SUGGESTIONEN Ausgabe 2022

Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2022. Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2022.

30.09.2022 Aufrufe

Ausgabe 2022 .................. € 8,50, CHF 10 .– süchtig – abhängig –gefangen? HYPNOSE BEFREIT • Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen • Auf Verbrecherjagd mit dem Unterbewussten – Forensische Hypnose im Einsatz • Der hypnotherapeutische Film • TranceFAIR oder die Integration von Trance in den Alltag

<strong>Ausgabe</strong><br />

<strong>2022</strong><br />

..................<br />

€ 8,50, CHF 10 .–<br />

süchtig – abhängig –gefangen?<br />

HYPNOSE BEFREIT<br />

• Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

• Auf Verbrecherjagd mit dem Unterbewussten<br />

– Forensische Hypnose im Einsatz<br />

• Der hypnotherapeutische Film<br />

• TranceFAIR oder die Integration von Trance in den Alltag


2 Impressum<br />

DGH-Kongress 2023<br />

16.-19.11.2023<br />

DEUTSCHE GESELLSCHAFT<br />

FÜR HYPNOSE UND HYPNOTHERAPIE E.V.<br />

................................................<br />

Impressum<br />

................................................<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH)<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel: 02541 880760, Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

www.hypnose-dgh.de<br />

Editorial<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Editorial<br />

73<br />

VORSTAND DER DGH<br />

PRÄSIDENT<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie<br />

Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />

Tel.: 0731 500 61881<br />

E-Mail: klaus.hoenig@uniklinik-ulm.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN und GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN<br />

PD Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Konrad-Adenauer-Straße 4<br />

23558 Lübeck<br />

E-Mail: katrin.breitbach@vamed-gesundheit.de<br />

Liebe Freundinnen und Freunde der DGH!<br />

SCHRIFTFÜHRERIN<br />

HYPNOSE<br />

Begegnung in Trance<br />

HYPNOSE<br />

BERÜHRT<br />

kreativer Dialog<br />

mit dem<br />

Unbewussten<br />

BAD LIPPSPRINGE<br />

16.11. – 19.11.2023<br />

Vorträge und Seminare zur Anwendung von<br />

Hypnose und Hypnotherapie in Medizin,<br />

Psychotherapie und Zahnmedizin.<br />

Information und Anmeldung: Geschäftsstelle der DGH,<br />

Daruper Str. 14 | 48653 Coesfeld<br />

Tel. 0 25 41 - 88 07 60 | Fax 0 25 41 - 7 00 08<br />

DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de | www.hypnose-dgh.de<br />

Dr. med. Nikola Aufmkolk<br />

Fachärztin für Neurologie,<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Wüllener Straße 97, 48683 Ahaus<br />

Tel.: 02561 4296444<br />

E-Mail: info@pt-ahaus.de<br />

www.pt-ahaus.de<br />

SCHATZMEISTER<br />

Dr. med. Christoph Müller<br />

Lange Str. 37a, 31592 Stolzenau<br />

Tel.: 05761 7345<br />

E-Mail: dr.christoph.mueller@t-online.de<br />

Habe ich in meinem letzten Editorial darauf abgehoben, dass wir in interessanten Zeiten leben, so muss ich dieses Mal zugeben, dass die<br />

Zeiten offenbar immer noch interessanter werden. Fast nach dem alten Motto: „Ich dachte, es hätte schlimmer kommen können, und es kam<br />

schlimmer!“ Wenn wir uns aber auf unsere Tugenden als Hypnotherapeuten und Meister der positiven Formulierungen besinnen, werden wir<br />

sehen, dass sich durch die veränderten Umstände ungeahnte Chancen auftun: nie zeigen sich positive menschliche Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft<br />

und Zuwendung so deutlich, wie in Zeiten äußerer Not.<br />

Kleinlichkeiten, Egoismen und persönliche Befindlichkeiten werden unwichtiger, menschliches Miteinander gewinnt an Bedeutung und das<br />

nicht nur zur gegenseitigen Erwärmung im vermutlich gaslosen Winter.<br />

Wie bei einem Patienten, für den sich nach einer Krebsdiagnose und hoffentlich überstandener Krankheit die persönlichen Maßstäbe und Lebenseinstellungen<br />

verändern, könnte durch die veränderten politischen und materiellen Verhältnisse auch in unserer Gesellschaft ein „Frame-Shift“<br />

einsetzen, der uns überdenken lässt, ob „mein Haus, mein Auto, mein Boot!“ wirklich das erstrebenswerte Ziel des Lebens ist.<br />

REDAKTIONSTEAM DER <strong>SUGGESTIONEN</strong>:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger, Münchberg,<br />

peduenn@aol.com;<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas,<br />

München, agnes.kaiser.rekkas@gmail.com;<br />

Psychologin (M.Sc.) Neele Penning,<br />

neele-penning@web.de<br />

SATZ UND DRUCK:<br />

Satz und Layout:<br />

ah effekt Design & Präsentation<br />

Adrian Hoffmann, info@der-ah-effekt.de<br />

Ist permanentes Wachstum tatsächlich „alternativlos“? Sind vielleicht menschliche Werte doch wichtiger als materielle?<br />

Nachdem wir die Kommunikation und zwischenmenschliche Interaktion ja schon immer als essentiellen Bestandteil unserer Hypnotherapie<br />

verstanden und propagiert haben, wir also schon dort stehen, wo andere (hoffentlich!) erst noch hinkommen werden, könnten wir jetzt bei<br />

diesen anstehenden Veränderungen eine Vorreiterrolle einnehmen.<br />

In diesem Sinne bleibt es also garantiert spannend, tun wir das unsere dazu, dass die unausweichlichen Veränderungen eine positive<br />

Entwicklung nehmen!<br />

CHEFREDAKTION<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53, 95213 Münchberg<br />

E-Mail: peduenn@aol.com<br />

Druck:<br />

Roland Felder Offsetdruck GmbH Rheinau<br />

info@felder-druck.de<br />

Peter Dünninger<br />

Die „Suggestionen“ sind das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH). Manuskripte senden Sie bitte entsprechend dem<br />

Autorenleitfaden an die o.g. Adressen der Chefredakteure. Eine Veröffentlichung können wir nicht garantieren. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Herausgeber wieder, noch sind sie offizielle Verlautbarungen der DGH. Das Copyright verbleibt bei den Autoren.


4 Inhalt<br />

Inhalt<br />

5<br />

................................................<br />

Inhalt<br />

................................................<br />

13-15<br />

Auf Verbrecherjagd mit dem<br />

Unbewussten – Forensische<br />

Hypnose im Einsatz<br />

23-25<br />

TranceFAIR<br />

oder die Integration von<br />

Trance in den Alltag<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil. Andrea Beetz<br />

17-19<br />

Der hypnotherapeutische Film<br />

2 Impressum<br />

3 Editorial<br />

Dipl. Psych. Karl G. Möck<br />

44-48<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und<br />

psychodelische Substanzen<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf<br />

4-5 Inhalt<br />

11-12<br />

6 Vorwort<br />

7 Interview mit<br />

Prof. Dr. rer. nat.<br />

Walter Bongartz<br />

8<br />

9-10<br />

Dr. Peter Dünninger<br />

Mit Hypnose<br />

gegen Angst<br />

Dr. rer. biol. hum. Dipl.-<br />

Psych. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Mein Schlafwaggon<br />

...<br />

Dr. rer. biol. hum. Dipl.-<br />

Psych. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Rauchfrei in<br />

3 Stunden<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

20-21<br />

20-21<br />

16 Liegende 8 zur<br />

Entspannung und<br />

Augentraining bei<br />

Altersweitsichtigkeit<br />

Dr. med. Michael Elies<br />

Interview mit Prof.<br />

Dr. Dipl.-Psych.<br />

Dirk Revenstorf<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Ein Mutmacher für<br />

Anfänger: Hypnotherapie<br />

als Hilfe<br />

in der kassenärztlichen<br />

Praxis<br />

Dr. med. Irene Bülow<br />

26<br />

27-28<br />

Neu geankert in der DGH:<br />

Hypnosekurse für<br />

Zahnärzte<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

HYPNOSE weltweit:<br />

S Ü D A F R I K A<br />

Interview mit PhD<br />

Woltemade Hartman<br />

29-31<br />

32-34<br />

An der Kreuzung der<br />

Kulturen<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Umsetzung der<br />

erlebten Trance in<br />

Farbkompositionen<br />

Peter Karl Wirth<br />

35-38 Vom Symptom zum<br />

Affekt<br />

39-41<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Bernd Schick<br />

Ukraine:<br />

Psychologie im Krieg<br />

Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

42-43 hypnose-heldenreise<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

& Agnes Zimmermann<br />

49-50 Literaturübersicht<br />

51-55<br />

Dr. med. dent. Peter Dünniger<br />

Regionale Weiterbildung<br />

der DGH<br />

Dr. med. Calin Pirvu<br />

56<br />

57-60 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

61-62<br />

63<br />

64-65<br />

Einladung zur Mitgliederversammlung<br />

& Nachruf<br />

Harald Krutiak<br />

Buchbesprechungen<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Neue Mitglieder der<br />

DGH<br />

66 Vorschau<br />

Kongresstermine<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger


6 Vorwort Interview mit Prof. Dr. rer. nat. Walter Bongartz<br />

7<br />

Vorwort<br />

Autor: Dipl.-Psych. Dr. Klaus Hönig<br />

Interview mit Prof. Dr. rer. nat.<br />

Walter Bongartz<br />

Autor: Dr. Peter Dünninger<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

bei schönen Anlässen scheint die Zeit immer besonders schnell zu<br />

verfliegen. Eben hatten wir es noch genossen, uns endlich mal wieder<br />

in Präsenz in Bad Lippspringe zu treffen, da steht schon die nächste<br />

Jahrestagung vor der Tür — und noch dazu eine ganz besondere:<br />

Die DGH wird 40 und das wollen wir im November mit Ihnen allen<br />

zusammen feiern.<br />

In der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> der Suggestionen wollen wir durch Interviews<br />

mit renommierten Hypnoseexperten wie Walter Bongartz, Dirk<br />

Revenstorf und Woltemade Hartman Vorfreude auf unseren bevorstehenden<br />

Kongress machen. Schwelgen Sie ruhig auch schon mal im<br />

weiten Einsatzspektrum der Hypnose, das von Raucherentwöhnung<br />

und Alterssichtigkeit bis hin zu Persönlichkeitsstilen/-Störungen reicht.<br />

Und lassen Sie sich davon inspirieren, wie eine selbsthypnotische<br />

Praxis gewinnbringend in den Alltag integriert werden kann.<br />

Vielleicht wollen Sie aber auch erfahren, wie mit Hypnose auf Verbrecherjagt<br />

gegangen wird und wie sich die Dissoziation in Trance<br />

durch psychedelische Substanzen fördern lässt. Eine Recherche der<br />

aktuellen Fachliteratur durch Peter Dünninger darf natürlich ebenso<br />

wenig fehlen, wie die Besprechungen neuer Bücher über Hypnotherapie<br />

und Hypnose.<br />

Mehr zu alldem dann auf unserem Jubiläumskongress unter dem<br />

Motto „süchtig - abhängig - gefangen? - HYPNOSE BEFREIT“ vom 17.-<br />

20. November in Bad Lippspringe.<br />

Fühlen Sie sich von mir im Namen des Vorstands der DGH dazu ganz<br />

herzlich eingeladen.<br />

Ihr<br />

Dipl.-Psych. Dr. Klaus Hönig<br />

1) Herr Professor Bongartz, Sie sind einer der<br />

renommiertesten Fachleute auf dem Gebiet<br />

der Hypnose, was hat Sie ursprünglich dazu<br />

motiviert, sich mit Hypnose zu beschäftigen<br />

und Hypnose in der Therapie einzusetzen?<br />

Vor langer Zeit war ich Mitglied der Arbeitseinheit<br />

für Kognitive Psychologie an der Uni<br />

Bochum und später an der Uni Konstanz. Damals<br />

wollte ich mal etwas Interessantes machen,<br />

nämlich „experimentelle Psychoanalyse“. Um<br />

damit zu experimentieren, meinte ich, müsse<br />

man zeitlich kontrollierbar bewusste Inhalte<br />

unbewusst bzw. unbewusste Inhalte bewusst<br />

machen können. Da dachte ich, dies könnte doch<br />

mit Hypnose möglich sein, wovon ich allerdings<br />

keine Ahnung hatte. Von der DFG erhielt ich<br />

ein post-doc-Stipendium für einen einjährigen<br />

Aufenthalt an der University of California in<br />

Santa Barbara, wo es einen Hypnosespezialisten<br />

gab, der über hypnotic programming forschte.<br />

Mit hypnotischem Programmieren konnte<br />

ich mich nicht so anfreunden, wohl aber mit<br />

dem, was mir meine amerikanischen post-doc<br />

Freunde und Kollegen über klinische Hypnose<br />

und Erickson erzählten. Das war der Beginn.<br />

2) Was kann Ihrer Meinung nach die besondere<br />

Rolle von Hypnose in der Therapie sein?<br />

Das Arbeiten mit dem unmittelbaren Erleben<br />

von Emotionen, mit indirekten Techniken und<br />

dem Faktor Unwillentlichkeit, was andere psychotherapeutische<br />

Methoden so nicht tun bzw.<br />

können.<br />

3) Wie groß ist Ihrer Meinung nach aktuell<br />

die Akzeptanz der Anwendung von Hypnose<br />

in der Therapie?<br />

Wenn ich den professionellen Status der Hypnotherapie<br />

vor über 30 Jahren mit dem heutigen<br />

vergleiche, hat sich dieser dramatisch verbessert.<br />

Ein Meilenstein in dieser Entwicklung für<br />

Deutschland war sicher auch die Anerkennung<br />

der Hypnotherapie als eine wissenschaftlich<br />

fundierte therapeutische Methode durch den<br />

wissenschaftlichen Beirat 2006. Einen wesentlichen<br />

Beitrag haben ebenfalls die Neurowissenschaften<br />

geliefert, die Hypnose als ein Werkzeug<br />

zur Untersuchung auch von außerhypnotischen<br />

Fragestellungen entdeckt haben. Aber dennoch,<br />

die Akzeptanz der Hypnose ist zwar groß geworden,<br />

aber noch nicht groß genug.<br />

4) Gibt es etwas, was Sie in den letzten Jahren<br />

in Ihrem Beruf besonders beeindruckt hat?<br />

Oh ja. Das war die Entdeckung von meiner<br />

Frau Bärbel und mir (2019), dass es neben<br />

der Sprache der klassischen Hypnose und der<br />

Sprache der modernen Hypnose (sensu Erickson)<br />

noch eine dritte gibt, nämlich die Trancesprache<br />

traditioneller Kulturen (wie Aborigines, Navajo,<br />

San etc.). Inzwischen wurde an der Universität<br />

Ulm in einer Studie von Karrasch et al. (<strong>2022</strong>)<br />

gezeigt, dass die traditionelle Trancesprache<br />

hochsignifikant zu mehr und lebendigeren Imaginationen<br />

führt als die moderne Trancesprache.<br />

Bongartz W & Bongartz B (2019). Trancesprache - die<br />

anthropologische Perspektive. Hypnose -ZHH,14, 9-43.<br />

Karrasch S, Jung JA, Varadarajan S, Kolassa IT & Bongartz<br />

W (<strong>2022</strong>). Modern and traditional trance language: a<br />

comparison. American Journal of Clinical Hypnosis (accepted<br />

for publication)<br />

5) Wie sind Sie zur DGH gekommen?<br />

1982 wurde ich von Tomas Svoboda, dem späteren<br />

ersten Präsidenten der DGH, zur Gründungssitzung<br />

der DGH eingeladen. Auf dieser<br />

Sitzung wurde auch um den Namen der neuen<br />

Gesellschaft gerungen. Ich erinnere mich, dass<br />

eine ganze Reihe von Titeln durch den Raum<br />

schwirrten, u.a. etwa auch der Name „Psychologische<br />

Interessenvertretung für Hypnose“, bis<br />

sich Norbert Loth mit dem Vorschlag „Deutsche<br />

Gesellschaft für Hypnose“ durchsetzen konnte.<br />

Norbert und ich wurden übrigens in den ersten<br />

Vorstand gewählt und wir zwei sind noch heute<br />

Mitglieder der DGH.<br />

6) Was erwarten Sie sich für die Zukunft<br />

der Hypnose?<br />

Weiterhin eine wissenschaftliche Absicherung<br />

des Anwendungsbereiches der Hypnotherapie.<br />

Da geschieht ja auch schon viel.<br />

Neben Meta-Analysen für große Bereiche wie<br />

Depression, Angst, Psychsosomatik kommen<br />

jetzt auch mehr Meta-Analysen für kleinere<br />

Anwendungsgebiete wie Palliativmedizin,<br />

Fibromyalgie etc. Damit zusammenhängend<br />

sollte dann irgendwann einmal auch die sozialrechtliche<br />

Anerkennung der Hypnotherapie<br />

folgen. Und natürlich ist eine weitere Klärung<br />

der grundlegenden hirnphysiologischen bzw.<br />

biomolekularen Mechanismen hypnotischer<br />

Prozesse zu erwarten.<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Prof. Dr. rer. nat. Walter Bongartz<br />

Interview-<br />

Gast<br />

Prof. Dr. rer. nat.<br />

Walter Bongartz<br />

Psychotherapeut; Leiter des Weiterbildungszentrums<br />

der DGH in Frankfurt und Freiburg,<br />

ehemaliger Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose (DGH), der European<br />

Society of Hypnosis (ESH) sowie der<br />

International Society of Hypnosis (ISH);<br />

Ausbildungstätigkeit im In-und Ausland<br />

(Australien, China, Israel, Japan, USA,<br />

Russland und verschiedenen europäischen<br />

Ländern).


7<br />

8 Mit Hypnose gegen Angst<br />

Mein Schlafwaggon … 9<br />

Mit Hypnose gegen Angst<br />

Autorin: Dr. Barbara Schmidt<br />

Mein Schlafwaggon …<br />

… trägt mich sanft durch die Nacht … und Hypnos löst meine Schmerzen ganz sacht<br />

Autorin: Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Das Thema Angst beschäftigt viele Menschen, etwa jede vierte Person ist im Laufe ihres Lebens von Angst<br />

betroffen. Aktuell löst der Umgang mit der Corona Pandemie und der Krieg in der Ukraine starke Ängste aus.<br />

Im Vordergrund steht dabei das Gefühl, Bedrohungen hilflos ausgeliefert zu sein und die Kontrolle zu verlieren.<br />

Die körperlichen Reaktionen laufen gefühlt automatisch ab.<br />

Ist es nicht eine herrliche Vorstellung, abends in einen gemütlichen Schlafwagen einzusteigen, durch die Nacht<br />

geschaukelt zu werden und dabei Schmerzen einfach hinter sich zu lassen? Diese Hypnose kam im letzten September<br />

während meines Seminars in Griechenland am Meer zum Thema Selbsthypnose, Part 2 ‚Der Körper im Lot‘<br />

in Zusammenarbeit mit einer teilnehmenden Ärztin zustande. Wir begaben uns auf nächtliche Phantasiereise,<br />

nachdem wir noch ein, zwei Details herauskristallisiert hatten: Die Dinge des Tages sollten gut verstaut sein und der<br />

Zug auf stabilen Schienen fahren.<br />

Mit rationalen Erklärungsmodellen kommen Therapeutinnen und Therapeuten hier oft nicht weiter. Deshalb sind<br />

Therapiemethoden, die mit Hypnose arbeiten, bei Angst besonders vielversprechend. Bildlich gesprochen arbeiten<br />

wir mit Hypnose auf derselben Ebene, auf der sich auch die Angst befindet. Wir sprechen die gleiche Sprache, verwenden<br />

Bilder und mentale Vorstellungen und erreichen dadurch unsere Klientinnen und Klienten unmittelbar.<br />

Um diese wunderbare Methode einem interessierten Publikum näher zu bringen, habe ich ein Buch zum Thema Angst geschrieben.<br />

In meinem Buch stelle ich zunächst klar, dass Angst an sich ein sehr wichtiges und hilfreiches Gefühl ist, das unser Überleben sichert.<br />

Dann schildere ich den Unterschied zwischen Angst und Angststörung, zeige aktuelle Entstehungsmodelle für Angst und erkläre, dass<br />

alleine unsere Vorstellungen ausreichen, um Angst zu entwickeln.<br />

Ich gebe viele Hilfestellungen, die bei akuter Angst helfen können und stelle die Methoden der Angsttherapie dar. Der Hauptteil des<br />

Buches ist dem Thema Hypnose gewidmet. Ich zeige anhand vieler eigener wissenschaftlicher Studien, wie Hypnose gegen Angst<br />

wirkt. Es gibt hilfreiche mit QR Codes versehene Links zu Videos und weiteren Informationen sowie anschauliche Illustrationen, die<br />

die Inhalte leicht zugänglich machen.<br />

Mein Ziel ist, mit dem Buch über das Thema Angst aufzuklären und zu zeigen, welche vielversprechenden Möglichkeiten die Hypnose<br />

bietet, um Angst zu behandeln. Starke mentale Bilder können eigene Ressourcen aktivieren.<br />

Angst bedeutet Energie, und diese Energie kann positiv genutzt werden! Ich empfehle mein Buch Personen, die mehr über Angst lernen<br />

wollen und sich einen positiven Umgang mit diesem Gefühl wünschen.<br />

Das Buch<br />

„Angst? Frag doch einfach!“<br />

von Dr. Barbara Schmidt ist im utb Verlag<br />

erschienen.<br />

Dr. Barbara Schmidt<br />

Dr. Barbara Schmidt<br />

Autorin<br />

Dr. Barbara Schmidt<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am<br />

Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie<br />

und Psychoonkologie des<br />

Universitätsklinikums Jena.<br />

In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit<br />

den Auswirkungen positiver Suggestionen<br />

und Hypnose auf Angst und Stress in<br />

Gehirn und Körper.<br />

Im Folgenden sind zwei Versionen<br />

dieser Hypnose-Exkursion aufgezeichnet.<br />

Die erste ist die - anschließend an<br />

diese in der Lehrrunde - ausgearbeitete<br />

Selbsthypnose der Teilnehmerin,<br />

die sie auch künstlerisch umsetzte.<br />

Die zweite ist meine aufgezeichnete,<br />

transkribierte Hypnoseanleitung,<br />

aber in neutralisierter Form, um sie<br />

für meinen Selbsthypnosezyklus bei<br />

Chronischen Schmerzen ‚Raus aus dem<br />

Schmerz‘ zu verwenden.<br />

Version 1:<br />

Im Orientexpress<br />

Ich bin im Schlafwaggon, es duftet nach weichem<br />

Samt und frischer Bettwäsche.<br />

Das Licht ist angenehm. Ich lege mich in das<br />

Bett und blicke nochmals nach draußen.<br />

Der Schaffner lächelt mich freundlich an und<br />

hebt die Hand, und so hebt sich auch meine<br />

Hand und während sich die Türen sanft schließen,<br />

schließen sich auch meine Augen.<br />

Ein letzter Pfiff, ein Ruckeln und der Zug beginnt<br />

zu rollen. Und mit jedem Meter der Entfernung<br />

kann sich meine Hand nach unten senken, im<br />

eigenen Tempo, und während ich von 1 bis 10<br />

zähle, gleite ich tiefer und tiefer in die Matratze<br />

und mein Schlaf beginnt.<br />

Alles gut verstaut, ruhig, rhythmisch dahingleitend<br />

auf stabilen Schienen.<br />

Alles gut versorgt, nichts zu tun und nichts<br />

zu verstehen,<br />

wunderbar rollend auf stabilen Schienen, wunderbar<br />

getragen.<br />

Rollend und rollend, rattattata …<br />

ruhig rhythmisch rattattata auf stabilen Schienen,<br />

in tiefem Vertrauen, tiefer in die Matratze<br />

und die inneren Türen können sich öffnen, um<br />

in den Schlaf zu sinken<br />

und am nächsten Tag erfrischt am Ziel zu sein.<br />

„die Schlafende“, Kohle auf Pappe, 120x80cm,<br />

Anke Tolksdorf, 2021<br />

Version 2:<br />

Im Schlafwaggon<br />

Sie sind so lebendig … Sie lieben das Leben …<br />

und gerade deshalb ist es wichtig, gesund und<br />

gut und schmerzfrei durchzuschlafen …<br />

damit Sie morgens erfrischt und erholt aufwachen<br />

…<br />

mit befreitem Gefühl in Nerven, Muskeln und<br />

Gelenken …<br />

und dem neuen Tag kraftvoll begegnen …<br />

Lassen Sie sich deshalb jetzt in den Schlaf<br />

wiegen …<br />

mit der Geschichte, die ich Ihnen erzähle.<br />

Und je mehr Sie sich davon verzaubern lassen,<br />

umso tiefere Wirkung wird sie haben …<br />

Sie dürfen einfach da liegen … unter Ihrer<br />

warmen Decke … und genießen …<br />

Sie kennen meine Stimme schon … Sie kennen<br />

die gute Wirkung der Hypnose schon …<br />

Und jetzt geht es um gesundendes Durchschlafen<br />

…<br />

Und was Sie machen können, wenn Sie denn<br />

möchten, ist, dass Sie sich beim Ausatmen im<br />

Stillen bei Ihrem Namen nennen<br />

Mag sein, den Namen, den Sie tragen …<br />

aber vielleicht ist es ja ein anderer Name, der<br />

Ihnen besser gefällt …<br />

und Ihrer Meinung nach auch besser zu Ihnen<br />

passt …<br />

und Sie sprechen ihn so aus, wie es sich schön<br />

für Sie anfühlt<br />

Einfach in Ruhe … nennen Sie sich mit dem<br />

Namen … den Sie für sich lieben …<br />

und der sich gut anfühlt … in atemgleicher<br />

Ruhe …<br />

Einatmen … ausatmen, Ihr Name …<br />

Einatmen … ausatmen, Ihr Name …<br />

Einatmen … ausatmen, Ihr Name …<br />

So sinken Sie mit jedem Ausatmen tiefer …<br />

sinken tiefer … und das ist die Geschichte:<br />

Sie spielt in einem märchenhaften Zug, ähnlich<br />

dem romantischen Orient- Express, der vor<br />

Urzeiten die weite Strecke zwischen Paris und<br />

Konstantinopel hin- und herfuhr …<br />

und das auch über Nacht …<br />

Alles vom Feinsten … luxuriös bis ins Detail …<br />

exzellente Bedienung …<br />

vorzügliche Speisen … opulente Ausstattung …<br />

illustre Gäste … beschwingte Feste …<br />

Und während Sie hier so liegen …<br />

und vermutlich vor Ihrem inneren Auge Bilder<br />

und Phantasien dazu auftauchen …<br />

und Sie meiner Stimme lauschen … hören Sie<br />

ein Geräusch:<br />

Sie vernehmen in der Ferne ein feines Rauschen<br />

… es kommt näher und näher …<br />

Auf silbern schimmernden Schienen …<br />

gleitet ein Schlafwagen geschmeidig übers


10<br />

7<br />

Mein Schlafwaggon …<br />

Rauchfrei in 3 Stunden<br />

11<br />

nächtliche Land …<br />

still vom Mond beschienen …<br />

Er nähert sich ruhig … entschleunigt die Fahrt …<br />

hält genau vor Ihnen an … und öffnet … für<br />

Sie seine Türen …<br />

so steigen Sie ein … in Ihren Waggon … und<br />

lassen sich …<br />

wie selbstverständlich … in Ihr Abteil führen … …<br />

Holzgetäfelte Wände … ein behagliches Bett<br />

… flauschige Tücher …<br />

seidige Laken … gedämpftes Licht … und ein<br />

Betthupferl auf dem Tisch … warum nicht?<br />

Am Kopfende des Bettes ein Kisschen für verwöhnenden<br />

Schlaf …<br />

duftend … nach Blüten von Lavendel …<br />

Sie werfen noch kurz einen Blick aus dem Fenster<br />

… ins friedlich dunkle Blau …<br />

Und sehen schemenhaft nur … die Silhouette<br />

der Berge in der Ferne …<br />

Da lächelt der zuverlässige Wächter des Schlafes<br />

- der Schaffner - Sie freundlich an …<br />

und zeigt, wie man die samtenen Vorhänge<br />

herunterlassen kann …<br />

So machen Sie dies und setzen sich einen Moment<br />

lang noch hin …<br />

verschwenden einen Gedanken, oder zwei, an<br />

den vergangenen Tag …<br />

Doch bald erheben Sie sich und gehen gemächlich<br />

ins Bett … mit seinen seidigen Laken …<br />

der angenehmen Decke … die so richtig schön<br />

wärmt und einen hält …<br />

im Wissen, die Dinge des Tages sind gut versorgt<br />

… gut verstaut …<br />

nichts mehr zu tun … alles ist für eine ruhige<br />

Fahrt … durch die Nacht bereit …<br />

Der Schaffner pfeift … die Kelle sinkt …<br />

und während sich leise die Türen schließen,<br />

tun dies Ihre Augen ebenso …<br />

Und der Zug kommt langsam ins Rollen …<br />

Auf silbern schimmernden Schienen fühlen<br />

Sie den Zug geschmeidig dahingleiten … …<br />

und mit jedem Meter Entfernung … vom Einstiegsort<br />

…<br />

gewinnen Sie Abstand … Abstand von dort …<br />

Ihr Körper aber nimmt seine kuschelige Schlafposition<br />

ein …<br />

er genießt das regelmäßige Ruckeln des Zuges<br />

… das verlässliche Arbeiten der Maschinen …<br />

und das Gefühl, aller Last entledigt zu sein …<br />

Ja, Sie entfernen sich immer weiter von davon …<br />

während Sie durch die Nacht reisen … sicher<br />

getragen … leicht gewiegt …<br />

egal, wo der Zug entlangfährt … in Ihrem Waggon<br />

… in Ihrem Abteil …<br />

… und das trägt Ihren Namen …<br />

So lassen Sie ab … so lassen Sie los …<br />

und bemerken nur … wie Sie mit Gleichmut die<br />

Wellenbewegung Ihrer Atmung begleiten …<br />

… ein … aus … … ein … aus … … ein … aus …<br />

immer langsamer … immer tiefer … immer<br />

regelmäßiger …<br />

Und Sie werden dabei immer ruhiger ... immer<br />

entspannter … ein … aus … … ein … aus …<br />

Tiefer und tiefer sinken Sie in die Matratze der<br />

Nacht …<br />

Schlaf hüllt Sie ein … sicher bewacht …<br />

Da berührt Hypnos Sie mit zarter Hand …<br />

Genau da, wo Ihr Körper des göttlichen Zaubers<br />

bedarf … ganz sacht …<br />

Kein Wunder, dass sich dadurch … Ihre Schmerzen<br />

lösen …<br />

Auch die Gedanken über Ihre Schmerzen lösen …<br />

Und die Bilder zu den Gedanken über Ihre<br />

Schmerzen lösen …<br />

Und sogar die Gefühle durch die Bilder zu den<br />

Gedanken über die Schmerzen lösen …<br />

All das löst sich … all das bleibt auf weiter<br />

Strecke …<br />

immer weiter zurück … und erlischt in der Ferne …<br />

und Ihr Körper atmet erleichtert auf …wie befreit<br />

…<br />

Schlafhormone schütten sich großzügig aus …<br />

Wohlige Schlafenergie strömt warm durch die<br />

Glieder …<br />

… samtene Ruhe … wohlige Schwere … herrlicher<br />

Schlaf … Heilung auf Rädern …<br />

Schweigend trägt Ihr Schlafwagen Sie zuverlässig<br />

durch die Nacht …<br />

vollkommen unbemerkt … immer auf stabilen<br />

Schienen …<br />

sicher entlang am Ufer tiefer Seen … balancierend<br />

über hohe Brücken …<br />

geschickt durch enge Schluchten …<br />

Immer gleitet Ihr Zug gleichmäßig dahin …<br />

frei nach vorne über weites Feld …<br />

Und Sie spüren dieses Gleiten … und an Stellen,<br />

wo Sie früher aufgewacht sind …<br />

spüren Sie nur noch die kleine Unebenheit in<br />

der Schwelle …<br />

Aber der Zug … in ebenmäßigen Zügen … rollt<br />

weiter … weiter durch die Stille der Nacht …<br />

Und das spüren Sie jetzt … und Sie erlernen<br />

wieder ruhig durchzuschlafen …<br />

und der Körper erinnert sich daran, wie er jung<br />

war, und so ganz selbstverständlich …<br />

Stunden über Stunden … stundenlang tief geschlafen<br />

hat …<br />

den nahtlos durchgängigen, tief erholsamen<br />

Schlaf … der so gesund ist … und gesund macht ..<br />

Ab und an nimmt der Zug noch einen Fahrgast<br />

auf … gleichgültig für Sie …<br />

Ihr Schlaf vertieft sich dadurch immer noch<br />

mehr …<br />

Wie schön, einfach nachzugeben … diese tiefe<br />

Ruhe verspüren … im durchgängigen Schlaf …<br />

Sie setzen tiefes Vertrauen in Ihren Körper …<br />

und er setzt es in Sie …<br />

Ihr Körper erholt sich … Ihr Geist entspannt<br />

sich … Ihre Seele fühlt Freude …<br />

Und dieses Erlebnis wird Sie heute schon …<br />

durch die Nacht tragen bis morgen …<br />

Im Besitz all Ihrer Kräfte werden Sie … und das<br />

erst, wenn es Tag ist …<br />

in gutem Befinden … herrlich ausgeschlafen<br />

erwachen …<br />

in schöner Gewissheit …<br />

dass jeden Abend ein Platz für Sie reserviert ist …<br />

in Ihrem Schlafwaggon … im Abteil mit Ihrem<br />

Namen …<br />

und dem zarten Duft von Lavendel …<br />

Dr. Barbara Schmidt<br />

Dr. rer. biol. hum. Dipl.-Psych.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

München<br />

Autorin<br />

Dr. rer. biol. hum.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin<br />

in der Schwerverletztenrehabilitation<br />

Studium der Psychologie an der FU<br />

Berlin. Zertifikat in systemischer Therapie<br />

(Institut Weinheim) und Klinischer Hypnose.<br />

Eigene Praxis in München und Lehrtätigkeit<br />

in Klinischer Hypnose und Hypnotherapie<br />

im deutschen Sprachraum. Dozentin und<br />

Supervisorin der DGH, Fortbildungszentrum<br />

München. Ehemalige Vizepräsidentin DGH.<br />

Mehrere Publikationen und therapeutische<br />

CDs.<br />

Rauchfrei in 3 Stunden<br />

Raucherentwöhnung gehört zu den<br />

sinnvollsten Präventions- und Therapiemaßnahmen<br />

in der medizinischen<br />

Praxis. Zugleich stellt es den Therapeuten<br />

vor Herausforderungen: Unzureichende<br />

Änderungsbereitschaft<br />

der Patienten, Ambivalenz und hohe<br />

Gefahr des „Rückfalls“ stellen, neben<br />

der Angst vor dem Verlust der Zigarette<br />

als (dysfunktionalem) Hilfsmittel<br />

oder Ressource, Hindernisse dar, die<br />

die Patienten mit Unterstützung der<br />

Therapeuten meistern müssen. In der<br />

ärztlichen Praxis ist häufig nicht genug<br />

Zeit, um mehrwöchige Sitzungen anzubieten.<br />

Das folgende kurzzeittherapeutische<br />

Konzept wurde vom Autor über<br />

15 Jahre in einem zirkulären Prozess<br />

aus praktischer Erprobung und strategischer<br />

Optimierung entwickelt. Es<br />

hat sich klinisch bewährt und es gibt<br />

seit Jahren mehr Nachfrage, als der<br />

Autor anbieten kann. Im Folgenden<br />

wird das Konzept geschildert:<br />

Vorgespräch (30 Minuten)<br />

Das Vorgespräch ist im Sinne eines Seedings<br />

sehr wichtig. Es wird eine therapeutische Beziehung<br />

aufgebaut und vorbereitend eine<br />

lösungsorientierte Perspektive geschaffen,<br />

erste Suggestionen kommen zur Anwendung.<br />

Statt auf Misserfolge in der Vergangenheit zu<br />

schauen, wird auf Stärken und Ressourcen des<br />

Patienten fokussiert und Motivation und Änderungsbereitschaft<br />

angebahnt. Ambivalenz<br />

wird als normal gedeutet, frühere Misserfolge<br />

als wichtige Lernerfahrung, auf der aufgebaut<br />

werden kann. Auch wird das Rauchen in seiner<br />

Funktion als (meist dysfunktionales) Hilfsmittel<br />

oder Ressource wertgeschätzt; die Patienten<br />

fühlen sich dadurch verstanden und es wird<br />

angebahnt, die vom Rauchen eingenommenen<br />

Funktionen (z.B. Entspannung, Fokussierung,<br />

Leistungssteigerung, Beschäftigung, Belohnung,<br />

Gesellschaft) in der späteren Hypnose durch<br />

bessere (funktionalere) Alternativen zu ersetzen.<br />

Folgende Fragen haben sich für das erste<br />

Gespräch bewährt:<br />

• Was wünschen Sie sich von unserem heutigen<br />

Gespräch?“<br />

• „Auf welchen Erfahrungen beim Entwöhnen<br />

blicken Sie zurück, und was hat Ihnen in der<br />

Vergangenheit bei früheren Entwöhnungen<br />

geholfen?“<br />

• „Die folgende Frage erscheint Ihnen vielleicht<br />

etwas seltsam: Das Rauchen/Nikotin hat ja bei<br />

vielen Menschen auch einen Nutzen. Inwiefern<br />

hat Ihnen das Rauchen in der Vergangenheit<br />

geholfen? In welchen Situationen?“<br />

• „Für die geplante Hypnose können Sie sich<br />

mental optimal vorbereiten, indem Sie schon<br />

einmal überlegen, ob es andere Möglichkeiten<br />

gibt, diese Bedürfnisse oder Funktionen, die<br />

das Rauchen bisher erfüllte, abzudecken? Wie<br />

könnte das in Zukunft aussehen?“<br />

• „Lassen Sie Ihrer Fantasie einmal freien Lauf<br />

- wie sieht Ihr Alltag in Zukunft denn ohne<br />

Rauchen aus, was hat sich da wohl verändert?´“<br />

Es wird zudem der Ablauf und Inhalt der geplanten<br />

Hypnosesitzung erläutert und die Kosten. Es<br />

empfiehlt sich, auch nochmal zu erklären, was<br />

medizinische Hypnose ist. Die Kosten für die<br />

Hypnotherapie-Sitzung sollten im Vergleich zu<br />

einer normalen therapeutischen Konsultation<br />

höher sein, denn auch das steigert den Erfolg:<br />

die Wertschätzung der Therapie und die Absicht,<br />

erfolgreich zu sein; Patienten ohne derzeit<br />

belastbare Motivation steigen hier häufig<br />

aus (werden aber eingeladen, sich jederzeit<br />

gerne wieder zu melden, „wenn es passt“). Der<br />

Abschluss eines Behandlungsvertrages ist von<br />

Vorteil, der eine Ausfallvergütung festlegt, sofern<br />

der Patient den Termin nicht rechtzeitig<br />

absagt vor einem Nichterscheinen. Es kann auch<br />

eine Nikotinersatz-Therapie geplant werden<br />

(zum Termin mit Nikotin-Pflaster kommen).<br />

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, vor dem<br />

Hypnotherapie-Termin alle Zigaretten und das<br />

Autor: Dr. med. Michael Teut<br />

Equipment in den Müll zu entsorgen und möglichst<br />

rauchfrei zu kommen (es ist gut, wenn<br />

der Termin morgens liegt).<br />

Hypnotherapie-Sitzung (150 Minuten)<br />

Nach einigen Tagen oder Wochen Wartezeit<br />

startet die entscheidende hypnotherapeutische<br />

Sitzung. Es wird mit einem „Blitzlicht“ begonnen,<br />

wie es dem Patienten aktuell geht (die meisten<br />

Patienten kommen aufgeregt und neugierig).<br />

Sofern Sie nicht rauchfrei gekommen sind (die<br />

letzte Zigarette vor der Entwöhnung), wird Verständnis<br />

gezeigt. Der Patient wird dann zur<br />

Hypnose eingeladen.<br />

Ich arbeite meistens mit ideomotorischen Fingersignalen<br />

(Ja-Finger, Nein-Finger und Hand<br />

heben, wenn Klärungsbedarf besteht). Bei stark<br />

ambivalenten Rauchern ist es sinnvoll, in der<br />

Trance zu reden und so mehr zu individualisieren<br />

und die Übungen gegebenenfalls zu<br />

modifizieren.<br />

Die Übungen können hintereinander weg „in<br />

einem Rutsch“ folgen oder jeweils durch kurze<br />

Reorientierungen und Gesprächsangebote<br />

unterbrochen (fraktioniert) werden.<br />

1. Induktion und Bodyscan<br />

In der Regel beginne ich als Induktion zunächst<br />

mit einer allmählichen Atemverlangsamung,<br />

gefolgt von einem Body-Scan mit tiefer Ganzkörperentspannung<br />

(von den Zehen bis zum Kopf).<br />

Diese tiefe Entspannung kann auch per Handy<br />

oder Aufnahmegerät mitgeschnitten werden,<br />

so dass der Patient für zu Hause eine Entspannungsübung<br />

erhält. Den häufig aufgeregten<br />

Patienten tut diese Übung sehr gut; sie hilft<br />

auch später gegen Entzugserscheinungen.<br />

2. Chinesische Truhe<br />

Mittlerweile nutze ich die Chinesische Truhe-<br />

Trance als nächstes, die von Tianjun Liu und<br />

Bernhard Trenkle bekannt gemacht wurde<br />

(gleichnamiges Buch im Carl Auer-Verlag). Dabei


12<br />

Rauchfrei in 3 Stunden<br />

Auf Verbrecherjagd mit dem Unbewussten<br />

13<br />

wird der Patient angeleitet, das Problem als<br />

Symbol zu visualisieren (meist eine Zigarette)<br />

und dieses in einer Truhe, Kiste oder einer Box,<br />

die vor ihm steht, zu verstauen. Die Truhe wird<br />

dann stückchenweise mental fortbewegt und<br />

distanziert: zunächst 2 m, dann 5 m, 10 m, 20<br />

m, 50 m. Gleich zu Beginn kann die Truhe auch<br />

zum Üben einige Meter nach links und rechts<br />

und oben und unten bewegt werden, ebenso<br />

nach 50 m. Das Erreichen der Abstände lasse<br />

ich durch den Ja-Finger anzeigen. Bei 50 Metern<br />

kann auch nochmal ein Blick in die Truhe<br />

geworfen werden, ob sich das Symbol schon<br />

verändert hat. Danach wird die Truhe auf 100<br />

m, 200 m, 500 m, 1 km (aus dem Sichtbaren<br />

heraus), 2 km auf 5 km entfernt. Der Patient<br />

kann nun in seinen Körper hineinspüren, wie<br />

gut es sich anfühlt (und wo im Körper), wenn<br />

das Symbol in der Truhe so weit weg ist. Nun<br />

kann der Patient entscheiden, was mit der Truhe<br />

geschieht, ob die Truhe noch weiter weg<br />

entfernt (in die Unendlichkeit?) oder irgendwo<br />

abgelegt (ein guter Platz?) wird. In aller Regel<br />

wird diese Distanzierung als wohltuende Befreiung<br />

auch körperlich erlebt; es sollte genug<br />

Zeit zum Genießen und Nachwirken gewährt<br />

werden.<br />

3. Zukunftsprogression<br />

Mit dem befreiten und gelösten Gefühl wird<br />

der Patient nun eingeladen, eine mentale Reise<br />

in die Zukunft anzutreten. „Und nun erlauben<br />

Sie sich, mental eine Reise in die Zukunft zu<br />

machen, in eine Zeit, an einen Ort, einen Raum,<br />

wo Sie das Rauchen schon lange und selbstverständlich<br />

hinter sich gelassen haben… und<br />

lassen aus dem Unbewussten Bilder, Eindrücke,<br />

Erfahrungen, Empfindungen aufsteigen … und<br />

erfahren einfach mal, was sich da jetzt für sie<br />

geändert hat?… wie sich das anfühlt?… was<br />

da nun wohltuend anders geworden ist? Und<br />

wenn Sie da angekommen sind, geben Sie mir<br />

ein Zeichen mit dem Ja-Finger…“<br />

Der Patient erhält ausreichend Zeit, die Zukunft<br />

zu explorieren. Dann können spezifische<br />

Aspekte herausgearbeitet werden: „Wie fühlt<br />

sich der Körper an? Was hat sich verbessert? Wo<br />

spüren Sie das?... Wenn Sie möchten, können<br />

Sie sich die positiven Veränderungen einmal<br />

als Farben vorstellen, wie fühlt sich das an?“,<br />

„Was hat sich hier jetzt noch verbessert, verändert?“<br />

Im Anschluss bitte ich den Patienten,<br />

nun einmal einen Tagesablauf (in der gegenwärtigen<br />

Zukunft) von morgens bis nachts vor<br />

dem inneren Auge, wie auf einem Bildschirm,<br />

ablaufen zu lassen, insbesondere auch zu schauen,<br />

wie sich der Tagesablauf verändert hat, die<br />

Abschnitte, in denen früher geraucht wurde,<br />

was da nun gemacht wird. Wenn der Tag zu<br />

Ende ist, wird ein Zeichen mit dem Ja-Finger<br />

gegeben. Dieser Ablauf durch den Tag wird<br />

nun im Zeitraffer noch zweimal wiederholt,<br />

um ihn tief zu verankern („ein Stuhl benötigt<br />

drei Beine, um stabil zu stehen“).<br />

4. Rückschau<br />

Aus der Zukunftsprogression wird der Patient nun<br />

gebeten, zurückzuschauen, wie er das damals<br />

(in der Gegenwart, die nun die Vergangenheit<br />

ist) geschafft hat, und was ihm dabei geholfen<br />

hat, in der Entwöhnungs- und Umbruchphase.<br />

Auch hier bitte ich den Patienten, den<br />

Veränderungsprozess vor dem inneren Auge,<br />

auf einem Bildschirm, zu beobachten und mit<br />

einem Zeitraffer ablaufen zu lassen. Wenn es<br />

geschafft ist, zeigt dies der Ja-Finger an. „Was<br />

war besonders hilfreich?“, „Wie haben Sie das<br />

geschafft?“. Dieser Prozess im Zeitraffer wird<br />

noch weitere zwei Mal durchlaufen, um das<br />

Wissen tief zu verankern.<br />

5. Impulskontrolle<br />

Im Anschluss erfolgt eine Übung zur Impulskontrolle<br />

für den langfristigen Erfolg. „Viele<br />

Raucher wissen, dass der Impuls, eine Zigarette<br />

rauchen zu wollen, immer mal wieder<br />

auftauchen kann. Es kann dabei so nützlich<br />

sein, diesen Impuls vorbeiziehen zu lassen,<br />

denn der Impuls dauert nur kurz, wenn man<br />

die Aufmerksamkeit automatisch ablenkt, sobald<br />

der Impuls kommt. Ich möchte nun mit Ihnen<br />

üben, die Aufmerksamkeit abzulenken, wenn<br />

der Impuls kommt, und den Impuls vorbeiziehen<br />

zu lassen, die Zeit dabei schrumpfen zu lassen,<br />

während Sie die Aufmerksamkeit auf etwas<br />

anderes richten, das könnte ein Bereich Ihres<br />

Körpers sein, die Atmung, ein inneres Bild oder<br />

auch etwas ganz anderes… Probieren Sie es einfach<br />

einmal, und geben Sie mir ein Zeichen mit<br />

dem Finger, wenn Sie soweit sind… super!. Und<br />

nun möchte ich Sie einladen, den Rauchimpuls<br />

entstehen zu lassen und zu trainieren, wie Sie<br />

diesen Impuls vorbeiziehen lassen, während die<br />

Aufmerksamkeit woandershin wandert. Und<br />

dies mehrfach üben, so dass das Unbewusste<br />

dies verankert… und Fingerzeichen geben…<br />

und je häufiger Sie dies üben, desto fester und<br />

selbstverständlicher wird dies auch auf der unbewussten<br />

Ebene verankert, eben weil Sie es<br />

immer wieder wiederholen…<br />

6. Vertiefung und Nachwirken<br />

Zum Abschluss wird der Patient eingeladen,<br />

noch einmal tiefer in die Trance zu gehen und<br />

die Trance-Erfahrungen und Veränderungen<br />

nachwirken zu lassen und sie tief zu integrieren.<br />

Meistens nutze ich zur Vertiefung eine<br />

Zähltechnik (10 nach 0), gut ist auch der Ort<br />

des Wohlfühlens.<br />

7. Nachgespräch<br />

Nun erfolgt die Reorientierung, ich biete ein<br />

Glas Wasser oder Tee an, und ein Blitzlicht („wie<br />

fühlen Sie sich?“) sowie ein Angebot für ein<br />

Nachgespräch. Häufig sind die Patienten von<br />

der langen Trance jedoch so beeindruckt, dass<br />

sie gar nicht viel reden und sich verabschieden<br />

möchten. Meistens gebe ich meine Visitenkarte<br />

mit meiner E-Mail und mobilen Nummer mit,<br />

mit der Bitte, mir doch nach einiger Zeit eine<br />

Info zu schicken, wie es war.<br />

Die meisten Patienten, die ausreichende Motivation<br />

aufweisen, benötigen danach keine<br />

weitere Unterstützung mehr.<br />

„Wackeligen Kandidaten“, bei denen auch in der<br />

Trance z.B. wegen Ambivalenz, unzureichender<br />

Motivation oder sehr schwerem Verzicht auf<br />

Nikotin individualisierende Gespräche nötig<br />

waren, biete ich bei Bedarf weitere Sitzungen<br />

an. Dies ist bei ca. 10-20 % der Patienten sinnvoll<br />

und oft nötig. Diese Patienten profitieren<br />

auch meist von weiterer begleitender medikamentöser<br />

Unterstützung (z.B. Nikotinersatz,<br />

Vareniclin, Akupunktur). Interessanterweise<br />

klappt es dann doch häufig noch nach Wochen<br />

oder Monaten, wenn der Patient (und<br />

der Therapeut) dran bleiben.<br />

Sollte es nicht klappen und meldet sich ein<br />

Patient wieder, biete ich gerne neue Termine<br />

an, „dann, wenn es passt“ und deute die Sitzung<br />

als wichtige Lernerfahrung, auf der in<br />

Zukunft aufgebaut werden kann, was meist<br />

akzeptiert wird.<br />

Interessanterweise sprechen sich die positiven<br />

Erfahrungen mit der Hypnose rasch herum und<br />

die meisten Patienten senden andere Raucher…<br />

Über Ihre Erfahrungen mit dieser Strategie würde<br />

ich mich sehr freuen, gerne können Sie mir<br />

unter michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

einen kleinen Bericht senden?<br />

Dr. Barbara Schmidt<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Autor<br />

