29.09.2022 Aufrufe

Volkskrankheiten

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor. Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

Die Lebensqualität bei den typischen Volkskrankheiten ist dann am höchsten, wenn es gelingt, die Krankheit in das Leben zu integrieren, und nicht, sich davon das Leben dirigieren zu lassen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist ein wissentlicher und informierter Umgang mit der Krankheit. Das beginnt nicht erst, wenn man betroffen ist, sondern schon davor.

Die 6. Ausgabe der Kampagne Volkskrankheiten hat sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung über die wichtigsten Volkskrankheiten und die Möglichkeit der Vorsorge und Früherkennung aufzuklären.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

10 Lesen Sie mehr unter www.volkskrankheiten.net<br />

Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />

Nehmen Sie Schmerz ernst:<br />

Er ist immer ein Warnsignal!<br />

Im Sommer 2018 fühlte sich Martina Rupp-Löwenstein von Tag zu Tag schwächer. Sie litt an Drehschwindel,<br />

Gliederschmerzen und einem Schmerz unter der Brust. Sie befürchtete Schlimmes – und erhielt die Diagnose Gürtelrose.<br />

Hier spricht die ehemalige Radio- und Fernsehmoderatorin darüber, wie die Viruserkrankung sie bis heute beschäftigt.<br />

Martina Rupp-<br />

Löwenstein<br />

Moderatorin, Autorin,<br />

Sprecherin & Gürtelrosenpatientin<br />

Text Magdalena<br />

Reiter-Reitbauer<br />

Martina, wie kam es zu Ihrer Diagnose?<br />

Ich bemerkte bei meinem ersten und<br />

bislang einzigen Ausbruch der Gürtelrose<br />

Gleichgewichtsstörungen, Drehschwindel<br />

und Gliederschmerzen. Und ich war entsetzlich<br />

müde. Ich schrieb dies dem Stress<br />

zu, der in meinem Beruf als Moderatorin<br />

alltäglich ist, und erklärte mir meine höhere<br />

Stressanfälligkeit mit meinem Alter. Ich<br />

ärgerte und beschuldigte mich auch, nicht<br />

genug für meine Fitness getan zu haben.<br />

Erst, als sich zu meinem Unwohlsein auch<br />

noch ein Schmerz unter der linken Brust<br />

gesellte, ging ich zu meiner Ärztin, da ich<br />

Schlimmes befürchtete: Herzinfarkt ...<br />

Brustkrebs ..., lauter Schwachmacher, die<br />

überhaupt nicht zu meinem Selbstbild passten.<br />

Ich sah mich immer stark und aktiv,<br />

hatte einen sexy Beruf. Doch inzwischen<br />

war ich rat- und mutlos.<br />

Meine praktische Ärztin stellte die<br />

Diagnose Gürtelrose recht schnell, nachdem<br />

ich ihr mein Befinden geschildert<br />

und mich obenrum frei gemacht hatte.<br />

Auf der Haut an meinem Rücken hatte<br />

sie drei typische Fleckerl entdeckt.<br />

Gegen die Krankschreibung wehrte ich<br />

Warum eine Impfung gegen Gürtelrose Schmerzen erspart<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.<br />

