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15.09.2022 Aufrufe

8 Erwachsenenprophylaxe Unser Praxiskonzept Die eigenen Zähne bis ins hohe Alter erhalten zu können ist wünschenswert und ein Stück Lebensqualität, die es sich lohnt, anzustreben. Sie sind nun mal auf Dauer in ihrer Natürlichkeit die gesündesten, schönsten und auch preiswertesten. Dass hierfür eine gute Mundhygiene wichtig ist, ist heutzutage (fast) jedem bewusst. Dennoch spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle unter anderem eine (zahn-)gesunde Ernährung, möglichst halbjährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt sowie regelmäßige Professionelle medizinische Zahnreinigungen (PMZR). Text Désirée Voglau Foto ©LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com Um die Zähne zu schützen, gilt es Karies, Gingivitis und Parodontitis vorzubeugen. Vor allem Parodontitiserkrankungen nehmen mit steigendem Alter immer mehr zu. Aufgrund des demografischen Wandels wird diese Zahl in den nächsten Jahren stetig steigen. Karies und Zahnfleischerkrankungen entstehen durch Bakterien, die sich im Zahnbelag ansiedeln und dieser muss täglich entfernt werden. Mit der PMZR wird die häusliche Mundhygiene optimal ergänzt und bietet so einen ausgezeichneten Schutz für die gesamte Mundhöhle. Die PMZR beinhaltet das Entfernen aller harten und weichen Zahnbeläge, die gründliche Reinigung sowie die Politur der Zähne, die genau auf die individuelle Mundsituation abgestimmt sein sollte. Mit Hilfe von Spezialinstrumenten, maschinellen Hilfsmitteln (Ultraschall, Pulver- Wasserstrahl), Handinstrumenten und zahnärztlichen Polierpasten werden auch schwer zugängliche Stellen von Belägen befreit und poliert. Hierdurch werden die Zahnoberflächen glatt und das Anhaften neuer Zahnbeläge wird erschwert. Dem Patienten sollte die Notwendigkeit und der Nutzen einer PMZR genau erklärt werden. So übernehmen einige Krankenkassen die Kosten hierfür komplett oder bezuschussen diese teilweise. Denn oft scheitert die Compliance der Patienten nicht am Verständnis an einer PMZR, sondern an den finanziellen Mitteln. Trotz allem muss dem Patienten bewusst gemacht werden, dass die Kosten für eine Reinigung in der Regel geringer sind, als für eine Reparatur eines Zahnes mit einer Füllung, Krone oder Ähnlichem. In der Praxis haben wir täglich mit unterschiedlichen Altersgruppen zu tun. Die individuelle Behandlung jedes Einzelnen fordert uns und macht unsere Arbeit spannend. Bei den Erwachsenen unterscheidet man viele verschiedene Gruppen: Die Schwangeren, allgemein- und zahngesunde Patienten, Raucher, Patienten mit Gingivitis, Parodontitis, einem hohen Kariesrisiko, Rezessionen, Patienten mit bestimmten Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Patienten mit (herausnehmbaren) Zahnersatz sowie Senioren. Generell ist der Behandlungsablauf mehr oder weniger immer derselbe, dennoch steht die Individualität des Patienten im Mittelpunkt. Ganz wichtig ist uns, dass regelmäßig die Anamnesebögen neu erhoben beziehungsweise aktualisiert werden. Im Behandlungszimmer gehen wir auch hier noch einmal kurz auf die Anamnese ein und klären ab, ob es Neuigkeiten oder Besonderheiten zu beachten gibt. Vor der Behandlung spülen unsere Patienten für 60 Sekunden mit einer antibakteriellen Mundspülung (CHX). Währenddessen legen wir die vorbereiteten, teils eingepackten Instrumente und Hilfsmittel auf das Behandlungstray und rufen im Programm die aktuellen Röntgenbilder auf. Bei Bedarf und nach Absprache mit den Zahnärzten werden ihm neue Bilder erstellt. Während der gesamten Behandlung achten wir stets darauf, dass wir www.facebook.com/recallmagazin

