Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...
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Schwierigkeiten <strong>und</strong> es erschienen wieder „Schwarze Listen“. 1943 brach<br />
Chile die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab <strong>und</strong> viele<br />
Mitgliedsfirmen sahen sich zur Schließung gezwungen. Am 3.Juli 1945<br />
wurde die Kammer aufgelöst, um dann nach 1950 erneut in Aktion zu<br />
treten. Der Kammer wurde der eigene Rechtstatus zugesprochen <strong>und</strong><br />
1960 erhielt sie den Namen „Deutsch-Chilenische Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelskammer“. Diese Institution trug dazu bei, daß Chile deutsche<br />
Unterstützung für die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Entwicklung erhielt. 83<br />
Der DCB entstand ebenfalls aus der Not des Ersten Weltkrieges <strong>und</strong><br />
vereinigte alle in Chile lebenden Reichsdeutschen <strong>und</strong> Deutsch-Chilenen.<br />
Die Vereinigung widmete sich hauptsächlich der Presse- <strong>und</strong> Schulpolitik<br />
<strong>und</strong> der Betreuung einer Wanderbibliothek. Das Anliegen der<br />
Organisation war, als verbindende Institution unter den deutsch-<br />
chilenischen Vereinigungen zu wirken. Ziel war die Pflege der Sprache <strong>und</strong><br />
Kultur - von Politik <strong>und</strong> Religion wollte man sich fernhalten. Nach eigener<br />
Aussage verstand man das Deutschtum als „geistige Erscheinung <strong>und</strong><br />
sittlichen Wert“ <strong>und</strong> so konnte sich die Organisation, die aus der Not<br />
entstanden war, über den 2. Weltkrieg hinaus bis heute erhalten.<br />
Im Dritten Reich erfuhr der DCB gewaltige finanzielle Unterstützung aus<br />
Deutschland. Ab 1936 wurde der Widerstand gegen diese Einflußnahme<br />
von außen jedoch immer größer. Man beschloß, die Reichsdeutschen<br />
durch Änderung der Satzung ihrer Ämter zu entheben <strong>und</strong> legte den<br />
Jahrestag des DCB auf den 21.Mai, den chilenischen Nationalfeiertag.<br />
Inwieweit diese Distanznahme echt war, läßt sich schwer feststellen. Es<br />
gibt Quellen, die darauf hinweisen, daß das Auswärtige Amt den DCB<br />
wissen ließ, daß man eine materielle <strong>und</strong> moralische Unterstützung davon<br />
abhängig machen wolle, ob die vom VDA bezahlten Geschäftsführer<br />
dem neuen Deutschland gegenüber positiv eingestellt seien, un-<br />
abhängig davon, ob sie Parteigenossen oder Reichsdeutsche<br />
seien. 84 Möglicherweise stellte sich die Zeit des Nationalsozialismus<br />
für die <strong>Deutsche</strong>n als Scheideweg <strong>zwischen</strong> zwei<br />
83 Converse: Die <strong>Deutsche</strong>n, S.320f<br />
84 Schobert: Soziale <strong>und</strong> kulturelle Integration, S.355ff