Robert Müllegger<br />

Vorstand der Abteilung<br />

für Dermatologie<br />

und Venerologie<br />

am Landesklinikum<br />

Wiener Neustadt<br />

FOTO: ACCELENT<br />

FOTO: ZVG<br />

Viele Menschen haben vielleicht schon davon gehört,<br />

aber was ist Gürtelrose genau?<br />

Gürtelrose ist eine Erkrankung, die durch ein Virus<br />

ausgelöst wird. Dieses Virus gelangt aber nicht zum<br />

Zeitpunkt der Erkrankung neu in den Körper, sondern<br />

schlummert dort in der Regel schon seit einer<br />

Windpockeninfektion. Von dieser Kinderkrankheit<br />

sind weit über 90 % der westlichen Bevölkerung<br />

betroffen. Da uns das Virus danach nicht mehr<br />

verlässt, lagert es sich an Nervenknotenpunkten ab<br />

und wird dort von Abwehrzellen des Immunsystems<br />

bewacht. Erleiden diese sogenannten T-Zellen<br />

aber eine Schwäche, können sie das Virus nicht<br />

mehr stark genug am Aufwachen hindern. Das Virus<br />

wird wieder aktiviert und wandert von den Nervenknotenpunkten<br />

aus in die Haut.<br />

mich wortreich, war dann aber heilfroh<br />

darüber: Die Schmerzen, die im Zuge der<br />

Behandlung kamen, hielten einen Monat<br />

an und waren nur mit starken Schmerzmitteln<br />

erträglich. An Arbeit und Social<br />

Life war dabei nicht zu denken. Müde<br />

blieb ich gar ein halbes Jahr. Und unter<br />

Stress und bei Berührung tut die Stelle am<br />

Rücken bis heute weh.<br />

Sie hosten inzwischen einen Podcast zur<br />

Gürtelrose – warum?<br />

Weil sowohl die Feuchtblattern (Windpocken)<br />

als auch die Gürtelrose vom Erreger<br />

Varizella Zoster Virus (VZV) verursacht<br />

werden, könnte jede:r, der/die schon einmal<br />

Windpocken hatte, später an Gürtelrose<br />

erkranken. 2018 war ich einer der rund<br />

30.000 Menschen, die diese Diagnose<br />

jährlich in Österreich bekommen. Ich hatte<br />

bis dato keine Ahnung, welch frustrierende<br />

Schmerzen die Gürtelrose mit sich bringen<br />

und wie nachhaltig sie mir zu schaffen<br />

machen kann. Inzwischen weiß ich das und<br />

trage gerne zur Aufklärung über die Erkrankung<br />

bei. Mich treibt die Hoffnung, anderen<br />

meine und schlimmere Erfahrungen – ich<br />

Welche Gründe kann es für einen Ausbruch<br />

geben?<br />

Ab dem 50. Lebensjahr wird das Immunsystem<br />

schwächer. Die Gürtelrose tritt ab diesem Lebensalter<br />

um ein Vielfaches häufiger auf. Neben diesem<br />

Grund gibt es noch weitere Ursachen, wie etwa<br />

Stress, Krebs, HIV/Aids oder auch Rheuma.<br />

Wie kann Gürtelrose erkannt werden?<br />

Es gibt zwei Hauptsymptome: Hautveränderungen<br />

und Schmerzen. Die Hautveränderungen machen<br />

sich halbseitig, bandartig – daher auch der Name<br />

Gürtelrose – sowie als in Gruppen angeordnete Bläschen<br />

bemerkbar. Außerdem treten in den betroffenen<br />

Arealen starke Schmerzen aufgrund einer<br />

Nervenentzündung auf.<br />

hatte schließlich „nur“ einen milden Verlauf<br />

– zu ersparen.<br />

Was raten Sie anderen Betroffenen?<br />

• Nehmen Sie Schmerzen ernst! Sie sind<br />

immer ein Alarmsignal. Insbesondere<br />

Frauen lege ich ans Herz, sich keinesfalls<br />

die Schuld für Schmerzen zu geben. Und<br />

schon gar nicht sind Schmerzen etwas, das<br />

Sie ertragen sollen. Nehmen Sie Schmerzen<br />

nicht hin! Holen Sie sich stattdessen<br />

zügig Hilfe, Sie haben ein Recht darauf!<br />

• Es lohnt sich, ein Symptom- und/oder<br />

Schmerztagebuch zu führen, damit<br />

erleichtern Sie den Ärzt:innen die<br />

Diagnose.<br />

• Lassen Sie sich gegen Gürtelrose impfen!<br />

Das rate ich vor allem Älteren und chronisch<br />

Vorerkrankten. Denn wer schon ein<br />

alters- oder krankheitsbedingt schwaches<br />

Immunsystem hat, für den/die kann die<br />

Gürtelrose sehr gefährlich werden – oder<br />

wie wir Wiener:innen sagen: „Sie gibt dem<br />

Dreck a Watschn!“<br />

Vielen Dank, Martina Rupp-Löwenstein, für<br />

dieses aufschlussreiche Gespräch!<br />

Gürtelrose verursacht nicht nur unangenehme Hautausschläge, sondern auch starke Schmerzen.<br />

Warum das so ist, erklärt Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger im Interview.<br />

