RhPfalz_Okt_2022
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Sozialverband VdK<br />
Rheinland-Pfalz<br />
76. Jahrgang<br />
<strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
THEMEN<br />
Hintergrund<br />
Die Vergessenen der<br />
autofreien Städte Seite 3<br />
Politik<br />
Hält das Bürgergeld,<br />
was es verspricht? Seite 4<br />
Gesundheit<br />
Die richtige Pflege für<br />
die Haut im Alter Seite 9<br />
VdK-TV<br />
Wenn die Kasse eine<br />
Therapie verweigert Seite 12<br />
Ratgeber<br />
Alles Wichtige zur<br />
Renteninformation Seite 21<br />
In Hamburg gingen im August Rentnerinnen und Rentner für die Energiepreispauschale auf die Straße.<br />
Foto: picture alliance<br />
Aus dem<br />
Landesverband<br />
Menschen mit Behinderung<br />
arbeiten im Weinbau Seite 13<br />
Hilfe für Rentnerinnen und Rentner<br />
Großer Erfolg für den VdK – Drittes Entlastungspaket erfüllt viele Forderungen des Sozialverbands<br />
SEITE 5<br />
So hilft der VdK<br />
Foto: imago/blickwinkel<br />
Zwei Jahre musste der VdK für<br />
sein Mitglied vor dem Sozialgericht<br />
kämpfen, bis das Jobcenter<br />
ihm endlich eine Weiterbildung<br />
zum Heilpraktiker bewilligte. Das<br />
Amt stellte sich quer, obwohl der<br />
59-Jährige nachweisen konnte,<br />
dass er nach dem Kurs eine<br />
Festanstellung bekommt.<br />
Die Ampel-Koalition will mit Maßnahmen<br />
in Höhe von 65 Milliarden<br />
Euro die Menschen in Deutschland<br />
finanziell entlasten. Es soll vor allem<br />
jenen geholfen werden, die bislang<br />
zu kurz kamen oder leer ausgingen.<br />
22 Stunden lang zogen sich die<br />
Verhandlungen am ersten Septemberwochenende<br />
hin. Am Ende stand<br />
ein Paket, das so manche überraschte<br />
– auch den Sozialverband VdK.<br />
SPD, Grüne und FDP präsentierten<br />
ein Bündel an Maßnahmen, dessen<br />
Volumen nicht nur höher ausfiel als<br />
die beiden vorangegangenen Pakete<br />
zusammen – 65 Milliarden Euro. Es<br />
legte diesmal auch den Fokus vor<br />
allem auf diejenigen, die Hilfe am<br />
dringendsten benötigen.<br />
In den ersten beiden Paketen waren<br />
Rentnerinnen und Rentner leer<br />
ausgegangen, diesen Fehler korrigierte<br />
die Regierung nun: Noch in<br />
diesem Jahr sollen auch sie die<br />
300-Euro-Energiepreispauschale<br />
bekommen. „Das ist ein großer Erfolg<br />
für den VdK“, sagt Präsidentin<br />
Verena Bentele. Der VdK hatte seit<br />
Monaten für diese Pauschale gekämpft<br />
und gedroht, gegen die Ungleichbehandlung<br />
von Rentnerinnen<br />
und Rentnern zu klagen, sollten<br />
sie nicht auch 300 Euro erhalten.<br />
„Die angekündigte Klage werden<br />
wir nun nicht weiter verfolgen“, sagt<br />
Bentele.<br />
Eingesetzt hatte sich der VdK<br />
auch dafür, dass große Konzerne,<br />
die von der Energiekrise profitieren,<br />
Zufallsgewinne zusätzlich versteuern<br />
müssen. Obwohl sich die FDP<br />
dagegen lange gesträubt hatte, will<br />
die Regierung damit nun tatsächlich<br />
einen vergünstigten Basis-Strom-<br />
Tarif finanzieren. „Von diesem werden<br />
Geringverdiener und Bedürftige<br />
überproportional stark profitieren,<br />
da ihr Verbrauch meist deutlich<br />
geringer ist als der von Besserverdienenden“,<br />
sagt Bentele. Alles, was<br />
über ein Basis-Kontingent an Strom<br />
hinaus verbraucht wird, muss nach<br />
dieser Regelung dann mit einem<br />
höheren Preis bezahlt werden.<br />
Den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln,<br />
sei zudem eine wichtige<br />
und gute Maßnahme, lobt Bentele,<br />
denn der Strompreis wäre sonst ins<br />
Unermessliche gestiegen. „Es fehlen<br />
allerdings ein Gaspreisdeckel sowie<br />
Lösungen für Menschen, die mit<br />
anderen Energieträgern wie Heizöl<br />
oder Pellets heizen“, kritisiert sie.<br />
Der VdK begrüßt, dass das Wohngeld<br />
auf zwei Millionen Berechtigte<br />
ausgeweitet werden soll. In welchem<br />
Maße oder wie genau der Empfängerkreis<br />
aussehen wird, ist noch<br />
nicht bekannt. Nur dass neben den<br />
Geringverdienern auch Rentnerinnen<br />
und Rentner von der Wohngeldreform<br />
profitieren sollen.<br />
Oberstes Ziel müsse es nun sein,<br />
dass alle, die einen Anspruch auf<br />
Wohngeld haben, dieses auch beantragen<br />
und dass die Anträge<br />
dann schnell bearbeitet werden,<br />
sagt Bentele. An beidem hapert es<br />
bislang noch. Bentele fordert daher<br />
eine Aufklärungskampagne zum<br />
Wohngeld: „Es muss dringend<br />
mehr und besser informiert und<br />
beraten werden.“<br />
Sinnvoll ist aus Sicht des VdK<br />
zudem, dass in der Heizperiode von<br />
September bis Dezember <strong>2022</strong> einmalig<br />
ein weiterer Heizkostenzuschuss<br />
zum Wohngeld geplant ist.<br />
Anschließend soll dieser dauerhaft<br />
darin integriert werden. Auch das<br />
hat der VdK schon lange gefordert.<br />
Der Erfolg der Entlastung werde<br />
sich allerdings daran messen, ob ein<br />
Deckel für die Gas- und Strompreise<br />
kommt. „Sonst wird es weitere<br />
Entlastungspakete geben müssen“,<br />
sagt Bentele. Heike Vowinkel<br />
Lesen Sie mehr zu den geplanten<br />
Entlastungen auf Seite 2, 3 und 4<br />
Es darf mehr hinzuverdient werden<br />
Neue Regelungen für Früh- sowie EM-Rentnerinnen und -Rentner gelten ab 2023<br />
Das Bundesarbeitsministerium will den<br />
Hinzuverdienst für Bezieher von Früh- und<br />
Erwerbsminderungsrenten neu regeln.<br />
Wer Früh- oder EM-Rente bekommt,<br />
durfte früher maximal 6300 Euro brutto<br />
im Jahr dazuverdienen. Während der<br />
Corona-Pandemie weitete die Bundesregierung<br />
die Hinzuverdienstgrenzen befristet<br />
bis Ende <strong>2022</strong> auf 46 060 Euro für<br />
Frührentnerinnen und -rentner aus. Nun<br />
soll ab 1. Januar 2023 die Grenze für alle,<br />
die vorzeitig in Rente gehen, komplett wegfallen.<br />
Wer eine EM-Rente erhält, soll<br />
17 272,50 Euro hinzuverdienen dürfen, für<br />
alle, die nur eine Teil-EM-Rente bekommen,<br />
liegt die Grenze bei 34 545 Euro. Die<br />
Grenze wird jährlich angepasst.<br />
Der VdK begrüßt die neuen Regelungen.<br />
„Damit verbessert sich die finanzielle Situation<br />
vieler Menschen. Alle, die etwa trotz<br />
Erwerbsminderung noch bis zu drei beziehungsweise<br />
sechs Stunden täglich arbeiten<br />
können, profitieren davon“, sagt VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele. Allerdings könnten<br />
viele aus gesundheitlichen Gründen überhaupt<br />
nicht mehr arbeiten. „Für diese Menschen<br />
ist es umso wichtiger, dass endlich die<br />
Abschläge von maximal 10,8 Prozent auf die<br />
EM-Renten abgeschafft werden. Sie haben<br />
sonst keine Chance, der Armut zu entkommen“,<br />
kritisiert Bentele.<br />
So hilfreich zudem der komplette Wegfall<br />
der Hinzuverdienstgrenzen für Frührentnerinnen<br />
und -rentner sei, zwei wichtigen<br />
Gruppen helfe das überhaupt nicht,<br />
sagt Bentele: „Alle in besonders belastenden<br />
Berufen aber auch ältere Versicherte<br />
mit zu geringer beruflicher Qualifikation<br />
können oft nicht bis zum Alter von 67 Jahren<br />
arbeiten. Ihnen droht Arbeitslosigkeit<br />
und später Altersarmut.“ Der VdK fordert<br />
für sie daher besondere Angebote wie zum<br />
Beispiel öffentlich geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />
vo
2 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Politik<br />
Ebbe auf der hohen Kante<br />
Inflation hat bei vielen Deutschen das Ersparte aufgezehrt<br />
Die Deutschen gelten eigentlich<br />
als Sparweltmeister. Doch die aktuellen<br />
Preisentwicklungen bringen<br />
die Bürgerinnen und Bürger<br />
ins Straucheln, wie mehrere Studien<br />
belegen. Dabei wurde während<br />
der Corona-Pandemie so viel Geld<br />
wie nie auf die hohe Kante gelegt.<br />
Nach einer aktuellen Analyse<br />
des ifo-Instituts haben die Menschen<br />
in Deutschland während der<br />
Corona-Jahre 2020 und 2021 deutlich<br />
mehr gespart als in den Jahren<br />
davor. Die Ökonomen sprechen<br />
von einer „Überschussersparnis“<br />
auf deutschen Sparbüchern. Demnach<br />
wurden knapp 200 Milliarden<br />
Euro mehr zurückgelegt als in<br />
den Jahren vor Corona. Eigentlich<br />
die beste Voraussetzung, um mit<br />
diesem Geld durch privaten Konsum<br />
die Konjunktur wieder anzukurbeln.<br />
Doch dieser Motor ist<br />
nicht angesprungen. Um den normalen<br />
Lebensstandard zu halten,<br />
wurden bis zum Ende des ersten<br />
Quartals <strong>2022</strong> diese zusätzlichen<br />
Rücklagen fast schon wieder verbraucht.<br />
Nun geht es an die eisernen<br />
Reserven. „Entsparen“ nennen<br />
Fachleute diesen Vorgang.<br />
Die Entwicklung ist vor allem<br />
den enormen Preissteigerungen bei<br />
Lebensmitteln, Benzin-, Heiz- und<br />
Energiekosten geschuldet. Eine<br />
Trendwende ist nicht in Sicht. Im<br />
August <strong>2022</strong> lag die Inflationsrate<br />
bei 7,9 Prozent. Teuerungen in<br />
dieser Höhe sind im Nachkriegsdeutschland<br />
fast unbekannt. Vergleichbar<br />
ist die Inflation nur mit<br />
Die Sparschweine werden in Deutschland gerade überall geleert.<br />
der während der Ölkrise im Winter<br />
1973/1974 in der damaligen BRD.<br />
Das Geld ist weg<br />
Der Deutsche Sparkassen- und<br />
Giroverband beobachtet ebenfalls<br />
einen rasanten Rückgang der Spartätigkeit,<br />
weil immer mehr Menschen<br />
ihr Geld gezwungenermaßen<br />
sofort ausgeben. So mussten<br />
im Sommer 2021 nur 15 Prozent<br />
der Haushalte alles verfügbare<br />
Einkommen zur Deckung der Lebenshaltungskosten<br />
verwenden,<br />
aktuell sind es 60 Prozent. Die<br />
Lage wäre noch dramatischer, hätte<br />
es nicht staatliche Stützmaßnahmen,<br />
wie die vorübergehende<br />
Absenkung der Mehrwertsteuer<br />
auf Lebensmittel, den Tankrabatt<br />
oder das 9-Euro-Ticket, gegeben.<br />
Auch die Lohnabschlüsse waren<br />
eigentlich ordentlich. Die Gehälter<br />
stiegen in der ersten Jahreshälfte<br />
<strong>2022</strong> um durchschnittlich 2,9 Prozent.<br />
Wegen der Inflation ergab<br />
sich aber ein Reallohnverlust von<br />
3,6 Prozent, wie die Hans-Böckler-<br />
Stiftung errechnete.<br />
Noch ist keine Steigerung der<br />
privaten Überschuldungen zu erkennen.<br />
Creditreform, Herausgeber<br />
des jährlichen SchuldnerAtlas,<br />
geht jedoch von einem Verzögerungseffekt<br />
aus. Bald dürfte sich<br />
der Überschuldungsanteil von<br />
derzeit 8,86 Prozent in der erwachsenen<br />
Bevölkerung deutlich erhöht<br />
haben. Dr. Bettina Schubarth<br />
Foto: picture alliance/Zoonar/Oleksandr Latkun<br />
Sportmetaphern erfreuen sich<br />
großer Beliebtheit. Kanzler Olaf<br />
Scholz versichert den Bürgerinnen<br />
und Bürgern: „You‘ll never<br />
walk alone“ – frei übersetzt: Wir<br />
lassen niemanden allein, wir<br />
nehmen alle mit. Als Hymne des<br />
FC Liverpool ist das Lied längst<br />
Fußballgeschichte. Bezogen auf<br />
die Entlastungspakete der Bundesregierung<br />
gefällt mir ein anderes<br />
Bild sehr gut: Mit dem<br />
dritten Paket hat der Sozialverband<br />
VdK einen echten Etappensieg<br />
errungen. „Etappe“, weil<br />
weitere Entlastungsmaßnahmen<br />
zwingend erforderlich sind.<br />
„Sieg“, weil es dem VdK gelungen<br />
ist, einige seiner zentralen<br />
Forderungen durchzusetzen.<br />
An erster Stelle ist es für die 21<br />
Millionen Rentnerinnen und Rentner<br />
kurzfristig eine große Erleichterung,<br />
dass auch sie jetzt 300<br />
Euro Energiepreispauschale<br />
ausgezahlt bekommen. Dass<br />
diese Bevölkerungsgruppe, von<br />
denen viele auf ganz kleinem<br />
Fuß leben müssen, bislang davon<br />
ausgeschlossen waren,<br />
sorgte bei den VdK-Mitgliedern<br />
für Empörung. Denn diese Ungerechtigkeit<br />
ließ sich nicht wegdiskutieren.<br />
Der VdK drohte hier mit<br />
einer Klage. Es ist gut, dass wir<br />
damit die Gerichte nicht beschäftigen<br />
müssen. Auch die<br />
Verbesserungen beim Wohngeld,<br />
die kommen werden, sind<br />
für Menschen mit niedrigen Einkommen<br />
überfällig. Hier bin ich<br />
allerdings gespannt auf die<br />
KOMMENTAR<br />
Etappensieg<br />
Verena Bentele<br />
VdK-Präsidentin<br />
„Haltungsnote“, wie man im Eiskunstlauf<br />
sagen würde. Es bleibt<br />
abzuwarten, wie schnell die<br />
mögliche Flut von Wohngeldanträgen<br />
bearbeitet werden kann.<br />
Auch die Zugeständnisse der<br />
FDP zur Besteuerung von Krisengewinnlern<br />
darf sich der VdK mit<br />
auf die Fahnen schreiben.<br />
Diese Entscheidungen zeigen,<br />
wie gut und wichtig es ist, dass<br />
wir im VdK so viele sind. Mit 2,16<br />
Millionen Menschen an meiner<br />
Seite kann auch ich als VdK-Präsidentin<br />
mit einem überzeugenden<br />
Team auftreten. Deshalb an<br />
dieser Stelle mein großer Dank<br />
für Ihr Vertrauen in unseren Sozialverband!<br />
Es ist längst nicht alles gut in<br />
Sachen solidarische Krisenbewältigung.<br />
Als frühere Leistungssportlerin<br />
weiß ich: Es kommt auf<br />
die Stärke und den Einsatz aller<br />
an, damit aus Etappensiegen<br />
schließlich ein Gesamtsieg wird.<br />
„Ein Pflichtjahr ist ein Irrweg“<br />
VdK: Freiwilligkeit muss mehr gefördert werden<br />
Kosten einfach weitergereicht<br />
Tarifbezahlung wird für Pflegebedürftige teuer<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier hat eine Debatte um<br />
die Einführung einer „sozialen<br />
Pflichtzeit“ für junge Menschen<br />
angestoßen. Auch die CDU hat<br />
beim Parteitag für ein verpflichtendes<br />
„Gesellschaftsjahr“ gestimmt.<br />
Der Sozialverband VdK plädiert<br />
dafür, Freiwilligkeit zu fördern,<br />
statt zum Sozialen zu verpflichten.<br />
„Mit der Forderung nach einem<br />
sozialen Pflichtjahr wird suggeriert,<br />
dass sich junge Leute nicht<br />
für die Gemeinschaft interessieren.<br />
Doch viele, die sich auf Zeit engagieren<br />
wollen, kommen gar nicht<br />
zum Zug“, sagt VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele. Für das Freiwillige<br />
Soziale Jahr, ein Angebot für junge<br />
Menschen bis 27 Jahre, sind 2021<br />
insgesamt 133 397 Bewerbungen<br />
eingegangen, nur 52 342 haben einen<br />
Platz bekommen. Und beim<br />
Bundesfreiwilligendienst, der für<br />
alle Altersstufen möglich ist, überwiegt<br />
der Anteil junger Menschen<br />
deutlich: 30 033 Bürgerinnen und<br />
Bürger waren im August <strong>2022</strong> als<br />
„Bufdis“ tätig, genau 25 001 davon<br />
sind jünger als 27 Jahre.<br />
„Ich bin persönlich überzeugt,<br />
dass ein Freiwilligenjahr jungen<br />
Menschen ungewohnte Perspektiven<br />
und bereichernde Erfahrungen<br />
ermöglicht, von denen sie ein Leben<br />
lang profitieren. Doch den<br />
ersten Schritt dahin müssen sie aus<br />
freien Stücken gehen dürfen“, betont<br />
Bentele. Sie warnt ausdrücklich<br />
davor, mit dienstverpflichteten<br />
Zwei „Bufdis“ im Einsatz in einer<br />
Fördereinrichtung in Berlin.<br />
jungen Leuten Personallöcher im<br />
Pflege- und Erziehungsbereich<br />
stopfen zu wollen.<br />
„Wer in solche Einrichtungen<br />
geht oder dort lebt, hat das Recht<br />
auf genügend ausgebildetes Personal.<br />
Ein Pflichtjahr gegen den<br />
Personalmangel ist ein Irrweg“,<br />
stellt Bentele klar. Stattdessen<br />
müssten das offenkundige Interesse<br />
junger Menschen aufgegriffen<br />
und Freiwilligendienste ausgebaut<br />
werden. Auch eine gute pädagogische<br />
Begleitung gehört dazu. „Damit<br />
eine Passion für die Arbeit mit<br />
Menschen wachsen kann, braucht<br />
es gute Rahmenbedingungen. Eine<br />
Pflicht als Motivation ist das falsche<br />
Mittel“, so Bentele. bsc<br />
Foto: picture alliance/photothek/Thomas Trutschel<br />
Die Politik hat für die gesetzliche<br />
Vorgabe, Pflegekräfte nach Tarif<br />
zu bezahlen, keine Gegenfinanzierung<br />
vorgesehen. Darum bitten<br />
viele Heimbetreiber und ambulanten<br />
Dienste nun die Pflegebedürftigen<br />
zur Kasse.<br />
Es sei ein „später Dank“ für die<br />
Pflegekräfte, sagte Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach. Er<br />
meinte ein Gesetz, nach dem Heimbetreiber<br />
und Anbieter von ambulanten<br />
Diensten verpflichtet sind,<br />
Beschäftigte ab 1. September nach<br />
Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen<br />
zu müssen. Doch die verdiente<br />
Lohnerhöhung kommt die Versorgten<br />
und ihre Angehörigen teuer zu<br />
stehen. Die meisten Einrichtungen<br />
und Anbieter haben bereits vor dem<br />
Stichtag begonnen, ihre Pflegekräfte<br />
besser zu bezahlen – und im Gegenzug<br />
dafür ihre Leistungen kräftig<br />
verteuert.<br />
Viele VdK-Mitglieder berichten<br />
dem Bundesverband seit Wochen<br />
von immensen Preissteigerungen,<br />
teils von 30 bis 40 Prozent für die<br />
Pflegeleistung. Hinzu kommen Erhöhungen<br />
für die steigenden Energiekosten.<br />
„Wir haben eine Rechnung<br />
vorliegen, bei der eine Frau<br />
mit Pflegegrad 2 nun über 4800<br />
Euro dazu bezahlen muss. Für die<br />
meisten ist das unmöglich“, sagt<br />
VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />
Der Sozialverband VdK begrüßt<br />
die tarifliche Bezahlung von Pflegekräften<br />
zwar ausdrücklich.<br />
„Aber die Politik hat es versäumt,<br />
vernünftig gegenzufinanzieren.<br />
Deshalb werden nun Pflegebedürftige<br />
zur Kasse gebeten“, kritisiert<br />
Bentele. Für viele bleibe da nur<br />
noch der Gang zum Sozialamt.<br />
Eigenanteile steigen<br />
Die Pflegereform der Vorgängerregierung<br />
im vergangenen Juli hätte<br />
eigentlich Heimbewohner finanziell<br />
entlasten sollen. Sie bekommen seit<br />
Jahresbeginn neben den Zahlungen<br />
der Pflegekasse einen prozentualen<br />
Zuschlag, der mit der Dauer des<br />
Heimaufenthalts steigt. Doch die<br />
selbst zu zahlenden Anteile sind<br />
trotzdem weiter gestiegen und wurden<br />
mitunter nur teilweise abgefedert,<br />
wie eine Auswertung des Verbands<br />
der Ersatzkassen ergab.<br />
Auch die ambulanten Dienste<br />
haben ihre Leistungen verteuert.<br />
Der VdK befürchtet daher, dass<br />
viele zu Hause Gepflegten auf<br />
Leistungen verzichten und dadurch<br />
unterversorgt sind. „Der<br />
Gesetz geber muss ganz schnell<br />
gegensteuern und regeln, dass die<br />
Pflegeversicherung die Kosten für<br />
die Pflegeleistungen übernimmt“,<br />
fordert Bentele.<br />
Auch das Pflegegeld müsse nach<br />
vielen Jahren des Wartens endlich<br />
angepasst werden. „Unterm Strich<br />
sind die Pflegebedürftigen Opfer<br />
einer völlig desolaten Pflegepolitik“,<br />
sagt die VdK-Präsidentin. Sie<br />
fordert Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach daher auf, die<br />
Pflege endlich zur Chefsache zu<br />
machen. Heike Vowinkel<br />
Endlich Tariflohn – aber auf Kosten von Heimbewohnern: Eine Pflegerin<br />
reicht einer älteren Frau ihre Medikamente.<br />
Foto: picture alliance/Robert Kneschke<br />
2 RHPfalz<br />
Allgemein
Hintergrund<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
3<br />
Von der Stadtplanung vergessen<br />
Die Stadt der Zukunft soll autofrei sein – Menschen mit Behinderung fürchten um ihre Mobilität und Selbstbestimmung<br />
Klimaneutrale Stadt heißt auch<br />
autofreie Stadt. Denn der Pkw-<br />
Verkehr verursacht einen großen<br />
Anteil der klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen.<br />
Doch bei der<br />
Planung werden Menschen mit<br />
Behinderung oft vergessen.<br />
Die Stadt der Zukunft ist grün.<br />
Bäume säumen breite Straßen, auf<br />
denen sich Radfahrerinnen und<br />
Radfahrer den Platz mit Bussen<br />
und Bahnen teilen. Vierspurige<br />
Straßen, auf denen nur Autos unterwegs<br />
sind, gehören der Vergangenheit<br />
an. Statt für große Parkplätze<br />
ist Platz für grüne Oasen,<br />
Straßencafés, Spiel- und Sitzflächen.<br />
Eine autofreie, grüne Stadt<br />
mit kurzen Wegen – das ist nicht<br />
nur die Vision vieler Verkehrsforscher.<br />
Es ist auch die zwangsläufige<br />
Folge einer ökologischen Verkehrswende,<br />
die es ernst meint.<br />
Teilhabe sichern<br />
Allerdings macht diese Vision<br />
vielen Menschen mit einer Behinderung<br />
Sorge. Jenny Bießmann,<br />
36 Jahre alt, erlebt dies bei ihrer<br />
Arbeit immer wieder. Sie ist Beraterin<br />
in einem Zentrum für selbstbestimmtes<br />
Leben und sagt, wer<br />
auf das Auto angewiesen ist, fürchte<br />
um seine Mobilität, wenn Stadtteile<br />
oder ganze Städte autofrei<br />
werden. Die Menschen müssten<br />
aber den Arbeitsplatz, die Arztpraxis,<br />
Familie oder Freunde erreichen<br />
können.<br />
Viel Grün und viel Raum für die Menschen – in der Stadt der Zukunft werden aus Straßen und Plätzen<br />
Lebensräume für alle.<br />
Foto: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi<br />
Sie selbst lebt mit einer Muskelerkrankung<br />
und einer persönlichen<br />
24-Stunden-Assistenz in Berlin.<br />
Die zierliche Frau mit den kurzen,<br />
hellblonden Haaren nutzt von<br />
klein auf einen Rollstuhl. Die Berlinerin<br />
ist ein aktiver Mensch, hat<br />
viele Hobbys und Freunde und ist<br />
viel unterwegs. „Mobilität ist für<br />
Menschen mit Behinderung eine<br />
wichtige Voraussetzung für Teilhabe“,<br />
sagt sie und fragt sich, ob das<br />
den Planerinnen und Planern der<br />
Zukunftsstädte bewusst ist.<br />
Einer, der zu nachhaltiger Mobilität<br />
forscht, ist Professor Andreas<br />
Knie vom Wissenschaftszentrum<br />
Berlin für Sozialforschung (WZB).<br />
Der 61-Jährige fordert seit Jahren<br />
ein radikales Umdenken in der<br />
Verkehrsplanung. Er selbst besitzt<br />
weder Auto noch Fahrrad.<br />
Die großen Ballungsräume seien<br />
das Problem, nicht der ländliche<br />
