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Volkskrankheiten

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor. Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor.

Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

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8 Lesen Sie mehr unter www.volkskrankheiten.net<br />

Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />

EXPERTISE<br />

Diabetes und Herzinsuffizienz:<br />

Behandlung von Zwillingen<br />

<strong>Volkskrankheiten</strong><br />

Diabetes und<br />

Herzinsuffizienz<br />

BNP und NT-ProBNP – warum diese Buchstaben<br />

der Schlüssel in der Behandlung von Diabetes und<br />

Herzinsuffizienz sind, erklären Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi<br />

und Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann im Doppelinterview.<br />

Text Magdalena Reiter-Reitbauer<br />

Schätzungen zufolge leben<br />

allein in Österreich rund<br />

800.000 Menschen mit<br />

Diabetes.<br />

Herzinsuffizienz<br />

ist die häufigste<br />

Entlassungsdiagnose<br />

bei der älteren<br />

Bevölkerung<br />

3 % der<br />

Bevölkerung in<br />

Österreich leiden<br />

an Herzinsuffizienz.<br />

Wir sprechen heute über die Themen<br />

Diabetes Typ 2 und Herzinsuffizienz mit<br />

Ihnen beiden als langjährige Experten.<br />

Inwiefern hängen Diabetes und Herzinsuffizienz<br />

zusammen?<br />

Martin Clodi: Hohe Blutzuckerwerte sind<br />

wesentliche Treiber der Entwicklung von<br />

Herzinsuffizienz. Grundsätzlich leiden<br />

viele Herz-Kreislauf-Patient:innen gleichzeitig<br />

auch an Diabetes. Das bedeutet, dass<br />

Diabetes viel im Herz-Kreislaufsystem und<br />

auch direkt an der Herzmuskelzelle verursachen<br />

muss. Diabetes ist zwar sicherlich<br />

nicht die einzige Ursache für eine Herzinsuffizienz,<br />

aber ein ganz wesentlicher<br />

Treiber.<br />

Martin Hülsmann: Ich gebe Professor<br />

Clodi mehr als recht. Die Herzinsuffizienz<br />

ist aber auch vice versa Treiberin für Diabetes.<br />

In der Erkrankung der Herzinsuffizienz<br />

gibt es viele Stoffwechsel-Veränderungen,<br />

die die Entwicklung von Diabetes auslösen<br />

oder zumindest verstärken können.<br />

Daher sind Diabetes und Herzinsuffizienz<br />

unsägliche Zwillinge, die sich gegenseitig<br />

treiben – das ist das Teuflische daran. Wir<br />

brauchen für die und in der Behandlung<br />

der beiden Erkrankungen also einen<br />

holistischen Blick. So konnte z.B. bereits<br />

eine Therapie entwickelt werden, welche<br />

für die Behandlung des Diabetes und der<br />

Herzinsuffizienz empfohlen wird.<br />

Sollten Hausärztinnen und -ärzte daher<br />

bei Diabetes-Patient:innen immer auch<br />

besonders aufs Herz schauen?<br />

Clodi: Man kann das Risiko für eine Herzinsuffizienz<br />

bei Diabetes-Patient:innen<br />

recht leicht über Biomarker, das sogenannte<br />

BNP und NT-proBNP, die über das<br />

Blut getestet werden, feststellen. Diese<br />

Untersuchung kann ganz einfach über eine<br />

Blutabnahme bei Hausärzt:innen erfolgen<br />

und wird in den meisten Bundesländern<br />

auch durch die Kassen bezahlt. Wenn die<br />

Biomarker BNP und NT-proBNP unter<br />

einem bestimmten Wert liegen, kann eine<br />

Herzinsuffizienz ausgeschlossen werden.<br />

Hülsmann: Wir sehen mit diesen<br />

Biomarkern,welche übrigens genauso für<br />

die Herzinsuffiizenz wie den Diabetes<br />

zugelassen sind, seit etwa 20 Jahren eine<br />

sehr hohe, stabile Sicherheit bei kardialen<br />

Risikopatient:innen. Denn der Vorteil<br />

dieser Biomarker ist, dass wir bei einem<br />

großen Anteil der Patient:innen unkompliziert<br />

einen Risikoausschluss durchführen<br />

können. Gleichzeitig fokussieren wir uns<br />

damit auf jene Patient:innen, die ein echtes<br />

Risiko für eine Herzinsuffizienz aufweisen,<br />

und können ihnen weitere kardiologische<br />

Untersuchungen zuführen. Das ist gerade<br />

in Zeiten mangelnder Ressourcen ein<br />

wichtiger Punkt.<br />

Wie können diese beiden <strong>Volkskrankheiten</strong><br />

in Zukunft gerade auch gemeinsam<br />

besser behandelt werden?<br />

Clodi: Ich wünsche mir, dass die diabetische<br />

Stoffwechsellage als kausaler Faktor<br />

auch in der Kardiologie anerkannt wird<br />

und die Patient:innen über die Biomarker<br />

schnell und richtig diagnostiziert werden<br />

und die beste Maximaltherapie erhalten.<br />

Patient:innen müssen zunehmend selber<br />

aktiv werden, weil gerade für Erkrankungen<br />

wie Herzinsuffizienz und Diabetes sie<br />

selbst die besten Therapeut:innen sind.<br />

Hülsmann: Die Eigenverantwortung der<br />

Patient:innen ist extrem wichtig. Wir<br />

brauchen ein sehr gutes Schnittstellenmanagement<br />

zwischen Hausärzt:innen,<br />

Fachärzt:innen und Spezialambulanzen,<br />

damit klar wird, wer wann für welche Fälle<br />

zuständig ist. Das würde auch den Patient:innen<br />

weiterhelfen, damit jeweilige<br />

Begleiterkrankungen gut mitbehandelt<br />

werden können.<br />

FOTO: ZVG FOTO: ZVG<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />

Martin Clodi<br />

Abteilungsvorstand<br />

der Inneren Medizin<br />

am Krankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder<br />

Linz & Präsident<br />

der Österreichischen<br />

Diabetes Gesellschaft<br />

Univ.-Doz. Dr.<br />

Martin Hülsmann<br />

Leitung Herzinsuffizienz-Ambulanz<br />

am Allgemeinen<br />

Krankenhaus (AKH)<br />

Wien<br />

80 % aller Patient:innen<br />

mit Herzinsuffizienz<br />

haben eine Glukose-<br />

Stoffwechselstörung.<br />

Davon leiden 40 %<br />

aller Patient:innen an<br />

Diabetes sowie 40 % an<br />

Prädiabetes.<br />

Nur weniger als 1 %<br />

der Patient:innen mit<br />

Herzinsuffizienz erhält die<br />

Therapie auch in empfohlener<br />

Dosierung.<br />

HERZINSUFFIZIENZ BEI DIABETIKER:INNEN<br />

Bessere Behandlung<br />

durch Früherkennung<br />

Bei Diabetes auch an<br />

Herzinsuffizienz denken.<br />

Wir lieben das Leben.<br />

6700284967<br />

diagnostics.roche.com

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