Dr. med.<br />

Michael Teut<br />

ist Facharzt für Allgemeinmedizin, arbeitet<br />

als Wissenschaftler und Oberarzt an der<br />

Hochschulambulanz für Naturheilkunde der<br />

Charité in Berlin sowie in eigener Praxis.<br />

Er leitet das Weiterbildungszentrum der<br />

DGH in Berlin.<br />

michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

www.dgh-hypnose-berlin.de<br />

Auf Verbrecherjagd mit dem<br />

Unbewussten – Forensische<br />

Hypnose im Einsatz<br />

Unter „forensischer Hypnose“ versteht<br />

man den Einsatz von Hypnose<br />

im Rahmen polizeilicher Ermittlungen<br />

(Kossak 2004), mit dem Ziel, die Erinnerungsleistung<br />

von Zeugen zu<br />

unterstützen. In welchen Fällen und<br />

wie dieses erinnerungsunterstützende<br />

Verfahren in Deutschland eingesetzt<br />

wird und welche rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

relevant sind, wird im<br />

Folgenden kurz dargestellt.<br />

Fallbeispiel: Die Kriminalpolizei kontaktiert in<br />

einem Altfall die Hypnotherapeutin, um eine<br />

forensische Hypnose bei einem Tatzeugen durchführen<br />

zu lassen. Ungewöhnlich ist, dass der<br />

Fall fast schon 40 Jahre zurückliegt. Obwohl der<br />

Zeuge schon damals mehrfach befragt worden<br />

war und auch in einem Gerichtsverfahren ausgesagt<br />

hatte (leider eine Fehlverurteilung, das<br />

Urteil wurde später aufgehoben), wollte die<br />

Staatsanwaltschaft diesen Zeugen nun nochmals<br />

mittels forensischer Hypnose als erinnerungsunterstützendes<br />

Verfahren vernehmen<br />

lassen. Der Zeuge hatte damals den Mord an<br />

einer jungen Frau aus einem fahrenden Zug<br />

heraus beobachtet. Obwohl die Erinnerungsleistung<br />

mit der Zeit nachlässt, ist durch die<br />

emotionale Betroffenheit des Zeugen durch<br />

seine Beobachtungen und Unfähigkeit zu helfen<br />

(damals gab es keine Handys, um die Polizei<br />

gleich zu informieren), eine Erinnerung auch<br />

nach so langer Zeit durchaus möglich. Nach<br />

einer üblichen Befragung im Wachzustand<br />

in den Räumlichkeiten der Polizei, in der der<br />

Zeuge noch viele Details erinnerte, wurde die<br />

Trance angeleitet. Hier konnte der Zeuge sogar<br />

noch mehr Einzelheiten zur Kleidung des Täters<br />

sowie seiner Statur erinnern. Der Fall wurde<br />

durch moderne DNA-Analyse-Verfahren eindeutig<br />

geklärt – die in forensischer Hypnose<br />

erhaltenen Erinnerungen passten genau zum<br />

überführten Täter.<br />

Forensische Hypnose in Deutschland<br />

Anders als im Fallbericht bleiben viele Fälle, in<br />

denen forensische Hypnose eingesetzt wird,<br />

leider ungeklärt. Auch wenn die Hypnose üblicherweise<br />

zu mehr Erinnerungsdetails führt,<br />

nützen diese nicht immer den polizeilichen Ermittlungen,<br />

denn z.B. sind bestimmte Details zu<br />

Fahrzeugen nicht in den Datenbanken gelistet.<br />

Dennoch ist die Hypnose ein Mittel, welches in<br />

den letzten 15 Jahren in über 100 Fällen eingesetzt<br />

wurde (Beetz & von Delhaes <strong>2022</strong>), meist<br />

bei Kapitaldelikten wie Mord, versuchtem Mord,<br />

schwerer Körperverletzung, schwerem Raub,<br />

Vergewaltigung, Verkehrsunfall mit Fahrerflucht<br />

Autorin: Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil. Andrea Beetz<br />

und Serientaten. Ein besonderes Einsatzgebiet<br />

sind die sog. Altfälle, also Fälle, welche nach<br />

einem längeren Zeitraum (>10 Jahre) wieder<br />

aufgerollt werden, da es neue Analysemethoden<br />

gibt. Die forensische Hypnose wird bei Erwachsenen<br />

und Jugendlichen eingesetzt – jedoch<br />

nicht bei Kindern, welche eher durch einen<br />

speziell ausgebildeten Psychologen befragt<br />

werden. Sowohl tatunbeteiligte Zeugen als<br />

auch Opfer-Zeugen können mittels Hypnose<br />

in ihrer Erinnerung unterstützt werden, damit<br />

sie mehr Details erinnern als in der normalen<br />

Vernehmung durch die Polizei.<br />

Im englischsprachigen Raum (USA, Australien)<br />

wird die forensische Hypnose häufiger eingesetzt.<br />

Anders als in Deutschland führen hier<br />

auch Polizisten ohne eine hypnotherapeutische<br />

Ausbildung forensische Hypnosen durch<br />

(Scheflin 2006, Eimer 2012). In Deutschland<br />

wird üblicherweise ein Psychologe oder Arzt mit<br />

einer einschlägigen Ausbildung in Hypnotherapie<br />

hinzugezogen (Beetz, von Delhaes 2011).<br />

Rechtliche Lage<br />

Die rechtliche Lage gestaltet sich in Deutschland<br />

anders als im englischsprachigen Raum.<br />

Durch §136a StPO ist die Beeinträchtigung der<br />

Willensentschließung und Willensbetätigung


14<br />

Auf Verbrecherjagd mit dem Unbewussten<br />

Auf Verbrecherjagd mit dem Unbewussten<br />

15<br />

von Beschuldigten (gilt nach § 69 StPO auch<br />

für Zeugen) durch Hypnose verboten. Da sich<br />

jedoch die Zeugen erinnern wollen und die<br />

forensische Hypnose ihre Willensentschließung<br />

und -betätigung unterstützen kann, halten sie<br />

Juristen auch in Deutschland für einsetzbar (Artkämper<br />

2009) und viele Staatsanwaltschaften<br />

genehmigen ihren Einsatz, um die polizeilichen<br />

Ermittlungen zu unterstützen. Allerdings sollten<br />

alle anderen Möglichkeiten der Zeugenvernehmung<br />

ausgeschöpft worden sein, d.h.<br />

die forensische Hypnose sollte nur als „ultima<br />

ratio“ Anwendung finden. Zudem haben einige<br />

Bundesländer besondere Regelungen deren<br />

Einsatz betreffend (z.B. Bayern fordert ein „black<br />

box“-Verfahren, d.h. die Ermittler dürfen nicht<br />

zeitgleich die Hypnose beobachten, sondern<br />

nur nach der Dehypnose und einer Pause den<br />

Zeugen befragen bzw. sich die Videoaufnahmen<br />

mit dessen Genehmigung ansehen).<br />

Ziele der forensischen Hypnose<br />

Der Abruf möglichst vieler tatrelevanter Erinnerungen<br />

eines Zeugen ist das Ziel der forensischen<br />

Hypnose. Zum einen können weitere<br />

Informationen, welche über die Erinnerung in der<br />

polizeilichen Vernehmung hinausgehen, neue<br />

Ermittlungsansätze aufzeigen, die dann weiter<br />

verfolgt werden. Zum anderen können durch<br />

mehr Details oft auch vorhandene Spurenlagen<br />

eingegrenzt werden, wie z.B. in Frage kommende<br />

Fahrzeuge durch Details zu Kennzeichen oder<br />

Fahrzeug. Dann können die Ressourcen der<br />

Polizei effizienter genutzt werden.<br />

Risiko und Chance<br />

Die forensische Hypnose wurde in der Fachliteratur<br />

häufig kritisiert, da sie in einigen Studien<br />

zu mehr falschen Erinnerungen führte (Klatzky<br />

& Edelyi 1985, Paterline 2016) und zu einer<br />

gesteigerten Überzeugung, dass auch falsch<br />

erinnerte Details wirklich so wahrgenommen<br />

wurden (sog. Erinnerungszementierung; Orne,<br />

Dinges & Orne 1986, Mazzoni et al 2016). Allerdings<br />

sind diese Studien wiederum kritisch<br />

zu diskutieren, da hier überwiegend mit „gestellten“<br />

Situationen (vorgeführten Filmen) und<br />

mit Studierenden gearbeitet wurde. Daher fehlt<br />

die emotionale Relevanz, welche eine Tat für<br />

echte Tatzeugen hat und Emotionen gelten als<br />

Schlüssel zur Erinnerung. Zudem gibt es auch<br />

bei Vernehmungen im normalen Wachzustand<br />

Erinnerungsfehler.<br />

Die forensische Hypnose nutzt das Phänomen<br />

der Hypermnesie in Trance, also einer gesteigerten<br />

Erinnerungsfähigkeit. Um falschen Erinnerungen<br />

(false memories) vorzubeugen sollte<br />

der durchführende Hypnotherapeut mit den<br />

Feinheiten suggestiver Befragung vertraut sein.<br />

So ist es z.B. wichtig, so neutral wie möglich<br />

zu formulieren (nicht: Hatte der Mann einen<br />

Hut auf?, sondern: Beschreiben Sie bitte die<br />

Kleidung der Person von Kopf bis Fuß.)<br />

Weitere Techniken, welche auch nachweislich<br />

den Erinnerungsabruf unterstützen, sind das<br />

kognitive Interview (Fisher & Geiselman 1992)<br />

und das Liverpool Interview Protocol (Wagstaff<br />

et al. 2014), welche teils auch von dafür ausgebildeten<br />

Mitarbeitern der Polizei eingesetzt<br />

werden. Techniken des Kognitiven Interviews<br />

sollten in die forensische Hypnose integriert<br />

werden (z.B. so angewendet von Beetz & von<br />

Delhaes). Allerdings hat nur die forensische<br />

Hypnose den Vorteil, dass hier durch Mehrfachdissoziation<br />

und Begleitung durch einen<br />

Hypnotherapeuten, der Erinnerungsabruf für<br />

traumatisierte Opferzeugen deutlich weniger<br />

belastend gestaltet werden kann (Beetz & von<br />

Delhaes <strong>2022</strong>).<br />

Ablauf einer forensischen Hypnose<br />

Üblicherweise kontaktiert die Kriminalpolizei<br />

den Hypnotherapeuten und bespricht mit<br />

ihm die Eignung des Falls und des konkreten<br />

Zeugen, der vernommen werden soll. Daher<br />

ist es auch wichtig, dass der Hypnotherapeut<br />

mit polizeilichen Ermittlungen vertraut ist, um<br />

auch Risiken für den Fall abwägen zu können.<br />

Danach klärt der Sachbearbeiter der Polizei die<br />

Genehmigung der forensischen Hypnose mit<br />

der Staatsanwaltschaft und stellt dem Hypnotherapeuten<br />

Vernehmungsprotokolle des<br />

Zeugen (aber keine weiteren Details zur Tat)<br />

zur Verfügung. Kommen mehrere Zeugen für<br />

eine Befragung in Frage, kann der Hypnotherapeut<br />

aufgrund der Art und Weise der bisher<br />

protokollierten Erinnerung den/die Kandidaten<br />

mit den höchsten Erfolgsaussichten für eine<br />

gesteigerte Erinnerungsleistung auswählen.<br />

Es werden im Vorfeld über den Sachbearbeiter<br />

über standardisierte Fragebögen (Beetz & von<br />

Delhaes 2011) Vorerkrankungen beim Zeugen<br />

abgeklärt, welche auch mögliche Ausschlussgründe<br />

für die Hypnose darstellen könnten. Bei<br />

traumatisierten Zeugen wird mit Zustimmung<br />

des Zeugen gegebenenfalls mit dem behandelnden<br />

Psychotherapeuten Kontakt aufgenommen,<br />

um abzuklären, ob der Patient stabil genug für<br />

eine forensische Hypnose ist.<br />

Die forensische Hypnose wird üblicherweise in<br />

den Räumlichkeiten der Polizei durchgeführt<br />

und per Video- und Tonaufnahme dokumentiert.<br />

Außer in Bayern können die Ermittler die<br />

Interaktionen zwischen Hypnotherapeut und<br />

Zeuge zeitgleich per Videoübertragung mitverfolgen<br />

(außer die Kommunikation zu Vorerkrankungen).<br />

Seit der Corona-Pandemie ist<br />

es teilweise einfacher für alle Beteiligten, die<br />

forensische Hypnose in der Praxis des Hypnotherapeuten<br />

durchzuführen. Nach der forensischen<br />

Hypnose erfolgt eine Nachvernehmung<br />

des Zeugen im Wachzustand durch die Polizei,<br />

um neu erinnerte Details zu dokumentieren.<br />

Der Hypnotherapeut erstellt für die Polizei im<br />

Anschluss einen Bericht über die forensische<br />

Hypnose mit dem Fokus auf erfolgreiche Einleitung<br />

einer Trance und Auffälligkeiten beim<br />

Erinnerungsabruf.<br />

Bei der Durchführung der eigentlichen forensischen<br />

Hypnose sollte immer ein Vorgespräch<br />

erfolgen, in dem Rapport hergestellt wird und<br />

das aktuelle Befinden sowie relevante Erkrankungen<br />

abgeklärt werden. Dann wird der Zeuge<br />

gebeten, nochmals alles, was er zur Tat erinnert,<br />

frei wiederzugeben. Dies ist auch zu<br />

Dokumentationszwecken wichtig. Dann wird<br />

eine Trance induziert, oft mit Anleitung eines<br />

sicheren Ortes. Dabei werden auch die Techniken<br />

des Kognitiven Interviews verwendet<br />

(Wiederherstellung des Wahrnehmungskontextes,<br />

Aufforderung zum vollständigen Bericht,<br />

später dann auch Abruf in umgekehrter<br />

Reihenfolge). Je nach Zeuge und Involvierung<br />

in die Tat (Opferzeugen/Traumatisierung) wird<br />

die Leinwandtechnik eingesetzt. Der Zeuge<br />

berichtet dann frei die relevanten Erinnerungen.<br />

Erst nach einem freien Bericht erfolgen<br />

Nachfragen des Hypnotherapeuten (die oft<br />

im Vorfeld mit den Ermittlern abgesprochen<br />

werden). Vor der Dehypnose werden Suggestionen<br />

zur Erinnerungsfähigkeit im normalen<br />

Wachzustand für die Nachvernehmung, sowie<br />

bei Traumatisierung zur Verarbeitung, gegeben.<br />

Obwohl der Hypnotherapeut in der forensischen<br />

Hypnose keinen therapeutischen Auftrag hat,<br />

steht die Gesundheit des Zeugen auch hierbei<br />

im Vordergrund, und es wird abgewogen,<br />

wie belastend die erneute Befragung ist im<br />

Kontrast zu möglichen neuen Erkenntnissen.<br />

Häufig wollen sich auch traumatisierte Zeugen<br />

unbedingt erinnern, damit der Täter ermittelt<br />

werden kann, sie weitere Taten verhindern<br />

können und da Nicht-(genau-)Erinnern sehr<br />

belastend sein kann.<br />

Besondere Einsatzmöglichkeiten<br />

Zu den besonderen Einsatzmöglichkeiten der<br />

forensischen Hypnose zählen Zeugen, die durch<br />

ein Schädel-Hirn-Trauma oder Intoxikation (Alkohol,<br />

Drogen) an einer (teilweisen) Amnesie<br />

leiden, die Unterstützung für eine Phantombilderstellung<br />

benötigen oder die in Altfällen<br />

befragt werden (z.B. auch wenn der Zeuge<br />

die Tat im Kindesalter (ab 3) beobachtet hat).<br />

Fallbeispiel: Ein 26-jähriger Mann aus dem<br />

englischsprachigen Ausland, der sich für ein<br />

Auslandsjahr in Deutschland aufhielt, wurde<br />

Opfer eines Messerangriffs. Er wurde blutend<br />

am Bahnhof aufgegriffen, ohne Erinnerung an<br />

die Tat, was vor allem auf seinen hohen Alkoholkonsum<br />

an diesem Abend zurückzuführen war.<br />

In der normalen Vernehmung durch die Polizei<br />

konnte er nur wenig vom Tatabend erinnern,<br />

außer dass er allein in die Stadt ausgegangen<br />

war. In der forensischen Hypnose, welche in<br />

Englisch durchgeführt wurde, erinnerte er jedoch<br />

viele Details von diesem Abend (in der<br />

Muttersprache wird einfacher erinnert; dafür<br />

muss der Hypnotherapeut jedoch sehr gute<br />

Kenntnisse dieser Sprache haben). Auch dass<br />

er eine Begegnung mit zwei fremden Männern<br />

hatte und danach starke Schmerzen sowie<br />

seinen Weg durch die Stadt danach, konnte<br />

er wieder erinnern. Diese Information wurde<br />

durch weitere Informationen verifiziert - ein<br />

Mantrailing-Hund hatte eine Rückwärtssuche<br />

vom Bahnhof durchgeführt und den vom Zeugen<br />

später erinnerten Weg angezeigt. Der Fall<br />

ist trotz einer relativ guten Beschreibung der<br />

zwei Männer ungeklärt.<br />

Fazit<br />

Die forensische Hypnose ist ein sinnvolles Instrument,<br />

um die Erinnerungsleistung von Zeugen<br />

zu unterstützen. Allerdings müssen einige<br />

Rahmenbedingungen gegeben sein, damit das<br />

Risiko für den Zeugen und die Ermittlungen,<br />

welches mit dem Einsatz der forensischen Hypnose<br />

einhergeht, möglichst gering gehalten<br />

werden kann. Dazu zählen die Vertrautheit<br />

des durchführenden Hypnotherapeuten mit<br />

polizeilichen Ermittlungen und insbesondere<br />

Vernehmungen, der Rechtslage, der Vermeidung<br />

von Suggestivfragen und falschen Erinnerungen<br />

sowie dem Schutz von traumatisierten bzw.<br />

belasteten Zeugen. Auch wenn viele Fälle, in<br />

denen forensische Hypnose als „ultima ratio“<br />

hinzugezogen wird, ungeklärt bleiben, erbringt<br />

sie in einigen Fällen wichtige Hinweise für die<br />

weiteren Ermittlungen und kann so zur Klärung<br />

beitragen.<br />

Literatur:<br />

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Strafverfahren mit gängigen und innovativen<br />

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Beetz A, Delhaes von A (2011). Forensische<br />

Hypnose. Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie.<br />

6(1+2), S 165-187.<br />

Beetz A, Delhaes von A (vor. <strong>2022</strong>). Forensische<br />

Hypnose – Ein erinnerungsunterstützendes Verfahren<br />

im Rahmen polizeilicher Ermittlungen.<br />

In D. Revenstorf, B. Peter, Rasch, B.: Hypnose in<br />

Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin.<br />

4. Auflage. Heidelberg: Springer.<br />

Fisher RP, Geiselmann RE (1992). Memory<br />

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Thomas, Springfield.<br />

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in the police interview: Cognitive retrieval mnemonics<br />

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Kossak H-C (2004). Hypnose im Bereich von<br />

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Mazzoni MG, Kirsch JP, Lemons I, Lilienfeld SO,<br />

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interview protocol: Is an association with<br />

hypnosis a problem? Contemporary hypnosis<br />

and integrative therapy 30(3), S 142-151.<br />

Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil.<br />

Andrea Beetz<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Die Autorin<br />

Prof. Dipl.-Psych.<br />

Dr. phil.<br />

Andrea Beetz<br />

Professur für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik,<br />

IU Internationale<br />

Hochschule, arbeitet seit 20 Jahren als<br />

Hypnotherapeutin und führt seit über<br />

15 Jahren forensische Hypnosen für<br />

die deutsche Polizei durch. In diesem<br />

speziellen Einsatzgebiet arbeitet sie<br />

eng mit Dr. Alexander von Delhaes<br />

zusammen, mit dem sie zum Thema<br />

publiziert und Rahmenbedingungen<br />

erarbeitet hat.


16 Liegende 8 zur Entspannung und Augentraining<br />

Der hypnotherapeutische Film<br />

17<br />

Liegende 8<br />

zur Entspannung und Augentraining<br />

bei Altersweitsichtigkeit<br />

Autor: Dr. med. Michael Elies<br />

Diese Übung eignet sich im Rahmen<br />

eines Augen-Trainings bei Altersweitsichtigkeit,<br />

bei regelmäßiger Anwendung<br />

hat sie auch einen entspannenden<br />

Effekt auf die Haltemuskulatur<br />

des Körpers, ist damit sehr wertvoll<br />

bei Verspannungen und Bewegungsdrang.<br />

Auch Einschlafstörungen aufgrund<br />

von Arbeitsbelastungen sind eine<br />

lohnende Indikation.<br />

„Legen Sie sich bequem hin und schließen Sie<br />

die Augen. Stellen Sie sich eine Kugelbahn<br />

vor Ihren inneren Augen vor, so wie Sie sie<br />

vielleicht aus Ihrer Kindheit kennen oder aus<br />

dem Schaufenster eines Spielwarenladens.<br />

Die Kugelbahn hat die Form einer Acht, die<br />

auf der Seite liegt, also nicht aufrecht steht,<br />

sondern wie das mathematische Zeichen für<br />

unendlich aussieht. Die „Taille“ der Acht sollte<br />

in Höhe Ihrer Nasenwurzel sein, da können<br />

Sie sie am besten benutzen. Schauen Sie die<br />

Kugelbahn ruhig etwas genauer an, wie groß ist<br />

sie, welche Farbe hat sie, aus welchem Material<br />

besteht sie? Vielleicht haben Sie schon Lust, mit<br />

dieser Kugelbahn zu spielen, sie wartet schon<br />

darauf. Fehlt nur noch die Kugel, Ihre Kugel.<br />

Stellen Sie sich Ihre Kugel vor, vielleicht eine<br />

bunte gläserne Kugel wie die Lieblingskugel<br />

aus Ihrer Kindheit, oder eine kleine Murmel,<br />

oder eine metallene Kugel, so wie es für Ihre<br />

Kugelbahn passt?<br />

Ihre Kugel ist magisch, Sie können sie mit Ihren<br />

geschlossenen Augen steuern und über die<br />

Kugelbahn bewegen. Versuchen Sie es einfach<br />

und lenken die Kugel. Sie können sie bremsen<br />

und beschleunigen, indem Sie der Kugel<br />

mit Ihren Augen folgen. Bewegen Sie nun die<br />

Kugel in einer Achterbahn auf der Kugelbahn<br />

vor Ihrem inneren Gesichtsfeld. Sie merken,<br />

dass es Ihnen zunehmend leichter fällt, die<br />

Kugel zu steuern. Bewegen Sie die Kugel nun<br />

möglichst gleichmäßig: 3-5 Runden in einer<br />

Richtung über die Acht, dann wechseln Sie die<br />

Richtung und wieder 3-5 Runden.<br />

Vielleicht merken Sie, dass die Kugel sich in<br />

der Gegenrichtung etwas schwerer bewegen<br />

lässt? Wenn es mühsam wird, lassen Sie die<br />

Kugel einfach von der höchsten Stelle frei herunterlaufen<br />

in das Tal der Taille der Acht, wo<br />

sie dann noch wieder zur anderen Seite etwas<br />

hoch rollt, um nach 2-3 mal langsamen Hinundherrollen<br />

an der tiefsten Stelle zur Ruhe zu<br />

kommen. Wunderbar, diese Ruhe.<br />

Sie überträgt sich auf den ganzen Körper und<br />

Geist. Alles in Ihnen kommt zur Ruhe. Augen,<br />

Muskeln dürfen sich entspannen, loslassen,<br />

sich tief erholen.“<br />

Dr. med. Michael Elies<br />

Der Autor<br />

(1959) ist Facharzt für Allgemeinmedizin,<br />

Naturheilverfahren, Akupunktur und Homöopathie<br />

und war bis Ende 2019 in eigener<br />

Praxis niedergelassen, Praxisschwerpunkt<br />

komplementäre Schmerztherapie.<br />

Er war von 1989–2019 Lehrbeauftragter für<br />

Geschichte und Entwicklung der Homöopathie<br />

an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

und langjähriger Dozent der Deutschen Ärztegesellschaft<br />

für Akupunktur, von der er 1989<br />

den Dr. Bachmann-Preis erhielt. Dr. Elies ist<br />

seit 1991 Mitglied der Arzneimittelkommission<br />

D beim BfArM (früher BGA) Bonn und<br />

Autor zahlreicher Fachbücher und Ratgeber.<br />

dr.mkh.elies@internetworking.de<br />

Dr. med.<br />

Michael Elies<br />

Der hypnotherapeutische Film<br />

Die Idee, innerseelische Problematiken<br />

in das „Format“ eines persönlichen<br />

Films zu fügen, ist meines<br />

Wissens in der hypnotherapeutischen<br />

Literatur bisher nicht intensiver verfolgt<br />

worden. Dabei sind viele Vorteile<br />

dieser Vorgehensweise naheliegend<br />

und eigentlich offenkundig: Wir können<br />

so auch schwierige Aspekte, belastende<br />

Erfahrungen, aber auch hilfreiche<br />

Ressourcen der Patienten spielerisch,<br />

kreativ und voller imaginativer Kraft<br />

sich entfalten lassen. Es lässt sich das,<br />

was bei der Entstehung einer filmischen<br />

Szenerie vermutlich immer eine<br />

wichtige Rolle spielt – Veränderung,<br />

Entwicklung, Rückblende, Neugestaltung,<br />

Dramatisierung, aber auch Entdramatisierung<br />

– auf eine elegante<br />

und für therapeutische Veränderungsprozesse<br />

äußerst günstige Weise darstellen<br />

und nutzbringend übersetzen.<br />

Der Patient darf – anders als in der<br />

realen Filmproduktion – ganz vielfältige<br />

Standpunkte einnehmen und<br />

kann ungeheuer von therapeutischen<br />

Dissoziationsaspekten profitieren:<br />

Er ist zunächst einmal dramatische Hauptperson,<br />

„Held“ des Geschehens. Aber selbst darin<br />

darf er eine schauspielerische „Rolle“, und zwar<br />

die Hauptrolle spielen, also in jedem Moment<br />

des Geschehens pendeln zwischen Involviertheitserlebnissen<br />

und der ironischen oder darstellerischen<br />

Distanz zur Heldenfigur.<br />

Er kann jederzeit in die Rolle des mitfühlenden,<br />

aber auch kritischen Betrachters des Geschehens<br />

kommen, kann Zuschauer des Helden sein, kann<br />

Impulse zum verändernden Eingreifen in die<br />

Handlung spüren und reflektieren.<br />

Schließlich der vermutlich wichtigste Aspekt:<br />

Er kann bei der Gestaltung der Handlung die<br />

Rolle des Regisseurs übernehmen und jederzeit<br />

den Handlungsstrang gestalterisch verändern,<br />

er darf der „Boss“ am Set in seinem eigenen<br />

Regiesessel sein und wird dabei unglaublich<br />

hilfreiche Selbsteffizienz- und Kompetenzerlebnisse<br />

als Erfahrungsfeld vorfinden. Das<br />

hilft ihm, genau das erlebnishaft zu gestalten,<br />

was er in der Position des ratlosen Patienten<br />

beim Aufsuchen von Therapie so schmerzlich<br />

vermisst. Für uns als therapeutische Helfer ist<br />

das eine enorme Chance, Veränderungsprozesse<br />

anzustoßen, für die wir anders viel Mühe<br />

brauchen. Es lohnt sich also, diesen Modus<br />

näher zu betrachten.<br />

In der Hypnotherapie ist uns die regieführende<br />

Arbeit seit Kossak (2013) geläufig, vertraut und<br />

in vielerlei Hinsicht hilfreich. Was die Außenperspektive<br />

angeht, kann man noch weitergehen<br />

und jene würdigen, die sich allein schon in<br />

der anamnestischen Arbeit subtil ergibt: Der<br />

Patient muss ja seine Problematik an Beispielen<br />

dem Therapeuten schildern. Selbst ohne<br />

die geringste Rückfrage wird der Betroffene<br />

dadurch gezwungen, aus seinem inneren<br />

Tunnelblick herauszugehen, er stellt ja allein<br />

schon in der Schilderung der ihn berührenden<br />

Erlebnisse eine erste Objektivierung selbst her.<br />

Er überlässt sich in der Offenbarung der Inhalte<br />

seiner Problematik dem äußeren Blick seines<br />

Gegenübers. Die geringste Intervention des<br />

Therapeuten bildet schon eine Folie zur Veränderung<br />

seines eigenen Blickes auf Situationen,<br />

selbst wenn dieser noch gar kein Angebot zur<br />

veränderten Betrachtung gemacht hat. Allein<br />

schon dadurch geschehen kleine Veränderungsschritte,<br />

zwei Subjekte betrachten das oft noch<br />

nie offenbarte Material. Die in aller Regel nichtwertende<br />

Zuhörerschaft des Therapeuten ist<br />

dazu geeignet, das Geschehene zu entschärfen,<br />

zu ent-katastrophisieren und damit den<br />

eingeschränkten Blickwinkel des Betroffenen<br />

zu modulieren. Schon das erklärt einen Teil<br />

der Entlastung, die ein Erstinterview in der<br />

Psychotherapie, gleich welcher Ausrichtung, im<br />

günstigen Falle zu vermitteln vermag. Arbeitet<br />

man dann, nach Einführung des therapeutischen<br />

Instrumentes Hypnose, gezielt mit subtilen Veränderungen<br />

des z.B. angstbesetzten Blickes auf<br />

Situationen mit den üblichen Techniken des<br />

Zooming, der Perspektiveveränderung, dem<br />

slow-motion o.ä.m., dann geschehen natürlich<br />

noch viel weitergehende Veränderungen der<br />

Erlebnisqualität.<br />

Die Regieangebote kommen natürlich zunächst<br />

vom Hypnotherapeuten, werden aber rasch<br />

vom Patienten selbst übernommen, er wird<br />

ja ausdrücklich dazu eingeladen. Unnötig zu<br />

betonen, ein wie gewichtiges Instrument uns<br />

Autor: Dipl. Psych. Karl G. Möck<br />

damit schon zur Verfügung steht, selbst wenn<br />

wir noch weit entfernt sind, das viel umfangreichere<br />

Setting des therapeutischen Filmes<br />

zu konstruieren.<br />

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass<br />

wir als Hypnotherapeuten, anders als häufig<br />

in der zahnärztlichen Hypnose, in der Regel<br />

einige Zeit darauf verwenden, den Patienten<br />

zunächst in eine Entspannungshypnose zu<br />

führen. Diese Bemühung ist alles andere als<br />

übertrieben, wenngleich sie beim geübten Hypnotisanden<br />

natürlich auch verkürzt werden<br />

kann, weil er auf die Ressource bereits erlebter<br />

Entspannungskompetenz zurückgreifen kann.<br />

Das körperliche Wohlgefühl gewährt ein Erlebnis<br />

von Symptomreduktion oder gar -freiheit, einen<br />

sicheren Ort oder eine Erholungsregression.<br />

Von dort aus greifen natürlich unsere therapeutischen<br />

Kniffe wie das Zooming o.ä.m. doppelt<br />

effizient, weil durch die konsequente dialogische<br />

Arbeit – eher verbal als mit Fingersignalen –<br />

immer wieder auf eine wohltuende Ressource<br />

zurückgegriffen werden kann, immer wieder<br />

gewechselt werden kann zwischen Exposition<br />

des Schwierigen einerseits und Erholung und<br />

Beruhigung andererseits. Sicher ist es hilfreich,<br />

vor der Filmarbeit mit dem Patienten kleine<br />

stressinduzierende Einzelsituationen auf diese<br />

Weise durchzuarbeiten, vor allem dann, wenn<br />

wir einen etwas belastenderen Film anvisieren.<br />

So hat er erst einmal im kleineren Setting die<br />

Erfahrung gemacht, wie er das Coping von<br />

Beängstigendem oder Entmutigendem selbst<br />

erfolgreich durchführen kann.<br />

Kommen wir zum Film selbst: Welchen Inhalt<br />

kann er haben, welches Thema, welche therapeutische<br />

Absicht kann damit transportiert<br />

werden?<br />

1. Der Würdigungsfilm<br />

Ich habe recht gute Erfahrungen damit gemacht,<br />

die Filmidee zunächst für einen Lebensrückblick<br />

mit ausschließlich positiven Aspekten zu<br />

verwenden. Die Aspekte des Gelungenen, des<br />

Geglückten, des Überwundenen, des bisher<br />

Erreichten werden vorher eruiert und plakativ<br />

dem Patienten vorgeführt. Eine Hilfskonstruktion<br />

gegen den naheliegenden Widerstand kann<br />

dabei (siehe Potreck-Rose, 2015) die Idee der


18 Der hypnotherapeutische Film<br />

Der hypnotherapeutische Film<br />

719<br />

Rede eines Freundes zu einem runden Geburtstag<br />

sein: Dieser wird naheliegenderweise<br />

nicht die problematischen, sondern die Anteile<br />

des Jubilars betonen, die sich für seine<br />

ausdrückliche Würdigung eignen. Können wir<br />

den Patienten dazu überreden, einen solchen<br />

Film zu drehen? Fühlt er sich dadurch nicht<br />

ignoriert und unverstanden in seiner Not, die<br />

er im Erstgespräch ausführlich dargelegt hat?<br />

Möglicherweise wird es uns etwas Mühe kosten,<br />

die sich aber lohnen kann. Denn dann<br />

haben wir eine elegante weitere Ressource zur<br />

Verfügung, die gegen manchen Selbstwertzweifel,<br />

manches Verzagen vor komplizierteren<br />

Themen immun machen kann und schon<br />

eine günstige alternative Selbsteinschätzung<br />

nahelegt. Wir erinnern ihn ja an die umfangreichen<br />

„gesunden“ Anteile seiner Person, an<br />

sein wohlwollendes Netzwerk, sozusagen an<br />

die „Kehrseite“ seiner Patientenidentität, die<br />

jedem, der Therapie aufsucht, zumindest droht,<br />

aus dem Blickfeld zu geraten. Teile dieser Filmkonstruktion<br />

lassen sich dann natürlich dann<br />

wieder wunderbar als Rückblick für spätere,<br />

kompliziertere Filmarbeit verwenden. Gewagt<br />

wäre diese Form des Würdigungsfilms allenfalls<br />

bei extrem ressourcenarmen Patienten, dann<br />

kann sie natürlich kontraindiziert sein, ebenso<br />

bei solchen Patienten, bei welchen der innere<br />

Kritiker so durchgängig und vernichtend dominant<br />

im Erleben und Bewerten der eigenen<br />

Person ist, dass wir uns als Therapeuten unentwegt<br />

in die Position des Reaktanz-Generators<br />

hineinmanövrieren würden.<br />

2. Der Film zum Lösen von Festgefahrenem<br />

Festgefahrene Lebenssituationen sind ein häufiger<br />

Auslöser von ganz verschiedenen Symptomatiken,<br />

die zum Aufsuchen von Therapie<br />

führen, ob es sich nun um panikgefärbte, für<br />

die Patienten oft zunächst unverständliche und<br />

neue Ängste oder um vorher nicht gekannte<br />

depressive Verstimmungen handelt. Auch der<br />

Focus des als festgefahren Erlebten kann verschieden<br />

sein. Hier drei beispielhaft genannte<br />

„Orte“ von Steckenbleiben<br />

• im Beruf: Der Betroffene strebt nach einer<br />

Statusveränderung oder er steht vor einer<br />

solchen und zögert, ob er sich das zutrauen<br />

darf; oder er zögert vor einem möglichen<br />

Firmenwechsel, wenn Aufstiegschancen versperrt<br />

sind oder Misshelligkeiten ihm den<br />

alten Job verleiden; oder es steht eine früher<br />

versäumte Fortbildung oder ein Studium im<br />

Raum und wird noch nicht gewagt.<br />

• in Schwellensituationen, wo eine Ablösung<br />

von der Herkunftsfamilie verzögert war, häufig<br />

natürlich dort, wo nur noch ein Elternteil am<br />

Leben ist und entsprechend dysfunktional<br />

enge Bindungen die notwendige Ablösung<br />

beiden oder nur dem Elternteil schmerzlich<br />

machen würden.<br />

• in Beziehungen, sei es, wenn das Commitment<br />

zur intensiveren Beziehung, zum Zusammenleben<br />

oder zur Elternschaft auch nach<br />

längerem "Probeleben" lange aufgeschoben<br />

wurde; oder wenn in der Beziehung das Störende<br />

oder gar der Trennungswunsch nicht<br />

zu denken bzw. zu initiieren gewagt wird.<br />

Selbstredend wird der Therapeut vor einem<br />

filmischen Bearbeitungsversuch die diversen<br />

Hintergründe und Hemmnisse fragend kognitiv<br />

aufbereiten. Wie schon oben ausgeführt, wird<br />

das erst einmal zu seiner Entlastung beitragen.<br />

Als Hypnotherapeuten verzichten wir aber ungern<br />

auf die Vorteile des probend Erlebnishaften,<br />

das in jeder trancegefärbten Arbeit steckt.<br />

Der therapeutische Film bündelt Vieles und<br />

wir können dort mühelos in der szenischen<br />

Bearbeitung das Probeerleben vor dem wirklichen<br />

Handeln induzieren. Wir können sowohl<br />

übereilte Entschlüsse verhindern, als auch das<br />

viel zu lange Steckenbleiben auflösen, weil das<br />

Erleben und Durcharbeiten der befreienden<br />

Entscheidung so intensiv gefühlt werden kann.<br />

Im günstigen Fall können wir so dem Patienten<br />

helfen, aus seiner quälenden und häufig<br />

von den genannten Symptomen begleiteten<br />

Blockade heraus und wieder in den lebendigen<br />

Fluss hinein zu kommen. Es kann sich ergeben,<br />

dass die Symptome selbst gar nicht fokussiert<br />

im einzelnen, wie in der Verhaltenstherapie,<br />

bearbeitet werden müssen, sondern dass sie<br />

sich zum Erstaunen des Betroffenen quasi von<br />

selbst als nicht mehr notwendig lösen.<br />

3. Der Film zur Traumabearbeitung<br />

Vorsicht! Hier wird nicht einer simplifizierenden<br />

neuen Traumatherapie das Wort geredet.<br />

Würden wir die Filmidee bei einer handfesten<br />

komplexen Traumatisierung verwenden, hätten<br />

wir es höchst wahrscheinlich bald mit einer<br />

heißlaufenden Retraumatisierung zu tun. Gründliche<br />

Anamnese ist auf jeden Fall indiziert und<br />

kognitiv sollte günstigerweise beim Patienten<br />

ein Begriff vom Zusammenhang zwischen dem<br />

damals Geschehenen und der aktuell daraus<br />

resultierenden Einschränkung entstanden sein.<br />

Das schlichteste Beispiel wäre etwa ein mittelschwerer<br />

Autounfall und die heutige Fahrangst.<br />

Etwas komplexer: frühe Zahnbehandlungen bei<br />

einem unsensiblen Zahnarzt mit generalisierter<br />

Arztangst heute. Noch komplexer: ungerechte<br />

Bestrafung oder Entwertung durch Lehrer und<br />

eine daraus resultierende Opferidentität.<br />

Im ersten Fall ist der Zusammenhang offensichtlich,<br />

Bezugspersonen spielen keine Rolle,<br />

der Film wird vielleicht nicht sehr lang werden<br />

und nach dem entlastenden Durcharbeiten vor<br />

allem auf das Gute am Ende abheben (Pieper<br />

& Bengel 2021). In den beiden anderen Fällen<br />

haben wir einen Zusammenhang mit einem<br />

defizitären Verhalten der Schutzpersonen<br />

und müssen sicher ein wenig kreativer am<br />

Film arbeiten. Vor allem natürlich im letzten<br />

Fall, wo auch ein sekundärer Gewinn ins Auge<br />

springt, auch wenn er langfristig mit hohen<br />

Verlusten am Selbsteffizienzerleben bezahlt<br />

wird. Der hier passende Film verlangt nach<br />

mehr Szenerie, nach differierenden späteren<br />

Erfahrungen, nach changing history in der<br />

frühen Zeit oder ähnlichem, um nachhaltige<br />

Wirkungen anzustoßen.<br />

4. Der Film zur Wandlung des inneren Kritikers<br />

Hilfreich ist es hier sicher, die Konzepte Teile-Arbeit<br />

oder inneres Team voranzustellen,<br />

damit die Figur des inneren Kritikers gut gefasst<br />

werden kann. Grundsätzlich bieten sich dabei<br />

filmisch zwei Strategien an, die je nach dem<br />

Grad der „Feindseligkeit“ der Figur gewählt oder<br />

gewechselt werden können: der Kooperationsversuch<br />

mit ihr, nachdem evtl. zumindest die<br />

historische Berechtigung gewürdigt wurde,<br />

oder aber eine massive Abgrenzungsarbeit,<br />

insbesondere wenn diese Figur sehr vernichtend<br />

daherkommt.<br />

Im Skript des Films ist es notwendig herauszuarbeiten,<br />

welche Historie der innere Kritiker hat,<br />

wie er zunächst in einer negativen Fremd-Beurteilung<br />

auf den Patienten gekommen ist. Kaum<br />

je spielen dabei Elternteile k e i n e entscheidende<br />

Rolle, Ausnahmen (Lehrer, Geschwister,<br />

erste Beziehungspartner) bestätigen eher die<br />

Regel. Dann können Bilder entwickelt werden,<br />

wie sich diese ungünstigen Beurteilungen in<br />

den eigenen Kopf, das Herz, das Selbstbild des<br />

Patienten eingeschlichen haben. Komplizierte<br />

Introjekttheorien sind dabei gewiss weniger<br />

wirksam als symbolische Figuren wie Gnom,<br />

Meckerhannes, Miesmacher, Teufelchen, mit<br />

denen die zerstörerische Wirkung hypnotischfilmisch<br />

entschärft werden kann.<br />

Die Themen, an denen der Innere Kritiker herumnörgelt<br />

oder desavouierend wirkt, sind gar<br />

nicht so zahlreich. Hier die vier häufigsten:<br />

Intelligenz („du bist dumm oder begriffsstutzig“),<br />

Attraktivität (hässlich, zu dick, zu dünn,<br />

zu klein), moralisches Defizit (faul, schlampig,<br />

du lügst), Kompetenzmangel (zwei linke Hände,<br />

Looser, "du kriegst es nie hin").<br />

Wir sehen sehr selten Patienten, deren Persönlichkeit<br />

durch diese Zuschreibungen durchgängig<br />

bestimmt wird. Im Gegenteil lassen sich<br />

die Vorwürfe oft durch dagegen sprechende<br />

Ressourcen spielerisch entkräften. Oft sind<br />

filmische Exkurse, die die projizierende Entlastung<br />

der ursprünglichen Zuschreiber aufdecken<br />

können, einen spannenden Rückblick<br />

wert (gibt es etwas an Vater/Mutter, was evtl.<br />

an ihm/ihr unzureichend war oder schien, um<br />

es beim Protagonisten hilfreich verorten zu<br />

können?).<br />

Die innere Kritikerfigur kann im Film den spannenden<br />

Platz des „Schurken“ einnehmen, mit<br />

dem man sich auf vielerlei Weise beschäftigen<br />

kann. Hat er etwas Verführerisches? Beeindruckendes?<br />

Raffiniertes? Vielleicht auch<br />

Charmantes? Die Varianten, mit denen man<br />

sich an ihm abarbeiten kann, sind vielfältig.<br />

Sie können changieren zwischen Kooperation,<br />

Austricksen oder irgendeine andere Art von<br />

Bewältigung. Dies geschieht dann auf einer<br />

längst nicht mehr so aussichtslosen Ebene, wie<br />

das ansonsten rein innerseelisch abgehandelt<br />

wird. Es können hilfreiche Gegenspieler eruiert<br />

oder erfunden werden, man kann ihm, wenn<br />

er etwas Bitteres hat, mit Humor um den Bart<br />

gehen. Wo im Innenleben Trübnis und Aussichtslosigkeit<br />

vorherrschte, kann im therapeutischen<br />

Film suspense gestaltet werden, wie man mit<br />

dem Antagonisten Kämpfchen austragen kann.<br />

Ich hoffe, hiermit einige Aspekte aufgezeigt zu<br />

haben, wo das „Format therapeutischer Film“<br />

spannende Gestaltungsmöglichkeiten bietet.<br />

Aber es ist noch zu wenig gesagt darüber, in<br />

welchem Setting und mit welcher Intensität der<br />

führenden Begleitung durch uns Therapeuten<br />

die „Filmproduktion“ strukturiert werden kann.<br />

Ich selbst neige dazu, so anzuleiten, dass ich<br />

anfangs auf eine klassische formale Induktion<br />

von Trance verzichte. Eher lade ich die offenen<br />

Augen des Patienten ein, sich auf die leere<br />

Projektionsfläche meines Flipcharts zu richten,<br />

immer wieder, während ich die „Suggestion“- den<br />

Vorschlag – des filmischen Bearbeitens mehr<br />

oder weniger weitschweifig erkläre. Dies ist<br />

und bleibt eine der Optionen, mit dem Thema<br />

umzugehen, ich kann die ganze Zeit den Augenschluss<br />

ersetzen durch meinen gestischen<br />

Hinweis auf die „Leinwand“ und werde dann<br />

trotzdem eine Art von imaginativ-hypnotischer<br />

Arbeit gemacht haben.<br />

In der Anleitung, ob mit oder ohne Induktion,<br />

lohnt es sich, die anfangs erwähnten Blickwinkel<br />

dem Patienten ausdrücklich anzudienen:<br />

„...und Sie sind nacheinander Regisseur, Protagonist,<br />

Zuschauer und ich werde Sie einladen,<br />

die Rollen immer wieder einmal zu wechseln .<br />

und vielleicht werden Sie erstaunt sein...wie<br />

wohltuend das ist“.<br />

Mit derlei Seeding habe ich schon einen verlässlichen<br />

Rahmen dafür geschaffen, dass der<br />

Patient Wahlmöglichkeit, Freiheit, Selbsteffizienz<br />

erleben kann und die Gefahr der Retraumatisierung<br />

minimiert ist. Die Arbeit im Dialog ist<br />

zwingend, ich werde hier sehr aktiv in der Gestaltung,<br />

brauche aber unbedingt die dauernde<br />

Rückmeldung des „wirklichen“ Regisseurs, auch<br />

wenn ich natürlich der Anleitende, Gestaltende,<br />

immer wieder fragend Führende bin und<br />

bleibe. Immer wieder kann ich an die künstlerische<br />

Freiheit des Regisseurs gemahnen, er<br />

kann jederzeit die historische „Wahrheit“ der<br />

Filmbearbeitung verändern, kann Szenen neu<br />

drehen, Unschönes und weniger Gelungene<br />

verwerfen. Wenn ich auf den Trancezustand<br />

setze, habe ich unentwegt die Möglichkeit des<br />

Fraktionierens, die ich auch nutzen sollte u. a.<br />

um einen Wechsel des Blickwinkels zwischen<br />

Protagonist, Zuschauer und Regisseur zu ermöglichen.<br />

Das Fraktionieren kann auch den<br />

evtl. imaginativ sehr aktiven Patienten davor<br />

bewahren, filmisch sozusagen vom Hölzchen<br />

aufs Stöckchen zu kommen und wieder zum<br />

vereinbarten Filmthema zurück zu finden. Jede<br />

Frage nach dem Gefühl des Protagonisten belebt<br />

auch das Assoziative, aber zeigt zugleich<br />

einen Weg aus dem evtl. zu Belasteten heraus.<br />

Ich führe, begleite, supervidiere, bewahre aber<br />

dem Patienten immer das Bewusstsein seiner<br />

Gestaltungsmöglichkeit. Ich würde mich freuen,<br />

wenn auch andere Kollegen diese Art der<br />

hypnotherapeutischen Arbeit ausprobieren.<br />

Literatur:<br />

Hans-Christian Kossak: Lehrbuch Hypnose,<br />

Beltz, 2013.<br />

Friederike Potreck-Rose, Gitta Jacob: Selbstzuwendung,<br />

Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen.<br />

Klett-Cotta, 2015.<br />

Georg Pieper, Jürgen Bengel: Traumatherapie<br />

in sieben Stufen. Huber, 2021.<br />

Der Autor<br />

Dipl. Psych.<br />

Karl G. Möck<br />

Dipl. Psych. Karl G. Möck, Darmstadt<br />

Psychologischer Psychotherapeut mit<br />

Kassenzulassung VT,<br />

Niederlassung in freier Praxis und DGH- Mitgliedschaft<br />

seit1982.<br />

Dozent bei Jahrestagung DGH und bei<br />

verschiedenen Ausbildungsinstituten. Regionale<br />

Fortbildung im Zentrum Mitte.<br />

Supervisor DGH und Psychotherapeutenkammer<br />

Hessen.<br />

Schwerpunkte in Hypno- und Paartherapie.


