18.09.2022 Aufrufe

reisen EXCLUSIV Herbst 2022

“Auf geht's zu Euren Lieblingsorten” Südtirol New York Island Paris Madrid Basel Montreux Berlin und vieles mehr

“Auf geht's zu Euren Lieblingsorten”

Südtirol
New York
Island
Paris
Madrid
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<strong>Herbst</strong> <strong>2022</strong><br />

Deutschland € 7,90 · Schweiz SFR 13,50 · Österreich € 9,00<br />

Auf geht's<br />

zu euren Lieblingsorten<br />

SÜDTIROL · NEW YORK · ISLAND<br />

PARIS · MADRID


Finde das<br />

Außergewöhnliche<br />

In Australiens Northern Territory erlebst Du fantastische Natur<br />

und kosmopolitischen Lifestyle. Hier warten intensive Erlebnisse<br />

auf Dich. Tauche in die Hot Springs ein, wandere im Nitmiluk<br />

National Park und werde Teil vom urbanen Flair in Darwin. Eines ist<br />

garantiert: Dieser Urlaub wird Dich verzaubern!<br />

Australiens Northern Territory. Alles außer gewöhnlich.<br />

northernterritory.com/de


EDITORIAL<br />

MACHT FLIEGEN MELANCHOLISCH?<br />

Geht euch das auch so? Sobald ihr im Flieger sitzt, fühlt sich das eigene Leben<br />

irgendwie anders an als auf Erden. Macht es etwas mit euch, wenn ihr dem<br />

Himmel plötzlich näher seid? Wenn sich euer Geschmack verändert, die Luft,<br />

die ihr atmet, molekular anders ist und ihr fern seid vom Land und Leuten?<br />

Ich werde in Flugzeugen gerne melancholisch. Ich erlebe alles intensiver. Angefangen<br />

bei der Musik, wo jeder Ton das Herzchen trifft. Bis zu den Filmen, die ich intensiver<br />

sehe und die mich wahrscheinlich viel mehr berühren, als sie es auf dem heimischen<br />

Sofa würden. Ist es vielleicht auch die Einsamkeit, weil man 10.000 Meter über der<br />

Erde, abgekapselt und mit Kopfhörern bestückt, auf einem Polstersessel sitzt und sich<br />

alles wahlweise näher oder weiter anfühlt?<br />

Mich erdet das Fliegen immer. Mir wird bewusster, was mir wichtig ist, wer mir wichtig<br />

ist, wen ich vermisse. Schon jetzt, nur ein paar Stunden entfernt. Und wie wichtig es ist,<br />

eben das zu spüren. Nicht, dass man für dieses Wissen in eine klimaverseuchende Turbinenschüssel<br />

steigen müsste. Aber es schadet nicht, wenn man schon mal drinsitzt,<br />

zu begreifen, was das Leben momentan gerade für einen ist.<br />

Ich habe in den letzten Monaten viel Trauriges erlebt, Menschen verloren, die ich sehr<br />

geliebt habe. Mich viel mit dem Tod und dem eigenen Ableben beschäftigt. Mit der<br />

Angst, nicht mehr zu sein. Zu gehen. Für immer. Dann habe ich mich, irgendwo über<br />

den Wolken, geografisch betrachtet wahrscheinlich über Grönland, dazu entschieden,<br />

zu leben. Denn wann immer man auch geht, bis dahin hat man gelebt. Gefühlt. Geweint.<br />

Geatmet. Genossen. Geliebt.<br />

Ja, ich sag doch, Fliegen macht mich melancholisch.<br />

Foto: Julia Breuer/juliaslieblinge; Illustration: Piyapong89/Shutterstock.com<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Instagram @fraumuksch<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

3


55 NEW YORK<br />

IN HALT


40<br />

SÜDTIROL<br />

»Es geht gut, der Berg<br />

ist überschritten.«<br />

Friedrich II. der Große<br />

ZIELGENAU<br />

NEW YORK<br />

Fotos: Lerone Pieters, Jonas Junk, IDM Südtrirol/Alto Adige/Harald Wisthaler, Kapreski/Shutterstock.com<br />

30 Island<br />

Ausgewählte Fleckchen fürs Naturglück:<br />

Nationalparks, Wasserfälle und heiße<br />

Quellen.<br />

40 Südtirol<br />

Das ist ja der Gipfel! Schöner als Südtirol<br />

wird es kaum. Unsere Tipps beziehen<br />

sich nicht nur auf Kraxeln, Knödel und<br />

Kultur. Aber auch!<br />

50 Madrid<br />

Die spanische Hauptstadt ist bildhübsch<br />

und perfekt für einen Wochenendtrip.<br />

Hier die persönlichen Tipps von<br />

Redakteurin Marie.<br />

56 Fähr-Bindung<br />

Big Apple von der Wasserseite aus erkunden!<br />

Wir haben euch die lohnenswertesten Fähren<br />

für eine neue Perspektive aufgelistet.<br />

64 Bett-Newcomer in NYC<br />

Neue Weltklasse-Hotels haben in der<br />

Metropole eröffnet. Hier eine kleine Übersicht,<br />

damit ihr auch richtig liegt.<br />

72 Aus der Großstadt raus<br />

Was erwartet mich unterwegs im Hinterland<br />

New Yorks? Street-Art im Hudson River Valley,<br />

Wasserfälle und ein guter Tropfen in den<br />

Lakewood Vineyards.<br />

98 Montreux Palace<br />

Ein Hort für musikalische Größen während<br />

des Jazzfestivals. Unsere Reporterin<br />

Simone durfte mitjammen.<br />

104 Moselschlösschen<br />

Traben-Trabach verzaubert aufs Neue: Im<br />

schnuckeligen Hotel direkt an der Mosel<br />

gibt es ein brandneues Weltklasse-Spa,<br />

fantastisches Essen und natürlich<br />

ausgezeichnete Weine.<br />

108 Hotel Luc<br />

Im Bett mit dem Alten Fritz: Der preußische<br />

König ist im Berliner Hotel allgegenwärtig.<br />

Warum er ab und zu auf Fotos als ausgelassene<br />

Dame dargestellt wird, müsst ihr<br />

selbst entdecken!<br />

KULTUR<br />

STANDARDS<br />

86 Geh zu Gehry<br />

Architekturjägerin Jenny mag die Gebäude<br />

von Frank O. Gehry, deshalb klappert sie auf<br />

ihren Reisen eins nach dem anderen ab.<br />

92 Basel<br />

Auf ein Date mit Picasso, aufblicken zu<br />

Herzog & de Meuron und Lebensfreude<br />

am Rhein – das ist Basel.<br />

03 Editorial<br />

06 Reisenews<br />

08 Take away<br />

10 Esskalation<br />

12 Für kleine Weltenbummler<br />

14 Städtetipp Paris<br />

18 Events<br />

19 Da wollen wir hin<br />

20 Wohin reist David Garrett?<br />

22 Nachgelesen<br />

23 Vorfreude<br />

28 Nachgefragt<br />

82 Schöne Mäntel für den <strong>Herbst</strong><br />

114 Gewinnspiel & Impressum


eisenews<br />

Der Inselstaat Palau ist in Sachen<br />

Tourismus und Umweltschutz schon<br />

seit Jahren Vorreiter. Seit 2017<br />

müssen die Ein<strong>reisen</strong>den schriftlich<br />

versichern, die Natur während ihres<br />

Aufenthalts zu schützen, festgehalten<br />

per Stempel und Unterschrift<br />

im Reisepass. Doch nun geht die<br />

Republik im Westpazifik noch einen<br />

Schritt weiter: Je nachdem, wie gut<br />

die Touristen die Umwelt und Kultur<br />

vor Ort behandeln, werden sie mit<br />

exklusiven Erlebnissen belohnt.<br />

Seid lieb zur Natur, und<br />

Palau dankt es euch!<br />

www.olaupalau.com<br />

FÜR GRÜNSCHNÄBEL<br />

6<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


OOHM IM AMAN<br />

Rundreise deluxe. Wer die schönsten und bekanntesten<br />

Sehenswürdigkeiten Bhutans be<strong>reisen</strong> möchte<br />

und gleichzeitig den Geist der Menschen und ihrer<br />

Kultur erleben möchte, kann bei den Aman-Resorts<br />

das Rundum-sorglos-Paket buchen. Die Superluxus-Hotelkette<br />

Aman hat sich eine besondere Reise<br />

(sieben- oder 13-tägig) ausgedacht. Gäste besuchen<br />

alle fünf Lodges des Amankora, denn sie verteilen<br />

sich über die spektakulärsten Täler Bhutans: in Paro,<br />

Thimphu, Punakha, Gangtey und Bumthang. Preis auf<br />

Anfrage, www.aman.com<br />

IN LIEGEPOSITION<br />

Für all jene, die im Sitzen im Flugzeug nicht schlafen<br />

können: Air New Zealand plant sogenannte<br />

Skynests – Schlafkabinen für Passagiere der<br />

Economy Class. Sie sollen in der neuen Boeing 787<br />

Dreamliner, die 2024 erstmals fliegen sollen, das<br />

Leben der Economy-Reisenden komfortabler machen.<br />

Die Schlafkabinen, angeordnet wie Etagenbetten,<br />

sind mit Bettzeug, Ohrstöpsel, Leselampe<br />

und USB-Anschluss ausgestattet. Wer ein Economy-Ticket<br />

kauft, kann für einen Aufpreis einen<br />

vierstündigen Aufenthalt im Skynest hinzubuchen –<br />

so jedenfalls der Plan der Airline bis jetzt.<br />

www.airnewzealand.eu<br />

Fotos: Aman Resorts (2), Kurt Cotoaga, Milos Prelevic, Air New Zealand, David Rosario<br />

EXPLOSIVE WANDERUNG<br />

50 Jahre lang hielten sich die Vulkane auf La Palma zurück.<br />

Doch von September bis Dezember 2021 brach ein Vulkan im<br />

Gebirgszug Cumbre Vieja aus – einer der längsten Ausbrüche<br />

auf den Kanarischen Inseln, der die 85.000 Bewohner in Atem<br />

hielt und für große Zerstörung sorgte. Die auf das Meer treffenden<br />

Lavamassen vergrößerten die Inselfläche und schufen neues<br />

Land. Nun kann man auf einer geführten und sehr beeindruckenden<br />

Wanderung auf der Isla Bonita das Gebiet und den<br />

neu entstandenen Vulkankegel erkunden. Zweieinhalb bis drei<br />

Stunden dauert die Tour mit Guide, für die eine gewisse Fitness<br />

von Vorteil ist. www.visitlapalma.es/de<br />

7


takeaway<br />

SANDMANN, KANNST KOMMEN .<br />

Wenn man auf Reisen plötzlich überall problemlos ein<br />

Nickerchen halten kann, dann hat man mit Sicherheit<br />

das Go-Nackenkissen von Ostrichpillow im Gepäck, das<br />

individuell anpassbar und komprimierbar spielend in jedes<br />

Handgepäck passt. Nacken- und Rückenschmerzen,<br />

ade! Um € 55, www.ostrichpillow.com<br />

DER SONNE ENTGEGEN.<br />

SCHÖNHEITS-SCHLUCK.<br />

Ein Beautydrink, der erstrahlen lässt: Wer<br />

den Urlaubseffekt noch erhöhen möchte,<br />

der packt sich am besten den Hyaluron-<br />

Drink Traveller ins Gepäck. Essenzielle<br />

Nährstoffe versorgen Haut, Bindegewebe,<br />

Haare und Nägel und sorgen für Schönheit<br />

von innen. Von Proceanis, 21 Tages-<br />

Trinkampullen, um € 65,<br />

www.proceanis.com<br />

Den warmen Sommerwind im Gesicht und<br />

den Picknickkorb hinten drauf: Kaum ein<br />

Gefährt katapultiert so sehr ins Dolce Vita<br />

wie die Vespa. Wenn sie dann noch extra<br />

dafür konstruiert wurde, um hinaus in die<br />

Natur zum Pic Nic zu cruisen, ist das italienische<br />

Lebensgefühl vollkommen. »Primavera<br />

Pic Nic 125«-Vespa. Um € 5.700,<br />

www.vespa.com<br />

LASS DICH.<br />

ZUSAMMENFALTEN.<br />

Um drei am See zum Kanufahren? Ich<br />

komme mit dem Fahrrad und bring das<br />

Kanu mit! Wer jetzt sagt: Geht doch gar<br />

nicht, ist schiefgewickelt. Oder besser<br />

schief gefaltet, denn das »VIK 3.8«-Kanu<br />

des Berliner Start-ups CLR Outdoor ist<br />

faltbar, wiegt nur 10,2 Kilo und hat ein integriertes<br />

Rucksacksystem. Keine Sorge:<br />

Es dauert gerade einmal zwei Minuten,<br />

dann ist es einsatzbereit, und ebenso<br />

lange, um es wieder auf den Rücken zu<br />

satteln. Erhältlich bei Globetrotter.<br />

€ 1.589, www.clr-outdoor.com<br />

KROKODILSTRÄNEN.<br />

VERGIESSEN?.<br />

Nur solange man nicht stolzer Besitzer<br />

der hübschen Kette von Aliita<br />

ist. Sobald die Krokodilskette um<br />

den Hals baumelt, strahlt man vor<br />

Glück über diesen tollen Fang. Und<br />

hat Glücksbringer und Reisebegleiter<br />

zugleich dabei. »Cocodrilo Necklace«<br />

von Aliita, ab € 260, www.aliita.com<br />

Fotos:PR (5), Carlos Calvo/imagenium fotografi e<br />

8<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


Menschen, Landschaften, Wildlife, Kultur<br />

ALLES KANADASTISCH!<br />

Der Blog mit allen wichtigen Infos zum<br />

schönsten Land der Welt<br />

WWW.KANADASTISCH.DE


esskalation<br />

Na ja, nicht wirklich wir, sondern die weltbesten Küchenchefs, die im Juli dieses Jahres gekürt wurden. The World‘s 50 Best<br />

Restaurants zeigen wenig Fluktuation zur Wahl 2021 und auch wieder einen Tim Raue unter den weltbesten 50 Köchen. Wir<br />

sagen: Kulinarische Entdeckungen lohnen sich immer auf Reisen. Genuss ist die Würze jedes Urlaubs. Deshalb hier ein paar<br />

Empfehlungen aus der Bestenliste – mit appetitanregenden Bildern, die für die Vielfalt und das Können der Spitzenköche<br />

stehen. Und für uns Weltenbummler bieten sie einen Vorgeschmack. Die Top 3 der weltbesten Restaurants:<br />

Wir bitten ZU TISCH<br />

PLATZ 1: Geranium, Kopenhagen<br />

Fleischlose Lust. Fünf Jahre nachdem<br />

Rasmus Kofoed – Chef im Geranium –<br />

aufgehört hat, Fleisch zu essen, beschloss<br />

er in diesem Jahr, dass das<br />

Restaurant ebenfalls eine fleischfreie<br />

Zone ist. Also konzentriert sich die feine<br />

Küche auf lokale Meeresfrüchte und<br />

Gemüse von biologischen und biodynamischen<br />

Bauernhöfen Skandinaviens.<br />

Seine kunstvollen Kreationen auf der<br />

Speisekarte wechseln je nach Saison.<br />

Nur ein kleines Beispiel gefällig? Just<br />

wird leicht gesalzene Makrele, kalter<br />

Gemüsesaft und geräuchertes Öl sowie<br />

mit Austern, Frühlingskräutern und<br />

geräucherten Schneckeneiern gefüllte<br />

Gurke serviert. Jedes Gericht oder jeder<br />

Gang ist ein geschmackliches Feuerwerk<br />

für den Gaumen. Das dem Gast auch ein<br />

Stück Dänemark näherbringt.<br />

www.geranium.dk<br />

PLATZ 2: Central, Lima<br />

Das Flaggschiff-Restaurant Central der<br />

Küchenchefs Virgilio Martínez und Pía<br />

León ist eine Ode an die Küche Perus in<br />

all seinen Formen. Die Gerichte zelebrieren<br />

die einzigartigen Landschaften, die<br />

bewegende Geschichte und die Traditionen<br />

ihres Heimatlandes, indem sie eine<br />

Fülle von lokal bezogenen Produkten<br />

verwenden. Während die Speisekarte<br />

die peruanische Vielfalt von ihrer besten<br />

Seite zeigt, legt das Team im Central<br />

großen Wert auf Nachhaltigkeit. Angefangen<br />

bei Recycling und Kompostierung,<br />

gilt in der Küche auch die Devise<br />

Nose-to-Tail, also so gut wie alles zu verwenden,<br />

mit so wenig Abfall wie möglich.<br />

Ein Besuch hier ist eine Wonne. Serviert<br />

wird eine Portion kulinarischer Weitblick,<br />

mit Geschmäckern aus dem hauseigenen<br />

Gemüsegarten.<br />

www.centralrestaurante.com<br />

PLATZ 3: Disfrutar, Barcelona<br />

Disfrutar ist eines der köstlichsten,<br />

überraschendsten und grenzüberschreitenden<br />

gastronomischen Erlebnisse der<br />

Welt. Die kulinarische Achterbahnfahrt<br />

begründet sich auf zeitgenössischen<br />

Techniken, gewagten Kombinationen<br />

und dem Bestreben, die Gäste zu überraschen.<br />

Gerichte wie Pan Chino (ein<br />

fluffiges Brötchen), gefüllt mit Kaviar<br />

und Sauerrahm, oder ein kugelförmiges<br />

Pesto mit zarten Pistazien und Aal sollen<br />

»gefallen, überraschen und die Gäste<br />

in Aufregung versetzen«. Schon letztes<br />

Jahr enthüllte das Team in seiner Kreativküche<br />

einen neuartigen Tisch: Während<br />

des Essens erwacht er zum Leben<br />

und zeigt geheime Fächer, Schubladen<br />

und köstliche Leckerbissen, die in seinem<br />

Inneren verborgen sind. Ach ja, der Name<br />

ist Programm. Schließlich heißt disfrutar<br />

genießen. www.disfrutarbarcelona.com<br />

10<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Fotos: Claes Bech-Poulsen (3), Cesar del Rio, Francesc Guillamet, PR, Singapore Airlines, Pfalzweinfoto/André Kunz, GS Design/Shutterstock.com<br />

WERMUTS-Tropen<br />

Der erste deutsche Wermut aus weiblicher<br />

Hand heißt Lou-Marie, benannt<br />

nach den Töchtern von Yvonne Andres.<br />

Fast zwei Jahre hat die Pfälzerin,<br />

die zusammen mit ihrem Mann das<br />

Pfälzer Weingut Andres am Lilienthal<br />

führt, an der perfekten Balance der<br />

drei Wermuts getüftelt. Herausgekommen<br />

ist mehr als ein klassischer<br />

Aperitif – sie schmecken pur auf Eis,<br />

mit einem klassischen Tonic oder<br />

auch in Cocktails ganz wunderbar.<br />

€ 20 die Flasche, www.lilienthal-weine.<br />

de/lou-marie-wermut<br />

PILZ in der Suppe?<br />

Zum Glück, denn wer schön aufisst, hat<br />

am nächsten Tag nicht nur schönes<br />

Wetter, sondern auch den hübschen<br />

Pilz auf dem Grund des Tellers entdeckt.<br />

Die niederländische Keramikkünstlerin<br />

Anouk Kramer hat eine<br />

neue Geschirrserie entworfen, die von<br />

der gemütlichen <strong>Herbst</strong>zeit inspiriert<br />

ist. Von & Klevering, 4er-Set mit unterschiedlichen<br />

herbstlichen Motiven, um<br />

€ 40. www.klevering.nl<br />

NÜRNBERGER Extrawurst<br />

Hier geht es um die Wurst, denn in Nürnbergs<br />

Bratwurstgasse hat seit <strong>Herbst</strong> 2021 die Nürnberger<br />

Bratwurst eine Extrawurst bekommen: das Bratwurstmuseum.<br />

Und wie es der Name schon verrät,<br />

dreht sich hier alles um die bekannteste Nürnberger<br />

Spezialität und ihre jahrhundertealte handwerkliche<br />

Tradition. Und nach dem Besuch? Ist mir wurscht,<br />

Hauptsache, ich bekomme irgendwo eine<br />

Nürnberger Bratwurst zu essen.<br />

www.nuernberger-bratwuerste.de<br />

IM Gourmethimmel<br />

Ein Menü von Johann Lafer kann einen schon<br />

in den kulinarischen Himmel katapultieren. Wer<br />

in der First oder Business Class von Singapore<br />

Airlines ab Deutschland fliegt, bekommt nun ein<br />

Menü von Deutschlands bekanntestem Koch<br />

in luftigen Höhen serviert. Auf dem Bordmenü<br />

stehen exotische Zutaten mit alpenländischer<br />

Kulinarik wie Frankfurter Grüne Soße zu gebratenem<br />

Rindfleisch, Terrine aus Räucherforelle und<br />

Meerrettich oder Krokantblätterteig mit<br />

Mascarpone Mocca-Likör-Creme.<br />

www.singaporeair.com<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

11


kleine weltenbummler<br />

In Brüssel trifft man sprichwörtlich an jeder Straßenecke die bekannten<br />

belgischen Comicfiguren Tim und Struppi (auf Französisch Tintin et Milou).<br />

Das Hotel Amigo, das zu den Rocco Forte Hotels gehört, hat sich ein<br />

besonderes Erlebnis für kleine Comicfans ausgedacht. Zusammen mit<br />

dem Comic-Concierge begeben sie sich auf ein Stadtabenteuer. Auf der<br />

Schatzsuche entdeckt man die in der Hauptstadt verstreuten Fresken,<br />

riesige Wandgemälde in versteckten Straßen bis hin zu den größten<br />

Ausstellungen in den berühmtesten Museen der Stadt, die das Detektiv-Duo<br />

zeigen. Nachts schlafen die kleinen Comic-Fans mit ihren Eltern<br />

in der »Tintin«-Suite, wo auf Bettwäsche, Kissen und Handtüchern die<br />

bekannten Comic-Helden warten, sowie auf Kunstwerken, darunter eine<br />

von Steven Spielberg signierte Zeichnung. www.roccofortehotels.com<br />

Trockenübung<br />

Roadtrip der besonderen Art: Mit dem niedlichen<br />

Wohnmobil in Form einer Luftmatratze gehen<br />

kleine Abenteurer auf Entdeckungstour – ob beim<br />

nächsten Urlaub oder auch daheim auf dem<br />

Trockenen. »Luxe Lie-On Float Campervan« von<br />

Sunnylife, € 65. www.eu.sunnylife.com<br />

Neugierig auf die Welt<br />

In welchem Land müssen Kinder die meisten<br />

Hausaufgaben machen? Welche Sportart lieben<br />

die Südkoreaner? Und wie sieht das Leben<br />

in anderen fernen Ländern überhaupt aus? Das<br />

Buch »Ich und die Welt« gibt Antworten auf all<br />

die Fragen mit vielen leicht verständlichen und<br />

spannenden Infografiken. Von 7 bis 11 Jahren,<br />

gestalten Verlag, € 19,90.<br />

Ich trag dich bei mir<br />

In den süßen Gürteltaschen von Eperfa Toys<br />

haben Kinder auf Reisen oder im Alltag ihre<br />

Lieblingsdinge stets griffbereit dabei. Als Fuchs,<br />

Schwein und Bär erhältlich. Um € 34.<br />

www.eperfa.com<br />

Bitte hinlegen, Augen zu und geradewegs ins Land der Träume<br />

abheben: Das Kinderbett in Form eines Flugzeuges von Circu<br />

Magical Furniture ist genau das Richtige für kleine Entdecker.<br />

Über die Koffer mit den Staufächern klettert man geradewegs<br />

ins Cockpit. »Sky One Plane Bed«, Preis auf Anfrage.<br />

www.circu.net<br />

Fotos: Tyson Sadlo 2020 (2), PR (2), Studio_InMotion<br />

12 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


Ein richtig gutes Hotel ist essentiell für einen gelungenen Urlaub oder<br />

ein verlängertes Wochenende. Denn ist das Haus ein Wohlfühlort, stellt<br />

sich die Entspannung praktisch von alleine ein. Die Redakteur*innen<br />

von <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> erkunden Traumhäuser weltweit und lassen<br />

euch in unserem wöchentlichen Podcast Hotel der Woche wissen,<br />

wo es sich lohnt, einzuchecken. Damit ihr in den schönsten Nächten<br />

des Jahres auch richtig liegt.<br />

WIR HABEN EINEN NEUEN PODCAST!<br />

HOTEL DER WOCHE<br />

HOTEL DER WOCHE


städtetipp<br />

GRÜN, GRÜNER, PARIS!<br />

PARIS, DIE STADT DER LIEBE, LÄSST SICH WUNDERBAR AUF<br />

NACHHALTIGEN WEGEN ENTDECKEN. WIR STELLEN SECHS<br />

MÖGLICHKEITEN VOR, WIE DAS WIRKLICH GELINGT.<br />

PARIS MIT DEM<br />

FAHRRAD ENTDECKEN<br />

Aufs Fahrrad geschwungen – und schon geht die<br />

Entdeckungstour durch die französische Hauptstadt<br />

los! Unzählige Bike-Leihstationen in der City machen<br />

die Fahrt auf zwei Rädern durch Paris zu einem Kinderspiel.<br />

Wer Orientierung braucht, bucht sich einen Guide bei<br />

einem der vielen Touranbieter und lässt sich radelnd durch<br />

die Stadt führen. Einer dieser Touranbieter ist Paris Bike Tour,<br />

gleich neben dem Centre Pompidou gelegen. Von dem kleinen<br />

Bike-Shop aus geht‘s in kleinen Gruppen radelnd durch die Stadt.<br />

Verschiedene Touren im Angebot. www.parisbiketour.net<br />

ÖKOLOGISCH KORREKT MIT DEM ZUG ANREISEN<br />

Wer Paris nachhaltig entdecken möchte, reist ökologisch korrekt an.<br />

Das heißt: Auto und Flugzeug sind tabu. Viel besser: die Anreise<br />

mit dem Zug. Perfekt dafür ist der Hochgeschwindigkeitszug<br />

Thalys, der die Strecke von Köln nach Paris via Aachen, Lüttich<br />

und Brüssel bis zu fünfmal täglich in nur drei Stunden und 22<br />

Minuten bedient. Wer sich ein bisschen Luxus gönnen möchte,<br />

bucht eine Fahrt in der 1. Klasse, wo sogar ein leckeres Menü<br />

serviert wird. www.thalys.com<br />

14 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


GRÜN SCHLAFEN IN DER<br />

EDEN LODGE PARIS<br />

In Paris gibt es bekanntlich Hotels wie Sand<br />

am Meer. Gerade im Fünf-Sterne-Segment<br />

tummeln sich richtig luxuriöse Herbergen.<br />

Schön und gut. Ihr Manko allerdings: Richtig<br />

ökologisch aufgestellt sind sie nicht. Das ist<br />

in der Eden Lodge Paris ganz anders. Das<br />

Gästehaus, versteckt gelegen in einem grünen<br />

Innenhof, ist eine Herberge, die komplett ohne<br />

Kohlendioxidausstoß auskommt. Zudem sorgen<br />

die Holzstruktur, verstärkte Isolierung und<br />

LED-Lampen für einen sehr geringen Energieverbrauch.<br />

Auch Solarenergie kommt – natürlich<br />

– zum Einsatz. Zur Auswahl stehen fünf<br />

Zimmer, Besucher erwartet eine sehr familiäre<br />

Atmosphäre. www.edenlodgeparis.net/de/<br />

SECONDHAND-SHOPPING BEI LAFAYETTE<br />

Galeries Lafayette Haussmann ist ja das Shopping-Paradies<br />

Frankreichs, ach was, Europas schlechthin. Das über 100 Jahre<br />

alte Kaufhaus mit seiner legendären Kuppel im Art-Nouveau-<br />

Stil bietet auf rund 67.000 Quadratmetern alles Erdenkliche für<br />

jeden Stil und Geldbeutel. Seit Neuestem sogar den Le (Re)Store<br />

Galeries Lafayette. Das ist ein komplett neu erdachter Bereich im<br />

Kaufhaus, der sich der Secondhand-Mode und verantwortungsbewussten<br />

Produkten widmet. Hier gibt‘s Edles und Erschwingliches<br />

von namhaften Secondhand-Anbietern und kreativen<br />

Designern. Da findet sich mit Sicherheit das passende (Öko-)<br />

Outfit. www.haussmann.galerieslafayette.com<br />

Text: Frank Störbrauck; Fotos: Frank Störbrauck (2), Thalys, Alain Potignon, Chris Linnett, Galeries Lafayette<br />

