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RhPfalz_Okt_2022

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Sozialverband VdK<br />

Rheinland-Pfalz<br />

76. Jahrgang<br />

<strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

THEMEN<br />

Hintergrund<br />

Die Vergessenen der<br />

autofreien Städte Seite 3<br />

Politik<br />

Hält das Bürgergeld,<br />

was es verspricht? Seite 4<br />

Gesundheit<br />

Die richtige Pflege für<br />

die Haut im Alter Seite 9<br />

VdK-TV<br />

Wenn die Kasse eine<br />

Therapie verweigert Seite 12<br />

Ratgeber<br />

Alles Wichtige zur<br />

Renteninformation Seite 21<br />

In Hamburg gingen im August Rentnerinnen und Rentner für die Energiepreispauschale auf die Straße.<br />

Foto: picture alliance<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

Menschen mit Behinderung<br />

arbeiten im Weinbau Seite 13<br />

Hilfe für Rentnerinnen und Rentner<br />

Großer Erfolg für den VdK – Drittes Entlastungspaket erfüllt viele Forderungen des Sozialverbands<br />

SEITE 5<br />

So hilft der VdK<br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

Zwei Jahre musste der VdK für<br />

sein Mitglied vor dem Sozialgericht<br />

kämpfen, bis das Jobcenter<br />

ihm endlich eine Weiterbildung<br />

zum Heilpraktiker bewilligte. Das<br />

Amt stellte sich quer, obwohl der<br />

59-Jährige nachweisen konnte,<br />

dass er nach dem Kurs eine<br />

Festanstellung bekommt.<br />

Die Ampel-Koalition will mit Maßnahmen<br />

in Höhe von 65 Milliarden<br />

Euro die Menschen in Deutschland<br />

finanziell entlasten. Es soll vor allem<br />

jenen geholfen werden, die bislang<br />

zu kurz kamen oder leer ausgingen.<br />

22 Stunden lang zogen sich die<br />

Verhandlungen am ersten Septemberwochenende<br />

hin. Am Ende stand<br />

ein Paket, das so manche überraschte<br />

– auch den Sozialverband VdK.<br />

SPD, Grüne und FDP präsentierten<br />

ein Bündel an Maßnahmen, dessen<br />

Volumen nicht nur höher ausfiel als<br />

die beiden vorangegangenen Pakete<br />

zusammen – 65 Milliarden Euro. Es<br />

legte diesmal auch den Fokus vor<br />

allem auf diejenigen, die Hilfe am<br />

dringendsten benötigen.<br />

In den ersten beiden Paketen waren<br />

Rentnerinnen und Rentner leer<br />

ausgegangen, diesen Fehler korrigierte<br />

die Regierung nun: Noch in<br />

diesem Jahr sollen auch sie die<br />

300-Euro-Energiepreispauschale<br />

bekommen. „Das ist ein großer Erfolg<br />

für den VdK“, sagt Präsidentin<br />

Verena Bentele. Der VdK hatte seit<br />

Monaten für diese Pauschale gekämpft<br />

und gedroht, gegen die Ungleichbehandlung<br />

von Rentnerinnen<br />

und Rentnern zu klagen, sollten<br />

sie nicht auch 300 Euro erhalten.<br />

„Die angekündigte Klage werden<br />

wir nun nicht weiter verfolgen“, sagt<br />

Bentele.<br />

Eingesetzt hatte sich der VdK<br />

auch dafür, dass große Konzerne,<br />

die von der Energiekrise profitieren,<br />

Zufallsgewinne zusätzlich versteuern<br />

müssen. Obwohl sich die FDP<br />

dagegen lange gesträubt hatte, will<br />

die Regierung damit nun tatsächlich<br />

einen vergünstigten Basis-Strom-<br />

Tarif finanzieren. „Von diesem werden<br />

Geringverdiener und Bedürftige<br />

überproportional stark profitieren,<br />

da ihr Verbrauch meist deutlich<br />

geringer ist als der von Besserverdienenden“,<br />

sagt Bentele. Alles, was<br />

über ein Basis-Kontingent an Strom<br />

hinaus verbraucht wird, muss nach<br />

dieser Regelung dann mit einem<br />

höheren Preis bezahlt werden.<br />

Den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln,<br />

sei zudem eine wichtige<br />

und gute Maßnahme, lobt Bentele,<br />

denn der Strompreis wäre sonst ins<br />

Unermessliche gestiegen. „Es fehlen<br />

allerdings ein Gaspreisdeckel sowie<br />

Lösungen für Menschen, die mit<br />

anderen Energieträgern wie Heizöl<br />

oder Pellets heizen“, kritisiert sie.<br />

Der VdK begrüßt, dass das Wohngeld<br />

auf zwei Millionen Berechtigte<br />

ausgeweitet werden soll. In welchem<br />

Maße oder wie genau der Empfängerkreis<br />

aussehen wird, ist noch<br />

nicht bekannt. Nur dass neben den<br />

Geringverdienern auch Rentnerinnen<br />

und Rentner von der Wohngeldreform<br />

profitieren sollen.<br />

Oberstes Ziel müsse es nun sein,<br />

dass alle, die einen Anspruch auf<br />

Wohngeld haben, dieses auch beantragen<br />

und dass die Anträge<br />

dann schnell bearbeitet werden,<br />

sagt Bentele. An beidem hapert es<br />

bislang noch. Bentele fordert daher<br />

eine Aufklärungskampagne zum<br />

Wohngeld: „Es muss dringend<br />

mehr und besser informiert und<br />

beraten werden.“<br />

Sinnvoll ist aus Sicht des VdK<br />

zudem, dass in der Heizperiode von<br />

September bis Dezember <strong>2022</strong> einmalig<br />

ein weiterer Heizkostenzuschuss<br />

zum Wohngeld geplant ist.<br />

Anschließend soll dieser dauerhaft<br />

darin integriert werden. Auch das<br />

hat der VdK schon lange gefordert.<br />

Der Erfolg der Entlastung werde<br />

sich allerdings daran messen, ob ein<br />

Deckel für die Gas- und Strompreise<br />

kommt. „Sonst wird es weitere<br />

Entlastungspakete geben müssen“,<br />

sagt Bentele. Heike Vowinkel<br />

Lesen Sie mehr zu den geplanten<br />

Entlastungen auf Seite 2, 3 und 4<br />

Es darf mehr hinzuverdient werden<br />

Neue Regelungen für Früh- sowie EM-Rentnerinnen und -Rentner gelten ab 2023<br />

Das Bundesarbeitsministerium will den<br />

Hinzuverdienst für Bezieher von Früh- und<br />

Erwerbsminderungsrenten neu regeln.<br />

Wer Früh- oder EM-Rente bekommt,<br />

durfte früher maximal 6300 Euro brutto<br />

im Jahr dazuverdienen. Während der<br />

Corona-Pandemie weitete die Bundesregierung<br />

die Hinzuverdienstgrenzen befristet<br />

bis Ende <strong>2022</strong> auf 46 060 Euro für<br />

Frührentnerinnen und -rentner aus. Nun<br />

soll ab 1. Januar 2023 die Grenze für alle,<br />

die vorzeitig in Rente gehen, komplett wegfallen.<br />

Wer eine EM-Rente erhält, soll<br />

17 272,50 Euro hinzuverdienen dürfen, für<br />

alle, die nur eine Teil-EM-Rente bekommen,<br />

liegt die Grenze bei 34 545 Euro. Die<br />

Grenze wird jährlich angepasst.<br />

Der VdK begrüßt die neuen Regelungen.<br />

„Damit verbessert sich die finanzielle Situation<br />

vieler Menschen. Alle, die etwa trotz<br />

Erwerbsminderung noch bis zu drei beziehungsweise<br />

sechs Stunden täglich arbeiten<br />

können, profitieren davon“, sagt VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Allerdings könnten<br />

viele aus gesundheitlichen Gründen überhaupt<br />

nicht mehr arbeiten. „Für diese Menschen<br />

ist es umso wichtiger, dass endlich die<br />

Abschläge von maximal 10,8 Prozent auf die<br />

EM-Renten abgeschafft werden. Sie haben<br />

sonst keine Chance, der Armut zu entkommen“,<br />

kritisiert Bentele.<br />

So hilfreich zudem der komplette Wegfall<br />

der Hinzuverdienstgrenzen für Frührentnerinnen<br />

und -rentner sei, zwei wichtigen<br />

Gruppen helfe das überhaupt nicht,<br />

sagt Bentele: „Alle in besonders belastenden<br />

Berufen aber auch ältere Versicherte<br />

mit zu geringer beruflicher Qualifikation<br />

können oft nicht bis zum Alter von 67 Jahren<br />

arbeiten. Ihnen droht Arbeitslosigkeit<br />

und später Altersarmut.“ Der VdK fordert<br />

für sie daher besondere Angebote wie zum<br />

Beispiel öffentlich geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />

vo


2 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Politik<br />

Ebbe auf der hohen Kante<br />

Inflation hat bei vielen Deutschen das Ersparte aufgezehrt<br />

Die Deutschen gelten eigentlich<br />

als Sparweltmeister. Doch die aktuellen<br />

Preisentwicklungen bringen<br />

die Bürgerinnen und Bürger<br />

ins Straucheln, wie mehrere Studien<br />

belegen. Dabei wurde während<br />

der Corona-Pandemie so viel Geld<br />

wie nie auf die hohe Kante gelegt.<br />

Nach einer aktuellen Analyse<br />

des ifo-Instituts haben die Menschen<br />

in Deutschland während der<br />

Corona-Jahre 2020 und 2021 deutlich<br />

mehr gespart als in den Jahren<br />

davor. Die Ökonomen sprechen<br />

von einer „Überschussersparnis“<br />

auf deutschen Sparbüchern. Demnach<br />

wurden knapp 200 Milliarden<br />

Euro mehr zurückgelegt als in<br />

den Jahren vor Corona. Eigentlich<br />

die beste Voraussetzung, um mit<br />

diesem Geld durch privaten Konsum<br />

die Konjunktur wieder anzukurbeln.<br />

Doch dieser Motor ist<br />

nicht angesprungen. Um den normalen<br />

Lebensstandard zu halten,<br />

wurden bis zum Ende des ersten<br />

Quartals <strong>2022</strong> diese zusätzlichen<br />

Rücklagen fast schon wieder verbraucht.<br />

Nun geht es an die eisernen<br />

Reserven. „Entsparen“ nennen<br />

Fachleute diesen Vorgang.<br />

Die Entwicklung ist vor allem<br />

den enormen Preissteigerungen bei<br />

Lebensmitteln, Benzin-, Heiz- und<br />

Energiekosten geschuldet. Eine<br />

Trendwende ist nicht in Sicht. Im<br />

August <strong>2022</strong> lag die Inflationsrate<br />

bei 7,9 Prozent. Teuerungen in<br />

dieser Höhe sind im Nachkriegsdeutschland<br />

fast unbekannt. Vergleichbar<br />

ist die Inflation nur mit<br />

Die Sparschweine werden in Deutschland gerade überall geleert.<br />

der während der Ölkrise im Winter<br />

1973/1974 in der damaligen BRD.<br />

Das Geld ist weg<br />

Der Deutsche Sparkassen- und<br />

Giroverband beobachtet ebenfalls<br />

einen rasanten Rückgang der Spartätigkeit,<br />

weil immer mehr Menschen<br />

ihr Geld gezwungenermaßen<br />

sofort ausgeben. So mussten<br />

im Sommer 2021 nur 15 Prozent<br />

der Haushalte alles verfügbare<br />

Einkommen zur Deckung der Lebenshaltungskosten<br />

verwenden,<br />

aktuell sind es 60 Prozent. Die<br />

Lage wäre noch dramatischer, hätte<br />

es nicht staatliche Stützmaßnahmen,<br />

wie die vorübergehende<br />

Absenkung der Mehrwertsteuer<br />

auf Lebensmittel, den Tankrabatt<br />

oder das 9-Euro-Ticket, gegeben.<br />

Auch die Lohnabschlüsse waren<br />

eigentlich ordentlich. Die Gehälter<br />

stiegen in der ersten Jahreshälfte<br />

<strong>2022</strong> um durchschnittlich 2,9 Prozent.<br />

Wegen der Inflation ergab<br />

sich aber ein Reallohnverlust von<br />

3,6 Prozent, wie die Hans-Böckler-<br />

Stiftung errechnete.<br />

Noch ist keine Steigerung der<br />

privaten Überschuldungen zu erkennen.<br />

Creditreform, Herausgeber<br />

des jährlichen SchuldnerAtlas,<br />

geht jedoch von einem Verzögerungseffekt<br />

aus. Bald dürfte sich<br />

der Überschuldungsanteil von<br />

derzeit 8,86 Prozent in der erwachsenen<br />

Bevölkerung deutlich erhöht<br />

haben. Dr. Bettina Schubarth<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Oleksandr Latkun<br />

Sportmetaphern erfreuen sich<br />

großer Beliebtheit. Kanzler Olaf<br />

Scholz versichert den Bürgerinnen<br />

und Bürgern: „You‘ll never<br />

walk alone“ – frei übersetzt: Wir<br />

lassen niemanden allein, wir<br />

nehmen alle mit. Als Hymne des<br />

FC Liverpool ist das Lied längst<br />

Fußballgeschichte. Bezogen auf<br />

die Entlastungspakete der Bundesregierung<br />

gefällt mir ein anderes<br />

Bild sehr gut: Mit dem<br />

dritten Paket hat der Sozialverband<br />

VdK einen echten Etappensieg<br />

errungen. „Etappe“, weil<br />

weitere Entlastungsmaßnahmen<br />

zwingend erforderlich sind.<br />

„Sieg“, weil es dem VdK gelungen<br />

ist, einige seiner zentralen<br />

Forderungen durchzusetzen.<br />

An erster Stelle ist es für die 21<br />

Millionen Rentnerinnen und Rentner<br />

kurzfristig eine große Erleichterung,<br />

dass auch sie jetzt 300<br />

Euro Energiepreispauschale<br />

ausgezahlt bekommen. Dass<br />

diese Bevölkerungsgruppe, von<br />

denen viele auf ganz kleinem<br />

Fuß leben müssen, bislang davon<br />

ausgeschlossen waren,<br />

sorgte bei den VdK-Mitgliedern<br />

für Empörung. Denn diese Ungerechtigkeit<br />

ließ sich nicht wegdiskutieren.<br />

Der VdK drohte hier mit<br />

einer Klage. Es ist gut, dass wir<br />

damit die Gerichte nicht beschäftigen<br />

müssen. Auch die<br />

Verbesserungen beim Wohngeld,<br />

die kommen werden, sind<br />

für Menschen mit niedrigen Einkommen<br />

überfällig. Hier bin ich<br />

allerdings gespannt auf die<br />

KOMMENTAR<br />

Etappensieg<br />

Verena Bentele<br />

VdK-Präsidentin<br />

„Haltungsnote“, wie man im Eiskunstlauf<br />

sagen würde. Es bleibt<br />

abzuwarten, wie schnell die<br />

mögliche Flut von Wohngeldanträgen<br />

bearbeitet werden kann.<br />

Auch die Zugeständnisse der<br />

FDP zur Besteuerung von Krisengewinnlern<br />

darf sich der VdK mit<br />

auf die Fahnen schreiben.<br />

Diese Entscheidungen zeigen,<br />

wie gut und wichtig es ist, dass<br />

wir im VdK so viele sind. Mit 2,16<br />

Millionen Menschen an meiner<br />

Seite kann auch ich als VdK-Präsidentin<br />

mit einem überzeugenden<br />

Team auftreten. Deshalb an<br />

dieser Stelle mein großer Dank<br />

für Ihr Vertrauen in unseren Sozialverband!<br />

Es ist längst nicht alles gut in<br />

Sachen solidarische Krisenbewältigung.<br />

Als frühere Leistungssportlerin<br />

weiß ich: Es kommt auf<br />

die Stärke und den Einsatz aller<br />

an, damit aus Etappensiegen<br />

schließlich ein Gesamtsieg wird.<br />

„Ein Pflichtjahr ist ein Irrweg“<br />

VdK: Freiwilligkeit muss mehr gefördert werden<br />

Kosten einfach weitergereicht<br />

Tarifbezahlung wird für Pflegebedürftige teuer<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier hat eine Debatte um<br />

die Einführung einer „sozialen<br />

Pflichtzeit“ für junge Menschen<br />

angestoßen. Auch die CDU hat<br />

beim Parteitag für ein verpflichtendes<br />

„Gesellschaftsjahr“ gestimmt.<br />

Der Sozialverband VdK plädiert<br />

dafür, Freiwilligkeit zu fördern,<br />

statt zum Sozialen zu verpflichten.<br />

„Mit der Forderung nach einem<br />

sozialen Pflichtjahr wird suggeriert,<br />

dass sich junge Leute nicht<br />

für die Gemeinschaft interessieren.<br />

Doch viele, die sich auf Zeit engagieren<br />

wollen, kommen gar nicht<br />

zum Zug“, sagt VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Für das Freiwillige<br />

Soziale Jahr, ein Angebot für junge<br />

Menschen bis 27 Jahre, sind 2021<br />

insgesamt 133 397 Bewerbungen<br />

eingegangen, nur 52 342 haben einen<br />

Platz bekommen. Und beim<br />

Bundesfreiwilligendienst, der für<br />

alle Altersstufen möglich ist, überwiegt<br />

der Anteil junger Menschen<br />

deutlich: 30 033 Bürgerinnen und<br />

Bürger waren im August <strong>2022</strong> als<br />

„Bufdis“ tätig, genau 25 001 davon<br />

sind jünger als 27 Jahre.<br />

„Ich bin persönlich überzeugt,<br />

dass ein Freiwilligenjahr jungen<br />

Menschen ungewohnte Perspektiven<br />

und bereichernde Erfahrungen<br />

ermöglicht, von denen sie ein Leben<br />

lang profitieren. Doch den<br />

ersten Schritt dahin müssen sie aus<br />

freien Stücken gehen dürfen“, betont<br />

Bentele. Sie warnt ausdrücklich<br />

davor, mit dienstverpflichteten<br />

Zwei „Bufdis“ im Einsatz in einer<br />

Fördereinrichtung in Berlin.<br />

jungen Leuten Personallöcher im<br />

Pflege- und Erziehungsbereich<br />

stopfen zu wollen.<br />

„Wer in solche Einrichtungen<br />

geht oder dort lebt, hat das Recht<br />

auf genügend ausgebildetes Personal.<br />

Ein Pflichtjahr gegen den<br />

Personalmangel ist ein Irrweg“,<br />

stellt Bentele klar. Stattdessen<br />

müssten das offenkundige Interesse<br />

junger Menschen aufgegriffen<br />

und Freiwilligendienste ausgebaut<br />

werden. Auch eine gute pädagogische<br />

Begleitung gehört dazu. „Damit<br />

eine Passion für die Arbeit mit<br />

Menschen wachsen kann, braucht<br />

es gute Rahmenbedingungen. Eine<br />

Pflicht als Motivation ist das falsche<br />

Mittel“, so Bentele. bsc<br />

Foto: picture alliance/photothek/Thomas Trutschel<br />

Die Politik hat für die gesetzliche<br />

Vorgabe, Pflegekräfte nach Tarif<br />

zu bezahlen, keine Gegenfinanzierung<br />

vorgesehen. Darum bitten<br />

viele Heimbetreiber und ambulanten<br />

Dienste nun die Pflegebedürftigen<br />

zur Kasse.<br />

Es sei ein „später Dank“ für die<br />

Pflegekräfte, sagte Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach. Er<br />

meinte ein Gesetz, nach dem Heimbetreiber<br />

und Anbieter von ambulanten<br />

Diensten verpflichtet sind,<br />

Beschäftigte ab 1. September nach<br />

Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen<br />

zu müssen. Doch die verdiente<br />

Lohnerhöhung kommt die Versorgten<br />

und ihre Angehörigen teuer zu<br />

stehen. Die meisten Einrichtungen<br />

und Anbieter haben bereits vor dem<br />

Stichtag begonnen, ihre Pflegekräfte<br />

besser zu bezahlen – und im Gegenzug<br />

dafür ihre Leistungen kräftig<br />

verteuert.<br />

Viele VdK-Mitglieder berichten<br />

dem Bundesverband seit Wochen<br />

von immensen Preissteigerungen,<br />

teils von 30 bis 40 Prozent für die<br />

Pflegeleistung. Hinzu kommen Erhöhungen<br />

für die steigenden Energiekosten.<br />

„Wir haben eine Rechnung<br />

vorliegen, bei der eine Frau<br />

mit Pflegegrad 2 nun über 4800<br />

Euro dazu bezahlen muss. Für die<br />

meisten ist das unmöglich“, sagt<br />

VdK-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Der Sozialverband VdK begrüßt<br />

die tarifliche Bezahlung von Pflegekräften<br />

zwar ausdrücklich.<br />

„Aber die Politik hat es versäumt,<br />

vernünftig gegenzufinanzieren.<br />

Deshalb werden nun Pflegebedürftige<br />

zur Kasse gebeten“, kritisiert<br />

Bentele. Für viele bleibe da nur<br />

noch der Gang zum Sozialamt.<br />

Eigenanteile steigen<br />

Die Pflegereform der Vorgängerregierung<br />

im vergangenen Juli hätte<br />

eigentlich Heimbewohner finanziell<br />

entlasten sollen. Sie bekommen seit<br />

Jahresbeginn neben den Zahlungen<br />

der Pflegekasse einen prozentualen<br />

Zuschlag, der mit der Dauer des<br />

Heimaufenthalts steigt. Doch die<br />

selbst zu zahlenden Anteile sind<br />

trotzdem weiter gestiegen und wurden<br />

mitunter nur teilweise abgefedert,<br />

wie eine Auswertung des Verbands<br />

der Ersatzkassen ergab.<br />

Auch die ambulanten Dienste<br />

haben ihre Leistungen verteuert.<br />

Der VdK befürchtet daher, dass<br />

viele zu Hause Gepflegten auf<br />

Leistungen verzichten und dadurch<br />

unterversorgt sind. „Der<br />

Gesetz geber muss ganz schnell<br />

gegensteuern und regeln, dass die<br />

Pflegeversicherung die Kosten für<br />

die Pflegeleistungen übernimmt“,<br />

fordert Bentele.<br />

Auch das Pflegegeld müsse nach<br />

vielen Jahren des Wartens endlich<br />

angepasst werden. „Unterm Strich<br />

sind die Pflegebedürftigen Opfer<br />

einer völlig desolaten Pflegepolitik“,<br />

sagt die VdK-Präsidentin. Sie<br />

fordert Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach daher auf, die<br />

Pflege endlich zur Chefsache zu<br />

machen. Heike Vowinkel<br />

Endlich Tariflohn – aber auf Kosten von Heimbewohnern: Eine Pflegerin<br />

reicht einer älteren Frau ihre Medikamente.<br />

Foto: picture alliance/Robert Kneschke<br />

2 RHPfalz<br />

Allgemein


Hintergrund<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

3<br />

Von der Stadtplanung vergessen<br />

Die Stadt der Zukunft soll autofrei sein – Menschen mit Behinderung fürchten um ihre Mobilität und Selbstbestimmung<br />

Klimaneutrale Stadt heißt auch<br />

autofreie Stadt. Denn der Pkw-<br />

Verkehr verursacht einen großen<br />

Anteil der klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen.<br />

Doch bei der<br />

Planung werden Menschen mit<br />

Behinderung oft vergessen.<br />

Die Stadt der Zukunft ist grün.<br />

Bäume säumen breite Straßen, auf<br />

denen sich Radfahrerinnen und<br />

Radfahrer den Platz mit Bussen<br />

und Bahnen teilen. Vierspurige<br />

Straßen, auf denen nur Autos unterwegs<br />

sind, gehören der Vergangenheit<br />

an. Statt für große Parkplätze<br />

ist Platz für grüne Oasen,<br />

Straßencafés, Spiel- und Sitzflächen.<br />

Eine autofreie, grüne Stadt<br />

mit kurzen Wegen – das ist nicht<br />

nur die Vision vieler Verkehrsforscher.<br />

Es ist auch die zwangsläufige<br />

Folge einer ökologischen Verkehrswende,<br />

die es ernst meint.<br />

Teilhabe sichern<br />

Allerdings macht diese Vision<br />

vielen Menschen mit einer Behinderung<br />

Sorge. Jenny Bießmann,<br />

36 Jahre alt, erlebt dies bei ihrer<br />

Arbeit immer wieder. Sie ist Beraterin<br />

in einem Zentrum für selbstbestimmtes<br />

Leben und sagt, wer<br />

auf das Auto angewiesen ist, fürchte<br />

um seine Mobilität, wenn Stadtteile<br />

oder ganze Städte autofrei<br />

werden. Die Menschen müssten<br />

aber den Arbeitsplatz, die Arztpraxis,<br />

Familie oder Freunde erreichen<br />

können.<br />

Viel Grün und viel Raum für die Menschen – in der Stadt der Zukunft werden aus Straßen und Plätzen<br />

