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Volkskrankheiten

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor. Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor.

Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

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Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />

Lesen Sie mehr unter www.volkskrankheiten.net 11<br />

Krebsvorsorge und<br />

Früherkennung zahlen sich aus!<br />

Rund 42.000 Menschen erkranken jährlich in Österreich an Krebs. Knapp die Hälfte<br />

dieser Diagnosen betrifft Prostata, Brust, Lunge und Darm. Die gute Nachricht ist:<br />

Zumindest drei von diesen Top 4 Krebserkrankungen können früh erkannt werden.<br />

Für Prostata-, Brust- und Darmkrebs gibt es Früherkennungsuntersuchungen, die in<br />

Österreich auch von den Versicherungsträgerinnen und -trägern übernommen werden.<br />

Text Österreichische<br />

Krebshilfe<br />

Um das eigene Krebsrisiko zu reduzieren,<br />

kann jede:r auch selbst<br />

etwas tun, Stichwort „gesunder<br />

Lebensstil“. Auf Initiative der<br />

Europäischen Union wurde bereits 1987 der<br />

„Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung“<br />

erarbeitet, der mittlerweile in der 4. Auflage<br />

von Krebsspezialist:innen und anderen<br />

Expert:innen aus der gesamten EU aktualisiert<br />

wurde. Dieser Kodex umfasst zwölf<br />

Empfehlungen, die jede:r einfach für sich<br />

umsetzen kann.<br />

Bewegung, gesunde Ernährung, kein<br />

Rauchen<br />

Beginnen wir bei der Bewegung. Sie tut<br />

nicht nur gut, sondern hilft auch, einer<br />

Krebserkrankung vorzubeugen. Beispielsweise<br />

ist das Risiko an Darmkrebs zu<br />

erkranken bei körperlich aktiven Personen<br />

um 25 % geringer! „Körperlich aktiv“ ist<br />

dabei individuell auszulegen, das heißt, sie<br />

müssen nicht mit einem Marathon starten.<br />

Für weniger sportliche Menschen zählen<br />

schon Aktivitäten wie Stiegen steigen, statt<br />

den Lift zu nehmen. Überlegen Sie, wie Sie<br />

Bewegung in den Alltag integrieren können.<br />

Versuchen Sie, weniger Zeit im Sitzen zu<br />

verbringen – es gibt mittlerweile z. B. ein<br />

breites Angebot an Steh-Schreibtischen!<br />

Darüber hinaus sollten Sie mindestens<br />

dreimal pro Woche 30 Minuten aktiv Sport<br />

betreiben. Alles, was Spaß macht, ist<br />

erlaubt: gehen, walken, laufen, Rad fahren,<br />

schwimmen, turnen etc. – Hauptsache, Sie<br />

bewegen sich!<br />

Ausreichend Bewegung hilft Ihnen auch,<br />

Ihr gesundes Körpergewicht zu erzielen<br />

bzw. zu halten. Vor allem Bauchfett wirkt<br />

sich negativ auf das Krebsrisiko aus.<br />

Der Body Mass Index (BMI) ist ein guter<br />

Maßstab, mit dem Sie Ihr Körpergewicht<br />

bewerten können. Er wird anhand des<br />

Körpergewichts in kg dividiert durch die<br />

Körpergröße in m² berechnet. 5,4 % aller<br />

Krebserkrankungen bei Frauen und 1,9 %<br />

bei Männern hängen mit einem zu hohen<br />

BMI (über 30) zusammen; vor allem Tumorerkrankungen<br />

der Speiseröhre, des Darms,<br />

der Niere, der Bauchspeicheldrüse und bei<br />

Frauen der Eierstöcke, der Gebärmutter<br />

und postmenopausaler Brustkrebs.<br />

Die allgemeingültigen Empfehlungen<br />

zur gesunden Ernährung (mehr Vollkornprodukte,<br />

Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse<br />

sowie die Einschränkung von kalorienreichen<br />

Nahrungsmitteln mit hohem Fett- und<br />

Zuckergehalt) sind auch für die Krebsvorsorge<br />

gültig; ebenso wie das Vermeiden<br />

von übermäßigem Alkoholkonsum – vor<br />

allem von „harten Drinks“, die nicht nur zu<br />

Schäden der Leber, sondern auch zu einem<br />

erhöhten Krebsrisiko führen.<br />

Falls Sie Nichtraucher:in sind, können Sie<br />

diesen Absatz überspringen. Falls Sie noch<br />

zur Zigarette greifen, bedenken Sie: Von<br />

den über 4.000 Chemikalien im Tabakrauch<br />

sind über 50 Substanzen krebsfördernd.<br />

Rauchen ist hauptverantwortlich für<br />

Tumore in Mundhöhle, Zunge, Kehlkopf,<br />

Bronchien, Lunge sowie Blase. Und auch<br />

Passivrauch ist (vor allem für Kinder) ein<br />

gefährlicher Konsum. Holen Sie sich daher<br />

am besten Unterstützung, um sicher und<br />

effizient von der „Tschick“ wegzukommen.<br />

Früherkennung kann Leben retten!<br />

Im Allgemeinen gilt: Je früher Krebs<br />