BOIS DE VINCENNES:<br />

DIE GRÜNE LUNGE VON PARIS<br />

ES GRÜNT SO GRÜN!<br />

Einmal tief durchatmen, bitte: Der Park Bois de Vincennes im<br />

äußersten Osten der Stadt ist die perfekte Adresse für alle, die<br />

mal eine Auszeit von dem wuseligen Treiben der französischen<br />

Hauptstadt benötigen. Der Park ist fast zehn Quadratkilometer<br />

groß, bietet also eine Menge Platz, und er ist für die Pariser<br />

die erste Adresse, wenn sie mal im Grünen abschalten wollen.<br />

Highlights in dem Park sind die vielen Wander- und Fahrradwege,<br />

drei Seen und der Blumenpark Parc floral de Paris. Wer mit der<br />

U-Bahn anreist – am besten die Station Porte Dorée ansteuern –,<br />

kann sich vor Ort ein Fahrrad ausleihen oder chillig mit dem Boot<br />

über den Lac Daumesnil rudern. Wer noch Zeit hat, kann dem<br />

im Bois de Vincennes liegenden Parc zoologique de Paris einen<br />

Besuch abstatten.<br />

Chillen und Gärtnern<br />

bei La Recyclerie<br />

Ein ganz besonderes Restaurant- und Kulturzentrum<br />

befindet sich im 18. Arrondissement,<br />

gleich neben der U-Bahn-Station Porte de<br />

Clignancourt: La Recyclerie. In dem Ökozentrum<br />

kann man nicht nur wunderbar chillen,<br />

arbeiten, essen und trinken, sondern auch<br />

Alltagsgegenstände wie Radios,<br />

Toaster oder Uhren reparieren<br />

lassen. Highlight ist aber der<br />

riesige Bier- und Gemüsegarten<br />

samt Hühnern<br />

und Bienenstöcken,<br />

der sich entlang der<br />

ehemaligen Bahnschienen<br />

zieht. Eine<br />

grüne Oase mitten<br />

in Paris! Wer mag,<br />

kann darüber<br />

hinaus an kreativen<br />

Workshops wie<br />

etwa einem Kleingärtner-<br />

oder Bastelkurs<br />

teilnehmen.<br />

www.larecyclerie.com<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

15


städtetipp<br />

TOKYO<br />

STADT DER GEGENSÄTZE<br />

WAS MACHT DIE MEGA-CITY TOKYO SO FASZINIEREND?<br />

ES SIND DIE SCHEINBAR GEGENSÄTZLICHEN FACETTEN<br />

AUS TRADITION UND HIGHTECH, AUS GRAUER STADT<br />

UND BESCHAULICHER NATUR, AUS ALT UND NEU, DIE<br />

HARMONISCH KOEXISTIEREN. UNSERE TOKYO-TIPPS!<br />

Senso‐ji‐Tempel<br />

Tokyo verändert sich ständig, indem es Modernität<br />

und Tradition mischt - das soll der Slogan<br />

»Tokyo Tokyo - Old meets New« vermitteln.<br />

Entdecken Sie noch heute IHR Tokyo!<br />

BRÄUCHE, BUMMELN UND BETEN<br />

Jede Tokyo-Reise muss dorthin führen: Der Senso-ji-Tempel im<br />

traditionsreichen Viertel Asakusa ist Tokyos ältester und bedeutendster<br />

buddhistischer Tempel, gegründet im Jahre 628. Vom<br />

mächtigen Donnertor am Eingang geht es durch die belebte<br />

Nakamise-Einkaufsstraße, in der lokale Spezialitäten und typische<br />

Mitbringsel angeboten werden. An deren Ende thront die<br />

große Haupthalle, wo Reisende für Glück, Erfolg und Gesundheit<br />

beten. Am dritten Wochenende im Mai findet dort, zu Ehren der<br />

drei Gründer des Senso-ji, Tokyos größtes und wildestes religiöses<br />

Festival statt: das Sanja Matsuri. In Asakusa schlägt das spirituelle<br />

Herz der Hauptstadt!<br />

16 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ANZEIGE<br />

Foto: TCVB<br />

Rikugien<br />

BARFUSS DURCH<br />

DIGITALE MAGIE<br />

Im Museum teamLab Planets heißt es erst einmal:<br />

Schuhe aus! Durch unendliche Kristall-Welten<br />

oder durch kniehohes Wasser, auf das bunte<br />

Karpfen projiziert werden, die sich in Blüten<br />

verwandeln, wenn man durch sie hindurch läuft,<br />

schweben wir von einer einzigartigen Erfahrung<br />

zur nächsten. Installationen, die bei Berührung<br />

die Farbe wechseln – jeder Raum hält etwas<br />

Unerwartetes bereit. Innovative Kunstwerke der<br />

besonderen Art, die mit dem ganzen Körper<br />

erfasst werden.<br />

teamLab Planets<br />

AUF RUHIGEN PFADEN<br />

Eine grüne Oase mitten im dicht besiedelten Wohngebiet –<br />

solche versteckten Juwele gibt es in Tokyo überall. Der Rikugien-Landschaftsgarten<br />

mit eigenem Teehaus ist besonders<br />

im Frühling, wenn die Kirschblüten blühen, sowie im <strong>Herbst</strong> ein<br />

wahrer Blickfang! Der Landschaftsgarten entzückt mit traditioneller<br />

japanischer Gartenkunst und ab Mitte November mit rotgelb<br />

leuchtendem <strong>Herbst</strong>laub. Abends sorgen die beleuchteten<br />

Bäume für stimmungsvolle Momente.<br />

Foto: teamLab Planets TOKYO © teamLab<br />

Foto:<br />

Foto: TCVB<br />

HOCH HINAUS!<br />

ES GRÜNT SO GRÜN!<br />

Shibuya Scramble Square<br />

Shibuya ist Symbol der Dynamik Tokyos. Dorthin zieht es die<br />

modebewusste Jugend in angesagte Kaufhäuser, Bars und Cafés,<br />

verteilt auf zahlreiche Gassen, die sich wie ein Spinnennetz<br />

durchziehen – und Shibuya ist noch lange nicht fertig. Die Menschenmassen,<br />

die die berühmte Shibuya-Kreuzung überqueren,<br />

sind seltsam geordnet, doch von oben betrachtet erscheinen sie<br />

wie Ameisen – auf der Aussichtsplattform des 230 Meter hohen<br />

Shibuya Scramble Square, teilweise nur mit einer schulterhohen<br />

Glasbrüstung gesichert, eröffnen sich neue Perspektiven der<br />

Metropole.<br />

Japanische<br />

Haute Cuisine<br />

Es ist nicht alles nur Sushi: Was die meisten<br />

Reisenden an Japan begeistert, ist die vielfältige<br />

japanische Küche! Die Crème de la Crème<br />

des »Washoku« ist Kaiseki – ein traditionelles<br />

mehrgängiges Menü, bestehend aus vielen<br />

kleinen Speisen, die so elegant angerichtet<br />

werden, dass es schon an Kunst grenzt. Die<br />

ultimativ japanische Erfahrung eines Kaiseki-Menüs<br />

sollten sich Gourmets nicht entgehen<br />

lassen. Im Tokyoter 3-Sterne-Restaurant<br />

Ryugin genießt man erstklassige Kochkunst<br />

mit Auge und Mund!<br />

Kaiseki<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

17


events<br />

Wollt ihr was erleben? Unsere drei Event-Tipps sind eine Reise wert.<br />

MEISTER DES LICHTS, WATTENS.<br />

Wenn man inmitten einer Lichtinstallation steht und den Mund vor lauter Staunen nicht<br />

mehr zubekommt, dann ist dies mit großer Wahrscheinlichkeit ein Werk des amerikanischen<br />

Künstlers James Turrell. Wie kaum ein anderer versteht er es mit seinen Lichtinstallationen<br />

sämtliche Gesetze der Wahrnehmung auszuhebeln und architektonische<br />

Gegebenheiten beinahe vollkommen aufzulösen. Seit diesem Jahr können Besucher der<br />

Swarovski Kristallwelten im österreichischen Wattens eine seiner berühmten Installationen<br />

bewundern: »Umbra, <strong>2022</strong>« – eine begehbare Installation aus Licht und Farben, die<br />

auf alle Sinne wirkt. Berührend schön! www.kristallwelten.swarovski.com<br />

Fotos: Swarovski Kristallwelten/Florian Holzherr, Radule Perisic/Shutterstock.com, Jean-Michel Basquiat La Hara/1981<br />

Acryl und Ölkreide auf Holz Courtesy of Arora Collection<br />

MEISTERIN DES JAZZ, DRESDEN..<br />

Es ist das längste Jazzfestival<br />

Deutschlands und beeindruckt<br />

mit seiner Vielfalt: Die Jazztage<br />

Dresden zeigen rund 80<br />

Konzerte von 500 Künstlern<br />

aus 30 Nationen an 23 Spielstätten<br />

und werden alljährlich<br />

von knapp 40.000 Menschen<br />

besucht. Höhepunkte in diesem<br />

Jahr sind die Konzerte von<br />

Jazzikonen wie dem Amerikaner<br />

Gregory Porter oder der<br />

niederländischen Saxophonistin<br />

Candy Dulfer. Noch bis zum<br />

19. November <strong>2022</strong>.<br />

www.jazztage-dresden.de<br />

MEISTER DES STRICHS, WIEN.<br />

Mit seinen symbolträchtigen,<br />

komplexen und oft<br />

emotional aufgeladenen<br />

Kunstwerken verändert<br />

Jean-Michel Basquiat seit<br />

den 1980er-Jahren die<br />

Kunstwelt. Symbolträchtig<br />

sind seine Bilder, die sich mit<br />

politische Themen auseinandersetzen,<br />

Rassismus und<br />

soziale Ungerechtigkeiten<br />

sowie den Konsumkapitalismus<br />

kritisieren. Seine Bilder<br />

sind inspiriert von Street-Art,<br />

Cartoons, Kinderzeichnungen<br />

und Werbung. Rund<br />

80 seiner Hauptwerke aus<br />

renommierten öffentlichen<br />

und privaten Sammlungen<br />

werden nun im Albertina<br />

Museum Wien gezeigt. Ausstellung<br />

»Of Symbols and<br />

Signs«, vom 9. September<br />

<strong>2022</strong> bis 8. Januar 2023,<br />

www.albertina.at<br />

18<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


da wollen wir hin<br />

Fotos: www.JuliusHirtzberger.com (2)<br />

BEAUSITE Zermatt, Schweiz<br />

Der Name des Hotels verspricht viel und hält selbstverständlich, was er verspricht. Das Beausite<br />

Zermatt inspiriert seine Gäste, die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Im stylischen Spa<br />

lässt sich prima Ruhe finden, um ein gutes Buch zu lesen. Umwerfend ist auch der Blick auf das<br />

Matterhorn vom wohlig warmen Infintiy Pool. Manchmal reicht es auch schon als Inspiration, im<br />

Boutiquehotel umherzuschlendern und das lebensfrohe Design zu bewundern. Schweizer Alpentradition<br />

trifft auf britische Akzente – urgemütlich und doch modern. Die tägliche Herausforderung?<br />

Das bequeme Bett und das gemütliche Zimmer mit Blick auf die Bergwelt zu verlassen.<br />

Doch es lohnt sich, den 67 wirklich sehr schicken und außergewöhnlich eingerichteten Zimmern<br />

und Suiten zumindest für kurze alpine Abenteuer den Rücken zuzukehren. Es muss auch nicht weit<br />

sein. Es reicht der Gang in eines der beiden Restaurants, wo der Gaumen sich auf eine kulinarische<br />

Reise aus Grill- sowie saisonalen und regionalen Spezialitäten begibt. Sollte man sich doch für ein<br />

Bergabenteuer begeistern können, ist man am Nachmittag heilfroh, wieder in den stylischen Rückzugsort<br />

zurückzukehren. Man hat ihn nämlich schon vermisst. Wer seine Energiereserven wieder<br />

komplett aufladen möchte, ist im Beausite genau richtig. DZ ab € 340 die Nacht für zwei Personen,<br />

www.beausitezermatt.ch/de<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

19


ARTIST<br />

IN THE RESIDENCE<br />

Kurz bevor die Alive-Tour des Stargeigers David Garrett im September in<br />

Deutschland und der Schweiz so richtig startet, ruht er sich noch einmal<br />

aus. Stilvoll natürlich. Er hat sich dafür das Traumresort The Residence<br />

Maldives at Dhigurah ausgesucht. Der perfekte Ort, um Energie zu tanken<br />

und per Zoom mit unserer Chefredakteurin Jenny Latuperisa-Andresen<br />

über das Reisen zu plaudern.<br />

Zoom springt an, und David Garrett sitzt ganz entspannt am Schreibtisch<br />

einer Over-Water-Villa im paradiesischen The Residence Maldives<br />

at Dhigurah. Ob das jetzt sein Urlaubsgemach ist, will ich wissen.<br />

»Nein, ich bin eher der Strandtyp. Ich möchte den Sand zwischen den Zehen<br />

spüren. Nach dem Kaffee geht es für mich direkt raus an den Beach.<br />

Das ist das Tollste.«<br />

Ob das die Ruhe vor dem Sturm ist, möchte ich wissen? Also, Kraft<br />

tanken vor der Tour?<br />

»Ich finde es schön, weil ich die nächsten zwei Monate konstant unterwegs<br />

sein werde, mir vorher eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich bin ja<br />

nicht nur in Deutschland und Europa unterwegs, sondern auch in Nordund<br />

Südamerika. Und nach der Tour geht es für mich gleich weiter mit<br />

der Promotion für mein neues Klassik-Album »Iconic«. Dementsprechend<br />

nutze ich die Zeit hier auf den Malediven auch, um mich vorzubereiten.<br />

Hier im The Residence genieße ich die Ruhe und lasse mich von der wunderschönen<br />

Umgebung inspirieren. Es regt hier geradezu zum Arbeiten<br />

an. Deswegen ist mir bei einem solchen Resort auch wichtig, dass es<br />

auch was zu tun gibt. Fürs Schnorcheln beispielsweise bin ich immer zu<br />

haben. Den Farbenreichtum der Tiere unter Wasser finde ich toll, das ist<br />

so einfach zauberhaft.«<br />

»Und wenn man so auf Tour ist, kann man da mithalten, wo man<br />

gerade ist, und das auch genießen?«<br />

»Ja, mir ist wichtig, dass ich einen Tag vorher bereits in der Stadt ankomme<br />

und etwas Zeit habe. Deswegen ist mir ein Hotel wichtig, das zentral<br />

liegt. Ich gucke mir die Hotels auch immer selbst aus - denn ich verbringe<br />

ja 150 Tage im Jahr im Hotelzimmer. Das muss sich also wie ein Zuhause<br />

anfühlen. Wichtig ist mir eine gute Location, dass ich zu Fuß schnell was<br />

erleben kann, was einatmen kann, und auch wenn ich nur subjektiv das<br />

Gefühl bekomme, dass ich die Stadt erlebt habe. Das The Residence<br />

Dhigurah – das übrigens mit einem Schwesterhotel mit einer Holzbrücke<br />

verbunden ist – erfüllt gerade die Tatsache, dass ich hier wirklich<br />

entspannen kann. Meine Mutter ist dabei und meine Freundin. Als ich vor<br />

acht Jahren das letzte Mal hier war, hab ich meiner Mutter versprochen,<br />

dass ich sie mitnehme, wenn ich mal wieder an diesen Ort hier reise. Und<br />

jetzt sind wir hier.«<br />

»Mal eine ungewöhnliche Reisefrage: Geigenliebhaber – wohin<br />

sollten die <strong>reisen</strong>?«<br />

»Cremona – jeder, der die Musik und diese Instrumente liebt, sollte einmal<br />

hierherkommen. Es ist einfach die Geburtsstätte des Instruments. Das ist<br />

ein Konglomerat der besten Geigenbauer in einem Ort. Dort gibt es ein<br />

tolles Museum, das ich jedem empfehlen kann. Abgesehen davon ist es<br />

eine tolle Stadt, und Italien ist ja immer eine Reise wert. Und da sind wir<br />

auch schon beim zweiten Ort, und das ist Venedig. Da gab es auch eine<br />

Hochkultur der Geigenbauer. Venedig ist die zweiteinflussreichste Stadt im<br />

Geigenbau. Wenn man dieses Instrument liebt, sind das die besten Orte.«<br />

»Und wohin bist du als Kind mit deiner Familie gereist?«<br />

»Holland. Meine Eltern haben uns immer in den Golf gesteckt und sind<br />

mit uns – also drei Kindern und zwei Geigen im Gepäck –<br />

von Aachen aus nach Veere in Zeeland gefahren.«<br />

Und wer die Musik von David Garrett mag, der sollte nicht nur sein<br />

Konzert besuchen, sondern auch dringend seine gelungene Autobiografi<br />

e »Wenn ihr wüsstet« lesen. Und sich schon mal auf sein neues<br />

Klassik-Album »Iconic« freuen.<br />

Fotos: The Residence Maldives at Dhigurah (2), David Garrett<br />

20 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


DAVID<br />

GARRETT<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

21


nachgelesen<br />

In Büchern zu stöbern, macht etwas mit der Seele. Es beruhigt,<br />

erweitert den Horizont und regt die Fantasie an. Um die Kultur<br />

eines Landes zu erfassen, gibt es wohl nichts Besseres, als<br />

eine Bibliothek zu besuchen, denn hier lagern jahrtausendealte<br />

Erinnerungen. Der neue Bildband »Büchertempel« versammelt die<br />

beeindruckendsten und ungewöhnlichsten Bibliotheken der Welt.<br />

DIE SCHÖNSTEN<br />

BIBLIOTHEKEN<br />

DER WELT<br />

Wie es im Buche steht: In Burundi wird die Geschichte<br />

und Kultur des Landes von Generation zu<br />

Generation meist noch mündlich weitergegeben.<br />

Damit auch gehörlose Kinder eine Chance bekommen,<br />

am Erbe ihrer Kultur teilzuhaben, und ihnen<br />

Bildung ermöglicht wird, gibt es die Bibliothek<br />

von Muyinga in luftiger Lehmziegelbauweise einer<br />

Integrationsschule. Hier schmökern hörende und<br />

gehörlose Kinder in netzartigen, versetzt angeordneten<br />

Hängematten in Büchern. Flache Stufen<br />

dienen als kindgerechte Bücherregale – Bildung<br />

auf Augenhöhe.<br />

Meterhoch dagegen recken sich die Bücherregale<br />

der Cuypersbibliothek der lichtdurchfluteten<br />

Kuppel entgegen. Die Bibliothek des niederländischen<br />

Rijksmuseums ist ein Kunstwerk für sich. So<br />

können Besucher noch tiefer in die Geschichte der<br />

Kunstwerke eintauchen. Es ist nicht nur die größte<br />

Sammlung kunstgeschichtlicher Schriften in den<br />

Niederlanden, sondern auch architektonisch<br />

spannend. Denn der Erbauer Cuypers wollte eine<br />

Museumsbibliothek konstruieren, die noch größer<br />

scheint, als sie tatsächlich ist. Das hat er mit Säulen<br />

erreicht, die nach oben hin schmaler werden<br />

und den Raum viel höher erscheinen lassen.<br />

Auf 300 Seiten zeigt der Bildband »Büchertempel«<br />

nicht nur, wie beeindruckend schön, außergewöhnlich<br />

und ambitioniert Bibliotheken rund um<br />

den Globus sind, sondern hebt auch deren Geschichte,<br />

die besondere Architektur und die sich<br />

wandelnden Aufgaben dieser Wissenstempel hervor<br />

– von barocken Palästen über Lehmbauten bis<br />

hin zu futuristischen Privatbibliotheken. Wie der<br />

Class of 1945 Library, eine besonders lernfreundliche<br />

und inspirierende Bibliothek für Schülerinnen<br />

und Schüler einer privaten Highschool, die sich je<br />

nach Perspektive verändert – von offenherzig bis<br />

geheimnisvoll strukturiert und mit der Vorstellungskraft<br />

ihrer Besucher spielt.<br />

Zudem verrät der Bildband das ein oder andere<br />

Bibliotheksgeheimnis, beispielsweise, dass die<br />

Universitätsbibliothek von Oxford ihre Sammlung<br />

stolz um fünf Regal-Kilometer pro Jahr erweitert.<br />

Ein textlich spannender, mit vielen wunderschönen<br />

Ansichten versehener Bildband, den jeder<br />

Bücherliebhaber im Regal stehen haben sollte.<br />

Fotos: PhotoBCarchitectsandstudies/Buechertempel/gestalten2021, ReinhardGoerner/Buechertempel/gestalten202<br />

Büchertempel. Die schönsten<br />

Bibliotheken aus aller Welt.<br />

Eine Ode an das Lesen.<br />

gestalten Verlag, 304 Seiten,<br />

€ 49,90<br />

22 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


VORFREUDE<br />

Als Guns n’ Roses ihren Song »Welcome to the Jungle« erdachten,<br />

haben sie sicher nicht an diese Form des Dschungels gedacht.<br />

Natürlich schön, aber gleichzeitig auch so reizvoll luxuriös.<br />

Die Welt ist so faszinierend. Lass sie uns entdecken.<br />

GANZ LOCO AUF COCO<br />

Hier in Costa Rica kann man sich einnisten. Im wahrsten Sinne des<br />

Wortes, denn die kunstvollen Villen sehen aus wie Eier, die mitten im<br />

Dschungelnest liegen. Schön hat man es hier, und gleichzeitig spürt<br />

man den Rhythmus des Dschungels und den sanften Atem der<br />

unberührten Natur. Hier stellt sich dem endlosen Blick ins satte<br />

Grün nichts in den Weg. Der Dschungel wird hier nicht nur zur<br />

Urlaubskulisse, sondern auch Teil der Freizeitgestaltung.<br />

www.artvillas.com/villa/coco/<br />

Text: Jennifer Latuperisa-Andresen; Foto: Woody Kelly<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

23


DIE SCHÄDEL DER TRUNYAN<br />

Das indonesische Volk von Trunyan praktiziert Bräuche, die nirgendwo<br />

sonst auf Bali zu finden sind. Dazu gehört auch ihr Umgang mit den<br />

Toten. Diese werden in der trunyanischen Gesellschaft einfach auf den<br />

Boden gelegt, mit einem Tuch und einem Bambuskäfig bedeckt und der<br />

Verwesung überlassen. Der uralte Banyanbaums (taru menyan, wörtlich<br />

»gut riechender Baum«) verströmt einen Duft, der den Geruch der<br />

Verwesung neutralisiert. Wenn nur noch Knochen vorhanden sind, wird<br />

der Schädel auf einen treppenförmigen Steinaltar gelegt, der sich 500<br />

Meter nördlich des Banjar Kuban befindet. Das ist ein besonderer Ort,<br />

der nur mit dem Boot zu erreichen ist.<br />

24<br />

herbst <strong>2022</strong>


VORFREUDE | Bali<br />

Fotos: Cristian Grecu<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

25


VORFREUDE | Indien<br />

26<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


DAS WAHRE DSCHUNGELBUCH<br />

Im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh kann man tief in die Welt, oder sollten wir besser sagen, in<br />

den Wald des »Dschungelbuchs« eintauchen. Wo Rudyard Kipling seine berühmten Erzählungen ansiedelte,<br />

laufen auch heute noch die Tiger frei herum. Aber nicht nur die. Auch anderen großen Tieren kann man hier<br />

begegnen. Dem Lippenbär beispielsweise. Nur Mowgli sucht man vergebens.<br />

Foto: Sandeep Yadav<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

27


nachgefragt<br />

An welchen Ort könntest du<br />

immer wieder <strong>reisen</strong>?<br />

Jan Malte Andresen, Audio-Chef<br />

Neufundland<br />

»Die kanadische Insel hat mein Herz damit<br />

erobert, dass ich dort an der Küste hocken kann,<br />

einsam und allein und an mir ein Eisberg vorbeizieht.<br />

Einfach so. Oder ein Wal auftaucht, um mal<br />

kurz hallo zu sagen! Neufundland ist eine Wucht!<br />

So schön, dass ich mir dort am liebsten ein Haus<br />

gekauft hätte.«<br />

Linda Ruckes, Redakteurin<br />

Sizilien<br />

»Streetfood und Straßenkunst in Palermo, eine<br />

erfrischende Abkühlung in Cefalú, barockes<br />

Sightseeing im Val di Noto und ein spritziger<br />

Aperitivo in Catania: Die Liste meiner Lieblingsbeschäftigungen<br />

auf Sizilien ist lang – und ich habe<br />

sie noch längst nicht abgearbeitet. Ein Grund,<br />

immer wiederzukehren – nach bella Sicilia.«<br />

Emile Nkwetchou, Praktikant<br />

Bretagne<br />

»Meine erste Assoziation mit einem Sommerurlaub<br />

in der Bretagne ist der Geruch des<br />

Meeres und das Rauschen der Wellen. Wenn<br />

ich morgens dort ein noch warmes Croissant in<br />

meinen Café au Lait tunke, ist mein Urlaubsglück<br />

perfekt. Ach, wenn ich nur daran denke, möchte<br />

ich nun am liebsten wieder die Koffer packen.«<br />

Fotos: Privat (3), Ruth Troughton, Jeroen Mikkers/Shutterstock.com, Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Neufundland<br />

Sizilien<br />

Bretagne<br />

28<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong>


ZIELGENAU<br />

Inspector Clouseau<br />

GESICHTET<br />

Der rosarote Panther ist reine Fiktion, doch den rosaroten Mantarochen gibt es wirklich. Gesichtet<br />

wurde der dreieinhalb Meter große männliche Riffmanta erstmals 2015 um Lady Elliott Island. Forscher<br />

tauften ihn Inspector Clouseau nach dem Pink-Panther-Helden. Seitdem lässt sich der einzige bekannte<br />

rosafarbene Mantarochen der Welt immer mal wieder rund um die südlichste Koralleninsel im Great<br />

Barrier Reef blicken. Überhaupt ist Lady Elliott Island für seinen Artenreichtum und eine große<br />

Mantarochen-Population bekannt. www.ladyelliot.com.au<br />

SCHWEISS-<br />

TREIBENDES<br />

ERLEBNIS<br />

In der Gondel zu schwitzen,<br />

ist erst einmal nichts Ungewöhnliches,<br />

wenn man, in<br />

Skiklamotten eingepackt, hinauf<br />

auf den Berg fährt. Doch<br />

in der holzvertäfelten Gondel<br />

in Lappland ist Schwitzen<br />

ausdrücklich erwünscht. Die<br />

weltweit einzige Saunagondel<br />

hat Platz für vier Gäste,<br />

denen auf der 20-minütigen<br />

Fahrt bis hinauf auf 719<br />

Höhenmeter zum Gipfel des<br />

Yllästunturi ordentlich eingeheizt<br />

wird. Mit Glück lassen<br />

sich je nach Jahreszeit und<br />

Wetter während der Fahrt<br />

sogar Polarlichter bestaunen.<br />

www.yllas.fi/de<br />

Fotos: Tourism and Events Queensland, Ben Canty, Eetu Leikas, SBM<br />

Winston Churchill ließ<br />

sich im größten Weinkeller<br />

der Welt einen Armagnac<br />

schmecken und Fürstin<br />

Gracia Patricia feierte dort<br />

mit Fürst Rainier ihren 20.<br />

Hochzeitstag. Den Weinkeller<br />

der Superlative findet man<br />

im legendären Hôtel de Paris<br />

Monte-Carlo. In den dunklen<br />

Gängen und hohen Regalen<br />

schlummern über 350.000<br />

Weinflaschen auf einer Fläche<br />

von über 1.500 Quadratmetern.<br />

Die ältesten Weine<br />

stammen aus den frühen<br />

1800er-Jahren. Doch besuchen<br />

dürfen ihn Normalsterbliche<br />

leider nicht. Nur für<br />

prominente Winzer oder eben<br />

hochkarätige Gäste wird eine<br />

Ausnahme gemacht.<br />

www.montecarlosbm.com<br />

Im Dunklen ist gut trinken<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

29


NEW YORK | Hotels<br />

B text<br />

Sarah Magnusson<br />

TOP TEN<br />

ISLAND<br />

Überbrückungshilfe: Im Nationalpark<br />

Thingvellir wandert man zwischen zwei<br />

Welten. Hier treffen die europäische<br />

und die amerikanische Erdplatte aufeinander,<br />

die jedes Jahr um circa drei<br />

Zentimeter weiter auseinander driften.<br />

30


ZIELGENAU | Island<br />

9<br />

7<br />

6<br />

8<br />

10<br />

Reykjavík<br />

2<br />

1<br />

4<br />

5<br />

3<br />

SARAH MAGNUSSON (43) IST TOCHTER EINER ISLÄNDERIN<br />

UND EINES DEUTSCHEN. ALS KIND IST SIE IN ISLAND ZUR SCHULE GEGANGEN.<br />

HEUTE LEBT SIE IN KÖLN, REIST ABER IMMER WIEDER IN IHRE ZWEITE HEIMAT –<br />

ZULETZT BEIM ERSTEN AUSBRUCH DES VULKANS FAGRADALSFJALL IM AUGUST<br />

2021. IHRE LIEBSTE REISEZEIT IST IM JUNI, WENN DIE NÄCHTE HELL BLEIBEN. ALS<br />

DIE ISLÄNDER BEI DER FUSSBALL-EM 2016 DIE HERZEN EUROPAS EROBERTEN,<br />

MACHTE SIE DEN STAMMBAUM-TEST, IN ISLAND SEHR UNKOMPLIZIERT ÜBER EINE<br />

DATENBANK MÖGLICH: SIE WAR MIT SÄMTLICHEN FUSSBALLSPIELERN DER<br />

ISLÄNDISCHEN NATIONALMANNSCHAFT VERWANDT. HIER SCHREIBT<br />

SIE ÜBER IHRE LIEBLINGSORTE.<br />

1 Wandern im Nationalpark Thingvellir<br />

Der Nationalpark Thingvellir ist für viele Island-<br />

Besucher nur einer von drei Stopps, wenn sie<br />

die sogenannte »Golden Circle«-Tour inklusive<br />

Geysir und Gullfoss-Wasserfall als Tagestrip von<br />

Reykjavik aus absolvieren. Ein Skandal! Nein,<br />

es reicht nicht, einmal genau zwischen der europäischen<br />

und der amerikanischen Erdplatte zu<br />

stehen und dann wieder sofort zum Auto oder Bus<br />

zurückzulaufen. Der geschichtsträchtige Nationalpark,<br />

in dem die Isländer das Parlament erfunden haben,<br />

ist riesig und will in langen, wunderschönen Spaziergängen<br />

erkundet werden. Auf dem Weg zurück nach Reykjavik<br />

unbedingt Halt machen im »Fontana Spa«. Wer sich dort in die<br />

Dampfbäder setzt, kann die darunter liegenden heißen Quellen<br />

laut blubbern hören – Abkühlung verschafft der um die vier Grad<br />

kalte See Laugarvatn.<br />

2 Tauchparadies<br />

Wer tauchen liebt und ziemlich kaltes Wasser<br />

nicht scheut, hat in Island mindestens<br />

zwei atemberaubende Anlaufstationen:<br />

den Nationalpark Thingvellir oder den See<br />

Kleifarvatn, nur eine gute halbe Stunde<br />

Fahrtzeit von Reykjavik entfernt. Man kann<br />

in dem acht Kilometer großen See zu heißen<br />

Unterwasserquellen tauchen – natürlich<br />

nicht auf eigene Faust! Aber auch zum Spazieren<br />

und Fotografieren ist der See mit den ihn<br />

umgebenden bizarren Lavaformationen ein Erlebnis.<br />

Und zudem bestens geeignet, wenn man nur noch Zeit für<br />

einen Halbtagestrip auf der Insel übrig hat. Das Heißquellengebiet<br />

Krýsuvík ganz in der Nähe bietet neben höllischem Eiergestank<br />

faszinierend blubbernde Schlammlöcher und kochendes<br />

Wasser in der Erde.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

31


3 Wasserfall-Wanderung am Skógafoss<br />

Die Ringstraße 1, die von Reykjavik in den Süden Islands führt, ist<br />

geradezu gepflastert mit Wasserfällen am Wegesrand, gerne umzingelt<br />

von Hunderten Autos auf den Besucher-Parkplätzen davor. Aber<br />

auch im sehr touristischen Süden Islands ist es wie an so vielen Orten<br />

auf der Insel: Wer nicht nur vor den Attraktionen stehen bleibt, sondern<br />

nur ein paar Schritte weitergeht, hat die Erhabenheit der Natur<br />

praktisch für sich allein. Eine der schönsten Wandermöglichkeiten im<br />

Süden: Wer die hohe Treppe neben dem Skógafoss-Wasserfall auf sich<br />

nimmt, kann von dort mit nur leichter Steigung eine ganze Reihe weiterer<br />

wunderschöner Wasserfälle erwandern. Das lohnt sich sogar für<br />

nur eine Wanderstunde, etwas mehr Zeit ist natürlich noch besser.<br />

4 Der blaueste Wasserfall Islands<br />

Fifty Shades of Wasser hat Island zu bieten, mindestens. Graues Gletscherwasser,<br />

