28.09.2022 Aufrufe

VNW-Magazin 4/2022

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

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3<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

Wwenn Sie dieses <strong>Magazin</strong> in der Hand<br />

halten, wird bei den allermeisten Ihrer<br />

Mieterinnen und Mieter die Heizperiode<br />

<strong>2022</strong> / 2023 begonnen haben.<br />

Damit ist ein „Experiment“ gestartet,<br />

das in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland<br />

seinesgleichen sucht. Werden die Menschen mit halbwegs<br />

warmen Wohnungen durch den Winter kommen,<br />

ohne sich finanziell zu übernehmen?<br />

Zum Zeitpunkt, an dem diese Kolumne entsteht,<br />

scheint auch bei den politischen Verantwortlichen in<br />

Berlin die Botschaft der von Woche zu Woche mehr<br />

werdenden Demonstranten angekommen zu sein: Ohne<br />

Energiepreisdeckel wird es nicht gehen. Der zu erwartende<br />

Heizkostenhammer ist zu mächtig. Was in anderen<br />

europäischen Ländern möglich ist, muss auch hierzulande<br />

ein Weg sein, das Schlimmste zu verhindern.<br />

Wir brauchen klare und verständliche Hilfsmaßnahmen,<br />

die den Menschen den Glauben in die Handlungsfähigkeit<br />

des Staates erhalten.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass ein Energiepreisdeckel<br />

nicht nur darüber entscheidet, ob Menschen ihre Wohnungen<br />

ausreichend heizen können. Es geht längst auch<br />

um unsere Art zusammenzuleben. Wenn die Menschen<br />

sich entscheiden müssen, ob die Wohnung erwärmt<br />

oder die Familie ernährt werden kann, entsteht eine<br />

Gefahr für den Staat. Der Verlust des Vertrauens in den<br />

schützenden Staat gefährdet die Demokratie.<br />

Wie wichtig die sozialen Vermieter gerade in diesen<br />

Tagen sind, belegen zwei Botschaften, die von unserer<br />

jüngsten Arbeitstagung in Lübeck ausgingen. Erstens:<br />

Keine Mieterin und kein Mieter wird bei einem <strong>VNW</strong>-<br />

Unternehmen seine Wohnung verlieren, weil sie oder<br />

er unverschuldet seine Heizungsrechnung nicht begleichen<br />

kann. Wir haben das Versprechen aus der Zeit der<br />

Corona-Pandemie erneuert.<br />

Zweitens: Die im <strong>VNW</strong> organisierten Wohnungsgenossenschaften<br />

und Wohnungsgesellschaften in<br />

Norddeutschland sorgen mit ihren bezahlbaren Mieten<br />

von im Durchschnitt 6,26 Euro pro Quadratmeter – das<br />

sind gerade mal sechs Cent mehr als vor einem Jahr! –,<br />

dass der soziale Frieden in den Quartieren gewahrt wird<br />

und die Menschen auch bei schwerer See einen sicheren<br />

(Wohn-)Hafen haben.<br />

Allerdings gilt auch: Die sozialen Vermieter können die<br />

Auswirkungen der Krise nicht allein schultern. Da wären<br />

zunächst die Energieversorger. Manche von ihnen glauben,<br />

es reiche, eine Mitteilung über eine Erhöhung der<br />

Heizkostenvorauszahlung mit der Begründung zu versenden,<br />

die Kosten seien gestiegen. So, als würde das<br />

nicht auch auf unsere Unternehmen zutreffen.<br />

Gefordert sind zudem die Mieterinnen und Mieter.<br />

Wer jetzt seine Heizkostenvorauszahlung nicht erhöht,<br />

wird spätestens bei der Abrechnung (s)ein blaues Wunder<br />

erleben. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres<br />

mussten die deutschen Haushalte im Durchschnitt 850<br />

Euro mehr für Energie ausgeben als im gesamten Jahr<br />

2021. Am Ende könnten pro Haushalt bis zu 3 800 Euro<br />

mehr – allein für Energie – „auf der Uhr stehen“.<br />

Wenn ich die Mieterinnen und Mieter in die Pflicht<br />

nehme, so gilt das auch für die Mietervereine. Diese<br />

sollten ihren Mitgliedern reinen Wein einschenken und<br />

angesichts des tobenden Wirtschaftskrieges ihren Konfrontationskurs<br />

gegen die Vermieter aufgeben. Wer in<br />

der Stunde der Not die Mieterinnen und Mieter gegen<br />

deren Vermieter aufbringt, hat den Ernst der Lage nicht<br />

verstanden.<br />

Es ist unverantwortlich, wenn Vertreter des Mietervereins<br />

zu Hamburg in einem Zeitungsinterview ausführlich<br />

Tipps geben, wie Mieter ihre Miete mindern könnten,<br />

weil im Winter in der Wohnung eine Mindesttemperatur<br />

von 20 bis 22 Grad nicht erreicht wird – selbst wenn<br />

der Vermieter dafür nichts kann. Auch die Forderung,<br />

der Vermieter müsse im Falle eines Falles Ölradiatoren<br />

bereitstellen, halte ich angesichts der Folgekosten für<br />

bedenklich.<br />

Die Lage ist schon so schwierig genug. Wir brauchen<br />

daher mehr Mit- und weniger Gegeneinander. Wir stehen<br />

mitten in einem Wirtschaftskrieg und werden mit<br />

Energiepreisen angegriffen. Jetzt gilt es sich unterzuhaken,<br />

solidarisch zu verhalten und den Wohnfrieden<br />

zu wahren.<br />

Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor

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