Raum. „In den Städten müssen wir<br />
die Wege minimieren und für mehr<br />
Grün sorgen, damit das Wasser<br />
versickern kann“, sagt er. Die größte<br />
Stellschraube hierbei sei der<br />
Autoverkehr.<br />
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens<br />
doch noch zu halten<br />
und den Temperaturanstieg auf<br />
höchstens zwei Grad Celsius zu<br />
begrenzen, sei es notwendig, ein<br />
Drittel des Autoverkehrs einzusparen.<br />
Ein Drittel müsse – wie bei<br />
den Elektroautos – mit erneuerbaren<br />
Energien betrieben werden.<br />
Das letzte Drittel gelte es durch<br />
den öffentlichen Personennahverkehr<br />
(ÖPNV) zu ersetzen.<br />
Derzeit ist das allerdings noch<br />
kaum vorstellbar. Viele Wege sind<br />
lang, und Autoschlangen schieben<br />
sich durch die Städte. Der ÖPNV<br />
ist an vielen Stellen ausbauwürdig,<br />
und oft auch nicht barrierefrei –<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
daher eine große Hürde.<br />
Wer wie Bießmann in Berlin mit<br />
Bussen und Bahnen unterwegs ist,<br />
steht immer wieder vor einem Aufzug,<br />
der nicht funktioniert. Aber<br />
auch Stufen, fehlende Ansagen,<br />
Anzeigen oder Markierungen machen<br />
Menschen mit Behinderung<br />
zu schaffen. Und manchmal ist es<br />
auch ein Busfahrer, der einen<br />
Rolli-Fahrer einfach an der Haltestelle<br />
stehen lässt.<br />
Barrierefreiheit<br />
Knie ist sich dessen zwar bewusst,<br />
hält die Probleme aber für<br />
lösbar. Natürlich müsse der ÖPNV<br />
deutlich stärker ausgebaut und enger<br />
getaktet werden, sagt er. Er ist<br />
aber überzeugt, dass am Ende alle<br />
profitieren: ältere Menschen, Kinder<br />
und Jugendliche, die enorm<br />
unter dem Autoverkehr litten. „Den<br />
Verkehr in den Städten wird es so<br />
wie bisher nicht mehr geben“, sagt<br />
Knie, und würde Autos am liebsten<br />
komplett aus der Stadt verbannen.<br />
Der VdK dagegen fordert Ausnahmen:<br />
Auf die Bedürfnisse von<br />
Menschen mit Behinderung müsse<br />
auch in der Stadt der Zukunft<br />
Rücksicht genommen werden. „Wir<br />
brauchen einerseits eine konsequente<br />
Planung barrierefreier<br />
Städte, andererseits müssen aber<br />
auch die mobil bleiben, die auf ihr<br />
Auto als Hilfsmittel angewiesen<br />
sind“, sagt VdK-Präsidentin Verena<br />
Bentele.<br />
Kristin Enge<br />
Ohne Auto in der Innenstadt?<br />
Parkausweise für Menschen mit Behinderung<br />
Mobil mit kleinem Geldbeutel<br />
Öffentlicher Verkehr – Was kommt nach dem Neun-Euro-Ticket?<br />
Foto: picture alliance/Bernd Leitner/Shotshop<br />
Viele Städte planen, ihre Zentren<br />
zukunftsfähig umzugestalten. Der<br />
Autoverkehr soll verbannt werden,<br />
Parkplätze müssen weichen und<br />
werden umgewidmet - für Menschen<br />
mit Behinderung ist das oft<br />
ein Problem.<br />
Wer einen blauen Parkausweis<br />
hat, kann sein Auto auf einem sogenannten<br />
„Behindertenparkplatz“<br />
abstellen. Dieser ist für jene<br />
Menschen mit einer Behinderung<br />
vorgesehen, die kürzeste Strecken<br />
nur mit fremder Hilfe und nur unter<br />
großer Anstrengung zurücklegen<br />
können. Sie verfügen in der<br />
Regel über das Merkzeichen aG<br />
Ein blauer Parkausweis berechtigt<br />
dazu, mit dem Auto auf einem Behindertenparkplatz<br />
zu stehen.<br />
(außergewöhnlich gehbehindert)<br />
in ihrem Schwerbehindertenausweis.<br />
Für diese Menschen macht sich<br />
der Sozialverband VdK im Bündnis<br />
„Sozialverträgliche Mobilitätswende“<br />
stark. Er plädiert dafür,<br />
dass es Ausnahmeregelungen<br />
für Menschen mit den Merkzeichen<br />
aG und G geben muss, wenn<br />
die Städte zukünftig autofrei<br />
werden.<br />
Ohne Alternative<br />
Denn wer schwer mobilitätsbeeinträchtigt<br />
ist, kann nicht einfach<br />
zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs<br />
sein. Auch der öffentliche<br />
Nahverkehr (ÖPNV) ist manchmal<br />
nicht geeignet, weil Stellplätze<br />
oder Sitzgelegenheiten fehlen oder<br />
die Unfallgefahr beim Anfahren<br />
oder Bremsen zu groß ist. Es wird<br />
auch immer wieder Gebiete geben,<br />
in denen die Strecke von der Haltestelle<br />
bis zur Arztpraxis, der Behörde<br />
oder zum Einkaufszentrum<br />
schlicht zu lang ist.<br />
Dann sind die Betroffenen auf<br />
ihr Auto angewiesen. Sie müssen<br />
in den Städten fahren und parken<br />
dürfen. Die Zahl der Parkflächen<br />
muss sich an der Zahl der mobilitätsbeeinträchtigten<br />
Menschen<br />
orientieren. Die Ausnahmeregelungen<br />
sollten bundesweit gelten.<br />
Nur so ist es möglich, dass diese<br />
Menschen mit Behinderung selbstständig<br />
und unabhängig mobil sein<br />
können. <br />
ken<br />
52 Millionen verkaufte Neun-Euro-<br />
Tickets zählte der Verband Deutscher<br />
Verkehrsunternehmen (VDV)<br />
Ende August. Hinzu kommen circa<br />
zehn Millionen Abonnentinnen und<br />
Abonnenten. Jetzt braucht es<br />
schnell ein bezahlbares Nachfolgemodell,<br />
fordert der Sozialverband<br />
VdK.<br />
Die Bilanz ist überwiegend positiv:<br />
Millionen Menschen – Familien<br />
mit Kindern, Junge und Alte –<br />
waren im Juni, Juli und August in<br />
ganz Deutschland mit dem öffentlichen<br />
Nah- und Regionalverkehr<br />
unterwegs. Das Angebot kam besonders<br />
denjenigen zugute, die mit<br />
wenig Geld auskommen müssen.<br />
Die Bahn hingegen verzeichnete<br />
überfüllte Züge und gelangte teilweise<br />
an ihre Belastungsgrenze.<br />
Der knappe Platz war insbesondere<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
ein Problem, aber auch für all jene,<br />
die mit einem Rollator, Kinderwagen,<br />
großem Gepäck oder Fahrrad<br />
reisen wollten.<br />
Drei Milliarden<br />
Der Bund will nun 1,5 Milliarden<br />
Euro pro Jahr für ein bundesweit<br />
gültiges und einheitliches<br />
Nachfolgemodell des Neun-Euro-<br />
Tickets bereitstellen – vorausgesetzt,<br />
die Länder steuern ebenfalls<br />
1,5 Milliarden Euro bei. Bis zum<br />
Redaktionsschluss der VdK-ZEI-<br />
TUNG war noch nicht sicher, ob<br />
sie sich darauf einlassen. VdK-<br />
Mobilität muss bezahlbar bleiben.<br />
Präsidentin Verena Bentele fordert<br />
eine schnelle Lösung und appelliert<br />
an die Länder, das geplante<br />
Ticket nicht an der Finanzierung<br />
scheitern zu lassen.<br />
Der Preis für das Ticket soll<br />
dann zwischen 49 und 69 Euro<br />
liegen. „Vielen, die wenig Geld<br />
haben, wird das helfen, mobil zu<br />
bleiben“, sagt Bentele. Gleichzeitig<br />
warnt sie aber auch, dass sich manche<br />
ein Ticket in dieser Preisspanne<br />
nicht werden leisten können.<br />
Der derzeitige Regelsatz in der<br />
Grundsicherung und bei Hartz IV<br />
reicht dafür nicht aus. Er sieht gerade<br />
einmal knapp 40 Euro für den<br />
Bereich „Verkehr“ vor. Dies müsse<br />
im neuen Bürgergeld berücksichtigt<br />
werden, fordert sie.<br />
Doch ein bezahlbares Ticket ist<br />
nur ein Baustein einer sozialverträglichen<br />
Mobilitätswende. Es hat<br />
sich gezeigt, dass der öffentliche<br />
Foto: imago/Emmanuele Contini<br />
Nah- und Regionalverkehr mit einer<br />
so hohen Nachfrage überfordert<br />
ist – eine Zumutung für Reisende<br />
und Beschäftigte. Deshalb<br />
fordert der VdK, der im Bündnis<br />
„Sozialverträgliche Mobilitätswende“<br />
aktiv ist, massive Investitionen<br />
in den Ausbau von Infrastruktur,<br />
Personal und von Fahrzeugen.<br />
Zudem brauchen mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen endlich ein<br />
passendes Angebot: mehr Stellund<br />
Stehplätze für Rollstühle,<br />
Rollatoren und Kinderwagen in<br />
allen Zügen, einen funktionierenden<br />
Mobilitätsservice sowie barrierefreie<br />
Bahnhöfe. Kristin Enge<br />
Am 5. <strong>Okt</strong>ober, 16 Uhr veranstaltet<br />
das Bündnis „Sozialverträgliche<br />
Mobilitätswende“ ein Fachgespräch<br />
zum Neun-Euro-<br />
Ticket. Zum Online-Stream:<br />
www.vdk.de/mobilitaetswende<br />
3 RHPfalz<br />
Allgemein
4 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Politik<br />
„Die Angst wird nicht genommen, nur aufgeschoben“<br />
Was das neue Bürgergeld für jene bringt, die von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung leben<br />
Ab Januar ersetzt das neue Bürgergeld<br />
das Arbeitslosengeld II . Es<br />
wird die Situation der Menschen,<br />
die darauf angewiesen sind, verbessern,<br />
verspricht die Bundesregierung.<br />
Aber tut es das wirklich?<br />
Es war das große Versprechen<br />
der SPD im Wahlkampf: Hartz IV<br />
muss weg. Ab Januar ist es nun<br />
soweit. Das neue Bürgergeld soll<br />
dann arbeitslosen Menschen statt<br />
mit Misstrauen und Einschüchterung<br />
mit mehr Respekt und weniger<br />
Bürokratie zurück ins Erwerbsleben<br />
helfen. Auch für<br />
Menschen, die dauerhaft auf<br />
Grundsicherung angewiesen sind,<br />
soll das Leben leichter werden. So<br />
verspricht es zumindest die Bundesregierung,<br />
die das Bürgergeld-Gesetz<br />
Mitte September im<br />
Kabinett verabschiedet hat. Doch<br />
hält das Gesetz, was es verspricht?<br />
Verbesserungen<br />
Der Sozialverband VdK sieht<br />
tatsächlich einige Verbesserungen<br />
für die 3,7 Millionen Erwerbsfähigen,<br />
die bislang Hartz IV bezogen.<br />
So soll es in den ersten sechs Monaten<br />
keine Leistungskürzungen<br />
mehr geben. Der sogenannte Vermittlungsvorrang,<br />
also der Druck,<br />
eine angebotene Stelle annehmen<br />
zu müssen, wird abgeschafft. Anstelle<br />
von Strafen treten mehr<br />
Anreize für Weiterbildungen. Auch<br />
das Schonvermögen wird auf<br />
15 000 Euro angehoben. In den<br />
Die Würde des Menschen ist unantastbar: Das Bürgergeld muss in diesem Sinne grundgesetzkonform sein.<br />
ersten beiden Jahren wird es sogar<br />
bis 60.000 Euro nicht geprüft.<br />
Sinnvoll ist aus Sicht des VdK<br />
auch, die mit dem dritten Entlastungspaket<br />
angekündigte, neue<br />
Berechnung der Regelsatz-Anpassung.<br />
Zugrunde gelegt werden soll<br />
nun künftig die reale Inflation.<br />
Entsprechend wird der Regelsatz ab<br />
Januar um etwa 50 Euro angehoben.<br />
„Die Erhöhung kommt allerdings zu<br />
spät“, kritisiert VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele. „Die Menschen<br />
müssen nun noch ein Vierteljahr<br />
von einem viel zu geringen Regelsatz<br />
leben, der an die aktuelle Inflation<br />
seit Ende letzten Jahres nicht angepasst<br />
wurde.“<br />
Wohnungsverlust<br />
Kritikwürdig ist aus Sicht des VdK<br />
zudem, dass weiterhin alle, die<br />
Grundsicherung im Alter erhalten<br />
oder weil sie erwerbsgemindert sind,<br />
genauso behandelt werden wie jene,<br />
die noch erwerbsfähig sind. So gilt<br />
auch für sie, dass künftig während<br />
der ersten zwei Jahre des Bürgergeld-Bezugs,<br />
die tatsächlichen<br />
Foto: imago/Michael Gstettenbauer<br />
Wohnkosten übernommen werden.<br />
Durch diese Frist sehen sich die<br />
Menschen nicht gleich dazu genötigt,<br />
in billigere Wohnungen ziehen<br />
oder den Rest der Miete aus ihrem<br />
Regelsatz bezahlen zu müssen.<br />
„Aber die Begrenzung auf zwei<br />
Jahre ergibt für alte und erwerbsunfähige<br />
Menschen keinen Sinn. Denn<br />
sie haben keine Chance, durch Arbeit<br />
ihre Hilfsbedürftigkeit zu überwinden.<br />
Sie können meist auch ihre<br />
Wohnkosten nicht senken, weil sie<br />
schlicht keine günstigere Wohnung<br />
finden“, sagt Bentele. Für sie müssten<br />
die Wohnkosten daher dauerhaft<br />
übernommen werden. „Ihnen wird<br />
die Angst, die Wohnung zu verlieren,<br />
sonst nicht genommen, sie wird<br />
dann nur aufgeschoben.“<br />
Vermögensprüfung<br />
Auch das Vermögen sollte nach<br />
Ansicht des VdK für diese Personengruppe<br />
erst ab einer Höhe von<br />
60 000 Euro geprüft werden, so wie<br />
es im Bürgergeld für die ersten zwei<br />
Jahre vorgesehen ist. Denn die Vermögensprüfung<br />
und die Angst, die<br />
Wohnung oder das Eigenheim zu<br />
verlieren, seien die Gründe, weshalb<br />
geschätzt 70 Prozent der Anspruchsberechtigten<br />
keinen Antrag auf<br />
Grundsicherung im Alter stellen,<br />
sagt Bentele. Altersarmut werde so<br />
nicht bekämpft, sondern weiter zunehmen.<br />
Zwangsverrentung<br />
Der VdK begrüßt dagegen, dass<br />
künftig ältere Grundsicherungsempfänger<br />
nicht mehr vorzeitig in<br />
Rente gehen müssen. Diese Art von<br />
Zwangsverrentung hat der VdK<br />
stets scharf kritisiert. „Sie führt<br />
dazu, dass die Betroffenen hohe<br />
Abschläge auf ihre Renten in Kauf<br />
nehmen müssen und jeden Monat<br />
erheblich weniger Geld zur Verfügung<br />
haben“, sagt Bentele. Mit der<br />
neuen Regelung erhöhe sich nun<br />
ihre Chance, in Zeiten von Fachkräftemangel<br />
doch noch mal eine<br />
Stelle zu finden. Heike Vowinkel<br />
Wer bekommt die 300-Euro-Pauschale?<br />
Vieles zum Energiegeld ist noch unklar. Was bekannt ist, lesen Sie hier<br />
Corona-Regeln für den Winter<br />
Länder können einige Vorgaben verschärfen<br />
Im dritten Entlastungspaket ist nun<br />
auch eine Pauschale für Rentnerinnen<br />
und Rentner vorgesehen.<br />
Doch weil der Entwurf zum neuen<br />
Gesetz noch nicht vorliegt, gibt es<br />
viele offene Fragen. Der VdK versucht,<br />
einige zu beantworten.<br />
Erhalten alle Rentnerinnen und<br />
Rentner die 300 Euro, auch<br />
Erwerbsminderungsrentner und<br />
Bezieher von Hinterbliebenenrenten?<br />
Im Beschluss der Ampel-Koalition<br />
zum dritten Entlastungspaket sind<br />
nur diejenigen genannt, die eine<br />
Rente der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
erhalten sowie die Versorgungsempfänger<br />
des Bundes. Zu<br />
Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />
und -rentnern und Beziehern von<br />
Hinterbliebenenrenten steht im Beschluss<br />
nichts. Der VdK hofft aber<br />
und wird sich dafür einsetzen, dass<br />
auch sie die Pauschale erhalten.<br />
Bekommen Rentnerinnen und<br />
Rentner, die noch nebenbei arbeiten,<br />
auch die Pauschale?<br />
Ja. Allerdings fehlen noch Regelungen,<br />
um auszuschließen, dass<br />
Menschen die Pauschale zweimal<br />
erhalten: also im September über<br />
den Arbeitgeber und im Dezember<br />
über die Rentenversicherung.<br />
Wer bekommt sie sonst noch?<br />
Neu hinzugekommen sind neben<br />
Rentnerinnen und Rentnern auch<br />
Studentinnen und Studenten, die<br />
Glühbirne oder Kerze: Die Energiekosten<br />
zwingen viele zum Sparen.<br />
eine Pauschale von 200 Euro erhalten.<br />
Schon vor dem dritten Entlastungspaket<br />
hatte die Bundesregierung<br />
zudem die 300-Euro-Pauschale<br />
auch für die Bezieherinnen und<br />
Bezieher von Eltern-, Kranken- und<br />
Arbeitslosengeld zugesagt.<br />
Wer geht weiterhin leer aus?<br />
Alle, die nicht studieren und<br />
weder arbeiten noch Rente oder<br />
Sozialleistungen erhalten. Dazu<br />
gehören vor allem pflegende Angehörige.<br />
Auch Mütter, die länger<br />
als 14 Monate aussteigen, also zum<br />
Beispiel drei Jahre in Elternzeit<br />
gehen, bekommen keine Pauschale.<br />
Und auch Empfängerinnen und<br />
Empfänger von Übergangsgeld<br />
gehen leer aus.<br />
Foto: picture alliance/Barbara Gindl<br />
Wird die Pauschale automatisch<br />
ausgezahlt oder muss sie beantragt<br />
werden?<br />
Die Pauschale wird automatisch<br />
ausgezahlt. Erwerbstätige erhalten<br />
sie über den Arbeitgeber im September.<br />
Rentnerinnen und Rentner über<br />
die Deutsche Rentenversicherung<br />
im Dezember. Menschen, die<br />
Grundsicherung im Alter bekommen,<br />
haben bereits im Juli eine Einmalzahlung<br />
von 200 Euro erhalten.<br />
Werden auf die 300 Euro Sozialversicherungsabgaben<br />
fällig,<br />
zum Beispiel zur Krankenversicherung?<br />
Das Gesetz liegt noch nicht vor.<br />
Wir gehen davon aus, dass die Pauschale<br />
für Rentnerinnen und Rentner<br />
so wie die Pauschale für Erwerbstätige<br />
behandelt wird. Das<br />
hieße, sie ist sozialabgabenfrei,<br />
muss aber versteuert werden. Alle,<br />
die kleine Renten haben, profitieren<br />
daher dann mehr als die mit<br />
sehr hohen Renten.<br />
Muss die Pauschale in der kommenden<br />
Steuererklärung angegeben<br />
werden?<br />
Ja, falls ohnehin eine Steuererklärung<br />
gemacht wird.<br />
<br />
Heike Vowinkel<br />
Sobald der Gesetzentwurf zum<br />
dritten Entlastungspaket vorliegt,<br />
finden Sie weitere Antworten<br />
auf Ihre Fragen unter:<br />
www.vdk.de/pauschale<br />
Die kältere Jahreszeit steht bevor<br />
– und nach Ansicht von Experten<br />
die nächste Corona-Welle. Ab<br />
dem 1. <strong>Okt</strong>ober tritt das Infektionsschutzgesetz<br />
mit neuen Regeln in<br />
Kraft.<br />
Mit den neuen Maßnahmen will<br />
die Bundesregierung die Bürgerinnen<br />
und Bürger auf die nächste<br />
Pandemiewelle vorbereiten und<br />
vor zahlreichen Infektionen schützen.<br />
Der Bundesrat muss dem<br />
Gesetzespaket noch im September<br />
(nach Redaktionsschluss) zustimmen.<br />
Neben bundesweit einheitlichen<br />
Regeln werden verschiedene<br />
Maßnahmen festgelegt, die die<br />
einzelnen Bundesländer beschließen<br />
und je nach Corona-Infektionslage<br />
verhängen können.<br />
FFP2-Maskenpflicht<br />
Die FFP2-Maskenpflicht in Kliniken,<br />
Pflegeheimen und Arztpraxen<br />
bleibt bundesweit bestehen.<br />
Außerdem soll vor dem Betreten<br />
von Pflegeheimen und Kliniken ein<br />
negativer Schnelltest vorgelegt werden.<br />
Jedes Pflegeheim soll zudem<br />
einen Corona-Beauftragten benennen,<br />
der sich um Impfungen, Hygieneregelungen<br />
und Therapien für<br />
Erkrankte in den jeweiligen Einrichtungen<br />
kümmert. Damit soll<br />
der Schutz besonders gefährdeter<br />
Pflegebedürftiger verstärkt werden.<br />
Der Sozialverband VdK begrüßt<br />
eine solche Testpflicht für<br />
Besucherinnen und Besucher sowie<br />
Beschäftige in Pflegeheimen<br />
und in Einrichtungen für Menschen<br />
mit Behinderung. Allerdings<br />
sollten die Betreiber diese Tests<br />
verpflichtend anbieten müssen, so<br />
lautet weiterhin die Forderung des<br />
VdK. Gerade auf dem Land ist es<br />
aufgrund weniger Teststationen<br />
und großer Entfernungen schwierig,<br />
vor dem Besuch im Pflegeheim,<br />
immer einen Bürgertest zu machen.<br />
Darüber hinaus muss bundesweit<br />
weiterhin eine FFP2-Maske<br />
bei Reisen in Fernzügen getragen<br />
werden, eine Maskenpflicht für<br />
Flugreisen entfällt allerdings. In<br />
Restaurants, im öffentlichen Nahverkehr<br />
und im Einzelhandel soll<br />
sie ab <strong>Okt</strong>ober durch die einzelnen<br />
Länder verhängt werden können.<br />
Wenn sich die Corona-Lagen regional<br />
verschärfen und die Infektionszahlen<br />
steigen, können die<br />
einzelnen Bundesländer weitere<br />
Vorgaben erlassen.<br />
Kinderkrankengeld<br />
Das Kinderkrankengeld soll noch<br />
bis zum Frühjahr weitergezahlt<br />
werden, wenn Schulen, Kitas oder<br />
Einrichtungen zur Betreuung von<br />
Menschen mit Behinderung schließen<br />
müssen. Flächendeckende<br />
Schließungen will die Politik aber<br />
vermeiden. Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach und Corona-Experten<br />
warnen jedoch vor<br />
weiteren Corona-Wellen. juf<br />
4 RHPfalz<br />
Allgemein
So hilft der VdK<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
5<br />
Jobcenter legt Mitglied viele Steine in den Weg<br />
Erst als der VdK klagt, erhält ein 59-jähriger Mann nach zwei Jahren Rechtsstreit eine dringend benötigte Weiterbildung<br />
Das Jobcenter in Oldenburg verweigerte<br />
einem VdK-Mitglied die<br />
Weiterbildung, obwohl er nachweisen<br />
konnte, dass er danach eine<br />
Festanstellung bekommt. Der VdK<br />
Niedersachsen-Bremen klagte gegen<br />
die Ablehnung der Behörde.<br />
Als Udo Behring* in den 1990er<br />
Jahren Betriebswirtschaftslehre<br />
studierte, dachte er im Traum nicht<br />
daran, irgendwann von staatlichen<br />
Leistungen abhängig zu sein. Nach<br />
seinem Studium arbeitete er in<br />
dem Logistikunternehmen seines<br />
Vaters. Dort war er viele Jahre für<br />
die Finanzbuchhaltung und das<br />
Steuerrecht zuständig.<br />
Weil Vater und Sohn unterschiedliche<br />
Vorstellungen von der<br />
Zukunft des Unternehmens entwickelten,<br />
begann Udo Behring nebenher<br />
eine Ausbildung im Bereich<br />
der Alternativmedizin – eher aus<br />
persönlichem Interesse, als um<br />
darin zu arbeiten. Dann starb der<br />
Vater. Und Behring wurde zu seiner<br />
großen Überraschung nicht im<br />
Testament berücksichtigt und<br />
konnte auch nicht mehr in der Firma<br />
arbeiten. „Ich stand plötzlich<br />
vor dem Nichts und musste zum<br />
Jobcenter“, erinnert sich der<br />
59-Jährige.<br />
Es hagelt Absagen<br />
Er bewarb sich auf zahlreiche<br />
Stellen als Bilanz- und Finanzbuchhalter.<br />
Doch es hagelte Absagen.<br />
„Jenseits der 50 war ich vielen<br />
Arbeitgebern offenbar schon zu<br />
alt“, so sein Eindruck. „Nichts ging<br />
voran, und das Amt hat mich von<br />
einem Bewerbungstraining ins<br />
nächste geschickt.“<br />
Schließlich entschloss er sich, an<br />
seine alternativmedizinische Ausbildung<br />
anzuknüpfen. Um den<br />
Beruf des Heilpraktikers ergreifen<br />
zu können, fehlte ihm aber noch<br />
eine entsprechende Weiterbildung.<br />
Das Jobcenter bewilligte ihm die<br />
Das Jobcenter machte es einem VdK-Mitglied schwer, endlich den begehrten<br />
Bildungsgutschein zu bekommen. Foto: picture alliance/Fabian Steffens<br />
Maßnahme im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms<br />
für Menschen<br />
ab 50 Jahren. Doch weil die<br />
finanzielle Förderung für das Programm<br />
kurzfristig eingestellt wurde,<br />