20<br />

Interview mit Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf<br />

Interview mit Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf<br />

721<br />

Interview mit<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych.<br />

Dirk Revenstorf<br />

1) Herr Professor Revenstorf, Sie sind einer der<br />

renommiertesten Fachleute auf dem Gebiet<br />

der Hypnose, was hat Sie ursprünglich dazu<br />

motiviert, sich mit Hypnose zu beschäftigen<br />

und Hypnose in der Therapie einzusetzen?<br />

Der Anfang war in der Psychotherapie, die sich<br />

mit dem Lebensweg immer etwas erweitert hat.<br />

Angefangen habe ich ja eigentlich in der Statistik<br />

und habe die Therapieprojekte ausgewertet,<br />

dann war ich VTler, wo man damals nur die<br />

Konditionierung des Verhaltens und dessen<br />

aversive Abgewöhnung im Blick hatte, später<br />

bin ich dann auf die Gestalttherapie gekommen,<br />

wo es darauf ankam, die Gefühle der Menschen<br />

mit einzubeziehen, als etwas, was Motor und<br />

Motivation von Verhaltensweisen, aber auch<br />

für deren Veränderung ist. Als nächstes bin<br />

ich auf die Körpertherapie gestoßen, wo man<br />

zunächst gar keine Worte braucht, wo man<br />

einfach nur den Körper nutzt als Informanten<br />

über bestimmte Erfahrungen, die dieser<br />

Körper gemacht und gespeichert hat, in der<br />

Körperhaltung und Bewegung, in der Gestik<br />

und der Mimik, aber mit diesem Körper dann<br />

auch bestimmte Übungen machen kann, wie<br />

das Atmen verändern, oder den Körper unter<br />

Druck setzen oder aufrichten oder bestimmte<br />

Bewegungen ausführen lassen, wobei man zunächst<br />

die Sprache umgehen kann. Das Interesse<br />

daran, die Sprache zu umgehen, liegt darin,<br />

dass man in der Sprache unheimlich geübt ist,<br />

Dinge zu beschwichtigen, zu verleugnen, zu<br />

minimalisieren, zu rationalisieren, so dass wir<br />

uns nicht verändern müssen. Der Satz von Alexander<br />

Lowen „Der Körper lügt nicht“ stimmt<br />

sowohl im eigenen Empfinden als auch in der<br />

Betrachtung des Gegenübers. Man sieht nicht<br />

alles, aber man sieht, was dieser Mensch so in<br />

sich birgt; man sieht, wie dieser Mensch sich<br />

selbst geformt hat oder geformt wurde durch<br />

die Umstände. Das ist in der Therapie sehr hilfreich<br />

als Basis, von der man ausgehen kann.<br />

Der letzte Schritt war die Hypnose. Hier nutzt<br />

man auch die Worte, aber nicht die diskursive<br />

Auseinandersetzung, sondern mit Hilfe von<br />

Bildern, Metaphern und vor allem mit diesem<br />

besonderen Bewußtseinszustand hat man Zugang<br />

zum Körper und auch zur Imagination, zu den<br />

Erinnerungen. Das zeichnet die Hypnose aus.<br />

2) Was kann Ihrer Meinung nach die besondere<br />

Rolle von Hypnose in der Therapie sein?<br />

Die Rolle der Hypnose und der Trance war eigentlich<br />

lange Zeit sehr unklar. Es war zwar irgendwie<br />

klar, dass Trance ein veränderter Bewusstseinszustand<br />

ist, aber die Definition war unklar.<br />

Erst durch die Anwendung der bildgebenden<br />

Verfahren kann man verdeutlichen, was hier<br />

eigentlich passiert, dass nämlich unser mentaler<br />

Apparat in der Hypnose verändert arbeitet, dass<br />

er die Ich-Bezogenheit zurückstellt, dass man<br />

nicht ständig über sich selber reflektiert. Die<br />

Selbstbewertung und der Selbstrückbezug fällt<br />

in der Trance vorübergehend weg. Das zeigt sich<br />

darin, dass die Durchblutung des Präcuneus, der<br />

ja die Ich-Instanz im Gehirn ist, zurückgestellt<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

wird. Auch die Vernunftanalyse ist in der Trance<br />

heruntergefahren. Die Kriterien der Vernunft,<br />

der Rationalität, der kritischen Entscheidung<br />

und Analyse und Bewertung fallen teilweise<br />

weg. Der Mensch in Trance ist innerlich freier,<br />

sozusagen vom eigenen Ich entflohen, aber<br />

auch von Begrifflichkeiten des Alltagsdenkens,<br />

die ihm bestimmte Nützlichkeiten vorgeben,<br />

ihn aber zugleich auch eingrenzen in seiner<br />

Kreativität und Phantasietätigkeit, die dazu<br />

verhilft neue Aspekte aufzutun. Wie Erickson<br />

das immer geahnt hat, ist das ein Zeitraum, in<br />

dem sich etwas anders, neu verbinden kann.<br />

Und das ist erstaunlicherweise nachhaltig.<br />

3) Wie groß ist Ihrer Meinung nach aktuell<br />

die Akzeptanz der Anwendung von Hypnose<br />

in der Therapie?<br />

Bedauerlich gering in der Präsenz in den anderen<br />

Therapieverfahren. Das hat verschiedene<br />

Gründe. Es gibt Veränderungsmethoden und<br />

mentale Prozesse, die der Hypnose nahestehen,<br />

wie Entspannung, Imagination, katathymes Bilderleben,<br />

autogenes Training Oberstufe. Alle<br />

diese sind willkürlich eingeleitet und willkürlich<br />

kontrollierbar, aber bewirken keine bisher nachgewiesene<br />

physiologische Veränderung, außer,<br />

dass sich vielleicht der Muskeltonus verändert.<br />

Die Trance ist jenseits der Willkür. Das ist das,<br />

was Erickson gemeint hat: die Veränderungen<br />

unwillkürlich kommen lassen, nicht durch rationale<br />

Analyse. Da es so viele Verfahren gibt,<br />

die so ähnlich aussehen wie Hypnose, gerät<br />

die Hypnose gewissermaßen in eine Grauzone,<br />

sodass man verfahrenstechnisch nicht so genau<br />

weiß, gibt es das wirklich, ist das Imagination,<br />

ist das Showhypnose, ist das nur Entspannung.<br />

Dann begnügen sich viele eben mit den Verfahren,<br />

die klarer definiert sind. Bei Entspannung<br />

kann man klare Anleitungen geben, bei der<br />

Imagination gibt man bestimmte Bilder vor.<br />

Bei der Hypnose muss man warten, was beim<br />

Patienten eben eintritt oder eben auch nicht<br />

eintritt. Bei den anderen Verfahren kann der<br />

Therapeut auch sicher sein, was der Patient<br />

gerade ausführt. Ob jemand in Trance ist, ist<br />

rein äußerlich viel schwieriger zu entscheiden.<br />

Der andere Punkt ist der, dass Hypnose auch in<br />

einem Bereich ausgeübt wird, der sehr suspekt<br />

ist, nämlich in der Bühnenhypnose. Hier nimmt<br />

in der Regel ein Mann in höchst narzisstischer<br />

Weise eine Inszenierung vor, wo das Gegenüber<br />

in die Hilflosigkeit gebracht wird. Das ist<br />

natürlich kontraindiziert für jede Art Therapie.<br />

4) Gibt es etwas, was Sie in den letzten Jahren<br />

in Ihrem Beruf besonders beeindruckt hat?<br />

Viel. Beeindruckt hat mich vor allem, dass die<br />

Psychotherapie nicht in allen Bereichen und<br />

allen Störungsgebieten wirklich wirksam ist. Es<br />

gibt eine Unschärfe darüber, was geholfen hat,<br />

war es die Therapie, waren es die Lebensumstände.<br />

Eine gewisse Skepsis und eine gewisse<br />

Gelassenheit im Sinne von „ich kann nicht jedem<br />

helfen“ kommt auf. Der andere Aspekt ist die<br />

Nutzung von psychoaktiven Substanzen in der<br />

Psychotherapie. Es ist der gleiche Mechanismus,<br />

der gleiche Effekt wie bei der Trance, nur viel<br />

gewaltiger. Wenn die Substanzen in den Körper<br />

eingebracht wurden, ist keine Einwirkung mehr<br />

möglich, dann sind sie im System – sei es 40<br />

Minuten oder acht Stunden. Aber man sieht<br />

daran, es gibt Dinge, die außerhalb unseres<br />

normalen Alltagsbewußtseins im Gehirn ablaufen<br />

können. Unsere „normale“ Sichtweise<br />

der Welt, die wir für die einzig Wahre halten,<br />

wird an dieser Stelle relativiert. Diese Erfahrung<br />

finde ich als Therapeut zum Verständnis von<br />

Psychosen und Träumen enorm wichtig.<br />

5) Wie sollte sich Ihrer Meinung nach ein<br />

guter Therapeut verhalten?<br />

Der Therapeut hat eine relativ klare Aufgabe.<br />

Er muss entscheiden, wie kann ich diesem<br />

Menschen helfen? Die erste Überlegung ist,<br />

wie bekomme ich einen Zugang? Jeder Mensch<br />

hat seine eigenen Abwehrmechanismen mit<br />

denen er sich stabilisiert und wenn wir nur<br />

eine Methode haben, einen Hammer, dann<br />

sehen wir nur Nägel – wie Watzlawik gesagt<br />

hat. Ich brauche einen Zugang zum Menschen,<br />

aber auch zu seiner Störung. Man schaut, was<br />

bringt dieser Mensch mit, das einen Zugang<br />

zu diesem Menschen liefert, seine Biographie,<br />

seine ideologische Ausrichtung, seine Stärken,<br />

die Kapazitäten, die er hat, aber auch seine<br />

Macken. Das Erste wäre natürlich zu sehen:<br />

bin ich überhaupt für diese Störung zuständig?<br />

Das Zweite ist: finde ich bei diesem speziellen<br />

Patienten einen Zugang, der mir erlaubt, an<br />

seinem inneren Prozess teilzunehmen? Dazu<br />

darf man keine Schablonen anwenden und<br />

muss die Diagnostik nach einer Weile wieder<br />

vergessen, weil sie das ist, was den Blick einschränkt<br />

und verhindert, dass man den Menschen<br />

sieht. Und dann braucht man mehrere<br />

Therapieoptionen, sonst ist man limitiert in<br />

seinen Möglichkeiten, dem Patienten zu helfen.<br />

Wenn ich mit Worten nicht weiterkomme, mache<br />

ich eine Körperübung, und dann spürt der<br />

Patient plötzlich etwas und man kann darüber<br />

reden. Rationalisierungen und Bewertung kann<br />

ich in der Trance umgehen. Und dann kommt<br />

der Punkt, wie kann ich die Veränderungen in<br />

den Alltag übertragen? Der Patient kommt für<br />

eine Stunde zu uns, einmal die Woche oder<br />

alle zwei Wochen, die restliche Zeit ist er ganz<br />

anderen Einflüssen ausgesetzt.<br />

6) Wie sind Sie zur DGH gekommen?<br />

Ursprünglich kam ich zur MEG. Dann sind wir<br />

von der MEG auf die DGH zugegangen, damit<br />

wir nach außen, für die Ärzte, die Behörden, die<br />

KVen gemeinsam eine geschlossene Sichtweise<br />

darstellen, damit wir nicht gegeneinander oder<br />

getrennt arbeiten. Das war sehr fruchtbar und<br />

es haben sich auch viele Freundschaften gebildet<br />

und obwohl beide Tagungen unterschiedliches<br />

Publikum ansprechen, haben sich viele<br />

Gemeinsamkeiten gebildet. Die Gemeinschaft<br />

der kreativen Hypnotherapeuten sozusagen.<br />

7) Was erwarten Sie sich für die Zukunft<br />

der Hypnose?<br />

Die Hoffnung ist nicht zu groß, dass sie, um<br />

sich als seriöse Therapieform zu etablieren,<br />

die beiden Hindernisse, die „Öbszönität“ der<br />

Showhypnose und die unklare Abgrenzung zu<br />

den anderen Imaginationsverfahren überwindet<br />

und Trance als Sonderzustand, als Methode<br />

für bestimmte Indikationen mehr und mehr<br />

akkreditiert wird. Deswegen dürfen wir nicht<br />

aufhören, jede Gelegenheit zu nutzen, um in<br />

der Wissenschaft, den Medien, Seminaren und<br />

der Therapie auf die besondere therapeutische<br />

Potenz der Hypnose hinzuweisen.<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych.<br />

Dirk Revenstorf<br />

Interview-<br />

Gast<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych.<br />

Dirk Revenstorf<br />

Professor für klinische Psychologie,<br />

Universität Tübingen; approbierter<br />

Psychotherapeut; spezialisiert auf<br />

Hypnotherapie und Paartherapie;<br />

Ausbildung in Gestalt-, Hypno- und<br />

Körpertherapie sowie VT; vormals<br />

Vorstand der MEG und Mitglied der<br />

Landes- und Bundes-PK; Gründungsmitglied<br />

der Deutsch-Chinesischen<br />

Akadamie für Psychotherapie.<br />

18 Bücher; 200 wissenschaftliche<br />

Publikationen; Jean-Piaget-Award<br />

der Int. Ges. Hypnose; Preis der<br />

Milton-Erickson-Ges., Forschungspreis<br />

der American Association of<br />

Bodypsychotherapie.


22<br />

Ein Mutmacher für Anfänger<br />

TranceFAIR oder die Integration von Trance in den Alltag<br />

723<br />

Ein Mutmacher für Anfänger:<br />

Hypnotherapie als Hilfe in der<br />

kassenärztlichen Praxis<br />

Autorin: Dr. med. Irene Bülow<br />

In der kassenärztlichen Praxis für<br />

Dermatologie muss es zügig gehen.<br />

Viele Patienten, Kortison- Angst, Ängste<br />

vor Eingriffen, insbesondere Spritzen ,<br />

dazu kommt fehlinterpretiertes Internetwissen<br />

und erheblicher Leidensdruck,<br />

da Hautkrankheiten in der Regel<br />

sichtbar sind und Haut Spiegel der<br />

Seele sein kann. All das braucht Zeit.<br />

Kurze hypnotische Sprachmuster und<br />

Kurzhypnosen erleichtern die Arbeit<br />

des Arztes und erhöhen Compliance<br />

und Zufriedenheit der Patienten.<br />

Als ich 2010 die Ausbildung zur medizinischen<br />

Hypnotherapie begonnen habe und 2015 das<br />

Zertifikat von der DGH erhielt, wollte ich loslegen.<br />

Schnell wurde klar - Hypnotherapie<br />

braucht Zeit, Zeit für die Exploration, Zeit für<br />

die Hypnose-Sitzung, Zeit zur Wiederholung<br />

und genau die habe ich als Einzelkämpferin<br />

in einer dermatologischen Praxis mit breitem<br />

therapeutischen Spektrum nicht. Die KV bezahlt<br />

die Hypnose mit 15 € mangelhaft, Zuzahlungen<br />

sind nicht erlaubt und Hypnose als<br />

Selbstzahler-Leistung wird nur sehr zögerlich,<br />

wenn überhaupt, akzeptiert.<br />

Die Ausbildung hat mich nicht zu einer perfekten,<br />

erfahrenen Hypnotherapeutin machen<br />

können, sondern Wege aufgezeigt, den Umgang<br />

mit schwierigen Situationen entspannter<br />

und schneller zu meistern und dem Patienten<br />

gleichzeitig das Gefühl des Angenommen- Seins,<br />

Verstehen seiner Beschwerden, Motivation für<br />

die Behandlung zu geben.<br />

Pacing und Leading sind die verlässlichen Begleiter.<br />

Beim Pacing als Spiegelung beschränke<br />

ich mich aus Zeitgründen auf Folgendes:<br />

aufmerksamer Blick, nicken und der Satz: „Ich<br />

verstehe, ich sehe (Glück des Dermatologen)<br />

ihr Problem“ und die Entlassung im Leading:<br />

„WENN Sie sich täglich eincremen, WENN Sie<br />

Ihr Antihistaminikum täglich einnehmen, WENN<br />

Sie sich pflegen, WENN Sie versuchen, nicht<br />

zu kratzen etc…WENN Sie befolgen, was wir<br />

gerade besprochen haben, DANN werden Sie<br />

bald merken, dass es Ihnen besser geht“.<br />

Es ist unverkennbar, wie gut damit die Konsultation<br />

vonstatten geht, wie gut für BEIDE Seiten.<br />

Bei Eingriffen (Operationen an der Haut, Lasereingriffen)<br />

werden unruhige Patienten schnell<br />

in einen ruhigen Zustand versetzt, sodass sie<br />

die Behandlung gelassener und sogar freudvoll<br />

überstehen können.<br />

Ich versuche stets mit einer kurzen Trance-Einleitung<br />

den Patienten in einen ruhigen Zustand<br />

zu versetzen:<br />

…Atmen Sie TIEF ein- und aus …dabei auf den<br />

Atemrhythmus des Patienten achten… und mit<br />

lobendem Kommentar… sehr gut… atmen Sie<br />

weiter…. Ihr Atem begleitet sie…. sehr gut …<br />

tief ein- und ausatmen… Meist kann im Aus-<br />

Atem-Modus die Spritze gesetzt werden, ohne<br />

dass der Patient überhaupt zuckt…<br />

Für den weiteren Verlauf den Atem personalisieren.<br />

… er begleitet Sie jetzt wie ein guter<br />

Freund… Sie können ganz entspannt bei Ihrem<br />

Atem bleiben, während Sie die Geräusche hören,<br />

die wir jetzt bei unserer Arbeit für Sie machen.<br />

Auch die Visualisierung von Naturbildern, die<br />

sich der Patient in seiner Aufregung vor einem<br />

Eingriff vorstellen kann (wogendes Meer, Sturm<br />

in den Bäumen, flüchtende Rehe oder Hasen)<br />

können wunderbar für ein Leading in einen<br />

gelassenen, ja sogar Trance-Zustand verwendet<br />

werden.<br />

…stellen Sie sich vor, dass sich das Meer beruhigt<br />

und kleine, leise Wellen ans Ufer rollen,<br />

dass der Wind sich beruhigt und die Bäume<br />

schützend und still über Ihnen das Blätterdach<br />

ausbreiten, dass das Reh oder der Hase langsamer<br />

läuft und schließlich stehen bleibt, ganz<br />

still und ruhig im Sonnenschein…<br />

Manchmal finden wir auf dem Hautorgan<br />

Tattoos von Gesichtern oder Tieren (letztens<br />

ein Koi Karpfen). Dieser wurde als Beschützer<br />

und Begleiter visualisiert, was sofort einen sehr<br />

guten Erfolg hatte. Das alles geht wunderbar<br />

während der Vorbereitungszeit, ein paar kurze<br />

Begrüßungsworte und schon geht es los,<br />

während des Eingriffs fällt es nicht schwer, hin<br />

und wieder zu sagen: Ihr Atem begleitet sie<br />

ruhig und gleichmäßig… sehr gut…<br />

oder: Sie bleiben in dieser wunderbaren Ruhe,<br />

die sich über das Meer, die Bäume, das entsprechende<br />

Tier ausbreitet… sehr gut…<br />

Es ist auch für mich immer wieder ein gutes<br />

und beruhigendes Gefühl zu spüren, wie sich<br />

der Patient entspannt.<br />

Wenn der Eingriff nach 10-20 Minuten erledigt<br />

ist, wird der Patient mit Worten wie:<br />

Sie öffnen die Augen und sehen, dass Sie es<br />

geschafft haben. Wunderbar…<br />

Es ist eine Freude, wie glücklich die Patienten<br />

dann unseren kleinen OP verlassen. Das überträgt<br />

sich auf das gesamte Team.<br />

Diese Kurzhypnosen rechne ich nach Leistungskatalog<br />

Psychosomatik mit der Ziffer 35120<br />

ab, die Diagnose dazu lautet: Phobie.<br />

Nur Mut, liebe Kollegen, einfach machen und<br />

den Erfolg sehen, dann wird es ganz leicht.<br />

Dr. med. Irene Bülow<br />

Die Autorin<br />

Dr. med.<br />

Irene Bülow<br />

Jahrgang 1957,<br />

Studium der Humanmedizin an der<br />

Universität Rostock (1977-1983),<br />

Assistenzarzt-Tätigkeit im Landeshygiene-<br />

Institut Magdeburg (1983-1985)<br />

Abteilung Bakteriologie und Virologie,<br />

Facharztweiterbildung Dermatologie/<br />

Allergologie/ Venerologie an der Hautklinik<br />

der Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg (1985- 1991),<br />

seit August 1991 als Dermatologin<br />

in eigener Praxis in Delmenhorst niedergelassen.<br />

Kontakt: info@hautarzt-buelow.de<br />

TranceFAIR<br />

oder die Integration von<br />

Trance in den Alltag<br />

Viele TherapeutInnen nutzen Hypnose<br />

und Hypnotherapie in der täglichen<br />

Praxis für andere Menschen. Doch Hypnose<br />

kann so viel mehr, wenn man sie<br />

auch zur eigenen Weiterentwicklung<br />

und Gesunderhaltung in den eigenen<br />

Alltag integriert. Dieser Aspekt kommt<br />

leider oft noch zu kurz, muss er aber<br />

gar nicht. Der kreative Dialog zwischen<br />

dem Bewussten und dem Unbewussten<br />

läuft ohnehin kontinuierlich in jedem<br />

von uns ab, und daher sollten wir die<br />

Chance beim Schopfe greifen, diese<br />

wertvolle interne Kommunikation zu<br />

verfeinern und zu optimieren. Dafür<br />

steht TranceFAIR. Dieses Akronym und<br />

die Bedeutung dahinter soll dieser Artikel<br />

näher beleuchten.<br />

TranceFAIR. Trance sollte immer fair sein und<br />

das ist sie auch, wenn man sie im Sinne des<br />

humanistischen Menschenbildes, das größtenteils<br />

durch die Arbeiten von Milton H. Erickson<br />

im 20. Jahrhundert geprägt wurde, ausübt und<br />

dabei die Ressourcen- und Lösungsorientierung<br />

fest im Fokus seiner Vorgehensweise hat.<br />

TranceFAIR kann manchmal märchenartig erscheinen,<br />

so wie das Wort „Fair“ auch Bestandteil<br />

des englischen „Fairy Tale“, also „Märchen“, ist.<br />

So gesehen kann man Märchen als Narrative<br />

verstehen, die einem besonders suggestiblen und<br />

damit für die expliziten und impliziten Inhalte<br />

sensiblen Zuhörer zum Zwecke des Transports<br />

kulturspezifischer Werte und Glaubenssätze<br />

und der Identitätsstiftung in einem bestimmten<br />

Kulturkreis seit Jahrtausenden erzählt werden.<br />

Autor: Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

TranceFAIR sollte in jedem Fall Spaß machen<br />

und ein Aufbruch sein in Regionen, in denen es<br />

Abenteuer zu erleben gibt. Es sollte neugierig<br />

machen auf ein „Meer/mehr an Erfahrungen“,<br />

so wie das englische Wort „Fun Fair“ für einen<br />

Jahrmarkt, also einem „Ort der Möglichkeiten“,<br />

steht.<br />

TranceFAIR soll die Integration von Trance in<br />

das eigene tägliche Leben anregen und diesen<br />

Transfer auf dem Wege zu individueller Transformation<br />

beflügeln. Trance sollte und darf gelebt<br />

und erfahren werden als kostbares Geschenk<br />

und Pforte zur eigenen Weiterentwicklung in<br />

sämtlichen Aspekten des Seins. Warum sollte<br />

man die/der Gleiche bleiben, wenn man die<br />

Chance hat, über seine bisherigen Grenzen<br />

hinauszuwachsen und so viel mehr zu sein.<br />

Nach circa 40 Jahren eigener Erfahrung mit<br />

vielen Aspekten von Trance ist es mir ein besonderes<br />

Anliegen, Wege zur Utilisation von<br />

Hypnose für das eigene Leben anzuregen und<br />

dabei Möglichkeiten aufzuzeigen, wie genau<br />

dieser Weg am leichtesten zu gehen ist.<br />

Zweierlei Gründe sprechen für diesen TranceFAIR.<br />

Erstens die Unterstützung der Selbst-<br />

Evolution und zweitens der positive Effekt für<br />

den eigenen therapeutischen State (Zustand).<br />

Eben dieser State ist es, der die Conditio sine<br />

qua non darstellt in der hypnotherapeutischen<br />

Interaktion. „Das Individuum reagiert auf das<br />

Individuum“, erklärte Betty Alice Erickson auf<br />

dem Hypnosekongress der DGH 2015, sei eines<br />

der wirkmächtigsten Erkenntnisse aus der langjährigen<br />

Arbeit ihres Vaters, Milton H. Erickson.<br />

Der Zustand (State) der Therapeutin dient nicht<br />

nur als Rollenmodell und Referenzerfahrung für<br />

das Gegenüber in der therapeutischen Dyade,<br />

sondern stellt einen subtilen Wahrnehmungsfilter<br />

dar, der den instantanen Zugriff zu therapeutischer<br />

Intuition und Kompetenz beeinflusst. Wir<br />

wissen heute aus der Forschung über „State<br />

dependent Memory“ wie effizient und unbewusst<br />

unser gegenwärtiger State den Zugriff<br />

auf eben jene Gedächtnisinhalte erleichtert,<br />

die mit eben diesem State kompatibel sind.<br />

Jeder kennt diesen Vorgang: fühlt man sich eher<br />

niedergeschlagen, kommen Gedanken an eher<br />

problembehaftete Situationen des Lebens und<br />

die dazugehörigen Gefühle hoch. Fühlt man<br />

sich hingegen rundherum wohl, steigen eher<br />

Erinnerungen, Gedanken und Gefühle auf, die<br />

mit ressourcenvollen Erlebnissen oder Zukunftsplanungen<br />

assoziiert sind. Es existiert also ein<br />

sich selbst verstärkender Feedback-Kreislauf von<br />

Gedanken und Gefühlen, der sich sowohl in<br />

positiver wie auch in negativer Richtung hochschaukeln<br />

kann und sich oftmals unserer bewussten<br />

Kontrolle zu entziehen vermag, wenn<br />

man nicht gelernt und trainiert hat, hier zu<br />

intervenieren und regulierend einzugreifen.<br />

Jeffrey Zeig wies darauf hin, dass Menschen<br />

in „kalzifizierten States“ zu uns in die Praxis<br />

kommen. Oft liegt eine lange Leidensgeschichte<br />

hinter ihnen mit dem ständigen Gefühl „alles<br />

oder vieles sei einfach nur schlecht“. Unsere<br />

Aufgabe ist es primär, diese States zu „entkalzifizieren“,<br />

also wieder flexibel für Möglichkeiten<br />

der Veränderung zu machen. Dafür sollten wir<br />

als Therapeuten in einem angemessen, ressour-


24<br />

TranceFAIR oder die Integration von Trance in den Alltag<br />

TranceFAIR oder die Integration von Trance in den Alltag<br />

25<br />

cenvollen State sein, der es uns ermöglicht,<br />

eben diese Perspektiven nicht nur selbst zu<br />

entdecken, sondern auch in einer angemessenen<br />

Art und Weise kommunizieren zu können.<br />

Hier hilft ein hypnotherapeutischer State, der<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen zu fokussieren<br />

vermag. Milton H. Erickson hatte durch seine<br />

eigene Lebensgeschichte diesen State förmlich<br />

internalisiert: Neugier und Freude an den Möglichkeiten<br />

und Perspektiven von Veränderung<br />

im Sinne von Selbstevolution. Dabei gilt es, den<br />

Blick nicht in irgendeine beliebige Zukunft zu<br />

richten, sondern in eine Zukunft der gelebten<br />

und erfahrenen Fülle positiver Veränderungen.<br />

Ericksons State war kein Zufallsprodukt oder<br />

etwa nur Talent, sondern das Produkt lebenslanger<br />

akribischer Arbeit.<br />

Rituale oder die Kunst, Brücken zu bauen<br />

Wenden wir uns nun also der Bedeutung des<br />

Begriffs „TranceFAIR“ zu. Das „R“ in TranceFAIR<br />

steht für „Rituale“. Rituale sind die Kunst, Brücken<br />

zu bauen für die mühelose Integration<br />

von bestimmten Inhalten ins tägliche Leben.<br />

Rituale bedürfen einer gewissen Konsequenz.<br />

Manche sagen, es dauere 66 oder auch 100<br />

Tage, um ein neues Ritual zu einem fest verankerten<br />

Bestandteil des Lebens zu machen.<br />

Rituale mit zu hohem zeitlichen Aufwand lassen<br />

sich oft eher schwer in unser aller Alltag integrieren<br />

und über längere Zeiträume durchhalten.<br />

Viele Menschen haben diese leidige Erfahrung<br />

im Bereich „Sport und Fitness“ machen müssen.<br />

Stundenlange Trainingseinheiten können Spass<br />

machen, aber oftmals leider nur über eine begrenzte<br />

Zeitspanne bis der anfängliche Elan<br />

nachgelassen hat. Deshalb geht der Trend heute<br />

zu sogenannten „Fitness-Snacks“, sprich kurze<br />

und intensive Einheiten von einigen Sekunden<br />

bis zu wenigen Minuten Dauer. Diese lassen<br />

sich immer mal wieder in eigener Dosierung<br />

zu passenden Zeiten in das Tagesgeschehen<br />

einstreuen. Einige Kniebeugen bzw. Squats nach<br />

dem Frühstück, einige Liegestütze zur Mittagspause.<br />

Das kann ein gutes Rezept sein, ständig<br />

etwas für den eigenen Körper und die eigene<br />

Gesundheit zu tun, ohne sich zu überfordern.<br />

Dieses Modell lässt sich auch auf das selbsthypnotische<br />

Training anwenden: „Trance-Snacks“.<br />

Kurze Entspannungseinheiten über den Tag<br />

verstreut mit einem Zeitaufwand von minimal<br />

20 Sekunden bis zu einigen Minuten. Insbesondere<br />

eignen sich dafür die morgendliche<br />

Aufwachphase sowie die Momente vor dem<br />

abendlichen Einschlafen.<br />

Das perfekte Timing<br />

Der Morgen bricht an. Die Augen gehen auf und<br />

der Tag beginnt. Zu diesem Zeitpunkt befindet<br />

sich unser Gehirn in einem Übergangsstadium<br />

vom Nachtschlaf zum Erwachen. Eine Art Halbschlaf,<br />

der sich im Elektroenzephalogramm (EEG)<br />

durch Präsenz von Theta-Wellen auszeichnet<br />

sowie Phasen tiefer Entspannung mit ihren<br />

typischen Alpha-Wellen. Unser Gehirn befindet<br />

sich in einem kreativen Zustand hoher Lern- und<br />

Imaginationsfähigkeit, den wir für den ersten<br />

morgendlichen Trance-Snack nutzen können.<br />

Sinnvollerweise tun wir dieses, bevor wir unser<br />

Gehirn konfrontieren mit dem Blick auf unser<br />

Handy, dem Öffnen der nachts eingetrudelten<br />

E-Mails, den neuesten Nachrichten im Internet,<br />

Blättern in Facebook, Twitter, Instagram, dem<br />

Anschalten des TV-Geräts oder dem Aufschlagen<br />

der Tageszeitung. All das wird uns noch früh<br />

genug in die charakteristischen Beta-Hirnwellenbereiche,<br />

die mit Aktivität und Planen zu<br />

tun haben, führen. Wir genießen also zunächst<br />

unsere frühmorgendliche Entspannung und<br />

gehen mit einer kleinen Trancesequenz, einem<br />

Trance-Snack, von vielleicht 15 Minuten Dauer<br />

nicht nur in den neuen Tag, sondern in einen<br />

ganz besonderen Tag. Hier kommt der Effekt<br />

des Primings ins Spiel.<br />

Priming und die Selektivität unserer<br />

mentalen Filter<br />

Jeder von uns kennt das: Die Dinge, die uns im<br />

Moment am meisten beschäftigen, begegnen<br />

uns erstaunlicherweise immer wieder im Tagesablauf.<br />

Über das Land, in das ich meine nächste<br />

Urlaubsreise gerade plane und das mich fasziniert,<br />

wird „plötzlich“ in Talk-Shows gesprochen.<br />

Bücher über dieses Land sehe ich nun seltsamerweise<br />

beim Flanieren in der Auslage einer<br />

Buchhandlung. Werbespots spielen in diesem<br />

Land und Spielfilme. Bekannte berichten von<br />

Erlebnissen dort, und Gerichte aus der lokalen<br />

Küche dort stehen auf Speiseplänen. Die Welt<br />

ist voll von Informationen und Hinweisen zu<br />

diesem Land. Koinzidenzen, beinahe magische<br />

„selbsterfüllende Prophezeiungen“, aber dennoch<br />

aus der modernen Wissenschaft bekannt.<br />

Diesen Effekt, dass etwas, was im Mittelpunkt<br />

unserer Aufmerksamkeit steht, einen sozusagen<br />

höheren Wiedererkennungswert in unserer<br />

Außenwelt hat, nennt man bekanntlich auch<br />

„Priming-Effekt“.<br />

Die Wissenschaft weiß heute, dass diese Art<br />

von Erfahrung keineswegs Magie ist, sondern<br />

eine Folge einer Veränderung auf der Ebene<br />

unserer mentalen Filter darstellt. Neuroanatomisch<br />

gesehen spielt hierbei das aufsteigende<br />

retikuläre System in unserem Hirnstamm eine<br />

wichtige Rolle. In der Hypnose und Hypnotherapie<br />

nutzt man den Priming-Effekt, um die<br />

Aufmerksamkeit ganz gezielt auf bestimmte<br />

Bereiche des Erlebens zu lenken. Lösungs- und<br />

Zielorientierung spielt dabei eine zentrale Rolle<br />

und nutzt ganz gezielt die Wirkungsweise des<br />

Primings, stellt also sozusagen eine „hirngerechte“<br />

Vorgehensweise dar.<br />

Diesen Effekt des Primings können wir also - so<br />

wir wollen - allmorgendlich in einer kurzen<br />

Selbsthypnose utilisieren, um uns in ressourcevoller<br />

Weise auf den vor uns liegenden Tag<br />

einzustimmen.<br />

Der Fokus unserer Augen<br />

Das „F“ in TranceFAIR steht für „Fokus“. Damit<br />

ist der Fokus unserer Augen, unseres Sehens,<br />

gemeint. Wenn Menschen Dinge aufmerksam<br />

fokussieren, dann konvergieren bekanntlich<br />

die Sehachsen. Im Gegensatz dazu sind die<br />

Sehachsen beim Schauen in die Ferne oder<br />

beim Tagträumen eher parallel ausgerichtet.<br />

Dann ist der Blick eher weit und panoramisch<br />

auf den Raum gerichtet.<br />

Die erste Art des Sehens, also eng fokussiert,<br />

korreliert eher mit einer Aktivierung des sympathischen<br />

Nervensystems, während der<br />

defokussierte entspannte Blick in die Weite<br />

des Raumes eher das parasympathische Nervensystem<br />

aktiviert. Es handelt sich also um<br />

zwei grundverschiedene Modi des Sehens mit<br />

diametral veränderter Auswirkung auf unser<br />

autonomes Nervensystem und entsprechenden<br />

Auswirkungen auf unser im-Körper-sein. Im<br />

Sinne des Embodiments kann man feststellen,<br />

dass die Körperhaltung (Stellung der Augen)<br />

unseren Zustand (State) verändert, was wiederum<br />

Auswirkung auf unsere Wahrnehmung<br />

und unser Erleben hat.<br />

Viele interessante Zusammenhänge schildert<br />

der amerikanische Biofeedback-Forscher Les<br />

Fehmi sehr detailliert in seinem Buch „The<br />

Open-Focus Brain“. Er beschreibt darin eine<br />

für unseren Kulturkreis überproportionale<br />

Nutzung des engen Fokus mit den zugehörigen<br />

Konsequenzen für unser Befinden. Die<br />

Nutzung des sympathischen Nervensystems<br />

und des „fight or flight“- Modus, verbunden<br />

mit entsprechenden Stress-Pegeln seien eher<br />

typisch für unser Erleben des Alltags.<br />

Wie wäre es also, öfter mal tagsüber den weiten<br />

Fokus, das panoramische Sehen, ganz bewusst<br />

als instantane Möglichkeit einzusetzen,<br />

ein Intervall der stressfreien Entspannung zu<br />

schaffen. Eine weitere Möglichkeit, sich selbst<br />

mit einem kleinen „Trance-Snack“ zu beschenken.<br />

Es dauert nur wenige Sekunden, um sozusagen<br />

den internen Schalter umzulegen und seinem<br />

Körper und Geist eine Phase der Entspannung<br />

und Regeneration zu eröffnen.<br />

Die Atmung<br />

Das „A“ in TranceFAIR steht für „Atmung“. Wir<br />

wissen heute aus der Respirationsforschung,<br />

dass die Atmung einer der direktesten und<br />

schnellsten Wege ist, das autonome Nervenanzusteuern.<br />

Viele alte Traditionen wussten<br />

schon um diesen Effekt und so ist bekanntlich<br />

Pranayama¹ ein integraler Bestandteil des Yoga.<br />

Ein optimales und gut balanciertes Zusammenspiel<br />

der beiden Anteile unseres vegetativen<br />

Nervensystems, also von Sympathikus und Parasympathikus,<br />

hat gravierende Auswirkungen<br />

auf unsere physische und mentale Gesundheit<br />

und unsere Fähigkeiten, im Alltag entsprechend<br />

der äußeren Anforderungen adäquat reagieren<br />

zu können. Sowohl in Momenten der Notwendigkeit<br />

besonderer Leistungsfähigkeit als auch<br />

in Momenten der Regeneration und körperlichen<br />

Reparation sind wir auf die optimale<br />

Funktionsweise des vegetativen Nervensystems<br />

angewiesen.<br />

Wie die Wissenschaft heute weiß, hat die Atmung<br />

einen direkten Einfluss auf das vegetative<br />

Nervensystem und auf unsere Herzfrequenz.<br />

Bekanntlich kann man leicht bei sich selbst<br />

messen und erfahren, wie die Herzfrequenz<br />

beim Einatmen ansteigt und beim Ausatmen<br />

abfällt. Insbesondere über eine Akzentuierung<br />

und Verlängerung der Expirationsphase lässt also<br />

sich der Parasympathikus/Vagusnerv stimulieren<br />

mit all seinen positiven Auswirkungen auf Körper<br />

und Geist. Viele Atemtechniken mit Betonung<br />

und Verlängerung der Ausatmung lassen sich<br />

ohne besonderen Zeitaufwand in den Alltag<br />

integrieren und im Sinne eines „Trance-Snacks“<br />

nutzen. Bewährt hat sich beispielsweise die<br />

sogenannte „Strohhalmatmung“.<br />

Bei dieser „Strohhalmatmung“ atmet man ganz<br />

normal durch die Nase ein und stellt sich dann<br />

anschließend vor, durch den Mund - wie durch<br />

einen engen Strohhalm - auszuatmen. Dadurch<br />

wird die Expirationsphase um ein mehrfaches<br />

verlängert. Einige Atemzüge mit dieser Technik<br />

reduzieren sehr schnell die Herzfrequenz und<br />

haben somit einen positiven Effekt auf unser<br />

Vegetativum und die Stimulierung des Parasympathikus.<br />

Die Intensität unseres Erlebens<br />

Das „I“ in TranceFAIR steht für „Intensität“ des<br />

Erlebens. Unser Gehirn ist von der Natur nicht<br />

nur dafür gemacht, Neues zu lernen. Es ist<br />

sogar dafür geschaffen und konstruiert zu lernen<br />

und sich zu verändern. Erforderlich und<br />

entscheidend, wie schnell dieses neuronale<br />

Lernen stattfindet, ist neben der Zeitdauer insbesondere<br />

die Intensität der Erfahrung.<br />

Hypnose und Hypnotherapie als Verfahren<br />

der emotionalen Neustrukturierung beinhalten<br />

insbesondere die Einbeziehung intensiver<br />

und ressourcevoller Emotionen und die damit<br />

verbundene Chance, Veränderungen zu initiieren.<br />

¹ Der Begriff „Pranayama“ (Sanskrit) besteht aus den beiden<br />

Wortteilen „Prana“ („Lebensenergie“) und „Ayama“ („Kontrolle“)<br />

und bezeichnet Praktiken zur achtsamen Nutzung der Atmung<br />

In diesem Verständnis könnte man sagen, dass<br />

Hypnotherapie einen Zustand hoher physischer<br />

und psychischer Lernfähigkeit - Trance - als<br />

virtuellen Raum co-kreativer, angemessener<br />

und ökologischer Neukonstruktion von Erfahrung<br />

nutzt.<br />

Daher ist es hilfreich und sinnvoll bei unseren<br />

kurzen Trance-Einheiten - den sogenannten<br />

„Trance-Snacks“ - das bewusste und intensive<br />

Erleben von positiven Emotionen zu integrieren.<br />

Hierzu eignet sich insbesondere das intensive<br />

Erleben und Eintauchen in „Lebensfreude“,<br />

„Wertschätzung“ oder „Dankbarkeit“.<br />

Gerade zum Gefühl der „Dankbarkeit“ gibt es<br />

in der Weltliteratur viele wissenschaftliche<br />

Studien, die die heilende Wirkung in Bezug<br />

auf Körper und Geist nachgewiesen haben.<br />

Messbar sind demnach die Steigerung einer<br />

positiven Grundstimmung, Prävention vor<br />

Angst, Stress, Depressionen, eine Erhöhung<br />

des Serotonin- und Dopaminspiegels, positive<br />

Effekte auf die Herzgesundheit sowie eine signifikante<br />

Verbesserung der Schlafqualität. Kurze<br />

Momente tief gefühlter „Dankbarkeit“ können<br />

also unsere Gesunderhaltung nachhaltig verändern,<br />

insbesondere wenn sie regelmäßig als<br />

tägliches Ritual integriert werden.<br />

Praktisches Beispiel einer morgendlichen<br />

Trance<br />

Eine kurze Selbsthypnose - wie der Autor sie<br />

jeden Morgen für etwa 15 Minuten selbst<br />

durchführt - könnte zum Beispiel folgenden<br />

Ablauf haben:<br />

• Induktionsphase unter Nutzung des weiten<br />

Fokus der Augen und/oder der Atemtechnik<br />

„Strohhalmatmung“<br />

• Lidschluss und Intensivierung der Trance,<br />

zum Beispiel durch die Imagination eines<br />

Ortes „absoluten Wohlbefindens und absoluter<br />

Gesundheit“<br />

• Priming: Erinnerung und Visualisierung ressourcevoller<br />

Erlebnisse des eigenen Lebens,<br />

Momente voller Schönheit, Lernerfahrungen,<br />

positiv prägende Begegnungen<br />

Gleichzeitig dabei:<br />

• Intensives Erleben und Fühlen von „Dankbarkeit“,<br />

„Lebensfreude“ oder „Wertschätzung“.<br />

Wo genau in deinem Körper spürst du das<br />

und wie genau fühlt sich das an? („Lokalisation,<br />

Temperatur und Farbe“ dieses Gefühls)<br />

• Imagination von Zielen bzw. Herausforderungen<br />

der nahen Zukunft bzw. des beginnenden<br />

Tages. Diese Ziele als bereits erreicht und<br />

vollendet visualisieren und intensiv erleben.<br />

Auch hierbei kann das Erleben und Fühlen<br />

beispielsweise von „Dankbarkeit“ integriert<br />

werden<br />

• Reorientierung aus der Trance ins „hier und<br />

jetzt“<br />

Zusammenfassung<br />

TranceFAIR stellt eine Anregung zur routinemäßigen<br />

Integration von Momenten der Selbsthypnose<br />

und Trance in den eigenen Alltag dar.<br />

Besonders geeignet hierfür sind der Moment<br />

kurz nach dem morgendlichen Erwachen sowie<br />

die Zeitphase kurz vor dem abendlichen<br />

Einschlafen.<br />

Insbesondere über das Medium „Fokus der<br />

Augen“ sowie über spezielle Atemtechniken<br />

lässt sich Trance leicht und schnell initiieren<br />

und intensivieren. Kleinere Phasen des Tranceerlebens<br />

- sogenannte „Trance-Snacks“ - können<br />

bedeutende Auswirkungen auf körperliche und<br />

geistige Gesunderhaltung haben. Intensives<br />

Erleben bestimmter ressourcevoller Gefühle<br />

unterstützt diese Erfahrung im Sinne eines<br />

Priming-Effektes für die eigene Zukunft und<br />

all der darin schon wartenden Möglichkeiten<br />

und Perspektiven für das eigene Leben.<br />

Literatur:<br />

Les Fehmi, PhD, and Jim Robbins: The Open-<br />

Focus Brain. Harnessing the Power of Attention<br />

to Heal Mind and Body, Trumpeter Books 2007.<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Sylvio<br />

Chiamulera<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Leiter des Weiterbildungszentrums<br />

Bremen sowie Dozent und Supervisor<br />

der DGH. Inhaber des „European<br />

Hypnosis Diploma“.<br />

Er arbeitet insbesondere als Mentaltrainer<br />

im Sport und hat diverse Publikationen<br />

zu den Themen „Hypnose“<br />

und „Sport-Mentaltraining“ veröffentlicht.<br />

Er bietet regelmäßig Workshops<br />

auf der Jahrestagung der DGH in Bad<br />

Lippspringe an.


