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Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...

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Selbstverständnis dieser deutschen Minderheit im Laufe der Geschichte<br />

zu ergründen <strong>und</strong> auf ihren <strong>Realität</strong>sbezug hin zu untersuchen.<br />

Zunächst soll auf einige Selbstzeugnisse der <strong>Auswanderer</strong> eingegangen<br />

werden. Der „<strong>Auswanderer</strong>brief“ stellt nach Ansicht von Peter Mesenhöller<br />

eine Quelle im Grenzbereich dar, deren Zuverlässigkeit nur bei Briefserien<br />

gewährleistet ist. Diese Briefe illustrieren die Darstellung von historischen<br />

Wanderungsbewegungen <strong>und</strong> den Akkulturationsprozeß in der neuen<br />

Heimat. Im Zusammenhang mit der Pionierzeit können sie - auch wenn<br />

sie nicht in Serie vorliegen - einige wichtige Hinweise geben.<br />

Im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert kann davon ausgegangen werden, daß sich Briefe<br />

nicht an einzelne Adressaten richteten, sondern an ganze „Subsysteme“,<br />

d.h. an Verwandte, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte, an die die Briefe<br />

weitergereicht oder denen sie vorgelesen wurden. 114 Dieser Tatsache trugen<br />

die Absender Rechnung <strong>und</strong> es finden sich in den meisten Briefen<br />

Informationen an verschiedene Personen in der alten Heimat <strong>und</strong> auch<br />

Aufforderungen an Familienmitglieder, doch ebenfalls die große Reise<br />

anzutreten. So kommt den <strong>Auswanderer</strong>briefen neben <strong>Auswanderer</strong>-<br />

Ratgebern <strong>und</strong> gezielten Werbekampagnen, wie sie beispielsweise von<br />

Philippi initiiert wurden, einwanderungsfördernde Bedeutung zu.<br />

Frau Ingeborg Schmalz-Schwarzenberg ist eine bekannte Persönlichkeit in<br />

der deutsch-chilenischen Gemeinschaft <strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Bemühens um die Erforschung der deutschen Auswanderungsgeschichte<br />

geschätzt. Sie machte authentische Zeugnisse der ersten <strong>Auswanderer</strong>,<br />

u.a. das „Reisetagebuch Carl Anwandters“ <strong>und</strong> eine Sammlung von<br />

<strong>Auswanderer</strong>briefen für die Öffentlichkeit zugänglich. Eine Anzahl wurde<br />

im „Condor“ veröffentlicht <strong>und</strong> diese sogenannten „Tendenzbriefe“<br />

schildern alle das „gelobte Land“ oder nennen auch teilweise die Mißstände<br />

in Deutschland.<br />

Vorrangig wird jedoch von den überaus günstigen Bedingungen für <strong>Auswanderer</strong><br />

in Chile berichtet: „(...), denn wer fleißig ist <strong>und</strong> sparsam, der<br />

114 Mesenhöller, Gerd: Der <strong>Auswanderer</strong>brief, in: Der große Aufbruch - Studien zur Amerikaauswanderung,<br />

Neue Folge der Hessischen Blätter für Volksk<strong>und</strong>e (Bd.17), S.111ff

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