19.09.2022 Aufrufe

CHECK Magazin - Gesundheitsmagazin für Männer No.5

Beratungs- und Anlaufstellen für Drogennutzer*innen und Abhängige sehen sich einem besonderen Dilemma ausgesetzt. Die meisten Fachkräfte aus dem Bereich der Drogenprävention wissen, dass die Ansage: „Nehmt keine Drogen, weil sie illegal und ungesund sind“, die Menschen nicht vom Konsum abhält. Die Kunst ist hier, Konsum-Strategien zu vermitteln und bei Drogenmissbrauch individuelle Schadensbegrenzung vorzunehmen, etwa in Form von Safer Use.

Beratungs- und Anlaufstellen für Drogennutzer*innen und Abhängige sehen sich einem besonderen Dilemma ausgesetzt. Die meisten Fachkräfte aus dem Bereich der Drogenprävention wissen, dass die Ansage: „Nehmt keine Drogen, weil sie illegal und ungesund sind“, die Menschen nicht vom Konsum abhält. Die Kunst ist hier, Konsum-Strategien zu vermitteln und bei Drogenmissbrauch individuelle Schadensbegrenzung vorzunehmen, etwa in Form von Safer Use.

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SEXUALBERATUNG<br />

xualität gefordert, unter Druck, nichts „falsch“<br />

zu machen und nicht zu versagen.<br />

Gibt es Probleme, die speziell bei homosexuellen<br />

<strong>Männer</strong>*n auftauchen?<br />

Bedingt durch Vorbilder aus der Sex-Industrie<br />

drehen sich, besonders bei jungen Schwulen,<br />

viele Probleme um die Selbstwahrnehmung<br />

und das Selbstwertgefühl. Der eigene<br />

Schwanz ist nicht groß genug, man hat nicht<br />

lange genug, nicht oft genug Sex. Fast jeder<br />

PORNO ist bestückt mit Jungs oder <strong>Männer</strong>n,<br />

die ausdauernd und muskelbepackt ständig<br />

und lange blasen und f*cken. Vorspiel und<br />

Kuscheln danach kommen nicht vor oder sind<br />

nebensächlich.<br />

„AUFGRUND FEHLENDER<br />

SEXUELLER ERFAHRUNG<br />

KÖNNEN VÖLLIG UNREALISTISCHE<br />

VORSTELLUNGEN VON SEX UND<br />

INTIMITÄT ENTSTEHEN.“<br />

Laut wissenschaftlichen Studien kann übermäßiger<br />

Pornokonsum zu einem verzerrten<br />

Bild von Sexualität führen. Dabei kommen<br />

Jungen durchschnittlich mit 14 Jahren mit<br />

pornografischen Inhalten in Berührung.<br />

In dem Alter können aufgrund fehlender<br />

sexueller Erfahrung völlig unrealistische<br />

Vorstellungen von Sex und Erwartungen an<br />

den eigenen und fremden Körper und Intimität<br />

entstehen.<br />

Je nachdem, wie gut das Coming-out ankommt,<br />

fehlen auch Möglichkeiten, mit<br />

Gleichaltrigen über Sex zu sprechen. Auf<br />

dem Land ist das sicher oft schwieriger.<br />

Ohnehin wollen aber nur rund vier Prozent<br />

von Porno-Konsument*innen, unabhängig<br />

von der eigenen sexuellen Ausrichtung, auch<br />

wirklich über das reden, was sie gesehen<br />

haben. Über die Hälfte tut genau das nie.<br />

Die Folgen sind offensichtlich: fehlender<br />

emotionaler Austausch, toxische Vorstellungen<br />

von Männlichkeit, Sexismus und<br />

ein zunehmend unsicheres Verhältnis zum<br />

eigenen Körper.<br />

Ein anderes „schwules“ Thema ist SELBST-<br />

AKZEPTANZ. Kaum ein Schwuler, kaum eine<br />

Lesbe ist irgendwann eines Morgens aufgewacht<br />

und hat sich gesagt: Ab heute bin und<br />

lebe ich homosexuell. Zumeist im Pubertätsalter,<br />

bei manchen früher, bei vielen auch<br />

erst später, wird der junge Mann, die junge<br />

Frau sich bewusst, dass irgendetwas „nicht<br />

stimmt“, „anders“ ist. Zumeist ist das der<br />

Anfang einer langen, auch jahrelangen Suche<br />

nach sich selbst. Mit immer wieder aufkommenden<br />

Fragen wie: „Warum gerade ich?<br />

Weshalb bin ich so? Was kann ich dagegen<br />

tun?“ Nicht selten ist auch der Versuch zum<br />

Scheitern verurteilt, doch so zu sein wie die<br />

anderen. Wenn das Coming-out nicht gelingt,<br />

kann das erhebliche Folgen <strong>für</strong> die Fähigkeit<br />

zu sexuellem Genuss haben, bis hin zur vollständigen<br />

sexuellen Verweigerung oder auch<br />

körperlichen Störung.<br />

Ein weiteres Ständerproblem sind DROGEN.<br />

Von Drogenkonsum kann der Schwanz<br />

schrumpfen, nicht nur auf Kaltes-Wasser-<br />

Größe, sondern so, dass man ihn nur noch mit<br />

Daumen und Zeigefinger anfassen kann. Durch<br />

die Kriminalisierung von Drogen gibt es aber<br />

auffallend wenig wissenschaftliche Untersuchungen.<br />

Man muss mit Pharmakologie<br />

und anekdotischem Wissen von Patienten<br />

arbeiten. Doch ich denke, dass es bei Drogen<br />

wie Kokain, Ecstasy und Crystal Meth sehr negative<br />

Auswirkungen auf die Potenz gibt. Die<br />

Drogen verengen die Gefäße. Dadurch kann<br />

sich der Schwanz zurückziehen oder komplett<br />

nutzlos werden. Schwule probieren dann, den<br />

Drogen einen Strich durch die Rechnung zu<br />

machen, etwa mit Kamagra und Co.<br />

„DIE ANGST VOR DEM ALLEINSEIN<br />

KANN BEI SCHWULEN MÄNNERN<br />

DIE SEXUALITÄT ZUSÄTZLICH EIN-<br />

SCHRÄNKEN.“<br />

Das letzte Thema, das bei Schwulen häufiger<br />

auftaucht, sind Erektionsstörungen im<br />

Zusammenhang mit dem ALTER. Körperliche<br />

60 <strong>CHECK</strong> BERLIN/BRANDENBURG #5

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