musste der Kurs nach einem<br />
halben Jahr abgebrochen werden.<br />
Behring schlug dem Jobcenter<br />
eine neue zweijährige Weiterbildung<br />
an einer renommierten Heilpraktiker-Schule<br />
vor und erhielt<br />
eine mündliche Zusage für den<br />
Bildungsgutschein. Doch als er der<br />
Behörde alle erforderlichen Unterlagen<br />
vorgelegt hatte, lehnte eine<br />
andere Sachbearbeiterin den Antrag<br />
ab: Ein Ende der Arbeitslosigkeit<br />
sei nicht zu erwarten, erklärte<br />
sie. Dabei hatte Behring bereits die<br />
schriftliche Zusage eines Heilpraktikers,<br />
der ihn nach der beantragten<br />
Weiterbildung einstellen<br />
wollte.<br />
VdK-Jurist Kai Pöpken vom Landesverband<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
legte beim Jobcenter Oldenburg<br />
Widerspruch gegen die Ablehnung<br />
ein. Die Behörde weigerte sich weiterhin,<br />
kritisierte plötzlich Inhalt<br />
und Form der Arbeitgeberbescheinigung<br />
und führte eine schlechte<br />
Beschäftigungsprognose für Heilpraktiker<br />
an. „Ich hatte den Eindruck,<br />
dass sich das Amt teilweise<br />
mit abstrusen Begründungen gegen<br />
die Erfüllung seiner Aufgaben<br />
stemmte“, so Pöpken, der Klage<br />
beim Sozialgericht einreichte.<br />
Während des Verfahrens beauftragte<br />
das Jobcenter dann ein psychologisches<br />
Gutachten. Es wollte<br />
wissen, ob Behring motiviert genug<br />
für eine 24-monatige Weiterbildung<br />
ist. Dabei war er schon<br />
einmal begutachtet worden – mit<br />
positivem Ergebnis.<br />
Frust und Freude<br />
Nach zwei Jahren entschied das<br />
Gericht schließlich: Das Jobcenter<br />
muss „zwecks rascher Beendigung<br />
der Langzeitarbeitslosigkeit des<br />
Klägers“ die Weiterbildungskosten<br />
übernehmen. „Rasch“ – in Pöpkens<br />
Ohren klang das wie Ironie.<br />
„Es war frustrierend, dass weder<br />
Jobcenter noch Gericht Interesse<br />
zeigten, das Verfahren schnell zu<br />
erledigen“, sagt er.<br />
Pöpkens Hoffnung liegt nun auf<br />
dem Bürgergeld, das Anfang 2023<br />
eingeführt wird. Denn das setzt<br />
stärker als Hartz IV auf Qualifizierung<br />
und Weiterbildung. „Es wird<br />
Zeit, dass endlich der Arbeitsuchende<br />
im Mittelpunkt steht und<br />
unterstützt wird, anstatt ihm ständig<br />
Hürden in den Weg zu stellen.“<br />
Behring hat nach einem Jahr die<br />
Hälfte seiner Ausbildung absolviert<br />
und blickt positiv in die Zukunft.<br />
Die Stelle in der Heilpraktiker-Praxis<br />
wird ihm weiterhin<br />
freigehalten. Jörg Ciszewski<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Mehrkosten für Begleitung sind zu erstatten<br />
BSG: Rollstuhlfahrer kann Assistenten in den Urlaub mitnehmen<br />
Ein Rollstuhlfahrer hat seinen Assistenten<br />
in den Urlaub mitgenommen,<br />
damit der ihn unterwegs<br />
pflegt. Als der Sozialhilfeträger<br />
sich weigert, die Reisekosten für<br />
die Begleitung zu zahlen, klagt er.<br />
Das Bundessozialgericht (BSG)<br />
entschied, dass die Kosten zu erstatten<br />
sind (Az: B 8 SO 13/20 R).<br />
Der Kläger beschäftigt rund um<br />
die Uhr drei Assistenten, die ihn<br />
zu Hause pflegen. Die Kosten dafür<br />
zahlt der Sozialhilfeträger als<br />
Leistung der Eingliederungshilfe.<br />
Einer seiner Assistenten begleitet<br />
ihn im Urlaub auf einer siebentägigen<br />
Schiffsreise auf der Nordsee,<br />
um die Versorgung sicherzustellen.<br />
Das BSG hat entschieden, dass einem Rollstuhlfahrer die Kosten für eine<br />
Assistenz im Urlaub erstattet werden. Foto: picture alliance/Karl-Heinz Spremberg<br />
Seine eigenen Reisekosten bezahlt<br />
der Kläger selbst.<br />
Als er beim Sozialhilfeträger die<br />
Übernahme der Reisekosten für<br />
den Assistenten geltend machen<br />
will, lehnt das Amt ab. Sozialgericht<br />
und Landessozialgericht<br />
(LSG) schließen sich danach der<br />
Rechtsauffassung der Behörde an.<br />
Der 8. Senat des Bundessozialgerichts<br />
kommt allerdings zu einer<br />
anderen Auffassung, hebt das Urteil<br />
auf und verweist die Sache an<br />
das LSG zurück.<br />
Das BSG begründet sein Urteil<br />
damit, dass Urlaubsreisen ein legitimes<br />
soziales Teilhabebedürfnis<br />
für Menschen mit Behinderung<br />
darstellen. Zusätzliche Kosten der<br />
Reise, die ausschließlich wegen<br />
einer Behinderung entstehen, sind<br />
als Leistung zu übernehmen.<br />
Weil dem Senat Informationen<br />
darüber fehlen, ob dem Kläger die<br />
Buchung einer anderen gleichartigen,<br />
aber günstigeren Reise möglich<br />
gewesen wäre, verwies er die<br />
Sache zurück an das Landessozialgericht.<br />
Jörg Ciszewski<br />
5 RHPfalz<br />
Allgemein
6 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Pflege<br />
Rund um die Uhr im Einsatz<br />
Wer Kinder mit Behinderung pflegt, wird von der Politik meist übersehen<br />
Viele Hürden für pflegende Eltern<br />
Bewilligung von Hilfsmitteln dauert oft zu lange<br />
Schon ein Kind mit Behinderung zu<br />
pflegen, ist eine große Aufgabe.<br />
Jana Hörmann* aus München hat<br />
gleich drei: Ben* (16), Sarah* (14)<br />
und Joshua* (12) haben eine Zerebralparese<br />
und sind sowohl motorisch<br />
als auch kognitiv eingeschränkt.<br />
Die alleinerziehende<br />
Mutter muss sich rund um die Uhr<br />
um alles kümmern.<br />
Jana Hörmann* mit ihrem jüngsten Sohn Joshua*: Der Zwölfjährige<br />
braucht Hilfe beim Essen, Waschen und Anziehen. Foto: Annette Liebmann<br />
Jana Hörmanns Tag beginnt<br />
morgens um 5.30 Uhr. Dann weckt<br />
sie die Kinder, damit sich alle waschen,<br />
anziehen und frühstücken<br />
können, „jeder in seinem Tempo“.<br />
In der kleinen Wohnung im vierten<br />
Stock gibt es nur ein Badezimmer.<br />
„Bis da alle durchgeschleust sind,<br />
kann es bis zu zweieinhalb Stunden<br />
dauern“, sagt sie.<br />
Danach gönnt sie sich ein Frühstück,<br />
bevor sie die Wohnung aufräumt,<br />
wäscht und bügelt, Einkaufen<br />
geht, Arzttermine macht und<br />
sich um den Schriftverkehr, etwa<br />
mit den Krankenkassen, kümmert.<br />
Ein bis zwei Stunden wöchentlich<br />
kommt eine Haushaltshilfe und<br />
zwei bis drei Stunden eine Betreuungskraft,<br />
die sie von den 125 Euro<br />
für Entlastungsleistungen bezahlt.<br />
Gerne würde sie auch Verhinderungspflege<br />
beantragen, aber in<br />
München gibt es keine Angebote.<br />
Heute hat die Haushaltshilfe<br />
kurzfristig abgesagt. Hörmann ist<br />
selber angeschlagen. Sie war am<br />
Vortag sechs Stunden unterwegs,<br />
Ärzte, Therapeuten, Besorgungen.<br />
„Jetzt bin ich k.o.“, sagt die 42-Jährige.<br />
Vorhin hat sie noch eine<br />
Schmerztablette genommen und<br />
sich kurz hingelegt. Richtig krank<br />
werden darf sie nicht. „Sobald ich<br />
ausfalle, wird’s eng.“<br />
Jedes Kind muss intensiv betreut<br />
werden, weil es den Alltag alleine<br />
nicht bewältigen kann. Vor allem<br />
der Jüngste braucht viel Unterstützung.<br />
Hinzu kommen starke körperliche<br />
Einschränkungen: Alle<br />
drei benötigen eine Brille, einen<br />
Rollstuhl und benutzen Orthesen,<br />
also Stützen, um einigermaßen<br />
sicher laufen zu können. Der<br />
Kampf um Hilfsmittel oder die<br />
Reparatur der Rollstühle sei zermürbend,<br />
erzählt die gelernte Hebamme.<br />
Außerdem müsse sie die<br />
Kinder häufig zu Fachärzten fahren,<br />
oft quer durch die ganze Stadt.<br />
Als Ben, ihr Ältester, geboren<br />
wurde, wusste sie noch nicht, dass<br />
er eine Behinderung hat. Mit 15<br />
Monaten, als er sich überall hochzog,<br />
um laufen zu können, bemerkte<br />
sie, dass die Füße nicht mitspielten.<br />
„Anfangs dachte ich, das sei<br />
ein rein orthopädisches Problem.“<br />
18 Monate nach Ben kam Sarah<br />
zur Welt. Auch bei ihr ließen sich<br />
lange keine Beeinträchtigungen<br />
erkennen. Dass die beiden Größeren<br />
eine Zerebralparese haben,<br />
stellte sich erst heraus, als Hörmann<br />
mit Joshua schwanger war.<br />
Als Ursache vermuten die Ärzte<br />
einen Gendefekt. Auch Jo shua hat<br />
diese Behinderung. Er und seine<br />
Schwester haben Pflegegrad 4, der<br />
Große hat Pflegegrad 3. „Meine<br />
Kinder müssen immer in einer geschützten<br />
Umgebung leben. Das<br />
schließt viele Lebenswege aus“,<br />
bedauert sie.<br />
Sieben Jahre kaum Schlaf<br />
Von Anfang an hat sich Jana<br />
Hörmann ohne die Hilfe ihres<br />
Ehemanns fast komplett allein um<br />
die Kinder gekümmert. Lange Zeit<br />
schlief sie keine einzige Nacht<br />
durch. „Die ersten Jahre habe ich<br />
nur versucht, zu überleben“, erinnert<br />
sie sich. 2014 machte sie zum<br />
ersten Mal Urlaub. „Ich habe fast<br />
zwei Wochen gebraucht, bis ich<br />
von meinem hohen Stresslevel wieder<br />
herunterkam“, erzählt sie. „Da<br />
habe ich gemerkt, dass ich mehr<br />
auf mich achten muss.“<br />
Ihre Ehe hat diese Ex trembelastung<br />
nicht überlebt: „Es erfordert<br />
viel Einfühlungsvermögen,<br />
um herauszufinden, wie man seinen<br />
Partner unterstützen kann.<br />
Bei uns haben solche Gespräche<br />
nicht stattgefunden.“<br />
Was wünscht sich eine Mutter,<br />
die an sieben Tagen rund um die<br />
Uhr drei Kinder mit Behinderung<br />
versorgt? Deren Arbeitszeit so<br />
immens ist, dass es mindestens<br />
zwei professionelle Pflegekräfte<br />
bräuchte, um sie zu ersetzen?<br />
„Endlich Urlaub“, sagt Jana Hörmann.<br />
Und zwar mit Betreuung<br />
der Kinder, damit sie einmal im<br />
Jahr für zwei Wochen ausspannen<br />
kann. Außerdem würde sie sich<br />
wünschen, dass die Mitmenschen<br />
mehr Geduld und Rücksicht im<br />
Umgang mit anderen zeigen.<br />
Auch finanziell könnte es besser<br />
sein. Die zwei Älteren gehen in<br />
eine Privatschule, wo sie besonders<br />
gefördert werden. Außerdem<br />
bräuchte die Familie dringend ein<br />
neues Auto, denn das alte ist zu<br />
klein, um alle drei Rollstühle zu<br />
transportieren. Zusätzlich sollte es<br />
eine Rampe haben. Bisher wuchtet<br />
Hörmann die Rollstühle mit ihrer<br />
Hüfte hoch – auch den elektrischen<br />
Rollstuhl ihres jüngsten Sohnes.<br />
„Mütter mit Kindern mit Behinderung<br />
können Unmögliches möglich<br />
machen“, sagt sie. Doch das<br />
werde von der Politik nicht gewürdigt.<br />
Dem Arbeitsmarkt stehen<br />
Frauen wie sie nicht zur Verfügung.<br />
Auch die Aussicht auf ihre<br />
spätere Rente ist nicht gerade rosig.<br />
„Da ist gesetzlich noch viel zu<br />
tun“, bekräftigt Hörmann.<br />
<br />
Annette Liebmann<br />
*Namen von der Redaktion geändert<br />
Für Eltern, die ein Kind mit Behinderung<br />
versorgen, kostet die Pflege<br />
viel Kraft und Zeit. Hinzu kommen<br />
bürokratische Hürden und<br />
lange Antragsverfahren. Nicht<br />
selten ist ein Kind dem Hilfsmittel,<br />
das es für seine Entwicklung benötigt,<br />
schon entwachsen, wenn die<br />
Krankenkasse es endlich bewilligt.<br />
Wenn ein Kind mit einer Behinderung<br />
zum Beispiel einen Rollstuhl<br />
braucht, stellen die Eltern<br />
einen Antrag bei der Krankenkasse.<br />
Wird dieser bewilligt, muss das<br />
Sanitätshaus das Hilfsmittel auf<br />
die Bedürfnisse des Kindes anpassen,<br />
bevor es geliefert wird. Schon<br />
dieses normale Antragsverfahren<br />
kostet Zeit. Wird allerdings der<br />
Medizinische Dienst (MD) eingeschaltet<br />
und kommt zu dem Ergebnis,<br />
dass die Kosten für das Hilfsmittel<br />
von der Krankenkasse nicht<br />
übernommen werden, wird es<br />
kompliziert. Die Eltern können<br />
dann Widerspruch einlegen oder<br />
gegen die Ablehnung klagen – doch<br />
das Verfahren kann Monate dauern.<br />
Das kostet die Eltern neben<br />
Zeit auch viel Energie. Beides fehlt<br />
ihnen dann für die Betreuung des<br />
Kindes und seiner Geschwister.<br />
Ist das Verfahren erfolgreich und<br />
das Hilfsmittel wird bewilligt,<br />
muss es unter Umständen erneut<br />
beantragt werden, weil das Kind<br />
in der Zwischenzeit gewachsen ist.<br />
Deshalb fordert der VdK, dass Bewilligungsverfahren<br />
beschleunigt<br />
werden, damit Kinder die richtigen<br />
Hilfsmittel dann bekommen, wenn<br />
sie sie wirklich brauchen.<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Nach Auffassung des VdK achten<br />
die Krankenkassen bei der<br />
Bewilligung zu sehr auf die Wirtschaftlichkeit<br />
bei der Hilfsmittelversorgung<br />
von Kindern. „Natürlich<br />
ist es teuer, wenn Kinder<br />
schnell neue Hilfsmittel brauchen,<br />
weil sie wachsen und sich damit<br />
fortwährend auch der Bedarf ändert.<br />
Oder wenn sie einen weiteren<br />
Rollstuhl benötigen, um in der<br />
Kita auch draußen im Hof spielen<br />
zu können. Aber wofür wäre das<br />
Geld besser ausgegeben, als für<br />
eine gute Entwicklung von jungen<br />
Menschen?“, sagt VdK-Präsidentin<br />
Verena Bentele. Der VdK fordert<br />
insbesondere für die Hilfsmittel für<br />
Kinder mit Behinderung, dass die<br />
Wirtschaftlichkeit nicht über der<br />
Gesundheit und Entwicklung stehen<br />
darf.<br />
Außerdem fehlt es an guten Beratungsangeboten<br />
vor Ort. Pflegeberater<br />
wissen häufig sehr gut über<br />
die Versorgungsstrukturen älterer<br />
pflegebedürftiger Menschen Bescheid,<br />
aber bei Angeboten für<br />
Jüngere müssen sie passen. Eine<br />
umfassende Versorgung dieser Familien<br />
gelingt aber nur, wenn über<br />
alle zur Verfügung stehenden Ansprüche<br />
informiert werden kann.<br />
Fehlerhafte Gutachten<br />
Ein weiteres Problem: Die gutachterlichen<br />
Stellungnahmen des<br />
Medizinischen Dienstes zur Kostenübernahme<br />
können zu falschen<br />
Entscheidungen führen. Es kann<br />
vorkommen, dass zum Beispiel<br />
beim MD ein Frauenarzt den Hilfsmittelbedarf<br />
eines Kindes mit<br />
Hirnschädigung begutachtet. Oder<br />
die Gutachter sehen das Kind nicht<br />
einmal persönlich, sondern schreiben<br />
die Stellungnahme nach Aktenlage.<br />
Auf dieser Grundlage<br />
weichen sie dann von der fachlichen<br />
Meinung des Arztes ab, der<br />
das Hilfsmittel verordnet hat und<br />
das Kind vielleicht schon seit Jahren<br />
kennt. So kann eine Leistung<br />
versagt werden, die aber für das<br />
Kind in seiner Entwicklung wichtig<br />
ist. Der VdK fordert, dass die<br />
Krankenkasse sich bei der Bewilligung<br />
an der Verordnung des behandelnden<br />
Arztes ausrichtet.<br />
Fehlende Betreuung<br />
Pflegende Eltern, die oft Beruf<br />
und Betreuung unter einen Hut<br />
bringen müssen, haben kaum Möglichkeiten,<br />
sich eine Auszeit zu<br />
nehmen. Es gibt zum Beispiel<br />
kaum Urlaubspflegen, sogenannte<br />
Kurzzeitpflegeplätze, für pflegebedürftige<br />
Kinder. „Wir brauchen<br />
insgesamt bessere Entlastungsangebote<br />
und eine Pflegezeit, die<br />
auch finanziell abgesichert ist“,<br />
fordert Bentele.<br />
Die Pflege von Kindern mit Behinderung<br />
kostet Eltern viel Kraft.<br />
Aktuell wird wieder viel über<br />
eine Lohnersatzleistung ähnlich<br />
dem Elterngeld diskutiert. Aber die<br />
Pflegezeit in den Familien mit einem<br />
pflegebedürftigen Kind dauert<br />
ungleich länger als die Elternzeit.<br />
Zudem muss die Pflege bei der<br />
Rente besser anerkannt werden.<br />
Alleingelassen<br />
Die vielen Hindernisse bei der<br />
Versorgung von pflegebedürftigen<br />
Kindern sorgen dafür, dass sich die<br />
Eltern mit ihren Problemen oft<br />
alleingelassen fühlen. „Es entsteht<br />
der Eindruck, dass das Versorgungssystem<br />
diese Gruppe ignoriert“,<br />
sagt die VdK-Präsidentin.<br />
Sie fordert: „Wir brauchen eine<br />
Entbürokratisierung der Pflege<br />
und eine Vereinfachung von Pflegeleistungen.“<br />
Ein Entlastungsbudget<br />
sei eine Möglichkeit. Familien<br />
müssten wählen können, was<br />
ihnen hilft, und auch, wer ihnen<br />
helfen soll. „Nicht immer ist das<br />
ein professioneller Dienst. Viele<br />
Eltern sagen uns, dass sie lieber<br />
eine Nachbarin, die das Kind von<br />
klein auf kennt, mehr einbinden<br />
würden. Und diese Hilfe kann<br />
nicht immer ohne Entgelt erbracht<br />
werden.“ Jörg Ciszewski<br />
Foto: picture alliance/Christin Klose<br />
6 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
7<br />
Kopf-Hals-Tumore früh erkennen<br />
Experte rät bei unklaren Beschwerden, schnell zum Arzt zu gehen<br />
Impfung gegen Gürtelrose<br />
Erkrankung tritt häufig im Alter auf<br />
Kopf-Hals-Tumore nehmen zu. Am<br />
häufigsten betroffen sind Rachen,<br />
Mundhöhle und Kehlkopf. Sie sind<br />
tückisch, weil sich Symptome von<br />
harmlosen Erkrankungen schwer<br />
unterscheiden lassen. Eine frühzeitige<br />
Diagnose verbessert die Heilungschancen.<br />
Die Regel lautet:<br />
spätestens nach drei Wochen zum<br />
Arzt, wenn Auffälligkeiten auftreten.<br />
Unter Kopf-Hals-Krebs versteht<br />
man alle Tumorerkrankungen, die<br />
im Bereich des Kopfes und Halses<br />
auftreten. Dazu gehört auch die<br />
Schilddrüse. Nicht mit eingerechnet<br />
werden Augen, das Gehirn,<br />
Ohren und die Speiseröhre. Mit<br />
rund fünf Prozent aller Krebserkrankungen<br />
zählen sie zu den<br />
häufigsten Krebsarten weltweit.<br />
Bei den meisten bösartigen Tumoren<br />
im Kopf- Hals-Bereich handelt<br />
es sich um sogenannte Plattenepithelkarzinome,<br />
also Tumore, die<br />
von Oberflächenzellen ausgehen.<br />
Seltener sind Adenokarzinome,<br />
Tumore aus drüsenartigem Gewebe,<br />
die vor allem die Nase und<br />
Nasennebenhöhlen betreffen. Die<br />
Zahl der Neuerkrankungen im<br />
Kopf-Hals-Bereich nimmt stetig<br />
zu: In Deutschland wird sie derzeit<br />
auf etwa 17 000 pro Jahr geschätzt,<br />
mit steigender Tendenz.<br />
Risikofaktoren für diese Tumore<br />
sind Tabak, Alkohol oder der Umgang<br />
mit Schadstoffen, die beruflich<br />
bedingt sein können. Darunter<br />
fallen Asbest, chrom- und nickelhaltige<br />
Farben und Lacke sowie<br />
polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.<br />
Doch auch die<br />
Verbreitung bestimmter Sub-Typen<br />
des Humanen Papilloma-Virus<br />
(HPV) stellt eine Gefahr dar. Das<br />
Virus kann die Haut und die<br />
Schleimhäute an verschiedenen<br />
Körperregionen angreifen. Vor<br />
allem hinter Tumoren des Rachens<br />
steckt Studien zufolge immer häufiger<br />
eine Virusinfektion mit HPV.<br />
„Der Anteil der unter 40-Jährigen,<br />
bei denen Kopf-Hals-Krebs<br />
bisher selten war, wird immer größer“,<br />
sagt Professor Dr. Andreas<br />
Dietz, Direktor der HNO-Klinik<br />
am Universitätsklinikum Leipzig<br />
und Sprecher der Interdisziplinären<br />
Arbeitsgruppe Kopf-Hals-<br />
Tu moren bei der Deutschen Krebsgesellschaft<br />
(DKG). Schuld daran<br />
Ein HNO-Arzt oder Kieferchirurg kann sich mit einer einfachen Untersuchung<br />
schon ein erstes Bild machen.<br />
Foto: picture alliance/Westend61/Knut Schulz<br />
sei HPV Typ 16. Dieses werde mit<br />
Gebärmutterhalskrebs, aber auch<br />
mit Tumoren im Nasen- und Rachenbereich<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Es gibt eine Impfung gegen<br />
HPV, besser bekannt als Gebärmutterhalskrebs-Impfung,<br />
die an<br />
Kinder ab neun Jahren gerichtet<br />
ist.<br />
Symptome ernst nehmen<br />
„Anzeichen für einen Tumor<br />
können relativ unspektakulär<br />
sein“, so der Experte. Professor<br />
Dietz rät bei folgenden Symptomen,<br />
die länger als drei Wochen<br />
andauern, zu einem Facharzt für<br />
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />
oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie<br />
zu gehen: Wunden im Mund<br />
oder der Zunge, rote und/oder<br />
weiße Flecken im Mund, hartnäckige<br />
Heiserkeit, Halsschmerzen,<br />
einseitig verstopfte Nase und/oder<br />
blutige Absonderungen, schmerzhaftes<br />
oder erschwertes Schlucken,<br />
Fremdkörpergefühl im Rachen<br />
oder Hals, ein Kloßgefühl,<br />
geräuschvolles oder schweres Atmen<br />
sowie Ohrenschmerzen.<br />
Wie bei anderen Krebsarten<br />
auch, ist es für die Heilungschancen<br />
günstiger, wenn der Tumor<br />
früh entdeckt wird. „Je kleiner der<br />
Tumor ist, umso weniger Umgebungsgewebe<br />
wird belastet und<br />
zerstört durch Operation beziehungsweise<br />
Bestrahlung. Eine<br />
frühe Diagnose kann Leben retten“,<br />
betont der Arzt. Leider würden<br />
Kopf-Hals-Tumore oft erst<br />
diagnostiziert, wenn sie sich bereits<br />
in einem fortgeschrittenen<br />
Stadium befinden. Deshalb rät<br />
Dietz dazu, sich lieber einmal zu<br />
oft als zu wenig untersuchen zu<br />
lassen.<br />
Bei Beschwerden klärt der Arzt<br />
– ein HNO-Arzt oder Kieferchirurg<br />
– zunächst eventuelle Risikofaktoren.<br />
Es folgt eine Untersuchung<br />
der einsehbaren Bereiche<br />
der Mundhöhle und des Rachens,<br />
auch durch Ertasten. Mittels Stirnlampe<br />
und einem kleinen abgewinkelten<br />
Spiegel oder mit einem Lupen-Endoskop<br />
kann der Arzt Teile<br />
der Nasenhöhle und des Ohres,<br />
tiefere Rachenbereiche und den<br />
Kehlkopf untersuchen. Da Tumore<br />
des Kehlkopfes oft schwer zugänglich<br />
sind, kann es notwendig sein,<br />
unter Narkose eine genauere Untersuchung<br />
mit einem Endoskop<br />
durchzuführen (Panendoskopie).<br />
Computertomografie (CT) und<br />
Magnetresonanztomografie (MRT)<br />
tragen zu einer genauen Diagnose<br />
bei. <br />
Petra J. Huschke<br />
Gürtelrose ist ein gürtelähnlicher,<br />
äußerst schmerzhafter Hautausschlag.<br />
Er tritt vor allem bei Älteren<br />
und Menschen mit Immunschwäche<br />
auf. Professor Dr. Jörg Schelling,<br />
Hausarzt in Martinsried bei<br />
München, erklärt, was man bei<br />
einer Erkrankung tun sollte.<br />
Auslöser einer Gürtelrose ist eine<br />
Infektion mit dem Windpocken-<br />
Virus, das zur Familie der Herpes-<br />
