Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...
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unermüdlich arbeitenden Vorfahren eint diese Gruppe <strong>und</strong> gibt ihnen<br />
auch noch Generationen später die Bestätigung für die Besonderheit ihrer<br />
Stellung in der Gesellschaft.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, daß die meisten <strong>Auswanderer</strong> triftige<br />
Gründe bewogen hatten, Deutschland zu verlassen. Diese „Stiefkinder“<br />
Deutschlands waren mit der Situation unzufrieden gewesen, <strong>und</strong> daß<br />
diese Einwanderer bereits von besonderem Stolz auf die Überlegenheit des<br />
„Deutschtums“ gewesen wären, erscheint unwahrscheinlich, was meines<br />
Erachtens die These von Blancpain unterstützt. So schreibt ein<br />
<strong>Auswanderer</strong> beispielsweise: „Die chilenische Regierung ist mehr besorgt<br />
um ihre Kolonisten, als die deutsche für ihre Unterthanen.“ 119 Die von<br />
Ingeborg Schmalz-Schwarzenberg. veröffentlichten <strong>Auswanderer</strong>briefe<br />
zeigen alle ein überaus positives Bild von der Aufnahme der Pioniere in<br />
ihrer neuen Heimat: “(...)unsere Religions verhältnisse sind noch dieselben<br />
zwei deutsche Schulen haben wir hir, es wird nicht nach Religion gefragt,<br />
fast alle die aus Preusen, Hessen, Sachssen pp hier ankomen bringen gaar<br />
keine mit, sie würden gern einen Gott u. Heiland glauben, wenn sie ihn<br />
verstehen könnten, ich glaube bald das schon dieses zu Deutschlands Fall<br />
beitragen wird, die sicherheit der Person <strong>und</strong> des Eigenthums ist hier<br />
besser gesichert als bei Euch, Krieg <strong>und</strong> Erdbeeben, Misswachs <strong>und</strong><br />
Hagelschlag haben wir nicht zu fürchten Steuern <strong>und</strong> abgaben sind bald<br />
bezahlt, Krankheiten u. sonstige Landplagen sind ohne bedeutung was<br />
haben wir gross zu fürchten.“ 120<br />
Die ersten Schulen <strong>und</strong> Vereine wurden in erster Linie aus existenziellen<br />
Bedürfnissen heraus gegründet <strong>und</strong> das Festhalten an deutschen<br />
Traditionen diente auch dazu, die Fremdheit der neuen Umgebung zu<br />
überbrücken. Auch wenn man davon ausgehen kann, daß nicht alle<br />
<strong>Auswanderer</strong> gleich positive Erfahrungen machten - falls es Negativ-<br />
Beispiele gab, werden sie jedenfalls nicht in der deutschen Presse<br />
erwähnt, so ist doch das entgegenkommende<br />
119 Condor, Nr.1979, 18.September 1971, S.7<br />
120 Condor, Nr.21, 1.April 1941, S.17