter anderem Trainer, Übungsleiter, Schieds- und
Kampfrichter. In nur ca. 6,4% der 90.000 Vereine in Deutschland wird mindestens eine
Person hauptberuflich beschäftigt, dagegen wird der Großteil aller Vereinspositionen
ehrenamtlich von insgesamt ca. 1,7 Millionen Personen ausgeübt (Breuer & Feiler, 2019, S.
22-24). Genauer betrachtet, ist die Führung in einem Sportverein durchaus mit der eines
Unternehmens zu vergleichen. Durch die steigende Komplexität an Vereinen werden
regelmäßig neue Methoden und Instrumente verwendet, um die erhöhten Anforderungen
zu bestehen (Abegglen, zitiert nach Fink, 2020, S. 9).
Betrachtet man den Aufbau von Vereinen, kann man grundsätzlich zwei Vereinstypen
unterscheiden: Einsparten- und Mehrspartenvereine. 63% der deutschen Sportvereine sind
Einspartenvereine. Mehrspartenvereine bieten eine individuelle Anzahl von Sportarten
an und haben an der Spitze der Organisation generell einen Gesamtvorstand; darunter
steht für die einzelnen Sportarten jeweils eine Abteilungsleitung, die aus einer oder
mehreren Personen besteht. Einspartenvereine haben in der Regel nur einen klassischen
Vorstand. Daneben können sich Sportvereine auch stark in der Mitgliederzahl und im
Professionalisierungsgrad unterscheiden (Quirling et al., 2017, S. 26-30). Je nach Art des
Sportvereins gibt es verschiedene Möglichkeiten einen Verein zu strukturieren, auch wenn
es aufgrund des gesetzlich geregelten Gemeinnützigkeitsstatus (z.B. prinzipielle Offenheit
für alle) auch viele Ähnlichkeiten in ihrer Organisation gibt. Demgegenüber stehen noch
die normierenden Standards von Sportwissenschaft und Sportverbänden. (DiMaggio &
Powell, zitiert nach Flatau et al., 2012, S. 66).
Die hier nicht näher erläuterten Leitungssysteme in der Aufbauorganisation eines
Sportvereins heißen Ein-, Mehr-, Stabliniensystem, Spartenorganisation und
Projektorganisation (Golinsky, 2020, S. 35). Der Vorstand, der für beide Vereins-Modelle
ähnlich aufgebaut ist, besteht in der Regel aus mehreren Mitgliedern, die die Aufgaben
in jeweils einem Ressort verantworten. Typische Ressorts sind z.B. Sport- und Jugendwart,
Kassenwart oder Schriftführer. Je nach Größe des Sportvereins können weitere Gremien
existieren, wie ein Beirat oder Jugendausschuss. Die Trainingsgestaltung wird von Trainern
mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau übernommen, wobei diese Tätigkeit in allen
Facetten von ehrenamtlich bis zur Vollzeitbeschäftigung ausgeübt werden kann (Quirling
et al., 2017, S. 26-30). Grundsätzlich trägt der Vorstand in einem Verein die übergreifende
Verantwortung und ist im Normalfall zuständig für die Aufgabenverteilung und deren
Ausführung durch weitere Personen. Wie Abbildung 1 aufzeigt, findet dieser Prozess
der Aufgabenübertragung auf einer Kommunikations-, einer Informations- und einer
Kontrolllinie statt, wie die Anweisungen und die dazugehörigen Rückmeldungen zu einer
Aufgabe ablaufen (Golinsky, 2020, S. 33).
Enya Kweta 4
THEORETISCHE ANALYSE
Informationen
Aufträge
Vorstand
Rückmeldung
Kommunikation
Mitarbeiter
Kontrolle
Abb. 1: Kommunikationsstrukturen im Verein (nach Golinsky, 2020, S. 34)
Für die umfangreiche interne und externe Kommunikation der Sportvereine sind bereits
viele verschiedene Medien im Einsatz (siehe Abbildung 2), wobei sowohl digitale als auch
analoge (oft auch als neue und alte bezeichnete) Mittel genutzt werden.
Digitale („neue“)
Kommunikationsmedien
Analoge („alte“)
Kommunikationsmedien
Unbestimmt
Abb. 2: Genutzte Kommunikationsmedien der Vereine (auf Basis von Breuer & Feiler, 2019, S. 24)
Sportvereine haben in der Regel mit unterschiedlichsten Problemen und
Herausforderungen zu kämpfen: Bei vielen Vereinen bestehen Personalprobleme, z.B.
Trainer und Übungsleiter zu gewinnen und anschließend zu halten. Viele Sportklubs sehen
Schwierigkeiten darin, ihre Mitglieder langfristig zu binden oder ihre Verbandsaufgaben,
wie Schieds- und Kampfrichter immer zu besetzen. Viele beschreiben den Umgang mit
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern etc. als Herausforderung, da diese eine hohe
Entscheidungsmacht besitzen, obwohl ihnen oft die Qualifikation für die übernommene
Aufgabe fehlt. Ein dediziertes Handicap stellt in kleinen Organisationen die Abhängigkeit
von den zur Verfügung stehenden externen Ressourcen und die mit der „Knappheit an
organisatorischer Kapazität“ verbundene oft ehrenamtliche Wahrnehmung von Aufgaben
in diesen kleinen Organisationen dar (Geser, zitiert nach Flatau et al., 2012, S. 66),
operativ sind sie jedoch geprägt durch die Übernahme von Best-Practice-Ansätzen aus
dem Erfahrungsschatz der Mitglieder, die ihre Ressourcen bündeln.
Als eine weitere Schwierigkeit werden die wachsende Konkurrenz auf dem Sportmarkt, die
Mitgliederstruktur und -fluktuation und Veränderung des Sport- und Freizeitverhaltens in
der Gesellschaft genannt. Abbildung 3 zeigt mit Fokus auf Kommunikationsaufgaben und
deren mögliche Konsequenzen die in der Studie von Breuer & Feiler genannten Probleme,
denen sich ein Sportverein stellen muss (Breuer & Feiler, 2019, S.26; Quirling et al., 2017, S.
38-41).
Organisation von Arbeitsteilung und Zuständigkeiten
Fähigkeiten im Bereich Internet und Social Media
Identifikation der Mitglieder mit dem Verein
Qualifizierung ehrenamtlicher Funktionsträger
Qualifizierung Übungsleiter und Trainer
Zustand der Sportstätten
Zeitliche Verfügbarkeit der Sportstätten
Gewinnung Helfer bei sporadischen Einsätzen
Kein Problem
Kleines Problem
Mittleres Problem
Großes Problem
Sehr großes Problem
Bindung/Gewinnung Mitglieder
Bindung/Gewinnung Übungsleiter und Trainer
Bindung/Gewinnung Kampf- und Schiedsrichter
Bindung/Gewinnung ehrenamtlicher Funktionsträger
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Kein Problem
Kleines Problem Mittleres Problem Großes Problem Sehr großes Problem
Abb. 3: Verteilung der Einschätzung der Vereine hinsichtlich der Vereinsprobleme (nach Breuer & Feiler, 2019, S. 28)
2.2. Strukturen und Wandel in Sportvereinen
In der Sportvereinsforschung werden der Wandel in deutschen Sportvereinen in einer
empirischen Mehrperspektivenuntersuchung als Organisationen mit offenen Systemen
beschrieben und insbesondere die Abhängigkeiten zur Umwelt analysiert. Diese bestätigt
alle Beobachtungen und den bereits festgestellten hohen Kommunikationsbedarf,
Enya Kweta 6
THEORETISCHE ANALYSE
der sich mit dem Wandel weiter erhöht. Sie stellen in ihrem Fazit fest, dass noch kein
vollständiges Abbild der Realität existiert, und fordern ein Programm, das die Bedürfnisse
und Präferenzen von Vereinsmitgliedern und Vereinsfunktionären sowie Vertretern des
Umfelds weiter erforscht (Flatau et al., 2012).
In kleinen Organisationen besteht eine hohe Interaktionsdichte, die divergierende
Interessen wiederum entschärft. Nach Burns und Stalker (1961) lassen sich bei
den externen Faktoren, die in einer dynamischen Umwelt entscheidend für den
organisationalen Wandel in den Sportvereinen sind, deutliche Unterschiede zu
Verwaltungsbetrieben mit einer eher statischen Umwelt konstatieren. Neben kaum
beeinflussbaren Änderungen von Vorschriften und Verbandsstandards ist in einem
Sportverein vor allem die natürliche Fluktuation unter den Mitgliedern maßgeblich für
den Wandel. Hannan & Freeman (1984) betrachten wie sich so eine kleine Organisation
verändern, die im Gegensatz zur dynamischen Umwelt oft stark von einzelnen
veränderungsaversen Mitgliedern dominiert wird, gerade wenn die Organisationen
schon länger bestehen. Sie führen im Anschluss den Ansatz lernender Organisationen
gewissermaßen als Zielbild ein. Nach Argyris und Schön (1978, 1999) ist zwischen
informellem (Basis: „theory-in-use“) und formellem Handeln sowie „single-“ und „doubleloop-learning“
für unterschiedlich komplexe Veränderungen zu unterscheiden. Da
sich eine immer stärkere Dienstleistungsorientierung in den Vereinen entwickelt, sind
Innovationsfähigkeit und Kreativität Voraussetzungen „zukunftsfähiger“ Vereine. Nach
Breuer und Haase (2007) müssen Sportvereine daher zu lernenden Organisationen
werden. Thiel und Meier (2004) kritisieren, dass Sportvereine „vor allem im Hinblick auf die
Fähigkeit, Irritationen durch Umweltsysteme abzuwehren, eine intelligente Organisation“
seien (alle zitiert nach Flatau et al., 2012, S. 68-73). Flatau et al. stellen zusammenfassend
fest, dass double-loop-learning in Sportvereinen kaum vorkommt und bezeichnen diese
als „lernende und lernresistente Organisationen zugleich“ (Flatau et al., 2012, S. 85).
Um einen Verein optimal zu organisieren, sollten folgende Grundsätze beachtet werden.
Zum einen soll Klarheit und Transparenz herrschen, so dass alle Gegebenheiten und Ziele
stets von allen so verstanden werden, dass die zugeordneten Aufgaben und Tätigkeiten
problemlos organisiert werden. Die Zielsetzung ist dabei die Interessen der Mitglieder als
Gemeinschaft mit intern-demokratischen Abläufen zu verfolgen. Zum anderen bestehen
gesetzliche Vorgaben zu betriebswirtschaftlichem Handeln: Ein Verein gilt als Non-Profit-
Organisation und muss daher Ausgaben und Einnahmen in gleicher Höhe halten. Damit
verbunden ist die Ableitung eigener Satzungen, in denen die Mitglieder frei von Zwang
über Beitritt und Verbleib entscheiden können (Horch, zitiert nach Flatau et al., 2012).
Des Weiteren sollte der Verein durch Kontinuität und Stabilität geprägt sein; nur so kann
er sich festigen und Standards für die Durchführung von Aufgaben entwickeln. Jedoch
sollte die Flexibilität nicht vernachlässigt werden, damit bei Veränderungen besser mit
Reibungsverlusten umgegangen werden kann. Die Kommunikation zur Bewältigung
der Aufgaben und die allgemeinen Verständigung muss effizient und reibungslos
funktionieren (Golinsky, 2020, S. 10).
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
3. Allgemeine Kommunikationspsychologie
3.1. Definition Kommunikation
Der Begriff „Kommunikation“ hat seinen Ursprung im lateinischen und bedeutet
„Mitteilung“ oder „Unterredung“. Diese Übersetzung bezieht sich lediglich auf die verbale
und zwischenmenschliche Kommunikation. Heutzutage ist das Verständnis für diesen
Begriff deutlich umfangreicher. Im Allgemeinen wird mit Kommunikation der Austausch
von Informationen beschrieben. Hieran müssen nicht zwangsläufig Menschen beteiligt
sein (Gaßmann et al., 2006, S. 126).
Obwohl (der Begriff) Kommunikation von jedem verwendet wird, wird er unterschiedlich
interpretiert. Diese Unklarheiten sind u.a. auf einen Wandel in der Bedeutung und
Anwendung des Begriffes zurückzuführen. So wurde die Definition immer umfangreicher,
wofür die Digitalisierung mit neuen Medien, wie Telefon oder Chats, die heutzutage aus
dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind und als selbstverständlich angesehen werden,
mit verantwortlich ist (Röhner & Schütz, 2012, S. 2-5).