Viren gehört. Die meisten stecken<br />
sich schon im Kindesalter an.<br />
Nach überstandener Erstinfektion<br />
nistet es sich in den Hirnnerven<br />
und in den Nervenwurzeln des<br />
Rückenmarks ein. Wird die<br />
Immun abwehr geschwächt, kann<br />
das Virus wieder aktiv werden.<br />
Ältere Menschen sind besonders<br />
gefährdet. „Die Aktivität und das<br />
Erinnerungsvermögen des Immunsystems<br />
lassen im Laufe der Jahre<br />
nach“, erklärt Schelling. Kommen<br />
dann noch Stress oder eine andere<br />
Erkrankung hinzu, haben die gespeicherten<br />
Viren ein leichtes Spiel.<br />
Sie vermehren sich und wandern<br />
entlang der Nervenbahnen nach<br />
außen, wo sie die Haut befallen.<br />
„Dabei greifen sie auch die Nerven<br />
an. Das macht die Erkrankung so<br />
schmerzhaft“, erläutert Schelling.<br />
Eine Gürtelrose kann an allen<br />
Körperregionen auftreten – auch<br />
im Gesicht, an Augen und Ohren<br />
oder im Gehirn. „Typisch für die<br />
Erkrankung ist ein gürtelförmiger,<br />
streng einseitiger roter Hautausschlag<br />
mit kleinen Bläschen“, so<br />
Schelling. Diese sind mit einer<br />
trüben, hochansteckenden Flüssigkeit<br />
gefüllt. Die Bläschen platzen<br />
nach ein paar Tagen auf und bilden<br />
eine Kruste. Außerdem fühlen sich<br />
die Betroffenen oft schlapp und<br />
haben brennende Schmerzen.<br />
Patienten, die an einer Gürtelrose<br />
erkrankt sind, empfiehlt Schelling,<br />
zeitnah den Hausarzt aufzusuchen:<br />
„Er kennt die Behandlungsmethoden<br />
und verordnet<br />
Tabletten und eine Salbe, die verhindern,<br />
dass sich die Viren weiter<br />
vermehren.“ Die Bläschen verschwinden<br />
dann innerhalb von<br />
wenigen Tagen. Im Idealfall klingen<br />
auch die Schmerzen nach einer<br />
Woche ab. Manchmal kann es<br />
auch länger dauern.<br />
Vorsicht im Kopfbereich<br />
Besonders vorsichtig sollte man<br />
sein, wenn die Gürtelrose im Kopfbereich<br />
entsteht. „Befällt das Virus<br />
das Auge, kann die Hornhaut geschädigt<br />
werden. Ist das Ohr betroffen,<br />
kommt es schlimmstenfalls<br />
zu Gleichgewichtsstörungen<br />
und zum Gehörverlust“, warnt<br />
Schelling. Das Virus kann auch<br />
eine Hirnhautentzündung auslösen<br />
oder zu anhaltenden Nervenschmerzen<br />
führen. Allerdings<br />
kommt das nur äußerst selten vor.<br />
Die Ständige Impfkommission<br />
empfiehlt Personen über 60 Jahre,<br />
sich gegen Gürtelrose impfen zu<br />
lassen. „Menschen mit einer chronischen<br />
Erkrankung wie Diabetes,<br />
Asth ma, Herzerkrankungen oder<br />
einem schwachen Immunsystem<br />
können die Impfung schon ab 50<br />
Jahren bekommen“, erklärt Schelling.<br />
Die Kosten dafür trägt die<br />
Krankenkasse. Annette Liebmann<br />
Menschen über 60 Jahren wird empfohlen, sich gegen Gürtelrose impfen<br />
zu lassen. <br />
Foto: imago images/Christian Ohde<br />
7 RHPfalz<br />
Allgemein
8 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Gesundheit<br />
Die bunte Welt der Rezepte<br />
Was die verschiedenen Papierfarben von Verordnungen über Gültigkeit und Kostenübernahme aussagen<br />
Ärztinnen und Ärzte verordnen<br />
Arzneimittel schriftlich auf einem<br />
Rezept. Dieses kann rosa, blau,<br />
grün, gelb oder weiß sein. Doch<br />
was bedeuten diese Farben?<br />
Das rosa Rezept – auch Kassenrezept<br />
genannt – ist für gesetzlich<br />
Versicherte vorgesehen. Damit werden<br />
Medikamente, Hilfsmittel oder<br />
Verbandsmaterial aus dem Leistungskatalog<br />
der gesetzlichen Krankenkassen<br />
verschrieben. Für andere<br />
besondere Leistungen der Krankenkassen<br />
werden andersfarbige<br />
Vordrucke verwendet.<br />
Die Kosten beim rosafarbenen<br />
Rezept übernimmt die Krankenkasse.<br />
Versicherte müssen aber<br />
eine Zuzahlung leisten: mindestens<br />
fünf und maximal zehn Euro.<br />
Rezepte in verschiedenen Farben – gesetzlich Versicherte lösen oft ein<br />
rosa farbenes Rezept in der Apotheke ein.<br />
Foto: imago/sttp<br />
Ist das Arzneimittel günstiger als<br />
fünf Euro, kommen die Versicherten<br />
allein dafür auf.<br />
Das Rezept sollte innerhalb von<br />
28 Tagen eingelöst werden – ab<br />
Ausstellungsdatum. Wer die Frist<br />
nicht einhalten kann, muss entweder<br />
selbst zahlen oder sich ein<br />
neues Rezept besorgen.<br />
Privat versichert<br />
Privat Versicherte erhalten meistens<br />
ein blaues Rezept, das in der<br />
Regel drei Monate gültig ist. Für<br />
die Kosten des Arzneimittels müssen<br />
sie erst einmal selbst aufkommen.<br />
Reichen sie die Rechnung bei<br />
ihrer Krankenversicherung ein,<br />
bekommen sie das Geld ganz oder<br />
anteilig erstattet.<br />
Grüne Rezepte werden für nichtverschreibungspflichtige<br />
Arzneimittel<br />
verwendet. Patientin oder<br />
Patient zahlen diese in der Apotheke<br />
selbst. Die Verschreibungen<br />
sind zeitlich unbegrenzt gültig.<br />
Manche Krankenkasse übernimmt<br />
dennoch die Kosten, wenn<br />
sie die Versorgung als besondere<br />
Leistung anerkennt. Es lohnt sich,<br />
nachzufragen. Die Ausgaben können<br />
auch in der Steuererklärung<br />
als außergewöhnliche Belastungen<br />
geltend gemacht werden. Die Quittung<br />
dient als Nachweis.<br />
Gelbe Rezepte werden für Arzneimittel<br />
verwendet, die unter das<br />
Betäubungsmittelgesetz fallen, wie<br />
etwa starke Schmerzmittel. Das<br />
Rezept gibt es in dreifacher Ausfertigung:<br />
Das Original erhält die<br />
Krankenkasse. Arztpraxis und<br />
Apotheke bewahren je eine Durchschrift<br />
auf. Gelbe Rezepte gelten<br />
nur eine Woche.<br />
In manchen Fällen wird ein weißes<br />
Rezept ausgestellt: Es gilt für<br />
Arzneimittel mit den speziellen<br />
Wirkstoffen Lenalidomid, Pomalidomid<br />
und Thalidomid in der Tumorbehandlung.<br />
Um es einzulösen,<br />
bleiben nur sechs Tage Zeit.<br />
Die gelben und weißen Rezepte<br />
werden analog zu den rosafarbenen<br />
und blauen abgerechnet: Die<br />
gesetzliche Krankenkasse übernimmt<br />
die Kosten direkt für ihre<br />
Versicherten. Wer privat versichert<br />
ist, muss erst die Rechnung einreichen<br />
und bekommt die Kosten<br />
später erstattet. Kristin Enge<br />
Startschuss für das<br />
elektronische Rezept<br />
Seit dem 1. September müssen die<br />
Apotheken bundesweit auch elektronische<br />
Rezepte, kurz E-Rezepte,<br />
entgegennehmen. In Pilot-Praxen<br />
und -Krankenhäusern in der Region<br />
Westfalen-Lippe werden sie<br />
zuerst im Regelbetrieb ausgestellt.<br />
Nach einer Pilot-Phase soll das<br />
Verfahren in den kommenden Monaten<br />
auf andere Bundesländer<br />
ausgeweitet werden. Ursprünglich<br />
wollte auch Schleswig-Holstein im<br />
September starten. Die dortige Kassenärztliche<br />
Vereinigung verkündete<br />
aber rund eine Woche vor dem<br />
Start, noch nicht dabei zu sein.<br />
Laut Bundesgesundheitsministerium<br />
soll die Einführung des<br />
E-Rezepts bis zum Früh jahr 2023<br />
bundes weit abge schlossen sein.<br />
Um das E-Rezept vom Arzt bekommen<br />
zu können, brauchen<br />
Versicherte die App „Das E-Rezept“<br />
auf dem Smartphone. Die<br />
gibt es kostenlos in den bekannten<br />
App-Stores. Die App muss mit einer<br />
PIN von der Krankenkasse<br />
freigeschaltet werden, damit man<br />
sie nutzen kann. Außerdem ist eine<br />
spezielle Gesundheitskarte von der<br />
Krankenkasse nötig.<br />
Das E-Rezept soll vieles erleichtern.<br />
Ein Vorteil ist, dass der Versicherte<br />
es der Apotheke übermitteln<br />
kann und sich Wege spart,<br />
falls das Medikament noch bestellt<br />
werden muss.<br />
cis<br />
Weitere Informationen auf der<br />
Webseite des Ministeriums:<br />
www.bundesgesundheits<br />
ministerium.de/e-rezept.html<br />
8 RHPfalz<br />
Allgemein
Gesundheit<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
9<br />
Anspruchsvolle Altershaut gut pflegen<br />
Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung gibt Tipps zu Kosmetik, Salben und Verbandmaterial<br />
Mit zunehmendem Alter wird die<br />
Haut dünner und anspruchsvoller.<br />
Wie die Deutsche Gesellschaft für<br />
Wundheilung und Wundbehandlung<br />
(DGfW) mitteilt, kommen oft<br />
noch zusätzliche Probleme durch<br />
Immobilität oder Verletzungen<br />
hinzu. Eine entsprechende Pflege<br />
kann helfen, ein Austrocknen der<br />
Altershaut zu verhindern. Und es<br />
gibt noch weitere Tipps, um sich<br />
wohl in der Haut zu fühlen.<br />
Das richtige Verbandmaterial spielt bei der Versorgung von Wunden<br />
insbesondere im Alter eine große Rolle.<br />
Im Alter reduzieren sich laut<br />
DGfW die Zellen und Gefäße der<br />
Haut. Dies sei ein ganz natürlicher<br />
Prozess. Zusätzlich seien jahrelange<br />
Einwirkung von UV-Strahlung<br />
oder Erkrankungen des Herzens,<br />
der Gefäße oder Diabetes mellitus<br />
schlecht für die Haut.<br />
Grundsätzlich ist es sinnvoll, die<br />
Widerstandsfähigkeit der Haut<br />
durch regelmäßige feuchtigkeitsspendende<br />
Hautpflege zu stärken.<br />
„Wegen ihrer austrocknenden Wirkung<br />
sollte die klassische Seife<br />
durch rückfettende Mittel, etwa<br />
Waschlotionen, ersetzt werden.<br />
Für die anschließende Hautpflege<br />
zeigen Pflegeprodukte mit einem<br />
niedrigeren pH-Wert positive Effekte<br />
bei Altershaut. Sogenannte<br />
lipophile Produkte enthalten einen<br />
etwas höheren Anteil an pflegenden<br />
Fetten als an Wasser“, so die<br />
DGfW. Nicht förderlich sei die<br />
dauerhafte Verwendung reiner Öle<br />
oder Pflegeprodukte mit sehr hohem<br />
Fettgehalt wie Melkfett oder<br />
Vaseline. Reine Öle wirkten zusätzlich<br />
austrocknend. Eine Beratung<br />
hierzu gibt es in Apotheken.<br />
Pergamenthaut schützen<br />
„Bei sehr dünner Altershaut,<br />
auch Pergamenthaut genannt, die<br />
bereits bei kleinen Stößen zu Verletzungen<br />
oder blauen Flecken<br />
neigt, spielt neben der Hautpflege<br />
die Verwendung des Verbandmaterials<br />
eine wichtige Rolle“, so die<br />
Expertinnen und Experten der<br />
DGfW. „Klebendes Verbandmaterial<br />
birgt das Risiko, die Haut bei<br />
Entfernung des Verbands zu verletzen.<br />
Sinnvoller ist es, ein Wunddistanzgitter<br />
unter der Wundabdeckung<br />
aufzubringen und das Ganze<br />
mit einer Mull- oder elastischen<br />
Binde zu fixieren.“ Ist an dieser<br />
Körperstelle ein klebender Verband<br />
notwendig, damit er überhaupt<br />
hält, dann sollte ein Produkt mit<br />
Silikonhaftbasis verwendet werden.<br />
Eine weitere Möglichkeit,<br />
Pergamenthaut zu schützen, ist das<br />
Anlegen eines Schlauchverbands<br />
mit Polsterwatte.<br />
Zudem: Es scheint einen Zusammenhang<br />
zwischen der Wundheilung<br />
und der Nährstoffversorgung<br />
des Körpers zu geben. Dabei steht<br />
vor allem eine gesunde Ernährung<br />
im Vordergrund. Eine zusätzliche<br />
Einnahme von Vitaminen, Mineralien<br />
und Spurenelementen ist aber<br />
laut DGfW am besten mit dem<br />
Hausarzt abzuklären.<br />
Die Beobachtung der Haut spielt<br />
insbesondere bei Diabetikerinnen<br />
und Diabetikern eine wichtige<br />
Foto: picture alliance/Westend61/zerocreatives<br />
Rolle. Bei Diabetes mellitus ist oft<br />
die Wahrnehmung von Schmerzen,<br />
Temperatur und Druck vermindert.<br />
So kann es sein, dass<br />
Druckstellen entstehen, aber diese<br />
überhaupt nicht wahrgenommen<br />
werden. Die DGfW: „Vorgebeugt<br />
werden kann durch regelmäßige<br />
Fußbeobachtung und Fußpflege.<br />
Ist dies selbst nicht mehr möglich,<br />
kann eine medizinische Fußpflege<br />
beim Podologen in Anspruch genommen<br />
werden.“ Die Kosten<br />
dafür können bei Diabetes mellitus<br />
und Neuropathien von den Krankenkassen<br />
übernommen werden.<br />
Dafür ist eine ärztliche Verordnung<br />
notwendig.<br />
Dekubitus vorbeugen<br />
Ältere Menschen, die nur wenig<br />
oder nicht mehr mobil sind und<br />
viel liegen oder sitzen, haben ein<br />
erhöhtes Risiko, ein Druckgeschwür<br />
zu entwickeln, einen sogenannten<br />
Dekubitus. Wichtig ist<br />
daher die tägliche Beobachtung<br />
von Körperstellen, die Druck ausgesetzt<br />
sind, etwa das Kreuzbein<br />
im Liegen oder die Sitzbeinhöcker<br />
im Sitzen. Erste Anzeichen für einen<br />
drohenden Dekubitus können<br />
Hautrötungen sein.<br />
„Dann gilt es, durch regelmäßige<br />
Positionswechsel entgegenzuwirken.<br />
Ergänzend gibt es druckverteilende<br />
Hilfsmittel wie spezielle<br />
Matratzen oder Sitzkissen. Beratung<br />
und Unterstützung findet<br />
man hierzu bei spezialisierten<br />
Pflegediensten, Wundzentren und<br />
in Sanitätshäusern“, so die DGfW.<br />
Von der Verwendung von Hausmitteln<br />
wie Honig oder einem<br />
Kamillenbad auf Wunden rät die<br />
DGfW ab. Diese hätten keinen<br />
nachgewiesenen Nutzen, würden<br />
aber das Risiko bergen, Bakterien<br />
in die Wunde einzuschleppen.<br />
Auch leichte Verbrennungen<br />
sind bei älteren Menschen immer<br />
mal wieder ein Thema. „Solche,<br />
die nur die obere Hautschicht betreffen<br />
und mit einem Sonnenbrand<br />
vergleichbar sind, können<br />
eigenständig mit einer pflegenden<br />
Salbe versorgt werden. Stärkere<br />
Verbrennungen mit Blasenbildung<br />
sollten dem Hausarzt vorgestellt<br />
werden“, heißt es bei der DGfW.<br />
Das verbreitete Kühlen von Verbrennungen<br />
diene zwar der<br />
Schmerzlinderung, habe aber keinen<br />
positiven Effekt auf die Wundheilung.<br />
Gerade bei großflächigen<br />
Verbrennungen bestehe sogar die<br />
Gefahr des Auskühlens, weshalb<br />
hier vom Kühlen abgeraten wird.<br />
Auch für Verbrennungen ist ein<br />
steriler Verband ratsam.<br />
Bei Wundheilungsstörungen –<br />
egal, um welche Art von Wunde es<br />
sich handelt – ist besondere Vorsicht<br />
angebracht. Ein spezialisierter<br />
Pflegedienst oder ein Wundzentrum<br />
sollte spätestens dann<br />
einbezogen werden, wenn sich<br />
acht Wochen nach Behandlungsbeginn<br />
durch den Hausarzt keine<br />
Heilungstendenz zeigt.<br />
<br />
Petra J. Huschke<br />
Augenringe<br />
meist harmlos<br />
Augenringe können viele unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Nur<br />
selten steckt eine Erkrankung dahinter.<br />
Manchmal sind sie aber ein<br />
Zeichen dafür, dass man mal Erholung<br />
braucht.<br />
Im Bereich der Augen ist die<br />
Haut sehr zart und besitzt nur wenig<br />
Unterhautfettgewebe. Blutgefäße<br />
sind dort besonders gut zu<br />
erkennen. Auch eine Gewichtsabnahme<br />
kann die dunklen Ringe<br />
stärker durchscheinen lassen. Weil<br />
die Haut mit zunehmendem Alter<br />
dünner wird, verstärken sich die<br />
Augenringe im Laufe des Lebens.<br />
Bei manchen Menschen ist die<br />
Haut rund um die Augen aber auch<br />
stärker pigmentiert.<br />
Meist handelt es sich bei Augenringen<br />
um ein rein kosmetisches<br />
Problem. Wer trotzdem etwas dagegen<br />
tun möchte, sollte einen<br />
gesunden Lebensstil pflegen: Dazu<br />
gehören der Verzicht auf Nikotin,<br />
mäßiger Alkoholgenuss, regelmäßige<br />
Bewegung, gute Ernährung<br />
und ausreichend Schlaf. Darüber<br />
hinaus ist es wichtig, genügend zu<br />
trinken. Die Haut sollte vor Sonne<br />
geschützt und gut gepflegt werden,<br />
etwa durch rückfettende Augencremes<br />
mit viel Feuchtigkeit und<br />
regelmäßiges Abschminken.<br />
Weil das Gewebe zwischen Unterlid<br />
und Wange zahlreiche feine Blutund<br />
Lymphgefäße enthält, kann es<br />
hier zu Schwellungen kommen.<br />
Diese sind meist harmlos, können<br />
aber auch Anzeichen für eine mögliche<br />
Erkrankung sein. ali<br />
Rot fürs Herz, gelb für die Psyche<br />
Die Farbe von Tabletten soll Orientierung geben, die Form hängt mit dem Wirkstoff zusammen<br />
Sie sind rund oder länglich, weiß, rot<br />
oder braun: Tabletten gibt es in unterschiedlichen<br />
Ausführungen. Dahinter<br />
steckt auch Farbpsychologie.<br />
Pillen, Tabletten und Kapseln gibt es in vielen unterschiedlichen Größen,<br />
Formen und Farben.<br />
Foto: imago images/blickwinkel<br />
Die meisten Medikamente sind<br />
weiß. Das hat damit zu tun, dass<br />
oft auch die Inhalts- und Wirkstoffe<br />
weiß sind. Färbt der Hersteller<br />
das Arzneimittel ein, hat er nicht<br />
viel Auswahl: Er muss Farbstoffe<br />
verwenden, die für Menschen ungefährlich<br />
sind und nicht mit dem<br />
Wirkstoff reagieren.<br />
Farbige Tabletten sind leichter zu<br />
unterscheiden. Das ist insbesondere<br />
für ältere Menschen von Vorteil,<br />
die oft viele Pillen nehmen müssen.<br />
Dabei wählen die Hersteller bewusst<br />
Farben, die Orientierung<br />
geben und unterschwellig das Vertrauen<br />
in die Wirkung des Heilmittels<br />
stärken sollen. Vitales Rot etwa<br />
wird häufig für Herz- Kreis lauf-<br />
Medikamente verwendet, fröhliches<br />
Gelb für Antidepressiva, ausgleichendes<br />
Grün für Magen-Darm-<br />
Präparate und entspannendes Blau<br />
für Beruhigungs- und Schlafmittel.<br />
Die Form des Medikaments hingegen<br />
hängt hauptsächlich vom<br />
Wirkstoff ab. Je größer die benötigte<br />
Dosis, desto größer ist auch das<br />
Arzneimittel. Damit große Pillen<br />
besser geschluckt werden können,<br />
wählen Hersteller oft eine längliche<br />
Form. Auch ein Überzug, etwa<br />
mit einer Zuckerglasur, erleichtert<br />
die Einnahme. Dieser kann aber<br />
noch weitere Funktionen haben:<br />
Zum einen eignet er sich, um den<br />
schlechten Geschmack des Wirkstoffs<br />
zu überdecken, zum anderen<br />
schützt er vor Feuchtigkeit und<br />
Sauerstoff. Und schließlich bestimmt<br />
die Darreichungsform auch,<br />
wann beziehungsweise wo im Körper<br />
der Wirkstoff freigesetzt wird:<br />
etwa auf der Mundschleimhaut<br />
oder im Darm. Annette Liebmann<br />
9 RHPfalz<br />
Allgemein
10 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Generationen<br />
„Vergessen Sie das Hüftekreisen“<br />
Vor zehn Jahren hat Isabella Ebner das Hula-Hoop-Fieber gepackt – Tipps für Anfänger<br />
Die meisten kennen den Hula-<br />
Hoop-Reifen aus ihrer Kindheit.<br />
Hullern hat während der Corona-<br />
Pandemie im deutschsprachigen<br />
Raum einen nie dagewesenen<br />
Boom erlebt. Was die Faszination<br />
für diesen Sport ausmacht, wie<br />
man den richtigen Reifen findet<br />
und was es bei den ersten Versuchen<br />
zu beachten gilt, hat Isabella<br />
Ebner der VdK-ZEITUNG berichtet.<br />
Hullern macht glücklich. Davon<br />
ist Isabella Ebner aus Hörsching<br />
bei Linz überzeugt. „Wenn jemand<br />
auf der Straße ein grimmiges Gesicht<br />
macht, will ich ihm oder ihr<br />
am liebsten einen Hula-Hoop-<br />
Reifen in die Hand drücken, damit<br />
er oder sie bessere Laune bekommt.“<br />
Die Oberösterreicherin<br />
hat ihre Leidenschaft für den Sport<br />
vor zehn Jahren entdeckt. Seitdem<br />
ist sie süchtig und bringt anderen<br />
„Hoopies“, wie sie Gleichgesinnte<br />
nennt, das Tanzen mit den bunten<br />
Reifen bei.<br />
Trend aus den USA<br />
Isabella Ebner hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie gibt Hula-<br />
Hoop-Tanzkurse und bildet Trainerinnen und Trainer aus.<br />
Der US-amerikanische Spielzeughersteller<br />
Wham-O hat das<br />
Spiel- und Sportgerät in den<br />
1950er- Jahren populär gemacht.<br />
Isabella Ebner interessiert sich vor<br />
allem für den Hula-Hoop- Tanz, der<br />
seine größte Fangemeinde ebenfalls<br />
in den USA hat. „Der Trend<br />
ist dann in den 2010er-Jahren nach<br />
Deutschland, Österreich und in<br />
die Schweiz geschwappt“, berichtet<br />
die 35-Jährige.<br />
Im Juni 2012 habe eine Freundin<br />
sie mit ihrer Leidenschaft fürs Hullern<br />
angesteckt. „Ich habe damals<br />
als Grafikerin gearbeitet. Durch<br />
langes Sitzen vor dem PC und die<br />
schlechte Körperhaltung hatte ich<br />
Rücken- und Nackenschmerzen.<br />
Meine Freundin brachte mir einen<br />
Reifen mit. Ich hatte so viel Spaß<br />
daran, dass ich beschloss, Kurse<br />
zu geben.“<br />
Zu dem Zeitpunkt sei es noch<br />
schwierig gewesen, Reifen für Erwachsene<br />
zu finden. „Die meisten<br />
hier erhältlichen Modelle waren<br />
Kinderspielzeug und viel zu klein<br />
und zu leicht“, erinnert sich Isabella<br />
Ebner. Ihre Freundin kam deshalb<br />
auf die Idee, die Reifen für die<br />
Kurse aus Kaltwasserrohr aus dem<br />
Baumarkt selbst zu basteln.<br />
Während der Corona-Pandemie<br />
nahm der Hula-Hoop-Trend richtig<br />
Fahrt auf. Anfangs seien vor allem<br />
schwere Fitnessreifen begehrt gewesen.<br />
Den Nutzerinnen ging es<br />
darum, durch den Sport ihr Gewicht<br />
zu reduzieren. „Dieser Trend<br />
ist inzwischen zum Glück vorbei,<br />
denn dabei kam es oftmals zu blauen<br />
Flecken, weil die Reifen viel zu<br />
schwer waren“, weiß die Trainerin.<br />
Doch dank des Booms sei der<br />
Sport bekannter geworden. „Immer<br />
mehr Einrichtungen bieten<br />
Kurse für Jung und Alt an“, freut<br />
sich die Österreicherin.<br />
Eine Altersgrenze für das Training<br />
gibt es nicht. Wichtig sei,<br />
anfangs nicht länger als fünf Minuten<br />
täglich zu üben und dann<br />
langsam zu steigern. Die Expertin<br />
empfiehlt für den Einstieg einen<br />
großen Reifen. „Je größer der<br />
Durchmesser des Reifens, desto<br />
leichter ist es, ihn zum Schwingen<br />
zu bringen.“ Er sollte aufgestellt<br />
mindestens bis zum Bauchnabel<br />
und kann auch ruhig bis zur Brust<br />
reichen. Damit blaue Flecken beim<br />
Trainieren gar nicht erst entstehen,<br />
Foto: HoopFlow.com<br />
sollte der Hula-Hoop zwischen<br />
400 und 800 Gramm wiegen.<br />
Auch zur richtigen Bekleidung<br />
gibt die Trainerin Tipps. Sie rät zu<br />
Baumwolle, etwa einem ärmellosen<br />