26<br />

Im Einsatz für die Zahnhypnose<br />

Im Einsatz für die Zahnhypnose & An der Kreuzuung der Kulturen<br />

27<br />

Neu geankert in der DGH:<br />

Hypnosekurse für Zahnärzte<br />

Wie viele ZahnärztInnen in der<br />

DGH kennen Sie eigentlich persönlich?<br />

Ihre Antwort kenne ich zwar<br />

nicht, aber die ZahnärztInnen stellen<br />

in der DGH inzwischen nur noch eine<br />

Minderheit dar im Verhältnis zu den<br />

psychotherapeutisch und ärztlich tätigen<br />

KollegInnen. Wer sich aber auf<br />

der Homepage der DGH über unsere<br />

Gesellschaft erkundigen möchte, findet<br />

sofort folgende Überschrift: „DGH –<br />

die interdisziplinäre Fachgesellschaft“.<br />

Jedoch geht die Stärke der DGH, die<br />

Möglichkeit des gegenseitigen Austauschs<br />

zwischen psychotherapeutisch,<br />

ärztlich und zahnärztlich tätigen Mitgliedern,<br />

durch dieses Missverhältnis<br />

zunehmend verloren. Für die DGH,<br />

die sich selbst als „interdisziplinäre<br />

Fachgesellschaft“ darstellt, kann dieser<br />

Zustand daher nicht hinnehmbar<br />

sein, sodass der DGH-Vorstand in den<br />

vergangenen Jahren immer wieder Initiativen<br />

ins Leben gerufen hat, um<br />

die Zahnmedizin in der DGH zu stärken.<br />

Dazu gehörte das „Forum Zahnmedizin“,<br />

im Rahmen der Foren beim<br />

Kongresswochenende, die „Task force<br />

Zahnmedizin“ und auch der „Schnupperkurs<br />

für ZahnmedizinerInnen“ bei<br />

der DGH-Summerschool 2015.<br />

Von der „Task force Zahnmedizin“ zur zahnärztlichen<br />

Hypnosefortbildung<br />

All diese Maßnahmen hatten jedoch nicht den<br />

gewünschten Effekt, sodass mich David Engels,<br />

der Leiter der „Task force Zahnmedizin“, zur<br />

DGH-DozentInnenkonferenz mitnahm, kaum<br />

dass ich 2018 meine Referententätigkeit bei<br />

der DGH aufgenommen hatte. Dabei kamen<br />

wir mit der Idee, ein niederschwelliges Angebot<br />

für ZahnärztInnen zu präsentieren, was<br />

sofort auf offene Ohren stieß, sodass wir uns<br />

der Unterstützung der DGH-ReferentInnen<br />

sicher sein konnten, was uns Rückhalt gab.<br />

Mit dem Tipp, erst einmal klein anzufangen,<br />

Fortbildungen in den eigenen Praxisräumen<br />

abzuhalten und die Kosten gering zu halten,<br />

starteten wir schließlich Anfang 2020, da uns<br />

dabei der Umstand entgegenkam, dass die Studiengruppe<br />

von Davids Ehefrau Swantje gerade<br />

ein Fortbildungsthema suchte. Swantje Engels<br />

vermittelte, und so kam eine Studiengruppe<br />

zu unserer ersten Hypnosefortbildung jenseits<br />

der DGH-Kongresse zustande.<br />

Workshop für ZahnmedizinerInnen<br />

Wir begannen den Workshop mit einem Bezug<br />

zu der neuen S3-Leitlinie zur Behandlung von<br />

AngstpatientInnen, fuhren fort mit angstreduzierender<br />

Sprache und boten einen Abriss<br />

zur Geschichte der Hypnose. Damit gingen wir<br />

über zu den praktischen Übungen. Von der<br />

„Kugelschreiberübung“ zur Selbsthypnose über<br />

Suggestibilitätstests (Ballon, Buch) über das<br />

Atempacing zeigten wir überzeugend, dass<br />

Hypnose funktioniert und auch mit einfachen<br />

Übungen von jedem angewendet werden kann.<br />

Vom Atempacing und VAKOG kamen wir dann<br />

zu drei einfachen Schnellinduktionen („soft induction“,<br />

„Drei-Worte-Induktion“ und „induction<br />

par répétition“), die jeder schnell lernen und<br />

anwenden kann. Bei den anschließenden Partnerübungen<br />

zeigte sich dann, dass das, was<br />

wir als einfach empfanden, für Ungeübte doch<br />

eher Respekt einflößend war. Immerhin waren<br />

einige der KollegInnen ziemlich beeindruckt<br />

von ihrem ersten persönlichen Tranceerleben,<br />

das sie erfahren konnten, als wir die Techniken<br />

bei den Übungen erneut demonstrierten.<br />

Leicht zu lernende Techniken zur Reduzierung<br />

des Würgereizes und des Speichel- bzw. Blutflusses<br />

rundeten unseren Workshop ab und<br />

Autor: Zahnarzt Sebastian Knop<br />

beim anschließenden gemeinsamen Abendessen<br />

konnten wir uns der Anerkennung von<br />

KollegInnen erfreuen, die den Anspruch haben,<br />

eine High-End-Zahnmedizin zu betreiben.<br />

SZH-Gründung in der Corona-Pause<br />

Da das ausgesprochen positive Feedback der<br />

TeilnehmerInnen bei uns ein überschwängliches<br />

Gefühl zurückließ, wollten wir jetzt mit<br />

voller Motivation weitermachen. Aber dann kam<br />

Corona und die Möglichkeit zur Fortbildung<br />

in Präsenz war ausgesetzt. Immerhin reifte in<br />

der Corona-Pause die Überlegung, uns einen<br />

eigenen Namen zu geben und mit einer Homepage<br />

online zu gehen, um ein strukturiertes<br />

Fortbildungsprogramm mit festen Terminen<br />

anbieten zu können. Dies ist nun mit der Bezeichnung<br />

„Schulungszentrum für Zahnärztliche<br />

Hypnose (SZH)“ erfolgt und wir streben an,<br />

uns mit dem speziellen Angebot für Hypnoseausbildung<br />

von ZahnärztInnen in der DGH<br />

zu verankern und auf diese Weise den Anreiz<br />

für ZahnmedizinerInnen in der DGH attraktiver<br />

zu machen.<br />

Aktuelles Workshop-Angebot des SZH<br />

Wichtig ist uns, ein Programm zu präsentieren,<br />

mit dem diejenigen, die bei der DGH einen<br />

zahnärztlichen Workshop suchen, auf ein vielfältigeres<br />

Angebot stoßen, als es bisher der<br />

Fall ist. Mit der Anwendung von Hypnose im<br />

zahnärztlichen Praxisalltag haben T-Kurse in<br />

den aktuell eher psychotherapeutisch ausgerichteten<br />

Workshops ja relativ wenig zu tun.<br />

Daher bieten wir neben dem bereits oben beschriebenen<br />

Workshop „Keine Angst vor dem<br />

Angstpatienten“, den wir für die KollegInnen<br />

2020 vorbereitet hatten, zurzeit zusätzlich den<br />

Mittwochnachmittag-Workshop „Kinder leicht<br />

behandeln“ an. In diesem Workshop stellen<br />

wir das Konzept vor, mit dem wir in unserem<br />

Praxisalltag Kinder und deren Eltern begeistern,<br />

indem wir mit Ritualen und Geschichten aus<br />

der Zahnbehandlung ein kindgerechtes Erlebnis<br />

machen.<br />

Beide Workshops sind also dazu angelegt, konkrete<br />

zahnärztliche Alltagssituationen mittels<br />

Hypnose lösbar zu machen. Dabei versuchen wir,<br />

sowohl ZahnärztInnen anzusprechen, die das<br />

Hypnose-Curriculum z.B. bei psychotherapeutisch<br />

tätigen KollegInnen absolviert haben und nun<br />

die Möglichkeit suchen, wie sie ihr erlerntes<br />

Wissen in ihrem zahnärztlichen Arbeitsalltag<br />

anwenden können, als auch diejenigen, die<br />

keinerlei Vorkenntnisse haben. Letztere können<br />

aus unseren Workshops einfache Instrumente für<br />

ihren Praxisalltag mitnehmen und dabei Gefallen<br />

an der Hypnose finden. Auf diese Weise hoffen<br />

wir, Interesse und Neugier für die Hypnose zu<br />

wecken, so dass diese KollegInnen sich später<br />

für die Teilnahme an einem DGH-Curriculum<br />

entscheiden. Auf diese Weise wollen wir dazu<br />

beitragen, durch kreative Ideen und erprobte<br />

Konzepte die Zahnmedizin in der DGH wieder<br />

mehr zu verankern und die Attraktivität für<br />

zahnmedizinische KollegInnen zu erhöhen.<br />

Wir freuen uns sehr, Sie persönlich in unserem<br />

Schulungszentrum bei einem unserer nächsten<br />

Workshops begrüßen zu können und laden Sie<br />

herzlich dazu ein, sich über unsere nächsten<br />

Workshop-Termine auf unserer Homepage zu<br />

informieren: www.zahnhypnose-szh.de.<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Der Autor<br />

Als Zahnarzt ist Sebastian Knop seit 2002<br />

in der City von Dortmund niedergelassen<br />

und wendet seit 2005 Hypnose an,<br />

vor allem bei Angst und in der Kinderbehandlung.<br />

Seit 2018 ist er Referent beim DGH-Jahreskongress<br />

und hat 2021 zusammen mit<br />

David Engels das Schulungszentrum für<br />

Zahnärztliche Hypnose (SZH) gegründet.<br />

In der DGH leitet er die Mitgliederversammlungen<br />

und schreibt Artikel für<br />

die „Suggestionen“.<br />

www.zahnarztpraxis-knop.de<br />

www.zahnhypnose-szh.de<br />

knop.dortmund@web.de<br />

Zahnarzt<br />

Sebastian Knop<br />

An der Kreuzung<br />

der Kulturen<br />

Stolz, Erleichterung und Freude<br />

standen den Mitgliedern des Luxemburger<br />

Organisationsteams ins<br />

Gesicht geschrieben. Stolz, dass der<br />

erste Kongress außerhalb Frankreichs<br />

in der 25-jährigen Geschichte der<br />

CFHTB, dem Verband der französischsprachigen<br />

Hypnosegesellschaften,<br />

ausgerechnet im kleinen Luxemburg<br />

stattfinden durfte; Erleichterung, dass<br />

der für 2021 vorgesehene Kongress<br />

nicht komplett abgesagt, sondern nur<br />

aufgeschoben worden war und nun<br />

endlich begann und Freude, dass so<br />

viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

mit all ihren Erwartungen aus<br />

der französischsprachigen Welt und<br />

darüber hinaus gekommen waren.<br />

Luxemburg als Kreuzung der Kulturen? Dazu<br />

ein Rückblick: Eine übermächtige, bestens ausgerüstete<br />

und ausgebildete Invasionsarmee<br />

wird von einheimischen Kämpfern vernichtend<br />

geschlagen. Nein, gemeint ist hier nicht<br />

die Ukraine. Unter der Leitung von Hermann<br />

dem Cherusker, genannt Arminius, besiegten<br />

vor rund 2000 Jahren germanische Truppen<br />

die eindringenden römischen Legionen unter<br />

dem Befehl von Quinctilius Varus. Seitdem verläuft<br />

eine Sprachgrenze quer durch West- und<br />

Mitteleuropa. Auf der einen Seite der Grenze<br />

werden die von den römischen Besatzern geprägten<br />

romanischen Sprachen gesprochen<br />

Autor: Zahnarzt Sebastian Knop<br />

und auf der anderen Seite die germanischen<br />

Sprachen. Dabei hat es in 2000 Jahren nur<br />

kleine Gebietsverschiebungen gegeben (so wird<br />

z.B. in den alten Römerstädten Köln und Trier<br />

heute eine germanische Sprache gesprochen).<br />

Luxemburg jedoch ist ein Land, an dem diese<br />

sprachkulturelle Grenze verschwimmt, weil dort<br />

sowohl die germanischen Sprachen Letzeburgisch<br />

und Deutsch als auch die romanische Sprache<br />

Französisch gesprochen werden, und das sogar<br />

von denselben Menschen wie selbstverständlich<br />

nebeneinander her und manchmal sogar<br />

im selben Satz. Und in diesem Sinne war das<br />

Motto „Hypnose an der Kreuzung der Kulturen“<br />

nicht nur gut gewählt, sondern Marco Klop,<br />

der während des ganzen Kongresses freundlich<br />

strahlende Tagungspräsident und Präsident der<br />

gastgebenden Luxemburger Hypnosegesellschaft<br />

IMHEL, war auch absolut authentisch, als ich<br />

ihn in einer Pause auf Französisch ansprach und<br />

er mir sofort auf Deutsch antwortete und zum<br />

Ausdruck brachte, dass er sich freue, dass ich<br />

als Deutscher zu dem Kongress gekommen sei.<br />

Inhaltlich war der Kongress für mich in mehrfacher<br />

Hinsicht interessant. Zum einen nahm<br />

ich einige Werkzeuge mit, die ich vielleicht<br />

auch in Deutschland hätte lernen können, von<br />

denen ich aber hier noch nie etwas gehört hatte.<br />

Dazu gehört u.a. das „Zaubergel“, das man<br />

zur oberflächlichen, schnellen Hypnoanästhesie<br />

nutzen kann, z.B. bei subjektiv unangenehmen


28<br />

An der Kreuzung der Kulturen<br />

HYPNOSE weltweit: S Ü D A F R I K A – Interview<br />

29<br />

Behandlungen wie Zahnsteinentfernen. Auch<br />

die kleinen Knautschbälle zähle ich dazu. Sie<br />

werden beispielsweise Kindern in die Hand gedrückt,<br />

wobei die ZFA das Kind beauftragt, mal<br />

links zweimal zu drücken, mal rechts dreimal<br />

usw. und somit das Kind ablenkt. Interessant<br />

war es für mich aber gerade, Vorträge einer<br />

Kinderkrankenschwester und einer Logopädin<br />

zu hören. Diese Berufsgruppen werden in Frankreich<br />

selbstverständlich in Hypnose ausgebildet;<br />

in Deutschland ist das bekanntermaßen noch<br />

undenkbar. Wie sich die Kinderkrankenschwester<br />

die Ressourcen behandlungsunwilliger Kinder<br />

zu Nutze macht und wie die Logopädin die<br />

Stimme bei der Hypnose als Werkzeug einsetzt,<br />

waren für mich jedenfalls bereichernde<br />

Erkenntnisse. Geradezu belebend jedoch war<br />

ein Workshop mit kreativen Ressourcen, bei<br />

dem wir am Ende alle sangen und tanzten.<br />

Und mit Dominique Megglé und Yves Halfon<br />

zwei Großmeister der französischen Hypnose<br />

live zu erleben, die bereits durch ihre Persönlichkeit<br />

beeindruckten, war natürlich für sich<br />

genommen schon ein Erlebnis.<br />

Wenn ich die Struktur des CFHTB-Kongresses<br />

mit der des DGH-Kongresses vergleiche, fallen<br />

mir einige Gemeinsamkeiten und einige Unterschiede<br />

auf. Gemeinsam ist beiden Kongressen<br />

die Einteilung in Vorträge vor dem ganzen Plenum<br />

und in ein frei wählbares Programm mit<br />

Workshops. Während bei der DGH allerdings<br />

die Vorträge nur am ersten und am letzten Tag<br />

stattfinden und dazwischen im Voraus zwei<br />

ganztägige Workshops gebucht werden, gibt<br />

es bei der CFHTB einen ständigen Wechsel<br />

zwischen Vorträgen für das Plenum und den<br />

sogenannten „sessions“: Bei den „sessions“, von<br />

denen es insgesamt neun gab, konnte man<br />

spontan, also ohne Voranmeldung, zwischen<br />

mehreren „ateliers“ (= Workshops) und „conférences“<br />

(das waren im Prinzip Vorträge in<br />

Kleingruppen) wählen. Bemerkenswert: Ein<br />

Workshop dauerte niemals länger als anderthalb<br />

Stunden. Gegenüber den DGH-Kongressen hatte<br />

dies den Vorteil, dass man sein individuelles<br />

Fortbildungsprogramm vielfältiger aufstellen<br />

konnte und dass das Risiko, sich zu verwählen,<br />

kalkulierbar war. Andererseits bestand der Nachteil<br />

darin, dass man sich niemals so intensiv<br />

mit einem Thema beschäftigen konnte wie bei<br />

uns. So finde ich, dass sowohl Einzelübungen<br />

als auch Gruppentrancen im Vergleich zu den<br />

Workshops bei DGH-Kongressen deutlich zu<br />

kurz gekommen sind.<br />

Kurzweilig und unterhaltsam war „MUHUC“,<br />

ein hypnotherapeutisch ausgebildeter Karikaturist,<br />

der während der Vorträge im Plenum dazu<br />

passende Karikaturen zeichnete und sie zum<br />

Abschluss jeder Vortragssequenz präsentierte.<br />

Dazu ein Beispiel: Der französische Hypnose-<br />

Großmeister und Psychologe Yves Halfon hatte,<br />

um zu verdeutlichen, dass auch Erickson direkte<br />

Suggestionen nicht zwangsläufig ablehnte,<br />

folgende selbstironisch anlautende Geschichte<br />

erzählt: „Ein Notfallmediziner und ein Psychotherapeut<br />

sind am Ufer eines Flusses, als sie<br />

im Fluss einen Ertrinkenden wahrnehmen. Am<br />

Ufer sind ein roter und ein blauer Rettungsring.<br />

Der Notfallmediziner nimmt den erstbesten<br />

Rettungsring und wirft ihn dem Ertrinkenden zu.<br />

Darauf sagt der Psychotherapeut: ‚Wie kannst<br />

du das machen? Du hättest ihn fragen müssen,<br />

ob er den roten oder blauen Rettungsring haben<br />

möchte.‘“ MUHUC machte dazu folgende<br />

Zeichnung: Links ist ein Ertrinkender zu sehen,<br />

in dessen Sprechblase „Hilfe, Hilfe!“ steht. Am<br />

Ufer steht der Psychotherapeut. In seiner Sprechblase<br />

steht: „Atmen Sie ganz ruhig … Lassen Sie<br />

Ihr Unbewusstes die Arbeit für Sie machen…“.<br />

Überschrieben hatte er diese Karikatur mit dem<br />

Titel: „Psychisches Ertrinken“.<br />

Und noch einen großen Unterschied zum DGH-<br />

Kongress habe ich ausgemacht: Während unser<br />

Kongress immer in Bad Lippspringe stattfindet,<br />

kommt bei den CFHTB-Kongressen zum Ausdruck,<br />

dass die CFHTB ein Zusammenschluss<br />

verschiedener französischsprachiger Hypnosegesellschaften<br />

ist, sodass jeder Kongress von<br />

einer anderen Teilgesellschaft ausgerichtet<br />

wird. Mich hat dabei nicht nur die Begeisterung<br />

der Luxemburger für „ihren“ Kongress sehr berührt,<br />

sondern ich fand den Kongressabschluss<br />

auch sehr bewegend. Während bei uns am<br />

Sonntag alle nach Belieben irgendwann nach<br />

Hause fahren, gab es in Luxemburg eine begeisterte<br />

Verabschiedung vom Luxemburger<br />

Organisationsteam und die symbolische Übergabe<br />

der „Flamme“ an die Hypnosegesellschaft<br />

„Association Hypnose33“ sowie deren beeindruckende<br />

und emotionale Präsentation der<br />

nächsten Gastgeberstadt: Bordeaux 2024. Ja,<br />

auch dies ist ein Unterschied: der CFHTB-Kongress<br />

findet nur alle zwei Jahre statt.<br />

Luxemburg wird mir nachhaltig in Erinnerung<br />

bleiben: Der Kongress, die mehrsprachigen und<br />

gastfreundlichen Einwohnerinnen und Einwohner,<br />

einschließlich der Bürgermeisterin, die uns<br />

zum Sektempfang eingeladen hatte, und die<br />

schöne Altstadt. Nachhaltig für die DGH, so<br />

hoffe ich, könnten die Kontakte werden, die ich<br />

geknüpft habe. So habe ich Pierre Castelnau,<br />

dem Präsidenten der CFHTB, einen Austausch<br />

mit der DGH vorgeschlagen, dem er scheinbar<br />

aufgeschlossen gegenüberstand. Mal sehen,<br />

was daraus wird…<br />

HYPNOSE weltweit: S Ü D A F R I K A<br />

Interview mit Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria<br />

1) Herr Dr. Hartman, welchen Stellenwert hat<br />

die Hypnotherapie in Südafrika im Vergleich<br />

zu anderen Therapieverfahren wie etwa Verhaltenstherapie<br />

oder systemischer Therapie<br />

zur Behandlung psychischer Erkrankungen?<br />

Man kann sagen, dass die Hypnotherapie gleichberechtigt<br />

neben anderen Psychotherapieverfahren<br />

steht, insbesondere der Verhaltenstherapie,<br />

die am meisten verbreitet ist. Die systemische<br />

Therapie wird hingegen wenig genutzt und<br />

psychoanalytische Verfahren spielen in Südafrika<br />

praktisch gar keine Rolle mehr in der<br />

Versorgung psychischer Erkrankungen. Insofern<br />

möchte ich sagen, dass Hypnotherapie einen<br />

hohen Stellenwert in Südafrika hat.<br />

2) Bei welchen Erkrankungen wird Hypnose<br />

in Südafrika angewendet? Und welche<br />

Rolle spielt sie in den Bereichen Medizin<br />

und Zahnmedizin?<br />

Da Hypnose vor allem von Klinischen Psychologen<br />

angewendet wird, spielt Hypnose vor<br />

allem eine Rolle bei der Behandlung psychischer<br />

Erkrankungen. Da, würde ich sagen, behandeln<br />

wir fast alles. Auch Raucherentwöhnung und<br />

Gewichtsreduktionen werden mit Hypnose behandelt.<br />

Dann gibt es wenige Ärzte, die mit<br />

Hypnose bei Schmerz arbeiten. Das sind vielleicht<br />

so zwanzig. Und es gibt kaum Zahnärzte,<br />

die Hypnose anwenden, das sind vielleicht so<br />

zwei oder drei.<br />

3) Welche Behörde überprüft und überwacht<br />

die Zulassung von Hypnotherapeuten?<br />

Wir haben eine Behörde, die Health Professions<br />

Councel of South Africa, die für die Zulassung<br />

von Ärzten und Psychotherapeuten zuständig<br />

ist. Es gibt dort insgesamt 12 Abteilungen, darunter<br />

auch eine für die Zulassung von Ergotherapeuten<br />

und Physiotherapeuten. Das wird<br />

sehr streng reguliert, schon in der Zeit, als ich<br />

Student war. Das heißt, nur approbierte Psychotherapeuten,<br />

Ärzte und Zahnärzte dürfen<br />

eine Hypnoseausbildung machen.<br />

4) Spielen auch „Laienheiler“, also z.B. Heilpraktiker,<br />

wie es sie in Deutschland gibt, bei<br />

der Anwendung von Hypnose eine Rolle?<br />

Nein, so etwas wie Heilpraktiker gibt es in Südafrika<br />

nicht. Außer approbierten Leuten darf<br />

keiner Hypnose anwenden oder sich darin<br />

ausbilden lassen.<br />

5) Gibt es auch psychotherapeutisch ausgebildete<br />

Ärzte, die sich in Hypnose ausbilden<br />

lassen?<br />

Die Psychiater in Südafrika sind sehr biologisch<br />

ausgerichtet und interessieren sich nicht sehr<br />

für Psychotherapie. In den letzten 20 Jahren<br />

habe ich nur etwa fünf Psychiater gehabt, die<br />

die Hypnose-Ausbildung gemacht haben. Und<br />

einen Facharzt für Psychosomatik gibt es in<br />

Südafrika nicht.<br />

6) Welche psychotherapeutischen Berufsbezeichnungen<br />

sind in Südafrika gesetzlich<br />

geschützt?<br />

Der Begriff „Clinical Psychologist“ ist in den angelsächsischen<br />

Ländern und auch bei uns gesetzlich<br />

geschützt, während die Bezeichnung „Psychotherapeut“<br />

nicht geschützt ist, das heißt, jeder<br />

kann sich Psychotherapeut nennen. Wenn ich in<br />

Deutschland meine Qualifikation aufschreibe,<br />

dann bezeichne ich mich als „Psychologischen<br />

Psychotherapeuten“, aber in Südafrika ist diese<br />

Bezeichnung nicht gesetzlich anerkannt, da muss<br />

ich mich als „Clinical Psychologist“ bezeichnen.<br />

Diese Bezeichnung bekommt man mit Abschluss<br />

des Masters in Klinischer Psychologie. Das ist<br />

ein Studium, was insgesamt rund neun Jahre<br />

dauert und mit dem Abschluss hat man auch<br />

automatisch die Approbation.<br />

7) Sind die Inhalte der Hypnotherapie-Ausbildung<br />

in einem Curriculum festgelegt?<br />

Ja, das ist ähnlich wie in Deutschland aufgebaut.<br />

Wir haben Seminare für die Grundausbildung<br />

und Fortgeschrittenenseminare, und dann acht<br />

Seminare für spezielle Themen. Und dann gibt<br />

es Gruppensupervision, individuelle Supervision<br />

Autorin: Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

und Einzelselbsterfahrung. Insgesamt umfasst<br />

die Ausbildung 126 Stunden.<br />

8) Werden in Südafrika bereits während der<br />

Psychotherapie-Ausbildung Kenntnisse in<br />

Hypnose und Hypnotherapie vermittelt?<br />

Wenn ich an der Uni angehende klinische Psychologen<br />

unterrichte, zeige ich auch hypnotische<br />

Trancen. Als Masterstudent, wenn man<br />

in Kürze die Approbation bekommt, darf man<br />

mit der Ausbildung in Hypnotherapie anfangen,<br />

die man aber zusätzlich zum Studium machen<br />

muss. Aber man kriegt das Zertifikat erst, wenn<br />

man approbiert ist. Den Studenten zeigte ich<br />

auch vorher so ein bisschen was zu Hypnose<br />

und gebe ihnen eine Orientierung darüber, und<br />

dann interessieren sie sich sehr dafür. Informationen<br />

zu Hypnose gehören zum Curriculum<br />

der Psychologie-Ausbildung dazu.<br />

9) Welche Hypnose-Gesellschaften gibt es<br />

in Südafrika?<br />

Ende der 60er Jahre gab es in Südafrika einen<br />

Arzt (dessen Name mir gerade nicht einfällt),<br />

der engen Kontakt zu Erickson hatte und mit<br />

ihm eng zusammen gearbeitet hat. Und der hat<br />

die erste Hypnosegesellschaft hier gegründet,<br />

und zwar die South Africa Society of Clinical<br />

Hypnosis (SASCH), die es heute noch gibt. In<br />

den 80er und 90er Jahren war sie sehr bekannt,<br />

und es war bei den Psychotherapeuten sehr<br />

beliebt, sich in Hypnose ausbilden zu lassen. Die<br />

Gesellschaft hatte damals etwa 1000 Mitglieder,<br />

das ist für ein Land in Afrika sehr viel. Heute<br />

ist die Gesellschaft nicht mehr so bekannt und<br />

erfährt nicht mehr so viel Unterstützung, da<br />

wir inzwischen einige Erickson-Institute haben.<br />

Inzwischen ist die SASCH fast pleite gegangen.<br />

In den 90er Jahren war ich dort bis 1999 im<br />

Vorstand tätig, und wir haben viele nationale<br />

und internationale Kongresse organisiert.<br />

Ich habe dann Ende 1999 das erste Milton Erickson-Institut<br />

hier gegründet. Der alte Herr,<br />

der die SASCH gegründet hatte, war darüber<br />

echt sauer und das hat zu einer Spaltung der


30<br />

HYPNOSE weltweit: S Ü D A F R I K A – Interview<br />

HYPNOSE weltweit: S Ü D A F R I K A – Interview<br />

731<br />

Hypnosewelt in Südafrika geführt. Inzwischen<br />

gibt es drei Erickson-Institute in Südafrika: in<br />

Kapstadt, Stellenbosch und bei mir hier in Pretoria<br />

sowie die Milton Erickson Gesellschaft<br />

Südafrika. Damit sind wir auch Mitglied im internationalen<br />

Dachverband der ISH und haben<br />

bereits sechs Hypnose-Weltkongresse in Südafrika<br />

organisiert. Die SASCH war ebenfalls mal<br />

Mitglied der ISH, aber sie ist ausgetreten, da<br />

sie so schwach geworden ist und inzwischen<br />

nur noch 120 Mitglieder hat.<br />

10) Werden in Südafrika ebenfalls unterschiedliche<br />

Hypnosestile genutzt, so wie<br />

wir es aus Europa kennen?<br />

Die Methode, die damals von der SASCH gelehrt<br />

wurde, nannte sich „Medizinische Hypnoanalyse“<br />

(Medical Hypnoanalysis), mit der ich damals in<br />

den 80er Jahren in die Hypnose eingestiegen<br />

bin. Aber es war ein Schock für mich, weil es<br />

so autoritär war. Du wurdest fast angeschrien,<br />

um in Trance versetzt zu werden. Man ist davon<br />

ausgegangen, dass alle Traumata in der Gebärmutter<br />

entstehen. Und dann wurde die Person<br />

in die Zeit der Gebärmutter zurückversetzt und<br />

dann wurden sehr strukturiert alle möglichen<br />

Traumata korrektiv durchgearbeitet, auch die<br />

Zeit der Geburt. Man kann sich vorstellen, wie<br />

viele Sitzungen man braucht, wenn man 60<br />

oder 80 ist… Aber das konnte ich nicht leiden<br />

und bin nach Amerika gegangen, um Hypnose<br />

dort zu lernen. Die Methode der Medical Hypnoanalysis<br />

hatte damals in Südafrika jedoch einen<br />

hohen Stellenwert und wurde insbesondere von<br />

den Ärzten sehr unterstützt. Und bis Anfang<br />

der 80er Jahre wurde es den Psychologen gar<br />

nicht mal erlaubt, diese Ausbildung zu machen.<br />

11) Kann man also sagen, dass sich die<br />

Medizinische Hypnoanalyse eher an der<br />

als „klassisch“ bezeichneten Hypnose mit<br />

ihrem autoritären Charakter des 19. Jahrhunderts<br />

orientiert?<br />

Ja, so kann man das sagen. Inzwischen spielt<br />

die Medical Hypnoanalysis allerdings gar keine<br />

Rolle mehr und es gibt heutzutage auch kein<br />

Problem mehr in der Ausbildung mit unterschiedlichen<br />

Stilen. Wir bilden die Leute auch<br />

immer in der traditionellen Form, also der eher<br />

direkten Form der Hypnose aus, und in der<br />

modernen Form nach Erickson, aber eben nicht<br />

exklusiv. Insbesondere da ich in den 90er Jahren<br />

bei John und Helen Watkins die Ego-State-Therapie<br />

gelernt habe und diese nach Südafrika<br />

mitgebracht habe. Die Ego-State-Therapie ist<br />

inzwischen bekannt und beliebt und wird auch<br />

von den Krankenkassen bezahlt.<br />

12) Gibt es die Bühnenhypnose in Südafrika?<br />

Die Bühnenhypnose war vor der politischen<br />

Wende bis 1994 total verboten, was natürlich<br />

erfreulich war. Nach der Änderung unseres<br />

Grundgesetzes – es ist jetzt ein sehr liberales<br />

Grundgesetz – ist Bühnenhypnose nun erlaubt.<br />

Aber wir haben sehr wenige solcher Shows, sie<br />

spielen also kaum eine Rolle bei uns.<br />

13) Inwieweit können Kosten für eine Hypnosebehandlung<br />

durch Krankenversicherungen<br />

in Südafrika übernommen werden?<br />

In Südafrika gibt es keine gesetzliche oder nationale<br />

Krankenversicherung. Die Regierung<br />

will das einführen, aber das kostet Milliarden<br />

und ob das überhaupt zustande kommt, weiß<br />

ich nicht. Das heißt, jeder muss sich privat versichern,<br />

aber die meisten im Land können sich<br />

das nicht leisten, vor allem die schwarze Bevölkerung<br />

nicht. Die Kosten für eine Psychotherapie<br />

werden unabhängig vom Verfahren<br />

übernommen, also wird auch Hypnotherapie<br />

von den Krankenkassen bezahlt. Allerdings wird<br />

immer nur ein Teil der anfallenden Kosten übernommen<br />

und das meist auch nur für wenige<br />

Sitzungen im Jahr. Ich habe zum Beispiel eine<br />

sehr gute und teure Krankenversicherung, aber<br />

für eine psychologische Behandlung werden<br />

die Kosten für maximal 12 Stunden im Jahr<br />

übernommen und dann ist Schluss. Den Rest<br />

muss man selbst bezahlen. Da sage ich immer<br />

zu den Therapeuten in Deutschland, ihr lebt im<br />

Land Kanaan, im Schlaraffenland. Unglaublich,<br />

was man in Deutschland für Psychotherapie<br />

bezahlt bekommt! Das gibt es nicht in anderen<br />

Ländern. Ich bin fast geschockt, wenn ich höre,<br />

dass in Deutschland hunderte von Stunden für<br />

Psychoanalyse von den Kassen bezahlt werden!<br />

In Südafrika, muss man sagen, wird der größte<br />

Teil der Bevölkerung nicht psychotherapeutisch<br />

versorgt.<br />

14) Spielen historische Begebenheiten für<br />

die Verbreitung von Hypnose eine Rolle?<br />

Ja, natürlich haben die Einheimischen seit hunderten<br />

von Jahren eine Kultur hier, in der Trance<br />

eine wichtige Rolle spielt, die durch Tanzen und<br />

Singen in kulturellen Ritualen herbeigeführt<br />

wird. Man merkt dann eine Trancestimmung,<br />

die sich langsam aufbaut. Es gibt einen sehr<br />

berühmten Tanz, den man sich einmal im Jahr im<br />

September anschauen kann. Da tanzen 60.000<br />

junge Zulu-Frauen vor dem Zulu-König und<br />

zeigen einen Schlangentanz. Das ist unglaublich<br />

anzuschauen, und man kann sehr gut die<br />

Trancephänomene in den Augen und in der<br />

Körperhaltung sehen. Diese Art zu tanzen gibt<br />

es schon hunderte von Jahren.<br />

Neben den Zulus gibt es z.B. auch die Xhosa,<br />

die sehr bekannt sind für ihre Trancetänze.<br />

Mandela war ein Xhosa, und wir waren zu<br />

seiner Beerdigung eingeladen, weil wir ihn<br />

persönlich gekannt haben. Das war eine unglaubliche<br />

Tranceerfahrung, wir haben drei<br />

Stunden gesungen und getanzt. Und wenn<br />

hier Leute traumatisiert sind, dann sind sie<br />

geneigt, in diese Trancezustände hinein zu<br />

tanzen und zu singen und dadurch Traumata<br />

und auch Trauer zu verarbeiten. Ich habe auch<br />

den Eindruck, dass die schwarze Bevölkerung<br />

viel suggestibler ist als die weiße Bevölkerung<br />

und denke, dass dies mit der Kultur zu tun hat.<br />

15) Wirkt sich das in irgendeiner Weise auch<br />

auf Ihre Arbeit aus?<br />

Lassen Sie es mich so sagen, ich arbeite bei<br />

schwarzen Klienten viel schneller. Da gibt es<br />

keinen Widerstand. Die haben auch kein Problem<br />

mit Berührung. Ich setzte mich ja schon seit<br />

Jahren für therapeutisch intendierte Berührung<br />

in der systemischen Hypnose ein, was bei uns<br />

auch gesetzlich erlaubt ist. Und Berührung ist<br />

in der afrikanischen Kultur kein Problem, und<br />

daher ist wirklich toll, mit schwarzen Klienten<br />

zu arbeiten.<br />

16) Spielt denn Religion für die Arbeit mit<br />

Hypnose eine Rolle?<br />

Ja, Südafrika ist ein extrem religiöses Land<br />

und es ist so, dass die Klienten – schwarze<br />

wie weiße Bevölkerung – schon vor der ersten<br />

Verabredung fragen, ob man selbst christlich<br />

und religiös ist. Deswegen muss man darüber<br />

immer sehr viel erzählen. Ich habe mich immer<br />

über diese Frage geärgert, weil ich das eine<br />

sehr persönliche Frage finde. Aber dann hat<br />

meine Frau zu mir gesagt: „Dann sag das doch<br />

einfach, gib eine Antwort!“ Und ich mache das<br />

auch, ich sage dann „Ja, ich bin christlich!“ und<br />

dann ist das auch kein Problem. Und wenn<br />

man sich diese Perspektive anschaut, dann ist<br />

es auch klar, dass Arbeit mit Trance hier so gut<br />

angenommen wird. Außerdem ist Südafrika<br />

ein sehr multikulturelles Land, auch mit vielen<br />

Muslimen und Juden, gerade in der Gegend,<br />

wo ich wohne. Auch hier gibt es kein Problem<br />

bei der Anwendung von Hypnose. Ich arbeite<br />

zudem gut mit katholischen Priestern zusammen,<br />

die schicken mir auch viele Klienten zur<br />

Hypnotherapie.<br />

17) In Südafrika sprechen die Menschen ja<br />

eine ganze Reihe von Sprachen. In welchen<br />

Sprachen führen Sie Hypnosesitzungen durch?<br />

Englisch ist meine Muttersprache, ich spreche<br />

aber auch Afrikaans, da meine Frau diese Sprache<br />

spricht. Die meisten Leute können diese beiden<br />

Sprachen, aber wir haben insgesamt 11 gleichberechtigte<br />

Sprachen in Südafrika. Ich mache<br />

Hypnosen daher auch sehr oft mit Übersetzer,<br />

vor allem mit der schwarzen Bevölkerung, wenn<br />

sie andere afrikanische Sprachen sprechen.<br />

18) Wie beurteilen Sie die Zukunft der Hypnose<br />

in Südafrika, ihre Bedeutung und Verbreitung<br />

in den kommenden Jahren?<br />

Ich würde sagen, das sieht schlecht aus.<br />

Ein Grund ist, dass viele Leute das Land verlassen,<br />

vor allem die weiße Bevölkerung. Bisher haben,<br />

glaube ich, schon 2,5 Millionen Südafrikaner<br />

das Land verlassen, und dies sind meist sehr<br />

gut ausgebildete Leute. Meine Tochter zum<br />

Beispiel ist nach ihrer Psychotherapieausbildung<br />

nach London gegangen und hat dort einen sehr<br />

guten Job gefunden. England hat einen großen<br />

Mangel an Psychotherapeuten, da stehen die<br />

Südafrikaner Schlange. Das kommt daher, weil<br />

sich die politische Lage wieder verschlechtert,<br />

da nun die Diskriminierung gegen die weiße<br />

Bevölkerung zunimmt. Jetzt verlassen die Weißen<br />

das Land, weil sie viel mehr Geld haben, aber<br />

ich merke auch, dass viele junge professionell<br />

ausgebildete schwarze Psychotherapeuten weggehen.<br />

Das geht ziemlich rasch, leider.<br />

Aber die Regierung ist so korrupt, das kann<br />

man sich in Europa gar nicht vorstellen. Das<br />

halten viele junge und gut ausgebildete Leute<br />

einfach nicht aus. Und auch mein bester Freund,<br />

Callie Hattingh, mit dem ich zusammen das<br />

Erickson-Institut in Südafrika gegründet habe, ist<br />

vor drei Jahren nach Australien ausgewandert<br />

und hat dort inzwischen eine Gesellschaft für<br />

Hypnose aufgebaut.<br />

19) Wie sind Sie selbst zur Hypnose<br />

gekommen?<br />

Als ich in Johannesburg studiert habe, haben wir<br />

als Studenten überall in der Uni Mandela-Plakate<br />

angeklebt. In dieser Zeit der Apartheid war das<br />

natürlich eine Todsünde. Und so wurden wir,<br />

eine Gruppe von Psychologie-Studenten, festgenommen.<br />

Mein Freund, der das organisiert<br />

hatte, war dafür 15 Jahre im Gefängnis und ist<br />

erst von Mandela freigelassen worden. Meine<br />

Eltern haben im Fernsehen gesehen, wie ich<br />

festgenommen wurde, und man kann sich vorstellen,<br />

dass so etwas ganz schön traumatisiert.<br />

Ich selbst war sechs Monate im Gefängnis und<br />

wir wurden auch mit Elektroschocks gefoltert,<br />

weil sie wissen wollten, ob wir Spione sind oder<br />

was auch immer. Also saßen wir in diesen sechs<br />

Monaten als 21-jährige Studenten gemeinsam<br />

im Gefängnis. Einer unserer Dozenten hatte uns<br />

damals im Studium schon ein bisschen was zu<br />

Hypnose gezeigt. Das hat uns total interessiert<br />

und während wir nun im Gefängnis saßen,<br />

haben wir angefangen, uns gegenseitig zu hypnotisieren.<br />

Und dann haben wir uns gesagt,<br />

wenn wir hier herauskommen, dann machen<br />

wir einen Kurs. Meine Eltern konnten es sich<br />

Woltemade, Hartman, PhD,<br />

Südafrika<br />

Niedergelassen als psych. Psychotherapeut<br />

für Erwachsene und Kinder.<br />

Ausbildung in Hypnotherapie bei<br />

der Milton H. Erickson Foundation in<br />

Phoenix, Arizona/USA.<br />

Ausbildung in Ego-State-Therapie bei<br />

John G. und Helen Watkins in Missoula,<br />

Montana/USA.<br />

Gründungsdirektor des Milton Erickson<br />

Instituts Südafrika (MEISA). Ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der South African<br />

Society of Clinical Hypnosis. Zahlreiche<br />

Publikationen, insbesondere zur<br />

Traumatherapie.<br />

Internationale Referententätigkeit,<br />

insbesondere in der Erickson‘schen<br />

Hypno-und Ego-State-Therapie.<br />

leisten, mich da herauszuholen. Ansonsten wäre<br />

ich auch viele Jahre im Knast geblieben. Und<br />

dann haben sie zu mir gesagt, geh in die USA<br />

und mach dein Studium dort zu Ende. Ich bin<br />

also vor allem aus politischen Gründen in die<br />

USA gegangen.<br />

Die Autorin<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Priv.-Doz.<br />

Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Fachärztin für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie mit verhaltenstherapeutischer<br />

Ausbildung.<br />

Zertifizierte Hypnotherapeutin der DGH.<br />

Als Ärztliche Leiterin der psychosomatischen<br />

Abteilung des ambulanten VAMED<br />

Rehabilitationszentrums in Lübeck tätig.<br />

Dozentin für Hypnotherapie am Institut für<br />

Verhaltenstherapie und Psychosomatische<br />

Medizin an der Schön Klinik Bad Bramstedt.<br />

Vizepräsidentin der DGH.


