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MPower_Franke_ImBlick_2023

Magazin MPower Franke GmbH, Perspektiven 2022/2023. Titelthema: Die Welt im Umbruch.

Magazin MPower Franke GmbH, Perspektiven 2022/2023. Titelthema: Die Welt im Umbruch.

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<strong>ImBlick</strong><br />

<strong>ImBlick</strong><br />

Nr. 2 | 2022<br />

Die Welt im<br />

Umbruch<br />

Perspektiven<br />

2022/<strong>2023</strong>


»<br />

Selten gab es so viele Krisen gleichzeitig.<br />

Es ist schon beinahe irrational.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

EDITORIAL<br />

3<br />

EDITORIAL<br />

Im<br />

Krisenmodus<br />

das Heft<br />

in der Hand<br />

behalten<br />

«<br />

Hans-Dieter <strong>Franke</strong><br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> GmbH.<br />

Der Krieg in der Ukraine, Gasmangel und<br />

Rohstoffknappheit, massive Inflation,<br />

Corona-Pandemie: Die Krisen nehmen kein<br />

Ende, im Gegenteil – es hat wohl selten so<br />

viele gleichzeitig gegeben.<br />

Nicht nur in Deutschland schüren sie die Angst<br />

vor einer Rezession, sondern weltweit scheinen<br />

alle großen Industrienationen gleichermaßen<br />

von den noch nicht abschätzbaren ökonomischen<br />

Auswirkungen betroffen.<br />

Es gibt einen Lichtblick: Trotz aller belastenden<br />

Faktoren entwickelte sich die deutsche Wirtschaft<br />

im ersten Halbjahr robust und besser<br />

als von vielen erwartet. Doch für den Herbst<br />

und Winter trüben sich die Aussichten ein. Die<br />

führenden Wirtschaftsinstitute rechnen damit,<br />

dass durch die Unsicherheit bei der Gasversorgung<br />

und die massiven Preissteigerungen die<br />

Wirtschaftsleistung leicht zurückgehen wird.<br />

Mit anderen Worten: Rezession. Wie stellen sich<br />

Unternehmen angesichts der zahllosen, sich<br />

überlagernden Krisen richtig auf? Zunächst einmal<br />

gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren – also,<br />

Entscheidungen faktenbasiert zu treffen – und<br />

sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch<br />

in diesen besorgniserregenden Zeiten bleiben<br />

übergeordnete Themen zentral: Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit, das Vorantreiben der Digitalisierung,<br />

die Stärkung der eigenen Lieferketten<br />

durch die Verringerung von (internationalen)<br />

Abhängigkeiten und die Positionierung am Markt.<br />

Hinzu kommen betriebsspezifische Aspekte, um<br />

zielorientiert Schwächen abzubauen. Je nach<br />

Liquidität werden Investitions- oder Ausgabestopps<br />

vorübergehend erforderlich, müssen<br />

Kosten gesenkt und die Produktivität erhöht<br />

werden. In den Fokus gehört auch die Schuldenlast,<br />

vor allem, wenn absehbar Fremdkapital<br />

benötigt wird. Angesichts der Inflation sind<br />

steigende Zinsen zu erwarten und für immer<br />

mehr Kapitalgeber spielt die Einhaltung von<br />

ESG-Kriterien eine wichtige Rolle.<br />

Statt tatenlos im Krisenmodus zu verharren,<br />

raten wir, die Lage aktiv anzugehen. Das beginnt<br />

mit der Prüfung, ob die Planung durch die aktuellen<br />

Entwicklungen angepasst werden muss<br />

und, bei Bedarf, von sich aus das Gespräch mit<br />

den Finanzierern zu beginnen. Welche Chancen<br />

sich ergeben, wenn Unternehmen das Heft<br />

in der Hand behalten, beschreiben wir anhand<br />

unserer Projekte aus den vergangenen Monaten.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Inspiration beim<br />

Blick in unsere Arbeit.


4 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

TRENDS<br />

Transformation durch<br />

operative Sanierung<br />

Der Wandel hin zur E-Mobilität erfordert<br />

von den Unternehmen große Veränderungen.<br />

Wer nicht schnell genug reagiert,<br />

setzt die Existenz aufs Spiel. So erging<br />

es einem sehr erfolgreichen mittelständischen<br />

Automobilzulieferer. Nach vier<br />

Jahren mit großen Verlusten, hohen Kosten<br />

und massiver Unterauslastung wurden<br />

Zeit und Geld knapp.<br />

ab Seite 6<br />

6<br />

10<br />

Die Kunst, schwierige<br />

Nachfolgen gekonnt zu regeln<br />

Unternehmensnachfolge – vor allem bei<br />

mittelständischen Unternehmensgruppen –<br />

ist anspruchsvoll. Gewachsen über Generationen<br />

oder durch Zukäufe, sind die<br />

Einzelfirmen oft eng ineinander verwoben.<br />

Wie schwierig es ist, sie zu entflechten<br />

und die gewünschte Nachfolgeregelung<br />

zu ermöglichen, zeigt sich exemplarisch<br />

an einer mittelständischen Maschinenbaugruppe.<br />

ab Seite 10<br />

Mehr vertikale Zukäufe für<br />

starke Lieferketten<br />

Inflation, Zinswende, angespannte Lieferketten<br />

und die Auswirkungen des Krieges<br />

in der Ukraine haben die Rallye des weltweiten<br />

M&A-Marktes mittlerweile ausgebremst.<br />

Wie zurückhaltend die Branche<br />

momentan agiert und was für die Zukunft<br />

zu erwarten ist, berichtet Hans-Dieter<br />

<strong>Franke</strong>, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

von <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong><br />

14<br />

ab Seite 14


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

TRENDS<br />

5<br />

17<br />

Zinswende<br />

Auch wenn die Zinswende angesichts der<br />

hohen Inflation nicht überraschend kam,<br />

ist sie doch ein markanter Kurswechsel.<br />

Denn erstmals seit elf Jahren erhöhte<br />

die EZB im Juli die Leitzinsen. Diese Entscheidung<br />

bewirkt geldpolitische Effekte,<br />

die Unternehmen zu spüren bekommen,<br />

wenn Kredite teurer und schwieriger erhältlich<br />

werden.<br />

Gute Perspektive im<br />

Wachstumsmarkt<br />

Das Thema Nachhaltigkeit lässt den Markt<br />

für Verpackungen weltweit wachsen. Doch<br />

selbst in einem boomenden Umfeld gibt<br />

es Unternehmen, denen die Erlöse wegbrechen<br />

und deren Liquidität knapp wird.<br />

Exorbitant steigende Materialpreise, zu<br />

hohe Bestände, fehlende Steuerungsinstrumente<br />

waren einige der Probleme, die<br />

ein mittelständischer Verpackungsspezialist<br />

in den Griff bekommen musste.<br />

ab Seite 17<br />

20<br />

ab Seite 20<br />

Trends<br />

2022/<strong>2023</strong><br />

22<br />

Doppelt ausgezeichnet<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> gehört zu den besten Mittelstandsberatern<br />