grüne Seen, dunkles Meer – und einen Wasserfall, der als<br />

der blaueste von ganz Island gilt. Der Brúarfoss (Brücken-Wasserfall)<br />

ist aber nicht nur wegen seiner Farbe eine Entdeckung wert: Isländer,<br />

die stets versuchen, den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen,<br />

schätzen ihn, weil er erwandert werden muss. Obwohl der Parkplatz,<br />

von dem die Wanderung aus beginnt, nicht weit von dem fast immer<br />

völlig überlaufenen Geysir im »Golden Circle« zu finden ist, hat man<br />

diesen Wasserfall oft für sich allein. Man passiert zwei weitere Wasserfälle<br />

auf der 3,5 Kilometer langen, unbeschwerlichen Wanderung,<br />

bis endlich die Brücke auftaucht, die dem dahinter auftauchenden Naturwunder<br />

seinen Namen gegeben hat.<br />

5 Vulkaninsel Vestmannaeyjar<br />

Man stelle sich vor, man bewohnt eine kleine Insel, auf der nachts<br />

plötzlich ein Vulkan ausbricht: Ist genauso passiert im Jahr 1973 auf<br />

Vestmannaeyjar im Süden Islands. Die Bewohner hatten Glück: Weil<br />

wegen rauer See ungewohnt viele Fischerboote nachts im Hafen lagen,<br />

ging die Evakuierung schnell. Ein Mensch starb jedoch. Mit Löschbooten<br />

verhinderten die Isländer in einem mehrwöchigen Kampf nur<br />

knapp, dass der ins Meer laufende Lavastrom den Hafen nicht einschloss.<br />

Das hätte die Insel unbewohnbar gemacht. Noch heute liegen<br />

Häuser auf der Insel halb unter Lava begraben, das allein ist schon<br />

die Reise dorthin wert. Wer in Ruhe ein paar Runden auf einem der<br />

nördlichsten Golfplätze der Welt spielen oder das Vulkanmuseum besuchen<br />

möchte, sollte eine Übernachtung einplanen. Aber auch ein<br />

Tagestrip auf die Insel – morgens mit der Fähre hin und abends zurück<br />

– lohnt sich sehr. Empfehlung: Nicht nur den Vulkan, auf Isländisch<br />

Feuerberg, besteigen für eine fantastische Aussicht, sondern auch<br />

noch einen Bootstrip rund um die vielen Felsen der Insel buchen. Dort<br />

gibt es nicht nur Papageientaucher und andere faszinierende Wasservögel,<br />

sondern auch einen riesigen steinernen Elefanten zu entdecken.<br />

Von oben herab: Die schroffe Vulkaninsel Vestmannaeyjar<br />

ist schon von Weitem eine Augenweide.<br />

32<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


ZIELGENAU | Island<br />

Brauchtum: Ich hol dir die Kastanie aus dem Feuer!<br />

Im <strong>Herbst</strong> dreht sich in Südtirol alles um »Keschtnriggl« und »Törggelen«.<br />

Keine Sorge, man braucht die beiden Wörter nicht fehlerfrei aussprechen,<br />

um dabei sein zu können. Kurz und knapp bedeuten sie: Mitfeiern und mitessen!<br />

Dabei kann man sich ganz auf seinen Geruchssinn verlassen, denn<br />

der Duft nach gerösteten Kastanien weist einen den Weg und führt in die<br />

Region Lana. Folgt man der Duftspur weiter landet man in den Dörfern<br />

Völlan, Tisens und Prissian. Dort heißt es: Mitfeiern! Beim so genannten<br />

»Keschtnriggl« dreht sich mehrere Wochen lang alles um die Kastanie, die<br />

jahrhundertelang Grundnahrungsmittel in Südtirol war und heute eine Spezialität<br />

ist. Was wiederrum zum »Törggelen« führt. Von Anfang Oktober bis<br />

Mitte November ist in Lana Törggele-Zeit. Bei dieser Südtiroler Tradition<br />

sind urige Buschenschankbetriebe und Keller hochfrequentierte Ziele, in<br />

denen Speck, Schlutzkrapfen und üppige Schlachtplatten zusammen mit<br />

neuem Wein – dem Sußer – den Gaumen erfreuen. Über offenem Feuer<br />

gebratene Kastanien, die in einer typischen gelochten Eisenpfanne unter<br />

kontinuierlichem Rütteln zubereitet werden, sind der schmackhafte Abschluss<br />

jeder geselligen Törggele-Runde. Eben gerüttelt, nicht gerührt!<br />

Gute Adressen zum »Törggelen« in Lana? Der Brandis- und Pfefferlechnerkeller,<br />

der Glögglkeller, das Rebmanngut und der Ausserhof.<br />

merano-suedtirol.it/de/keschtnriggl.html<br />

merano-suedtirol.it/de/region-lana/essen-trinken/suedtiroler-kueche/<br />

toerggelen.html<br />

Ein besonderer Fall: Welcher der vielen Wasserfälle ist der schönste? Der Skóga- und der Brúarfoss sind im Schönheitswettbewerb<br />

jedenfalls ganz vorne dabei.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

33


Wa(h)lliebe: Auf Waltour in Húsavík oder in der märchenhaften Schlucht Ásbyrgi – egal, welche Wahl man trifft, Wow-Momente warten überall.<br />

34<br />

sommer <strong>2022</strong>


ZIELGENAU | Island<br />

6 Whale Watching in Húsavík<br />

Húsavík ist eindeutig der beste Ort in Island, um Wale zu beobachten.<br />

Und ohne Walerlebnis sollte man die Insel tunlichst nicht verlassen.<br />

Sehr zu empfehlen: die teurere Speedboat-Variante, denn damit<br />

kommt man den aus dem Wasser ragenden Walflossen sehr nah. Wer<br />

Húsavík besuchen will, sollte vorher den zugegeben etwas albernen<br />

Hollywood-Film »Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga« gesehen<br />

haben, der die ESC-Leidenschaft der Isländer aufs Korn nimmt:<br />

Húsavík spielt darin eine zentrale Rolle und ist seitdem zum Pilgerort<br />

für ESC-Fans geworden. Nach der Waltour lohnt sich eine Hummersuppe<br />

in einem der gemütlichen Restaurants am Hafen oder aber<br />

das beeindruckende Thermalbad »Geosea«, das bei den Isländern als<br />

schönstes im Norden gilt. Wer nicht in Húsavík übernachten will: Die<br />

kleine Luxus-Ferienhaus-Siedlung »Svartaborg« liegt nur 30 Kilometer<br />

weit entfernt. Jedes Häuschen ist mit einem Hot Pot auf der Veranda<br />

ausgestattet, in wolkenfreien Nächten schaut man hoch in einen der<br />

unglaublichsten Sternenhimmel. www.svartaborg.com<br />

7 Schwimmbad in Hofsós<br />

Ob in Hot Pots, Pools, warmen Quellen oder heißen Flüssen: In keinem<br />

Land der Welt ist Baden im Freien so fantastisch möglich, gemütlich,<br />

abwechslungsreich und abenteuerlich wie in Island. Ein tägliches<br />

Muss. Die Touristen-Badewanne »Blaue Lagune« meiden Isländer<br />

wie der Teufel das Weihwasser, doch in allen anderen heißen Töpfen<br />

treffen sie sich am liebsten stundenlang, um hingebungsvoll über das<br />

Wetter und andere inselbewegende Nachrichten zu philosophieren.<br />

Das spektakulärste Freibad der Insel versteckt sich im unspektakulären<br />

Örtchen Hofsós im Nordwesten. Die 172 Einwohner sind mächtig<br />

stolz auf ihr in den Hang gebautes Becken, das einen herrlichen Blick<br />

auf den in der Sonne glitzernden Fjord bietet. Eine reiche Einwohnerin<br />

hat ihrem Dorf den Quasi-Infinity-Pool mit Walaussichtschancen<br />

gespendet. Die einzige weitere Attraktion, eine alte Kirche, steht<br />

praktischerweise gleich gegenüber. In den zwei heißen Töpfen neben<br />

dem großen Becken finden sich nach Feierabend Einheimische dicht<br />

an dicht neben Touristen – ideal, um ins Gespräch zu kommen.<br />

www.sundlaugar.is/sundlaugar/hofsos/<br />

8 Elfen begegnen in der Schlucht Ásbyrgi<br />

Die Schlucht Ásbyrgi im Norden Islands haben viele Touristen nicht<br />

auf dem Schirm. Für Isländer gilt sie als ein magischer Ort, was – natürlich<br />

– auch bedeutet, dass Elfen und Götter im Spiel sind. Die Form<br />

der Schlucht ist hufeisenförmig, Saga-Island hat dazu die passende<br />

Geschichte geschmiedet: Das achtbeinige Pferd Sleipnir des Gottes<br />

Odin soll hier einen seiner Hufe in die Erde gebohrt haben. Außerdem<br />

gilt Ásbyrgi offiziell als Elfenhauptstadt Islands. Wer zu dem wie<br />

verzaubert wirkenden See unterhalb der Schlucht spaziert, kann die<br />

Popularität dieses Orts beim verborgenen Volk sofort verstehen. Hier<br />

ist die Ruhe geradezu erfunden worden.<br />

Halt mal kurz an!<br />

Denn ein Bad am<br />

Tag in den zahlreichen<br />

Hot Pots,<br />

Pools oder warmen<br />

Quellen ist Pflicht.<br />

Oder wie hier im<br />

Schwimmbad in<br />

Hosfós, von dem<br />

aus man mit Glück<br />

sogar Wale sichtet.<br />

von Österreich nach<br />

Italien.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

35


ZIELGENAU | Island<br />

9 Papageientaucher-Paradies<br />

Die Insel Drangey ist nichts für Höhenängstliche: Aber wer sich die<br />

steilere Aufstiegspassage über eine Leiter auf das Plateau der Insel<br />

zutraut, kann anschließend mit diversen Mitgliedern der größten Papageientaucher-Brutkolonie<br />

Islands Bekanntschaft machen. So nahe<br />

kommt man den hübschen kleinen Vögeln, die die Insel mit Gängen<br />

unterhöhlt haben, und ihren Partnern, denen sie beneidenswert treu<br />

sind, nirgends. Das kleine Boot vom Festland auf die Insel wird von<br />

Viggo Jonsson und seinem Sohn Helgi Rafn gesteuert. Der kleine Familienbetrieb<br />

bringt Besucher von Mai bis September auf die schroffe<br />

Vogelinsel, darunter auch etliche Hollywood-Stars. Bei der einstündigen<br />

Tour auf der Insel erzählt Helgi Rafn neben vielen weiteren unterhaltsamen<br />

Geschichten auch die Saga von Grettir dem Starken, der als<br />

Outlaw auf der Insel Zuflucht suchte. Auf dem Campingplatz Reykir,<br />

wo das Boot ablegt, stehen zwei in den Boden gehauene Hot Pots, in<br />

denen sich schon Grettir nach seinen Trips durch den eiskalten Fjord<br />

aufgewärmt haben soll. Ein perfekter Abschluss nach der Tour.<br />

www.drangey.net<br />

Fotos: Visit North Iceland (2), Alex He, Privat, Ragnar Th Sigurdsson, Haukur Snorrason, Alekpodrez/Shutterstock.com, Páll Jökull Pétersson, Remizov/Shutterstock.com, Rob<br />

Cranbdall/Shutterstock.com, Glen Hooper, Vivek Kumar, Images Courtysey of Vök Baths<br />

36<br />

herbst <strong>2022</strong>


10 Dorf am Ende der Welt<br />

Wer schon mal gefragt hat, wo sich das Dorf am Ende der Welt eigentlich befindet, der sollte doch mal nach Seyðisfjörður fahren. Um zu<br />

diesem Bilderbuch-Fischer-Örtchen zu gelangen, muss man entweder mehrere Tage mit der Autofähre von Dänemark oder von den Faröer-Inseln<br />

über den Ozean schippern oder mit dem Auto von Egilsstaðir, der größten Stadt im Westen, über einen sehr hohen Pass dorthin<br />

gelangen. (Bitte oben einmal aussteigen, die Aussicht ist spektakulär.) Die isländische Fernsehserie »Trapped« aus dem Jahr 2015 soll in<br />

Seyðisfjörður spielen – wirkt im dunklen Winter aber alles andere als einladend. Im Sommer sind die bunt angemalten Häuser, Cafés und<br />

Straßen mindestens einen Kurzbesuch, wenn nicht sogar eine Übernachtung wert. Und wenn man es schon in den Westen Islands geschafft<br />

haben, den viele Touristen wegen vermeintlich mangelnder Attraktionen gar nicht erst ansteuern: Ein Abstecher zu den heißen Quellen<br />

»Vök Baths« in Egilsstaðir, wo die heißen Pötte mitten in einem Fluss liegen, lohnt sich unbedingt. Denn wie gesagt: Baden! Jeden Tag!<br />

37


Neueröffnung April <strong>2022</strong> –<br />

die chice Quellenhof<br />

See Lodge, Südtirol<br />

Sommer, Sonne & Relax<br />

Ihre SPA-HIDEAWAYS deluxe am wundervollen Gardasee oder in Südtirols traumhafter Bergwelt<br />

Quellenhof Luxury Resort Passeier, Südtirol<br />

Fotos: Quellenhof Luxury Resorts – zulupictures/F. Andergassen/A. Haiden<br />

38 herbst <strong>2022</strong>


ANZEIGE<br />

Sommerzeit ist Urlaubs-Zeit, nicht nur inmitten Südtirols Bergwelt,<br />

sondern auch am »Lago«, wie die Italiener liebevoll ihren See nennen.<br />

Es gibt nichts Schöneres, als nach einer ausgiebigen Wanderung in<br />

frischer Berg- oder Seeluft ins Hotel zurückzukehren und sich im<br />

Spa- & Wellnessbereich so richtig verwöhnen zu lassen.<br />

In Südtirol und in Lazise am wunderschönen Gardasee trifft man<br />

auf Fünf-Sterne-Luxus-Urlaub in mittlerweile dreifacher Ausgabe. Die<br />

Quellenhof Luxury Resorts vereinen in perfekter Harmonie Südtiroler<br />

Herzlichkeit und das typische italienische Lebensgefühl »la dolce vita«.<br />

Das Quellenhof Luxury Resort Passeier in Südtirol verfügt auf 10.500<br />

Quadratmeter²Spa-Bereich über insgesamt 23 Saunen, darunter die<br />

mehrfach preisgekrönte See-Event-Sauna mit Show-Aufgüssen. Um<br />

dem Alltag davonzuschwimmen, sorgt eine einzigartige Wasserlandschaft<br />

mit zwölf beheizten Indoor- und Outdoor-Pools und ein Acqua<br />

Family Parc für den notwendigen Badespaß. Absolutes Highlight ist<br />

mit Sicherheit der spacige Infinity-Pool komplett aus Glas – 2021 zum<br />

»Coolsten Pool 2021« gekürt.<br />

Auch im großzügigen Spa des Quellenhof Luxury Resort Lazise am<br />

Gardasee wird den Gästen auf 2.000 Quadratmeter Wellness & SPA<br />

vom Feinsten geboten. Um allen Ansprüchen gerecht zu werden, sind<br />

die Saunabereiche in »Adults-only«- und Familienbereiche getrennt.<br />

Vom ganzjährig beheizten Skypool (Adults-only-Bereich, 21Meter) aus<br />

hat man außerdem einen wundervollen Blick auf den Gardasee. Im<br />

Sportpool mit Indoor-Einstieg (ganzjährig beheizt), im Kinderbecken mit<br />

zwei Rutschen und im Naturbadesee mit direktem Zugang zur traumhaften<br />

Gartenanlage kann man an heißen Tagen Abkühlung finden.<br />

Gelungene Neueröffnung – Quellenhof See Lodge »adults only«<br />

Seit 7. April <strong>2022</strong> erwartet Dich in Südtirol die neue Quellenhof See<br />

Lodge, ein Wohlfühlort nur für Erwachsene (»adults only«, ab 14 Jahre).<br />

In perfekter Harmonie spiegelt sich im 4.500 Quadratmeter großen See<br />

eine atemberaubende alpine Kulisse, gepaart mit dem mediterranen<br />

Flair des neuen exklusiven Hauses. Modernes Design und hochwertige<br />

Materialien – Stein, Glasfassaden, dunkles Holz – bestimmen die Architektur<br />

des leicht maledivisch anmutenden Luxushotels.<br />

Neben einem exklusiven und vielfältigen Wellness- & Spa-Angebot,<br />

welches sowohl in Südtirol wie aber auch in Lazise seinesgleichen sucht,<br />

bestechen alle drei Resorts durch ihr ausgezeichnetes kulinarisches<br />

Angebot. Gleich drei Spezialitätenrestaurants – die »Gourmetstube<br />

1897«, das Sky Restaurant »Teppanyaki« (Japanisch) und das »underwater<br />

restaurant« (Edelfisch-Kreationen) bieten Kochkunst vom Feinsten!<br />

INFO<br />

Quellenhof Luxury Resorts<br />

Südtirol, Gardasee, www.quellenhof-resorts.it<br />

Quellenhof Luxury Resort Lazise, Gardasee<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

39


NEW ZIELGENAU YORK | Hotels Südtirol<br />

B text<br />

Ulrike Herder<br />

BEST OF<br />

SÜDTIROL<br />

DANN MAL LOS! DIE KOFFER SIND GEPACKT, UND WIR BEGEBEN UNS<br />

NACH SÜDTIROL – AUF DIE SUCHE NACH DEN SCHÖNSTEN TÄLERN,<br />

DEN HÖCHSTEN GIPFELN UND DEM ULTIMATIVEN GENUSS: UNSERE<br />

BESTENLISTE FÜR DIE NÖRDLICHSTE PROVINZ ITALIENS!<br />

A<br />

Ausgerechnet Südtirol? Gute Gründe, dort Urlaub zu machen:<br />

Alpine Tradition trifft auf mediterrane Lebensart. So<br />

lautet wohl das Geheimrezept, das Südtirol so begehrenswert<br />

bei Urlaubern macht. Die nördlichste Provinz Italiens<br />

verblüfft – mit Gipfelglück und unverwechselbaren Tälern,<br />

mit Städten wie dem entspannten Meran und dem wuseligen<br />

Bozen. Mit kühnen Bauten, die Architekten in die Landschaft<br />

gesetzt haben, inspiriert von der grandiosen Bergwelt. Und nicht zuletzt<br />

mit einer Regionalküche, die Tradition mit Experimentierfreude<br />

und neuen Impulsen mischt und geradewegs in den Genussolymp<br />

führt. Nur gut, dass man die gesammelten Kalorien sofort wieder abtrainiert:<br />

im Sommer beim Wandern und Radfahren und im Winter<br />

beim Skifahren und Skilanglauf. Sonnige Aussichten? Definitiv! Südtirol<br />

liegt eben auf der Sonnenseite der Alpen und ist rund ums Jahr<br />

besuchenswert – mit circa 300 Sonnentagen im Jahr. Die schlagen sich<br />

auch auf das Gemüt der rund 532.000 Einwohner (Stand 2019) nieder,<br />

die entspannter nicht sein könnten.<br />

40<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


FAKTEN<br />

auf den Tisch.<br />

Was hat Südtirol, was andere nicht haben?<br />

Südtirol<br />

ist Europas<br />

größtes zusammenhängendes<br />

Apfelanbaugebiet.<br />

Rund<br />

40.000.000<br />

Flaschen Wein<br />

werden jährlich<br />

produziert.<br />

Der Kalterer<br />

See ist der<br />

wärmste<br />

Badesee in<br />

den Alpen.<br />

Die Personenschwebeseilbahn<br />

von Bozen<br />

nach Kohlern<br />

von 1908 soll<br />

die älteste<br />

Seilbahn der<br />

Welt sein.<br />

Die älteste<br />

Gletschermumie<br />

der Welt, der<br />

Ötzi, kann im<br />

Archäologiemuseum<br />

in<br />

Bozen bestaunt<br />

werden.<br />

41


hopping<br />

Täler<br />

Ins Boot holen?<br />

Braucht man am<br />

Pragser Wildsee nun<br />

wirklich niemanden.<br />

In den märchenhaften<br />

Ort auf 1.500 Meter<br />

Höhe ist man schockverliebt<br />

und genießt<br />

ihn am besten<br />

gemächlich rudernd.<br />

42<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


ZIELGENAU | Südtirol<br />

Kastanie<br />

Brauchtum: Ich hol dir die Kastanie aus dem Feuer!<br />

Einmal hü und einmal hott: Tälerhopping<br />

Wo geht’s hier bergab? Die Täler in Südtirol sind unverwechselbar<br />

und alle atemberaubend schön. Kleine Entscheidungshilfe für die Talfahrt<br />

gefällig? Drei Täler für jeden Geschmack:<br />

Für Sportler: Villnösstal<br />

Wanderer, Mountainbiker, Kletterer sind hier in ihrem Element! Die<br />

unberührte Dolomitenlandschaft mit weiten Almwiesen, einsamen<br />

Hütten und einem grandiosen Bergpanorama, den Zacken der Geislerspitzen,<br />

ist prädestiniert dafür, sich sportlich so richtig auszutoben.<br />

Mit prominentem Vorbild, denn schließlich hat es Reinhold<br />

Messner einst schon vorgemacht. Der wohl bekannteste Südtiroler<br />

wurde hier, am Rande des rund 10.700 Hektar großen Naturparks<br />

Puez-Geisler, geboren. Und startete hier seine ersten Klettertouren.<br />

Zum Glück ist es idyllisch wie einst geblieben im Villnösstal: Keine<br />

Bergbahnen, keine großen Hotels und keine Durchgangsstraßen finden<br />

sich hier. Herrlich einsam! Eine schöne Tour startet an der Zenseralm,<br />

dann hinauf zum Zendleser Kofel auf 2.422 Meter.<br />

Im <strong>Herbst</strong> dreht sich in Südtirol alles um »Keschtnriggl« und »Törggelen«.<br />

Keine Sorge, man braucht die beiden Wörter nicht fehlerfrei auszusprechen,<br />

um dabei sein zu können. Kurz und knapp bedeuten sie: mitfeiern<br />

und mitessen! Dabei kann man sich ganz auf seinen Geruchssinn verlassen,<br />

denn der Duft nach gerösteten Kastanien weist einem den Weg und<br />

führt in die Region Lana. Folgt man der Duftspur weiter, landet man in den<br />

Dörfern Völlan, Tisens und Prissian. Dort heißt es: Mitfeiern! Beim sogenannten<br />

»Keschtnriggl« dreht sich mehrere Wochen lang alles um die<br />

Kastanie, die jahrhundertelang Grundnahrungsmittel in Südtirol war und<br />

heute eine Spezialität ist. Was wiederum zum »Törggelen« führt. Von Anfang<br />

Oktober bis Mitte November ist in Lana Törggele-Zeit. Bei dieser Südtiroler<br />

Tradition sind urige Buschenschankbetriebe und Keller hoch frequentierte<br />

Ziele, in denen Speck, Schlutzkrapfen und üppige Schlachtplatten<br />

zusammen mit neuem Wein – dem Sußer – den Gaumen erfreuen.<br />

Über offenem Feuer gebratene Kastanien, die in einer typischen gelochten<br />

Eisenpfanne unter kontinuierlichem Rütteln zubereitet werden, sind der<br />

schmackhafte Abschluss jeder geselligen Törggele-Runde. Eben gerüttelt,<br />

nicht gerührt! Gute Adressen zum »Törggelen« in Lana? Der Brandis- und<br />

Pfefferlechnerkeller, der Glögglkeller, das Rebmanngut und der Ausserhof.<br />

www.merano-suedtirol.it/de<br />

Für Familien: Antholzer Tal<br />

Lärchenwälder, Bergseen, Dreitausender – das ist das Antholzer Tal.<br />

Wichtigstes Mitbringsel im Sommer? Badesachen. Denn in diesem<br />

stillen, wilden Tal kann sich die ganze Familie hervorragend treiben<br />

lassen. Ein beherzter Sprung in den kühlen, türkisgrünen Antholzer<br />

See, ausgiebig plantschen und den Blick auf die Dolomiten und den<br />

Alpenhauptkamm genießen. Nach dem Sprung ins kühle Nass verspricht<br />

der Naturlehrpfad rund um den See für die ganze Familie einen<br />

guten Nachmittagsvertreib. Im Winter schnallt man sich die Kufen<br />

unter und dreht Pirouetten auf dem zugefrorenen Eis oder seine<br />

ersten wackeligen Runden. Überhaupt ist man zum Wintersport goldrichtig<br />

im Antholzer Tal, das vor allem bekannt für Skilanglauf und<br />

Biathlon ist, denn hier finden Weltcup-Rennen statt.<br />

Für Fotoknipser und Naturgenießer: Pragser Tal<br />

Schön, schöner, Pragser Tal: Im Herzen der Dolomiten zwischen den<br />

Gemeinden Welsberg und Niederdorf ist die Bergkulisse besonders<br />

atemberaubend. Vor allem am Pragser Wildsee im hinteren Teil des<br />

Tals könnte die Aussicht nicht idyllischer sein. Ein hölzernes Bootsverleihhäuschen,<br />

ein Steg ins blaue Wasser hinaus und dahinter der<br />

majestätische Gipfel des 2.810 Meter hohen Seekofels. Auf den Steg<br />

setzen und im Naturspektakel versinken!<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

43


ZIELGENAU | Südtirol<br />

Und täglich grüßt das<br />

Sie sind der heimliche Star der Bergwelt: die Murmeltiere.<br />

Nur zu gerne möchte man auf einer Wanderung eines<br />

der possierlichen Tierchen zu Gesicht bekommen.<br />

Da Murmeltiere weder schwitzen noch hecheln können<br />

und in den warmen Monaten bei der Mittagshitze immer<br />

Siesta halten, sind sie am besten in höheren Lagen<br />

und bei kühleren Tagestemperaturen anzutreffen. Ab<br />

Oktober bis April verkriechen sie sich aber in ihre Höhlen<br />

und halten ihren wohlverdienten Winterschlaf.<br />

berühmte<br />

Weggefährten<br />

Zwei Wanderungen, von leicht bis herausfordernd<br />

1. Sissi-Weg in Meran<br />

Dass die Kaiserin Sissi gerne hier urlaubte, versteht<br />

man sofort: Auf dem Sissi-Weg wandelt man, wie der<br />

Name schon verrät, auf den Spuren der Kaiserin Elisabeth<br />

von Österreich durch die Stadt Meran. Der Weg<br />

verbindet rund elf Stationen und endet in den wunderschönen<br />

und berühmten Gärten von Schloss Trauttmansdorff,<br />

umgeben von Sonnenblumen- und Lavendelfeldern,<br />

Bauerngärten und Obstanger. Heute bewohnen<br />

das Schloss nicht mehr die Grafen Trauttmansdorff,<br />

sondern dort ist das »Touriseum« beheimatet.<br />

Das multimediale Museum befasst sich mit dem Tourismus<br />

in den Alpen. Wirklich sehenswert!<br />

www.merano-suedtirol.it/de<br />

2. Ötzi-Trek über die Alpen<br />

Sein Weg war kein leichter, so viel steht fest. Bei den<br />

mystischen Hochmooren ist man noch ganz beschwingt,<br />

bei den archaischen Opferplätzen muss man<br />

doch eine kleine Pause einlegen. Die tosenden Wasserfälle<br />

lassen aber zum Glück kurz die schweren Beine<br />

vergessen, doch spätestens an der Grenze des ewigen<br />

Eis hat man Hochachtung vor diesem Mann. Auf<br />

dem Ötzi-Trek überquert man die Alpen auf den Spuren<br />

des Mannes aus dem Eis, der der Wissenschaft so<br />

viele Rätsel aufgegeben hat. Und kommt am Ötzi-Dorf<br />

und im Ötzi-Museum vorbei. Eine Wanderung, die<br />

ebenso herausfordernd wie beeindruckend ist, die<br />

aber unbedingt nur fitte Urlauber auf sich nehmen sollten.<br />

Buchbar über ASI Reisen. www.ötzi-trek.com<br />

PROVIANT<br />

Knusper, knusper knäuschen<br />

Dieses Brot kann man nicht heimlich essen. Das Knuspern<br />

verrät einen sofort. Die Rede ist vom Schüttelbrot,<br />

einer landesweiten Südtiroler Spezialität. Der<br />

Name verrät die Art der Herstellung: Der Teig aus Roggenmehl<br />

wird vor dem Backen flach gerüttelt, mit<br />

Kümmel, Koriander und Fenchel gewürzt und besteht<br />

nach dem Backen eigentlich nur aus knackigster Kruste.<br />

In mundgerechte Stücke brechen und zusammen<br />

mit Almkäse, Kaminwurzen oder Speck genießen. Perfekt<br />

auch als Proviant auf Wanderungen.<br />

44<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>


GIPFEL<br />

Von oben herab:<br />

Die höchsten Gipfel Südtirols<br />

Ortler<br />

mit 3.905 Metern<br />

Weißkugel<br />

mit 3.739 Metern<br />

Thurwieserspitze<br />

mit 3.652 Metern<br />

Eure Majestät! Der Sage nach soll der<br />

Ortler ein versteinerter Riese sein, der über<br />

die Dörfer Sulden und Trafoi wacht. So oder<br />

so ist der majestätische Berg eine Herausforderung<br />

für jeden Bergsteiger und gleicht<br />

einer hochalpinen Gletschertour.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

