Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...
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74 Einwanderung positiven Einfluß auf die chilenische Gesellschaft, was von den Chilenen aber auch als Besserwisserei, Hochmut und Pedanterie aufgefaßt wurde. Die Deutschen wurden zwar aufgrund ihrer Tüchtigkeit geschätzt, aber nicht unbedingt geliebt. Dieser Exkurs erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll vielmehr einen Eindruck der Wechselwirkung der beiden aufeinandertreffenden Kulturen vermitteln, was im allgemeinen als „Akkulturation“ bezeichnet wird. Wie das „Anwandter-Gelöbnis“ zeigt, waren die Auswanderer von Anfang an gewillt, chilenische Bürger zu werden, was sie aber nicht hinderte, ihre deutschen Traditionen beizubehalten. Aus dieser bikulturellen Einstellung, die die Auswanderer seither pflegten, ergab sich die Bezeichnung „Deutsch-Chilenen“. Den verschiedenen Etappen der Integration soll im nächsten Kapitel aus soziologischer Sicht nachgegangen werden. 5 Die Deutsch-Chilenen: eine Bindestrich-Gesellschaft? 5.1 Chile-Deutsche und Deutsch-Chilenen Die Bezeichnungen für die deutsche Minderheit und ihrer Nachkommen sind vielfältig und beinhalten verschiedene Stufen der Integration in die chilenische Gesellschaft. Am Beispiel der deutschsprachigen Presse, insbesondere anhand des „Condors“ wurde hier eine Untersuchung vorgenommen, die zum einen das Ziel hatte, Gründe zu finden für die außerordentliche kulturelle Beständigkeit der deutschen Traditionen/Kultur und zum anderen sollten hier die verschiedenen Stufen der Integration dokumentiert werden. An Selbstzeugnissen wird deutlich, wie sich die Deutsch-Chilenen im Laufe der Geschichte immer mehr der chilenischen Kultur annäherten, welche
75 Maßnahmen sie ergriffen, um diesen Prozeß aufzuhalten und welchen Erfolg sie bei diesen Anstrengungen hatten. Je nach Grad der Integration sind verschiedene Gruppen gemeint: die Bezeichnung „Chile-Deutsche/r“ meint Auslanddeutsche, die nach Chile kamen und im Regelfall noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und bei der deutschen Botschaft gemeldet sind. „Deutsch- Chilenen/innen“ sind Chilenen deutscher Herkunft, die die chilenische Staatsbürgerschaft, teilweise auch zusätzlich einen deutschen Pass besitzen und inzwischen schon in der fünften oder sechsten Generation in Chile leben. Viele davon sind nur noch deutschsprachig in dem Sinne, daß sie an deutschen Schulen Deutsch als Fremdsprache erlernt haben. 153 Daneben existieren noch Begriffe wie „Deutschstämmige Chilenen“ und „bodenständige Deutsche“, die auch in der Literatur verwendet werden und ziemlich unpräzise Vorstellungen von teilweiser oder bewußt vermiedener Integration bezeichnen. Im nächsten Abschnitt soll zunächst geklärt werden, wie in der Soziologie verschiedene Stufen der Integration in einen neuen Kulturraum beschrieben werden, um danach die Erkenntnisse auf die deutsche Minderheit anzuwenden. 5.2 Akkulturation oder Assimilation? Über die Definition der Begriffe „Akkulturation“ und „Assimilation“ herrscht in der Forschung keine Einigkeit. Bei verschiedenen Autoren wird unter „Akkulturation“ die teilweise Anpassung an eine neue Kultur bzw. partielle Übernahme von Kulturelementen, nachdem man bereits einen Sozialisationsprozeß durchlaufen hat, verstanden. Dieser Vorgang wird von internen Einflußfaktoren wie persönlichen Motiven, Zielen, Fertigkeiten, 153 Schobert, Soziale Integration, S.191f
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Maßnahmen sie ergriffen, um diesen Prozeß aufzuhalten <strong>und</strong> welchen<br />
Erfolg sie bei diesen Anstrengungen hatten.<br />
Je nach Grad der Integration sind verschiedene Gruppen gemeint: die<br />
Bezeichnung „Chile-<strong>Deutsche</strong>/r“ meint Auslanddeutsche, die nach Chile<br />
kamen <strong>und</strong> im Regelfall noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen<br />
<strong>und</strong> bei der deutschen Botschaft gemeldet sind. „Deutsch-<br />
Chilenen/innen“ sind Chilenen deutscher Herkunft, die die chilenische<br />
Staatsbürgerschaft, teilweise auch zusätzlich einen deutschen Pass<br />
besitzen <strong>und</strong> in<strong>zwischen</strong> schon in der fünften oder sechsten Generation in<br />
Chile leben. Viele davon sind nur noch deutschsprachig in dem Sinne,<br />
daß sie an deutschen Schulen Deutsch als Fremdsprache erlernt haben. 153<br />
Daneben existieren noch Begriffe wie „Deutschstämmige Chilenen“ <strong>und</strong><br />
„bodenständige <strong>Deutsche</strong>“, die auch in der Literatur verwendet werden<br />
<strong>und</strong> ziemlich unpräzise Vorstellungen von teilweiser oder bewußt<br />
vermiedener Integration bezeichnen.<br />
Im nächsten Abschnitt soll zunächst geklärt werden, wie in der Soziologie<br />
verschiedene Stufen der Integration in einen neuen Kulturraum<br />
beschrieben werden, um danach die Erkenntnisse auf die deutsche<br />
Minderheit anzuwenden.<br />
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Über die Definition der Begriffe „Akkulturation“ <strong>und</strong> „Assimilation“ herrscht in<br />
der Forschung keine Einigkeit. Bei verschiedenen Autoren wird unter<br />
„Akkulturation“ die teilweise Anpassung an eine neue Kultur bzw. partielle<br />
Übernahme von Kulturelementen, nachdem man bereits einen<br />
Sozialisationsprozeß durchlaufen hat, verstanden. Dieser Vorgang wird von<br />
internen Einflußfaktoren wie persönlichen Motiven, Zielen, Fertigkeiten,<br />
153 Schobert, Soziale Integration, S.191f