32<br />

Erlebte Trance in Farbkompositionen<br />

Erlebte Trance in Farbkompositionen<br />

733<br />

Umsetzung der erlebten Trance<br />

in Farbkompositionen<br />

Autor: Peter Karl Wirth<br />

hat das Wasser ihren ganzen Körper durchdrungen<br />

und alle „Verkrustungen aufgeweicht“<br />

und herausgespült und dabei den Körper von<br />

allem Schädlichen gereinigt und mit Kraft und<br />

Energie angefüllt.<br />

weiter nach vorne, also in die Zukunft, zu<br />

gehen und sich zu überlegen, welche Fotos sie<br />

da sehen möchte, wie sie als Fotografin diese<br />

Fotos arrangiert und ausstaffiert und wie sie<br />

selbst die Regisseurin ihrer Zukunft ist.<br />

Zwei Tage nach dieser Trance rief mich die<br />

Patientin an und teilte mir mit, dass sie jetzt<br />

die Radiochemotherapie zur Behandlung ihrer<br />

Krebserkrankung durchführen lassen möchte.<br />

Sie wählte dafür eine Klinik, die sich in ihrer<br />

Wohnortnähe befand. Die Therapiedauer sollte<br />

8 Wochen betragen.<br />

Bildtitel: „Ich schwebe in einer Seifenblase“<br />

Im Folgenden berichte ich über eine<br />

Patientin, die ihre Trancesitzungen<br />

als abstrakte Bilder-/Farbkompositionen<br />

gemalt hat. Als Grundlage dafür<br />

dienten ihr ein gewöhnlicher Pappkarton<br />

in Größe 12 cm x 19 cm und<br />

Pastellfarben. Immer wieder haben<br />

mich die Farbgestaltung und die Dynamik<br />

in den Bildern fasziniert, ebenso<br />

wie die Titel, die sie ihren Werken<br />

gegeben hat.<br />

Die 54-jährige Patientin wurde mir mit einem<br />

ausgedehnten Gebärmutterhalskrebs vorgestellt,<br />

der schon in die Lymphknoten im Becken<br />

gestreut hatte. Eine Operation war in diesem<br />

Stadium nicht mehr sinnvoll, sodass gemäß<br />

Leitlinie eine Bestrahlung in Kombination mit<br />

einer Chemotherapie durchgeführt werden sollte.<br />

Die Patientin war Malerin und Fotografin und<br />

lebte mit einem Partner zusammen, der gerade<br />

dabei war, sich einer Geschlechtsumwandlung<br />

zur Frau zu unterziehen. Sie war sehr naturverbunden<br />

und ernährte sich aus ethischen<br />

Gründen nur von pflanzlicher Nahrung und<br />

hier auch nur von Rohkost. Eigentlich hatte<br />

sie für sich schon die Entscheidung getroffen,<br />

keine Behandlung des Tumors durchführen zu<br />

lassen und war lediglich auf Drängen ihrer behandelnden<br />

Gynäkologin zu dem „Informationsgespräch“<br />

erschienen. Die Gynäkologin<br />

wusste, dass ich bei meiner täglichen Arbeit<br />

mit Tumorpatienten häufig Hypnose anwende.<br />

In diesem gemeinsamen Gespräch, in dem ich<br />

der Patientin den Sinn, den Ablauf und die<br />

zu erwartenden Nebenwirkungen einer für sie<br />

sinnvollen kombinierten Radiochemotherapie<br />

(Bestrahlung mit gleichzeitiger Chemotherapie)<br />

erläuterte, kam ich auch auf persönliche<br />

Neigungen, Ansichten, Glaubensfragen und<br />

Einstellungen zu sprechen. Auch würde sie versuchen,<br />

im Einklang mit der Natur zu leben,<br />

und sie sähe in jedem Tier und jeder Pflanze,<br />

ja sogar in jedem Stein, etwas Individuelles und<br />

Besonderes, ja fast Göttliches und würde sich<br />

ihrem Schicksal, an einer Tumorerkrankung zu<br />

leiden, fügen. Sie erzählte mir auch, dass sie<br />

leidenschaftliche Malerin sei und ihre selbst<br />

gemalten Bilder niemals verkaufen würde, auch<br />

wenn sie diese auf Ausstellungen präsentiert,<br />

weil in jedem Bild ein Teil von ihr selbst sei<br />

(erinnerte mich an „Das Fräulein von Scuderi“<br />

von E.T.A. Hoffmann). Sie würde diese Bilder<br />

nur an ausgewählte Personen verschenken.<br />

Umso mehr überraschte es mich, dass sie nach<br />

jeder Hypnosesitzung ein Bild malte, das sie<br />

mir bei unserem nächsten Treffen mitbrachte<br />

und schenkte. Da sie die Tumordiagnose erheblich<br />

mitgenommen zu haben schien, fragte<br />

ich sie, ob sie sich vorstellen könne, dass ihr<br />

eine „Entspannung“ (Hypnose) guttun würde.<br />

Nachdem ich ihr erläutert hatte, wie der Ablauf<br />

einer solchen Sitzung ist, erklärte sie sich<br />

nach Rücksprache mit ihrem Lebenspartner<br />

und dessen ausdrücklicher Empfehlung dazu<br />

bereit und wir vereinbarten einen Termin in<br />

zwei Wochen. Um zu mir zu kommen, musste<br />

die Patientin eine gut einstündige Autofahrt<br />

auf sich nehmen.<br />

1. Sitzung:<br />

In dieser Sitzung benutzte ich eine Zählinduktion<br />

zur Tranceeinleitung. Im Verlauf erfolgte eine<br />

allgemeine Selbstwertstärkung und Ressourcenaktivierung<br />

und das Bild des Schwebens auf<br />

einer Wolke, in die alle körperlichen, geistigen<br />

und seelischen Belastungen fließen. Diese werden<br />

anschließend nach unten hin abgeregnet.<br />

Bildtitel: „Eine Wolke umgibt mich“<br />

2. Sitzung (1 Woche später):<br />

In dieser Trance ließ ich die Patientin sich an<br />

einen schönen Strand begeben. Dort bat ich<br />

sie, ihren Geist aus dem Körper heraustreten<br />

zu lassen, sodass der Geist also seinen Körper<br />

verlässt und diesen am Strand liegen sieht. Der<br />

Geist erkennt, dass es seinem Körper guttut<br />

und sich jetzt erholen kann. Alle Organe des<br />

Körpers fangen an, ruhig und gleichmäßig zu<br />

arbeiten, sich aufeinander abzustimmen und<br />

zu optimieren.<br />

Daraufhin beschließt auch der Geist, sich an<br />

seinen ganz persönlichen Ort der Entspannung<br />

zu begeben. An diesem Ort werden dann alle<br />

Gedanken und Ideen geordnet und strukturiert.<br />

Hier entdeckt der Geist Fähigkeiten und Ressourcen<br />

von früher, von denen er glaubte, sie<br />

seien schon längst verloren gegangen, und kann<br />

diese wieder in sein Repertoire aufnehmen.<br />

Nach Rückkehr des Geistes verschmilzt er wieder<br />

mit seinem Körper und beide merken, dass<br />

es ihnen gut getan hat, sich getrennt voneinander<br />

zu erholen. Daraufhin beschließen<br />

beide, Körper und Geist, sich in Zukunft öfter<br />

einmal, z.B. während des Schlafes, getrennt<br />

voneinander zu erholen.<br />

3. Sitzung (eine Woche später):<br />

In dieser Trance ließ ich die Patientin eine Reise<br />

auf einem Fluss in Richtung Quelle unternehmen.<br />

Und so, wie sich am Ufer die Landschaft<br />

veränderte, veränderten sich auch die Jahreszeiten.<br />

Auf den Sommer folgte der Frühling,<br />

der Winter und der Herbst. Als der Fluss zu<br />

schmal und zu seicht wurde, wurde die Reise<br />

an Land in einem Gefährt der eigenen Wahl<br />

fortgeführt, bis die Quelle erreicht wurde, die<br />

frisch aus einem Felsen heraussprudelte, die<br />

Quelle - mit dem Wasser des Lebens und der<br />

Gesundheit. Ich bat die Patientin von dem<br />

Wasser zu trinken und zu fühlen, wie ihr dieses<br />

Wasser körperlich gut tut und sie erfrischt. Anschließend<br />

entdeckte sie einen Eingang in den<br />

Felsen, in den sie hineinging. Plötzlich stand<br />

sie in einer Grotte, an deren Boden sich ein<br />

spiegelglatter, glasklarer See befand, dessen<br />

Wasser sich als Wasser des Lebens und der<br />

Gesundheit nach außen hin ergoss. Beim Baden<br />

in der geschützten Grotte hat das Wasser ihren<br />

ganzen Körper durchdrungen und alle „Verkrustungen<br />

aufgeweicht“ und herausgespült<br />

und dabei den Körper von allem Schädlichen<br />

gereinigt und mit Kraft und Energie angefüllt.<br />

Auf den Sommer folgte der Frühling, der Winter<br />

und der Herbst. Als der Fluss zu schmal und<br />

zu seicht wurde, wurde die Reise an Land in<br />

einem Gefährt der eigenen Wahl fortgeführt, bis<br />

die Quelle erreicht wurde, die frisch aus einem<br />

Felsen heraussprudelte, die Quelle - mit dem<br />

Wasser des Lebens und der Gesundheit. Ich bat<br />

die Patientin von dem Wasser zu trinken und<br />

zu fühlen, wie ihr dieses Wasser körperlich gut<br />

tut und sie erfrischt. Anschließend entdeckte<br />

sie einen Eingang in den Felsen, in den sie<br />

hineinging.<br />

Plötzlich stand sie in einer Grotte, an deren<br />

Boden sich ein spiegelglatter, glasklarer See<br />

befand, dessen Wasser sich als Wasser des<br />

Lebens und der Gesundheit nach außen hin<br />

ergoss. Beim Baden in der geschützten Grotte<br />

4. Sitzung (zwei Wochen später):<br />

In dieser Trance ließ ich die Patientin, nach<br />

Etablierung ihres Wohlfühlortes, ihr eigenes<br />

Leben Revue passieren. Dabei spielte sie selbst<br />

die Rolle des ganz neutralen, sachlichen Beobachters,<br />

wie ein Wissenschaftler, frei von jeder<br />

emotionalen Beteiligung demgegenüber, was<br />

sie sah. Dabei sollte sie dann alle negativen<br />

Erfahrungen und Empfindungen sowie erlebte<br />

Bevormundungen in ihre nach oben gedrehten<br />

Hände hinein fließen lassen. Anschließend ließ<br />

ich sie die Hände langsam umdrehen, sodass<br />

alles aus ihren Händen herausfließen konnte.<br />

Bildtitel: „Bewegung“<br />

5. Sitzung (zwei Wochen später):<br />

In dieser Trance sollte sich die Patientin wahllos<br />

ein paar Seiten eines Fotoalbums ihres Lebens<br />

von der Geburt bis zum jetzigen aktuellen Lebenszeitpunkt<br />

ansehen. Sie konnte diese Szenen<br />

Revue passieren lassen und zu den Fotos<br />

verschiedene Kommentare und Bemerkungen<br />

schreiben. Dann bat ich sie, in diesem Album<br />

Bildtitel: „Leben, Bewegung, alles fließt“<br />

6. Sitzung (zwei Wochen später):<br />

In dieser Trance bereitete ich die Patientin auf<br />

die bevorstehende Therapie vor. Ich visualisierte<br />

mit ihr den Ablauf einer Chemotherapie, der<br />

nebenwirkungsstärkere Teil der Kombination aus<br />

Bestrahlung und Chemotherapie. Zunächst gab<br />

ich die Suggestion, dass sie, wenn das ärztliche<br />

oder Pflegepersonal das Zimmer betritt, um die<br />

Chemotherapie zu verabreichen, automatisch<br />

ganz ruhig wird und in eine Trance geht. Dann<br />

beschrieb ich, wie die Chemotherapie an den<br />

gesunden Körperzellen vorbeifließt und nur<br />

an den Tumorzellen ihre Wirkung entfaltet. Die<br />

Behandlung wird sehr gut vertragen. Falls sich<br />

irgendwann doch ein Gefühl von Unwohlsein<br />

einstellen sollte, könne sie jederzeit aus der<br />

Trance herauskommen und sich erleichtern,<br />

um dann anschließend wieder automatisch<br />

in eine Trance zu gehen und den Zeitraum<br />

des Unwohlseins ganz zu vergessen oder als<br />

zumindest für sehr kurz und gut erträglich in<br />

Erinnerung zu behalten.<br />

Bildtitel: „Nähe“


34<br />

Erlebte Trance in Farbkompositionen<br />

Vom Symptom zum Affekt<br />

735<br />

7. Sitzung (2 Wochen später, vor Beginn der<br />

Bestrahlung und Chemotherapie).<br />

In dieser Trance ließ ich die Patientin einen Waldspaziergang<br />

durchführen. Draußen in der freien<br />

Natur fühlte sie sich eins mit ihrer Umgebung<br />

und tankte im Wald viel Sauerstoff (wichtig<br />

für eine optimale Wirkung der ionisierenden<br />

Strahlung bei der Strahlentherapie).<br />

Ich gab die Suggestion, dass später, während<br />

der Bestrahlung, der Körper diesen Sauerstoff<br />

in die Tumorregion transportiert, damit die<br />

Strahlen dort ihre maximale Wirkung entfalten<br />

können.<br />

an der Tumorzelle herumzuknabbern und es<br />

hörte sich so an, als wenn man Knäckebrot<br />

essen würde. Die entstandenen Krümel und<br />

der Rest der Tumorzelle wurden von der Abwehrzelle<br />

durch die Saugnäpfe aufgesaugt.<br />

Die Patientin war über dieses Bild überrascht<br />

und fühlte sich sehr gut dabei.<br />

Zwei Wochen nach dieser Sitzung fuhr die Patientin<br />

zur Anschlussheilbehandlung.<br />

später wurden Metastasen (Absiedlungen von<br />

Tochtergeschwülsten) in Leber, Lymphknoten<br />

und Knochen festgestellt. Der Allgemeinzustand<br />

verschlechterte sich rapide und weitere drei<br />

Monate später verstarb die Patientin in einem<br />

Hospiz. In der Einladung zur Beerdigung stand:<br />

„Ihr Wunsch wäre, dass wir, wenn möglich,<br />

in farbenfroher Kleidung Abschied nehmen.“<br />

Vom Symptom zum Affekt<br />

Hypnose bei Persönlichkeitsstilen und -störungen<br />

Autor: Dipl.-Psych. Dr. phil. Bernd Schick<br />

Bildtitel: „Entspannung“<br />

8. Sitzung (5 Monate später. Die Bestrahlung<br />

und Chemotherapie sind inzwischen<br />

abgeschlossen)<br />

In dieser Trance bat ich die Patientin, nachdem<br />

ich ideomotorische Fingerzeichen installiert<br />

hatte, sich ein „inneres, drittes Auge“ hinter<br />

ihrer Stirn vorzustellen. Dieses Auge sollte<br />

sie durch ihren Körper wandern lassen auf<br />

der Suche nach einer Tumorzelle. Wenn sie<br />

diese Zelle gefunden hat, sollte sie mir ein<br />

Fingerzeichen geben und sich anschließend<br />

diese Zelle ganz genau ansehen (Form, Farbe,<br />

Geruch, Konsistenz, Oberflächenbeschaffenheit<br />

etc., VAKOG). Anschließend sollte sie auf<br />

die Suche nach einer Abwehrzelle gehen, mir<br />

beim Auffinden dieser ein Zeichen geben und<br />

sich auch diese Zelle ganz genau ansehen. Daraufhin<br />

sollte sie beobachten, was passiert,<br />

wenn eine Tumorzelle und eine Abwehrzelle<br />

aufeinandertreffen. Dann ließ ich das Auge<br />

wieder hinter die Stirn wandern. Bevor ich<br />

die Trance beendete, sprach ich den Teil des<br />

Unbewussten an, der für die Abwehrkräfte<br />

zuständig ist und bat ihn, die Aufmerksamkeit,<br />

die Anzahl und die Aktivität der Abwehrzellen<br />

zu steigern.<br />

Nach der Trance berichtete mir die Patientin,<br />

dass die Tumorzelle eine blaue Farbe und eine<br />

unregelmäßige Form hatte und weich und<br />

schwabbelig war. Die Abwehrzelle dagegen<br />

war rund, rot gefärbt und mit vielen Saugnäpfen<br />

versehen. Bei dem Treffen der Abwehrzelle<br />

auf die Tumorzelle begann die Abwehrzelle<br />

Bildtitel: „nur blau allein geht nicht..!? Inneres<br />

… Lebensenergie – tatsächlich begrenzt?“<br />

9. Sitzung (3 Monate später)<br />

In dieser Trance erzählte ich der Patientin die<br />

Geschichte von Fridolin dem Tausendfüßler (siehe<br />

Exkli 1/99). Die Geschichte spielt vor einigen<br />

Millionen Jahren, als es noch keine Menschen<br />

gab und alle Tiere noch die gleiche Sprache<br />

gesprochen haben. Ein Tausendfüßler verliert<br />

bei einem Erdbeben ein Bein. Für ihn bricht<br />

eine Welt zusammen. Er fühlt sich dadurch<br />

verstümmelt (Tumor-OP). Viele andere Tiere<br />

berichten ihm von ähnlichen Fällen, die dann<br />

gar nicht mehr lange gelebt haben. Der Wolf<br />

aber spricht ihm Mut zu und macht ihm klar,<br />

dass er schon einmal als kleines Kind das Laufen<br />

gelernt hat und es auch jetzt immer wieder<br />

neu erlernen könne (parallele Lernsituation).<br />

Daraufhin lernte der Tausendfüßler wieder das<br />

Laufen. Im Laufe der Zeit verlor er noch öfter<br />

durch ein Erdbeben ein Bein, schnitzte sich<br />

dann eine Prothese und lernte damit, wieder<br />

zu laufen. Am Ende der Geschichte rettet er<br />

durch seinen beherzten Einsatz die Gemeinschaft<br />

der Tiere vor dem Verderben. Er gewinnt<br />

ein Wettrennen gegen die aus einem Vulkan<br />

austretende und einen Berg hinabfließende<br />

glühende Lava, die alle Tiere, die sich zu diesem<br />

Zeitpunkt auf einem Fest befinden, töten<br />

würde. Durch seine Warnung können sich alle<br />

Tiere über einen Fluss in Sicherheit bringen.<br />

Der Tausendfüßler wird anschließend als Held<br />

gefeiert.<br />

Danach kam die Patientin nicht mehr zu mir, da<br />

es ihr gut ging. Sechzehn Monate später wurde<br />

bei ihr ein Lokalrezidiv (Auftreten des Tumors<br />

an der gleichen Stelle wie früher) festgestellt,<br />

das erfolgreich operiert wurde. Drei Monate<br />

Bildtitel: „Bewegung 2“<br />

Peter Karl Wirth<br />

Der Autor<br />

Peter Karl<br />

Wirth<br />

Facharzt für Strahlentherapie und Palliativmediziner.<br />

Von 1988 -1994 tätig in der Universitätsklinik<br />

Frankfurt am Main.<br />

Von 1995 - 2012 als Oberarzt tätig im<br />

Klinikum Frankfurt an der Oder.<br />

Seit 2012 als Oberarzt und seit 2014 als<br />

leitender Oberarzt tätig im Werner-Forßmann-Krankenhaus<br />

in Eberswalde.<br />

Anwendung der Hypnose seit 1995 mit<br />

Schwerpunkt Tumor- und Palliativpatienten.<br />

Veröffentlichungen in der „Experimentellen<br />

und klinischen Hypnose“ 02/1996,<br />

01/1998, 02/2001.<br />

Eigene Workshops auf dem Jahreskongress<br />

in Bad Lippspringe.<br />

www.krebs-und-hypnose.de<br />

Ziel dieses Beitrags ist es, die hypnotische<br />

Fähigkeit zu „primärprozesshafter<br />

Imagination“ (Fromm,<br />

1992, S. 135 ff.) im therapeutischen<br />

Prozess systematisch verorten zu helfen<br />

und eine Lanze zu brechen für<br />

die Berücksichtigung des persönlichkeitsstrukturellen<br />

Hintergrunds bei der<br />

Behandlung jeweiliger sogenannter<br />

Achse-I-Symptomatiken nach DSM.<br />

Der hier vorgestellte trancegestützte<br />

persönlichkeitskonzeptionelle Ansatz<br />

versteht sich deshalb als transdiagnostisch<br />

und die psychotherapeutischen<br />

Schulen gewissermaßen übergreifend.<br />

Die Persönlichkeit eines Menschen zeigt sich<br />

in den Entscheidungen, die er trifft. Die Regelhaftigkeit<br />

bzw., klinisch ausgedrückt, das<br />

Symptomatische hinter den Entscheidungen<br />

verweist auf den Persönlichkeitsstil respektive<br />

die Persönlichkeitsstörung. Symptomatische<br />

Entscheidungen fallen zumeist unbewusst. Sie<br />

verweisen auf den „persönlichkeitsstrukturellen<br />

Untertext“ des jeweiligen Verhaltens. Unser Unbewusstes<br />

zwinge uns, wie Roth (2007, S.289)<br />

ausführt, Sinn in unser Handeln zu bringen,<br />

ohne dass wir über die wahren Beweggründe<br />

Bescheid wüssten. Durch diesen Zwang zur<br />

sprachlichen Legitimation vor sich und den Mitmenschen<br />

ließe sich die radikale Verbiegung und<br />

Uminterpretation bis hin zum krassen Leugnen<br />

des Offensichtlichen im Handeln erklären. Der<br />

Hirnphysiologe schlussfolgert daraus: „Offenbar<br />

benötigt man für dieses Selbstverstehen eine<br />

externe Instanz, z.B. einen Therapeuten. Eine<br />

solche Person kann nämlich etwas tun, das<br />

wir nicht tun können, nämlich über die vom<br />

Unbewussten stammenden Anteile unserer<br />

Kommunikation und unseres Verhaltens Zugriff<br />

zur unbewussten mittleren limbischen<br />

Ebene zu erlangen.“<br />

Dass die Hypnose einen unmittelbaren Zugang<br />

zu den nicht integrierten, abgespaltenen, im<br />

Bewussten vermiedenen Affektrepräsentanzen<br />

ermöglicht, ist empirisch hinreichend gesichert<br />

(Fromm, 1992). Die Trance bedient gewissermaßen eine „Regression im Dienste des Ichs“ (Kris,<br />

1934/1952) respektive eine „adaptive Regression“ (Hartmann, 1939/1970).<br />

a. Methodisch knüpfen die im Folgenden in diesem Kontext abzuleitenden hypnotherapeutischen<br />

Prozessvariablen an den Ansatz von Friedhart Klix, 1981, an (vgl. dazu Schick, 2012): Verhalten<br />

ist stets subjektbestimmt und auf ein Objekt gerichtet. Es wird über Rückmeldungen gesteuert.<br />

b. Verhaltensentscheidungen erfolgen unter dem Druck motivationaler Kräfte.<br />

c. „Bei der Rückmeldung der Verhaltensentscheidung entspannt das Motivsystem im Falle der<br />

Zielerreichung – oder es bleibt verspannt im Falle der Verfehlung, des Scheiterns.“ (ebd. S. 11)<br />

Die Persönlichkeit des Erwachsenen bildet vornehmlich Ausgangspunkt und Folie des Rückschlusses<br />

auf die frühe Ontogenese, wobei mit Gaensbauer (1982, zit. nach Dornes 1993,<br />

S. 74) davon ausgegangen wird, „...dass sogenannte traumatische Ereignisse als solche eine<br />

sehr viel geringere Rolle bei der Bildung pathologischer seelischer Strukturen spielen als die<br />

Störungsmuster, die aus täglich wiederholten Erfahrungen entstehen, welche ihrer Natur nach<br />

weniger dramatisch, aber dafür hartnäckiger sind.“<br />

Abbildung 1: Die wertenden Aspekte der Persönlichkeit¹<br />

Die Einteilung der lebensweltlichen Motivationsfelder: Bestätigung, Zugehörigkeit/Aufmerksamkeit,<br />

Anerkennung, attribuiert von der Subjektseite her die jeweiligen gesellschaftlichen<br />

Bewertungsfelder (vgl. die Entsprechungen: Leistung, Anschluss/Intimität, Macht, bei Asendorpf,<br />

2007, S. 221-247 sowie McClelland,1961/2010, S. 158 ff.: Achievement, Affiliation/Intimacy,<br />

Power). Die Crux der symptomatischen Zuordnung ergibt sich daraus, dass der Übergang von<br />

Persönlichkeitsstilen zu -störungen schwer kategorial abzugrenzen ist. Frühkindliche Defizite,<br />

die sich durch den elterlichen Rückmeldungsbezug konstituieren, so bleibt zu schlussfolgern,<br />

begründen jeweils spezifische Vulnerabilitätsmuster und daraus sich ableitende Copingstile<br />

des Erwachsenen. Jeweils situativ vermittelt, verfestigen sie sich im Laufe des Lebens sympto-<br />

¹ Ebenen der „Gesellschaftlichen Wertungen“ folgen Schmidt, 1974


36<br />

Vom Symptom zum Affekt<br />

Vom Symptom zum Affekt<br />

737<br />

matisch. Die Grenzen zwischen dem legitimen<br />

Anspruch auf den jeweiligen Ebenen und dem<br />

Umschlagen ins Maladaptive und Dysfunktionale<br />

(sogenannte Achse-II-Störungen nach DSM)<br />

bleiben fließende.<br />

Beispiele:<br />

1. Ein 40-jähriger Journalist, der bei einer Tageszeitung<br />

für den Lokalteil zuständig ist,<br />

wird beim Spätdienst kurz vor Redaktionsschluss<br />

mit einer Eilmeldung konfrontiert. Er<br />

ist gezwungen, diese in einer Kolumne auf<br />

die erste Seite zu bringen. Als Lohn seiner<br />

Mühe bittet der Chef ihn in sein Büro, um ihm<br />

seinen Dank für die hervorragende Leistung<br />

auszusprechen. In der Folge verschlimmert<br />

sich das Reizdarmsyndrom, wegen dem der<br />

Patient in psychotherapeutischer Behandlung<br />

ist. Dazu gesellen sich Schlafstörungen. Der<br />

Patient kann nicht mehr zur Arbeit gehen.<br />

Er wird von Ängsten gequält, dass der Chef<br />

ihn, weil er sich nach dessen Meinung bewährt<br />

habe, öfter für die Schlussredaktion<br />

einsetze und er Beiträge für den Aufmacher<br />

liefern müsse. Gemessen an den Standards<br />

der marktführenden Zeitungen, habe sich<br />

für den Patienten bei seinem Einsatz nur mal<br />

wieder die eigene handwerkliche Stümperei<br />

und intellektuelle Unterlegenheit erwiesen.<br />

2. Eine weibliche Patientin mittleren Alters<br />

stellt sich wegen multipler somatischer Beschwerden<br />

zur Behandlung vor. Befragt nach<br />

einer typischen Situation des Auftretens der<br />

Symptomatik, gibt sie folgende Episode an:<br />

Ihre körperlichen Probleme kündeten sich<br />

zumeist zum Wochenende an. Eines Freitagabends<br />

klagte sie ihrem Mann wieder<br />

einmal ihre anhaltenden unerträglichen<br />

Kopfschmerzen. Worauf ihr Mann antwortete,<br />

sie solle doch endlich mit ihrem Arzt<br />

über einen Kurantrag reden. Vielleicht helfe<br />

aber auch schon, wenn sie einfach mal so<br />

wegführe, z. B. ihre beste Freundin besuche.<br />

Er würde für sie auch einen Termin in der<br />

Klinik machen, sich Urlaub nehmen und sie<br />

hinfahren. – Die Frau brach darauf in Tränen<br />

aus. Sie habe ihren Ehemann mit Vorwürfen<br />

überhäuft, ihm eine „Szene“ gemacht,<br />

dass er sie nicht verstehe. Dieser bemerkte<br />

konsterniert, was denn „jetzt schon wieder<br />

los“ sei, schließlich meine er es doch gut und<br />

habe ihr „nur helfen“ wollen.<br />

3. Ein 59-jähriger Techniker, der wegen personeller<br />

Spannungen und Zurücksetzungen<br />

in seiner Firma einen Monat vor Therapiebeginn<br />

für sich die Vorruhestandsregelung<br />

in Anspruch nahm, suchte die Praxis wegen<br />

seiner beständigen Gereiztheit und Nervosität<br />

auf. Als symptomatische Verhaltensprobe<br />

führt er folgendes Beispiel an: Tochter (26)<br />

und der Schwiegersohn, die noch bei ihm im<br />

Eigentum lebten und jetzt ein eigenes Haus<br />

bauten, teilen ihm wie nebenbei mit, dass<br />

sie zu einer Weinverkostung aufbrechen. Der<br />

Patient erkundigt sich nach dem Ziel und bekommt<br />

die Auskunft, dass es sich um einen<br />

dem Gedächtnis der beiden Befragten gerade<br />

entfallenen Winzer an der Nahe handelt. Der<br />

Patient, der seit Jahren exzessiv Heimatkunde<br />

und die Beschäftigung mit Geografie betreibt,<br />

zählt die in seinem Kopf gelisteten Orte aus<br />

der Gegend auf. Als er den Namen des Dorfes,<br />

zu dem das Paar aufbrechen will, trifft, und<br />

beide zustimmend nicken, fügt er noch eine<br />

ausgiebige Wegbeschreibung, die Autobahnabzweige<br />

zu den jeweiligen Zufahrtsstraßen<br />

zum Fluss betreffend, hinzu. - Und bekommt<br />

von der Tochter zur Antwort: „Das muss ich nicht<br />

wissen. Dazu habe ich mein Navi.“ Er habe sich<br />

darauf, aus dem Nachhinein sehr zu seinem<br />

Bedauern, hinreißen lassen, die jungen Leute<br />

anzufahren, ob sie überhaupt einen Verstand<br />

hätten. Sie könnten sicher nicht einmal sagen,<br />

wo die Nahe in den Rhein mündete. Er habe<br />

nicht wie sie studiert, aber er kenne sich aus.<br />

Auch ohne ein persönlichkeitskonzeptionell geschultes<br />

Verständnis besticht an der erhobenen<br />

situativen Ausgangslage in allen drei Fällen,<br />

sozusagen auf der phänomenologischen Ebene<br />

des Verstehens, eine Verkehrung im Rückmeldungsbezug<br />

(vgl. in der aufgeführten Reihenfolge<br />

die persönlichkeitsstrukturellen Entsprechungen<br />

in der Abbildung 2):<br />

• Im ersten Fall kann der Journalist die zumindest<br />

ideelle Belohnung nicht annehmen.<br />

Im Gegenteil, er fühlt sich durch die Rückmeldung<br />

seines Chefs so verletzt, dass er<br />

seinem Arbeitsplatz fernbleibt.<br />

• Die Frau im zweiten Beispiel kann die Zuwendung<br />

ihres Ehemannes nicht erreichen.<br />

Ja mehr noch, sie empfindet sein Angebot<br />

als beleidigend.<br />

• Der Vorruheständler in der dritten Vignette<br />

erlebt die Selbstständigkeit der Tochter als<br />

Kränkung. Weil das erwartete Lob dafür, dass<br />

er es gut mit ihr meinte, ausblieb, sieht er<br />

in ihr die „Böse“, die ihn nur wieder herabsetzen<br />

wolle.<br />

Gestützt auf die TEST-Diagnostik zum elterlichen<br />

Erziehungsverhalten (FEE²) erhärtet die<br />

Identifizierung sogenannter semantischer Initiale<br />

die jeweiligen in Abbildung 2 aufgelisteten<br />

strukturellen Befunde. Mit semantischem Initial<br />

sind Bezeichnungen und Wortsequenzen gemeint,<br />

die inhaltlich aus dem geschilderten<br />

Kontext ragen, respektive in einem gewissen<br />

Kontrast zur eigentlichen Absicht des Erzählten<br />

Abbildung 2: Vulnerabilitätsmuster auf den jeweiligen Rückmeldungsdimensionen<br />

² Der FEE (Schumacher et. al. 2000), die deutsche Kurzfassung des schwedischen EMBU (Perris et.al. 1980), besteht aus 24 Items,<br />

die zu drei umfänglich gleichen Skalen zusammengefasst sind: „Ablehnung und Strafe“ (AS), „Emotionale Wärme“ (EW), „Kontrolle<br />

und Überbehütung“ (KÜ). Die Einschätzung bei Fragen wie „Wurden Sie von Ihren Eltern hart bestraft, auch für Kleinigkeiten?“<br />

(AS), „Spürten Sie, dass Ihre Eltern sie gern hatten?“ (EW) und „Wünschten Sie sich manchmal, dass sich Ihre Eltern weniger darum<br />

kümmerten, was Sie taten?“ (KÜ) erfolgt, getrennt für Vater und Mutter, auf einer 4-stufigen Skala von 1=“nein, niemals“ bis 4=“ja,<br />

ständig“. Der FEE hat sich in der Erforschung von Bindungsverhalten (Schumacher et. al., 2004) weitgehend etabliert und findet Anwendung<br />

auch zur Erforschung elterlicher Einflussfaktoren auf die Psychopathogenese im Erwachsenenalter wie Essstörungen (Ihle<br />

et. al., 2004), Insomnie (Pfetzing et. al., 2007). Eine empirische Studie von Albani et al (2000; 2002) zeigte im direkten Vergleich<br />

einer klinischen Stichprobe mit einer entsprechenden Teilstichprobe aus dem FEE ein höheres Maß an „Ablehnung und Strafe“ sowie<br />

weniger „Emotionale Wärme“ in den Erinnerungen von Psychotherapiepatientinnen sowohl für den Vater als auch die Mutter, obwohl<br />

die Mutter gegenüber dem Vater als emotional wärmer wahrgenommen wird.<br />

stehen. Sie bilden den Ausgangspunkt, den<br />

Prozess des zunächst therapeutisch geleiteten<br />

Entdeckens (in dem auch Material wie Fotoalben,<br />

frühere Aufzeichnungen, Tagebuchnotizen,<br />

Briefe als Erinnerungsstützen durchaus<br />

sinnvoll sein können) einzuleiten und diesen<br />

in ein verstehendes Erinnern von Seiten der<br />

Patienten³ zu überführen:<br />

Ausgangspunkt der therapeutischen Interventionen<br />

bildet in allen drei Fällen eine affektive<br />

Blockade der Entscheidungsfähigkeit als<br />

Folge der, wie eingangs unter Berufung auf<br />

Klix abgeleitet, ontogenetisch erworbenen<br />

„Verspannung des Motivsystems“.<br />

Das Flussdiagramm in Abbildung 3 gibt einen<br />

Überblick über das Zusammenspiel der jeweiligen<br />

persönlichkeitskonzeptionell getragenen<br />

Ebenen im therapeutischen Prozess. Exploration<br />

von situativer Ausgangslage, symptomatischem<br />

Rückmeldungsbezug sowie Testdiagnostik zum<br />

elterlichen Erziehungsverhalten nebst ihrer<br />

kommunikativen Vertiefung, siehe erste und<br />

zweite Ebene der Interventionskreisläufe in<br />

der Abbildung 2, bilden die Ausgangsbasis zur<br />

Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit im<br />

therapeutischen Prozess. Sie sprechen primär<br />

Abbildung 3: Die Ebenen persönlichkeitskonzeptioneller Psychotherapie<br />

³ Wegen der besseren Lesbarkeit und dem Sprachfluss wird im Text<br />

das generische Maskulinum verwendet. Es sind alle geschlechtlichen<br />

Identitäten, sexuellen Orientierungen, Sexualziele und<br />

Liebesobjektwahlen mitgemeint.<br />

die kognitive Ebene zur Affektbewältigung an.<br />

Als „Blockadelöser“ fungieren sie gleichsam auf<br />

der Ebene des Bewusstseins. Erst die trancegestützte<br />

Imagination, siehe dritte Ebene der<br />

Interventionskreisläufe, Abbildung 3, gestattet<br />

einen unmittelbaren Zugang zu den jeweiligen<br />

unbewussten Affektrepräsentanzen. Was sich in<br />

der Verhaltenstherapie bei der Angstreduktion<br />

durch die Exposition mit äußeren Reizen als<br />

wirksam erweist, leistet in der Analogie die<br />

hypnotische Konfrontation nach innen. Dem<br />

Therapeuten steht hierbei das hypnotherapeutische<br />

Instrumentarium der Problemlösung durch<br />

Verfolgung von Gefühlsbrücken, Bearbeitung<br />

von Traumerleben sowie Altersregression zur<br />

Verfügung. Die „Exposition interno“ hat dabei<br />

zur Voraussetzung, den Patienten auf die affektive<br />

Konfrontation einzustimmen. Neben<br />

dem kognitiven Umstrukturieren und der Verhaltensmodifikation<br />

dienen die in der Abbildung<br />

3 aufgeführten ersten beiden Interventionsebenen<br />

deshalb zugleich der Vorbereitung des<br />

„hypnotherapeutischen Finales“. In der einleitenden<br />

Trance im Expositionskontext selbst hat<br />

es sich bewährt, eine Entscheidungssituation<br />

zwischen „Verstehen“ und „Verändern“ (vgl. Fallbeispiele,<br />

Schick, 2011, 2020) zu stimulieren.<br />

Sie dient dazu, die unbewusste Bereitschaft zu<br />

einer Konfrontation mit den aversiven Affekten<br />

abzufragen. Der Patient wird, im Sinne Ericksonscher<br />

Doppelbindung (O‘ Hanlon, 1995), durch<br />

die scheinbare Alternative, wie er auch immer<br />

entscheidet, an das im Bewussten vermiedene<br />

herangeführt.<br />

Abbildung 4: Affektiv-somatoforme<br />

Formenkreise<br />

Wie die hypnotherapeutische Erfahrung lehrt,<br />

spielt der sich aus der strukturellen Ausgangslage<br />

herleitende affektiv-somatoforme Formenkreis,<br />

siehe Abbildung 4, eine wichtige Rolle bei<br />

Tranceinduktion und -tiefe. Selbst in der trancegestützten<br />

Mobilisierung innerer Helfer besticht<br />

die Wirkung des strukturellen Hintergrunds.<br />

So lassen sich bei asthenisch-histrionischer<br />

Dimensioniertheit elterliche Bezugspersonen<br />

kaum aufrufen, während im Anankastischen<br />

und Narzisstischen Vater respektive Mütterinstanzen<br />

häufiger sind. Hier tut sich ein weites Feld<br />

für die hypnotherapeutische Systematisierung<br />

und Forschung auf. Der vorliegende Beitrag<br />

versteht sich vor diesem Hintergrund als ein<br />

aus der therapeutischen Praxis gewonnener<br />

Erfahrungsbericht.<br />

Literatur:<br />

Albani, C., Reulecke, M., Körner, A., Villmann, T., Blaser,<br />

G.& Geyer, M. (2000). Erinnertes elterliches Erziehungsverhalten<br />

und das Ausmaß psychischer Beeinträchtigungen<br />

bei Psychotherapiepatientinnen. Zeitschrift für Medizinische<br />

Psychologie, 2, 71-77.<br />

Albani, C., Reulecke, M., Körner, A., Villmann, T., Blaser,<br />

G., Geyer, M., Pokorny, D. & Kächele, H. (2002). Erinnertes<br />

elterliches Erziehungsverhalten und zentrale Beziehungsmuster<br />

bei Psychotherapiepatientinnen. Psychotherapie<br />

Forum, 9, 162-171.<br />

Asendorpf J.B. (2007). Psychologie der Persönlichkeit.<br />

Heidelberg: Springer, 2007: 221-247.<br />

Dornes, M. (1993). Der kompetente Säugling: die präverbale<br />

Entwicklung des Menschen. Frankfurt am Main: Fischer.<br />

Fromm, E. (1992). An Ego-Psychological Theory of Hypnosis.<br />

In Fromm E. & Nash M.R. (Ed.). Contemporary<br />

Hypnosis Research (pp 131-148). New York, London:<br />

(The Guilford Press).<br />

Gaensbauer, T. (1982). The differentiation of discrete<br />

affects: A case report. Psychoanal. Study Child, 37, 29-66.


38<br />

Vom Symptom zum Affekt<br />

Psychologie im Krieg<br />

739<br />

Ukraine:<br />

Psychologie im Krieg<br />

Autor: Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Eine Collage aus Fundstücken medialer Berichterstattung innerhalb der ersten vier<br />

Kriegswochen, einem Rückblick und zwei Fragen<br />

Hartmann, H. (1939/1970): Ich-Psychologie und Anpassungsproblem.<br />

Stuttgart: Klett-Verlag.<br />

Ihle, W., Heerwagen, A.& Neuperdt, C. (2004). Angst,<br />

Depression und Essstörungen und erinnertes elterliches<br />

Erziehungsverhalten. In T. Rammsayer, S. Grabianowski,<br />

S. Troche (Hrsg.):44. Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Psychologie. 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für<br />

Psychologie (S.346). Lengrich: Pabst Science Publisher.<br />

Klix, F. (1981): Über einige Zusammenhänge zwischen<br />

Allgemeiner Psychologie, Neurosenlehre und Psychotherapie.<br />

Zeitschrift für Psychologie, 189(1), 9-16.<br />

Kris, E. (1934/1952): Psychoanalytic explorations in art.<br />

New York: International Universities Press.<br />

McClelland, D. C. (2010 [1961]): The Achieving Society.<br />

Princeton: D. Van Nostrand Company.<br />

Perris, C., Jacobson, L., Lindström, H., von Knorring, L.<br />

& Perris, H. (1980). Development of a new inventory for<br />

assessing memories of parental rearing behavior. Acta<br />

Psychiatr Scand, 61, 265-274.<br />

Pfetzing, A., Schuchardt, J. & Riemann, D. (2007). Erinnertes<br />

elterliches Erziehungsverhalten und Schlaf. Somnologie<br />

– Schlafforschung und Schlafmedizin, 2, 12-129.<br />

Schick, B. (2011) Verstehen oder verändern. Hypnotherapeutische<br />

Exploration des strukturellen Hintergrunds bei<br />

Panikattacken – Ein Fallbericht. Suggestionen, 1, 34-52.<br />

Schick, B. (2012). „…wie wenn einer ständig schreiend<br />

antwortet“. Zum Verhältnis von Hypnotherapie zu Allgemeiner<br />

Psychologie. Hypnose-ZHH, 7(1+2), 169-178.<br />

Schick, B. (2020). Exposition „interno“. Symptomatisches<br />

Träumen als Manifestation ontogenetisch konstituierter<br />

Entscheidungsblockaden und ihre trancegestützte konfrontative<br />

Auflösung. Ein Fallbeispiel. Verhaltenstherapie<br />

& Verhaltensmedizin, 41 (4), 365-378.<br />

Schmidt, H.D. (1974). Persönlichkeitstheorie und Persönlichkeitsdiagnostik.<br />

In: Rösler, H.-D., Schmidt, H. D.,<br />

Szewczyk, H. Persönlichkeitsdiagnostik. Berlin: Deutscher<br />

Verlag der Wissenschaften.<br />

Schumacher, J., Eisemann, M. & Brähler, E. (2000). FEE<br />

Fragebogen zum erinnerten elterlichen Erziehungsverhalten.<br />

Bern: Huber.<br />

Schumacher, J., Stöbel-Richter, Y., Strauß, B. & Brähler,<br />

E. (2004). Perzipiertes elterliches Erziehungsverhalten<br />

und partnerbezogene Bindungsmuster im Erwachsenenalter.<br />

Psychotherapie Psychosomatik Medizinische<br />

Psychologie, 64, 148-154.<br />

Dr. phil. Bernd Schick<br />

Der Autor<br />

Studium der Psychologie in Berlin in<br />

der Arbeitsgruppe „Struktur und Semantik“<br />

bei Friedhart Klix. Forschung<br />

zur Sprachverarbeitung und dem<br />

Verhältnis von Persönlichkeits- und<br />

Romanstrukturen.Lehrauftrag Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main.<br />

Seit 1996 in eigener psychotherapeutischer<br />

Praxis im Psychologischen Zentrum<br />

Gelnhausen tätig. Niederlassung<br />

als Psychologischer Psychotherapeut.<br />

Klinischer Hypnotherapeut. Gastdozent<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie (DGH).<br />

(Die im Beitrag angeführten Falldarstellungen<br />

des Autors können auf Anfrage<br />

an die untenstehende E-Mail-Adresse<br />

als PDF online zugesandt werden)<br />

www.pzg.de<br />

bernd_schick@freenet.de<br />

Dr. phil.<br />

Bernd Schick<br />

<strong>2022</strong>: „Erste Hilfe“, erste Erklärungsversuche<br />

und ein Vorwurf<br />

24.02.<strong>2022</strong>: Russische Truppen marschieren<br />

in die Ukraine ein. Es ist wieder Krieg in Europa.<br />

Und wieder ist Russland, eine Atommacht,<br />

Kriegspartei. Der Angriff der russischen Truppen<br />

auf die Ukraine findet nicht im erwarteten begrenzten<br />

Rahmen, sondern großflächig von<br />

drei Seiten statt. Der russische Präsident droht<br />

kurz nach dem Einmarsch einmal mehr mit<br />

dem Einsatz von Atomwaffen.<br />

01.03.<strong>2022</strong>, WAZ: In der Westdeutschen Allgemeinen<br />

Zeitung erscheint ein erster Artikel mit<br />

dem Anspruch, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.<br />

Die Überschrift lautet: „Kriegsangst: wie sie<br />

entsteht und was dagegen hilft“ Unterzeile: Die<br />

Kämpfe in der Ukraine und Putins Atomdrohung<br />

können Angstreaktionen reaktivieren – nicht<br />

nur in der Elterngeneration“. Abgebildet ist<br />

Heide Glaesmer. Sie ist seit 2018 Außerplanmäßige<br />

Professorin an der Universität Leipzig<br />

und stellvertretende Leiterin der Abteilung für<br />

Medizinische Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie.<br />

Die Psychologische Psychotherapeutin mit<br />

Schwerpunkt Verhaltenstherapie empfiehlt<br />

gegen „Kriegsangst“, sich zu informieren, dies<br />

jedoch nicht zu übertreiben, die passive Rolle<br />

zu verlassen, sich zu engagieren, gegen den<br />

Krieg zu demonstrieren, Spenden zu sammeln<br />

oder Hilfsaktionen zu unterstützen. Zudem seien<br />

Gespräche in der Familie oder mit Freunden<br />

wichtig. Im gleichen Artikel rät der Präsident<br />

des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery<br />

„Menschen, die jetzt an Kriegsangst leiden“, bei<br />

starken Ängsten, mit dem Hausarzt zu sprechen<br />

oder eine Angstambulanz, Therapeuten, Pfarrer<br />

oder andere in der Seelsorge Tätige aufzusuchen.<br />

Umgekehrt sei es wichtig, „Menschen<br />

mit Kriegsangst“ ernst zu nehmen und ihre<br />

Gefühle nicht kleinzureden.<br />

03.03.<strong>2022</strong>, WAZ: Im Interview mit der gleichen<br />

Zeitung zwei Tage später konstatiert Jürgen<br />

Margraf, Professor für Klinische Psychologie<br />

an der RUB, Krieg sei „leider der Normalfall“.<br />

Die Älteren hätten jetzt Angst, dass der Krieg<br />

wiederkomme. Für die Jüngeren bestehe die<br />

Herausforderung darin, zu realisieren, dass Krieg<br />

nicht etwas aus grauer Vorzeit sei, sondern<br />

immer und überall passieren könne. Angst habe<br />

viel mit wahrgenommener Kontrolle und Vorhersagbarkeit<br />

zu tun. Information könne hinsichtlich<br />

beider Aspekte helfen. Eine Illusion<br />

sei es dagegen zu glauben, dass wir autonom<br />

entscheiden könnten. Wir müssten als Gesamtgruppe<br />

umdenken und hinter dem Strategiewechsel<br />

stehen, den unsere Regierung nun<br />

plane. Langfristig werde es dann allen besser<br />

gehen. Da wir gemeinsam immer klüger seien,<br />

sei der Austausch miteinander wichtig.<br />

Für manche Menschen sei es hilfreich, Regeln<br />

für den Katastrophenfall zu befolgen, andere<br />

Menschen neigten zu Verdrängung, was dauerhaft<br />

nicht funktioniere und zu viel Energie<br />

koste. Der Leiter des an der RUB angesiedelten<br />

Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische<br />

Gesundheit rät davon ab, Information<br />

zu vermeiden, aber auch davor, sich ihnen den<br />

ganzen Tag auszusetzen. Aus der Forschung<br />

resultiere das Wissen, dass zu viel Input aus den<br />

sozialen Medien verunsichere und zu einem<br />

Kontrollverlust führe. Aktiv zu sein, sei besser<br />

als passiv. Man könne spenden, Erklärungen<br />

unterzeichnen, konkrete Hilfe leisten.<br />

16.03.<strong>2022</strong>, TAZ online: In der TAZ schreibt die<br />

kroatisch-deutsche Schriftstellerin, Dramatikerin<br />

und Kolumnistin Jagoda Marinić: "Es ist, als<br />

hätte das Grauen, das Leben eben auch sein<br />

kann, keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft,<br />

ohne dass man die emotionalen Reaktionen<br />

auf diesen Schrecken sofort pathologisieren<br />

oder wegberaten müsste. Man sucht oder gibt<br />

sofort Rat, wie das Leiden wieder weggehen<br />

kann, statt eben diesen Leidensdruck als etwas<br />

zu erkennen, das wieder an die Welt zurück<br />

gerichtet werden muss: Wir leiden an diesem<br />

Unrecht und sollten das gesellschaftlich zum<br />

Ausdruck bringen, nicht nur Ratschläge erteilen,<br />

wie es uns gelingen kann, an dem Elend nicht<br />

zu leiden, uns abzulenken.<br />

Es ist diese merkwürdige Verdrängung und Privatisierung<br />

von Leiden, die dazu geführt hat,<br />

dass zahlreiche gesellschaftliche Missstände<br />

nicht mehr angeprangert werden. Das Problem<br />

ist nicht, dass wir zu weich sind, sondern dass<br />

auch eine solidarische Öffentlichkeit fehlt, die<br />

gemeinsam leidet und den Verantwortlichen<br />

deutlich macht, dass man diese Inhumanität<br />

nicht dulden will. Strukturelles Denken fehlt.<br />

Aber auch der Glaube daran, dass wir gemeinsam<br />

etwas ändern können. So verdrängen viele<br />

dankbar, schlicht weil sie überfordert und vereinzelt<br />

sind.“<br />

17.03.<strong>2022</strong>, Zeit online: Auch die Kultur- und<br />

Politikwissenschaftlerin Carla Braun plädiert<br />

einen Tag später im Zeitmagazin für den öffentlichen<br />

Gefühlsausdruck: Ausnahmslos<br />

jeder und jede müsse jetzt das Recht haben,<br />

auch öffentlich über seine oder ihre Gefühle zu<br />

sprechen und damit ernst genommen werden.<br />

In der emotionalen Vielstimmigkeit könne dann<br />

ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass<br />

beides sehr wohl parallel existieren könne: die<br />

ebenso individuelle wie die kollektive Angst vor<br />

Krieg. Und das bedingungslose Mitgefühl mit<br />

denjenigen, die wissen, wie es ist, in Kellern<br />

Schutz zu suchen.


