Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...

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80 übernehmen“. Die Größe der Einwanderungsgruppe und konfessionelle Unterschiede können die Integration ebenfalls verzögern. 159 Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Überlegenheitsgefühl, das die deutschen Auswanderer aus ihrem „Deutschtum“ und den damit verbundenen „Nationaltugenden“ ableiteten, die Ansiedlung in größeren Gruppen in einem bis zu diesem Zeitpunkt fast unbesiedelten Gebiet Chiles und der protestantische Glaube die wichtigsten Faktoren waren bei der Etablierung einer privilegierten Sonderstellung in der chilenischen Gesellschaft. 159 Albrecht, Günter: Soziologie der geographischen Mobilität, Stuttgart 1972, S.261ff

6 Fazit: Die Deutsch-Chilenen: Eine Minderheit zwischen Mythos und Realität 81 Deutschtum: a) Gesamtheit der für die deutschen typischen Lebensäußerungen; deutsche Wesensart; b) Zugehörigkeit zum deutschen Volk; c) Gesamtheit der deutschen Volksgruppen im Ausland; Deutschtümelei (abwertend): aufdringliche, übertriebene Betonung deutscher Wesensart. DUDEN Deutsches Universalwörterbuch (1989) Die Geschichte der deutschen Auswanderer in Chile zeigt, daß sich die anfangs demokratisch denkenden Kolonisten zu überzeugten Bewunderern des Wilhelminischen Reiches wandelten. Diese Zeit bedeutete größtes internationales Ansehen für die Deutschen und ihr „Deutschtum“. Auch die Deutschen in Chile profitierten von dieser Entwicklung und ihr Einfluß in Erziehungswesen und Militär geht auf diese „goldene Zeit“ zurück. Für die von Nationalstolz erfüllten Nachfahren der Auswanderer bedeutete der Erste Weltkrieg einen massiven Einbruch in ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung. Die Machtergreifung Adolf Hitlers und die Erfassung der Deutsch-Chilenen durch die „Auslands-Organisation der NSDAP“ ließen die Deutsch-Chilenen wieder neue Hoffnung schöpfen und so trafen sie die erneuten Sanktionen um so härter. Bei der Beurteilung dieses Verhaltens darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, daß es sich dabei um das typische Verhalten einer Minderheit handelte, die einem Assimilationsdruck von außen ausgesetzt ist. Soziale Kontrolle provoziert bei den betroffenen Minderheiten oftmals eine Abwehrhaltung, die zu einem extremen Rückzug auf die Ursprungskultur führen kann, wie dies auch bei den Deutsch-Chilenen der Fall war. Die überwiegend überzeugten Nationalsozialisten distanzierten sich nach dem verlorenen Krieg politisch von Deutschland und konzentrierten sich auf

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übernehmen“. Die Größe der Einwanderungsgruppe <strong>und</strong> konfessionelle<br />

Unterschiede können die Integration ebenfalls verzögern. 159<br />

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Überlegenheitsgefühl, das die<br />

deutschen <strong>Auswanderer</strong> aus ihrem „Deutschtum“ <strong>und</strong> den damit<br />

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Gruppen in einem bis zu diesem Zeitpunkt fast unbesiedelten Gebiet<br />

Chiles <strong>und</strong> der protestantische Glaube die wichtigsten Faktoren waren bei<br />

der Etablierung einer privilegierten Sonderstellung in der chilenischen<br />

Gesellschaft.<br />

159 Albrecht, Günter: Soziologie der geographischen Mobilität, Stuttgart 1972, S.261ff

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