3.2. Formen der Kommunikation
Kommuniziert wird immer gleichzeitig auf mehreren Ebenen, wie die
Kommunikationspyramide von Mehrabian (siehe Abbildung 4) zeigt. Sie differenziert in
folgende Formen:
• Verbale Kommunikation: Schrift und Sprache
• Nonverbale Kommunikation: Mimik, Gestik, Körpersprache
• Paraverbale Kommunikation: Merkmale von Schrift und Stimme
Der nonverbale Anteil gilt hier als entscheidender Faktor für Verlauf und Erfolg der
gesamten Kommunikation. Als vierte Kommunikationsform, die von Mehrabian nicht
miteinbezogen wurde, kann die extraverbale Kommunikation genannt werden, die das
äußerliche Erscheinungsbild, sowie die Wahl von Zeitpunkt und Ort mit einbezieht (Ebert
& Becker, 2018, S. 33-34).
Wie komplex Kommunikation ist, wird deutlich, wenn allein die benötigten
Teilkompetenzen der verbalen Kommunikation betrachtet werden: Hierbei sind Sprach-
und Kommunikationskompetenzen zu unterscheiden.
Enya Kweta 8
THEORETISCHE ANALYSE
Abb. 4: Die Kommunikationspyramide nach Mehrabian (auf Basis von Ebert & Becker, 2018, S. 34)
Sie erfordern „sich wechselseitig beim Sprechen und Hören, Schreiben und Lesen,
Meinen und Verstehen“ (Ebert und Becker, 2018, S. 34).
Die Sprachkompetenz wird in folgende Teilkompetenzen aufgeschlüsselt (Ebert & Becker,
2018, S. 34-35):
• Phonologische bzw. graphematische Kompetenz, die Fähigkeit Laute und
Buchstaben wahrzunehmen und zu verstehen.
• Schreib- und Lesekompetenz auch Alphabetismus genannt.
• Lexikalische Kompetenz, der aktive und passive Wortschatz.
• Grammatikalische Kompetenz, wie der Name schon sagt, die Fähigkeit Sätze
grammatikalisch korrekt zu erstellen und korrekt zu verstehen.
Die Sprachkompetenz wird in der verbalen Kommunikation durch die persönlichen,
kommunikativen Kompetenzen ergänzt (Ebert & Becker, 2018, S. 35):
• Die Fähigkeit, Gespräche führen zu können, was eine zum Thema passende
Gesprächseröffnung sowie den geschickten Umgang mit beeinträchtigenden
Faktoren (z.B. fehlende Konzentration oder ungünstige Rahmenbedingungen)
miteinschließt.
• Die Fähigkeit, etwas darzustellen und Abläufe zu berichten.
• Die Fähigkeit Präsentation, Moderation und Argumentation zu beherrschen.
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Diese kommunikativen Kompetenzen werden mit den Prinzipien und Maximen der
Kommunikationsmodelle (s. Kapitel 3.3.1. Intentionsorientierte Modelle) aus anderen
Perspektiven näher betrachtet.
Die nonverbale Kommunikation ist der Anteil der Kommunikation, der vom Körper ausgeht,
im Einzelnen Körperhaltung, Gestik, Mimik und Blickkontakt. Sie hat einen großen Anteil an
der Beziehungsebene, da sie unser inneres Wohlbefinden und die innere Einstellung dem
jeweiligen Gegenüber mitteilt, weshalb sie beim ersten Eindruck im Kommunikationsablauf
eine besondere Bedeutung hat. Im Vergleich zur verbalen Kommunikation läuft nonverbal
bei den meisten Menschen zumindest anteilig vieles unbewusst ab. Einzelne Merkmale in
der Körpersprache, Mimik oder Gestik sollten jedoch nie isoliert interpretiert werden, da
immer mehrere Signale zusammenwirken. Zum Beispiel ist echtes Lächeln nicht allein am
Mund, sondern auch an den Augen zu erkennen (Ebert & Becker, 2018, S. 37-40).
Was der Empfänger vom Gesagten wahrnimmt, hängt zu einem hohen Anteil von
der paraverbalen Kommunikation ab, welche „alle Aspekte rund um unsere Stimme,
wie z. B. Stimmlage, Tonhöhe, Lautstärke, Geschwindigkeit, Pausen und Akzente,
Betonung, Sprachmelodie und vieles mehr“ umfasst. „Im Zusammenhang mit schriftlicher
Kommunikation bezieht sich das Paraverbale auf die Interpunktion (Zeichensetzung),
Schreibweise, Typografie, den Einsatz von Emojis etc.“. Jedoch können Bedeutungen und
Interpretationen in diesem Bereich der Kommunikation je nach kulturellem Umfeld stark
voneinander abweichen. Zur paraverbalen Kommunikation werden folgende Aspekte
zugeordnet: Gliederung, Akzentuierung, Sprechtempo, Artikulation, Stimmlage, Lautstärke,
Sprachmelodie und Sprechspannung (Ebert & Becker, 2018, S. 36-37).
Die extraverbale Kommunikation bezieht sich auf das äußere Erscheinungsbild und
die gegebene Situation, wie Ort, Zeit oder Medienart. Sie findet vor allem auf der
Beziehungsebene statt, z.B. die Örtlichkeit eines Büros oder die Wahl von Business
Kleidung. Sie kann darauf hindeuten, dass es sich um eine geschäftliche Beziehung
handelt. Diese Form hat ebenfalls entsprechende Ausprägungen in der schriftlichen
Kommunikation (Ebert & Becker, 2018, S. 36-41).
3.3. Bekannte Kommunikationsmodelle
Für die Beschreibung von Kommunikationsprozessen wurden verschiedene Modelle
definiert, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: Allgemeine und psychologische
Kommunikationsmodelle. Die allgemeinen Modelle kombinieren die Ansätze
unterschiedlicher Wissenschaften zu einem übergreifenden integrierten Konstrukt, das
hier nicht detaillierter dargestellt wird. Das psychologische Modell unterscheidet sich in
der Hinsicht, dass es einen eingeschränkteren und differenzierteren Blickwinkel hat. Hier
unterscheiden Krauss & Fussel (1996) konkret vier Kategorien psychologischer Modelle:
Encoder-/Decoder-Modelle (z.B. Kommunikationsmodell von Shannon und Weaver),
intentionsorientierte Modelle (z.B. Maxime nach Grice), Perspektivübernahme Modelle
(z.B. Regeln für gelingende Kommunikation nach Rogers) und Dialog-Modelle (z.B.
Enya Kweta 10
THEORETISCHE ANALYSE
Kommunikationsmodell nach Watzlawick) (zitiert nach Röhner & Schütz, 2012, S. 27-49).
Dialog-Modelle und Encoder-/Decoder-Modelle werden hier am ausführlichsten und
daher als letzte vorgestellt.
3.3.1. Intentionsorientierte Modelle
Intentionsorientierte Modelle zielen darauf ab, die Absicht des Kommunizierenden
alle Inhalte und Absichten optimal zu vermitteln (Röhner & Schütz, 2012, S. 29-31). Zu
dieser Einschätzung der Kommunikationseffizienz eignen sich folgende zwei Modelle
mit Konversationsregeln als Vorgaben für eine erfolgreiche Gestaltung. Einerseits das
Modell von Horn (zitiert nach Thimm, 2019, S. 11-14) mit den beiden sich gegenseitig
reflektierenden Prinzipien:
• Q-Prinzip (Hörer-orientiert): hinreichend – sage so viel du kannst (unter Beachtung
des R-Prinzips)
• R-Prinzip (Sprecher-orientiert): notwendig – sage nicht mehr als du musst (unter
Beachtung des Q-Prinzips)
Mehr inhaltlich orientiert ist der Ansatz von Grice mit folgenden vier Maximen, die sich
teilweise überschneiden, in Summe betrachtet aber auch ergänzen (zitiert nach Thimm,
2019, S. 5-11):
• Maxime der Quantität: So informativ wie nötig und nicht informativer als nötig
• Maxime der Qualität: Keine Inhalte, die falsch sein könnten oder nicht belegbar
sind
• Maxime der Relation: Relevanz zum Kommunikationsthema, das heißt über welche
Inhalte kommuniziert wird
• Maxime der Modalität: Klarheit bezüglich Ausdruck, Eindeutigkeit, Länge und
Sequenz der Aussagen. Diese Maxime wird auch als Maxime der Klarheit bezeichnet
(Röhner & Schütz, 2012, S. 34).
3.3.2. Perspektivübernahme Modelle
Bei der Perspektivübernahme geht es um die „Fähigkeit, den Standpunkt einer
anderen Person, der sich vom eigenen unterscheiden kann, bewusst einzunehmen,
ohne den eigenen zu verlieren“ (Wilkening, 2021).
Rogers hatte sie als Hilfestellung für Therapeuten und Berater eingeführt und dabei
den Fokus auf die drei Basismerkmale einfühlendes Verhalten (Empathie), Echtheit
(Kongruenz) und emotionale positive Wertschätzung gelegt (zitiert nach Röhner & Schütz,
2012, S. 37). Die Perspektivübernahme fasst Wahrnehmungsmomente in verschiedenen
Interaktionen der Menschen als „multidimensionales Konstrukt“ zusammen (Kenngott,
2012, S. 37). Nach Valtin besteht in der empirischen Forschung die Problematik der
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Messbarkeit: „Wir wissen zwar nicht genau, was wir messen, aber wir messen es genau“.
Dies ist begründet in der Tatsache, dass empirisch einzelne Aspekte erforscht werden und
nicht im gesamten Konstrukt, in dem es darum geht, eine andere Person wahrzunehmen,
in dem ihre Perspektive übernommen wird. Nach Geulen (1982) basiert Kommunikation mit
anderen auf der Annahme, dass die andere Person eine eigene Perspektive hat, womit sie
zum Subjekt wird (alle zitiert nach Kenngott, 2012, S. 19, 37-38, 77).
3.3.3. Dialog Modelle
In Dialog Modellen wird versucht darzustellen, wie die „gemeinsame Wirklichkeit“
im Kommunikationsprozess zwischen den Kommunizierenden generiert ist (Röhner
& Schütz, 2012, S.29). Dabei werden die bewusst-methodischen und die unbewusstintuitiven
Anteile in Kommunikationsprozessen in Anlehnung an die von Carl Gustav Jung
begründete, analytische Psychologie unterschieden. Dies drückt sich in der Grundthese
„Qualitativ hochwertige Erzählungen haben über den bewusst-methodischen, inhaltlichen
Anteil hinaus einen zweiten unbewusst-intuitiven Anteil“ (zitiert nach Schmid & Wahlich,
o. D., S. 2) aus, was bedeutet, dass die Inhalte aus beiden Anteilen zu einer gemeinsamen
Erzählung, Geschichte und Kultur verschmelzen. Dabei ist der unbewusst-intuitive Anteil
– in diesem Kontext mit der Bedeutung „momentan nicht mit Aufmerksamkeit besetzt“ -
der bei weitem größere in der Kommunikation. Es ist unmöglich, alle relevanten Aspekte
bewusst wahrzunehmen oder zu steuern. In der aktiven Kommunikation wissen die
Beteiligten meist nicht einmal, welche Wirklichkeit sie soeben erzeugen, sondern müssen
dies bei kritischen Situationen gegebenenfalls im Nachhinein analysieren (Schmid &
Wahlich, o. D., S. 1-3).
Wesentlich ist eine erfolgreiche Kommunikation vor dem Hintergrund des
Kulturbegegnungsmodells zu betrachten. Jung geht für die gesamte Menschheit von
einem kollektiven Unbewussten aus. Es enthält Grundformen menschlicher Existenz,
Evolutions- und Kulturerfahrungen sowie Grundzüge menschlicher Lebensbewältigung.
Unsere Sprache und unsere Erzählungen spiegeln diese wider, ohne dass es bewusst
bemerkt würde oder steuerbar wäre. Jung bezeichnet das kollektive Unbewusste als
eine Art symbolisches, evolutionäres Menschheits-Erbe, dessen Form der Weitergabe
ungeklärt ist. Ohne eine Auseinandersetzung mit den an der Kommunikation beteiligten
Kulturen und Herstellung einer partiellen Kulturgemeinschaft ist eine Kommunikation
im klassischen Sender-Nachricht-Empfänger-Modell, in der erwartet wird, dass eine
Information eine vorhersagbare Wirkung auslöst, oft nicht zu verstehen. So werden
Ursache-Wirkungsketten nicht mehr als selbstverständlich erwartet. Für jeden Menschen
gelten spezifische Gesetzmäßigkeiten, nach denen er funktioniert und Informationen
umsetzt. Dabei sind Informationen als Einwirkungsversuche auf andere und gleichzeitig
auch als Auskünfte über uns selbst zu sehen. Zum Gelingen einer Kommunikation ist es
elementar, dass alle Beteiligten sich durchlässig machen für die Übergänge zwischen der
persönlichen bewussten Ebene und der persönlichen unbewussten Ebene. Die bewusstmethodische
Ausrichtung gestaltet die Struktur, in der die Wechselwirkungen mit den
unbewussten Ober-, Zwischen- und Untertönen zur Entfaltung kommen.