Shirt. Kunstfaser sei dagegen<br />
nicht zu empfehlen, da der Reifen<br />
auf solchen Textilien abrutscht.<br />
„Am besten klappt das Training<br />
übrigens auf nackter Haut. Einfach<br />
mal ausprobieren“, ermutigt die<br />
Hula-Hoop-Tänzerin.<br />
Sie macht auf einen weit verbreiteten<br />
Irrtum aufmerksam: „Die<br />
meisten Einsteiger wollen mit kreisenden<br />
Hüftbewegungen hullern,<br />
weil sie an den hawaii anischen<br />
Hula-Tanz denken.“ Doch das<br />
klappt nicht, weil der Reifen gestoppt<br />
anstatt angetrieben wird.<br />
„Vergessen Sie das Hüftekreisen“,<br />
lautet daher ihr Ratschlag.<br />
Beide Richtungen<br />
Die richtige Technik: Den Reifen<br />
mit den Händen greifen und etwa<br />
auf Bauchnabelhöhe am Rücken<br />
ansetzen. Dann die Bauchmuskulatur<br />
anspannen und ihn abwechselnd<br />
mit Bauch und Rücken vorund<br />
zurückschubsen. Wenn das<br />
Drehen in die eine Richtung<br />
klappt, sollte man auch in die andere<br />
trainieren.<br />
„Beim Hula-Hoop-Tanz hat man<br />
schnell Erfolgserlebnisse. Nach<br />
und nach lernt man Tricks dazu.<br />
Das stärkt das Selbstbewusstsein“,<br />
ist Isabella Ebner überzeugt.<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Hullern für Einsteiger<br />
Schritt für Schritt das Hullern online<br />
lernen: Auf Isabella Ebners<br />
YouTube-Kanal „HoopFlow-Academy“<br />
können Interessierte mit<br />
vielen Videos in die Welt des<br />
Hula-Hoops eintauchen. Mithilfe<br />
von Schnupperkursen (Tutorials)<br />
fällt der Einstieg leichter.<br />
www.youtube.com/c/<br />
HoopFlowAcademy<br />
Junge Menschen<br />
vertrauen Medien nicht<br />
Das Vertrauen junger Menschen in<br />
Medien und öffentliche Einrichtungen<br />
ist gering. Das geht aus der<br />
Vertrauensstudie <strong>2022</strong> der Universität<br />
Bielefeld hervor. Der Studienleiter<br />
ist angesichts der Ergebnisse<br />
alarmiert.<br />
Eine zentrale Erkenntnis der Untersuchung<br />
ist, dass die deutliche<br />
Mehrheit der Jugendlichen Zeitungen<br />
(75,8 Prozent) und Journalisten<br />
(71,6 Prozent) nicht vertraut. Mehr<br />
als ein Drittel vermutet sogar, dass<br />
Medien absichtlich wichtige Informationen<br />
zurückhalten (37,9 Prozent)<br />
und nur ihre eigene Meinung<br />
verbreiten (32,8 Prozent).<br />
An der Umfrage, die im Auftrag<br />
der Bepanthen-Kinderförderung<br />
von der Universität Bielefeld durchgeführt<br />
wurde, nahmen über 1500<br />
Kinder (sechs bis elf Jahre) und<br />
Jugendliche (zwölf bis 16 Jahre) teil.<br />
Auch das Vertrauen in öffentliche<br />
Einrichtungen, wie Behörden<br />
oder politische Organisationen, ist<br />
unter Jugendlichen nur mäßig ausgeprägt.<br />
Nur jeder zweite Jugendliche<br />
vertraut der Bundesregierung<br />
(53,9 Prozent) oder den Vereinten<br />
Nationen (54 Prozent). Deutlich<br />
höheres Vertrauen genießen dagegen<br />
Wissenschaftler (76,1 Prozent)<br />
und Polizei (79,9 Prozent).<br />
Angesichts dieser Ergebnisse<br />
zeigt sich der Studienleiter Professor<br />
Holger Ziegler besorgt: „Das<br />
eklatante Misstrauen der Jugendlichen<br />
in die Medien, verbunden<br />
mit der Annahme, dass diese absichtlich<br />
Informationen verschweigen<br />
oder nur ihre eigene Meinung<br />
verbreiten, halten wir für alarmierend“,<br />
sagt er. Eine gesunde Skepsis<br />
hinterfrage Informationen. Das<br />
sei sinnvoll und nützlich im Leben.<br />
„Stellen wir aber nicht nur den<br />
Wahrheitsgehalt einer Information<br />
infrage, sondern vermuten wir,<br />
dass uns – in diesem Fall – die<br />
Medien absichtlich Informationen<br />
verschweigen und manipulieren<br />
wollen, dann bewegen wir uns in<br />
einem gefährlichen Bereich von<br />
Verschwörungsglauben.“ cis<br />
Gewappnet für den Herbstspaziergang<br />
Rutschsichere Schuhe, Reflektoren und eine gute Brille beugen Gefahren vor<br />
Wer sich auf die ersten Herbstspaziergänge<br />
freut, sollte sich darauf<br />
einstellen, dass es rutschig werden<br />
kann und früher dunkel wird. Mit<br />
einigen Sicherheitsvorkehrungen<br />
steht einem schönen Erlebnis aber<br />
nichts im Weg.<br />
Wenn im Herbst der Wind die<br />
Blätter von den Bäumen pustet<br />
und es regnet, sollten Spaziergängerinnen<br />
und Spaziergänger vorsichtig<br />
sein. Nasses Laub kann den<br />
Weg rutschig machen und Unebenheiten<br />
verdecken. Um einem Sturz<br />
vorzubeugen, sind daher feste<br />
Schuhe mit Profil ratsam. Damit<br />
man nicht auf die Fahrbahn stürzt,<br />
empfiehlt sich außerdem, auf der<br />
von der Straße abgewandten Seite<br />
des Gehwegs zu laufen.<br />
Wird es bereits am Nachmittag<br />
dunkel, sollten Seniorinnen und<br />
Senioren ihre Erledigungen so<br />
planen, dass sie für Einkäufe oder<br />
Arztbesuche das Tageslicht nutzen<br />
können. Manchmal lässt es sich<br />
Ein Spaziergang im Herbst tut gut.<br />
allerdings nicht vermeiden, dass<br />
man im Dunkeln das Haus verlassen<br />
muss. Dann sollte man helle<br />
oder reflektierende Kleidung oder<br />
Schuhe tragen, um für Verkehrsteilnehmer<br />
gut erkennbar zu sein.<br />
Mit Reflektoren am Rollator oder<br />
auch blinkenden Fahrradlichtern<br />
Foto: picture alliance/dpa/Ole Spata<br />
am Rollstuhl ist man besser sichtbar<br />
und kann Unfallgefahren reduzieren.<br />
In der Dämmerung spiegeln<br />
feuchte Fahrbahnen und Pfützen<br />
auf den Gehwegen das Licht von<br />
Reklameschildern und Autos. Die<br />
Sicht wird dadurch beeinträchtigt.<br />
Deshalb kann es im Herbst sinnvoll<br />
sein, dass ein Optiker die<br />
Sehstärke überprüft.<br />
Um fit für den Winter zu werden,<br />
sollten ältere Menschen schon im<br />
Herbst Vorsorge treffen. Vitaminreiche<br />
Ernährung mit viel Obst und<br />
Gemüse, Spaziergänge im Freien,<br />
um den Kreislauf in Gang zu bringen,<br />
und genug Schlaf helfen den<br />
körpereigenen Abwehrkräften und<br />
beugen etwaigen Erkältungen vor.<br />
Wenn es allerdings draußen<br />
stürmt und regnet, kann es besser<br />
sein, den Tag mit einer heißen<br />
Tasse Tee oder Kaffee gemütlich zu<br />
Hause zu verbringen. Auch das<br />
gehört zu den schönen Seiten des<br />
Herbstes. Jörg Ciszewski<br />
10 RHPfalz<br />
Allgemein
Inklusion<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
11<br />
KfW-Gelder bereits<br />
ausgeschöpft<br />
Auch ein GdB unter 50 bringt Nachteilsausgleiche<br />
Anspruch auf Steuerfreibeträge und Gleichstellungsmöglichkeiten für Betroffene<br />
Mit KfW-Geldern konnten Umbauten<br />
gefördert werden. Foto: Imago<br />
Die staatlichen Fördermittel für<br />
den barrierefreien und altersgerechten<br />
Umbau von Wohnungen<br />
und Häusern sind schon nach nur<br />
eineinhalb Monaten Laufzeit für<br />
dieses Jahr verbraucht worden.<br />
Von Ende Juni bis Anfang August<br />
sind Fördergelder für den<br />
Umbau von insgesamt 26 000 Wohnungen<br />
beantragt worden, teilte<br />
das Bundesbauministerium mit.<br />
Wie die VdK-ZEITUNG bereits<br />
berichtete, wurden für das beliebte<br />
Förderprogramm „Altersgerechtes<br />
Umbauen“ der Kreditanstalt für<br />
Wiederaufbau (KfW) Bundesmittel<br />
in Höhe von insgesamt 75 Millionen<br />
im Haushaltsjahr <strong>2022</strong> bereitgestellt.<br />
In den Vorjahren waren<br />
die Fördertöpfe in der Regel<br />
erst nach sechs bis neun Monaten<br />
ausgeschöpft worden. In diesem<br />
Jahr war das Programm ursprünglich<br />
ausgesetzt worden, wurde<br />
dann – unter anderem auf Druck<br />
des VdK Deutschland – wieder<br />
aufgesetzt. Dass nun die Gelder<br />
schon nach so kurzer Zeit wieder<br />
verbraucht wurden, spricht nach<br />
Einschätzung des VdK dafür, in<br />
Zukunft mehr Gelder für barrierefreie<br />
Umbauten zur Verfügung zu<br />
stellen. Im Rahmen des Programms<br />
waren Zuschüsse bis zu<br />
6250 Euro möglich. Der Wert der<br />
durchschnittlichen Förderung liegt<br />
bei rund 1700 Euro pro Wohneinheit,<br />
so das Bauministerium.juf<br />
In Deutschland leben rund zehn<br />
Millionen Menschen mit einer Behinderung.<br />
Diese kann den Alltag<br />
unterschiedlich stark beeinträchtigen.<br />
Der Grad der Behinderung<br />
(GdB) variiert zwischen 20 und 100.<br />
Je höher er ist, desto mehr sogenannte<br />
Nachteilsausgleiche gibt<br />
es gemäß Sozialrecht. Ab einem<br />
GdB von 50 gilt man als schwerbehindert<br />
und kann auch einen entsprechenden<br />
Ausweis beantragen.<br />
Das trifft bundesweit auf 7,8 Millionen<br />
Menschen zu.<br />
Zur Ermittlung des GdB ist eine<br />
medizinische Beurteilung notwendig.<br />
Das Versorgungsamt (in Bayern:<br />
Zentrum Bayern Familie und<br />
Soziales), das für die Vergabe des<br />
GdB zuständig ist, bemisst den<br />
Grad der Behinderung. Ärztliche<br />
Atteste und Befundberichte werden<br />
dabei ausgewertet. Gibt es<br />
mehrere Beeinträchtigungen, wird<br />
ein Gesamt-GdB ermittelt.<br />
Komplizierte Berechnung<br />
Dabei werden aber nicht nur<br />
einzelne Behinderungsgrade mehrerer<br />
Beeinträchtigungen einfach<br />
zusammengerechnet, wie manchmal<br />
vermutet wird. Sondern: Entscheidend<br />
ist, wie sich einzelne<br />
Funktionsbeeinträchtigungen zueinander<br />
und untereinander auswirken.<br />
„Es spielt eine Rolle, ob die<br />
einzelnen Erkrankungen voneinander<br />
unabhängig sind und ganz<br />
verschiedene Bereiche im täglichen<br />
Leben betreffen, wie etwa<br />
eine Herzerkrankung und Wirbelsäulenleiden,<br />
oder ob sie sich besonders<br />
nachteilig aufeinander<br />
auswirken“, sagt Daniel Overdiek,<br />
Leiter der Rechtsabteilung beim<br />
VdK Bayern. Beispiele für Letzteres<br />
sind der Verlust beider Arme oder<br />
der Sehfähigkeit auf einem Auge<br />
und zugleich einem Hörverlust.<br />
Obwohl der GdB in Zehnerschritten<br />
bemessen wird, bringt<br />
ein GdB von 10 erst einmal noch<br />
keinen Nachteilsausgleich. Das<br />
Ein Schwerbehindertenausweis wird ab GdB 50 ausgestellt, doch schon<br />
früher gibt es Nachteilsausgleiche.<br />
Foto: picture alliance/BeckerBredel<br />
teilt das Amt auch mit. Einen solchen<br />
gibt es erst ab einem GdB von<br />
20. „Dann wird ein entsprechender<br />
Bescheid ausgestellt“, so Overdiek.<br />
„Es ist zwar möglich, für eine<br />
leichte Gesundheitseinschränkung<br />
einen Einzel-GdB von 10 zu erhalten.<br />
Selbst wenn man mehrere<br />
Einzelwerte von 10 hat, werden<br />
diese jedoch bei der Bildung des<br />
Gesamt-GdB nicht berücksichtigt“,<br />
erläutert Jan Gerspach, der<br />
das Ressort Leben mit Behinderung<br />
beim VdK Bayern leitet.<br />
Arbeitsschutz<br />
Fest steht: Für viele Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen ist ein<br />
Antrag auf Schwerbehinderung<br />
sinnvoll. Ab einem Gesamt-GdB<br />
von 20 gibt es einen Steuerfreibetrag,<br />
der, je höher der GdB wird,<br />
ansteigt. Nachteilsausgleiche sind<br />
ab einem Gesamt-GdB von 50 zudem<br />
ein erweiterter Kündigungsschutz<br />
im Arbeitsleben, Zusatzurlaub<br />
sowie die Möglichkeit, etwas<br />
früher in Altersrente gehen zu<br />
können. Bei einem Gesamt-GdB<br />
von 30 oder 40 ist im Hinblick auf<br />
erweiterten Kündigungsschutz<br />
eine Gleichstellung mit schwerbehinderten<br />
Menschen möglich, die<br />
zusätzlich zu beantragen ist.<br />
Gerspach verdeutlicht dies noch<br />
einmal: „Nachteilsausgleiche stehen<br />
auch Menschen mit Behinderung<br />
und einem Grad der Behinderung<br />
unter 50 zu, beispielsweise<br />
Steuerfreibeträge. Daher raten wir<br />
unseren Mitgliedern, auch dann<br />
einen Antrag zu stellen, wenn voraussichtlich<br />
noch keine Schwerbehinderung<br />
vorliegt, aber ein<br />
GdB zwischen 20 und 40 möglich<br />
ist. Vor allem im Arbeitsleben<br />
kann mit einem GdB von 30 oder<br />
40 eine Gleichstellung und dadurch<br />
der besondere Kündigungsschutz<br />
erreicht werden.“<br />
Es gibt sehr viele Erkrankungen,<br />
die mit einem GdB von 0 bis 100,<br />
je nach Ausprägung und Beeinträchtigung<br />
des alltäglichen Lebens,<br />
bewertet werden können,<br />
zum Beispiel Wirbelsäulenschäden,<br />
psychische Erkrankungen,<br />
Hörschäden oder Herzerkrankungen.<br />
Der VdK unterstützt Menschen,<br />
die sich unsicher sind, ob sie<br />
einen Antrag stellen sollen. Er<br />
berät deutschlandweit mit seinen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
in den Beratungsstellen zum Thema<br />
GdB und hilft bei der Antragstellung<br />
sowie bei Widersprüchen<br />
und Gerichtsverfahren. Ärztliche<br />
Befundberichte sind für die Bewertung<br />
entscheidend. Diese sollten<br />
mitgebracht werden. Um alles weitere<br />
kümmern sich die VdK-Sozialrechtsberaterinnen<br />
und Sozialrechtsberater.<br />
GdB 20 bis 100<br />
Aus finanzieller Sicht sieht es<br />
folgendermaßen aus: Bei einem<br />
GdB von 20 gilt für das Jahr <strong>2022</strong><br />
ein Steuerfreibetrag von 384 Euro,<br />
für einen GdB von 30 sind 620<br />
Euro festgelegt, für einen GdB von<br />
40 sind es 860 Euro, und für einen<br />
GdB von 50 gilt ein Steuerfreibetrag<br />
von 1140 Euro. Für einen GdB<br />
von 60 sind 1440 Euro festgelegt,<br />
für einen GdB von 70 sind es 1780<br />
Euro, für einen GdB von 80 dann<br />
2120 Euro. Mit einem GdB von 90<br />
kommt man auf 2460 Euro. Der<br />
höchste Steuerfreibetrag für einen<br />
GdB von 100 beziffert sich auf<br />
2840 Euro. Petra J. Huschke<br />
VdK-TV<br />
Was ist der Grad der Behinderung,<br />
kurz GdB? Was bedeutet<br />
Schwerbehinderung? Kann man<br />
auch mit einer psychischen Erkrankung<br />
einen GdB bekommen?<br />
VdK-TV erläutert wichtige<br />
Fragen.<br />
VdK-Videoportal<br />
www.vdktv.de<br />
Begleitpersonen<br />
erhalten Krankengeld<br />
Die Begleitung von Menschen mit<br />
einer schweren körperlichen, geistigen<br />
oder seelischen Behinderung<br />
bei einem Krankenhausaufenthalt<br />
wird künftig finanziert.<br />
Die Regelung tritt ab 1. November<br />
<strong>2022</strong> in Kraft. Eine Begleitperson<br />
kann künftig selbst Krankengeld<br />
für den Zeitraum des Aufenthalts<br />
beziehen. Die Anpassung im<br />
Sozialgesetzbuch V ist ein Ausgleich<br />
für Verdienstausfall. Voraussetzung<br />
für den Bezug von Krankengeld<br />
in dieser Situation ist, dass<br />
man die Begleitung als Familienmitglied<br />
oder Nahestehender, nicht<br />
aber beruflich, vornimmt.<br />
Der einweisende Arzt muss die<br />
Notwendigkeit auf dem Einweisungsschein<br />
vermerken. Mit diesem<br />
Dokument bekommt die Begleitperson<br />
vom Krankenhaus<br />
dann eine Bescheinigung für den<br />
Arbeitgeber und die Krankenkasse.<br />
Bisher musste man Urlaub nehmen<br />
und wurde nicht durch einen<br />
Lohnersatz entschädigt. pet<br />
11 RHPfalz<br />
Allgemein
12 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> VdK-TV<br />
Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />
VdK-TV<br />
Die Redaktion des Videoportals<br />
VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />
zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />
Themen. Folgende nebenstehende<br />
neue Filme sind unter<br />
www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />
VdK-TV AUF SPORT1<br />
Filme von VdK-TV sind auch frei<br />
empfangbar im Fernsehen zu<br />
sehen, und zwar in der Sendung<br />
MIT EINANDER bei Sport1.<br />
In der <strong>Okt</strong>ober- Ausgabe berichtet<br />
das Magazin über einen<br />
jungen Mann, der nach einem<br />
Badeunfall sein weiteres Leben<br />
im Rollstuhl bewältigen muss.<br />
Gibt es da noch einen Job für<br />
ihn? Ja – und zwar sogar bei<br />
seinem bisherigen Arbeitgeber.<br />
1. <strong>Okt</strong>. Sendetermin ist der<br />
erste <strong>Okt</strong>ober-Samstag<br />
um 9.30 Uhr.<br />
4. <strong>Okt</strong>. Am Dienstag darauf<br />
wird die Sendung um<br />
15.30 Uhr wiederholt.<br />
Mit dem Entlastungsbetrag aus der Pflegeversicherung kann etwa ein Spaziergang des pflegebedürftigen<br />
Familienmitglieds in Begleitung einer Pflegedienstmitarbeiterin finanziert werden.<br />
Neue Folge „Rat und Tat“<br />
Dieses Thema kann jeden betreffen:<br />
Man leidet an einer Krankheit,<br />
für die es eine vielversprechende<br />
Therapie gibt. Doch die Krankenversicherung<br />
weigert sich, die Kosten<br />
zu übernehmen. Was tun in<br />
diesem Fall? Darüber informiert der<br />
dritte Teil unserer Ratgeberreihe<br />
„Rat und Tat“. Wie VdK-Rechtsexperte<br />
Oliver Sonntag erklärt,<br />
dürfen Krankenkassen grundsätzlich<br />
nur Leistungen erbringen, die<br />
„ausreichend, zweckmäßig und<br />
wirtschaftlich sind und das Maß<br />
des Notwendigen nicht überschreiten“.<br />
Welche medizinischen Leistungen<br />
diese Kriterien erfüllen, legt der<br />
Gemeinsame Bundesausschuss<br />
(G-BA) fest, der sich dabei an aktuellen<br />
medizinischen Studien orientiert.<br />
Allerdings kann es Ausnahmen<br />
geben. Was es damit auf sich<br />
hat, erfahren Sie in dem Video. Wie<br />
immer fasst VdK-Moderator Kai<br />
Steinecke das Ganze noch einmal<br />
kurz und verständlich zusammen.<br />
Entlastungsbetrag<br />
Jedem Menschen mit einem Pflegegrad<br />
steht der sogenannte Entlastungsbetrag<br />
in Höhe von 125<br />
Euro im Monat zu. Damit können<br />
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />
Angebote zu ihrer Unterstützung<br />
im Alltag finanzieren, die von<br />
Foto: picture alliance/imageBROKER/uwe umstätter<br />
Hilfe im Haushalt über Begleitung<br />
beim Spaziergang bis zur stundenweisen<br />
Betreuung in einer Demenzgruppe<br />
reichen können. Allerdings<br />
ergab die große VdK-Pflegestudie<br />
mit bundesweit 56 000 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern, dass<br />
80 Prozent der Leistungsberechtigten<br />
dieses Geld gar nicht in Anspruch<br />
nehmen. VdK-TV klärt auf,<br />
worum es sich bei dem Entlastungsbetrag<br />
handelt, und wie man ihn<br />
sinnvoll in der Nächstenpflege<br />
einsetzen kann.<br />
Pflege und Rente<br />
Dieses Video vermittelt einen Überblick<br />
über die rentenrechtlichen<br />
Aspekte der Nächstenpflege. Wer<br />
pflegt, leistet viel, und das oft rund<br />
um die Uhr und an sieben Tagen in<br />
der Woche. Aber bei der Rente<br />
spielt dieses große und gesellschaftlich<br />
so wichtige Engagement<br />
nur eine geringe Rolle. Um überhaupt<br />
Rentenpunkte für Zeiten der<br />
Pflege zu erhalten, muss man vieles<br />
beachten, wie zum Beispiel den<br />
Umfang, in dem man noch berufstätig<br />
ist. Beträgt er mehr als 30<br />
Stunden pro Woche, gibt es keine<br />
zusätzlichen Rentenpunkte. Auch<br />
wer bereits in Rente ist, hat nicht<br />
automatisch Anspruch auf eine<br />
Aufstockung seiner Bezüge. Der<br />
Pflegegrad der betreuten Person<br />
sowie der Umstand, ob man einen<br />
professionellen Pflegedienst zur<br />
eigenen Unterstützung heranzieht<br />
oder nicht, wirken sich ebenfalls auf<br />
die Höhe der Rentenpunkte aus.<br />
12 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 13<br />
LANDESVERBAND<br />
Sozialrechtstipp<br />
Gesprächstherapie nach<br />
Reha-Aufenthalt Seite 14<br />
VdK vor Ort<br />
Neues aus den Orts- und<br />
Kreisverbänden Seite I<br />
KOMMENTAR<br />
Verkehrswende:<br />
sozial gerecht?!<br />
Willi Jäger,<br />
Landesverbandsvorsitzender<br />
Das Neun-Euro-Ticket soll einen<br />
Nachfolger bekommen. Gut so!<br />
Aber eine soziale Verkehrswende<br />
braucht mehr als das.<br />
Denn echte Mobilität ist nicht nur<br />
eine Frage des Preises, sondern<br />
auch des Angebots. Wer auf<br />
dem Land wohnt, ist trotzdem<br />
aufs Auto angewiesen.<br />
Doch die Netzinfrastruktur auszubauen,<br />
kostet Geld. Dieses<br />
Geld fehlt, wenn auch Besserverdiener<br />
für neun Euro durchs<br />
Land fahren.<br />
Deswegen ist es gut, dass der<br />
Preis für das Nachfolgeticket<br />
deutlich höher liegen soll:<br />
69 Euro sind im Gespräch. Das<br />
belastet die Staatskasse weniger<br />
und ist für die meisten Menschen<br />
immer noch ein guter<br />
Grund, das Auto stehenzulassen.<br />
Geringverdiener und Bedürftige<br />
hingegen brauchen nach wie<br />
vor eine günstigere Lösung. Deswegen<br />
setzen wir uns als Sozialverband<br />
VdK Rheinland-Pfalz für<br />
eine soziale Staffelung bei den<br />
Ticketpreisen ein.<br />
Im „Bündnis für Mobilität“ haben<br />
wir starke Mitstreiter an unserer<br />
Seite. Gemeinsam klopfen wir<br />
der Politik auf die Finger – für<br />
eine soziale Verkehrswende!<br />
Raus aus der Werkstatt, rein in den Weinberg<br />
Menschen mit Behinderung pflanzen<br />
an der Nahe einen neuen<br />
Weinberg. In Rheinhessen arbeiten<br />
sie beim Schneiden und Biegen<br />
von Reben mit. Für beide Seiten ist<br />
der ungewohnte Einsatz eine große<br />
Bereicherung.<br />
„Ein Riesling kennt keine Behinderung“,<br />
sagt Nahe-Winzer Martin<br />
Tesch. In einem Weinberg seiner<br />
Spitzenlage Laubenheimer Krone<br />
haben jetzt mehr als 20 Beschäftigte<br />
der Behindertenwerkstatt<br />
Himmelsthür in Niedersachsen<br />
zusammen mit Mitarbeitern des<br />
Weinguts neue Reben gepflanzt.<br />
Eine ähnliche Zusammenarbeit<br />
hat auch ein Ingelheimer Weingut<br />
gestartet.<br />
„Es sind Hunderttausende einzelner<br />
Handgriffe notwendig, damit<br />
aus einem kleinen Pflänzchen<br />
ein Rebstock wird“, erklärt Tesch,<br />
der sich in seinem gleichnamigen<br />
Betrieb in Langenlonsheim auf<br />
trockene Riesling-Weine spezialisiert<br />
hat. Vier Teams von Menschen<br />
mit und ohne Behinderung<br />
gingen das Projekt an. „Jeder packte<br />
im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />
an und am Ende jeder Woche<br />