40<br />

Psychologie im Krieg<br />

Psychologie im Krieg<br />

741<br />

Beitrag anklingenden Empfehlungen für die<br />

„Behandlung der Kriegsangst“ der eigenen<br />

Bevölkerung anzubieten?<br />

• Was können wir als Psychotherapeuten in Zeiten<br />

politischer Krisen, also vor dem etwaigen<br />

Ausbruch kriegerischer Auseinandersetzungen,<br />

aber auch in Friedenszeiten mehr tun,<br />

als den Kriegsfall als Normalität anzusehen<br />

und seinen Eintritt als solchen abzuwarten?<br />

Ich freue mich über Eure Antworten.<br />

Mails bitte an: info@inact-bochum.de<br />

Quellen (Auswahl):<br />

¹ (https://www.systemagazin.de/buecher/neuvorstellungen/2014/03/volkan_versagen_der_diplomatie.php<br />

18.03.<strong>2022</strong>, Spiegel online: Nochmal einen<br />

Tag später, auf den Tag genau acht Jahre nach<br />

Annexion der Krim durch Russland, nimmt uns<br />

Serhij Zhadan, der populärste Schriftsteller der<br />

Ukraine – zu dieser Zeit noch immer im belagerten<br />

Charkiw – in einem Gastbeitrag im Spiegel<br />

in die Verantwortung: "Ich weiß nicht, wann<br />

dieser Krieg zu Ende sein wird und welchen<br />

Preis wir für unseren Sieg zahlen müssen. Aber<br />

ich möchte ein paar Worte über die kollektive<br />

Verantwortung des Westens für all das sagen,<br />

was hier vor sich geht. Ihr habt zu lange und<br />

zu unverschämt mit den Tätern dieses Kriegs<br />

verhandelt. Ihr habt lange zwischen euren Prinzipien<br />

und eurer Bequemlichkeit geschwankt<br />

und dabei alle Verpflichtungen der Partnerschaft<br />

vergessen. Ihr habt zugelassen, dass<br />

die russische Propaganda euer Bewusstsein<br />

mit Lügen über »ukrainische Nazis« und den<br />

»Bürgerkrieg in der Ukraine« oder den »gesellschaftlichen<br />

Konflikt« überschwemmt hat.<br />

Ihr habt eine Mitverantwortung.“<br />

20.03.<strong>2022</strong>, Spiegel online: In seiner Spiegel-Kolumne<br />

erläutert 2 Tage später der Kognitionspsychologe<br />

Christian Stöcker, seit<br />

Herbst 2016 Professor an der Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW),<br />

eine 50 Jahre alte psychologische Theorie des<br />

1990 verstorbenen Sozialpsychologen Irving<br />

Janis, die Putins Krieg erkläre. Janis mache für<br />

gravierende politische Fehlentscheidungen in<br />

abgeschotteten staatlichen Führungszirkeln<br />

„Groupthink“-Phänomene verantwortlich:<br />

„Eine Denkweise, die Menschen annehmen,<br />

wenn sie stark in eine eingeschworene Gruppe<br />

eingebunden sind, wenn das Streben der<br />

Mitglieder nach Einmütigkeit ihre Motivation<br />

schlägt, alternative Handlungsmöglichkeiten<br />

realistisch zu prüfen.“<br />

22.03.<strong>2022</strong>, Spiegel online, S+: Mit seinem<br />

„Zwischenruf“ schließt Richard C. Schneider<br />

ziemlich genau vier Wochen nach Kriegsbeginn,<br />

was die Wahrnehmung von Kriegen angeht,<br />

den argumentativen Bogen zu Jürgen Margraf.<br />

Auch Schneider, Sohn ungarischer Schoah-Überlebender<br />

und von 2006 bis 2016 Leiter des<br />

ARD-Fernsehstudios in Tel Aviv, postuliert, in<br />

seinem Fall ausgehend vom Beispiel Israels,<br />

Krieg als Normalität wahrzunehmen. Israels<br />

Erfahrung lehre, dass Krieg die Normalität in<br />

der Geschichte und dem Wesen der Menschheit<br />

sei. Krieg lauere überall und immer. Trotz<br />

des Wissens, in einer kriegerischen Auseinandersetzung<br />

sterben zu können, und darüber,<br />

dass der gewaltsame Tod sie immer begleite,<br />

lebten die Israelis ihr Leben einfach weiter,<br />

mit einer gewissen Gelassenheit und mit dem<br />

Wissen um die Endlichkeit des eigenen Daseins.<br />

Man/frau habe Spaß und Freude und<br />

lebe im Hier und Jetzt. Um die Resilienz der<br />

friedensverwöhnten deutschen Gesellschaft<br />

bangt Schneider dagegen.<br />

2014: Was konnten wir wissen? Was hätten<br />

wir tun können?<br />

26.03.2014, systemagazin: Ziemlich genau acht<br />

Jahre zuvor wird meine Rezension¹ des Buchs<br />

„Das Versagen der Diplomatie“ ² des Psychiaters,<br />

Psychoanalytikers und Friedensforschers Varmik<br />

Volkan im systemagazin veröffentlicht. Die Rezension<br />

erscheint exakt 8 Tage nach Annexion<br />

der Krim durch die Russische Föderation in der<br />

Rubrik Neuerscheinungen, obwohl das Buch<br />

zum damaligen Zeitpunkt bereits 15 Jahre alt<br />

ist. Exakt zum Zeitpunkt des Erscheinens des<br />

Buches 1999 ist Wladimir Putin Präsident der<br />

Russischen Föderation geworden. Ich schreibe<br />

diese Rezension 2014 auf dem Hintergrund<br />

eigener Kriegsangst und der damals wie heute<br />

fehlenden Bereitschaft, kriegerische Auseinandersetzungen<br />

als beständig drohenden<br />

Normalfall (s. o.) zu akzeptieren. Ich schreibe<br />

sie als Ventil, denn bereits 2014 will es mir<br />

kaum gelingen, meinen Informationshunger<br />

hinsichtlich der Ereignisse auf der Krim und<br />

im Donbass zu begrenzen.<br />

Aus der Nachbetrachtung hat mir das Schreiben<br />

der Rezension die Illusion vermittelt, aktiv zu<br />

sein, indem ich meine Befürchtungen sowie<br />

Volkans Analysemethoden und Lösungsideen<br />

auf diese Weise öffentlich mache. Die Motti<br />

dieser Strategie lauten: Information tut not,<br />

Engagement hilft (s. o.). Es ist einer von mehreren,<br />

im Nachhinein gesehen, eher untauglichen<br />

Versuchen, mit Kollegen und Kolleginnen über<br />

die eigenen Reaktionen auf die Geschehnisse,<br />

in Kontakt bzw. einen Austausch zu kommen.<br />

Eine gut gemeinte eigene Initiative, ein örtliches<br />

ärztliches Netzwerk ärztlicher KollegInnen zur<br />

Hilfe von Flüchtlingen ganz überwiegend aus<br />

Syrien und Afghanistan, um eine Liste zur Hilfe<br />

bereiter PsychotherapeutInnen zu ergänzen,<br />

erweist sich zeitgleich alsbald an Bedarf und<br />

Bereitschaft vorbei intendiert. Dies ist mein<br />

damaliger ebenfalls gescheiterter praktischer<br />

Beitrag zu helfen.<br />

Die Rezension 2014 im systemagazin beginnt mit<br />

den Worten „Der russische Präsident Wladimir<br />

Putin bezeichnet im April 2005 den „Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion“ als „größte geopolitische<br />

Katastrophe des 20. Jahrhunderts“. Im Moment<br />

halten die Folgen der dieser Einschätzung zu<br />

Grunde liegenden Ereignisse die Welt im Konflikt<br />

um die Krim in Atem: Altkanzler Gerhard<br />

Schröder nennt die Vorgänge dort einen „Verstoß<br />

gegen das Völkerrecht“ und verweist in einem<br />

Atemzug auf den eigenen Verstoß gegen das<br />

Völkerrecht im Jugoslawien-Konflikt im Jahre<br />

1999. Genau in diesem Jahr ist Varmik Volkans<br />

Buch zum „Versagen der Diplomatie“ erschienen.<br />

Vom Eindruck war seine damalige Analyse „nie<br />

so wertvoll wie heute“.“<br />

Das Buch schien mir und scheint mir bis zum<br />

heutigen Tag ähnlich wie Janis‘ Ansatz (s. o.)<br />

einen hohen Erklärungswert dafür zu enthalten,<br />

die weitere Entwicklung des russischen<br />

Präsidenten und des diplomatischen Umgangs<br />

mit ihm bis zu ihrem aktuellen katastrophalen<br />

Ausgang vorherzusagen. So heißt es im weiteren<br />

Verlauf in meiner Buchbesprechung 2014<br />

fast beschwörend: „Mit der von Volkan zur Verfügung<br />

gestellten psychoanalytischen „Linse“<br />

lassen sich der von Putin beklagte „Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion“, die darauffolgenden<br />

Prozesse bis hin zu den aktuellen Ereignissen<br />

aus einer vertieften Perspektive lesen. Dazu<br />

bieten sich u. a. sein Modell des „gewählten<br />

Traumas“, sein Konzept der Großgruppentrauer<br />

und das traumatisierter Gesellschaften an. Gleichermaßen<br />

hilfreich ist seine Darlegung des<br />

Zusammenhangs zwischen der „inneren Welt<br />

des Führers“ und der Großgruppenidentität.<br />

Hinsichtlich einer Analyse des Verhaltens der<br />

Diplomatie nützlich ist die Unterscheidung<br />

zwischen Vigilanz, Hypervigilanz und defensiver<br />

Vermeidung sowie die Überprüfung der<br />

Bereitschaft und Fähigkeit, auf politischer bzw.<br />

diplomatischer Ebene unbewusst motivierte<br />

Widerstände und Abwehrmechanismen ins<br />

Kalkül zu ziehen.“<br />

Varmik Volkan wird in diesem Jahre 90 Jahre<br />

alt. Der gebürtige türkisch stämmige Zypriote<br />

wanderte 1957 nach seinem Studium der Medizin<br />

in Ankara in die USA aus. Dort arbeitete er<br />

nach entsprechender Ausbildung als Psychiater,<br />

Psychotherapeut, Friedens- und Konfliktforscher<br />

sowie als Autor und war bis 2001 Professor für<br />

Psychiatrie an der University of Virginia School<br />

of Medicine. Er entwickelte seit den 70er Jahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts neue Theorien<br />

des Großgruppenverhaltens in Friedens- und<br />

Kriegszeiten, war Gründungsmititglied der<br />

International Society of Political Psychology<br />

(ISPP). 1987 gründete er das Center for the<br />

Study of Mind and Human Interaction (CSMHI).<br />

und führte mehrfach für die UNO und andere<br />

internationale Organisationen Beratungsaufträge<br />

in Krisengebieten aus.<br />

Volkan war stets nicht nur Theoretiker sondern<br />

auch Praktiker: Auch auf dem Hintergrund der<br />

sich längst vollziehenden Katastrophe mit der<br />

größten Fluchtbewegung in der Zivilbevölkerung<br />

seit dem zweiten Weltkrieg scheinen mir daher<br />

seine Konzepte und seine Vorschläge zum Interventionsverhalten<br />

geeignet, den Blickwinkel<br />

auf die aktuellen Folgen des Kriegsgeschehens<br />

zu erweitern und hilfreiches Verhalten<br />

zu qualifizieren. Sein Ansatz ist geprägt von<br />

einer psychoanalytischen Grundorientierung<br />

auf Großgruppenprozesse aus einer Mehrgenerationenperspektive.<br />

Er ist ingängig und<br />

lesenswert beschrieben in einem Interview,<br />

das während der „Flüchtlingskrise“ 2015 in der<br />

TAZ vom 12.12.2015 unter dem Titel „Atmen,<br />

wo jemand Feuer legt“ ³ veröffentlicht worden<br />

ist. Übrigens soll Volkan laut dieses Interviews<br />

viermal für den Friedensnobelpreis nominiert<br />

worden sein. Bekommen haben ihn andere.<br />

Aktuell beschäftigt mich angesichts des kaum<br />

vorstellbaren Leids in der Ukraine, das sich m.<br />

E. bereits mit den Ereignissen auf der Krim<br />

abzeichnete und sich in den seitdem fortbestehenden<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

ankündigte, welche Möglichkeiten wir als PsychotherapeutInnen<br />

über die Notfallversorgung<br />

ankommender Flüchtlinge und die „Behandlung<br />

der Kriegsangst der eigenen Bevölkerung“ hinaus<br />

haben, um im Kriegsfall und in dessen<br />

Vorfeld tätig zu werden.<br />

Insofern stellen sich mir im Moment folgende<br />

Fragen:<br />

• Was haben wir als PsychotherapeutInnen im<br />

Kriegsfall über traumatherapeutische Angebote<br />

für „Flüchtlinge“ und die in diesem<br />

² Bibliothek der Psychoanalyse, Verlag: Psychosoziel-Verlag,<br />

Artikelnr. des Verlages: 49, 1999.<br />

³ https://taz.de/!5258096/?s=volkan/<br />

URL-Angaben auf Anfrage beim Autor unter<br />

info@inact-bochum.de<br />

Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Der Autor<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ronald<br />

Milewski<br />

Studium der Psychologie, Sozialanthropologie,<br />

Philosophie, Arbeits- und Organisationspsychologie<br />

und Friedenwissenschaften<br />

in Bochum, Dortmund und Hagen<br />

Psychologischer Psychotherapeut (VT), Zulassung<br />

zur Einzel- und Gruppentherapie,<br />

langjähriger (Ausbildungs-) Supervisor,<br />

Dozent und Selbsterfahrungsanleiter der<br />

Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie,<br />

seit 1990 in eigener Praxis tätig<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildungen in Verhaltens-<br />

und Familientherapie, NLP und<br />

Hypnotherapie, Systemischer Supervision<br />

und Institutionsberatung, Breathworks,<br />

Akzeptanz- und Commitment Therapie<br />

Trainer für Gruppendynamik, Konfliktberater<br />

nach der Transcend-Methode<br />

Mitgründer des Instituts für Akzeptanzund<br />

Commitment-Therapie Bochum,<br />

s. www.inact-bochum.de


42<br />

hypnose-heldenreise<br />

hypnose-heldenreise<br />

743<br />

hypnose-heldenreise<br />

Die hypnose-heldenreise ist eine<br />

Begegnung zwischen der Hypnose<br />

und anderen Themengebieten. Für<br />

mich, die Psychologische Psychotherapeutin<br />

und Hypnotherapeutin Claudia<br />

Weinspach, steht dabei die Frage im<br />

Vordergrund, wie die Hypnose uns dazu<br />

verhelfen kann, an die eigenen unbewussten<br />

Ressourcen zu gelangen und<br />

diese für neue Ideen, Ziele und bisher<br />

unbekannte Wege nutzbar zu machen.<br />

Durch die Zusammenarbeit und das<br />

gegenseitige Bereichern verschiedener<br />

Themengebiete möchte ich neue Impulse<br />

zur Verwendung von Hypnose als<br />

Begleitung und Unterstützung auf dem<br />

individuellen Lebens- und Schaffensweg<br />

und auch in der Verbindung zwischen<br />

den Gebieten entstehen lassen.<br />

In diesem experimentellen Aufbruch<br />

tun sich buchstäblich neue Welten<br />

auf, die neugierig machen und zum<br />

Beschreiten einladen. Und beim Entdecken<br />

der Welten können sich schon<br />

mal Eigendynamiken entwickeln, die<br />

abenteuerlichen Charakter haben ...<br />

Heute: die Fotografie<br />

In dieser ersten hypnose-heldenreise haben die<br />

Fotografin Agnes Zimmermann und ich die Idee<br />

verfolgt, Hypnose als Werkzeug und Katalysator<br />

für kreative Wahrnehmung einzusetzen. Wir<br />

erforschten zusammen die Gemeinsamkeiten<br />

zwischen Hypnose und Fotografie. Dabei stand<br />

für uns das Thema der bildhaften, visuellen<br />

Wahrnehmung im Vordergrund. Wie nimmt<br />

man während der Trance wahr? Wie verändert<br />

sich die alltägliche Wahrnehmung durch das<br />

Praktizieren von Hypnose? Wie kann sich die<br />

veränderte Wahrnehmung auf die Fotografie<br />

und das „Sehen“ auswirken? Wie spielen die<br />

anderen durch Trance intensiv erlebten Sinne<br />

– Hören, Riechen, Schmecken und Spüren –<br />

in den Prozess der bildhaften Wahrnehmung<br />

beim Fotografieren hinein? Ist es möglich, in<br />

Trance „anders“ zu fotografieren?<br />

In drei Teilen dokumentieren und diskutieren<br />

wir den Prozess rund um diese Fragestellungen.<br />

Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung<br />

der wichtigsten Inhalte.<br />

Autorinnen: Dipl.-Psych. Claudia Weinspach & Agnes Zimmermann<br />

1. Auszüge aus dem Interview vor der Hypnose:<br />

A.Z: Ich habe mich vor unserem Treffen für<br />

mein Projekt mit anderen visuellen und medialen<br />

Darstellungen der Hypnose befasst und<br />

dort wiederkehrende Elemente gefunden, wie<br />

zum Beispiel die Darstellung von Sinnesorganen<br />

oder der Hand als Symbol. In meinen Bildern<br />

habe ich das häufig eher verschwommen oder<br />

nicht ganz klar erkennbar visualisiert, da ich<br />

davon ausgegangen bin, dass die optische Erfahrung<br />

während der Trance eher traum- oder<br />

rauschartig ist. Ich habe vor allem Disneyfilme<br />

analysiert, in denen Hypnose als eine eher magische,<br />

manipulative Macht eingesetzt wird.<br />

Allerdings konnte man dort auch einige visuelle<br />

Schlüsselelemente erkennen, wie zum Beispiel<br />

ein grelles Licht, welches einen führt, oder eindringliche<br />

Augen.<br />

C.W: Das sind tatsächlich Elemente, die man<br />

mitunter in Induktionen verwendet. Das, was Sie<br />

gerade beschreiben, sind Übergangszustände<br />

zwischen Wach- und Trancezustand.<br />

In Teilen stimmen Ihre Überlegungen mit meinem<br />

Erfahrungsschatz überein, manches bedient<br />

eher die stereotypische Sicht auf Hypnose, wie<br />

sie in der Show- oder Filmhypnose dargestellt<br />

ist. Es kann zwar hin und wieder vorkommen,<br />

dass manche Menschen wenig sehen; das hat<br />

aber nichts damit zu tun, dass sie nichts erleben,<br />

sondern dass bei ihnen andere Sinnesmodalitäten<br />

aktiver sind.<br />

Wenn es visuelle Bilder gibt, sind die häufig<br />

ganz lebensecht und überhaupt nicht unscharf,<br />

sondern klar, prägnant und intensiv. Das ist<br />

auch die Stärke von Hypnose, dass wir Dinge<br />

in inneren Bildern erlebbar machen und wir<br />

uns dementsprechend fühlen. Man kann sich<br />

das bei der Trance so vorstellen, dass ich in<br />

diesem Zustand – in der Regel mit geschlossenen<br />

Augen – im eigenen Inneren Bilder sehe.<br />

Das sind vielleicht Erinnerungsbilder, oder aber<br />

auch Phantasiebilder, die mein Unbewusstes<br />

wie im Traum zusammen stellt. Manchmal sind<br />

sie am Anfang unscharf, manchmal aber auch<br />

sehr scharf und sehr prägnant. Und wie beim<br />

Fotografieren – da könnte man eine Gemeinsamkeit<br />

sehen – kann man auch den Fokus<br />

einstellen.<br />

A.Z: Mich interessiert nun vor allem die Wirkung<br />

der Hypnose, weil nicht nur die Wahrnehmung,<br />

eine Gemeinsamkeit zwischen Fotografie und<br />

Hypnose zu sein scheint, sondern auch die Selbsterforschung.<br />

Denn das Medium Fotografie gibt<br />

mir die Chance, meine Wahrnehmung der Welt<br />

zu analysieren und somit auch eine Menge über<br />

mich zu erfahren. Daher frage ich mich, ob ich<br />

die Hypnose nutzen kann, um diese Effekte zu<br />

verstärken und ich dadurch meine Beziehung<br />

zur Fotografie weiterentwickeln kann.<br />

C.W: Sie wollen sich also auch unbewusst erforschend<br />

als Fotografin weiterentwickeln?<br />

A.Z: Ja, mich würde es interessieren, ob mein<br />

Unterbewusstsein mich noch intensiver dabei<br />

begleiten kann, was ich fotografiere und wie<br />

ich etwas wahrnehme. Ich finde den Gedanken<br />

spannend, die Hypnose Teil eines kreativen<br />

Prozesses werden zu lassen. Und vielleicht<br />

könnte die Hypnose auch langfristig Einfluss<br />

auf meine Wahrnehmung nehmen.<br />

Auch diesen interdisziplinären Austausch mit<br />

Ihnen finde ich sehr spannend und würde meine<br />

Erfahrungen gerne mit Ihnen reflektieren.<br />

2. Durchführung der Hypnosesitzung:<br />

Es wurde eine Ressourcentrance mit Altersregression<br />

zum Thema „Schönes Kindheitserlebnis<br />

– freies Kind“ durchgeführt und auf<br />

allen Sinneskanälen elaboriert. In der Trance<br />

erlebte Erinnerungen an ein fröhlich-ausgelassenes<br />

„Schlammbaden“ mit dem Bruder<br />

wurden ideomotorisch begleitet, emotional<br />

verdichtet und körperlich verankert.<br />

www.youtube.com/<br />

watch?v=pSq4C553wjI&t=8s<br />

3. Auswertung der Erfahrungen nach der<br />

Hypnose:<br />

C.W: Wie haben Sie die Trance erlebt? Gab es<br />

Bestätigungen Ihrer Vorstellung von Hypnose<br />

oder haben Sie etwas Neues erfahren?<br />

A.Z: Ganz neu für mich waren die physischen<br />

Phänomene der Trance wie die Arm-Levitation<br />

und das Fingerzucken, sowie das Gefühl für<br />

Sprache während der Trance. Auch besonders<br />

eindrucksvoll fand ich, wie schnell nach den<br />

Suggestionen die Bilder und Worte kamen,<br />

ohne dass ich das Gefühl hatte, dass ich eine<br />

bewusste Entscheidung treffen musste, sondern<br />

dass diese ganz selbstverständlich da waren.<br />

C.W: Wunderbar! Das, was Sie hier beschreiben,<br />

ist der Unterschied zwischen einer Trance-Erfahrung<br />

und einer bewussten Vorstellung. Für<br />

die Vorstellung muss ich mich konzentrieren<br />

und mir Einzelteile ins Gedächtnis rufen, und<br />

während der Trance kommen die Bilder direkt<br />

aus den lebendigen Erinnerungen. So wie Sie<br />

es jetzt beschreiben, war es von den Bildern<br />

und den Körperempfindungen her eine ganz<br />

„klare“ Erfahrung für Sie. Ob die Bilder eher<br />

diffus sind, war ja ein Thema, womit wir uns<br />

zuvor befasst haben.<br />

A.Z: Ja. Zuerst kamen bei mir ganz viele verschiedene<br />

Erinnerungen und Bilder, fast wie<br />

eine Diashow. Aber als ich dann an dieser einen<br />

Erinnerung festhielt, ging das richtige Erleben<br />

los. Die ganze Situation kam wieder hoch und<br />

alle Eindrücke und Gefühle, die damit einhergingen.<br />

C.W: Ist es über diese Tranceerfahrung hinaus<br />

für Sie noch weitergegangen im Alltag?<br />

A.Z: Ich habe schon einige Dinge in meinem<br />

Alltag beobachten können, die sich seit der<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema und seit<br />

der Hypnose verändert haben. Zum einen habe<br />

ich häufiger lebhafte Träume oder Erinnerungs-<br />

Flashs. Außerdem begegne ich öfter diesen<br />

Trigger-Momenten, ich denen ich durch einen<br />

ganz alltäglichen Sinneseindruck, wie zum Beispiel<br />

einen Geruch oder ein Geräusch, in eine<br />

positive Erinnerung geleitet werde, die dann<br />

für mich ganz intensiv wahrnehmbar und irgendwie<br />

gegenwärtig ist. Das Gefühl, woanders<br />

zu sein, Urlaub im Kopf zu machen, und die<br />

Glücksgefühle, die damit einhergingen, waren<br />

sehr präsent. Dadurch habe ich erkannt, dass<br />

die Wahrnehmung und die Alltagsrealität auch<br />

sehr flexibel sein können.<br />

C.W: Und hat sich auch auf der professionellen<br />

Ebene, in der Art, wie sie fotografieren, etwas<br />

geändert?<br />

A.Z: Diese Frage ist deutlich schwieriger zu<br />

beantworten, und die Auswirkungen sind da,<br />

aber sie sind deutlich subtiler. Gerade weil<br />

die Rezeption der eigenen Bilder eine andere<br />

Aufgabe ist, als einfach wahrzunehmen und<br />

zu erleben. Ich kann aber sagen, dass sich<br />

diese eine Trance schon ein wenig auf meine<br />

Kreativität und Produktivität ausgewirkt hat. In<br />

meinen Fotografien nehme ich Bezug auf meine<br />

inneren Bilder und Erinnerungen, sowie auf<br />

die Metaphern, die vor allem in der Induktion<br />

benutzt wurden. Stilistisch habe ich gemerkt,<br />

dass ich von der Totale häufig mehr ins Detail<br />

gegangen bin, um die Aufmerksamkeit darauf<br />

zu lenken.<br />

C.W: Zeigen Sie mir gern ein paar Ihrer neuen<br />

Aufnahmen ...<br />

Es scheint so, als sei die Welt der inneren Bilder<br />

in die Welt Ihrer fotografischen Sicht übersetzt<br />

worden. Diese Bilder sind gefüllt mit der Emotionalität<br />

und mit dem, was Sie da erlebt haben.<br />

A.Z: Ich habe mich darauf konzentriert, dass<br />

die Bilder nicht nur abbilden, sondern auch<br />

andere Sinneseindrücke, Gefühle oder eine<br />

Atmosphäre transportieren.<br />

C.W: Gibt es da etwas Konkretes, womit Sie<br />

weitermachen möchten?<br />

A.Z: Mir geht es vor allem um die Regelmäßigkeit<br />

und um das Einbeziehen in den Alltag, damit<br />

ich nach einer längeren Zeit besser beurteilen<br />

kann, ob und wie sich die Hypnose auf meine<br />

visuelle Sprache ausgewirkt hat. So möchte<br />

ich die Hypnose noch mehr mit meiner Arbeit<br />

verbinden und experimentieren. Es wäre zum<br />

Beispiel spannend zu erfahren, ob man in der<br />

Trance fotografieren kann und wie sich das<br />

anfühlt.<br />

C.W: Das ist tatsächlich ein spannender Gedanke.<br />

Das könnten wir einmal in der Selbsthypnose<br />

ausprobieren....<br />

Das gesamte Projekt finden Sie unter:<br />

www.youtube.com/<br />

playlist?list=PL7RxtGQWKo-<br />

HIxQTVJlrQOIFb_38y-p_Vi<br />

Weitere Informationen zu hypnoseheldenreise<br />

gibt es auf unserem<br />

Instagram:<br />

Die Autorinnen<br />

@die_hypnose_heldenreise<br />

Die Psychologische Psychotherapeutin Claudia<br />

Weinspach ist in Münster niedergelassen.<br />

Sie ist Autorin und Dozentin und leitet das DGH-<br />

Fort- und Weiterbildungszentrums Rhein-Ruhr<br />

in Dortmund. (www.claudia-weinspach.de)<br />

Agnes Zimmermann ist Fotografin mit Schwerpunkt<br />

auf künstlerisch-konzeptioneller und<br />

dokumentarischer Fotografie. Sie studiert<br />

Fotografie an der FH Dortmund und arbeitet<br />

zurzeit an ihrem Bachelorprojekt, welches die<br />

Beziehung zwischen Hypnose und Fotografie<br />

thematisiert. (www.agneszim.com)