Enya Kweta 12
THEORETISCHE ANALYSE
In dem von Helwig entwickelten Wertequadrat (siehe Abbildung 5) wird das
Spannungsfeld zwischen methodischem und intuitivem Vorgehen vertieft. Die
Verbindungen zwischen den Endpunkten können auch als persönliche Entwicklungen
interpretiert werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Identität und Kultur
durch gemeinsame Erzählungen entstehen. Ob eine solche Kultur hinsichtlich
Verantwortlichkeiten, Einsatz von Ressourcen und Zielen der Organisation vorhanden ist,
kann nur intuitiv begriffen werden (Schmid & Wahlich, o. D., S. 3-5).
Bewusst
Methodisch
Positives Spannungsverhältnis
Integration
Unbewusst
Intuitiv
Entwertende Übertreibung
Entwertende Übertreibung
Konträre Gegensätze
Schematisch
Mechanistisch
Trocken
Überkompensation
Überkompensation
Unreflektiert
Esoterisch
Abb. 5: Wertequadrat für die Dimensionen bewusst-methodisch & unbewusst-intuitiv (nach Schmid & Wahlich, o. D.)
Die bekannteste Interpretation für Dialogmodelle liefern die fünf Axiome von Paul
Watzlawick (1969), die er als Grundregeln aufstellte:
Das erste Axiom „Man kann nicht nicht kommunizieren“ bedeutet so viel wie, jede
Handlung, die von einer Person ausgeht, wird von seinem Gegenüber bemerkt und
dementsprechend interpretiert (Ebert, 2018, S.27). Das bedeutet, dass eine gewollte oder
ungewollte Kommunikation stattfindet, sobald eine Person ihr Gegenüber wahrnimmt.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Gedeutete richtig interpretiert wurde, sprich „Man
kann nicht nicht interpretieren.“ (Röhner & Schütz, 2012, S. 40).
Im zweiten Axiom „Die Beziehung bestimmt die inhaltliche Bedeutung“ wird auf den
Zusammenhang von Inhalts- und Beziehungsaspekt eingegangen (Ebert, 2018, S. 27). „Der
Beziehungsaspekt gibt vor, wie die Sachinformationen vom Empfangenden aufzufassen
sind und wie die sendende Person die Beziehung zwischen sich und der empfangenden
Person definiert“ (Röhner & Schütz, 2012, S. 40). So wird oft die Beziehung über den
Inhalt einer Aussage gestellt und Sachargumente werden unter Umständen überhaupt
nicht wahrgenommen. Die geschieht oft bei Kommunikationsstörungen, zu denen als
Extrembeispiel auch Mobbing gezählt werden kann (Röhner & Schütz, 2012, S. 40-42).
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Mit dem dritten Grundsatz „Die Interpunktion bedingt den Kommunikationsablauf“
(Ebert & Becker, 2018, S. 27) oder „Kommunikationsabläufe werden unterschiedlich
strukturiert“ (Röhner & Schütz, 2012, S. 42) beschreibt Watzlawick die Missverständnisse,
die im Laufe eines Kommunikationsprozesses entstehen können. Sie resultieren daraus,
dass die Kommunizierenden ein unterschiedliches Verständnis haben, in welcher
Reihenfolge etwas als Ursache bzw. Wirkung zu interpretieren ist (Röhner & Schütz, 2012,
S. 42-44).
Das vierte Axiom von Paul Watzlawick „Menschliche Kommunikation vollzieht sich
digital und analog“ geht auf das verwendete Medium der Kommunikation ein. In der
verbalen Kommunikation, die in diesem Kontext als digital zu sehen ist, werden konkrete
Muster der Wahrnehmung benutzt, z.B. Wörter. Die analoge Kommunikation ist wesentlich
umfangreicher und weniger eindeutig in der Deutung, wie z.B. die Bedeutung eines
Lächelns. Logische Operatoren, die mehrere Aussagen miteinander verknüpfen, können
praktisch nur digital kommuniziert werden (Ebert & Becker, 2018 und Röhner & Schütz,
2012, S. 44-45).
Der fünfte Grundsatz „Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder
komplementär“ bezieht sich auf die Beziehungsebene. Bei symmetrischen Abläufen
haben alle Beteiligten die gleichen Handlungsoptionen, während sie sich bei der
komplementären Kommunikation ergänzen, was sich oft in unterschiedlichen Rollen der
Beziehung widerspiegelt (Ebert, 2018, S. 27-28). Das Besondere an diesem Modell ist die
Wechselwirkung, dass die Reaktion des Empfängers zurück auf den Sender wirkt und
dessen Reaktion wiederum zurück auf den ursprünglichen Empfänger und gegebenenfalls
bis zu einer Eskalation führen kann (Röhner & Schütz, 2012, S. 45-46).
3.3.4. Encoder-Decoder-Modelle
Die Encoder-Decoder-Modelle, auch Sender-Empfänger-Modelle genannt, in welchen
die Signale zwischen Sender und Empfänger, wie der Name schon sagt, kodiert und
dekodiert werden. Sie verstehen die Kommunikation als einen Prozess der Verschlüsselung
(Enkodierung) mit Hilfe eines Codes, was z.B. die Sprache sein kann, die innere
Repräsentation zu entschlüsseln bzw. zu dekodieren. So wird ein verschlüsselter Code
zum Empfänger übertragen, der ihn entschlüsseln muss. In diesen Modellen steht das
Verständnis für Verschlüsselung, Übertragung und Entschlüsselung im Vordergrund, mit
dem Ziel eine Botschaft optimal zu entschlüsseln und zu verstehen (Röhner & Schütz, 2012,
S. 29-31).
Eines der bekanntesten konkreten Modelle, die sich auf die erwähnte
Verschlüsselungsthematik beziehen, ist das Modell nach Schulz von Thun. Er ging von den
Grundzügen des Sender-Empfänger-Modells aus. „Da ist ein Sender, der etwas mitteilen
möchte. Er verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen – wir nennen das, was er
von sich gibt, seine Nachricht. Dem Empfänger obliegt es dieses wahrnehmbare Gebilde
zu entschlüsseln.“ (Schulz von Thun, 2021, S. 27). Er beschreibt es als faszinierend, als er
erkannt hatte, dass eine Nachricht viele Botschaften gleichzeitig enthält.
Enya Kweta 14
THEORETISCHE ANALYSE
So gliedert Schulz von Thun (siehe Abbildung 6) eine Nachricht in vier Ebenen. Hierbei
unterscheidet er zwischen der Sicht des Senders, die er als vier Schnäbel bezeichnet und
der Sicht des Empfängers, den vier Ohren.
Sachinhalt
Selbstoffenbarung
Nachricht
Appell
Sender
vier Schnäbel
Beziehung
Empfänger
vier Ohren
Abb. 6: Die vier Aspekte einer Nachricht – ein psychologisches Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation (nach
Schulz von Thun, 2021, S. 33)
In der Senderperspektive ist die erste Ebene der Sachverhalt, über den der Sender
informiert. Der zweite Aspekt ist die Selbstoffenbarung des Senders, also was er von sich
selbst preisgibt. Es sind Informationen über den Sender persönlich, sowohl der gewollten
Selbstdarstellung als auch der unfreiwilligen Selbstenthüllung. Dieser Aspekt kann oft
auch zu Schwierigkeiten führen. Die dritte Seite der Botschaft behandelt die Beziehung
zwischen Sender und Empfänger, sprich was hält der Sender vom Empfänger bzw. wie
stehen sie zueinander. Dies kann durch die Formulierung oder den Tonfall des Senders
zum Ausdruck kommen, wobei der Empfänger auf diese Seite der Kommunikation oft am
empfindlichsten reagiert. Der Unterschied zur Selbstoffenbarungsseite ist, dass sich bei
der Beziehung der Empfänger persönlich betroffen fühlen kann oder direkt miteinbezogen
wird. Die vierte und letzte Ebene in Schulz von Thuns Modell ist der Appell, wozu der
Sender den Empfänger motivieren möchte. So ist eine Nachricht dazu bestimmt, den
Empfänger zu etwas zu bewegen oder etwas zu unterlassen, zu fühlen oder daraus
Schlüsse zu ziehen (Schulz von Thun, 2021, S. 28-33).
Betrachtet man nun das Modell aus der Sicht des Empfängers, ist der Sachinhalt
für viele Menschen das offensichtlichste und sie meinen auf diese Ebene zu
fokussieren. Problematisch ist dies, wenn die Kernaussage der Nachricht auf der
zwischenmenschlichen Ebene liegt. Auf der Beziehungsebene, in die den Empfänger direkt
betrifft, sind manche Menschen oft reizbar, wodurch sie neutrale Nachrichten regelmäßig
auf sich selbst beziehen und persönlich nehmen. Das Selbstoffenbarungsohr analysiert
den Sender und versucht herauszufinden, was eine Nachricht über ihn alles aussagt. Steht
die Selbstoffenbarungsseite mehr im Vordergrund, kann ein Großteil der Nachrichten
besser verstanden werden, und viele Situationen sind besser einschätzbar.
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Das vierte Ohr, das Appell-Ohr, empfängt, was der Sender von Empfänger möchte,
wobei er in Abhängigkeit zur Beziehungsebene übersensibel bzw. anders als vom Sender
beabsichtigt, reagieren kann, z.B. den Drang verspürt, jedem alles recht zu machen und
jede Form der Kommunikation als eine Erwartung zu interpretieren (Schulz von Thun,
2021, S. 28-33). Die Problematik der Appellseite von Nachrichten mit den Aspekten
Wirkung, Erfolglosigkeit, verdeckt, paradox und offen bis hin zum Umgang mit dem Appell
(Akzeptanz und Ablehnung) wird von Schulz von Thun ausführlich behandelt und darf
auch nicht vernachlässigt werden, kann aber hier nicht weiter vertieft werden.
Für beide Seiten ist es elementar, eine Nachricht nicht auf einer einzelnen Ebene zu
betrachten, was mit der Schwierigkeit beginnt, dass der Sender sich bewusst auf eine
Ebene seiner Nachricht konzentriert, so dass andere Ebenen vernachlässigt werden
und es beim Empfänger zu einer Falschauffassung kommen kann. Auf der Seite des
Empfängers legt das im Vordergrund stehnde Ohr fest ist, welche Reaktion er dem Sender
entgegenbringt. All dies geschieht auf beiden Seiten unbewusst und kann dadurch den
Verlauf der Konversation entscheidend beeinflussen (Schulz von Thun, 2021, S. 28-33).
Dieses Modell wird häufig verwendet, da Anwendungsbezug und Praktikabilität große
Vorteile gegenüber den anderen, isolierten Modellen haben, zumal es die bewährten
Ideen von Bühler und Watzlawick einbezieht (Röhner & Schütz, 2012, S. 31). Zudem
gestattet es Kommunikationsprobleme und -störungen besser zu klassifizieren. Schulz von
Thun (2021) führt selbst aus, dass von Bühlers Modell Darstellung (Sachinhalt), Ausdruck
(Selbstoffenbarung) und den Appell mit einbezieht. Watzlawick fokussiert auf den Inhaltsund
Beziehungsaspekt, wobei der Inhaltsaspekt gleichbedeutend mit dem Sachinhalt im
Encoder-Decoder-Modell ist (Schulz von Thun, 2021, S. 33).
Enya Kweta 16
THEORETISCHE ANALYSE
4. Intragruppale & intergruppale
Kommunikation
4.1. Definition Gruppe
Als Basis für die Behandlung der Gruppenkommunikation wird zunächst beschrieben,
was unter einer Gruppe oder einem Team zu verstehen ist. Laut Gabler Wirtschaftslexikon
kommt der Begriff aus der Soziologie und versteht sich als soziales Gebilde. Nach
aktuellem Stand der Soziologie besteht eine Gruppe aus 3 bis 25 Mitgliedern (Lackes,
2018).