Deutschlands. Das belegen<br />

gleich zwei Auszeichnungen, die der<br />

Unternehmensberatung in diesem Jahr verliehen<br />

wurden.<br />

Seite 22


6 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

AUTOMOBILZULIEFERINDUSTRIE<br />

AUTOMOBILZULIEFERINDUSTRIE<br />

Transformation<br />

durch operative<br />

Sanierung<br />

Der Wandel hin zur E-Mobilität erfordert von den betroffenen<br />

Unternehmen große Veränderungen. Wer nicht<br />

schnell genug reagiert, setzt die Existenz aufs Spiel. So<br />

erging es einem über Jahrzehnte am Markt sehr erfolgreichen<br />

mittelständischen Zulieferer für die Automobilindustrie.<br />

Doch nach vier Jahren mit großen Verlusten,<br />

hohen Kosten und massiver Unterauslastung wurden Zeit<br />

und Geld knapp, um die Situation noch in den Griff zu<br />

bekommen. Das gelang <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> im Rahmen der<br />

operativen Sanierung des Zulieferers und der Neuausrichtung<br />

seines Geschäftsmodells.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

AUTOMOBILZULIEFERINDUSTRIE<br />

7<br />

»<br />

Nach vier Jahren mit großen<br />

Verlusten, hohen Kosten und<br />

massiver Unterauslastung<br />

wurden Zeit und Geld knapp.<br />

DDer Spezialist für komplexe<br />

Komponenten gehört<br />

in seinem Segment<br />

zu den weltweit führenden<br />

Zulieferern der<br />

Automobilhersteller. In<br />

dieser Branche erzielt<br />

der Mittelständler mehr als 90 Prozent seines<br />

Umsatzes; im Jahr 2021 insgesamt 27 Millionen<br />

Euro. In den Jahren zuvor war der Umsatz<br />

noch doppelt so hoch, doch durch den technologischen<br />

Wandel hin zum elektrifizierten<br />

Antriebsstrang halbierte er sich. Der Versuch,<br />

neue Geschäftsfelder aufzubauen, brachte wirtschaftlich<br />

noch keinen ausreichenden Erfolg.<br />

Auch der Abbau von 90 Stellen – einem Drittel<br />

der Belegschaft – stoppte die Verluste nicht. Das<br />

negative EBIT von jährlich knapp vier Millionen<br />

Euro während der letzten drei Jahre schränkte<br />

den finanziellen und zeitlichen Handlungsspielraum<br />

immer mehr ein. Vor diesem Hintergrund<br />

wurden die Berater von <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> hinzugezogen,<br />

um ein tragfähiges Geschäftsmodell zu<br />

konzeptionieren und umzusetzen.<br />

Problemfelder: Preise und Vertrieb<br />

Überkapazitäten in der Branche und zusätzliche<br />

Wettbewerber drücken im Kerngeschäft die<br />

Preise, die voraussichtlich auch zukünftig kein<br />

auskömmliches Niveau mehr erreichen werden.<br />

Anders als bei früheren Krisen konnte das<br />

Unternehmen deswegen nicht darauf hoffen,<br />

sich durch verbesserte Rahmenbedingungen<br />

im traditionellen Geschäft zu erholen. Stattdessen<br />

wird der Verbleib am Markt in hohem Maße<br />

vom Ergebnis der Umstrukturierung abhängen.<br />

Das machte einen Umbau notwendiger denn je.<br />

Hinzu kam eine Finanzierungslücke, die durch<br />

Umsatzeinbrüche und Verluste in Millionenhöhe in<br />

den vergangenen vier Jahren entstanden ist. Nach<br />

Einschätzung von <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> werden die verfügbaren<br />

Kreditlinien in absehbarer Zeit erschöpft<br />

sein. Eine sichere Durchfinanzierung erfordert<br />

weitere Mittel in Höhe von mindestens vier Millionen<br />

Euro, beispielsweise durch den Verkauf von<br />

Anlagegütern oder Gesellschafterdarlehen.<br />

Da der Vertrieb bei Geschäftsanbahnungen auf<br />

etablierte Wettbewerber trifft und in neuen<br />

Nischen noch keinen ausreichenden Durchbruch<br />

erreichen konnte, muss sich das Selbstverständnis<br />

dringend ändern: weg von der bisher<br />

passiven Auftragsannahme hin zu einer aktiven<br />

Rolle im Vertrieb.<br />

Zielsetzung: sicher finanziert und<br />

neu positioniert<br />

Gemeinsam mit dem Unternehmen definierte<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> als Ziele der operativen Sanierung,<br />

das Kerngeschäft des Zulieferers zu<br />

rationalisieren und zu konzentrieren sowie ein<br />

zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln.<br />

Daneben muss die Durchfinanzierung kurz,<br />

mittel- und langfristig sichergestellt und der<br />

Mittelständler neu positioniert werden. Künftig<br />

sollen inländische und europäische Kunden<br />

ihn als Anbieter von Vertriebs-, Konstruktionsund<br />

Servicefunktionen sowie als Entwicklungspartner<br />

wahrnehmen. Die Basis dafür sind die<br />

hohe technologische Kompetenz in Kombination<br />

mit einem modernen Maschinenpark, das große<br />

Fachwissen der Mitarbeitenden in der Entwicklung<br />

und Produktion sowie deren Fähigkeit,<br />

flexibel und agil Lösungen zu finden.