hatte jedes Team auf seine Art das<br />
gesetzte Ziel erreicht.“ Damit die<br />
Gäste aus Niedersachsen neben<br />
der Arbeit auch die Umgebung<br />
kennenlernen, wurden Ausflüge in<br />
die Umgebung organisiert wie eine<br />
Schiffsfahrt auf dem Rhein. Auch<br />
bei einem Grillabend konnten die<br />
Niedersachsen in die besondere<br />
Atmosphäre des Weinguts eintauchen.<br />
„Zu einem erfüllten Leben gehört<br />
eine sinnvolle Arbeit“, sagt<br />
der Geschäftsführer der zur evangelischen<br />
Diakonie gehörenden<br />
Einrichtung Himmelsthür, Helge<br />
Staack. Die Männer und Frauen<br />
zwischen 20 und 60 Jahren seien<br />
von der Arbeit im Weinberg begeistert<br />
gewesen. „Sie hatten ja vorher<br />
allein schon aus geografischen<br />
Gründen nichts mit Wein zu tun<br />
gehabt.“ Ein Teil der Gruppe lebt<br />
in Hildesheim, der andere Teil in<br />
Wildeshausen im Kreis Oldenburg.<br />
Neben der körperlich herausfordernden<br />
Arbeit sollte auch der erlebnispädagogische<br />
Aspekt nicht<br />
zu kurz kommen.<br />
Inklusion im Weinbau: Menschen mit Behinderung arbeiten bei Winzern<br />
Mit Spaß bei der Arbeit: Das „Team Weinberg“ pflanzt Reben. <br />
Einige der Weinbergsarbeiterinnen<br />
und -arbeiter hatten schon<br />
Erfahrung mit der Landwirtschaft,<br />
von der Arbeit auf einem Bio-Bauernhof<br />
am Rand von Hildesheim.<br />
Für andere war das Arbeiten unter<br />
freiem Himmel eine ganz neue<br />
Erfahrung, da sie in der Werkstatt<br />
sonst in der Holzwerkstatt oder in<br />
der Verpackung arbeiten.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Behindertenwerkstatt und Weingut<br />
soll in den kommenden Jahren<br />
weitergeführt werden. Tesch will<br />
den neu angelegten Weinberg in<br />
der Kronenlage nach der Werkstatt<br />
in Niedersachsen benennen, sodass<br />
es künftig einen besonderen<br />
„Himmelsthür-Wein“ geben wird.<br />
„Die gemeinsame Arbeit war eine<br />
der positivsten Erfahrungen,<br />
die wir in den letzten Jahrzehnten<br />
machen durften“, sagt der Winzer.<br />
Ähnliche Erfahrungen beim Arbeiten<br />
mit Menschen mit Behinderung<br />
macht der rheinhessische<br />
Winzer Kristian Dautermann in<br />
Ingelheim: „Jeder erzählt seine eigene<br />
Geschichte in den Rebzeilen,<br />
das ist für mich das Hauptgeschenk.“<br />
Dautermanns älterer Bruder<br />
Klaus hat selbst eine Behinderung.<br />
„Er ist immer mit dabei gewesen,<br />
ohne dass wir ein Thema daraus<br />
gemacht hätten.“ Den Anlass für<br />
eine größere Zusammenarbeit habe<br />
jetzt die Eröffnung eines neuen<br />
Ingelheimer Standorts der Mainzer<br />
Behindertenwerkstatt von in.betrieb<br />
gegeben. „Als lokales Weingut<br />
wollen wir das unterstützen“,<br />
sagt Dautermann. Mit 15 jungen<br />
Menschen der Werkstatt wurde ein<br />
Anfang gemacht, sie unterstützten<br />
das besonders arbeitsintensive<br />
Schneiden und Biegen von Reben<br />
im Frühjahr. Geplant sind noch<br />
vier oder fünf Einsätze, „die Traubenlese<br />
ist das Ziel“.<br />
Für beide Winzer gehört zu der<br />
Zusammenarbeit dazu, Menschen<br />
mit Behinderung in der Gemeinde<br />
sichtbarer zu machen, sie in den<br />
Alltag der Ortsgemeinde zu bringen.<br />
„Daher haben wir ganz<br />
bewusst die Lage Ingelheimer<br />
Kirchenstück ausgewählt, gleich<br />
neben der Burgkirche“, sagt Dautermann.<br />
Der nächste Arbeitseinsatz an<br />
der Nahe ist für Mai oder Juni 2023<br />
schon geplant. Jetzt wollten gerne<br />
noch andere mit dabei sein, sagt<br />
Staack. „Am Ende geht es immer<br />
um Arbeit – aber eben um Arbeit,<br />
die Spaß machen kann.“<br />
Peter Zschunke, dpa<br />
Fotos: Weingut Tesch<br />
In den Rebzeilen: Gutes Wetter und<br />
schöner Ausblick. <br />
Gesprächskreis zum Thema #Naechstenpflege<br />
Sozialpolitischer Ausschuss (SopoA) trifft im Rahmen der Pflegekampagne verschiedene Akteure<br />
Die Veranstaltungsreihe „SopoA<br />
trifft“ ist gestartet: An drei Terminen<br />
bringt der sozialpolitische<br />
Ausschuss des VdK verschiedene<br />
Akteure zusammen, die sich zum<br />
Thema „Häusliche Pflege“ austauschen.<br />
Beim ersten Treffen diskutierten<br />
die VdK-Experten mit Patrick<br />
Landua vom Landesamt für<br />
Soziales, Jugend und Versorgung<br />
(LSJV) und Barbara Schell, die ihren<br />
pflegebedürftigen Mann betreut.<br />
Schell kritisiert das Entlastungspaket.<br />
Foto: Lubosz<br />
„Mein größter Wunsch ist, dass<br />
ich mit meinem Sohn mal ein Wochenende<br />
zelten gehen kann“, erzählt<br />
Barbara Schell, die ihren<br />
Mann seit über zehn Jahren pflegt;<br />
er ist an Multiple Sklerose erkrankt<br />
und braucht tagtäglich<br />
Unterstützung. „Mit dem Entlastungsbetrag<br />
könnte ich zwar etwas<br />
Zeit für mich und meinen Sohn<br />
schaffen. Aber hier auf dem Land<br />
findet man niemanden, der entsprechende<br />
Dienste anbietet oder<br />
der Stundenlohn ist so hoch, dass<br />
die 125 Euro pro Monat schnell<br />
aufgebraucht sind. Vor allem ist es<br />
aber schwer, jemanden zu finden,<br />
der die Pflege für ein paar Tage<br />
übernehmen würde!“ Das mangelnde<br />
Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen<br />
kritisiert der VdK immer<br />
wieder. Aber auch im Alltag können<br />
Leistungen wie der Entlastungsbeitrag<br />
in Rheinland-Pfalz<br />
nicht so flexibel genutzt werden<br />
wie in anderen Bundesländern.<br />
„Als VdK sind wir im Gespräch<br />
mit dem Ministerium, dass die<br />
Rahmenbedingungen – sofern auf<br />
Landesebene möglich – so verändert<br />
werden, dass die Leistungen<br />
auch wirklich von den Betroffenen<br />
genutzt werden können“, berichtet<br />
VdK-Sozialrechtsexpertin Marlen<br />
Holnick. Doch nicht nur organisatorisch,<br />
sondern auch finanziell<br />
sieht Schell noch Verbesserungsbedarf:<br />
„Durch die hohen Spritkosten<br />
werden die Pflegedienste<br />
teurer. Das Geld von der Pflegekasse<br />
reicht überhaupt nicht aus,<br />
und die Differenz können wir<br />
nicht zahlen.“<br />
LSJV-Referent Patrick Landua<br />
kennt diese Probleme: „Die ehrenamtliche<br />
Nachbarschaftshilfe als<br />
niedrigschwelliges Angebot kostet<br />
weniger und lässt sich einfach bei<br />
der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />
in Trier registrieren.“<br />
Ein Problem bei der Realisierung<br />
von neuen Unterstützungsangeboten<br />
sei, dass die Informationen<br />
zur Registrierung und Anerkennung<br />
noch nicht überall angekommen<br />
sind. „Die Informationsweitergabe<br />
in den regionalen Pflegekonferenzen<br />
der Kommunen hilft<br />
weiter, jedoch müssen auch die<br />
Betroffenen und pflegenden Angehörigen<br />
das notwendige Wissen<br />
vermittelt bekommen.“ Die Pflegekonferenzen<br />
sind der Ort, an dem<br />
eine Weiterentwicklung der Pflegestruktur<br />
vorgenommen werden<br />
kann. Eine gute Vernetzung ist das<br />
A und O, damit man weiß, was es<br />
vor Ort an Angeboten gibt und<br />
welche Bedarfe es gibt.<br />
SopoA-Mitglied Elisabeth Benner<br />
ahnt, woran es bei den regionalen<br />
Pflegekonferenzen hakt:<br />
„Die Kommunen fragen den Bedarf<br />
an diesen Veranstaltungen ab,<br />
aber die Teilnahme der Entscheidungsträger<br />
ist nicht verbindlich.<br />
Dementsprechend sind die Infos<br />
lückenhaft.“ Dazu ergänzte<br />
VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger: „Bei solchen Konferenzen<br />
müssten eigentlich auch pflegende<br />
Angehörige zu Wort kommen<br />
– die wissen am besten, was<br />
sie brauchen.“ Martha Lubosz<br />
13 RHPfalz<br />
Allgemein
14 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
SOZIALRECHTSTIPP<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Erst die Reha, dann die Nachsorge<br />
Alltagsbewältigung nach psychischer Erkrankung<br />
Staudt<br />
Gemünden<br />
Depression: Der Alltag wird zur Belastung.<br />
Angstzustände, Depression, Burnout<br />
– fast jeder zweite Deutsche<br />
hat irgendwann im Leben eine<br />
psychische Erkrankung. Um die<br />
Betroffenen wieder fit für Alltag<br />
und Beruf zu machen, gibt es in<br />
Deutschland rund 200 Reha-Zentren<br />
der Deutschen Rentenversicherung.<br />
Aber da der Aufenthalt<br />
höchstens sieben Wochen beträgt,<br />
können die notwendigen persönlichen<br />
Veränderungen oft nur<br />
oberflächlich angestoßen werden.<br />
Für den Langzeiterfolg ist meistens<br />
eine sogenannte psychosomatische<br />
Reha-Nachsorge (Psy-RENA)<br />
nötig.<br />
Die Psy-RENA umfasst mehrere<br />
Therapiesitzungen, die dem Versicherten<br />
helfen sollen, das in der<br />
Reha erworbene Wissen in den<br />
Alltag zu übertragen. Im Zentrum<br />
der Psy-RENA stehen insbesondere<br />
Strategien zur Bewältigung von<br />
psychosozialen und beruflichen<br />
Konflikten. Es werden Themen<br />
wie Probleme am Arbeitsplatz,<br />
Förderung der sozialen Kompetenz,<br />
Reflektion der Selbstwahrnehmung<br />
sowie Beziehungsprobleme<br />
bearbeitet.<br />
Diese Nachsorgeleistung umfasst<br />
meistens 25 Gespräche in<br />
geschlossenen oder halboffenen<br />
Gruppen. Die Gruppengröße beträgt<br />
acht bis zehn Personen. Die<br />
Dauer der Therapieeinheiten liegt<br />
bei 90 Minuten. Die Sitzungen<br />
finden in der Regel einmal in der<br />
Woche statt. Ergänzend zu den<br />
Gruppengesprächen gibt es zu<br />
Beginn und bei Abschluss der<br />
Foto: Unsplash/Anthony Tran<br />
Psy-RENA ein fünfzigminütiges<br />
Einzelgespräch.<br />
Anspruchsberechtigt sind Versicherte,<br />
die zuvor eine medizinische<br />
Rehabilitation abgeschlossen<br />
haben und denen vom behandelnden<br />
Arzt eine Nachsorgeleistung<br />
empfohlen wurde.<br />
Außerdem muss eine „positive<br />
Erwerbsprognose“ vorliegen beziehungsweise<br />
die Leistungsfähigkeit<br />
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
bei mindestens drei Stunden liegen.<br />
Auch kann Psy-RENA empfohlen<br />
werden, wenn bereits ein<br />
Antrag auf Rente wegen verminderter<br />
Erwerbsfähigkeit gestellt<br />
wurde oder die Person arbeitslos<br />
beziehungsweise weiterhin arbeitsunfähig<br />
ist.<br />
Psy-RENA muss innerhalb von<br />
drei Monaten nach Ende der medizinischen<br />
Rehabilitation beginnen<br />
und spätestens innerhalb von<br />
zwölf Monaten danach abgeschlossen<br />
sein.<br />
Um die Teilnahme an diesen<br />
Nachsorgeleistungen zu fördern,<br />
wird von den Trägern der Rentenversicherung<br />
auf Antrag des Versicherten<br />
eine Fahrkostenpauschale<br />
erstattet. Für Psy-RENA müssen<br />
Versicherte keine Zuzahlung leisten.<br />
Wer eine medizinische Rehabilitation<br />
beantragen will, muss in den<br />
letzten zwei Jahren vor dem Antrag<br />
mindestens sechs Kalendermonate<br />
Pflichtbeiträge für eine<br />
versicherte Beschäftigung oder<br />
Tätigkeit gezahlt haben oder die<br />
Mindestversicherungszeit von fünf<br />
Jahren erfüllen. Ida Schneider<br />
Ehrenamtstag in Gerolstein<br />
Josef Jösch (Mitte) aus dem<br />
Ortsverband Staudt, Kreisverband<br />
Westerwald, ist vor 75<br />
Jahren dem Sozialverband VdK<br />
beigetreten und hat ihm bis heute<br />
die Treue gehalten. Kreisverbandsvorsitzender<br />
Walter Frohneberg<br />
(links) und die Ortsverbandsvorsitzende<br />
Gisela<br />
Schultheis (rechts) überreichten<br />
einen Blumenstrauß. Josef Jösch<br />
wurde mehrfach ausgezeichnet<br />
und ist Ehrenmitglied des Sozialverbands<br />
VdK Rheinland-Pfalz.<br />
Wintrich<br />
Norbert Kilburg (Mitte) wurde für<br />
seine langjährige ehrenamtliche<br />
Tätigkeit im VdK-Ortsverband<br />
Wintrich, Kreisverband Bernkastel-Zell,<br />
mit der Landesverdienstnadel<br />
in Gold ausgezeichnet.<br />
Die Urkunde überreichten der<br />
Kreisverbandsvorsitzende Albert<br />
Görgen (rechts) und Geschäftsführer<br />
Markus Eiserlo (links).<br />
Herr Kilburg war von 1996 bis<br />
2009 Ortsverbandsvorsitzender,<br />
von 2009 bis 2015 stellvertretender<br />
Ortsverbandsvorsitzender<br />
und von 2015 bis <strong>2022</strong> Revisor.<br />
KV Kaiserslautern<br />
Der Ortsverband Gemünden, Kreisverband Simmern, hat Ulrich Stilz<br />
erneut zum Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde Didakus<br />
Kühnreich, Schriftführerin Birgit Demand, Kassenverwalter Werner<br />
Kühnreich und stellvertretender Kassenverwalter Wilfried Schreiner.<br />
Frauenvertreterinnen sind Christel Bleines und Heidi Sulzbacher. Als<br />
Beisitzerinnen und Beisitzer fungieren Gudrun Steffen, Thomas Bares,<br />
Heinz Steffen und Astrid Roth. Die Revision übernehmen Dieter<br />
Druschke, Wolfgang Jeschonnek und Joel Young.<br />
Vorderer Soonwald<br />
Der Ortsverband Vorderer Soonwald im Kreisverband Bad Kreuznach<br />
hat Mitglieder geehrt. In der hinteren Reihe stehen von links, Jahreszahl<br />
in Klammern: Alois Böning (30), Vorsitzender Michael Schlapp und<br />
Erich Saueressig (20). In der vorderen Reihe stehen Ulrich Kuhnert (20),<br />
Wolfgang Milkau (20), Karin Wolf und Ewald Wolf (beide 10).<br />
Zerf<br />
Der neue Vorstand des Ortsverbands Zerf, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />
besteht aus Schriftführer Wilhelm Lukas, Beisitzer Hartmut Haberstock,<br />
Vorsitzendem Wilfried Muthers, Revisorin Walburga Hawig, der Frauenbeauftragten<br />
Helga Olmscheid, Kassenverwalterin Birgit Baumann,<br />
Revisorin Helma Muthers, Beisitzerin Annemarie Schuh und dem<br />
stellvertretenden Vorsitzenden Erwin Rommelfanger. Ihnen gratulierte<br />
Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber.<br />
Pfalzfeld<br />
Beim 19. landesweiten Ehrenamtstag begrüßte Marita Horn, Vorsitzende<br />
des Kreisverbands Wittlich-Daun (Fünfte von rechts), gemeinsam<br />
mit den Vorstandsmitgliedern des Ortsverbands Gerolstein die rheinland-pfälzische<br />
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Fünfte von links)<br />
sowie Melanie Würtz, die neue Ehrenamtskoordinatorin des VdK-Landesverbands<br />
(Dritte von links). Der Ehrenamtstag ist ein Fest zu Ehren<br />
aller Engagierten in Rheinland-Pfalz und ermöglicht den örtlichen<br />
Vereinen, sich zu präsentieren und auszutauschen. Foto: Staatskanzlei RLP<br />
Pia Stengel (Mitte) arbeitet seit<br />
30 Jahren in der Geschäftsstelle<br />
des Kreisverbands Kaiserslautern.<br />
Zum Dienstjubiläum gratulierten<br />
Kreisverbandsvorsitzender<br />
Bernd Hofmann (links) und<br />
Geschäftsführer Thorsten Kaiser<br />
(rechts).<br />
Im Ortsverband Pfalzfeld, Kreisverband Sankt Goar, wurden Jubilare<br />
für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Außerdem erhielt Reinhold Hemb<br />
für seine Verdienste als Ortsverbandsvorsitzender die Landesverdienstnadel<br />
in Gold. Auf dem Bild sieht man von links: Reinhold Hemb mit<br />
den Jubilaren Hans-Ferdinand Rauhoff, Manuela Sprater, Dieter Böhme,<br />
Günter Kohl und dem Kreisverbandsvorsitzenden Karl Josef Mahlberg.<br />
14 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
I<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Simmern<br />
Martinshöhe<br />
Nach zweijähriger Corona-Zwangspause bot der Ortsverband Simmern wieder eine Tagesfahrt für seine<br />
Mitglieder an. Mit dem Bus ging es mit 48 Mitreisenden nach Koblenz, um gemächlich mit dem Altstadt-Express<br />
die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erleben. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Brodenbach ging<br />
die Reise weiter zur Loreley, von wo aus man einen tollen Blick ins Rheintal genoss. In Sankt Goarshausen<br />
bestiegen die Teilnehmer das Schiff „MS Rhenus“. Entlang der einmaligen Landschaft des Weltkulturerbes<br />
Mittelrheintal ging die Schiffsfahrt bis Bingen. Von dort brachte der Bus die Mitreisenden nach Sprendlingen,<br />
um in einem Weingut die Eindrücke des Tages bei gutem Essen Revue passieren zu lassen.<br />
Der Ortsverband Martinshöhe, Kreisverband Zweibrücken, hat seinen<br />
Vorstand gewählt. Auf dem Foto stehen in der hinteren Reihe von links:<br />
die Revisoren Max Marowsky und Hartwig Schneider, die Beisitzer<br />
Bruno Amann und Wendelin Pirro sowie die Vorsitzende Heidemarie<br />
Böhm und Beisitzer Emil Laufer. In der vorderen Reihe stehen von links<br />
die Schriftführerin Yvonne Berberich, die stellvertretende Vorsitzende<br />
Ursula Höh-Berberich sowie Kassenverwalterin Rosemarie Geier.<br />
Flammersfeld-Mehren<br />
Horhausen-Oberlahr<br />
Nach zweijährige „Corona-Pause“ begrüßte Therese Fiedler, Vorsitzende des Ortsverbands Flammersfeld-Mehren<br />
im Kreisverband Altenkirchen, wieder eine stattliche Anzahl Teilnehmende zur traditionellen<br />
Ausflugstour. Nach einem Zwischenstopp im Kloster Machern ging es nach Bernkastel-Kues, wo die Gruppe<br />
durch die historische Altstadt schlenderte. Am frühen Abend ging es an der Mosel entlang nach Hause.<br />
Der Ortsverband Horhausen-Oberlahr, Kreisverband Altenkirchen,<br />
ehrte langjährige Mitglieder. Seit zehn Jahren dabei sind Mathilde<br />
Busley, Hilda Hoffmann, Nicole Schmidt und Wilhelm Marnette, seit<br />
20 Jahren Elisabeth Tiefenau und seit 30 Jahren Jörg Baumgarten,<br />
Joachim Novak und Peter Klein. Urkunden und Treuenadeln überreichte<br />
der Kreisverbandsvorsitzende Erhardt Liechtenthäler (Zweiter von<br />
links) gemeinsam mit dem Ortsverbandsvorsitzenden Dieter Tiefenau<br />
(Siebter von links) und dem stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden<br />
Werner Grendel (Erster von links). Anschließend erhielt Kornelius<br />
Seliger in Abwesenheit die Verdienstnadel in Gold des Sozialverbands<br />
VdK Rheinland-Pfalz; der Vorstand wird die Auszeichnung noch persönlich<br />
überreichen.<br />
Fehrbach-Hengsberg<br />
Winterspelt<br />
Eine Bustour in den Schwarzwald machte der Ortsverband Fehrbach-Hengsberg, Kreisverband Pirmasens.<br />
Mit einer Frühstücksbrezel im Gepäck machten sich die Reisenden auf den Weg durch die Vorderpfalz in<br />
Richtung Karlsruhe und dann über die Schwarzwaldhochstraße nach Freudenstadt. Während sich einige<br />
Mitreisende auf Erkundungstour machten, ließen sich andere in einem Café nieder, stärkten und erfrischten<br />
sich und beobachteten das bunte Treiben. Anschließend ging es nach Bad Herrenalb. Auf der Rückfahrt<br />
kehrte die Gruppe gemeinsam zum Abendessen ein.<br />
Beim Ortsverband Winterspelt, Kreisverband Bitburg-Prüm, wurden<br />
langjährige VdK-Mitglieder geehrt. Auf dem Foto stehen die Jubilare<br />
zusammen mit Gratulanten. Von links, Mitgliedsjahre in Klammern:<br />
Michael Nesges (20), Schriftführerin Beate Michler, Kassenverwalter<br />
Willi Freichel, Kreisverbandsvorsitzender Wilhelm Ahlert, Beisitzer<br />
Christof Schaus, Ortsbürgermeister Edgar Henkes, Helmut Neuerburg<br />
vom VdK-Ortsverband Bleialf, Annemarie von Schumann-Neumann<br />
(20) und Ortsverbandsvorsitzender Peter Probst. Es fehlt Roland Paasch,<br />
der seit 20 Jahren Mitglied im VdK ist. Für unglaubliche 70 Jahre<br />
VdK-Zugehörigkeit wurde Hubert Hecker (vorne) ausgezeichnet.<br />
15 RHPfalz<br />
Allgemein
II Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
Trier-Saarburg<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Löf/Hatzenport/K.<br />
Jockgrim<br />
Im Kreisverband Trier-Saarburg fand nach langer Pandemie-Pause<br />
wieder eine Ortsverbandskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden<br />
Werner Faber statt, der auch Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger<br />
beiwohnte. Die Vertreterinnen und Vertreter der Ortsverbände erhielten<br />
von Martha Lubosz, Referentin der Abteilung Kommunikation des<br />
Landesverbands, hilfreiche Informationen zum Intranet „VdK-intern“.<br />
Zudem informierte Kreiskassenverwalterin Christel Gerhard über die<br />
Kassenangelegenheiten und Veränderungen im Mitgliederbereich.<br />
Kirchberg<br />
Anlässlich der Mitgliederversammlung<br />
des Ortsverbands<br />
Löf/Hatzenport/Kattenes, Kreisverband<br />
Mayen, ehrte der Vorsitzende<br />
Herbert Hilger (rechts)<br />
den langjährigen Vorsitzenden<br />
und heutiges Ehrenmitglied, Werner<br />
Fröhlich (links) aus Löf, für 40<br />
Jahre treue Mitgliedschaft. Der<br />
Vorstand wünscht ihm alles Gute.<br />
Meckenheim<br />
Viele neue Gesichter schmücken die Vorstandschaft des Ortsverbands<br />
Jockgrim, Kreisverband Landau. Nach Neuwahl setzt sich der Vorstand<br />
wie folgt zusammen (von links): Beisitzer Otto Friedmann und Jochen<br />
Kollasch, Vorsitzender Wolfgang Hoffmann, Beisitzer Andrea Kollasch<br />
und Gerd Weichsel, stellvertretende Vorsitzende Mariska Simic, Kassenverwalter<br />
Wolfgang Wernicke, Schriftführerin Cornelia Hoffmann,<br />
Beisitzer Roland Pfirrmann, Frauenvertreterin Inge Weichsel sowie die<br />
Beisitzer Georg Wilhelm, Kerstin-Bornhoff-Wernicke, Günther Werling,<br />
Sabine Zaucker und Günther Wünsch. Auf dem Foto fehlen die neuen<br />
Revisorinnen Ilse Menzel und Doris Ondraschek.<br />
Treis-Karden<br />
Im Ortverband Kirchberg, Kreisverband Simmern, wurde unter der<br />
Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Uli Stilz der Vorstand neu gewählt.<br />
Im gehören an: Vorsitzender Alfred Junker, seine Stellvertreterin<br />
Gudrun Hemb, Kassenverwalter Uli Wolf, Schriftführer Kurt Engers,<br />
stellvertretender Schriftführer Sebastian Gaß (Neuwahl), Frauenbeauftragte<br />
Monika Rhein, stellvertretende Frauenbeauftragte Christel Gehres,<br />
die Beisitzer Ingo Dröge, Walter Klingels, Walter Erich Herber,<br />
Isolde Buschbaum sowie die Revisoren Jürgen Emmel, Werner Rhein<br />
und Günter Schumann Heinzenbach (Neuwahl). Anschließend wurden<br />
Ehrungen zu zehn, 20 und 30 Jahren VdK-Mitgliedschaft vorgenommen.<br />
Simmern<br />
Im Ortsverband Meckenheim,<br />
Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim,<br />