Nach Tajfel (1981), gibt es eine Gruppe, wenn sich zwei oder mehr Individuen als
Mitglieder einer Gruppe definieren (Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 440). Es wird
betont, dass diese Definition nicht nur objektiv zu verstehen ist und dass das subjektive
Bekenntnis jedes Gruppenmitglieds für das Bestehen der Gruppe ausschlaggebend ist.
Als externe Abgrenzung muss es Menschen geben, die nicht der betreffenden Gruppe
angehören. Die Definition wird anhand diverser Unterscheidungsmerkmale verfeinert,
was Abbildung 7 beispielhaft für vier wesentlichen Arten von Gruppen, die nach
charakteristischen Merkmalen bewertet wurden, tabellarisch veranschaulicht (Nijstad &
van Knippenberg, 2014, S.440-446).
Abb. 7: Charakteristische Merkmale von Gruppen (nach Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 440)
In einer Gruppe besteht eine individuelle soziale Identität, woraus sich sowohl
intragruppale Prozesse, die Kohäsion und Kooperation innerhalb eines Teams beschreiben
als auch intergruppale Prozesse, bei denen Konkurrenz und ebenfalls Kooperation
dominieren, ableiten (Döring, 2003, S. 330-331).
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Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
4.2. Gruppenprozesse
Warum Menschen Gruppen angehören, lehnt Bowlby (1958) an Darwins Evolutionstheorie
an.
„Die Bildung von Gruppen versetzt Menschen … in die Lage, effektiver
mit Feinden oder Raubtieren umzugehen. … In der Frühzeit unserer
Evolutionsgeschichte, als das Essen oft knapp war und Feinde und Raubtiere eine
Gefahr darstellten, hatte das Bilden von Gruppen einen großen evolutionären
Vorteil. Eine Prädisposition zur Gruppenbildung ließ die Überlebenschancen
des Einzelnen zunehmen; und wurde durch das Evolutionsprinzip ... an spätere
Generationen weitergegeben. Diese Prädisposition des Menschen, positive,
starke und stabile Beziehungen zu anderen aufzubauen und aufrechtzuerhalten,
wird als Bedürfnis nach Zugehörigkeit … bezeichnet“ (zitiert nach Nijstad & Van
Knippenberg, 2014, S. 441).
Ein Team sollte die Stärken von jedem einzelnen Teammitglied nutzbar machen und sich
somit einen Teamvorteil generieren (Fieger & Fieger, 2018, S. 133). Trotz individueller
Aufgaben und Teamrollen verfolgen alle Mitglieder über lange Sicht die gleichen Ziele
und stehen in einem regelmäßigen Kommunikations- und Interaktionsaustausch (Lackes,
2018). Das bedeutet: „Aus Einzelkämpfern wird in den Händen eines guten Coachs eine
Mannschaft, die nun zusammenspielt.“ Im Sport spricht man davon „Eine gute Mannschaft
schafft mehr als die Summe ihrer Teammitglieder“ (Fieger & Fieger, 2018, S. 133). Es ist von
essenzieller Bedeutung sich gegenseitig zu fördern, zu helfen und zu motivieren. In der
Regel erfordert das eine Führungskraft, die ihr Team optimal formt (Fieger & Fieger, 2018,
S. 133). Dies geschieht insbesondere über die Definition der Rollen im Team, definiert als
die Verhaltensweisen, die von einer Person mit einer bestimmten Position in der Gruppe
erwartet werden (Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 450). Siehe hierzu auch Kapitel 4.4
Teamrollen. Wie gut ein Team funktioniert, hängt in der Regel von den Persönlichkeiten
und den Inhabern der Teamrollen ab. Hierbei ist es für eine Führungskraft essenziell,
dass sie mit den verschiedenen Persönlichkeiten und Rollen in ihrem Team umgehen
kann. Demnach soll jedes Individuum akzeptiert und sein Wert anerkannt werden (Fuchs-
Brünninghoff und Gröner, zitiert nach Wiek, 2015, S. 9).
Gruppenmitglieder können während ihrer Mitgliedschaft unterschiedliche Stadien
durchlaufen und dabei innerhalb der Gruppe in verschiedenen Rollen mit wechselnder
Identifikation aktiv sein. Roccas et al. haben hierfür eine Messung zur Identifikation
mit der Gruppe in Form eines Fragebogens erstellt, die eine Einschätzung bzgl. den vier
Dimensionen Bedeutsamkeit („Wie stark sehe ich die Gruppe als Teil dessen, wer ich bin“),
Festlegung („Wie sehr bin ich bereit, der Gruppe zu nützen“), Überlegenheit („Wie sehr
sehe ich meine Gruppe als anderen Gruppen überlegen an“) und Ehrerbietung („Wie sehr
respektiere ich die Normen, Symbole und Führungskräfte der Gruppe“) ermöglicht (zitiert
nach Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 452).
Enya Kweta 18
THEORETISCHE ANALYSE
1965 leitete Tuckman aus einer Metaanalyse über Hunderte von Therapie- und
Trainingsgruppen das weit verbreitete Phasenmodell der Gruppenentwicklung mit fünf
Phasen vom ersten Kontakt der Gruppenmitglieder bis hin zur Auflösung der Gruppe am
Ende ab. Diese bekannten Phasen sind „Forming“, „Storming“, „Norming“, „Performing“ und
das später hinzugefügte „Adjourning“ (siehe Abbildung 8). Für die Gruppenleitung und die
Gruppenmitglieder ist die Transparenz über die aktuelle Phase von hoher Bedeutung, um
Orientierung in Form von Regeln oder Handlungsoptionen geben zu können. Während im
Forming Unsicherheit und abtastendes kommunikatives Annähern der Gruppenmitglieder
vorherrscht, differenziert sich die Gruppe im Storming, was sich in Distanz der
Gruppenmitglieder untereinander, diversen Konflikten und niedriger Leistungsfähigkeit
der Gruppe äußert. Hierbei gibt es drei Konfliktdimensionen: Hierarchie, Zugehörigkeit
und Intimität, von denen (zumindest im Modell) jeder gruppendynamische Konflikt
mindestens einer dieser drei Dimensionen zugeordnet werden kann. Im Norming werden
Regeln ausgehandelt, Positionen geklärt und beides etabliert. In der Performing-Phase
ist die Gruppe relativ unabhängig von externen Führungsimpulsen; Kooperation und
Unterstützung dominieren. Bei manchen Gruppen (z.B. bei befristeten Projekten) kommt es
am Ende zur Auflösung: Dem Adjourning oder Abschiednehmen (zitiert nach Bachmann,
2015, S. 293-297).
Die ersten vier Phasen werden immer durchlaufen und können nicht übersprungen
werden. Mit jedem neuen Mitglied bzw. jeder neuen Aufgabenstellung durchläuft eine
Gruppe erneut die ersten vier Phasen der Gruppenentwicklung. Damit eine Gruppe
leistungsfähig bleibt, müssen die Phasen bei Bedarf wieder durchlaufen werden, was im
Sport z.B. durch Trainerwechsel gezielt herbeigeführt wird. Ungelöste Konflikte in einer
Gruppe lassen noch keine Norming-Phase zu, was die Performance der Gruppe dauerhaft
beeinträchtigt. Für alle Teammitglieder, noch mehr aber für die Führungskraft oder einen
Coach ist es daher von extremer Bedeutung sich immer bewusst zu sein, in welcher Phase
sich die Gruppe gerade befindet, welche Handlungsoptionen, z.B. die Überprüfung und
Veränderung von Positionen bestehen und welche Hilfestellungen der Gruppe, auch in
Abhängigkeit zu den Erfahrungen der Mitglieder, helfen können (Bachmann, 2015, S. 294-
300). Z.B. müssen Gruppen im Jugendbereich in der Forming-Phase viel stärker angeleitet
werden als Gruppen mit einem größeren Erfahrungsschatz. Insbesondere im Storming gilt
es Störungen zu erkennen und für alle klar zu benennen, damit für ausreichend Raum und
eine zeitnahe Klärung gesorgt werden kann (Freitag et al., 2011, S. 10-12)
Abb. 8: Phasenmodell von Tuckman (1965) mit den fünf Phasen der Gruppenentwicklung (auf Basis von Nijstad & van
Knippenberg, 2014, S. 455)
19
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
4.3. Persönlichkeiten
In der Kommunikation in Gruppen sind die Persönlichkeiten der einzelnen Teammitglieder
von fundamentaler Bedeutung.
4.3.1. Grunddimensionen der Persönlichkeit
Um die Individuen besser zu verstehen, eignet sich das Modell der fünf Grunddimensionen
einer Persönlichkeit, bekannt unter den Namen „Big Five“ oder OCEAN-Modell (benannt
nach den englischen Begriffen: Openness, Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness
und Neuroticism), wobei sich die Entwicklung des Modells über Jahrzehnte erstreckte.
Paul Costa und Robert McCrae stellten 1985 fünf stabile Persönlichkeitsdimensionen
auf, die in den 90er Jahren von Lewis Goldberg auch für andere Sprachräume bestätigt
wurde. Es bildet die Basis vieler darauf aufbauender Persönlichkeitsmodelle und gilt als
aktueller Stand (Fehr, 2006, S. 113-115). Die fünf Dimensionen dürfen nicht isoliert als „gut“
oder „schlecht“ aufgefasst werden, da selbst ein einzelner Extremwert durch die anderen
Dimensionen kompensiert werden kann. Somit ist eine Persönlichkeit immer als Einheit
über alle Dimensionen (Beispiel siehe Abbildung 9) zu beurteilen (Fehr, 2006, S. 116).
Abb. 9: Die 5 Persönlichkeits-Merkmale/-Charakterzüge (auf Basis von Lim, 2020)
Enya Kweta 20
THEORETISCHE ANALYSE
Im Folgenden werden diese fünf Persönlichkeitsdimensionen mit den deutschen Begriffen
Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Akzeptanz und Neurotizismus näher erläutert.
Offenheit bezieht sich auf die Bereitschaft einer Person, sich auf neue Erfahrungen
einzulassen. Offene Personen sind spontan, kreativ und künstlerisch veranlagt und
schätzen Unabhängigkeit. Das Gegenteil hiervon sind Personen, die Routinen bevorzugen
und schlecht mit Veränderungen umgehen können. Ihre im Allgemeinen praktische
Veranlagung macht es ihnen schwer kreativ und abstrakt zu denken (John & Srivastava,
zitiert nach Lim, 2020).
Gewissenhaftigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, Impulsivität zu
kontrollieren und so ein zielgerichtetes Verhalten auch in schwierigen Situationen zu
erreichen. Diese Personen gelten als organisiert, diszipliniert, detailorientiert, aufmerksam
und vorsichtig. Die konträre Ausprägung agiert oft impulsiv und unorganisiert und
gerät somit leicht in Schwierigkeiten bei der Erledigung komplexerer Aufgaben und dem
Erreichen von Zielen (John & Srivastava, zitiert nach Lim, 2020).
Als Extraversion wird das Durchsetzungsvermögen eines Menschen in sozialen
Situationen bezeichnet. Das bedeutet, es spiegelt die Tendenz und Intensität
wider, mit der der Kontakt zur Außenwelt gesucht wird. Extrovertierte Personen sind
durchsetzungsfähig, gesellig, lebenslustig, kontaktfreudig und fühlen sich in sozialen
Situationen wohl, ihre Meinung zu äußern. Dem stehen introvertierte Personen gegenüber,
die ruhiger und zurückhaltender sind, evtl. überlegter agieren und gesellschaftliche
Veranstaltungen als anstrengend empfinden, weshalb sie gelegentliche Einsamkeit als
Erholung gegenüber sozialen Veranstaltungen benötigen (John & Srivastava, zitiert nach
Lim, 2020).
Akzeptanz bezieht sich darauf, wie Menschen mit Beziehungen zu ihren Mitmenschen
umgehen. Ihr Fokus liegt auf der Orientierung sowohl zu anderen Menschen als auch
den Interaktionen mit ihnen. Menschen mit hoher Akzeptanz werden als warmherzig,
vertrauensvoll, hilfsbereit und bescheiden klassifiziert. Sie sind sensitiv für die Bedürfnisse
anderer und ihr Verhalten wird als regelkonform eingeschätzt. Personen, die wenig
Akzeptanz aufweisen, kann man fast als feindselig, zumindest uninteressiert an den
Gefühlen anderer Menschen beschreiben. Sie sind oft fordernd, misstrauisch, manipulativ
und unkooperativ, weshalb ihnen oft weniger vertraut wird und sie als unbeliebt gelten
(Ackerman, zitiert nach Lim, 2020).