44<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

745<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und<br />

psychodelische Substanzen<br />

Autor: Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf<br />

“If the doors of perception were cleansed,<br />

every thing would appear to man as it is: infinite”<br />

Der Konsum von Psychedelika, ihre<br />

zunehmende Legalisierung, die Zunahme<br />

von Verschwörungstheorien,<br />

eine erhebliche Tendenz zu Verschwörungstheoretikern<br />

unter Konsumenten,<br />

die Nähe von Psychedelika zu Psychosen<br />

und Paranoia einerseits und zur<br />

Selbstentwicklung im Gedankengut<br />

von Buddhismus, Meditation und<br />

Yoga andererseits. Dies zusammen<br />

konvergiert zu einem Lebensgefühl,<br />

das die von der Aufklärung diktierte<br />

rational wissenschaftliche Durchdringung<br />

der Welt transzendiert. Als hätten<br />

die Ernüchterung über die Grenzen<br />

des Wachstums und die Grenzen der<br />

bürgerlichen Alltagsvernunft die Hoffnung<br />

gefördert, dass etwas jenseits<br />

des Bewusstseins existiert, mit dem<br />

der Mensch bisher Lebensräume in Besitz<br />

genommen hat und zu vernichten<br />

im Begriff ist.<br />

Blake, William (1790) The Marriage of Heaven and Hell<br />

Ein Merkmal der Vernunft-geleiteten Orientierung<br />

in der Welt ist die duale Beziehungsqualität,<br />

die mit der Unterscheidung von Subjekt und<br />

Objekt einhergeht. Sie stabilisiert die Ich-Grenzen<br />

und degradiert alles Andere inklusive der<br />

Personen zu Gegenständen der Betrachtung<br />

und Manipulation. Damit bin ich fremd in der<br />

Welt und entfremdet von dem Teil in mir, der<br />

mit Anderen und dem Universum (im Sinne<br />

von Bubers Ich-Du Beziehung) verbunden sein<br />

könnte.<br />

Psychedelische Substanzen heben die Dualität<br />

und die damit verbundene Entfremdung vorübergehend<br />

auf. Spürbar wird die wiederhergestellte<br />

Verbundenheit mit anderen Menschen<br />

durch die Einnahme von sog. Entaktogenen wie<br />

MDMA oder GHB und die Verbundenheit mit<br />

dem größeren Ganzen durch die Einnahme von<br />

sog. Entheogenen wie DMT (Ayahuasca) oder<br />

Meskalin (Peyote). Auf diese Weise löst sich das<br />

Individuum aus den gewohnten Fixierungen<br />

und es kann den Kontakt zum großen Ganzen<br />

wieder wahrnehmen.<br />

Es ist fraglich, ob man die Selbstbeschränkung auf<br />

den individualistischen Egozentrismus unserer<br />

Zeit aus eigener Kraft überwinden kann oder<br />

besser mit Hilfe der Substanzen, die die Natur<br />

zur Verfügung stellt. Vielleicht ist es ja ein Geschenk<br />

der Evolution, dass sie den Menschen<br />

Ayahuasca, Peyote und bestimmte Pilze anbietet,<br />

die psychedelische Substanzen enthalten: als ein<br />

günstiger Zufall, göttlicher Wille oder Regulativ<br />

im Sinne einer Gajatheorie. Das würde über<br />

einen molekular-zellulären Reduktionismus in<br />

der Analyse psychoaktiver Wirkungen hinausführen<br />

und eine Erweiterung des Denkens um<br />

eine spirituelle Dimension darstellen.<br />

Auf der anderen Seite gibt es in vielen Kulturen<br />

kontemplative Traditionen, die ebenfalls<br />

veränderte Bewusstseinszustände anstreben,<br />

um den Dualismus von Ich und Objekt hinter<br />

sich zu lassen, die aber ohne von außen zugeführte<br />

Substanzen auskommen. Viele dieser<br />

Praktiken erfordern eine lange Einübung<br />

in Gebete, Meditationen oder schamanistische<br />

Rituale, deren Mühe wenige auf sich nehmen<br />

wollen und die der moderne Lebensstil gar<br />

nicht zulässt. Man stelle sich eine Familie mit<br />

zwei berufstätigen Eltern und drei Kindern vor<br />

und die Eltern ziehen sich täglich zwei bis drei<br />

Stunden zur Meditation zurück.<br />

Daneben gibt es die hypnotische Trance, die<br />

leicht erlernbar ist und sowohl subjektiv eine<br />

Annäherung an nonduales Erleben ermöglicht<br />

als auch neurophysiologisch ähnliche Mechanismen<br />

mobilisiert wie psychoaktive Substanzen.<br />

Der gemeinsame Nenner ist die Zunahme der<br />

Entropie in bestimmten Hirnstrukturen und die<br />

Auflösung und Rekonsolidierung von Konnektivitäten<br />

zwischen und innerhalb dieser Strukturen.<br />

Trotz bemerkenswerter Ähnlichkeiten in der<br />

therapeutischen Indikation und in den zugrunde<br />

liegenden Wirkmechanismen, ist bisher der<br />

Verwandtschaft psychedelischer Substanzen<br />

und der hypnotischen Trance wenig Beachtung<br />

geschenkt worden (Lemercier & Terhune 2018).<br />

Das entropische Gehirn<br />

Erickson hat vermutet, dass hypnotische Trance<br />

ein veränderter Bewusstseinszustand ist, in dem<br />

die üblichen Glaubenssätze und der gewohnte<br />

Bezugsrahmen vorübergehend verlassen werden,<br />

sodass obsolete Verknüpfungen gelöst<br />

und neue gefunden werden. Er kannte die<br />

Forschung mit bildgebenden Verfahren nicht,<br />

formulierte aber etwas, das die Neurophysiologie<br />

bestätigt. Er meinte, dass bevor man sich<br />

an die Arbeit macht, das Ich zu stabilisieren,<br />

das unsere gewohnten Denkmuster bestimmt,<br />

es sich lohnt, dieses Ich vorübergehend außer<br />

Kraft zu setzen, um eine Neuorientierung zu<br />

erleichtern. Auf diese Weise gelingt es u.U. eher,<br />

Patienten (bzw. Menschen generell) aus der<br />

Leidensrolle ihrer kognitiven und emotionalen<br />

Sackgassen zu befreien.<br />

Ein frühes Experiment der kognitiven Psychologie<br />

konnte zeigen, dass die Erweiterung des<br />

Bezugsrahmens bei der Problemlösung hilfreich<br />

ist. Ein Teil der Probanden konnte das bekannte<br />

grafische Rätsel nicht lösen, wie man vier im<br />

Quadrat angeordnete Punkte mit nur drei Linien<br />

verbindet. Man gönnte ihnen eine Pause und<br />

zeigte ihnen beiläufig, wie ein großes Buch von<br />

einem kleineren vollständig zugedeckt werden<br />

kann, indem man das kleinere flach über das<br />

aufrecht hingestellte große Buch hält. Nach<br />

dieser scheinbar belanglosen Demonstration<br />

konnten die gescheiterten Probanden die Dreistrichaufgabe<br />

lösen. Es ist, als hätte man den<br />

Lösungsraum durch eine zusätzliche Sinnesmodalität<br />

(konkrete Handlung) und durch größeren<br />

Kontext erweitert und so das Denken von der<br />

Einschränkung befreit, in dem von den vier<br />

Punkten vorgegebenen Rahmen zu bleiben.<br />

Auch Träume können festgefahrene Vorstellungen<br />

auflösen. So ging es Kekulé 1748 als er in<br />

seinem Lehnstuhl eindöste und die bis dahin<br />

gewohnte Vorstellung der linearen Anordnung<br />

der Kohlenwasserstoffe hinter sich ließ und<br />

auf die ringförmige Anordnung des Benzols<br />

kam, indem er von einer Schlange träumte,<br />

die sich in den Schwanz beißt. In manchen<br />

Fällen behindert das gewohnte Denken (hier<br />

die lineare Anordnung der Kohlenwasserstoffe)<br />

eine kreative Lösung. Doch Menschen verlassen<br />

die Gewohnheiten ungern, denn sie vermitteln<br />

Sicherheit.<br />

Der Neurowissenschaftler Robin Carhart-Harris<br />

führte 2014 den Ausdruck des entropischen<br />

Gehirns ein, um zu verdeutlichen, dass es sich<br />

bei unserem Gehirn um ein komplexes Organ<br />

handelt, das Entropie, d.h. die ungeordnete<br />

Menge an Informationen reduziert, die von<br />

außen wie von innen auf den Organismus einwirkt<br />

(Carhart-Harris et al., 2014). Die Information<br />

wird so reduziert, dass eine schnelle<br />

Orientierung möglich wird. Das wird durch eine<br />

Hierarchie von Netzwerken erreicht, die spezifische<br />

Aufgaben der Informationsverarbeitung<br />

abwickeln: Motorik, Sensorik, Gedächtnis, Aufmerksamkeit,<br />

Handlungskontrolle usw. Eines<br />

der übergeordneten Netzwerke ist das DMN<br />

(Default Mode Network), sozusagen die Standard-Ruheeinstellung<br />

des Gehirns (resting state,<br />

Anticevic et al., 2018). Weitere übergeordnete<br />

Netzwerke sind das Aufmerksamkeits- und das<br />

Handlungs-Kontrollsystem.<br />

Das DMN ist aktiv, wenn man im entspannten<br />

Zustand seinen Bewusstseinsstrom freien Lauf<br />

lässt. Es resultieren schweifende Gedanken,<br />

die in Selbstreflexion und Tagträumen um das<br />

eigene Ich kreisen. Man überdenkt die Vergangenheit<br />

und die Zukunft und phantasiert<br />

über seine Hoffnungen und Ängste. Diese Art<br />

der Rumination ist besonders ausgeprägt bei<br />

Depressiven und Menschen mit anderen neurotischen<br />

Tendenzen.<br />

Dagegen schweigt das DMN während der<br />

Aufgabenorientierung: keine Zeit, über sich<br />

selbst nachzusinnen. Die Außenorientierung<br />

der Netzwerke Handlungskontrolle und der<br />

Aufmerksamkeit sind der Gegenspieler der<br />

Innenorientierung auf das eigene Ego. Entsprechend<br />

ist das deaktivierte DMN mit besserer<br />

kognitiver Leistung verbunden. Die Fähigkeit<br />

zur Deaktivierung des DMN ist ein Zeichen gesteigerter<br />

Konzentrationsfähigkeit. So findet<br />

man bei erfahrenen Meditierern eine stärkere<br />

Deaktivierung des DMN als bei Novizen (Anticevic<br />

et al., 2018, S. 5). Mit anderen Worten scheint<br />

die DMN-Unterdrückung ein Mechanismus zu<br />

sein, das Gehirn von schweifenden Gedanken<br />

abzuhalten, die die Aufgabenorientierung stören<br />

würden, wie das z.B. bei schizophrenen Patienten<br />

der Fall ist (Palhano-Fontes et al. 2015, S. 6).<br />

Daneben begibt sich das DMN in veränderten<br />

Bewusstseinszuständen (altered states<br />

of consciousness, ASC) zur Ruhe, nämlich im<br />

REM-Schlaf, bei lange eingeübter Meditation,<br />

unter Einwirkung halluzinogener Substanzen<br />

und in hypnotischer Trance (Cavena & Trimble<br />

2006). Hier dient die Deaktivierung des DMN<br />

der Reduktion der Ichbezogenheit bei weiter<br />

bestehender Innenwendung. Dabei scheint das<br />

Zurücktreten des Prekuneus als Teil des DMN<br />

eine wichtige Rolle zu spielen, der u.a. für das<br />

episodische Gedächtnis, die Bewertung sozialer<br />

Konsequenzen des eigenen Handelns und die<br />

Selbstreflexion zuständig ist, d.h. für die Ich-Perspektive<br />

(Menon 2011). Wenn jemand seinen<br />

Namen hört oder liest, steigt die Durchblutung<br />

dieser Hirnregion (Quin u. Northoff 2011). Die<br />

Aktivität des Prekuneus vermittelt dem Individuum<br />

das Gefühl, Autor seiner Handlungen zu<br />

sein (sense of agency), sich seiner selbst, seiner<br />

Persönlichkeitsmerkmale und seiner äußeren<br />

Erscheinung bewusst zu sein. Er wurde daher<br />

„the mind's eye“ (Cavanna u. Trimble 2006, S.<br />

577) genannt und ist für Introspektion bedeutsam<br />

(Rosazza u. Minati 2011).<br />

Wenn die Ichbezogenheit zu groß wird, resultiert<br />

eine gewisse Rigidität, die als Persönlichkeitsmerkmal<br />

oder als Folge von Stress wohl bekannt<br />

ist. Eine Steigerung äußert sich in Zwängen:<br />

Das Denken kreist um die Perfektion, damit<br />

sich das Ich völlig sicher fühlen kann. Sucht<br />

lässt ebenfalls wenig Freiheitsgrade zu und ist<br />

monoman von der Idee beherrscht, dass das<br />

Ich den Tag ohne den Suchtstoff nicht übersteht.<br />

Und auch Depression ist ein Zustand<br />

eines auf zu viel Selbstreflektion eingeengten<br />

Bewusstseins, in dem das Ich auf die Vorstellung<br />

fixiert ist, wertlos zu sein. Immer scheint es<br />

ums besorgte Ich zu gehen und das Denken<br />

endet in einer Sackgasse. Eine Aufhebung der<br />

Ichbezogenheit, d.h. die vorübergehende Deaktivierung<br />

des DMN samt Precuneus könnte<br />

eine Entlastung und eine Offenheit für eine<br />

Wende mit sich bringen.<br />

Wirkung halluzinogener Substanzen<br />

Bewusstseinszustände, ob durch Substanzen<br />

oder andere Methoden wie Meditation, Sensorische<br />

Deprivation (Samadi Tank), Yoga, Gebete,<br />

Hypnose induziert, lassen sich in drei generellen<br />

Dimensionen anordnen: Erregung-Beruhigung,<br />

Euphorie-Dysphorie und Erweiterung bzw. Einengung<br />

des Bewusstseins. Die Halluzinogene<br />

zählen zu den Substanzen, die zur Bewusstseinserweiterung<br />

führen können. Zu den das<br />

Bewusstsein einengenden Substanzen zählen<br />

Opiate, Amphetamine, Alkohol und Schlafmittel<br />

(Barbiturate).<br />

Forschungen mit bildgebenden Verfahren<br />

konnten zeigen, dass durch psychoaktive<br />

Substanzen, wie das dem Serotonin verwandte<br />

Psilocybin (in magische Pilzen), oder Meskalin


46 Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

747<br />

(im Peyote -Kaktus), DMT (in Ayahuasca) und<br />

das synthetische LSD das DMN deaktiviert wird<br />

und sich die Kopplung verschiedener Hirnareale<br />

vorübergehend auflöst. Zum Beispiel wird die<br />

Synchronisierung zwischen den sensorischen<br />

und den assoziativen Arealen, also das Zusammenwirken<br />

von Input und dessen gewohnter<br />

Integration unterbrochen. Verbunden mit<br />

der Auflösung der Konnektivität zwischen verschiedenen<br />

Hirnarealen ist eine Zunahme der<br />

Entropie, d.h. der Unvorhersagbarkeit.<br />

Für die Einnahme der psychedelischen Substanzen<br />

wie LSD, Psilocybin und Ketamin zeigte<br />

sich im Vergleich zum Placebo entsprechend<br />

eine Zunahme der Entropie in unterschiedlichen<br />

Bereichen des Gehirns und immer auch<br />

im Precuneus (Schartner et al. 2020). Es löst<br />

sich die gewohnte Ordnung im Bewusstsein<br />

auf. Es lockert sich das normale Zusammenspiel<br />

zwischen und innerhalb der einzelnen<br />

Systeme und es entsteht ein subchaotischer<br />

Schwellenzustand, der neue Verknüpfungen<br />

ermöglicht (Beaty 2012). Verbunden damit ist<br />

die Deaktivierung des DMN und des ichbezogenen<br />

Denkens.<br />

Der kurative Effekt der Psychedelika<br />

Das Gehirn kann als Filter betrachtet werden,<br />

der im Normalfall dafür sorgt, dass irrelevante<br />

Informationen beiseite gelassen werden, um<br />

die Entropie zu reduzieren. Das wird offenbar<br />

durch eine effiziente Verschaltung kortikaler<br />

Netzwerke mit dem Thalamus erreicht, der als<br />

Schleuse für interne und externe Reizzufuhr<br />

angesehen wird. Wird dieser corticothalamische<br />

Filter durch psychoaktive Substanzen vorrübergehend<br />

außer Kraft setzt, erzeugt das mehr oder<br />

weniger ungeordnete Informationen, die das<br />

Gehirn ungefiltert fluten und so die Entropie<br />

erhöhen (Vollenweider & Geyer, 2001).<br />

Die Idee des Gehirns als Filter geht auf den<br />

Philosophen Henri Bergson (1896) zurück, die<br />

Aldous Huxley in seinem bekannten Buch „The<br />

doors of perception“ aufgreift, dessen Titel er<br />

dem Mystiker William Blakes entlieh, der 1793<br />

schieb:<br />

"If the doors of perception were cleansed every<br />

thing would appear to man as it is: infinite."<br />

Wenn der Filter des Alltagsdenkens wegfällt,<br />

öffnet sich die Tür zu einem sehr weiten Wissen,<br />

das auch mystische und außersinnliche<br />

Erfahrungen umfasst. Dadurch wird erklärlich,<br />

dass nach dem klinischen Tod durch Herzstillstand,<br />

außerkörperliche Erfahrungen gemacht<br />

werden, da die Zirbeldrüse in der Zeit nach<br />

dem klinischen Tod körpereigenes DMT direkt<br />

in die Hirnflüssigkeit (den zerebro-spinalen Liquor)<br />

abgibt, nämlich das Halluzinogen, das<br />

im Ayahuasca enthalten ist und in der Natur<br />

vielfach vorkommt.<br />

Unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen<br />

entsteht eine Art von mentalem Tsunami, wie<br />

es der Neurobiologe Sayan (2012) ausdrückt.<br />

Dabei hört die Ichbetroffenheit auf, das Ich<br />

tritt in den Hintergrund (ego dissolution) und<br />

es wird dem Bewusstsein möglich, sich mit<br />

etwas anderem zu verbinden. So fanden terminale<br />

Krebspatienten unter LSD, dass sie zwar<br />

weiterhin Schmerzen hatten, aber nicht mehr<br />

darunter litten, sondern empfanden, dass es<br />

andere Dinge gab, die sie mehr beschäftigten<br />

(Metzner, 1989).<br />

Diese Reizüberflutung durch Psychedelika hat<br />

schon manchmal die Kreativität gesteigert. Denn<br />

Meskalin (Peyote-Kactus) z.B. wurde seit Jahrhunderten<br />

von indigenen Völkern Mexikos für<br />

spirituelle Rituale verwendet. Wissenschaftler<br />

wie der Pharmakologe Louis Lewin (1850-1923),<br />

Sexualmediziner Havelock Ellis (1859-1939),<br />

Biochemiker Alexander Shulgin (1924-2014),<br />

Psychologe Timothy Leary (1920-1997), die<br />

Schriftsteller Jack Kerouac (1922-1969), Allen<br />

Ginsberg (1926-1997), Herman Hesse (1877-<br />

1962), Ernst Jünger und der Philosoph Aldous<br />

Huxley (1894-1963) nahmen Meskalin, um sich<br />

inspirieren zu lassen. Sie berichteten von bedeutenden<br />

Erkenntnissen (Stafford, 1978). Wie<br />

im Fall vom Nobelpreis-Träger Kary Mullis, der<br />

behauptet seine Entdeckung der Polymerase<br />

Kettenreaktion für die DNA-Analyse mithilfe<br />

von LSD gefunden zu haben; ebenso wird von<br />

Francis Crick, einem anderen Nobelpreis-Träger<br />

gesagt, dass er sich auf einem LSD-Trip befand,<br />

als er die Doppelhelix entdeckte.<br />

Das durch die Psychedelika ausgelöste Chaos<br />

stellt also offenbar keinen mentalen Defekt dar,<br />

sondern eher einen Zustand, der Neuordnung<br />

durch Fluktuation ermöglicht. Interessanterweise<br />

produzieren Spinnen perfekte geometrische<br />

Netze, wenn ihnen LSD oder Meskalin verabreicht<br />

wurde, während dies unter Einfluss von<br />

Kaffein oder Canabis (THC) nicht der Fall war.<br />

Bewusstseinsveränderungen durch Psychedelika<br />

sind Dosis- wie Substanz-abhängig (Shulgin,<br />

1991) und allgemein wird bei hinreichender<br />

Dosis bei psychedelischen Substanzen von mystischen<br />

Erfahrungen berichtet (Hintzen, 2010).<br />

Als neuro-psychopharmakologische Basis sind<br />

verschiedene Modelle vorgeschlagen worden,<br />

u.a. die körpereigene Produktion von Ketamin,<br />

vieles bleibt aber noch ungeklärt.<br />

Klinische Untersuchungen in den letzten 20<br />

Jahren konnten zeigen, dass bei Patienten mit<br />

schweren seelischen Störungen in wenigen psychotherapeutisch<br />

begleiteten Sitzungen mit<br />

Psilocybin positive Ergebnisse erzielt wurden.<br />

So bei Zwang (Moreno et al., 2006), Rauchen<br />

(Bogenschütz & Johnson, 2016), Alkoholabusus<br />

(Bogenschütz et. al., 2015, Rucker & Young<br />

(2021) und therapieresistenter Depression<br />

(Grob et al. 2011, Griffith et al. 2016, Carhart-<br />

Harris et al., 2018). Sterbende Krebspatienten<br />

konnten gelassen sagen, der Tod gehöre zum<br />

Leben. Das wird plausibel, wenn man sich klar<br />

macht, dass durch die Deaktivierung des DMN<br />

unter dem Einfluss der Droge das Alltags-Ich<br />

zurücktritt und seinen Zugriff lockert. Denn,<br />

wenn der Patient nicht mehr meint, sich an<br />

seinem Ego festhalten zu müssen, dann kann<br />

er sich eher etwas Größerem erschließen. Und<br />

damit stellt der vom Verlust bedrohte Mensch<br />

zugleich seine Würde wieder her. Alle therapeutischen<br />

Wirkungen waren über mindestens<br />

sechs Monate stabil.<br />

Hypnotische Trance als veränderte<br />

Informationsverarbeitung<br />

Ein subchaotischer Zustand durch Herabsetzung<br />

des DMN, wie er durch Einwirkung psychoaktiver<br />

Substanzen entsteht, ist auch in den REM-Träumen,<br />

in tiefer Meditation und in hypnotischer<br />

Trance nachgewiesen (Oakley, 2008; Deely et<br />

al., 2012). Aus Träumen ist das eine geläufige<br />

Erfahrung. Man findet in ihnen verwirrende<br />

Bilder, aber räumt ihnen auch kreatives Potenzial<br />

ein (siehe Kékules Traum). Das Denken verlässt<br />

den gewohnten Rahmen der Rationalität<br />

und Ichbezogenheit. Es wird nicht räsoniert:<br />

„Kann ich das? Darf ich das? Was hat das für<br />

Konsequenzen? Passt das zum dem, was ich<br />

bisher mache?“ usw.<br />

Ein Beispiel:<br />

Ein überaus angepasster und erfolgreicher<br />

Geschäftsmann, Mitte vierzig, träumt, dass<br />

er mit einem Porsche, den er gar nicht hat,<br />

mit überhöhter Geschwindigkeit von der Polizei<br />

angehalten wird und mit Vergnügen ein<br />

Strafmandat entgegennimmt. Er übertritt im<br />

Traum heiter die gewohnten Regeln und stellt<br />

fest, dass es ihm guttut, seine Angepasstheit<br />

hinter sich zu lassen.<br />

In der hypnotischen Trance ist die Dekonstruktion<br />

von Denkmustern nicht so extrem wie<br />

in manchen wirren Träumen und daher auch<br />

besser nachvollziehbar.<br />

Ein Beispiel:<br />

Eine etwa 35-jährige Dame verbringt täglich<br />

Stunden mit dem iPad und möchte das reduzieren,<br />

was ihr bisher nicht gelang. In der Trance<br />

wird ihr u.a. das Märchen von Schneewittchen<br />

erzählt, was ja oberflächlich gesehen keinen<br />

Zusammenhang mit dem Thema zu haben<br />

scheint. Im wachen Alltagsdenken würde sie<br />

vermutlich eingewendet haben, warum ihr<br />

ein Märchen erzählt wird, und warum gerade<br />

dieses. Nach der Trance sagt sie jedoch, es<br />

sei ihr wie Schuppen von den Augen gefallen,<br />

denn das iPad sei ja ein Apple und Schneewittchen<br />

beißt in den vergifteten Apfel und fällt<br />

in einen Schneewittchen-Schlaf, so wie sie,<br />

wenn sie stundenlang am iPad zubringt. Aber<br />

der Rucker beim Transport im gläsernen Sarg<br />

(vergleichbar mit der Filterblase des Netzes)<br />

lässt sie erwachen. Und dann hat der Apfel ja<br />

auch eine ungiftige Seite, wie die Stiefmutter<br />

durch Hineinbeißen demonstriert. Also eine<br />

halbe Stunde täglich Apple-Diät ist verträglich.<br />

Die hypnotische Trance ist offenbar mit einem<br />

kontrollierbaren Traum und mit der Wirkung<br />

bestimmter psychoaktiver Substanzen vergleichbar.<br />

Es öffnet sich das Bewusstsein zu mehr<br />

Entropie und verlässt die Ich-Bezogenheit.<br />

Hypnotische Trance wurde seit Freud als ein<br />

Zustand temporär geschwächter Abwehr betrachtet,<br />

der zu Veränderungen genutzt wird,<br />

die sonst blockiert oder abgespalten sind. Der<br />

hypnotische Zustand ist temporär, doch die<br />

Veränderungen sind nachhaltig – ähnlich wie<br />

die Wirkung psychoaktiver Substanzen.<br />

Bis zur Ankunft bildgebender Verfahren konnte<br />

man hypnotisches Verhalten als Compliance<br />

in einem entsprechend inszenierten sozialen<br />

Kontext interpretieren, als etwas, das Menschen<br />

aus Gründen sozialer Erwünschtheit<br />

„mitmachen“, sei es auf der Bühne oder im<br />

Therapiezimmer. Inzwischen liegen jedoch hirnphysiologische<br />

Untersuchungen vor, dass unter<br />

Hypnose objektive und neuronal nachweisbare<br />

Veränderungen stattfinden, die außerhalb der<br />

willentlichen Kontrolle zu liegen scheinen, d. h.<br />

nicht simulierbar sind. So im dem Bereich der<br />

hypnotischen Analgesie (Rainville et al. 1997,<br />

Faymonville et al. 2000), der Farbhalluzination<br />

(Kosslyn et al. 2000), der hypnotischen<br />

Lähmung (Cojan et al. 2009; McGeown et al<br />

2009; Pyka et al. 2011) und dem kognitiven<br />

Bereich (Stroop Interferenz, Raz et al. 2005).<br />

Man erklärt sich diese Wirkungen der Hypnose<br />

so, dass durch das Außerkraftsetzen des Default<br />

Mode die hypnotisierte Person gewissermaßen<br />

Ich-los reagiert, d.h. ohne das bisherige Selbstbild<br />

(Alltags-Ich) zu beachten und ohne seine<br />

Handlungen auf zukünftige Konsequenzen hin<br />

und die Wirkung auf Andere zu überprüfen,<br />

ohne Bewertungen vorzunehmen wie z.B. „das<br />

kann ich nicht“, „das bin ich nicht“ oder „das<br />

darf ich nicht“, „das passt nicht zu mir“. Das<br />

Selbstbild des Alltagsdenkens und dessen Begrenzungen<br />

sind abgespalten, die die innere<br />

Suche nach Lösungen, Ressourcen, Traumata<br />

behindern würden.<br />

Darauf beruhen die zahlreichen therapeutischen<br />

Anwendungen der Hypnose (siehe Revenstorf<br />

& Peter 2017).<br />

Diskussion<br />

Die subjektive Wirkung psychoaktiver Substanzen<br />

ist nicht vorhersagbar: LSD, PCP (Angel dust),<br />

Psilocybin, Methamphetamine (Crystal Met)<br />

können euphorische oder dysphorische Effekte<br />

haben, auch bei derselben Dosis in derselben<br />

Person zu verschiedenen Zeitpunkten. Es gibt<br />

keine Erklärung dafür, wann eine Substanz wie<br />

wirkt. Vage wird die Wirkung der halluzinogenen<br />

Droge an der inneren Verfassung (mind-set)<br />

und dem Kontext (setting) festgemacht, in dem<br />

sie eingenommen wird. Doch im Grunde ist das<br />

charakteristische Merkmal dieser Substanzklasse<br />

die Unvorhersagbarkeit ihrer psychischen<br />

Auswirkungen.<br />

Es wäre auch schwierig, pharmakologisch zu<br />

erklären, wie durch eine so geringe Menge von<br />

nur 50 μg einer chemischen Substanz wie LSD<br />

so profunde und z. T. nachhaltige Wirkungen<br />

in einem Körper ausgelöst werden können, der<br />

zwei Millionen mal so schwer ist. Man kann<br />

also sagen, dass auch nach über einem halben<br />

Jahrhundert Forschung eine pharmakologische<br />

Theorie der spezifischen Wirkung von Halluzinogen<br />

noch nicht gefunden wurde.<br />

Vielmehr kommt es unter Einfluss psychedelischer<br />

Substanzen generell zum Anstieg an<br />

Entropie im Gehirn, der Auflösung synaptischer<br />

Verbindungen und einem Zurücktreten der<br />

selbstreflexiven Gedanken. Das bringt Unterbrechung<br />

der Rumination ums eigene Ich mit<br />

sich und damit die Chance einer heilsamen<br />

Rekonsolidierung.<br />

In abgeschwächter Form bewirkt hypnotische<br />

Trance ebenfalls eine Deaktivierung des DMN<br />

und damit verbunden eine Unterbrechung der<br />

ichbezogenen Gedanken, die man im Falle von<br />

depressiven, süchtigen oder zwanghaften Patienten<br />

als Problemtrance bezeichnen könnte.<br />

Die mit der Hypnose verbundene Verminderung<br />

der Metakognitionen wird nicht exogen, sondern<br />

durch mentale Anleitung bewirkt. Dadurch wird<br />

die erzielte salutogene Wirkung u.U. als ichsyntoner<br />

und eher als eigene Kompetenz erlebt.<br />

Die Nutzung von Psychedelika zur Unterbrechung<br />

problematischer Gedanken und Gefühle<br />

bringt drei Risiken mit sich. Einmal, dass die<br />

Substanz zur Dauermedikation reduziert wird<br />

und so lediglich die weniger wirksamen Antidepressiva<br />

ersetzt werden. Damit würde man<br />

den Psychedelika die Essenz der spirituellen<br />

Erfahrung rauben – so wie es beim Microdosing<br />

der Fall sein könnte.<br />

Eine zweite nachteilige Entwicklung wäre, dass<br />

sich die Psychedelika in das Pharma-Menu einreihen<br />

mit dem Menschen ihren emotionalen<br />

Alltag optimieren, indem sie mit Beruhigungsmitteln,<br />

Schlafmitteln, Stimmungsaufhellern,<br />

Aufputschmitteln et cet. ihr Erleben mcdonaldisieren,<br />

d.h. standardisieren und kontrollierbar<br />

machen.<br />

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass sich<br />

Psychedelika in den Wellnessbereich abdriften<br />

und als rekreative Geschäftsidee vermarktet<br />

werden. Entweder in schicken Berliner Stadtwohnungen<br />

oder als neo-schamanische Retreats<br />

am Amazonas. Damit würden die Psychedelika<br />

für die Psychotherapie an Glaubwürdigkeit verlieren<br />

wie schon einmal vor 50 Jahren.<br />

Als Alleinstellungsmerkmal ist psychedelische<br />

Therapie nicht darauf angelegt, dem Menschen<br />

möglichst gut mit pharmazeutischen Produkten<br />

zu helfen. Die unerklärliche Wirkung geringfügiger<br />

Mengen einer u.U. nur einmaligen<br />

Dosis von Psilocybin, DMT oder Meskalin legt<br />

nahe, dass die Wirkung der Psychodelika die<br />

rationale Wissenschaft, die sie zwar erforscht,<br />

aber nicht versteht, transzendiert. Es handelt<br />

sich nicht um Medikamente, sondern jeweils<br />

um eine Reise in einen Raum jenseits des Alltagsdenkens,<br />

von der man verändert zurückkehren<br />

kann, weil man mit etwas in Berührung<br />

kam, das größer ist, als das von seiner Abwehr<br />

geplagte und eingeengte Ich. Es sollten die<br />

Psychedelika sowohl vor der rekreativen wie<br />

der pharmazeutischen Kommerzialisierung<br />

geschützt werden.<br />

Psychoaktive Substanzen haben nicht nur<br />

Wirkungen auf das individuelle Verhalten, die<br />

sich physiologisch ergründen lassen; wie etwa,<br />

dass serotoninähnliche Substanzen gedankliche<br />

Aktivitäten stimulieren und grundsätzlich<br />

eher antidepressiv wirken. Es sind auch soziale<br />

Konsequenzen von Bedeutung, z.B. fördert<br />

Oxytocin Vertrauen, LSD und MDMA vermehren<br />

Altruismus und Empathie gegenüber der<br />

eigenen Gruppe, aber Abgrenzung gegenüber<br />

Fremden. Amphetamine vermindern prosoziales<br />

Verhalten und Substanzen, die Serotonin-Rezeptoren<br />

aktivieren, steigern die Sensitivität<br />

gegenüber Mitmenschen und Kontextvariablen<br />

oder die Medikation mit Antidepressiva wie<br />

Citalopram bewirkt, dass die Patienten soziale<br />

Verletzungen vermeiden und sich gegen un-


48<br />

Ichlosigkeit durch Hypnose und psychodelische Substanzen<br />

Literaturübersicht<br />

749<br />

Literaturübersicht<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

faires Verhalten anderer wehren. Gleichzeitig<br />

vermindern Antidepressiva und Anxiolytika das<br />

Mitgefühl (Nutt 2021).<br />

Intensive psychedelische Erfahrungen korrelieren<br />

mit liberalen politischen Ansichten, Offenheit<br />

und Naturverbundenheit, und geringem Ausmaß<br />

von autoritären politischen Ansichten. Die<br />

Wirkung ist aber individuell unterschiedlich,<br />

wie man am Beispiel des eher rechtsorientierten<br />

und Psychedelika zugetanen Poeten Ernst<br />

Jünger sehen konnte; ebenso weiß man aus<br />

Medienberichten über Radikalisierung rechter<br />

Gruppen in den USA, die psychedelische Drogen<br />

konsumieren.<br />

Es lässt sich also nicht eine Heilslehre der Friedfertigkeit<br />

aus dem Konsum psychoaktiver Drogen<br />

ableiten, ebensowenig wie es in indigenen<br />

Kulturen bei dem Gebrauch von Ayahuaska, den<br />

Pilzen und Peyote der Fall war. Darüber hinaus<br />

ist auch zu beachten, dass der Guru-geleitete<br />

Konsum von Psychedelika zu Machtmissbrauch<br />

führen kann. Es reicht daher nicht, die Wirkung<br />

von psychoaktiven Substanzen neuropsychologisch<br />

zu säkularisieren. Vielmehr ist es nötig,<br />

den kulturellen Kontext einzubeziehen. Damit<br />

würde eine strenge Trennung von anthropologischen<br />

und pharmakologischen Aspekten in<br />

der Forschung hinfällig und es überschneiden<br />

sich hier Geistes- und Naturwissenschaften.<br />

Häufig werden die vorliegenden Befunde in<br />

Geschäftsideen von Psychedelika-Retreats<br />

vermarktet. Dagegen sind Bedenken erhoben<br />

worden, da die empirische Basis sowohl in der<br />

Grundlagenforschung wie auch bezüglich der<br />

Wirksamkeit bisher zu schmal ist für Versprechungen<br />

über therapeutische Wirkungen und<br />

spirituelle Heilserfahrungen (Rucker & Young<br />

2021). Die üblichen Studiendesigns der Pharmaforschung<br />

mögen für die Anwendung bei<br />

psychoaktiven Substanzen fragwürdig sein, da<br />

sich der Konsum von Verum und Placebo nicht<br />

verblinden lässt – beide werden schnell als solche<br />

erkannt. Dennoch ist es nicht ratsam, auf die<br />

traditionelle Forschungsmethodik zu verzichten,<br />

d.h. die fallbezogenen Studien, RCT-Designs<br />

und speziell lange Katamnesen der klinischen<br />

Anwendung. Das haben die tragischen Folgen<br />

des Schlaf- und Beruhigungsmittels Thalidomid<br />

(Contergan) gezeigt, das von 1957 bis 1961<br />

vertrieben wurde. Nämlich die körperlichen<br />

Missbildungen der Neugeborenen, deren Mütter<br />

das Medikament eingenommen hatten. Daher<br />

sind die ethischen Regelungen für Humanforschung,<br />

die 1964 in den Helsinki-Vereinbarungen<br />

festgelegt wurden und die Grundlage der<br />

Therapieforschung bilden, weiterhin relevant.<br />

Man kann dagegen halten, dass der Konsum<br />

von halluzinogenen Substanzen seit Jahrtausenden<br />

in indigenen Kulturen stattfindet, ohne<br />

Schaden anzurichten. Es gibt daher eine anthropologisch<br />

begründete Rechtfertigung, dem<br />

Nutzen ihrer Anwendung zu vertrauen. Für<br />

Hypnose trifft das gleiche zu. Beide Verfahren<br />

der Bewusstseinserweiterung sind Bestandteil<br />

einer gewachsenen Tradition.<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych.<br />

Dirk Revenstorf<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Dirk Revenstorf,<br />

Tübingen<br />

Professor für klinische Psychologie, Universität<br />

Tübingen; approbierter Psychotherapeut;<br />

spezialisiert auf Hypnotherapie<br />

und Paartherapie; Ausbildung in Gestalt-,<br />

Hypno- und Körpertherapie sowie VT; vormals<br />

Vorstand der MEG und Mitglied der<br />

Landes- und Bundes-PK; Gründungsmitglied<br />

der Deutsch-Chinesischen Akadamie<br />

für Psychotherapie.<br />

18 Bücher; 200 wissenschaftliche Publikationen;<br />

Jean-Piaget-Award der Int. Ges. Hypnose;<br />

Preis der Milton-Erickson-Ges.,<br />

Forschungspreis der American Association<br />

of Bodypsychotherapie.<br />

Auch in der Forschung hat sich wieder<br />

Einiges getan im letzten Jahr. Besonders<br />

wichtig für die wissenschaftliche Unterstützung<br />

der Bedeutung der Hypnose bei der<br />

Behandlung von Schmerzen scheint mir die<br />

Arbeit von Milling et al.<br />

Es ist seit 20 Jahren (Montgomery et al., 2000)<br />

die erste ausführliche und methodisch sehr<br />

stringente Metaanalyse klinischer Studien.<br />

Es wurden ausdrücklich nur Arbeiten über<br />

die Behandlung klinischer (nicht experimenteller!)<br />

Schmerzen eingeschlossen und hohe<br />

Effektstärken für Hypnose gefunden, die mit<br />

denen anderer psychologischer Interventionen<br />

vergleichbar sind. Interessanterweise sprechen<br />

die Autoren in ihrer Bewertung die ausdrückliche<br />

Empfehlung aus, bei klinischen Studien<br />

zur Wirksamkeit von Hypnose auf eine Verblindung<br />

zu verzichten, da dadurch ansonsten ein<br />

messbarer Anteil der Wirkung verloren geht.<br />

Außerdem beklagen sie zurecht, dass ein Manko<br />

vieler Studien darin besteht, dass die Art der<br />

verwendeten hypnotischen Interventionen zu<br />

ungenau und damit nicht nachvollziehbar geschildert<br />

werden und empfehlen diesbezüglich<br />

künftig exakte Manuale anzugeben.<br />

Leonard S. Milling, Keara E. Valentine, Lindsey M.<br />

LoStimolo, Alyssa M. Nett & Hannah S. McCarley<br />

(2021). Hypnosis and the Alleviation of Clinical<br />

Pain: A Comprehensive Meta-Analysis, International<br />

Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, 69:3, 297-322.<br />

Abstract:<br />

This is the first comprehensive meta-analysis in<br />

approximately 20 years of all controlled studies<br />

of the use of hypnosis for relieving clinical pain.<br />

To be included, studies were required to utilize<br />

a betweensubjects or mixed model design in<br />

which a hypnosis intervention was compared<br />

with a control condition in alleviating any form<br />

of clinical pain. Of 523 records screened, 42<br />

studies incorporating 45 trials of hypnosis met<br />

the inclusion criteria. Our most conservative<br />

estimates of the impact of hypnosis on pain<br />

yielded mean weighted effect sizes of 0.60 (p ≤<br />

.001) for 40 post trials and 0.61 (p ≤ .001) for<br />

9 follow-up trials. These effect sizes fall in the<br />

medium range according to Cohen’s guideline<br />

and suggest the average participant receiving<br />

hypnosis reduced pain more than about 73%<br />

of control participants. Hypnosis was moderated<br />

by the overall methodological quality of<br />

trials—the mean weighted effect size of the<br />

19 post trials without high risk ratings on any<br />

of the Cochrane Risk of Bias dimensions was<br />

0.77 (p ≤ .001). Hypnosis was also moderated<br />

by hypnotic suggestibility, with 6 post trials<br />

producing a mean weighted effect size of r =<br />

0.53 (p ≤ .001). Our findings strengthen the<br />

assertion that hypnosis is a very efficacious<br />

intervention for alleviating clinical pain.<br />

Ein weiterer aus wissenschaftlicher Sicht wichtiger<br />

Artikel ist die Arbeit einer Taskforce-Gruppe<br />

von 6 Hypnosegesellschaften, die Richtlinien für<br />

künftige Forschungsarbeiten zur Beurteilung<br />

der Wirksamkeit klinischer Hypnoseanwendungen<br />

erstellt haben. Hier werden meiner<br />

Meinung nach sehr hohe Anforderungen an<br />

klinische Forschung gestellt. Allerdings stellt<br />

auch diese Gruppe die Forderung nach doppelter<br />

Verblindung bei Studien mit Hypnose in Frage,<br />

fordert aber zumindest eine Verblindung bei<br />

den Auswertern der Forschungsergebnisse.<br />

Zoltan Kekecs, Donald Moss, Gary Elkins, Giuseppe<br />

De Benedittis, Olafur S. Palsson, Philip<br />

D. Shenefelt, Devin B. Terhune, Katalin Varga<br />

& Peter J. Whorwell (<strong>2022</strong>). Guidelines for the<br />

Assessment of Efficacy of Clinical Hypnosis Applications,<br />

International Journal of Clinical and<br />

Experimental Hypnosis, 70:2, 104-122.<br />

Abstract:<br />

Research on the efficacy of hypnosis applications<br />

continues to grow, but there remain major<br />

gaps between the science and clinical practice.<br />

One challenge has been a lack of consensus on<br />

which applications of hypnosis are efficacious<br />

based on research evidence. In 2018, 6 major<br />

hypnosis organizations collaborated to form the<br />

Task Force for Establishing Efficacy Standards<br />

for Clinical Hypnosis. This paper describes a<br />

Guideline for the Assessment of Efficacy of<br />

Clinical Hypnosis Applications developed by<br />

the Task Force, which makes 10 specific recommendations.<br />

The guideline is intended<br />

to be a tool for those who want to assess the<br />

quality of existing evidence on the efficacy of<br />

clinical hypnosis for any particular indication.<br />

The paper also discusses methodological issues<br />

in the interpretation and implementation of<br />

these guidelines. Future papers will report on<br />

the other products of the Hypnosis Efficacy Task<br />

Force, such as best practice recommendations<br />

for outcomes research in hypnosis and an international<br />

survey of researchers and clinicians on<br />

current practice and attitudes about hypnosis.<br />

Natürlich gibt es auch interessante Ergebnisse<br />

zur klinischen Anwendung von Hypnose wie z.B.<br />

diese Nachuntersuchung von Krebspatienten<br />

bezüglich der Linderung von Problemen wie<br />

Müdigkeit, Schlafstörungen und emotionalen<br />

Problemen mittels hypnotischer Interventionen.<br />

Charlotte Grégoire, Marie-Elisabeth Faymonville,<br />

Audrey Vanhaudenhuyse, Guy Jerusalem, Sylvie<br />

Willems & Isabelle Bragard (<strong>2022</strong>). Randomized,<br />

Controlled Trial of an Intervention Combining<br />

Self-Care and Self-Hypnosis on Fatigue, Sleep,<br />

and Emotional Distress in Posttreatment Cancer<br />

Patients: 1-Year Follow-Up, International<br />

Journal of Clinical and Experimental Hypnosis,<br />

70:2, 136-155.<br />

Abstract:<br />

Cancer can provoke fatigue, sleep disturbances,<br />

and emotional distress. Hypnosis interventions<br />

have shown positive short-term effects on these<br />

symptoms. However, less is known about<br />

their long-term effects. This study assessed the<br />

short- and long-term effects of a group intervention<br />

combining self-care and self-hypnosis<br />

on these symptoms in posttreatment cancer<br />

patients. Ninety-five female cancer survivors<br />

were randomized to either a hypnosis group<br />

intervention or wait-list control. Results showed<br />

significant decreases in fatigue, sleep difficulties<br />

and emotional distress after intervention for<br />

the hypnosis group intervention in comparison<br />

to the wait-list control. Most of these positive<br />

effects were maintained at 1-year followup.<br />

Most participants received the hypnosis group<br />

intervention approximately 10.65 months after<br />

diagnosis, and it is possible that delivering<br />

the intervention earlier after diagnosis could<br />

have achieved a more robust impact. Further<br />

studies are needed to replicate these results<br />

in comparison to an active control condition<br />

and investigate the best time postdiagnosis<br />

for initiating the intervention.<br />

Oder ganz ähnlich diese Studie über die Reduk-


50 Literaturübersicht<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

751<br />

Abstract:<br />

tion von Schmerzen und Nachbeschwerden<br />

nach Brustkrebsoperationen:<br />

Diana Moreno Hernández, Arnoldo Téllez, Teresa<br />

Sánchez-Jáuregui, Cirilo H. García, Manuel<br />

García-Solís & Arturo Valdez (<strong>2022</strong>). Clinical<br />

Hypnosis For Pain Reduction In Breast Cancer<br />

Mastectomy: A Randomized Clinical Trial, International<br />

Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, 70:1, 4-15.<br />

Abstract:<br />

Surgical procedures for breast cancer treatment<br />

are commonly followed by pain. Clinical hypnosis<br />

has been shown to be effective in reducing<br />

pain during and after surgery, but most of the<br />

studies have used analogical scales, which only<br />

measure pain intensity. The aim of this study<br />

was to evaluate the effect of clinical hypnosis<br />

on pain intensity and its interference in daily<br />

activities in patients before and after mastectomy.<br />

The patients were evaluated using the Brief<br />

Pain Inventory. Forty patients were randomly<br />

assigned to an experimental or control group<br />

and evaluated 5 times: 1) baseline, 2) after<br />

clinical hypnosis session, 3) before surgery, 4)<br />

1 day after surgery, and 5) 1 week after the<br />

surgery (follow-up). The results showed that<br />

after surgery the hypnosis group had a statistically<br />

significant reduction in pain intensity, less<br />

interference of pain with daily activities, sleep<br />

and life enjoyment compared with a control<br />

group. Clinical hypnosis may be recommended<br />

as a complementary treatment procedure for<br />

postmastectomy pain reduction and improving<br />

the quality of life of these patients.<br />

Auch bei Hochdruckpatienten scheint Hypnose<br />

positive Auswirkungen zu haben, diese Studie<br />

müsste aber noch genauer verifiziert werden:<br />

Arif Setyo Upoyo, Endang Triyanto & Agis Taufik<br />

(<strong>2022</strong>.) Pilot Study of a Brief Hypnotic Induction:<br />

Effects on Blood Pressure, Heart Rate, and<br />

Subjective Distress in Patients Diagnosed with<br />

Hypertension, International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, 70:1, 83-90.<br />

Abstract:<br />

The feasibility of hypnotherapy interventions<br />

for lowering blood pressure and psychological<br />

stress in hypertensive patients was investigated<br />

in a pilot study. The research objective was to<br />

determine the effect of audio hypnotherapy<br />

on blood pressure, stress levels, and heart rate<br />

in primary hypertension patients. The study<br />

randomized 64 hypertensive patients to the<br />

intervention or usual care. The intervention<br />

group received hypnotherapy through audio<br />

recordings for 15 minutes, while the control<br />

group took a rest for about 15 minutes. Blood<br />

pressure and heart rate were measured with<br />

digital tensimeter and stress levels with the<br />

Subjective Units of Distress Scale. Data analysis<br />

used Kruskal Wallis Test. The results showed a<br />

significant difference between the intervention<br />

and control groups with p value < .001<br />

for decreasing in systolic blood pressure and<br />

p value < .001 for decreasing in stress levels.<br />

This pilot study suggests that a hypnotherapy<br />

intervention may be feasible and of benefit in<br />

a clinical population of hypertensive patients,<br />

however further study is needed.<br />

Für die Zahnmediziner unter uns könnte die<br />

folgende Studie von Interesse sein: Orale Missempfindungen<br />

unklarer Genese sind oft ein<br />

Problem, das auch psychische Komponenten<br />

aufweist. Hier könnte Hypnose ebenfalls nutzbringend<br />

eingesetzt werden, die Ergebnisse<br />

sind aber noch vorläufig und müssten auch<br />

hier erst noch validiert werden.<br />

Servane Maizeray, Jean Denis, Giorgina Barbara<br />

Piccoli, Antoine Chatrenet & Hervé Maillard<br />

(2021). Hypnosis in Treatment of Stomatodynia:<br />

PreliminaryRetrospectiveStudy of12Cases, International<br />

Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, 69:3, 346-354.<br />

Stomatodynia is an oral dysesthesia with a<br />

psychosomatic component. Twelve consecutive<br />

patients with stomatodynia were offered<br />

hypnosis sessions. Measures of anxiety, depression,<br />

and pain were administered before<br />

the first and after the last hypnosis session.<br />

Pain severity was assessed with a Numeric<br />

Rating Scale (NRS). Anxiety and depression<br />

were assessed with the Hospital Anxiety and<br />

Depression Scale (HADS). The data were collected<br />

retrospectively from medical records on<br />

the 12 patients. The difference between NRS<br />

pain ratings and HADS scores before and after<br />

hypnosis was significant (p < .05). Six patients<br />

reported receiving treatment for stomatodynia<br />

before hypnotherapy; 3 of them stopped treatment<br />

for stomatodynia before completion of the<br />

hypnosis intervention. Results provide support<br />

for potential positive effects of hypnosis intervention<br />

for stomatodynia and point to the need<br />

for additional research on this issue.<br />

Eifrig geforscht wird auch über alternative Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Hypnose in Verbindung<br />

mit moderner Technik, speziell online<br />

oder mit Virtual-Reality-Brillen. Die Ansätze sind<br />

vielversprechend, aber die Ergebnisse scheinen<br />

mir noch zu inkonsistent, bzw. die Methoden<br />

noch nicht ausgereift genug für den verbreiteteren<br />

Einsatz. Hier zwei aktuelle Beispiele.<br />

Shelley A. Wiechman, Mark P. Jensen, Sam<br />

R. Sharar, Jason K. Barber, Maryam Soltani<br />

& David R. Patterson (<strong>2022</strong>). The Impact of<br />

Virtual Reality Hypnosis on Pain and Anxiety<br />

Caused by Trauma: Lessons Learned from a<br />

Clinical Trial, International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, 70:2, 156-173.<br />

Tiffany Brooks, Rebecca Sharp, Susan Evans,<br />

Sonia Scharfbillig, John Baranoff & Adrian Esterman<br />

(<strong>2022</strong>). Potential Feasibility of an Online<br />

Hypnosis Intervention for Women with Persistent<br />

Pelvic Pain, International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, 70:2, 196-207.<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Bremen<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1 20./21.01.2023<br />

>> G2 10./11.02.2023<br />

>> G3 24./25.03.2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 21./22.04.2023<br />

>> F2 12./13.05.2023<br />

>> F3 15./16.09.2023<br />

>> F4 06./07.10.2023<br />

Therapiekurse<br />

>> 01./02.12.2023<br />

T1 - Simulatortechnik, Arbeit mit<br />

Ängsten<br />

>> 19./20.01.2024<br />

T2 - Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />

Anästhesie<br />

>> 23./24.02.2024<br />

T3 - Emotio begegnet Ratio<br />

>> 22./23.03.2024<br />

T4 - Matrix-Technik und Mentaltraining<br />

Supervision<br />

Termine bitte bei Frau Chiamulera<br />

erfragen.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Rosental 22<br />

28359 Bremen<br />

Tel.: 0421 236069 oder 0171 4792147<br />

Ansprechpartner: Frau Chiamulera<br />

E-Mail: crescom@t-online.de<br />

Homepage:<br />

www.hypnoseinstitut-bremen.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Berlin<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Curriculum 2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 + F2 27.-29.01.2023<br />

>> F3 + F4 24.-26.03.2023<br />

(Dozent: Dr. med. Michael Teut)<br />

Therapiekurse<br />

>> T2 04.-06.11.<strong>2022</strong><br />

Die hypnotherapeutische Behandlung<br />

von Angst (+10 FE Supervision)<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> T1 17.-18.02.2023<br />

Arbeiten mit Ideomotorik<br />

(+ 5 FE Supervision)<br />

(Dozent: Priv.-Doz. Dr. med. Michael Teut)<br />

>> T3 06.-07.05.2023<br />

Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

(+5 FE Supervision)<br />

(Dozent: Priv.-Doz. Dr. med. Michael Teut)<br />

Supervision<br />

>> 07.-09.10.<strong>2022</strong><br />

als Kompaktkurs (18 FE)<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Courbièrestr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 2137842<br />

E-Mail:<br />

michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

Homepage:<br />

www.dgh-hypnose-berlin.de


52 Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

753<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Darmstadt<br />

Supervision<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Coesfeld<br />

Leiterin des Westfälischen Instituts für<br />

Hypnose und Hypnotherapie:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Curriculum <strong>2022</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 02./03.12.<strong>2022</strong><br />

>> F2 13./14.01.2023<br />

>> F3 17./18.02.2023<br />

>> F4 17./18.03.2023<br />

Therapiekurse<br />

>> 23./24.09.<strong>2022</strong><br />

Hypnose und Hypnotherapie bei psychosomatischen<br />

Störungen<br />

(Dozent: Prof. Dr. rer. nat. Walter Bongartz,<br />

Konstanz)<br />

Therapiekurse<br />

>> 03./04.02.2023<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-<br />

Janßen)<br />

>> 02./03.06.2023<br />

Hypnotherapeutische Arbeit bei psychosomatischen<br />

Störungen<br />

(Dozent: Priv.-Doz. Dr. med. Michael Teut)<br />

>> 01./02.09.2023<br />

Hypnose und Hypnotherapie bei<br />

Depressionen<br />

(Dozent: Prof. Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Walter<br />

Bongartz, Konstanz)<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Mitte:<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Michael Hübner<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1 25./26.02.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> G2 25./26.03.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> G3 29./30.04.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 20./21.05.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> F2 24./25.06.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

>> F4 23./24.09.2023<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> 08.10.<strong>2022</strong><br />

bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in<br />

Darmstadt<br />

>> 21.01.2023<br />

bei Dipl.-Psych. Michael in<br />

Münzenberg<br />

>> 30.04.2023<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 25.06.2023<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 07.10.2023<br />

bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in<br />

Darmstadt<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Lars Pracejus<br />

Geschäftsstelle Zentrum Mitte:<br />

E-Mail: GIPsychologietransfer@gmail.com<br />

Web: www.hypnoseausbildung.de<br />

>> 21./22.10.<strong>2022</strong><br />

Hypnotherapeutische Techniken zur<br />

Schmerzbehandlung<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen)<br />

Supervision<br />

Mittwoch, 19.10.<strong>2022</strong><br />

von 16.00 – ca. 20.00 Uhr<br />

Mittwoch, 09.11.<strong>2022</strong><br />

von 16.00 – ca. 20.00 Uhr<br />

Mittwoch, 14.12.<strong>2022</strong><br />

von 16.00 – ca. 20.00 Uhr<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1 03./04.03.2023<br />

>> G2 21./22.04.2023<br />

>> G3 12./13.05.2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 11./12.08.2023<br />

>> F2 20./21.10.2023<br />

>> F3 08./09.12.2023<br />

>> F4 19./20.01.2024<br />

Ego-State-Therapie<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria/Südafrika<br />

>>16.-18.06.2023<br />

Einführung in die Ego-State-Therapie<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Westfälisches Institut für Hypnose und<br />

Hypnotherapie<br />

Daruper Straße 14<br />

48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: kontakt@weiterbildungsinstituthypnose.de<br />

Web:<br />

www.weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />

>> F3 04./05.11.2023<br />

(Dozent: Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera)<br />

Therapiekurse<br />

>> 11./12.02.2023<br />

T-Onko<br />

Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 11./12.03.2023<br />

T-Film<br />

Hypnose als therapeutischer Film<br />

Dozent: Dipl.-Psych.Karl G. Möck<br />

>> 22./23.04.2023<br />

T-KJP<br />

Einführung in die Kinder- und Jugendhypnose<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />

Griebeling<br />

>> 06./07.05.2023<br />

T-Integ<br />

Integrative Hypnotherapie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 13./14.05.2023<br />

T-Geburt<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 17./18.06.2023<br />

T-Pers<br />

Persönlichkeitsstile und -störungen<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. phil. Bernd Schick<br />

>> 09./10.09.2023<br />

T-PTBS<br />

Behandlung von Traumafolgestörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />

Griebeling, Supervision<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Münchberg<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Münchberg:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Grundkurse<br />

>> G1: 11./12.11.<strong>2022</strong><br />

>> G2: 09./10.12.<strong>2022</strong><br />

>> G3: 12./13.01.2023<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53<br />

95213 Münchberg<br />

Tel.: 09251 1525<br />

Fax: 09251 7269<br />

E-Mail: Peduenn@aol.com<br />

>>


Regionale Weiterbildung der DGH<br />

54 755<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Dortmund<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Rhein/Ruhr:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Curriculum <strong>2022</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 19.-22.10.<strong>2022</strong><br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 18.-21.01.2023<br />

T3 -Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Schlafstörungen<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1/G2 19.04.-22.04.2023<br />

>> G3 05.05.-06.05.2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1/F2 14.06.-17.06.2023<br />

>> F3/4 23.08.-26.08.2023<br />

Therapiekurse<br />

>> 27.09.-30.09.2023<br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 17.01.-20.01.2024<br />

T3 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />

>> 04./05.11.<strong>2022</strong><br />

T5 - Hypnose bei komplexer Traumatisierung<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Freiburg<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2022</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4<br />

03.-05.11.<strong>2022</strong><br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

15.-17.12.<strong>2022</strong><br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht/Impulskontrolle<br />

>> T5 03./04.02.2023<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervisionen<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten (ab<br />

Block 2). Am Tag vor T5 findet eine ganztätige<br />

Supervision (9.00 - 13.00 Uhr/14.00<br />

- 18.00 Uhr) statt, nach Seminar T5 samstagnachmittags<br />

(13.00 - 17.00 Uhr) und am<br />

folgenden Sonntagvormittag (9.00 - 13.00<br />

Uhr). Danach wären dann die Weiterbildungsvoraussetzungen<br />

(Kurse + Supervision) für<br />

das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1 - G3 als Block 1: 15.-19.03.2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2: 18.-20.05.2023<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

26.-28.10.2023<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 15./16.12.2023<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

für Frankfurt und Freiburg:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Klingenberger Institut für Klinische<br />

Hypnose<br />

Färberstraße 3a<br />

78467 Konstanz<br />

Tel.: 07531 6060350<br />

Fax: 07531 6060350<br />

E-Mail:<br />

Web:<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

München<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

München:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Curriculum <strong>2022</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1/F2 27.-30.10.<strong>2022</strong><br />

>> F3/F4 Februar 2023<br />

Therapiekurse<br />

>> April 2023<br />

T1/2 - Stress, Burnout, Angst, Schlafstörung,<br />

Schmerz<br />

>> Mai 2023<br />

T3/4 - Psychotrauma, Psychosomatik,<br />

Depression<br />

>> Juli 2023<br />

bongartz@hypnose-kikh.de<br />

www.hypnose-kikh.de<br />

T5 - Übergewicht, Chronischer Schmerz<br />

oder nach Belieben Wunschthema auf<br />

dem DGH-Jahreskongress<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Frankurt<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2022</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

13.-15.10.<strong>2022</strong><br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 20./21.01.2023<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervision<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten (ab<br />

Block 2). Am Tag vor T5 findet eine ganztätige<br />

Supervision (9.00 - 13.00 Uhr und<br />

14.00 - 18.00 Uhr) statt, nach Seminar T5<br />

samstagnachmittags (13.00 - 17.00 Uhr)<br />

und am folgenden Sonntagvormittag<br />

(9.00 - 13.00 Uhr). Danach wären dann<br />

die Weiterbildungsvoraussetzungen (Kurse<br />

+ Supervision) für das DGH-Zertifikat erfüllt<br />

Curriculum 2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1-G3 als Block: 25.-29.01.2023<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2: 02.-04.03.2023<br />

>> F3 und F4 als Block 3: 04.-05.05.2023<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4<br />

06.-08.07.2023<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

07.-09.09.2023<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 13./14.10.2023<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Zum Guten Hirten 94<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 0251 1330506<br />

E-Mail: info@claudia-weinspach.de<br />

Web: www.claudia-weinspach.de<br />

>> F3 und F4 als Block 3: 29.06.-01.07.2023<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4<br />

24.-26.08.2023<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Chorherrstr. 4<br />

81667 München<br />

Tel.: 089 4484025<br />

Fax: 089 48999748<br />

E-Mail: Agnes.Kaiser.Rekkas@gmail.com<br />

Web: www.kaiser-rekkas.de<br />

Supervision<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten (ab<br />

Block 2). Am Tag vor T5 findet eine ganztätige<br />

Supervision (9.00 - 13.00 Uhr und<br />

14.00 - 18.00 Uhr) statt, nach Seminar T5<br />

samstagnachmittags (13.00 - 17.00 Uhr)<br />

und am folgenden Sonntagvormittag<br />

(9.00 - 13.00 Uhr). Danach wären dann<br />

die Weiterbildungsvoraussetzungen (Kurse<br />

+ Supervision) für das DGH-Zertifikat erfüllt.