45


Warum in Südtirol das Wetter meist gut ist? Weil alle immer aufessen! Oder<br />

wahlweise auch auftrinken. Es schmeckt einfach zu gut auf den Berghütten.<br />

Und so gilt das Motto: Die Natur kann man in Südtirol durchstreifen<br />

oder sich auf der Zunge zergehen lassen. Beides schön!<br />

Schwarzensteinhütte im Ahrntal<br />

Sie ist die Vorzeigehütte für modernes Bauen: Die Schwarzensteinhütte<br />

bei St. Johann im Ahrntal. Auf stolzen 3.025 Meter Höhe gelegen, ist sie<br />

die höchste Hütte in den Zillertaler Alpen. 2018 wurde sie neu eröffnet,<br />

und mit ihrer schwarzen Fassade wirkt sie fast wie ein Meteorit, der in den<br />

Hang eingeschlagen hat. Ebenso spektakulär das Essen. Hüttenwirtin Margit<br />

Ainhauser bekocht hier mit Leidenschaft ihre Gäste mit lokalen und<br />

selbst gemachten Produkten. Die Zutaten werden per Hubschrauber hinauf<br />

transportiert. Wer am liebsten bleiben möchte, der bucht sich in eines<br />

der Mehrbettzimmer ein und wacht mit der atembrauenden Sicht wieder<br />

auf. Zum Glück kein schöner Traum! www.schwarzensteinhuette.com<br />

MIT GENUSS<br />

Berghütte Oberholz in Obereggen<br />

Die Oberholz Berghütte sticht sofort ins Auge. Mit ihrem modernen Design<br />

und ihrer außergewöhnlichen Form zählt sie zu den schönsten Hütten Südtirols.<br />

Auf 2.096 Metern mitten in den Dolomiten gelegen, können es sich<br />

Wanderer oder Skifahrer hier so richtig gemütlich machen und den Rundumblick<br />

auf die Bergwelt der Dolomiten – im Winter wie im Sommer –<br />

durch die Panoramafenster genießen. Wenn sie denn nicht abgelenkt sind<br />

vom großartigen Essen. www.oberholz.com<br />

Lavarellahütte im Fanestal<br />

Die höchstgelegene Kleinbrauerei Europas liegt auf 2.050 Metern. Auf der<br />

Lavarellahütte braut Familie Frenner im Keller eigenes Bier. Zudem sind<br />

die Hüttenwirte ausgebildete Wein- und Biersommeliers. Michaela Frenner<br />

ist begeisterte Küchenchefin und kocht authentische, gesunde Bergküche<br />

– im Sommer wie im Winter. Da schwebt man sprichwörtlich im<br />

Hochgenuss. Hüttenaufstieg ab dem Parkplatz Pederü etwa zwei Stunden.<br />

www.lavarella.it/de<br />

Lavarellahütte im Fanestal Schwarzensteinhütte im Ahrntal Berghütte Oberholz in Obereggen<br />

Fotos: IDM Südtirol/Alto Adige/Alex Filz (2), Rainer Lesniewski/Shutterstock.com, Südttiroler Archäologiemuseum/foto-dpi.com, IDM Südtirol Alto Adige/Clemens Zahn, Salemn Bejaoui, Chatham172/Shutterstock.com,<br />

Manfred Ruckszio/Shutterstock.com, lanaregion.it/Maria Gapp, Melina Kiefer, IDM Südtirol/Alto Adige/Armin Terzer, Paolo Codeluppi, Ugo&Luca Visciani, Günther Pichler/gpichler.com, Florian Andergassen, Forestis,<br />

Frank Lambert/Shutterstock.com, IDM Südtirol/Alto Adige/Harald Wisthaler, Alexa Rainer, fotografia Paolo Riolzi<br />

46<br />

herbst <strong>2022</strong>


ZIELGENAU | Südtirol<br />

Pfösl<br />

Das Pfösl steht ebenfalls für die Sorte kreative<br />

Kurzzeit-Heimat, die in Südtirol in den letzten Jahren<br />

erfreulich oft zu finden ist. Aus einem eher traditionellen<br />

Bauernhof-Gasthof ist ein moderner<br />

Tempel des schlichten Designs und der Ruhe in der<br />

Nähe der Dolomiten entstanden. Die Lage ist spektakulär.<br />

Und die Aura der Entspannung ist allgegenwärtig<br />

auf dem historischen Hof. Wie das Zen-Gefühl<br />

im Naturhotel zustande kommt? Durch geradlinige<br />

Formen, natürliche Materialien, den stilvollen<br />

Minimalismus und reichlich Platz für Glücksgefühle.<br />

Beton trifft auf Holz und Glas, die natürliche Haptik<br />

unterstützt das schlichte wie faszinierende Design<br />

und schafft durch die offene und schlichte Gestaltung<br />

trotzdem vor allem eines: eine Hommage an<br />

die wundersame Natur der Dolomiten, die das Hotel<br />

umgibt. www.pfoesl.it/de<br />

Schöner schlafen<br />

Gute Gastgeber<br />

Forestis<br />

Von draußen vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, hier entspannt man sich sehr! Im Juli<br />

2020 eröffnete das Forestis Hotel auf 1.800 Meter Höhe, das zuerst einmal mit dem Offensichtlichen<br />

begeistert: einer Ruhe und Stille inmitten abgelegener Natur. Bewaldete Berge, wohin das Auge<br />

blickt. Am Horizont erheben sich die mächtigen schneebedeckten Kuppen der Dolomiten. Extrem<br />

zurückgenommen ist das Interieur. Gedeckte helle Farben und viel Naturholz schaffen ein edles,<br />

gemütliches Ambiente. Eben eine Wellness-Auszeit auf höchstem Niveau. Nichts soll das Auge des<br />

Betrachters vom Eigentlichen ablenken: der Entspannung! Höchstens die köstliche Waldküche des<br />

hoteleigenen Restaurants. www.forestis.it/de<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

47


ZIELGENAU | Südtirol<br />

Unterirdisch gut: Messner Mountain Museum Corones<br />

Wenn Bergsteigerlegende Reinhold Messner und Stararchitektin<br />

Zaha Hadid sich zusammentun, kommt Corones heraus.<br />

So heißt der spektakuläre Bau, das jüngste der sechs<br />

Messner Mountain Museen. Er thront auf dem Plateau des<br />

2.275 Meter hohen Brunecker Hausbergs Kronplatz und<br />

gräbt sich drei Etagen tief in den Felsen hinein. Allein<br />

schon für den Blick von der Aussichtsplattform über<br />

die Gipfel lohnt sich der Besuch. Im Angesicht der<br />

Giganten wirkt die Szenerie fast schon urgewaltig.<br />

www.messner-mountain-museum.it/de<br />

Reines Vergnügen: Ab ins<br />

Museum der Bergfotografie: Lumen Museum<br />

Berge üben seit Menschengedenken eine große Faszination<br />

aus. Das wird Besuchern im Lumen Museum noch<br />

einmal um ein Vielfaches bewusster. Auf vier Stockwerken<br />

wird die Geschichte der Bergfotografie von ihren Anfängen<br />

bis hin zur Gegenwart erlebbar gemacht. Spannend<br />

ist auch die Kunst von Bergfotografen aus aller<br />

Welt, die dort gezeigt wird. Ein Muss für all jene, die die<br />

Berge und die Fotografie lieben!<br />

www.lumenmuseum.it/de<br />

48 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


ANZEIGE<br />

A touch of autumn<br />

Erlebt den magischen <strong>Herbst</strong> im STOCK resort<br />

Bei eurem <strong>Herbst</strong>urlaub im Zillertal erwarten euch Sonnenaufgangswanderungen<br />

und Gänsehaut am Gipfel. Naturverbundener E-Bike-Genuss<br />

und persönliches Vitalguiding in einem der führenden Fünf-Sterne-<br />

Sporthotels der Alpen mit Aqua-Fit, Faszientraining, Tabata, Yoga und<br />

Personal Training – immer mit dem Blick auf die Bergwelt und dem Puls<br />

am unvergleichlichen STOCK feeling.<br />

Lasst euch begeistern – und begleiten von unseren STOCK Bike- und<br />

Wanderguides, die euch an fünf Tagen in der Woche kostenlos bei unterschiedlich<br />

schwierigen Touren hinauf zu neuen Höhen führen. Zu Fuß<br />

oder mit Premium-Bikes aus unserem Verleih. Das Zillertal, die Heimat<br />

des STOCK resort, bietet alles vom Klettersteig bis zum Gletscherausflug.<br />

Vom Paragleitabenteuer bis zum 18-Loch-Golfplatz. Entdeckt<br />

unsere neue Power Box oder das 190 Quadratmeter große Panorama-Fitnessstudio<br />

mit neuesten Technogym-Geräten, Easy Motion Skin,<br />

Dynostics, Power Plate und modernen Spinning Bikes.<br />

Auch Kids laden wir zu neuen Highlight-Erlebnissen ein – in der Idylle<br />

der Bergwelt gemeinsam mit der Familie oder unseren herzlichen<br />

Kinder-BetreuerInnen. Und im Resort machen der Aqua Fun Park mit<br />

70-Meter-Reifenrutsche, der Family Spa mit Dampfbad und Familiensauna,<br />

das Game Center, die Ballsporthalle mit Multi Ball Wall und der<br />

Action Park mit neun Trampolinen und Valo Jump das STOCK resort<br />

zum absoluten Topspot für Kids und Teens.<br />

Verwöhnt werdet ihr nach einem aktiven <strong>Herbst</strong>tag im STOCK Diamond<br />

Spa: bei Signature-Treatments mit der hoteleigenen Kosmetiklinie. Bei<br />

Massagen und First-Class-Spa-Ritualen, zwölf Saunen und Schneehöhle,<br />

auf elf verschiedenen Relax- und Wasserflächen sowie im ganzjährig<br />

beheizten 25-Meter-Sportschwimmbecken am Panoramadeck.<br />

Erlebt Luxus und entspannten Lifestyle in Finkenberg. Entfaltet Leichtigkeit<br />

und Lebensfreude. Findet Vitalität und euren ganz persönlichen<br />

»feel cosy« - im STOCK resort berühren Sonne, Herzlichkeit<br />

und Spa eure Seele und Sinne. Simply relax!<br />

INFO<br />

STOCK***** resort<br />

Dorf 142, 6292 Finkenberg, Zillertal/Tirol/Österreich,<br />

Tel. +43 5285 6775, urlaub@stock.at, www.stock.at<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


B text<br />

Marie Tysiak<br />

Das perfekte<br />

Wochenende<br />

in Madrid<br />

Eines der größten Schlösser der Welt: Der Palacio<br />

Real im Herzen von Madrid ist der offizielle Sitz<br />

der Königsfamilie. Mit rund 3.500 Räumlichkeiten<br />

ist er annähernd doppelt so groß wie Buckingham<br />

Palace oder Schloss Versailles.<br />

50


ZIELGENAU | Madrid<br />

MADRID IST MIT ÜBER DREI MILLIONEN<br />

EINWOHNERN EINE DER GRÖSSTEN STÄDTE<br />

EUROPAS. DA IST ES NICHT LEICHT, AN EINEM<br />

WOCHENENDE ALLE HIGHLIGHTS DER STADT<br />

ZU SEHEN. DAHER ZEIGEN WIR EUCH HIER<br />

DIE BESTEN ERLEBNISSE IN MADRID,<br />

DIE EUCH EINEN EINDRUCK VON<br />

DER HÜBSCHEN STADT GEBEN.<br />

In Gold getaucht: Von<br />

der Dachterrasse der<br />

Bar Círculo Bellas<br />

Artes hat man einen<br />

spektakulären Blick<br />

über die Gran Vía, die<br />

Innenstadt von Madrid<br />

und das berühmte<br />

Metropolis-Haus.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

51


ZIELGENAU | Madrid<br />

Dschungelfieber: Die<br />

historische Jugendstilhalle<br />

des Bahnhofs<br />

Atocha ist heute ein<br />

tropischer Palmengarten.<br />

Nicht nur Umsteigende<br />

finden hier eine<br />

kleine Auszeit von der<br />

trubeligen Metropole.<br />

Beim ersten Blick auf den Stadtplan von Madrid fühlt man sich zunächst<br />

etwas erschlagen. Doch tatsächlich befinden sich viele Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt fußläufig zueinander. Wer also zentral wohnt,<br />

kann sich die leicht hügelige Stadt gut erlaufen. Zug<strong>reisen</strong>de sollten<br />

bei Ankunft einen Blick in den alten Teil des Bahnhofs Atocha werfen –<br />

hier wurde ein Garten errichtet, der dank der großen Glasfronten tropische<br />

Pflanzen aus aller Welt beheimatet.<br />

Eine kurze Notiz noch zur Reisezeit: Bereits im Juni werden in<br />

Madrid Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius gemessen. Im Hochsommer<br />

ist es in der Stadt kaum auszuhalten, und viele Einwohner<br />

ziehen an die kühleren Orte an der Küste. Es empfiehlt sich also, im<br />

Frühjahr oder <strong>Herbst</strong> zu kommen und im Sommer mittags möglichst<br />

keine Aktivitäten im Freien zu planen. Dann steht einem perfekten<br />

Wochenende in Madrid nichts mehr im Wege.<br />

Sich durch die Tabernas von Latina schlemmen<br />

Das Viertel La Latina ist geprägt von urigen Straßenzügen, die gesäumt<br />

sind mit den Tischen und Stühlen der unzähligen gemütlichen<br />

Tabernas. Hier herrscht an Sommerabenden, wenn die Hitze der Stadt<br />

etwas abkühlt, ein reges Treiben. Am besten lässt man sich Zeit und<br />

bummelt durch die Straßen, bis man irgendwo einen freien Platz<br />

ergattert, trinkt gemütlich Wein und isst ein paar traditionelle Raciones,<br />

wie die etwas größeren Tapas-Portionen in Madrid genannt<br />

werden. In der Cava Baja wird man bestimmt fündig – von einfach bis<br />

schick ist auf dieser Straße alles dabei.<br />

Palacio Real<br />

Das Stadtschloss von Madrid darf bei einem Besuch der Hauptstadt<br />

Spaniens nicht fehlen. Hier wird Besuchern der geschichtsträchtige<br />

Reichtum des spanischen Königshauses bewusst. Unbedingt auch das<br />

Innere des Schlosses besuchen (am besten vorher online buchen), denn<br />

dort warten mehr als 2.000 Salons mit Gemälden und antiken Möbeln.<br />

Gleich gegenüber befindet sich die schöne Kathedrale Almudena.<br />

Viertel Malasaña<br />

Madrid lebt von seinen charmanten Vierteln, Barrios genannt. Das bunteste<br />

von ihnen ist zweifelsohne Malasaña im nördlichen Zentrum der<br />

Stadt. Hier trifft sich die LGBTQ+-Szene sowie die vielen Studenten der<br />

Stadt. Zu entdecken gibt es tagsüber hippe Cafés und kleine inhabergeführte<br />

Läden mit schönen Dingen in Neu und Secondhand. Am Abend<br />

füllen sich die Straßen mit jungen Leuten, die sich in den veganen Burgerläden,<br />

Taco-Restaurants und unzähligen Kneipen oder am großen Plaza<br />

del Dos de Mayo vergnügen. Von der Metal-Bar bis zum stilvollen<br />

Wein-Bistro ist hier alles dabei. Den besten Kaffee gibt es bei Toma Café 1<br />

und im Ojalá kann man immer auf einen Wein einkehren.<br />

Den Food Market San Miguel besuchen<br />

Unweit des Plaza Mayor, der das Herzstück der Altstadt bildet, befindet<br />

sich der Mercado de San Miguel in einer von mehreren Markthallen.<br />

Hier werden an allen Ständen verschiedene Kleinigkeiten<br />

verkauft, und man kann sich nach Herzenslust durch die regionalen<br />

Köstlichkeiten schlemmen. Also unbedingt mit leerem Magen kommen!<br />

Besonders Seafood-Fans werden sich über die frischen Fisch-Tacos,<br />

Pulpo und Krabben-Burger freuen.<br />

Fotos: Travis Grossen, Alex Azabache, Andrea Ferrario, JJFarq/Shutterstock.com, Ruslan_127/Shutterstock.com, Jacob Thomas, ctrabantos/Shutterstock.com, Maria Teneva<br />

52<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


Appetithappen: Madrid<br />

ist der perfekte Ort für<br />

Foodies! Die besten<br />

Cafés gibt es rund um<br />

das Ausgehviertel<br />

Malasaña. Seafood-Fans<br />

sollten unbedingt die<br />

Markthalle San Miguel<br />

besuchen.<br />

53


KULTUR ZIELGENAU | Basel | Madrid<br />

Pralles Leben: historische Gemälde im El Prado bestaunen und anschließend durch den imposanten Retiro-Park mit seinem Kristall-Palast bummeln.<br />

Ausblick Rooftop-Bar Círculo de Bellas Artes<br />

Auf dem Dach des Kulturzentrums Círculo de Bellas Artes, gleich gegenüber dem<br />

berühmten Metropolis-Gebäude an der pompösen Gran Via, befindet sich eine wunderschöne<br />

Dachterrasse. Für fünf Euro Eintritt fahren Gäste mit dem Aufzug hinauf<br />

und können dort oben über die ganze Stadt blicken und Drinks genießen (Achtung:<br />

kein Essen). Abends muss mitunter etwas Wartezeit eingerechnet werden, denn die<br />

Bar ist auch bei Einheimischen sehr beliebt.<br />

INFO<br />

Noch mehr Madrid-Tipps findet<br />

ihr unter: www.<strong>reisen</strong>exclusiv.<br />

com/guide-madrid/<br />

Das Museumsdreieck<br />

In Madrid befinden sich gleich drei Museen von Weltrang, die zusammen seit 2021<br />

zum Weltkulturerbe der Unesco zählen. Sie liegen alle fußläufig zueinander. Am<br />

berühmtesten ist das El Prado, das historische Gemälde des Königshauses zeigt.<br />

Wer sie sehen will, sollte unbedingt vorher Tickets online kaufen. Das Museo Reína<br />

Sofía hingegen stellt moderne Kunst aus. Ein kleiner Geheimtipp ist das Museo<br />

Thyssen-Bornemisza. Hier wird die private Sammlung der Ruhrgebiets-Familie<br />

Thyssen (später Thyssen-Bornemisza) präsentiert – und zwar in chronologischer<br />

Abfolge. Man durchläuft also quasi einen Zeitstrahl, beginnend bei Kunst aus dem<br />

Mittelalter hin zu Pablo Picasso, Dalí und später Roy Liechtenstein.<br />

Retiro-Park<br />

Im Zentrum der Stadt befindet sich der weitläufige Retiro-Park.<br />

Unter schattigen Bäumen können Besucher hier verweilen oder<br />

entlang der großen Garten- und Teichanlagen schlendern. Besonders<br />

hübsch ist der Kristall-Palast, der auch immer wieder<br />

Kunstausstellungen beherbergt. Der historische Park, auch als<br />

die »grüne Lunge Madrids« bekannt, ist Teil des Unesco-Welterbes,<br />

ebenso die Museen.<br />

Das Dichterviertel<br />

Östlich des Zentrums liegt das »Barrio de las Letras«<br />

– auch Literaten- oder Buchstabenviertel genannt. Dieser<br />

Name kommt nicht von ungefähr, denn früher lebten<br />

hier die wichtigsten Dichter des Landes wie Cervantes,<br />

Lope de Vega und Quevedo. Heute befinden sich<br />

noch viele Theater und schöne Häuser aus dieser Zeit<br />

in diesem Viertel in Madrid – und vor allem viele Kneipen.<br />

Perfekt für einen Bummel am Wochenende!<br />

54<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


NEW YORK<br />

SING mit!<br />

Ein guter Grund, um in der Stadt, die niemals schläft,<br />

nicht zu schlafen, ist das RPM Underground in der<br />

Nähe des Theaterviertels – Karaoke-, Plattenladen<br />

und Bar in einem. Klassische Comics, beliebte<br />

Plattencover, alte Kameras und viel cooles Zeug, was<br />

man einfach gerne besitzen möchte, gibt es dort. Die<br />

Treppe hinunter führt zu den beiden Bars und in 18<br />

verschiedene Karaoke-Räume. Fast fühlt man sich,<br />

als sei man in eine riesige Zeitkapsel geraten, die<br />

zeigt, warum Menschen Musik lieben. Auch wenn<br />

man nicht singen und nur zuhören möchte, ein einzigartiges<br />

Erlebnis. www.rpmunderground.us<br />

NUR FÜR<br />

MICH!<br />

Stars wie Dee Dee Ramone,<br />

Sänger der New Yorker Kult-<br />

Punk-Band Ramones, oder<br />

Miley Cyrus haben sich hier<br />

bereits auf die Liege gelegt<br />

– im ältesten Tattoo-Shop<br />

Manhattans am St. Mark‘s<br />

Place. Fun City Tattoo ist<br />

eine Institution. Und man<br />

bekommt noch am selben<br />

Tag einen Termin. Wer sich<br />

also eine unvergessliche<br />

Erinnerung an New York<br />

stechen lassen möchte,<br />

sollte Manhattan ansteuern.<br />

www.funcitytattoo.com<br />

Fotos: Bruno Emmanuelle, privat, David Mitchell<br />

Back to the<br />

Sixties<br />

Nächte im Flughafenhotel sind<br />

meist eine Notlösung, weil man<br />

den Flieger verpasst oder eine<br />

ungünstige Flugverbindung<br />

gebucht hat. Doch wer im TWA<br />

Hotel am JFK-Flughafen eincheckt,<br />

macht dies aus freien<br />

Stücken, denn hier verbringen<br />

die Gäste die Nacht im wohl lässigsten<br />

Flughafenhotel der Welt.<br />

Das ehemalige Terminal wurde<br />

in einen stylischen Designtempel<br />

verwandelt. Die Zimmer<br />

sind im poppigen 60er-Jahre-<br />

Stil gehalten, aus dem Infinitypool<br />

auf der Dachterrasse kann<br />

man den Flugzeugen auf der<br />

Rollbahn zusehen und in der<br />

Airforce 1 Jet »Connie«, einer<br />

minimalistischen Sixties-Bar,<br />

Cocktails schlürfen.<br />

www.twahotel.com<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

55


NEW YORK | Fähren Hotels<br />

B text<br />

Ulrike Herder<br />

..<br />

SO ERKUNDET IHR<br />

NEW YORK CITY MIT DER<br />

FAHRE<br />

Die Staten Island Ferry ist wohl jedem Besucher New<br />

Yorks ein Begriff. Die Fähre, die zwischen St. George<br />

auf Staten Island und der Spitze Manhattans hin- und<br />

hertuckert, ist längst kein Geheimtipp mehr. Eine<br />

Fahrt ist sicher ein Erlebnis, aber lohnenswert sind<br />

vor allem auch die kleineren NYC Ferry-Boote, die<br />

auf mehreren Routen zu Stadtbezirken pendeln, die<br />

nicht ganz so bekannt sind. Für Familien mit Kindern<br />

eignet sich die Route von der Wall Street nach Coney<br />

Island, weil dort ein kleiner Vergnügungspark wartet.<br />

Mehrere der Routen führen den East River hinauf und<br />

hinunter und befördern Pendler und Besucher von der<br />

Bronx oder Queens bis hinunter zum Financial District.<br />

Andere Strecken schlagen die südliche Richtung<br />

ein, entlang der Uferpromenade von Brooklyn bis zu<br />

den Stränden von Far Rockaway. Fest steht: Die verschiedenen<br />

Fährrouten machen eine neue Art der<br />

Stadtentdeckung möglich. Sie bieten eine entschleunigte<br />

Art, die Stadt zu erleben. Und das zum Preis<br />

von 2,75 Dollar – so viel wie auch eine Fahrt mit der<br />

U-Bahn und dem Bus kosten würde.<br />

Ein weiterer Vorteil, sich über das Wasser den<br />

Vierteln zu nähern: Während die Fähre langsam<br />

andockt, haben die Passagiere Zeit, sich zumindest<br />

einen ersten Überblick zu verschaffen, in welche<br />

Richtung es zuerst gehen könnte. Also ganz anders,<br />

als wenn man aus der U-Bahn-Station steigt<br />

und im Sonnenlicht blinzelnd wie ein Maulwurf<br />

im Hellen mit Google Maps nach Orientierung<br />

sucht. Schön ist auch, dass an den meisten Fähranlegern<br />

Citi Bikes stehen, die unkompliziert per<br />

App gemietet werden können. Also, los geht’s!<br />

56<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


LOCALS KENNEN DEN BESTEN WEG NEW YORK CITY ZU ERKUNDEN:<br />

NÄMLICH MIT DER FÄHRE VOM WASSER AUS. SO GELANGEN BESUCHER<br />

ZU PIERS, PARKS, BRAUEREIEN UND STRÄNDEN IN VIERTELN, DIE MAN<br />

NICHT UNBEDINGT AUF DEM SCHIRM HAT, ABER WAHRE GEHEIMTIPPS<br />

SIND. HIER UNSERE DREI LIEBSTEN ROUTEN FÜR NEW YORK CITY.<br />

57


ANREISE Fähre nehmen von South Brooklyn (SB) oder East River (ER) nach Dumbo<br />

Wer mit Kindern in New York City unterwegs ist, für den ist die Fähre von South Brooklyn oder East River ein Geheimtipp. Sie hält<br />

am Pier 1, direkt im Schatten der prächtigen Brooklyn Bridge. Dort taucht man in den geschäftigen Strudel von Brooklyn, genauer<br />

von Dumbo, ein. Dabei steht das Kürzel Dumbo für »Down under the Manhattan Bridge Overpass« und meint das trendige Viertel<br />

im Stadtbezirk Brooklyn.<br />

Wer hungrig ist, der biegt am besten an der Water Street links ab und läuft unter der Brooklyn Bridge hindurch zu den Empire<br />

Stores, einem ehemaligen Kaffeelager aus dem Bürgerkrieg, das zu einem hippen Einkaufszentrum umgebaut wurde. Hier sollte<br />

man den Time Out Market ansteuern, eine Art Food Court mit saisonalen Pop-up-Küchen. Wer Brathähnchen mag, findet bei<br />

Jacob’s Pickles besonders knusprige und die Makkaroni mit Käse sowie die Pickles sind ebenfalls ein Gedicht. Am besten einpacken<br />

lassen und das Festmahl an den Picknicktischen im Freien genießen, bevor man zurück nach Süden in Richtung Fähranleger bummelt.<br />

Am Fuße des Fähranlegers, in dem kleinen Gebäude mit der langen Schlange davor, bietet Ample Hills Creamery großartiges<br />

Eis zum Nachtisch. Die dunkle Schokolade schmeckt einfach göttlich und wird die Kinder begeistern.<br />

Weiter geht es in den Brooklyn Bridge Park, der sich entlang der Uferpromenade von Pier 1 bis Pier 6 erstreckt und mit Sicherheit<br />

einer der besten und meistbesuchten Parks der Stadt ist. Gärten, bewaldete Wege, erhöhte Stege, hochmoderne Spielplätze,<br />

Wasserspiele und offene Picknickwiesen erstrecken sich nach Süden. Auf den Piers, die in den East River hineinragen, finden sich<br />

zudem Basketball- und Beachvolleyballplätze, Fußballfelder und eine Eislaufbahn. Doch das Spektakulärste ist wohl die atemberaubende<br />

Aussicht auf Manhattan und die Freiheitsstatue. Hier möchte man ewig verweilen!<br />

