29.09.2022 Aufrufe

Volkskrankheiten

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor. Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor.

Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

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12<br />

Lesen Sie mehr unter www.volkskrankheiten.net<br />

Eine Themenzeitun<br />

Christa Bleyer,<br />

ich bin die<br />

mit dem Krebs<br />

Pensionistin<br />

66 Jahre<br />

1<br />

Text: Magdalena<br />

Reiter-Reitbauer<br />

FOTO: THOMSEN PHOTOGRAPHY<br />

1Was hat sich für Sie durch Ihre häufigen<br />

Krebserkrankungen verändert? Genießen<br />

Sie das Leben jetzt anders?<br />

Auf alle Fälle! Ich war schon immer ein<br />

sehr positiver Mensch. Mein Glas war noch<br />

nie halb leer, sondern immer halb voll. Ich<br />

war heuer im Sommer mit meiner Enkelin im<br />

Disneyland in Paris. Zwei Wochen zuvor war<br />

ich mit meinem Enkel auf einem Badeurlaub in<br />

Caorle in Italien. Dort habe ich mir leider das<br />

Steißbein arg verletzt. Ich bin dann zum Orthopäden<br />

gegangen und habe gesagt: Hören Sie mir<br />

gut zu! Ich fahre in zwei Wochen nach Paris und<br />

ins Disneyland und ich kann mir nicht vorstellen,<br />

auch nur eine Hochschaubahn auszulassen!<br />

Dank Infiltration und Schmerzmitteln hat das<br />

auch funktioniert. Ich habe eine so tolle Familie<br />

und die besten Freundinnen der Welt – auch im<br />

Krebsbereich!<br />

Was können Sie denn anderen Krebspatient:innen<br />

und auch Angehörigen mit auf den<br />

Weg geben?<br />

Ich weiß, es ist sehr schwer und manchmal<br />

klingt es wirklich total blöd, aber bitte: Hört<br />

niemals auf zu lachen! Und versucht auch über<br />

euch selbst zu lachen. Meine Familie und ich,<br />

wir haben nie unseren Humor verloren. Auch in<br />

schwierigen Situationen haben wir gelacht<br />

– selbst als meinem im März dieses Jahres<br />

verstorbenen Mann beide Beine amputiert<br />

worden sind. Auch wenn man krank ist, muss<br />

man dem Leben eine Chance geben. Ganz egal,<br />

übrigens, um welche Erkrankung es geht. Man<br />

kann immer etwas daraus machen. Humor ist<br />

etwas, das wir uns von niemandem nehmen<br />

lassen dürfen – am allerwenigsten von uns<br />

selbst.<br />

Volkskra<br />

und ihre G<br />

Ob Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes,<br />

Depressionen oder Krebs – in Österreich leben<br />

sehr viele Menschen mit den unterschiedlichen<br />

<strong>Volkskrankheiten</strong>. Wie Betroffene mit ihren<br />

Erkrankungen umgehen und was sie uns allen gerne<br />

mitgeben möchten, lesen Sie hier.<br />

2<br />

Ich und Hodenkrebs? Das kann<br />

nicht sein!<br />

„Weshalb zum Check-Up? Wir sind<br />

doch stark und unverwundbar!“ Wie<br />

viele andere Männer dachte sich das auch<br />

Jörg. Vorsorge war für ihn kein Thema, bis<br />

zu jenem Moment, in dem er einen Knoten<br />

an seinem Hoden entdeckte.<br />

Jörgs Krankengeschichte begann bereits<br />

im zarten Alter von 18 Jahren. Damals ging<br />

er erstmals zum Blutspenden und dabei<br />

wurden erhöhte Leberwerte entdeckt. Die<br />

weiteren Untersuchungen zeigten, dass er<br />

von Entzündungen im Darm und in der<br />

Leber betroffen war. „Ich war in der Blüte<br />

meines Lebens und wurde plötzlich mit den<br />

Themen Krankheit, Gesundheit und Tod<br />

konfrontiert. Keine Situation, die sich ein<br />

18-Jähriger wünscht“, erinnert sich Jörg.<br />

Die Krankheit hatte er in den folgenden<br />

Jahren gut im Griff, er wurde erfolgreicher<br />

Unternehmer, heiratete seine Jugendliebe<br />

und wurde im Februar 2014 erstmals Vater.<br />

In der glücklichsten Zeit seines Lebens, drei<br />

Wochen nach der Geburt seiner Tochter,<br />

entdeckte Jörg zufällig einen Knoten an<br />

seinem rechten Hoden. Gedanken machte<br />

er sich darüber keine, schließlich drehte<br />

sich alles um das Neugeborene. „Ich dachte,<br />

das wird schon wieder weggehen“, so Jörg.<br />

Aus dem Leben gerissen<br />

Doch der Knoten blieb und der Gang zur<br />

urologischen Untersuchung war unausweichlich.<br />

„Meine Erwartung war, dass<br />

ich eine Salbe mit nach Hause bekommen<br />

