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30 Organe und (Zahn-)Gesundheit Das liegt mir schwer im Magen © freepik - de.freepik.com Die Reise der Nahrung nimmt ihren Lauf ... Vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere daran, dass der erste Teil der Organreihe mit dem Beginn des Schluckakts geendet hatte. Wie war das noch gleich? Schließt sich eine Tür, öffnet sich dabei ein andere? Okay, aber nun, wie war das noch gleich mit dem Schluckakt? Wir setzen die Reihe fort und widmen uns dem Magen. Text Roxane Pfeiffer Grafik Canva, modifiziert von Roxane Pfeiffer Die Zunge schiebt den Nahrungsbrei in Richtung Rachenwand, dadurch kommen einige Mechanismen in Gang, die den Luftweg verschließen und den Weg in Richtung Verdauungstrakt öffnen. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, damit quasi alle möglichen Wege so gut wie verschlossen sind und nur ein wesentlicher Ausweg bleibt. Deshalb kann die Nahrung dann in die Speiseröhre gelangen und ihre Reise weiter fortsetzen. Der gesamte Verdauungstrakt kann als eine Art Schlauch gesehen werden, mit einer Eingangsöffnung, der Mundhöhle und einer Ausgangsöffnung, dem After. Zwischendurch gibt es verschiedene Formveränderungen, aber nie einen Abbruch des „Schlauchs“. Zunächst muss die zerkaute Nahrung in der Speiseröhre noch an ein paar Engstellen vorbei. Die haben wir in der Region: Wenn der geschluckte Bissen zu groß ist, gibt es hier Komplikationen und wir bekommen „Halsschmerz“, oder „Rückenschmerz“, weil hier eben nicht so viel Platz für so große Stücke ist. Da hat man dann zu viel gewollt. Außerdem sind diese Regionen Prädilektionsstellen für maligne Entartungen (Tumoren) und Divertikel (Ausstülpungen) oder im Falle der Diaphragma (Zwerchfellenge) auch für Hernien (Eingeweidebruch). Hat der Nahrungsklumpen diese Hürde gemeistert, plumpst der eingespeichelte, angedaute Nahrungsbrei nach der Speiseröhre in den Magen. Dazu geht die Speiseröhre über einen Sphinkter, also einen ringförmigen Muskel in den Eingangsbereich des Magens, die Kardia über. Dieser Muskel ist normalerweise verschlossen, öffnet sich aber unter anderem durch den Druck des ankommenden Nahrungsbreis. · des Ringknorpels · der Aorta/Bifurkation der Trachea · des Zwerchfells. Der Magen stellt hier eine Art Aussackung des Verdauungsschlauchs dar. Er liegt vor allem im linken Oberbauch, aber auch etwas quer über die Mittellinie hinaus. Er fasst in der Regel 1 bis 2 L, hat aber ein beson- www.facebook.com/recallmagazin