Lebensräume für alle.<br />

Foto: Tegel Projekt GmbH/rendertaxi<br />

Sie selbst lebt mit einer Muskelerkrankung<br />

und einer persönlichen<br />

24-Stunden-Assistenz in Berlin.<br />

Die zierliche Frau mit den kurzen,<br />

hellblonden Haaren nutzt von<br />

klein auf einen Rollstuhl. Die Berlinerin<br />

ist ein aktiver Mensch, hat<br />

viele Hobbys und Freunde und ist<br />

viel unterwegs. „Mobilität ist für<br />

Menschen mit Behinderung eine<br />

wichtige Voraussetzung für Teilhabe“,<br />

sagt sie und fragt sich, ob das<br />

den Planerinnen und Planern der<br />

Zukunftsstädte bewusst ist.<br />

Einer, der zu nachhaltiger Mobilität<br />

forscht, ist Professor Andreas<br />

Knie vom Wissenschaftszentrum<br />

Berlin für Sozialforschung (WZB).<br />

Der 61-Jährige fordert seit Jahren<br />

ein radikales Umdenken in der<br />

Verkehrsplanung. Er selbst besitzt<br />

weder Auto noch Fahrrad.<br />

Die großen Ballungsräume seien<br />

das Problem, nicht der ländliche<br />

Raum. „In den Städten müssen wir<br />

die Wege minimieren und für mehr<br />

Grün sorgen, damit das Wasser<br />

versickern kann“, sagt er. Die größte<br />

Stellschraube hierbei sei der<br />

Autoverkehr.<br />

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens<br />

doch noch zu halten<br />

und den Temperaturanstieg auf<br />

höchstens zwei Grad Celsius zu<br />

begrenzen, sei es notwendig, ein<br />

Drittel des Autoverkehrs einzusparen.<br />

Ein Drittel müsse – wie bei<br />

den Elektroautos – mit erneuerbaren<br />

Energien betrieben werden.<br />

Das letzte Drittel gelte es durch<br />

den öffentlichen Personennahverkehr<br />

(ÖPNV) zu ersetzen.<br />

Derzeit ist das allerdings noch<br />

kaum vorstellbar. Viele Wege sind<br />

lang, und Autoschlangen schieben<br />

sich durch die Städte. Der ÖPNV<br />

ist an vielen Stellen ausbauwürdig,<br />

und oft auch nicht barrierefrei –<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

daher eine große Hürde.<br />

Wer wie Bießmann in Berlin mit<br />

Bussen und Bahnen unterwegs ist,<br />

steht immer wieder vor einem Aufzug,<br />

der nicht funktioniert. Aber<br />

auch Stufen, fehlende Ansagen,<br />

Anzeigen oder Markierungen machen<br />

Menschen mit Behinderung<br />

zu schaffen. Und manchmal ist es<br />

auch ein Busfahrer, der einen<br />

Rolli-Fahrer einfach an der Haltestelle<br />

stehen lässt.<br />

Barrierefreiheit<br />

Knie ist sich dessen zwar bewusst,<br />

hält die Probleme aber für<br />

lösbar. Natürlich müsse der ÖPNV<br />

deutlich stärker ausgebaut und enger<br />

getaktet werden, sagt er. Er ist<br />

aber überzeugt, dass am Ende alle<br />

profitieren: ältere Menschen, Kinder<br />

und Jugendliche, die enorm<br />

unter dem Autoverkehr litten. „Den<br />

Verkehr in den Städten wird es so<br />

wie bisher nicht mehr geben“, sagt<br />

Knie, und würde Autos am liebsten<br />

komplett aus der Stadt verbannen.<br />

Der VdK dagegen fordert Ausnahmen:<br />

Auf die Bedürfnisse von<br />

Menschen mit Behinderung müsse<br />

auch in der Stadt der Zukunft<br />

Rücksicht genommen werden. „Wir<br />

brauchen einerseits eine konsequente<br />

Planung barrierefreier<br />

Städte, andererseits müssen aber<br />

auch die mobil bleiben, die auf ihr<br />

Auto als Hilfsmittel angewiesen<br />

sind“, sagt VdK-Präsidentin Verena<br />

Bentele.<br />

Kristin Enge<br />

Ohne Auto in der Innenstadt?<br />

Parkausweise für Menschen mit Behinderung<br />

Mobil mit kleinem Geldbeutel<br />

Öffentlicher Verkehr – Was kommt nach dem Neun-Euro-Ticket?<br />

Foto: picture alliance/Bernd Leitner/Shotshop<br />

Viele Städte planen, ihre Zentren<br />

zukunftsfähig umzugestalten. Der<br />

Autoverkehr soll verbannt werden,<br />

Parkplätze müssen weichen und<br />

werden umgewidmet - für Menschen<br />

mit Behinderung ist das oft<br />

ein Problem.<br />

Wer einen blauen Parkausweis<br />

hat, kann sein Auto auf einem sogenannten<br />

„Behindertenparkplatz“<br />

abstellen. Dieser ist für jene<br />

Menschen mit einer Behinderung<br />

vorgesehen, die kürzeste Strecken<br />

nur mit fremder Hilfe und nur unter<br />

großer Anstrengung zurücklegen<br />

können. Sie verfügen in der<br />

Regel über das Merkzeichen aG<br />

Ein blauer Parkausweis berechtigt<br />

dazu, mit dem Auto auf einem Behindertenparkplatz<br />

zu stehen.<br />

(außergewöhnlich gehbehindert)<br />

in ihrem Schwerbehindertenausweis.<br />

Für diese Menschen macht sich<br />

der Sozialverband VdK im Bündnis<br />

„Sozialverträgliche Mobilitätswende“<br />

stark. Er plädiert dafür,<br />

dass es Ausnahmeregelungen<br />

für Menschen mit den Merkzeichen<br />

aG und G geben muss, wenn<br />

die Städte zukünftig autofrei<br />

werden.<br />

Ohne Alternative<br />

Denn wer schwer mobilitätsbeeinträchtigt<br />

ist, kann nicht einfach<br />

zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs<br />

sein. Auch der öffentliche<br />

Nahverkehr (ÖPNV) ist manchmal<br />

nicht geeignet, weil Stellplätze<br />

oder Sitzgelegenheiten fehlen oder<br />

die Unfallgefahr beim Anfahren<br />

oder Bremsen zu groß ist. Es wird<br />

auch immer wieder Gebiete geben,<br />

in denen die Strecke von der Haltestelle<br />

bis zur Arztpraxis, der Behörde<br />

oder zum Einkaufszentrum<br />

schlicht zu lang ist.<br />

Dann sind die Betroffenen auf<br />

ihr Auto angewiesen. Sie müssen<br />

in den Städten fahren und parken<br />

dürfen. Die Zahl der Parkflächen<br />

muss sich an der Zahl der mobilitätsbeeinträchtigten<br />

Menschen<br />

orientieren. Die Ausnahmeregelungen<br />

sollten bundesweit gelten.<br />

Nur so ist es möglich, dass diese<br />

Menschen mit Behinderung selbstständig<br />

und unabhängig mobil sein<br />

können. <br />

ken<br />

52 Millionen verkaufte Neun-Euro-<br />

Tickets zählte der Verband Deutscher<br />

Verkehrsunternehmen (VDV)<br />

Ende August. Hinzu kommen circa<br />

zehn Millionen Abonnentinnen und<br />

Abonnenten. Jetzt braucht es<br />

schnell ein bezahlbares Nachfolgemodell,<br />

fordert der Sozialverband<br />

VdK.<br />

Die Bilanz ist überwiegend positiv:<br />

Millionen Menschen – Familien<br />

mit Kindern, Junge und Alte –<br />

waren im Juni, Juli und August in<br />

ganz Deutschland mit dem öffentlichen<br />

Nah- und Regionalverkehr<br />

unterwegs. Das Angebot kam besonders<br />

denjenigen zugute, die mit<br />

wenig Geld auskommen müssen.<br />

Die Bahn hingegen verzeichnete<br />

überfüllte Züge und gelangte teilweise<br />

an ihre Belastungsgrenze.<br />

Der knappe Platz war insbesondere<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

ein Problem, aber auch für all jene,<br />

die mit einem Rollator, Kinderwagen,<br />

großem Gepäck oder Fahrrad<br />

reisen wollten.<br />

Drei Milliarden<br />

Der Bund will nun 1,5 Milliarden<br />

Euro pro Jahr für ein bundesweit<br />

gültiges und einheitliches<br />

Nachfolgemodell des Neun-Euro-<br />

Tickets bereitstellen – vorausgesetzt,<br />

die Länder steuern ebenfalls<br />

1,5 Milliarden Euro bei. Bis zum<br />

Redaktionsschluss der VdK-ZEI-<br />

TUNG war noch nicht sicher, ob<br />

sie sich darauf einlassen. VdK-<br />

Mobilität muss bezahlbar bleiben.<br />

Präsidentin Verena Bentele fordert<br />

eine schnelle Lösung und appelliert<br />

an die Länder, das geplante<br />

Ticket nicht an der Finanzierung<br />

scheitern zu lassen.<br />

Der Preis für das Ticket soll<br />

dann zwischen 49 und 69 Euro<br />

liegen. „Vielen, die wenig Geld<br />

haben, wird das helfen, mobil zu<br />

bleiben“, sagt Bentele. Gleichzeitig<br />

warnt sie aber auch, dass sich manche<br />

ein Ticket in dieser Preisspanne<br />

nicht werden leisten können.<br />

Der derzeitige Regelsatz in der<br />

Grundsicherung und bei Hartz IV<br />

reicht dafür nicht aus. Er sieht gerade<br />

einmal knapp 40 Euro für den<br />

Bereich „Verkehr“ vor. Dies müsse<br />

im neuen Bürgergeld berücksichtigt<br />

werden, fordert sie.<br />

Doch ein bezahlbares Ticket ist<br />

nur ein Baustein einer sozialverträglichen<br />

Mobilitätswende. Es hat<br />

sich gezeigt, dass der öffentliche<br />

Foto: imago/Emmanuele Contini<br />

Nah- und Regionalverkehr mit einer<br />

so hohen Nachfrage überfordert<br />

ist – eine Zumutung für Reisende<br />

und Beschäftigte. Deshalb<br />

fordert der VdK, der im Bündnis<br />

„Sozialverträgliche Mobilitätswende“<br />

aktiv ist, massive Investitionen<br />

in den Ausbau von Infrastruktur,<br />

Personal und von Fahrzeugen.<br />

Zudem brauchen mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen endlich ein<br />

passendes Angebot: mehr Stellund<br />

Stehplätze für Rollstühle,<br />

Rollatoren und Kinderwagen in<br />

allen Zügen, einen funktionierenden<br />

Mobilitätsservice sowie barrierefreie<br />

Bahnhöfe. Kristin Enge<br />

Am 5. <strong>Okt</strong>ober, 16 Uhr veranstaltet<br />

das Bündnis „Sozialverträgliche<br />

Mobilitätswende“ ein Fachgespräch<br />

zum Neun-Euro-<br />

Ticket. Zum Online-Stream:<br />

www.vdk.de/mobilitaetswende<br />

3 RHPfalz<br />

Allgemein


4 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Politik<br />

„Die Angst wird nicht genommen, nur aufgeschoben“<br />

Was das neue Bürgergeld für jene bringt, die von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung leben<br />

Ab Januar ersetzt das neue Bürgergeld<br />

das Arbeitslosengeld II . Es<br />

wird die Situation der Menschen,<br />

die darauf angewiesen sind, verbessern,<br />

verspricht die Bundesregierung.<br />

Aber tut es das wirklich?<br />

Es war das große Versprechen<br />

der SPD im Wahlkampf: Hartz IV<br />

muss weg. Ab Januar ist es nun<br />

soweit. Das neue Bürgergeld soll<br />

dann arbeitslosen Menschen statt<br />

mit Misstrauen und Einschüchterung<br />

mit mehr Respekt und weniger<br />

Bürokratie zurück ins Erwerbsleben<br />

helfen. Auch für<br />

Menschen, die dauerhaft auf<br />

Grundsicherung angewiesen sind,<br />

soll das Leben leichter werden. So<br />

verspricht es zumindest die Bundesregierung,<br />

die das Bürgergeld-Gesetz<br />

Mitte September im<br />

Kabinett verabschiedet hat. Doch<br />

hält das Gesetz, was es verspricht?<br />

Verbesserungen<br />

Der Sozialverband VdK sieht<br />

tatsächlich einige Verbesserungen<br />

für die 3,7 Millionen Erwerbsfähigen,<br />

die bislang Hartz IV bezogen.<br />

So soll es in den ersten sechs Monaten<br />

keine Leistungskürzungen<br />

mehr geben. Der sogenannte Vermittlungsvorrang,<br />

also der Druck,<br />

eine angebotene Stelle annehmen<br />

zu müssen, wird abgeschafft. Anstelle<br />

von Strafen treten mehr<br />

Anreize für Weiterbildungen. Auch<br />

das Schonvermögen wird auf<br />

15 000 Euro angehoben. In den<br />

Die Würde des Menschen ist unantastbar: Das Bürgergeld muss in diesem Sinne grundgesetzkonform sein.<br />

ersten beiden Jahren wird es sogar<br />

bis 60.000 Euro nicht geprüft.<br />

Sinnvoll ist aus Sicht des VdK<br />

auch, die mit dem dritten Entlastungspaket<br />

angekündigte, neue<br />

Berechnung der Regelsatz-Anpassung.<br />

Zugrunde gelegt werden soll<br />

nun künftig die reale Inflation.<br />

Entsprechend wird der Regelsatz ab<br />

Januar um etwa 50 Euro angehoben.<br />

„Die Erhöhung kommt allerdings zu<br />

spät“, kritisiert VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele. „Die Menschen<br />

müssen nun noch ein Vierteljahr<br />

von einem viel zu geringen Regelsatz<br />

leben, der an die aktuelle Inflation<br />

seit Ende letzten Jahres nicht angepasst<br />

wurde.“<br />

Wohnungsverlust<br />

Kritikwürdig ist aus Sicht des VdK<br />

zudem, dass weiterhin alle, die<br />

Grundsicherung im Alter erhalten<br />

oder weil sie erwerbsgemindert sind,<br />

genauso behandelt werden wie jene,<br />

die noch erwerbsfähig sind. So gilt<br />

auch für sie, dass künftig während<br />

der ersten zwei Jahre des Bürgergeld-Bezugs,<br />

die tatsächlichen<br />

Foto: imago/Michael Gstettenbauer<br />

Wohnkosten übernommen werden.<br />

Durch diese Frist sehen sich die<br />

Menschen nicht gleich dazu genötigt,<br />

in billigere Wohnungen ziehen<br />

oder den Rest der Miete aus ihrem<br />

Regelsatz bezahlen zu müssen.<br />

„Aber die Begrenzung auf zwei<br />

Jahre ergibt für alte und erwerbsunfähige<br />

Menschen keinen Sinn. Denn<br />

sie haben keine Chance, durch Arbeit<br />

ihre Hilfsbedürftigkeit zu überwinden.<br />

Sie können meist auch ihre<br />

Wohnkosten nicht senken, weil sie<br />

schlicht keine günstigere Wohnung<br />

finden“, sagt Bentele. Für sie müssten<br />

die Wohnkosten daher dauerhaft<br />

übernommen werden. „Ihnen wird<br />

die Angst, die Wohnung zu verlieren,<br />

sonst nicht genommen, sie wird<br />

dann nur aufgeschoben.“<br />

Vermögensprüfung<br />

Auch das Vermögen sollte nach<br />

Ansicht des VdK für diese Personengruppe<br />

erst ab einer Höhe von<br />

60 000 Euro geprüft werden, so wie<br />

es im Bürgergeld für die ersten zwei<br />

Jahre vorgesehen ist. Denn die Vermögensprüfung<br />

und die Angst, die<br />

Wohnung oder das Eigenheim zu<br />

verlieren, seien die Gründe, weshalb<br />

geschätzt 70 Prozent der Anspruchsberechtigten<br />

keinen Antrag auf<br />

Grundsicherung im Alter stellen,<br />

sagt Bentele. Altersarmut werde so<br />

nicht bekämpft, sondern weiter zunehmen.<br />

Zwangsverrentung<br />

Der VdK begrüßt dagegen, dass<br />

künftig ältere Grundsicherungsempfänger<br />

nicht mehr vorzeitig in<br />

Rente gehen müssen. Diese Art von<br />

Zwangsverrentung hat der VdK<br />

stets scharf kritisiert. „Sie führt<br />

dazu, dass die Betroffenen hohe<br />

Abschläge auf ihre Renten in Kauf<br />

nehmen müssen und jeden Monat<br />

erheblich weniger Geld zur Verfügung<br />

haben“, sagt Bentele. Mit der<br />

neuen Regelung erhöhe sich nun<br />

ihre Chance, in Zeiten von Fachkräftemangel<br />

doch noch mal eine<br />

Stelle zu finden. Heike Vowinkel<br />

Wer bekommt die 300-Euro-Pauschale?<br />

Vieles zum Energiegeld ist noch unklar. Was bekannt ist, lesen Sie hier<br />

Corona-Regeln für den Winter<br />

Länder können einige Vorgaben verschärfen<br />

Im dritten Entlastungspaket ist nun<br />

auch eine Pauschale für Rentnerinnen<br />

und Rentner vorgesehen.<br />

Doch weil der Entwurf zum neuen<br />

Gesetz noch nicht vorliegt, gibt es<br />

viele offene Fragen. Der VdK versucht,<br />

einige zu beantworten.<br />

Erhalten alle Rentnerinnen und<br />

Rentner die 300 Euro, auch<br />

Erwerbsminderungsrentner und<br />

Bezieher von Hinterbliebenenrenten?<br />

Im Beschluss der Ampel-Koalition<br />

zum dritten Entlastungspaket sind<br />

nur diejenigen genannt, die eine<br />

Rente der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

erhalten sowie die Versorgungsempfänger<br />

des Bundes. Zu<br />

Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />

und -rentnern und Beziehern von<br />

Hinterbliebenenrenten steht im Beschluss<br />

nichts. Der VdK hofft aber<br />

und wird sich dafür einsetzen, dass<br />

auch sie die Pauschale erhalten.<br />

Bekommen Rentnerinnen und<br />

Rentner, die noch nebenbei arbeiten,<br />

auch die Pauschale?<br />

Ja. Allerdings fehlen noch Regelungen,<br />

um auszuschließen, dass<br />

Menschen die Pauschale zweimal<br />

erhalten: also im September über<br />

den Arbeitgeber und im Dezember<br />

über die Rentenversicherung.<br />

Wer bekommt sie sonst noch?<br />

Neu hinzugekommen sind neben<br />

Rentnerinnen und Rentnern auch<br />

Studentinnen und Studenten, die<br />

Glühbirne oder Kerze: Die Energiekosten<br />

zwingen viele zum Sparen.<br />

eine Pauschale von 200 Euro erhalten.<br />

Schon vor dem dritten Entlastungspaket<br />

hatte die Bundesregierung<br />

zudem die 300-Euro-Pauschale<br />

auch für die Bezieherinnen und<br />

Bezieher von Eltern-, Kranken- und<br />

Arbeitslosengeld zugesagt.<br />

Wer geht weiterhin leer aus?<br />

Alle, die nicht studieren und<br />

weder arbeiten noch Rente oder<br />

Sozialleistungen erhalten. Dazu<br />

gehören vor allem pflegende Angehörige.<br />

Auch Mütter, die länger<br />

als 14 Monate aussteigen, also zum<br />

Beispiel drei Jahre in Elternzeit<br />

gehen, bekommen keine Pauschale.<br />

Und auch Empfängerinnen und<br />

Empfänger von Übergangsgeld<br />

gehen leer aus.<br />

Foto: picture alliance/Barbara Gindl<br />

Wird die Pauschale automatisch<br />

ausgezahlt oder muss sie beantragt<br />

werden?<br />

Die Pauschale wird automatisch<br />

ausgezahlt. Erwerbstätige erhalten<br />

sie über den Arbeitgeber im September.<br />

Rentnerinnen und Rentner über<br />

die Deutsche Rentenversicherung<br />

im Dezember. Menschen, die<br />

Grundsicherung im Alter bekommen,<br />

haben bereits im Juli eine Einmalzahlung<br />

von 200 Euro erhalten.<br />

Werden auf die 300 Euro Sozialversicherungsabgaben<br />

fällig,<br />

zum Beispiel zur Krankenversicherung?<br />

Das Gesetz liegt noch nicht vor.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Pauschale<br />

für Rentnerinnen und Rentner<br />

so wie die Pauschale für Erwerbstätige<br />

behandelt wird. Das<br />

hieße, sie ist sozialabgabenfrei,<br />

muss aber versteuert werden. Alle,<br />

die kleine Renten haben, profitieren<br />

daher dann mehr als die mit<br />

sehr hohen Renten.<br />

Muss die Pauschale in der kommenden<br />

Steuererklärung angegeben<br />

werden?<br />

Ja, falls ohnehin eine Steuererklärung<br />

gemacht wird.<br />

<br />

Heike Vowinkel<br />

Sobald der Gesetzentwurf zum<br />

dritten Entlastungspaket vorliegt,<br />

finden Sie weitere Antworten<br />

auf Ihre Fragen unter:<br />

www.vdk.de/pauschale<br />

Die kältere Jahreszeit steht bevor<br />

– und nach Ansicht von Experten<br />

die nächste Corona-Welle. Ab<br />

dem 1. <strong>Okt</strong>ober tritt das Infektionsschutzgesetz<br />

mit neuen Regeln in<br />

Kraft.<br />

Mit den neuen Maßnahmen will<br />

die Bundesregierung die Bürgerinnen<br />

und Bürger auf die nächste<br />

Pandemiewelle vorbereiten und<br />

vor zahlreichen Infektionen schützen.<br />

Der Bundesrat muss dem<br />

Gesetzespaket noch im September<br />

(nach Redaktionsschluss) zustimmen.<br />

Neben bundesweit einheitlichen<br />

Regeln werden verschiedene<br />

Maßnahmen festgelegt, die die<br />

einzelnen Bundesländer beschließen<br />

und je nach Corona-Infektionslage<br />

verhängen können.<br />

FFP2-Maskenpflicht<br />

Die FFP2-Maskenpflicht in Kliniken,<br />

Pflegeheimen und Arztpraxen<br />

bleibt bundesweit bestehen.<br />

Außerdem soll vor dem Betreten<br />

von Pflegeheimen und Kliniken ein<br />

negativer Schnelltest vorgelegt werden.<br />

Jedes Pflegeheim soll zudem<br />

einen Corona-Beauftragten benennen,<br />

der sich um Impfungen, Hygieneregelungen<br />

und Therapien für<br />

Erkrankte in den jeweiligen Einrichtungen<br />

kümmert. Damit soll<br />

der Schutz besonders gefährdeter<br />

Pflegebedürftiger verstärkt werden.<br />

Der Sozialverband VdK begrüßt<br />

eine solche Testpflicht für<br />

Besucherinnen und Besucher sowie<br />

Beschäftige in Pflegeheimen<br />

und in Einrichtungen für Menschen<br />

mit Behinderung. Allerdings<br />

sollten die Betreiber diese Tests<br />

verpflichtend anbieten müssen, so<br />

lautet weiterhin die Forderung des<br />

VdK. Gerade auf dem Land ist es<br />

aufgrund weniger Teststationen<br />

und großer Entfernungen schwierig,<br />

vor dem Besuch im Pflegeheim,<br />

immer einen Bürgertest zu machen.<br />

Darüber hinaus muss bundesweit<br />

weiterhin eine FFP2-Maske<br />

bei Reisen in Fernzügen getragen<br />

werden, eine Maskenpflicht für<br />

Flugreisen entfällt allerdings. In<br />

Restaurants, im öffentlichen Nahverkehr<br />

und im Einzelhandel soll<br />

sie ab <strong>Okt</strong>ober durch die einzelnen<br />

Länder verhängt werden können.<br />

Wenn sich die Corona-Lagen regional<br />

verschärfen und die Infektionszahlen<br />

steigen, können die<br />

einzelnen Bundesländer weitere<br />

Vorgaben erlassen.<br />

Kinderkrankengeld<br />

Das Kinderkrankengeld soll noch<br />

bis zum Frühjahr weitergezahlt<br />

werden, wenn Schulen, Kitas oder<br />

Einrichtungen zur Betreuung von<br />

Menschen mit Behinderung schließen<br />

müssen. Flächendeckende<br />

Schließungen will die Politik aber<br />

vermeiden. Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach und Corona-Experten<br />

warnen jedoch vor<br />

weiteren Corona-Wellen. juf<br />

4 RHPfalz<br />

Allgemein


So hilft der VdK<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

5<br />

Jobcenter legt Mitglied viele Steine in den Weg<br />

Erst als der VdK klagt, erhält ein 59-jähriger Mann nach zwei Jahren Rechtsstreit eine dringend benötigte Weiterbildung<br />

Das Jobcenter in Oldenburg verweigerte<br />

einem VdK-Mitglied die<br />

Weiterbildung, obwohl er nachweisen<br />

konnte, dass er danach eine<br />

Festanstellung bekommt. Der VdK<br />

Niedersachsen-Bremen klagte gegen<br />

die Ablehnung der Behörde.<br />

Als Udo Behring* in den 1990er­<br />

Jahren Betriebswirtschaftslehre<br />

studierte, dachte er im Traum nicht<br />

daran, irgendwann von staatlichen<br />

Leistungen abhängig zu sein. Nach<br />

seinem Studium arbeitete er in<br />

dem Logistikunternehmen seines<br />

Vaters. Dort war er viele Jahre für<br />

die Finanzbuchhaltung und das<br />

Steuerrecht zuständig.<br />

Weil Vater und Sohn unterschiedliche<br />

Vorstellungen von der<br />

Zukunft des Unternehmens entwickelten,<br />

begann Udo Behring nebenher<br />

eine Ausbildung im Bereich<br />

der Alternativmedizin – eher aus<br />

persönlichem Interesse, als um<br />

darin zu arbeiten. Dann starb der<br />

Vater. Und Behring wurde zu seiner<br />

großen Überraschung nicht im<br />

Testament berücksichtigt und<br />

konnte auch nicht mehr in der Firma<br />

arbeiten. „Ich stand plötzlich<br />

vor dem Nichts und musste zum<br />

Jobcenter“, erinnert sich der<br />

59-Jährige.<br />

Es hagelt Absagen<br />

Er bewarb sich auf zahlreiche<br />

Stellen als Bilanz- und Finanzbuchhalter.<br />

Doch es hagelte Absagen.<br />

„Jenseits der 50 war ich vielen<br />

Arbeitgebern offenbar schon zu<br />

alt“, so sein Eindruck. „Nichts ging<br />

voran, und das Amt hat mich von<br />

einem Bewerbungstraining ins<br />

nächste geschickt.“<br />

Schließlich entschloss er sich, an<br />

seine alternativmedizinische Ausbildung<br />

anzuknüpfen. Um den<br />

Beruf des Heilpraktikers ergreifen<br />

zu können, fehlte ihm aber noch<br />

eine entsprechende Weiterbildung.<br />

Das Jobcenter bewilligte ihm die<br />

Das Jobcenter machte es einem VdK-Mitglied schwer, endlich den begehrten<br />

Bildungsgutschein zu bekommen. Foto: picture alliance/Fabian Steffens<br />

Maßnahme im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms<br />

für Menschen<br />

ab 50 Jahren. Doch weil die<br />

finanzielle Förderung für das Programm<br />

kurzfristig eingestellt wurde,<br />

musste der Kurs nach einem<br />

halben Jahr abgebrochen werden.<br />

Behring schlug dem Jobcenter<br />

eine neue zweijährige Weiterbildung<br />

an einer renommierten Heilpraktiker-Schule<br />

vor und erhielt<br />

eine mündliche Zusage für den<br />

Bildungsgutschein. Doch als er der<br />

Behörde alle erforderlichen Unterlagen<br />

vorgelegt hatte, lehnte eine<br />

andere Sachbearbeiterin den Antrag<br />

ab: Ein Ende der Arbeitslosigkeit<br />

sei nicht zu erwarten, erklärte<br />

sie. Dabei hatte Behring bereits die<br />

schriftliche Zusage eines Heilpraktikers,<br />

der ihn nach der beantragten<br />

Weiterbildung einstellen<br />

wollte.<br />

VdK-Jurist Kai Pöpken vom Landesverband<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

legte beim Jobcenter Oldenburg<br />

Widerspruch gegen die Ablehnung<br />

ein. Die Behörde weigerte sich weiterhin,<br />

kritisierte plötzlich Inhalt<br />

und Form der Arbeitgeberbescheinigung<br />

und führte eine schlechte<br />

Beschäftigungsprognose für Heilpraktiker<br />

an. „Ich hatte den Eindruck,<br />

dass sich das Amt teilweise<br />

mit abstrusen Begründungen gegen<br />

die Erfüllung seiner Aufgaben<br />

stemmte“, so Pöpken, der Klage<br />

beim Sozialgericht einreichte.<br />

Während des Verfahrens beauftragte<br />

das Jobcenter dann ein psychologisches<br />

Gutachten. Es wollte<br />

wissen, ob Behring motiviert genug<br />

für eine 24-monatige Weiterbildung<br />

ist. Dabei war er schon<br />

einmal begutachtet worden – mit<br />

positivem Ergebnis.<br />

Frust und Freude<br />

Nach zwei Jahren entschied das<br />

Gericht schließlich: Das Jobcenter<br />

muss „zwecks rascher Beendigung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit des<br />