8<br />

<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

AUTOMOBILZULIEFERINDUSTRIE<br />

Geschäftsmodell: neue Felder für Wachstum<br />

Ein wichtiger Baustein der Umstrukturierung<br />

ist die kostenbewusste Neuausrichtung des<br />

Bestandsgeschäfts durch die teilweise Auslagerung<br />

der Produktion an strategische Partner in<br />

Asien. Entwicklung, Ingenieursdienstleistungen<br />

und Montage bleiben in Deutschland und bilden<br />

zukünftig gemeinsam einen schlagkräftigen<br />

Vertriebs-, Entwicklungs- und Service-Hub. Der<br />

Kreis potenzieller Auftraggeber wird über die<br />

Automobilindustrie hinaus um Transportmittelunternehmen<br />

erweitert, für die die Produkte des<br />

Zulieferers ebenfalls interessant sind. Auch das<br />

Portfolio wird ausgebaut um Automatisierungskomponenten<br />

für Fertigungsstraßen.<br />

Strikt voneinander getrennt werden Kerngeschäft<br />

und neue Geschäftsfelder. In der Vergangenheit<br />

hatte sich gezeigt, dass die Diversifizierung die<br />

Aufmerksamkeit des Managements zu stark von<br />

der noch nicht abgeschlossenen Restrukturierung<br />

abgelenkt hatte, wodurch auch der Fokus<br />

auf das Kerngeschäft verloren ging. Zukünftig<br />

wird der Aufbau neuer Geschäftsfelder in Projekten<br />

forciert, auch in Zusammenarbeit mit<br />

neuen Partnern und in Allianzen.<br />

Maßnahmen: von der Strategie zur Umsetzung<br />

Das Sanierungskonzept von <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong><br />

setzt an unterschiedlichen Stellen an, um<br />

das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.<br />

Es stärkt den bislang eher reaktiven Vertrieb,<br />

sodass dieser künftig proaktiv agieren kann.<br />

Dafür wird er frühzeitig in Projekte eingebunden,<br />

klassifiziert Kunden und fokussiert sich auf<br />

Aufträge, die gute Margen versprechen.<br />

Zur Kostensenkung werden weitere 40 Stellen<br />

abgebaut, die Aufbauorganisation verschlankt<br />

und Verantwortlichkeiten in der zweiten Führungsebene<br />

klar zugeordnet. Alle Mitarbeitenden<br />

werden zu eigenverantwortlichem Handeln<br />

angehalten. Zusätzlich unterstützt das Beraterteam<br />

dabei, Lean-Management-Methoden einzuführen<br />

und den etablierten Verbesserungsprozess<br />

weiter zu optimieren.<br />

Zur zügigen Umsetzung des neuen Geschäftskonzepts<br />

gehören u. a. die Entscheidung, welche<br />

Produkte an asiatische Partner gehen, und die<br />

entsprechende Umgestaltung der Fertigung im<br />

deutschen Stammwerk. Zusätzlich werden eine<br />

transparente Kostenkalkulation, ein kennzahlenorientiertes<br />

Controlling und ein fokussiertes<br />

Produktmanagement die Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhöhen.<br />

Ergebnis: wieder auf Kurs<br />

Trotz einer herausfordernden Gemengelage mit<br />

hohen operativen Verlusten durch einen harten<br />

Preiskampf auf einem schrumpfenden Markt<br />

und hausgemachten Problemen ist der Zulieferer<br />

inzwischen wieder auf einem guten Weg. Die<br />

angestoßenen Maßnahmen des Sanierungsprozesses<br />

zeigen deutliche Erfolge. Die Basis dafür<br />

ist das neu definierte Geschäftsmodell, das im<br />

Rahmen einer Transformationsberatung auf den<br />

Weg gebracht wurde.<br />

«<br />

Hans Peter Eckardt<br />

Diplom-Kaufmann. Seine Schwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen<br />

Restrukturierung, Unternehmensplanung<br />

und Controlling, M&A sowie<br />

Optimierung der IT-Strukturen.<br />

«<br />

Dr. Peter Dennis<br />

Diplom-Ingenieur. Über 30-jährige<br />

Erfahrung in der Industrie mit den<br />

Schwerpunkten Prozessoptimierung,<br />

Restrukturierung und technologische<br />

Neuausrichtung.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

AUTOMOBILZULIEFERINDUSTRIE<br />

9<br />

Im Blick:<br />

Die Automobilzulieferbranche<br />

Viele europäische Zulieferbetriebe für den Automobilbau sind<br />

seit Jahren massiv unter Druck. Viele Unternehmen schreiben<br />

Verluste. Die Ursachen sind vielfältig, beginnend beim strukturellen<br />

Wandel der Automobilhersteller zu Mobilitätsanbietern<br />

und der Verdrängung konventioneller Verbrenner durch elektrische<br />

Antriebe über konkurrenzfähige Wettbewerber insbesondere<br />

aus China bis hin zu Lieferkettenpro-blemen und fehlenden<br />

Halbleitern.<br />

In Deutschland hergestellte Produkte zeichnen sich nach wie<br />

vor durch höchste Qualität aus, sind effizient und produktionsstabil.<br />

Doch die Preise sinken immer weiter, da zunehmend<br />

ausländische Konkurrenten auf den schrumpfenden Markt<br />

drängen, die ebenfalls hochwertige Produkte anbieten.


10 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

M&A-MARKT<br />

M&A-MARKT<br />

Die Kunst,<br />

schwierige<br />

Nachfolgen<br />

gekonnt<br />

zu regeln


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

M&A-MARKT<br />

11<br />

DDie Redewendung „Wenn es einfach<br />

wäre, könnte es jeder“ passt exakt zum<br />

Thema Unternehmensnachfolge – vor<br />

allem bei mittelständischen Unternehmensgruppen.<br />

Gewachsen über Generationen<br />

oder durch Zukäufe, sind die Einzelfirmen oft eng ineinander<br />

verwoben. Wie anspruchsvoll es ist, sie zu entflechten und<br />

die gewünschte Nachfolgeregelung zu ermöglichen, zeigt<br />

sich exemplarisch an einer mittelständischen Maschinenbaugruppe,<br />

die <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> bis zum erfolgreichen Abschluss<br />