Organe und (Zahn-)Gesundheit 31 deres Epithel mit Falten und kann sich deshalb auch auf ein größeres Volumen ausdehnen - bei Völlerei ;-) Der Magen besteht neben der Kardia, aus: · Fundus (Magenkuppel) · Corpus (Magenkörper) mit großer und kleiner Kurvatur · Antrum (Vorraum zum Ausgang) · Pylorus mit Sphincter pylori (Ausgansmuskel). Die Hauptzellen des Magens liegen vor allem im Korpus und Fundus und produzieren dieses Pepsinogen (Vorstufe von Pepsin). Das aktivierte Pepsin ist in der Lage, die denaturierten Eiweiße nun zu Peptiden aufzuspalten. Da die Salzsäure sowie Pepsin ziemlich aggressive Stoffe sind, wird die Magenschleimhaut von einer Schleimschicht und Bikarbonat aus den Nebenzellen geschützt. In diesem Zusammenhang - nice to know: Unsere lieben Magenschutztabletten, die Protonenpumpenhemmer, hemmen, wie der Begriff schon sagt, die Protonenpumpen. Das bedeutet, die Salzsäureproduktion wird gehemmt. In diesem Zusammenhang aber eben auch der Intrinsic Factor. Den aber brauchen wir ja für die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm. Folglich fehlt der wesentliche Faktor für die Aufnahme von B12. Über einen längeren Zeitraum eingenommene Protonenpumpenhemmer können also zu einem Vitamin B12-Mangel führen. Vitamin B12 wiederum hat viele wichtige Aufgaben im Körper, unter anderem aber von großer Tragweite ist es für die Herstellung von Blutzellen, wie den Erythrozyten, unerlässlich. Also kann daraus nun eine Blutarmut entstehen - die Vitamin B12-Mangelanämie. Wenn wir uns jetzt kurz an die Zunge zurückerinnern, kann man einen Hinweis auf eine Vitamin B12- Mangelanämie an einer roten, brennenden Zunge erkennen. Der Brei, der in den Magen eintritt, hat stets Kontakt zur Magenschleimhaut. Man könnte sich das wie einen nicht aufgeblasenen Luftballon vorstellen. Dieser weitet sich bei Befüllung mit Brei Stück für Stück unter Kontakt mit demselben durch dessen Volumen auf. Damit der Magen seine Aufgaben aus Speicherung, Durchmischen und Homogenisierung der Nahrung erfüllen kann, besitzt er längs, schräg und ringförmig verlaufende Muskeln, die sich unter anderem wellenförmig bewegen. Aber nicht nur mechanisch wird der Magen tätig, er hat auch chemisch einiges zu bieten. Die Schleimhaut des Magens besitzt verschiedene Zellen, die bei der chemischen Andauung helfen: Belegzellen, Hauptzellen, Nebenzellen. Die Belegzellen des Magens produzieren Salzsäure und Intrinsic Factor (Glykoprotein). Den Intrinsic Factor der Belegzellen benötigen wir später, wenn es um den Dünndarm geht, er ist wichtig für die Aufnahme von Cobalamin (komplexes Vitamin) aus dem terminalen Ileum (Teil des Darms). Durch die Salzsäure erhält der Magensaft seinen sauren pH-Wert von circa 1. Dieses saure Milieu wirkt einerseits bakterizid und andererseits denaturierend auf Eiweiße, das heißt, die Eiweiße innerhalb des Speisebreis werden aufgefaltet, aber noch nicht aufgespalten. Und die Salzsäure ist unerlässlich für die Aktivierung von Pepsinogen zu Pepsin. Ähnliches Szenario entsteht durch eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung, diverse Ursachen), bei der es ebenfalls zu einem Mangel an Intrinsic Factor mit der darauffolgenden Mangelanämie kommen kann. Eine Gastritis kann aber auch auf der anderen Seite durch zu wenig schützenden Schleim entstehen. Auf dieser Seite stehen Medikamente wie Nichtsteroidale Antirheumatika (Ibu). Diese Medikamentengruppen hemmen die Prostaglandinsynthese, welche notwendig ist für die Schleimproduktion, so kommt es zu einem mangelhaften Schutz der Magenschleimhaut und zu derer Entzündung. Die wiederum, wie gerade erläutert, in eine Mangelanämie führen kann. Entzündliche Veränderungen des Magens und sogar derer Folgen können wir also sowohl schulmedizinisch anerkannt, an der Oberflächenbeschaffenheit der Zunge erkennen, sowie holistisch über die Reflexzone des Magens auf der Zungenoberfläche. Jeweils stechen die Merkmale einer roten, fast schon entzündlichen, eventuell atrophierten, schmerzenden oder brennenden Zunge hervor. Da die Verdauungsarbeit insgesamt sehr komplex ist, braucht es einige verschiedene Botenstoffe, die neben den Einflüssen des vegetativen Nervensystems verschiedene motorische und chemische Mechanismen steuern und beeinflussen. Der Parasympathikus, als Teil des vegetativen Nervensystems, legt nur beim Anblick oder Geruch von Nahrung los. Er stimuliert im Magen die Produktion des Hormons Gastrin. Gastrin selbst wiederum regt die Salzsäureproduktion und die Bewegung des Magens an. www.recall-magazin.de

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deres Epithel mit Falten und kann sich deshalb auch auf ein größeres<br />

Volumen ausdehnen - bei Völlerei ;-)<br />

Der Magen besteht neben der Kardia, aus:<br />

· Fundus (Magenkuppel)<br />

· Corpus (Magenkörper) mit großer und kleiner Kurvatur<br />

· Antrum (Vorraum zum Ausgang)<br />

· Pylorus mit Sphincter pylori (Ausgansmuskel).<br />

Die Hauptzellen des Magens liegen vor allem im Korpus und Fundus<br />

und produzieren dieses Pepsinogen (Vorstufe von Pepsin). Das aktivierte<br />

Pepsin ist in der Lage, die denaturierten Eiweiße nun zu Peptiden<br />

aufzuspalten. Da die Salzsäure sowie Pepsin ziemlich aggressive Stoffe<br />

sind, wird die Magenschleimhaut von einer Schleimschicht und Bikarbonat<br />

aus den Nebenzellen geschützt.<br />

In diesem Zusammenhang - nice to know:<br />

Unsere lieben Magenschutztabletten, die Protonenpumpenhemmer,<br />

hemmen, wie der Begriff schon sagt, die Protonenpumpen. Das bedeutet,<br />

die Salzsäureproduktion wird gehemmt. In diesem Zusammenhang<br />

aber eben auch der Intrinsic Factor. Den aber brauchen wir ja für die<br />

Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm. Folglich fehlt der wesentliche<br />

