recall_E-Paper_5+6-22_web
recall Das Praxisteam-Magazin
recall Das Praxisteam-Magazin
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28 Endodontie<br />
Rauchen und<br />
Endodontie:<br />
nur ein Trostpreis?<br />
Wer auf das Rauchen verzichtet oder zumindest deutlich reduziert, profitiert zweifelsfrei in Bezug<br />
auf 3 Bereiche der Oralgesundheit (wir berichteten): Parodontitis, Periimplantitis und auch<br />
bei der ästhetischen Zahnrekonstruktion (Ahmed et al. 2021). Hat der Tabakverzicht womöglich<br />
auch einen positiven Einfluss auf den vierten Bereich, nämlich die Gesundheit der Zahnpulpa?<br />
Ist der Behandlungserfolg endodontischer Therapien bei Rauchern ähnlich in Frage gestellt wie<br />
der von Implantaten?<br />
© crevis - Fotolia; © ikatod - de.freepik.com<br />
Text Dr. rer. nat. Dinah Murad, Dr. med. dent. Elisabeth Winter<br />
Studienlage:<br />
Viele der Leser schütteln an dieser Stelle vermutlich skeptisch den Kopf<br />
– zurecht, denn die Zahl der Studien zum Einfluss des Rauchens auf endodontische<br />
Therapieerfolge ist überschaubar und die Ergebnisse lassen<br />
bisher kaum eindeutige Schlussfolgerungen zu. Es wurde berichtet, dass<br />
Raucher schlechtere endodontische Ergebnisse erzielen als Nichtraucher<br />
(Doyle et al. 2007), dass sie eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine<br />
apikale Parodontitis zu entwickeln (Pasqualini et al. 2012), und dass<br />
sie 1,7-mal häufiger eine Wurzelkanalbehandlung benötigen (Krall et<br />
al. 2006). Aus Röntgenuntersuchungen wurde berichtet, dass bei Rauchern<br />
die apikale Parodontitis statistisch signifikant öfter auftritt. Das<br />
führt möglicherweise zu einem verzögerten Knochenheilungsprozess bei<br />
Rauchern (Kirkevang et al. 2007, Lopez-Lopez et al. 2012). Jedoch kann<br />
dieser Effekt nicht klar auf eine Beeinträchtigung der Pulpa zurückgeführt<br />
werden, denn auch der Knochenheilungsprozess selbst wird direkt<br />
durch das Rauchen beeinträchtigt. Es ist möglich, dass Rauchen die Immunabwehr<br />
der Zahnpulpa behindert und damit den Behandlungserfolg<br />
beeinträchtigt. Einen klinischen Beleg für diesen Zusammenhang lassen<br />
die Studien jedoch nicht zu. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020<br />
von Pinto et al. beschreibt, dass Tabakraucher eine erhöhte Prävalenz<br />
von periapikaler Parodontitis und Wurzelkanalbehandlungen aufweisen,<br />
allerdings betonen die Autoren, dass die Beweissicherheit dünn ist. Demiryürek<br />
untersuchten 2015 den Einfluss des Rauchens auf den osmotischen<br />
Druck innerhalb der Pulpa. Mit der Zahl der konsumierten Zigaretten<br />
nahm der osmolare Druck innerhalb der Pulpa ab. Und auch die<br />
Zahl der Immunzellen innerhalb der Pulpa war gegenüber Nichtrauchern<br />
reduziert. Eine weitere Untersuchung bestimmter Tabakrauchbestandteile<br />
auf das Dentin von Zurabashvili et al. aus dem Jahr 2010 ergab,<br />
dass die Pulpa von Rauchern bei einer akuten Pulpitis weniger alpha-<br />
Ketopropionsäure enthält als die Pulpa von Nichtrauchern. Die alpha-<br />
Ketopropionsäure (oder auch Brenztraubensäure) spielt eine wichtige<br />
Rolle beim Aufbau der Proteine der Zahnsubstanz.<br />
Aus einer Literaturanalyse aus dem Jahr 2006 schlossen Duncan und<br />
Ford, dass die Erkenntnisse über den Einfluss des Rauchens auf die apikale<br />
Parodontitis widersprüchlich sind. Dementsprechend könne daher<br />
ähnlich wie für die Parodontologie auch hier ein Programm zu Raucherentwöhnung<br />
sinnvoll sein. (Duncan & Ford, 2006). Zum gleichen Schluss<br />
kam auch eine Analyse von Aminoshariae et al. aus dem Jahr 2020. Zwei<br />
Metaanalysen aus dem Jahr 2020 (Cabanillas-Balsera et al. 2020 (A)<br />
und Cabanillas-Balsera et al. 2020 (B) zeigten sowohl beim Risiko für<br />
die Extraktion gefüllter Zähne (root filled tooth extraction, RTF) als auch<br />
für periapikale Läsionen einen kleinen, aber statistisch signifikanten Zusammenhang<br />
mit dem Rauchen von Tabakprodukten auf. Obwohl die<br />
Autoren auf Schwächen der Datenbasis hinweisen, bewerten sie Rauchen<br />
als negativen prognostischen Faktor für den Erfolg von endodonti-<br />
www.facebook.com/<strong>recall</strong>magazin