Klägers“ die Weiterbildungskosten<br />

übernehmen. „Rasch“ – in Pöpkens<br />

Ohren klang das wie Ironie.<br />

„Es war frustrierend, dass weder<br />

Jobcenter noch Gericht Interesse<br />

zeigten, das Verfahren schnell zu<br />

erledigen“, sagt er.<br />

Pöpkens Hoffnung liegt nun auf<br />

dem Bürgergeld, das Anfang 2023<br />

eingeführt wird. Denn das setzt<br />

stärker als Hartz IV auf Qualifizierung<br />

und Weiterbildung. „Es wird<br />

Zeit, dass endlich der Arbeitsuchende<br />

im Mittelpunkt steht und<br />

unterstützt wird, anstatt ihm ständig<br />

Hürden in den Weg zu stellen.“<br />

Behring hat nach einem Jahr die<br />

Hälfte seiner Ausbildung absolviert<br />

und blickt positiv in die Zukunft.<br />

Die Stelle in der Heilpraktiker-Praxis<br />

wird ihm weiterhin<br />

freigehalten. Jörg Ciszewski<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Mehrkosten für Begleitung sind zu erstatten<br />

BSG: Rollstuhlfahrer kann Assistenten in den Urlaub mitnehmen<br />

Ein Rollstuhlfahrer hat seinen Assistenten<br />

in den Urlaub mitgenommen,<br />

damit der ihn unterwegs<br />

pflegt. Als der Sozialhilfeträger<br />

sich weigert, die Reisekosten für<br />

die Begleitung zu zahlen, klagt er.<br />

Das Bundessozialgericht (BSG)<br />

entschied, dass die Kosten zu erstatten<br />

sind (Az: B 8 SO 13/20 R).<br />

Der Kläger beschäftigt rund um<br />

die Uhr drei Assistenten, die ihn<br />

zu Hause pflegen. Die Kosten dafür<br />

zahlt der Sozialhilfeträger als<br />

Leistung der Eingliederungshilfe.<br />

Einer seiner Assistenten begleitet<br />

ihn im Urlaub auf einer siebentägigen<br />

Schiffsreise auf der Nordsee,<br />

um die Versorgung sicherzustellen.<br />

Das BSG hat entschieden, dass einem Rollstuhlfahrer die Kosten für eine<br />

Assistenz im Urlaub erstattet werden. Foto: picture alliance/Karl-Heinz Spremberg<br />

Seine eigenen Reisekosten bezahlt<br />

der Kläger selbst.<br />

Als er beim Sozialhilfeträger die<br />

Übernahme der Reisekosten für<br />

den Assistenten geltend machen<br />

will, lehnt das Amt ab. Sozialgericht<br />

und Landessozialgericht<br />

(LSG) schließen sich danach der<br />

Rechtsauffassung der Behörde an.<br />

Der 8. Senat des Bundessozialgerichts<br />

kommt allerdings zu einer<br />

anderen Auffassung, hebt das Urteil<br />

auf und verweist die Sache an<br />

das LSG zurück.<br />

Das BSG begründet sein Urteil<br />

damit, dass Urlaubsreisen ein legitimes<br />

soziales Teilhabebedürfnis<br />

für Menschen mit Behinderung<br />

darstellen. Zusätzliche Kosten der<br />

Reise, die ausschließlich wegen<br />

einer Behinderung entstehen, sind<br />

als Leistung zu übernehmen.<br />

Weil dem Senat Informationen<br />

darüber fehlen, ob dem Kläger die<br />

Buchung einer anderen gleichartigen,<br />

aber günstigeren Reise möglich<br />

gewesen wäre, verwies er die<br />

Sache zurück an das Landessozialgericht.<br />

Jörg Ciszewski<br />

5 RHPfalz<br />

Allgemein


6 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Pflege<br />

Rund um die Uhr im Einsatz<br />

Wer Kinder mit Behinderung pflegt, wird von der Politik meist übersehen<br />

Viele Hürden für pflegende Eltern<br />

Bewilligung von Hilfsmitteln dauert oft zu lange<br />

Schon ein Kind mit Behinderung zu<br />

pflegen, ist eine große Aufgabe.<br />

Jana Hörmann* aus München hat<br />

gleich drei: Ben* (16), Sarah* (14)<br />

und Joshua* (12) haben eine Zerebralparese<br />

und sind sowohl motorisch<br />

als auch kognitiv eingeschränkt.<br />

Die alleinerziehende<br />

Mutter muss sich rund um die Uhr<br />

um alles kümmern.<br />

Jana Hörmann* mit ihrem jüngsten Sohn Joshua*: Der Zwölfjährige<br />

braucht Hilfe beim Essen, Waschen und Anziehen. Foto: Annette Liebmann<br />

Jana Hörmanns Tag beginnt<br />

morgens um 5.30 Uhr. Dann weckt<br />

sie die Kinder, damit sich alle waschen,<br />

anziehen und frühstücken<br />

können, „jeder in seinem Tempo“.<br />

In der kleinen Wohnung im vierten<br />

Stock gibt es nur ein Badezimmer.<br />

„Bis da alle durchgeschleust sind,<br />

kann es bis zu zweieinhalb Stunden<br />

dauern“, sagt sie.<br />

Danach gönnt sie sich ein Frühstück,<br />

bevor sie die Wohnung aufräumt,<br />

wäscht und bügelt, Einkaufen<br />

geht, Arzttermine macht und<br />

sich um den Schriftverkehr, etwa<br />

mit den Krankenkassen, kümmert.<br />

Ein bis zwei Stunden wöchentlich<br />

kommt eine Haushaltshilfe und<br />

zwei bis drei Stunden eine Betreuungskraft,<br />

die sie von den 125 Euro<br />

für Entlastungsleistungen bezahlt.<br />

Gerne würde sie auch Verhinderungspflege<br />

beantragen, aber in<br />

München gibt es keine Angebote.<br />

Heute hat die Haushaltshilfe<br />

kurzfristig abgesagt. Hörmann ist<br />

selber angeschlagen. Sie war am<br />

Vortag sechs Stunden unterwegs,<br />

Ärzte, Therapeuten, Besorgungen.<br />

„Jetzt bin ich k.o.“, sagt die 42-Jährige.<br />

Vorhin hat sie noch eine<br />

Schmerztablette genommen und<br />

sich kurz hingelegt. Richtig krank<br />

werden darf sie nicht. „Sobald ich<br />

ausfalle, wird’s eng.“<br />

Jedes Kind muss intensiv betreut<br />

werden, weil es den Alltag alleine<br />

nicht bewältigen kann. Vor allem<br />

der Jüngste braucht viel Unterstützung.<br />

Hinzu kommen starke körperliche<br />

Einschränkungen: Alle<br />

drei benötigen eine Brille, einen<br />

Rollstuhl und benutzen Orthesen,<br />

also Stützen, um einigermaßen<br />

sicher laufen zu können. Der<br />

Kampf um Hilfsmittel oder die<br />

Reparatur der Rollstühle sei zermürbend,<br />

erzählt die gelernte Hebamme.<br />

Außerdem müsse sie die<br />

Kinder häufig zu Fachärzten fahren,<br />

oft quer durch die ganze Stadt.<br />

Als Ben, ihr Ältester, geboren<br />

wurde, wusste sie noch nicht, dass<br />

er eine Behinderung hat. Mit 15<br />

Monaten, als er sich überall hochzog,<br />

um laufen zu können, bemerkte<br />

sie, dass die Füße nicht mitspielten.<br />

„Anfangs dachte ich, das sei<br />

ein rein orthopädisches Problem.“<br />

18 Monate nach Ben kam Sarah<br />

zur Welt. Auch bei ihr ließen sich<br />

lange keine Beeinträchtigungen<br />

erkennen. Dass die beiden Größeren<br />

eine Zerebralparese haben,<br />

stellte sich erst heraus, als Hörmann<br />

mit Joshua schwanger war.<br />

Als Ursache vermuten die Ärzte<br />

einen Gendefekt. Auch Jo shua hat<br />

diese Behinderung. Er und seine<br />

Schwester haben Pflegegrad 4, der<br />

Große hat Pflegegrad 3. „Meine<br />

Kinder müssen immer in einer geschützten<br />

Umgebung leben. Das<br />

schließt viele Lebenswege aus“,<br />

bedauert sie.<br />

Sieben Jahre kaum Schlaf<br />

Von Anfang an hat sich Jana<br />

Hörmann ohne die Hilfe ihres<br />

Ehemanns fast komplett allein um<br />

die Kinder gekümmert. Lange Zeit<br />

schlief sie keine einzige Nacht<br />

durch. „Die ersten Jahre habe ich<br />

nur versucht, zu überleben“, erinnert<br />

sie sich. 2014 machte sie zum<br />

ersten Mal Urlaub. „Ich habe fast<br />

zwei Wochen gebraucht, bis ich<br />

von meinem hohen Stresslevel wieder<br />

herunterkam“, erzählt sie. „Da<br />

habe ich gemerkt, dass ich mehr<br />

auf mich achten muss.“<br />

Ihre Ehe hat diese Ex trembelastung<br />

nicht überlebt: „Es erfordert<br />

viel Einfühlungsvermögen,<br />

um herauszufinden, wie man seinen<br />

Partner unterstützen kann.<br />

Bei uns haben solche Gespräche<br />

nicht stattgefunden.“<br />

Was wünscht sich eine Mutter,<br />

die an sieben Tagen rund um die<br />

Uhr drei Kinder mit Behinderung<br />

versorgt? Deren Arbeitszeit so<br />

immens ist, dass es mindestens<br />

zwei professionelle Pflegekräfte<br />

bräuchte, um sie zu ersetzen?<br />

„Endlich Urlaub“, sagt Jana Hörmann.<br />

Und zwar mit Betreuung<br />

der Kinder, damit sie einmal im<br />

Jahr für zwei Wochen ausspannen<br />

kann. Außerdem würde sie sich<br />

wünschen, dass die Mitmenschen<br />

mehr Geduld und Rücksicht im<br />

Umgang mit anderen zeigen.<br />

Auch finanziell könnte es besser<br />

sein. Die zwei Älteren gehen in<br />

eine Privatschule, wo sie besonders<br />

gefördert werden. Außerdem<br />

bräuchte die Familie dringend ein<br />

neues Auto, denn das alte ist zu<br />

klein, um alle drei Rollstühle zu<br />

transportieren. Zusätzlich sollte es<br />

eine Rampe haben. Bisher wuchtet<br />

Hörmann die Rollstühle mit ihrer<br />

Hüfte hoch – auch den elektrischen<br />

Rollstuhl ihres jüngsten Sohnes.<br />

„Mütter mit Kindern mit Behinderung<br />

können Unmögliches möglich<br />

machen“, sagt sie. Doch das<br />

werde von der Politik nicht gewürdigt.<br />

Dem Arbeitsmarkt stehen<br />

Frauen wie sie nicht zur Verfügung.<br />

Auch die Aussicht auf ihre<br />

spätere Rente ist nicht gerade rosig.<br />

„Da ist gesetzlich noch viel zu<br />

tun“, bekräftigt Hörmann.<br />

<br />

Annette Liebmann<br />

*Namen von der Redaktion geändert<br />

Für Eltern, die ein Kind mit Behinderung<br />

versorgen, kostet die Pflege<br />

viel Kraft und Zeit. Hinzu kommen<br />

bürokratische Hürden und<br />

lange Antragsverfahren. Nicht<br />

selten ist ein Kind dem Hilfsmittel,<br />

das es für seine Entwicklung benötigt,<br />

schon entwachsen, wenn die<br />

Krankenkasse es endlich bewilligt.<br />

Wenn ein Kind mit einer Behinderung<br />

zum Beispiel einen Rollstuhl<br />

braucht, stellen die Eltern<br />

einen Antrag bei der Krankenkasse.<br />

Wird dieser bewilligt, muss das<br />

Sanitätshaus das Hilfsmittel auf<br />

die Bedürfnisse des Kindes anpassen,<br />

bevor es geliefert wird. Schon<br />

dieses normale Antragsverfahren<br />

kostet Zeit. Wird allerdings der<br />

Medizinische Dienst (MD) eingeschaltet<br />

und kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass die Kosten für das Hilfsmittel<br />

von der Krankenkasse nicht<br />

übernommen werden, wird es<br />

kompliziert. Die Eltern können<br />

dann Widerspruch einlegen oder<br />

gegen die Ablehnung klagen – doch<br />

das Verfahren kann Monate dauern.<br />

Das kostet die Eltern neben<br />

Zeit auch viel Energie. Beides fehlt<br />

ihnen dann für die Betreuung des<br />

Kindes und seiner Geschwister.<br />

Ist das Verfahren erfolgreich und<br />

das Hilfsmittel wird bewilligt,<br />

muss es unter Umständen erneut<br />

beantragt werden, weil das Kind<br />

in der Zwischenzeit gewachsen ist.<br />

Deshalb fordert der VdK, dass Bewilligungsverfahren<br />

beschleunigt<br />

werden, damit Kinder die richtigen<br />

Hilfsmittel dann bekommen, wenn<br />

sie sie wirklich brauchen.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Nach Auffassung des VdK achten<br />

die Krankenkassen bei der<br />

Bewilligung zu sehr auf die Wirtschaftlichkeit<br />

bei der Hilfsmittelversorgung<br />

von Kindern. „Natürlich<br />

ist es teuer, wenn Kinder<br />

schnell neue Hilfsmittel brauchen,<br />

weil sie wachsen und sich damit<br />

fortwährend auch der Bedarf ändert.<br />

Oder wenn sie einen weiteren<br />

Rollstuhl benötigen, um in der<br />

Kita auch draußen im Hof spielen<br />

zu können. Aber wofür wäre das<br />

Geld besser ausgegeben, als für<br />

eine gute Entwicklung von jungen<br />

Menschen?“, sagt VdK-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Der VdK fordert<br />

insbesondere für die Hilfsmittel für<br />

Kinder mit Behinderung, dass die<br />

Wirtschaftlichkeit nicht über der<br />

Gesundheit und Entwicklung stehen<br />

darf.<br />

Außerdem fehlt es an guten Beratungsangeboten<br />

vor Ort. Pflegeberater<br />

wissen häufig sehr gut über<br />

die Versorgungsstrukturen älterer<br />

pflegebedürftiger Menschen Bescheid,<br />

aber bei Angeboten für<br />

Jüngere müssen sie passen. Eine<br />

umfassende Versorgung dieser Familien<br />

gelingt aber nur, wenn über<br />

alle zur Verfügung stehenden Ansprüche<br />

informiert werden kann.<br />

Fehlerhafte Gutachten<br />

Ein weiteres Problem: Die gutachterlichen<br />

Stellungnahmen des<br />

Medizinischen Dienstes zur Kostenübernahme<br />

können zu falschen<br />

Entscheidungen führen. Es kann<br />

vorkommen, dass zum Beispiel<br />

beim MD ein Frauenarzt den Hilfsmittelbedarf<br />

eines Kindes mit<br />

Hirnschädigung begutachtet. Oder<br />

die Gutachter sehen das Kind nicht<br />

einmal persönlich, sondern schreiben<br />

die Stellungnahme nach Aktenlage.<br />

Auf dieser Grundlage<br />

weichen sie dann von der fachlichen<br />

Meinung des Arztes ab, der<br />

das Hilfsmittel verordnet hat und<br />

das Kind vielleicht schon seit Jahren<br />

kennt. So kann eine Leistung<br />

versagt werden, die aber für das<br />

Kind in seiner Entwicklung wichtig<br />

ist. Der VdK fordert, dass die<br />

Krankenkasse sich bei der Bewilligung<br />

an der Verordnung des behandelnden<br />

Arztes ausrichtet.<br />

Fehlende Betreuung<br />

Pflegende Eltern, die oft Beruf<br />

und Betreuung unter einen Hut<br />

bringen müssen, haben kaum Möglichkeiten,<br />

sich eine Auszeit zu<br />

nehmen. Es gibt zum Beispiel<br />

kaum Urlaubspflegen, sogenannte<br />

Kurzzeitpflegeplätze, für pflegebedürftige<br />

Kinder. „Wir brauchen<br />

insgesamt bessere Entlastungsangebote<br />

und eine Pflegezeit, die<br />

auch finanziell abgesichert ist“,<br />

fordert Bentele.<br />

Die Pflege von Kindern mit Behinderung<br />

kostet Eltern viel Kraft.<br />

Aktuell wird wieder viel über<br />

eine Lohnersatzleistung ähnlich<br />

dem Elterngeld diskutiert. Aber die<br />

Pflegezeit in den Familien mit einem<br />

pflegebedürftigen Kind dauert<br />

ungleich länger als die Elternzeit.<br />

Zudem muss die Pflege bei der<br />

Rente besser anerkannt werden.<br />

Alleingelassen<br />

Die vielen Hindernisse bei der<br />

Versorgung von pflegebedürftigen<br />

Kindern sorgen dafür, dass sich die<br />

Eltern mit ihren Problemen oft<br />

alleingelassen fühlen. „Es entsteht<br />

der Eindruck, dass das Versorgungssystem<br />

diese Gruppe ignoriert“,<br />

sagt die VdK-Präsidentin.<br />

Sie fordert: „Wir brauchen eine<br />

Entbürokratisierung der Pflege<br />

und eine Vereinfachung von Pflegeleistungen.“<br />

Ein Entlastungsbudget<br />

sei eine Möglichkeit. Familien<br />

müssten wählen können, was<br />

ihnen hilft, und auch, wer ihnen<br />

helfen soll. „Nicht immer ist das<br />

ein professioneller Dienst. Viele<br />

Eltern sagen uns, dass sie lieber<br />

eine Nachbarin, die das Kind von<br />

klein auf kennt, mehr einbinden<br />

würden. Und diese Hilfe kann<br />

nicht immer ohne Entgelt erbracht<br />

werden.“ Jörg Ciszewski<br />

Foto: picture alliance/Christin Klose<br />

6 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

7<br />

Kopf-Hals-Tumore früh erkennen<br />

Experte rät bei unklaren Beschwerden, schnell zum Arzt zu gehen<br />

Impfung gegen Gürtelrose<br />

Erkrankung tritt häufig im Alter auf<br />

Kopf-Hals-Tumore nehmen zu. Am<br />

häufigsten betroffen sind Rachen,<br />

Mundhöhle und Kehlkopf. Sie sind<br />

tückisch, weil sich Symptome von<br />

harmlosen Erkrankungen schwer<br />

unterscheiden lassen. Eine frühzeitige<br />

Diagnose verbessert die Heilungschancen.<br />

Die Regel lautet:<br />

spätestens nach drei Wochen zum<br />

Arzt, wenn Auffälligkeiten auftreten.<br />

Unter Kopf-Hals-Krebs versteht<br />

man alle Tumorerkrankungen, die<br />

im Bereich des Kopfes und Halses<br />

auftreten. Dazu gehört auch die<br />

Schilddrüse. Nicht mit eingerechnet<br />

werden Augen, das Gehirn,<br />

Ohren und die Speiseröhre. Mit<br />

rund fünf Prozent aller Krebserkrankungen<br />

zählen sie zu den<br />

häufigsten Krebsarten weltweit.<br />

Bei den meisten bösartigen Tumoren<br />

im Kopf- Hals-Bereich handelt<br />

es sich um sogenannte Plattenepithelkarzinome,<br />

also Tumore, die<br />

von Oberflächenzellen ausgehen.<br />

Seltener sind Adenokarzinome,<br />

Tumore aus drüsenartigem Gewebe,<br />

die vor allem die Nase und<br />

Nasennebenhöhlen betreffen. Die<br />

Zahl der Neuerkrankungen im<br />

Kopf-Hals-Bereich nimmt stetig<br />

zu: In Deutschland wird sie derzeit<br />

auf etwa 17 000 pro Jahr geschätzt,<br />

mit steigender Tendenz.<br />

Risikofaktoren für diese Tumore<br />

sind Tabak, Alkohol oder der Umgang<br />

mit Schadstoffen, die beruflich<br />

bedingt sein können. Darunter<br />

fallen Asbest, chrom- und nickelhaltige<br />

Farben und Lacke sowie<br />

polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.<br />

Doch auch die<br />

Verbreitung bestimmter Sub-Typen<br />

des Humanen Papilloma-Virus<br />

(HPV) stellt eine Gefahr dar. Das<br />

Virus kann die Haut und die<br />

Schleimhäute an verschiedenen<br />

Körperregionen angreifen. Vor<br />

allem hinter Tumoren des Rachens<br />

steckt Studien zufolge immer häufiger<br />

eine Virusinfektion mit HPV.<br />

„Der Anteil der unter 40-Jährigen,<br />

bei denen Kopf-Hals-Krebs<br />

bisher selten war, wird immer größer“,<br />

sagt Professor Dr. Andreas<br />

Dietz, Direktor der HNO-Klinik<br />

am Universitätsklinikum Leipzig<br />

und Sprecher der Interdisziplinären<br />

Arbeitsgruppe Kopf-Hals-<br />

Tu moren bei der Deutschen Krebsgesellschaft<br />

(DKG). Schuld daran<br />

Ein HNO-Arzt oder Kieferchirurg kann sich mit einer einfachen Untersuchung<br />

schon ein erstes Bild machen.<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Knut Schulz<br />

sei HPV Typ 16. Dieses werde mit<br />

Gebärmutterhalskrebs, aber auch<br />

mit Tumoren im Nasen- und Rachenbereich<br />

in Verbindung gebracht.<br />

Es gibt eine Impfung gegen<br />

HPV, besser bekannt als Gebärmutterhalskrebs-Impfung,<br />

die an<br />

Kinder ab neun Jahren gerichtet<br />

ist.<br />

Symptome ernst nehmen<br />

„Anzeichen für einen Tumor<br />

können relativ unspektakulär<br />

sein“, so der Experte. Professor<br />

Dietz rät bei folgenden Symptomen,<br />

die länger als drei Wochen<br />

andauern, zu einem Facharzt für<br />

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie<br />

zu gehen: Wunden im Mund<br />

oder der Zunge, rote und/oder<br />

weiße Flecken im Mund, hartnäckige<br />

Heiserkeit, Halsschmerzen,<br />

einseitig verstopfte Nase und/oder<br />

blutige Absonderungen, schmerzhaftes<br />

oder erschwertes Schlucken,<br />

Fremdkörpergefühl im Rachen<br />

oder Hals, ein Kloßgefühl,<br />

geräuschvolles oder schweres Atmen<br />

sowie Ohrenschmerzen.<br />

Wie bei anderen Krebsarten<br />

auch, ist es für die Heilungschancen<br />

günstiger, wenn der Tumor<br />

früh entdeckt wird. „Je kleiner der<br />

Tumor ist, umso weniger Umgebungsgewebe<br />

wird belastet und<br />

zerstört durch Operation beziehungsweise<br />

Bestrahlung. Eine<br />

frühe Diagnose kann Leben retten“,<br />

betont der Arzt. Leider würden<br />

Kopf-Hals-Tumore oft erst<br />

diagnostiziert, wenn sie sich bereits<br />

in einem fortgeschrittenen<br />

Stadium befinden. Deshalb rät<br />

Dietz dazu, sich lieber einmal zu<br />

oft als zu wenig untersuchen zu<br />

lassen.<br />

Bei Beschwerden klärt der Arzt<br />

– ein HNO-Arzt oder Kieferchirurg<br />

– zunächst eventuelle Risikofaktoren.<br />

Es folgt eine Untersuchung<br />

der einsehbaren Bereiche<br />

der Mundhöhle und des Rachens,<br />

auch durch Ertasten. Mittels Stirnlampe<br />

und einem kleinen abgewinkelten<br />

Spiegel oder mit einem Lupen-Endoskop<br />

kann der Arzt Teile<br />

der Nasenhöhle und des Ohres,<br />

tiefere Rachenbereiche und den<br />

Kehlkopf untersuchen. Da Tumore<br />

des Kehlkopfes oft schwer zugänglich<br />

sind, kann es notwendig sein,<br />

unter Narkose eine genauere Untersuchung<br />

mit einem Endoskop<br />

durchzuführen (Panendoskopie).<br />

Computertomografie (CT) und<br />

Magnetresonanztomografie (MRT)<br />

tragen zu einer genauen Diagnose<br />

bei. <br />

Petra J. Huschke<br />

Gürtelrose ist ein gürtelähnlicher,<br />

äußerst schmerzhafter Hautausschlag.<br />

Er tritt vor allem bei Älteren<br />

und Menschen mit Immunschwäche<br />

auf. Professor Dr. Jörg Schelling,<br />

Hausarzt in Martinsried bei<br />

München, erklärt, was man bei<br />

einer Erkrankung tun sollte.<br />

Auslöser einer Gürtelrose ist eine<br />

Infektion mit dem Windpocken-<br />

Virus, das zur Familie der Herpes-<br />

Viren gehört. Die meisten stecken<br />

sich schon im Kindesalter an.<br />

Nach überstandener Erstinfektion<br />

nistet es sich in den Hirnnerven<br />

und in den Nervenwurzeln des<br />

Rückenmarks ein. Wird die<br />

Immun abwehr geschwächt, kann<br />

das Virus wieder aktiv werden.<br />

Ältere Menschen sind besonders<br />

gefährdet. „Die Aktivität und das<br />

Erinnerungsvermögen des Immunsystems<br />

lassen im Laufe der Jahre<br />

nach“, erklärt Schelling. Kommen<br />

dann noch Stress oder eine andere<br />

Erkrankung hinzu, haben die gespeicherten<br />

Viren ein leichtes Spiel.<br />

Sie vermehren sich und wandern<br />

entlang der Nervenbahnen nach<br />

außen, wo sie die Haut befallen.<br />

„Dabei greifen sie auch die Nerven<br />

an. Das macht die Erkrankung so<br />

schmerzhaft“, erläutert Schelling.<br />

Eine Gürtelrose kann an allen<br />

Körperregionen auftreten – auch<br />

im Gesicht, an Augen und Ohren<br />

oder im Gehirn. „Typisch für die<br />

Erkrankung ist ein gürtelförmiger,<br />

streng einseitiger roter Hautausschlag<br />

mit kleinen Bläschen“, so<br />

Schelling. Diese sind mit einer<br />

trüben, hochansteckenden Flüssigkeit<br />

gefüllt. Die Bläschen platzen<br />

nach ein paar Tagen auf und bilden<br />

eine Kruste. Außerdem fühlen sich<br />

die Betroffenen oft schlapp und<br />

haben brennende Schmerzen.<br />

Patienten, die an einer Gürtelrose<br />

erkrankt sind, empfiehlt Schelling,<br />

zeitnah den Hausarzt aufzusuchen:<br />

„Er kennt die Behandlungsmethoden<br />

und verordnet<br />

Tabletten und eine Salbe, die verhindern,<br />

dass sich die Viren weiter<br />

vermehren.“ Die Bläschen verschwinden<br />

dann innerhalb von<br />

wenigen Tagen. Im Idealfall klingen<br />

auch die Schmerzen nach einer<br />

Woche ab. Manchmal kann es<br />

auch länger dauern.<br />

Vorsicht im Kopfbereich<br />

Besonders vorsichtig sollte man<br />

sein, wenn die Gürtelrose im Kopfbereich<br />

entsteht. „Befällt das Virus<br />

das Auge, kann die Hornhaut geschädigt<br />

werden. Ist das Ohr betroffen,<br />

kommt es schlimmstenfalls<br />

zu Gleichgewichtsstörungen<br />

und zum Gehörverlust“, warnt<br />

Schelling. Das Virus kann auch<br />

eine Hirnhautentzündung auslösen<br />

oder zu anhaltenden Nervenschmerzen<br />

führen. Allerdings<br />

kommt das nur äußerst selten vor.<br />

Die Ständige Impfkommission<br />

empfiehlt Personen über 60 Jahre,<br />

sich gegen Gürtelrose impfen zu<br />

lassen. „Menschen mit einer chronischen<br />

Erkrankung wie Diabetes,<br />

Asth ma, Herzerkrankungen oder<br />

einem schwachen Immunsystem<br />

können die Impfung schon ab 50<br />

Jahren bekommen“, erklärt Schelling.<br />

Die Kosten dafür trägt die<br />

Krankenkasse. Annette Liebmann<br />

Menschen über 60 Jahren wird empfohlen, sich gegen Gürtelrose impfen<br />

zu lassen. <br />

Foto: imago images/Christian Ohde<br />

7 RHPfalz<br />

Allgemein


8 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Gesundheit<br />

Die bunte Welt der Rezepte<br />

Was die verschiedenen Papierfarben von Verordnungen über Gültigkeit und Kostenübernahme aussagen<br />