58<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


NEW YORK | Fähren<br />

DUMBO, BROOKLYN<br />

FÜR FAMILIEN<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

59


FAR ROCKAWAY, QUEENS -<br />

FÜR STRANDLIEBHABER<br />

60<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


NEW YORK | Fähren<br />

ANREISE Mit der Rockaway-(RW)-Fähre (Achtung: Hier<br />

gibt es kein Citi Bike, aber man kann für einen Dollar<br />

extra ein Fahrrad mit auf die Fähre nehmen.)<br />

Strandliebhaber aufgepasst und eingestiegen, denn die<br />

Fähre führt zu einem wirklich schönen Strand. Und wer<br />

hätte gedacht, dass man bei einem New-York-City-Besuch<br />

entspanntes Strandfeeling erleben kann? An warmen,<br />

sonnigen Wochenenden ist allerdings mit einer langen<br />

Schlange von Strandfans zu rechnen, die am Wall<br />

Street Pier 11 auf die Fähre zu den Rockaways warten.<br />

Also besser wochentags fahren. Auch an bewölkten und<br />

kühleren Tagen lohnt sich ein Ausflug dorthin. Die<br />

57-minütige Fahrt geht wesentlich schneller als mit der<br />

U-Bahn – und ist definitiv auch spektakulärer. Die Fähre<br />

fährt durch den Hafen, unter der Verrazano-Brücke hindurch,<br />

vorbei an den Stränden und Vergnügungsparks<br />

von Coney Island und legt dann auf der Jamaica-Bay-Seite<br />

der Barriere-Halbinsel an. Nach einem fünfminütigen Spaziergang<br />

gelangt man zur Strandpromenade und einem<br />

wirklich schönen Strand direkt am Meer. Wenn der Hunger<br />

kommt: An der Promenade gleich hinter dem Beach<br />

108th Street serviert die Caracas Arepa Bar (geöffnet von<br />

Mai bis Oktober) lecker belegte Arepas, runde Maisfladen,<br />

die hauptsächlich in Kolumbien, Venezuela und Panama<br />

traditionell zu fast allen Mahlzeiten gereicht werden.<br />

Der perfekte Ort, um die Köstlichkeiten genüsslich<br />

mit Meerblick zu genießen und dabei die Kunst der Surfer<br />

zu beobachten.<br />

Der beliebteste Spot für Surfer ist die Beach 110th bis<br />

zur Beach 111th Street. Oder man spaziert etwa eine Meile<br />

nach Osten zum Surfabschnitt zwischen Beach 91st<br />

und Beach 87th. Auch im Winter kommen die Surfer,<br />

wenn die Wellen gut sind, dorthin und schmeißen sich mit<br />

ihren Neoprenanzügen in die Fluten. In der Saison treffen<br />

sich Wellenreiter und alle, die es noch werden wollen, im<br />

Rockaway Beach Surf Club an der Beach 87th Street zum<br />

Burger und Käsepommes essen.<br />

Ebenfalls einen Spaziergang wert ist der Rockaway<br />

Beach Boardwalk, wo sich öffentliche Spielplätze, Skateparks<br />

und Tischtennisplatten aneinanderreihen. Auch für<br />

einen Plausch mit dem ein oder anderen Rettungsschwimmer<br />

oder netten Einheimischen bleibt Zeit, bevor<br />

es dann zurück auf die Fähre geht. Die letzte Fähre nach<br />

Manhattan verlässt den Rockaway Pier um 20.15 Uhr,<br />

aber sie ist in den meisten Fällen sehr voll. Wenn gar<br />

nichts mehr geht, hält der A-Zug an der Beach 105th<br />

Street und bringt einen zurück nach Manhattan.<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 61


FERNWEH | Kanada<br />

ANREISE Fähre von Manhattan nach Astoria (AST)<br />

Lust auf ein bisschen Kunst, das alte New York und ein<br />

erfrischendes Bier? Dann ist die Fähre nach Astoria die<br />

richtige, die im Zickzackkurs über den East River fährt.<br />

Geht man am Wall Street Pier 11 an Bord, fährt sie von<br />

Manhattan zum Brooklyn Navy Yard, zurück nach Manhattan<br />

und weiter nach Queens, wo sie an den Piers in Long<br />

Island City, Roosevelt Island und schließlich Astoria hält.<br />

Kaum eine Fährverbindung bietet so viele beeindruckende<br />

Stadtansichten: Zunächst kommt die hübsche Skyline von<br />

Midtown in Sicht, gefolgt von einer Nahaufnahme des<br />

sehr eleganten UN-Sekretariatsgebäudes, dem Blick auf<br />

das Chrysler Building und dann das Empire State Building<br />

inmitten der Hochhäuser von Manhattan.<br />

Bevor die Fähre dann in Astoria anlegt, kommt schon<br />

das erste Ziel an der Küste von Queens ins Blickfeld: der<br />

Socrates Sculpture Park, eine etwa zwei Hektar große<br />

ehemalige Mülldeponie, die jetzt zum NYC-Parks-System<br />

gehört und in der Freiluftinstallationen gezeigt werden. An<br />

Sommerwochenenden ist der Park ein beliebter Treffpunkt<br />

für Einheimische, die es sich mit Picknickdecken<br />

und ihren Kindern gemütlich machen. Ein weiteres kulturelles<br />

Erlebnis wartet im Noguchi-Museum, das sich in<br />

unmittelbarer Nähe des Skulpturengartens befindet. Das<br />

Museum wurde von dem verstorbenen japanisch-amerikanischen<br />

Bildhauer und Möbeldesigner Isamu Noguchi<br />

eröffnet. Zu sehen sind dort abstrakte und anmutige<br />

Skulpturen aus Stein, Holz oder Metall sowie Werke verwandter<br />

Künstler. Unbedingt Zeit einplanen, um im hübschen<br />

Garten zu verweilen, der schon fast meditativ wirkt.<br />

Auch den Museumsshop darf man sich nicht entgehen<br />

lassen. Er ist ein Traum.<br />

Direkt vor dem Noguchi Museum befindet sich eine<br />

Station, an der Citi Bikes gemietet werden können. Und<br />

das sollte man auch tun und dann den Radweg entlang<br />

der Küste gen Norden zum Astoria Park nehmen. Der Weg<br />

dorthin entlang der 12th Street führt vorbei an entzückenden<br />

Häusern aus dem frühen 19. Jahrhundert.<br />

Der Astoria Park ist ein toller öffentlicher Park mit<br />

breitem Uferweg, der sich perfekt zum Radfahren eignet.<br />

Zwei Brücken ragen in den Himmel: die Robert-F.-Kennedy-Brücke<br />

aus den 1930er-Jahren (die Queens, Manhattan<br />

und die Bronx verbindet und von Einheimischen meist<br />

noch Triborough-Bridge genannt wird), und die hoch aufragende<br />

rote Hell-Gate-Bridge, die einen tückischen Abschnitt<br />

des East River überspannt (nach dem sie auch<br />

benannt wurde) und nach Randalls Island führt.<br />

Nun ist es Zeit für ein bisschen Lokalkolorit: Ein Glas<br />

Pils, eine Bratwurst und eine Brezel im überdachten Garten<br />

der Bohemian Hall schmecken nach Heimat, passen<br />

aber auch ganz hervorragend ins multiethnische Queens.<br />

Es zählt zu einem der vielfältigsten Bezirke von New York<br />

City, wo man auf der Straße mehr als 130 Sprachen hören<br />

kann. Oder man schaut bei Il Bambino auf ein Panini vorbei,<br />

bevor es zurück zur Fähranlegestelle in Astoria geht.<br />

Fotos: xxx<br />

62<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong>


NEW YORK | Hotels<br />

ASTORIA, QUEENS -<br />

FÜR KUNSTVERRÜCKTE<br />

Fotos: NYC & Company (3), Jose Pablo Dominguez, Tim Trad, Marco Lenti, Massimo Salesi/Shutterstock.com, pingebat/Shutterstock.com<br />

63


NEW YORK | Hotels<br />

B text<br />

Ulrike Herder<br />

SIEBEN<br />

AUFREGENDE NEUEROFFNUNGEN<br />

IN NEW YORK CITY<br />

SIE SIND BESONDERS STILVOLL, BIETEN BESTE<br />

AUSSICHTEN, BEEINDRUCKEN MIT HIPPEM DESIGN UND<br />

MIT EINEM UNGEWÖHNLICHEN STANDORT – SIEBEN<br />

GROSSARTIGE HOTELERÖFFNUNGEN IN NEW YORK CITY,<br />

DIE SICH ABHEBEN AUS DER MENGE, WEIL SIE<br />

..<br />

RUNDUM GROSSARTIG SIND.<br />

64<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


THOMPSON<br />

CENTRAL<br />

PARK<br />

Das Thompson Central Park ist eines der alteingesessenen Hotels<br />

New Yorks, das leicht in die Jahre gekommen war und nun als<br />

stilvolle Herberge wiedergeboren wurde. Das im November 2021<br />

unter der Hotelmarke Hyatt wiedereröffnete Uptown-Hotel liegt im<br />

selben Block wie die Carnegie Hall. Das Konzerthaus zählt zu den<br />

bekanntesten Veranstaltungsorten für klassische wie auch für<br />

Jazz- und Popkonzerte in den USA. Und auch das Thompson Central<br />

Park spielt mit einem musikorientierten Dekor. So finden sich in den<br />

587 Zimmern gerahmte Fotos von Instrumenten an den Wänden. Die<br />

übrige Einrichtung geht in Richtung Midcentury mit Kopfteilen aus<br />

marineblauem Leder vor Holzwänden, Samtsofas und Tivoli-Radios.<br />

Das Thompson Central Park liegt in bester Gesellschaft: Die<br />

Edelrestaurants Per Se und das Nobu liegen nur einen kurzen<br />

Spaziergang entfernt. Wer es etwas legerer mag, geht ins nahe<br />

Burger Joint, eines der wohl verstecktesten und besten Burgerlokale<br />

der Stadt. Um dorthin zu gelangen, geht man zunächst durch die<br />

Lobby des schicken Le Parker Meridien Hotel, folgt dem Neonschild<br />

und biegt an der Rezeption links ab in einen schmalen Gang. Dann<br />

nur noch durch den schweren roten Vorhang, und man steht<br />

inmitten einer studentischen Underground-Atmosphäre. Nicht<br />

schick, aber besonders. www.hyatt.com<br />

Fotos: Thompson Central Park New York (2)<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

65


ACE HOTEL BROOKLYN<br />

Ein guter Grund, Brooklyn zu besuchen, ist das neue Ace Hotel<br />

Brooklyn. Für Touristen und Einheimische ist es gleichzeitig der neue<br />

Trend-Treffpunkt Brooklyns – und macht es damit dem vor zwölf Jahren<br />

eröffneten ersten Ace Hotel im NoMad-Viertel in Manhattan<br />

gleich, das das Viertel in Sachen Design damals ordentlich aufmischte.<br />

Das Ace Hotel Brooklyn eröffnete im Sommer 2021 am Rand des<br />

Brooklyner Wohnviertels Boerum Hill und der Brooklyner Innenstadt.<br />

Das 13-stöckige Gebäude wurde von Grund auf saniert und besitzt<br />

eine brutalistische Betonfassade, die von Roman und Williams entworfen<br />

wurde. Im Inneren wartet eine Kombination aus gemütlichem<br />

Vintage-Interieur mit grünen Ledersofas und Holzwänden, halbmondförmigen<br />

Fenstern, viel natürlichem Licht und Kunstwerken<br />

von Verdan Jaksic ˇ ´ aus Textilien und Fasern, die im Kontrast zu den<br />

rohen Betonsäulen und Decken in der weitläufigen Lobby und in den<br />

287 Zimmern stehen. Das Restaurant As You Are im Erdgeschoss<br />

lässt sich von der multikulturellen kulinarischen Szene Brooklyns inspirieren<br />

und hat Gerichte wie Octopus Ragu Radiatore mit Mezcal<br />

und Orange oder Lammrippchen mit Joghurt und Fladenbrot auf der<br />

Karte. Nach dem Restaurantbesuch können sich Gäste in der großzügigen<br />

Lobby-Bar bei Cocktails unter die Einheimischen mischen.<br />

Oder in der hoteleigenen Gallery at Ace Hotel Brooklyn vorbeischauen,<br />

wo Werke von Künstlern ausgestellt werden, die sich<br />

auch in den Zimmern wiederfinden. Und wie in anderen Ace Hotels<br />

gibt es auch in den Zimmern D’Angelico-Gitarren, Music-Hall-Plattenspieler<br />

und eine Auswahl an Vinylplatten von Rough Trade. Das Ace<br />

Hotel Brooklyn ist eben ein Zeugnis und eine Hommage an die unbändige<br />

kreative Energie des Stadtteils. www.acehotel.com<br />

Fotos: Stephen Kent Johnson (2), Johnny Miller<br />

66<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


NEW YORK | Hotels<br />

CIVILIAN<br />

Gemütlicher Rückzugsort gesucht? Das Civilian findet sich nur wenige Schritte vom Theater District entfernt und ist deswegen<br />

ideal für den Besuch von Broadway-Shows. Zugleich liegt das Hotel in einem ruhigen Wohnviertel der West 48th Street in der<br />

Nähe der 8th Avenue. Zieht man sich nach dem Theaterbesuch ins Hotel zurück, weht hier immer noch ein Hauch Broadway.<br />

In der Hauptlounge im zweiten Stock schmücken gerahmte Archivfotos von Liveshows sowie Miniaturkulissen von Moulin<br />

Rouge die Wände. In der Cocktail-Lounge Blue Room im zweiten Stock befindet sich ein kleines Museum mit Broadway-<br />

Erinnerungsstücken, beispielsweise aus Hamilton. Das theatralische Design setzt sich auch in den Zimmern fort, mit<br />

bühnenartigen Samtvorhängen, die über Himmelbetten hängen. www.civilianhotel.com<br />

67


GRADUATE<br />

ROOSEVELT ISLAND<br />

Die meisten Einheimischen und Touristen waren bisher nicht an Roosevelt<br />

Island interessiert. Das hat sich dank der Eröffnung des Graduate<br />

Hotels 2021 schlagartig geändert. So besticht das Graduate Roosevelt<br />

Island mit seinen 224 Zimmern mit einem skurrilen und futuristischen<br />

Design. Im Hotel trifft Old School auf New Age, inspiriert durch die reiche<br />

Geschichte von Roosevelt Island und die Zukunft der Technologie,<br />

die der benachbarte Cornell Tech Campus verkörpert. Eine knapp vier<br />

Meter hohe Statue der Figur Flyboy – geschaffen von Künstler Hebru<br />

Brantley – ragt über dem Check-in-Schalter und hält die Glühbirne, die<br />

die Rezeption beleuchtet. Dahinter türmen sich Bücher an den Wänden,<br />

die jeder Bibliothek Konkurrenz machen. Die Zimmer sind mit spielerischen<br />

Details ausgestattet wie etwa Lampensockeln, die mit dem Morsecode<br />

des Cornell-Fight-Songs verziert sind, Neonleuchten, die von<br />

einem wissenschaftlichen Projekt eines Cornell-Absolventen inspiriert<br />

wurden, und schwebende Glastische. Im 18. Stock befindet sich der<br />

Panorama Room. Das auffällige Neonlicht und der Acrylkronleuchter<br />

über der Bar sind zwar das Erste, was einem auffällt, aber das absolute<br />

Highlight ist ohne Zweifel die Fensterwand, die sich komplett öffnen<br />

lässt und einen ungehinderten Blick auf die Stadt freigibt – und das aus<br />

einer Perspektive, aus der man New York nur selten zu Gesicht<br />

bekommt. www.graduatehotels.com<br />

68<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


FERNWEH NEW YORK | | Kanada Hotels<br />

Fotos: Steve Freihon Photography (2), Alice Gao (2)<br />

PARK LANE<br />

NEW YORK<br />

Der NYC-Klassiker war ganz schön in die Jahre gekommen. Als das ursprüngliche<br />

Park Lane Hotel am Central Park South 1971 eröffnet wurde, strahlte es<br />

einen gewissen europäischen Glamour aus. Im Laufe der Jahrzehnte verblasste<br />

dieser Glanz jedoch zu einem eher drögen beigen Look. Im <strong>Herbst</strong> 2021<br />

wurde das 46-stöckige Haus komplett neu gestaltet. Das einst spießige Hotel<br />

wurde zu einem einladenden und besonderen Rückzugsort am Central Park.<br />

Was das Haus so unkonventionell macht? Seine Kunst, an der Fans von Künstlern<br />

wie Ludwig Bemelmans und Marc Chagall ihre wahre Freude haben werden.<br />

Skurrile Wandgemälde des New Yorker Künstlers En Viu sind überall im<br />

Haus zu finden, beispielsweise an der Decke über dem Check-in, wo eine<br />

frühlingsgrüne Szene zu sehen ist. Oder an den sattblauen Wänden der Treppe,<br />

die zur neu gestalteten Harry’s New York Bar im zweiten Stock führt. In<br />

den 611 Zimmern befinden sich über den Betten und Kommoden Wandgemälde<br />

mit Szenen aus dem Central Park. An der Treppe hinauf zum Darling, die<br />

nebenbei die einzigen Rooftop-Bar am Central Park Süd ist, zieht ein Wandgemälde<br />

die Blicke auf sich, das an ein Blumenstillleben aus dem Goldenen<br />

Zeitalter der Niederlande erinnert, nur dramatischer gestaltet. Das Darling<br />

war einst eine Privatwohnung, und Gäste können dort drinnen wie draußen<br />

sitzen, Etageren prall gefüllt mit Meeresfrüchten verspeisen und etwa einen<br />

Boulevardiers bestellen. Dieser Cocktail mit japanischem Whiskey und<br />

Ume-Pflaumenschnaps taucht nur sehr selten auf Barkarten auf. Sobald das<br />

Wetter wärmer wird, gibt es keinen besseren Ort als den Außenbereich der<br />

Rooftop-Bar, in der sich Gäste zum Cocktail den weiten Blick auf den Central<br />

Park auf der Zunge zergehen lassen können. www.parklanenewyork.com<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

69


FERNWEH | Kanada<br />

PENDRY MANHATTAN WEST<br />

Wie ein warmer und einladender Zufluchtsort inmitten des Trubels<br />

in einer nie zur Ruhe kommenden Stadt – so fühlt sich ein<br />

Aufenthalt im Pendry Manhattan West an. Die Luxusherberge<br />

bringt das entspannte kalifornische Flair an die Ostküste. Manhattan<br />

West, dort, wo sich das Hotel befindet, ist eines der<br />

größten und komplexesten Bauprojekte New Yorks und wird<br />

aus drei Wolkenkratzern bestehen. Neben dem 164-Zimmer-Hotel<br />

sind dort auch die neuen Amazon- und Peloton-Hauptquartiere<br />

untergebracht. Dabei ist das Pendry Hotel eine Oase der<br />

Ruhe in dem wachsenden Viertel, das es umgibt. Die Inneneinrichtung<br />

strahlt Wärme aus und schafft eine friedliche Stimmung<br />

mit natürlichen Holzdetails und viel Licht durch bodentiefe<br />

Fenster, hinter denen sich New Yorks Skyline zu jeder<br />

Tages- und Nachtzeit in Pose wirft. Den Abend beginnt man am<br />

besten in der Bar Pendry, einem vergoldeten Schmuckkästchen,<br />

in dem klassische Cocktails und legeres Essen wie Burger<br />

und Pommes serviert werden. In der schummrig beleuchteten<br />

Bar mit ihrem eleganten Interieur und dem flackernden Kamin<br />

kann man schon einmal die Zeit vergessen. Wer Appetit auf etwas<br />

ausgefallenere Gerichte bekommt, für den ist der Weg<br />

nicht weit: einfach in den Aufzug steigen und sich hinab ins Zou<br />

Zou’s bringen lassen, das ebenfalls zur Pendry Group gehört<br />

und mediterrane Küche auftischt. Nach einem genussreichen<br />

Abend ruft das Zimmer – mit einer Wahnsinnsaussicht auf New<br />

York. www.pendry.com<br />

Fotos: xxx<br />

70<br />

herbst <strong>2022</strong>


NEW YORK | Hotels<br />

AMAN NEW YORK<br />

Das Aman New York ist eine der wohl am sehnlichsten erwarteten Hoteleröffnungen<br />

der Stadt seit Jahren. Nun ist es endlich so weit: Das Hotel an der Kreuzung 57th<br />

Street und Fifth Avenue empfängt seit 2. August die ersten Gäste. Was diese erwartet?<br />

Die Zimmer sollen zu den größten New Yorks gehören. Das 83-Suiten-Haus ist<br />

im 100 Jahre alten Crown Building untergebracht, das von Stararchitekt Jean-Michel<br />

Gathy von Denniston neu gestaltet wurde. In kaum einem New Yorker Hotel fällt es<br />

so leicht, ins Hier und Jetzt zu gelangen. Jede Suite verfügt über Wandgemälde der<br />

zeitgenössischen japanischen Künstlerin Ryoko Adachi. Vor allem in den kälteren<br />

Monaten werden die Gäste den Kamin zu schätzen wissen, der in jeder Suite vorhanden<br />

ist, und es sich dort mit Blick über New York gemütlich machen. Außerdem<br />

lockt ein riesiges neues Spa, das sich über drei Stockwerke auf fast 25.000 Quadratmetern<br />

erstreckt. Zweifellos das neue Wellness-Flaggschiff der Stadt. Der Innenpool<br />

wird von Feuerstellen und Daybeds flankiert, und auch der 700 Quadratmeter große<br />

Außenbereich ist komplett auf pure Entspannung ausgelegt. ¯ Ein Luxushotel der leisen<br />

Töne, das dadurch ganz groß wirkt. www.aman.com<br />

Fotos: Aman New York (2), Pendry Manhattan West, <strong>2022</strong> Liz Clayman<br />

herbst 2020<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

71


B text<br />

Wolf Alexander Hanisch<br />

GO UPSTATE<br />

YOUNG MAN<br />

,<br />

UNTERWEGS IM HINTERLAND NEW YORKS, DAS WIE EINE GIGANTISCHE<br />

PROJEKTION SEINER PROVINZSEHNSÜCHTE WIRKT.<br />

72<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


NEW YORK | Upstate<br />

New York City ist ein<br />

Gebirge aus Glas, Beton<br />

und Stahl. Still und<br />

heimlich aber träumt<br />

das Rom der westlichen<br />

Hemisphäre vom Land.<br />

Man muss nur genau<br />

hinsehen.<br />

73


Gibt es eine Stadt, die man so bildersatt besucht wie<br />

New York City? So touristisch präpariert, so wiedererkennungslustig?<br />

Auch auf dieser Reise ins Rom der<br />

westlichen Hemisphäre war es, als beträte ich mein<br />

eigenes Gedächtnis. Die aluminiumschlanke Wolkenkratzerwelt<br />

rund um den Central Park, das wie abstrakter<br />

Efeu über Brownstone-Fassaden rankende<br />

Eisengestrüpp der Feuerleitern, die legolandbunten<br />

Videowände und Markisen, Taxis und Hydranten – alles<br />

war da. Eine Sache allerdings erschien mir neu:<br />

Ausgerechnet die Königin von Urbanien träumt heimlich<br />

vom Land.<br />

Meine Theorie bestätigte sich überall. Ich aß an<br />

rustikal karierten Restauranttischdecken unter Lüstern<br />

aus Hirschgeweihen. Ich sah hingebungsvoll umsorgte<br />

Blumenbeete im Betondickicht von Midtown.<br />

Ich durchschritt die Front von Macy’s am Herald<br />

Square, die sich in eine vertikale Blumenwiese verwandelt<br />

hatte. Und ich passierte den Türsteher des<br />

Terra Blues Club im Greenwich Village, der seinen<br />

Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-Staubmantel mit Cowboystiefeln<br />

inklusive Sporen kombinierte.<br />

Als ich dann am Times Square, dem zuckenden<br />

Glasherz der Stadt, eine chlorophyllgrün strahlende<br />

LED-Wand mit der Empfehlung »A walk in nature<br />

walks the soul back home« entdeckte, war das Bedürfnis<br />

nicht mehr zu ignorieren: Ich musste nachsehen,<br />

wo die Wurzeln dieser Provinzsehnsucht liegen könnten.<br />

In welchen Gefilden ich zu graben hätte, schien<br />

offensichtlich. New York ist schließlich nicht nur New<br />

York City. Es gibt auch Upstate New York, den Bundesstaat<br />

mit einer Hauptstadt, die noch nicht einmal<br />

auf 100.000 Einwohner kommt.<br />

Anderntags betrete ich frühmorgens die Aluschlange<br />

eines Amtrak-Zugs in der Penn Station. 140<br />

Kilometer geht es nun nach Norden auf einer Gleisstrecke,<br />

die sich schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

das Ostufer des Hudson entlangwindet. Mein Ziel<br />

heißt Poughkeepsie, eine Kleinstadt in der Mitte des<br />

Hudson River Valley. Warum dorthin? Na, ich meine:<br />

Poughkeepsie. Das klingt doch schon nach größtmöglichem<br />

Seelengebaumel.<br />

Nach und nach löst sich die Stadt auf, irgendwann<br />

erscheint die George Washington Bridge wie ein letzter<br />

Gruß der Rastlosigkeit. Ihre horizontblau lackierten,<br />

rapunzelschön geflochtenen Stahlpfeiler tragen<br />

14 Spuren für jährlich 100 Millionen Fahrzeuge – keine<br />

andere Brücke auf dem Globus ist so busy.<br />

»A WALK IN NATURE WALKS THE SOUL BACK HOME.«<br />

ICH MUSSTE NACHSEHEN, WO DIE WURZELN DIESER<br />

PROVINZSEHNSUCHT LIEGEN KÖNNTEN.<br />

74<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


NEW YORK | Upstate<br />

Der Zug dagegen lässt sich Zeit. Er trödelt auch dann<br />

noch mit nostalgischem Dadamm-dadamm, als die<br />

Klinkerfronten von Yonkers hinter uns liegen und<br />

sich der Blick weitet – Geschwindigkeit gesteht Amerika<br />

nur seinen Flugzeugen zu. Ich schaue aus dem<br />

Fenster und sehe einen Mittelrhein im Konjunktiv.<br />

Wie oft behauptet, könnte der Hudson River tatsächlich<br />

»America’s Rhine« sein, wäre er nicht so breit.<br />

So braungrausilber. So industrieumkränzt und so taff<br />

mit seinen steil getreppten Abbrüchen an der Westseite,<br />

die etwas kiesgrubenhaftes haben, sich aber in<br />

meinem Kopf in Canyons verwandeln. Sicher werden<br />

gleich Indianersilhouetten auftauchen – wir sind hier<br />

ja im Irokesenland. Stattdessen erhebt sich plötzlich<br />

ein Ensemble anthrazitgrauer Trutzburgen am Westufer.<br />

Kühl und abweisend sehen sie aus, gerade so,<br />

als halte hier ein Hollywoodschurke Hof. Aber es ist<br />

die Militärakademie Westpoint, wie mir ein Blick aufs<br />

Handy verrät.<br />

Höhe Cornwall ist das nächste Schauspiel dran.<br />

Dort überragt eine riesige Ruine mit Säulen, Zinnen,<br />

Bögen und Türmen eine Flussinsel so gruselig im<br />

bleichen Licht, dass ich an die Albumcover norwegischer<br />

Black-Metal-Bands denke. Es handelt sich um<br />

Bannerman’s Castle, das kein Schloss war, sondern<br />

1901 als Munitionslager auf Pollepel Island errichtet<br />

wurde. In den 1920er-Jahren machten mehrere<br />

Explosionen das Anwesen zu einem Lost Place von<br />

schier gespenstischer Perfektion.<br />

Zwei Stunden nach New York City kündigt sich<br />

Poughkeepsie mit seiner größten Attraktion an. Es<br />

ist eine Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert,<br />

die zweieinhalb Kilometer lang auf spillerigen Beinen<br />

über den Hudson stakst. Man könnte meinen, sie sei<br />

aus Hähnchenknochen zusammengeleimt und dann<br />

mit Edelrost überzogen worden. Max Beckmann hätte<br />

sie begeistert gemalt. Nachdem das Bauwerk durch<br />

einen Brand seine Bestimmung verlor, machte man es<br />

2009 zu einer reinen Fußgängerbrücke.<br />

Das Ding sehen und hinaufwollen sind eins.<br />

Gleich neben dem Bahnhof führt ein Glasaufzug nach<br />

oben. Dabei wäre ein Aufstieg jede Schweißperle<br />

wert. Oben angekommen, versteht man unmittelbar,<br />

was eine schöne Aussicht definiert. Sie ist immer<br />

dann schön, wenn der Betrachter vor ihr klein wird.<br />

Und so ist das hier. Der Strom teilt grüne Waldwogen<br />

bis an jeden Horizont. Man merkt: Das sind keine europäischen<br />

Dimensionen, wo die Landschaften wech-<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

75


Hipsturbia – so nennt man das einst heruntergekommene Hudson River Valley heute. Street-Art in Poughkeepsie inklusive.<br />

76<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> sommer <strong>2022</strong>