erkannt wird, umso besser kann er therapiert<br />

werden. Gerade für die häufigsten<br />

Krebserkrankungen (s. o.) gibt es Früherkennungsuntersuchungen,<br />

die Sie mit Ihrer<br />

eCard in Anspruch nehmen können.<br />

Falls Sie jetzt nach einer Ausrede für diese<br />

wichtigen Vorsorgetermine suchen: Die<br />

Chance eine Heilung zu erzielen ist bei<br />

Früherkennung ungleich höher – ein<br />

einfacher Deal also. Sie müssen nur<br />

hingehen.<br />

Die 12 Empfehlungen des europäischen Kodex<br />

gegen Krebs, sowie einer Liste der von der<br />

Krebshilfe empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen<br />

finden Sie unter<br />

www.krebshilfe.net<br />

Das Glas war noch nie<br />

halb leer<br />

Mit einer ordentlichen Portion Humor und viel Lachen begegnet Christa<br />

Bleyer seit über 26 Jahren ihrer Krebserkrankung. Im Interview spricht sie<br />

über ihre Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung und darüber, was ihr<br />

ernährungstechnisch geholfen hat.<br />

Frau Bleyer, Krebs und Sie: Wie stehen<br />

Sie zueinander?<br />

Dazu muss ich ausholen! Ich bin heute 66<br />

Jahre alt und hatte mit 39 Jahren meine<br />

erste Krebserkrankung. Damals erkrankte<br />

ich an Gebärmutterhalskrebs, 2003 kam<br />

dann Brustkrebs hinzu. Drei Jahre später<br />

kam die für meine Ernährung „einschneidendste“<br />

– im wahrsten Sinne des Wortes<br />

– Krebserkrankung hinzu. Mir wurden zwei<br />

Drittel meines Magens, der Zwölffingerdarm,<br />

ein Stück der Bauchspeicheldrüse,<br />

die Galle sowie ein Stück der Leber entfernt.<br />

2007 und 2015 wurde abermals Brustkrebs<br />

diagnostiziert, wobei mir beide Brüste<br />

abgenommen und die Eierstöcke entfernt<br />

wurden. Ich bin sehr dankbar, dass ich<br />

heute noch lebe!<br />

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem<br />

Thema Ernährung im Zuge Ihrer Erkrankung<br />

gemacht?<br />

Im Zuge meiner Krebserkrankung im Jahr<br />

2006 hatte ich das besondere Glück, dass<br />

ich mit 98 Kilo ins Krankenhaus und mit<br />

55 Kilo wieder nach Hause gekommen<br />

bin. Nach der großen Operation durfte ich<br />

zehn Tage lang nichts essen und habe nur<br />

Flüssigkeit erhalten. In den knapp vier<br />

Wochen Aufenthalt im Krankenhaus habe<br />

ich daher gut 40 Kilogramm abgenommen.<br />

Seitdem vertrage ich viele Lebensmittel<br />

nicht mehr. Ich esse zum Beispiel nichts<br />

Blähendes oder Saures. Wenn etwas sauer<br />

ist, laufen eben nicht nur die Schleimhäute<br />

im Mund zusammen, sondern auch die im<br />

gesamten Verdauungstrakt. Und das ist sehr<br />

unangenehm für mich. Auch Salat, Gemüse<br />

und prickelnde Getränke wie Sodawasser<br />

vertrage ich schlecht.<br />

Was hat Ihnen ernährungstechnisch während<br />

Ihrer Therapie geholfen?<br />

Während der Chemotherapie hat mir<br />

Kaltes und Gefrorenes geholfen – das tut<br />

es auch heute übrigens noch. Grapefruit<br />

etwa darf man während der Chemotherapie<br />

nicht essen. Aber die war mir ohnehin<br />

immer schon viel zu bitter. Nach meiner<br />

Zeit im Krankenhaus hat mein Magen gar<br />

nicht mehr gewusst, dass es überhaupt<br />

noch Essen gibt. Wenn man Daumen und<br />

Zeigefinger zusammenlegt, sieht man, wie<br />

viel ich damals essen durfte.<br />

Wie sieht Ihre Ernährung heute im Alltag<br />

aus? Welche Tipps haben Sie für andere<br />

Krebspatient:innen?<br />

Früher habe ich nicht sonderlich würzig<br />

gegessen. Heute würze ich sehr gehaltvoll<br />

und brauche viel Salz. Alle lachen immer,<br />

weil ich schon salze, bevor ich noch<br />

überhaupt irgendetwas koste. Im Sommer<br />

lebe ich hauptsächlich von Wassermelone<br />

und Weintrauben. Es darf ruhig eiskalt sein,<br />

auch bei den Getränken. Leider bin ich<br />

durch den Krebs auch Diabetikerin geworden<br />

und kann nicht ganz das essen, was ich<br />

eigentlich essen sollte. Süßes sollte ich<br />

aufgrund des Diabetes eigentlich gar nicht<br />

essen. Heute esse ich das, was mir schmeckt<br />

und was ich von der Menge her vertrage. So<br />

muss ich mir zuerst überlegen, ob ich trinke<br />

oder esse. Ich glaube, dass es wichtig ist,<br />

dass jede und jeder für sich selbst herausfindet,<br />

was ihr oder ihm guttut!

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