Ärztinnen und Ärzte verordnen<br />

Arzneimittel schriftlich auf einem<br />

Rezept. Dieses kann rosa, blau,<br />

grün, gelb oder weiß sein. Doch<br />

was bedeuten diese Farben?<br />

Das rosa Rezept – auch Kassenrezept<br />

genannt – ist für gesetzlich<br />

Versicherte vorgesehen. Damit werden<br />

Medikamente, Hilfsmittel oder<br />

Verbandsmaterial aus dem Leistungskatalog<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

verschrieben. Für andere<br />

besondere Leistungen der Krankenkassen<br />

werden andersfarbige<br />

Vordrucke verwendet.<br />

Die Kosten beim rosafarbenen<br />

Rezept übernimmt die Krankenkasse.<br />

Versicherte müssen aber<br />

eine Zuzahlung leisten: mindestens<br />

fünf und maximal zehn Euro.<br />

Rezepte in verschiedenen Farben – gesetzlich Versicherte lösen oft ein<br />

rosa farbenes Rezept in der Apotheke ein.<br />

Foto: imago/sttp<br />

Ist das Arzneimittel günstiger als<br />

fünf Euro, kommen die Versicherten<br />

allein dafür auf.<br />

Das Rezept sollte innerhalb von<br />

28 Tagen eingelöst werden – ab<br />

Ausstellungsdatum. Wer die Frist<br />

nicht einhalten kann, muss entweder<br />

selbst zahlen oder sich ein<br />

neues Rezept besorgen.<br />

Privat versichert<br />

Privat Versicherte erhalten meistens<br />

ein blaues Rezept, das in der<br />

Regel drei Monate gültig ist. Für<br />

die Kosten des Arzneimittels müssen<br />

sie erst einmal selbst aufkommen.<br />

Reichen sie die Rechnung bei<br />

ihrer Krankenversicherung ein,<br />

bekommen sie das Geld ganz oder<br />

anteilig erstattet.<br />

Grüne Rezepte werden für nichtverschreibungspflichtige<br />

Arzneimittel<br />

verwendet. Patientin oder<br />

Patient zahlen diese in der Apotheke<br />

selbst. Die Verschreibungen<br />

sind zeitlich unbegrenzt gültig.<br />

Manche Krankenkasse übernimmt<br />

dennoch die Kosten, wenn<br />

sie die Versorgung als besondere<br />

Leistung anerkennt. Es lohnt sich,<br />

nachzufragen. Die Ausgaben können<br />

auch in der Steuererklärung<br />

als außergewöhnliche Belastungen<br />

geltend gemacht werden. Die Quittung<br />

dient als Nachweis.<br />

Gelbe Rezepte werden für Arzneimittel<br />

verwendet, die unter das<br />

Betäubungsmittelgesetz fallen, wie<br />

etwa starke Schmerzmittel. Das<br />

Rezept gibt es in dreifacher Ausfertigung:<br />

Das Original erhält die<br />

Krankenkasse. Arztpraxis und<br />

Apotheke bewahren je eine Durchschrift<br />

auf. Gelbe Rezepte gelten<br />

nur eine Woche.<br />

In manchen Fällen wird ein weißes<br />

Rezept ausgestellt: Es gilt für<br />

Arzneimittel mit den speziellen<br />

Wirkstoffen Lenalidomid, Pomalidomid<br />

und Thalidomid in der Tumorbehandlung.<br />

Um es einzulösen,<br />

bleiben nur sechs Tage Zeit.<br />

Die gelben und weißen Rezepte<br />

werden analog zu den rosafarbenen<br />

und blauen abgerechnet: Die<br />

gesetzliche Krankenkasse übernimmt<br />

die Kosten direkt für ihre<br />

Versicherten. Wer privat versichert<br />

ist, muss erst die Rechnung einreichen<br />

und bekommt die Kosten<br />

später erstattet. Kristin Enge<br />

Startschuss für das<br />

elektronische Rezept<br />

Seit dem 1. September müssen die<br />

Apotheken bundesweit auch elektronische<br />

Rezepte, kurz E-Rezepte,<br />

entgegennehmen. In Pilot-Praxen<br />

und -Krankenhäusern in der Region<br />

Westfalen-Lippe werden sie<br />

zuerst im Regelbetrieb ausgestellt.<br />

Nach einer Pilot-Phase soll das<br />

Verfahren in den kommenden Monaten<br />

auf andere Bundesländer<br />

ausgeweitet werden. Ursprünglich<br />

wollte auch Schleswig-Holstein im<br />

September starten. Die dortige Kassenärztliche<br />

Vereinigung verkündete<br />

aber rund eine Woche vor dem<br />

Start, noch nicht dabei zu sein.<br />

Laut Bundesgesundheitsministerium<br />

soll die Einführung des<br />

E-Rezepts bis zum Früh jahr 2023<br />

bundes weit abge schlossen sein.<br />

Um das E-Rezept vom Arzt bekommen<br />

zu können, brauchen<br />

Versicherte die App „Das E-Rezept“<br />

auf dem Smartphone. Die<br />

gibt es kostenlos in den bekannten<br />

App-Stores. Die App muss mit einer<br />

PIN von der Krankenkasse<br />

freigeschaltet werden, damit man<br />

sie nutzen kann. Außerdem ist eine<br />

spezielle Gesundheitskarte von der<br />

Krankenkasse nötig.<br />

Das E-Rezept soll vieles erleichtern.<br />

Ein Vorteil ist, dass der Versicherte<br />

es der Apotheke übermitteln<br />

kann und sich Wege spart,<br />

falls das Medikament noch bestellt<br />

werden muss.<br />

cis<br />

Weitere Informationen auf der<br />

Webseite des Ministeriums:<br />

www.bundesgesundheits<br />

ministerium.de/e-rezept.html<br />

8 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

9<br />

Anspruchsvolle Altershaut gut pflegen<br />

Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung gibt Tipps zu Kosmetik, Salben und Verbandmaterial<br />

Mit zunehmendem Alter wird die<br />

Haut dünner und anspruchsvoller.<br />

Wie die Deutsche Gesellschaft für<br />

Wundheilung und Wundbehandlung<br />

(DGfW) mitteilt, kommen oft<br />

noch zusätzliche Probleme durch<br />

Immobilität oder Verletzungen<br />

hinzu. Eine entsprechende Pflege<br />

kann helfen, ein Austrocknen der<br />

Altershaut zu verhindern. Und es<br />

gibt noch weitere Tipps, um sich<br />

wohl in der Haut zu fühlen.<br />

Das richtige Verbandmaterial spielt bei der Versorgung von Wunden<br />

insbesondere im Alter eine große Rolle.<br />

Im Alter reduzieren sich laut<br />

DGfW die Zellen und Gefäße der<br />

Haut. Dies sei ein ganz natürlicher<br />

Prozess. Zusätzlich seien jahrelange<br />

Einwirkung von UV-Strahlung<br />

oder Erkrankungen des Herzens,<br />

der Gefäße oder Diabetes mellitus<br />

schlecht für die Haut.<br />

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die<br />

Widerstandsfähigkeit der Haut<br />

durch regelmäßige feuchtigkeitsspendende<br />

Hautpflege zu stärken.<br />

„Wegen ihrer austrocknenden Wirkung<br />

sollte die klassische Seife<br />

durch rückfettende Mittel, etwa<br />

Waschlotionen, ersetzt werden.<br />

Für die anschließende Hautpflege<br />

zeigen Pflegeprodukte mit einem<br />

niedrigeren pH-Wert positive Effekte<br />

bei Altershaut. Sogenannte<br />

lipophile Produkte enthalten einen<br />

etwas höheren Anteil an pflegenden<br />

Fetten als an Wasser“, so die<br />

DGfW. Nicht förderlich sei die<br />

dauerhafte Verwendung reiner Öle<br />

oder Pflegeprodukte mit sehr hohem<br />

Fettgehalt wie Melkfett oder<br />

Vaseline. Reine Öle wirkten zusätzlich<br />

austrocknend. Eine Beratung<br />

hierzu gibt es in Apotheken.<br />

Pergamenthaut schützen<br />

„Bei sehr dünner Altershaut,<br />

auch Pergamenthaut genannt, die<br />

bereits bei kleinen Stößen zu Verletzungen<br />

oder blauen Flecken<br />

neigt, spielt neben der Hautpflege<br />

die Verwendung des Verbandmaterials<br />

eine wichtige Rolle“, so die<br />

Expertinnen und Experten der<br />

DGfW. „Klebendes Verbandmaterial<br />

birgt das Risiko, die Haut bei<br />

Entfernung des Verbands zu verletzen.<br />

Sinnvoller ist es, ein Wunddistanzgitter<br />

unter der Wundabdeckung<br />

aufzubringen und das Ganze<br />

mit einer Mull- oder elastischen<br />

Binde zu fixieren.“ Ist an dieser<br />

Körperstelle ein klebender Verband<br />

notwendig, damit er überhaupt<br />

hält, dann sollte ein Produkt mit<br />

Silikonhaftbasis verwendet werden.<br />

Eine weitere Möglichkeit,<br />

Pergamenthaut zu schützen, ist das<br />

Anlegen eines Schlauchverbands<br />

mit Polsterwatte.<br />

Zudem: Es scheint einen Zusammenhang<br />

zwischen der Wundheilung<br />

und der Nährstoffversorgung<br />

des Körpers zu geben. Dabei steht<br />

vor allem eine gesunde Ernährung<br />

im Vordergrund. Eine zusätzliche<br />

Einnahme von Vitaminen, Mineralien<br />

und Spurenelementen ist aber<br />

laut DGfW am besten mit dem<br />

Hausarzt abzuklären.<br />

Die Beobachtung der Haut spielt<br />

insbesondere bei Diabetikerinnen<br />

und Diabetikern eine wichtige<br />

Foto: picture alliance/Westend61/zerocreatives<br />

Rolle. Bei Diabetes mellitus ist oft<br />

die Wahrnehmung von Schmerzen,<br />

Temperatur und Druck vermindert.<br />

So kann es sein, dass<br />

Druckstellen entstehen, aber diese<br />

überhaupt nicht wahrgenommen<br />

werden. Die DGfW: „Vorgebeugt<br />

werden kann durch regelmäßige<br />

Fußbeobachtung und Fußpflege.<br />

Ist dies selbst nicht mehr möglich,<br />

kann eine medizinische Fußpflege<br />

beim Podologen in Anspruch genommen<br />

werden.“ Die Kosten<br />

dafür können bei Diabetes mellitus<br />

und Neuropathien von den Krankenkassen<br />

übernommen werden.<br />

Dafür ist eine ärztliche Verordnung<br />

notwendig.<br />

Dekubitus vorbeugen<br />

Ältere Menschen, die nur wenig<br />

oder nicht mehr mobil sind und<br />

viel liegen oder sitzen, haben ein<br />

erhöhtes Risiko, ein Druckgeschwür<br />

zu entwickeln, einen sogenannten<br />

Dekubitus. Wichtig ist<br />

daher die tägliche Beobachtung<br />

von Körperstellen, die Druck ausgesetzt<br />

sind, etwa das Kreuzbein<br />

im Liegen oder die Sitzbeinhöcker<br />

im Sitzen. Erste Anzeichen für einen<br />

drohenden Dekubitus können<br />

Hautrötungen sein.<br />

„Dann gilt es, durch regelmäßige<br />

Positionswechsel entgegenzuwirken.<br />

Ergänzend gibt es druckverteilende<br />

Hilfsmittel wie spezielle<br />

Matratzen oder Sitzkissen. Beratung<br />

und Unterstützung findet<br />

man hierzu bei spezialisierten<br />

Pflegediensten, Wundzentren und<br />

in Sanitätshäusern“, so die DGfW.<br />

Von der Verwendung von Hausmitteln<br />

wie Honig oder einem<br />

Kamillenbad auf Wunden rät die<br />

DGfW ab. Diese hätten keinen<br />

nachgewiesenen Nutzen, würden<br />

aber das Risiko bergen, Bakterien<br />

in die Wunde einzuschleppen.<br />

Auch leichte Verbrennungen<br />

sind bei älteren Menschen immer<br />

mal wieder ein Thema. „Solche,<br />

die nur die obere Hautschicht betreffen<br />

und mit einem Sonnenbrand<br />

vergleichbar sind, können<br />

eigenständig mit einer pflegenden<br />

Salbe versorgt werden. Stärkere<br />

Verbrennungen mit Blasenbildung<br />

sollten dem Hausarzt vorgestellt<br />

werden“, heißt es bei der DGfW.<br />

Das verbreitete Kühlen von Verbrennungen<br />

diene zwar der<br />

Schmerzlinderung, habe aber keinen<br />

positiven Effekt auf die Wundheilung.<br />

Gerade bei großflächigen<br />

Verbrennungen bestehe sogar die<br />

Gefahr des Auskühlens, weshalb<br />

hier vom Kühlen abgeraten wird.<br />

Auch für Verbrennungen ist ein<br />

steriler Verband ratsam.<br />

Bei Wundheilungsstörungen –<br />

egal, um welche Art von Wunde es<br />

sich handelt – ist besondere Vorsicht<br />

angebracht. Ein spezialisierter<br />

Pflegedienst oder ein Wundzentrum<br />

sollte spätestens dann<br />

einbezogen werden, wenn sich<br />

acht Wochen nach Behandlungsbeginn<br />

durch den Hausarzt keine<br />

Heilungstendenz zeigt.<br />

<br />

Petra J. Huschke<br />

Augenringe<br />

meist harmlos<br />

Augenringe können viele unterschiedliche<br />

Ursachen haben. Nur<br />

selten steckt eine Erkrankung dahinter.<br />

Manchmal sind sie aber ein<br />

Zeichen dafür, dass man mal Erholung<br />

braucht.<br />

Im Bereich der Augen ist die<br />

Haut sehr zart und besitzt nur wenig<br />

Unterhautfettgewebe. Blutgefäße<br />

sind dort besonders gut zu<br />

erkennen. Auch eine Gewichtsabnahme<br />

kann die dunklen Ringe<br />

stärker durchscheinen lassen. Weil<br />

die Haut mit zunehmendem Alter<br />

dünner wird, verstärken sich die<br />

Augenringe im Laufe des Lebens.<br />

Bei manchen Menschen ist die<br />

Haut rund um die Augen aber auch<br />

stärker pigmentiert.<br />

Meist handelt es sich bei Augenringen<br />

um ein rein kosmetisches<br />

Problem. Wer trotzdem etwas dagegen<br />

tun möchte, sollte einen<br />

gesunden Lebensstil pflegen: Dazu<br />

gehören der Verzicht auf Nikotin,<br />

mäßiger Alkoholgenuss, regelmäßige<br />

Bewegung, gute Ernährung<br />

und ausreichend Schlaf. Darüber<br />

hinaus ist es wichtig, genügend zu<br />

trinken. Die Haut sollte vor Sonne<br />

geschützt und gut gepflegt werden,<br />

etwa durch rückfettende Augencremes<br />

mit viel Feuchtigkeit und<br />

regelmäßiges Abschminken.<br />

Weil das Gewebe zwischen Unterlid<br />

und Wange zahlreiche feine Blutund<br />

Lymphgefäße enthält, kann es<br />

hier zu Schwellungen kommen.<br />

Diese sind meist harmlos, können<br />

aber auch Anzeichen für eine mögliche<br />

Erkrankung sein. ali<br />

Rot fürs Herz, gelb für die Psyche<br />

Die Farbe von Tabletten soll Orientierung geben, die Form hängt mit dem Wirkstoff zusammen<br />

Sie sind rund oder länglich, weiß, rot<br />

oder braun: Tabletten gibt es in unterschiedlichen<br />

Ausführungen. Dahinter<br />

steckt auch Farbpsychologie.<br />

Pillen, Tabletten und Kapseln gibt es in vielen unterschiedlichen Größen,<br />

Formen und Farben.<br />

Foto: imago images/blickwinkel<br />

Die meisten Medikamente sind<br />

weiß. Das hat damit zu tun, dass<br />

oft auch die Inhalts- und Wirkstoffe<br />

weiß sind. Färbt der Hersteller<br />

das Arzneimittel ein, hat er nicht<br />

viel Auswahl: Er muss Farbstoffe<br />

verwenden, die für Menschen ungefährlich<br />

sind und nicht mit dem<br />

Wirkstoff reagieren.<br />

Farbige Tabletten sind leichter zu<br />

unterscheiden. Das ist insbesondere<br />

für ältere Menschen von Vorteil,<br />

die oft viele Pillen nehmen müssen.<br />

Dabei wählen die Hersteller bewusst<br />

Farben, die Orientierung<br />

geben und unterschwellig das Vertrauen<br />

in die Wirkung des Heilmittels<br />

stärken sollen. Vitales Rot etwa<br />

wird häufig für Herz- Kreis lauf-<br />

Medikamente verwendet, fröhliches<br />

Gelb für Antidepressiva, ausgleichendes<br />

Grün für Magen-Darm-<br />

Präparate und entspannendes Blau<br />

für Beruhigungs- und Schlafmittel.<br />

Die Form des Medikaments hingegen<br />

hängt hauptsächlich vom<br />

Wirkstoff ab. Je größer die benötigte<br />

Dosis, desto größer ist auch das<br />

Arzneimittel. Damit große Pillen<br />

besser geschluckt werden können,<br />

wählen Hersteller oft eine längliche<br />

Form. Auch ein Überzug, etwa<br />

mit einer Zuckerglasur, erleichtert<br />

die Einnahme. Dieser kann aber<br />

noch weitere Funktionen haben:<br />

Zum einen eignet er sich, um den<br />

schlechten Geschmack des Wirkstoffs<br />

zu überdecken, zum anderen<br />

schützt er vor Feuchtigkeit und<br />

Sauerstoff. Und schließlich bestimmt<br />

die Darreichungsform auch,<br />

wann beziehungsweise wo im Körper<br />

der Wirkstoff freigesetzt wird:<br />

etwa auf der Mundschleimhaut<br />

oder im Darm. Annette Liebmann<br />

9 RHPfalz<br />

Allgemein


10 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Generationen<br />

„Vergessen Sie das Hüftekreisen“<br />

Vor zehn Jahren hat Isabella Ebner das Hula-Hoop-Fieber gepackt – Tipps für Anfänger<br />

Die meisten kennen den Hula-<br />

Hoop-Reifen aus ihrer Kindheit.<br />

Hullern hat während der Corona-<br />

Pandemie im deutschsprachigen<br />

Raum einen nie dagewesenen<br />

Boom erlebt. Was die Faszination<br />

für diesen Sport ausmacht, wie<br />

man den richtigen Reifen findet<br />

und was es bei den ersten Versuchen<br />

zu beachten gilt, hat Isabella<br />

Ebner der VdK-ZEITUNG berichtet.<br />

Hullern macht glücklich. Davon<br />

ist Isabella Ebner aus Hörsching<br />

bei Linz überzeugt. „Wenn jemand<br />

auf der Straße ein grimmiges Gesicht<br />

macht, will ich ihm oder ihr<br />

am liebsten einen Hula-Hoop-<br />

Reifen in die Hand drücken, damit<br />

er oder sie bessere Laune bekommt.“<br />

Die Oberösterreicherin<br />

hat ihre Leidenschaft für den Sport<br />

vor zehn Jahren entdeckt. Seitdem<br />

ist sie süchtig und bringt anderen<br />

„Hoopies“, wie sie Gleichgesinnte<br />

nennt, das Tanzen mit den bunten<br />

Reifen bei.<br />

Trend aus den USA<br />

Isabella Ebner hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Sie gibt Hula-<br />