ehrte der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Dieter Cullmann<br />
(links) Rosemarie Schade<br />
(rechts) für 20 VdK-Jahre sowie<br />
viele weitere Mitglieder für zehn,<br />
20 oder 30 Jahre. Dabei war der<br />
jüngste Jubilar erst zehn Jahre<br />
alt. Der Ortsverbandsvorsitzende<br />
Günther Deobald und die<br />
Kreiskassenverwalterin Ruth<br />
Groll schlossen sich den Glückwünschen<br />
an.<br />
Kobern-Gondorf<br />
Im Ortsverband Treis-Karden, Kreisverband Cochem-Zell, ehrten der<br />
Vorsitzende Hermann-Josef Seibold und der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende<br />
Robert Michels treue Jubilare. Ausgezeichnet für zehn<br />
VdK-Jahre wurden Gabi Dienes, Renate Justen, Ulla Mummert, Karin<br />
Seibold, Kornelia und Klaus Sturm sowie Erich Tullius. 20 VdK-Jahre<br />
feiern Heribert Freimuth, Trudel Gräf, Reinhold Greisler, Alfred Hein,<br />
Hans Klaus, Josef Hans, Renate und Rolf Quint, Herbert Spies, Edith<br />
und Gerd Thönnes sowie Günter Weinem.<br />
Engers<br />
Anlässlich des Ortsverbandstags des Ortsverbands Simmern ehrte der<br />
Vorsitzende Otto-U. Härter zehn langjährige Mitglieder persönlich mit<br />
Urkunde und Ehrennadel. Insgesamt 106 Mitglieder des Ortsverbands<br />
feiern in diesem Jahr zehn, 20 beziehungsweise 30 VdK-Jahre.<br />
Trier-Zewen<br />
Das Ehepaar Käthe (links) und<br />
Werner Feil (rechts) sind 50 Jahre<br />
Mitglied im Ortsverband Kobern-<br />
Gondorf, Kreisverband Koblenz,<br />
und haben ihre Diamantene<br />
Hochzeit gefeiert. Den Glückwünschen<br />
des Ortsverbands<br />
schlossen sich auch der Kreisgeschäftsführer<br />
Frank Trollius (Mitte)<br />
und Kreisverbandsvorsitzender<br />
Rigobert Scherf an.<br />
Mendig/Kruft<br />
Im Ortsverband Engers, Kreisverband Neuwied, wurde der Vorstand neu<br />
gewählt (von rechts): stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender Reiner<br />
Myke, Ortsverbandsvorsitzende Petra Myke, Beisitzer Uwe Sendker,<br />
Schriftführerin Gabriele Hellwig, Kassenverwalterin Marita van Donk,<br />
Beisitzerin Pamela Kaczmarek, Frauenbeauftragte Karin Junk-Mergheni,<br />
Beisitzer/Presse Arno Eberweiser. Es fehlt Beisitzer/Presse Uli Hoffmann.<br />
Pellingen-Franzenheim<br />
Im Ortsverband Trier-Zewen wurden 16 Mitglieder für ihre langjährige<br />
Treue geehrt. Die Urkunden und Ehrennadeln überreichte der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Werner Faber (rechts). Der Vorsitzende des Ortsverbands,<br />
Rüdiger Fusenig (Zweiter von links), gratulierte mit einem Weinpräsent.<br />
Auf dem Bild sind die Geehrten (von links, Mitgliedsjahre in<br />
Klammern): Maria Goeres (30), Rüdiger Fusenig, Cäcilia Heintz (10),<br />
Gerfried Plunien (10), Christiane Juny (20), Heike Peters (10), Hermine<br />
Fusenig (10), Gernot Kugel (10), Maria Kugel (10), Irene Steinmetz (20),<br />
Rosemarie Burckhardt (30), Silke Klasen (10) und Werner Faber.<br />
Bei der Mitgliederversammlung<br />
des Ortsverbands Mendig/Kruft,<br />
Kreisverband Mayen, wurde<br />
Hans-Werner Willems (rechts) für<br />
30 Jahre Mitgliedschaft im VdK<br />
ausgezeichnet. Mit Urkunde, Nadel<br />
und einem Präsent gratulierten<br />
ihm der Vorsitzende Thomas<br />
Kedak (Mitte) sowie seine Stellvertreterin<br />
Harlinde Busch (links).<br />
Sie vertrat als Kreisverbandsbeisitzerin<br />
die Kreisverbandsvorsitzende<br />
Marlies Hoffmann.<br />
Der Ortsverband Pellingen-Franzenheim, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />
hat eine Veranstaltung zum Thema „Polizei vor Ort in der Gemeinde<br />
Franzenheim“ organisiert. Trotz der hohen Temperaturen fanden sich<br />
rund 40 Mitglieder ein, die vom Kreisgeschäftsführer Marc Gehlsen<br />
begrüßt wurden. Jürgen Frohn von der Zentralen Prävention des Polizeipräsidiums<br />
Trier klärte in seinem 1,5-stündigen Vortrag über die<br />
Gefahren und aktuelle Entwicklung beim Trickbetrug auf und verteilte<br />
Infomaterial an die Teilnehmenden. Die anschließende Diskussionsrunde<br />
ließ Platz für eigene Erfahrungen.<br />
16 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 15<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Simmern<br />
Bad Salzig, Spay u. Oberwesel<br />
Erstmals bot der Ortsverband Simmern eine Fahrt für Menschen mit beeinträchtigter Mobilität an. Entsprechend<br />
groß war das Interesse. Mit einem behindertengerechten Bus ging die Fahrt nach Koblenz. Am Anleger bestiegen<br />
die 36 Teilnehmenden die „MS Goldstück“. Inklusive zwei Staustufen ging die Schiffsfahrt moselaufwärts<br />
entlang der abwechslungsreichen Landschaft vorbei an Steilhängen bis nach Alken. Dort wartete der Bus, der<br />
die Mitreisenden wieder auf die Hunsrückhöhen nach Rheinböllen brachte. In einem barrierefreien Restaurant<br />
fand der Abschluss statt. Gut gelaunt bestiegen die Ausflügler den Bus für die wenigen Kilometer nach Simmern.<br />
„Das war nicht die letzte Tour, die wir für Handicaps anbieten“, bestätigte der Vorsitzende Otto-U. Härter.<br />
Getreu dem Motto „Drei Ortsverbände in einem Boot“ fuhren die<br />
Mitglieder des Ortsverbands Bad Salzig, Kreisverband Sankt Goar,<br />
gemeinsam mit den VdK-Freunden aus Spay und Oberwesel mit dem<br />
Schiff „La Paloma“ über Rhein und Mosel. Ein Zwischenstopp in<br />
Koblenz ermöglichte das Flanieren in den Rheinanlagen rund ums<br />
Deutsche Eck. Nach der coronabedingten Pause freuten sich alle Teilnehmenden<br />
über den gemeinsamen Tag mit der VdK-Familie.<br />
Fell-Riol<br />
Hamm<br />
Der Ortsverband Fell-Riol, Kreisverband Trier-Saarburg, führte seine Mitgliederversammlung durch. Der<br />
Vorsitzende Herbert Kasler begrüßte alle VdKlerinnen und VdKler ganz herzlich. Besonders freute er sich<br />
über den Besuch des Kreisverbandsvorsitzenden Werner Faber. Nach dem organisatorischen Pflichtprogramm<br />
wurden zahlreiche Ehrungen für die rückliegenden Jahre vorgenommen. Auf dem Bild sieht man von links:<br />
Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber, die Jubilare Paul Krämer, Günter Schmidt, Monika Jägen, Günter<br />
Kronz, Hermann Scheuer, Rudi Klassen, Ursula Plei, Stefan Rosch, Margaretha Otto, Achim Faber, Heinz<br />
Billen, Ortsverbandsvorsitzender Herbert Kasler sowie die Jubilare Francisco Trescastro und Isa Jakobs.<br />
Im Ortsverband Hamm, Kreisverband Altenkirchen, wurde der Vorstand<br />
neu gewählt. Das Foto zeigt von links: Kassenverwalter Jürgen<br />
Krah, stellvertretende Vorsitzende Ute Brück, Frauenvertreterin und<br />
Beisitzerin Renate Ochsenbrücher, Beisitzerin Gabriele Ingelbach<br />
(Neuwahl), Frauenvertreterin Barbara Fenstermacher, Vorsitzender<br />
Bernd Niederhausen, stellvertretende Frauenvertreterin Anneliese Rott,<br />
Beisitzer Antonio Garcia-Sanchez und Internetbeauftragter Fred Engel.<br />
Nicht im Bild ist der neue Schriftführer Klaus Kugelmeier.<br />
Irmtraut-Seck<br />
Neef<br />
Im Ortsverband Irmtraut-Seck fand die jährliche Mitgliederversammlung statt. Verbunden mit einer Grillfeier<br />
wurden sieben Mitglieder für ihre Treue ausgezeichnet. Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in<br />
Klammern): Anita Müller (20), Willi Müller (20), Hans Kohlenbeck (20), Roland Weiß (20), Martina Weiß<br />
(20), Ursula Schneider (30) und Anneliese Müller (20). Es gratulierte Bürgermeister Johannes Jung (hinten,<br />
Dritter von links), der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Karl-Erich Klöckner (Zweiter von rechts)<br />
und die Ortsverbandsvorsitzende Kerstin Burkhardt (rechts).<br />
Nach zwei Jahren Corona-Pause hat der Ortsverband Neef, Kreisverband<br />
Cochem-Zell, seine Mitglieder zur Mitgliederversammlung eingeladen.<br />
Die Kreisverbandsschriftführerin Karola Häuser (Zweite von rechts) und<br />
der Ortsverbandsvorsitzende Edmund Häuser (links) ehrten treue VdKlerinnen<br />
und VdKler. Für 20 Jahre ausgezeichnet wurden Joachim Heinzen,<br />
Hans-Werner Schuster, Franz-Josef Sonntag und Helmut Kaufmann.<br />
Für zehn Jahre geehrt wurden Rita Scheid, Erich Sonntag und Wilhelm<br />
Bosbach. Nicht im Bild: Anita Schilken, Irmtraud Liel und Mario Kleiber.<br />
Bitburg-Prüm<br />
Mainz-Ebersheim<br />
Endlich fand wieder die Frauenkonferenz des Kreisverbands Bitburg-Prüm statt. Edith Baur (Mitte) berichtete<br />
von ihrer abwechslungsreichen Arbeit als GemeindeschwesterPlus. In dieser Tätigkeit unterstützt sie<br />
ältere Menschen, wenn der Alltag beschwerlich geworden ist. Dabei führt sie selbst keine pflegerischen<br />
Tätigkeiten aus, sondern hilft bei der Orientierung der Beratungsangebote weiter. Das Foto zeigt die Teilnehmerinnen<br />
der Frauenkonferenz, zusammen mit der Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker<br />
(Zweite von rechts) und dem Kreisverbandsvorsitzenden Wilhelm Ahlert (rechts).<br />
Nach langer Corona-Pause veranstaltete der Ortsverband Mainz-Ebersheim<br />
seinen Ortsverbandstag. Langjährige Mitglieder wurden für<br />
ihre Treue zum VdK geehrt, darunter Hildegard Schmidt (links) für<br />
30 Jahre sowie fünf Mitglieder für 20 Jahre und weitere elf Mitglieder<br />
für zehn VdK-Jahre.<br />
17 RHPfalz<br />
Allgemein
16 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Rheinland-Pfalz<br />
AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />
Ruppach-Goldhausen-H.<br />
Beuren/Urschmitt/Kliding<br />
Nach zweijähriger Corona-Pause startete der Ortsverband Ruppach-Goldhausen-Heiligenroth,<br />
Kreisverband Westerwald, wieder einen<br />
Tagesausflug. Gemeinsam ging es zur Modefirma Adler nach Haibach<br />
bei Aschaffenburg. Die Gruppe erlebte eine Bustour verbunden mit<br />
einem reichhaltigen Frühstück, einer Modenschau mit anschließender<br />
Einkaufsmöglichkeit sowie einem Mittagessen. Den Abschluss bildete<br />
eine Schiffsfahrt auf dem Main bei Würzburg. Das Wetter war wie aus<br />
dem Bilderbuch und zeigte sich in Franken-Blau mit weißen Wölkchen.<br />
Im Ortsverband Beuren/Urschmitt/Kliding, Kreisverband Cochem-Zell, freuten sich bei der Jahreshauptversammlung<br />
alle Mitglieder auf das Wiedersehen nach Corona. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:<br />
Vorsitzender Franz-Josef Diederichs, Kassenverwalter Engelbert Hennen, Beisitzer Rolf Schneiders,<br />
Schriftführer Ulrich Hartkopf sowie die Beisitzer Erwin Diederichs, Anette Inden und Udo Pütz. Als Dank<br />
für sein langjähriges Ehrenamt wurde der Kassenverwalter Engelbert Hennen mit der Silbernen Ehrennadel<br />
des VdK-Landesverbands ausgezeichnet. Danach wurden folgende treue Mitglieder geehrt: Für zehn VdK-Jahre<br />
Eduard Jahnen, Margot Jahnen, Maria Peifer, Laura Pütz, Thomas Schenk und Martin Schmitz. Für<br />
zwanzig Jahre Mathilde Arnold, Rudolf Diederichs, Engelbert Hennen, Hiltrud Krämer und Rolf Schneiders.<br />
Josef Ehlen, Mathilde Rast und Gerd Roth sind 30 Jahre mit dabei.<br />
Kinderbeuern<br />
Bledesbachtal<br />
Der Ortsverband Kinderbeuern-Bengel, Kreisverband Wittlich-Daun,<br />
hat nach zwei Jahren Zwangspause ein Sommerfest ausgerichtet. In<br />
diesem Rahmen wurden treue Mitglieder geehrt. Das Bild zeigt von links<br />
(Mitgliedsjahre in Klammern): Bernd Bottel (20), Beisitzer im Kreisverbandsvorstand<br />
Klaus Koch, Erasmus Hollmann (10), Christian Müllers<br />
(10), Irmgard Bömer (20), Edith Junk (20), Ortsverbandsvorsitzender<br />
Klaus Litzenburger sowie Karl-Dieter Palm (30).<br />
Nach der Corona-Zwangspause konnte der Ortsverband Bledesbachtal, Kreisverband Kusel, wieder ein<br />
Grillfest durchführen. Dieses Fest nahm die Vorstandschaft zum Anlass, mehrere Mitglieder für ihre langjährige<br />
Treue zum VdK zu ehren. Auf dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Landesverbandsvorsitzender<br />
Willi Jäger, Peter Theiß (30), Kreisverbandsvorsitzende Monika Klein (30), Manfred<br />
Hellwig (10), Burkhard Wagner (10), Bernd Rothfuchs (10), Inge Becker (40), Emil Immetsberger (20), Ursula<br />
Leger (40), Inge Müller (10), Günter Pfaff (20), Henni Pfaff (10), Werner Theis (20) sowie Ortsverbandsvorsitzender<br />
Dieter Rothfuchs, der die Ehrungen zusammen mit Willi Jäger vornahm.<br />
Idar-Oberstein<br />
Gonsenheim<br />
Der Kreisverband Idar-Oberstein präsentierte sich auf der Messe „Forum<br />
Gesundheit“. Die Geschäftsstellenmitarbeiterin Jutta Gepert (links) und<br />
die Kreisverbandsvorsitzende Heidi Schneider nutzten die Gelegenheit<br />
zum Austausch mit Frank Frühauf, Oberbürgermeister der Stadt<br />
Idar-Oberstein, der selbst auch Mitglied im Sozialverband VdK ist.<br />
Die VdKlerinnen und VdKler des Ortsverbands Mainz-Gonsenheim freuten sich auf den ersten Ausflug nach<br />
der Corona-Pandemie. Bei schönem Wetter ging die Rundfahrt durch den Hunsrück über die neue Moseltalbrücke<br />
in die Vulkaneifel. Ab Manderscheid begleitete ein ortskundiger Reiseleiter die Gruppe. Neben der<br />
Glockengießerei in Brockscheid war die Fahrt entlang der Burgen, über Strohn zur Lavabombe und dem<br />
Pulvermaar sehenswert. Weiterer Höhepunkt war die Besichtigung eines Kaltwasser-Geysirs in Wallenborn.<br />
Bekond<br />
Niederemmel<br />
Der Vorstand des Ortsverbands Bekond, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />
nutzte die Mitgliederversammlung, um treue Mitglieder zu ehren. Für<br />
zehn Jahre Treue zum Ortsverband wurden Peter Schleimer, Birgit Wolf,<br />
Harald Wolf, Helga Reichert und Hans-Joachim Stephan ausgezeichnet.<br />
Eine Auszeichnung für 20-jährige Treue erhielten Reinhard Kuhnen,<br />
Joachim Rech, Anneliese Grewenich und Anita Kreten. Waltraud Binz,<br />
Alfred Rauen und Rainer Stroh sind seit 30 Jahren mit dabei.<br />
Nach einer Zwangspause von zwei Jahren, bedingt durch Corona, richtete der Ortsverband Niederemmel,<br />
Kreisverband Bernkastel-Zell, wieder ein Sommerfest mit Mitgliederversammlung aus. Dabei wurde der<br />
Vorstand komplett wiedergewählt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch langjährige VdK-Mitglieder für<br />
20 Jahre Treue zum VdK geehrt. Hierbei sind besonders vier Personen hervorzuheben, die neben ihrer<br />
Mitgliedschaft auch 20 Jahre ihre Tatkraft zum Wohl der Allgemeinheit im Vorstand als Lenker und Macher<br />
eingebracht haben. Dies sind (von links) der Ortsverbandsvorsitzende Raimund Schneider, der Kreisverbandsvorsitzende<br />
Albert Görgen, die Frauenbeauftragte Inge Lehnert und Beisitzer Jürgen Leyendecker.<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 17
18 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Reise und Erholung<br />
18 RHPfalz<br />
Allgemein
Reise und Erholung Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
19<br />
19 RHPfalz<br />
Allgemein
20 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
Reise und Erholung<br />
20 RHPfalz<br />
Allgemein
Ratgeber<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
21<br />
Das steht in der Renteninformation<br />
Wie man seinen Bescheid richtig liest, und auf welche Angaben man achten sollte<br />
Grafik: Deutsche Rentenversicherung/Sozialverband VdK<br />
... und das steht zwischen den Zeilen<br />
Vielen ist nicht bewusst, dass die Renteninformation nur die Höhe der Bruttorente angibt<br />
Die in der Renteninformation angegebene<br />
Rentenhöhe ist ein<br />
Bruttobetrag. Netto haben Versicherte<br />
im Alter um einiges weniger<br />
in der Tasche. So werden auf den<br />
angegebenen Betrag die Beiträge<br />
zur Kranken- und Pflegeversicherung<br />
fällig. Darüber hinaus muss<br />
die Rente ab einer bestimmten<br />
Höhe versteuert werden.<br />
Max Mustermann aus dem obigen<br />
Beispiel bekommt laut Renteninformation<br />
später einmal 1254,20<br />
Euro monatlich. Doch von seiner<br />
Rente wird noch einiges abgezogen.<br />
Wie viel das ist, haben wir mal<br />
durchgerechnet.<br />
Derzeit liegt der steuerliche<br />
Grundfreibetrag bei 10 347 Euro pro<br />
Jahr. Wer mehr Einkommen bezieht,<br />
muss Einkommensteuer bezahlen.<br />
Dabei steigt der zu versteuernde<br />
Anteil je nach Zeitpunkt des Renten<br />
eintritts jährlich, bis er im Jahr<br />
2040 100 Prozent erreicht hat. Mustermann<br />
geht 2038 in Rente. Er<br />
muss seine über dem Freibetrag<br />
liegenden Einkünfte zu 98 Prozent<br />
versteuern. Von den 1254,20 Euro<br />
brutto gehen 36 Euro weg. Das<br />
macht unterm Strich 1218,20 Euro.<br />
Zusätzlich muss Mustermann<br />
Sozialversicherungsbeiträge leisten.<br />
Sein Beitrag für die Krankenversicherung<br />
liegt bei 14,6 Prozent,<br />
der Zusatzbeitrag bei 1,3 Prozent.<br />
Beides zahlen je zur Hälfte er<br />
selbst und die Rentenversicherung,<br />
sodass ihm nochmal 100 Euro abgezogen<br />
werden. Weil er keine<br />
Kinder hat, beträgt sein Beitrag<br />
zur Pflegeversicherung 3,4 Prozent.<br />
Es werden nochmals 43 Euro<br />
abgezogen. Seine Nettorente beträgt<br />
nun 1075,20 Euro.<br />
Nicht jedes Jahr werden die Renten<br />
erhöht. In manchen Jahren gibt<br />
es sogar Nullrunden. Steigt die<br />
Inflation stärker, als sich die Renten<br />
entwickeln, sinkt die Kaufkraft<br />
der Rentnerinnen und Rentner.<br />
Das kann für Bezieher von niedrigen<br />
Renten dramatisch sein, wie es<br />
aktuell der Fall ist. Denn den stark<br />
gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen<br />
kann man sich<br />
schlecht entziehen. So sind die<br />
Rentenerhöhungen zum 1. Juli<br />
dieses Jahres (West 5,35 Prozent,<br />
Ost 6,12 Prozent) bei einer Inflationsrate<br />
von 7,9 Prozent (Stand:<br />
August <strong>2022</strong>) mittlerweile komplett<br />
verpufft.Annette Liebmann<br />
Renteninfo gibt es<br />
bald digital<br />
Die Renteninformationen wird es<br />
bald online geben: Ende des Jahres<br />
soll ein neues Portal in den<br />
Probebetrieb gehen.<br />
Mit der digitalen Rentenübersicht<br />
sollen Bürgerinnen und Bürger<br />
künftig mit einem Mausklick<br />
den Überblick über sämtliche Altersvorsorgen<br />
erhalten. Neu ist,<br />
dass auf dem Portal nicht nur die<br />
gesetzliche, sondern auch betriebliche<br />
und private Alterssicherungen<br />
abgerufen werden können. Die<br />
Probephase läuft ein Jahr. Ende<br />
2023 soll das Portal dann offiziell<br />
in Betrieb gehen.<br />
ali<br />
21 RHPfalz<br />
Allgemein
22 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Verbraucher<br />
Worüber niemand gern spricht<br />
Obwohl viele Menschen an Inkontinenz leiden, ist es ein Tabu. Dabei gibt es Behandlungsmöglichkeiten<br />
Circa zehn Millionen Menschen in<br />
Deutschland leiden an Harninkontinenz.<br />
Die Dunkelziffer ist hoch. Es<br />
sind Frauen und Männer, Jüngere<br />
und Ältere. Sie alle fühlen sich in<br />
ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt.<br />
Über ihre Blasenschwäche sprechen<br />
wollen nur ganz wenige:<br />
Mehr als 60 Prozent der Patientinnen<br />
und Patienten schämen sich so<br />
sehr, dass sie sich nicht einmal<br />
engsten Familienangehörigen anvertrauen<br />
wollen. Das hat eine<br />
Befragung unter Medizinerinnen<br />
und Medizinern ergeben. Einige<br />
verzichten sogar auf Hilfsmittel,<br />
weil ihre Scham zu groß ist. Stattdessen<br />
ziehen sie sich immer weiter<br />
zurück und isolieren sich. Manche<br />
werden depressiv, viele kämpfen<br />
mit Problemen in der Partnerschaft.<br />
Doch es gibt Hilfe.<br />
Verschiedene Formen<br />
Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz<br />
oder Mischformen<br />
aus beiden treten am häufigsten<br />
auf. Bei der Belastungsinkontinenz<br />
kann es passieren, dass etwa<br />
beim Husten, Niesen oder<br />
Lachen ungewollt Urin abgeht.<br />
Sie betrifft vor allem Frauen, deren<br />
Beckenbodenmuskulatur<br />
geschwächt ist.<br />
Die Dranginkontinenz kann bei<br />
neurologischen Erkrankungen,<br />
aber auch bei einer Vergrößerung<br />
der Prostata beim Mann auftreten.<br />
Ein Beckenbodentraining kann bei einer Harninkontinenz helfen.<br />
Schon kleine Mengen Urin in der<br />
Harnblase führen zu einem plötzlichen<br />
und dringenden Bedürfnis,<br />
Wasser zu lassen.<br />
Wer Blasenprobleme hat, sollte<br />
sich einer Ärztin oder einem Arzt<br />
anvertrauen. Das können die<br />
Haus ärztin oder der Hausarzt,<br />
eine Gynäkologin oder ein Urologe<br />
sein. Oft reicht schon ein Gespräch<br />
und eine körperliche Untersuchung,<br />
um eine Therapie zu empfehlen.<br />
Diese kann das Leiden<br />
lindern, manchmal auch heilen.<br />
Die Ärztin oder der Arzt werden<br />
zur gründlichen Anamnese viele<br />
Fragen stellen: Wie oft müssen Sie<br />
Wasser lassen und wie viel? Haben<br />
Sie Schmerzen oder das Gefühl,<br />
dass die Blase nicht vollständig<br />
entleert ist? In welchen Situationen<br />
kommt es zum unfreiwilligen<br />
Urinabgang? Nehmen Sie Medikamente,<br />
oder haben Sie andere Erkrankungen?<br />
Wer sich auf die Fragen vorbereiten<br />
möchte, führt drei Tage lang<br />
ein Trink- und Blasenprotokoll. Es<br />
Foto: imago/Westend61<br />
wird auch Miktionstagebuch genannt.<br />
Hier erfasst man Trinkgewohnheiten,<br />
Toilettengänge und<br />
besondere Vorkommnisse.<br />
Es folgt eine körperliche Untersuchung,<br />
die die äußeren Genitalien<br />
und den Enddarm einschließt.<br />
In manchen Fällen können weitere<br />
Analysen sinnvoll sein: eine Urinuntersuchung,<br />
Röntgen, Ultraschall<br />
oder eine Blasenspiegelung.<br />
Therapie<br />
Die Therapieansätze hängen<br />
davon ab, wie stark die Harninkontinenz<br />
ausgeprägt ist. Es gibt<br />
ein breites Behandlungsspektrum:<br />
Blasen- oder Beckenbodentraining,<br />
Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion,<br />
Medikamente bis<br />
hin zu operativen Eingriffen.<br />
Passende Hilfsmittel können<br />
Sicherheit im Alltag bieten: Sogenannte<br />