NEW YORK | Upstate<br />

»FRÜHER KONNTEST DU DICH HIER NACHTS KAUM<br />

AUF DIE STRASSE TRAUEN. HEUTE BEKOMMST DU IN<br />

POUGHKEEPSIE SOGAR DETOX-SMOOTHIES.«<br />

Statt einen Selleriesaft zu ordern, hole ich mir lieber<br />

meinen Mietwagen ab und fahre auf pockennarbigen<br />

Straßen durch die alte Ostküstenherrlichkeit<br />

hinter der Stadt. Spitze, schlanke Kirchtürme stechen<br />

zuckergussweiß in einen metallicblauen Himmel. Hin<br />

und wieder blitzt eins dieser silbrig behelmten Silos<br />

auf. Amerikanische Flaggen wallen in getrimmten Vorgärten<br />

und vor diesen ikonisch verwahrlosten Farmen<br />

mit ihren Krausen aus weiträumig verteiltem Ramsch.<br />

Und immer wieder geben sich Prachtbauten in den<br />

sanft ausschwingenden Wiesen und Wäldern die Ehre.<br />

Da ist zum Beispiel das Culinary Institute of America,<br />

eine berühmte Kochschule, der man das auch ansehen<br />

soll: Der backsteinrote Kasten ist von einer fast<br />

frivolen Vornehmheit. Ein Stück weiter thront das<br />

säulenbewehrte Vanderbilt Mansion im Beaux-Arts-<br />

Stil wie eine gigantische Torte aus Stein. Ganz anders<br />

präsentiert sich die Franklin D. Roosevelt Library, die<br />

erste aller US-Präsidentenbibliotheken. Der Präsident<br />

stammte von hier und liebte den schlichten niederländischen<br />

Kolonialstil aus grauem Feldstein, dem etwas<br />

Soldatisches anhaftet. Im Museum sind unter anderem<br />

die schauerlichen Foltergeräte ausgestellt, mit<br />

denen man der Polioerkrankung Roosevelts seinerzeit<br />

Herr zu werden versuchte. Das Anwesen in Hyde Park<br />

wirkt deswegen auch wie eine Weihestätte des amerikanischen<br />

»spirit of never giving up«.<br />

Am Abend wechsele ich auf die andere Flussseite<br />

und fahre ins Buttermilk Falls Inn. Das Hauptgebäude<br />

des Resorts steht inmitten eines riesigen, von Seen<br />

durchglitzerten Parks und ist ein Bergfried amerikanischer<br />

Nippesversessenheit. Wie, um der Weite des<br />

Landes etwas entgegenzusetzen, wimmelt es hier von<br />

Figürchen, Schiffsmodellen, kurios geformten Wurzeln,<br />

großmütterlichen Ohrensesseln und alten Lederausgaben<br />

des Naturanbeters Henry David Thoreau. In<br />

meinem Zimmer werfe ich mich aufs Bett, stutze kurz<br />

und ziehe mir dann pflichtschuldig die Schuhe aus. Ich<br />

habe nämlich das Gefühl, gleich käme Tante Polly zur<br />

sahneweiß lackierten Tür herein, um nachzusehen, ob<br />

ich keinen Unsinn mache. Vielleicht, weil ihr Erfinder<br />

Mark Twain nicht weit von hier begraben liegt.<br />

Am nächsten Morgen steuere ich das Storm King<br />

Art Center an, einen der größten Skulpturenparks des<br />

Planeten, wo sich New York Citys Kunstspleen und<br />

amerikanische Maßlosigkeit zu großem Landschaftsseln<br />

wie die Säle in einem Museum. Hier hat man es<br />

mit Land, Land, Land zu tun.<br />

Auch die Breite des Hudson wird erst hier oben<br />

begreiflich. Er wirkt eher wie ein Fjord. Und das ist<br />

gar nicht so falsch. Der flache Fluss ist mal in der<br />

einen, mal in der anderen Richtung unterwegs: Der<br />

Tidenhub des Atlantiks schiebt das Brackwasser mitunter<br />

200 Kilometer weit ins Landesinnere. Henry<br />

Hudson segelte hier 1609 im Auftrag der niederländischen<br />

Ostindien-Kompanie als erster Europäer<br />

gen Norden, um eine Nordwest-Passage nach Asien<br />

zu finden. Das klappte nicht. Dafür kamen deutsche<br />

und holländische Siedler, die Orte mit Namen wie<br />

Rhinecliff oder Rhinebeck gründeten.<br />

In der Main Street von Poughkeepsie werde ich<br />

dann das Gefühl nicht los, durch einen dieser melancholischen<br />

Bruce-Springsteen-Songs zu laufen. Der<br />

Wind spielt mit Plastiktüten und kickt in Halbstarkenmanier<br />

Dosen durch die Gegend. Eckensteher<br />

ringen lauthals mit ihren inneren Dämonen, Hispanics<br />

gehen undurchsichtigen Geschäften nach. Doch<br />

immer mehr Häuser haben ihre hochgiebeligen Angeberfassaden<br />

hergerichtet im Auf und Ab der unregelmäßigen<br />

Traufhöhen. Sie konkurrieren mit kunstvollen<br />

Murals, deren Farbe nicht lange trocken sein<br />

kann. Sogar ein manufaktumähnlicher Läden taucht<br />

auf, wo Red Wing Boots und edles Rasierzeug im<br />

Schaufenster liegen.<br />

Josh hat dafür keine Verwendung – sein Prophetenbart<br />

ist Hipstertum alter Schule. Er sitzt im Café<br />

der Underwear Factory, einem sinistren Fabrikgebäude<br />

aus dem Jahr 1874, das vor fünf Jahren zu einem<br />

Kulturzentrum umgebaut wurde. Unverputzte Wände,<br />

Industriestühle, viel Holz mit dem Schimmer abgelutschter<br />

Karamellbonbons. Der bis an die Ohren<br />

tätowierte Bildhauer aus Brooklyn hat sich hier ein<br />

Apartment plus Atelier gemietet. »5.000 Dollar kosten<br />

drei Zimmer in New York City, kompletter Wahnsinn.<br />

Immer mehr Künstler fliehen vor solchen Wucherp<strong>reisen</strong><br />

ins Valley«, sagt er. Aber ist das gut, wenn<br />

die New York Times die Städte entlang des Hudson<br />

schon »Hipsturbia« tauft und andere von »Rurbanism«<br />

schreiben? Na klar, meint Josh. »Früher konntest du<br />

dich hier nachts kaum auf die Straße trauen. Heute<br />

bekommst du in Poughkeepsie sogar Detox-Smoothies.«<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 77


FERNWEH | Kanada<br />

WENN NICHT NUR MENSCHEN, SONDERN AUCH ORTE<br />

CHARISMA HABEN KÖNNEN, DANN IST ITHAKA EIN<br />

OUTDOORFREAK IM DESIGNER-HOLZFÄLLERHEMD.<br />

kino zusammentun. Auf 200 Hektar verteilen sich<br />

mehr als 100 Installationen. Weil sie so fernglasweit<br />

auseinander liegen, leihe ich mir ein Fahrrad. Die Kette<br />

schnurrt, und ich habe das Gefühl, die Objekte von<br />

Alexander Liberman, Richard Serra oder Andy Goldsworthy<br />

könnten nur in diesem von Hügeln, Wäldern<br />

und Wiesen rhythmisierten Raum zu Hause sein. Als<br />

sich einmal am Himmel zwei Vogelschwärme vereinen,<br />

steht auch das unter Kunstverdacht.<br />

Vor jeder Skulptur verweile ich verblüffter. Zum<br />

Beispiel vor den tonnenschweren Stahlblöcken von<br />

Menashe Kadishman. Das hausgroße Werk heißt<br />

Suspended und balanciert so primadonnenhaft auf einer<br />

Kante in der Luft, als sei die Schwerkraft nur eine<br />

Verschwörungserzählung. Oder der bronzene Springbrunnen<br />

North South East West von Lynda Benglis in<br />

einem nichts als mystisch wirkenden Hain: Kreaturen<br />

wie aus triefender Lava kriechen bedrohlich aufeinander<br />

zu, und ich kann kaum glauben, dass sie sich nicht<br />

tatsächlich bewegen.<br />

Das Hudson River Valley ist so sehr das Hinterland<br />

von New York City wie der Chiemsee das von<br />

München. Also komm schon, Big Apple, da muss<br />

mehr gehen. Upstate New York erstreckt sich immerhin<br />

bis zu den Niagarafällen an der kanadischen Grenze.<br />

So weit allerdings will ich es nicht treiben. Aber<br />

die Finger Lakes, von denen hier jeder schwärmt,<br />

während zu Hause kein Mensch weiß, was das sein<br />

soll – die müssen noch drin sein.<br />

Allein: Es wirkt, als wolle man mich von ihnen<br />

fernhalten. In Newburgh beiße ich vor lauter Wegweiserkryptologie<br />

fast ins Lenkrad meines navilosen<br />

Autos. Mein Behagen ist umso größer, als ich dann<br />

endlich durch den Südwestrand der Catskill Mountains<br />

gleite und meine, das irisierende Grün dieses<br />

endlosen Laubmeeres regelrecht zu trinken.<br />

Einmal fahre ich ab zum Tanken in eins dieser<br />

Städtchen mit ihren ochsenblutroten und kreideblauen<br />

Holzhäusern, und sofort ist es 1952. Ich bin überzeugt,<br />

gleich auf James Dean zu treffen, der auf einer<br />

der Veranden lungert und gelangweilt an einer Gerte<br />

herumschnitzt. Aber da sitzt keiner. Die Orte sind feiertäglich<br />

leer auch ohne Feiertag. Es ist diese typisch<br />

amerikanische Absence. Im Shop der Tankstelle decke<br />

ich mich mit Erdnuss-Cookies ein, die jeden Kardiologen<br />

verzweifeln ließen, und frage, warum es sich<br />

niemand auf den Vorbauten gemütlich macht. Die<br />

Verkäuferin lacht. »Weil das hier niemand so richtig<br />

gewöhnt ist. Lange Winter, kurze Sommer – wir kommen<br />

irgendwie nicht mehr drauf, wozu die Dinger da<br />

sind.« Ich habe einen anderen Verdacht. Wer auf der<br />

Veranda sitzt, gibt zu verstehen, dass er nichts zu tun<br />

hat. Ein Eindruck, den man vermeiden will in dieser<br />

puritanischen Welt aus Fleiß und Anstand.<br />

Stunden später stürzt sich die Straße in die Tiefe,<br />

und der erste der Finger Lakes blaut intarsiengleich<br />

herauf. Würde man jetzt eine Drohne aufsteigen lassen,<br />

sie zeigte insgesamt elf schmale, bis zu 64 Kilometer<br />

lange Moränenseen, die Überbleibsel der<br />

letzten Eiszeit sind. Die fünf größten in der Mitte erinnerten<br />

die Ureinwohner an den Abdruck einer göttlichen<br />

Hand. Die Seen heißen Canandaigua, Cayuga,<br />

Keuka, Seneca oder Owasco und lassen daran denken,<br />

dass die Indianer in den USA fast nur noch in Form<br />

schöner Gewässernamen anwesend sind.<br />

An der Südspitze des Cayuga Lake liegt Ithaca.<br />

Wenn nicht nur Menschen, sondern auch Orte Charisma<br />

haben können, dann ist die Stadt ein Outdoorfreak<br />

im Designer-Holzfällerhemd. Dazu kann man<br />

hier glatt den europäischsten aller Fehler begehen:<br />

das Zentrum zu suchen. Während das Herz fast jeder<br />

US-Stadt an ihren Rändern schlägt, gibt es in Downtown<br />

Ithaca sogar eine Fußgängerzone mit kleinen<br />

Geschäften, Cafés und richtigen Flaneuren. Obendrein<br />

hat die Unistadt pro Kopf mehr Restaurants als<br />

New York City.<br />

Kronleuchter aus giftgrünem Glas, toskanisch<br />

anmutende Rundbögen, Menschen, die absurd große<br />

Rotweingläser in den Händen drehen – das Coltivare<br />

könnte auch in New Yorks Williamsburg stehen.<br />

Das Lokal hat sich dem »Farm to table«-Konzept verschrieben,<br />

ohne das in Ithaca kaum noch ein Hotdog<br />

zu verkaufen ist. Und anders als in der großen Stadt<br />

wäre hier leicht nachzuprüfen, wie genau man es mit<br />

der Nachhaltigkeit nimmt – die Biobauern arbeiten<br />

gleich um die Ecke. Die obligatorische Litanei all der<br />

Gluten-, Laktose-, Soya-, Hormon- oder Antibiotikafreiheit<br />

bei der Bestellung wirkt in Ithaca allerdings<br />

noch ermüdender als in Manhattan. Sei’s drum: Der<br />

Lachs aus dem Cayuga Lake mit einer Glasur aus Apfel-<br />

und Kirsch-Cider macht die kulinarische Wokeness<br />

auf Anhieb vergessen.<br />

Fotos: Paul Massie Photography/Shutterstock.com, Robert Bye, KMarsh, PhotoSpirit/Shutterstock.com, Laura Peruchi, Edward Fiedling, Nicolas Raymond/flickr.com, Privat<br />

78<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


NEW NEW YORK YORK | Upstate | Hotels<br />

I can see for miles: Weitblick<br />

in Upstate New York.<br />

79


150 WASSERFÄLLE, VON DENEN<br />

EINER AUSGEDACHTER WIRKT ALS<br />

DER NÄCHSTE, LOCKEN BESUCHER<br />

AN DIE FINGER LAKES.<br />

80<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


NEW YORK | Upstate<br />

Franchise Player nennt<br />

man hier den Riesling:<br />

der, mit dem sich alle<br />

identifizieren.<br />

Zum Essen reist dennoch niemand einen halben Tag<br />

lang von New York hierher. Man kommt wegen der<br />

150 Wasserfälle der Region. Am stolzesten sind die<br />

Taughannock Falls ein Stück seeaufwärts. Mit 85 Meter<br />

Höhe stellen sie sogar die Niagarafälle um acht<br />

Meter in den Schatten. Im rosa-grün-gelb funkelnden<br />

Sprühnebel wirken sie, als habe sich die Landschaft<br />

ein Amulett aus Wasser umgelegt. Majestätischer<br />

kann Erdgeschichte nicht auftreten. Aber so bewundert<br />

man die Taughannock Falls auch – mit andächtigem<br />

Abstand von einer Empore aus.<br />

Ich will allerdings die Gischt im Gesicht spüren.<br />

Das geht am besten im Watkins Glen State Park einen<br />

See weiter. Nahe dem Seneca Lake gähnt die Schlucht<br />

des Glen Creek so tief und steil, als sei sie mit einem<br />

zyklopischen Axthieb gespalten worden. Auf einem<br />

Rundweg passiere ich 19 Wasserfälle, von denen einer<br />

ausgedachter wirkt als der nächste. Das liegt an der<br />

tortengusshaften Schichtung der Felsen aus Schiefer,<br />

Kalk- und Sandstein, die über Aberjahrtausende ein<br />

Reich aus allen erdenklichen Stufen entstehen ließ. Es<br />

braust und tost, es zischt und rauscht, es gurgelt und<br />

donnert, und New York City ist auf einmal so weit<br />

weg wie noch nie auf dieser Reise.<br />

Wasser ist das eine, Wein das andere, wofür die<br />

Finger Lakes stehen. Irgendwann erkenne ich das mit<br />

eigenen Augen: Ein feines, an die Strenge von Stahlstichen<br />

erinnerndes Muster aus Weinreben kämmt<br />

viele Hügel. Es sind vor allem die 130 Weingüter dieser<br />

Seenlandschaft, die den Staat New York zum drittgrößten<br />

Weinanbaugebiet der USA machen – nach<br />

Kalifornien und Washington State. Glaubt man einer<br />

Umfrage unter Weinexperten, sind die Finger Lakes<br />

die landesweit beste Weingegend. Ausschlaggebend<br />

dafür ist vor allem die Konzentration auf »Cool Climate<br />

Wines« wie den Riesling.<br />

»Das ist unser Franchise Player«, sagt Terence von<br />

den Lakewood Vineyards, einem Weingut, das so proper<br />

über dem Seneca Lake thront, als habe man es aus<br />

dem Katalog bestellt und gerade aus einer Zellophanhülle<br />

geknibbelt. Mit Franchise Player bezeichnet<br />

man im American Football den Star einer Mannschaft,<br />

der die meisten Einnahmen bringt. »Die Gletscherablagerungen<br />

haben hier spannende Terroirs geschaffen.<br />

Heiße Sommer mit kühlen Nächten in einer kurzen<br />

Anbausaison bringen eine schöne Säure. Und die bis<br />

zu 188 Meter tiefen Seen speichern die Wärme für ein<br />

lokales Mikroklima – das sind ideale Voraussetzungen<br />

für den Weinbau«, sagt der Sommelier und strahlt aus<br />

seinem Vollbart. Bei solchen Bedingungen leuchtet<br />

ein, dass gerade deutsche Winzer hier einst Pionierarbeit<br />

leisteten. Und die dauert an. Während man in<br />

Kalifornien die erdenschwere Eiche schmecken will,<br />

ist man hier versessen auf Frucht, baut in Stahlfässern<br />

aus und europäisiert so nach und nach das önologische<br />

Faible der Amerikaner.<br />

Später lädt Terence zur Weinprobe auf die Terrasse.<br />

Wir entkorken verschiedene Gewächse und sind<br />

sicher: Die stahlgrüne Frische des Riesling-Jahrgangs<br />

2020 ist kaum zu schlagen. »Awesome«, urteilt einer<br />

der Teilnehmer in breitem Texanisch. Na, soll er.<br />

Dieses Mal darf es das amerikanischste aller Übertreibungsadjektive<br />

sein. Lange sitzen wir über dieser<br />

episch dahinfließenden Landschaft wie aus einer<br />

Kinderbibel – der Blick zu weit, die Wolken zu monumental,<br />

die Farben zu leuchtend. Und zu unseren<br />

Füßen liegt der See aus wimmelndem Silber. Wenn<br />

man wirklich aufhören soll, wenn es am schönsten<br />

ist, dann ist jetzt der Moment dafür gekommen.<br />

Am nächsten Morgen fahre ich zurück nach New<br />

York City und denke darüber nach, ob ich nun das<br />

angestammte Terrain seiner Landliebe gesehen habe.<br />

Wahrscheinlich schon. Nur anders, als ich dachte. Die<br />

Stadt träumt vom Land und das Land von der Stadt.<br />

Auf dem Rücksitz klimpert währenddessen eine Kiste<br />

der Lakewood Vineyards. Heißt es nicht, der Wein<br />

verhalte sich zur Traube wie die Kunst zur Natur?<br />

Wenn das so ist, können sich Stadt und Land gar nicht<br />

schöner treffen als in Form dieses Rieslings. Den hätte<br />

ich zwar auch am Broadway kaufen können. Aber<br />

von Terence schmeckt er anders. Gerade so, als sei er<br />

vom Dunst der Wasserfälle am Glen Creek gekühlt.<br />

INFO<br />

Singapore Airlines bietet tägliche Direktflüge<br />

von Frankfurt a. M. nach New York. Geflogen<br />

wird mit dem Airbus A380R, der über neu<br />

gestylte Kabinen verfügt. Dank des Hinflugs am<br />

Morgen und des Rückflugs am Abend kann die<br />

Reisezeit vor Ort optimal genutzt werden. Und:<br />

Passagiere dürfen wegen der vormittäglichen<br />

Ankunftszeit mit kürzeren Wartezeiten bei den<br />

Sicherheitskontrollen rechnen.<br />

www.singaporeair.com<br />

Wine, Water and Wonders of New York State,<br />

www.winewaterwonders.com<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

81


des Schweigens<br />

Achtung, wer mit diesen schicken Coats einen Raum betritt, wird Aufmerksamkeit ernten.<br />

Und die Stille der Bewunderung. Anziehen, wohlfühlen, Welt erkunden! Auf geht's!<br />

Schicke Wespentaille<br />

Ein breiter Taillengürtel als Statement Piece war schon in den 1980er-Jahren der Modetrend schlechthin. Nun kehrt<br />

er zurück – wie mit dem schicken Mantel von Strellson aus der Archive-Kapsel-Kollektion aus 70 Prozent recycelter<br />

Wolle, um € 549, strellson.com<br />

Für den Großstadttrip<br />

Mit dem Mantel von Brunello Cucinelli im Animal Print hat man den perfekten Begleiter für herbstliche Tage im<br />

Großstadtdschungel. Anpirschen und Bewunderung ernten. Aus Schurwolle, Mohair und Kaschmir,<br />

€ 5.400,<br />

shop.brunellocucinelli.com<br />

Flauschangriff<br />

Auch in dieser Saison sind Teddy-Coats absolut angesagt. Kein Wunder, sie sehen schick aus und<br />

fühlen sich grandios an. Wie der kuschelige und gefütterte Teddymantel in Caramel und Rot von<br />

Essentiell Antwerp im Oversize-Look.<br />

€ 385, essentiel-antwerp.com<br />

Bekannt wie ein bunter Hund<br />

Schluss mit dezenter Zurückhaltung! Der <strong>Herbst</strong> wird bunt. Das beweist auch der Mantel von Rich & Royal im bunten<br />

Animal-Look. Frischt die <strong>Herbst</strong>garderobe gekonnt auf. Um<br />

€ 250, richandroyal.com<br />

82<br />

Mantel


Wann wird's mal wieder richtig Winter?<br />

Wer den Mantel von Hessnatur im Schrank hängen hat, sehnt die kalten Tage geradezu herbei, denn dann<br />

kann man das gute Stück endlich ausführen. Mäntel im Camel-Look sind eben ein Dauerbrenner.<br />

Um € 700, hessnatur.com<br />

Lass Konfetti für dich regnen<br />

Ob zum Bummeln durch die großen Metropolen, kombiniert mit Jeans und Sneaker oder abends zum kleinen<br />

Schwarzen und High Heels – der Coat von Etro ergänzt jedes Outfit. Wow-Effekt inklusive. € 1.340, etro.com<br />

Mustergültig<br />

Karos sind wohl eines der beliebtesten Fashion-Muster, denn sie passen eigentlich zu allem. Ein<br />

absoluter Hingucker ist der gemusterte Mantel von Gant. Eben quadratisch, stylisch, gut.<br />

€ 600,<br />

de.gant.com<br />

LIFESTYLE<br />

Ab in die Federn<br />

Warum wir Daunenjacken so lieben? Weil sie sich so anfühlen, als hätte man seine<br />

wohlig-warmen Daunendecke einfach mit rausgenommen. Die Daunenjacke von Geox<br />

hält zuverlässig warm und sieht stylisch aus. € 299, geox.com<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

83


LIFESTYLE<br />

Fotos: PR<br />

Treibs bitte zu bunt!<br />

Elegant, verspielt und zum Neiderwecken: Der wunderschöne Mantel von Belle Ikat<br />

aus Jacquard-Gewebe zieht alle Blicke auf sich. € 389, belleikat.de<br />

Lasst uns froh und bunter sein<br />

Wollmäntel sind in diesem <strong>Herbst</strong> und Winter bunt. Je knalliger, desto besser –<br />

wie der froschgrüne Mantel »Xylophon« von Fox’s Mode, um € 299,<br />

foxs-mode.de<br />

Klassiker mit dem gewissen Etwas<br />

Einen stilvollen und zeitlosen Mantel sollte jeder im Schrank haben, denn bei guter<br />

Pflege kann man ihn jedes Jahr in der kalten Jahreszeit wieder tragen. Vor allem, wenn<br />

er so hübsch anzusehen ist wie dieser hier von Karl Lagerfeld. € 399, shop.karl.com<br />

Neuen Farbton anschlagen<br />

Wem das Himmelblau des Sommers fehlt, streift den knallig blauen Mantel von Marc<br />

Cain über. Ein fröhlicher Eyecatcher, der sofort gute Laune macht. € 599, marc-cain.de<br />

84 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


KULTUR<br />

Kunst-VOLLTREFFER<br />

Munchs »Schrei« hat seit Juni <strong>2022</strong> ein neues Zuhause. Er hängt nun in Oslos neuem Nationalmuseum, das<br />

gleich drei weitere Museen vereint: die ehemalige Nationalgalerie, das Museum für zeitgenössische Kunst<br />

und das Norwegische Museum für Kunsthandwerk und Design – zusammen bilden sie das größte Kunstmuseum<br />

Nordeuropas. In mehr als 90 Räumen sind etwa 6.500 Werke der insgesamt nun 400.000 Objekte umfassenden<br />

Sammlung aus Kunst, Design und Architektur von der Antike bis heute ausgestellt. Auch die Lage<br />

ist spektakulär: am Rande des Fjords, neben den Fährhäfen und gegenüber dem berühmten Osloer Rathaus.<br />

Unbedingt den Blick von der Dachterrasse über den Fjord genießen. www.nasjonalmuseet.no<br />

HEILIG‘S<br />

BLECHLE<br />

Die »Cars«-Serie von Pop-Art-<br />

Pionier Andy Warhol ist weltberühmt<br />

und zeigt Fahrzeuge<br />

von Mercedes-Benz in der<br />

so typischen farbigen Art wie<br />

sie nur der amerikanische<br />

Künstler beherrschte. Die<br />

Serie blieb unvollendet, da<br />

Warhol verstarb, bevor er sie<br />

abschließen konnte. Besucher<br />

können 27 Siebdrucke<br />

auf Leinwand und 13 Zeichnungen<br />

aus der Bildserie Cars<br />

vom 23. Juli <strong>2022</strong> bis 22.<br />

Januar 2023 in Los Angeles<br />

bewundern. Im Petersen<br />

Automotive Museum in Los<br />

Angeles zeigt die Mercedes-<br />

Benz Art Collection die sehr<br />

sehenswerte Ausstellung<br />

»Andy Warhol: Cars – Works<br />

from the Mercedes-Benz Art<br />

Collection«. www.group.<br />

mercedes-benz.com<br />

Fotos: Iwan Baan (2), Mercedes Benz Group AG, cmr – Gregor Lengler, Land of Memory<br />

Mehr als 80 historische Orte aus<br />

den beiden Weltkriegen umfasst<br />

das »Land of Memory« und ist<br />

eine grenzüberschreitende Reise<br />

zwischen Frankreich, Belgien,<br />

Luxemburg und Deutschland. Auf<br />

vier verschiedenen einwöchigen<br />

Reiserouten mit Schwerpunktthemen<br />

wie »Auf den Spuren der<br />

Helden« in Belgien, Luxemburg<br />

und Frankreich oder »Die Ardennenschlacht«<br />

in Belgien und<br />

Luxemburg bereist man Gedenkstätten,<br />

Denkmäler, Friedhöfe,<br />

Gräben und Museen.<br />

www.landofmemory.eu<br />

Gedächtniskraft<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

85


text<br />

BJennifer Latuperisa-Andresen<br />

SEIT MEHR ALS EINEM HALBEN JAHRHUNDERT.<br />

BEREICHERT FRANK GEHRY DIE WELT DER.<br />

ARCHITEKTUR MIT SEINEN REVOLUTIONÄREN.<br />

ENTWÜRFEN. DABEI VERSCHWIMMEN GERNE.<br />

MAL DIE GRENZEN ZWISCHEN SKULPTUR UND.<br />

ARCHITEKTUR. WIR FINDEN, DASS SEINE WERKE.<br />

IMMER EINE REISE WERT SIND. UND DAFÜR MUSS.<br />

MAN NICHT IMMER UM DEN GLOBUS FLIEGEN..<br />

GEHRY SEI DANK..<br />

86


KULTUR | Frank Gehry<br />

GIERIG<br />

NACH<br />

GEHRY<br />

In einem Artikel der Vanity Fair wurde Frank Gehry<br />

2010 als »der wichtigste Architekt unserer Zeit« bezeichnet.<br />

Doch seine avantgardistischen Bauten, die<br />

sich über das traditionelle Verständnis von Architektur<br />

hinwegsetzen, stoßen in der Öffentlichkeit oft auf<br />

gemischte Gefühle.<br />

Ich bin – das ist ja kein Geheimnis – ein leidenschaftlicher<br />

Kanada-Fan. Und Gehry stammt ursprünglich<br />

aus Toronto. Ich interessiere mich zudem<br />

auch für Architektur. Und da kommen natürlich zwei<br />

Interessen zusammen, die sich auf Frank Owen Gehry<br />

konzentrieren. Und ich muss sagen, mich beeindruckt<br />

seine Geschichte sehr.<br />

Als er 18 Jahre alt ist, zieht seine Familie von Kanada<br />

nach Los Angeles. Er ist nicht mit dem goldenen<br />

Löffel im Mund geboren, deshalb erkämpft er sich<br />

seinen Weg nach oben. Tagsüber arbeitet er als Lastwagenfahrer<br />

und studiert abends am College. Später<br />

wechselt er dann an die School of Architecture der<br />

University of Southern California. Er beißt sich<br />

durch, und zwar so präzise, dass er es in den<br />

1950er-Jahren sogar auf die renommierte Harvard<br />

Graduate School of Design schafft und dort Stadtplanung<br />

studiert. 1967 gründet Gehry sein eigenes<br />

Büro, Gehry Partners, in Los Angeles, das bis heute<br />

einzigartige Entwürfe hervorbringt, darunter das<br />

45-stöckige Grand L.A., das in Kürze eröffnet wird.<br />

Geradlinige Architektur fällt ja selten auf. Die Bauten,<br />

die einem im Gedächtnis bleiben – oder sagen<br />

wir, die mir im Gedächtnis bleiben –, sind oft von organischen<br />

Formen geprägt, so wie Zaha Hadid oder<br />

Santiago Calatrava. Oder sie sind vom Purismus geprägt.<br />

Wie I.M Pei oder Tadao Andō. Aber Gehry ist<br />

anders und dennoch erfolgreich. Gerade deswegen.<br />

Auch er hat selbstverständlich schon den Oscar der<br />

Architektur eingeheimst. Den begehrten Pritzker-Preis.<br />

Dennoch hagelt es immer wieder Kritik.<br />

Vielleicht liegt es daran, dass er sich eher als Künstler<br />

sieht, der seine ersten Ideen oft mit Kritzeleien skizziert.<br />

Berühmt ist seine Stimme in den Simpsons<br />

(Staffel 16, Folge 14), in der er eine Konzerthalle in<br />

Springfield entwirft, nachdem er von einem zerknüllten<br />

Stück Papier auf dem Bürgersteig inspiriert wurde.<br />

Es steht jedoch außer Zweifel, dass Gehry eine<br />

Liebe zum »Out-of-the-box-Denken« hegt. Und damit<br />

hat er einiges in der Architektur bewirkt. Wo ich<br />

schon den ein oder anderen Artikel zitiere, muss auch<br />

dieser aus der Salon herhalten, aus dem Jahr 1999. Da<br />

wird festgestellt, dass »die Leute um die halbe Welt<br />

<strong>reisen</strong>, um sich ein Gebäude anzusehen«. Ja, und ich<br />

bin eine davon. Hier sind meine fünf Favoriten:<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 87


KULTUR | Frank Gehry<br />

GUGGENHEIM MUSEUM BILBAO.<br />

Das Guggenheim Bilbao ist mehr als ein Gebäude. Es ist ein Hingucker. Ein<br />

Im-Gedächtnis-Behalter. Selbst diejenigen, die es nur einmal auf einem<br />

Foto betrachtet haben, können es immer wieder erkennen. Und auch das<br />

macht Gehry aus. Das Guggenheim Museum Bilbao, das in einer ehemaligen<br />

Werft am Ufer des Nervión-Flusses untergebracht ist (Bilbao ist eine<br />

der wichtigsten Hafenstädte Spaniens), war das Hauptaugenmerk eines<br />

großen Wiederbelebungsprojekts der Stadt. Das Museum wurde 1997 offiziell<br />

eröffnet und erregte so viel internationale Aufmerksamkeit, dass ein<br />

neuer Begriff geprägt wurde, der »Bilbao-Effekt«, der ausdrückt, wie der<br />

Bau eines hochkarätigen Gebäudes eine zuvor angeschlagene Metropole<br />

verändern kann.<br />

Das Guggenheim Museum dort besteht aus miteinander verbundenen<br />

Gebäuden, die mit 33.000 hauchdünnen Titanplatten verkleidet sind. Es<br />

ist so außergewöhnlich, kompliziert und komplex, dass Gehry für die Konzeption<br />

und Planung die Computersoftware CATIA einsetzen musste, die<br />

für die Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt wurde, um sein Budget<br />

von 89 Millionen Dollar einzuhalten. Im Inneren ist das Museum um ein<br />

großes Atrium und 20 Galerien herum angeordnet. Besucher werden feststellen,<br />

dass es in der gesamten Struktur kaum eine gerade Linie gibt –<br />

eine bewusste Entscheidung von Gehry. In einem Interview mit Charlie<br />

Rose aus dem Jahr 1993 sagte Gehry, er habe sich von den Bewegungen<br />

der Fische inspirieren lassen und wollte gegen die Postmoderne rebellieren.<br />