Hoop-Tanzkurse und bildet Trainerinnen und Trainer aus.<br />

Der US-amerikanische Spielzeughersteller<br />

Wham-O hat das<br />

Spiel- und Sportgerät in den<br />

1950er- Jahren populär gemacht.<br />

Isabella Ebner interessiert sich vor<br />

allem für den Hula-Hoop- Tanz, der<br />

seine größte Fangemeinde ebenfalls<br />

in den USA hat. „Der Trend<br />

ist dann in den 2010er-Jahren nach<br />

Deutschland, Österreich und in<br />

die Schweiz geschwappt“, berichtet<br />

die 35-Jährige.<br />

Im Juni 2012 habe eine Freundin<br />

sie mit ihrer Leidenschaft fürs Hullern<br />

angesteckt. „Ich habe damals<br />

als Grafikerin gearbeitet. Durch<br />

langes Sitzen vor dem PC und die<br />

schlechte Körperhaltung hatte ich<br />

Rücken- und Nackenschmerzen.<br />

Meine Freundin brachte mir einen<br />

Reifen mit. Ich hatte so viel Spaß<br />

daran, dass ich beschloss, Kurse<br />

zu geben.“<br />

Zu dem Zeitpunkt sei es noch<br />

schwierig gewesen, Reifen für Erwachsene<br />

zu finden. „Die meisten<br />

hier erhältlichen Modelle waren<br />

Kinderspielzeug und viel zu klein<br />

und zu leicht“, erinnert sich Isabella<br />

Ebner. Ihre Freundin kam deshalb<br />

auf die Idee, die Reifen für die<br />

Kurse aus Kaltwasserrohr aus dem<br />

Baumarkt selbst zu basteln.<br />

Während der Corona-Pandemie<br />

nahm der Hula-Hoop-Trend richtig<br />

Fahrt auf. Anfangs seien vor allem<br />

schwere Fitnessreifen begehrt gewesen.<br />

Den Nutzerinnen ging es<br />

darum, durch den Sport ihr Gewicht<br />

zu reduzieren. „Dieser Trend<br />

ist inzwischen zum Glück vorbei,<br />

denn dabei kam es oftmals zu blauen<br />

Flecken, weil die Reifen viel zu<br />

schwer waren“, weiß die Trainerin.<br />

Doch dank des Booms sei der<br />

Sport bekannter geworden. „Immer<br />

mehr Einrichtungen bieten<br />

Kurse für Jung und Alt an“, freut<br />

sich die Österreicherin.<br />

Eine Altersgrenze für das Training<br />

gibt es nicht. Wichtig sei,<br />

anfangs nicht länger als fünf Minuten<br />

täglich zu üben und dann<br />

langsam zu steigern. Die Expertin<br />

empfiehlt für den Einstieg einen<br />

großen Reifen. „Je größer der<br />

Durchmesser des Reifens, desto<br />

leichter ist es, ihn zum Schwingen<br />

zu bringen.“ Er sollte aufgestellt<br />

mindestens bis zum Bauchnabel<br />

und kann auch ruhig bis zur Brust<br />

reichen. Damit blaue Flecken beim<br />

Trainieren gar nicht erst entstehen,<br />

Foto: HoopFlow.com<br />

sollte der Hula-Hoop zwischen<br />

400 und 800 Gramm wiegen.<br />

Auch zur richtigen Bekleidung<br />

gibt die Trainerin Tipps. Sie rät zu<br />

Baumwolle, etwa einem ärmellosen<br />

Shirt. Kunstfaser sei dagegen<br />

nicht zu empfehlen, da der Reifen<br />

auf solchen Textilien abrutscht.<br />

„Am besten klappt das Training<br />

übrigens auf nackter Haut. Einfach<br />

mal ausprobieren“, ermutigt die<br />

Hula-Hoop-Tänzerin.<br />

Sie macht auf einen weit verbreiteten<br />

Irrtum aufmerksam: „Die<br />

meisten Einsteiger wollen mit kreisenden<br />

Hüftbewegungen hullern,<br />

weil sie an den hawaii anischen<br />

Hula-Tanz denken.“ Doch das<br />

klappt nicht, weil der Reifen gestoppt<br />

anstatt angetrieben wird.<br />

„Vergessen Sie das Hüftekreisen“,<br />

lautet daher ihr Ratschlag.<br />

Beide Richtungen<br />

Die richtige Technik: Den Reifen<br />

mit den Händen greifen und etwa<br />

auf Bauchnabelhöhe am Rücken<br />

ansetzen. Dann die Bauchmuskulatur<br />

anspannen und ihn abwechselnd<br />

mit Bauch und Rücken vorund<br />

zurückschubsen. Wenn das<br />

Drehen in die eine Richtung<br />

klappt, sollte man auch in die andere<br />

trainieren.<br />

„Beim Hula-Hoop-Tanz hat man<br />

schnell Erfolgserlebnisse. Nach<br />

und nach lernt man Tricks dazu.<br />

Das stärkt das Selbstbewusstsein“,<br />

ist Isabella Ebner überzeugt.<br />

<br />

Elisabeth Antritter<br />

Hullern für Einsteiger<br />

Schritt für Schritt das Hullern online<br />

lernen: Auf Isabella Ebners<br />

YouTube-Kanal „HoopFlow-Academy“<br />

können Interessierte mit<br />

vielen Videos in die Welt des<br />

Hula-Hoops eintauchen. Mithilfe<br />

von Schnupperkursen (Tutorials)<br />

fällt der Einstieg leichter.<br />

www.youtube.com/c/<br />

HoopFlowAcademy<br />

Junge Menschen<br />

vertrauen Medien nicht<br />

Das Vertrauen junger Menschen in<br />

Medien und öffentliche Einrichtungen<br />

ist gering. Das geht aus der<br />

Vertrauensstudie <strong>2022</strong> der Universität<br />

Bielefeld hervor. Der Studienleiter<br />

ist angesichts der Ergebnisse<br />

alarmiert.<br />

Eine zentrale Erkenntnis der Untersuchung<br />

ist, dass die deutliche<br />

Mehrheit der Jugendlichen Zeitungen<br />

(75,8 Prozent) und Journalisten<br />

(71,6 Prozent) nicht vertraut. Mehr<br />

als ein Drittel vermutet sogar, dass<br />

Medien absichtlich wichtige Informationen<br />

zurückhalten (37,9 Prozent)<br />

und nur ihre eigene Meinung<br />

verbreiten (32,8 Prozent).<br />

An der Umfrage, die im Auftrag<br />

der Bepanthen-Kinderförderung<br />

von der Universität Bielefeld durchgeführt<br />

wurde, nahmen über 1500<br />

Kinder (sechs bis elf Jahre) und<br />

Jugendliche (zwölf bis 16 Jahre) teil.<br />

Auch das Vertrauen in öffentliche<br />

Einrichtungen, wie Behörden<br />

oder politische Organisationen, ist<br />

unter Jugendlichen nur mäßig ausgeprägt.<br />

Nur jeder zweite Jugendliche<br />

vertraut der Bundesregierung<br />

(53,9 Prozent) oder den Vereinten<br />

Nationen (54 Prozent). Deutlich<br />

höheres Vertrauen genießen dagegen<br />

Wissenschaftler (76,1 Prozent)<br />

und Polizei (79,9 Prozent).<br />

Angesichts dieser Ergebnisse<br />

zeigt sich der Studienleiter Professor<br />

Holger Ziegler besorgt: „Das<br />

eklatante Misstrauen der Jugendlichen<br />

in die Medien, verbunden<br />

mit der Annahme, dass diese absichtlich<br />

Informationen verschweigen<br />

oder nur ihre eigene Meinung<br />

verbreiten, halten wir für alarmierend“,<br />

sagt er. Eine gesunde Skepsis<br />

hinterfrage Informationen. Das<br />

sei sinnvoll und nützlich im Leben.<br />

„Stellen wir aber nicht nur den<br />

Wahrheitsgehalt einer Information<br />

infrage, sondern vermuten wir,<br />

dass uns – in diesem Fall – die<br />

Medien absichtlich Informationen<br />

verschweigen und manipulieren<br />

wollen, dann bewegen wir uns in<br />

einem gefährlichen Bereich von<br />

Verschwörungsglauben.“ cis<br />

Gewappnet für den Herbstspaziergang<br />

Rutschsichere Schuhe, Reflektoren und eine gute Brille beugen Gefahren vor<br />

Wer sich auf die ersten Herbstspaziergänge<br />

freut, sollte sich darauf<br />

einstellen, dass es rutschig werden<br />

kann und früher dunkel wird. Mit<br />

einigen Sicherheitsvorkehrungen<br />

steht einem schönen Erlebnis aber<br />

nichts im Weg.<br />

Wenn im Herbst der Wind die<br />

Blätter von den Bäumen pustet<br />

und es regnet, sollten Spaziergängerinnen<br />

und Spaziergänger vorsichtig<br />

sein. Nasses Laub kann den<br />

Weg rutschig machen und Unebenheiten<br />

verdecken. Um einem Sturz<br />

vorzubeugen, sind daher feste<br />

Schuhe mit Profil ratsam. Damit<br />

man nicht auf die Fahrbahn stürzt,<br />

empfiehlt sich außerdem, auf der<br />

von der Straße abgewandten Seite<br />

des Gehwegs zu laufen.<br />

Wird es bereits am Nachmittag<br />

dunkel, sollten Seniorinnen und<br />

Senioren ihre Erledigungen so<br />

planen, dass sie für Einkäufe oder<br />

Arztbesuche das Tageslicht nutzen<br />

können. Manchmal lässt es sich<br />

Ein Spaziergang im Herbst tut gut.<br />

allerdings nicht vermeiden, dass<br />

man im Dunkeln das Haus verlassen<br />

muss. Dann sollte man helle<br />

oder reflektierende Kleidung oder<br />

Schuhe tragen, um für Verkehrsteilnehmer<br />

gut erkennbar zu sein.<br />

Mit Reflektoren am Rollator oder<br />

auch blinkenden Fahrradlichtern<br />

Foto: picture alliance/dpa/Ole Spata<br />

am Rollstuhl ist man besser sichtbar<br />

und kann Unfallgefahren reduzieren.<br />

In der Dämmerung spiegeln<br />

feuchte Fahrbahnen und Pfützen<br />

auf den Gehwegen das Licht von<br />

Reklameschildern und Autos. Die<br />

Sicht wird dadurch beeinträchtigt.<br />

Deshalb kann es im Herbst sinnvoll<br />

sein, dass ein Optiker die<br />

Sehstärke überprüft.<br />

Um fit für den Winter zu werden,<br />

sollten ältere Menschen schon im<br />

Herbst Vorsorge treffen. Vitaminreiche<br />

Ernährung mit viel Obst und<br />

Gemüse, Spaziergänge im Freien,<br />

um den Kreislauf in Gang zu bringen,<br />

und genug Schlaf helfen den<br />

körpereigenen Abwehrkräften und<br />

beugen etwaigen Erkältungen vor.<br />

Wenn es allerdings draußen<br />

stürmt und regnet, kann es besser<br />

sein, den Tag mit einer heißen<br />

Tasse Tee oder Kaffee gemütlich zu<br />

Hause zu verbringen. Auch das<br />

gehört zu den schönen Seiten des<br />

Herbstes. Jörg Ciszewski<br />

10 RHPfalz<br />

Allgemein


Inklusion<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

11<br />

KfW-Gelder bereits<br />

ausgeschöpft<br />

Auch ein GdB unter 50 bringt Nachteilsausgleiche<br />

Anspruch auf Steuerfreibeträge und Gleichstellungsmöglichkeiten für Betroffene<br />

Mit KfW-Geldern konnten Umbauten<br />

gefördert werden. Foto: Imago<br />

Die staatlichen Fördermittel für<br />

den barrierefreien und altersgerechten<br />

Umbau von Wohnungen<br />

und Häusern sind schon nach nur<br />

eineinhalb Monaten Laufzeit für<br />

dieses Jahr verbraucht worden.<br />

Von Ende Juni bis Anfang August<br />

sind Fördergelder für den<br />

Umbau von insgesamt 26 000 Wohnungen<br />

beantragt worden, teilte<br />

das Bundesbauministerium mit.<br />

Wie die VdK-ZEITUNG bereits<br />

berichtete, wurden für das beliebte<br />

Förderprogramm „Altersgerechtes<br />

Umbauen“ der Kreditanstalt für<br />

Wiederaufbau (KfW) Bundesmittel<br />

in Höhe von insgesamt 75 Millionen<br />

im Haushaltsjahr <strong>2022</strong> bereitgestellt.<br />

In den Vorjahren waren<br />

die Fördertöpfe in der Regel<br />

erst nach sechs bis neun Monaten<br />

ausgeschöpft worden. In diesem<br />

Jahr war das Programm ursprünglich<br />

ausgesetzt worden, wurde<br />

dann – unter anderem auf Druck<br />

des VdK Deutschland – wieder<br />

aufgesetzt. Dass nun die Gelder<br />

schon nach so kurzer Zeit wieder<br />

verbraucht wurden, spricht nach<br />

Einschätzung des VdK dafür, in<br />

Zukunft mehr Gelder für barrierefreie<br />

Umbauten zur Verfügung zu<br />

stellen. Im Rahmen des Programms<br />

waren Zuschüsse bis zu<br />

6250 Euro möglich. Der Wert der<br />

durchschnittlichen Förderung liegt<br />

bei rund 1700 Euro pro Wohneinheit,<br />

so das Bauministerium.juf<br />

In Deutschland leben rund zehn<br />

Millionen Menschen mit einer Behinderung.<br />

Diese kann den Alltag<br />

unterschiedlich stark beeinträchtigen.<br />

Der Grad der Behinderung<br />

(GdB) variiert zwischen 20 und 100.<br />

Je höher er ist, desto mehr sogenannte<br />

Nachteilsausgleiche gibt<br />

es gemäß Sozialrecht. Ab einem<br />

GdB von 50 gilt man als schwerbehindert<br />

und kann auch einen entsprechenden<br />

Ausweis beantragen.<br />

Das trifft bundesweit auf 7,8 Millionen<br />

Menschen zu.<br />

Zur Ermittlung des GdB ist eine<br />

medizinische Beurteilung notwendig.<br />

Das Versorgungsamt (in Bayern:<br />

Zentrum Bayern Familie und<br />

Soziales), das für die Vergabe des<br />

GdB zuständig ist, bemisst den<br />

Grad der Behinderung. Ärztliche<br />

Atteste und Befundberichte werden<br />

dabei ausgewertet. Gibt es<br />

mehrere Beeinträchtigungen, wird<br />

ein Gesamt-GdB ermittelt.<br />

Komplizierte Berechnung<br />

Dabei werden aber nicht nur<br />

einzelne Behinderungsgrade mehrerer<br />

Beeinträchtigungen einfach<br />

zusammengerechnet, wie manchmal<br />

vermutet wird. Sondern: Entscheidend<br />

ist, wie sich einzelne<br />

Funktionsbeeinträchtigungen zueinander<br />

und untereinander auswirken.<br />

„Es spielt eine Rolle, ob die<br />

einzelnen Erkrankungen voneinander<br />

unabhängig sind und ganz<br />

verschiedene Bereiche im täglichen<br />

Leben betreffen, wie etwa<br />

eine Herzerkrankung und Wirbelsäulenleiden,<br />

oder ob sie sich besonders<br />

nachteilig aufeinander<br />

auswirken“, sagt Daniel Overdiek,<br />

Leiter der Rechtsabteilung beim<br />

VdK Bayern. Beispiele für Letzteres<br />

sind der Verlust beider Arme oder<br />

der Sehfähigkeit auf einem Auge<br />

und zugleich einem Hörverlust.<br />

Obwohl der GdB in Zehnerschritten<br />

bemessen wird, bringt<br />

ein GdB von 10 erst einmal noch<br />

keinen Nachteilsausgleich. Das<br />

Ein Schwerbehindertenausweis wird ab GdB 50 ausgestellt, doch schon<br />

früher gibt es Nachteilsausgleiche.<br />

Foto: picture alliance/BeckerBredel<br />

teilt das Amt auch mit. Einen solchen<br />

gibt es erst ab einem GdB von<br />

20. „Dann wird ein entsprechender<br />

Bescheid ausgestellt“, so Overdiek.<br />

„Es ist zwar möglich, für eine<br />

leichte Gesundheitseinschränkung<br />

einen Einzel-GdB von 10 zu erhalten.<br />

Selbst wenn man mehrere<br />

Einzelwerte von 10 hat, werden<br />

diese jedoch bei der Bildung des<br />

Gesamt-GdB nicht berücksichtigt“,<br />

erläutert Jan Gerspach, der<br />

das Ressort Leben mit Behinderung<br />

beim VdK Bayern leitet.<br />

Arbeitsschutz<br />

Fest steht: Für viele Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen ist ein<br />

Antrag auf Schwerbehinderung<br />

sinnvoll. Ab einem Gesamt-GdB<br />

von 20 gibt es einen Steuerfreibetrag,<br />

der, je höher der GdB wird,<br />

ansteigt. Nachteilsausgleiche sind<br />

ab einem Gesamt-GdB von 50 zudem<br />

ein erweiterter Kündigungsschutz<br />

im Arbeitsleben, Zusatzurlaub<br />

sowie die Möglichkeit, etwas<br />

früher in Altersrente gehen zu<br />

können. Bei einem Gesamt-GdB<br />

von 30 oder 40 ist im Hinblick auf<br />

erweiterten Kündigungsschutz<br />

eine Gleichstellung mit schwerbehinderten<br />

Menschen möglich, die<br />

zusätzlich zu beantragen ist.<br />

Gerspach verdeutlicht dies noch<br />

einmal: „Nachteilsausgleiche stehen<br />

auch Menschen mit Behinderung<br />

und einem Grad der Behinderung<br />

unter 50 zu, beispielsweise<br />

Steuerfreibeträge. Daher raten wir<br />

unseren Mitgliedern, auch dann<br />

einen Antrag zu stellen, wenn voraussichtlich<br />

noch keine Schwerbehinderung<br />

vorliegt, aber ein<br />

GdB zwischen 20 und 40 möglich<br />

ist. Vor allem im Arbeitsleben<br />

kann mit einem GdB von 30 oder<br />

40 eine Gleichstellung und dadurch<br />

der besondere Kündigungsschutz<br />

erreicht werden.“<br />

Es gibt sehr viele Erkrankungen,<br />

die mit einem GdB von 0 bis 100,<br />

je nach Ausprägung und Beeinträchtigung<br />

des alltäglichen Lebens,<br />

bewertet werden können,<br />

zum Beispiel Wirbelsäulenschäden,<br />

psychische Erkrankungen,<br />

Hörschäden oder Herzerkrankungen.<br />

Der VdK unterstützt Menschen,<br />

die sich unsicher sind, ob sie<br />

einen Antrag stellen sollen. Er<br />

berät deutschlandweit mit seinen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

in den Beratungsstellen zum Thema<br />

GdB und hilft bei der Antragstellung<br />

sowie bei Widersprüchen<br />

und Gerichtsverfahren. Ärztliche<br />

Befundberichte sind für die Bewertung<br />

entscheidend. Diese sollten<br />

mitgebracht werden. Um alles weitere<br />

kümmern sich die VdK-Sozialrechtsberaterinnen<br />

und Sozialrechtsberater.<br />

GdB 20 bis 100<br />

Aus finanzieller Sicht sieht es<br />

folgendermaßen aus: Bei einem<br />

GdB von 20 gilt für das Jahr <strong>2022</strong><br />

ein Steuerfreibetrag von 384 Euro,<br />

für einen GdB von 30 sind 620<br />

Euro festgelegt, für einen GdB von<br />

40 sind es 860 Euro, und für einen<br />

GdB von 50 gilt ein Steuerfreibetrag<br />

von 1140 Euro. Für einen GdB<br />

von 60 sind 1440 Euro festgelegt,<br />

für einen GdB von 70 sind es 1780<br />

Euro, für einen GdB von 80 dann<br />

2120 Euro. Mit einem GdB von 90<br />

kommt man auf 2460 Euro. Der<br />

höchste Steuerfreibetrag für einen<br />

GdB von 100 beziffert sich auf<br />

2840 Euro. Petra J. Huschke<br />

VdK-TV<br />

Was ist der Grad der Behinderung,<br />

kurz GdB? Was bedeutet<br />

Schwerbehinderung? Kann man<br />

auch mit einer psychischen Erkrankung<br />

einen GdB bekommen?<br />

VdK-TV erläutert wichtige<br />

Fragen.<br />

VdK-Videoportal<br />

www.vdktv.de<br />

Begleitpersonen<br />

erhalten Krankengeld<br />

Die Begleitung von Menschen mit<br />

einer schweren körperlichen, geistigen<br />

oder seelischen Behinderung<br />

bei einem Krankenhausaufenthalt<br />

wird künftig finanziert.<br />

Die Regelung tritt ab 1. November<br />

<strong>2022</strong> in Kraft. Eine Begleitperson<br />

kann künftig selbst Krankengeld<br />

für den Zeitraum des Aufenthalts<br />

beziehen. Die Anpassung im<br />

Sozialgesetzbuch V ist ein Ausgleich<br />

für Verdienstausfall. Voraussetzung<br />

für den Bezug von Krankengeld<br />

in dieser Situation ist, dass<br />

man die Begleitung als Familienmitglied<br />

oder Nahestehender, nicht<br />

aber beruflich, vornimmt.<br />

Der einweisende Arzt muss die<br />

Notwendigkeit auf dem Einweisungsschein<br />

vermerken. Mit diesem<br />

Dokument bekommt die Begleitperson<br />

vom Krankenhaus<br />

dann eine Bescheinigung für den<br />

Arbeitgeber und die Krankenkasse.<br />

Bisher musste man Urlaub nehmen<br />

und wurde nicht durch einen<br />

Lohnersatz entschädigt. pet<br />

11 RHPfalz<br />

Allgemein


12 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> VdK-TV<br />

Aktuelle Filme auf VdK-TV<br />

VdK-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

VdK-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende nebenstehende<br />

neue Filme sind unter<br />

www.vdktv.de ab sofort abrufbar:<br />

VdK-TV AUF SPORT1<br />

Filme von VdK-TV sind auch frei<br />

empfangbar im Fernsehen zu<br />

sehen, und zwar in der Sendung<br />

MIT EINANDER bei Sport1.<br />

In der <strong>Okt</strong>ober- Ausgabe berichtet<br />

das Magazin über einen<br />

jungen Mann, der nach einem<br />

Badeunfall sein weiteres Leben<br />

im Rollstuhl bewältigen muss.<br />

Gibt es da noch einen Job für<br />

ihn? Ja – und zwar sogar bei<br />

seinem bisherigen Arbeitgeber.<br />

1. <strong>Okt</strong>. Sendetermin ist der<br />

erste <strong>Okt</strong>ober-Samstag<br />

um 9.30 Uhr.<br />

4. <strong>Okt</strong>. Am Dienstag darauf<br />

wird die Sendung um<br />

15.30 Uhr wiederholt.<br />

Mit dem Entlastungsbetrag aus der Pflegeversicherung kann etwa ein Spaziergang des pflegebedürftigen<br />

Familienmitglieds in Begleitung einer Pflegedienstmitarbeiterin finanziert werden.<br />

Neue Folge „Rat und Tat“<br />

Dieses Thema kann jeden betreffen:<br />

Man leidet an einer Krankheit,<br />

für die es eine vielversprechende<br />

Therapie gibt. Doch die Krankenversicherung<br />

weigert sich, die Kosten<br />

zu übernehmen. Was tun in<br />

diesem Fall? Darüber informiert der<br />

dritte Teil unserer Ratgeberreihe<br />

„Rat und Tat“. Wie VdK-Rechtsexperte<br />

Oliver Sonntag erklärt,<br />

dürfen Krankenkassen grundsätzlich<br />

nur Leistungen erbringen, die<br />

„ausreichend, zweckmäßig und<br />

wirtschaftlich sind und das Maß<br />

des Notwendigen nicht überschreiten“.<br />

Welche medizinischen Leistungen<br />

diese Kriterien erfüllen, legt der<br />

Gemeinsame Bundesausschuss<br />

(G-BA) fest, der sich dabei an aktuellen<br />

medizinischen Studien orientiert.<br />

Allerdings kann es Ausnahmen<br />

geben. Was es damit auf sich<br />

hat, erfahren Sie in dem Video. Wie<br />

immer fasst VdK-Moderator Kai<br />

Steinecke das Ganze noch einmal<br />

kurz und verständlich zusammen.<br />

Entlastungsbetrag<br />

Jedem Menschen mit einem Pflegegrad<br />

steht der sogenannte Entlastungsbetrag<br />

in Höhe von 125<br />

Euro im Monat zu. Damit können<br />

Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />

Angebote zu ihrer Unterstützung<br />

im Alltag finanzieren, die von<br />

Foto: picture alliance/imageBROKER/uwe umstätter<br />

Hilfe im Haushalt über Begleitung<br />

beim Spaziergang bis zur stundenweisen<br />

Betreuung in einer Demenzgruppe<br />

reichen können. Allerdings<br />

ergab die große VdK-Pflegestudie<br />

mit bundesweit 56 000 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern, dass<br />

80 Prozent der Leistungsberechtigten<br />

dieses Geld gar nicht in Anspruch<br />

nehmen. VdK-TV klärt auf,<br />

worum es sich bei dem Entlastungsbetrag<br />

handelt, und wie man ihn<br />

sinnvoll in der Nächstenpflege<br />

einsetzen kann.<br />

Pflege und Rente<br />

Dieses Video vermittelt einen Überblick<br />

über die rentenrechtlichen<br />

Aspekte der Nächstenpflege. Wer<br />

pflegt, leistet viel, und das oft rund<br />

um die Uhr und an sieben Tagen in<br />

der Woche. Aber bei der Rente<br />

spielt dieses große und gesellschaftlich<br />

so wichtige Engagement<br />

nur eine geringe Rolle. Um überhaupt<br />

Rentenpunkte für Zeiten der<br />

Pflege zu erhalten, muss man vieles<br />

beachten, wie zum Beispiel den<br />

Umfang, in dem man noch berufstätig<br />

ist. Beträgt er mehr als 30<br />

Stunden pro Woche, gibt es keine<br />

zusätzlichen Rentenpunkte. Auch<br />

wer bereits in Rente ist, hat nicht<br />

automatisch Anspruch auf eine<br />

Aufstockung seiner Bezüge. Der<br />

Pflegegrad der betreuten Person<br />

sowie der Umstand, ob man einen<br />

professionellen Pflegedienst zur<br />

eigenen Unterstützung heranzieht<br />

oder nicht, wirken sich ebenfalls auf<br />

die Höhe der Rentenpunkte aus.<br />

12 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Sozialrechtstipp<br />

Gesprächstherapie nach<br />

Reha-Aufenthalt Seite 14<br />

VdK vor Ort<br />

Neues aus den Orts- und<br />

Kreisverbänden Seite I<br />

KOMMENTAR<br />

Verkehrswende:<br />

sozial gerecht?!<br />

Willi Jäger,<br />

Landesverbandsvorsitzender<br />

Das Neun-Euro-Ticket soll einen<br />

Nachfolger bekommen. Gut so!<br />

Aber eine soziale Verkehrswende<br />

braucht mehr als das.<br />

Denn echte Mobilität ist nicht nur<br />

eine Frage des Preises, sondern<br />

auch des Angebots. Wer auf<br />

dem Land wohnt, ist trotzdem<br />

aufs Auto angewiesen.<br />

Doch die Netzinfrastruktur auszubauen,<br />

kostet Geld. Dieses<br />

Geld fehlt, wenn auch Besserverdiener<br />

für neun Euro durchs<br />

Land fahren.<br />

Deswegen ist es gut, dass der<br />

Preis für das Nachfolgeticket<br />

deutlich höher liegen soll:<br />

69 Euro sind im Gespräch. Das<br />

belastet die Staatskasse weniger<br />

und ist für die meisten Menschen<br />

immer noch ein guter<br />

Grund, das Auto stehenzulassen.<br />

Geringverdiener und Bedürftige<br />

hingegen brauchen nach wie<br />

vor eine günstigere Lösung. Deswegen<br />

setzen wir uns als Sozialverband<br />

VdK Rheinland-Pfalz für<br />

eine soziale Staffelung bei den<br />

Ticketpreisen ein.<br />

Im „Bündnis für Mobilität“ haben<br />

wir starke Mitstreiter an unserer<br />

Seite. Gemeinsam klopfen wir<br />

der Politik auf die Finger – für<br />

eine soziale Verkehrswende!<br />

Raus aus der Werkstatt, rein in den Weinberg<br />

Menschen mit Behinderung pflanzen<br />

an der Nahe einen neuen<br />

Weinberg. In Rheinhessen arbeiten<br />

sie beim Schneiden und Biegen<br />

von Reben mit. Für beide Seiten ist<br />

der ungewohnte Einsatz eine große<br />

Bereicherung.<br />

„Ein Riesling kennt keine Behinderung“,<br />

sagt Nahe-Winzer Martin<br />

Tesch. In einem Weinberg seiner<br />

Spitzenlage Laubenheimer Krone<br />

haben jetzt mehr als 20 Beschäftigte<br />

der Behindertenwerkstatt<br />

Himmelsthür in Niedersachsen<br />

zusammen mit Mitarbeitern des<br />

Weinguts neue Reben gepflanzt.<br />

Eine ähnliche Zusammenarbeit<br />

hat auch ein Ingelheimer Weingut<br />

gestartet.<br />

„Es sind Hunderttausende einzelner<br />

Handgriffe notwendig, damit<br />

aus einem kleinen Pflänzchen<br />

ein Rebstock wird“, erklärt Tesch,<br />

der sich in seinem gleichnamigen<br />

Betrieb in Langenlonsheim auf<br />

trockene Riesling-Weine spezialisiert<br />

hat. Vier Teams von Menschen<br />

mit und ohne Behinderung<br />

gingen das Projekt an. „Jeder packte<br />

im Rahmen seiner Möglichkeiten<br />

an und am Ende jeder Woche<br />

hatte jedes Team auf seine Art das<br />

gesetzte Ziel erreicht.“ Damit die<br />

Gäste aus Niedersachsen neben<br />

der Arbeit auch die Umgebung<br />

kennenlernen, wurden Ausflüge in<br />

die Umgebung organisiert wie eine<br />

Schiffsfahrt auf dem Rhein. Auch<br />

bei einem Grillabend konnten die<br />

Niedersachsen in die besondere<br />

Atmosphäre des Weinguts eintauchen.<br />

„Zu einem erfüllten Leben gehört<br />

eine sinnvolle Arbeit“, sagt<br />

der Geschäftsführer der zur evangelischen<br />

Diakonie gehörenden<br />

Einrichtung Himmelsthür, Helge<br />

Staack. Die Männer und Frauen<br />

zwischen 20 und 60 Jahren seien<br />

von der Arbeit im Weinberg begeistert<br />

gewesen. „Sie hatten ja vorher<br />

allein schon aus geografischen<br />

Gründen nichts mit Wein zu tun<br />

gehabt.“ Ein Teil der Gruppe lebt<br />

in Hildesheim, der andere Teil in<br />

Wildeshausen im Kreis Oldenburg.<br />

Neben der körperlich herausfordernden<br />

Arbeit sollte auch der erlebnispädagogische<br />

Aspekt nicht<br />

zu kurz kommen.<br />

Inklusion im Weinbau: Menschen mit Behinderung arbeiten bei Winzern<br />

Mit Spaß bei der Arbeit: Das „Team Weinberg“ pflanzt Reben. <br />

Einige der Weinbergsarbeiterinnen<br />

und -arbeiter hatten schon<br />

Erfahrung mit der Landwirtschaft,<br />

von der Arbeit auf einem Bio-Bauernhof<br />

am Rand von Hildesheim.<br />

Für andere war das Arbeiten unter<br />

freiem Himmel eine ganz neue<br />

Erfahrung, da sie in der Werkstatt<br />

sonst in der Holzwerkstatt oder in<br />

der Verpackung arbeiten.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Behindertenwerkstatt und Weingut<br />