eines kombinierten Share-Asset-Deals begleitete.<br />

Das Thema Nachfolge war pandemiebedingt<br />

bei vielen Unternehmen auf<br />

Eis gelegt, inzwischen genießt es bei<br />

Firmenchefs wieder hohe Priorität.<br />

600.000<br />

NACHFOLGE WIRD GESUCHT (16 %)<br />

KMU INSGESAMT: 3.800.000<br />

165.000 (4,4 %)<br />

DROHENDE KOMPLIKATIONEN /<br />

VERZÖGERUNGEN BEI NACHFOLGESUCHE<br />

Die Unternehmensgruppe im Familienbesitz<br />

bestand aus zwei produzierenden Firmen, die<br />

in verschiedenen Branchen tätig sind. Eine der<br />

beiden – das zu verkaufende Unternehmen – ist<br />

ein 100-jähriger Traditionsbetrieb, der mit knapp<br />

100 Mitarbeitenden Maschinenbaukomponenten<br />

für die Energietechnik fertigt. Dazu gehört auch<br />

ein neu errichteter Fertigungsstandort, an dem<br />

für die gesamte Gruppe gearbeitet wird. Die<br />

Eigentümerfamilie möchte das Komponentenbauunternehmen,<br />

das sie vor 15 Jahren erworben<br />

hatte, wieder veräußern. Es befand sich in<br />

einer wirtschaftlich schwierigen Situation und die<br />

nächste Generation möchte nur das Ursprungsunternehmen<br />

fortführen. Was so einfach klang, war<br />

jedoch schwierig umzusetzen. Denn wie so häufig<br />

im Mittelstand hatten sich auch hier die Einzelunternehmen<br />

der Gruppe im Lauf der Jahre immer<br />

enger miteinander verwoben: finanzwirtschaftlich,<br />

produktionstechnisch und organisatorisch.<br />

Verkaufen oder liquidieren?<br />

Zunächst beauftragten die Gesellschafter <strong>MPower</strong><br />

<strong>Franke</strong>, zu prüfen, ob ein Verkauf oder eine Liquidation<br />

die bessere Lösung wäre. Hierfür überprüfte


12 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

M&A-MARKT<br />

»<br />

Die Einzelunternehmen<br />

der Gruppe waren eng<br />

miteinander verwoben:<br />

finanzwirtschaftlich,<br />

produktionstechnisch<br />

und organisatorisch.<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> alle relevanten Positionen, wie<br />

Personal, Prozesse, Lager und Vertrieb. Die Berater<br />

analysierten Jahresabschlüsse, Bankenspiegel,<br />

Umsätze, Deckungsbeiträge, untersuchten<br />

das Produktportfolio, die Maschinenausstattung<br />

und den Kundenbestand sowie externe Faktoren,<br />

u. a. die Markt- und Wettbewerbssituation. Dabei<br />

offenbarten sich Schwächen, die für ein Unternehmen<br />

dieser Größe typisch sind: ein relativ<br />

schwach ausgeprägtes Finanz- und Rechnungswesen,<br />

eine eher unstrukturierte Vertriebsorganisation,<br />

eine recht hohe Abhängigkeit von zwei<br />

Kunden, bei denen das Geschäft aktuell nicht gut<br />

lief, und asiatische Wettbewerber, die zu günstigeren<br />

Preisen anboten. Dem standen jedoch viele<br />

Stärken gegenüber. Der Ruf des am Markt gut<br />

positionierten Nischenherstellers ist exzellent,<br />

sein Team qualifiziert, die präzise gefertigten<br />

Produkte sind hochwertig und die Kundenbeziehungen<br />

langjährig.<br />

Angebot stößt auf gute Resonanz<br />

Die Berater von <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> empfahlen den<br />

Verkauf und leiteten den zweiten Projektschritt<br />

ein: die Investorensuche mit dem Ziel, einen<br />

Käufer für das Unternehmen inklusive des Zulieferwerks<br />

im Rahmen eines kombinierten Share-<br />

Asset-Deals zu finden. Den Beratern gelang es,<br />

mit versiertem Branchenwissen zügig eine fundierte<br />

Longlist mit potenziellen Finanz- und strategischen<br />

Investoren zu erstellen. Gemeinsam<br />

mit den Gesellschaftern entwickelten sie daraus<br />

eine Shortlist. Die Resonanz auf die Investorenansprache<br />

war gut. Nachdem die Interessenten<br />

eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet hatten,<br />

erhielten acht von ihnen Einblick in die unternehmerischen<br />

Daten, führten Gespräche mit dem<br />

Management und besichtigten die Standorte.<br />

Neuer Anlauf bei Investorensuche<br />

Die Sache schien in trockenen Tüchern zu sein,<br />

als die Verhandlungen mit einem Finanzinvestor<br />

kurz vor dem Abschluss standen. Doch aus Gründen<br />

auf Seiten des Finanzinvestors, die nicht mit<br />

der Transaktion zusammenhingen, kam der Verkauf<br />

nicht zustande. Erneut nahmen die Berater<br />

die Suche auf. Zwischenzeitlich zeigte eine<br />

regionale Bank Interesse an der Immobilie des<br />

Komponentenbetriebs. <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> prüfte<br />

daraufhin, ob sämtliche zu veräußernden Aktivitäten<br />

an dem verbleibenden Standort konzentriert<br />

werden konnten, und kam zu dem Ergebnis,<br />

dass dadurch nennenswerte Synergiepotenziale<br />

entstanden. Dadurch war es möglich, das Investment<br />

des Käufers zu reduzieren und gleichzeitig<br />

den Veräußerungserlös für die Gesellschafter<br />

zu optimieren. Die Eigentümerfamilie verkaufte<br />

die Liegenschaft an das Bankinstitut. Für das<br />

Unternehmen inklusive der modernen Fertigungsstätte<br />

fand <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> einen neuen<br />

Finanzinvestor und begleitete intensiv den Verkaufsprozess,<br />

angefangen vom Termsheet über<br />

die Due-Diligence-Prüfung und die Vertragsverhandlungen<br />

bis zum Closing.<br />

Die Nachfolge wunschgemäß geregelt<br />

Die Entflechtung der eng miteinander verwobenen<br />

Unternehmen, die Investorensuche mit<br />

verschiedenen Kaufoptionen und der separate<br />

Immobilienverkauf machten diese Nachfolgeregelung<br />

in jedem Stadium zu einer echten Herausforderung.<br />

Mit detaillierter Vorbereitung und<br />

großem Engagement bis zum Ende der Vertragsverhandlungen<br />

führte <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> den Verkauf<br />

ganz im Sinne der Eigentümerfamilie durch.<br />

Damit kann der Sohn das ursprüngliche Familienunternehmen<br />

zukünftig weiterführen und<br />

das verkaufte Unternehmen gliedert sich in das<br />

Portfolio eines Finanzinvestors ein, der bereits<br />

Know-how in der Branche besitzt. Wie gesagt:<br />

Wenn es einfach wäre, könnte es jeder.<br />

«<br />

Gert Nonnenmann<br />

Leiter Corporate Finance/M&A und<br />

Partner. Nach Studienabschluss<br />

Tätigkeit im Unternehmenskundengeschäft<br />

einer Großbank, danach in<br />

leitender Funktion bei verschiedenen<br />

Beteiligungsgesellschaften.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

M&A-MARKT<br />

13<br />

Die 8 größten Probleme bei der<br />

Unternehmensnachfolge<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

Verdrängen // Das Problem<br />

wird verdrängt und verschoben<br />

Zeit // Der Übergabeprozess<br />

wird zu spät begonnen<br />

Konzeption // Sie wird<br />

vernachlässigt, man konzentriert<br />

sich zu sehr auf Nachfolger<br />

Kommunikation // Die Nachfolge<br />

wird intern nicht ausreichend<br />

kommuniziert<br />

Innovationen // Der Übergebende<br />

hat zu wenig Ansporn für<br />

Innovationen<br />

Versorgung // Die monetäre<br />

Absicherung des Übergebenden<br />

wird zu wenig beachtet<br />

Konkretisierung // Der Nachfolgeprozess<br />

wird angedacht,<br />

aber nicht konkretisiert<br />

Wertverlust // Das Unternehmen<br />

verliert an Wert, da es<br />

nicht weiterentwickelt wird<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

