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Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...

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Während der zweiten Phase ist der Einwanderer mit dem Aufbau seiner<br />

wirtschaftlichen Existenz beschäftigt <strong>und</strong> baut in Ermangelung<br />

chilenischer Vorbilder diese nach dem Muster seines Heimatlandes auf.<br />

Diese Einwanderer drückten ihrer Umgebung, wie ganz besonders im<br />

Seengebiet noch heute zu erkennen ist, den „deutschen Stempel“ auf.<br />

In einer dritten Phase macht sich langsam die Entfremdung vom<br />

Vaterland bemerkbar. Diese Phase wird jedoch von einem verstärkten<br />

Bekenntnis zur alten Heimat begleitet, ungeachtet der Tatsache daß sich<br />

diese im Laufe der Zeit verändert <strong>und</strong> nicht mehr dem Bild gleicht, daß<br />

man in die Fremde mitgenommen hatte.<br />

Nachdem die wichtigsten Probleme der Subsistenz gelöst sind, wendet sich<br />

der <strong>Auswanderer</strong> nun verstärkt der Einrichtung von religiösen <strong>und</strong><br />

sozialen Institutionen zu. In dieser Zeit entstehen auch die ersten<br />

Schulen. In<strong>zwischen</strong> schon mehr mit der chilenischen Mentalität vertraut,<br />

wird diese jedoch bewußter als in der ersten Zeit abgelehnt <strong>und</strong> man<br />

verteidigt mit allen Mitteln die Zugehörigkeit zur deutschen Nation <strong>und</strong><br />

Kultur. Diese Geisteshaltung zeigt sich vor allem am Festhalten an der<br />

deutschen Sprache <strong>und</strong> dem protestantischen Glauben in den Kolonien.<br />

Darüber hinaus zeigen die Siedler auch kaum Interesse für die politischen<br />

Geschehnisse ihres neuen Heimatlandes. Politisch aktiv werden sie nur<br />

da, wo sie sich direkt betroffen fühlen - auf regionalpolitischer Ebene. Die<br />

Reformen des Militär- <strong>und</strong> Schulsystems basierten zwar auf deutschen<br />

Modellen, aber die Impulse kamen nicht aus den Kolonien. Die Initiative,<br />

von deutschen Erfahrungen zu profitieren, kam von der chilenischen<br />

Regierung.<br />

Die heimliche Angst sich von der deutschen Heimat zu entfernen wird in der<br />

vierten Phase zur Wirklichkeit. Der Kontakt geht mehr <strong>und</strong> mehr verloren<br />

<strong>und</strong> der <strong>Auswanderer</strong> verliert den Bezug zu sozialen, intellektuellen <strong>und</strong><br />

politischen Veränderungen. Nun nimmt er seine besondere Stellung als<br />

ethnische Minderheit weit entfernt von der Heimat wahr. Die dennoch<br />

weiterbestehende Verbindung zu Deutschland begründet Waldmann vor<br />

allem mit wirtschaftlichen Interessen <strong>und</strong> dem Wunsch, die privilegierte<br />

Stellung im chilenischen Staat beizubehalten <strong>und</strong> zu rechtfertigen.<br />

Kaisertreue <strong>und</strong> Verehrung für das <strong>Deutsche</strong>schließt Waldmann als

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