Leichtathletik INFORMationen 03/2022
Inhalt: Die FREUNDE in Berlin 2022 + Jugend-DM in Ulm + Rückblick: U16-DM + Rückblick: U23-DM + Förderprojekt: FREUNDE-Camp Hochsprung + Rückblick: U18-Europameisterschaften in Jerusalem + WM in Eugene: Ernüchternde Pleite
Inhalt: Die FREUNDE in Berlin 2022 + Jugend-DM in Ulm + Rückblick: U16-DM + Rückblick: U23-DM + Förderprojekt: FREUNDE-Camp Hochsprung + Rückblick: U18-Europameisterschaften in Jerusalem + WM in Eugene: Ernüchternde Pleite
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Foto: picture alliance/DBS<br />
Perspektivwechsel<br />
FREUNDE-Mitglied Wolfgang Killing, bis 2018 Direktor der DLV-Trainer-Akademie, seit 2021<br />
Koordinator Rahmentrainingskonzepte Para <strong>Leichtathletik</strong>, betrachtet die Integration von<br />
Sportlern mit Behinderung in Trainingsgruppen als folgerichtig und sieht sie als Chance für alle<br />
Sporttreibenden. Dabei spielen die Medien eine entscheidende Rolle.<br />
Der Sprinter Oscar Pistorius und der Weitspringer Markus Rehm<br />
haben die Wahrnehmung von Sportlern mit Behinderung in<br />
der Öffentlichkeit nachhaltig geändert, haben sie doch in ihren<br />
Disziplinen mit Sportlern ohne Behinderung leistungsmäßig<br />
gleichgezogen, sind sozusagen „in Konkurrenz“ getreten.<br />
Herrschte zuvor in der Sportwelt ein von Mitleid getragener<br />
Respekt gegenüber Leistungssportlern mit Behinderung, den<br />
sogenannten Para Athleten, vor, „toll, dass die überhaupt Sport<br />
machen“ oder „ich weiß nicht, ob ich das könnte“, ist seither die<br />
eigene Leistung gefährdet und werden die von Para Athleten<br />
erbrachten Spitzenleistungen hinterfragt.<br />
Dass etwa Sportler mit Prothesen auch Nachteile haben, wird<br />
nur noch selten thematisiert. Ein offenbarer Nachteil ist der<br />
Verlust von Fuß, Unter- oder Oberschenkel mit ihrer Vielfalt<br />
von Funktionen, der erst die Versorgung mit einer Prothese<br />
begründet. An der Verbindung von Beinstumpf und Prothese,<br />
dem sogenannten Schaft, werden große Verformungs- und<br />
Stauchungskräfte wirksam, die zu Schmerzen, Entzündungen,<br />
Trainingsausfällen und Leistungsrückschritten führen. Angesichts<br />
solch gravierender Einschränkungen könnten die Para<br />
Sportler die Kritik an ihren Leistungen als ungerecht empfinden.<br />
Sie können sie aber auch als Indikator dafür sehen, dass sie<br />
auf der großen Bühne des Sports angekommen sind.<br />
Die Frage stellt sich allgemein, wer oder was verdient<br />
öffentliches Interesse? Im Sport sind es in der Regel überragende<br />
Leistungen, Rekorde und Siege internationalen<br />
Meisterschaften. Die Olympischen Spiele haben sich wie die<br />
Paralympics durch ihre seltene, vierjährige Austragung ein<br />
Alleinstellungsmerkmal erarbeitet, so dass Olympiasieger<br />
schon an sich große Aufmerksamkeit erfahren. Etwas abgestuft<br />
davon, weil sie häufiger stattfinden, werden Erfolge bei Weltund<br />
Europameisterschaften gewürdigt. Daneben würdigt die<br />
Öffentlichkeit jedoch auch Sekundärkriterien, dass z. B. ein<br />
besonders kleiner Mensch sehr hoch springt oder eine Athletin<br />
nach langer Verletzungspause ein erfolgreiches Comeback<br />
gelingt.<br />
Medienwirksam ist auch, wenn ein Sportler in seiner Sportart/<br />
Disziplin ein Exot ist, wie der Brite „Eddie the Eagle“ im Skispringen<br />
oder Julius Yego als Speerwurf-Olympiasieger aus<br />
Kenia, einem Land, das man ansonsten mit Ausdauerdisziplinen<br />
in Verbindung bringt. Umgekehrt wurde der deutsche<br />
5.000 m-Olympiasieger Dieter Baumann zeitweise als „weißer<br />
Kenianer“ bezeichnet.<br />
Generell räumt man besonders jungen und sehr alten Athleten<br />
und Athletinnen (Senioren) einen Schonraum mit eigener<br />
Meisterschafts- und Rekordstruktur ein. Auch der Para Sport-<br />
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