werde und gut ist. Stattdessen erzählte mir<br />

der Urologe etwas von einem Tumor – ich<br />

dachte, ich bin im falschen Film.“ Anstelle<br />

einer Salbe bekam Jörg die Überweisung ins<br />

Krankenhaus. Blickt er auf diesen Moment<br />

der Diagnose zurück, so habe er sich völlig<br />

aus dem Leben gerissen gefühlt, gefangen in<br />

einem Albtraum.<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

Lesen Sie mehr über<br />

Gesundheit, Medizin,<br />

Bewegung und Wellbeing unter:<br />

Jörg Kundrath,<br />

ich bin der mit dem<br />

Hodenkrebs<br />

Gründer von<br />

Mindset Movers<br />

39 Jahre<br />

Text: Anna<br />

Birkenmeier<br />

Der beste Krebs, den man haben kann<br />

Der Urologe reagierte trocken auf Jörgs<br />

Ängste und meinte: „Es wird alles gut.<br />

Hodenkrebs ist der bestmögliche Krebs, den<br />

man sich aussuchen kann“. Daraufhin versuchte<br />

Jörg, die Krankheit zu rationalisieren;<br />

er informierte sich, las viel und konnte<br />

so den Hodenkrebs besser einordnen.<br />

Die Zeichen nach der Operation standen<br />

positiv, der Tumor war lokal begrenzt und<br />

so entschied sich Jörg gegen eine Chemotherapie<br />

und für engmaschige Kontrollen.<br />

Anfänglich habe er vor jeder Untersuchung<br />

eine gewisse Unsicherheit gespürt, mit der<br />

Zeit aber das Vertrauen in seinen Körper<br />

zurückgewonnen. Heute, acht Jahre später,<br />

gilt er als geheilt.<br />

FOTO: ZVG<br />

3Weniger Stress, mehr<br />

Sport und ein bisschen<br />

Wurschtigkeit<br />

DI Dr. Markus Sartory hat<br />

sein persönliches Mittel gegen<br />

Bluthochdruck gefunden: Sich<br />

ausreichend Zeit für Sport zu nehmen<br />

– gerade in stressigen Zeiten.<br />

Sie leben mit Hypertonie, also<br />

Bluthochdruck. Wie war der<br />

Krankheitsweg bei Ihnen?<br />

Ich habe keine „klassische“ Hypertonie,<br />

sondern mein Bluthochdruck<br />

ist stressbedingt. Vor etwa<br />

zwei Jahren wurde im Rahmen<br />

einer Gesundenuntersuchung ein<br />

zu hoher Blutdruck festgestellt.<br />

Wir haben ihn dann über einen<br />

längeren Zeitraum beobachtet,<br />

weil punktuell erhöhte Werte<br />

Dipl.-Ing. Dr.techn.<br />

Markus Sartory,<br />

ich bin der mit<br />

dem Bluthochdruck<br />

Bereichsleitung Infrastruktur-Technologien<br />

42 Jahre<br />

2 3<br />

nicht sehr aussagekräftig sind. Es<br />

hat sich herausgestellt, dass meine<br />

Hypertonie von einem gewissen<br />

Stresspegel beeinflusst wird. Mit<br />

Sport lässt sich mein Bluthochdruck aber in den Griff bekommen.<br />

Wie haben Sie das für sich herausgefunden?<br />

Ich habe die Möglichkeit, nach der Arbeit mit dem Rad nach Hause zu<br />

fahren. Je nachdem wie schnell ich fahre, bin ich eine Stunde bis eineinhalb<br />

Stunden unterwegs. Ich habe dann gemerkt, dass Sport meinen<br />

Körper herunterkommen lässt. Es ist Einstellungssache, wie man selbst<br />

mit dem Faktor Stress umgeht. Damit muss man haushalten. Bei mir hilft<br />

es eben, Sport zu treiben und in die Natur zu gehen. Nur tun muss man es<br />

halt auch! Wenn ich länger keinen Sport mache, merke ich das sofort an<br />

den Werten.<br />

Müssen Sie neben Sport und Bewegung zusätzliche Therapien durchführen?<br />

Nein. In meinem Fall weiß ich, was zu tun ist. Ich bin nicht übergewichtig<br />

und war immer sportlich. Während meiner Studienzeit habe ich sogar Triathlon<br />

auf Ironman-Distanz trainiert und am Zehnkampf teilgenommen.<br />

Nach dem Studium habe ich ein Haus gebaut, eine Familie gegründet und<br />

im Job verantwortungsvolle Positionen übernommen. Ich hatte immer<br />

weniger Zeit zum Sporteln. Mehr Stress und weniger Sport haben sich<br />

somit auf meinen Blutdruck ausgewirkt.<br />

Welche Tipps haben Sie für andere Menschen mit Bluthochdruck?<br />

Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. Bluthochdruck ist<br />

langfristig ein Problem und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Ich für mich muss mir einfach Zeit für Sport nehmen und für<br />

meinen Perfektionismus eine gewisse „Wurschtigkeit“ entwickeln<br />

Text: Magdalena Reiter-Reitbauer<br />

FOTO: ZVG<br />

AT-NONC-00127; 09/2022

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