»Okay, wenn schon zurück, dann vor den Menschen«, sagte er.<br />

»Zurück zu 300 Millionen Jahren Fisch.« Klar gefiel das den Kritikern<br />

nicht. Aber die Investition für Bilbao hat sich gelohnt. Das Museum ist ein<br />

Erfolg. Und feiert in diesem Jahr sein 25. Jubiläum.<br />

88<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Der richtige Schwung: Alle Baumaterialien scheinen bei<br />

Frank O. Gehrys Bauten in Bewegung zu sein. Gegen alle<br />

gewohnte Statik setzt der Architekt auf ein spektakuläres<br />

Äußeres. Nach dem Bau von Bilbao wurde es sozusagen<br />

zu seinem Markenzeichen: die geschwungene Stahlhülle.<br />

So hat sich das auch die Disney-Erbin vorgestellt, die die<br />

Konzerthalle in Los Angeles in Auftrag gab.<br />

WALT DISNEY CONCERT.<br />

HALL, LOS ANGELES.<br />

Die Walt Disney Concert Hall, eines von Gehrys berühmtesten<br />

Werken, gilt international als eine der akustisch besten Konzerthallen<br />

der Welt. 1987 stellte Lillian Disney 50 Millionen Dollar zur<br />

Verfügung, um in der Innenstadt von Los Angeles eine Konzerthalle<br />

zu errichten, die an ihren verstorbenen Mann Walt – ja, genau,<br />

Walt Disney – erinnern sollte. Gehrys Vorschlag wurde aus mehreren<br />

Bewerbern ausgewählt und das Gebäude 2003 fertiggestellt.<br />

Leider verstarb Lillian Disney 1997 und erlebte das fertige Werk<br />

nicht mehr.<br />

Heute beherbergt die Walt Disney Concert Hall das Los Angeles<br />

Philharmonic Orchestra, aber auch zeitgenössische Musik, Jazz<br />

und Weltmusik sind in der Halle zu hören. In einem eher ungewöhnlichen<br />

Schritt wurde die Halle so konzipiert, dass das Orchester<br />

und das Publikum denselben Raum einnehmen – einige Sitze<br />

sind so nah an den Musikern, dass die Konzertbesucher die Notenblätter<br />

der Interpreten sehen können. Um den Klang des Saals zu<br />

perfektionieren, arbeitete Gehry mit dem japanischen Akustiker<br />

Yasuhisa Toyota zusammen. Die Trennwände im Inneren des Saals<br />

und die wellenförmige Decke sind Teil des akustischen Systems des<br />

Raums und greifen Elemente des Außendesigns auf.<br />

Die Walt Disney Concert Hall gilt heute als eines der bedeutendsten<br />

Beispiele für dekonstruktivistische Architektur, eine Designbewegung<br />

der 1980er-Jahre, die sich gegen Symmetrie wandte.<br />

Gebäude-Rebellion sozusagen. Wissenswertes: Ursprünglich sollte<br />

die Walt Disney Concert Hall aus Stein gebaut werden, aber nach<br />

dem Erfolg des Guggenheim Museums in Bilbao bestand das Komitee<br />

trotz Gehrys Protesten auf Metall.<br />

89


Ob Shoppen in der hübschen Passage<br />

Pommeraye oder Kulturbestaunen im<br />

Château des Ducs de Bretagne – Nantes<br />

ist immer für eine Überraschung gut.<br />

DAS TANZENDE HAUS, PRAG.<br />

Dieses ikonische Prager Bauwerk wurde in Zusammenarbeit zwischen Gehry und dem kroatisch-tschechischen<br />

Architekten Vlado Milunić geschaffen. Das skurril gestaltete Bauwerk, das auf einem ehemals leeren Grundstück<br />

am Ufer der Moldau steht, wird heute vielseitig genutzt. Es gibt Restaurants, Büroräume und ein Hotel.<br />

Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1996 hatte der skurrile Neubau in der Prager Innenstadt ebenso viele<br />

Gegner wie Fans. Die beiden säulenartigen Strukturen des Gebäudes scheinen sich fast zu wellen, als würden<br />

die beiden Säulen im Wind tanzen. Gehry nannte das Gebäude ursprünglich »Fred und Ginger«, nach Fred Astaire<br />

und Ginger Rogers, entschied sich aber, die Idee zu verwerfen, weil er »Angst hatte, amerikanischen Hollywood-Kitsch<br />

nach Prag zu importieren«. Das Gebäude steht in scharfem Kontrast zu den Jugendstil-, Gotikund<br />

Barockbauten, für die Prag eher bekannt ist.<br />

90<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


KULTUR | Frank Gehry<br />

MUSEUM OF POP CULTURE,.<br />

SEATTLE.<br />

Fotos: Klod/Shutterstock.com, Jorge Fernandez Salas, Liam Martens, Maciej Bledowksi/Shutterstock.com, Torben Knauer/Shutterstock.com, chirajuti/Shutterstock.com<br />

NEUER ZOLLHOF, DÜSSELDORF.<br />

Ich kann den Zollhof eigentlich nicht mehr sehen. Und das liegt weniger<br />

an Gehrys Architektur, als an dem Fakt, dass bei jedem Text<br />

über Düsseldorf dieses markante Bauwerk eine Rolle spielt und ich<br />

darüber schon so oft geschrieben wie ich Milchschnitten gegessen<br />

habe.<br />

Pünktlich zur Jahrtausendwende hat sein expressiver Gebäudekomplex<br />

dem Düsseldorfer Hafen ein internationales Denkmal gesetzt.<br />

Plötzlich – es ist ähnlich wie in Bilbao – war ein Stadtteil, der<br />

wiederbelebt werden sollte, in aller Munde. Gehry schuf für Düsseldorf<br />

ein Ensemble an Gebäuden, das sich in seinen drei organisch<br />

geformten Bauten keiner Geometrie unterwirft. Jedes Haus ist anders<br />

– in Höhe, Form und Material der Fassaden.<br />

Die Kritik in Deutschland hielt sich ja auch in Grenzen. Ich glaube,<br />

wir waren so stolz darauf, dass die Majestät unter den Architekten<br />

ein Projekt bei uns übernommen hat, dass es die Meckerer im<br />

Keim erstickt hat.<br />

Düsseldorf ist immer eine Reise wert. Und das sage ich als Kölnerin.<br />

Das zählt also doppelt! Und die Gehry-Bauten sind ja nicht nur<br />

schön anzusehen. Es gibt auch was Leckeres zu essen in den dazugehörigen<br />

Restaurants.<br />

Es ist eines meiner allerliebsten Museen weltweit und für Musikfans<br />

ein Muss. Das dann auch noch in der Stadt des Grunge. Eine Musikrichtung,<br />

mit der ich ja sozusagen groß geworden bin und bei der ich<br />

heute noch mitwippe.<br />

Dabei ist das Museum selbst schon eine Sensation auf so vielen<br />

Ebenen. Eröffnet wurde es im Jahr 2000. Ins Leben gerufen wurde<br />

das Museum of Pop Culture (auch bekannt als MoPop) von Microsoft-Mitbegründer<br />

Paul Allen und trug ursprünglich den Namen »Experience<br />

Music Project«, in Anlehnung an die Jimi Hendrix Experience.<br />

Das Gebäude, das sich in unmittelbarer Nähe der Seattle Space<br />

Needle befindet, besteht aus fünf verschiedenen, gekrümmten Abschnitten,<br />

die mit 21.000 Aluminium- und Edelstahlplatten verkleidet<br />

sind. Die verschiedenen Oberflächen der einzelnen Abschnitte<br />

reagieren unterschiedlich auf das Licht und können – je nach Blickwinkel<br />

des Betrachters – ihr Aussehen verändern, was eine Metapher<br />

für die sich ständig verändernde Popkultur sein soll.<br />

Im Inneren beherbergt das Museum eine Reihe von semipermanenten<br />

Galerien und Wechselausstellungen. Zu den aktuellen Ausstellungen<br />

gehören Contact High: Eine visuelle Geschichte des Hip-<br />

Hop, die das Musikgenre anhand von Fotografien aus vier Jahrzehnten<br />

erforscht und sich auf einige der einflussreichsten Künstler des Hip-<br />

Hop wie Tupac und Missy Elliott konzentriert, sowie Nirvana: Taking<br />

Punk To The Masses, die den Aufstieg der Grunge-Rockband anhand<br />

von über 200 Artefakten nachzeichnet. Grunge in der Stadt des Grunge.<br />

Besser geht es nicht, oder?<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

91


KULTUR | Basel<br />

ASEL<br />

text<br />

BSimone Sever<br />

Manometer: Unübersehbare<br />

und zudem<br />

beste Orientierungspunkte<br />

sind die von<br />

den Stararchitekten<br />

Herzog & de Meuron<br />

entworfenen, alles<br />

überragenden<br />

Roche-Türme in der<br />

schweizerischen<br />

Rheinstadt.<br />

92<br />

herbst <strong>2022</strong>


KULTUR | Frank Gehry<br />

KUNST<br />

KOMMT VON<br />

KÖNNEN<br />

ARCHITEKTUR. DESIGN. KUNST. BASEL HAT VON ALLEM REICHLICH..<br />

DIE IMMERHIN NUR KNAPP 24 QUADRATKILOMETER GROSSE SCHWEIZERISCHE.<br />

STADT LOCKT MIT EINER ÜBERDURCHSCHNITTLICH HOHEN MUSEUMSDICHTE.<br />

UND EINER VIELZAHL AN ARCHITEKTONISCHEN AUSHÄNGESCHILDERN..<br />

REPORTERIN SIMONE SEVER HAT SICH VIER TAGE ENTLANG.<br />

DES RHEINS UMGESEHEN UND KUNST IN VIELEN.FACETTEN ENTDECKT..<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

93


KULTUR | Basel<br />

Kunst am und im Bau: Renzo Piano hat mit dem Museumsgebäude<br />

der Fondation Beyeler ein Meisterwerk erschaffen. Auch die Kunstwerke,<br />

etwa Claude Monets Wasserlilien, sind meisterhaft schön.<br />

Unübersehbar ragen die Roche-Türme der Schweizer<br />

Architekten Herzog & de Meuron in den wolkenlosen<br />

Sommerhimmel. Wie Skulpturen sind sie nicht nur<br />

modernes Wahrzeichen der Stadt, sondern zudem<br />

auch die höchsten Gebäude der Schweiz. Echte Hingucker<br />

und Orientierungshilfen allemal. Hochwertige<br />

Architektur, die sich sehen und bestaunen lässt als<br />

öffentliches Aushängeschild. Ich lasse mich treiben.<br />

Das könnte ich übrigens auch im Rhein. Hardcore Baseler<br />

tun das auch. Furchtlos mit ihrem Fischli, verschließbares<br />

Schwimmkissen, treiben sie flussabwärts.<br />

Das ist nichts für mich. Anscheinend spielen<br />

die Baseler in einer anderen Wassertemperaturliga.<br />

Wasser ja, aber lieber die Seerosen von Claude Monet.<br />

Mit der Tram mache ich mich auf den Weg zur<br />

Fondation Beyeler in Riehen, wo Kunst und Architektur<br />

Hand in Hand gehen und nicht nur die berühmten<br />

weißen Blumen verträumte Blicke auf sich ziehen. Es<br />

sind aber nicht nur die hochkarätigen Kunstwerke der<br />

klassischen Moderne und der Gegenwartskunst, die<br />

im Fokus der Besucher der einzigartigen Kunstsammlung<br />

der Fondation Beyeler stehen. Auch das von Stararchitekt<br />

Renzo Piano erschaffene Museumsgebäude<br />

ist ein echtes Kunststück, gilt es doch als eines der<br />

schönsten Museen weltweit. Wer den einmaligen<br />

Werken Paul Cézannes, Pablo Picassos, Gerhard<br />

Richters, Piet Mondrians, Vincent van Goghs und<br />

Giovanni Giacomettis genügend Aufmerksamkeit geschenkt<br />

hat, der sollte sich bei einem Gartenspaziergang<br />

im Berower Park von den klaren Linien des<br />

Prachtbaus des italienischen Pritzker-Preisträgers<br />

verwöhnen und dabei den Blick schweifen lassen auf<br />

weidende Kühe und Rebberge. Entschleunigung ganz<br />

im Zeichen der Kunst.<br />

Nur eine kurze Fahrt, und ich bin auf dem Vitra<br />

Campus gelandet, ein weiteres architektonisches<br />

Highlights des Dreiländerecks. Zwar liegt der seit<br />

1989 existierende Campus in Deutschland, ist aber<br />

bei jeder Basel-Tour unumgänglich. Auch weil wieder<br />

mal die Baseler Architekten von Herzog & de Meuron<br />

verantwortlich zeichnen für das VitraHaus, dem<br />

Zuhause der Vitra Collection. Und so kann sich der<br />

Designliebhaber sattsehen an Klassikern wie den<br />

Eames Plastic Chairs und den Panton-Stühlen, die ein<br />

buntes Kaleidoskop bilden. Oder einfach Platz nehmen<br />

in der poppigen Wohnkultur des Vitra Living<br />

Towers. Im Shop wartet allerlei Formschönes wie<br />

etwa der Eames House Bird darauf, ein neues Zuhause<br />

zu finden.<br />

Doch zuerst ist ein Spaziergang über das Gelände<br />

Pflicht. Zum einen würde man es sonst verpassen,<br />

94<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


EIN SPAZIERGANG ÜBER.<br />

DAS GELÄNDE IST PFLICHT..<br />

Schöne Sache: Das<br />

Vitra Museum ist einen<br />

Abstecher nach Weil<br />

am Rhein wert. Bauten<br />

der größten Architekten<br />

unserer Zeit wie<br />

Frank Gehry, Herzog &<br />

de Meuron und Zaha<br />

Hadid versammeln sich<br />

hier. Auch an den<br />

Interieur-Designklassikern<br />

kann man sich<br />

nicht sattsehen.<br />

95


KULTUR | Basel<br />

Ein ganz anderes Gesicht zeigt Basel am Holzpark<br />

Klybeck. Street-Art und bunte Buden mit viel Leben gibt<br />

es hier zu entdecken. Ein wunderbarer Kontrast zum<br />

ansonsten sehr aufgeräumten Basel.<br />

den 30,7 Meter hohen Aussichtsturm des deutschen<br />

Künstlers Carsten Höller, der zugleich Kunstwerk und<br />

Rutsche ist, herunterzusliden. Und das sollte auf keinen<br />

Fall passieren, denn der rasante Riesenspaß ist ein<br />

definitiver Jungbrunnen. Und zum anderen würde<br />

man sonst das Fire-Station-Gebäude von der 2016 verstorbenen<br />

irakisch-britischen Ausnahmearchitektin<br />

Zaha Hadid verpassen. So rund und farbenfroh wie<br />

etwa die Vitrastühle sind, so steht Hadids Architektur<br />

hier ganz ohne Farbe und rechte Winkel im sehenswerten<br />

Kontrast.<br />

Von Kleinbasel, der Roche-Türme-Seite, bringt mich<br />

die Leu-Fähre nach Großbasel, wo das Baseler Münster<br />

alles überragt. Insgesamt sind es vier Rheinfähren, die<br />

nur an einem Drahtseil befestigt von der Rheinströmung<br />

angetrieben werden und Passagiere ans andere<br />

Ufer bringen. Das ist pure Entschleunigung mit Aussicht.<br />

Etwa auf das sommerliche Leben am Rhein mit<br />

Cafés und Restaurants entlang der Uferpromenade,<br />

wo die Menschen auf Treppenstufen und Bänken am<br />

Wasser sitzen. Der Sommer steht Basel ganz ausgezeichnet.<br />

Mich erwartet eine Reise durch die Kunstgeschichte.<br />

Allerdings zeitspringe ich direkt zum Kunstmuseum<br />

Basel|Neubau, wo mich besonders das monumentale<br />

Treppenhaus des Baseler Architekturbüros Christ &<br />

Gantenbein beeindruckt. Im Kunstmuseum Basel|-<br />

Gegenwart – übrigens eines der ersten Museen für<br />

zeitgenössische Kunst weltweit – würde ich gern aus<br />

dem »Warengestell mit Gehirnen« von Katharina Fritsch<br />

das eine oder andere frei verteilen. Ich frage mich<br />

wie Rémy Zaugg: »Und würde, wenn ich hier bin, die<br />

Welt mich anblicken?« Und beim Modell »Tout-Rien«<br />

von Markus Raetz zeigt sich, wie wichtig ein Perspektivenwechsel<br />

beizeiten sein kann. Alles ist ganz nah<br />

bei nichts.<br />

Zeit für meinen Perspektivenwechsel. Das aufgeräumte<br />

Basel lasse ich hinter mir und steuere das<br />

Baseler Hafengebiet im Dreiländereck, den Holzpark<br />

Klybeck, an. Hier liegt auch die Nordstern, eine der<br />

führenden Institutionen für elektronische Musik. Immer<br />

wieder gibt es Kooperationen mit der Fondation<br />

Beyeler und etwa dem legendären Techno DJ Sven<br />

Väth. Auch Musik ist Kunst, und Kunst hat viele Gesichter.<br />

Das einer jungen Afghanin, die hauswand-füllend auf die Situation in<br />

Afghanistan hinweist. »Cup of Color«, ein Zusammenschluss von Künstlern, hat<br />

es sich zum Ziel gesetzt, Hoffnung durch Kunst Ausdruck zu geben. Wer offenen<br />

Auges durch die Stadt spaziert, wird ohnehin eine Menge überraschender und<br />

moderner Street- und Urban-Art entdecken, und das nicht immer nur an Hauswänden.<br />

Nicht nur auf der Mittleren Brücke haben sich Augmented-Reality-<br />

(AR)-Kunstwerke versteckt, die sich per ARTour App zeigen.<br />

Ein Blick lohnt sich definitiv auch auf das Grandhotel Les Trois Rois, dort<br />

kann man beizeiten einen bunt bemalten Bentley bestaunen. Die Luxuskarosse<br />

wurde von zwei Schulklassen im Rahmen eines kulturellen Schulprojekts bemalt.<br />

Unter dem Hotelmotto: »Rich in history, young at heart« avancierte das<br />

Fahrzeug zum Kunstwerk auf vier Rädern.<br />

In Basel, das muss man wissen, kommt die Kunst nicht nur während der<br />

alljährlich wiederkehrenden einwöchigen Art Basel in Fahrt.<br />

INFO<br />

Erste Anlaufstelle für einen Basel-Besuch: Tourist Information Barfüsserplatz –<br />

Basel Tourismus, www.basel.com. Wer vor Ort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

unterwegs sein möchte, holt sich unbedingt die BaselCard.<br />

Hotel Les Trois Rois. Prächtiger kann man direkt am Rhein nicht wohnen.<br />

Das erste Haus am Platz verwöhnt seine Gäste mit Fünf-Sterne-Service.<br />

www.lestroisrois.com/de<br />

Vitra Design Museum. Architektur-Interessierte nehmen unbedingt an der<br />

Architecture Tour teil. www.design-museum.de<br />

Fondation Beyeler. Ein Muss für Freunde moderner und zeitgenössischer<br />

Kunst sowie herausragender Architektur. www.fondationbeyeler.ch<br />

Nicht verpassen: Einmal mit einer der vier Fähren über den Rhein schippern.<br />

Fotos: Simone Sever (5), Corina Rainer, Vitra/Julien Lanoo, Vitra/Lorenz Cugini<br />

96<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


HOTEL<br />

ZÜNDENDE Idee<br />

Luxusherberge im Miniformat: Das erste autarke Kapselhotel der Welt, das Podtel »Colony« von<br />

District Hive, hat vor Kurzem in der spanischen Wüste von Gorafe eröffnet. Eine revolutionäre<br />

Idee eines Berliner Interieurbüros, denn das Kapselhotel ist komplett autark. Zudem ist es von<br />

außen ein architektonisches Highlight und von innen ein unheimlich luxuriöses und mit viel Liebe<br />

fürs Detail gestaltetes Refugium. Ohne festes Fundament ist das Hotel an jedem beliebigen<br />

Ort aufbaubar. Sein Wasser bezieht das »District Hive« aus Regenwasser, und der Strom wird<br />

aus Solarenergie gewonnen. Für bis zu vier Personen, € 390 pro Nacht. www.districthive.com<br />

AUFGEWECKTE<br />

LEUCHTE<br />

Mit der Tischleuchte von<br />

Broste Copenhagen zieht ein<br />

Lieblingsstück ins Schlafzimmer<br />

ein. Sie würde sich auch<br />

in jedem Designhotel gut machen.<br />

»Table Lamp Skirt Iron«,<br />

um € 360,<br />

www.brostecopenhagen.<br />

com/de<br />

Fotos: Gonzalo Botet, PR, RTL – Ravi Gajjar<br />

Willkommen<br />

im Club<br />

»Gleich vorneweg: Bei uns im Club Las<br />

Piranjas sprechen wir uns mit Vornamen<br />

an. Ich bin der Edwin.« Es gibt wohl<br />

keinen anderen Film, der den Club-Urlaub<br />

mit so viel Humor aufs Korn nimmt<br />

wie der beliebte Filmklassiker von 1995<br />

»Club Las Piranjas« mit einem grandiosen<br />

Hape Kerkeling alias Animateur-<br />

Legende Edwin Öttel. Fans dürfen sich<br />

freuen, denn diesen Winter strahlt RTL+<br />

(später dann RTL) eine Fortsetzung<br />

aus – eine neue vierteilige Miniserie.<br />

Natürlich mit vielen bekannten Gesichtern<br />

und neuen Gesichtern wie Cordula<br />

Stratmann. Gedreht wurde in paradiesischer<br />

Kulisse, nämlich im luxuriösen<br />

Beachcomber Canonnier Golf Resort &<br />

Spa auf Mauritius, eines der beliebtesten<br />

Familienresorts der Insel.<br />

www.beachcomber-hotels.com/de<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

97


HOTEL<br />

text<br />

Simone Sever<br />

WO DIE MUSIK<br />

ZUHAUSE IST<br />

Inmitten der alpinen Bergwelt am bildschönen Genfer See gibt<br />

das Fairmont Le Montreux Palace nicht nur optisch den Ton an.<br />

Im Aufsehen erregenden Hotelpalast der Belle Époque hat seit<br />

1967 Musik ein Zuhause. Denn seit dem ersten und inzwischen<br />

jährlich stattfindenden Montreux Jazz Festival lesen sich die<br />

Gästenamen des Schweizer Fünf-Sterne-Hauses wie eine Playlist.<br />

Reporterin Simone Sever hat sich musikalisch<br />

inspirieren lassen.<br />

FAIRMONT LE MONTREUX PALACE<br />

Montreux<br />

98<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> herbst <strong>2022</strong>


»Summer in the City« Der US-amerikanische<br />

Erfolgsproduzent Quincy<br />

Jones ist nicht nur Sponsor des<br />

Montreux Jazz Festivals und somit<br />

immer wieder Gast – auch die<br />

Suite 711 ist ihm gewidmet.<br />

Nur mal angenommen, ich säße auf einer<br />

italienischen Motoryacht aus Mahagoniholz,<br />

hätte ein Glas Champagner<br />

in der Hand und würde mich wie ein<br />

mondäner Star fühlen, der gerade auf<br />

dem Genfer See schippert. Um genauer<br />

zu sein vor der Szenerie des Montreux<br />

Jazz Festivals. Das türkisfarbene Wasser<br />

wirkt unwirklich, fast karibisch. Palmen<br />

säumen die Uferpromenade. Mediterranes<br />

Feeling kommt auf mit Blick auf die<br />

französischen Alpen im größten See der<br />

Schweiz. Und so wie ich auf diesem Motorbootklassiker<br />

namens Riva verweile,<br />

so könnte man mich vom Ufer Montreuxs<br />

für eine Musikgröße halten. Es<br />

wäre nicht unwahrscheinlich.<br />

S<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 99


HOTEL<br />

Heiter bis köstlich: So geht es nicht nur in der Bar des Fairmont Le<br />

Montreux Palace zu. Die Luxusherberge beschwingt – mit schickem<br />

Design und ganz viel Jazzmusik. Vorsicht: Dauerohrwurm-Gefahr!<br />

100


Fotos: Fairmont Le Montreux Palace (2), www.emo-photos.com (2), claudia-link, Kapreski/Shutterstock.com<br />

»Ain’t no Mountain high enough« Marvin Gaye hat den Song<br />

am 7. Juli 1980 live während des Festivals im Montreux Casino<br />

aufgenommen.<br />

Auch die Wahl meines Hotels legt die Vermutung nahe, ich könne Teil<br />

des Jazzfestivals sein. Schließlich habe ich mich im größten Fünf-Sterne-Hotel<br />

der Schweizer Riviera einquartiert. Das Fairmont Le Montreux<br />

Palace ist legendär. Aus so vielen Gründen. Einer ist die zeitlose,<br />

elegante Schönheit des Hauses. Beispielsweise schenkt die marmorne<br />

Halle Weite und den Blick auf eine Freitreppe, die mindestens so opulent<br />

im Raum steht wie die der Titanic. Die weiten, hellen Korridore<br />

führen vorbei an Kassettendoppeltüren, das Zimmer ist eine klassische<br />

Schönheit mit atemberaubendem Ausblick auf den Genfer See. Ich<br />

wurde gleich mit zwei Balkonen beschenkt. Ebenso mit frischem Obst,<br />

Pralinés und einer musikalischen Begrüßung, einem Noten-Domino.<br />

Ich nehme draußen unter der sonnengelben Markise Platz und genieße<br />

mein Glück, hier sein zu dürfen. Welch eine Aussicht!<br />

»Streetlife« Die Pioniere des Jazz-Funk der 1970er-Jahre, The<br />

Crusaders, waren mehrfach zu Gast auf dem Jazzfestival.<br />

Die Soullegende Randy Crawford nahm am 18. Juli 2003 live<br />

mit den Crusaders diesen Hit auf.<br />

Beste Wahl für Musikfans und deshalb immer »the place to be«, um<br />

das rege Treiben des Jazzfestivals aufzusaugen, ist das Montreux Jazz<br />

Café. Das Menü trifft jede Note der Geschmacksskala: Bouillabaisse,<br />

Beef Tartar, Risotto, Caesar‘s Salad, Kaviar … Dennoch sollte, wer an<br />

den Stars interessiert ist, die Augen besser hinaus auf die Straße richten,<br />

denn insbesondere während des Montreux Jazz Festivals ist es<br />

durchaus möglich, dass musikalische Megastars vorbeispazieren. Vorzugsweise<br />

mit Hund. So wie John McLaughlin oder der französische<br />

Künstler Woodkid ebenfalls in Begleitung seines Vierbeiners Omega.<br />

Nur mal wieder angenommen, Elton John – der übrigens 2019 unter<br />

anderem »Rocket Man« und »I‘m Still Standing« hier performte,<br />

würde neben mir stehen. Ich würde ihn nicht erkennen. Schließlich<br />

würde ich ja mit dieser Ehre nicht rechnen. Wobei, würde Elton eine<br />

seiner auffälligen Brillen tragen … Auffällig sind übrigens auch die Getränkeuntersetzer<br />

des Montreux Jazz Cafés. Sie sind ein ganz wunderbares<br />

Music Take-away und können per Spotify App gescannt werden.<br />

Dann geben sie die Playlists des Montreux Jazz Festivals preis. Musik<br />

steckt also auch im kleinsten Detail.<br />

»It’s a Kind of Magic« Die Hotel Suite 721 ist dem Leadsänger<br />

von Queen, Freddy Mercury, gewidmet. Das Queen-Album<br />

»Jazz« ist eine Anspielung auf das Montreux Jazz Festival.<br />

Den Kopf hinter der musikalischen Reise Montreuxs kennen hingegen<br />

die wenigsten. Claude Nobs ist der Begründer des jährlich stattfindenden<br />

Musikfestivals. Der 2013 verstorbene Nobs hat sich zu Lebzeiten<br />

in Haute-de-Caux auf 1.200 Meter Höhe sein eigenes Musikmuseum<br />

erbaut. Es ist Teil seines Lebenswerks und gleichzeitig eine Zeitreise<br />

durch die Musikgeschichte. In seinen Chalets Le Picotin und Le<br />

Grillon waren die Festivalprotagonisten alle zu Gast. Freddie Mercury,<br />

Prince, Jamiroquai, David Bowie und die Kanadierin Shania Twain, die<br />

hier oben sogar ihr eigenes Chalet bewohnt.<br />

Zeichnungen von Keith Haring zieren die Wände des Chalets. Danksagungen<br />

von Quincy Jones sind dort ebenso zu finden wie Gitarren der<br />

Blueslegende B. B. King. Jedes Hard Rock Café der Welt zusammengenommen,<br />

sieht neben diesen Devotionalien sämtlicher Berühmtheiten<br />

aus wie ein Merch-Shop. Bei Nobs waren die Künstler und Künstlerinnen<br />

nicht nur zu Gast. Sie waren auch Freunde. Die Verbindung war<br />

tiefer. Und das spürt man in diesem ganz persönlichen Museum, zu<br />

dem die Öffentlichkeit normalerweise keinen Zutritt hat.<br />

Doch auch hier macht sich die gute Hotelwahl bezahlt. »The Grandest<br />

Music Legends Experience« vom Fairmont Le Montreux Palace<br />

erlaubt mir den Zutritt. Es ist eine Ehre. Insbesondere wenn man zusätzlich<br />