Neurotizismus definiert die emotionale Stabilität einer Person, dadurch wie sie die
Welt wahrnimmt. Es wird dabei darauf eingegangen, wie bedrohlich oder schwierig
Situationen von einer Person aufgefasst werden, wobei auch die Neigung zu negativen
Emotionen miteinbezogen wird. Diejenigen, die einen niedrigen neurotischen Wert haben,
sind eher ruhig, sicher und selbstzufrieden. Ihre hohe Resilienz lässt sie als stabil, robust
und selbstbewusst erscheinen. Eine hohe Ausprägung an Neurotizismus dagegen zeigt
sich in Ängstlichkeit, Unsicherheit, niedriger Belastbarkeit uns Launenhaftigkeit (John &
Srivastava, zitiert nach Lim, 2020).
21
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
4.3.2. Persönlichkeitsschulungen in
Wirtschaftsunternehmen
Auf Basis der wissenschaftlich beschriebenen Modelle haben sich in der
unternehmerischen Praxis und Personalschulung viele Modelle etabliert, die in der
Regel teuer lizenziert in den Mitarbeitertrainings der Unternehmen verwendet werden,
um einerseits das Verständnis für individuelle Charaktere und andererseits adäquate
Verhaltensregeln in der Zusammenarbeit zu vermitteln.
Als ein Beispiel sei hier das Process Communication Model mit den sechs
Persönlichkeitstypen Beharrer (engl. Persister), Logiker (Thinker), Empathiker (Harmonizer),
Rebell (Rebel), Macher (Promoter) und Träumer (Imaginier) genannt. Jeder hat in
unterschiedlicher Kombination Ausprägungen von allen sechs Typen in sich vereint, wobei
immer einer die sogenannte Basis darstellt. Dieses Modell wird z.B. bei IBM, Microsoft,
Coca-Cola, Audi und der NASA geschult (Kahler, 2018).
Ein zweites bekanntes Modell ist das aus der Hirnforschung entwickelte Herrmann Brain
Dominanz Modell mit den vier unterschiedlichen Ich-Dimensionen: Rational (Symbolfarbe
Blau), experimentell (Gelb), sicherheitsbedürftig (Grün) und fühlend (Rot), die in einem
Profilchart auf einer Prozent-Skala bewertet in Summe dargestellt werden. Mit den
Symbolfarben ist es sehr eingängig und kann sehr effektiv referenziert werden. Dieses
Modell wird unter anderem bei IBM, Coca-Cola, BMW und Novartis verwendet (Herrmann,
2022).
Zu diesen beiden und vielen weiteren Modellen existieren als Einstieg in die
Persönlichkeits- und Teamweiterbildung umfangreiche Selbsttests, auch um
Teamkonstellationen einzuschätzen, auf deren Basis unternehmensweit die
Kommunikation und Führungskultur trainiert und optimiert wird.
4.4. Teamrollen
Der Mensch benötigt als soziales Wesen in der Regel die Gesellschaft und Unterstützung
anderer Menschen zum Überleben. Das Verhalten eines Individuums in einer Gruppe,
geprägt von dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, ist nicht identisch zu dem, wenn diese
Person allein agiert. Daraus resultiert, dass die Eigenschaften und Fähigkeiten, die die
Team-Mitglieder mitbringen, nicht zwingend die gleichen in der Gruppe sind. So nimmt
jeder in der Gruppe eine Teamrolle an, der er aufgrund seines Verhaltens und seiner
Leistungen zugeordnet wird. Hier unterscheidet man zwischen starken und schwachen
sozialen Rollen. In schwachen sozialen Rollen befinden sich vor allem die Mitglieder, die
machtpolitisch geringen bis keinen Einfluss ausüben (Fieger & Fieger, 2018, S. 155-158).
Enya Kweta 22
THEORETISCHE ANALYSE
In den 70er Jahren untersuchte der Forscher Meredith Belbin am Henley
Management College in England die Auswirkungen der Team-Zusammensetzung aus
verschiedenen Persönlichkeitstypen auf den Teamerfolg, mit der Annahme, „dass
das Persönlichkeitsprofil eines Menschen auf unterschiedlich stark ausgeprägten
Eigenschaften beruht“ (zitiert nach Fieger & Fieger, 2018, S. 161). Aus dieser Forschung
resultierten neun verschiedene Teamrollen, die in drei Cluster eingeteilt werden können:
• Die aktionsorientierten Rollen: Das sind jene Personen, die Kontroll- und
Gestaltungsaufgaben übernehmen. Hierzu gehören: der Perfektionist, der Umsetzer
und der Macher.
• Die sozialorientierten Rollen: Das sind die Mitglieder, die für eine gute
Kommunikation im Team verantwortlich sind. Diese sind der Wegbereiter, der
Koordinator und der Mitspieler.
• Die wissensorientierten Rollen: Das sind diejenigen, die innovativ-intellektuelle
Beiträge leisten. Diese heißen Erfinder, Beobachter und Spezialist
Der Perfektionist, ist außerordentlich gewissenhaft in seiner Arbeit und überprüft
Ergebnisse am liebsten selbst, zudem neigt er zu übertriebener Besorgtheit, die die
Stimmung in einem Team negativ beeinflussen kann (Hellmann & Hollmann, 2017, S. 85-
86).
Der Umsetzer zeichnet sich durch eine disziplinierte, verlässliche und konservative
Arbeitsweise aus. Problematisch beim Charakter dieser Rolle ist, dass er tendenziell
inflexibel ist und nicht mit Planänderungen umgehen kann.
Der Macher kann gut unter Druck arbeiten, Dinge vorantreiben und somit gut mit
kurzfristigen Deadlines umgehen (Hellmann & Hollmann, 2017, S. 86). Er ist am
effizientesten in einem Team mit Gleichgestellten, bringt eine starke Selbstdisziplin mit
und geht souverän mit Routinetätigkeiten um (Recklies, 2001, S. 2). Dennoch neigt sein
Charakter zu Provokation, Ungeduld und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen, wenn
die Entwicklung nicht nach seinem Willen läuft.
Von den sozialorientierten Rollen ist der Wegbereiter für die Kommunikation des Teams
nach außen und für das Aufbauen nützlicher Kontakte verantwortlich. Es handelt sich
um eine kontaktfreudige und gesellige Person, die sich durch Enthusiasmus auszeichnet
und als kommunikativ gilt. Diese Rolle neigt jedoch dazu zu optimistisch zu sein und das
Interesse zu verlieren, wenn die Begeisterung schwindet.
Der Koordinator ist für die Planung von Aktivitäten und Ressourcen zuständig und treibt
Entscheidungen voran. Zudem achtet er darauf, dass externe Ziele verfolgt werden
(Hellmann & Hollmann, 2017, S. 86-87). Er ist gut darin, andere Rollen zu verstärken
und zu unterstützen (Recklies, 2001, S. 2). Die Charakteristik ist die Ausstrahlung von
Selbstsicherheit und die Wirkung als Vertrauensperson mit natürlicher Autorität. Die Rolle
wird oft als manipulativ wahrgenommen.
23
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Der Mitspieler fördert den Teamgeist und kennt die Hintergründe im Team der einzelnen
Mitglieder am besten. Er zeichnet sich durch Kooperativität, Empathie und Diplomatie aus.
Er ist von essenzieller Bedeutung in Stresssituationen und um Konflikte zu lösen.
Der Erfinder gehört zu den wissensorientierten Rollen. Er ist bedeutsam für innovative
Ideen und Strategien und ist besonders kreativ, fantasievoll und kann gut mit Problemen
umgehen. Trotz seiner introvertierten Art, verteidigt er seine Ideen radikal. Zu seinen
Schwächen gehört ein schlechter Umgang mit Kritik, seine Ideen zu übertreiben und immer
wieder vorhandene Geistesabwesenheit.
Der Beobachter, auch Monitor Evaluator genannt, betrachtet die Machbarkeit und
Notwendigkeit von Ideen rational. Zudem ist er ein nüchterner, strategischer Analytiker
und bezieht alle Faktoren in sein Urteil mit ein (Hellmann & Hollmann, 2017, S. 87-88).
Er wird als Teamleiter wahrgenommen und muss zurückhaltend und neutral mit seinen
Beurteilungen umgehen, um andere Teammitglieder nicht zu dominieren. Daher ist es
essenziell für ihn, seine Einschätzungen neutral zu vermitteln, ohne herablassend auf das
Team zu wirken (Recklies, 2001, S. 2).
Die letzte und erst später dazugekommene Rolle von Belbin ist der Spezialist, der, wie
der Name sagt, in Spezialgebieten professionelle Beiträge leisten kann. Er kennt sich
in seinem Fachgebiet besonders gut aus und engagiert sich dort. Jedoch sind seine
Interessen oft einseitig und verlieren sich regelmäßig in Details. Viele Spezialisten haben
außerhalb ihres Gebietes nur wenige bis keine anderen Interessen.
Die Rollen sind nicht immer trennscharf voneinander abgrenzbar, weshalb ein
Teammitglied mehrere Rollen innehaben kann oder sich auch mehrere Teammitglieder
in den gleichen Rollen befinden können (Hellmann & Hollmann, 2017, S. 88). Identität
wird heute als komplexere Struktur aufgefasst, die aus einer Vielzahl einzelner Elemente
besteht (Multiplexität), die je nach Situation aktiviert werden (Flexibilität). Eine Person hat
also nicht nur eine „wahre“ Identität, sondern verfügt über eine Vielzahl von Gruppen-,
Rollen-, Raum-, Körper- oder Tätigkeits-bezogenen Teilidentitäten (zitiert nach Döring,
2003, S. 325). Es ist nicht immer möglich, aber auch nicht erforderlich alle Rollen in einem
Team zu besetzen, um als Team erfolgreich zu sein. Dennoch sind unterschiedliche
Positionen und Perspektiven nötig, um als Gruppe viele Eigenschaften abdecken zu
können. Welche Rollen in welcher Kombination benötigt werden, hängt von dem Team und
dessen Zielsetzung ab. Die Schwachpunkte bei diesem Modell zeigen sich in der Größe
und Zusammensetzung des Teams. Auch wenn eine Person mehrere Rollen oder mehrere
Personen gleiche Rollen einnehmen können, bietet das Modell nicht alle Antworten auf
den Umgang mit komplexeren Situationen (Fieger & Fieger, 2018, S. 168-174). Aus Belbins
Modell lässt sich schlussfolgern, dass der Erfolg eines Teams in der Zusammensetzung
und dem Umgang mit dem Team liegt (Recklies, 2001, S. 3).
Enya Kweta 24
THEORETISCHE ANALYSE
4.5. Intragruppale Kommunikation
(Probleme und Erfolgsfaktoren)
Wo liegen die Defizite in der Kommunikation und der Teamarbeit? Ein schwerwiegendes
Problem in der Gruppe ist zu wenig Führung oder eine autoritäre Führung bzw. ein
Führungsstil, der nicht zu den Teammitgliedern passt. Ein Problem kann z.B. mit einer
kleinen Meinungsverschiedenheit beginnen, woraus sich bei den Beteiligten Frustration
und Unzufriedenheit entwickeln kann, und somit die Arbeitsqualität leiden kann. In
dem Moment, in dem die eigenen Emotionen ins Spiel kommen, werden persönliche
Ansichten über die eigentliche Sachlage gestellt. So läuft es auf eine Eskalation in
Form eines Streits hinaus und zielführende Kommunikation ist zu diesem Zeitpunkt oft
nicht mehr möglich (Spittka, 2016). Hier kommt es also auf die Führung des Teams an.
