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Deutsche Auswanderer zwischen Mythos und Realität - KOPS ...

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Klagen über die nachlassende Bereitschaft zur Unterstützung dieser mehr<br />

<strong>und</strong> mehr in Frage gestellten Traditionen. Seit der Wiedervereinigung wird<br />

geklagt, daß Deutschland sich nun mehr auf den Osten konzentriere. 64<br />

Seit den 1880ern begannen die Schulen, sich für ibero-chilenische<br />

Schüler zu öffnen <strong>und</strong> wurden in diesem Jahrh<strong>und</strong>ert zu sogenannten<br />

„Begegnungsschulen“. Der immer größere Anteil von spanischsprachig<br />

aufgewachsenen Schülern machte jedoch das Unterrichts-Konzept in<br />

deutscher Sprache mehr <strong>und</strong> mehr unmöglich. Aus oben bereits<br />

genannten Gründen entwickelte sich das Fach Deutsch zum - mehr oder<br />

weniger - modernen Fremdsprachenunterricht. Seit der 1966 eingeleiteten<br />

Erziehungsreform, die zum einen eine Erhöhung der Schulzeit von sechs<br />

auf acht Jahre <strong>und</strong> zum anderen die Einrichtung durchgängiger<br />

zweisprachiger Ausbildungszüge beinhaltete, wurde in den<br />

deutschsprachigen Medien eine breite Diskussion über den Sinn <strong>und</strong> die<br />

Art <strong>und</strong> Weise des Deutschunterrichtes eingeleitet.<br />

Trotz Voll- <strong>und</strong> Teilstipendien <strong>und</strong> der Bemühung um „soziale Öffnung“<br />

waren <strong>und</strong> sind die <strong>Deutsche</strong>n Schulen nur Kreisen bestimmter<br />

gesellschaftlicher Schichten zugänglich <strong>und</strong> haben den Status von<br />

Eliteschulen. Auch wenn es sich um sogenannte „Mittelstandsschulen“<br />

handelt, täuscht dies nicht darüber hinweg, daß in der chilenischen<br />

Gesellschaft ein großes soziales Gefälle besteht.<br />

Eine sehr interessante Stellungnahme des deutschen Pädagogen Jürgen<br />

Biegel findet sich in den „Berichten <strong>und</strong> Vorträgen“ des „Vereins deutscher<br />

Lehrer in Chile“ anläßlich der 61. Jahreshauptversammlung 1966 in<br />

Valdivia. Der Autor beschäftigt sich mit der schwindenden Beliebtheit des<br />

Deutschunterrichts <strong>und</strong> seinen Inhalten. Er begründet den Mißerfolg der<br />

Sprachvermittlung mit dem Festhalten an alten Traditionen <strong>und</strong> weist auf<br />

die Tatsache hin, die im Verlauf dieser Arbeit noch eine wichtige Rolle spielen<br />

wird, nämlich daß sich die deutschstämmige Gesellschaft mit der Auswahl<br />

ihrer Methode des Deutschunterrichtes noch im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert befände.<br />

Aber nicht nur die Methode, sondern auch ihr Inhalt wie z.B. das<br />

63 Franke, Ottheinrich: Aufgaben <strong>und</strong> Möglichkeiten der deutschen Schulen in Chile in absehbarer Zukunft,<br />

in: Bericht der 73. Hauptversammlung des „Vereins deutschsprachiger Lehrer in Chile“ in Temuco, 23.-26.<br />

Oktober 1986, S.10f<br />

64 Condor, Nr.3176, 27. Oktober 1995, S.9

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