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?<br />

Es gibt hervorragende Medikamente, für deren<br />

Entwicklung sogar ein Nobelpreis verliehen wurde.<br />

Diese Virostatika stoppen die Vermehrung des Virus<br />

und mildern so die Symptome. Aber – und das ist<br />

die große Krux an der Gürtelrose – die Schmerzen<br />

sind nur schwer zu behandeln. Deswegen muss<br />

zusätzlich zum Virostatikum eine Kombination<br />

verschiedener Schmerzmittel verabreicht werden,<br />

um die Schmerzen wirklich zu beherrschen. Aber so<br />

weit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen! Es<br />

gibt eine Impfung gegen Gürtelrose, die 97-prozentigen<br />

Schutz bietet und ab dem 50. Lebensjahr laut<br />

Nationalem Impfplan dringend empfohlen wird.<br />

Entgeltliche Einschaltung GSK Gürtelrose<br />

Gürtelrose – eine unterschätzte Erkrankung<br />

Jede:r Dritte erkrankt im Laufe des Lebens an Gürtelrose, einer oft sehr schmerzhaften Nervenentzündung,<br />

die meist mit einem Bläschenausschlag einhergeht. Doch die wenigsten sind sich des Risikos bewusst.<br />

Eine aktuelle Ipsos-Umfrage<br />

belegt klar: Nur 2 % der Österreicher:innen<br />

halten es für wahrscheinlich,<br />

an Gürtelrose zu<br />

erkranken. Und auch jene, denen<br />

Gürtelrose ein Begriff ist, unterschätzen die<br />

Erkrankung oftmals. Dabei tragen fast alle<br />

Menschen über 50 jenes Virus in sich, das<br />

Gürtelrose auslöst. Prinzipiell kann man in<br />

jedem Alter erkranken, ab 50 Jahren jedoch<br />

steigt das Risiko rasant an, da die Leistungsfähigkeit<br />

des Immunsystems abnimmt. Mit<br />

dem Alter steigt darüber hinaus das Risiko<br />

für Komplikationen: Die häufigste Komplikation<br />

sind monatelang dauernde, heftige<br />

Schmerzzustände, die schwer behandelbar<br />

sind und bis zu jede:n dritte:n Erkrankte:n<br />

betreffen können.<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger,<br />

Landesklinikum Wr. Neustadt, erklärt<br />

dazu: „Wer Erfahrung mit Zoster-Patienten<br />

hat, weiß, dass sie zu den Fällen mit<br />

den stärksten Schmerzerlebnissen in der<br />

Humanmedizin zählen. Und noch dazu<br />

sind sie sehr schwer zu behandeln.“<br />

Virus verbleibt lebenslang im Körper<br />

Nicht jede:r weiß, dass Gürtelrose und<br />

Windpocken vom selben Erreger verursacht<br />

werden, dem Varizella Zoster<br />

Virus (VZV). Das Virus verursacht bei der<br />

Erstinfektion Windpocken, auch bekannt<br />

als Feuchtblattern oder Schafblattern. Nach<br />

Abklingen der Windpocken verbleibt das<br />

Virus lebenslang in den Nervenwurzeln<br />

und kann zu einem späteren Zeitpunkt<br />

als Gürtelrose (in der Fachsprache Herpes<br />

Zoster) wieder auftreten. Etwa eine von drei<br />

Personen erkrankt tatsächlich; in Österreich<br />

sind Schätzungen zufolge mehr als 30.000<br />

Menschen im Jahr betroffen.<br />

Informationskampagne soll Bewusstsein<br />

schaffen<br />

Grund genug, mit einer Informationskampagne<br />

das Bewusstsein in der<br />

heimischen Bevölkerung zu schärfen<br />

und grundlegendes Wissen über diese<br />

Erkrankung zu vermitteln. Unter dem Titel<br />

„Gürterose-Info.at – Impfen schützt“ sind<br />

auf der Website www.guertelrose-info.at<br />

alle Fakten zu finden. Außerdem berichten<br />

Betroffene von ihren schmerzvollen Erfahrungen.<br />

Im Podcast „Betrifft Gürtelrose“<br />

gehen Expert:innen auf Hintergründe ein:<br />

guertelrose-info.at/podcast-mitmartina-rupp/.<br />

Und auf Facebook können<br />

sich Interessierte austauschen:<br />

www.facebook.com/GuertelroseInfoAT<br />

Impfen schützt!<br />

Daher empfiehlt der österreichische<br />

Impfplan für alle Erwachsenen ab 50 Jahren<br />

eine Impfung gegen Gürtelrose; für<br />

Personen mit besonders hohem Risiko<br />

bereits ab 18 Jahren.<br />

NP-AT-HZX-ADVR-220005, 08/2022<br />

Alle Informationen<br />

finden Sie unter<br />

www.guertelroseinfo.at.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!