Hürden der Nachfolge<br />

Passenden Nachfolger finden<br />

76 %<br />

Einigung Kaufpreis / Zahlungsmodalitäten<br />

36 %<br />

Rechtliche Komplexität<br />

Bürokratieaufwand<br />

28 %<br />

27 %<br />

Finanzierung sicherstellen<br />

18 %<br />

Modernisierungsaufwand/Investitionen<br />

Beratungsangebote unzureichend<br />

5 %<br />

8 %<br />

Quelle: KfW Research


14 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

DER DEUTSCHE M&A-MARKT


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

DER DEUTSCHE M&A-MARKT<br />

15<br />

DER DEUTSCHE M&A-MARKT<br />

Mehr vertikale<br />

Zukäufe für starke<br />

Lieferketten<br />

Mit einem Transaktionsvolumen von mehr als fünf Billionen<br />

US-Dollar und einem Plus von 24 Prozent erreichte der weltweite<br />

M&A-Markt im vergangenen Jahr ein Rekordniveau. Inflation,<br />

Zinswende, angespannte Lieferketten und die Auswirkungen<br />

des Krieges in der Ukraine haben die Rallye mittlerweile<br />

ausgebremst. Viele Übernahmen und Fusionen verharren derzeit<br />

in der Schwebe.<br />

Wie zurückhaltend die Branche momentan agiert<br />

und was für die Zukunft zu erwarten ist, berichtet<br />

Hans-Dieter <strong>Franke</strong>, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> GmbH und Experte<br />

für Mergers & Acquisitions (M&A).<br />

Herr <strong>Franke</strong>, wo steht der M&A-Markt zurzeit?<br />

Die Pipeline für Transaktionen ist gut gefüllt. Aber<br />

viele Deals werden nicht vollzogen, weil die Preisvorstellungen<br />

zu weit auseinanderliegen. Angesichts<br />

der gesunkenen Bewertungen müssen<br />

sich Käufer und Verkäufer erst wieder auf eine<br />

gemeinsame Basis einigen, bevor es zu vermehrten<br />

Abschlüssen kommen kann. Andererseits sind<br />

nach wie vor zahlreiche Firmen auf der Suche<br />

nach interessanten Akquisitionen, denn Zukäufe<br />

sind ein wesentlicher Bestandteil, um strategisch<br />

auf die rasanten Veränderungen zu reagieren, wie<br />

Nachhaltigkeit, digitale Transformation und neue,<br />

branchenfremde Wettbewerber. Hinzu kommen<br />

die Nachfolgeprobleme, vor denen zahlreiche<br />

mittelständische Unternehmen stehen. Trotz aller<br />

Unsicherheitsfaktoren glaube ich, dass sich der<br />

M&A-Markt im Laufe dieses Jahres wieder erholen<br />

wird – aber eine genaue Prognose ist angesichts<br />

der volatilen Situation schwierig.<br />

Schauen wir auf die Einflussfaktoren im Detail.<br />

Wie relevant ist die Zinswende?<br />

Weltweit straffen Notenbanken, allen voran die<br />

mächtige US-Notenbank Federal Reserve, ihre<br />

Geldpolitik und erhöhen die Leitzinsen, um die<br />

galoppierende Inflation zu bekämpfen. Damit entziehen<br />

sie den Märkten Liquidität. Das erhöht bei<br />

vielen Investoren das Risikobewusstsein mit der<br />

Konsequenz, dass sie ihre Aktivitäten runterfahren.