56 Einladung zur Mitgliederversammlung & Nachruf Harald Krutiak<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung 757<br />

Einladung<br />

zur Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

Mitgliederversammlung der deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

Am: Freitag, 18.11.<strong>2022</strong><br />

Am 19.11.2021 im Best Western Premier Park Hotel, Peter-Hartmann-Allee 4, 33175 Bad Lippspringe.<br />

Beginn: 20:30 Uhr<br />

Um:<br />

20.30 Uhr<br />

Im:<br />

Best Western Premier Park Hotel<br />

am Kaiser-Karls-Park<br />

Peter-Hartmann-Allee 4<br />

33175 Bad Lippspringe<br />

Tagesordnung:<br />

>> Top 1: Feststellung der ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

>> Top 2: Wahl des Versammlungsleiters<br />

>> Top 3: Wahl des Protokollanten<br />

Top 1<br />

Feststellung der ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

Der Präsident der DGH, Herr Dr. Klaus Hönig,<br />

eröffnet die Mitgliederversammlung um 20:30<br />

Uhr und stellt deren ordnungsgemäße und fristgerechte<br />

Einberufung mit den „Suggestionen<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2021“ fest.<br />

Die Versammlung beschließt das Protokoll einstimmig<br />

ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen.<br />

Top 6<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie, Dr. Klaus Hönig,<br />

berichtete von der Arbeit des Vorstands in den<br />

vergangenen beiden Jahren.<br />

Tagesordnung<br />

TOP 1<br />

TOP 2<br />

TOP 3<br />

TOP 4<br />

TOP 5<br />

TOP 6<br />

TOP 7<br />

Feststellung der ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Verabschiedung des Protokolls<br />

der letzten MV<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

TOP 8<br />

TOP 9<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

TOP 10 Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 11 Aussprache zum Bericht<br />

des Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 12 Entlastung des Vorstandes<br />

TOP 13 Wahl des Wahlleiters<br />

TOP 14 Wahl des Vorstandes<br />

TOP 15 Wahl der Kassenprüfer<br />

TOP 16 Wahl des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 17 Verschiedenes<br />

>> Top 4: Beschluss der Tagesordnung<br />

>> Top 5: Verabschiedung des Protokolls<br />

der letzten Mitgliederversamm<br />

lung<br />

>> Top 6: Bericht des Vorstandes<br />

>> Top 7: Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

>> Top 8: Bericht der Kassenprüfer<br />

>> Top 9: Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

>> Top 10: Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

>> Top 11: Aussprache zum Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

>> Top 12: Entlastung des Vorstandes<br />

>> Top 13: Verschiedenes<br />

Top 2<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Sebastian Knop<br />

zum Versammlungsleiter zu wählen.<br />

Herr Sebastian Knop ist im Falle der Wahl bereit,<br />

das Amt anzunehmen.<br />

Er wird einstimmig ohne Gegenstimme zum<br />

Versammlungsleiter gewählt.<br />

Herr Sebastian Knop nimmt die Wahl an.<br />

Top 3<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Dr. Christian<br />

Bernd Hüsken zum Protokollanten zu wählen.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken ist im Falle<br />

seiner Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken wird einstimmig<br />

zum Protokollanten gewählt.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken nimmt die<br />

Wahl an.<br />

Top 4<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Die Tagesordnung wird wie vorgelegt einstimmig<br />

ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen<br />

beschlossen.<br />

Top 5<br />

Verabschiedung des Protokolls der<br />

letzten Mitgliederversammlung<br />

Der Versammlungsleiter stellt die Ordnungsgemäßheit<br />

des Protokolls – wie publiziert in<br />

Suggestionen 2019 – fest.<br />

Die Corona-Pandemie war auch für die Vereinsführung<br />

eine turbulente Zeit. Die Lernkurve in<br />

Bezug auf digitales Wissen ist allerdings „steil<br />

nach oben gegangen“. Es wird überlegt, verstärkt<br />

Online Specials anzubieten, da diese in der<br />

Vergangenheit gut angenommen worden sind.<br />

Bereits im Sommer hat der Vorstand der DGH<br />

beschlossen, den diesjährigen Jahreskongress<br />

in Präsenz unter „2G-Plus“-Bedingungen stattfinden<br />

zu lassen. Auch wenn am Anfang dies<br />

belächelt worden sei, habe es sich doch im<br />

Nachhinein betrachtet durchaus um die richtige<br />

Entscheidung gehandelt.<br />

Es seien im großen Umfang positive Rückmeldungen<br />

zu diesem Konzept erfolgt. Anders als<br />

unter Einhaltung von sogenannten „2G-Plus“-Bedingungen<br />

wäre die Jahrestagung zum jetzigen<br />

Zeitraum wohl kaum durchführbar gewesen.<br />

Er bittet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aber auch darum, konsequent regelmäßig Masken<br />

zu tragen.<br />

Es sind auch im größeren Maße Rückmeldungen<br />

von Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingegangen,<br />

die die Verpflichtung zum Tragen<br />

von Masken angemahnt haben.<br />

Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie, Frau Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen, berichtet von der Kongressvorbereitung<br />

in den vergangenen Wochen und<br />

Monaten.<br />

Diese sei vor dem Hintergrund erschwert gewesen,<br />

dass bis in die letzte Woche hinein nicht<br />

ganz klar gewesen sei, wie sich die Gesamt-


58 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung 759<br />

situation entwickle und ob der Kongress als<br />

Präsenzveranstaltung stattfinden könne. Die<br />

DGH hat diesbezüglich eng mit dem Bürgermeister<br />

der Stadt Bad Lippspringe, dem Amt<br />

für zentrale Steuerung und dem Ordnungsamt,<br />

kooperiert. Das Hygienekonzept der Veranstaltung<br />

wurde mit den entsprechenden Stellen<br />

engmaschig abgestimmt und mit diesen gemeinsam<br />

erarbeitet.<br />

Auch dort war betont worden, dass man ein<br />

konsequentes Konzept „fahre". Dies hat sich im<br />

Nachhinein allerdings als die absolut richtige<br />

Strategie erwiesen, da hierdurch gewährleistet<br />

werden konnte, dass die Veranstaltung überhaupt<br />

als Präsenzveranstaltung stattfinden konnte.<br />

Die Entscheidung des Vorstands, die Veranstaltung<br />

als 2G-Plus-Veranstaltung durchzuführen,<br />

ist allerdings unter den Referenten zum Teil<br />

indes auf ein eher „geteiltes Echo“ gestoßen. Es<br />

hat auch durchaus äußerst kritische Stimmen<br />

gegeben, die mitteilten, man werde an einer<br />

„2G-Plus“-Veranstaltung nicht und insbesondere<br />

auch nicht als Referent teilnehmen. Den entsprechenden<br />

hieraus sich ergebenden indirekten<br />

Impfzwang lehne man ab, man sei enttäuscht<br />

von einer Gesellschaft, die ansonsten auf die<br />

Selbstheilungskräfte von Menschen setze. Man<br />

habe nicht erwartet, dass „2G-Plus“ hier zur<br />

Regel gemacht werde.<br />

Darüber hinaus haben auch mehrere andere<br />

Mitglieder die Mitgliedschaft wegen der „2G-<br />

Plus“-Regelung gekündigt. Problematisch erschien<br />

auch, dass Referenten aus den USA und zum<br />

Teil auch aus dem benachbarten europäischen<br />

Ausland, so z.B. aus Schweden, nicht anreisen<br />

konnten.<br />

Der Workshop von Frau Dr. Maggie Phillips<br />

musste bedauerlicherweise abgesagt werden,<br />

weil die Referentin Ende September plötzlich<br />

verstorben sei.<br />

Eine weitere Problematik ergab sich daraus,<br />

dass der diesjährige Jahreskongress sowohl<br />

als Präsenzveranstaltung als auch parallel als<br />

Onlineveranstaltung durchgeführt worden ist.<br />

Es ist zu einer Vielzahl von Umbuchungen von<br />

Präsenzveranstaltung auf Onlineveranstaltung<br />

gekommen.<br />

Insbesondere betont die Vizepräsidentin der<br />

Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie,<br />

Frau Dr. Helga Hüsken-Janßen, allerdings,<br />

dass sie eine Vielzahl von würdigenden<br />

und wertschätzenden Rückmeldungen von Teilnehmern<br />

erhalten habe, die betonten, dass man<br />

im Interesse der Sicherheit aller Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer hier viel getan habe.<br />

Sie berichtet weiter, dass die Zeit der Coronasituation<br />

auch genutzt worden sei, um die<br />

Digitalisierung der in der Geschäftsstelle geführten<br />

Akten voranzutreiben, namentlich<br />

auch die Digitalisierung von Mitglieds- und<br />

Presseunterlagen.<br />

Es ist in Kooperation mit der MEG die Initiative<br />

ergriffen worden, eine Weiterbildungsordnung<br />

für Psychotherapeuten im Bereich Hypnotherapie<br />

zu etablieren. Zu diesem Zweck stand der Vorstand<br />

der Deutschen Gesellschaft für Hypnose<br />

und Hypnotherapie e.V. im engen Austausch<br />

mit der Bundespsychotherapeutenkammer und<br />

dem DPtV, dort insbesondere Frau Barbara Lubisch.<br />

Es sei jedoch seitens der Kammern darauf<br />

hingewiesen worden, dass die Etablierung der<br />

Hypnotherapie in die Weiterbildungsordnung<br />

eines vermutlich längeren Prozesses bedürfe.<br />

In den beiden vergangenen Jahren sei die Mitgliederentwicklung<br />

zwar positiv, jedoch im Verhältnis<br />

zu den Vorjahren unterdurchschnittlich<br />

gewesen, was auf die Corona-Gesamtsituation<br />

zurückgeführt wird.<br />

Die Zahl der Erstbesucherinnen und Erstbesucher<br />

auf der Kongressveranstaltung im Präsenz- oder<br />

als Onlineveranstaltung ist allerdings gestiegen.<br />

Das Jahr <strong>2022</strong> werfe seine „Schatten" voraus.<br />

Die DGH ist im Jahre 1982 gegründet worden,<br />

folglich feiert sie daher im Jahre <strong>2022</strong> ihr 40-jähriges<br />

Bestehen. Von daher war die Idee aufgekommen,<br />

aus den zwölf schönsten Plakaten<br />

der vergangenen 40 Jahre einen Kalender zu<br />

entwickeln. Hierzu soll die Rückmeldung der<br />

Mitglieder zu den präferiertesten Plakaten eingeholt<br />

werden.<br />

Frau Dr. med. Nikola Aufmkolk berichtet über<br />

ihren Bereich im Vorstand und dass gemeinsam<br />

mit der MEG Anstrengungen unternommen<br />

worden seien, Hypnose im Rahmen der tiefen-<br />

psychologischen Therapie abzurechnen.<br />

Es sollten auf jeden Fall gesondert die entsprechenden<br />

Uhrzeiten für die Leistung der<br />

Hypnose angegeben werden. Rückmeldungen<br />

zeigen hingegen eher, dass selbst unter diesen<br />

Bedingungen keine Abrechnung von Hypnose<br />

im Rahmen der Tiefenpsychologie möglich sei.<br />

Der Vorstand wird sich weiter mit diesem Thema<br />

auch zukünftig beschäftigen.<br />

Auf die Frage, ob eine Abrechnung der Ziffer<br />

35120 im Rahmen der Akuttherapie möglich<br />

sei, wurde darauf hingewiesen, dass dies im<br />

Rahmen der Verhaltenstherapie möglich sei.<br />

Es besteht die Nachfrage, ob eine Abrechnung<br />

von Hypnose auch für Hausärzte bestehe. Hier<br />

weist der Vorstand daraufhin, dass in der Regel<br />

eine psychotherapeutische Weiterbildung erforderlich<br />

sei.<br />

Frau Dr. Breitbach berichtet, dass die DGH relativ<br />

viele junge „Neuzugänge“ zu verzeichnen<br />

habe. Es sei ihr Bestreben, auch über digitale<br />

Medien diese Kolleginnen und Kollegen stärker<br />

anzusprechen.<br />

Von daher ist ein Podcast sowie ein sogenannter<br />

YouTube-Kanal in Vorbereitung, insbesondere<br />

soll das Onlineangebot ausgebaut werden, um<br />

Schnupperangebote zu schaffen.<br />

Frau Dr. Kaiser Rekkas beendet mit dieser Mitgliederversammlung<br />

turnusgemäß ihre Tätigkeit<br />

im Vorstand.<br />

Die Mitgliederversammlung bedankt sich für<br />

ihr Engagement und der Präsident.<br />

DGH überreicht ihr zum Dank ein Präsent.<br />

Als nächster erstattet der Schatzmeister der<br />

Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie,<br />

Herr Dr. Müller, seinen Bericht<br />

(siehe Anlage) und berichtet, dass im Jahre<br />

2020 6.000 € mehr Einnahmen als Spenden<br />

generiert worden seien, dadurch dass Mitglieder<br />

auf die Rückzahlung von Tagungsbeiträgen<br />

verzichtet haben.<br />

Top 7<br />

Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

Die Tagungsveranstaltung war im Vorfeld begrenzt<br />

worden.<br />

Es hatte zudem in der jüngeren Vergangenheit<br />

noch mehrere Absagen zum Kongress gegeben.<br />

Insgesamt sind 475 Präsenzteilnehmer anwesend,<br />

zusätzlich ca. 160 Online-Teilnehmer.<br />

Abschließend dankt der Versammlungsleiter,<br />

Sebastian Knop, namens der Versammlung dem<br />

Vorstand dafür, hier ein vorbildliches Coronakonzept<br />

entwickelt und umgesetzt zu haben.<br />

Man merke, dass der Vorstand für das Wohlergehen<br />

der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Verantwortung übernehmen wolle und hier ein<br />

Schutzkonzept bestmöglich umsetzen wolle,<br />

um Gefahren von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

fernzuhalten.<br />

Top 8<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Die Kassenprüfer sind pandemiebedingt bzw.<br />

krankheitsbedingt nicht persönlich anwesend.<br />

Der Versammlungsleiter, Sebastian Knop, verliest<br />

die Berichte der Kassenprüfung aus den<br />

Jahren 2019 und 2020 vollumfänglich.<br />

Die Kassenprüfer empfehlen sowohl für das<br />

Jahr 2019 als auch für das Jahr 2020 die Entlastung<br />

des Vorstands, da pandemiebedingt<br />

2020 keine MV stattfinden konnte.<br />

Nach entsprechender Rückmeldung aus der<br />

Mitgliederversammlung wird der Kassenprüfer,<br />

Andreas Kruse, vom Versammlungsleiter gegen<br />

21:30 Uhr telefonisch kontaktiert.<br />

Dieser bestätigt nochmals telefonisch dem<br />

Versammlungsleiter und der gesamten Mitgliederversammlung<br />

- das Telefon ist auf laut<br />

gestellt - dass in beiden Jahren die Kassenführung<br />

akribisch durchgeprüft worden ist.<br />

Alle Fragen an den Schatzmeister konnten<br />

präzise beantwortet werden.<br />

Es wurde darauf hingewiesen, dass keine Mängel<br />

festgestellt worden sind.<br />

Insoweit empfiehlt er die Entlastung des Vorstands.<br />

Top 9<br />

Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

entfällt.<br />

Top 10<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Der anliegende Datenschutzbericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Dr. Peter Dünninger ist Bestandteil<br />

dieses Protokolls.<br />

Top 11<br />

Aussprache zum Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Es werden keine Einwendungen<br />

erhoben.<br />

Top 12<br />

Entlastung des Vorstandes<br />

Herr Sebastian Knop und ein weiteres Mitglied<br />

der MV beantragen die Entlastung des Vorstands<br />

für das Jahr 2019.<br />

Sie erläutern, welche Rechtsfolgen mit der<br />

Entlastung des Vorstands von Rechts wegen<br />

verknüpft sind und dass insbesondere die persönliche<br />

zivilrechtliche Verantwortlichkeit der<br />

Mitglieder des Vorstands im Regelfall dann<br />

entfällt, wenn bzw. insoweit diesen die Entlastung<br />

erteilt wird.<br />

Die Versammlung beschließt die Entlastung<br />

des Vorstands für 2019 bei Stimmenenthaltung<br />

des Vorstands einstimmig.<br />

Herr Knop und ein weiteres Mitglied der MV<br />

beantragen die Entlastung des Vorstands für<br />

das Jahr 2020.<br />

Sie erläutern erneut, welche Rechtsfolgen mit<br />

der Entlastung des Vorstands von Rechts wegen<br />

verknüpft sind.<br />

Die Versammlung beschließt die Entlastung<br />

des Vorstands für 2020 bei Stimmenenthaltung<br />

des Vorstands einstimmig<br />

Top 13<br />

Verschiedenes<br />

Keine Rückmeldungen<br />

Der Versammlungsleiter schließt die Versammlung<br />

um 21.45 Uhr.<br />

Dr. Klaus Hönig<br />

Präsident<br />

Dr. iur. Christian Bernd Hüsken<br />

Protokollführer<br />

Sebastian Knop<br />

Versammlungsleiter


60<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Buchbesprechungen<br />

761<br />

Kassenbuchprüfung für das Jahr 2020<br />

bei der deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie (DGH)<br />

Buchbesprechung Hans-Christian Kossak:<br />

Kognitiv-behaviorale Psychotherapie von Ängsten<br />

Kurztherapie mit Hypnose – die Praxisanleitung.<br />

Springer, Berlin 2020<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

An:<br />

aufgrund der EDV verzichtet werden. Es waren Aus-<br />

Empfehlung der Kassenprüfer: Auf Grund der<br />

• die DGH- Mitgliederversammlung in Bad Lippspringe<br />

• den Vorstand der DGH<br />

• die Geschäftsstelle der DGH in Coesfeld<br />

Vorbemerkung:<br />

Die Kassenprüfung für das Geschäftsjahr 2020 wurde<br />

am 18.11.2021 in der Wohnung von Andreas Kruse<br />

im Schorndorfer Weg 26, 71732 Tamm durchgeführt.<br />

Anwesend waren der Schatzmeister Herr Dr. Christoph<br />

Müller und der Kassenprüfer Herr Dipl.-Psych.<br />

Andreas Kruse; der Kassenprüfer Herr Dipl.-Psych.<br />

Thomas Seiffert war wegen Erkrankung und nicht<br />

vorhandener Reisefähigkeit entschuldigt.<br />

ZUR PRÜFUNG:<br />

Die Prüfung für das Kalenderjahr 2020 fand am<br />

18.11.2021 von 14.00 bis ca. 17.00 Uhr in der<br />

Wohnung von Andreas Kruse im Schorndorfer Weg<br />

26 in Tamm statt. Zur Kassenprüfung standen alle<br />

erforderlichen Belege und Kontoauszüge für das Jahr<br />

2020 zur Prüfung zur Verfügung. Wir danken dem<br />

Schatzmeister für seine Unterstützung und seine<br />

bereitwillige Auskunftserteilung. Die Buchführung<br />

entspricht den Erfordernissen eines Einnahme/<strong>Ausgabe</strong>nachweises<br />

und ermittelt den Einnahmenüberschuss<br />

des Jahres 2020. Die Buchführung für 2020 wurde<br />

mit Hilfe von DATEV im Steuerbüro Rubel und Kothe<br />

erstellt. Auf die Führung eines Kassenbuches konnte<br />

drucke aller mittels EDV durchgeführter Buchungen<br />

sowie Buchungsübersichten (Joumal) vorhanden. Bei<br />

der Kassenprüfung konnte festgestellt werden, dass<br />

die Buchungsunterlagen der DGH wiederum vorbildlich<br />

geführt worden sind und keinerlei Anlass zur<br />

Beanstandung gaben. Von einer optimalen Haushaltsführung<br />

kann gesprochen werden.<br />

ZUR EINZELPRÜFUNG:<br />

Die Prüfung der Handkasse entfällt, da bei der DGH<br />

keine geführt wird. Bei der Prüfung der Buchungsunterlagen<br />

und des Journals konnte festgestellt werden,<br />

dass diese zum Jahresabschluss (31.12.2020)<br />

rechnerisch korrekt waren. Es waren keine Saldendifferenzen<br />

vorhanden.<br />

Überprüft wurde folgendes:<br />

• Kontrolle der Salden<br />

• Kontrolle sämtlicher Einzelbelege<br />

• Reisekostenabrechnungen und Auslagenerstattungen<br />

auf Korrektheit<br />

• Kostenstruktur der DGH<br />

Überprüfung der Buchungen bei Abweichung der<br />

Salden der Gegenkonten von mehr als 1000 € zum<br />

Vorjahr. Bei der <strong>Ausgabe</strong>nkontrolle der DGH wurde<br />

festgestellt, dass die Kostenstruktur der DGH grundsätzlich<br />

im Vergleich zum Vorjahr beibehalten worden ist.<br />

aktuellen Pandemielage und deren Folgen (Ausfall<br />

des Kongresses usw.) ist die Wichtigkeit finanzieller<br />

Rücklagen nur zu unterstützen. Da in den letzten<br />

Jahren die finanziellen Rücklagen sich immer leicht<br />

verringert, in 2020 sie sich aber wieder stabilisiert und<br />

aufgebaut haben, kann die 2019 empfohlene leichte<br />

Anhebung der Mitgliedsbeiträge und der Kongressgebühren<br />

um jeweils 5,- Euro nach Rücksprache mit<br />

dem Schatzmeister um ein weiteres Jahr hinausgeschoben<br />

werden. Nach der Prüfung der Buchführung,<br />

der Einsicht der Belege, Bankauszüge und sonstigen<br />

Buchungsunterlagen wird die Ordnungsmäßigkeit<br />

der Rechnungslegung bestätigt.<br />

Empfehlung zur Entlastung des Vorstandes für das<br />

Kalenderjahr 2020: Die Entlastung des Vorstandes<br />

durch die Mitgliederversammlung der DGH bewirkt<br />

die Freistellung des Vorstandes von allen Ansprüchen,<br />

die bei sorgfältiger Prüfung aller Unterlagen<br />

erkennbar waren. Die Überprüfung hat für das Jahr<br />

2020 keine Mängel ergeben. Daher empfehlen wir<br />

der Mitgliederversammlung der DGH, dem Vorstand<br />

der DGH für die Jahre 2019 und 2020 Entlastung zu<br />

erteilen. In 2020 hatte bekanntlich keine MV mit<br />

Entlastung des Vorstandes stattgefunden.<br />

Tamm, den 18.11.2021<br />

Dipl.-Psych. Andreas Kruse<br />

Hier breitet ein Meister seines Faches<br />

die Quintessenz von 50 Jahren therapeutischer<br />

Erfahrung aus. Kognitive<br />

Verhaltenstherapie und Hypnotherapie<br />

werden von ihm amalgamiert und ermöglichen<br />

so gerade (aber nicht nur!)<br />

bei Ängsten in kürzester Zeit erfolgreiche<br />

Behandlungen. So verblüffend<br />

die Erfolge auch scheinen, und so<br />

praxisnah und gut nachvollziehbar<br />

die Therapieschritte und Fallvorstellungen<br />

auch tatsächlich geschildert<br />

sind, darf bei der Lektüre aber nicht<br />

vergessen werden, dass hier ein absoluter<br />

Könner auf diesen beiden Gebieten<br />

am Werk ist.<br />

Auch hier gilt: es ist nicht immer einfach, was<br />

einfach aussieht! Vor allem bei näherer Betrachtung<br />

der Diagnostik und Auswahl der geeigneten<br />

Therapieschritte für die präsentierten<br />

Patientenfälle zeigt sich, dass hier sehr viel<br />

Erfahrung im Spiel gewesen sein muss, die<br />

sich auch der fleißige Leser dieses Buches erst<br />

einmal erarbeitet haben muss.<br />

Was wird geboten? Zunächst werden die<br />

Grundlagen der Hypnose, Erklärungsmodelle<br />

und Neuropsychologie der Angst sowie die<br />

Grundlagen der kognitiven Verhaltensthera-<br />

pie abgehandelt und die Gemeinsamkeiten<br />

und Kombinationsmöglichkeiten der beiden<br />

Verfahren geschildert. Dies umfasst etwa den<br />

halben Umfang des Buches. Wie der Autor selbst<br />

einräumt, kann das natürlich ein Lehrbuch im<br />

jeweiligen Fall nicht ersetzen. Wer als Leser<br />

auf einem dieser Gebiete kaum bewandert ist,<br />

wird ohne weiterführende Literatur (auf die<br />

allerdings reichlich hingewiesen wird) die volle<br />

Bandbreite der später dargelegten Methodenkombination<br />

kaum ausnutzen können. Wer dagegen<br />

schon entsprechende eigene Kenntnisse<br />

und Erfahrungen hat, findet hier zumindest<br />

eine gelungene und sehr systematische Zusammenfassung<br />

der Thematik.<br />

So richtig zur Sache geht es dann in der zweiten<br />

Hälfte des Buches. Zunächst wird völlig praxisnah<br />

die Kombination von KVT und Hypnotherapie<br />

kochbuchartig Schritt für Schritt ganz<br />

ausführlich und nachvollziehbar erläutert und<br />

dann anhand zahlreicher Praxisbeispiele die<br />

Anwendung detailliert verdeutlicht. Dabei wird<br />

immer wieder hervorgehoben, wie wichtig bei<br />

aller Schnelligkeit des möglichen Behandlungserfolges<br />

eine gute Diagnostik ist. Die (allerdings<br />

wenigen) eventuellen Anwendungsprobleme<br />

und Limitierungen der Methode werden ebenfalls<br />

nicht verschwiegen. Das ist insgesamt wirklich<br />

großes Kino und braucht auch den Vergleich<br />

mit internationaler Literatur nicht zu scheuen.<br />

Jetzt wäre natürlich eine wissenschaftlich abgesicherte<br />

Vergleichsstudie mit KVT, auch im<br />

Hinblick auf die mögliche Zeitersparnis in der<br />

Therapie, noch die Krönung des Ganzen!<br />

Die vorgestellte Methodik und ihre didaktische<br />

Aufbereitung haben mich wirklich begeistert und<br />

ich wünsche mir deshalb sehr, dass das Buch<br />

eine breite Aufnahme findet. Was mich nicht<br />

begeistert hat, ist das schlampige Lektorat des<br />

Werkes. Zahlreiche Schreib-, Syntax-, Grammatikfehler,<br />

ausgelassene Worte, doppelte Absätze<br />

identisch unter verschiedenen Überschriften,<br />

ungenaue Zitate (so wird beispielsweise der<br />

nicht ganz unbekannte Carl Rogers als Carles<br />

Rogers angesprochen) und Querverweise, die<br />

ins Leere führen, machen die Lektüre unnötig<br />

mühsam. Das ist schade, das Buch hätte wirklich<br />

Besseres verdient gehabt!<br />

Für wen kann man das Werk empfehlen? Im<br />

Prinzip für jeden, der mit der Therapie von Ängsten<br />

befasst ist. Am meisten profitieren werden<br />

natürlich diejenigen, die schon Erfahrungen<br />

mit Hypnose und/oder KVT gesammelt haben<br />

und hier die perfekte Kombination für wirklich<br />

rasche Therapieerfolge auf dem Silbertablett<br />

geboten bekommen.<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten 2021<br />

Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten wurde<br />

in der Satzung der DGH verankert.<br />

Rechenschaftspflichtig ist der Datenschutzbeauftragte<br />

der MV der DGH. Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten<br />

gründet sich auf die Bestimmungen<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes sowie auf sonstige<br />

Gesetze, die für die Tätigkeit eines Vereins bindend<br />

sind. Da der Sitz der DGH in NRW ist, finden weiter<br />

die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes NRW<br />

Anwendung.<br />

Bericht<br />

Passwörter gegen unbefugte Benutzung gesichert.<br />

Zusätzlich zu den Datenschutzrechtlichen Belehrungen<br />

sind auch Schweigepflichterklärungen nach §§<br />

203 ff. StGB abgegeben und dokumentiert, da bei<br />

Patientenanfragen oft Informationen vom Patienten<br />

abgegeben werden, die dieser strafrechtlichen Bestimmung<br />

unterfallen.<br />

Darüber hinaus ist Frau Koslowski von der Geschäftsführerin,<br />

Frau Dr. Hüsken-Janßen, zur Benannten für<br />

Belange des Datenschutzes eingesetzt worden. Sie<br />

koordiniert alle auftretenden Belange des Datenschutzes<br />

mungen, soweit dies nach den teilweise unscharfen<br />

Formulierungen der neuen Verordnung möglich ist.<br />

Die Datensicherung der Daten auf den Computern<br />

der DGH ist durch dokumentierte Maßnahmen gesichert.<br />

Eine Datensicherung erfolgt von montags<br />

bis freitags jeweils um 20:00 Uhr. Die Daten werden<br />

auf den Server gespiegelt.<br />

Darüber hinaus wird eine Kopie dieser Spiegelung auch<br />

noch auf der Festplatte von Frau Koslowski gespeichert.<br />

Zusätzlich werden die Daten jeden Montag auf eine<br />

externe Festplatte gespeichert, die Frau Koslowski<br />

mit dem von der Vertreterversammlung mit nach Hause nimmt.Die Zusammenarbeit mit Vormungen,<br />

Es wurden im letzten Jahr keine datenschutzrelevanten<br />

gewählten Datenschutzbeauftragten.<br />

stand und Geschäftsstelle war gewohnt gut und der<br />

Ereignisse wie Anfragen, Beschwerden oder Hinweise<br />

von Mitgliedern oder Dritten verzeichnet.Alle datenschutzrelevanten<br />

Bestimmungen und Belehrungen sind<br />

Alle bisherigen Anregungen von mir sind stets umgehend<br />

umgesetzt worden, insbesondere auch die, wird von allen Beteiligten gelebt.<br />

Bereich Datenschutz ist fest in die DGH integriert und<br />

wohlgeordnet in einem gesonderten Ordner abgelegt<br />

und laufend. Alle Mitarbeiter sind dokumentiert über<br />

den Datenschutz belehrt, die Computer sind durch<br />

die sich durch die neue Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO) seit dem 25. 5. 2018 ergeben haben.<br />

Die Homepage der DGH entspricht den neuen Bestim-<br />

Dr. Peter Dünninger,<br />

Datenschutzbeauftragter der DGH.<br />

Buchbesprechung Charlotte Baltrusch: Seelenruhe im<br />

Sturm der Gefühle<br />

Wie man mit Hypnose in der Psychotraumatherapie seine innere Mitte bewahren kann.<br />

Romeon, Jüchen 2021<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Der Untertitel des Buches ist etwas<br />

irreführend, da bei den präsentierten<br />

Fallbeispielen keineswegs nur Hypnose<br />

zur Traumatherapie eingesetzt wird.<br />

Auch Tiefenpsychologie, katathymes Bilderleben,<br />

Familienstellen, systemische Familientherapie,<br />

EMDR und Aversionstherapie kommen in wechselnder<br />

Kombination zum Einsatz, allerdings<br />

zugegebenermaßen in den meisten Fällen angereichert<br />

mit aus der Hypnose abgeleiteten<br />

Elementen.<br />

Es handelt sich auch nicht um ein systematisches<br />

Lehrbuch, obwohl zu Beginn einige allgemeine<br />

Grundlagen vorausgeschickt werden. Vielmehr<br />

werden hauptsächlich eine Reihe von „Resilienzund<br />

Imaginationsübungen“ mit stark hypnotherapeutisch<br />

geprägtem Grundtenor geschildert<br />

und dazwischen und nachfolgend eine lockere<br />

Abfolge von Fallbeschreibungen geboten, an<br />

denen das jeweilige Vorgehen verdeutlicht werden<br />

soll. Hier versucht die Autorin auch immer<br />

wieder, allgemeingültige Grundsätze für die<br />

Psychotraumatherapie aus den speziellen Beispielen<br />

abzuleiten. Das Vorgehen im Einzelfall<br />

ist natürlich stark geprägt von den persönlichen<br />

Erfahrungen der Autorin und einige der aufgezeigten<br />

Therapieansätze, insbesondere bei<br />

Anwendung der Aversionstherapie, könnten<br />

zu Diskussionen Anlass geben. Aber wer sich<br />

von Fallberichten aus einer langjährigen Therapeutentätigkeit<br />

und einigen fantasievollen<br />

Imaginationsübungen inspirieren lassen möchte,<br />

für den könnte der Erwerb dieses Buches eine<br />

Überlegung wert sein.


62<br />

Buchbesprechungen<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

763<br />

Buchbesprechung Barbara Schmidt: Angst?<br />

Klare Antworten aus erster Hand.<br />

Utb Verlag, München <strong>2022</strong><br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Stand: Ende Juni <strong>2022</strong><br />

Die Autorin forscht am Institut für<br />

Psychosoziale Medizin, Psychotherapie<br />

und Psychoonkologie des Universitätsklinikums<br />

Jena. Das prädestiniert sie<br />

natürlich dazu, sich dem Thema Angst<br />

aus wissenschaftlicher Sicht zu nähern<br />

und die aktuelle Forschungslage zum<br />

Thema (Angstursachen, -ausprägungen,<br />

-therapiemöglichkeiten) ausführlich<br />

darzulegen.<br />

Das gelingt ihr trotz der zahlreichen Literaturhinweise<br />

auf durchaus laienverständliche Art.<br />

Einen wesentlichen Teil des Buches widmet sie<br />

den Anwendungsmöglichkeiten von Hypnose,<br />

von der sie ganz offensichtlich begeistert ist<br />

und die sie quasi als Königsweg bei der Therapie<br />

von Angst und Angststörungen anbietet.<br />

Das erfreut natürlich mich und uns als eifrige<br />

Hypnoseanwender und ist ja auch durch die<br />

neuesten Forschungsergebnisse bestätigt, könnte<br />

aber bei weniger hypnoseaffinen Therapeuten<br />

auf geringere Gegenliebe stoßen.<br />

Eine wesentliche Stärke des Buches sind neben<br />

den erwähnten Literaturzitaten die zahlreichen<br />

Querverweise und Links zu Fernsehsendungen<br />

und Youtube-Videos. Dadurch ist die gebotene<br />

Information wesentlich ausführlicher, als es die<br />

140 Seiten des Buches zunächst vermuten lassen<br />

würden. Außerdem bleibt natürlich durch die<br />

unterschiedlichen angebotenen Medien der<br />

Inhalt für den Rezipienten eindrücklicher als<br />

durch den gedruckten Text alleine.<br />

An wen richtet sich das Buch? In erster Linie wohl<br />

an Betroffene, die so einen besseren Einblick in<br />

Buchbesprechung Agnes Kaiser-Rekkas:<br />

Raus aus dem Schmerz mit Hypnose<br />

Carl Auer, Heidelberg, <strong>2022</strong><br />

Habe ich schon einmal erwähnt, dass<br />

ich ein großer Fan von Agnes Kaiser-<br />

Rekkas bin? Den eifrigen Lesern dieser<br />

Zeitschrift wird es vermutlich schon<br />

aufgefallen sein. Ich bewundere die<br />

Eleganz der Interventionen und die<br />

geradezu poetischen Formulierungen<br />

ihrer Hypnosen. Sie hat ja auch schon<br />

sehr ausführlich darüber publiziert.<br />

Für den Leser, der selbst auch Hypnose<br />

anwendet, sind diese Werke ein reicher<br />

Schatz an Beispielen und Vorbildern.<br />

Jetzt hat sie aber mit dem Booklet „Raus aus<br />

dem Schmerz mit Hypnose“ noch eins drauf<br />

gesetzt. Im gedruckten Teil sind 21 in sich logisch<br />

aufeinanderfolgende Hypnosen in Zusammenfassung<br />

beschrieben, die zur Selbsthypnose<br />

dienen sollen und sich keineswegs<br />

ausschließlich mit Schmerz befassen, sondern<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

auch Schlafprobleme (nicht nur in Verbindung<br />

mit Schmerz) und allgemeines Wohlbefinden<br />

ansprechen.<br />

Das Geniale daran ist, dass es diese Hypnosen<br />

als Audiodateien dazu gibt, gesprochen von<br />

der Autorin selbst. Die Kombination der Texte<br />

mit der Stimme von Agnes Kaiser-Rekkas hebt<br />

das Ganze noch einmal auf ein neues Level.<br />

Das Booklet ist offenbar in erster Linie für Patienten<br />

gedacht. Natürlich werden auch hypnotherapeutisch<br />

Tätige davon profitieren, die sich<br />

sicher eine Menge davon abschauen können.<br />

Die Schwierigkeit dabei dürfte nur sein, sich<br />

beim Anhören auf die Formulierungen konzentrieren<br />

zu können. Mir ist es jedenfalls nicht<br />

gelungen, auch nur eine Sitzung zu Ende anzuhören,<br />

ohne spätestens nach fünf Minuten<br />

in Trance zu fallen.<br />

ihr Problem und seine Lösungsmöglichkeiten<br />

erhalten. Aber sicher auch an Therapeuten,<br />

nicht im Sinne eines Lehrbuches, aber etwa um<br />

es ihren Patienten als Hintergrundinformation<br />

zur geplanten (Hypno)therapie zu empfehlen<br />

und sich so einige Erläuterungen zu ersparen<br />

oder um sich selbst über die aktuell verfügbaren<br />

Informationen zum Thema auf dem Laufenden<br />

zu halten.<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Herzlichen Glückwunsch zum Erhalt des DGH-Zertifikats!<br />

M. Sc. Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr.<br />

Arzt<br />

Zahnärztin<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. rer. nat., M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Päd., KJP<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Päd., KJP<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. medic.<br />

Arzt<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Arzt<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Heilpäd., KJP<br />

Elena<br />

Tim<br />

Nadja<br />

Elisabeth<br />

Shokoufeh<br />

Benjamin<br />

Irina<br />

Judith<br />

Miriam<br />

Martina<br />

Johannes<br />

Nahid<br />

Tim<br />

Nora<br />

Nicole<br />

Beate<br />

Jörg<br />

Bernhard<br />

Ludger<br />

Christian<br />

Kerstin<br />

Nicole<br />

Vanessa Tatjana<br />

Tanja<br />

Patrick<br />

Elena<br />

Florian Max-Josef<br />

Andrea<br />

Edith<br />

Baur<br />

Beckmeier<br />

Bremshey<br />

Erdmann<br />

Gawellek-Shahsavari<br />

Gerono<br />

Heidel<br />

Herbst<br />

Heuer-Bosse<br />

Hinsberger<br />

Hoffmann<br />

Kaviani<br />

Kiparksi<br />

Knappe<br />

La Pierre<br />

Liesner<br />

Marr<br />

Mentzel<br />

Mittelstädt<br />

Prinz<br />

Reinhardt<br />

Ressel<br />

Schaupp<br />

Streuber<br />

Takacs<br />

von der Au<br />

Wagner<br />

Waßmuth<br />

Zielenbach<br />

Münster<br />

Hilden<br />

Bochum<br />

Lahr<br />

Schuttrange (Schëtter), Luxemburg<br />

Halle<br />

Bad Nauheim<br />

Essen<br />

Mettingen<br />

Konstanz<br />

Köln<br />

Olpe<br />

Krefeld<br />

Dresden<br />

Marburg<br />

Münster<br />

Putlitz<br />

Schermbeck<br />

Hattingen<br />

Sögel<br />

Wetter<br />

Wiesbaden<br />

Lahr<br />

Zweibrücken<br />

Stuttgart<br />

Bonn<br />

Starnberg<br />

Aachen<br />

Dinslaken


64 Neue Mitglieder der DGH<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

765<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

Stand: Ende Juni <strong>2022</strong><br />

Herzlich willkommen in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.!<br />

B. Sc. Psych.<br />

Dipl.-Soz. Arb./Soz., KJP<br />

Dr. med.<br />

M. Sc. - Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Zahnärztin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Zahnärztin<br />

M. Sc.- Psych.<br />

Dr. rer. nat., M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

M. Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

M. Sc.<br />

M . Sc.- Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Päd., KJP<br />

Dipl.-Päd., KJP<br />

Dr. med.<br />

M. Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat.<br />

KJP<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Marie Lotte<br />

Katharina<br />

Kerstin<br />

Margaret<br />

Julia<br />

Beate<br />

Wiebke<br />

Anke<br />

Johanna<br />

Michael<br />

Ilka<br />

Claudia<br />

Birgitt<br />

Peter<br />

Katharina<br />

Claire<br />

Anna<br />

Sofia-Mirela<br />

Irina<br />

Sabrina Sonja<br />

Martina<br />

Johannes<br />

Venja<br />

Franciska<br />

Tiffany<br />

Ingo<br />

Bodo<br />

Julita<br />

Christoph<br />

Brigitte<br />

Karolina<br />

Regina<br />

Vanessa<br />

Beate<br />

Ulrike<br />

Katharina<br />

Assmann<br />

Biebrich<br />

Brannath<br />

Buchholz<br />

Bugler<br />

Büter<br />

Clemens<br />

Döring-Schlebes<br />

Dornemann<br />

Elies<br />

Engel<br />

Flaving<br />

Freitag<br />

Gitzen<br />

Görgen<br />

Gräf<br />

Großwendt<br />

Guttmann<br />

Heidel<br />

Heinrich<br />

Hinsberger<br />

Hoffmann<br />

Hötte<br />

Illés<br />

Jacob<br />

Kirst<br />

Kirstein<br />

Knossalla<br />

Knossalla<br />

Krémer<br />

Kroll<br />

Kronacher<br />

Kunz<br />

Lamby<br />

Leute<br />

Lezoch<br />

Kirchzarten<br />

Erkner<br />

Hamburg<br />

Oetwil am See<br />

Köln<br />

Dortmund<br />

Oldenburg<br />

Emsdetten<br />

Essen<br />

Laubach<br />

Teltow<br />

Unna<br />

Kirchdorf am Inn<br />

Mönchengladbach<br />

Schillingen<br />

Berlin<br />

Gelsenkirchen<br />

Stuttgart<br />

Bad Nauheim<br />

Bochum<br />

Konstanz<br />

Köln<br />

Düsseldorf<br />

Bonn<br />

Emmenbrücke<br />

Neuwied<br />

Freinsheim<br />

Duisburg<br />

Duisburg<br />

Berlin<br />

Südlohn<br />

Negenborg<br />

Frankfurt<br />

Osten<br />

Ravensburg<br />

Düsseldorf<br />

Dr. med.<br />

M. Sc.- Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

M.A. KJP<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Dr. med.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

M. Sc.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Arzt<br />

Dr. med. Dr. phil.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Ärztin<br />

Sheila Marina<br />

Elias<br />

Alexandra<br />

Verena<br />

Andrea<br />

Emanouella<br />

Christina<br />

Anita Katharina<br />

Juliane<br />

Carola<br />

Ehab<br />

Matthias<br />

Christine<br />

Sabine<br />

Colin<br />

Julia<br />

Tamara<br />

Joachim<br />

Alexandra<br />

Martinez de Pangerl<br />

Mbamba<br />

Mehlmann<br />

Meiners<br />

Mertens<br />

Michaelides<br />

Miro<br />

Mueller<br />

Neumaier<br />

Papenkort<br />

Rajab<br />

Reckert<br />

Ritter<br />

Schapals<br />

Schmidt<br />

Dipl.-Psych. Silke Semisch Köln<br />

Siewert<br />

Spreng<br />

Stengel<br />

Stoelck<br />

Regensburg<br />

Warstein<br />

Rheda-Wiedenbrück<br />

Dorsten<br />

Frankfurt<br />

Köln, Schweiz<br />

Schmallenberg<br />

Overath<br />

Hamburg<br />

Bornheim<br />

Hasbergen<br />

Witten<br />

Steinfurt<br />

Bickenbach<br />

Neu-Ulm<br />

Berlin<br />

Roggenburg<br />

Essen<br />

Münster<br />

Dipl.-Päd. KJP Sonay Straßheim Marburg<br />

Dr. med. Dr. phil.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr.<br />

Dr. med.<br />

M. Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. medic.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

KJP<br />

Christine<br />

Susanne<br />

Eva-Maria<br />

Ulrike<br />

Anke<br />

Tina-Marie<br />

Friederike<br />

Sylvia<br />

Florian Max-Josef<br />

Ulrike<br />

Petra<br />

Barbara<br />

Iris<br />

Ritter<br />

Thielbeer<br />

Thiemann<br />

Thöne<br />

Tolksdorf<br />

Ullrich<br />

Völker<br />

von Müller<br />

Wagner<br />

Wewers<br />

Wilmer<br />

Winter<br />

Wittrin<br />

Steinfurt<br />

Düsseldorf<br />

Münster<br />

Ennigerloh<br />

Baden-Baden<br />

Magdeburg<br />

Steinfurt<br />

Nottuln, Schweiz<br />

Starnberg<br />

Münster<br />

Essen<br />

Havixbeck<br />

Wegberg


66<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

DGH-Veranstaltungen:<br />

16.-19.11.2023,<br />

Jahreskongress<br />

Begegnung in Trance – HYPNOSE BERÜHRT,<br />

Bad Lippspringe<br />

www.dgh-hypnose.de<br />

Der Körper kennt den Weg<br />

Hypnotherapie und körperorientierte Verfahren bei Carl-Auer<br />

09.-10.09.2023<br />

Summerschool in Berlin<br />

Das Tor zum Unbewussten<br />

26.-27.04.2024<br />

Projekttage in Bad Lippspringe<br />

Akutsituationen in der Medizin und<br />

Psychotherapie<br />

– Hypnose im Notfalleinsatz<br />

„Antonia Pfeiffer ist ein leicht<br />

verständlicher Überblick über die<br />

neurophysiologischen Hintergründe<br />

des Klopfens gelungen. Aus<br />

der Sicht einer Anwenderin und<br />

Wissenschaftlerin spannt sie dabei<br />

einen weiten Bogen von der somatosensorischen<br />

Stimulation bis zur<br />

modernen Emotionsforschung.<br />

Empfehlenswert!“<br />

Prof. Dr. phil. nat. Florian Beißner,<br />

Insula-Institut für integrative<br />

Therapieforschung<br />

„Eine wundervolle Arbeit, die<br />

den Mediziner mit genauen Informationen<br />

versorgt, damit er den<br />

Patienten dabei helfen kann, sich<br />

während medizinischer Behandlungen<br />

wohl zu fühlen. Jeder<br />

Dienstleister im Gesundheitswesen,<br />

der dazu beitragen möchte,<br />

es seinen Patienten angenehmer<br />

zu machen, wird das Lesen dieses<br />

Buches genießen.“<br />

Prof. Dr. Mark P. Jensen<br />

14.-17.11.2024,<br />

Jahreskongress<br />

Gestärkt aus der Krise – MIT HYPNOSE IN BALANCE,<br />

Bad Lippspringe<br />

204 Seiten, Kt, <strong>2022</strong><br />

€ (D) 29,95/€ (A) 30,80<br />

ISBN 978-3-8497-0449-0<br />

203 Seiten, Kt, <strong>2022</strong><br />

€ (D) 34,95/€ (A) 36,–<br />

ISBN 978-3-8497-0392-9<br />

www.dgh-hypnose.de<br />

Weitere nationale und internationale Kongresse:<br />

„Das Buch erschien mir beim Lesen<br />

wie ein präziser Schlüssel, der das<br />

Tor zum Verständnis der Grundlagen<br />

und zur Anwendung der<br />

Sophrologie öffnet. Dabei ist mir<br />

klar geworden, dass deren therapeutischer<br />

Ansatz weitaus breiter<br />

und mehrdimensionaler ist als<br />

der von Hypnose oder Autogenem<br />

Training. Eine entdeckungsreiche<br />

Lektüre!“<br />

Prof. Walter Bongartz<br />

Der besondere Clou dieses<br />

Buches: Neben Victorias<br />

erschütternder Geschichte werden<br />

auch die Interventionen der<br />

Therapeutin Martha wiedergegeben.<br />

Es zeigt, wie schwer<br />

traumatisierten Menschen<br />

geholfen wird, ihre eigenen<br />

Stärken wiederzuentdecken. Für<br />

professionelle und ehrenamtliche<br />

Helfer:innen sehr hilfreich<br />

– und für Betroffene selbst.<br />

07.-10.09.2023<br />

23.-26.03.2023,<br />

12.-15.06.2024,<br />

DGZH, Berlin<br />

2023 in Istanbul,<br />

ESH-Kongress, Türkei<br />

Jahrestagung der MEG<br />

Im Kongress-Palais, Kassel<br />

"Out of Fear" Hypnotherapie bei<br />

Angst, Phobie und Panik<br />

M.E.G.-Hypnose: Veranstaltungen<br />

ISH – Krakau, Polen<br />

22. International Congress of<br />

Hypnosis ISH Krakau, Polen<br />

www.hypnosis<strong>2022</strong>.com<br />

103 Seiten, Kt, <strong>2022</strong><br />

€ (D) 19,95/€ (A) 20,60<br />

ISBN 978-3-8497-0417-9<br />

104 Seiten, Kt, <strong>2022</strong><br />

€ (D) 39,–/€ (A) 40,10<br />

ISBN 978-3-8497-0371-4<br />

www.esh-hypnosis.eu/xv-esh-congress<br />

(meg-hypnose.de)<br />

a Carl-Auer Verlag<br />

Auf www.carl-auer.de bestellt – deutschlandweit portofrei geliefert!<br />

Alle Titel sind auch als<br />

erhältlich

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