noch den Anekdoten des Thierry Amsallem lauschen darf. Er ist<br />

der Hausherr und ehemaliger Weggefährte von Claude Nobs. Beim Spaziergang<br />

durch das musikalische Universum klebe ich an seinen Lippen.<br />

»Smoke on the Water« In diesem Deep-Purple-Lied wird Claude<br />

Nobs als Funky Claude namentlich erwähnt. Nobs half 1971<br />

bei der Evakuierung des brennenden Casinos von Montreux.<br />

Als der Rauch über den See waberte, schrieb die Band den<br />

Song und erschuf damit ein musikalisches Denkmal.<br />

Und wer einmal drin ist im Thema, sieht die Referenzen auf Claude<br />

Nobs plötzlich überall. Ziemlich offensichtlich ist da der Name der<br />

Hotelbar: Funky Claude. Bei der »The Grandest Music Legends Experience«<br />

darf man sich auch dem Hochprozentigen widmen. Oder<br />

fancy ausgedrückt: der Mixology – die hohe Kunst der Cocktails und<br />

Longdrinks. Natürlich spielt auch hier Musik eine tragende Rolle. Die<br />

Cocktails sind eine Hommage an die Künstler des Montreux Jazz Festivals.<br />

Passend zum Namen der Bar bestelle ich mir einen »Smoke on<br />

the Water«. Nur mal angenommen, ich säße hier in einem pompösen<br />

Abendkleid. Man könnte mich für eine Sängerin halten, die nach ihrem<br />

Konzert noch einen Drink nimmt. Könnte man tatsächlich.<br />

Auch wenn die schwedischen Poplegenden von Abba und auch<br />

der britische Rockmusiker John Miles niemals während des<br />

wundervollen Montreux Jazz Festivals aufgespielt haben, die<br />

Songs »Thank you for the Music« und »Music was my first<br />

Love« spielen zumindest am Ende meiner Playlist.<br />

INFO<br />

Fairmont Le Montreux Palace<br />

Av. Claude-Nobs 2, 1820 Montreux, www.fairmont.com<br />

Eine Nacht im Deluxe Lake View Room kostet € 430 inkl. Frühstück.<br />

»The Grandest Music Legends Experience« enthalten 2 Nächte<br />

z. B. in einer Panorama-Suite oder der Quincy Jones Suite mit<br />

dem exklusiven Besuch des Claude Nobs Chalets, einer Freddie<br />

Mercury Guided Tour, einer Private Cocktail Masterclass in der<br />

Funky Claude‘s Bar, Spa-Zugang ab € 6.750 (Panorama Suite)<br />

oder € 9.824 (Quincy Jones Suite). Dieses Arrangement ist jedoch<br />

nicht während des Montreux Jazz Festivals buchbar.<br />

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HOTEL<br />

text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

MIT ALLEN WASSERN<br />

GEWASCHEN<br />

Das Moselschlösschen Spa & Resort in Traben-Trarbach<br />

ist ein Haus mit Geschichte. Aber die hat das Hotel langsam<br />

abgestreift und sich neu erfunden. Und zwar auf<br />

höchstem Niveau. Wir sind beeindruckt.<br />

104


Die Anfahrt macht Spaß. Wer über die Brücken von Trarbach<br />

nach Traben fährt, sieht das Moselschlösschen schon auf<br />

der linken Seite liegen. Erstklassige und durchaus beeindruckende<br />

Lage. Besser geht es kaum. Das Hotel befindet<br />

sich gleich am Ufer der Mosel. Und wie auch beim Charme<br />

des Ortes wirkt das Moselschlösschen wie eine stimmige Symbiose aus<br />

Vergangenheit und Gegenwart. Um genauer zu sein, handelt es sich<br />

um ein Gebäudeensemble. Das Haupthaus befindet sich in einem großen<br />

Fachwerkbau, dazwischen schmiegen sich der moderne Bau des<br />

Spas und ein paar neue Hotelzimmer.<br />

Der Wellnessbereich oder auch das Herzstück des Moselschlösschen<br />

Spa & Resort ist über 2.500 Quadratmeter groß. Trotz Corona<br />

und mehreren Lockdowns hat man gewagt, einen neuen Komplex<br />

zu bauen, und dabei nicht gespart, sondern eher geklotzt. Hier hat<br />

das Allgäuer Architekturbüro Alpstein ein wahres Design-Refugium<br />

geschaffen, das schon beim Hinschauen entspannt. Unzählige Ruheecken<br />

mit Liegen und Daybeds laden zum Verweilen ein. Die glatte<br />

und dampfende Oberfläche des riesigen beheizten Außen- und Innenpools<br />

verlockt dazu, sofort hineinzugleiten. Hier wird der Körper ver-<br />

MOSELSCHLÖSSCHEN SPA & RESORT<br />

Traben-Trarbach<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 105


HOTEL<br />

DIE VIER SÄULEN DES SPA-KONZEPTS –<br />

ZENTRIEREN, FLIESSEN, NÄHREN UND INSPIRIEREN.<br />

wöhnt, neue Energien werden freigesetzt und nachhaltiges Wohlbefinden<br />

geschaffen. Denn: Die vier Säulen des Spa-Konzepts – Zentrieren,<br />

Fließen, Nähren und Inspirieren – sind hier nicht nur in die wunderschöne<br />

Architektur des offenen Spas integriert, sondern versprechen<br />

den Gästen ein Rundum-Paket. Wer mag, kann sich bei Ankunft ein<br />

individuelles Wellnessprogramm zusammenstellen lassen. Es warten<br />

sechs Behandlungsräume, zusätzliche Bereiche nur für Frauen, Fitnessstudio,<br />

Kneipp-Becken und unterschiedliche Saunen. Abkühlung<br />

bieten ein Eisbrunnen, ein Schneeraum oder der Indoor-Pool. Wer lieber<br />

exklusiv entspannen möchte, der bucht das Private Spa. Meditation,<br />

Yoga – das Moselschlösschen Spa & Resort weiß, Wellness auch<br />

auf das geistige Wohlbefinden zu erweitern.<br />

Wasser spielt im Moselschlösschen eine besondere Rolle. Oder<br />

sagen wir eher – Flüssigkeit. Im Wellnessbereich, der natürlich nah<br />

am Wasser gebaut ist, befindet sich auch eine Wavebalance-Liege. Wie<br />

lässt sich die beschreiben? Wie ein Wasserbett, nur schmaler. Hierfür<br />

gibt es spezielle Behandlungen, die den Körper und den Geist auf<br />

besondere, leicht schaukelnde Art in Einklang bringen sollen. Die Behandlung<br />

selbst fühlt sich ein wenig an wie Osteopathie oder Shiatsu,<br />

nur dass die 500 Liter in der Liege dabei die Muskulatur zurechtwippen.<br />

Das ist eine neue Erfahrung. Und die ist durchaus angenehm.<br />

Und da wir an der Mosel sind – auch hier wieder Wasser –, spielt<br />

selbstverständlich auch Wein eine wichtige Rolle. Wer mag, kann in<br />

der Vinothek an einem Wine Tasting teilnehmen und sich durch die<br />

Reben der Mosel probieren. Und ja, das lohnt sich mittlerweile durchaus.<br />

Deutschlands beste Weine wachsen auf einem Boden, der für eine<br />

normale landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet wäre. Gäbe es heute<br />

an der Mosel keinen Weinbau, würde es dort eher Wälder geben. Dennoch<br />

scheint der Boden von der Weinmuse geküsst. So sagt der Herr<br />

am Nebentisch gleich, dass der allerbeste Weißwein der Welt genau<br />

hier zu finden sei. »Einen Wein, der einen einzigartigen Charakter besitzt<br />

und dabei ausgewogen ist, nämlich den perfekten Zucker- und<br />

Säuregehalt hat.« Die Rede ist vom Riesling. Deutschlands absolute<br />

Spitzentraube. Allerdings ist die Ertragsleistung des Rieslings recht<br />

bescheiden, denn er reift sehr spät, liefert aber dennoch einen wunderbaren,<br />

feinen, blumigen und honigsüßen Nektar. Dem Weinkenner<br />

am Nebentisch ist dieses Wissen zu entnehmen. Er selbst betreibt einen<br />

Weinhandel in Österreich und scheint seinen Wissensvorteil auszukosten.<br />

Weltbekannt sei der »Kröver Nacktarsch«, referiert er. Es<br />

klingt leicht obszön, aber der Name steht tatsächlich für einen sehr<br />

bekannten Wein der Region.<br />

Und wer Zeit und Lust hat, sollte sich vielleicht den ehemaligen<br />

Weinkeller aus dem Jahr 1754 zeigen lassen, obwohl man Teile des<br />

Gewölbekellers davon eventuell schon bei der Anreise gesehen hat.<br />

Schließlich ist er heute die Parkgarage des Hotels. Zur Weihnachtszeit<br />

findet dort übrigens der Wein-Nachts-Markt statt. Die Atmosphäre ist<br />

sicherlich romantisch mystisch. Es klingt wie ein tolles Erlebnis.<br />

Auch das hoteleigene Restaurant »Zum Schlösschen« verbindet Alt<br />

und Neu auf erfrischende Weise. Küchendirektor Ralf Fischer serviert<br />

in elegant-entspannter Atmosphäre Köstlichkeiten von der Mosel, die<br />

er mit einem grandiosen Gespür für Aromen und Zutaten verfeinert.<br />

Selbstverständlich kommen neben den Produkten der umliegenden<br />

Bauern auch Fisch und Wein gleich von der Mosel zum Einsatz. Pur,<br />

unkompliziert und modern – selten hat authentische Moselküche so<br />

gut geschmeckt! Bei tollem Wetter kann man sich auf die schöne Sonnenterrasse<br />

freuen, für einen Snack zwischendurch weiß das Spa-Bistro<br />

mit Naturkost zu verwöhnen. Denn: Gesundes Essen kann auch<br />

gut schmecken – schlechtes Gewissen beim Schlemmen ist hier also<br />

fehl am Platz!<br />

Doch kulinarisch muss dort noch nicht Schluss sein. Die hübsche<br />

Bar ist legendär. Barkeeperin Betty hat bereits Preise für ihre Cocktailkreationen<br />

gewonnen. Zudem gibt es auch eine Kochschule sowie ein<br />

kultiges Eiscafé, das nur ein paar Schritte weiter liegt und mit außergewöhnlichen<br />

Eissorten brilliert. Weißwein-Eis beispielsweise – das<br />

ist ein Muss!<br />

Und apropos Wasser – Geschäftsführer Matthias Ganter hat für interessierte<br />

Hotelgäste noch ein Erlebnis parat. Er besitzt das weltweit<br />

einzige Elektro-Amphibienfahrzeug, das zudem sehr hübsch anzusehen<br />

ist. Und wer interessiert ist und über die Mosel düsen mag, der<br />

darf nach einem Ausflug fragen. Das ist ein feucht-fröhliches Vergnügen.<br />

Wie das gesamte Hotel.<br />

INFO<br />

Moselschlösschen Spa & Resort<br />

An der Mosel 15, 56841 Traben-Trarbach<br />

DZ ab € 160 p. P. die Nacht inkl. Verwöhnpension,<br />

www.moselschloesschen.de<br />

Fotos: Moselschlösschen/Dominik Ketz (4), Kapreski/Shutterstock.com<br />

106 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


Genuss auf vier Tellern! Verwöhnpension nennt das Moselschlösschen die Halbpension. Der Name verspricht einiges und hält noch mehr.<br />

Hier wird feine Moselküche, modern interpretiert, kredenzt. Kurz: So lecker, dass das Weglassen eines Mittagsmahls sich durchaus lohnt.<br />

herbst 2020<br />

107


HOTEL<br />

text<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

LUCKY<br />

LUC<br />

Wenn Schlafen zum Erlebnis<br />

wird, muss man sich nicht<br />

unbedingt auf einer<br />

einsamen Insel befinden.<br />

Das geht auch in Berlin.<br />

Insbesondere wenn das<br />

Thema historisch spannend<br />

ist. Willkommen im Hotel<br />

Luc, praktisch zu Besuch<br />

beim Alten Fritz.<br />

HOTEL LUC, AUTOGRAPH COLLECTION Berlin<br />

108<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


Mein Stift kreist seit Tagen<br />

über dem Papier,<br />

um diesen Text zu beginnen.<br />

Wie komme ich<br />

vom Bett – schließlich<br />

wollen wir alle in einem Hotel gut schlafen<br />

– zur historischen Figur Friedrich<br />

des Großen. Denn das Hotel Luc bezieht<br />

sich auf den Alten Fritz. Ihr wisst<br />

schon, der König Preußens, der Schöngeist<br />

mit dem Kartoffelbefehl, der Erbauer<br />

des Schlosses Sanssouci. Sein<br />

Spitzname, der ihm von Voltaire verpasst<br />

wurde, seinem geliebten Brieffreund,<br />

war Luc. Dazu muss man jedoch<br />

erwähnen, dass die Beziehung<br />

Friedrichs II. zu Voltaire eher von<br />

einseitiger Bewunderung geprägt war.<br />

So munkelt man, dass Luc einfach das<br />

rückwärtsgelesene »cul« ist. Und das<br />

wiederum bedeutet auf Französisch<br />

»Arsch«. Okay, jetzt spätestens ist die<br />

Verwirrung perfekt. Aber ich habe einen<br />

Anfang gefunden zum nigelnagelneuen<br />

Hotel Luc in Berlin.<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 109


HOTEL<br />

DAS THEMA FRIEDRICH DER GROSSE IST EIN<br />

DANKBARES, INSBESONDERE FÜR AUSLÄNDISCHE<br />

GÄSTE ODER GESCHICHTSMUFFEL.<br />

Und weil Friedrich Vorbild für dieses Hotel ist, trägt es<br />

nicht nur seinen Kosenamen. Es ist zudem in Preußisch<br />

Blau gehalten, es hat Kartoffeln an der Rezeption<br />

und avantgardistische Kunstfotografien von der<br />

Figur Friedrich an den Wänden. Insgesamt könnte<br />

das Hotel nicht weniger angestaubt und nicht weniger<br />

uneitel wirken. Dennoch ist es bereits auf den<br />

ersten Blick ein wunderbares Haus, das weltoffen seine<br />

Gäste begrüßt. Das würde dem Monarchen gefallen, denn<br />

schließlich war er auch für seine aufgeklärte Toleranz bekannt.<br />

Herrlich nobel wohnt es sich im Hotel Luc, das ein Mitglied der<br />

Autograph Collection von Marriott ist. Und die wiederum ist eine Kollektion<br />

an besonderen Hotels, sprich Häusern, die angenehm aus der<br />

Reihe tanzen. Die Lage jedoch tanzt so überhaupt nicht aus der Reihe.<br />

Denn es liegt direkt am Gendarmenmarkt, Domblick inklusive. Wer<br />

abends gerne im Borchardt zum Schnitzel und Klönen vorbeischaut,<br />

kann sich hier prima einquartieren. Wer gern über die Friedrichstraße –<br />

inklusive Galeries Lafayette – flaniert, findet hier ebenfalls einen idealen<br />

Startpunkt. Ganz egal, warum es einen nach Berlin verschlagen<br />

hat, hier nächtigt man immer goldrichtig.<br />

Die Zimmer sind nicht riesig, aber dafür reich an Wohlgefühl.<br />

Es ist ein kuscheliges Heim auf Zeit. Blau dominiert, natürlich mit<br />

dem ein oder anderen KPM-Accessoire hier und da und einer samtigen<br />

Oberfläche. Die Betten sind prima zum Schlafen und Zerwühlen.<br />

Mehr braucht es ja kaum. Die Fotokunst im Bad – der Künstler András<br />

Dobi hat eine Serie für dieses Hotel entworfen – soll das preußische<br />

Lebensgefühl in das heutige Berlin versetzen. Und der Alte Fritz ist<br />

auf dieser Kunstreise nicht gerade prüde oder zimperlich.<br />

Nur der Kartoffelbefehl fehlt auf der Speisekarte des gehobenen<br />

Restaurants Heritage, das allerdings ansonsten nichts vermissen lässt.<br />

Die Karte manövriert gekonnt am Trend des Regionalen<br />

vorbei. Hier dürfen Hummer, Pulpo oder Jakobsmuschel<br />

noch serviert werden. Und zwar traumhaft lecker.<br />

Dabei wird gern mit Aromen der asiatischen Küche<br />

fusioniert, und auch die amerikanischen Tendenzen<br />

schmecken exzellent. Und nicht nur abends, sondern<br />

auch am Morgen ist das Hotel kulinarisch bestens<br />

aufgestellt. Kurzum: Das Frühstück ist eine Wucht. Im<br />

Stil einer französischen Brasserie werden auf einer Etagere<br />

die wichtigsten Zutaten für ein gelungenes Frühstück<br />

serviert und kulinarische Feinheiten aus aller Welt, wie Schakschuka,<br />

können à la carte geordert werden. Richtig köstlich, nein, umwerfend<br />

lecker, ist das Onsen-Ei Benedict. Dem Alten Fritz würde es gefallen.<br />

Das Thema des Hotels, also Friedrich der Große, ist selbstverständlich<br />

ein dankbares, insbesondere für ausländische Gäste oder<br />

Geschichtsmuffel. Wer war noch mal Friedrich II. und welchen Einfluss<br />

hat er auf das heutige Berlin? Richtig schön wird es, wenn man<br />

von hier einen Ausflug nach Potsdam macht und eventuell dem Alten<br />

Fritz ein persönliches Adieu sagt. Lange genug hat es ja gedauert,<br />

dass er seine Ruhe endlich dort fand, wo er sie auch finden wollte –<br />

aber diese Geschichte würde jetzt den Rahmen sprengen. Es wäre<br />

eine lange Geschichte. Da müsste man dann am Ende noch den Rotstift<br />

ansetzen.<br />

INFO<br />

Hotel Luc, Autograph Collection, Charlottenstr. 50, 10117 Berlin,<br />

www.marriott.de , DZ ab € 290 Euro die Nacht ohne Frühstück<br />

Fotos: Hotel Luc (3), Jennifer Latuperisa-Andresen, Kapreski/Shutterstock.com<br />

110 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


SERVICE<br />

Quetsch dich rein, Baby! So viel<br />

SITZABSTAND haben die Airlines<br />

Sehr große Unterschiede gibt es bei den Airlines in Sachen Sitzabstand nicht. Bei fast allen beträgt der<br />

Sitzabstand in der Economy-Klasse zwischen 70 und 85 Zentimetern. Bei Airlines, die vornehmlich oder nur<br />

in Europa fliegen, sind die Unterschiede noch geringer. Hier ein paar Beispiele: Beim Charter- und Ferienflieger<br />

TUIfly sind die Standardsitze mit einem Abstand von 74 Zentimetern ausgestattet. Ein bisschen enger ist<br />

es bei Eurowings: Dort sind 73 Zentimeter Standard. Und bei der Eurowings-Muttergesellschaft Lufthansa<br />

sind es auf Kurz- und Mittelstrecken ab 76 Zentimeter, auf der Lufthansa-Langstrecke ist der Abstand je<br />

nach Flugzeugtyp zwischen 78 und 81 Zentimeter. Bleiben noch die Billigflieger Easyjet und Ryanair:<br />

Hier muss man sich mit 78 Zentimetern (Ryanair) bzw. 73 Zentimetern (Easyjet) begnügen.<br />

DREI TIPPS<br />

FLIEGEN<br />

EINFACHER<br />

GEMACHT<br />

1. Ein guter Trick, um Platz<br />

für Extragepäck zu haben,<br />

ist es, einen Kissenbezug<br />

einzupacken und ihn im<br />

Notfall mit Kleidung zu<br />

füllen.<br />

2. Immer ein paar Snacks<br />

und eine Flasche Wasser<br />

extra einpacken – man<br />

weiß ja nie.<br />

3. Ein teurer Koffer ist<br />

etwas Feines. Es ist<br />

nur ratsam, ihn nicht in<br />

Zeiten mit Gepäckauslieferungsschwierigkeiten<br />

aufzugeben.<br />

Fotos: Rudy Dong, Olga Rai/Shutterstock.com<br />

Zug um Zug<br />

Zug<strong>reisen</strong> in Deutschland sind nicht erst<br />

seit dem günstigen 9-Euro-Ticket beliebt. Denn<br />

tatsächlich erreicht man viele Orte schnell und<br />

unkompliziert mit der Bahn, kann unterwegs<br />

noch entspannen, die Landschaft genießen. Auf<br />

der Website von Chrono Trains könnt ihr ganz<br />

einfach eine Bahnstation in Deutschland und<br />

Europa anklicken und seht, wohin ihr innerhalb<br />

von einer, zwei, drei, vier oder fünf Stunden<br />

Zugfahrt kommt. Köln-Hauptbahnhof nach<br />

München, Hamburg oder Berlin ist zum Beispiel<br />

kein Problem mit dem ICE innerhalb dieser Zeit.<br />

Auch toll, um sich Inspiration für den nächsten<br />

Stopp auf der Europareise zu holen.<br />

www.chronotrains-eu.vercel.app<br />

herbst <strong>2022</strong><br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

111


text<br />

Frank Störbrauck<br />

AUFGEPASST:<br />

LEITUNGSWASSER<br />

IM AUSLAND<br />

Wer zu Hause stets Wasser aus der Leitung trinkt, möchte<br />

darauf im Urlaub womöglich nicht verzichten. Das aber ist nicht überall<br />

eine gute Idee, wie Daten der US-Behörde »Centers for Disease<br />

Control and Prevention« zeigen.<br />

Eines gleich vorweg: In den meisten Ländern Europas, in<br />

denen auch viele Deutsche ihren Urlaub verbringen, kann<br />

man problemlos Wasser aus der Leitung benutzen – egal,<br />

ob man sich die Zähne putzt, das Obst wäscht oder einfach<br />

nur seinen Durst löschen will. Dazu zählen Länder wie etwa<br />

Österreich, Spanien, Schweden, Italien, Griechenland und<br />

Malta. Fünf Länder in Europa haben es dagegen nicht auf<br />

die grüne Liste der US-Behörde »Centers for Disease Control<br />

and Prevention« geschafft: Bulgarien, Zypern, Litauen,<br />

Rumänien und die Türkei. Hier sollte man es sich besser<br />

verkneifen, das Wasser zum Zähneputzen, Herstellen von<br />

Eiswürfeln oder gar zum Durstlöschen zu nutzen.<br />

Außerhalb Europas sieht es noch viel schlechter aus. In<br />

dem bei Touristen beliebten Thailand etwa ist Wassertrinken<br />

aus dem Hahn tabu, ebenso in Tansania, Sri Lanka, Südafrika,<br />

auf den Seychellen, den Philippinen, den Malediven<br />

und auf vielen Inseln der Karibik. Die Gründe liegen auf der<br />

Hand: In vielen dieser Länder wird das Leitungswasser nur<br />

ungenügend aufbereitet. Kontaminierte Quellen, verrottete<br />

Brunnen, alte Leitungssysteme oder eine Belastung durch<br />

Pestizide aus der Landwirtschaft machen das Trinken des<br />

Leitungswassers zu einem Lotteriespiel mit der Gesundheit.<br />

Wenn man in diesen Ländern Wasser aus dem Hahn<br />

trinkt, sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen.<br />

Denn oft führt das Trinken von unsauberem Leitungswasser<br />

zu Magenverstimmung und Durchfall – was bedeutet,<br />

dass man ein paar Tage mehr oder weniger auf der<br />

Toilette verbringen darf, statt Sonne am Strand zu tanken<br />

oder die Sehenswürdigkeiten am Urlaubsort zu genießen.<br />

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte<br />

diese Tipps im Urlaub beachten:<br />

Nur aus versiegelten Wasserflaschen trinken<br />

Man sollte sicherstellen, dass alle Wasserfl aschen,<br />

die man kauft, versiegelt sind. Der Grund: In einigen<br />

Ländern füllen windige Straßenverkäufer Flaschen<br />

mit Leitungswasser auf und verschließen<br />

sie mit Klebstoff. Man kauft die Wasserfl aschen<br />

also am besten in Geschäften und achtet auf das<br />

Klickgeräusch, das der Plastikdeckel beim Öffnen<br />

der Flasche verursacht.<br />

Besser keine Eiswürfel<br />

Wenn man im Urlaub im Restaurant ein erfrischendes<br />

Getränk bestellt, ist es verlockend, nach Eis<br />

zu fragen – besonders dann, wenn die Sonne vom<br />

Himmel brennt. Aber für die Eiswürfel wird normalerweise<br />

Leitungswasser genommen – je nach Urlaubsland<br />

keine gute Idee. Man sollte also immer<br />

darauf achten, »No ice, please« zu sagen, wenn<br />

man ein Kaltgetränk bestellt.<br />

Vorsichtig mit Salaten<br />

In Ländern, in denen es nicht sicher ist, Leitungswasser<br />

zu trinken, ist es sinnvoll, auf den Verzehr<br />

frischer Salate zu verzichten. Der Grund liegt auf<br />

der Hand: Vermutlich werden die Salatzutaten mit<br />

Leitungswasser gewaschen.<br />

Illustration: maglyvi/Shutterstock.com<br />

112 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

herbst <strong>2022</strong>


SERVICE<br />

herbst <strong>2022</strong> <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong> 113


CHECK OUT<br />

Impressum<br />

Rom<br />

WIR SCHENKEN DIR<br />

Na ja, nicht gleich die ganze Stadt. Aber wir legen sie dir und einer Begleitperson zu Füßen.<br />

Und nicht nur das – ihr könnt auch gleichzeitig ein nigelnagelneues Hotel testen. Das<br />

Portico, ein NUMA Hotel, hat gerade erst seine Türen für Gäste geöffnet. Das neue Hotel<br />

ist der ideale Ort, um in der »Ewigen Stadt« auf eine authentische Entdeckungsreise zu gehen<br />

und durch die geschichtsträchtigen Gassen der italienischen Hauptstadt zu flanieren.<br />

In Fußnähe des NUMA Portico befinden sich das Pantheon, die Spanische Treppe und die<br />

Piazza del Popolo. Das Design der Unterkunft, die im Renaissance-Viertel liegt, ist hell,<br />

modern, fotogen und vereint Tradition mit Moderne. Für das Wichtigste wurde gesorgt:<br />

gemütliche Betten, sowie eine kostenlose Minibar und köstlicher Kaffee. Nicht wundern:<br />

Die Boutique-Hotels von NUMA setzen auf smarte Tech-Lösungen, stressfreie, digitale Online-Check-in’s<br />

und Check-out’s, ein Pin-Code fürs Zimmer und superschnelles Wifi. Kein<br />

Wunder, die NUMA Hotels nennen sich auch »Hotels der Zukunft«. Die Hotels von NUMA<br />

befinden sich in den beliebtesten Städten Europas – darunter Berlin, Barcelona und Rom.<br />

Ihr könnt zwei Nächte für zwei Personen im NUMA Portico im wunderschönen<br />

Rom gewinnen. Für die Teilnahme am Gewinnspiel beantwortet<br />

bitte eine Frage unter <strong>reisen</strong>exclusiv.com/modernes-hotel-in-rom<br />

Einsendeschluss ist der 10. November <strong>2022</strong>.<br />

Fotos: NUMA Group (2)<br />

erscheint viermal im Jahr bei der<br />

ella Verlag und Medien GmbH<br />

Emil-Hoffmann-Str. 55–59<br />

50996 Köln<br />

Tel.: 02236 84880<br />

Fax: 02236 848824<br />

info@<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

www.<strong>reisen</strong>exclusiv.com<br />

Chefredakteurin<br />

Jennifer Latuperisa-Andresen<br />

Art Director<br />

Alessandro Riggio<br />

Redaktion<br />

Ulrike Herder, Linda Ruckes,<br />

Marie Tysiak, Frank Störbrauck<br />

Mitarbeitende dieser Ausgabe<br />

Jan Malte Andresen<br />

Wolf Alexander Hanisch<br />

Sarah Magnusson<br />

Emile Nkwetchou<br />

Simone Sever<br />

Anzeigenleitung<br />

Susanne Gorny, sg@ella-verlag.com<br />

Anzeigen<br />

Andrea Vogel, av@ella-verlag.com<br />

Marketing & Kooperationen<br />

Claudia Scholz, cs@ella-verlag.com<br />

Korrekturen<br />

Bärbel Philipp, textperlen.de<br />

Dokumentation<br />

Konrad Bender<br />

Titelbild Julien Riedel<br />

Druck Bonifatius, Paderborn<br />

Vertrieb<br />

VU Verlagsunion KG, Hamburg<br />

114<br />

<strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong>


URLAUB IN DEUTSCHLAND?<br />

Diese<br />

Diese<br />

Vorstellung<br />

Vorstellung<br />

ist<br />

ist<br />

verlockend.<br />

verlockend.<br />

Komm<br />

Komm<br />

auf<br />

auf<br />

funkygermany.com<br />

funkygermany.com<br />

mit<br />

mit<br />

in<br />

in<br />

die<br />

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coolsten<br />

coolsten<br />

Städte.<br />

Städte.<br />

Begleite<br />

Begleite<br />

uns<br />

uns<br />

auf<br />

auf<br />

Abenteuern<br />

Abenteuern<br />

in<br />

in<br />

der<br />

der<br />

freien<br />

freien<br />

Natur.<br />

Natur.<br />

Besuche<br />

Besuche<br />

wegweisende<br />

wegweisende<br />

Ausstellungen<br />

Ausstellungen<br />

und<br />

und<br />

Museen.<br />

Museen.<br />

Erkunde<br />

Erkunde<br />

die<br />

die<br />

besten<br />

besten<br />

Shopping-Meilen.<br />

Shopping-Meilen.<br />

Schlemme<br />

Schlemme<br />

und<br />

und<br />

genieße<br />

genieße –<br />

und<br />

und<br />

freu<br />

freu<br />

dich<br />

dich<br />

auf<br />

auf<br />

stylische<br />

stylische<br />

Hotels.<br />

Hotels.<br />

Germany<br />

Germany<br />

ist<br />

ist<br />

funky.<br />

funky.<br />

So<br />

So<br />

angesagt<br />

angesagt<br />

wie<br />

wie<br />

nie.<br />

nie.<br />

#bepartoftheFUNKYjourney<br />

#bepartoftheFUNKYjourney<br />

funky.germany<br />

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22 <strong>reisen</strong> <strong>EXCLUSIV</strong><br />

frühling 2016


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