16 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

DER DEUTSCHE M&A-MARKT<br />

»<br />

Zukäufe sind ein<br />

Instrument, mit dem<br />

Unternehmen flexibler &<br />

resilienter werden.<br />

Ich erwarte im nächsten<br />

Jahr vor allem mehr<br />

vertikale Akquisitionen.<br />

Welche Folgen haben höhere Zinsen auf Übernahmen?<br />

Es wird zunehmend schwieriger, Transaktionen zu<br />

finanzieren. Aktuell gestaltet sich die Lage so: Die<br />

Eigenkapitalmärkte sind zu, Exits über die Börse<br />

kaum machbar und auch das Angebot an Fremdkapital<br />

schmilzt zusammen. Wir beobachten, dass<br />

externes Kapital immer seltener von Banken, sondern<br />

vermehrt von Kreditfonds kommt.<br />

Wie beeinflusst der russische Angriffskrieg den<br />

M&A-Markt?<br />

Putins Krieg bremste den lange boomenden Markt<br />

leider aus. Die Probleme von Lieferengpässen,<br />

unterbrochenen Logistikketten und steigenden<br />

Energie- und Rohstoffpreisen haben sich dadurch<br />

noch vergrößert. Die Firmen trauen sich momentan<br />

nicht richtig, große Transaktionen zu stemmen.<br />

Was können Unternehmen tun, um beispielsweise<br />

auf Lieferengpässe zu reagieren?<br />

Zukäufe sind ein Instrument, mit dem Unternehmen<br />

flexibler und resilienter werden. Ich erwarte<br />

im nächsten Jahr vor allem mehr vertikale Akquisitionen.<br />

Damit können Unternehmen ihre Lieferketten<br />

stärken und sich den Zugriff auf Rohstoffe<br />

und Komponenten sichern, die für ihre Produktion<br />

wichtig sind. Außerdem wird der Trend hin<br />

zu digitalen, innovativen Geschäftsmodellen viele<br />

M&A-Entscheidungen bestimmen. Bei allem müssen<br />

sich Unternehmen darauf fokussieren, liquide<br />

und rentabel zu bleiben, um langfristig wachsen<br />

zu können.<br />

Welche Rolle spielen Private-Equity-Unternehmen?<br />

Privates Beteiligungskapital war im vergangenen<br />

Jahr an knapp 40 Prozent aller Transaktionen<br />

beteiligt. Private-Equity-Unternehmen haben noch<br />

viel Geld in petto mit rund 2,3 Billionen US-Dollar<br />

nicht investiertem Kapital. Demzufolge ist der<br />

Anlagedruck hoch und wird sich mit weiter steigenden<br />

Zinsen und den ESG-Anforderungen weiter<br />

vergrößern.<br />

Welche Bedeutung haben die ESG-Kriterien?<br />

ESG – die Abkürzung steht für Environmental, Social<br />

and Governance – ist ein Maßstab für eine verantwortungsvolle<br />

Unternehmensführung anhand<br />

von nachprüfbaren Kriterien. Im Augenblick gelten<br />

sie für global agierende Unternehmen, in Zukunft<br />

aber auch für größere Mittelständler. Dadurch<br />

dürfte ESG in Zukunft eine größere Anzahl von<br />

Transaktionen nach sich ziehen. Durch Gesetzesänderungen<br />

gilt für immer mehr Unternehmen<br />

eine verstärkte Offenlegungspflicht. Das sollten<br />

Entscheidungsträger bei einer ESG-Due-Diligence-<br />

Prüfung unbedingt berücksichtigen, um potenzielle<br />

Risiken einer Transaktion zu verringern. Dieser<br />

Trend wird sich in den kommenden Jahren noch<br />

intensivieren.<br />

Wo liegen die Schwerpunkte im Bereich Mergers &<br />

Acquisitions bei <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong>?<br />

Wir betrachten Mergers & Acquisitions als ganzheitlichen<br />

Ansatz. Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit<br />

mittelständischer Unternehmen sicherzustellen,<br />

damit sie noch liquider, profitabler und innovationsfähiger<br />

werden sowie ihren ökologisch-sozialen<br />

Footprint verbessern. Dazu optimieren wir im<br />

ersten Schritt das bestehende Geschäftsmodell<br />

und entwickeln es im nächsten Schritt für die<br />

Anforderungen der Zukunft weiter. Wir wissen, wie<br />

das in der Praxis funktioniert, denn unsere Beraterinnen<br />

und Berater sind alle erfahrene Manager<br />

mit ausgeprägtem technischem oder betriebswirtschaftlichem<br />

Know-how sowie langjähriger<br />

operativer Linien- und Führungserfahrung.<br />

«<br />

Hans-Dieter <strong>Franke</strong><br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> GmbH, Diplom-<br />

Ingenieur Fertigungstechnik.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

17<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

Gute Perspektive<br />

im Wachstumsmarkt<br />

DDas Thema Nachhaltigkeit<br />

beflügelt den Trend zu umweltfreundlichen<br />

Verpackungen und<br />

ist einer der Gründe, warum<br />

der Markt weltweit wächst. Doch selbst in einem<br />

derart boomenden Umfeld gibt es Unternehmen,<br />

denen die Erlöse wegbrechen und deren Liquidität<br />

knapp wird. Exorbitant steigende Materialpreise,<br />

zu hohe Bestände, fehlende Steuerungsinstrumente<br />

waren einige der Ursachen, die ein mittelständischer<br />

Verpackungsspezialist durch ein von<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> entwickeltes Restrukturierungsprogramm<br />

wieder in den Griff bekommt.


18 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

Transformation<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

JJedes Jahr plus fünf Prozent: So<br />

stark ist der weltweite Markt für<br />

Verpackungen aus Papier und<br />

Pappearten in den vergangenen<br />

Jahren im Durchschnitt gewachsen.<br />

Die Tendenz wird anhalten,<br />

denn auf dem Weg hin zur<br />

Kreislaufwirtschaft ersetzen die<br />

gut recycelbaren Pappeprodukte<br />

immer häufiger Kunststoff. Ein<br />

weiterer Treiber ist das geänderte<br />

Verbraucherverhalten. Die Konsumenten greifen<br />

vermehrt zu kleineren Einheiten. Dadurch<br />

schrumpfen zwar die Verpackungsgrößen, aber<br />

insgesamt steigt die Menge an.<br />

In diesem Umfeld produziert ein mittelständischer<br />

Familienbetrieb mit moderner Technologie<br />

qualitativ hochwertige Verpackungen für Konsumgüter.<br />

In den meisten Fällen werden individuelle<br />

Lösungen entwickelt, spezifisch abgestimmt<br />

auf die Vorgaben der jeweiligen Auftraggeber.<br />

Zu den Wettbewerbern gehören leistungsstarke<br />

Großunternehmen. 2020 begannen die Schwierigkeiten<br />

des Unternehmens: Die Umsätze gingen<br />

kontinuierlich zurück, infolgedessen kam es<br />

zu Ertrags- und Liquiditätsproblemen. <strong>MPower</strong><br />

<strong>Franke</strong> wurde zunächst mit einer Kurzanalyse<br />

beauftragt, danach drängten die Banken auf ein<br />

Sanierungsgutachten.<br />

Breites Spektrum an Problemen<br />

Explodierende Materialpreise, die allein im Jahr<br />

2021 um bis zu 70 Prozent stiegen, und eine zu<br />

niedrige Auslastung bei hohen Fixkosten belasteten<br />

die Liquidität. Angesichts des niedrigen<br />

Umsatzniveaus war zu viel Personal an Bord. Die<br />

durch das Unternehmen eingeleiteten Kostensenkungen<br />

stoppten das Wegbrechen der Erlöse<br />

nicht; die vorhandenen Kontokorrentlinien reichten<br />

nicht mehr aus. Auch ein im vergangenen<br />

Jahr neu eingeführtes ERP-System behinderte<br />

zunächst die Abläufe. Liefertermine konnten<br />

nicht mehr gehalten werden, Aufträge gingen<br />

verloren. Es gelang dem eher reaktiven Außendienst<br />

nicht, die Verluste zu kompensieren, da er<br />

die Wachstumspotenziale des Marktes nicht systematisch<br />

erschloss. Es gab auch keine Spezialisierungs-<br />

oder Nischenstrategie und es fehlte ein<br />

Frühwarnsystem, wie eine wöchentliche Liquiditätsplanung<br />

oder ein Kennzahlensystem zur Produktions-<br />

und Vertriebssteuerung.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

RESTRUKTURIERUNG<br />

19<br />

»<br />

Explodierende Materialpreise und<br />

eine zu niedrige Auslastung bei hohen<br />

Fixkosten belasten die Liquidität.<br />

Wichtige Controlling-Instrumente etabliert<br />

Um die Ertragslage zu verbessern, erarbeitete<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> ein Restrukturierungsprogramm<br />