Jedoch führt die Zusammenarbeit im Team durch die Gruppendynamik zu wesentlich
komplexeren Situationen als in der Einzelarbeit, weshalb die Führung eines Teams deutlich
schwerer als die von Einzelpersonen ist (Nerdinger, 2014, S. 109). Werden also Rollen
oder Aufgaben der Mitglieder nicht eindeutig vergeben oder Probleme nicht rechtzeitig
erkannt, kann es zu schwerwiegenden Folgen für das ganze Team kommen. Fieger
und Fieger (2018) definierten für solche unangebrachten Verhaltensweisen in Teams
Spiele mit charakteristischen Bezeichnungen, deren Namen die jeweilige Problematik
veranschaulichen. Neben dem „Verlierer-Gewinner-Spiel“, in dem die Mitglieder ihren
eigenen Standpunkt verteidigen und nach Fehlern bei den anderen suchen, nennen
sie das „Ideenkiller-Spiel“ (Ideen anderer werden nicht berücksichtigt oder korrigiert),
das „Schwarze-Peter-Spiel“, in dem die Priorität bei auftretenden Problemen auf die
Benennung der Schuldigen anstatt auf die Lösungssuche gelegt wird. Ferner beschreiben
sie das „Kompetenz-Spiel“, bei dem sich höher positionierte Personen arrogant verhalten
und nur ihre eigene Meinung gelten lassen, und schließlich das „Blinde-Kuh-Spiel“, bei dem
das Team für ein Problem keine Problemlösungsstrategie findet (Fieger und Fieger, 2018,
S. 134-135). Wenn also Probleme und Spannungen in Teams nicht aufgelöst werden, wird
über lange Sicht das Zusammengehörigkeitsgefühl zerstört. Die Folgen daraus sind fatal,
da die Mitglieder sich dann nur noch formal in einer Gruppe befinden. Da der Teamgeist
nicht mehr existiert, arbeitet jeder für sich und nicht mehr wirklich für das Team. Kritisch ist
daher, dass oft Konflikte zwischen einzelnen Personen nicht angesprochen werden, was
besonders häufig in hierarchischen Gefügen vorkommt (Spittka, 2016).
Dies wird auch verdeutlicht, betrachtet man den Problemlösungsprozess. Es benötigt vier
Teilprozesse, um von Problemen zu Lösungen zu kommen, die in ihrer Reihenfolge variieren
können: Generative Prozesse (Ideengeneration), Explorative Prozesse (Ideenanalyse),
Vergleichs- (Vergleich von Ideen) und Auswahlprozesse (Selektion aus den entwickelten
Ideen). Das bedeutet, bei generativen und explorativen Prozessen wird nach neuen Ideen,
gleichzusetzen mit Lösungen, gesucht und bei Vergleichs- und Auswahlprozessen werden
Lösungsansätze bewertet und per Selektion ausgeschlossen. Im Zusammenspiel bedeutet
das, dass zunächst verschiedene Lösungsideen generiert werden, wovon ein Teil später
wieder ausgeschlossen wird. Die Prozesse beruhen alle auf Kommunikation, die damit der
Schlüssel zur Erforschung der Denkprozesse bei Problemlösungen in Gruppen ist (Dörner;
Ward, Smith & Finke, zitiert nach Stempfle & Badke-Schaub, 2002, S. 25-26).
25
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Die wesentlichen Erfolgsfaktoren für Teams sind gegenseitiges Vertrauen, das Vermeiden
von Konflikten, gemeinsame Erlebnisse und Erfolge, Offenheit und Ehrlichkeit, vielfältige
Kompetenzen, gemeinsame Ziele, guter Informationsaustausch, klare Spielregeln
und Zusammenhalt. Diese Punkte sind alle vielfältig miteinander verbunden und
verstärken sich gegenseitig: Um erfolgreich zu sein benötigt das Team das Wollen,
Wissen, Können und Dürfen. Durch daraus resultierende Erfolge steigert sich das
Teamzugehörigkeitsgefühl. Außerdem müssen alle Teamkollegen die Ziele als erreichbar
ansehen und die nötige Fachkompetenz muss im Team vorhanden sein. Wenig hilfreich
ist es ein Team nur aus Spezialisten mit dem gleichen Skill zusammenzustellen, wie das
Beispielzitat aus dem Sport „Eine Fußballmannschaft, die aus nur elf Torwarten besteht,
wird nicht unbedingt das notwendige Vertrauen in die eigenen Kompetenzen und letztlich
in einen Sieg haben.“ (Boos & Kolbe, 2019) veranschaulicht.
Gemäß einer Studie vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik (1999) geben 84% der
Befragten eine dialogorientierte und zielgerechte Führung als größten Erfolgsfaktor im
Team an. Weitere 79% sind überzeugt von regelmäßigen Team-Meetings als notwendigem
kommunikativen Austausch zu Spielregeln und Informationen. 66% erachten Schulungen
bzw. Trainings im gesamten Team und 60% Feedbackgespräche im Team als äußerst
sinnvoll (zitiert nach Fieger & Fieger, 2018, S. 135-138). Hierbei wird deutlich, dass alle
Faktoren eng mit der Kommunikation verbunden sind. So erfordert die erfolgreiche Lösung
einer Aufgabe gute Kommunikation und Koordination. Folglich variieren beide Faktoren je
nach Aufgabenstellung und Umfeld. Grundsätzlich gilt, um so komplexer die Aufgabe ist,
desto ein höheres Maß an Kommunikation und Koordination in der Gruppe wird benötigt.
Kommunikation hilft bei komplexen Schwierigkeiten zu verstehen, welches Problem genau
vorliegt, welche Ursachen es hat und welche Maßnahmen dagegen unternommen werden
können.
Das sogenannte Phänomen „voice behaviour“ beschreibt ein Vorgehen, bei dem
hinterfragt, korrigiert oder auf Fehler hingewiesen wird. Hierfür wird Mut und
Teamfähigkeit benötigt. Darüber hinaus gehört zu den primären Faktoren im Team ein
gutes Konfliktmanagement, das gegenseitige Motivieren und die Emotionsregulation
(Boos & Kolbe, 2019).
Als Erfolgsfaktoren für das Erreichen der Gruppenleistung stellen Schulz-Hardt & Brodbeck
(2014) je drei negative und positive Effekte zusammen. Sie definieren die potenzielle
Gruppenleistung (auch Gruppenpotenzial) als die Leistung, die erzielt worden wäre, wenn
die Mitglieder einer Gruppe unabhängig voneinander und nicht als Gruppe gearbeitet
hätten. Dass eine erzielte Gruppenleistung vom Potenzial abweicht, hängt hauptsächlich
von der Motivation der Beteiligten ab, warum sie in der Gruppensituation bessere oder
schlechtere Beiträge abliefern als in einer individuellen Situation.
Enya Kweta 26
THEORETISCHE ANALYSE
Die drei negativen Effekte, die zu Motivationsverlusten bei den Gruppenmitgliedern
führen und die durch gute Steuerung möglichst vermieden werden sollten, heißen:
• Soziales Faulenzen: Motivationsverlust, der entsteht, wenn die individuellen
Beiträge der Gruppenmitglieder nicht in der Gruppenleistung identifizierbar sind.
• Entbehrlichkeitseffekt: Verringerung der aufgabenbezogenen Anstrengung, wenn
individuelle Beiträge nur einen geringen Einfluss auf die Gruppenleistung zu haben
scheinen.
• Trotteleffekt: Motivationsverlust bzw. die Angst ausgenutzt zu werden bei
Leistungsträgern, wenn sie sehen oder meinen, dass andere Gruppenmitglieder ihre
eigenen Anstrengungen verringern.
Die drei positiven Effekte, die als Motivationsgewinne für die Gruppenmitglieder von
einer Führungskraft zu fördern sind, lauten:
• Sozialer Wettbewerb: Wenn sich die Gruppenmitglieder bei Aufgaben gegenseitig
ausstechen wollen.
• Soziale Kompensation: Wenn stärkere Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen
erhöhen, um damit die Leistung schwächerer Mitglieder auszugleichen.
• Köhlereffekt: Wenn schwächere Gruppenmitglieder sich mehr anstrengen, um zu
vermeiden, dass sie für eine schwache Gruppenleistung verantwortlich sind.
Analog können sich in der Gruppe individuelle Fertigkeitsverluste oder -gewinne
entwickeln, auf die in der Steuerung der Gruppe ebenfalls zu achten ist. Diese sind:
• Die Kognitive Einschränkung: Fertigkeitsverlust, der auftritt, wenn man sich auf
die Kategorie einer bereits erwähnten Idee konzentriert und andere Kategorien
vernachlässigt.
• Die Kognitive Stimulation: Wenn eine Idee von einem anderen Gruppenmitglied
eine kognitive Kategorie stimuliert, an die man selbst nicht gedacht hätte.
Um eine Gruppe in ihrer Leistung zu entwickeln, werden Lernprozesse benötigt. Nach
Brodbeck und Greitemeyer (2000) existieren im Gruppenlernen, eine Form des Lernens,
die nur dann auftreten kann, wenn mehrere Menschen interaktiv an derselben Aufgabe
arbeiten, vier Arten von Lernprozessen, die hier zu drei zusammengefasst und aufgrund
der klaren Namensgebung nicht weiter erläutert werden:
• Transfer von Individuum zu Individuum
• Transfer von der Gruppe zum Individuum bzw. zum Individuum in der Gruppe
• Transfer von der Gruppe zur Gruppe
27
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Ein Gruppenlernen gilt es auch zur Reduzierung von Motivationsverlusten und
zur Steigerung von Motivationsgewinnen zu etablieren. Allein dadurch, dass eine
Gruppe wiederholt ähnliche Aufgaben bearbeitet, entwickeln die Gruppenmitglieder
gegenseitiges Vertrauen und lernen voneinander. Nach Dirks (1999) fördert dieses
interpersonelle Vertrauen das Verfolgen kollektiver anstelle individueller Ziele
und steigert so die Motivation der Teammitglieder. Weisband (2002) definiert in
diesem Zusammenhang das Verständnis der Handlungen der anderen als Input
für das eigene Arbeitshandeln mit dem Begriff Teambewusstsein. Das Monitoring
ablaufender Gruppenprozesse, der damit verbundenen sozialen Dynamik, die
Schärfung des Teambewusstseins und das Angebot eines adäquaten Rahmens
bzw. Diskussionsplattformen für den jeweiligen Wissenstransfer gehören zum
Aufgabenspektrum erfolgreicher Gruppenführung (alle zitiert nach Schulz-Hardt &
Brodbeck, 2014, S. 478-491 - Original-Definitionen s. Glossar).
4.6. Intergruppale Kommunikation
(Probleme und Erfolgsfaktoren)
Teamübergreifende Arbeit funktioniert in der Regel nicht, da sie oftmals nicht sehr
ausgeprägt ist (Fleig, 2020; Lamieri & North, 2001). Dies ist auf die gegenseitige
Abgrenzung von Teams zurückzuführen. Daraus resultiert, dass die Mitglieder für
Aufgaben bedeutend mehr Zeit benötigen, Informationen an einzelnen Personen hängen
bleiben und Vertrauen zum anderen Team fehlt. Grundsätzlich sind vier Faktoren für diese
problematische Zusammenarbeit verantwortlich. So kann die Hierarchie in Abteilungen
mit ihren Verzweigungen ein Problem darstellen. Wenn die Anzahl der Personen, die
von einer Führungskraft angeleitet werden, zu groß ist, ist eine klare Kommunikation
nahezu unmöglich, wodurch Entscheidungen untergehen und Rollen und Aufgaben
unklar vermittelt sein können. Eine weitere Barriere sind Abteilungsgrenzen, da Personen
in einem Team gerne für sich bleiben und die Grenzen zu anderen Teams nur selten
überqueren möchten, was zur Folge hat, dass Informationsaustausch kaum bis gar
nicht stattfindet und sich daraus Konflikte zwischen den Teams entwickeln können. Für
gewöhnlich sind die Schnittstellen zwischen Teams nicht von selbst kompatibel, was aber
oft nicht einmal registriert und thematisiert wird. Mit der fehlenden Übereinstimmung
kann auch kein Vertrauen in die Arbeit anderer Teams wachsen. Ein weiterer Grund für
Schwierigkeiten in der teamübergreifenden Zusammenarbeit ist oft die Geografie, also
von welchen Orten aus kommunizieren die Teams miteinander (Fleig, 2020).
Enya Kweta 28
THEORETISCHE ANALYSE
Um den Defiziten in der Zusammenarbeit zwischen Gruppen entgegenzuwirken, ist
es wichtig, dass die Führungskräfte die Barrieren aufbrechen. Sie sind meist der erste
Kontakt zwischen den Teams und müssen in Abstimmung Entscheidungen gemeinsam
und unmissverständlich treffen. Dazu gehören auch verständliche Spielregeln, in denen
die Teamaufgaben und das Zusammenspiel mit dem jeweils anderen Team definiert sind,
sowie die Kommunikation dazu. Darauf aufbauend soll jeder Teamleiter die Rollen im
eigenen Team definieren und sie für andere Teams transparent machen. Dies trägt zu
einem besseren Verständnis bei, die Verantwortungen und Aufgaben anderer Gruppe
zu erkennen und zu verstehen. Sobald zur Wahrnehmung gemeinsamer Aufgaben die
aktive Zusammenarbeit mit anderen Teams beginnt, steigt die Kommunikation und die
Teammitglieder werden gemeinsame Entscheidungen treffen. Durch gemeinsame Erfolge
entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das über die Grenzen der einzelnen Teams
hinaus geht. Über die Zeit hinweg werden die Teams gefestigt und Prozesse aufeinander
abgestimmt (Fleig, 2020).