Erwachsenenprophylaxe 9 zwischendurch genügend kleinere Pausen machen, damit unser Patient den Mund kurz schließen, entspannen oder ausspülen kann. Auch eine bequeme Patientenlagerung ist uns sehr wichtig, denn die Reinigung dauert circa eine Stunde. Durch ein professionelles Nackenkissen (zum Beispiel happynecks), kann diese unterstützt werden. Aber auch als Behandler achten wir auf eine gute und gesunde Arbeitshaltung. Auf die Lippen tragen wir etwas Vaseline auf, um spröden und trockenen Lippen vorzubeugen. Damit wir uns die Arbeit erleichtern und einen besseren Überblick erhalten, verwenden wir gerne einen Lippen- und Wangenabhalter (zum Beispiel OptraGate). Die Behandlung folgt dabei immer diesem Grundmuster: 1. Die Überprüfung der gesamten Mundschleimhaut und der Zunge. 2. Mit der WHO-Sonde wird anschließend der erweiterte PSI (6-Punkt-Messung) erhoben. Hierbei werden sowohl Blutung als auch Sondierungstiefen ermittelt. Hiermit erhalten wir einen guten Überblick über den Entzündungszustand der Gingiva. 3. Bei Implantatträgern untersuchen wir genau das periimplantäre Gewebe auf Mukositis und Periimplantitis. Alle Ergebnisse werden in der Patientenakte dokumentiert. Zur besseren Beurteilung der Putzfähigkeit werden die Zähne mittels Plaquerelevator angefärbt. Hierdurch werden eventuelle Putzdefizite farblich dargestellt. Biofilm, der älter als 24 Stunden ist, färbt sich lila, jüngerer rosa. Erstrebenswert ist ein Plaque-Index unter 20 Prozent. Gemeinsam werten wir das Ergebnis über einen Handspiegel aus. Zuerst loben wir den Patienten für gut geputzt Bereiche und gehen dann auf Putzdefizite ein. Nun starten wir die Reinigung mit einem Pulver-Wasserstrahlgerät (auf Erythritolbasis), um generell erst einmal alle weichen Beläge sowie Verfärbungen zu entfernen. Zum Schutz bekommt der Patient hierfür eine Schutzbrille auf. Wir Behandler tragen zusätzlich noch ein Visier. Anschließend erfolgt die Zahnsteinentfernung mittels Ultraschall und dann die manuelle Reinigung mit Scaler. Bei der Beratung werden eventuelle Einschränkungen, Habits etc. berücksichtig und die optimale Mundhygiene individuell angepasst. Was in der Sitzung auch nicht fehlen darf, ist eine kurze Ernährungsberatung mit einigen Hinweisen für eine gesunde Ernährung. Nachfolgend benutzen wir nochmal das Pulver-Wasserstrahlgerät zur Politur und eventuellen Entfernung von Restbelägen und Verfärbungen. Wenn es der Patient wünscht, polieren wir gerne nochmal nach. Nach (mehrmaligem) Ausspülen darf der Patient das Resultat im Handspiegel begutachten. Zur Schmelzstärkung applizieren wir zum Abschluss noch einen Fluoridlack, legen zusammen den Recall fest und vereinbaren sogleich einen neuen Termin. Abschließend erfolgt dann noch die Kontrolle durch einen unserer Zahnärzte. Zum Abschied erhält der Patient noch die genaue MH-Instruktion auf einem Infoblatt, Mundhygienetipps, die verwendeten ID-Bürstchen (gereinigt!) sowie eine Zahnpastaprobe. Jeder Patient und jedes Gebiss ist einzigartig und die Pflege muss bei individuell bestimmt werden. Es gibt viele Faktoren, die zu berücksichtigen sind und nicht jeder Patient kann vielleicht so gut putzen, wie er es gerne würde. Berücksichtigen wir dies und gewinnen unsere Patienten für eine gute Compliance, sehen wir in eine positive Zukunft! Darauf folgt die Reinigung der Zahnzwischenräume und die Mundhygieneinstruktion, auf die wir besonders großen Wert legen. Inhalte sind die Verbesserung der häuslichen Mundhygiene, die Putztechnik unter Einbeziehung verschiedener Hilfsmittel wie ID-Bürstchen, Einbüschelbürste, Zahnseide, Superfloss, Zahnbürste, Mundspülung etc. Die korrekte Anwendung dieser Produkte zeigen wir über den Handspiegel. Auch die Zungenreinigung sollte regelmäßig durchgeführt werden. Mit der Zahnbürste oder einem Zungenschaber sowie Zahnpasta oder speziellem Gel sollte ganz vorsichtig von hinten (Vorsicht Würgreflex!) nach vorne mit sanftem Druck gereinigt werden. Désirée Voglau Dentalhygienikerin Die Hilfsmittel werden genau dokumentiert, um bei der nächsten Reinigung alle nötigen Produkte gleich griffbereit zu haben. Wir empfehlen generell nicht mehr wie zwei, maximal drei Interdentalbürtschen, da erfahrungsgemäß mehr nicht benutzt werden und es zu kompliziert wird. Zahnarztpraxis Plank Pfitznerstraße 22 · 85057 Ingolstadt E-Mail: desiree_straub@web.de www.zahnarzt-ingolstadt.com www.recall-magazin.de

