21.09.2022 Aufrufe

Leichtathletik INFORMationen 03/2022

Inhalt: Die FREUNDE in Berlin 2022 + Jugend-DM in Ulm + Rückblick: U16-DM + Rückblick: U23-DM + Förderprojekt: FREUNDE-Camp Hochsprung + Rückblick: U18-Europameisterschaften in Jerusalem + WM in Eugene: Ernüchternde Pleite

Inhalt: Die FREUNDE in Berlin 2022 + Jugend-DM in Ulm + Rückblick: U16-DM + Rückblick: U23-DM + Förderprojekt: FREUNDE-Camp Hochsprung + Rückblick: U18-Europameisterschaften in Jerusalem + WM in Eugene: Ernüchternde Pleite

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Olympische Spiele 1972<br />

Die Bitte der Redaktion um Beiträge von FREUNDE-Mitgliedern über ihre Erinnerungen von<br />

vor 50 Jahren hat ein lebhaftes Echo gefunden. Jede der übermittelten Geschichten hat einen<br />

völlig anderen persönlichen Aufhänger. Allen Einsendern gemeinsam ist die große Vorfreude<br />

auf ein Wiedersehen in München <strong>2022</strong>.<br />

Akii-Buas Hinterlassenschaft<br />

Der große schwarze Mann aus dem von der internationalen<br />

<strong>Leichtathletik</strong> noch unentdeckten Uganda, lange Beine, breite<br />

Schultern, befürchtet, dass die Nacht vor dem Finale über<br />

400 m Hürden für ihn wenig erholsam sein könnte, wie häufig<br />

vor Großereignissen. Zu viel Nachdenkenswertes hatte sich<br />

zuletzt im Kopf von John Akii-Bua aufgestaut: die noch nicht<br />

überwundenen Folgen einer Zahnoperation kurz vor Beginn<br />

der Spiele – ein seinem Trainer Malcolm Arnold verschwiegenes<br />

dickes Knie, Resultat einer Kollision mit der ersten Hürde im<br />

Semifinale – die latent vorhandene Sorge, sein linkes (!) Nachziehbein<br />

könnte verbotenerweise an den Hürden vorbei in<br />

fremden „Luftraum eindringen“ (was im Endlauf an den Hindernissen<br />

eins und zwei tatsächlich der Fall war, von Kampfrichtern<br />

aber unbemerkt blieb, in einem Video des deutschen Bundesausschusses<br />

Leistungssport jedoch nachgewiesen wurde) – das<br />

Pech mit der fürs Finale gelosten Innenbahn, ausgerechnet für<br />

ihn, der doch der Schnellste im Semifinale war (dem heutzutage<br />

ein Platz zwischen den Bahnen vier bis sechs zusteht).<br />

Eine Vision, die er oft als potenziell schlafstörend empfunden<br />

hatte, verfolgt den 22‐jährigen Polizisten aus Ugandas Metropole<br />

Kampala nach den Semifinalläufen allerdings nicht länger:<br />

die scheinbare Unbesiegbarkeit des britischen Konkurrenten<br />

Dave Hemery, Weltrekordler und Sieger von Mexiko City. Ihn<br />

und Ralph Mann, den Meister der USA, beobachtete Akii-Bua<br />

in den ersten Runden und beschied sich dann selbstbewusst:<br />

Der Goldfavorit im Münchner Olympiastadion bin ich. Was<br />

dem Afrikaner am Vorabend des 2. September durch den Kopf<br />

gegangen war, erfuhr Coach Arnold erst Mitte der 1980er Jahre<br />

aus zwölf Notizbüchern seines besten Mannes mit täglichen<br />

Aufzeichnungen. Ob der Hürdenmann den Schlaftrunk, eine<br />

Flasche Champagner, die ihm Arnold für die Nacht vorm Finale<br />

zur Beruhigung seiner Nervosität aufs Zimmer gebracht hatte,<br />

auch den Tagebüchern anvertraute, ist nicht bekannt …<br />

Anderntags staunen wir, in welcher Verfassung sich Arnolds<br />

„Bua“ dem Olympiastarter Sepp Friesinger zum Finalstart stellt:<br />

hellwach, offenbar ziemlich ausgeschlafen. Während die Kontrahenten<br />

sich ausdruckslos vor ihren Blöcken konzentrieren,<br />

tänzelt Akii-Bua auf seiner Bahn herum, dabei lachend Freunden<br />

im Publikum zuwinkend. Will er so seinen Respekt vor dem<br />

Handicap Innenbahn verdrängen, auf der erst einmal ein Athlet<br />

zum Olympiasieg lief (2000, Taylor, USA)? Will er die Mitbewerber<br />

irritieren? Dann geht die Post ab, Hemery hat zunächst einen<br />

Vorsprung, kurz vor Hürde acht geht der verloren: John A-B<br />

zieht vorbei. Und auf der Zielgeraden läuft er Hemery und Co.<br />

schließlich auf und davon. Weltrekord (47,82 s), erste Zeit unter<br />

48 Sekunden, Goldpremiere für sein Heimatland. Und dann das:<br />

21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!