Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...

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3.8 Die deutschsprachige Presse 3.8.1 Die Anfänge der deutschen Presse in Chile 40 Deutsche Auslandspresse „(...) Neben kirchlichen und unterrichtlichen Gemeinschaften ist sie das stärkste geistige Band der Deutschen draußen, um so wichtiger,da sie auch in die Einsamkeiten greift, denen ein geschlossenes Gruppenleben versagt ist. Sie erhältZusammenhänge, die ohne sie absterben müßten, sie vermittelt die Zeugnisse der heimatlichen Kultur, sie steht aber auch immer in Verantwortung gegenüber der anderen, der manchmal fremden Welt, als der Posten, für den die Losung im geistigen Sinn Deutschland heißt. (...)“ 86 Theodor Heuß Die gemeinsamen Zielsetzungen einer Gruppe finden oftmals Ausdruck in Zeitungen. Die deutschen Einwanderer in Chile hatten sehr früh neben ihrem Engagement für deutsche Schulen und Kirchen, das Bedürfnis nach einer deutschsprachigen Presse entwickelt. Bevor die ersten Zeitungen gegründet wurden, hielten Zeitschriftenvereine kollektive Abonnements für Zeitungen aus Deutschland. Die Zeitungen sollten die Verbindung mit der alten Heimat bewahren und über aktuelle Ereignisse (z.B. aus dem Vereinsleben), sowie die deutsche Kultur allgemein informieren. Im übrigen sollte der Gemeinschaftssinn der Einwanderer erhalten werden, um sich in der ungewohnten Umgebung besser zurechtzufinden. Die Zeitungen waren von der Eigenart ihrer 86 Condor, Nr.2942, 19.Januar 1991, S.5

41 Begründer und natürlich auch von der geistigen Haltung der Gruppen, an die sie sich wandten, bestimmt. Die erste und für lange Zeit einzige deutsche Zeitung erschien 1870 in Valparaiso. Wahrscheinlich war das Bedürfnis nach einer deutschen Zeitung auch durch die Ereignisse des deutsch-französischen Krieges geweckt worden. Die „Deutschen Nachrichten“ wurden von A. Trautmann herausgegeben und hielten sich ganze 38 Jahre. Als sich die Verkehrsverbindungen zu den deutschen „Kolonien“ des Südens verbesserten, wurde die Zeitung, die sich fast ausschließlich mit den Ereignissen in der alten Heimat beschäftigte, unter dem Namen „Deutsche Nachrichten für Südamerika“ auch das Blatt für den Süden. Nachdem die Zeitung von Trautmann aufgegeben wurde, bildete der Deutsche Verein in Valparaíso ein Pressekomitee und gab die kaiserlich-treue „Deutsche Zeitung für Chile“ heraus. Während des Ersten Weltkrieges brachte man für das ibero-chilenische Publikum die spanische Ausgabe „Tiempo Nuevo“ heraus, um über die Kriegsereignisse aus deutscher Sicht zu informieren. Ab 1939 wurde zusätzlich der „Suplemento del diario alemán para Chile“ veröffentlicht. Mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Chile und dem Dritten Reich 1943 stellte die Zeitung ihr Erscheinen ein. 87 1886 erschien die erste Zeitung Südchiles unter dem Titel „Deutsche Zeitung für Südchile“. Wegen finanzieller Schwierigkeiten mußte der Druck jedoch bald eingestellt werden, um 1888 wieder unter dem Namen „Valdivias Deutsche Zeitung“ zu erscheinen. Sie trug später den Untertitel „Unabhängige Stimme des Deutschtums in Südchile“. 1895 wurde die Zeitung „El Correo“ als zweisprachiges Blatt neugegründet, aber schon nach kurzer Zeit in die spanischsprachige politische Tageszeitung „El Correo de Valdivia“ umgewandelt. 87 Condor, Nr.2809, 21.Mai 1988, S.8

3.8 Die deutschsprachige Presse<br />

3.8.1 Die Anfänge der deutschen Presse in Chile<br />

40<br />

<strong>Deutsche</strong> Auslandspresse<br />

„(...) Neben kirchlichen <strong>und</strong><br />

unterrichtlichen<br />

Gemeinschaften ist sie das<br />

stärkste geistige Band der<br />

<strong>Deutsche</strong>n draußen, um so<br />

wichtiger,da sie auch in die<br />

Einsamkeiten greift, denen ein<br />

geschlossenes Gruppenleben<br />

versagt ist. Sie<br />

erhältZusammenhänge, die<br />

ohne sie absterben müßten, sie<br />

vermittelt die Zeugnisse der<br />

heimatlichen Kultur, sie steht<br />

aber auch immer in<br />

Verantwortung gegenüber der<br />

anderen, der manchmal<br />

fremden Welt, als der Posten,<br />

für den die Losung im geistigen<br />

Sinn Deutschland heißt. (...)“ 86<br />

Theodor Heuß<br />

Die gemeinsamen Zielsetzungen einer Gruppe finden oftmals Ausdruck in<br />

Zeitungen. Die deutschen Einwanderer in Chile hatten sehr früh neben<br />

ihrem Engagement für deutsche Schulen <strong>und</strong> Kirchen, das Bedürfnis<br />

nach einer deutschsprachigen Presse entwickelt. Bevor die ersten<br />

Zeitungen gegründet wurden, hielten Zeitschriftenvereine kollektive<br />

Abonnements für Zeitungen aus Deutschland.<br />

Die Zeitungen sollten die Verbindung mit der alten Heimat bewahren <strong>und</strong><br />

über aktuelle Ereignisse (z.B. aus dem Vereinsleben), sowie die deutsche<br />

Kultur allgemein informieren. Im übrigen sollte der Gemeinschaftssinn der<br />

Einwanderer erhalten werden, um sich in der ungewohnten Umgebung<br />

besser zurechtzufinden. Die Zeitungen waren von der Eigenart ihrer<br />

86 Condor, Nr.2942, 19.Januar 1991, S.5

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