29
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
5. Digitale Kommunikation
Digitale Kommunikation beschreibt den Austausch zwischen Sender und Empfänger über
Medien, z.B. via SMS oder WhatsApp. Neben Computern kann diese Kommunikation auch
z.B. über Mobiltelefone, Tablets, Spielkonsolen, moderne Fernseher oder Autos erfolgen.
Digitale Kommunikation ist ähnlich wie jede andere Form der Kommunikation bidirektional
(Trepte & Reinecke, zitiert nach Bauer & Müßle, 2020, S.11-12), das bedeutet, dass Sender
und Empfänger die Rollen abwechselnd einnehmen (Marko, 1966, S.129-131). Z.B. ist das
Ausbleiben einer Antwort auf eine Nachricht gleichermaßen Kommunikation, wie das
Schweigen in einer Unterhaltung. Das Risiko einer Misskommunikation ist in der digitalen
Kommunikation deutlich höher als in der analogen Welt (Bauer & Müßle, 2020, S.12).
5.1. Veränderungen durch Digitalisierung
Gemäß dem von We Are Social und Hootsuite veröffentlichten Digital Report 2021,
nutzten im Januar 2021 weltweit 4,66 Milliarden Menschen das Internet; das sind
59,5% der zugrunde gelegten Weltbevölkerung. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 316
Millionen bzw. 7,3% mehr. Davon nutzen 4,2 Milliarden Menschen soziale Netzwerke. 490
Millionen neue Social Media Nutzer innerhalb von 12 Monaten bedeuten ein Wachstum
von 13%. In Deutschland benutzen 66 Millionen Menschen soziale Netzwerke, wobei der
Großteil der Nutzer zwischen 18 und 44 Jahren alt ist. Die beliebtesten Kommunikations-
Plattformen der Deutschen im Alter zwischen 16 und 64 sind WhatsApp (79,6%), YouTube
(74,8%), Facebook (60%) und Instagram (46,9%). Der Anstieg der Nutzung digitaler
Medien hat einen großen Einfluss auf die Arbeitswelt sowie soziale Beziehungen und die
Kommunikation im Allgemeinen. „Vernetzung, Allverfügbarkeit und Allgegenwärtigkeit von
Kommunikation und Information mündet zwangsläufig in eine 24-Stunden-Gesellschaft“
(Siever, zitiert nach Schlobinski, 2019, S.4). So werden WhatsApp, ähnliche Messaging-
Dienste oder Chat-Funktionen bereits in vielen Unternehmen genutzt, um eine „entspannte
und vertraute Kommunikation im beruflichen Bereich herzustellen“ (Di Giusto & Scherler,
2017, S. 1). Ihren Erfolg hat die Applikation WhatsApp der Benutzerfreundlichkeit und
mangelnder Konkurrenz zu verdanken. In internen Gruppen bietet sich die Nutzung von
WhatsApp besonders bei dringlichen Angelegenheiten an, bei denen der Empfänger
Push-Nachrichten direkt auf sein Smartphone bekommen kann. Eine Studie der Ohio
State University und der University of California belegt, dass der Einsatz von WhatsApp
für die interne und betriebliche Kommunikation zu einer verbesserten Kommunikation
im Team beitragen kann und die Produktivität steigert. Die Möglichkeit einzusehen, wer
im Moment standortübergreifend, sogar weltweit erreichbar ist, vermeidet mehrfache
Kontaktaufnahme (Di Giusto & Scherler, 2017, S. 1-2).
Die Medienwelt verändert durch regelmäßigen Konsum, z. B. von Social Media, die
Konstruktion der subjektiven Wirklichkeit eines Menschen, da die Selektion der
Informationen nicht willentlich und bewusst erfolgt. Dennoch nimmt jeder Mensch
Situationen unterschiedlich wahr, trotz objektiv gleicher Reizaufnahme.
Enya Kweta 30
THEORETISCHE ANALYSE
Jeder Mensch hat demnach unterschiedliche Wirklichkeiten, was auf die Werte, die
jeder für sich interpretiert, zurückzuführen ist (Kroeber-Riel & Gröppel-Klein (2013),
zitiert nach Bauer & Müßle, 2020, S.21). Dies hat Auswirkungen auf die Kommunikation,
da eine neutrale Vermittlung von Informationen über jegliche Form der Medien
komplex ist. So gestaltet auch neutraler Journalismus in Qualitätsmedien, z. B. die
Tagesschau, unbewusst, mit jeder Aussage eine Medienrealität, die auf ihren Werten und
Kriterien beruhen. Dies ist jedoch selten mit Absicht und dient nicht zur Manipulation.
Ausschlaggebend sind Aufbereitung, Wortwahl und Tonalität, wie die Informationen
beim Empfänger ankommen, wobei dessen Haltung wiederum beeinflusst, wie er die
empfangenen Fakten interpretiert (Bauer & Müßle, 2020, S. 22-24).
5.2. Chancen und Risiken
Welche Chancen die digitale Kommunikation bietet und welche Risiken mit ihr verbunden
sind, ist ein umfassendes Feld und kann in dieser Arbeit nur kurz angerissen werden. Die
Vorteile bestehen in erster Linie in der Geschwindigkeit der Informationsübertragung, der
geografischen Unabhängigkeit mit der Möglichkeit zur Kollaboration an einem Dokument
über jede Distanz hinweg und der Kombination synchroner und asynchroner Übermittlung,
die somit einen großen Teilnehmerkreis immer erreichen und auch im Nachhinein als
Dokumentation noch zur Verfügung stehen kann. Die Nachteile liegen zum einen in
allgemeinen IT-Sicherheitsrisiken, der Abhängigkeit von IT-Verfügbarkeit, möglichen
Online-Identitäten mit Selbstdarstellungen, die es im realen Leben gar nicht gibt. Zum
anderen mangelt es oft an der Einhaltung einer Kommunikationsetikette im Umgang
miteinander, so dass oft Missverständnisse mit psychologischen Folgen (z.B. Aggression,
Stress) für die Gruppenmitglieder aufkommen ohne, dass diese von anderen ausreichend
bemerkt oder eingebremst werden können (Döring, 2003; Bruhn, 2020; Bauer & Müßle,
2020). Einen ersten Überblick über die Chancen, Risiken und Erfolgsfaktoren beim Einsatz
einer digitaler Kommunikations-Applikation soll Abbildung 10 verschaffen.
31
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Abb. 10: Chancen, Risiken und Erfolgsfaktoren einer Kommunikations-Applikation für Gruppen (auf Basis von Di Giusto &
Scherler, 2017)
Enya Kweta 32
THEORETISCHE ANALYSE
6. Fazit
Abschließend werden die Forschungsfragen aus der Definition der Bachelorarbeit noch
einmal aufgegriffen und die ermittelten Ergebnisse dazu kurz zusammengefasst. Auf eine
explizite Diskussion zu jeder einzelnen Forschungsfrage musste aufgrund der großen
Bandbreite der Forschungsgebiete verzichtet werden.
Inwiefern ist Kommunikation ein Erfolgsfaktor im Vereinssport?
In der Recherche in Kapitel 2 haben sich die erkannten Kommunikationsschwierigkeiten
in Sportvereinen bestätigt und werden durchgehend als Handlungsbedarf gesehen,
zumal er sich durch die aktuellen Entwicklungen in Gesellschaft und Sportverbänden noch
erhöht.
Auf welchen Strukturen basieren Kommunikationsprozesse in Sportvereinen?
In Kapitel 2.2 wurde dargestellt, wie Sportvereine aufgebaut sind, welche
Organisationsformen es gibt, und wie die Kommunikationswege im Allgemeinen verlaufen.
Es wird hervorgehoben, dass aufgrund der meist ehrenamtlichen Ausübung der Rollen
viele Kommunikationsprozesse nicht professionell genug geregelt sind.
Welche Arten von Kommunikation in Gruppen gibt es?
Kapitel 3 behandelt Kommunikation mit ihren verschiedenen Formen und Modellen,
mit denen sie beschrieben werden kann. Diese Fachkenntnisse wurden anschließend
in Kapitel 4.1 bis 4.4 mit der Betrachtung von Gruppen, Gruppenprozessen und den
Persönlichkeitstypen in verschiedenen Teamrollen vertieft.
Besonderheiten/Unterschiede für homogene Gruppen (Teams) und Gruppen mit
Unterstrukturen.
In Kapitel 4.5 und 4.6 wurden die Kommunikationsprozesse in Gruppen und zwischen
Gruppen, wozu auch Gruppen mit Unterstrukturen zählen, dargestellt.
In welchen Bereichen der Kommunikation in Gruppen und gruppenübergreifend gibt es
welche Verbesserungspotenziale?
Verbesserungspotenziale bzw. welche Erfolgsfaktoren zu Motivationsverlusten oder
Motivationsgewinnen führen und worauf bei der Steuerung einer Gruppe zu achten ist,
sind insbesondere Gegenstand von Kapitel 4.5. Das Thema erstreckt sich aber komplett
über die beiden Kapitel 3 und 4.
Welcher Bedarf an neuen Medien und Skills bestehen in der Kommunikation in
Gruppen?
Kapitel 5 konnte den Bereich der digitalen Kommunikation nur kurz anreißen. Durch die
Betrachtung von Chancen und Risiken liegt auch ein erster Überblick vor, was für die
Kommunikation in Gruppen verbessert werden kann und worauf zu achten ist.
33
Enya Kweta
THEORETISCHE ANALYSE
Insgesamt war diese theoretische Analyse sehr umfangreich, da sie mehrere
Fachrichtungen zusammenführen musste. Sie ist als ein wertvoller Background anzusehen,
da sie in allen Bereichen unterbewusstes Alltagswissen bestätigt, vertieft und strukturiert
hat. Das abgesteckte Spektrum dieser Analyse hat sich in der Verbindung aller Themen
als sinnvoll, interessant und wegweisend erwiesen. Mit der entstandenen Dokumentation
ist eine solide Basis vorhanden, um digitale Applikationen, die sich im Sportumfeld mit
Kommunikation und Organisation befassen, sinnvoll zu gestalten und gegebenenfalls
anschließend eine Implementierung und Markteinführung zu starten. Alle eventuellen
zukünftigen Weiterentwicklungen können mit dem vorhandenen Hintergrundwissen
immer kontrolliert werden, ob sie die Kommunikation wirklich verbessern können
oder wo eventuell auch Risiken bestehen. Dies gilt gleichermaßen für das Gestalten
weiterer Funktionalität als auch für alle Mitglieder eines (notwendigen) Teams, das die
Funktionalität IT-seitig implementiert und in verschiedenen Vereinen erfolgreich einführen
will.
Enya Kweta 34
GLOSSAR
Glossar
Begriff
Analoge Kommunikation
(als Abgrenzung zur digitalen
Kommunikation)
Definition
Meist physische Meetings, bei denen alle Beteiligten
zusammenkommen und somit synchron kommunizieren
und alle Kanäle wie z.B. Körpersprache, Mimik oder
Stimme zur Anwendung kommen (Abgeleitet aus Bauer,
M. J. & Müßle, T., 2020, S. 13).
Digitale Kommunikation
Digitale Kommunikation ist das Erstellen, das Austauschen,
das Empfangen von und das Reagieren auf
Informationen, und zwar mithilfe von Computern (Trepte
& Reinecke in Bauer, M. J. & Müßle, T., 2020, S. 12).
Entbehrlichkeitseffekt
(dispensability effect)
Ist eine Verringerung der aufgabenbezogenen
Anstrengung bei Gruppenmitgliedern, weil ihr
individueller Beitrag nur einen geringen Einfluss auf
die Gruppenleistung zu haben scheint (Schulz-Hardt &
Brodbeck, 2014, S. 478).
Gruppe
Eine Gruppe gibt es, wenn sich zwei oder mehr
Individuen als Mitglieder einer Gruppe definieren
und subjektiv zur Gruppe bekennen. … Als externe
Abgrenzung muss es auch Menschen geben, die nicht
der betreffenden Gruppe angehören (Tajfel in Nijstad &
van Knippenberg, 2014, S. 440).