Erwachsenenprophylaxe<br />

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zwischendurch genügend kleinere Pausen machen, damit unser Patient<br />

den Mund kurz schließen, entspannen oder ausspülen kann. Auch eine<br />

bequeme Patientenlagerung ist uns sehr wichtig, denn die Reinigung<br />

dauert circa eine Stunde. Durch ein professionelles Nackenkissen (zum<br />

Beispiel happynecks), kann diese unterstützt werden. Aber auch als<br />

Behandler achten wir auf eine gute und gesunde Arbeitshaltung. Auf<br />

die Lippen tragen wir etwas Vaseline auf, um spröden und trockenen<br />

Lippen vorzubeugen. Damit wir uns die Arbeit erleichtern und einen<br />

besseren Überblick erhalten, verwenden wir gerne einen Lippen- und<br />

Wangenabhalter (zum Beispiel OptraGate).<br />

Die Behandlung folgt dabei immer diesem Grundmuster:<br />

1. Die Überprüfung der gesamten Mundschleimhaut und der Zunge.<br />

2. Mit der WHO-Sonde wird anschließend der erweiterte PSI<br />

(6-Punkt-Messung) erhoben. Hierbei werden sowohl Blutung als<br />

auch Sondierungstiefen ermittelt. Hiermit erhalten wir einen guten<br />

Überblick über den Entzündungszustand der Gingiva.<br />

3. Bei Implantatträgern untersuchen wir genau das periimplantäre<br />

Ge<strong>web</strong>e auf Mukositis und Periimplantitis.<br />

Alle Ergebnisse werden in der Patientenakte dokumentiert.<br />

Zur besseren Beurteilung der Putzfähigkeit werden die Zähne mittels<br />

Plaquerelevator angefärbt. Hierdurch werden eventuelle Putzdefizite<br />

farblich dargestellt. Biofilm, der älter als 24 Stunden ist, färbt sich lila,<br />

jüngerer rosa. Erstrebenswert ist ein Plaque-Index unter 20 Prozent. Gemeinsam<br />

werten wir das Ergebnis über einen Handspiegel aus. Zuerst<br />

loben wir den Patienten für gut geputzt Bereiche und gehen dann auf<br />

Putzdefizite ein. Nun starten wir die Reinigung mit einem Pulver-Wasserstrahlgerät<br />

(auf Erythritolbasis), um generell erst einmal alle weichen<br />

Beläge sowie Verfärbungen zu entfernen. Zum Schutz bekommt der<br />

Patient hierfür eine Schutzbrille auf. Wir Behandler tragen zusätzlich<br />

noch ein Visier. Anschließend erfolgt die Zahnsteinentfernung mittels<br />

Ultraschall und dann die manuelle Reinigung mit Scaler.<br />

Bei der Beratung werden eventuelle Einschränkungen, Habits etc. berücksichtig<br />

und die optimale Mundhygiene individuell angepasst. Was<br />

in der Sitzung auch nicht fehlen darf, ist eine kurze Ernährungsberatung<br />

mit einigen Hinweisen für eine gesunde Ernährung.<br />

Nachfolgend benutzen wir nochmal das Pulver-Wasserstrahlgerät zur<br />

Politur und eventuellen Entfernung von Restbelägen und Verfärbungen.<br />

Wenn es der Patient wünscht, polieren wir gerne nochmal nach. Nach<br />

(mehrmaligem) Ausspülen darf der Patient das Resultat im Handspiegel<br />

begutachten. Zur Schmelzstärkung applizieren wir zum Abschluss noch<br />

einen Fluoridlack, legen zusammen den Recall fest und vereinbaren sogleich<br />

einen neuen Termin. Abschließend erfolgt dann noch die Kontrolle<br />

durch einen unserer Zahnärzte. Zum Abschied erhält der Patient noch<br />

die genaue MH-Instruktion auf einem Infoblatt, Mundhygienetipps, die<br />

verwendeten ID-Bürstchen (gereinigt!) sowie eine Zahnpastaprobe.<br />

Jeder Patient und jedes Gebiss ist einzigartig und die Pflege muss bei<br />

individuell bestimmt werden. Es gibt viele Faktoren, die zu berücksichtigen<br />

sind und nicht jeder Patient kann vielleicht so gut putzen, wie er es<br />

gerne würde. Berücksichtigen wir dies und gewinnen unsere Patienten<br />

für eine gute Compliance, sehen wir in eine positive Zukunft!<br />

Darauf folgt die Reinigung der Zahnzwischenräume und die Mundhygieneinstruktion,<br />

auf die wir besonders großen Wert legen. Inhalte sind die<br />

Verbesserung der häuslichen Mundhygiene, die Putztechnik unter Einbeziehung<br />

verschiedener Hilfsmittel wie ID-Bürstchen, Einbüschelbürste,<br />

Zahnseide, Superfloss, Zahnbürste, Mundspülung etc. Die korrekte<br />

Anwendung dieser Produkte zeigen wir über den Handspiegel. Auch die<br />

Zungenreinigung sollte regelmäßig durchgeführt werden. Mit der Zahnbürste<br />

oder einem Zungenschaber sowie Zahnpasta oder speziellem Gel<br />

sollte ganz vorsichtig von hinten (Vorsicht Würgreflex!) nach vorne mit<br />

sanftem Druck gereinigt werden.<br />

Désirée Voglau<br />

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alle nötigen Produkte gleich griffbereit zu haben. Wir empfehlen<br />

generell nicht mehr wie zwei, maximal drei Interdentalbürtschen, da erfahrungsgemäß<br />

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