mit vielfältigen Maßnahmen, um vor allem die<br />

Auslastung und die Preise zu erhöhen sowie<br />

die Vertriebsaktivitäten zu stärken. Die Berater<br />

implementierten wichtige Steuerungs- und<br />

Controlling-Instrumente, um zeitnah Ergebnis<br />

und Bestandsveränderungen ermitteln zu können.<br />

Dazu gehörte eine Kostenstellenrechnung,<br />

die Leistungsdaten zur Tarifermittlung einbezog,<br />

eine Kostenträgerrechnung zur Identifizierung<br />

der Gewinn- und Verlustbringer sowie der Aufbau<br />

eines aussagekräftigen Kennzahlensystems.<br />

Um die Working-Capital-Finanzierung und somit<br />

den Liquiditätsbedarf während der Sanierung zu<br />

sichern, erfolgte die Einführung von Factoring.<br />

In margenstarke Segmente vordringen<br />

Die Lage des Verpackungsspezialisten hatte sich<br />

auch durch den Verlust einiger Kunden und die<br />

starke Abhängigkeit von wenigen dominierenden<br />

Auftraggebern verschärft. Um das Angebotsvolumen<br />

zu erhöhen und in margenstärkeren<br />

Marktsegmenten Fuß zu fassen, werden sämtliche<br />

Vertriebsaktivitäten intensiviert und neu<br />

strukturiert. In engem Kontakt mit dem Vertrieb<br />

werden die Aktivitäten und Erfolge gemessen,<br />

ein entsprechendes Kennzahlensystem schafft<br />

Transparenz und ermöglicht die Bewertung. Die<br />

Prognosesicherheit wurde deutlich verbessert.<br />

Damit das ERP-System, das anfänglich Reibungsverluste<br />

verursachte, seine Vorteile – hohe Transparenz<br />

und Effizienz – überhaupt ausspielen kann,<br />

muss es durchgängig verwendet werden. Das<br />

verbessert die betrieblichen Prozesse im Einkauf<br />

ebenso wie in der Fertigung. Beispielsweise werden<br />

unproduktive Zeiten in der Druckerei, Stanzerei<br />

und Kleberei exakt gemessen und reduziert.<br />

Außerdem erhöht die verlässliche Fertigungssteuerung<br />

über Kennzahlen die Maschinenauslastung<br />

und die Produktivität.<br />

Eine weitere Maßnahme ist die Entwicklung einer<br />

schlanken Aufbauorganisation mit klaren Zuständigkeiten,<br />

die die Geschäftsführung entlastet.<br />

Dazu werden Verantwortlichkeiten an eine neue<br />

zweite Führungsebene delegiert, die ebenfalls<br />

kennzahlenorientiert arbeitet.<br />

Auf einem guten Weg<br />

Die Maßnahmen des Restrukturierungsprogramms<br />

zeigen bereits erste positive Effekte. Das Ergebnis<br />

des Verpackungsspezialisten hat sich nach<br />

der Einführung der Controlling-Instrumente stabilisiert<br />

und eröffnet mittel- wie langfristig gute<br />

Perspektiven. Die Rettung kommt über den<br />

Vertrieb, der 10 bis 20 Prozent mehr Umsatz<br />

machen muss. Das höhere Volumen darf realistischerweise<br />

durch die Neustrukturierung der<br />

Vertriebsaktivitäten erwartet werden. Die Personaleffizienz<br />

wird durch die Zahlenorientierung<br />

steigen. Umfangreiche Preiserhöhungen wurden<br />

eingeleitet. Die Bilanzrelationen in den Planungsszenarien<br />

optimieren sich durch die geplante<br />

Einführung des Factorings deutlich, da sich die<br />

Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um<br />

einen mehrfachen Millionenbetrag vermindern.<br />

«<br />

Dr. Georg Schmidt<br />

Diplom-Kaufmann und Partner.<br />

Über 25-jährige Erfahrung in<br />

Finanz- und Rechnungswesen,<br />

Strategie und Prozessoptimierung.


20 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

FINANZIERUNG<br />

FINANZIERUNG<br />

Ist Ihr Unternehmen<br />

auf die Zinswende<br />

vorbereitet?<br />

Die Zinswende ist da! Auch wenn sie angesichts der<br />

hohen Inflation nicht überraschend kam, ist sie doch<br />

ein markanter Kurswechsel. Denn erstmals seit elf<br />

Jahren erhöhte die EZB im Juli die Leitzinsen. Diese<br />

Entscheidung bewirkt geldpolitische Effekte, die Unternehmen<br />

zu spüren bekommen, wenn Kredite teurer<br />

und schwieriger erhältlich werden. Das kann vor allem<br />

bei Firmen mit geringem Eigenkapital zu Liquiditätsproblemen<br />

führen.


<strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

FINANZIERUNG<br />

21<br />

DDie Europäische Zentralbank<br />

(EZB) legt mit<br />

der Höhe des Leitzinses<br />

fest, zu welchem<br />

Satz sich Finanzinstitute<br />

bei ihr Geld leihen<br />

können. Hebt sie den<br />

obersten Kreditzins an, steigen die Refinanzierungskosten<br />

der Banken – was diese wiederum in<br />

Form höhere Kreditkonditionen an ihre Kunden<br />

weitergeben. Für die Unternehmen verteuern<br />

sich in der Regel nicht nur die Kredite, sondern<br />

zugleich verschärfen sich oft auch noch die Vergabebedingungen.<br />

Die Banken fordern größere<br />

Eigenkapitalquoten, bessere Ratings oder eine<br />

positive Umsatzentwicklung über einen längeren<br />

Zeitraum. Für Unternehmen, die frisches<br />

Kapital brauchen, sind gestiegene Kreditkosten<br />

und strengere Vergaberichtlinien potenzielle<br />

Risiken, die aus der Zinswende resultieren.<br />

Denn drehen die Geldgeber im schlechtesten<br />

Fall den Hahn ganz zu, kann das die Liquidität so<br />

verknappen, dass Verbindlichkeiten nicht mehr<br />

bezahlt werden können oder das betriebliche<br />

Wachstum massiv ausgebremst wird.<br />

Rechtzeitig gegensteuern und diversifizieren<br />

Potenzielle Risiken lassen sich am besten durch<br />

rechtzeitiges Gegensteuern managen. Eine wichtige<br />

Stellschraube ist die Eigenkapitalquote.<br />

Denn: Je höher der Leitzins, desto teurer wird<br />

die Fremdfinanzierung. Umso mehr lohnt es<br />

sich also, die Fremdkapitalquote zu reduzieren<br />

und entsprechend das Eigenkapital zu erhöhen.<br />

Diversifizierung ist – wie in so vielen anderen<br />

Bereichen – auch beim Finanzierungsmix vorteilhaft.<br />

In diesem Sinne sollten Unternehmen<br />

prüfen, wie abhängig sie von Banken sind, und<br />

Alternativen in Betracht ziehen.<br />

Schneller Mittelzufluss gewährleistet<br />

Eine Möglichkeit ist das Factoring. Bei dieser<br />

Finanzierungsform verkauft ein Unternehmen<br />

Forderungen aus seinen Warenlieferungen und<br />

Dienstleistungen an ein Factoring-Institut.<br />

So fließen schnell finanzielle Mittel, die den<br />

Handlungsspielraum vergrößern und die Bilanzstruktur<br />

verbessern. Das bietet sich vor allem<br />

für mittelständische Betriebe an, die auf klassischem<br />

Wege nur schwer einen Kredit erhalten.<br />

Eine andere Option ist Leasing. Es erhöht die<br />

Eigenkapitalquote, somit auch das Rating, und<br />

verbessert die Liquidität, da die Raten meistens<br />

geringer sind als bei einem Kredit. Eine interessante<br />

Sonderform ist das Sale-and-Lease-back.<br />

Dabei verkauft ein Unternehmen Maschinen<br />

oder Gebäude aus seinem Besitz, erzielt durch<br />

den Erlös kurzfristig Liquidität, die es beispielsweise<br />

zum Investieren oder zur Verbesserung<br />

der Bilanz einsetzen kann, und least das Objekt<br />

wieder zurück.<br />

Maßgeschneiderte Lösungen<br />

Für den richtigen Finanzierungsmix, insbesondere<br />

in schwierigen unternehmerischen Phasen,<br />

müssen viele Parameter bedacht und richtig<br />

eingeschätzt werden. Darin sind die Berater von<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> sehr erfahren. Sie erarbeiten<br />

ein an Ihr Unternehmen angepasstes Finanzierungskonzept<br />

mithilfe des bewährten Quick-<br />

Checks und prüfen im Rahmen eines Readiness<br />

Assessment die Unternehmenssituation, um<br />

darauf aufbauend gemeinsam mit Ihnen geeignete<br />

Strategien zu entwickeln. Wir unterstützen<br />

Sie mit Rat und Tat dabei, Liquiditätspläne<br />

aufzubauen, mit geeigneten Maßnahmen das<br />

Ergebnis zu verbessern sowie für eine sichere<br />

Finanzierung und ausreichende Liquidität zu<br />

sorgen.<br />

«<br />

Hans Peter Eckardt<br />

Diplom-Kaufmann. Seine Schwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen<br />

Restrukturierung, Unternehmensplanung<br />

und Controlling, M&A sowie<br />

Optimierung der IT-Strukturen.


22 <strong>ImBlick</strong> Nr. 2 | 2022<br />

MITTELSTANDSBERATUNG<br />

MITTELSTANDSBERATUNG<br />

Doppelt ausgezeichnet<br />

<strong>MPower</strong> gehört zu den besten Mittelstandsberatern<br />

Deutschlands. Das belegen gleich zwei<br />

Auszeichnungen, die der Unternehmensberatung<br />

in diesem Jahr verliehen wurden.<br />

Die renommierte Branchenstudie von brand eins<br />

und Statista zählt <strong>MPower</strong> auch 2022 wieder zu<br />

den Top-Beratern in Deutschland. Bereits zum<br />

achten Mal wurde das Beratungsunternehmen<br />

mit dem Siegel BESTE BERATER in den Kategorien<br />

Strategieentwicklung, Interimsmanagement, M&A,<br />

Automotive und Maschinen- und Anlagenbau ausgezeichnet.<br />

Bei Interimsmanagement und Automotive<br />

erhielt das Unternehmen im Klientenurteil<br />

die Bestnote. Von circa 14.000 Beratungsunternehmen<br />

in Deutschland erhielten 308 Firmen das<br />

Gütesiegel. Insgesamt wurden dabei knapp 5.000<br />

Branchenkenner aus Beratung und Industrie nach<br />

den „besten Unternehmensberatern in Deutschland“<br />

befragt.<br />

(WGMB) und seinem Team. Die Auszeichnung<br />

beruht auf dem unbestechlichen Urteil von Kunden<br />

und einer wissenschaftlichen Systematik. Beides<br />

verleiht dem Gütesiegel eine hohe Glaubwürdigkeit<br />

und steht für die Professionalität und Kompetenz<br />

seiner Träger.<br />

Eine weitere Auszeichnung hat <strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong><br />

beim Wettbewerb TOP CONSULTANT erhalten. Dieser<br />

ermittelt jährlich die qualifiziertesten Berater<br />

für den Mittelstand und bietet damit Orientierung<br />

auf dem schwer durchschaubaren Markt für Mittelstandsberatung.<br />

Die seit 2010 von der compamedia GmbH organisierte<br />

Auswertung wird wissenschaftlich begleitet<br />

von Prof. Dr. Dietmar Fink von der Wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für Management und Beratung


Haben Sie Fragen oder wünschen<br />

Sie weitere Informationen?<br />

Hans-Dieter <strong>Franke</strong> steht Ihnen gerne für ein<br />

Gespräch zur Verfügung.<br />

Elektronischer Bezug der Broschüre<br />

E-Mail: S.Altgeld@mpower-franke.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber/Verantwortlich<br />

<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> GmbH<br />

Taunusblick 20, 56459 Winnen<br />

Geschäftsführender Gesellschafter/in<br />

Hans-Dieter <strong>Franke</strong><br />

Alexandra <strong>Franke</strong><br />

Redaktion<br />

Katja Fezer-Eifert<br />

Layout & Satz<br />

VISEE Design<br />

www.visee.design<br />

Druck<br />

Druckhaus Stil + Find<br />

www.stil-find.de<br />

Bildnachweis<br />

Getty Images: Titel<br />

iStock by Getty Images: S. 4, S. 5 oben,<br />

S. 6–9, S. 14–15, S. 17–19<br />

Adobe Stock: S. 5 Mitte, S. 20–21<br />

IMKINODAS GbR: Porträts S. 3, S. 8, S. 12,<br />

S. 16, S. 19, S. 21


<strong>MPower</strong> <strong>Franke</strong> GmbH<br />

Taunusblick 20<br />

D-56459 Winnen<br />

Telefon: +49 2663 914-221<br />

info@mpower-franke.de<br />

www.mpower-franke.de

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