Gruppenpotenzial
(incl. potenzielle Gruppenleistung)
Die Leistung, die erzielt worden wäre, wenn die
Mitglieder einer Gruppe unabhängig voneinander und
nicht als Gruppe gearbeitet hätten (Schulz-Hardt &
Brodbeck, 2014, S. 472).
Identitäten
Kontextspezifische gebündelte und strukturierte kognitive,
emotionale und konative Selbstinhalte hoher
subjektiver Relevanz. Identitäten sind also subjektiv besonders
wichtige Selbst-Aspekte (Döring, 2003, S. 328).
Interpunktion
(in der Kommunikationslehre)
Die Interpunktion beschreibt, wie die Kommunizierenden
die Ergebnisse von Kommunikationsereignissen bei
der Organisation der Realität ihres Alltagslebens
antizipieren. Interpunktion erfolgt dann, wenn einer der
Beteiligten sein Verhalten ändert, basierend auf der
Antizipation, dass jemand etwas sagen wird, bevor der
Betreffende es tatsächlich sagt. …
V
Enya Kweta
GLOSSAR
Da Interpunktion eine Handlung ist, bei der die
Erwartungen eines anderen interpretiert werden, ist
sie tendenziell in ihrer Wirkung zweideutig (Nach Paul
Watzlawicks Thesen formuliert im mediamanual archiv).
Kognitive Einschränkung
(cognitive restriction)
Beschreibt einen individuellen Fertigkeitsverlust bei
Gruppenaufgaben, die das Generieren von Ideen erfordern.
Er tritt auf, wenn eine Idee, die von einem anderen
Gruppenmitglied erwähnt wurde, dazu führt, dass man
sich auf diejenige Kategorie konzentriert, zu der diese
Idee gehört, auf Kosten des Generierens von Ideen aus
anderen Kategorien (Schulz-Hardt & Brodbeck, 2014, S.
482).
Kognitive Stimulation
(cognitive stimulation)
Ist ein individueller Fertigkeitsgewinn bei Gruppenaufgaben,
zu denen das Generieren von Ideen gehört.
Dazu kommt es, wenn eine Idee, die von einem anderen
Gruppenmitglied erwähnt wird, eine kognitive Kategorie
stimuliert, an die man ansonsten nicht gedacht hätte
(Schulz-Hardt & Brodbeck, 2014, S. 482).
Köhlereffekt
(Köhler effect)
Ist ein Motivationsgewinn in Gruppen und bezeichnet
den Vorgang, dass schwächere Gruppenmitglieder sich
mehr anstrengen, als sie es individuell täten, um zu vermeiden,
dass sie für eine schwache Gruppenleistung
verantwortlich sind (Schulz-Hardt & Brodbeck, 2014, S.
479).
Kommunikation
Der Begriff „Kommunikation“ hat seinen Ursprung
im lateinischen und bedeutet „Mitteilung“ oder
„Unterredung“. Dabei bezieht sich diese Übersetzung
lediglich auf die verbale und zwischenmenschliche
Kommunikation. Heutzutage ist das Verständnis für
diesen Begriff deutlich umfangreicher. Im Allgemeinen
wird mit Kommunikation der Austausch von
Informationen beschrieben. Hierfür müssen auch nicht
zwangsläufig Menschen beteiligt sein (Gaßmann et al.
2006, S. 126).
Aufteilung in die vier Kommunikationsformen:
Verbale Kommunikation: Schrift und Sprache
Nonverbale Kommunikation: Mimik, Gestik,
Körpersprache
Paraverbale Kommunikation: Merkmale von Schrift und
Stimme
Enya Kweta
VI
GLOSSAR
Extraverbale Kommunikation: Äußerliche Merkmale
wie Ort (Position im Raum), Zeit, Erscheinungsbild, Kleidung
oder Medienart (Ebert & Becker, 2018, S. 34).
Lernende Organisation
Eine Organisation, deren Strukturen und Prozesse sich in
Wechselwirkung mit ihren lernenden Organisationsmitgliedern
wandeln, wobei die Ursachen sowohl innerhalb
der Organisation als auch in der Organisationsumwelt
liegen können (Argyris & Schön (1978, 1999), zitiert nach
Flatau et al., 2012, S. 70).
nuLiga
nuLiga ist eine Portallösung, die als standardisierte
Kommunikationsplattform zur Verwaltung von Spielberechtigungen
und des Spielbetriebs (Termine, Spielstätten,
Spielberichte, & Statistiken) dient. - Spielberichte
können vom Kampfgericht live ins Internet übertragen
werden (Abgeleitet von der Website des Bayerischen
Handballverband, o. D.).
Öffentliche Identität
Interpersonale Dimension, bei der es darum geht, ob
und wie andere Menschen die jeweiligen Selbstaspekte
wahrnehmen und bewerten (Döring, 2003, S. 329).
Private Identität
Reale und mögliche Selbstinhalte als innerpsychische
Dimension der Identitäten (Döring, 2003, S. 328-329).
Push-Nachrichten
Push-Nachrichten sind Meldungen, die auf dem Smartphone
erscheinen, wenn eine App installiert ist und (nur)
im Hintergrund läuft. (Eigene Definition)
Rolle
Die Verhaltensweisen, die von einer Person mit einer
bestimmten Position in der Gruppe erwartet werden
(Nijstad & van Knippenberg, 2014, S. 450).
Unterscheidung in 9 Teamrollen mit 3 Clustern:
Action: Perfektionist, Umsetzer & Macher
Social: Wegbereiter, Koordinator & Mitspieler
Thinking: Erfinder, Beobachter & Spezialist (Hellmann &
Hollmann, 2017, S. 85-88)
Soziale Kompensation
(social compensation)
Ist ein Motivationsgewinn in Gruppen, der auftritt, wenn
stärkere Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen erhöhen,
um damit eine nicht optimale Leistung schwächerer
Mitglieder auszugleichen (Schulz-Hardt & Brodbeck,
2014, S. 479).
VII
Enya Kweta
GLOSSAR
Sozialer Wettbewerb
(social competition)
Ist ein Motivationsgewinn in Gruppen, der auftritt, wenn
sich die Gruppenmitglieder während Gruppenaufgaben,
bei denen die individuellen Beiträge identifizierbar sind,
gegenseitig ausstechen wollen (Schulz-Hardt & Brodbeck,
2014, S. 479).
Soziales Faulenzen
(social loafing)
Motivationsverlust in Gruppen, der bedeutet, dass
Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen verringern, wenn
die individuellen Beiträge zur Gruppenleistung nicht
identifizierbar sind (Schulz-Hardt & Brodbeck, 2014, S.
478).
SpielerPlus
App für Sportmannschaften, die u.a. bei der Mannschaftsverwaltung
und der Terminplanung unterstützt.
(eigene Definition)
Sportverein
Ein „Sportverein“ ist ein Zusammenschluss von Personen,
die sich zur gemeinsamen sportlichen Betätigung
zusammen gefunden haben. Es handelt sich dabei um
eine freiwillig organisierte Gemeinschaft. …
In Sportvereinen sind Trainingsgruppen aller Altersstufen
organisiert. Eine Unterteilung der Trainingsgruppen
kann auch nach Geschlecht, sowie nach Leistungsstand
vorgenommen werden. Sportvereine sind soziale Treffpunkte
und ihre soziale Funktion ist von großer Bedeutung.
... (Begriff im Sportverein - Lexikon - netzathleten.
de, o. D.).
Teambewusstsein
(team awareness)
Ist das Verständnis der laufenden Handlungen der
anderen; es liefert einen Kontext für das eigene Arbeitshandeln
(Schulz-Hardt & Brodbeck, 2014, S. 503).
Trotteleffekt
(sucker effect)
Ist ein Motivationsverlust in Gruppen, der auftritt, wenn
Gruppenmitglieder wahrnehmen oder erwarten, dass
andere Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen verringern.
Um zu vermeiden, ausgenutzt zu werden, verringern
sie ihre eigenen Anstrengungen (Schulz-Hardt &
Brodbeck, 2014, S. 478).
Enya Kweta
VIII
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Enya Kweta
XII
ANHANG
Anhang
Anlage 1 - Umfrage
Meinungs- und Bedarfsumfrage
Erfahrungen und Defizite in der Gruppenkommunikation im Team und im Verein
Anforderungen an ein zusätzliches Kommunikationstool im Mannschaftssport
Zeitraum der Durchführung
11.10.2021 – 20.10.2021
Durchführung und Auswertung mittels Google Forms
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XIII
Enya Kweta
ANHANG
Enya Kweta
XIV
ANHANG
Welche Vorteile hat es Ihrer Meinung nach einen Mannschaftssport im
Verein auszuüben?
• Teamzusammenhalt
• Gemeinschaft, Spielbetrieb, Regelmäßigkeit, Freunde
• Soziale Kontakte, Steigerung der Teamfähigkeit
• Regelmäßigkeit, Teamfähigkeit stärken, Gemeinschaft, Spaß in der Gruppe
• Teamfähigkeit erlernen
• Teamfähigkeit, gemeinsam ein Ziel erreichen, Zusammenhalt und Rückhalt
• Mannschaft als zweite Familie
• Soziale Kompetenzen, Teamarbeit
• Teamgeist
• Lernt Leute kennen, Motivation
• Zugehörigkeit, Infrastruktur, Spielbetrieb
• Team Spirit, Zugehörigkeit
• Sozialer Anschluss, Erlernen von Gruppendynamiken, Verantwortung übernehmen,
• Gemeinschaft, soziale Kontakte
• Soziale Komponente
• Man knüpft Freundschaft und hat gemeinsam Spaß am Sport! Somit teilt man die Glücksgefühle.
• Man spielt mit viele verschiede Karath
• Persönliche und Soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Gesundheit.
• Leistungsorientierter Mannschaftssport ist aus meiner Sicht anders gar nicht möglich
• Teamgedanke
• Kommunikation
• Eingebundensein in das Vereinsleben, gegenseitige Hilfe und Unterstützung
• Geselligkeit
• Ich wusste nicht, dass dies anders möglich wäre
• Familiäres miteinander und regelmäßiges treffen
• steigende Sozialkompetenz
• Man lernt im Team zu arbeiten
• Förderung der teamfähigkeit
• Als Kind fair play, Rücksichtnahme, Zusammenhalt lernen, später: soziale Kontakte, Gesellschaft,
Feste Termine für Sport
• Man lernt mit verschiedensten Charakteren umzugehen, man untetstützt sich gegenseitig und man
lernt, dass man zusammen mehr erreichen kann als einzeln
XV
Enya Kweta
ANHANG
Enya Kweta
XVI
ANHANG
Welche weiteren Wünsche/Vorschläge hätten Sie an so eine
Applikation?
• Muss einfach und übersichtlich sein
• Weniger App, mehr echte Welt, real, echter Sport und Austausch im
direkten Kontakt.
• Eventuell außerhalb vom Handball bzw. Teambildende Maßnahmen
• Übersicht über Mannschaften des Vereins, Ansprechpartner,
Stellenbörse (Trainersuche usw)
• Vllt Austausch mit anderen Vereinen
• einfache, intuitive Handhabung, featurereich (Mannschaftskasse,
Strafen, Urlaub, ...)
• Einzelne private Chats
• Benutzerfreundlichkeit, Simplizität
• Teammotivation
• Ansprechpartner
• Organisatorisches (wie SpielerPlus: trainingsbeteiligung, Umfragen etc)
• Aktuelle Spielberichte
• Vereinszugang, aber auch mannschaftinterne Bereiche zur Verwaltung
ähnlich SpielerPlus, zu und absagen, urlaubsplanung, strafenkatalog
• Chat (Gruppe, Privat), News (aus den einzelnen Mansschaften), Maybe
Forum/Kleinanzeigen
• Jeder sollte sie dann nutzen
• Stimmungsbarometer/ abfrage von gesundheutszustand
• Im Hinblick auf die Corona Erfahrungen und deren Folgen halte ich
Netzwerke der Menschen für sehr wichtig. Es sollten Möglichkeiten für
persönliches Kennenlernen geschaffen und neben weiteren
Unternehmungen außerhalb des Sports ausgelotet werden. Darüber
hinaus sollten auch mögliche Hilfestellungen außerhalb des Sports
analysiert werden, wer kann mit was helfen oder unterstützen (z. B. Wo
kann man sich im Notfall versorgen etc.) Sportvereine sollten nicht nur
im Sport zusammenbringen, sondern auch im allgemeinen Sinn die
Menschen verbinden.
• Mannschaftsprojekte darstellen
XVII
Enya Kweta