„Pants“ – Inkontinenzunterhosen<br />
– lassen sich wie normale<br />
Unterwäsche anziehen. Vorlagen<br />
trägt man in einer Netz- oder Unterhose.<br />
Auch Windelhosen, die<br />
sich mit Klett- oder Haftstreifen<br />
schließen lassen, sind eine Option.<br />
Betroffene sollten sich beraten<br />
lassen und ausprobieren, womit sie<br />
am besten zurechtkommen.<br />
Wer eine Beratungsstelle oder<br />
ein zertifiziertes Kontinenz- und<br />
Beckenbodenzentrum sucht, findet<br />
eine Liste auf der Webseite der<br />
Deutschen Kontinenzgesellschaft:<br />
www.kontinenz-gesellschaft.de.<br />
<br />
Kristin Enge<br />
Kostenübernahme<br />
Die gesetzliche Krankenkasse<br />
übernimmt die Kosten für Inkontinenzhilfen<br />
wie Windelhosen<br />
und aufsaugende Vorlagen unter<br />
bestimmten Voraussetzungen:<br />
• Es liegt eine mindestens mittelgradige<br />
Harn- oder Stuhlinkontinenz<br />
vor.<br />
• Das Hilfsmittel muss ärztlich<br />
verordnet werden.<br />
• Es ist im Hilfsmittelverzeichnis<br />
gelistet. Ist es das nicht, muss<br />
es erst beantragt und genehmigt<br />
werden.<br />
Die Verordnung müssen Sie bei<br />
einem Vertragspartner Ihrer<br />
Krankenkasse einlösen. Das<br />
kann ein Lieferservice, ein Sanitätshaus<br />
oder eine Apotheke<br />
sein. Diese sind verpflichtet, Sie<br />
zu beraten und Ihnen zu helfen,<br />
das für Sie passende Produkt zu<br />
finden. Eine Kontaktliste erhalten<br />
Sie bei Ihrer Krankenkasse.<br />
Es wird eine Zuzahlung fällig,<br />
und zwar in Höhe von zehn Prozent<br />
oder maximal zehn Euro der<br />
Kosten für den Monatsbedarf.<br />
Besteht der Bedarf dauerhaft für<br />
eine längere Zeit, kann der Arzt<br />
eine Dauerverordnung ausstellen.<br />
Aus medizinischen Gründen<br />
kann er auch größere Mengen<br />
als den vorgegebenen Monatsbedarf<br />
oder ein besonderes<br />
Produkt verordnen.<br />
Brauchen Sie Hilfe bei einem<br />
Antrag oder Widerspruch, unterstützt<br />
Sie der VdK vor Ort gerne.<br />
Moderne Fernseher sind oft kompliziert<br />
Für Seniorinnen und Senioren gibt es nützliche Hilfsmittel<br />
Bunte Putzteufel<br />
Mikrofaser hat neben Vorteilen auch Nachteile<br />
Die Fernbedienung hat winzige<br />
Tasten, der Ton ist kaum zu verstehen,<br />
und für die Erstinstallation<br />
wird ein Fachmann gebraucht.<br />
Moderne Fernseher können viele<br />
ältere Menschen überfordern.<br />
Neue, sogenannte „smarte“ TV-<br />
Geräte können weit mehr, als nur<br />
Nachrichten oder Filme ausstrahlen.<br />
Man kann mit ihnen über<br />
Apps streamen, die Mediatheken<br />
nutzen oder im Internet surfen.<br />
Doch all das muss zuvor erst eingerichtet<br />
werden. Viele Seniorinnen<br />
und Senioren lassen sich von<br />
ihren technisch versierten Enkelinnen<br />
oder Enkeln helfen, während<br />
andere an der Technik fast<br />
verzweifeln.<br />
Doch es gibt Fachhändler, die<br />
die Ersteinrichtung übernehmen.<br />
Darauf weist die Stiftung Warentest<br />
hin und rät, diesen Service<br />
gegen einen Aufpreis zu nutzen.<br />
Dann können unzufriedene Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher<br />
zudem von ihrem Reklamationsrecht<br />
Gebrauch machen. Das kann<br />
wichtig sein, „wenn der Einrichtungsservice<br />
den Fernseher nicht<br />
so einstellt wie gewünscht, eine<br />
Funktion fehlt oder die Betroffenen<br />
mit der Technik nicht zurechtkommen“,<br />
sagt Danielle Leven,<br />
Projektleiterin bei Stiftung Warentest.<br />
Man sollte sich nicht scheuen,<br />
solange zu reklamieren, bis alle<br />
Einstellungen passen.<br />
Manchmal machen Älteren aber<br />
auch der Ton oder die kleinen Tasten<br />
auf der Fernbedienung zu<br />
schaffen. Hier gibt es Hilfsmittel.<br />
Leven nennt Kopfhörer, Hörverstärker<br />
oder Fernbedienungen, die<br />
die Stiftung Warentest geprüft hat.<br />
Fernsehen macht Freude, bietet Information und Unterhaltung – doch nur,<br />
wenn man mit dem Gerät gut zurechtkommt. <br />
Foto: imago/Shotshop<br />
Einfache Universalfernbedienungen<br />
haben wenige, große Tasten,<br />
die leichter zu bedienen sind.<br />
Hörverstärker können tiefe und<br />
hohe Töne verstärken oder abschwächen<br />
und Nebengeräusche<br />
mindern. Mit Kopfhörern lässt sich<br />
die Lautstärke so einstellen, dass<br />
der Ton gut zu verstehen ist, aber<br />
andere sich nicht gestört fühlen.<br />
Große Vielfalt<br />
Doch das Angebot ist unübersichtlich<br />
und groß. „Hier die Spreu<br />
vom Weizen zu trennen, ist schwierig“,<br />
sagt Leven. Deshalb sei es<br />
sinnvoll, sich beraten zu lassen und<br />
die Hilfsmittel ebenso wie das TV-<br />
Gerät im Fachhandel zu kaufen.<br />
Wichtig sei es, sich bei der Entscheidung<br />
Zeit zu lassen und sich<br />
gut zu informieren. Wer ein passendes<br />
Produkt finden möchte,<br />
sollte vergleichen und sich Vorund<br />
Nachteile genau ansehen. Es<br />
kann helfen, sich von einer zweiten<br />
Person begleiten zu lassen, die sich<br />
etwas auskennt.<br />
Oft empfehlen Bekannte ein<br />
bestimmtes Produkt. Doch Leven<br />
rät davon ab, dieses einfach zu<br />
kaufen: „Nicht alles, was andere<br />
gut finden, ist auch für einen<br />
selbst geeignet: Das Hören ist individuell<br />
sehr unterschiedlich.“<br />
Sie empfiehlt, das Hilfsmittel vor<br />
dem Kauf auszuprobieren. So findet<br />
man am besten heraus, ob es<br />
gut zu den eigenen Bedürfnissen<br />
passt.<br />
Kristin Enge<br />
Inzwischen sind sie in jedem Haushalt<br />
zu finden: Mikrofasertücher.<br />
Sie lassen sich feucht und trocken<br />
verwenden und reinigen gut. Doch<br />
sind sie so viel besser als die Alternativen?<br />
Gläser polieren, Bad putzen,<br />
Staub wischen – alles ist mit den<br />
bunten Tüchern möglich. Die guten<br />
Putzeigenschaften verdanken<br />
sie den kleinen Fasern, aus denen<br />
sie bestehen. Dabei handelt es sich<br />
um viele winzige Polyester- und<br />
Polyamidfasern, die nur wenige<br />
Mikrometer dünn sind. Sie sorgen<br />
für eine große Oberfläche.<br />
Die Tücher sind robust und fusseln<br />
nicht. Schmutz lässt sich gut<br />
mit den gröberen Fasern entfernen.<br />
Sind sie dagegen weich und flauschig,<br />
eignen sie sich besonders gut<br />
zum Trocknen und Polieren.<br />
Stumpfe Oberflächen<br />
Mikrofasertücher gibt es in vielen<br />
Farben und Varianten.<br />
Doch Vorsicht: Auf mancher<br />
Oberfläche wirken die Tücher mit<br />
der Zeit wie Schmirgelpapier. Auf<br />
Kunststoffbrillengläsern, Hochglanzfronten,<br />
Spiegeln, geölten<br />
und gewachsten Holzoberflächen<br />
können sie Kratzspuren hinterlassen.<br />
Auch bei Bade- und Duschwannen<br />
aus Acryl oder Fernsehern<br />
sollte man besser auf andere Materialien<br />
zurückgreifen.<br />
Vor dem ersten Gebrauch sollten<br />
die Tücher gewaschen werden: am<br />
besten bei 60 Grad Celsius. Da sie<br />
Fasern aus anderen Stoffen anziehen<br />
wie ein Magnet, steckt man sie<br />
besser separat oder in einem Säckchen<br />
in die Maschine. Sonst können<br />
sie später fusseln. Auch Weichspüler<br />
kann die Reinigungswirkung<br />
beeinträchtigen.<br />
Beim Waschen kann Mikroplastik<br />
über das Abwasser in die Umwelt<br />
gelangen. Das lässt sich mit<br />
Waschbeuteln verhindern: Hier<br />
lagern sich die Fasern ab und müssen<br />
später entfernt und im Restmüll<br />
entsorgt werden.<br />
Wer deswegen ganz auf Mikrofaser<br />
verzichten möchte, kann<br />
stattdessen alte Frottee-Handtücher<br />
zu Putzlappen zerschneiden.<br />
Da sie aus Baumwolle bestehen,<br />
sind sie besonders saugfähig und<br />
reinigen fast genauso gut. ken<br />
Foto: imago/Panthermedia<br />
22 RHPfalz<br />
Allgemein
Ratgeber<br />
Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />
23<br />
Kleine Fluchten<br />
Was kann das Leben einfach schöner machen? Wir haben in der Redaktion nachgefragt<br />
Es gibt wunderbare kleine, selbst<br />
geschaffene Momente, die den<br />
Alltag für einen Augenblick ausknipsen.<br />
Diese Rituale sind wichtig.<br />
Denn wer sich solche bewussten<br />
Mini-Auszeiten gönnt, kehrt gestärkt<br />
ins Hier und Jetzt zurück. Wir<br />
wollten von unserem Redaktionsteam<br />
wissen: „Was sind deine<br />
einfachen Freuden?“<br />
Wäsche im Wind<br />
„Ich liebe den Anblick von bunten<br />
Kleidungsstücken, die auf einer<br />
Wäscheleine im Wind mit Klammern<br />
gebändigt werden. Das Wäscheaufhängen<br />
draußen ist für<br />
mich wie eine kleine Meditation.<br />
Ich schüttle mein Lieblingsshirt<br />
sorgfältig zurecht, suche schonende<br />
Klammern für ein flauschiges<br />
Handtuch und fahnde mit Hingabe<br />
nach vermisst gemeldeten Sockenpartnern.<br />
Wenn Wäsche draußen<br />
trocknet, bekommt sie, finde ich,<br />
einen Extra-Duft nach Sonne und<br />
Wiese. Ich schwöre, dass ich weiß,<br />
wenn ich in einem frisch bezogenen<br />
Bett liege, ob dessen Bettzeug<br />
im Wind flattern durfte oder in den<br />
Trockner gesteckt wurde.“<br />
<br />
Bettina Schubarth<br />
Urlaub im Wald<br />
„Ich bin vor knapp fünf Jahren<br />
an den Stadtrand gezogen und<br />
habe es seither nicht weit in den<br />
Wald. Mit dem Fahrrad sind es<br />
15 Minuten, zu Fuß etwa eine<br />
Dreiviertelstunde. Stundenlange<br />
Spaziergänge und Radtouren<br />
durch dieses riesige Waldstück<br />
gehören seither zum Schönsten,<br />
was ich mir vorstellen kann. Im<br />
Sommer ist es dort herrlich kühl,<br />
im Herbst gehe ich in die Pilze, im<br />
Winter sammle ich Tannenzweige,<br />
und im Frühling freue ich mich,<br />
dass die Natur wieder erwacht.<br />
Manchmal begleitet mich eine<br />
Freundin, oft gehe ich allein und<br />
freue mich über die Ruhe und das<br />
Vogelgezwitscher. In meinem Urlaub<br />
bin ich 50 Kilometer durch<br />
diesen Wald gefahren, ohne auf<br />
Selbstvergessen das Einfache genießen. Von Kindern können wir viel über<br />
das kleine Glück lernen. Foto: picture alliance/Shotshop/Monkey Business 2<br />
eine Ortschaft zu stoßen, um eine<br />
Freundin zu besuchen. Bei ihr habe<br />
ich dann übernachtet und bin<br />
am nächsten Tag entlang des Flusses<br />
wieder heimgeradelt. Wenn ich<br />
in der Natur bin, fühle ich mich<br />
glücklich und eins mit der Welt.“<br />
<br />
Annette Liebmann<br />
Mein Park<br />
„Eine große Runde durch meinen<br />
geliebten Babelsberger Park in<br />
Potsdam tut mir so gut. Wenn ich<br />
eines der Pförtnertore durchquert<br />
habe, genieße ich jeden meiner<br />
Schritte. Am liebsten mag ich die<br />
Runde entlang am Wasser und<br />
später hoch zum Schloss, wo sich<br />
ein wunderbarer Blick zur Glienicker<br />
Brücke bietet. Der Park erfindet<br />
sich jedes Mal neu für mich,<br />
jedes Mal sieht er anders aus. Im<br />
Frühling treiben die Bäume aus im<br />
frischesten Grün, das ich mir vorstellen<br />
kann. Im Sommer spendet<br />
mir eine alte Buche Schatten. Im<br />
Herbst blicke ich vom Schloss<br />
durch buntes Laub bis hinunter<br />
zum Wasser – wie im berühmten<br />
‚Indian Summer‘ in Kanada. Und<br />
im Winter liegt bei Schnee eine<br />
ganz bezaubernde Stille über meinem<br />
Park.“ Kristin Enge<br />
Tauschen und plauschen<br />
„Von meinem Zimmerfenster aus<br />
blicke ich auf ein kleines, leuchtend<br />
blau angestrichenes Holzhäuschen.<br />
Der Umsonstschrank<br />
Bogenhausen, der im Februar 2020<br />
eröffnet worden ist, lädt Jung und<br />
Alt dazu ein, Krimskrams abzugeben<br />
oder mitzunehmen. Das Prinzip:<br />
tauschen und plauschen. Die<br />
ehrenamtliche Initiative hat sich<br />
nämlich schnell zu einem Nachbarschaftstreff<br />
entwickelt. Jeder<br />
hat schon mal kleine Schätze im<br />
Regal entdeckt. So hat mir die<br />
Lektüre des Romans „Jane Eyre“<br />
einen Urlaub versüßt. Doch auch<br />
Kuriositäten wie eine hässliche<br />
Schale, die aus einer Musikplatte<br />
aus Vinyl geformt worden war,<br />
bieten amüsanten Gesprächsstoff.<br />
Gebe ich selbst etwas Liebgewonnenes<br />
dort ab, hinterlasse ich gerne<br />
eine kleine handgeschriebene<br />
Nachricht. Wieso hat mir das Ding<br />
etwas bedeutet? Ist mein Trödelstück<br />
dann fort, breitet sich ein<br />
wohlig warmes Gefühl in mir aus.<br />
Ich stelle mir vor, dass der Finder<br />
oder die Finderin damit Freude<br />
haben wird und die Reise des Gegenstands<br />
weitergeht – und nicht<br />
im Müll endet.“<br />
<br />
Elisabeth Antritter<br />
Nahrung für die Seele<br />
„Ich habe sie selbst gesät: die<br />
Wiesenblumenmischung auf dem<br />
Balkon. Mein Überraschungsmix.<br />
Die Blüten leuchten dem Frühherbst<br />
entgegen. Jeden Tag freue<br />
ich mich, wenn Insekten sie ansteuern.<br />
Nahrung für die Bienen,<br />
Nahrung für meine Seele.“<br />
<br />
Sabine Kohls<br />
Tiere auf dem Weg<br />
„Wenn ich durch unser Wohnviertel<br />
schlendere, wandert mein<br />
Blick durch Bäume, Gärten, Wiesen.<br />
Schöne Blüten oder verwinkelte<br />
Äste schaue ich mir näher an<br />
und mache manchmal auch ein<br />
Foto. Die schönste Abwechslung<br />
sind Tiere wie Vögel, Hunde oder<br />
meine Lieblinge, Eichhörnchen.<br />
Wenn diese Kletter- und Sprungwunder<br />
einen Stamm hochjagen,<br />
von Ast zu Ast springen und die<br />
Schwerkraft vergessen lassen, bin<br />
ich jedes Mal begeistert von unserer<br />
Natur. Zwischenzeitlich hatte<br />
ich sogar das Gefühl, ein Eichhörnchen<br />
mag mich besonders.<br />
Denn ich habe es immer wieder<br />
gesehen.“ Sebastian Heise<br />
Dem Glück<br />
auf der Spur<br />
Jeder Mensch hat die Chance, sein<br />
ganz persönliches Glück zu finden.<br />
Aus therapeutischen Zusammenhängen<br />
ist das Konzept der „Achtsamkeit“<br />
bekannt. Ein einfaches<br />
und effektives Mittel für alle, die<br />
ihrer Lebensfreude auf die Spur<br />
kommen wollen, ist ein „Glückstagebuch“.<br />
Morgens fährt die Bahn vor der<br />
Nase weg, die Kaffeemaschine im<br />
Büro ist kaputt, der Regen ruiniert<br />
die neuen Schuhe, beim Bäcker<br />
sind die Lieblingssemmeln ausverkauft<br />
und abends liegt eine Mahnung<br />
im Postkasten. Ein verkorkster<br />
Tag? Nein, denn da waren das<br />
qietschend lachende Kind beim<br />
Warten auf die nächste Bahn, die<br />
rote Blume, die jemand an den<br />
Zaun gesteckt hat, und die Nachbarin,<br />
die das Paket angenommen<br />
hat. Das sind die drei Momente,<br />
die heute Abend in das Glückstagebuch<br />
eingetragen werden.<br />
Die Wirkung des Aufschreibens<br />
ist verblüffend, wie Studien aus der<br />
Behandlung von Menschen mit<br />
Depressionen belegen. Die Notizen<br />
zu Dankbarkeit, eigenen guten<br />
Taten und positiven Erlebnissen<br />
tragen nachweislich zur Stimmungsaufhellung<br />
und Stabilisierung<br />
in schwierigen Lebenslagen<br />
bei. Nach etwa zwei Wochen setzt<br />
dieser Effekt ein. Durch das Aufschreiben<br />
verschiebt sich offenbar<br />
die Wahrnehmung. Statt nur das<br />
Negative zu sehen, pickt sich der<br />
oder die Glücksuchende die angenehmen<br />
Dinge heraus.<br />
Die Welt ist schön<br />
Unwichtig ist, wie ausführlich<br />
diese Einträge sind, auch das haben<br />
Psychologinnen und Psychologen<br />
herausgefunden. Wichtig ist,<br />
dass die rosa Schreibbrille regelmäßig<br />
aufgesetzt wird. So kann<br />
das Führen eines Glückstagebuchs<br />
abends auf dem Sofa oder morgens<br />
beim Kaffee selbst zu einem Ritual<br />
werden. Noch ein Effekt: An wirklich<br />
miesen Tagen hilft das Blättern<br />
im Glückstagebuch, sich daran<br />
zu erinnern, dass die Welt eigentlich<br />
ganz schön ist. bsc<br />
Nutri-Score trägt zu gesunder Ernährung bei<br />
Studie: Kennzeichnung wirkt irreführenden Herstellerangaben entgegen<br />
Pünktlich zahlen<br />
Rundfunkbeitrag im Dauerauftrag ist sinnvoll<br />
Der Nutri-Score hilft Konsumenten<br />
beim Erkennen von Lebensmitteln<br />
mit geringem Nährwert und trägt<br />
so zu einer gesünderen Ernährung<br />
bei. Das berichten Wissenschaftlerinnen<br />
der Universität Göttingen,<br />
die für eine Studie mehr als 1000<br />
Menschen befragt haben.<br />
Das Nährwertkennzeichen<br />
Nutri-Score bewertet bei einem<br />
Lebensmittel die Menge an Zucker,<br />
Fett, Salz, Ballaststoffen,<br />
Proteinen oder Anteilen an Obst<br />
und Gemüse pro 100 Gramm. Der<br />
daraus gebildete Gesamtwert wird<br />
auf einer fünfstufigen Skala abgebildet:<br />
von „A“ auf dunkelgrünem<br />
Feld für die günstigste Bilanz über<br />
ein gelbes „C“ bis zum roten „E“<br />
für den ungünstigsten Nährwert.<br />
Für eine Studie der Georg-<br />
August-Universität Göttingen über<br />
die Wirkung des Labels auf das<br />
Einkaufsverhalten wurden 1103<br />
Der Nutri-Score ist auf vielen Lebensmittelverpackungen<br />
zu finden.<br />
Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress<br />
deutschen Teilnehmenden online<br />
drei verschiedene handelsähnliche<br />
Produkte gezeigt. Diese waren jeweils<br />
entweder mit Nutri-Scoreoder<br />
Unternehmensangaben bedruckt,<br />
die den Zuckergehalt angaben.<br />
Die Teilnehmer hielten<br />
Produkte mit Unternehmensinformationen<br />
zu einem reduzierten<br />
Zuckergehalt für gesünder, als sie<br />
tatsächlich waren. Bei den zusätzlich<br />
mit dem Nutri-Score bedruckten<br />
Lebensmitteln war das nicht<br />
der Fall. Der Nutri-Score wirkte<br />
demnach einer Irreführung durch<br />
die Unternehmen über den Nährwert<br />
entgegen. Der Vergleich der<br />
Nutri-Score-Angaben funktioniert<br />
nur für Lebensmittel innerhalb<br />
einer bestimmten Produktkategorie<br />
miteinander – also Tiefkühlpizzen<br />
mit Tiefkühlpizzen oder Schokomüsli<br />
mit Früchtemüsli.<br />
Seit der Einführung der Kennzeichnung<br />
im November 2020 haben<br />
sich bis Mitte August rund 310<br />
deutsche Unternehmen mit rund<br />
590 Marken für den Nutri-Score<br />
freiwillig registriert, teilt das Bundesernährungsministerium<br />
mit.<br />
<br />
Jörg Ciszewski<br />
Wer seinen Beitrag für Hörfunk und<br />
Fernsehen bisher einmal im Quartal<br />
überwiesen hat, muss aufpassen:<br />
Der Beitragsservice, früher die<br />
GEZ, stellt den Versand von Zahlungsaufforderungen<br />
ein.<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
müssen nun selbst daran<br />
denken, das Geld rechtzeitig zu<br />
zahlen. Sonst können Säumniszuschläge<br />
fällig werden. Am einfachsten<br />
geht dies, wenn Betroffene<br />
einen Dauerauftrag bei ihrer<br />
Bank einrichten oder das SEPA-<br />
Lastschriftverfahren nutzen. Sie<br />
können das Geld auch überweisen.<br />
Darauf weist der Verbraucherservice<br />
Bayern hin.<br />
Der Beitragsservice hat angekündigt,<br />
dass alle Quartalszahlerinnen<br />
und -zahler über diese<br />
Umstellung informiert werden<br />
sollen. Diejenigen, die ihren Beitrag<br />
halbjährlich oder jährlich<br />
Gebühren müssen rechtzeitig beim<br />
Beitragsservice eingehen.<br />
zahlen, sind nicht betroffen. Für<br />
sie ändert sich nichts.<br />
Ziel ist es, Ressourcen zu sparen.<br />
Deshalb sollen die Zahlerinnen<br />
und Zahler zukünftig nur noch bei<br />
wichtigen Änderungen kontaktiert<br />
werden.<br />
ken<br />
Foto: imago/Future Image<br />
23 RHPfalz<br />
Allgemein
24 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Unterhaltung<br />
Der Furchtlose<br />
Günter Wallraff wird 80 Jahre<br />
Er geht genau dorthin, wo andere<br />
nicht einmal hinschauen wollen.<br />
Mit seinen Undercover-Einsätzen<br />
deckt Günter Wallraff seit Jahrzehnten<br />
soziale Missstände auf.<br />
Am 1. <strong>Okt</strong>ober wird er 80 Jahre alt.<br />
Günter Wallraff ist überzeugt:<br />
Wenn man zeigt, was im Land<br />
schiefläuft, kann man es verbessern.<br />
„Öffentlichkeit ist der Sauerstoff<br />
in einer Demokratie“, sagte er<br />
in einem WDR-Interview im Dezember<br />
2021. Der damals 79-Jährige<br />
berichtete von einer durchfrorenen<br />
Nacht, die er in der Nähe des<br />
Kölner Hauptbahnhofs mit mehreren<br />
Obdachlosen verbracht hatte.<br />
Mit dieser Aktion knüpfte er an<br />
seine ZDF-Reportage „Unter Null“<br />
im Jahr 2008 an. Damals lebte er<br />
einige Zeit auf der Straße, als<br />
„Penner“ erkannte ihn niemand.<br />
Sein Recherchestil – getarnt in<br />
fremden Rollen und gut verkleidet<br />
in soziale Brennpunkte zu gehen,<br />
um darüber zu berichten – hat es<br />
in Schweden sogar zu einem Eintrag<br />
ins Wörterbuch geschafft:<br />
„wallraffing“. Nicht allen gefällt<br />
seine radikale Herangehensweise.<br />
Immer wieder muss Wallraff sich<br />
juristisch auseinandersetzen, da<br />
geht es um den Verrat von Firmengeheimnissen<br />
oder um Verletzung<br />
von Persönlichkeitsrechten.<br />
Er verfolgt jedoch unbeirrt seine<br />
Projekte, auch wenn es für ihn<br />
schon mehr als einmal lebensgefährlich<br />
war. Seit 2012 betreut er<br />
Günter Wallraff<br />
das Format „Team Wallraff“ auf<br />
RTL. Bei diesen Undercover-Reportagen<br />
wurden beispielsweise<br />
schon krasse Missstände in Pflegeeinrichtungen<br />
aufgedeckt.<br />
Bekannt wurde Wallraff, als er<br />
1977 seine Erlebnisse als Journalist<br />
„Hans Esser“ in der Bild-Zeitungsredaktion<br />
veröffentlichte. Mit<br />
„Ganz unten“, seiner Recherche als<br />
Gastarbeiter „Ali,“ gelang ihm<br />
1983 bislang der größte Erfolg:<br />
Kein Sachbuch in Deutschland<br />
hatte seit 1945 so hohe Auflagen.<br />
Wallraff lebt in Köln, wo er auch<br />
schon den verfolgten Schriftsteller<br />
Salman Rushdie untertauchen<br />
ließ. Als passionierter Tischtennisspieler<br />
liefert er sich öfter Duelle<br />
mit Bundesgesundheitsminister<br />
Karl Lauterbach. <br />
bsc<br />
Foto: picture alliance/Henning Kaiser<br />
24 RHPfalz<br />
Allgemein