soll in den kommenden Jahren<br />

weitergeführt werden. Tesch will<br />

den neu angelegten Weinberg in<br />

der Kronenlage nach der Werkstatt<br />

in Niedersachsen benennen, sodass<br />

es künftig einen besonderen<br />

„Himmelsthür-Wein“ geben wird.<br />

„Die gemeinsame Arbeit war eine<br />

der positivsten Erfahrungen,<br />

die wir in den letzten Jahrzehnten<br />

machen durften“, sagt der Winzer.<br />

Ähnliche Erfahrungen beim Arbeiten<br />

mit Menschen mit Behinderung<br />

macht der rheinhessische<br />

Winzer Kristian Dautermann in<br />

Ingelheim: „Jeder erzählt seine eigene<br />

Geschichte in den Rebzeilen,<br />

das ist für mich das Hauptgeschenk.“<br />

Dautermanns älterer Bruder<br />

Klaus hat selbst eine Behinderung.<br />

„Er ist immer mit dabei gewesen,<br />

ohne dass wir ein Thema daraus<br />

gemacht hätten.“ Den Anlass für<br />

eine größere Zusammenarbeit habe<br />

jetzt die Eröffnung eines neuen<br />

Ingelheimer Standorts der Mainzer<br />

Behindertenwerkstatt von in.betrieb<br />

gegeben. „Als lokales Weingut<br />

wollen wir das unterstützen“,<br />

sagt Dautermann. Mit 15 jungen<br />

Menschen der Werkstatt wurde ein<br />

Anfang gemacht, sie unterstützten<br />

das besonders arbeitsintensive<br />

Schneiden und Biegen von Reben<br />

im Frühjahr. Geplant sind noch<br />

vier oder fünf Einsätze, „die Traubenlese<br />

ist das Ziel“.<br />

Für beide Winzer gehört zu der<br />

Zusammenarbeit dazu, Menschen<br />

mit Behinderung in der Gemeinde<br />

sichtbarer zu machen, sie in den<br />

Alltag der Ortsgemeinde zu bringen.<br />

„Daher haben wir ganz<br />

bewusst die Lage Ingelheimer<br />

Kirchenstück ausgewählt, gleich<br />

neben der Burgkirche“, sagt Dautermann.<br />

Der nächste Arbeitseinsatz an<br />

der Nahe ist für Mai oder Juni 2023<br />

schon geplant. Jetzt wollten gerne<br />

noch andere mit dabei sein, sagt<br />

Staack. „Am Ende geht es immer<br />

um Arbeit – aber eben um Arbeit,<br />

die Spaß machen kann.“<br />

Peter Zschunke, dpa<br />

Fotos: Weingut Tesch<br />

In den Rebzeilen: Gutes Wetter und<br />

schöner Ausblick. <br />

Gesprächskreis zum Thema #Naechstenpflege<br />

Sozialpolitischer Ausschuss (SopoA) trifft im Rahmen der Pflegekampagne verschiedene Akteure<br />

Die Veranstaltungsreihe „SopoA<br />

trifft“ ist gestartet: An drei Terminen<br />

bringt der sozialpolitische<br />

Ausschuss des VdK verschiedene<br />

Akteure zusammen, die sich zum<br />

Thema „Häusliche Pflege“ austauschen.<br />

Beim ersten Treffen diskutierten<br />

die VdK-Experten mit Patrick<br />

Landua vom Landesamt für<br />

Soziales, Jugend und Versorgung<br />

(LSJV) und Barbara Schell, die ihren<br />

pflegebedürftigen Mann betreut.<br />

Schell kritisiert das Entlastungspaket.<br />

Foto: Lubosz<br />

„Mein größter Wunsch ist, dass<br />

ich mit meinem Sohn mal ein Wochenende<br />

zelten gehen kann“, erzählt<br />

Barbara Schell, die ihren<br />

Mann seit über zehn Jahren pflegt;<br />

er ist an Multiple Sklerose erkrankt<br />

und braucht tagtäglich<br />

Unterstützung. „Mit dem Entlastungsbetrag<br />

könnte ich zwar etwas<br />

Zeit für mich und meinen Sohn<br />

schaffen. Aber hier auf dem Land<br />

findet man niemanden, der entsprechende<br />

Dienste anbietet oder<br />

der Stundenlohn ist so hoch, dass<br />

die 125 Euro pro Monat schnell<br />

aufgebraucht sind. Vor allem ist es<br />

aber schwer, jemanden zu finden,<br />

der die Pflege für ein paar Tage<br />

übernehmen würde!“ Das mangelnde<br />

Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen<br />

kritisiert der VdK immer<br />

wieder. Aber auch im Alltag können<br />

Leistungen wie der Entlastungsbeitrag<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

nicht so flexibel genutzt werden<br />

wie in anderen Bundesländern.<br />

„Als VdK sind wir im Gespräch<br />

mit dem Ministerium, dass die<br />

Rahmenbedingungen – sofern auf<br />

Landesebene möglich – so verändert<br />

werden, dass die Leistungen<br />

auch wirklich von den Betroffenen<br />

genutzt werden können“, berichtet<br />

VdK-Sozialrechtsexpertin Marlen<br />

Holnick. Doch nicht nur organisatorisch,<br />

sondern auch finanziell<br />

sieht Schell noch Verbesserungsbedarf:<br />

„Durch die hohen Spritkosten<br />

werden die Pflegedienste<br />

teurer. Das Geld von der Pflegekasse<br />

reicht überhaupt nicht aus,<br />

und die Differenz können wir<br />

nicht zahlen.“<br />

LSJV-Referent Patrick Landua<br />

kennt diese Probleme: „Die ehrenamtliche<br />

Nachbarschaftshilfe als<br />

niedrigschwelliges Angebot kostet<br />

weniger und lässt sich einfach bei<br />

der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

in Trier registrieren.“<br />

Ein Problem bei der Realisierung<br />

von neuen Unterstützungsangeboten<br />

sei, dass die Informationen<br />

zur Registrierung und Anerkennung<br />

noch nicht überall angekommen<br />

sind. „Die Informationsweitergabe<br />

in den regionalen Pflegekonferenzen<br />

der Kommunen hilft<br />

weiter, jedoch müssen auch die<br />

Betroffenen und pflegenden Angehörigen<br />

das notwendige Wissen<br />

vermittelt bekommen.“ Die Pflegekonferenzen<br />

sind der Ort, an dem<br />

eine Weiterentwicklung der Pflegestruktur<br />

vorgenommen werden<br />

kann. Eine gute Vernetzung ist das<br />

A und O, damit man weiß, was es<br />

vor Ort an Angeboten gibt und<br />

welche Bedarfe es gibt.<br />

SopoA-Mitglied Elisabeth Benner<br />

ahnt, woran es bei den regionalen<br />

Pflegekonferenzen hakt:<br />

„Die Kommunen fragen den Bedarf<br />

an diesen Veranstaltungen ab,<br />

aber die Teilnahme der Entscheidungsträger<br />

ist nicht verbindlich.<br />

Dementsprechend sind die Infos<br />

lückenhaft.“ Dazu ergänzte<br />

VdK-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger: „Bei solchen Konferenzen<br />

müssten eigentlich auch pflegende<br />

Angehörige zu Wort kommen<br />

– die wissen am besten, was<br />

sie brauchen.“ Martha Lubosz<br />

13 RHPfalz<br />

Allgemein


14 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Erst die Reha, dann die Nachsorge<br />

Alltagsbewältigung nach psychischer Erkrankung<br />

Staudt<br />

Gemünden<br />

Depression: Der Alltag wird zur Belastung.<br />

Angstzustände, Depression, Burnout<br />

– fast jeder zweite Deutsche<br />

hat irgendwann im Leben eine<br />

psychische Erkrankung. Um die<br />

Betroffenen wieder fit für Alltag<br />

und Beruf zu machen, gibt es in<br />

Deutschland rund 200 Reha-Zentren<br />

der Deutschen Rentenversicherung.<br />

Aber da der Aufenthalt<br />

höchstens sieben Wochen beträgt,<br />

können die notwendigen persönlichen<br />

Veränderungen oft nur<br />

oberflächlich angestoßen werden.<br />

Für den Langzeiterfolg ist meistens<br />

eine sogenannte psychosomatische<br />

Reha-Nachsorge (Psy-RENA)<br />

nötig.<br />

Die Psy-RENA umfasst mehrere<br />

Therapiesitzungen, die dem Versicherten<br />

helfen sollen, das in der<br />

Reha erworbene Wissen in den<br />

Alltag zu übertragen. Im Zentrum<br />

der Psy-RENA stehen insbesondere<br />

Strategien zur Bewältigung von<br />

psychosozialen und beruflichen<br />

Konflikten. Es werden Themen<br />

wie Probleme am Arbeitsplatz,<br />

Förderung der sozialen Kompetenz,<br />

Reflektion der Selbstwahrnehmung<br />

sowie Beziehungsprobleme<br />

bearbeitet.<br />

Diese Nachsorgeleistung umfasst<br />

meistens 25 Gespräche in<br />

geschlossenen oder halboffenen<br />

Gruppen. Die Gruppengröße beträgt<br />

acht bis zehn Personen. Die<br />

Dauer der Therapieeinheiten liegt<br />

bei 90 Minuten. Die Sitzungen<br />

finden in der Regel einmal in der<br />

Woche statt. Ergänzend zu den<br />

Gruppengesprächen gibt es zu<br />

Beginn und bei Abschluss der<br />

Foto: Unsplash/Anthony Tran<br />

Psy-RENA ein fünfzigminütiges<br />

Einzelgespräch.<br />

Anspruchsberechtigt sind Versicherte,<br />

die zuvor eine medizinische<br />

Rehabilitation abgeschlossen<br />

haben und denen vom behandelnden<br />

Arzt eine Nachsorgeleistung<br />

empfohlen wurde.<br />

Außerdem muss eine „positive<br />

Erwerbsprognose“ vorliegen beziehungsweise<br />

die Leistungsfähigkeit<br />

auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt<br />

bei mindestens drei Stunden liegen.<br />

Auch kann Psy-RENA empfohlen<br />

werden, wenn bereits ein<br />

Antrag auf Rente wegen verminderter<br />

Erwerbsfähigkeit gestellt<br />

wurde oder die Person arbeitslos<br />

beziehungsweise weiterhin arbeitsunfähig<br />

ist.<br />

Psy-RENA muss innerhalb von<br />

drei Monaten nach Ende der medizinischen<br />

Rehabilitation beginnen<br />

und spätestens innerhalb von<br />

zwölf Monaten danach abgeschlossen<br />

sein.<br />

Um die Teilnahme an diesen<br />

Nachsorgeleistungen zu fördern,<br />

wird von den Trägern der Rentenversicherung<br />

auf Antrag des Versicherten<br />

eine Fahrkostenpauschale<br />

erstattet. Für Psy-RENA müssen<br />

Versicherte keine Zuzahlung leisten.<br />

Wer eine medizinische Rehabilitation<br />

beantragen will, muss in den<br />

letzten zwei Jahren vor dem Antrag<br />

mindestens sechs Kalendermonate<br />

Pflichtbeiträge für eine<br />

versicherte Beschäftigung oder<br />

Tätigkeit gezahlt haben oder die<br />

Mindestversicherungszeit von fünf<br />

Jahren erfüllen. Ida Schneider<br />

Ehrenamtstag in Gerolstein<br />

Josef Jösch (Mitte) aus dem<br />

Ortsverband Staudt, Kreisverband<br />

Westerwald, ist vor 75<br />

Jahren dem Sozialverband VdK<br />

beigetreten und hat ihm bis heute<br />

die Treue gehalten. Kreisverbandsvorsitzender<br />

Walter Frohneberg<br />

(links) und die Ortsverbandsvorsitzende<br />

Gisela<br />

Schultheis (rechts) überreichten<br />

einen Blumenstrauß. Josef Jösch<br />

wurde mehrfach ausgezeichnet<br />

und ist Ehrenmitglied des Sozialverbands<br />

VdK Rheinland-Pfalz.<br />

Wintrich<br />

Norbert Kilburg (Mitte) wurde für<br />

seine langjährige ehrenamtliche<br />

Tätigkeit im VdK-Ortsverband<br />

Wintrich, Kreisverband Bernkastel-Zell,<br />

mit der Landesverdienstnadel<br />

in Gold ausgezeichnet.<br />

Die Urkunde überreichten der<br />

Kreisverbandsvorsitzende Albert<br />

Görgen (rechts) und Geschäftsführer<br />

Markus Eiserlo (links).<br />

Herr Kilburg war von 1996 bis<br />

2009 Ortsverbandsvorsitzender,<br />

von 2009 bis 2015 stellvertretender<br />

Ortsverbandsvorsitzender<br />

und von 2015 bis <strong>2022</strong> Revisor.<br />

KV Kaiserslautern<br />

Der Ortsverband Gemünden, Kreisverband Simmern, hat Ulrich Stilz<br />

erneut zum Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde Didakus<br />

Kühnreich, Schriftführerin Birgit Demand, Kassenverwalter Werner<br />

Kühnreich und stellvertretender Kassenverwalter Wilfried Schreiner.<br />

Frauenvertreterinnen sind Christel Bleines und Heidi Sulzbacher. Als<br />

Beisitzerinnen und Beisitzer fungieren Gudrun Steffen, Thomas Bares,<br />

Heinz Steffen und Astrid Roth. Die Revision übernehmen Dieter<br />

Druschke, Wolfgang Jeschonnek und Joel Young.<br />

Vorderer Soonwald<br />

Der Ortsverband Vorderer Soonwald im Kreisverband Bad Kreuznach<br />

hat Mitglieder geehrt. In der hinteren Reihe stehen von links, Jahreszahl<br />

in Klammern: Alois Böning (30), Vorsitzender Michael Schlapp und<br />

Erich Saueressig (20). In der vorderen Reihe stehen Ulrich Kuhnert (20),<br />

Wolfgang Milkau (20), Karin Wolf und Ewald Wolf (beide 10).<br />

Zerf<br />

Der neue Vorstand des Ortsverbands Zerf, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />

besteht aus Schriftführer Wilhelm Lukas, Beisitzer Hartmut Haberstock,<br />

Vorsitzendem Wilfried Muthers, Revisorin Walburga Hawig, der Frauenbeauftragten<br />

Helga Olmscheid, Kassenverwalterin Birgit Baumann,<br />

Revisorin Helma Muthers, Beisitzerin Annemarie Schuh und dem<br />

stellvertretenden Vorsitzenden Erwin Rommelfanger. Ihnen gratulierte<br />

Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber.<br />

Pfalzfeld<br />

Beim 19. landesweiten Ehrenamtstag begrüßte Marita Horn, Vorsitzende<br />

des Kreisverbands Wittlich-Daun (Fünfte von rechts), gemeinsam<br />

mit den Vorstandsmitgliedern des Ortsverbands Gerolstein die rheinland-pfälzische<br />

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Fünfte von links)<br />

sowie Melanie Würtz, die neue Ehrenamtskoordinatorin des VdK-Landesverbands<br />

(Dritte von links). Der Ehrenamtstag ist ein Fest zu Ehren<br />

aller Engagierten in Rheinland-Pfalz und ermöglicht den örtlichen<br />

Vereinen, sich zu präsentieren und auszutauschen. Foto: Staatskanzlei RLP<br />

Pia Stengel (Mitte) arbeitet seit<br />

30 Jahren in der Geschäftsstelle<br />

des Kreisverbands Kaiserslautern.<br />

Zum Dienstjubiläum gratulierten<br />

Kreisverbandsvorsitzender<br />

Bernd Hofmann (links) und<br />

Geschäftsführer Thorsten Kaiser<br />

(rechts).<br />

Im Ortsverband Pfalzfeld, Kreisverband Sankt Goar, wurden Jubilare<br />

für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Außerdem erhielt Reinhold Hemb<br />

für seine Verdienste als Ortsverbandsvorsitzender die Landesverdienstnadel<br />

in Gold. Auf dem Bild sieht man von links: Reinhold Hemb mit<br />

den Jubilaren Hans-Ferdinand Rauhoff, Manuela Sprater, Dieter Böhme,<br />

Günter Kohl und dem Kreisverbandsvorsitzenden Karl Josef Mahlberg.<br />

14 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

I<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Simmern<br />

Martinshöhe<br />

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause bot der Ortsverband Simmern wieder eine Tagesfahrt für seine<br />

Mitglieder an. Mit dem Bus ging es mit 48 Mitreisenden nach Koblenz, um gemächlich mit dem Altstadt-Express<br />

die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erleben. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Brodenbach ging<br />

die Reise weiter zur Loreley, von wo aus man einen tollen Blick ins Rheintal genoss. In Sankt Goarshausen<br />

bestiegen die Teilnehmer das Schiff „MS Rhenus“. Entlang der einmaligen Landschaft des Weltkulturerbes<br />

Mittelrheintal ging die Schiffsfahrt bis Bingen. Von dort brachte der Bus die Mitreisenden nach Sprendlingen,<br />

um in einem Weingut die Eindrücke des Tages bei gutem Essen Revue passieren zu lassen.<br />

Der Ortsverband Martinshöhe, Kreisverband Zweibrücken, hat seinen<br />

Vorstand gewählt. Auf dem Foto stehen in der hinteren Reihe von links:<br />

die Revisoren Max Marowsky und Hartwig Schneider, die Beisitzer<br />

Bruno Amann und Wendelin Pirro sowie die Vorsitzende Heidemarie<br />

Böhm und Beisitzer Emil Laufer. In der vorderen Reihe stehen von links<br />

die Schriftführerin Yvonne Berberich, die stellvertretende Vorsitzende<br />

Ursula Höh-Berberich sowie Kassenverwalterin Rosemarie Geier.<br />

Flammersfeld-Mehren<br />

Horhausen-Oberlahr<br />

Nach zweijährige „Corona-Pause“ begrüßte Therese Fiedler, Vorsitzende des Ortsverbands Flammersfeld-Mehren<br />

im Kreisverband Altenkirchen, wieder eine stattliche Anzahl Teilnehmende zur traditionellen<br />

Ausflugstour. Nach einem Zwischenstopp im Kloster Machern ging es nach Bernkastel-Kues, wo die Gruppe<br />

durch die historische Altstadt schlenderte. Am frühen Abend ging es an der Mosel entlang nach Hause.<br />

Der Ortsverband Horhausen-Oberlahr, Kreisverband Altenkirchen,<br />

ehrte langjährige Mitglieder. Seit zehn Jahren dabei sind Mathilde<br />

Busley, Hilda Hoffmann, Nicole Schmidt und Wilhelm Marnette, seit<br />

20 Jahren Elisabeth Tiefenau und seit 30 Jahren Jörg Baumgarten,<br />

Joachim Novak und Peter Klein. Urkunden und Treuenadeln überreichte<br />

der Kreisverbandsvorsitzende Erhardt Liechtenthäler (Zweiter von<br />

links) gemeinsam mit dem Ortsverbandsvorsitzenden Dieter Tiefenau<br />

(Siebter von links) und dem stellvertretenden Ortsverbandsvorsitzenden<br />

Werner Grendel (Erster von links). Anschließend erhielt Kornelius<br />

Seliger in Abwesenheit die Verdienstnadel in Gold des Sozialverbands<br />

VdK Rheinland-Pfalz; der Vorstand wird die Auszeichnung noch persönlich<br />

überreichen.<br />

Fehrbach-Hengsberg<br />

Winterspelt<br />

Eine Bustour in den Schwarzwald machte der Ortsverband Fehrbach-Hengsberg, Kreisverband Pirmasens.<br />

Mit einer Frühstücksbrezel im Gepäck machten sich die Reisenden auf den Weg durch die Vorderpfalz in<br />

Richtung Karlsruhe und dann über die Schwarzwaldhochstraße nach Freudenstadt. Während sich einige<br />

Mitreisende auf Erkundungstour machten, ließen sich andere in einem Café nieder, stärkten und erfrischten<br />

sich und beobachteten das bunte Treiben. Anschließend ging es nach Bad Herrenalb. Auf der Rückfahrt<br />

kehrte die Gruppe gemeinsam zum Abendessen ein.<br />

Beim Ortsverband Winterspelt, Kreisverband Bitburg-Prüm, wurden<br />

langjährige VdK-Mitglieder geehrt. Auf dem Foto stehen die Jubilare<br />

zusammen mit Gratulanten. Von links, Mitgliedsjahre in Klammern:<br />

Michael Nesges (20), Schriftführerin Beate Michler, Kassenverwalter<br />

Willi Freichel, Kreisverbandsvorsitzender Wilhelm Ahlert, Beisitzer<br />

Christof Schaus, Ortsbürgermeister Edgar Henkes, Helmut Neuerburg<br />

vom VdK-Ortsverband Bleialf, Annemarie von Schumann-Neumann<br />

(20) und Ortsverbandsvorsitzender Peter Probst. Es fehlt Roland Paasch,<br />

der seit 20 Jahren Mitglied im VdK ist. Für unglaubliche 70 Jahre<br />

VdK-Zugehörigkeit wurde Hubert Hecker (vorne) ausgezeichnet.<br />

15 RHPfalz<br />

Allgemein


II Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

Trier-Saarburg<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Löf/Hatzenport/K.<br />

Jockgrim<br />

Im Kreisverband Trier-Saarburg fand nach langer Pandemie-Pause<br />

wieder eine Ortsverbandskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden<br />

Werner Faber statt, der auch Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger<br />

beiwohnte. Die Vertreterinnen und Vertreter der Ortsverbände erhielten<br />

von Martha Lubosz, Referentin der Abteilung Kommunikation des<br />

Landesverbands, hilfreiche Informationen zum Intranet „VdK-intern“.<br />

Zudem informierte Kreiskassenverwalterin Christel Gerhard über die<br />

Kassenangelegenheiten und Veränderungen im Mitgliederbereich.<br />

Kirchberg<br />

Anlässlich der Mitgliederversammlung<br />

des Ortsverbands<br />

Löf/Hatzenport/Kattenes, Kreisverband<br />

Mayen, ehrte der Vorsitzende<br />

Herbert Hilger (rechts)<br />

den langjährigen Vorsitzenden<br />

und heutiges Ehrenmitglied, Werner<br />

Fröhlich (links) aus Löf, für 40<br />

Jahre treue Mitgliedschaft. Der<br />

Vorstand wünscht ihm alles Gute.<br />

Meckenheim<br />

Viele neue Gesichter schmücken die Vorstandschaft des Ortsverbands<br />

Jockgrim, Kreisverband Landau. Nach Neuwahl setzt sich der Vorstand<br />

wie folgt zusammen (von links): Beisitzer Otto Friedmann und Jochen<br />

Kollasch, Vorsitzender Wolfgang Hoffmann, Beisitzer Andrea Kollasch<br />

und Gerd Weichsel, stellvertretende Vorsitzende Mariska Simic, Kassenverwalter<br />

Wolfgang Wernicke, Schriftführerin Cornelia Hoffmann,<br />

Beisitzer Roland Pfirrmann, Frauenvertreterin Inge Weichsel sowie die<br />

Beisitzer Georg Wilhelm, Kerstin-Bornhoff-Wernicke, Günther Werling,<br />

Sabine Zaucker und Günther Wünsch. Auf dem Foto fehlen die neuen<br />

Revisorinnen Ilse Menzel und Doris Ondraschek.<br />

Treis-Karden<br />

Im Ortverband Kirchberg, Kreisverband Simmern, wurde unter der<br />

Leitung des Kreisverbandsvorsitzenden Uli Stilz der Vorstand neu gewählt.<br />

Im gehören an: Vorsitzender Alfred Junker, seine Stellvertreterin<br />

Gudrun Hemb, Kassenverwalter Uli Wolf, Schriftführer Kurt Engers,<br />

stellvertretender Schriftführer Sebastian Gaß (Neuwahl), Frauenbeauftragte<br />

Monika Rhein, stellvertretende Frauenbeauftragte Christel Gehres,<br />

die Beisitzer Ingo Dröge, Walter Klingels, Walter Erich Herber,<br />

Isolde Buschbaum sowie die Revisoren Jürgen Emmel, Werner Rhein<br />

und Günter Schumann Heinzenbach (Neuwahl). Anschließend wurden<br />

Ehrungen zu zehn, 20 und 30 Jahren VdK-Mitgliedschaft vorgenommen.<br />

Simmern<br />

Im Ortsverband Meckenheim,<br />

Kreisverband Neustadt-Bad Dürkheim,<br />

ehrte der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Dieter Cullmann<br />