Faktor für die Aufnahme von B12.<br />

Über einen längeren Zeitraum eingenommene Protonenpumpenhemmer<br />

können also zu einem Vitamin B12-Mangel führen. Vitamin B12<br />

wiederum hat viele wichtige Aufgaben im Körper, unter anderem aber<br />

von großer Tragweite ist es für die Herstellung von Blutzellen, wie den<br />

Erythrozyten, unerlässlich. Also kann daraus nun eine Blutarmut entstehen<br />

- die Vitamin B12-Mangelanämie. Wenn wir uns jetzt kurz an die<br />

Zunge zurückerinnern, kann man einen Hinweis auf eine Vitamin B12-<br />

Mangelanämie an einer roten, brennenden Zunge erkennen.<br />

Der Brei, der in den Magen eintritt, hat stets Kontakt zur Magenschleimhaut.<br />

Man könnte sich das wie einen nicht aufgeblasenen Luftballon<br />

vorstellen. Dieser weitet sich bei Befüllung mit Brei Stück für Stück unter<br />

Kontakt mit demselben durch dessen Volumen auf. Damit der Magen<br />

seine Aufgaben aus Speicherung, Durchmischen und Homogenisierung<br />

der Nahrung erfüllen kann, besitzt er längs, schräg und ringförmig verlaufende<br />

Muskeln, die sich unter anderem wellenförmig bewegen.<br />

Aber nicht nur mechanisch wird der Magen tätig, er<br />

hat auch chemisch einiges zu bieten.<br />

Die Schleimhaut des Magens besitzt verschiedene Zellen, die bei der<br />

chemischen Andauung helfen: Belegzellen, Hauptzellen, Nebenzellen.<br />

Die Belegzellen des Magens produzieren Salzsäure und Intrinsic Factor<br />

(Glykoprotein). Den Intrinsic Factor der Belegzellen benötigen wir später,<br />

wenn es um den Dünndarm geht, er ist wichtig für die Aufnahme<br />

von Cobalamin (komplexes Vitamin) aus dem terminalen Ileum (Teil<br />

des Darms). Durch die Salzsäure erhält der Magensaft seinen sauren<br />

pH-Wert von circa 1. Dieses saure Milieu wirkt einerseits bakterizid<br />

und andererseits denaturierend auf Eiweiße, das heißt, die Eiweiße<br />

innerhalb des Speisebreis werden aufgefaltet, aber noch nicht aufgespalten.<br />

Und die Salzsäure ist unerlässlich für die Aktivierung von<br />

Pepsinogen zu Pepsin.<br />

Ähnliches Szenario entsteht durch eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung,<br />

diverse Ursachen), bei der es ebenfalls zu einem Mangel<br />

an Intrinsic Factor mit der darauffolgenden Mangelanämie kommen<br />

kann. Eine Gastritis kann aber auch auf der anderen Seite durch zu<br />

wenig schützenden Schleim entstehen. Auf dieser Seite stehen Medikamente<br />

wie Nichtsteroidale Antirheumatika (Ibu). Diese Medikamentengruppen<br />

hemmen die Prostaglandinsynthese, welche notwendig ist<br />

für die Schleimproduktion, so kommt es zu einem mangelhaften Schutz<br />

der Magenschleimhaut und zu derer Entzündung. Die wiederum, wie<br />

gerade erläutert, in eine Mangelanämie führen kann.<br />

Entzündliche Veränderungen des Magens und sogar derer Folgen können<br />

wir also sowohl schulmedizinisch anerkannt, an der Oberflächenbeschaffenheit<br />

der Zunge erkennen, sowie holistisch über die Reflexzone<br />

des Magens auf der Zungenoberfläche. Jeweils stechen die Merkmale<br />

einer roten, fast schon entzündlichen, eventuell atrophierten, schmerzenden<br />

oder brennenden Zunge hervor.<br />

Da die Verdauungsarbeit insgesamt sehr komplex ist, braucht es einige<br />

verschiedene Botenstoffe, die neben den Einflüssen des vegetativen<br />

Nervensystems verschiedene motorische und chemische Mechanismen<br />

steuern und beeinflussen. Der Parasympathikus, als Teil des vegetativen<br />

Nervensystems, legt nur beim Anblick oder Geruch von Nahrung los. Er stimuliert<br />

im Magen die Produktion des Hormons Gastrin. Gastrin selbst wiederum<br />

regt die Salzsäureproduktion und die Bewegung des Magens an.<br />

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