(links) Rosemarie Schade<br />

(rechts) für 20 VdK-Jahre sowie<br />

viele weitere Mitglieder für zehn,<br />

20 oder 30 Jahre. Dabei war der<br />

jüngste Jubilar erst zehn Jahre<br />

alt. Der Ortsverbandsvorsitzende<br />

Günther Deobald und die<br />

Kreiskassenverwalterin Ruth<br />

Groll schlossen sich den Glückwünschen<br />

an.<br />

Kobern-Gondorf<br />

Im Ortsverband Treis-Karden, Kreisverband Cochem-Zell, ehrten der<br />

Vorsitzende Hermann-Josef Seibold und der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende<br />

Robert Michels treue Jubilare. Ausgezeichnet für zehn<br />

VdK-Jahre wurden Gabi Dienes, Renate Justen, Ulla Mummert, Karin<br />

Seibold, Kornelia und Klaus Sturm sowie Erich Tullius. 20 VdK-Jahre<br />

feiern Heribert Freimuth, Trudel Gräf, Reinhold Greisler, Alfred Hein,<br />

Hans Klaus, Josef Hans, Renate und Rolf Quint, Herbert Spies, Edith<br />

und Gerd Thönnes sowie Günter Weinem.<br />

Engers<br />

Anlässlich des Ortsverbandstags des Ortsverbands Simmern ehrte der<br />

Vorsitzende Otto-U. Härter zehn langjährige Mitglieder persönlich mit<br />

Urkunde und Ehrennadel. Insgesamt 106 Mitglieder des Ortsverbands<br />

feiern in diesem Jahr zehn, 20 beziehungsweise 30 VdK-Jahre.<br />

Trier-Zewen<br />

Das Ehepaar Käthe (links) und<br />

Werner Feil (rechts) sind 50 Jahre<br />

Mitglied im Ortsverband Kobern-<br />

Gondorf, Kreisverband Koblenz,<br />

und haben ihre Diamantene<br />

Hochzeit gefeiert. Den Glückwünschen<br />

des Ortsverbands<br />

schlossen sich auch der Kreisgeschäftsführer<br />

Frank Trollius (Mitte)<br />

und Kreisverbandsvorsitzender<br />

Rigobert Scherf an.<br />

Mendig/Kruft<br />

Im Ortsverband Engers, Kreisverband Neuwied, wurde der Vorstand neu<br />

gewählt (von rechts): stellvertretender Ortsverbandsvorsitzender Reiner<br />

Myke, Ortsverbandsvorsitzende Petra Myke, Beisitzer Uwe Sendker,<br />

Schriftführerin Gabriele Hellwig, Kassenverwalterin Marita van Donk,<br />

Beisitzerin Pamela Kaczmarek, Frauenbeauftragte Karin Junk-Mergheni,<br />

Beisitzer/Presse Arno Eberweiser. Es fehlt Beisitzer/Presse Uli Hoffmann.<br />

Pellingen-Franzenheim<br />

Im Ortsverband Trier-Zewen wurden 16 Mitglieder für ihre langjährige<br />

Treue geehrt. Die Urkunden und Ehrennadeln überreichte der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Werner Faber (rechts). Der Vorsitzende des Ortsverbands,<br />

Rüdiger Fusenig (Zweiter von links), gratulierte mit einem Weinpräsent.<br />

Auf dem Bild sind die Geehrten (von links, Mitgliedsjahre in<br />

Klammern): Maria Goeres (30), Rüdiger Fusenig, Cäcilia Heintz (10),<br />

Gerfried Plunien (10), Christiane Juny (20), Heike Peters (10), Hermine<br />

Fusenig (10), Gernot Kugel (10), Maria Kugel (10), Irene Steinmetz (20),<br />

Rosemarie Burckhardt (30), Silke Klasen (10) und Werner Faber.<br />

Bei der Mitgliederversammlung<br />

des Ortsverbands Mendig/Kruft,<br />

Kreisverband Mayen, wurde<br />

Hans-Werner Willems (rechts) für<br />

30 Jahre Mitgliedschaft im VdK<br />

ausgezeichnet. Mit Urkunde, Nadel<br />

und einem Präsent gratulierten<br />

ihm der Vorsitzende Thomas<br />

Kedak (Mitte) sowie seine Stellvertreterin<br />

Harlinde Busch (links).<br />

Sie vertrat als Kreisverbandsbeisitzerin<br />

die Kreisverbandsvorsitzende<br />

Marlies Hoffmann.<br />

Der Ortsverband Pellingen-Franzenheim, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />

hat eine Veranstaltung zum Thema „Polizei vor Ort in der Gemeinde<br />

Franzenheim“ organisiert. Trotz der hohen Temperaturen fanden sich<br />

rund 40 Mitglieder ein, die vom Kreisgeschäftsführer Marc Gehlsen<br />

begrüßt wurden. Jürgen Frohn von der Zentralen Prävention des Polizeipräsidiums<br />

Trier klärte in seinem 1,5-stündigen Vortrag über die<br />

Gefahren und aktuelle Entwicklung beim Trickbetrug auf und verteilte<br />

Infomaterial an die Teilnehmenden. Die anschließende Diskussionsrunde<br />

ließ Platz für eigene Erfahrungen.<br />

16 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 15<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Simmern<br />

Bad Salzig, Spay u. Oberwesel<br />

Erstmals bot der Ortsverband Simmern eine Fahrt für Menschen mit beeinträchtigter Mobilität an. Entsprechend<br />

groß war das Interesse. Mit einem behindertengerechten Bus ging die Fahrt nach Koblenz. Am Anleger bestiegen<br />

die 36 Teilnehmenden die „MS Goldstück“. Inklusive zwei Staustufen ging die Schiffsfahrt moselaufwärts<br />

entlang der abwechslungsreichen Landschaft vorbei an Steilhängen bis nach Alken. Dort wartete der Bus, der<br />

die Mitreisenden wieder auf die Hunsrückhöhen nach Rheinböllen brachte. In einem barrierefreien Restaurant<br />

fand der Abschluss statt. Gut gelaunt bestiegen die Ausflügler den Bus für die wenigen Kilometer nach Simmern.<br />

„Das war nicht die letzte Tour, die wir für Handicaps anbieten“, bestätigte der Vorsitzende Otto-U. Härter.<br />

Getreu dem Motto „Drei Ortsverbände in einem Boot“ fuhren die<br />

Mitglieder des Ortsverbands Bad Salzig, Kreisverband Sankt Goar,<br />

gemeinsam mit den VdK-Freunden aus Spay und Oberwesel mit dem<br />

Schiff „La Paloma“ über Rhein und Mosel. Ein Zwischenstopp in<br />

Koblenz ermöglichte das Flanieren in den Rheinanlagen rund ums<br />

Deutsche Eck. Nach der coronabedingten Pause freuten sich alle Teilnehmenden<br />

über den gemeinsamen Tag mit der VdK-Familie.<br />

Fell-Riol<br />

Hamm<br />

Der Ortsverband Fell-Riol, Kreisverband Trier-Saarburg, führte seine Mitgliederversammlung durch. Der<br />

Vorsitzende Herbert Kasler begrüßte alle VdKlerinnen und VdKler ganz herzlich. Besonders freute er sich<br />

über den Besuch des Kreisverbandsvorsitzenden Werner Faber. Nach dem organisatorischen Pflichtprogramm<br />

wurden zahlreiche Ehrungen für die rückliegenden Jahre vorgenommen. Auf dem Bild sieht man von links:<br />

Kreisverbandsvorsitzender Werner Faber, die Jubilare Paul Krämer, Günter Schmidt, Monika Jägen, Günter<br />

Kronz, Hermann Scheuer, Rudi Klassen, Ursula Plei, Stefan Rosch, Margaretha Otto, Achim Faber, Heinz<br />

Billen, Ortsverbandsvorsitzender Herbert Kasler sowie die Jubilare Francisco Trescastro und Isa Jakobs.<br />

Im Ortsverband Hamm, Kreisverband Altenkirchen, wurde der Vorstand<br />

neu gewählt. Das Foto zeigt von links: Kassenverwalter Jürgen<br />

Krah, stellvertretende Vorsitzende Ute Brück, Frauenvertreterin und<br />

Beisitzerin Renate Ochsenbrücher, Beisitzerin Gabriele Ingelbach<br />

(Neuwahl), Frauenvertreterin Barbara Fenstermacher, Vorsitzender<br />

Bernd Niederhausen, stellvertretende Frauenvertreterin Anneliese Rott,<br />

Beisitzer Antonio Garcia-Sanchez und Internetbeauftragter Fred Engel.<br />

Nicht im Bild ist der neue Schriftführer Klaus Kugelmeier.<br />

Irmtraut-Seck<br />

Neef<br />

Im Ortsverband Irmtraut-Seck fand die jährliche Mitgliederversammlung statt. Verbunden mit einer Grillfeier<br />

wurden sieben Mitglieder für ihre Treue ausgezeichnet. Das Bild zeigt von links (Mitgliedsjahre in<br />

Klammern): Anita Müller (20), Willi Müller (20), Hans Kohlenbeck (20), Roland Weiß (20), Martina Weiß<br />

(20), Ursula Schneider (30) und Anneliese Müller (20). Es gratulierte Bürgermeister Johannes Jung (hinten,<br />

Dritter von links), der stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Karl-Erich Klöckner (Zweiter von rechts)<br />

und die Ortsverbandsvorsitzende Kerstin Burkhardt (rechts).<br />

Nach zwei Jahren Corona-Pause hat der Ortsverband Neef, Kreisverband<br />

Cochem-Zell, seine Mitglieder zur Mitgliederversammlung eingeladen.<br />

Die Kreisverbandsschriftführerin Karola Häuser (Zweite von rechts) und<br />

der Ortsverbandsvorsitzende Edmund Häuser (links) ehrten treue VdKlerinnen<br />

und VdKler. Für 20 Jahre ausgezeichnet wurden Joachim Heinzen,<br />

Hans-Werner Schuster, Franz-Josef Sonntag und Helmut Kaufmann.<br />

Für zehn Jahre geehrt wurden Rita Scheid, Erich Sonntag und Wilhelm<br />

Bosbach. Nicht im Bild: Anita Schilken, Irmtraud Liel und Mario Kleiber.<br />

Bitburg-Prüm<br />

Mainz-Ebersheim<br />

Endlich fand wieder die Frauenkonferenz des Kreisverbands Bitburg-Prüm statt. Edith Baur (Mitte) berichtete<br />

von ihrer abwechslungsreichen Arbeit als GemeindeschwesterPlus. In dieser Tätigkeit unterstützt sie<br />

ältere Menschen, wenn der Alltag beschwerlich geworden ist. Dabei führt sie selbst keine pflegerischen<br />

Tätigkeiten aus, sondern hilft bei der Orientierung der Beratungsangebote weiter. Das Foto zeigt die Teilnehmerinnen<br />

der Frauenkonferenz, zusammen mit der Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker<br />

(Zweite von rechts) und dem Kreisverbandsvorsitzenden Wilhelm Ahlert (rechts).<br />

Nach langer Corona-Pause veranstaltete der Ortsverband Mainz-Ebersheim<br />

seinen Ortsverbandstag. Langjährige Mitglieder wurden für<br />

ihre Treue zum VdK geehrt, darunter Hildegard Schmidt (links) für<br />

30 Jahre sowie fünf Mitglieder für 20 Jahre und weitere elf Mitglieder<br />

für zehn VdK-Jahre.<br />

17 RHPfalz<br />

Allgemein


16 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Ruppach-Goldhausen-H.<br />

Beuren/Urschmitt/Kliding<br />

Nach zweijähriger Corona-Pause startete der Ortsverband Ruppach-Goldhausen-Heiligenroth,<br />

Kreisverband Westerwald, wieder einen<br />

Tagesausflug. Gemeinsam ging es zur Modefirma Adler nach Haibach<br />

bei Aschaffenburg. Die Gruppe erlebte eine Bustour verbunden mit<br />

einem reichhaltigen Frühstück, einer Modenschau mit anschließender<br />

Einkaufsmöglichkeit sowie einem Mittagessen. Den Abschluss bildete<br />

eine Schiffsfahrt auf dem Main bei Würzburg. Das Wetter war wie aus<br />

dem Bilderbuch und zeigte sich in Franken-Blau mit weißen Wölkchen.<br />

Im Ortsverband Beuren/Urschmitt/Kliding, Kreisverband Cochem-Zell, freuten sich bei der Jahreshauptversammlung<br />

alle Mitglieder auf das Wiedersehen nach Corona. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Vorsitzender Franz-Josef Diederichs, Kassenverwalter Engelbert Hennen, Beisitzer Rolf Schneiders,<br />

Schriftführer Ulrich Hartkopf sowie die Beisitzer Erwin Diederichs, Anette Inden und Udo Pütz. Als Dank<br />

für sein langjähriges Ehrenamt wurde der Kassenverwalter Engelbert Hennen mit der Silbernen Ehrennadel<br />

des VdK-Landesverbands ausgezeichnet. Danach wurden folgende treue Mitglieder geehrt: Für zehn VdK-Jahre<br />

Eduard Jahnen, Margot Jahnen, Maria Peifer, Laura Pütz, Thomas Schenk und Martin Schmitz. Für<br />

zwanzig Jahre Mathilde Arnold, Rudolf Diederichs, Engelbert Hennen, Hiltrud Krämer und Rolf Schneiders.<br />

Josef Ehlen, Mathilde Rast und Gerd Roth sind 30 Jahre mit dabei.<br />

Kinderbeuern<br />

Bledesbachtal<br />

Der Ortsverband Kinderbeuern-Bengel, Kreisverband Wittlich-Daun,<br />

hat nach zwei Jahren Zwangspause ein Sommerfest ausgerichtet. In<br />

diesem Rahmen wurden treue Mitglieder geehrt. Das Bild zeigt von links<br />

(Mitgliedsjahre in Klammern): Bernd Bottel (20), Beisitzer im Kreisverbandsvorstand<br />

Klaus Koch, Erasmus Hollmann (10), Christian Müllers<br />

(10), Irmgard Bömer (20), Edith Junk (20), Ortsverbandsvorsitzender<br />

Klaus Litzenburger sowie Karl-Dieter Palm (30).<br />

Nach der Corona-Zwangspause konnte der Ortsverband Bledesbachtal, Kreisverband Kusel, wieder ein<br />

Grillfest durchführen. Dieses Fest nahm die Vorstandschaft zum Anlass, mehrere Mitglieder für ihre langjährige<br />

Treue zum VdK zu ehren. Auf dem Bild sieht man von links (Mitgliedsjahre in Klammern): Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger, Peter Theiß (30), Kreisverbandsvorsitzende Monika Klein (30), Manfred<br />

Hellwig (10), Burkhard Wagner (10), Bernd Rothfuchs (10), Inge Becker (40), Emil Immetsberger (20), Ursula<br />

Leger (40), Inge Müller (10), Günter Pfaff (20), Henni Pfaff (10), Werner Theis (20) sowie Ortsverbandsvorsitzender<br />

Dieter Rothfuchs, der die Ehrungen zusammen mit Willi Jäger vornahm.<br />

Idar-Oberstein<br />

Gonsenheim<br />

Der Kreisverband Idar-Oberstein präsentierte sich auf der Messe „Forum<br />

Gesundheit“. Die Geschäftsstellenmitarbeiterin Jutta Gepert (links) und<br />

die Kreisverbandsvorsitzende Heidi Schneider nutzten die Gelegenheit<br />

zum Austausch mit Frank Frühauf, Oberbürgermeister der Stadt<br />

Idar-Oberstein, der selbst auch Mitglied im Sozialverband VdK ist.<br />

Die VdKlerinnen und VdKler des Ortsverbands Mainz-Gonsenheim freuten sich auf den ersten Ausflug nach<br />

der Corona-Pandemie. Bei schönem Wetter ging die Rundfahrt durch den Hunsrück über die neue Moseltalbrücke<br />

in die Vulkaneifel. Ab Manderscheid begleitete ein ortskundiger Reiseleiter die Gruppe. Neben der<br />

Glockengießerei in Brockscheid war die Fahrt entlang der Burgen, über Strohn zur Lavabombe und dem<br />

Pulvermaar sehenswert. Weiterer Höhepunkt war die Besichtigung eines Kaltwasser-Geysirs in Wallenborn.<br />

Bekond<br />

Niederemmel<br />

Der Vorstand des Ortsverbands Bekond, Kreisverband Trier-Saarburg,<br />

nutzte die Mitgliederversammlung, um treue Mitglieder zu ehren. Für<br />

zehn Jahre Treue zum Ortsverband wurden Peter Schleimer, Birgit Wolf,<br />

Harald Wolf, Helga Reichert und Hans-Joachim Stephan ausgezeichnet.<br />

Eine Auszeichnung für 20-jährige Treue erhielten Reinhard Kuhnen,<br />

Joachim Rech, Anneliese Grewenich und Anita Kreten. Waltraud Binz,<br />

Alfred Rauen und Rainer Stroh sind seit 30 Jahren mit dabei.<br />

Nach einer Zwangspause von zwei Jahren, bedingt durch Corona, richtete der Ortsverband Niederemmel,<br />

Kreisverband Bernkastel-Zell, wieder ein Sommerfest mit Mitgliederversammlung aus. Dabei wurde der<br />

Vorstand komplett wiedergewählt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch langjährige VdK-Mitglieder für<br />

20 Jahre Treue zum VdK geehrt. Hierbei sind besonders vier Personen hervorzuheben, die neben ihrer<br />

Mitgliedschaft auch 20 Jahre ihre Tatkraft zum Wohl der Allgemeinheit im Vorstand als Lenker und Macher<br />

eingebracht haben. Dies sind (von links) der Ortsverbandsvorsitzende Raimund Schneider, der Kreisverbandsvorsitzende<br />

Albert Görgen, die Frauenbeauftragte Inge Lehnert und Beisitzer Jürgen Leyendecker.<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> 17


18 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Reise und Erholung<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Reise und Erholung Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

19<br />

19 RHPfalz<br />

Allgemein


20 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

Reise und Erholung<br />

20 RHPfalz<br />

Allgemein


Ratgeber<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

21<br />

Das steht in der Renteninformation<br />

Wie man seinen Bescheid richtig liest, und auf welche Angaben man achten sollte<br />

Grafik: Deutsche Rentenversicherung/Sozialverband VdK<br />

... und das steht zwischen den Zeilen<br />

Vielen ist nicht bewusst, dass die Renteninformation nur die Höhe der Bruttorente angibt<br />

Die in der Renteninformation angegebene<br />

Rentenhöhe ist ein<br />

Bruttobetrag. Netto haben Versicherte<br />

im Alter um einiges weniger<br />

in der Tasche. So werden auf den<br />

angegebenen Betrag die Beiträge<br />

zur Kranken- und Pflegeversicherung<br />

fällig. Darüber hinaus muss<br />

die Rente ab einer bestimmten<br />

Höhe versteuert werden.<br />

Max Mustermann aus dem obigen<br />

Beispiel bekommt laut Renteninformation<br />

später einmal 1254,20<br />

Euro monatlich. Doch von seiner<br />

Rente wird noch einiges abgezogen.<br />

Wie viel das ist, haben wir mal<br />

durchgerechnet.<br />

Derzeit liegt der steuerliche<br />

Grundfreibetrag bei 10 347 Euro pro<br />

Jahr. Wer mehr Einkommen bezieht,<br />

muss Einkommensteuer bezahlen.<br />

Dabei steigt der zu versteuernde<br />

Anteil je nach Zeitpunkt des Renten<br />

eintritts jährlich, bis er im Jahr<br />

2040 100 Prozent erreicht hat. Mustermann<br />

geht 2038 in Rente. Er<br />

muss seine über dem Freibetrag<br />

liegenden Einkünfte zu 98 Prozent<br />

versteuern. Von den 1254,20 Euro<br />

brutto gehen 36 Euro weg. Das<br />

macht unterm Strich 1218,20 Euro.<br />

Zusätzlich muss Mustermann<br />

Sozialversicherungsbeiträge leisten.<br />

Sein Beitrag für die Krankenversicherung<br />

liegt bei 14,6 Prozent,<br />

der Zusatzbeitrag bei 1,3 Prozent.<br />

Beides zahlen je zur Hälfte er<br />

selbst und die Rentenversicherung,<br />

sodass ihm nochmal 100 Euro abgezogen<br />

werden. Weil er keine<br />

Kinder hat, beträgt sein Beitrag<br />

zur Pflegeversicherung 3,4 Prozent.<br />

Es werden nochmals 43 Euro<br />

abgezogen. Seine Nettorente beträgt<br />

nun 1075,20 Euro.<br />

Nicht jedes Jahr werden die Renten<br />

erhöht. In manchen Jahren gibt<br />

es sogar Nullrunden. Steigt die<br />

Inflation stärker, als sich die Renten<br />

entwickeln, sinkt die Kaufkraft<br />

der Rentnerinnen und Rentner.<br />

Das kann für Bezieher von niedrigen<br />

Renten dramatisch sein, wie es<br />

aktuell der Fall ist. Denn den stark<br />

gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen<br />

kann man sich<br />

schlecht entziehen. So sind die<br />

Rentenerhöhungen zum 1. Juli<br />

dieses Jahres (West 5,35 Prozent,<br />

Ost 6,12 Prozent) bei einer Inflationsrate<br />

von 7,9 Prozent (Stand:<br />

August <strong>2022</strong>) mittlerweile komplett<br />

verpufft.Annette Liebmann<br />

Renteninfo gibt es<br />

bald digital<br />

Die Renteninformationen wird es<br />

bald online geben: Ende des Jahres<br />

soll ein neues Portal in den<br />

Probebetrieb gehen.<br />

Mit der digitalen Rentenübersicht<br />

sollen Bürgerinnen und Bürger<br />

künftig mit einem Mausklick<br />

den Überblick über sämtliche Altersvorsorgen<br />

erhalten. Neu ist,<br />

dass auf dem Portal nicht nur die<br />

gesetzliche, sondern auch betriebliche<br />

und private Alterssicherungen<br />

abgerufen werden können. Die<br />

Probephase läuft ein Jahr. Ende<br />

2023 soll das Portal dann offiziell<br />

in Betrieb gehen.<br />

ali<br />

21 RHPfalz<br />

Allgemein


22 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Verbraucher<br />

Worüber niemand gern spricht<br />

Obwohl viele Menschen an Inkontinenz leiden, ist es ein Tabu. Dabei gibt es Behandlungsmöglichkeiten<br />

Circa zehn Millionen Menschen in<br />

Deutschland leiden an Harninkontinenz.<br />

Die Dunkelziffer ist hoch. Es<br />

sind Frauen und Männer, Jüngere<br />

und Ältere. Sie alle fühlen sich in<br />

ihrer Lebensqualität massiv eingeschränkt.<br />

Über ihre Blasenschwäche sprechen<br />

wollen nur ganz wenige:<br />

Mehr als 60 Prozent der Patientinnen<br />

und Patienten schämen sich so<br />

sehr, dass sie sich nicht einmal<br />

engsten Familienangehörigen anvertrauen<br />

wollen. Das hat eine<br />

Befragung unter Medizinerinnen<br />

und Medizinern ergeben. Einige<br />

verzichten sogar auf Hilfsmittel,<br />

weil ihre Scham zu groß ist. Stattdessen<br />

ziehen sie sich immer weiter<br />

zurück und isolieren sich. Manche<br />

werden depressiv, viele kämpfen<br />

mit Problemen in der Partnerschaft.<br />

Doch es gibt Hilfe.<br />

Verschiedene Formen<br />

Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz<br />

oder Mischformen<br />

aus beiden treten am häufigsten<br />

auf. Bei der Belastungsinkontinenz<br />

kann es passieren, dass etwa<br />

beim Husten, Niesen oder<br />

Lachen ungewollt Urin abgeht.<br />

Sie betrifft vor allem Frauen, deren<br />

Beckenbodenmuskulatur<br />

geschwächt ist.<br />

Die Dranginkontinenz kann bei<br />

neurologischen Erkrankungen,<br />

aber auch bei einer Vergrößerung<br />

der Prostata beim Mann auftreten.<br />

Ein Beckenbodentraining kann bei einer Harninkontinenz helfen.<br />

Schon kleine Mengen Urin in der<br />

Harnblase führen zu einem plötzlichen<br />

und dringenden Bedürfnis,<br />

Wasser zu lassen.<br />

Wer Blasenprobleme hat, sollte<br />

sich einer Ärztin oder einem Arzt<br />

anvertrauen. Das können die<br />

Haus ärztin oder der Hausarzt,<br />

eine Gynäkologin oder ein Urologe<br />

sein. Oft reicht schon ein Gespräch<br />

und eine körperliche Untersuchung,<br />

um eine Therapie zu empfehlen.<br />

Diese kann das Leiden<br />

lindern, manchmal auch heilen.<br />

Die Ärztin oder der Arzt werden<br />

zur gründlichen Anamnese viele<br />

Fragen stellen: Wie oft müssen Sie<br />

Wasser lassen und wie viel? Haben<br />

Sie Schmerzen oder das Gefühl,<br />

dass die Blase nicht vollständig<br />

entleert ist? In welchen Situationen<br />

kommt es zum unfreiwilligen<br />

Urinabgang? Nehmen Sie Medikamente,<br />

oder haben Sie andere Erkrankungen?<br />

Wer sich auf die Fragen vorbereiten<br />

möchte, führt drei Tage lang<br />

ein Trink- und Blasenprotokoll. Es<br />

Foto: imago/Westend61<br />

wird auch Miktionstagebuch genannt.<br />

Hier erfasst man Trinkgewohnheiten,<br />

Toilettengänge und<br />

besondere Vorkommnisse.<br />

Es folgt eine körperliche Untersuchung,<br />

die die äußeren Genitalien<br />

und den Enddarm einschließt.<br />

In manchen Fällen können weitere<br />

Analysen sinnvoll sein: eine Urinuntersuchung,<br />

Röntgen, Ultraschall<br />

oder eine Blasenspiegelung.<br />

Therapie<br />

Die Therapieansätze hängen<br />

davon ab, wie stark die Harninkontinenz<br />

ausgeprägt ist. Es gibt<br />

ein breites Behandlungsspektrum:<br />

Blasen- oder Beckenbodentraining,<br />

Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion,<br />

Medikamente bis<br />

hin zu operativen Eingriffen.<br />

Passende Hilfsmittel können<br />

Sicherheit im Alltag bieten: Sogenannte<br />

„Pants“ – Inkontinenzunterhosen<br />

– lassen sich wie normale<br />

Unterwäsche anziehen. Vorlagen<br />

trägt man in einer Netz- oder Unterhose.<br />

Auch Windelhosen, die<br />

sich mit Klett- oder Haftstreifen<br />

schließen lassen, sind eine Option.<br />

Betroffene sollten sich beraten<br />

lassen und ausprobieren, womit sie<br />

am besten zurechtkommen.<br />

Wer eine Beratungsstelle oder<br />

ein zertifiziertes Kontinenz- und<br />

Beckenbodenzentrum sucht, findet<br />

eine Liste auf der Webseite der<br />

Deutschen Kontinenzgesellschaft:<br />

www.kontinenz-gesellschaft.de.<br />

<br />

Kristin Enge<br />

Kostenübernahme<br />

Die gesetzliche Krankenkasse<br />

übernimmt die Kosten für Inkontinenzhilfen<br />

wie Windelhosen<br />

und aufsaugende Vorlagen unter<br />

bestimmten Voraussetzungen:<br />

• Es liegt eine mindestens mittelgradige<br />

Harn- oder Stuhlinkontinenz<br />

vor.<br />

• Das Hilfsmittel muss ärztlich<br />

verordnet werden.<br />

• Es ist im Hilfsmittelverzeichnis<br />

gelistet. Ist es das nicht, muss<br />

es erst beantragt und genehmigt<br />

werden.<br />

Die Verordnung müssen Sie bei<br />

einem Vertragspartner Ihrer<br />

Krankenkasse einlösen. Das<br />

kann ein Lieferservice, ein Sanitätshaus<br />

oder eine Apotheke<br />

sein. Diese sind verpflichtet, Sie<br />

zu beraten und Ihnen zu helfen,<br />

das für Sie passende Produkt zu<br />

finden. Eine Kontaktliste erhalten<br />

Sie bei Ihrer Krankenkasse.<br />

Es wird eine Zuzahlung fällig,<br />

und zwar in Höhe von zehn Prozent<br />

oder maximal zehn Euro der<br />

Kosten für den Monatsbedarf.<br />

Besteht der Bedarf dauerhaft für<br />

eine längere Zeit, kann der Arzt<br />

eine Dauerverordnung ausstellen.<br />

Aus medizinischen Gründen<br />

kann er auch größere Mengen<br />

als den vorgegebenen Monatsbedarf<br />

oder ein besonderes<br />

Produkt verordnen.<br />

Brauchen Sie Hilfe bei einem<br />

Antrag oder Widerspruch, unterstützt<br />

Sie der VdK vor Ort gerne.<br />

Moderne Fernseher sind oft kompliziert<br />

Für Seniorinnen und Senioren gibt es nützliche Hilfsmittel<br />

Bunte Putzteufel<br />

Mikrofaser hat neben Vorteilen auch Nachteile<br />

Die Fernbedienung hat winzige<br />

Tasten, der Ton ist kaum zu verstehen,<br />

und für die Erstinstallation<br />

wird ein Fachmann gebraucht.<br />

Moderne Fernseher können viele<br />

ältere Menschen überfordern.<br />

Neue, sogenannte „smarte“ TV-<br />

Geräte können weit mehr, als nur<br />

Nachrichten oder Filme ausstrahlen.<br />

Man kann mit ihnen über<br />

Apps streamen, die Mediatheken<br />

nutzen oder im Internet surfen.<br />

Doch all das muss zuvor erst eingerichtet<br />

werden. Viele Seniorinnen<br />

und Senioren lassen sich von<br />

ihren technisch versierten Enkelinnen<br />

oder Enkeln helfen, während<br />

andere an der Technik fast<br />

verzweifeln.<br />

Doch es gibt Fachhändler, die<br />

die Ersteinrichtung übernehmen.<br />

Darauf weist die Stiftung Warentest<br />

hin und rät, diesen Service<br />

gegen einen Aufpreis zu nutzen.<br />

Dann können unzufriedene Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher<br />

zudem von ihrem Reklamationsrecht<br />

Gebrauch machen. Das kann<br />

wichtig sein, „wenn der Einrichtungsservice<br />

den Fernseher nicht<br />

so einstellt wie gewünscht, eine<br />

Funktion fehlt oder die Betroffenen<br />

mit der Technik nicht zurechtkommen“,<br />

sagt Danielle Leven,<br />

Projektleiterin bei Stiftung Warentest.<br />

Man sollte sich nicht scheuen,<br />

solange zu reklamieren, bis alle<br />

Einstellungen passen.<br />

Manchmal machen Älteren aber<br />

auch der Ton oder die kleinen Tasten<br />

auf der Fernbedienung zu<br />

schaffen. Hier gibt es Hilfsmittel.<br />

Leven nennt Kopfhörer, Hörverstärker<br />

oder Fernbedienungen, die<br />

die Stiftung Warentest geprüft hat.<br />

Fernsehen macht Freude, bietet Information und Unterhaltung – doch nur,<br />

wenn man mit dem Gerät gut zurechtkommt. <br />

Foto: imago/Shotshop<br />

Einfache Universalfernbedienungen<br />

haben wenige, große Tasten,<br />

die leichter zu bedienen sind.<br />

Hörverstärker können tiefe und<br />

hohe Töne verstärken oder abschwächen<br />

und Nebengeräusche<br />

mindern. Mit Kopfhörern lässt sich<br />

die Lautstärke so einstellen, dass<br />

der Ton gut zu verstehen ist, aber<br />

andere sich nicht gestört fühlen.<br />

Große Vielfalt<br />

Doch das Angebot ist unübersichtlich<br />

und groß. „Hier die Spreu<br />

vom Weizen zu trennen, ist schwierig“,<br />

sagt Leven. Deshalb sei es<br />

sinnvoll, sich beraten zu lassen und<br />

die Hilfsmittel ebenso wie das TV-<br />

Gerät im Fachhandel zu kaufen.<br />

Wichtig sei es, sich bei der Entscheidung<br />

Zeit zu lassen und sich<br />

gut zu informieren. Wer ein passendes<br />

Produkt finden möchte,<br />

sollte vergleichen und sich Vorund<br />

Nachteile genau ansehen. Es<br />

kann helfen, sich von einer zweiten<br />

Person begleiten zu lassen, die sich<br />

etwas auskennt.<br />

Oft empfehlen Bekannte ein<br />

bestimmtes Produkt. Doch Leven<br />

rät davon ab, dieses einfach zu<br />

kaufen: „Nicht alles, was andere<br />

gut finden, ist auch für einen<br />

selbst geeignet: Das Hören ist individuell<br />

sehr unterschiedlich.“<br />

Sie empfiehlt, das Hilfsmittel vor<br />

dem Kauf auszuprobieren. So findet<br />

man am besten heraus, ob es<br />

gut zu den eigenen Bedürfnissen<br />

passt.<br />

Kristin Enge<br />

Inzwischen sind sie in jedem Haushalt<br />

zu finden: Mikrofasertücher.<br />

Sie lassen sich feucht und trocken<br />

verwenden und reinigen gut. Doch<br />

sind sie so viel besser als die Alternativen?<br />

Gläser polieren, Bad putzen,<br />

Staub wischen – alles ist mit den<br />

bunten Tüchern möglich. Die guten<br />

Putzeigenschaften verdanken<br />

sie den kleinen Fasern, aus denen<br />

sie bestehen. Dabei handelt es sich<br />

um viele winzige Polyester- und<br />

Polyamidfasern, die nur wenige<br />

Mikrometer dünn sind. Sie sorgen<br />

für eine große Oberfläche.<br />

Die Tücher sind robust und fusseln<br />

nicht. Schmutz lässt sich gut<br />

mit den gröberen Fasern entfernen.<br />

Sind sie dagegen weich und flauschig,<br />

eignen sie sich besonders gut<br />

zum Trocknen und Polieren.<br />

Stumpfe Oberflächen<br />

Mikrofasertücher gibt es in vielen<br />

Farben und Varianten.<br />

Doch Vorsicht: Auf mancher<br />

Oberfläche wirken die Tücher mit<br />

der Zeit wie Schmirgelpapier. Auf<br />

Kunststoffbrillengläsern, Hochglanzfronten,<br />

Spiegeln, geölten<br />

und gewachsten Holzoberflächen<br />

können sie Kratzspuren hinterlassen.<br />

Auch bei Bade- und Duschwannen<br />

aus Acryl oder Fernsehern<br />

sollte man besser auf andere Materialien<br />

zurückgreifen.<br />

Vor dem ersten Gebrauch sollten<br />

die Tücher gewaschen werden: am<br />

besten bei 60 Grad Celsius. Da sie<br />

Fasern aus anderen Stoffen anziehen<br />

wie ein Magnet, steckt man sie<br />

besser separat oder in einem Säckchen<br />

in die Maschine. Sonst können<br />

sie später fusseln. Auch Weichspüler<br />

kann die Reinigungswirkung<br />

beeinträchtigen.<br />

Beim Waschen kann Mikroplastik<br />

über das Abwasser in die Umwelt<br />

gelangen. Das lässt sich mit<br />

Waschbeuteln verhindern: Hier<br />

lagern sich die Fasern ab und müssen<br />

später entfernt und im Restmüll<br />

entsorgt werden.<br />

Wer deswegen ganz auf Mikrofaser<br />

verzichten möchte, kann<br />

stattdessen alte Frottee-Handtücher<br />

zu Putzlappen zerschneiden.<br />

Da sie aus Baumwolle bestehen,<br />

sind sie besonders saugfähig und<br />

reinigen fast genauso gut. ken<br />

Foto: imago/Panthermedia<br />

22 RHPfalz<br />

Allgemein


Ratgeber<br />

Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong><br />

23<br />

Kleine Fluchten<br />

Was kann das Leben einfach schöner machen? Wir haben in der Redaktion nachgefragt<br />

Es gibt wunderbare kleine, selbst<br />

geschaffene Momente, die den<br />

Alltag für einen Augenblick ausknipsen.<br />

Diese Rituale sind wichtig.<br />

Denn wer sich solche bewussten<br />

Mini-Auszeiten gönnt, kehrt gestärkt<br />

ins Hier und Jetzt zurück. Wir<br />

wollten von unserem Redaktionsteam<br />

wissen: „Was sind deine<br />

einfachen Freuden?“<br />

Wäsche im Wind<br />

„Ich liebe den Anblick von bunten<br />

Kleidungsstücken, die auf einer<br />

Wäscheleine im Wind mit Klammern<br />

gebändigt werden. Das Wäscheaufhängen<br />

draußen ist für<br />

mich wie eine kleine Meditation.<br />

Ich schüttle mein Lieblingsshirt<br />

sorgfältig zurecht, suche schonende<br />

Klammern für ein flauschiges<br />

Handtuch und fahnde mit Hingabe<br />

nach vermisst gemeldeten Sockenpartnern.<br />

Wenn Wäsche draußen<br />

trocknet, bekommt sie, finde ich,<br />

einen Extra-Duft nach Sonne und<br />

Wiese. Ich schwöre, dass ich weiß,<br />

wenn ich in einem frisch bezogenen<br />

Bett liege, ob dessen Bettzeug<br />

im Wind flattern durfte oder in den<br />

Trockner gesteckt wurde.“<br />

<br />

Bettina Schubarth<br />

Urlaub im Wald<br />

„Ich bin vor knapp fünf Jahren<br />

an den Stadtrand gezogen und<br />

habe es seither nicht weit in den<br />

Wald. Mit dem Fahrrad sind es<br />

15 Minuten, zu Fuß etwa eine<br />

Dreiviertelstunde. Stundenlange<br />

Spaziergänge und Radtouren<br />

durch dieses riesige Waldstück<br />

gehören seither zum Schönsten,<br />

was ich mir vorstellen kann. Im<br />

Sommer ist es dort herrlich kühl,<br />

im Herbst gehe ich in die Pilze, im<br />

Winter sammle ich Tannenzweige,<br />

und im Frühling freue ich mich,<br />

dass die Natur wieder erwacht.<br />

Manchmal begleitet mich eine<br />

Freundin, oft gehe ich allein und<br />

freue mich über die Ruhe und das<br />

Vogelgezwitscher. In meinem Urlaub<br />

bin ich 50 Kilometer durch<br />

diesen Wald gefahren, ohne auf<br />

Selbstvergessen das Einfache genießen. Von Kindern können wir viel über<br />

das kleine Glück lernen. Foto: picture alliance/Shotshop/Monkey Business 2<br />

eine Ortschaft zu stoßen, um eine<br />

Freundin zu besuchen. Bei ihr habe<br />

ich dann übernachtet und bin<br />

am nächsten Tag entlang des Flusses<br />

wieder heimgeradelt. Wenn ich<br />

in der Natur bin, fühle ich mich<br />

glücklich und eins mit der Welt.“<br />

<br />

Annette Liebmann<br />

Mein Park<br />

„Eine große Runde durch meinen<br />

geliebten Babelsberger Park in<br />

Potsdam tut mir so gut. Wenn ich<br />

eines der Pförtnertore durchquert<br />

habe, genieße ich jeden meiner<br />

Schritte. Am liebsten mag ich die<br />

Runde entlang am Wasser und<br />

später hoch zum Schloss, wo sich<br />

ein wunderbarer Blick zur Glienicker<br />

Brücke bietet. Der Park erfindet<br />

sich jedes Mal neu für mich,<br />

jedes Mal sieht er anders aus. Im<br />

Frühling treiben die Bäume aus im<br />

frischesten Grün, das ich mir vorstellen<br />

kann. Im Sommer spendet<br />

mir eine alte Buche Schatten. Im<br />

Herbst blicke ich vom Schloss<br />

durch buntes Laub bis hinunter<br />

zum Wasser – wie im berühmten<br />

‚Indian Summer‘ in Kanada. Und<br />

im Winter liegt bei Schnee eine<br />

ganz bezaubernde Stille über meinem<br />

Park.“ Kristin Enge<br />

Tauschen und plauschen<br />

„Von meinem Zimmerfenster aus<br />

blicke ich auf ein kleines, leuchtend<br />

blau angestrichenes Holzhäuschen.<br />

Der Umsonstschrank<br />

Bogenhausen, der im Februar 2020<br />

eröffnet worden ist, lädt Jung und<br />

Alt dazu ein, Krimskrams abzugeben<br />

oder mitzunehmen. Das Prinzip:<br />

tauschen und plauschen. Die<br />

ehrenamtliche Initiative hat sich<br />

nämlich schnell zu einem Nachbarschaftstreff<br />

entwickelt. Jeder<br />

hat schon mal kleine Schätze im<br />

Regal entdeckt. So hat mir die<br />

Lektüre des Romans „Jane Eyre“<br />

einen Urlaub versüßt. Doch auch<br />

Kuriositäten wie eine hässliche<br />

Schale, die aus einer Musikplatte<br />

aus Vinyl geformt worden war,<br />

bieten amüsanten Gesprächsstoff.<br />

Gebe ich selbst etwas Liebgewonnenes<br />

dort ab, hinterlasse ich gerne<br />

eine kleine handgeschriebene<br />

Nachricht. Wieso hat mir das Ding<br />

etwas bedeutet? Ist mein Trödelstück<br />

dann fort, breitet sich ein<br />

wohlig warmes Gefühl in mir aus.<br />

Ich stelle mir vor, dass der Finder<br />

oder die Finderin damit Freude<br />

haben wird und die Reise des Gegenstands<br />

weitergeht – und nicht<br />

im Müll endet.“<br />

<br />

Elisabeth Antritter<br />

Nahrung für die Seele<br />

„Ich habe sie selbst gesät: die<br />

Wiesenblumenmischung auf dem<br />

Balkon. Mein Überraschungsmix.<br />

Die Blüten leuchten dem Frühherbst<br />

entgegen. Jeden Tag freue<br />

ich mich, wenn Insekten sie ansteuern.<br />

Nahrung für die Bienen,<br />

Nahrung für meine Seele.“<br />

<br />

Sabine Kohls<br />

Tiere auf dem Weg<br />

„Wenn ich durch unser Wohnviertel<br />

schlendere, wandert mein<br />

Blick durch Bäume, Gärten, Wiesen.<br />

Schöne Blüten oder verwinkelte<br />

Äste schaue ich mir näher an<br />

und mache manchmal auch ein<br />

Foto. Die schönste Abwechslung<br />

sind Tiere wie Vögel, Hunde oder<br />

meine Lieblinge, Eichhörnchen.<br />

Wenn diese Kletter- und Sprungwunder<br />

einen Stamm hochjagen,<br />

von Ast zu Ast springen und die<br />

Schwerkraft vergessen lassen, bin<br />

ich jedes Mal begeistert von unserer<br />

Natur. Zwischenzeitlich hatte<br />

ich sogar das Gefühl, ein Eichhörnchen<br />

mag mich besonders.<br />

Denn ich habe es immer wieder<br />

gesehen.“ Sebastian Heise<br />

Dem Glück<br />

auf der Spur<br />

Jeder Mensch hat die Chance, sein<br />

ganz persönliches Glück zu finden.<br />

Aus therapeutischen Zusammenhängen<br />

ist das Konzept der „Achtsamkeit“<br />

bekannt. Ein einfaches<br />

und effektives Mittel für alle, die<br />

ihrer Lebensfreude auf die Spur<br />

kommen wollen, ist ein „Glückstagebuch“.<br />

Morgens fährt die Bahn vor der<br />

Nase weg, die Kaffeemaschine im<br />

Büro ist kaputt, der Regen ruiniert<br />

die neuen Schuhe, beim Bäcker<br />

sind die Lieblingssemmeln ausverkauft<br />

und abends liegt eine Mahnung<br />

im Postkasten. Ein verkorkster<br />

Tag? Nein, denn da waren das<br />

qietschend lachende Kind beim<br />

Warten auf die nächste Bahn, die<br />

rote Blume, die jemand an den<br />

Zaun gesteckt hat, und die Nachbarin,<br />

die das Paket angenommen<br />

hat. Das sind die drei Momente,<br />

die heute Abend in das Glückstagebuch<br />

eingetragen werden.<br />

Die Wirkung des Aufschreibens<br />

ist verblüffend, wie Studien aus der<br />

Behandlung von Menschen mit<br />

Depressionen belegen. Die Notizen<br />

zu Dankbarkeit, eigenen guten<br />

Taten und positiven Erlebnissen<br />

tragen nachweislich zur Stimmungsaufhellung<br />

und Stabilisierung<br />

in schwierigen Lebenslagen<br />

bei. Nach etwa zwei Wochen setzt<br />

dieser Effekt ein. Durch das Aufschreiben<br />

verschiebt sich offenbar<br />

die Wahrnehmung. Statt nur das<br />

Negative zu sehen, pickt sich der<br />

oder die Glücksuchende die angenehmen<br />

Dinge heraus.<br />

Die Welt ist schön<br />

Unwichtig ist, wie ausführlich<br />

diese Einträge sind, auch das haben<br />

Psychologinnen und Psychologen<br />

herausgefunden. Wichtig ist,<br />

dass die rosa Schreibbrille regelmäßig<br />

aufgesetzt wird. So kann<br />

das Führen eines Glückstagebuchs<br />

abends auf dem Sofa oder morgens<br />

beim Kaffee selbst zu einem Ritual<br />

werden. Noch ein Effekt: An wirklich<br />

miesen Tagen hilft das Blättern<br />

im Glückstagebuch, sich daran<br />

zu erinnern, dass die Welt eigentlich<br />

ganz schön ist. bsc<br />

Nutri-Score trägt zu gesunder Ernährung bei<br />

Studie: Kennzeichnung wirkt irreführenden Herstellerangaben entgegen<br />

Pünktlich zahlen<br />

Rundfunkbeitrag im Dauerauftrag ist sinnvoll<br />

Der Nutri-Score hilft Konsumenten<br />

beim Erkennen von Lebensmitteln<br />

mit geringem Nährwert und trägt<br />

so zu einer gesünderen Ernährung<br />

bei. Das berichten Wissenschaftlerinnen<br />

der Universität Göttingen,<br />

die für eine Studie mehr als 1000<br />

Menschen befragt haben.<br />

Das Nährwertkennzeichen<br />

Nutri-Score bewertet bei einem<br />

Lebensmittel die Menge an Zucker,<br />

Fett, Salz, Ballaststoffen,<br />

Proteinen oder Anteilen an Obst<br />

und Gemüse pro 100 Gramm. Der<br />

daraus gebildete Gesamtwert wird<br />

auf einer fünfstufigen Skala abgebildet:<br />

von „A“ auf dunkelgrünem<br />

Feld für die günstigste Bilanz über<br />

ein gelbes „C“ bis zum roten „E“<br />

für den ungünstigsten Nährwert.<br />

Für eine Studie der Georg-<br />

August-Universität Göttingen über<br />

die Wirkung des Labels auf das<br />

Einkaufsverhalten wurden 1103<br />

Der Nutri-Score ist auf vielen Lebensmittelverpackungen<br />

zu finden.<br />

Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress<br />

deutschen Teilnehmenden online<br />

drei verschiedene handelsähnliche<br />

Produkte gezeigt. Diese waren jeweils<br />

entweder mit Nutri-Scoreoder<br />

Unternehmensangaben bedruckt,<br />

die den Zuckergehalt angaben.<br />

Die Teilnehmer hielten<br />

Produkte mit Unternehmensinformationen<br />

zu einem reduzierten<br />

Zuckergehalt für gesünder, als sie<br />

tatsächlich waren. Bei den zusätzlich<br />

mit dem Nutri-Score bedruckten<br />

Lebensmitteln war das nicht<br />

der Fall. Der Nutri-Score wirkte<br />

demnach einer Irreführung durch<br />

die Unternehmen über den Nährwert<br />

entgegen. Der Vergleich der<br />

Nutri-Score-Angaben funktioniert<br />

nur für Lebensmittel innerhalb<br />

einer bestimmten Produktkategorie<br />

miteinander – also Tiefkühlpizzen<br />

mit Tiefkühlpizzen oder Schokomüsli<br />

mit Früchtemüsli.<br />

Seit der Einführung der Kennzeichnung<br />

im November 2020 haben<br />

sich bis Mitte August rund 310<br />

deutsche Unternehmen mit rund<br />

590 Marken für den Nutri-Score<br />

freiwillig registriert, teilt das Bundesernährungsministerium<br />

mit.<br />

<br />

Jörg Ciszewski<br />

Wer seinen Beitrag für Hörfunk und<br />

Fernsehen bisher einmal im Quartal<br />

überwiesen hat, muss aufpassen:<br />

Der Beitragsservice, früher die<br />

GEZ, stellt den Versand von Zahlungsaufforderungen<br />

ein.<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

müssen nun selbst daran<br />

denken, das Geld rechtzeitig zu<br />

zahlen. Sonst können Säumniszuschläge<br />

fällig werden. Am einfachsten<br />

geht dies, wenn Betroffene<br />

einen Dauerauftrag bei ihrer<br />

Bank einrichten oder das SEPA-<br />

Lastschriftverfahren nutzen. Sie<br />

können das Geld auch überweisen.<br />

Darauf weist der Verbraucherservice<br />

Bayern hin.<br />

Der Beitragsservice hat angekündigt,<br />

dass alle Quartalszahlerinnen<br />

und -zahler über diese<br />

Umstellung informiert werden<br />

sollen. Diejenigen, die ihren Beitrag<br />

halbjährlich oder jährlich<br />

Gebühren müssen rechtzeitig beim<br />

Beitragsservice eingehen.<br />

zahlen, sind nicht betroffen. Für<br />

sie ändert sich nichts.<br />

Ziel ist es, Ressourcen zu sparen.<br />

Deshalb sollen die Zahlerinnen<br />

und Zahler zukünftig nur noch bei<br />

wichtigen Änderungen kontaktiert<br />

werden.<br />

ken<br />

Foto: imago/Future Image<br />

23 RHPfalz<br />

Allgemein


24 Zeitung <strong>Okt</strong>ober <strong>2022</strong> Unterhaltung<br />

Der Furchtlose<br />

Günter Wallraff wird 80 Jahre<br />

Er geht genau dorthin, wo andere<br />

nicht einmal hinschauen wollen.<br />

Mit seinen Undercover-Einsätzen<br />

deckt Günter Wallraff seit Jahrzehnten<br />

soziale Missstände auf.<br />

Am 1. <strong>Okt</strong>ober wird er 80 Jahre alt.<br />

Günter Wallraff ist überzeugt:<br />

Wenn man zeigt, was im Land<br />

schiefläuft, kann man es verbessern.<br />

„Öffentlichkeit ist der Sauerstoff<br />

in einer Demokratie“, sagte er<br />

in einem WDR-Interview im Dezember<br />

2021. Der damals 79-Jährige<br />

berichtete von einer durchfrorenen<br />

Nacht, die er in der Nähe des<br />

Kölner Hauptbahnhofs mit mehreren<br />

Obdachlosen verbracht hatte.<br />

Mit dieser Aktion knüpfte er an<br />

seine ZDF-Reportage „Unter Null“<br />

im Jahr 2008 an. Damals lebte er<br />

einige Zeit auf der Straße, als<br />

„Penner“ erkannte ihn niemand.<br />

Sein Recherchestil – getarnt in<br />

fremden Rollen und gut verkleidet<br />

in soziale Brennpunkte zu gehen,<br />

um darüber zu berichten – hat es<br />

in Schweden sogar zu einem Eintrag<br />

ins Wörterbuch geschafft:<br />

„wallraffing“. Nicht allen gefällt<br />

seine radikale Herangehensweise.<br />

Immer wieder muss Wallraff sich<br />

juristisch auseinandersetzen, da<br />

geht es um den Verrat von Firmengeheimnissen<br />

oder um Verletzung<br />

von Persönlichkeitsrechten.<br />

Er verfolgt jedoch unbeirrt seine<br />

Projekte, auch wenn es für ihn<br />

schon mehr als einmal lebensgefährlich<br />

war. Seit 2012 betreut er<br />

Günter Wallraff<br />

das Format „Team Wallraff“ auf<br />

RTL. Bei diesen Undercover-Reportagen<br />

wurden beispielsweise<br />

schon krasse Missstände in Pflegeeinrichtungen<br />

aufgedeckt.<br />

Bekannt wurde Wallraff, als er<br />

1977 seine Erlebnisse als Journalist<br />

„Hans Esser“ in der Bild-Zeitungsredaktion<br />

veröffentlichte. Mit<br />

„Ganz unten“, seiner Recherche als<br />

Gastarbeiter „Ali,“ gelang ihm<br />

1983 bislang der größte Erfolg:<br />

Kein Sachbuch in Deutschland<br />

hatte seit 1945 so hohe Auflagen.<br />

Wallraff lebt in Köln, wo er auch<br />

schon den verfolgten Schriftsteller<br />

Salman Rushdie untertauchen<br />

ließ. Als passionierter Tischtennisspieler<br />

liefert er sich öfter Duelle<br />

mit Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach. <br />

bsc<br />

Foto: picture alliance/Henning Kaiser<br />

24 RHPfalz<br />

Allgemein

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